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  1. #1 Zitieren
    Nyrene
    Gast
    @Fed
    Thread eröffnet.


    Um andere Threads zu entlassen. Hier soll ein Treffpunkt sein, wo wir "Fachsimpler" uns über die falsche Darstellung von Waffen und Rüstungen, in Hollywood Filmen aufregen.
    Aber auch um uns auszutauschen, über die Waffen und Rüstungstechniken der Antike und des europäischen Mittelalters. Wir begrüßen auch Beiträge, wo jemand etwas über andere Kulturen und Zeitepochen beisteuern kann. Wie etwa das japanische Mittelalter.

    Schwerpunkt soll aber Waffentechnologie und Kriegswesen bleiben.
    Und gerne können Interessierte dazu auch Fragen stellen, hier in dem Thread.

    Ich fange auch gleich konstruktiv an. Und "debunke" mal einen Hollywood Mythos.

    Mythos Nummer 1.
    "Rüstungen boten kaum Schutz, wurden immer von Pfeilen durchschlagen. Bestanden aus Aluminum oder mit Stahlfarbe angemaltem Backpapier... Und wurden nur getragen, um darin ...beeindruckend auszusehen."

    Habe es ja bereits mehrfach angesprochen, so nebenbei.
    Fakt ist. Eine ordentliche Rüstung bot ihrem Träger sehr guten Schutz und schränkte dessen Beweglichkeit kaum ein. Denn wenn er sich eine solche leisten konnte, war er es auch gewöhnt darin zu kämpfen. Meist schon ab dem Alter, als er in die Lehre zum Knappen aufgenommen wurde.
    Man konnte auch in schweren Plattenrüstungen problemlos selbst aufstehen, und auf das eigene Pferd steigen. Und sogar "schnell" laufen.
    Was gelegentlich Probleme bereiten konnte, war die Hitzeentwicklung, an sehr heißen Sommertagen. Und wenn die Sonne hochstand. Vor allem wenn eine Schlacht länger dauerte.

    Deshalb war es auch die Aufgabe, eines Knappen, für seinen Herrn für Abkühlung zu sorgen.
    Eine Rüstung lässt sich, mit Hilfe des Knappen, sehr schnell ausziehen. Teilweise unter 5 Sekunden. Zumindest was den Hauptteil anbelangt. Und wenn der Träger seine Notdurft verrichten oder sich eben erfrischen musste.
    Was sehr wohl auch während einer laufenden Schlacht möglich gewesen ist. Wenn der Ritter nicht gerade mitten im "Charge" (Sturmangriff) gewesen ist.
    Da Schlachten nicht dieses völlig falsch dargestellte, dumme ineinander Gerenne gewesen sind. Wie etwa die Schlacht von Ostagar, bei DA:O

    Eine Schlacht war eher ein taktisches Abtasten. Angreifen, versuchen die Formation des Feindes zu durchbrechen. Wieder in Formation. Wieder Angreifen, abtasten etc und immer so weiter.
    Stellt es euch wirklich eher so vor, wie ein Football Spiel. Anstatt dieses schreiende Chaos, aus den Hollywood Filmen.

    Aber zurück, zur Rüstung und deren Schutzwirkung.
    Im Mittelalter gab es (fast) keine stehenden Heere. Brauchte man eine Armee, wurden Adelige und Burgherren dazu aufgerufen "Aushebungen zu veranlassen." Je nach Besitz und Land, gab es dann den Befehl. "Sir Thomas, findet euch bis zum *Datum einfügen* in .... ein. Und bringt nicht weniger als 5 Bewaffnete mit."

    Bei diesen Bewaffneten handelte es sich nicht selten um einfache Bauern. Diese erhielten einen einfachen, militärischen Drill. Damit sie zumindest in der Lage waren sich zu verteidigen.
    Wenn es sich um unfreie Bauern handelte, die der Lord jederzeit zum Kriegsdienst zwingen konnte.
    Dann war auch der Lord für die Ausrüstung zuständig. Meldete sich ein freier Bauer, gegen Bezahlung zum Kriegsdienst. So war dieser selbst für seine Ausrüstung zuständig.
    Auch gab es Söldner, die davon lebten sich regelmäßig für jemand anderen zum Kriegsdienst zu verpflichten. Für eine angemessene Bezahlung. Und welche ebenfalls selbst für ihre Ausrüstung zuständig gewesen sind.

