Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Ergebnis 1 bis 10 von 10
  1. Beiträge anzeigen #1 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post [Story]Fellan der Donnergott

    Ein sonniger Morgen war auf der Insel Khorinis angebrochen. Nur wenige Quellwolken waren am Himmel zu sehen und es war hinzukommend auch noch angenehm warm. Wie jeden Morgen trat Pedro als einer der ersten Novizen seinen Dienst an. Neben der alltäglichen Öffnung und Schließung der Klostertore, war er zudem auch für den Wachdienst vor den Toren des Klosters verantwortlich. Sein Posten war dabei im übertragenden Sinne zur Vorbeugung von Gefahren gedacht. Doch auch für Gäste, Pilgerreisende und Klosteranwärter galt er als erste Anlaufstelle. So manch einer mochte sich fragen, wie Pedro es den ganzen Tag am Tor des Klosters zu stehen vermochte; doch in von Magiern unbeobachteten Momenten (davon hatte er ziemlich viel) wusste sich ein Novize durchaus zu helfen. So gab es dutzende Zaubersprüche, die in der unmittelbaren Umgebung sehr hilfreich waren. Licht in der Dunkelheit oder über brückenlose Abgründe zu Schweben, waren die weitestgehend anerkannten und von Magiern tolerierten Zaubersprüche. Der Nutzwert eines magischen Stuhls reihte sich da nahtlos ein, doch bei den hohen Magiern wurde ausgerechnet dieser Zauberspruch verpönt. Pedro hatte sich jedoch bisher noch nicht erwischen lassen und nutzte den Stuhl auch an diesem Tag. Von seiner kurz bevorstehenden Begegnung wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
    „Ich meine mich zu erinnern, dass Pyrokar zu meiner Zeit diesen Zauberspruch bereits unter Strafe gestellt hatte!“ Pedro erschrak bei der plötzlich auftauchenden Stimme und vernachlässigte für einen kurzen Moment seine Konzentration. Der magische Stuhl entschwand und er landete unsanft auf dem Hintern.
    „Ach verdammt!“, fluchte er und richtete sich wieder auf. Erstmals hatte er nun Gelegenheit, sein Gegenüber zu mustern und erschrak erneut.
    „Ihr seid... ein Schwarzmagier!“ Vollkommen überhastet hob Pedro seinen am Boden liegenden Kampfstab auf und streckte ihn zitternd seinem Gegenüber entgegen. „Ihr kommt nicht vorbei!“ Von Erzählungen hatte er von Magiern auf der dunklen Seite der Macht gehört. Allesamt mit Beliar, der bösen Gottheit im Bunde. Ihre schwarzen Kutten, wie sein gegenüber eine trug, waren ihr wohl markantestes Zeichen. Es war das erste Mal, dass er einen Schwarzmagier zu Gesicht bekommen hatte.
    „Nun mach mal Halblang“, antwortete der Magier bestimmend. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wer ich bin?“ Pedro behielt krampfhaft seine Stellung bei und sah in die starren Pupillen des Magiers. Er hatte den Kerl noch nie zuvor gesehen.
    „Ihr seid ein Diener des Bösen und ich durchschaue eure Tricks!“, rief Pedro unnachgiebig. „Ich bin der Wächter des Klosters und wenn euch euer Leben lieb ist, dann solltet ihr verschwinden!“ Pedro war von sich selbst überrascht. So viel Standhaftigkeit hatte er sich gar nicht zugetraut. Innos musste ihm genau in diesem Moment beistehen.
    „Ich habe keine Zeit, um mich mit einem pedantischen Novizen zu streiten!“, antwortete der Schwarzmagier nun deutlich gereizter. „Richte Pyrokar aus, dass ich ihn unverzüglich sprechen muss. Mein Name ist Xardas...!“
    Geändert von Lord Regonas (08.08.2019 um 18:47 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Ein dumpfes Pochen war an der massiven Holztür der Kirche zu vernehmen. Pyrokar, Serpentes und Ulthar unterbrachen irritiert die allwöchentliche Ratssitzung und schauten kollektiv zum Eingang der Kirche. Die große Doppeltür wurde einen Spalt geöffnet und Pedro lugte zurückhaltend hindurch.
    „Hier ist Besuch für euch, Meister Pyrokar.“ Obgleich die Feuermagier am anderen Ende des Gewölbes saßen, spürte Pedro ganz deutlich ihre auf ihn gerichteten Blicke. Sie mussten ganz klar empört darüber gewesen sein, dass aufgrund einer solchen Bagatelle, die Ratssitzung gestört wurde. „Es ist ein Schwarzmagier.“, fügte er schließlich hastig hinzu. Getuschel brach plötzlich unter den hohen Magier aus. Pedro verblieb an der Eingangstür. Er bekam von dem Getuschel der Magier nichts mit. Dann standen plötzlich Serpentes und Ulthar auf und begaben sich zum Ausgang des alten Gemäuers. Angespannt wartete Pedro die Situation ab. Er hatte keinen Ahnung, was nun geschehen würde. Umso verdutzter war er, als die beiden Feuermagier wortlos an ihm vorbei gingen und das Gebäude verließen.
    „Er soll vortreten und mir sein Anliegen vortragen!“, rief Pyrokar im hinteren Teil der Kirche verbleibend.

