Zitat von
Harbinger
Ich hab Anfang diesen Jahres mal eine Kampagne Apocalypse World (basierend auf PbtA) gespielt und... hm, bin nach wie vor zwiegespalten. Anfangs war ich recht angetan von den klar strukturierten Regeln mit deutlich festgelegten Konsequenzen eines jeden Wurfs und der Tatsache, dass der "Besitz" von spezialisierten Moves Charaktere recht klar voneinander abgrenzt. Aber je länger wir es gespielt haben, desto mehr hat mich die ganze Sache genervt. Ich empfand die Charakterentwicklung als zu sehr gerailroadet, das allgemeine "Feeling" der Charaktere sehr unbefriedigend (ich hab einfach die ganze Kampagne über kein Gefühl dafür entwickelt, wozu mein Charakter überhaupt fähig ist) und das Würfelsystem an sich letztlich sehr einengend. Jeder Wurf fühlte sich so an, als würde er eine fünfminütige Cutscene auslösen, in der alles vorprogrammiert ist und mein Charakter nicht mehr frei handeln kann. Zudem hat mich die Flut an NPCs ein wenig genervt. Weiß nicht, ob das immer ein Markenzeichen von AW ist oder eher an unserer Wahl von Playbooks lag (ich war Hocus, die beiden anderen Charaktere Savvyhead und Maestro D', alles Klassen die ein wenig Entourage mitbringen), aber da das Spiel sich ja damit brüstet, dass es um Beziehungen zwischen seltsamen Charakteren in seltsamen Zeiten geht, ist ein gewisser Pool an Figuren wohl nötig... Die Kampagne hat durchaus Spaß gemacht, aber eher trotz des Regelsystems als deswegen. Aber irgend was muss ja dran sein, viele Leute scheinen es zu mögen. Eh.
Savage Worlds hab ich mich auch letztens in einer Runde wiedergefunden, geleitet vom Lektor der neuen deutschen Ausgabe, die so jetzt ungefähr(?) rauskommen sollte. Ich hatte auch die Traveller's Edition schon eine Weile im Schrank und war prinzipiell relativ angetan davon. Und ja, war nett. Ich bin nach wie vor deutlich größerer Fan von Pool-Würfelsystemen und welchen, in denen Fähigkeiten logischer "abgeleitet" werden als diese, in denen man ständig Savants erstellt, aber es hat sich flott gespielt und war an sich relativ intuitiv. Ich sollte mich mal dringend weiter in dieser Richtung orientieren, immerhin basiert ja auch Deadlands darauf und als riesiger Fan von Doomtown wäre das sicher was für mich.
Ansonsten hab ich in letzter Zeit einige Runden Ten Candles geleitet. Ich bin immer noch fasziniert davon, wie wenig kaputtbar das System ist und wie oft man damit trotz der relativ eingeschränkten Möglichkeiten Spaß haben kann. War bislang jedenfalls noch keine Runde dabei, die nicht irgendwie memorabel gewesen wäre. Spielertechnisch hab ich gerade eine Lamentations Of The Flame Princess Runde am Laufen (mit den Leuten, mit denen ich vorher Apocalypse World gespielt habe). Weiß nicht, ob dieser OSR-Kram auf lange Sicht was für mich ist, ein bisschen dumm ist es schon, aber viel Spaß haben wir trotzdem jedes Mal. Und die Tatsache, dass die Heiterkeit am Spieltisch James Raggi IV. wahrscheinlich ziemlich anpissen würde, macht die Sache noch ein wenig amüsanter. Zumal mein Charakter, Theodor Drach ("Otto Knacke" war auch im Gespräch, den hebe ich mir aber für die nächste Runde Call Of Cthulhu auf), ein richtiges Herzchen ist. Hatte lange nicht mehr so viel Spaß an einem Char.