Nachdenklich legte sich der Blick der jungen Brünetten auf die Theke vor ihr. Nach dem Angriff auf die Citadel hatte sie diesen Abend irgendwie verdrängt, oder eher vermutet, dass er eh nicht zustande kommen würde. Aber da kannte sie ihren Chef schlecht. Konnte er im Café auch noch so ernst und professionell sein, wenn es um irgendwelche Feierlichkeiten ging, verwandelte er sich in ein pubertäres Monstrum. Die letzten drei Jahre hatte Peyton sich auch hervorragend von solchen Veranstaltungen fern halten können - der Tod ihrer Mutter und ihre Minderjährigkeit haben ihr da irgendwie in die Hände gespielt, aber damit war es nun vorbei. Davon einmal ab hatte ihr Bruder ebenso seine Finger im Spiel, schließlich sollte sie anfangen zu leben! Das die Citadel sich auch noch im Wiederaufbau befand schien auch keinen zu stören, man machte einfach weiter.
Die junge Brünette lehnte sich leicht nach vorne, ihre Arme stützten ihren Körper ab, während sie darauf wartete, dass der Barkeeper sich ihr zu wandte. Ein wenig Angst vor diesem Abend hatte sie ja schon. Schließlich war es quasi das erste Mal, dass sie Alkohol trank und ihr Chef - großmütig wie er war - gab die ersten 5 Getränke jedes Mitarbeiters aus; was er auch nur machen konnte, weil er nur 3 Mitarbeiter hatte. Bryna, eine großgewachsene Turianerin mit giftgrünen Augen und weißen Schuppen, gesellte sich zu Peyton, stieß ihr gegen die Schulter.
"Das ich das noch erleben darf - endlich die lang ersehnte Verstärkung gegen die Männer!", pfiff die ältere Turianerin und grinste die junge Brünette an. Peytons Grinsen war ein wenig gequält, was Bryna mit einem Augenrollen quittierte.
"Ach komm, ein bisschen Alkohol wird deinen Kopf und deine Hüfte Mal was lockern, Missy.", dann drehte die Ältere den Kopf leicht nach rechts, einen männlichen Turianer musternd der soeben das Purgatory betrat.
"Seine Hüfte werde ich später auch noch lockern..", knurrte sie, zwinkerte Peyton zu, welcher jedoch das Kinn quasi auf den Boden fiel.
"Viel.. Spaß, Bryna.. oder Erfolg..", lachte die 19jährige nervös. Ihre Kollegin wandte sich ihr wieder zu.
"Erfolg habe ich sowieso - Spaß reicht mir völlig. Aber erst einmal werden wir uns feiern - erst die Arbeit, dann das Vergnügen - huh?!", Peyton beneidete Bryna ein wenig um dieses Selbstbewusstsein, aber nur ein bisschen.
Endlich wandte sich der Barkeeper, ein Salarianer, ihr zu und fragte Peyton, was sie denn trinken wollen würde, als ihr Chef sich links von ihr meldete.
"Bloß nicht zurückhalten, Peyton.", grinste er und hob dann seinen Zeigefinger.
"Und keinen Tee!", Peyton nickte und bestellte sich blind ein Getränk von der Cocktailkarte. Der Salarianer auf der anderen Seite grinste, ehe er ihr das Getränk vor die Nase stellte. Es war unnatürlich grün-rot und ein langer gewundener Strohhalm steckte mit ein bisschen Obst dekorativ in dem relativ großen Glas. Peyton hob eine Augenbraue, ehe sie zwei Hände auf ihren Schultern spürte. Jon.
"Unersättlich, was?", erklang die Stimme des dritten Angestellten im Apollo und er schob sich zwischen Peyton und Bryna.
"Ey Bryna, hast du die Asari-Tänzerinnen oben gesehen? Heiß sag ich dir.", Jons Augenbrauen ruckten symbolisch nach oben und Bryna tätschelte dem jungen Mann die Schultern.
"Ich glaub die stehen nicht so auf Jungfrauen.", gespielt getroffen griff Jon sich ans Herz.
"AUTSCH!", Peyton lachte mit einem überraschten Ton auf und hielt sich dabei eine Hand vor dem Mund.
"Jetzt lacht auch noch unser Mauerblümchen über mich, danke Bryna.", kess zwinkerte Jon ihr zu, ehe er einen absurd roten Cocktail bestellte.
Als sie alle ein Getränk vor sich stehen hatten, stellte sich ihr Chef in die Mitte und hob sein Glas.
"Natüüüürlich werde ich euch jetzt noch ein paar warme Worte mit auf den Weg ins Delirium geben - also.. Ich weiß das wir alle in letzter Zeit viel mitgemacht haben, der Angriff auf die Citadel, die Überstunden um das Café wieder auf Vordermann zu bringen und bis hin zu kleinen Einbußen im letzten Gehalt weil meine Versicherung den Schaden nicht direkt zahlte. Danke dafür, Leute - ihr seid die besten.", mit den Worten stießen sie alle zusammen an und Ausrufe des Zuspruchs fielen, ehe jeder einen Zug aus seinem Glas nahm.