    „Ich hätte nicht damit gerechnet dich nach dem Fall der Barriere noch einmal zu sehen!“
    „Ich bin keineswegs der alten Zeiten wegen hier.“, erwiderte Xardas mit sichtlichem Unbehagen. „Ich brauche deine Hilfe!“
    „Nach all der Zeit tauchst du hier auf und erbittest meine Hilfe.“, erwiderte Pyrokar sichtlich pikiert. „Deine Unterstürzung durch das Kloster des Feuers ist mit deiner Abkehr zur dunklen Seite der Macht schon vor langer Zeit erloschen.“ Xardas hielt einen Moment inne. Es war offensichtlich, dass er dem Feuermagier am Liebsten gehörig die Meinung geblasen hätte.
    „Ich habe den Tesserakt gefunden...“, antwortete er schließlich und verfolgte angespannt die Reaktionen seines Gegenübers.
    „Den Tesserakt?“, wiederholte Pyrokar mit gerunzelter Stirn. „Das spielt keine Rolle. Das Auge Innos liegt wohl behütet in der Stadt Khorinis. Es wird von einer ganzen Garnison der königlichen Paladine bewacht. Die Klaue Beliars ist wiederum seit annähernd einem Jahrtausend verschollen.“
    „Die Klaue Beliars wurde gefunden.“, antwortete Xardas prompt, so als hätte er mit einer solchen Entwicklung des Gespräches gerechnet. „Sie befand sich im Norden der Insel in einem versiegelten Tempel. Ein ehemaliger Erzbaron der Minenkolonie hat den Tempel in einem abgelegenem Tal gefunden. Er brach das Siegel und nahm die Klaue an sich. Zugleich befreite er damit ein uraltes Wesen, dass vor einigen Wochen den entsetzlichen Sturm über die Insel gebracht hat.“ Pyrokar hörte Xardas aufmerksam zu und verzog dabei keine Miene. Obgleich er über Xardas Nachrichten schockiert, verängstigt oder einfach nur erbost war, so zeigte er es nicht. Aufgrund dieser nach außen hin wirkenden Gleichgültigkeit setzte Xardas noch einmal nach.
    „Er braucht nur noch das Auge Innos um beide Steine der Macht im Tesserakt zu vereinen. Sollte das passieren, kann ihn keiner von uns mehr aufhalten. Selbst die Erwählten wären ihm dann unterlegen.“
    „Ich würde dich an Liebsten davonjagen lassen...“, antwortete Pyrokar endlich mit ruhiger Stimme „Dich und deine ewigen Schauergeschichten.“
    „Diese Situation ist so real, wie sie nur sein kann!“, erwiderte Xardas empört. Er wusste um Pyrokars Sturheit. Dennoch hatte er gehofft, dass sie inzwischen im hohen Alter der Weisheit gewichen war. „Wenn du auch dieses Mal wieder die Augen vor dem offensichtlichen verschließt, dann...“
    „Genug!“, unterbrach Pyrokar den Schwarzmagier plötzlich mit donnernder Stimme. „Nach all den Jahren hast du dich kein bisschen verändert! Noch immer fällst du zur Tür hinein und predigst vom Untergang der Welt!“
    „Du hast dich auch nicht verändert!“, erwiderte Xardas zähneknirschend. Er kochte innerlich und konnte seine Wut nur schwer unterdrücken. Eben jene Sturheit war vor Jahren der ausschlaggebende Punkt, weswegen er das den Zirkel des Feuers verlassen hatte und ins Exil gegangen war. „Ich bin hier fertig!“ Er wandte sich vom obersten Feuermagier ab und hastete eiligen Schrittes zum Ausgang der Kirche. Noch bevor Xardas jedoch den Ausgang erreicht hatte, öffnete sich plötzlich die massive Doppeltür und ein Paladin mittleren Alters betrat das alte Gemäuer. Xardas hielt überrascht inne. Die Rüstung des Paladins war aus magischen Erz gefertigt. Dieser Umstand allein war bereits eine Seltenheit. Doch viel mehr verblüffte Xardas, dass der Paladin den heiligen Hammer von Innos auf den Rücken trug. Ein Hammer, der sich nur von jenen Menschen führen lies, welche sich als würdig erwiesen hatten. Der letzte Mensch, auf dem dies zugetroffen hatte, war König Rhobar, der Ältere.
    „Ist das die Hilfe, um die du ersuchen wolltest?“ Die widerhallenden Worte des obersten Feuermagiers überraschten Xardas erneut. Erstmals vernahm er ein gewisses Wohlwollen in Pyrokars Stimme.
    „Du hast doch eben noch...“ Xardas suchte nach den passenden Worten, um diese höchst unerwartete Wendung nicht umgehend wieder im Keim zu ersticken.
    „Ich bin deiner Meinung, dass wir etwas unternehmen müssen!“, antwortete Pyrokar aushelfend und trat Xardas nun direkt gegenüber. „Aber das geht nur, wenn wir dieses Mal zusammen arbeiten. Was hast du also vor?“, fragte Pyrokar zufrieden.
    „Ich habe schon seit längeren diesen Gedanken... Die Idee war, eine Gruppe von außergewöhnlichen Leuten zusammenzubringen - zu sehen, ob sie zu etwas Größerem werden können, ob sie zusammenarbeiten können, wenn wir sie brauchen... Um die Kämpfe zu führen, die wir nicht gewinnen können.", antwortete Xardas.
    Geändert von Lord Regonas (19.01.2021 um 21:59 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Wenige Wochen zuvor am Kloster von Khorinis...
    „Wer ist da?“, rief Pedro krächzend in die Nacht hinein. Ein dunkler Schatten näherte sich der Festung der Magier über die imposante Klosterbrücke. „Antwortet!“, rief er erneut mit zittriger Stimme und zog hastig seinen Kampfstab.
    „Mein Name ist Fellan“, antwortete der Schatten und betrat nun erstmals den hellen Schein der Fackeln. „Der Sturm hat mein Haus in der Hafenstadt niedergerissen und nun erbitte ich um vorübergehende Bleibe im Kloster.“ Skeptisch betrachtete Pedro den zerlumpten Mann. Bedrohlich wirkte er zumindest nicht.
    „Deine Klamotten sind ja vollkommen durchnässt“, sagte er schließlich und steckte seinen Kampfstab wieder weg. „Hier draußen wirst du dir noch den Tod holen.“ Hastig zog der Novize einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Klostertüren auf.
    „Folge mir, ich bringe dich zu Parlan.“ Fellan zögerte nicht, der Aufforderung nachzukommen. Er zitterte am ganzen Körper vor Kälte und war froh, eine Bleibe für die Nacht gefunden zu haben. Im inneren des Klosters herrschte eine unglaubliche Stille. Lediglich das Knistern der dutzenden Fackeln und der entfernt wehende Wind waren zu hören. Für Fellan, der den Trubel des Hafenviertels gewohnt war, eine völlig ungewohnte Umgebung.
    „Das Kloster des Feuers heißt dich willkommen, Reisender.“ Erst jetzt bemerkte Fellan den vor der monumentalen Kirche stehenden Feuermagier. „Vielen Dank, Pedro.“, verabschiedete er den Novizen und wandte sich wieder an Fellan.
    „Mein Name ist Parlan und ich kümmere mich um die Neuankömmlinge.“
    „Ich heiße Fellan. Der Sturm hat mein Haus in der Hafenstadt niedergerissen und nun habe ich keine Bleibe mehr.“
    „Nun...“, antwortete Parlan und überlegte einen Moment. „Zunächst einmal sollten wir dich neu einkleiden. Im Anschluss zeige ich dir dann die Kammer, in der du nächtigen kannst. Morgen früh um sechs wird man dich dann zum Frühstück wecken. Danach werden wir uns unterhalten und alles weitere klären.“