    Die durchschnittliche Ausrüstung, eines einfachen Bewaffneten. Bestand im "Frühmittelalter" meist aus allen möglichen Waffen. Kleine Äxte, einfacher Schild, Keulen, Dolche. Mistgabeln und manchmal auch Feuerhaken. Helme waren relativ billig, weshalb selbst einfache Soldaten meist schlichte Eisenhelme oder einfache Hauben trugen. Um zumindest ihren Kopf schützen zu können.
    Ebenso trugen sehr viele, einfache Bewaffnete zumindest einen einfachen Gambeson.
    Welcher durchaus schon einigen Schutz bot. Und sogar mal den ein oder anderem Pfeil standhielt.
    (Je nach Qualität, des Gambeson)

    Info Gambeson: Eine Stoffrüstung. Erinnert ein bisschen an diese hässlichen Steppjacken, die warum auch immer so modern geworden sind.
    Gefüllt waren diese meistens mit Pferdehaar oder Daunen.
    Anmerkung: Vergesst Lederrüstungen, wie wir sie aus Dungeons and Dragons Spielen kennen. Oder auch aus Dragon Age. Die waren seltene, exotische Ausnahmen im europäischen Mittelalter. Und kamen nicht in großer Anzahl zur Anwendung.

    Bogenschützen. Waren deutlich teurer in der Ausbildung, als ein normaler Bewaffneter.
    Auch sie trugen meist einfache Helme und einen Gambeson. Sowie eine kleine Axt oder einen Dolch für den Nahkampf.
    Vergesst hier bitte gleich zwei Dinge. Feuerpfeile und Pfeilhagel. Diese sind reiner Hollywood Mythos. Es kam bei einem Bogenschützen nicht darauf an, seinen Köcher möglichst schnell leer zu schießen. Sondern den Gegner aus gesicherten Stellungen heraus, zu attackieren. Und möglichst den Feind aus der Flanke heraus anzugreifen. Wobei Bogenschützen eher gezielt versucht haben, Schwachstellen in der Rüstung bewaffneter Gegner anzugreifen.

    Ritter.
    Die Kriegerelite, des europäischen Mittelalters.
    Im Gegensatz zum einfachen Bauern, der mal eben schnell gedrillt wurde und eine Waffe in die Hand gedrückt bekam. Trainierte ein Ritter jeden Tag den bewaffneten Kampf. Sowohl zu Pferd, als auch zu Fuß. Gab es gerade keine Schlachten zu schlagen, stand meist die Turnier Saison an.
    Der Tjost (Lanzenstechen) ist hierbei eine zur Attraktion verkommene, spätere Variante, die wir meist aus Filmen kennen. Die ursprünglichen Ritterturniere, waren deutlich archaischer und brutaler. Auf einer Fläche von mehreren Fußballfeldern, verbündeten sich Ritter miteinander und bildeten Teams. Um gegnerische Ritter gefangenzunehmen und zu überwältigen.
    Daraufhin gab der "Gefangene" sein Wort, gegenüber seinem Gegner. Und musste sich diesem gegenüber frei kaufen. Gute Turnierritter verdienten sich dabei schnell hunderte von Pferden...das ein oder andere Burgfräulein, Ausrüstung und Geld. Wodurch die wirklich erfolgreichen Ritter sich schnell ein Vermögen verdienten.

    Anmerkung: Als erfolgreichster Turnierritter aller Zeiten, gilt William Marshal. Und viele Historiker halten ihn für das historische Vorbild, für Sir Lancelot, den unbesiegbaren Ritter.
    Marshal gewann in seiner Karriere das Lösegeld für mehr als 500 besiegte Ritter. Und außerdem...188 Ritterfräulein als Preis...
    Er ist außerdem der Einzige, dem es gelang Richard Plantagenet in einem Ritterturnier zu besiegen.
    Worauf hin dieser Marshal zu seinem Lord Regenten ernannte.
    Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt dass Richard Löwenherz selbst als unbesiegbarer Zweikämpfer galt. Mit dem sich keiner seiner Feinde im Zweikampf zu messen wagte, selbst während der Kreuzzüge.