- 22 Uhr -
Der Bass pulsierte penetrant durch den Club während Peyton - mittlerweile den zweiten, kleineren Cocktrail in der Hand - die Treppen zur oberen Ebene des Purgatory nahm. Der erste Cocktail hatte ihr schon ein nervöses Kribbeln entlockt und der zweite arbeitete bereits an ihrem Gleichgewicht.
"Bis Nummer 5 komm ich glaub ich nicht.", sagte sie besorgt zu Bryna die ihr jedoch einen Arm um die Schultern legte.
"Wirst du, ich pass auf dich auf und bring dich Heim.", die Mandibeln der größeren Turianerin zuckten, ehe Jon die beiden Frauen von hinten nach oben schob.
"Hopp Hopp, die Tanzfläche wartet.", Peyton stolperte einen Schritt vorwärts, dann warf sie Bryna einen skeptischen Blick zu.
"Aber du wolltest doch jemanden abschleppen?", die junge Brünette wollte sich ungern von zwei brünftigen Turianern nach Hause bringen lassen.
"Mach dir Mal keinen Kopf.", grinste Bryna wieder, ehe sie vorlief und Jon auf die Tanzfläche zog. Peyton sah den beiden einen Moment zu, dann - sich an ihr Getränk klammernd - schob sie sich durch die Menge zur Theke, setzte sich auf einen der Barhocker und nahm einen Schluck von dem süßen Zeug.
Durch die Menge erblickte sie Bryna und Jon beim Tanzen und Peyton fragte sich einen Moment, ob die beiden einen Paarungstanz vollbrachten oder aber ein Battle. Die Blicke die sich die beiden zuwarfen waren schwer zu deuten, aber so genau wollte Peyton es auch gar nicht wissen. Die beiden waren eh schon immer am rumshakern, wieso nicht noch mehr, wenn der Alkohol die Zunge löst. Sich wieder abwendend, nahm Peyton noch einen Schluck aus ihrem Getränk und schlug die Beine übereinander.
"Ist deine Freundin mit dieser Witzfigur zusammen?", Peyton hob leicht eine Augenbraue während sich ihr Kopf leicht nach links drehte. Den Strohhalm im Mund und ein-zweimal blinzelnd betrachtete sie den Typen der sie da angequatscht hatte. Es war der Turianer den Bryna sich am Anfang des Abends ausgesucht hatte. Peyton schwieg und starrte, wahrscheinlich einen Moment zu lang.
"Hallo?", er wischte mit einer Hand vor ihren Augen hin und her.
"Glaube nicht - aber bin mir gerade auch unsicher.", antwortete Peyton ehrlich und wandte den Blick wieder ab, lehnte sich leicht an der Theke und nahm wieder einen Schluck. Komischer Typ. Aus dem Augenwinkeln bemerkte sie sein Nicken, seinen Blick auf das Paar ehe er sich ihr wieder zu wandte und sich zu ihr rüber lehnte.
"Und wie heißt du?", Peyton schaute wieder kritisch rüber.
"Wow, immer so skeptisch?", fragte er weiter und lehnte sich zurück.
"Peyton - und du?", damit drehte sie sich beschwingt Richtung Theke und bestellte sich ihren dritten Cocktail.
"Arto.", hörte sie die Stimme des Turianers welcher den Blick wieder auf Bryna und Jon richtete. Den neuen Drink in der Hand drehte Peyton sich wieder in Richtung der Tanzfläche.
"Also eigentlich... wollte sie deine Hüfte lockern und nicht Jons..", Peytons Stirn kräuselte sich dabei etwas und nahm wieder einen Schluck.
"Soll ich deine lockern?", die Worte des Turianers brachten die junge Frau zum Lachen.
"Ne, ich glaub die Körperkompatibilität von Mensch und Turianer ist zu gering.", noch ein Schluck.
"Du weißt schon, dass ich vom Tanzen rede oder?" -
"Oh.." -
"Aber das andere klappt auch, wenn man weiß wie." -
"Bitte keine weiteren Ausführungen." -
"Klemmi?" -
"Absolut."
- 23 Uhr -
Nachdem Peyton den dritten Cocktail hinuntergestürzt hatte - die Idee mit Arto zu tanzen kam ihr auf einmal sehr gut vor - fand sie sich mit dem Turianer auf der Tanzfläche wieder. Unsicher wippte sie von links nach rechts und sie glaubte so etwas wie Amüsement in den hellen Augen des Mannes zu erkennen.
"Du tanzt nicht gern?" -
"Geht so, komm nicht oft dazu." -
"Gehst du nicht oft aus?" -
"Heute das erste Mal." -
"Oh." -
"Ja... Oh. Außerdem wankt der Club auch ein bisschen.", Arto musste lachen und griff nach ihren Händen.
