Edit: Mods, bitte den Schreibfehler im Titel korrigieren.
Im Zuge der Ermittlungen und der zahlreichen parlamentarischen Untersuchungsausschüsse um das islamistische Attentat auf den Breitscheidplatz kam es zu etlichen offensichtlichen Vertuschungen durch den tiefen Staat, die Ermittlungsbehörden und Geheimdienste, die so ihre Rolle im Vorfeld des Anschlages vertuschen wollen.
Amri und sein Umfeld wurden - vor dem Anschlag - von mindestens sieben (!) deutschen Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten überwacht. Ausländische Behörden wie der marokkanische Geheimdienst hatten ebenfalls Kontaktpersonen im Umfeld.
Trotzdem wurde der Anschlag nicht verhindert. Er hätte verhindert werden können.
Im Zuge der nachfolgenden Ermittlungen und Untersuchungsausschüsse versuchen das politische Establishment (vor allem CDU, SPD und FDP) zusammen mit den Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten die Aufklärung zu verhindern, und untergraben ganz bewusst und gezielt die parlamentarische Kontrolle.
Hierbei kam es zu Dutzenden skandalösen Vorfällen, die hier nochmal dankenswerterweise zusammengefasst werden. Ist ein langer Text, und eine lange Aneinanderreihung von Unerklärlichkeiten, offensichtlichen Vertuschungen, Behinderungen der parlamentarischen Kontrolle, Verhinderungen der Aufklärung, Lügen und Verzerrungen, sowie skandalösen Vorfällen, die an der Kontrollfähigkeit der parlamentarischen Demokratie zweifeln lassen. Lesen lohnt sich.
Wenn ihr euer Vertrauen in den bundesdeutschen Rechtsstaat aber nicht nachhaltig schädigen wollt, dann lest das lieber nicht und verschließt die Augen vor der empörenden Realität. Ich würde das gern zusammenfassen, aber der lange Text ist bereits eine Zusammenfassung...
https://www.heise.de/tp/features/Der...3.html?seite=3Der Amri-Komplex: Anatomie eines Terroranschlages
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Die Szene und ihre Gruppen standen unter intensiver Beobachtung der wesentlichen Organe des Sicherheitsapparates. Meist ging es um den Verdacht der Vorbereitung sogenannter staatsgefährdender Gewalttaten (§ 89 a StGB, ein Joker-Paragraf) oder um Kontakte zu islamistischen Terrororganisationen oder zum Islamischen Staat (IS). Die Bundesanwaltschaft (BAW) führte zusammen mit dem Bundeskriminalamt (BKA) das Ermittlungsverfahren (EV) namens Eisbär gegen die Saidani-Gruppe. Dabei wurden mindestens zwei V-Leute des BKA eingesetzt. Ben Ammar wurde als sogenannter "Nachrichtenmittler", sprich als technische Quelle, in der Gruppe geführt.
Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)Zusammen mit dem Landeskriminalamt (LKA) von NRW betrieb die BAW das EV Ventum gegen die Abu Walaa-Gruppe, mit der Amri in Kontakt stand. Auch dabei operierte die Polizei mit mindestens zwei V-Leuten. Einer hatte eine derart große Nähe zu Amri, dass er ihn sogar nach Berlin chauffierte. Mit dem Hildesheimer Fall und damit auch mit der Überwachung von Amri war auch das LKA Niedersachsen befasst. Amri fungierte in der Abu Walaa-Gruppe als nicht-beschuldigter "Nachrichtenmittler".
Doch zugleich lief gegen ihn bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin ein Verfahren wegen geplanter Waffenbeschaffung zwecks Terrorvorbereitung. Später wurde Amri im EV "Eiba" des nordrhein-westfälischen LKA gegen die Brüder Rachid und Khalid B. geführt. Seine Rolle dort ist unklar. Die Brüder B. wurden im Januar 2019 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu Haftstrafen verurteilt.
Das LKA Berlin betrieb Verfahren gegen Ben Ammar, gegen Amri und gegen eine Drogendealer-Gruppe, in der Amri tätig war. Es ermittelte parallel zum BKA gegen Personen im Umfeld der Saidani-Eisbär-Gruppierung. Dort hatte zusätzlich der Landesverfassungsschutz (LfV) von Berlin eine Quelle am Laufen. Im Umfeld von Amri bewegten sich außerdem mindestens drei V-Personen des LKA Berlin.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) führte nicht nur eine Akte über Amri als Gefährder und arbeitete dabei mit dem LKA Berlin zusammen, sondern hatte in der radikalen Fussilet-Moschee, in der Amri ein- und ausging, mindestens eine Quelle sitzen. Auch das LKA Berlin und der Verfassungsschutz der Hauptstadt besaßen in der Moschee mindestens je eine Quelle. Die Moschee, die sich eigenartigerweise direkt gegenüber einer Polizeiwache befindet, wurde zusätzlich von je einer Videokamera der Polizei und des Verfassungsschutzes überwacht. Ein Terroristentreffpunkt vor den Augen der Polizei?
Erkennbar ist eine vielschichtige Kooperation von Bundesanwaltschaft, BfV, BKA, Landeskriminalämter von NRW und Berlin, des Verfassungsschutzes von Berlin sowie der Einbindung der Generalstaatsanwaltschaft von Berlin. Das Agieren der Bundesbehörden stand über dem der Landesbehörden, das Agieren des Verfassungsschutzes über dem der Kriminalpolizei. Das BfV scheint über allem gestanden zu haben. Auffällig ist außerdem, dass die Causa Amri immer wieder Chefsache war. LKA-Leiter, stellvertretender Generalstaatsanwalt oder der BfV-Präsident waren persönlich damit befasst.
Im Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum (GTAZ) arbeiteten die Ämter bezüglich der islamistischen Gefährder informell zusammen. Eingebunden war durch das GTAZ auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das eine Zwitterstellung als Organ zwischen Asylverfahren und Terrorabwehr einnimmt. Was im GTAZ genau verhandelt wurde, weiß man nicht, weil dort keine Inhaltsprotokolle geführt werden.
Leider interessiert das Ganze weder die Presse noch besonders (bis auf ein, zwei Ausnahmen, wie Herrn Moser bei Telepolis, und man glaubt es kaum, Focus Online), noch die Öffentlichkeit. Die einzigen, die einigermaßen hartnäckig bleiben, sind die Geschädigten und die Angehörigen der Opfer.
All das erinnert frappierend an den NSU-Komplex.