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)


    Als Fellan am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Früh geweckt wurde, fühlte er sich, als wäre er unter Rädern gekommen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so früh aufgestanden zu sein. Sicherlich hatte er die ein oder andere Nachtschicht zur Reparatur seines Hauses geschoben, doch den fehlenden Schlaf hatte er grundsätzlich nachgeholt. Aus Gründen, die er zu dieser Uhrzeit noch nicht imstande war zu ergründen, war dies jedoch nicht möglich. Gähnend verließ er seine Kammer und musste schon kurz darauf erneut mit einer sehr unangenehmen Sache zurecht kommen. Die Sonne war bereits aufgegangen. Ein Umstand, mit dem seine völlig übermüdeten Augen nicht zurechtkamen. Zähneknirschend streckte er seine Hand aus, um den gleißenden Schein der Sonne von seinem Gesicht abzuschirmen. Dies gelang ihm zu seinem Leidwesen jedoch nun geringfügig.
    „Das frühe Aufstehen ist Bestandteil unserer Gebräuche und Sitten...“ Fellan hatte die beinahe schon behäbige Stimme des Feuermagiers vom Vorabend noch gut in Erinnerung und senkte seine Hand wieder. Er erkannte ehrliche Mitgefühl im Gesicht des Feuermagiers, was seine Laune immerhin etwas verbesserte.
    „Ich werde dich nun in die Kirche geleiten.“, fuhr Parlan schließlich fort. Dort kannst du dich dann nach all den Strapazen erst einmal stärken. Danach werden wir uns über deinen weiteren Aufenthalt im Kloster des Feuers unterhalten.“

  4. Beiträge anzeigen #4 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Das Frühstück des Klosters war im besten Fall spartanisch. Es gab Graubrot mit wahlweise Himbeer- oder Brombeermarmelade. Dazu eine Karaffe Ziegenmilch und etwas Obst. Zweifelsohne entstanden all diese Produkte aus dem Kloster. Immerhin war es dennoch ein weitaus umfangreicheres Mahl, als Fellan es gewöhnt war. So war es bereits Jahre her, dass er in den Genuss des bittersüßen Geschmackes einer Marmelade kam. Befremdlich war hingegen das verhalten der... Fellan überlegte einen Moment und befand dann schließlich Klosterinsassen für gut. So verhielten sich die Novizen und Magier zumindest im Frühstückssaal. Allesamt führten sich stillschweigend das allmorgendliche Mahl zur Genüge. Für Fellan, der den Trubel des Hafenviertels gewohnt war, höchst gewöhnungsbedürftig.