    Die Ausbildung eines Ritters begann als Knappe. Bereits im Alter von 7 Jahren.
    (Ein Knappe verbleibt der "Auszubildende" bis zu seinem Ritterschlag, und dem Erhalt der Ritterwürde.)

    Bereits in dieser Zeit lernte der Knappe den Kampf. Mit Schwert und Schild, in Rüstung und ohne.
    Den waffenlosen "Ringkampf". In seiner Effektivität den waffenlosen Nahkampftechniken japanischer Samurai ebenbürtig.
    Und vor allem auch den Kampf zu Pferd, mit der Lanze.

    Schutzwirkung von Rüstungen.
    Im Frühmittelalter bestand die Rüstung und Ausrüstung eines Ritters aus.
    Kettenrüstung. Vergesst den Begriff "Kettenhemd" er ist historisch falsch.
    Einen eisernen Helm. Einem Schild, Schwert und Lanze.
    Unter der Kettenrüstung wurde außerdem ein Gambeson getragen.
    Bereits diese Ausrüstung schützte sehr gut, gegen Schwerthiebe und Pfeile.
    Wobei sich die Ritter gegen Pfeile zusätzlich mit dem Schild schützten.
    Beim Hauptangriff der Ritter, wird die Lanze unter dem Arm eingelegt.
    Und bei Angriff und Aufschlag, wird einzig und allein die kinetische Energie des Pferdes genutzt.
    Dabei kam es nicht selten vor, dass so ein Angriff den Gegner völlig aufspießte. Selbst wenn er eine Kettenrüstung trug.
    Etwas anfälliger waren Ritter gegen Armbrüste. Jedoch darf man auch hier nicht davon ausgehen, dass jeder Schuss automatisch die Rüstung durschlagen hat. Nicht selten dürften die Bolzen im Gambeson + Kettenrüstung stecken geblieben sein.

    Im Hoch und Spätmittelalter änderte sich die Ausrüstung der Ritter etwas.
    Allmählich entwickelte sich der uns bekannte Plattenharnisch. Ging man zunächst noch dazu über, auf dem ursprünglichen Kettenpanzer aufzubauen. Und diesen mit Brustplatten zu verstärken.
    So waren die Ritter bald nahezu vollständig von Plattenrüstung bedeckt.

    Diese bot einen hervorragenden Schutz. So gut, dass Ritter dazu übergingen auf den Schild gänzlich zu verzichten. Und das "Langschwert" etablierte sich, als Standartwaffe der Ritter, für den Nahkampf. Vom Pferderücken kämpfte man nach wie vor mit der Lanze.

    Das historische, mittelalterliche Langschwert wird dabei "Beidhändig" geführt.
    Gegen die Plattenrüstung der Ritter, waren die meisten, einfachen Waffen nahezu wirkungslos.
    Selbst Pfeile und Armbrustbolzen hinterließen nicht mehr, als dicke Kratzer. Und selbst wenn, es mal einen Durchschlag gab. So blieben die Geschosse meist im Gambeson stecken und der Ritter kämpfte fröhlich weiter.
    Die Klinge eines Schwertes, auch des Langschwertes ist gegen Plattenrüstung völlig nutzlos.
    Hier gibt es einige spezielle Kampftechniken, überliefert aus historischen Fechtbüchern.
    Mit denen man aber trotzdem gegen einen gepanzerten Gegner bestehen kann.
    Etwa durch dass verwenden des großen Knauf, des Langschwertes. Mit dem man dem Gegner auf den Schädel schlagen und somit ein physisches Trauma auslösen kann.
    Oder durch "Fechten mit halbem Schwert". Hierbei greift der Ritter in den unteren Teil, seiner eigenen Klinge, um für bessere Führung und Balance zu sorgen. Dann versucht er diese in Schwachstellen zu treiben, die sich an der Rüstung des Gegners befinden. Helmvisier, unter den Achseln.

