Kritik zu X-Men: Dark Phoenix
Endlich bin ich auch in den Genuss von Dark Phoenix gekommen. Hier nun meine Kritik. Wie immer, verzichte ich auch hier auf eine kurze Inhaltsangabe, da jeder die Möglichkeit hat, sich überall Inhaltsangaben durchzulesen oder sich Trailer anzusehen.
Ein paar minimale Spoiler sind enthalten, aber nichts wesentliches.
Story
Die Story ist überschaubar und nicht sonderlich komplex, eigentlich eine typische Story, wie sie auch im MCU hätte vorkommen können. Gut finde ich aber, dass sich der Film Zeit nimmt, die Story voranzutreiben und nicht ständig in Nebensächlichkeiten oder Banalitäten abdriftet. Erstaunlich, wo der Film doch nicht einmal zwei Stunden Laufzeit hat. Es gibt viele Dialoge und einige emotionale Momente, die nicht mal so eben abgehandelt werden, sondern die dem Zuschauer die nötige Zeit der Wirkung geben. Allgemein wirkt Dark Phoenix in seiner Erzählung sehr bodenständig und geerdet. Andere Comicverfilmungen neigen ja häufig dazu, abzuheben, was ich perse nicht schlecht finde. Es ist aber schön, dass Dark Phoenix den Mut hat, die Sache etwas anders anzugehen als nach dem aktuell typischen Schema. Das bringt etwas frischen Wind in das Genre. Natürlich sollte man kein erzählerisches Meisterwerk oder ein Drama erwarten, aber ich mag die Art, wie der Film die Sache angeht.
Charaktere
Die Ausarbeitung der Hauptcharaktere ist, wie man es von den letzten X-Men-Filmen gewohnt ist, solide. Charles Xavier macht eine Entwicklung durch, was mir von der Umsetzung her gut gefallen hat. Es gibt da einen angehenden Konflikt zwischen ihm und seinen X-Men und Schülern. Dieser Konflikt wurde meiner Meinung nach gut in die Story eingebettet. Die Spannungen zwischen einigen Charakteren und Gruppierungen sind sehr gut spürbar, was der durchaus guten Schauspielkunst und den guten Dialogen zu verdanken ist.
Schauspieler
Was die Leistungen der Schauspieler angeht, so finde ich vor allem wieder einmal James McAvoy und Michael Fassbender besonderst stark. Die beiden verkörpern ihre Rollen glaubhaft und mit viel Audrucksstärke. Die anderen X-Men machen ihre Sache durchaus sehr solide. Ja sogar Sophie Turner macht ihre Sache gut, obwohl ich sie als Schauspielerin eigentlich nicht so mag. Sie kommt wir immer so ein wenig arrogant vor, dazu immer dieser kalte Blick. Aber genau hier passt das wunderbar zu ihrer Rolle, zumindest meistens. Es gibt leider auch Momente, da ist ihr Blick weniger passend zur Situation. Leider wurde Jessica Chastein im Film total verheizt. Ihre Rolle ist uninteressant und oberflächlich und ihre Mimik lässt zu wünschen übrig, was aber nicht an Jessica, sondern an der Rolle selbst liegt. Dazu mag ich ihre Haarfarbe überhaupt nicht. Weiße Haare passen einfach nicht zu ihrer hellen Haut und ihrem Teint. Jennifer Lawrence wirkte leider auch ein wenig lustlos und deplatziert in Dark Phoenix, was schade ist.
Action / CGI-Technik
Die Trick- und CGI-Technik bewegt sich durch die Bank weg auf hohem Niveau. Manchmal erkennt man sie als solche, aber meistens fügt sie sich wunderbar ind die Szenen ein. Der Einsatz diverser Mutanten-Kräfte, vor allem von Magneto, Storm, Cyclops oder Jean Grey / Phoenix ist sehr ansehnlich und eindrucksvoll. Die Actionszenen kommen im Film sehr geerdet und „kleiner“ rüber. Es gibt keinen weltumspannenden Kampf und keine Massenschlachten á la Endgame oder Infinity War, sondern die Kämpfe finden eher auf kleinem Raum statt. Das mag jetzt den Einen oder Anderen abschrecken, aber mir hat das gefallen, weil das den Film etwas geerdeter und bodenständiger wirken lässt und weil er sich dadurch von den derzeitigen Filmen des MCU oder dem DCEU abhebt. Der Endkampf hat mir persönlich sogar ein wenig besser gefallen, als der von Endgame, der mir irgendwie zu unübersichtlich ist.
Musik
Für die musikalische Untermalung zeigt sich Hans Zimmer verantwortlich. Hätte ich das nicht gewusst, ich hätte es nicht bemerkt, da der Stil ein wenig anders ist als man es von Zimmer gewohnt ist. Dennoch ist die Musikuntermalung meistens richtig klasse und lässt oft eine gewisse epicness aufkommen. Klasse.
Sound / Ton
Tontechnisch ist Dark Phoenix (deutsch) wunderbar abgemischt. Die Stimmen sind immer klar und deutlich ortbar und hörbar, die Musik drängt sich selten in den Vordergrund und übertönt niemals die Stimmen. Auch der Ton in den lauteren Actionszenen ist wunderbar abgemischt und klingt immer klar und trotzdem druckvoll und brachial. Der Ton wurde niemals übersteuert und ist mir zu keiner Zeit negativ durch Spitzen oder nervige Töne aufgefallen. Hervorragende Arbeit der Tontechniker.
Kamera
Die Kameratechnik ist mir als ziemlich gut und ruhig in Erinnerung geblieben. Mir ist sie jedenfalls niemals negativ aufgefallen. Es gibt keine oder nur selten eine Wackelkamera und auch die Actionszenen bleiben immer schön übersichtlich und ansehnlich. Gute Kamerarbeit.
Fazit
X-Men: Dark Phoenix ist ein starker und sehr geerdeter, aber dennoch fulminater Abschluss der X-Men-Saga oder „foX-Men“, wie einige das mittlerweile nennen. Der Stil, die Umsetzung, die Actionszenen, die Dialoge und die Story haben mir allesamt gut gefallen. Auch die Hauptcharaktere haben sich toll entwickelt. Schwach sind nur Jessica Chasteins Charakter Vuk und Sophie Turner in ein paar Situationen sowie die Lustlosigkeit von Jennifer Lawrence und die schwache Rolle von Mystique. Im Großen und Ganzen bin ich jedoch sehr zufrieden mit dem Abschluss und finde es schade, dass die Mehrheit der Kritiker und Zuschauer es scheinbar anders sieht und sich das auf das Box-Office-Ergebnis negativ auswirkt. Persönlich finde ich, dass sich Dark Phoenix als Abschluss runder anfühlt als es Endgame getan hat, der mir einfach zu viel wollte und zu zu viel Potential verschenkt hat. Ich freue mich schon jetzt auf die Blu-Ray, die ich mir auf jeden Fall zulegen werde.
9/10 Punkte - Hoher Wiederschauwert