    Als Fellan schließlich wenig später aus der Kirche des Kloster trat, wurde er bereits von Parlan erwartet.
    „Wie ich sehe, hat das Frühstück wenigstens etwas geholfen.“ Fellan sah den zufriedenen Feuermagier verdutzt an. Er konnte dem Robenträger nicht ganz folgen. „Du siehst sogleich nicht mehr danach aus, als seist du eben erst deinem eigenen Grab entstiegen.“
    „Danke...“, antwortete Fellan zögernd. „Auch für die Gastfreundschaft.“
    „Innos lässt seine Gnade all jenen zukommen, die seine Hilfe brauchen“, antwortete Parlan und winkte ab. „Mich würde nun aber interessieren, wie lange du zu bleiben gedenkst.“
    „Ich würde sehr gerne noch ein bis zwei Tage bleiben, um mich von den Strapazen des Sturms zu erholen.“, antwortete Fellan. „Natürlich nur, wenn das in Ordnung ist.“, fügte er hastig hinzu.
    „Du kannst bleiben.“, antwortete der Feuermagier. „Im Gegenzug wirst du dich allerdings den Regeln des Klosters unterwerfen müssen. Darüber hinaus werde ich dich mit einfachen Aufgaben betreuen, die der Gemeinschaft des Klosters dienen.“ Ohne zu zögern willigte Fellan ein. Das sein bisheriges Leben nun nicht gerade durch Regeln geprägt war, verdrängte er. Auch die angekündigten Aufgaben ignorierte er für den Moment. Zu Verheißungsvoll waren das warme Bett unter dem wetterfesten Dach und das absolut köstliche Frühstück, dass er so in der Form seit Jahren nicht mehr vorgesetzt bekommen hatte. Regeln und einfache Aufgaben wirkten im Vergleich dazu beinahe schon belanglos.
    „Ich werde dir nun unsere Regeln erklären, also höre mir genau zu.“, sagte Parlan und sah Fellan dabei eindringlich an. „Unser Verhaltenskodex verbietet jegliche Art von Gewalt. Dabei machen wir keine Ausnahme zwischen verbaler und nonverbaler Gewalt. Diebstahl ist selbstverständlich ebenfalls untersagt. Darüber hinaus ist es dir nur gestattet, die unbewachten Räumlichkeiten des Klosters aufzusuchen. Verschlossenen oder bewachten Räumen hast du dich fernzuhalten. Bist du damit einverstanden?“
    „Ich denke schon...“, antwortete Fellan, nahm das Regelwerk allerdings insgeheim nicht allzu ernst. Immerhin hatte er in ein paar Tagen vor, wieder abzureisen.
    „Sehr gut!“, rief Parlan zufrieden. „Dann erteile ich dir nun deine ersten Aufgaben. Im Keller ist sich die Speisekammer des Klosters. Sie befindet sich gegenüber von Neoras Labor. Ich möchte, dass von dort jeweils eine Kiste mit Kartoffeln, Möhren und Schafwürsten zu Neoras ins Labor bringst. Wir werden daraus im Laufe des Vormittags einen Eintopf zubereiten. Zudem bringst du mir bitte zwei Flaschen Wein mit.“
    „Mittagessen?“, vermutete Fellan und ertappte sich dabei, wie er seinen Gedanken lautstark ausplauderte.
    „In der Tat!“, lachte Parlan auf. Fellan war das ganze ganz und gar unangenehm.
    „Ich mache mich an die Arbeit!“, rief er hastig und setzte sich mindestens ebenso schnell in Bewegung. Ein nicht zu verachtendes Frühstück... ein deftiges Mittagessen... wo war Fellan hier bloß gelandet?

