Ein kleines "Handbuch" für all die Schattenläufer da draußen. Ich habe mich bemüht, das so loregetreu wie möglich zu halten. Alle "Zitate" habe ich bekannten Figuren aus dem Elder-Scrolls Universum in den Mund gelegt. (Habe das aus dem Word-Pad reinkopiert; Das Layout bearbeite ich noch über die nächste Zeit, Sorry dafür!) Ich hoffe, Ihr habt Spaß daran!

The Elder Scrolls - Schriften aus dem Umfeld daedrischer Kultisten - Himmelsrand, 4E201


Bei dem "Weg des Schattens" handelt es sich um die Zusammenstellung einer Sammlung von Schriften und Aufzeichnungen von Kultisten, Gelehrten, Dieben sowie Priestern des Ahnenmotten-Kultes, die im Auftrage des letzten der Graufuchs-Gildenmeister in Cyrodiil zusammengetragen wurden, worunter sich außerdem auch diverse Forschungstexte zu den Daedra und ihren diversen Kulten befanden. Jene Schriften beinhalten unter anderem auch "Das Lied der Nachtigallen", welches ursprünglich eine Art Handbuch für die Agenten Nocturnals darstellte, die nach den Nachtigallen benannt wurden, welche die Dreieinigkeit der Herrin der Schatten in unserer Existenzebene symbolisieren. Dieses Werk befasst sich mit den einzelnen Aspekten jener Dreieinigkeit. Der letzte Graufuchs, Träger der Maske und Hüter des Skelett-Schlüssels, ordnete nach dem Ende der Oblivion-Krise sämtliche Fragmente, traf eine Auswahl und fügte verschiedene Anmerkungen und vereinzelte Ergänzungen hinzu. Einige davon beziehen sich auf die arkanen Texte des "Codex Umbrae", in welchen es vornehmlich um die philosophischen Aspekte des daedrischen Aspektes von Nocturnal geht. Jedoch verzichtete der Graufuchs bewußt darauf, jene Verse im ursprünglichen Wortlaut in den "Weg des Schattens" zu integrieren, damit einfachere Diebe nicht durch die altertümliche Sprache des "Codex Umbrae" abgeschreckt werden oder es zu Mißverständnissen im Bezug auf deren Inhalte kommt. Auch wenn die umfassende und überarbeitete Schriftensammlung des "Weg des Schattens" beileibe kein homogenes Buch bildet, stellen dessen Abschriften jedoch bis heute das Standardwerk für die meisten Diebe und Kultisten von Nocturnal dar. Sämtliche der erhaltenen Originalmanuskripte, aus denen der "Weg des Schattens" entstand, befinden sich seit über zwei Jahrhunderten in der Obhut der drei Nachtigallen. Wo diese Manuskripte jedoch aufbewahrt werden, bleibt in den Schatten verborgen.


Auszüge aus dem "Weg des Schattens":
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Der daedrische Aspekt der Schatten und der Heimlichkeit, die auch als Geliebte der Nacht bezeichnet wird, gilt seit Jahrtausenden als Schutzpatronin aller Diebe in ganz Tamriel. Die Gelehrten gehen davon aus, daß Nocturnal durch die Energien und hormonellen Impulse im Gehirn, die durch die Planung und Anwendung der Diebeskünste in den Sterblichen freigesetzt werden, genährt und gestärkt wird und somit Kraft des Energieflusses in Aetherius als daedrische Entität im Reich von Oblivion existieren kann. Während die Aedra Geistwesen sind, die Nirn und alles was darin ist, geschaffen haben, können die schwächeren Daedra zwar nichts selbst erschaffen, wohl aber verändern, was sie wiederum von den Aedra unterscheidet, weshalb alles Leben auf Nirn nur basierend auf der Koexistenz von Aedra und Daedra gedeihen kann. Jede daedrische Gottheit verfügt über eine physische, unsterbliche Gestalt, die sie jedoch nach Belieben verändern können, wie es ihrer Natur entspricht. Der Kreislauf aus Erschaffung, dem daraus folgenden Wachstum, dem Übergang zum Verfall und der letztlichen Zerstörung ist die Essenz aller Lebenszyklen auf Nirn. Theoretiker gehen davon aus, daß daher jedem Aedra zwei daedrische Aspekte direkt entgegen stehen müssten, um damit die Kräfte, die auf die Natur und die Bewohner einwirken, im Gleichgewicht zu halten. Dies ist auch der Grund, warum vor allem daedrische Kultisten von der Bipolarität in sämtlichen Aspekten der Natur überzeugt sind. Welchem Aedra Nocturnal gegenübersteht und welcher Daedra neben ihr steht, wird von den Gelehrten bis heute disputiert. Es gilt als wahrscheinlich, daß Nocturnal mit Hermaeus Mora in Zusammenhang steht, dem daedrischen Aspekt der Geheimnisse, des verborgenen Wissens und der Erinnerung. Es gibt viele Parallelen und Bezüge, die sich wechselseitig unterstützen oder gar bedingen, auch wenn oberflächlich betrachtet lediglich etwaige Verbindungen zwischen diesen beiden Entitäten bestehen mögen. Man darf sich das Verhältnis von Nocturnal zu ihren Anhängern jedoch nicht wie das typische Verhältnis einer Gottheit zu seinen devoten Gläubigen vorstellen, sondern muß es als eine Art Geschäftsbeziehung verstehen, so abstrakt das auch erscheinen mag.
