Zitat von
Raider
Damit kann ich arbeiten. Ich habe selbst gemischte Gefühle gegenüber ihr und ihrer Arbeit, einerseits bin ich der Ansicht, dass eine feministische Analyse und Kritik von Videospielen positiv, wichtig und längst überfällig ist. Nun bin ich der Ansicht, dass die Tatsache, dass sie für ihre Tropes vs. Women Serie im Voraus Geld verlangte, dem ganzen einen etwas unangenehmen, profitorientierten Beigeschmack geben und ihr schulmeisterliches Auftreten, das sich auch in dem eingänglich zitierten Tweet widerfindet, sie nicht gerade zu einer charismatischen Vertreterin ihrer Sache machen.
Wie wertvoll und vor allem wie lehrreich ihre tatsächliche Analyse ist, weiß ich nicht. Das hängt davon ab, was die Leute, die Spiele machen, für Schlüsse daraus ziehen. Wie es mir persönlich scheint, ist ihr Einfluss relativ minimal. Welche beiden Serien waren es denn, die sie deiner Ansicht nach negativ beeinflusst hat und kannst du mir erläutern, in wie fern ihr Einfluss und die Probleme, die sie haben zusammenhängen?
GamerGate ist wieder eine andere Sache und zwar eine, die sie mit Sicherheit nicht losgetreten hat. Ich habe das ganze ziemlich bewusst miterlebt, und war damals ehrlich gesagt auch auf der Seite der Pro-GamerGate Fraktion, auch wenn ich mir mittlerweile dumm dafür vorkomme. Der Auslöser war ein an den Haaren herbeigezogener Sex Skandal zwischen einer Indie-Entwicklerin und einem Spielekritiker, der auf apokryphischen Chatlogs des Exfreundes des Entwicklers beruhen. Aus denen wurde extrapoliert, dass sie sich dadurch bei dem Kritiker bessere Bewertungen einholen wollte. Obwohl wieder der Kritiker, noch das Magazin, bei dem er angestellt war, ihr Spiel jemals bewertet haben.
Hinter dem ganzen stand meiner Ansicht nach ein, beängstigend erfolgreicher, Versuch Videospielenthusiasten politisch zu indoktrinieren. Das sauge ich mir jetzt nicht aus den Fingern, einer der bekanntesten Sprecher von GamerGate war Milo Yiannopoulos, der damals noch für die rechtsextremistische Propagandaseite Breitbart geschrieben hat. deren Vorstand Steve Bannon Kabinettsmitglied von Donald Trump war. Sehr viele von GamerGates prominteren Vertretern haben wenige Jahre später Wahlwerbung für Trump gemacht. Hinter dem ganzen stand eine ausgeklügelte Propagandakampagne deren Nachwirkungen wir noch immer spüren.
Der diskurs hinter Videospielen, und nebenbei auch hinter populären Filmen und anderen "Hobbymedien" wird generell auf extrem perfide Weise zur Verbreitung politischer Propaganda verwendet. Sicher, man mag diese Dinge als Luxusprobleme und bedeutungslose Frivolitäten abstempeln, kann man auch gerne tun, ist letztendlich eben wirklich nur Hobbyismus, aber dieser harmlose Hobbyismus wird als Vehikel für, verzeihe mir die Dramatik, einige der bösartigsten und gefährlichsten Strömungen der modernen westlichen Politik missbraucht, weshalb der Diskurs darum höchste Wachsamkeit fordert.
Weil ich beides gut finde.