Hi,
Zitat von
wildundgesetzlos
@ Cagigawa
Und auch den nostalgischen Hang zur DDR. Kitas waren umsonst, jeder hatte einen Job, ...
Leider ist das bei Weitem nicht nur Nostalgie. Themen wie "kostenlose Kitas" oder "bezahlbarer Wohnraum" sind äußerst virulent. Wenn das auf die politische Agenda kommt, werden nicht wenige Ossi-Opas und -Omas sagen: "Das Problem gab's bei "uns" in der DDR nicht.". Denn da hatte jeder eine Wohnung, auch wenn's eine Bruchbude war. Und jemanden der auf der Straße sitzt und trotz 3 Minijobs am Existenzminimum dahinvegetiert von den Vorteilen der "freien Marktwirtschaft" zu überzeugen, ist eben naturgemäß deutlich schwieriger, als einen Börsenspekulanten mit 3 Häusern und 4 Autos.
Durch den Strukturwandel sind viele Jobs gestrichen worden, das ist sehr bitter, aber das ist doch kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen, die Arme vor der Brust zu verschränken und nur noch zu zetern und zu motzen.
Das werden auch nur die Wenigsten tun, wenn man ihnen eine Perspektive bietet. Unverständlich, warum das ausgerechnet vom Weltmeister im "Anreize setzen", der das ansonsten als Patentlösung für nahezu jedes Problem empfiehlt, im Falle der Wiedervereingung übersehen wurde.
Die zahllosen Fehler der TREUHAND beim "Strukturwandel" lassen wir mal außen vor, sonst wird das hier uferlos. Vielleicht war es von Anfang an ein etwas..., sagen wir "suboptimales" Signal, dass die Umstrukturierung in die Hände einer einer Armada von Westbeamten und politischen Hinterbänklern gelegt wurde, die Alles, was sich nicht auf Anhieb verramschen ließ, plattgemacht hat.
Aber genug davon, bei diesem Thema muß ich auf meine Gesundheit achten.
Vielleicht kommt die AfD mit ihrer Rhetorik und ihren Ansagen der guten alten Zeit am nächsten und schneidet deshalb so gut ab.
Viel einfacher. Die vermittelt bestimmten gesellschaftlichen Gruppierungen ein "Wir"-Gefühl, der Inhalt ist dabei austauschbar. "Wir" - das Volk, "Wir - die Deutschen", "Wir" - die Unterdrückten", "Wir" - die Diskriminierten", "Wir" - die Überfremdeten", "Wir" - die weiße Rasse" - nimm was Du willst.
Gut veranschaulichen läßt sich diese Strategie an den zarten Anfängen der Neo-Nazis. Typen, die nur Saufen und Kloppen konnten, wurden von der Normalgesellschafft verachtet und ausgegrenzt. Denen boten die Neo-Nazis eine Heimat und ein Identifikationsmuster, indem sie "Saufen und Kloppen" einfach zu Werten erhoben, die für diese Gemeinschaft unverzichtbar sind. Und so wurde aus einem scheinbaren Mangel eine Auszeichnung. Man mußte nur das Milieu wechseln.
Tja die AfD ist im "Osten" gut darin, die angestaute Wut zu kanalisieren und für sich zu nutzen.
Da stellt sich zwanglos die Frage, wer denn diese "angestaute Wut" zu verantworten hat?
Ist ein Ziel erst ausgemacht, so kann hemmungslos darauf herumgehackt werden.
Das ist kein Spezifikum der AfD, das eint alle ideologiebasierten Bewegungen. Ist der Feind erst eindeutig identifiziert, verliert er alle Rechte. Einige sind in diesem Fall sogar bereit, ihre humanitären Grundüberzeugungen über Bord zu werfen. Sogar Politiker.