Mit den Nachtjackenbüchern konnte ich nie was anfangen. Kai Meyer hat eine Fantasy-Trilogie über Doktor Faustus geschrieben, die bedient Deutsche Sagen. Dass ist so das einzige Beispiel das mir in der Hinsicht einfällt und das ich auch tatsächlich selbst gelesen habe. Walter Moers nimmt sich Elemente davon und spinnt sie im neuen Kontext in seine Zamonnienbücher ein. Beide hatten ihre ersten Erfolge aber bereits vor 2000. Wenn man Google bemüht, kann einen bei der Vielzahl an Namen die man auf Listen sieht schon schwindlig werden, von den meisten habe ich aber nie gehört und deren Bücher finden auch nicht mehr bei den großen Verlagen statt. Aber ohne deren Marketingmaschinerie, fallen einem solche Autoren nicht unbedingt in die Hände. So lang man keine Szenekenner ist sieht es also eher düster aus...
Ein Grund dafür sei die ausländische Konkurrenz. Torsten Low kritisiert, dass viele Publikumsverlage das Risiko scheuen, junge deutsche Autoren unter Vertrag zu nehmen: "Ich kenne mehrere Verlage, die komplett auf Lizenzen umgestiegen sind." Stephan Askani, Lektor für phantastische Literatur bei Klett-Cotta (120 Fantasy-Titel im Programm), kann diesen Trend bestätigen: "In der Tat laufen manche amerikanische und britische Autoren besonders gut." Etwa Tad Williams, Anthony Ryan, Kevin Hearne, Patrick Rothfuss oder J.R.R. Tolkien.
Ich habe mich letztes Jahr intensiv mit Sagen aus meiner Heimat auseinandergesetzt, viele davon haben slawische Einflüsse und man erkennt manches wieder, was bei Sapkowski ein Monster abgegeben hat. Die nordische Mythologie wird meines Erachtens weder bei uns, noch international als etwas pangermanisches betrachtet, das es so auch im späteren Deutschland gegeben hat. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Mythologie den Prototypen lieferte, für das was man heute als Fantasy a la Tolkien wahrnimmt... Alben, Zwerge, Trolle, Riesenschlangen, Drachen und eben das gilt als generisch und unoriginell. Die Götter kann man in anderen Kontexten nutzen und das geschieht ja auch sei das bei Neil Gaiman oder damals schon bei Douglas Adams. Was würde dir denn als Dreh für die germanische Mythologie einfallen, abseits dessen was es schon gibt und ohne Deutschtümelei?