"Was ist mit Foxtrott? Den lernt doch jeder Mensch." -
"Wieso kann ein Turianer Foxtrott?" -
"Warum nicht?", damit führte er sie über die Tanzfläche. Peyton kannte den Tanz, ihr Vater hatte ihr den irgendwann einmal beigebracht, weshalb sie sich auch nach anfänglicher Unsicherheit irgendwann auch zum Beat des Clubs bewegen konnte. Aber die Cocktails taten auch ihr übriges, weshalb ihr relativ bald auch schwindelig von dem ganzen umherwirbeln wurde. Bryna und Jon wurden auf das ungleiche Paar aufmerksam und näherte sich im ähnlichen Stil den beiden und, so galant wie Peyton es ihrer Kollegin nicht zugetraut hätte, klatschte Bryna die junge Brünette ab. Peyton landete in den Armen von Jon und Bryna in Artos. Erleichtert ausatmend schaute sie Jon an.
"Theke?", fragte jener und sie nickte mit einem breiten grinsen.
"Ich habe Arto gesagt, dass Bryna seine Hüfte lockern will.", Peyton stützte ihren Kopf in einer Hand und seufzte.
"Das wird Bryna in ihrem Plan ja nur unterstützen. Mach dir keine Sorgen.", pfiff er fröhlich und bestellte zwei weitere Drinks.
"Wo ist eigentlich unser Chef?" -
"Keine Ahnung, eben hab ich ihn unten noch in Gesellschaft einer Asari gesehen." -
"Wieso kommt der an eine Asari?" -
"Vielleicht weil er sich nicht an Bryna reibt?" -
"Hm, okay. Lass ich gelten. Geht's dir gut?" -
"Ja, wieso?" -
"Och... nur so.", Peyton runzelte kurz die Stirn, ehe sie sich dem vierten Getränk zu wandte.
"Was ist das eigentlich zwischen dir und Bryna?" -
"Wir flirten nur gern, da ist nichts." -
"Also heizt ihr euch gegenseitig an um dann mit anderen..?" -
"So kann man es auch sagen." -
"Oh man.", die junge Brünette schüttelte lachend den Kopf und drehte sich zu dem tanzenden Turianer-Paar. Die Art und Weise wie sie miteinander umgingen, hatte sich deutlich verändert, wirkte wilder und ungezügelter. Peyton schaute wieder weg.
"Du scheinst einen guten Job gemacht zu haben." -
"Besser als du auf jeden Fall." -
"AUTSCH!", Peytons Mund blieb offen stehen, ehe sie wieder herzlich lachte. Jon legte einen Arm um ihre Schultern und lehnte sich gegen die Theke.
"Ach Peyton, du bist wie eine kleine Schwester, dich in die Welt der Partys einzuführen ist ja so aufregend! Willst du heute Abend schon auf der Plattform tanzen?" -
"Ich glaub die sind nur für die Tänzerinnen." -
"Ansichtssache." -
"Bitte nicht." -
"Sicher?" -
"Ja, verdammt!" -
"Ja dann komm." -
"Warte... was?"
- 24 Uhr -
Peyton stand neben Jon der seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Tänzerin einredete. Jedes Mal wenn ihre Plattform in erreichbarer Nähe kam, sprach er weiter. Die Asari ignorierte ihn - Peyton vermutete fast, dass jene glaubte das Jon ihr zum wiederholten Male Avancen machte.
"Ach komm, lass uns wieder gehen.", nuschelte die junge Brünette mit einem flehenden Tonfall in der Stimme, den vierten Drink nun mehr als deutlich in ihrem Kopf spürend. Bryna trat rettend an ihre Seite.
"Oh, ich glaube Peyton will ihren letzten Drink und dann nach Hause.", sprach sie eindringlich, Arto artig Beifuß habend.
"Ich hätte auch nichts dagegen direkt nach Hause zu gehen.", lallte die junge Frau und betrachtete die beiden Turianer.
"Und ihr wahrscheinlich auch nicht.". Jon gab es auf.
"Dann beim nächsten Mal, Peyton." -
"Versprochen!" -
"Darauf nagel ich dich fest, ich hoffe das weißt du." -
"Vermutlich."
- 01 Uhr -
"Arto, du müsstest Peytons Wohnung sehen, vor allem ihr Bett.", Peyton runzelte die Stirn als sie, gegen ihre Tür gelehnt versuchte jene zu öffnen.
"Zeig ihm doch lieber deins.", nuschelte die junge Frau, ehe sie Brynas Hand an ihrer Schulter spürte.
"Komm schon." -
"Wie komm schon?" -
"Das ist noch so weit." -
"Ernsthaft?" -
"Ernsthaft.", Peyton schaute ihre Freundin skeptisch an.
"Aber... Wo soll ich hin?" -
"Couch?" -
"Dünne Wände." -
"Vielleicht lernst du ja noch was!" -
"Ich will das nicht lernen." -
"Bitte, Peyton - dein Bett ist..." -
"..danach am Arsch.", endlich ging die Tür auf und die 19jährige stolperte in ihre Wohnung.
"Gute Nacht ihr Zwei!", damit fiel die Türe wieder ins Schloss. Peyton lehnte einen Moment noch dagegen, dann wankte sie durch ihre Wohnung und ließ sich auf ihre Couch plumpsen. Hatte Bryna sie gerade wirklich darum gebeten in ihrer Wohnung einen Kerl abzuschleppen?
"Oh man...", seufzte sie, ließ sich auf das weiche Polster fallen und schlief direkt ein.