    Auch war es möglich, den Gegner im waffenlosen Nahkampf niederzuringen und ihm einen Scheibendolch durch das Visier oder in die Achseln zu stoßen.

    Anmerkung: Es gab jedoch eine Ausnahme, bei der auch im Hoch und Spätmittelalter Ritter in Plattenrüstung noch zum Schild griffen. Nämlich wenn es Kavallerie gegen Kavallerie ging.
    Der Stoß einer Lanze ist so heftig, vom Pferderücken aus, dass er selbst einen Plattenpanzer durchstoßen kann. Weshalb Ritter hier meist zusätzlich zum Schild griffe, um die Lanze parieren zu können.

    Übrigens Fun Fact.
    Die ersten Feuerwaffen konnten die Plattenrüstung von Rittern nicht beziehungsweise nur selten durchschlagen. Die Bleikugeln waren zu weich, und blieben im Plattenpanzer stechen.
    Erst als sich immer bessere Feuerwaffen durchsetzten, und diese immer durchschlagskräftiger wurden, endete die Ära der Ritter endgültig.
    Hauptsächlich setzten sich Feuerwaffen jedoch deshalb so schnell durch, weil man mit ihnen schnell viele Soldaten bewaffnen konnte. Und die Ausbildung deutlich einfacher gewesen ist, als etwa am Langbogen oder der Armbrust.


    Und....verdammt, wenn ich einmal drin bin schreibe ich viel zu viel.
    Warum hindert mich keiner daran?


    Worüber würdet ihr gerne als nächstes etwas erfahren?

    Schlachten im Mittelalter. Wie etwa Azincourt, und warum der Langbogen keine Superwaffe gewesen ist, die diese Schlacht im Alleingang entschieden hat, sondern andere Faktoren noch eine Rolle spielten?

    Die Schottischen Unabhängigkeitskriege. Wie die Schotten als Erste den (englischen) Rittern mit Cleverness und Schiltrons Probleme bereiteten?
  2. #2 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Goldberg070
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    Habe gerade alles durchgelesen und auch tatsächlich ein paar neue Sachen dazu gelernt. Was mir neu war ist, dass solche Taktiken wie der Pfeilhagel kaum eingesetzt wurden. Ich hatte eher gedacht, dass das die Engländer gerne gemacht machen. Allerdings ist es auch wieder eine Sache, wie man den Begriff "Pfeilhagel" sieht. Ich hab mal ein wenig gegoogelt und bei der Schlacht bei Crécy 1346 soll das englische Heer weitgehend aus Bogenschützen bestanden haben, die den Feinden ziemlich zugesetzt haben. Aber ob mit "Pfeilhagel" einfach nur die schiere Menge an Bogenschützen gemeint war, oder ob der Hagel als taktische Maßnahme nach dem Motto "wir schießen jetzt alles in die Luft und hoffen, wir treffen was" benutzt wurde, ging nicht ganz daraus hervor.

    Jedenfalls ein wahnsinnig interessantes Thema.
    Das Fell wird dünner und leerer der Becher, der Zaubertrank wirkt nur noch schwer.
    Der Kummer ist tiefer, der Trost scheint schwächer und es heilt nicht alles mehr.
    Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben? Was machte Erkenntnis daraus?
    Manchmal wünscht' ich, es wär nochmal Viertel vor Sieben und ich wünschte, ich käme nach Haus.
    Goldberg070 ist offline
  3. #3 Zitieren
    Legende Avatar von RainStorm
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    RainStorm ist offline
  4. #4 Zitieren
    Nyrene
    Gast
    Zitat Zitat von Goldberg070 Beitrag anzeigen
    Habe gerade alles durchgelesen und auch tatsächlich ein paar neue Sachen dazu gelernt. Was mir neu war ist, dass solche Taktiken wie der Pfeilhagel kaum eingesetzt wurden. Ich hatte eher gedacht, dass das die Engländer gerne gemacht machen. Allerdings ist es auch wieder eine Sache, wie man den Begriff "Pfeilhagel" sieht. Ich hab mal ein wenig gegoogelt und bei der Schlacht bei Crécy 1346 soll das englische Heer weitgehend aus Bogenschützen bestanden haben, die den Feinden ziemlich zugesetzt haben. Aber ob mit "Pfeilhagel" einfach nur die schiere Menge an Bogenschützen gemeint war, oder ob der Hagel als taktische Maßnahme nach dem Motto "wir schießen jetzt alles in die Luft und hoffen, wir treffen was" benutzt wurde, ging nicht ganz daraus hervor.

