[Bisasam]

Also ich bin ja leidenschaftlicher Sektenplaner und Religionszüchter. Also im virtuellen Sinne. Lustigerweise bin ich IRL der hart kritische Halb-Atheist, der Religion verabscheut, aber trotzdem son Stück weit an ein gewisses Gleichgewicht des Universums und daraus entstehende Ereignisse glaubt. Bescheuert ich weiß. Aber ist eben so.

Naja egal da will ich mich nicht zu sehr drin vertiefen. Mir gehts eher darum, mal das Kreuzfeuer (no pun intended) zu eröffnen und zu diskutieren, wie man in Videospielen am besten eine gute Religion baut.

Hier ist erstmal meine Meinung:

1. Eine Religion braucht immer eine Geschichte, auf der sie fußt. Falls die Religion bereits besteht, muss im Spiel erklärt oder gezeigt werden, WIESO diese Religion nun eigentlich entstanden ist. Eine Gründungsgeschichte oder auch einfach ein Ziel, das man nachvollziehen kann. Einfach an einen Gott zu glauben ohne Ziel und dessen Ideale zu verbreiten ist nicht gerade packend und zerfließt bei näherer Betrachtung schnell zu Staub und leeren Worten. Falls eine Religion gegründet wird, sollte der Spieler die dadurch verfolgten Ziele sehen können um ggf. nachvollziehbare Elemente rauszufiltern.
Ich finde dabei die Bruderschaft des Schläfers super gemacht. Das sind eigentlich sträflinge, aber die sind so verzweifelt, dass sie an einen Gott glauben, der ihnen die Freiheit schenkt. Da ist auch gleich das Ziel da. Prima verkoppelt!

2. Vertreter mit Namen. Dabei ist nichtmal zwangsläufig der Gott gemeint. Aber derjenige, der die Sache vor dem Spieler vertritt, braucht einen Namen. "Priester" ist einfach nur leer, immerhin ist das doch der Ansprechpartner für Fragen, oder nicht?

3. Eine Basis. Ob Kloster, Hundehütte oder Beliarhöhle, so eine Sekte braucht ein Lager oder zumindest etwas woran man die Religion festmachen kann z.B. bei Nomaden das Zeltheiligtum.

4. Rituale. Ob nun "Erwache", "Für Innos" oder eine Mönchsverbeugung. Eine Sekte braucht Rituale um wirklich zu wirken und in Erinnerung zu bleiben. Und je mehr der Spieler daran teilhaben kann, desto besser. Rituale sind auch generell ein guter Tipp, da so auch andere Gilden gut funktionieren. Ich sage nur "Für Gomez!".

Ich könnte wohl ewig so weitermachen, aber auf diese Punkte beschränke ich mich erstmal. Will jemand ergänzen, hinzufügen oder widersprechen? Vielleicht auch ne eigene Interpretation was wichtig ist?

[lali]

1. Eine Religion braucht immer eine Geschichte, auf der sie fußt. Falls die Religion bereits besteht, muss im Spiel erklärt oder gezeigt werden, WIESO diese Religion nun eigentlich entstanden ist. Eine Gründungsgeschichte oder auch einfach ein Ziel, das man nachvollziehen kann. Einfach an einen Gott zu glauben ohne Ziel und dessen Ideale zu verbreiten ist nicht gerade packend und zerfließt bei näherer Betrachtung schnell zu Staub und leeren Worten. Falls eine Religion gegründet wird, sollte der Spieler die dadurch verfolgten Ziele sehen können um ggf. nachvollziehbare Elemente rauszufiltern.

Da musst du erstmal definieren, was du mit Religion meinst. Religion ist ein stark westlich geprägter Begriff, der sich auf viele andere Phänomene wie den Hindu-Dharma, den Buddha-Dharma usw. nur schwer bis gar nicht anwenden lässt. Das ist keine Pedanterie, sondern wichtig. Je nachdem, was du da "bauen" willst, ist dann nämlich z.B. überhaupt nicht von einer "Religionsgründung" auszugehen. Muhammed und Mahavira sind Beispiele für Religionsgründer im eigentlichen Sinn, aber gerade wenn es darum geht, dass du archaische/"primitive" Kulte darstellen willst, z.B. für deine neue Mod, die auf die Anfänge der Menschheit zurück geht, macht das sehr wenig Sinn.

Bei allen anderen Punkten stimme ich dir zu, wobei du da mehr zu "Sekte" zu tendieren scheinst? Wenn es dir speziell darum geht, eine Sekte aufzubauen, dann kannst du natürlich auch gut mit so einem Gründer arbeiten und dann würde ich zustimmen, dass das wichtig ist. Wobei das auch ein Personenkreis sein kann.

[Neconspictor]

Ich würde mich an existierenden Religionen oder Sekten orientieren und diese als Basis/Referenz/Blaupause verwenden. Gerade die kruden Gedankengänge von Fundamentalisten sind für Außenstehende oft nicht so nachvollziehbar. Da ist es - denke ich - hilfreich sich an der Realität zu orientieren.

Spontan fallen mir Hare-Krishna, Zeugen Jehovas und fundamentalistischer Islam (Islamischer Staat) ein, aber da gibt's ein ganzen Haufen davon, also reichlich Material

[Strontzine]

HI!

Also ich bin ja leidenschaftlicher Sektenplaner und Religionszüchter

Wow! Da bin ich aber jetzt wirklich "buffy". Hätt ich nicht von Dir gedacht.

Wie man in Videospielen am besten eine gute Religion baut

Hmm! Wohl auf Gothic bezogen? Da bin ich der Ansicht dass dort von Religion oder Sekte nur ein nebelhaftes Grundgerüsst ohne Auskleidung geboten wird. Die G1 Sektenspinner waren ja mehr bekiffte Anhänger ohne wirklichen Glauben. In G2 rückt das Religiöse geradezu in mystische Ferne und wird nur noch als Hintergrunds-Ausschmückung gebraucht. Und in G3 ist das Ganze Überjenseitige nur noch eine Utopie.

Eine Religion braucht immer eine Geschichte, auf der sie fußt

Gut! Um es konkret auf den Punkt zu bringen : Baue eine "erscheinende Gottheit" ein, welche erklärt wer und was sie ist, und wofür sie steht. Der Held oder Heldin geht darauf ein. Wirkt im Namen dieser Gottheit für ihre und seine Ziele, woraus dann auch in der Story Quests-Nebenquest entstehen. Daraus ergibt sich aber eine Gegen-Gottheit oder Andersgottheit, welche ihre eigenen Anhänger hat mit denen der Protagonist in Konflikte gerät. Wenn die Story des Game mit religiösem Kram aber nichts zutun hat, sollte man dies nur indirekt ins Spiel einbauen. Ansonsten wäre ja die Story eine religionsgeschichtliche zu nennen - also Gottheit gegen Gothheit und am Ende siegt eine über die andere von seitens des Spielhelden umgesetzt. Könnte man machen ist aber doch wohl ziemlich langweilig.

"Priester" ist einfach nur leer

Ein anderer Name oder Bezeichnung : Ich bin der Gottgesandte!

Eine Basis. Ob Kloster, Hundehütte oder Beliarhöhle, so eine Sekte braucht ein Lager

Nicht zwingend! So etwas könnte im Spiel erst begründet werden. Auftrag der Göttlichkeit:
Verschaffe mir Änhänger, welche an mich glauben. Belohnung : Eine besondere Fähigkeit, die für das Spiel relevant ist den Endgegner zu besiegen.

Eine Sekte braucht Rituale um wirklich zu wirken

War für Gothic eigentlich gar nicht vonnöten. Jedenfalls nicht für die Anhänger. Ausser das Ritual der G1 Sektenspinner, aber das auch nur von seitens eines Gurus. Oder das Sonnenkreisritual in G2.
Aber wie wäre es mit einem Ritual, wo eine im Spiel mitwirkende Elementar-Wesenheit erschaffen wird, die bei Bedarf dem Spieler helfend beisteht und die auch beim Endgegner hilft? Da wäre der Sekte-Religion der Gottheit und den Anhängern gegenüber vollste Genugtuung geleistet.