  5. Beiträge anzeigen #5 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Im Keller angekommen, fand sich Fellan in einem geräumigen Gewölbe wieder. Zwei Gänge führten dort heraus. Links von ihm befand sich zudem noch ein weiteres Gewölbe, in dem ein Feuermagier alchemistische Tränke zubereitete. Da Fellan bereits jetzt hoffnungslos die Orientierung verloren hatte, beschloss er den Magier nach dem Weg zu fragen.
    „Verzeihung...“, sprach er den Feuermagier kleinlaut an. „Ich suche die Speisekammer.“
    „Die ist auf der gegenüberliegenden Seite!“, antwortete der Magier mürrisch, ohne seinen Blick von seinem Alchemietisch abzuwenden.
    „Danke...“, antwortete Fellan und verließ das Gewölbe des Magiers wieder. Zumindest wusste er nun auch sogleich, wohin er mit den Kisten musste. Bevor er jedoch den gegenüberliegenden Gang betreten konnte, erweckte der von ihm links abführende Gang seine Aufmerksamkeit. Für einen kurzen Moment war ihm so, als hätte jemand von dort seinen Namen gerufen. Angestrengt versuchte er in den Gang hinein zu lauschen, doch da war nichts außer absoluter Stille. Kopfschüttelnd widmete er sich wieder seiner Aufgabe und betrat am Ende des ihm gegenüberliegenden Ganges die Speisekammer. Neben den von Parlan erwähnten Lebensmitteln, befanden sich noch dutzende andere Güter in dem kleinen Raum. Darunter auch einige erlesene Weine, die Fellan noch aus seiner Zeit in Khorinis kannte. Eben jene Weine, welche beim städtischen Händler ein kleines Vermögen kosteten. Er selbst hatte sich verständlicherweise nie auch nur eine einzige Flasche davon leisten können. Plötzlich glaubte Fellan erneut die mysteriöse Stimme nach seinem Namen rufen zu hören. Hastig nahm er sich eine Kiste mit Kartoffeln und stellte zwei weitere mit jeweils Karotten und Schafwürsten darauf. Dann nahm er noch schnell zwei Flaschen des erlesenen Weins und legte sie vorsichtig auf die Kisten ab. Schwer atmend nahm er alles auf und verließ die Speisekammer. Kurz darauf kam er erneut im Eingangsgewölbe an und hielt einen Moment inne. Vorsichtig stellte er die drei Kisten ab und lauschte erneut gespannt in den zweiten Gang hinein. Doch erneut entgegnete ihm dieser nichts als Stille.
    „Da hol mich doch der Beliar!“, fluchte Fellan mürrisch und betrat den Gang. An dessen Ende fand er sich an einer erneuten Kreuzung wieder, wobei seine Aufmerksamkeit definitiv von dem nach links abführenden Gang angezogen wurde. An dessen Ende befand sich nämlich ein imposanter Altar. Darüber waren jeweils ein imposanter Hammer und ein reichlich verzierter Schild an der Wand befestigt. Fellan interessierte sich dabei selbstverständlich mehr für den Hammer, als für den Schild.
    „Was ist das für ein prachtvoller Hammer?“, fragte er den vor dem Altar Wache haltenden Magier.
    „Der Hammer Innos' ist eines der beiden heiligen Artefakte der Kirche Innos'. Der Schild des Feuers, den du hier siehst zählt ebenfalls dazu.“, antwortete der Feuermagier voller Stolz. „König Rhobar der I. trug diesen Hammer in einer gewaltigen Schlacht. Eine Arme von steinernen Wächtern brachten seine Truppen in Bedrängnis, Klingen zerbrachen oder glitten an den Körpern der steinernen Wesen ab. Mit Innos Namen auf den Lippen stürzte sich Rhobar auf die steingewordene Armee und streckte sie allesamt mit der heiligen Waffe nieder!“
    „Welch machtvolles Werkzeug...“, staune Fellan ehrfürchtig. „Warum ist der Hammer nicht mehr im Einsatz?“
    Der Feuermagier gab schallendes Gelächter zur Antwort. „Nur wer sich dem Hammer als würdig erweist, vermag ihn zu führen!“

    Die Worte des Magiers gingen Fellan nicht mehr aus den Kopf. Auch, als er wieder zu seinen drei Kisten zurückgekehrt war, musste er immer wieder an den letzten Satz des Magiers denken.
    „Nur wer sich dem Hammer als würdig erweist, vermag ihn zu führen!“, wiederholte er noch einmal schmunzelnd. Er hatte bereits viele Hammer gehabt, doch ein solch mächtiger... ein Moe sollte es sich nur wagen, ihn damit nicht in die Hafenkneipe lassen zu wollen. Seufzend nahm er die drei Kisten auf und ging wieder seiner ursprünglichen Aufgabe nach.
    „Ich bitte nochmals um Verzeihung...“ Fellan war die erneute Störung des offenbar sehr beschäftigten Magiers höchst unangenehm. „Meister Parlan trug mir auf, euch diese Kisten zu bringen.“
    „Stell sie vor den Kamin ab!“, erwiderte der Magier mürrisch und wandte sich wieder seinen Alchemietisch zu. Schwer atmend legte Fellan die drei Kisten vor dem Kamin ab. Er atmete erleichtert auf. Da ihn der Feuermagier bereits wieder ignorierte, beschloss Fellan dessen Räumlichkeit wieder zu verlassen. Vorher nahm er jedoch noch die zwei Flaschen Wein auf.