    Jedenfalls ein wahnsinnig interessantes Thema.
    Mit Pfeilhagel ist die schiere Menge an Bogenschützen gemeint. Dieses..."Wir schießen in die Luft und hoffen irgendwas zu treffen" wie in Braveheart oder anderen Filmen, gab es so nicht.
    Gibt dazu auch Tests. Die Pfeile würden durch diese Flugbahn und den Aufprallwinkel viel zu viel kinetische Energie einbüßen.
    Ist genau so ein Hollywood Mythos, wie, Geschosse fliegen durch Wasser wie durch Luft.. ^^

    Oder eben Feuerpfeile. Dazu gibt es ebenfalls Tests und sogar YouTube Videos.
    Das Feuer geht aus, durch die Kraft des Windstoßes beim Abschuss.
    Ja, man könnte mit brennenden Substanzen nachhelfen, aber dann verbrennt der Pfeil, außerdem können die auch abfallen, im Flug. Und selbst wenn, so ein Pfeil in der Plattenrüstung eines Ritters stecken bliebe. Der klopft den aus und fertig. ^^

    Diese Schlacht "Crécy ist übrigens deshalb in die Geschichte eingegangen. Weil solche Siege eben eher ungewöhnlich gewesen sind. Es kommen aber noch andere Fakten hinzu.
    Das englische Heer bestand aus erprobten Veteranen. Die französischen Heeresführer waren untereinander so sehr zerstritten, dass sie sich über die Farbe von Scheiße gestritten hätten. xD

    Und es gab grobe, taktische Fehler auf französischer Seite.
    Außerdem hatten die Engländer auch noch Ritter dabei.

    @RainStorm
    Danke.
  5. #5 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Fed
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    Sehr informativ. Respekt

    Ich werde nun ein paar Fakten zur Antike beisteuern.

    Die meisten Heere der Antike bestanden aus Söldnern, Rom hingegen hatte ein Bürgerheer, was sich positiv auf dessen Kampfkraft auswirkte und letztlich auch den Ausschlag im Kampf gegen die Punier gab. Zwar verfügte Kathargo über Geldmittel und zahlreiche Söldner, jedoch war die Opfer und Kampfbereitschaft bei den Römern ungleich größer.

    Roms Soldaten waren bis zur mittleren Republik eher wohlhabende Männer, da Wehrpflicht und politische Teilhabe Hand in Hand gingen. Zudem musste die Ausrüstung selbst gestellt werden. Während die römische Armee ursprünglich über Lasttiere für die Ausrüstung verfügte wurde dies wegen mangelnder Flexibilität abgeschafft und die Legionäre mussten die "läppischen" 50 Kg Marschgepäck selber tragen, daher wurden sie bald selbst als Lasttiere bezeichnet.

    Generell durchlief die Legion zahlreiche Reformen und mit Expansion des Reiches fand eine "Proletarisierung" der Streitkräfte statt

    Der Ritter hat übrigens auch seinen Ursprung in Rom: Die equites (Reiter/Ritter)waren sehr wohlhabende berittene Soldaten (Pferd musste wieder selbst bezahlt werden)

    Interessant ist auch, dass die römsiche Reiterei bei ihren Pferden geschlafen hat. Die Nasen waren damals ein Stückchen weit unempfindlicher
    Passend dazu, einer kleiner Funfact: Die öffentliche Urinale Roms hatte direkte Leistungssysteme zu den Wäschereien, die mit dem desinfizierenden Urin die Kleidung der römischen Bürger gereinigt haben. Man kann sich also die Geruchskulisse lebhaft vorstellen. Nichts für moderne Nasen.