Gruss

[Dumpfie]

Ich denke ein Punkt der noch erwähnt werden sollte, ist die gesellschaftliche Ordnung:

die Religion regelt viel im Zusammenleben der Anhänger. Das ist auch, was das Sektenlager so interessant gemacht hat: sie leben nach anderen Regeln als die Anderen. Die Religion sollte also nicht nur im Dienst einer Gottheit stehen, sondern auch der Gemeinschaft dienen. Beispiel Sumpflager:

- Hoffnung auf Freiheit
- Kraft um in einem vermaledeiten Sumpf zu leben.
- Aufrechterhalten der sozialen Struktur (zum Wohl der Templer und Gurus...)

[Multithread]

- Aufrechterhalten der sozialen Struktur (zum Wohl der Templer und Gurus...)

Ich würde sogar so weit gehen und behaupten: Fast jede Religion/Sekte basiert auf dem oben genannten Prinzip.
Alles was Ihnen versprochen wird (aka Freiheit) dient am ende nur dazu dem/den Obersten die Macht zu sichern (Sektenlager ist ja: Schläfer > Gurus > Templer).
Beim Innos Kloster ist das auch sehr stark vertreten, bei den Wassermagiern weniger, deren Kultur baut eher auf Gleichberechtigung auf, oder der Illusion davon.

Alles darum herum (Geschichte, Anhängher, Reliquien) dient dazu den Status zu erhalten, bzw. zu vergrössern.

Rituale können übrigens auch sehr subtil sein. z.B: Alle vom "Hohen Rat" begrüssen dich einzeln. Oder das dir jeder eine Frage gestellt hat, ggf. auch schon vor der Aufnahme.
Hast du ein Konkretes Beispiel was du machen möchtest?

[lali]

Ich würde sogar so weit gehen und behaupten: Fast jede Religion/Sekte basiert auf dem oben genannten Prinzip.
Alles was Ihnen versprochen wird (aka Freiheit) dient am ende nur dazu dem/den Obersten die Macht zu sichern (Sektenlager ist ja: Schläfer > Gurus > Templer).

Y'Berion hatte ehrliche und aufrichtige Intentionen, hat selber daran geglaubt, was er gepredigt hat. Die Sekte hatte nicht den Zweck, ihm irgendeine Macht zu sichern, sondern tatsächlich die Freiheit. Und als sich herausgestellt hat, dass er sich geirrt hat, hat er das auch selbst als erster zugegeben.

[Multithread]

Y'Berion hatte ehrliche und aufrichtige Intentionen, hat selber daran geglaubt, was er gepredigt hat. Die Sekte hatte nicht den Zweck, ihm irgendeine Macht zu sichern, sondern tatsächlich die Freiheit. Und als sich herausgestellt hat, dass er sich geirrt hat, hat er das auch selbst als erster zugegeben.

Das mag sein, aber der eigentlich "Leader" der Sekte ist ja anfangs trotzem der Schläfer gewesen. Zumindest bevor sich Y'Berion mit allen, welche mitkommen wollten, von Ihm abgewendet haben.
zu dem Zeitpunkt hatte Y'Berion aber bereits nichts mehr zu gewinnen.

Und einige der Gurus sind ja weiterhin dem Schläfer gefolgt. Da Sie dadurch mehr Macht hatten.


Ich sage auch nicht, das ausnahmslos alle so sein müssen. Aber der grössere Teil ist es.

[Dumpfie]

Also ich würde schon sagen, dass eben auch die Gruppe als Ganzes profitiert. Sicher, die Novitzen haben nicht gerade ein schönes Leben, aber die anderen Lager würden sie wohl recht übel behandeln wenn sie allein außenstehend wären...