  6. Beiträge anzeigen #6 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    „Ich habe meine Aufgabe erledigt, Meister Parlan.“, rief Fellan triumphierend, als er wieder zurück im Innenhof des Klosters war. „Hier ist euer Wein.“ Er streckte die beiden Flaschen dem Feuermagier entgegen, der jedoch abwinkte.
    „Du wirst für mich nun einen Botengang tätigen.“, sagte der Magier nun deutlich ernster, als noch zuvor. Fellan war irritiert und zog die beiden Flaschen wieder zurück. „Der Wirt der toten Harpyie schenkt den klostereigenen Wein aus. Wir beliefern ihn einmal die Woche mit jeweils zwei Flaschen. Deine Aufgabe wird es nun also sein, den Wein auszuliefern und mir den Erlös zu bringen.“ Fellan realisierte schlagartig, warum der Meister Parlan mit derart ernster Stimme sprach. Er wusste um die khoriner Preise des Weins und wurde sich nun ganz allmählich der enormen Verantwortung bewusst.
    „Dreihundert Goldmünzen muss Orlan für den Wein bezahlen.“
    „Dreihundert...“, wiederholte Fellan mit bebender Stimme. Eine solche Menge hatte er sein ganzes Leben noch nicht besessen.
    „Traust du dir diese Aufgabe zu?“, fragte Parlan skeptisch. „Wenn du dir nicht sicher bist, kann ich die Aufgabe auch jemand anderem übertragen.“
    „Nein!“, rief Fellan hastig. Er wollte Meister Parlan auf keinen Fall enttäuschen. Viel zu groß war seine Angst, aus dem Kloster ausgeschlossen zu werden. „Ich bin es nur nicht gewohnt, dass man mir derart viel vertrauen entgegenbringt.“, sagte er schließlich mit kleinlauter Stimme.
    „Ich bin mir sicher, du wirst mich nicht enttäuschen.“, antwortete Parlan. „Nun mache dich direkt auf den Weg!“ Mit diesen Worten ließ der Feuermagier Fellan stehen. Fellan selbst verharrte noch eine ganze Weile an Ort und Stelle. Er war mit der Situation vollkommen überfordert und wünschte sich insgeheim, dass er die Aufgabe niemals nie angenommen hätte. Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und steuerte die Klosterpforte an. Obgleich ihm indes weiterhin allerlei Horrorszenarien durch den Kopf gingen, war der entschlossen, die ihm gestellte Aufgabe zur vollen Zufriedenheit von Meister Parlan zu erfüllen. Sein weiterer Aufenthalt im Kloster hing davon ab.

    Als Fellan die Klosterpforte durchschritten hatte, traf er auf den Novizen, der ihn den Zugang zum Kloster überhaupt erst ermöglicht hatte. Eigentlich hatte Fellan bei der Gelegenheit vorgehabt, sich bei dem Novizen zu bedanken. Allerdings kam er gar nicht erst dazu, das Wort zu ergreifen. Der Novize plapperte direkt los.
    „Wir werden seinen Ruhm ernten denn er, der nicht genannt werden darf steht bei mir und meinen Brüdern. Ich werde alle auf meinem Weg wie Schafe abschlachten denn er ist das Feuer in meinem Herz. Meine Klinge ist nur ihm geweiht und an diesem Tag wird sein Name erklingen. Jeder der sich in meinen Weg stellt wird durch meine Hand sterben, denn ich bin ein Krieger von dem, der nicht genannt werden darf.“
    „Okay...“, erwiderte Fellan skeptisch und hielt vorsichtshalber etwas Abstand zu dem Novizen. „Geht es dir auch wirklich gut?“ Der Novize reagierte nicht auf Fellans Frage. Er wirkte wie hypnotisiert und starrte sein gegenüber ausdruckslos an.
    „Ich muss dann mal los...“, sagte Fellan verunsichert und stahl sich hastig davon. Jedes Mal, wenn Fellan sich umdrehte, stand der Novize noch an Ort und Stelle und starrte ihn hinterher. Es lief Fellan eiskalt den Rücken herunter. Umso erleichterter war er, als er endlich außer Sichtweite des Novizen war.