    Ein weiterer Funfact: Rom war auch schon eine Wegwerfgesellschaft und einer der Hügel Roms ist eine Müllhalde von Einwegamphoren

    Auch ein interessanter Aspekt: In der Spätantike war die Wehrbereitschaft der römischen jungen Männer so gesunken, dass sie sich die Daumen abschnitten um sich vom Wehrdienst drücken zu können.


    Fortsetzung folgt...
    Fed ist offline
  6. #6 Zitieren
    Nyrene
    Gast
    Zitat Zitat von Fed Beitrag anzeigen
    Sehr informativ. Respekt

    Ich werde nun ein paar Fakten zur Antike beisteuern.

    Die meisten Heere der Antike bestanden aus Söldnern, Rom hingegen hatte ein Bürgerheer, was sich positiv auf dessen Kampfkraft auswirkte und letztlich auch den Ausschlag im Kampf gegen die Punier gab. Zwar verfügte Kathargo über Geldmittel und zahlreiche Söldner, jedoch war die Opfer und Kampfbereitschaft bei den Römern ungleich größer.

    Roms Soldaten waren bis zur mittleren Republik eher wohlhabende Männer, da Wehrpflicht und politische Teilhabe Hand in Hand gingen. Zudem musste die Ausrüstung selbst gestellt werden. Während die römische Armee ursprünglich über Lasttiere für die Ausrüstung verfügte wurde dies wegen mangelnder Flexibilität abgeschafft und die Legionäre mussten die "läppischen" 50 Kg Marschgepäck selber tragen, daher wurden sie bald selbst als Lasttiere bezeichnet.

    Generell durchlief die Legion zahlreiche Reformen und mit Expansion des Reiches fand eine "Proletarisierung" der Streitkräfte statt

    Der Ritter hat übrigens auch seinen Ursprung in Rom: Die equites (Reiter/Ritter)waren sehr wohlhabende berittene Soldaten (Pferd musste wieder selbst bezahlt werden)

    Interessant ist auch, dass die römsiche Reiterei bei ihren Pferden geschlafen hat. Die Nasen waren damals ein Stückchen weit unempfindlicher
    Passend dazu, einer kleiner Funfact: Die öffentliche Urinale Roms hatte direkte Leistungssysteme zu den Wäschereien, die mit dem desinfizierenden Urin die Kleidung der römischen Bürger gereinigt haben. Man kann sich also die Geruchskulisse lebhaft vorstellen. Nichts für moderne Nasen.

    Ein weiterer Funfact: Rom war auch schon eine Wegwerfgesellschaft und einer der Hügel Roms ist eine Müllhalde von Einwegamphoren

    Auch ein interessanter Aspekt: In der Spätantike war die Wehrbereitschaft der römischen jungen Männer so gesunken, dass sie sich die Daumen abschnitten um sich vom Wehrdienst drücken zu können.


    Fortsetzung folgt...

    Sehr informativ. Danke für den Beitrag.

    Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass man den Urin irgendwie zum Färben oder Gerben benutzt hat.
    Aber die Menschen und ihre Nasen waren in früheren Zeiten deutlich abgestumpfter, als wir heute, ja. Wobei es auch nicht so viele Allergien gab, muss man sagen. Die sind eine traurige Erscheinung unserer Moderne.

    Und als unhygienisch sollte man Antike und Mittelalter auch nicht bezeichnen. Dass sind Fehler, die Laien gerne machen. Sicher, nach unseren heutigen Standarts war es unhygienisch.
    Aber immerhin hatten die Römer ihre Badekultur, welche im Mittelalter übernommen worden ist, was viele gar nicht wissen. Erst in der Renaissance ließ der Hygienestandart nach. Weil man fälschlicherweise davon ausging, dass Wasser die Geschlechtskrankheiten Syphilis und Tripper übertragen könnte. Kam übrigens daher, dass der Papst an der Syphilis erkrankte.
    Ja, und da der Papst ja "immun gegen Sex" ist....konnte er die Krankheit ja nur daher haben.


    Dazu ein kleiner Fun Fact: Wenn jemand euch gegenüber jemals behauptet, er habe sich einen Tripper geholt. Von einer unsauberen Toilette.... dann lügt er, und ist euch oder einer Freundin/Freund fremdgegangen.
    Tripper kann sich nur durch direkte Tröpfcheninfektion übertragen, da der Erreger an der Luft nur Bruchteile von Sekunden überlebt. Eine Infektion über anderem Wege, als Geschlechtsverkehr ist ausgeschlossen.
  7. #7 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Fed
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    Zitat Zitat von Nyrene Beitrag anzeigen
    Sehr informativ. Danke für den Beitrag.

    Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass man den Urin irgendwie zum Färben oder Gerben benutzt hat.
    Aber die Menschen und ihre Nasen waren in früheren Zeiten deutlich abgestumpfter, als wir heute, ja. Wobei es auch nicht so viele Allergien gab, muss man sagen. Die sind eine traurige Erscheinung unserer Moderne.

    Und als unhygienisch sollte man Antike und Mittelalter auch nicht bezeichnen. Dass sind Fehler, die Laien gerne machen. Sicher, nach unseren heutigen Standarts war es unhygienisch.
    Aber immerhin hatten die Römer ihre Badekultur, welche im Mittelalter übernommen worden ist, was viele gar nicht wissen. Erst in der Renaissance ließ der Hygienestandart nach. Weil man fälschlicherweise davon ausging, dass Wasser die Geschlechtskrankheiten Syphilis und Tripper übertragen könnte. Kam übrigens daher, dass der Papst an der Syphilis erkrankte.
    Ja, und da der Papst ja "immun gegen Sex" ist....konnte er die Krankheit ja nur daher haben.


    Dazu ein kleiner Fun Fact: Wenn jemand euch gegenüber jemals behauptet, er habe sich einen Tripper geholt. Von einer unsauberen Toilette.... dann lügt er, und ist euch oder einer Freundin/Freund fremdgegangen.
    Tripper kann sich nur durch direkte Tröpfcheninfektion übertragen, da der Erreger an der Luft nur Bruchteile von Sekunden überlebt. Eine Infektion über anderem Wege, als Geschlechtsverkehr ist ausgeschlossen.
    Ja, das stimmt mit den Gerbereien. Aber Gerbereien waren sogar den Menschen von damals zu viel, was den Gestank betraf

    Die Thermen der Römer waren außerdem der Anlaufpunkt Nummer 1, wenn man jemanden aufreißen wollte. Ovid hat sogar ein Buch darüber geschrieben und wurde dafür von Augustus aus der Stadt gekickt. Er verbannte ihn auf eine abgelegene griechische Insel und Ovid schrieb Augustus regelmäßig und bettelte darum wieder zurückkehren zu dürfen. Für den Städter Ovid aus der pulsierenden Metropole Rom war das ländliche Leben natürlich ein Kulturschock. Augustus blieb aber hart. Was lernen wir daraus: Verscherz es Dir nicht mit dem Kaiser

    Das mit dem Tripper ist ja interessant. Das wusste ich gar nicht. Wieder was gelernt
    Fed ist offline
  8. #8 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Goldberg070
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    Zitat Zitat von Nyrene Beitrag anzeigen
    Dazu ein kleiner Fun Fact: Wenn jemand euch gegenüber jemals behauptet, er habe sich einen Tripper geholt. Von einer unsauberen Toilette.... dann lügt er, und ist euch oder einer Freundin/Freund fremdgegangen.
    Tripper kann sich nur durch direkte Tröpfcheninfektion übertragen, da der Erreger an der Luft nur Bruchteile von Sekunden überlebt. Eine Infektion über anderem Wege, als Geschlechtsverkehr ist ausgeschlossen.
    Gummis helfen da auch bei der Vorbeugung. Schon in Link's Awakening hieß es "nie ohne Kondom"
    Das Fell wird dünner und leerer der Becher, der Zaubertrank wirkt nur noch schwer.
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    Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben? Was machte Erkenntnis daraus?
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    Goldberg070 ist offline

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