Die Schiebetüre zu öffnen war für sie machbar. Das Schloss war deaktiviert, vermutlich ausgefallen weil die Verbindung zum Netz ausgefallen war. Sogar Sie konnte nun die runzligen Finger in den Türschlitz schieben und sie locker aufhebeln. Dahinter kam ein dunkler Raum zum Vorschein, der - entgegen dem Glauben, wenn man sich im Haus aufhielt, kein Fenster hatte.
"Hat keine Fenster. An derselben Wand, in der die Türe gefasst ist, hat man ein Holomodul installiert, welches theoretisch ein Fenster simulieren kann - wahrscheinlich für das Wohlbefinden des Patienten, der sich hier aufhalten musste oder sollte.", erklärte sie und zeigte mit ausgerecktem Arm danach. Ja, genau das war es hier. Ein Labor. Nicht mehr und nicht weniger.
"Ich bin hier im Grunde nie. Keiner benutzt Räume ohne echte Fenster!", gab sie ihre ehrliche Meinung preis. "Aber das deckt sich mit deiner Behauptung.", glaubte sie und deutete auf einen Schrank, den sie öffnete und in dem Nichts stand außer Kisten. Eine davon zog sie heraus. Mit zittriger Hand. Linste hinein und grabschte nach einem elektronischen Rahmen, den sie seitlich antippte und der schließlich ein Bild zusammensetzte. Eines von ein paar, die hierauf gespeichert waren und nacheinander durchliefen. Aber den Durchlauf stoppte sie direkt und hielt ein Bild Leif mit zusammengepressten Lippen hin.
"Sind sie das..?", fragte sie interessiert, schob das erste Bild weg, gab ihm kaum Zeit zu erkennen, wer darauf zu sehen war, außer zwei Personen.
Vigilio war ihnen dezent gefolgt und stand mit leichtem Abstand zur Seite der beiden.
"Ist das deine Frau dort..?", fragte sie und tippte mit dem Finger auf ein blutjunges, vielleicht gerade mal 4, vielleicht 5-Jähriges Mädchen. Mit brandschwarzen Haaren die bereits knapp über die Schulter hinweg lang waren - und anstandslos glatt gewachsen waren. Die durchdringenden, grünen Augen sahen nicht in die Kamera, sondern in Richtung einer Blume, die im Botanischen Garten Palermos gewachsen war und wohl ein Ausflugsziel von ihr und Vittore gewesen war. Und sie-...lächelte. Sie lächelte ein wunderschönes, liebevolles und befreites, junges Lächeln, dass in dieser Zukunft so unendlich selten Teil ihrer Realität zu sein schien. Und ja, die Ähnlichkeit mit Emma war durchaus vernehmbar. Aber für jemanden wie Leif...wäre der Unterschied vermutlich dennoch gut ersichtlich.