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Es war bereits später Vormittag als Fellan schließlich an der toten Harpie ankam. Von draußen hörte er bereits, dass im inneren der Taverne reges Treiben herrschte. Erinnerungen an die Khoriner Hafenkneipe kamen in ihm auf. Zu gern hatte er sich dort einen über den Durst getrunken und das obwohl er grundsätzlich immer pleite gewesen war. Eine unangenehme Tatsache, die ihm immer dann bewusst geworden war, nachdem Moe ihn wieder einmal aus der Kneipe geprügelt hatte. Er öffnete schließlich die Tür und betrat die Taverne.
    „Guten Abend“, sagte er beim Eintreten, was aber nicht viel Beachtung unter den Gästen fand. Einzig Orlan erwiderte seine Begrüßung und musterte ihn eindringlich von oben bis unten. Fellan trat zur Theke heran und nahm auf einem Hocker platz.
    „Du bist wie ein Novize gekleidet, doch gesehen habe ich dich hier noch nie“, eröffnete der Wirt sogleich das Gespräch.
    „Ich weiß.“ Fellan wich den eindringlichen Blicken des Wirtes aus. „Ich bin neu im Kloster.“ Eilig kramte er die beiden Weinflaschen aus seinem Leinenbeutel hervor und stellte sie auf den Tresen. „Meister Parlan hat mir aufgetragen, euch die wöchentlichen zwei Flaschen Wein zu liefern. Er sagte darüber hinaus, ihr würdet dreihundert Goldstücke dafür zahlen.“
    Orlan sah sich die beiden vor ihm stehenden Flaschen eindringlich an, während Fellan ihn dabei angespannt beobachtete. Für einen Augenblick glaubte Fellan einen Anflug von Skepsis im Gesicht des Wirtes zu erkennen.
    „Also schön“, sagte Orlan schließlich. „Du wirst dir ja kaum die ganze Mühe gemacht haben, um nun mit den dreihundert Goldstücken abzuhauen.“
    Fellan atmete erleichtert auf. Seine Anspannung war augenblicklich verflogen. Als Orlan dann kurz darauf auch noch einen großen Beutel voller Goldmünzen hinter seinem Tresen hervorbrachte, war Fellan mehr als zufrieden.
    „Richte Meister Parlan meine Grüße aus“, verabschiedete sich Orlan und übergab die Goldmünzen.
    „Das werde ich“, antwortete Fellan, steckte die Münzen in seinen Leinenbeutel und verließ die tote Harpie.
    Auf dem Weg ins Kloster ließ Fellan die Situation in der Taverne innerlich wieder und wieder ablaufen. Er war nach wie vor im positiven Sinne über das Ergebnis überrascht. Doch auch die Veränderung seines Lebensumstandes, stimmte ihn positiv. Er, der er noch vor ein paar Wochen mit der Hand im Mund lebte und die undichten Stellen seines Daches notdürftig flicken musste, führte nun Botengänge für die hiesigen Feuermagier aus. Als er schließlich zurück am Kloster war, traf er erneut auf Pedro. Der Novize schien inzwischen auch wieder zur Normalität zurückgefunden zu haben, denn er öffnete ohne jegliche Aufforderung die Klostertüre. Fellan betrat den Innenhof des Klosters und wurde dort bereits von Parlan erwartet.
    „Du bist also wieder zurück... wie ist es gelaufen?“
    „Hervorragend!“, rief Fellan mit hoch zufriedener Miene. Und holte die Goldmünzen hervor. „dreihundert Goldmünzen, Meister.“
    „Ich muss sagen, dass ich überaus zufrieden mit dir bin, Fellan. Obgleich du die Möglichkeit hattest, mit dem Gold davonzulaufen, bist du dennoch zurückgekehrt. Sobald du zu Mittag gegessen hast, kannst du dir den restlichen Tag frei nehmen.“

  8. Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Es war noch stockfinstere Nacht, als Fellan unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Im ersten Moment fehlte ihm jede Orientierung, sodass er selbst Meister Parlan nicht erkannte. Dann vernahm er jedoch ganz allmählich den schrillen Glockenschlag, der immer und immer wieder ertönte und fand schlagartig zur Realität zurück.
    „Was hat die Glocke zu bedeuten, Meister Parlan?“
    „Unser oberster Feuermagier Pyrokar hat eine Versammlung einberufen“, antwortete Parlan. „Kleide dich ein und begib dich unverzüglich zur Kirche des Klosters!“
    „Eine Versammlung?“, wiederholte Fellan, doch Parlan war bereits wieder dabei das Zimmer zu verlassen und reagierte nicht. Irritiert richtete sich Fellan auf und griff nach seiner Kutte. Er hatte Meister Parlan bisher als einen sehr beherrschten Typ Mensch kennengelernt. Soeben konnte Fellan jedoch einen Anflug von Angst und Nervosität im Gesicht des Feuermagiers erkennen. Er drängte seine Gedanken beiseite und schlüpfte schließlich in seine Kutte. Kurz darauf verließ er sein Schlafgemach. Zu seiner Verwunderung war der Tag noch nicht einmal ansatzweise angebrochen; es war also noch nicht sechs. Dennoch schien das gesamte Kloster auf den Beinen zu sein, denn dutzende Novizen und Magier eilten über dem Innenhof zur Kirche des Klosters. Fellan unterdrückte den aufkommenden Drang erneut zu Gähnen und begab sich ebenfalls zur dorthin. Auf den Weg bemerkte er, dass immer wieder Novizen und Magier kurz vor dem Kircheneingang stehen blieben und dort einen Moment verharrten. Im fahlen Schein der Fackeln konnte Fellan jedoch nicht erkennen, was der Grund dafür war. Erst als er den Eingang ebenfalls erreicht hatte, konnte er den Grund für das seltsame Verhalten seiner Ordensbrüder erkennen. Nun wusste er auch, warum er so unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde und was Meister Parlan so aufgewühlt hatte. Über dem Kircheneingang stand auf dem alten Mauerwerk in blutroter Schrift folgender Text:


    Wir werden seinen Ruhm ernten
    Beliar steht bei mir und meinen Brüdern
    Ich werde alle auf meinem Weg wie Schafe schlachten
    denn er ist das Feuer in meinem Herz
    Meine Schild ist nur ihm geweiht
    an diesem Tag wird sein Name erklingen
    Jeder der sich in meinen Weg stellt
    wird durch meine Hand sterben
    denn ich bin ein Krieger Beliars
    Geändert von Lord Regonas (04.01.2021 um 23:30 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #9 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    „Meine Brüder!“, tönte Pyrokars Stimme durch das heilige Gemäuer der Kirche,
    wo sich alle Mitglieder des Klosters wenig später versammelt hatten. „Ihr alle werdet inzwischen wissen, warum ich euch rufen lassen habe. Ich weiß auch, dass dieser Grund einige von euch vielleicht verunsichern mag.“ Der weißbärtige Hochmagier sah sich um. Er blickte in zahlreiche verunsicherte Gesichter. Sein Blick wanderte dabei auch über Fellan. „Doch seid euch gewiss, dass ihr innerhalb unserer heiligen Hallen nichts zu befürchten habt. Wir alle nehmen dieses Sakrileg äußerst ernst und wir Hochmagier werden dessen Hintergründe lückenlos aufklären.“ Pyrokar trat einen Schritt zurück und überließ Serpentes das Rednerpult.
    „Wir Hochmagier haben einige Maßnahmen festgelegt, die zur Aufklärung der Sache und dem Schutz des Klosters mit sofortiger Wirkung von allen umgesetzt werden!“, rief Serpentes mit heiserer Stimme und machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr.
    „Es gilt nach Sonnenuntergang für alle Novizen und Anwärter auf die selbige Robe eine Ausgangssperre. Ein jeder hat sich somit nach Sonnenuntergang ausschließlich auf seinem eigenen Zimmer aufzuhalten.
    Für die Dauer der Ermittlungen wird das Kloster keine neuen Anwärter aufnehmen. Zudem werden sämtliche Botengänge, die außerhalb des Klosters getätigt werden müssen auf unbestimmte Zeit nur noch von Magiern ausgeübt.
    Zu guter Letzt wird es im Laufe des heutigen Tages Befragungen zum Sachverhalt geben. Ein jedes Mitglied des Klosters wird sich vor dem Gremium der Hochmagier zum Sachverhalt äußern müssen.“
    Ein Raunen ging durch die Kirche und drohte zur nicht kontrollierbaren Unruhe auszuarten.
    „Beruhigt euch wieder!“, übertönte die Stimme Pyrokars die aufkommende Unruhe. Die versammelte Menge kam daraufhin nach wenigen Augenblicken allmählich wieder zur Ruhe.
    „All diese Maßnahmen dienen allein dem Schutz des Klosters und seinen Bewohnern und ich versichere euch noch einmal, dass ihr absolut nichts zu befürchten habt. Geht weiterhin euren täglichen Aufgaben unter Berücksichtigung der neu beschlossenen Maßnahmen nach und in wenigen Tagen wird sich dann alles wieder normalisiert haben.“

  10. Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Osnabrück
    Beiträge
    5.409
     
    Lord Regonas ist offline

    Post

    Wenig später hatten alle Mitglieder des Klosters die Kirche geordnet verlassen. Die Novizen hatten sich um Parlan herum versammelt und diskutierten aufgebracht über die vergangenen Ereignisse.
    „Bewahrt die Ruhe, meine jungen Schüler“, versuchte Parlan die Novizen zu beruhigen. „Wie Meister Pyrokar bereits sagte, wird sich die Situation schon bald aufklären. Bis dahin erledigt ihr bis auf ein paar wenige Ausnahmen weiterhin eure täglichen Aufgaben.“
    „Aber Meister Pyrokar hat doch gesagt, dass sich die Novizen innerhalb der Klostermauern aufhalten sollen“, wandte Pedro ein. „Wie soll ich dann meiner Aufgabe nachgehen?“
    „Keine Sorge, Pedro“, antwortete Parlan allmählich genervt. „An Aufgaben wird es keinem von euch mangeln. Du, Fellan und Igaraz werden zunächst einmal den Magiern dabei helfen, das Sakrileg von der Kirche zu entfernen. Der Rest von euch geht seinen täglichen Aufgaben nach.“
    „Das haben wir nun davon, dass du deine verdammte Klappe nicht halten konntest!“, stichelte Igaraz und warf Pedro einen argwöhnischen Blick zu. „Aber Meister Pyrokar hat doch gesagt...“, wiederholte er mit gehässiger Stimme, ehe er von Parlan unterbrochen wurde:
    „Schluss jetzt damit! Widmet euch nun euren Aufgaben und denkt an die auf euch zukommenden Befragungen.“

    Die Reinigungsarbeiten an der Kirchenmauer dauerten bis in die frühen Mittagsstunden an. Währenddessen betraten immer wieder einzelne Mitglieder des Klosters die Kirche. Die Türen wurden daraufhin stets verschlossen, um unliebsame Zuhörer (wie die drei Novizen etwa) von den Befragungen abzuschotten. Nun jedoch, nachdem sich die Reinigungsarbeiten dem Ende näherten, wurde das Mittagessen vorbereitet und an den drei Novizen vorbei in die Kirche gebracht. Trotz des Frühstücks am Morgen, knurrte Fellan beim Anblick der warmen Mahlzeit gehörig der Magen. Als das alte Kirchengemäuer dann endlich kurz darauf vollkommen von den Schmierereien befreit war, atmeten die Drei erleichtert auf.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide