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Jean-Luc Picard
Du argumentierst komplett opportunistisch. Geht es um fragwürdige Aspekte verweist Du auf „lose und informell“, geht es um die Frage nach Antisemitismus suggerierst Du aber, es gäbe eine klare und unzweideutige Linie.
Da missverstehst du mich. Es gibt, da es eine lose und informelle Veranstaltung ist, keine unzweideutige Linie (von den drei Hauptzielen, also der Einhaltung internationalen Rechts, um die herum die Bewegung geformt wurde, mal abgesehen).
Von Gruppe zu Gruppe unterscheidet sich das Antisemitismus-Potential, genauso wie es Nazi-Tierschutzgruppen gibt, gibt es ziemlich antisemitische Gruppen die sich hinter das BDS-Banner stellen. Das Problem ist die pauschale Vorverurteilung der Bewegung als antisemitisch, was insbesondere in Anbetracht der zahlreichen engagierter Juden in dieser Bewegung perfider - und oft ganz gezielter - Rufmord ist.
Ich bete dir hier ja auch nichts vor, was zahlreiche israelische und jüdische Linke nicht genauso sehen.
Dieses Vorgehen ist alarmierend: Repräsentanten des deutschen Staates, Finanzsektors und der Wissenschaft sind zusammengekommen, um gemeinsam ein Urteil darüber zu fällen, ob eine Gruppe von Juden und Israelis, darunter viele Nachkommen von Holocaust-Überlebenden, antisemitisch sei. Aus gutem Grund weigern sich Mitglieder der Jüdischen Stimme, bei einem solchen lächerlichen und schamlosen Unterfangen mitzuwirken.
Als jüdische und israelische Akademiker und Intellektuelle, die dem Kampf gegen Antisemitismus und alle Formen von Rassismus verpflichtet sind, verurteilen wir die laufende Kampagne, die darauf abzielt, die Jüdische Stimme und ihre Mitglieder zum Schweigen zu bringen, unabhängig davon, ob wir mit allen ihren Positionen übereinstimmen oder nicht.
Wir rufen die deutsche Zivilgesellschaft dazu auf, Antisemitismus unnachgiebig zu bekämpfen und dabei klar zu unterscheiden zwischen Kritik am Staat Israel, so hart sie auch ausfallen mag, und Antisemitismus. Wir fordern sie weiter dazu auf, die freie Meinungsäußerung jener zu gewährleisten, die sich gegen die israelische Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung wenden und auf der Beendigung dieses Zustands bestehen.
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Jean-Luc Picard
All das ändert aber nichts an den bestehenden Tatsachen. Es gibt keine gewollte Distanzierung von Gruppen wie der Hamas oder auch von anderen extremistischen Akteuren. Für die „gute Sache“ werden alle Hühneraugen zugedrückt; sind halt nur „lose Verbindungen“ und man ist ja solidarisch…
Warum sollte es eine Distanzierung von Hamas geben? Die Vermengung von BDS und Hamas ist doch eine der gezielten Rufmord-Instrumente der Israel-Apologeten sowie der Israel-Lobby. Dass es sogar bei dir verfängt zeigt, wie effektiv es ist.
Und nochmal: wer soll sich distanzieren? Sollen sich Tierschützer von der NSDAP distanzieren?
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Jean-Luc Picard
Nochmal, wenn es informell und lose ist, dann kann es auch keinen Konsens geben. Entweder gibt es eine Agenda, an der man die Bewegung bewerten kann, oder es gibt keine.
Das ist doch Quatsch. Es gibt keine offizielle Organisationsstruktur. Es gibt zwar drei "offizielle Ziele", wie sich die Menschen dahinter organisieren ist jedoch vollkommen offen.
Wenn du jetzt sagst, dass das die Agenda ist, nach der man die Bewegung beurteilen kann, dann bitte ich dich, anders als die Israel-Apologeten und die Israel-Lobby, das auch zu tun. Bewerte die Bewegung anhand der drei Ziele, über die weitgehender Konsens herrscht, und die offiziell eigentlich auch die Ziele zum Beispiel der deutschen Bundesregierung sind.
Zitat von
Jean-Luc Picard
Aha, es ist also praktisch unmöglich sich von extremistischen Positionen zu distanzieren, aber sich auf „drei offizielle Ziele“ zu einigen ist möglich. Das ist ja pragmatisch, praktisch opportunistisch, gut.
Das ist tatsächlich pragmatisch. Irgendjemand hat irgendwann drei Ziele formuliert, die rechtlicher und moralischer Konsens weltweit sind. Um diese drei Ziele herum hat sich eine Bewegung gebildet, im Rahmen dessen was wir Zeit nennen. Das war also in der Vergangenheit, heute ist die Gegenwart. Der Geist ist aus der Flasche, verstehst? Dann im Nachhinein eine vollständige Distanzierung einer ganzen Bewegung zu verlangen, die sich lose um diese drei Ziele herum gebildet hat, ist illusorisch.
Und nochmal: es wird sich ja distanziert. Was verstehst du daran nicht?
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Jean-Luc Picard
Und nochmal, der Tierschutz-Nazi-Vergleich ist wirklich nur Banane. Es geht um Kausalitäten und die sind nun mal beim Thema Staat Israel, Judentum, Zionismus, Antisemitismus etc. vorhanden. Bei Nazis und Liebe zu Hunden aber nicht…
Und nochmal: es geht bei diesem Vergleich um die Organisationsform. Tierschützer sind als lose Gruppe mit unterschiedlichsten Zielen eine fast ebenso heterogene Gruppe wie die BDS-Bewegung, genauso haben sie keine offizielle, übergeordnete organisatorische Struktur. Stattdessen gibt es zahlreiche einzelne Gruppen, die vollkommen autonom agieren.
Wie soll sich eine lose Bewegung aus autonomen Gruppen, ganz real, von irgendwas distanzieren? Kannst du mir dazu ein paar Beispiele nennen, aus der Realität?
Und nochmal: einzelne Gruppen distanzieren sich von allem möglichen.
Wie kann man daher die pauschale Verurteilung von BDS als antisemitisch rechtfertigen?