Genau wie der Kult von Hermaeus Mora ist auch der Kult von Nocturnal ausdrücklich nicht als Religion zu verstehen. Weder der Fürst der Erkenntnisse, der seinen sterblichen Anhängern gern als groteske schwarze Masse mit Tentakeln erscheint, noch Nocturnal, die Sterblichen als Frau erscheint, die durch den zarten Schleier der Schatten bedeckt wird, legen Wert auf die Verehrung durch ihre Anhänger oder Opfergaben gleich welcher Art. Es gibt für beide Kulte keine Tempel oder Priester, auch gibt es weder Predigten noch spezifische Rituale. Denn genau diese Art von ritualisierter Verehrung würde beide Entitäten schwächen, da die sie nährenden Energien auf Freiheit im Handeln und Denken basieren. Restriktive Strukturen im Denken oder exakt festgelegte Handlungsabläufe würden ihrer Existenzgrundlage zuwider laufen. Für Nocturnal stellt daher jede Form von religiöser Bewegung ein restriktives Konstrukt zur Unterdrückung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung seiner Gläubigen dar, welche in der Folge, häufig aus Neid auf deren Freiheit, gegen Andersgläubige oder libertine Personen vorgehen, um diese ebenfalls dem eigenen, teils auf abstrusen Vorstellungen beruhenden Restriktionsgebilde zu unterwerfen. Damit wird jegliche Weiterentwicklung, Kreativität, Unvoreingenommenheit und Neugier im Keim erstickt. Denn nach dem alten Codex Umbrae sind Mensch oder Mer niemals Gefangene ihres Schicksals, sondern einzig ihres Denkens, wodurch jeder von ihnen befähigt ist, sein Schicksal zumindest im Rahmen seiner physischen oder geistigen Möglichkeiten eigenständig zu gestalten. Dafür bedarf es jedoch der Aufklärung, mit welcher er sich schrittweise aus seiner eigenen Unmündigkeit befreien kann. Autonomie im Handeln und Denken sind demnach essentielle Aspekte der jeweiligen Kulte. Die Unabhängigkeit des Individuums geht dabei jedoch ausdrücklich über die willkürliche Gesetzgebung einer temporär herrschenden Staatsform mit ihren wankelmütigen moralischen Wertvorstellungen hinaus, die sich über die Jahrtausende beständig ändern. Die Kultisten Nocturnals wie auch Hermaeus Moras begreifen mit der Zeit, daß die Unabhängigkeit in ihrer reinsten Form von Gesetzmäßigkeiten abhängt, die für jeden gleichermaßen gelten und tiefer gehen als die von Mensch oder Mer geschaffenen. Der Kultist lernt, daß seine Unabhängigkeit von seinen eigenen Grenzen in Körper und Geist und den Gesetzen der Natur abhängen, in welcher er lebt. Diese Erkenntnis sorgt außerdem dafür, daß er erkennt, daß jegliche individuelle Freiheit nur auf dem Fundament der Ordnung ruhen kann, welche uns die Natur mit ihren Gesetzmäßigkeiten vorgibt. Denn die Abwesenheit von Ordnung bildet nicht die Grundlage der Freiheit, sondern des Chaos. Und Chaos ist vor allem die Abwesenheit von Struktur, in welchem kein intelligentes Wesen existieren kann, wie es im Codex Umbrae heißt. Dies stellt den Handlungsrahmen dar, in dem er sich bewegen kann. Um seinen Handlungsrahmen jedoch erfassen zu können, braucht er Wissen und Erfahrungen, damit er im Verlaufe seiner Entwicklung sein wahres Potential erkennen möge. Darin liegt auch die Erkenntnis, daß weder Mensch noch Mer ein Produkt seiner sozialen Umwelt sein darf, sondern immer selbst der Gestalter jener Umwelt sein muß, um seine Selbstwirksamkeit zu erhalten. Dann erkennt er zwangsläufig, daß eine Beschränkung auf Dogmen, die willkürlich von anderen festgeschrieben wurden, letztlich zur Ignoranz und Intoleranz gegenüber allem, was außerhalb des eigenen, eingeschränkten Weltbildes liegt, führen muß. Sowohl diese Diktatur des Denkens als auch des Handelns stellt einen direkten Widerspruch zu den Lehren Nocturnals und Hermaeus Moras dar. Ihre Anhänger sollen frei in ihren Entscheidungen und Vorgehensweisen bleiben. Jeder Kultist der beiden Entitäten soll die Erkenntnis suchen und seine Bedürfnisse gemäß seiner Natur erkennen lernen, um eine Motivation zur eigenen Weiterentwicklung generieren und dementsprechend agieren zu können, wodurch sie wiederum die Macht der beiden daedrischen Aspekte stärken. Deshalb soll jeder von ihnen seinen persönlichen Talenten, Ausprägungen und Interessen entsprechend handeln. Niemand soll eingeschränkt werden, sofern er einige unabdingbare moralische und ethische Grundsätze beachtet, die jedoch letztlich allesamt auf einfacher Vernunft beruhen und damit logisch, jedoch frei von moralischer Fremdbestimmung sind, nicht jedoch von Moral oder Ethik als solcher. Diese Grundsätze sind essentiell, damit eine fundierte Grundlage für ein friedliches Zusammenleben aufrechterhalten werden kann, um Chaos oder gar Anarchie, die unweigerlich zu einer Spriale der Gewalt führen, zu verhindern. Letzteres würde ausschließlich destruktiven daedrischen Aspekten wie Mehrunes Dagon nützen, dem Aspekt des Krieges, der Zerstörung und des Chaos, der gemeinsam mit Boethia eine Art Gegenpol sowohl zu Nocturnal als auch zu Hermaeus Mora bildet. Die Befolgung dieser einfachen Prinzipien ist letztlich alles, was der Anhänger Nocturnals tun muß, um die Gunst der Herrin zu erlangen. Dennoch sei darauf hingewiesen, daß vor allem in den Schriften der Mytischen Morgenröte der Glaube an die heilige Metaethik strikt abgelehnt wird, da sie überzeugt davon sind, daß es keine moralischen Wahrheiten gibt, sondern unser Verständnis von Moral und Ethik einzig auf unseren Gewohnheiten und der kulturellen Sitten basiert.
Folgt ein Dieb, ob bewußt oder unbewußt, den metaethischen Prinzipien Nocturnals, was ausdrücklich seine Motivation mit einbezieht, unterstützt ihn die daedrische Fürstin, indem sie aus ihrem Reich des Ewigen Zwiellichts heraus direkt auf die Geschicke des Diebes einwirkt, ob schützend oder korrigierend. Dadurch nimmt sie außerdem unmittelbaren Einfluß auf die Art von Energien, die ihre eigene Existenz aufrechterhalten. Diese Einflußnahme ist jedoch so perfide und unmerklich, daß sich keiner der Diebe dessen bewußt wird. Falls sie jedoch durch sein Verhalten oder seinen Motiven abgestoßen oder verärgert wird, bestraft sie ihn, indem sie dafür sorgt, daß er sich bei seinen verwerflichen Handlungen im entscheidenden Moment selbst offenbart, um zu verhindern, daß die Strukturen ihrer Existenz durch ein Übermaß an destruktiven Energien negativ beeinflußt wird.
Sie muß sich vor den Einflüssen gegenläufiger Energien schützen, um rein bleiben zu können. Die Notwendigkeit eines Gleichgewichtes der sie nährenden Kräfte ist im Bezug auf die Natur ihrer Existenz unabdingbar. Wie jeder Daedra nimmt auch Nocturnal einen spezifischen Platz im komplexen und sensilben Zusammenspiel der verschiedenen Aspekte von Aetherius und Oblivion ein, die sich auf alles Leben der Arena Supermundus von NIrn auswirken. Im Gleichgewicht dieser Kräfte liegt jegliche Heiligkeit begründet, damit die natürlichen Gesetzmäßigkeiten und der Kreislauf allen Lebens aufrechterhalten bleiben möge.
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Den Kern des "Weg des Schattens" bildet der sogenannte "Katechismus des Schattens", der auch eine Beschreibung der moralisch/ethischen Grundsätze beinhaltet, die sich in Teilen auf die Verse des Codex Umbrae beziehen. (Es gibt hierbei einen Disput über das Alter dieses Textes, welcher nach Meinung einiger Gelehrter relativ aktuelle Bezüge aufweisen würde. Nach Meinung anderer wären diese Bezüge jedoch seit Jahrtausenden aktuell und gäben damit auch keinen Hinweis auf ein jüngeres Datum.):

"Ignoranz scheint die vorrangige Tugend in unserer Welt zu sein. Geltungssucht, Habgier und Rachsucht haben den Geist der ehemals freien Völker Tamriels vernebelt. Weite Teile ihrer Gesellschaften scheinen der Barbarei verfallen, sich selbstgerecht ihrem empathielosen Zynismus hingebend. Hierbei setzt sich vornehmlich der Gewalttätigste durch, ob mit dem Schwert oder durch politische Macht und dem staatlichen Gewaltmonopol. Gewöhnlich legitimiert er seinen haltlosen Anspruch auf die Unterwerfung der vermeintlich Schwächeren mit fadenscheinigen Begründungen. Er rechtfertigt seinen Größenwahn zumeist mit leeren Phrasen über einen imaginären Kampf im Namen irgendeiner Gottheit oder der vermeintlich bedrohten Freiheit seines eigenen Volkes, welches sich letztlich allein seinem Willen zu unterwerfen hat. Die grausamsten dieser Bestien finden hierbei gewöhnlich die unterwürfigsten Bewunderer, welche nur allzu bereitwillig deren mitleidlose Brutalität als Stärke mißverstehen und ihn zum "Helden des Volkes" verklären, denn paradoxerweise gibt sich Gewalt vordergründig immer selbst als dessen Lösung aus. Die meisten begreifen nicht, das Gewalt in keiner Form eine Problemlösestrategie darstellt, sondern selbst das Problem darstellt, welches gelöst werden muß. Dabei lehrt uns die Geschichte genau diese Lektion seit Jahrtausenden, jedoch fand sie bis heute offenbar keine gelehrigen Schüler, trotz all der wortreichen Gelehrten, die uns tagtäglich belehren wollen. Diese argumentieren gemeinhin resignierend, daß Gewalttätigkeit einfach Teil unserer Natur als Mensch oder Mer ist.
Sie sagen sogar, der Wille zur Zerstörung sei wichtig für die kulturelle Weiterentwicklung als Volk, um Platz für neue Ideen und Konzepte zu schaffen. Diese Haltung können und wollen wir nicht akzeptieren. Denn infolge dessen wäre jeder Krieg ein Kulturbeitrag und die Unterdrückung der Schwachen das Fundament einer erstrebenswerten, gesellschaftlichen Ordnung. Sie sehen nicht, daß die Völker gerade aufgrund ihrer kulturellen Unterschiede voneinander lernen können und dadurch die Grundlage ihrer potentiellen Weiterentwicklung als Individuum erhalten. Durch ihre unbestimmten Ängste verblendet, erkennen sie nicht, daß Unterschiede im Denken keine Angriffe auf sie sind, sondern Alternativen darstellen, welche ihnen Chancen bieten, als Individuum zu wachsen. So scharen sich die Verblendeten also lieber Schutz suchend um das Banner ihres gefeierten Barbaren, sich der Illusion hingebend, selbst auch an dessen Macht partizipieren zu können, welche letztlich in der Ausbeutung und Unterwerfung ihrer selbst begründet liegt. Sie sehen in der Erlangung von Macht innerhalb ihres Lebenskontextes die Grundlage für ihre persönliche Freiheit. Ihr Verständnis von Freiheit basiert in diesem Fall jedoch ausdrücklich auf der Unterdrückung von anderen Personen ihres sozialen Umfeldes. In ihrer verzweifelten Sehnsucht nach Kontrolle nehmen diese Parasiten deshalb jede Möglichkeit wahr, jene, welche sich in einer noch schwächeren Position befinden als sie selbst, ihrerseits zu unterdrücken, um eine Illusion von persönlicher Einflußnahme zu erschaffen, damit sie sich nicht ihrer eigenen, verzweifelten Hilflosigkeit stellen müssen. Die Angst vor der Erkenntnis ihrer tatsächlichen Ohnmacht lähmt ihre Urteilsfähigkeit. Daraus entsteht eine Spirale der Gewalt, welche weiteres Leid, Angst, Hass, Verzweiflung und damit zu noch mehr Gewalt führt. Ein weiteres Beispiel für die vielfältigen Ausprägungen des ewigen Rades der Vernichtung, angetrieben durch das Blut der Unschuldigen, stellt die Todesstrafe dar. Man begeht hierbei einen Mord an einem Mörder, um dessen Mord durch einen weiteren Mord zu sühnen. In profunder Verblendung wird der niedere Instinkt der Rache zynisch als Sinn für Gerechtigkeit vor dem eigenen Gewissen gerechtfertigt. Dies ist die Logik von Bestien. Und all dies beschreibt den ewigen Kreislauf aus Angriff und Verteidigung, von Sieg und NIederlage, von Herrschaft und Unterwerfung, von Leben und Tod, besiegelt mit dem Blut der Besiegten, von der schweigenden Mehrheit der Unterdrückten erduldet, auf das das wahre Böse triumphieren kann auf immerdar.
Um unserer Würde willen ist es an der Zeit, sich davon zu befreien. Wir schlagen nicht zu, solange wir uns keiner konkreten Bedrohung gegenüber sehen, sondern schlagen die leisen Töne der Vernunft und der Demut an. Denn niemals gibt es ein Recht des Stärkeren, sondern einzig ein Recht des Weiseren. Wir betteln nicht um ein wenig Aufmerksamkeit, auf Anerkennung hoffend, welche von den Verblendeten als Zuneigung mißverstanden wird, nach der sich letztlich ein Jeder sehnt. Wir folgen niemandem, der uns bevormunden will in seiner wahnhaften Anmaßung, der Hüter der einzig gültigen Wahrheit zu sein, der sich gefälligst ein jeder zu unterwerfen habe, sondern entscheiden frei gemäß begründeter Wertvorstellungen, die zumeist auf einfacher Vernunft beruhen. Wir brauchen niemanden in seiner freien Persönlichkeitsentwicklung zu unterdrücken, denn wir wissen, daß jedes intelligente Wesen das Recht hat, zu tun und zu lassen, was immer es auch wollen mag, solange jedem Einzelnen dieses Recht gewährt wird. Denn daraus ergeben sich letztlich alle notwendigen Regularien und Einschränkungen von selbst. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein gesundes Maß an Achtsamkeit, Verantwortungsbewußtsein und Respekt einem jeden gegenüber. Um hierzu jedoch in der Lage zu sein, bedarf es einer gewissen Bildung für jedes Individuum. Desweiteren ist eine emotionale Distanz zu den Sachverhalten vonnöten, um kritikfähig zu bleiben. Doch zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit komplexeren Inhalten scheint die Gesellschaft aufgrund ihrer Angst nicht mehr in der Lage zu sein. Denn die Angst macht sie blind und wird damit zum Ratgeber der eigenen Zerstörung, häufig zum Mut verklärt, um die eigene Hilflosigkeit zu verschleiern. Eine gesunde Angst ist wichtig, um den Einzelnen zur Aufmerksamkeit zu mahnen, um sich vor den Gefahren zu schützen, die sein Leben bedrohen, ob direkt oder indirekt. Doch Mut heißt ausdrücklich nicht, keine Angst zu haben, sondern Mut ist der Versuch, übersteigerte, abstrakte Ängste zu überwinden, welche häufig erst entstehen, wenn das eigene Denken durch äußere Einflüsse vergiftet wurde und man eben nicht mehr in der Lage zu einer angemessenen Selbstreflektion ist. Aus diesem Grunde wenden wir uns ab von der lähmenden Engstirnigkeit eines gesellschaftlichen Konsens, der auf dieser Art von abstrusen Ängsten basiert und wandeln auf dem Schattenpfad, um uns von einer, von Kleingeistigkeit und Mitleidlosigkeit geprägten Welt zu befreien. Wir treten zurück in den Schatten, um in der Stille und der Dunkelheit zur Ruhe zu kommen. Wir hören genau hin, um die wahren Motive zu erkennen, die in einen Mantel aus Lügen gehüllt wurden. Wir schauen genau hin, um das Antlitz der Bestien zu erkennen, die sich hinter der Maske eines verlogenen Lächelns verbergen. Wir hüllen uns in den zarten Mantel der Schatten und kommen in der friedvollen Geborgenheit zur Ruhe, die uns die mannigfaltigen Formen der Heimlichkeit bieten. Wir sind weder auf Stahl noch auf Feuer angewiesen, denn die Heimlichkeit ist unsere Waffe und unser Schild. Wir fügen keinem Hilflosen Schaden zu, sondern reichen all jenen bereitwillig unsere Hand, die in ihrer Not um unsere Hilfe ersuchen, ohne einen Sold dafür zu erwarten. Denn wir holen uns unseren Lohn aus den Schatztruhen jener, welche diese Bedürftigen durch deren rücksichtslose Ausbeutung erst in Not gebracht haben. Doch sind wir in den Augen dieser Kultur der Verachtung Verbrecher und müssen unsere Kunst in aller Heimlichkeit ausüben. Ihr Blick wird durch Angst getrübt, weshalb Gewalt als Notwendigkeit zur Verteidigung, und Güte als Gefahr für ihre Freiheit verstanden wird. Sie sind blind gegenüber der gebotenen Notwendigkeit einer permanenten Umverteilung, um ein essentielles Gleichgewicht zu wahren. Sie greifen zur Waffe, um ihren Besitz gegen die Bedürftigen gewaltsam zu verteidigen. Sie schwingen damit ihr Schwert, um die Symptome der Problematik zu bekämpfen und nicht ihre Ursachen.
Ferner sehen sie sich dadurch gezwungen, sich permanent gegen die Angriffe aus ihrer Umgebung zur Wehr zu setzen, die wiederum ausgeführt werden, um sich gegen vermeintliche Bedrohungen aus ihrem Umfeld zu wehren. Doch werden durch die Anwendung von Gewalt diese Probleme nur noch weiter verstärkt. Niemand scheint zu begreifen, daß man Neid und damit auch Gewalt verhindern könnte, wenn man für einen allgemeinen Wohlstand und gegenseitige Unterstützung sorgen würde. Wir erachten es daher als unsere ausdrückliche Pflicht, neben unserer konkreten Hilfe auch einen Teil unseres Goldes an eben jene Notleidenden weiterzugeben, welches wir auf unseren Beutezügen oder aus dem Verkauf der Beute an unsere Hehler erhalten haben. Wir bestehlen jedoch niemals rechtschaffende Händler oder Bauern, welche ihre Waren selbst erarbeitet oder hergestellt haben, ob auf dem Feld oder auf dem Herd, ob an einer Schmiede oder an einem Spinnrad. Wir Kinder der Schatten werden angelockt vom Glitzern des nutzlosen Tands eitler Protzsucht. Dieser Tand wird an unsere Hehler verkauft, welche sie im Anschluß wieder an andere Protzsüchtige veräußern. Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt durch den ewigen Kreislauf der Eitelkeit. Diese Zurschaustellung des vermeintlichen Reichtums ist auch nur ein jämmerlicher Versuch, sich selbst über seine Nachbarn zu erhöhen. Deshalb sind alle Banditen unsere Feinde, die keinerlei Unterschied machen zwischen arm oder reich, ob als Gesetzlose in ihren Verstecken in der Wildnis oder als angesehene Edelmänner in ihren Herrenhäusern einer Stadt. Deshalb sind alle Bettler unsere Freunde, die wir beschützen und von denen wir beschützt werden, da sie uns das Geschenk der Nächstenliebe zuteil werden lassen, die wir als wertvolle Gabe erachten. Freie Geister, deren Blick noch nicht vernebelt wurde durch die allgemeine Ignoranz der Angsterfüllten, erkennen in dieser Umverteilung unsere Bemühungen, die Möglichkeiten der Ärmsten zu verbessern, sich selbstständig aus ihrer Armut befreien zu können, so bescheiden dieser Beitrag auch erscheinen mag. In den Lehren von Nocturnal wird ausdrücklich darauf verwiesen, daß es keine Gesellschaft geben kann, die friedvoll und glücklich gedeiht, wenn ein großer Teil in Armut und Elend leben muß. Denn jene haben keinerlei Chancen auf eine freie Persönlichkeitsentwicklung, da sie einzig um ihr Überleben kämpfen müssen, Tag für Tag. Die Herrin der Schatten lehrt, daß Humanität wichtiger ist und sein muß als willkürliche Legalität einer temporären Gesetzgebung, welche lediglich der Unterdrückung der breiten Masse dient.
Wir hüllen uns in ihren Mantel der Schatten, um aus dem grellen Schein der Aufmerksamkeit herauszutreten und ziehen uns zurück in die Stille der Heimlichkeit, um dem Getöse des täglichen Kampfes in unserer Gesellschaft zu entkommen, in dem jeder dem anderen seine Überzeugungen und seinen Willen aufzuzwingen sucht, in ihrer verzweifelten Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit. Wir tauchen ein in die wohltuende Ruhe und Geborgenheit der Dunkelheit, welche wahrlich nichts mit der Finsternis der seelischen Abgründe unserer Umwelt zu tun hat. Wir entziehen uns der allgemeinen Wahrnehmung und wandeln in Frieden und unbehelligt auf dem Pfad ihrer Nichtbeachtung. Wir befreien uns von dem Zwang, uns allen und jedem erklären zu müssen. Die endlosen Rechtfertigungen, mit denen wir uns als Individuen unentwegt gegen die notorisch Unzufriedenen zu verteidigen haben, die keinen Bezug mehr zu sich selbst haben und ihre gesamte Energie an kleingeistige Intrigen verschwenden, deren einziges Ziel es zu sein scheint, durch die Herabwürdigung und Verhöhnung ihrer Gegenüber sich selbst zu erhöhen, um die schmerzhafte Erkenntnis ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit ertragen zu können, haben damit ein Ende. Wir wenden uns von ihnen ab und wandeln in Freiheit auf dem Weg des Schattens. Im Rahmen einer einfachen, kritischen Betrachtung der Dinge, mit denen wir uns reflektiert auseinandersetzen, soll es unser Anspruch sein, uns immer wieder selbst zu hinterfragen und zu erkennen, was unsere eigentlichen Bedürfnisse sind und unsere Bemühungen darauf zu konzentrieren, ohne Unschuldigen dabei Schaden zuzufügen, auf daß auch uns niemand Schaden zufügen möge. Dafür müssen wir uns ständig weiterbilden und offen im Geiste bleiben, damit wir zu einer kritischen Sellbstreflektion überhaupt erst in der Lage sind, welche die Grundlage aller Kritikfähigkeit und damit letztlich der Vernunft bildet. Es bestehen keinerlei Vorschriften, wie man auf dem Schattenpfad wandeln sollte. Nur der Schatten selbst soll der weiche Boden sein, der unsere Schritte trägt. Doch kann er uns nur tragen, wenn wir auf leisen Sohlen auf ihm wandeln. Die lärmenden Stiefel und Rüstungen aus Stahl und Eisen sind die Gewandungen eben jener Barbaren, von denen wir nicht vernommen werden wollen. Das glänzende Metall ist der Spiegel des schwachen Scheins in jeder Dunkelheit, welcher den zarten Schleier des Gewandes von Nocturnal durchdringt und die Anwesenheit des Trägers jenen verrät, vor deren Blicken wir uns verbergen wollen. Stiefel und Rüstungen aus Fell oder Leder in den Farben der Natur stellt die Gewandung dar, welche uns mit den Schatten vereint und Nocturnal wohlgefällig ist. Aus diesem Grund stellt ein Kind der Schatten auch keinen funkelnden Tand zur Schau, da Nocturnal jegliche Prunksucht verachtet und die Glut ihres Zorns durch die Edelsteine leiten wird, um seine eitlen Träger all jenen zu offenbaren, in dessen Reihen er wahrhaftig gehört. Ein Anhänger der Geliebten der Nacht nimmt niemals ohne Not ein Leben, denn kein Sterblicher hat das Recht, über Leben und Tod seinesgleichen zu richten, das schließt auch die Juristiktionen der machthabenden Staatsorgane mit ein. Denn ein Mord bleibt ein Mord, auch wenn man sich feige auf die Paragraphen eines abstrakten Gesetzes beruft, welches willkürlich geschaffen wurde, um gleiches Unrecht vor der Öffentlichkeit zu legitimieren. Wir töten notgedrungen ausschließlich jene, welche eine direkte Bedrohung für das Leben von uns selbst oder das der anderen Bewohner darstellen, in Demut und ohne Freude. Hierbei ist jedoch nicht der protzige Bi-Händer die Waffe unserer Wahl, der von den tumben Barbaren in ihrer perversen Lust am Dahinschlachten der Schwachen geführt wird. Unsere Waffe ist der Dolch, den wir aus dem Schatten heraus in den Rücken jener Bestien stoßen, denen wir uns nicht in einem offenen Kampf stellen wollen, da wir keine brutalen Schlächter sind, die sich beständig ihrer körperlichen Stärke versichern müssen, um ihre Selbstachtung zu wahren. Unsere Waffe ist der Bogen, der all jenen den leisen Tod bringt, denen wir uns nicht unbemerkt nähern können, da wir keine wilden Bestien sind, welche brüllend auf ihr Opfer zu stürmen und es zerfetzen, um sich hernach in ihrem Blut suhlen zu können. Ein einzelner Stich oder ein wohl gezielter Pfeil ist ungleich humaner als das bestialische Zerstückeln seines Gegners mit einer breiten Klinge oder einer Axt. Rücksichtslose Gewalt ist nicht das Vorgehen eines Menschen oder Elfen, der Mitleid kennt und die Würde eines Jeden achtet. Hemmungslose Wildheit entspricht lediglich der bestialischen Natur eines Trolls. In der ignoranten Grausamkeit der Barbaren liegt keinerlei Heldenhaftigkeit begründet, derer sie sich unablässig rühmen. Unsere Waffe ist das Wort, mit dem wir der Dummheit und der Ignoranz im Kampf begegnen. Unsere Waffe ist der Dietrich, mit dem wir uns Zugang zu den geheimen Bereichen verschaffen, um jene zu entlarven, deren Reichtum auf Ausbeutung und Korruption beruht. Nicht alle von uns sind in der Diebesgilde der jeweiligen Provinz organisiert, dennoch finden wir dort grundsätzlich Gleichgesinnte, die uns auf unserem Weg begleiten können. Wir folgen dem Schattenpfad, denn Heimlichkeit ist unser Anspruch und unsere Zier. Die Heimlichkeit ist das Werkzeug unserer Handwerkskunst. Die Heimlichkeit ist das vielfarbene Gewand, welches uns vor dem kalten Blick dieser Bestien schützt. Wir geben uns nur jenen zu erkennen, die bereit sind, genau hinzuschauen und hinzuhören. Denn zwischen dem Geschrei des tobenden Pöbels vernehmen auch wir die leise Stimme derjenigen, die etwas zu sagen haben.
Gepriesen sei Nocturnal, die Herrin der Schatten und Geliebten der Nacht!"
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Das Dämmergrab liegt im Fürstentum Falkenring in Himmelsrand, der Heimatprovinz der Nord. Hierin befindet sich das einzige Dimensionsportal in ganz Tamriel, welches durch den Skelettschlüssel offengehalten wird und die Existenzebene der Herrin mit unserer eigenen verbindet. Die blau und schwarz leuchtenden Energiefluktutationen, welche das Portal bilden, werden als Schattensee bezeichnet. Durch diese kann die Fürstin der Heimlichkeit als einzige der Daedra hindurchschreiten und die physische Welt von Tamriel in ihrer wahren Gestalt betreten. Dies geschieht jedoch nur äußerst selten und für eine kurze Zeitspanne. Bisher hat sie das Dämmergrab auch noch nie verlassen, während sie unsere Existenzebene betreten hat. Der Skelettschlüssel gilt nicht allein dadurch als eines der mächtigsten aller daedrischen Artefakte, da dieser nicht nur jedes physische Schloss öffnen kann, sondern auch als Schlüssel zur Erkenntnis der eigenen verborgenen Talente und Fähigkeiten dient, die durch den Skelettschlüssel potenziert wird. Wird sich der Träger seines eigenen Potentials voll bewußt, verleiht ihm der Schlüssel praktisch unbegrenzte Macht, weshalb letztlich kein Sterblicher in seinen Besitz gelangen sollte. Seit dem Erlöschen der Drachenfeuer während der Oblivion-Krise ist die Offenhaltung des Portals durch dieses einzigartige Artefakt zwingend notwendig, damit Nocturnal aus ihrer Oblivion-Ebene des Ewigen Zwiellichts heraus auch weiterhin ungehindert auf die Geschicke ihrer Schützlinge einwirken kann. Sie stellt damit eine derjenigen Daedra dar, welche permanent einen direkten, wenngleich unmerklichen Einfluß auf das Leben ihrer sterblichen Anhänger in unserer Welt haben. Durch die Handlungen aller Diebe wächst auch die Macht Nocturnals sowohl in Oblivion als auch in Tamriel, da jeder Sterbliche, der ihren Lehren folgt, einen oder mehrere Aspekte ihrer Existenz nährt, wodurch sie Kraft der Energien in Aetherius letztlich als Daedra existieren kann. Die Grabanlage im Fürstentum Falkenring dient außerdem als letzte Ruhestätte für ihre Agenten in Tamriel, den sogenannten Nachtigallen, welche die Dreieinigkeit Nocturnals auf unserer Existenzebene verkörpern. Es werden immer drei Wächter des Dämmergrabes von ihr erwählt, oder, wie sie selbst es ausdrückt, als "Geschäftspartner" akzeptiert, welche im Bedarfsfalle bestimmte Aufträge übernehmen. Doch erwählt Nocturnal auch drei von ihnen, um die Macht, über welche diese hernach verfügen, nicht in die Hände einer einzelnen Person zu legen. Denn wenn einer von ihnen etwa den Skelettschlüssel aus dem mystischen Schloß entfernen würde, um diesen für seine eigenen Zwecke zu mißbrauchen, könnte sie dies nicht verhindern. Für einen solchen Fall wären die beiden anderen notwendig, um die Ordnung wiederherzustellen. Daher liegt eine der Aufgaben der sterblichen Wächter auch in der Über-wachung des jeweils anderen. Denn auch eine Nachtigall ist ein letztlich nur ein hochtrainierter Dieb, der seinem Instinkt folgt. Oder, wie es im Codex Umbrae heißt: "Des Raben Federkleid ist in ganz Tamriel schwarz". Das Grab selbst ist magisch versiegelt und wird durch die Seelen der verstorbenen Nachtigallen bewacht, wodurch ausschließlich die Agenten der Herrin die mystische Schwelle durch-schreiten können. Die drei sterblichen Agenten sind aber auch wichtig für sie, da diese von Zeit zu Zeit gemeinsam die direkten Aufträge Nocturnals ausführen, weshalb die Nachtigallen in einigen Legenden auch als "Rächer Nocturnals" bezeichnet wurden. Da sich dies jedoch relativ selten als notwendig erweist, können jene Agenten frei und unabhängig voneinander agieren. Doch kommt es auch vor, daß die Nachtigallen den direkten Willen Nocturnals umsetzen, ohne sich darüber bewußt zu werden. Den drei Nachtigallen werden mit ihrem Eid die einzigartigen, von Nocturnal geweihten Rüstungen verliehen. Den Sterblichen wird darüber hinaus jeweils eine Gunst gewährt, die ihnen eine bestimmte Macht gemäß ihres Wesens verleiht. Damit verkörpert jede Nachtigall jeweils einen Aspekt der Dreieinigkeit Nocturnals in Tamriel. Die traditionelle Erscheinung der weiblichen Gottheit des daedrischen Pantheons ist durch die Statuen bekannt. Sie wird als Frau dargestellt, die in den zarten Schleier der Schatten gehüllt ist. Auf ihrer linken Schulter und dem rechtem Arm befindet sich jeweils eine Nachtigall als Metapher für die Bipolarität in allen Dingen, die in der Natur existieren. Die Nachtigall selbst stellt das Symbol für die Dreieinigkeit der Schatten dar, die bildliche Verdoppelung ist außerdem ein Symbol für die Verbindung zwischen den physischen und metaphysichen Aspekten jener Dreieinigkeit. Gerade hier sehen die Gelehrten einen Hinweis auf die Verbindung zwischen Nocturnal und Hermaeus Mora, da das Wissen und die Erinnerung im Bezug auf die praktischen Erfahrungen letztlich die Basis für alle Handlungen eines Diebes und damit der Dreieinigkeit unserer daedrischen Gottheit und aller Ausrichtungen der Diebeskünste ihrer sterblichen Schützlinge bildet.
Außerdem ist ein Dieb durch die Beachtung sämtlicher Begebenheiten im Rahmen seiner Vorhaben auch ständig gefordert, alles, was er sieht, riecht, hört oder fühlt, zu beachten und gegebenenfalls zu hinterfragen, womit er zwangsläufig auch eine Prämisse des Mora-Kultes erfüllt. Denn in den Lehren Hermaeus Moras heißt es: "Mensch und Mer werden durch ihre Vorurteile an der Erkenntnis der Wahrheiten von Aetherius gehindert. Ihr Verständnis von Wissen basiert auf der Annahme, daß alles, was sie sehen, Realität ist. Doch generiert sich die Wahrnehmung dieser Realität auf ihrem Glauben.
Sie wissen nur, was ihnen als Wahrheit vermittelt wurde, was sie anhand ihrer eigenen Erfahrungen gelernt haben und was sie gemäß ihrer Gewohnheiten als unabdingbare Gesetzmäßigkeit erleben. Ein Adept des Wissens zweifelt, denn so befreit er sich von den eigenen Vorurteilen, die er sich aus seinen Denkmustern heraus entwickelt hat." Dies ist auch für einen Dieb essentiell, denn er lernt, daß nicht alles grundsätzlich so sein muß, wie es sich augenscheinlich darstellt. Wenn man jemandem erzählt, sein Gott hätte die Form eines Vogels, hält er dessen Existenz für wahrscheinlich, da es ja überall Vögel gibt. Hat diese Gottheit jedoch keine Form, die derjenige "überprüfen" kann, fällt ihm der Glaube instinktiv schwerer. Das ist auch der Grund, warum Hermaeus Mora diese groteske Form wählt, um den Sterblichen zu zeigen, wie trügerisch ihre eigenen Erwartungshaltungen sind. Die Kunst des Skeptizismus ist auch die Grundlage für die Anwendung und Umsetzung eigener Täuschungen und Verschleierungen. Da niemand von uns weiß, ob unsere Wahrnehmung von der Welt, in der wir leben nun real ist oder nicht, können wir uns auch niemals vollständig sicher sein, daß das, was wir erfahren, auch tatsächlich real ist. Diese Erkenntnis gibt uns die Möglichkeit zur profunden Beeinflußung der Wahrnehmung anderer Personen in unserem Umfeld, womit wir uns eines mächtigen Werkzeuges bedienen können, sofern wir erkennen, daß jede Form von Realitätsverständnis letztlich auf unserem Glauben basiert, ob gerechtfertigt oder nicht. Demnach ist es gleichsam rational wie irrational, die Welt um uns herum als real oder als Illusion zu betrachten. Demnach gilt auch für einen Dieb der essentielle Grundsatz Hermaeus Moras: "Das Denken eines jeden Menschen oder Mer basiert auf induktiven Mustern. Nur wer Induktionen durch Deduktionen fortwährend falsifiziert, wandelt auf dem Weg der Erkenntnis."
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Nocturnal verhält sich in den Momenten, in denen sie direkten Kontakt zu Sterblichen aufnimmt, betont geschäftsmäßig. Die eindringliche Stimme des weiblichen Dämons aus dem Reich von Oblivion ist weich und dennoch ehrfurchtgebietend, auch wenn sie keine Unterwürfigkeit ihrer Anhänger toleriert, da sie jede Form von Unterwerfung verabscheut. Sie spricht dann nicht von Befehlen, die ihre Geschäftspartner gefälligst auszuführen hätten, sondern von Transaktionen oder Aufträgen und bietet ihm eine Gegenleistung ihrerseits an. So verhält es sich auch umgekehrt. Häufig übernimmt er dabei eine bestimmte Aufgabe, die aus mehreren Handlungsabfolgen bestehen, welche sie nicht aus dem Reich des Ewigen Zwiellichts heraus ausüben kann. Es kommt jedoch auch vor, daß sie keine direkte Gegenleistung verlangt. Womit ihr sterblicher Geschäftspartner seinen Teil einer derart undefinierten Abmachung erfüllt, bleibt häufig ein Rätsel. Dennoch kann man davon ausgehen, daß Nocturnal irgendeinen Vorteil durch dessen Taten erlangt, vielleicht in einer Form, welche das Begriffsvermögen eines Sterblichen übersteigt, weshalb sie sich ihm gegenüber dann auch nicht erklärt. Bei der Vereidigung ihrer drei Agenten ist die Abmachung jedoch eindeutig. Die Nachtigallen weihen mit ihrem Eid ihre Seelen Nocturnal, um auch nach ihrem Tod entweder das Dämmergrab zu schützen und dessen mystischen Barrieren aufrechtzuerhalten, oder im Reich des Ewigen Zwiellichts ihre ewige Ruhe zu finden und die Macht Nocturnals zu mehren. Diese Agenten führen fortan hin und wieder komplexere Aufträge auf der Existenzebene der Sterblichen für die Herrin der Schatten aus, erhalten dafür jedoch eine besondere Unterstützung von ihr bei all ihren Vorhaben während ihrer körperlichen Existenz in Tamriel. Sie wacht damit gewissermaßen persönlich über ihre Helfer. Man muß hierbei von Helfern sprechen, da Diener ein unpassender Begriff wäre, genauso wie man bei ihrer Philosophie von Lehren und nicht von Doktrinen sprechen darf, denn Art und Umfang ihrer Befolgung obliegt jedem Dieb selbst, so wie es ist und war und immer sein wird.
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Die Dreieinigkeit Nocturnals besteht aus den Aspekten der Heimlichkeit, der Verführung und der Täuschung. Die Kunst der Verführung ist vor allem im Bezug auf die Etablierung von Kontakten und Verbindungen wichtig, um als Anhänger Nocturnals in Tamriel handlungsfähig zu sein. Ausschlaggebend dafür ist die Kunst des Zuhörens, sowie die Deutung und Anwendung von Sprache. Von daher gibt es auch Kultisten Nocturnals in den Räten und bei den Beratern der Fürsten, Grafen und Jarls. Bei der Täuschung geht es jedoch weniger um die Lüge oder um den Betrug, auch wenn beide Aspekte durchaus Anwendung finden, sofern dies als notwendig erachtet wird, sondern viel mehr um ihre Anwendung im Bezug auf die Verborgenheit. Denn es ist nicht nur wichtig, sich vor den Blicken feindlich Gesinnter zu verbergen, sondern auch seine Gefühle, Ängste und Absichten vor jenen hinter dem Schleier Nocturnals zu verbergen, welche ihre Kenntnisse darüber rücksichtslos zu ihrem eigenen Vorteil und zu unserem Schaden nutzen würden. Deshalb gehört es zu den Künsten eines Kultisten Nocturnals, seinem Gegenüber jenes Bild von sich selbst zu vermitteln, welches einem für sein jeweiliges Umfeld ratsam erscheint, ohne jedoch grundsätzlich dem Bild zu widersprechen, welches andere von einem haben, um sich nicht in einem Netzwerk aus Lügen selbst zu verlieren. Auch hier gilt es ein Gleichgewicht zu finden. Natürlich kommt die Täuschung im Alltag eines Diebes auch zur Anwendung, wenn es um das Erreichen der eigenen Ziele geht, die nicht immer im Einklang mit den Zielen seiner Verhandlungspartner stehen. Hier muß ein Konsens gefunden werden, für den sowohl die Verführung als auch die Täuschung nützliche Werkzeuge sein können. Die Dreieinigkeit ist demnach ein feines Netzwerk aus Informationen, Geheimnissen, Manipulationen, Verschleierungen, Aktionen und Verbindungen, die den zarten Schleier Nocturnals darstellen, welches die Grundlage für die Heimlichkeit in ihren drei Kernaspekten bildet, auf dessem Fundament eine Nachtigall oder ein einfacher Dieb sein Kunsthandwerk ausüben kann. Der Skelettschlüssel, der dem Anwender den Zugang zu jedem verschlossenen Bereich gewährt, stellt eine Metapher für die verschiedenen Formen von Schlüsseln dar, welche letztlich das wichtigste physische Werkzeug eines Diebes darstellt. Damit sind jedoch nicht nur die Schlüssel oder Dietriche gemeint, sondern auch das Wissen, welches den Schlüssel zur Erkenntnis seiner eigenen Natur, seinen wahren Wünschen, seiner Talente und Fähigkeiten darstellt. Die Notwendigkeit, fundierte Prioritäten im Bezug auf die eigenen Bedürfnisse zu setzen, ist eine der wichtigsten Grundlagen für einen Kultisten von Nocturnal.
Ferner ist es wichtig, genau zu erkennen, welche Bedürfnisse tatsächlich essentiell für ihn sind und welche nur vorübergehende und damit unwichtige Begehrlichkeiten darstellen. Als "Skelett"-Schlüssel wird er vor allem deshalb bezeichnet, weil damit an die Notwendigkeit einer Reduktion der Informationen und Aktionen auf das Wesentliche erinnert werden soll. Dennoch sind Informationen jeglicher Art grundsätzlich von Interesse für jeden Anhänger Nocturnals, durch welche er gemeinhin seinen Handlungsspielraum erweitern, sich selbst absichern, oder sich im Kontakt mit den verschiedenen Personen seines Umfeldes Vorteile verschaffen kann. Er muß lernen, aus der Vielzahl an offenkundig Wichtigem und vermeintlich Nebensächlichem die für ihn wirklich relevanten Informationen zu erkennen. Das Ziel eines jeden Kultisten von Nocturnal ist das Erreichen eines harmonischen Zusammenspiels der drei Aspekte beider Ebenen und ihren Ausprägungen, durch welchen er ein tiefgreifendes Verständnis von der Essenz der Heimlichkeit erhält und Macht gemäß seiner Natur erlangt, mit denen er, neben einer Entwicklung der eigenen Selbstwirksamkeit, sich gegen Hass und Intrigen sowie gegen Magie und Schwert wappnen kann, die gegen ihn gerichtet werden.
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Folgt ein ehrbarer Dieb den Lehren Nocturnals, stiehlt er nicht von den Ärmsten, sondern gibt einen Teil seiner Einnahmen an sie weiter.
Er stiehlt nicht von den Bauern oder Handwerkern, da diese vom Verkauf ihrer Güter abhängig sind. Seine Ziele stellen vornehmlich die Reichen dar, wobei auch hier differenziert werden muß. Nur weil jemand vermögend ist, heißt das nicht, daß er dies über die Ausbeutung anderer erreicht hat. Ist dies jedoch nachweislich der Fall, stellt er ein primäres Ziel eines Diebes im Namen Nocturnals dar. Dennoch werden in Einzelfällen auch Personen bestohlen, die auf den ersten Blick nicht in dieses einfache Schema zu passen scheinen. Manche unbescholtene Bürger können in den Besitz gefährlicher Gegenstände gelangen, ob durch die Weitergabe im Rahmen eines Erbes oder durch das Finden in der Wildnis, ohne etwas über die Herkunft oder auch der Wirkung dieses Gegenstandes zu wissen. Wenn es sich dabei etwa um ein magisches Artefakt handelt, welches für Banditen, Vampire oder Totenbeschwörer von großem Interesse ist, kann allein der Besitz jenes Artefaktes sein Leben bedrohen. Die daedrischen Artefakte stellen einen Sonderfall dar. Auch handelt es sich gerade bei ihnen um mächtige Werkzeuge, die sich ausschließlich im Besitz von Leuten befinden sollten, die genau über die Herkunft, ihre Wirkungsweise und vor allem über die damit verbundenen Gefahren informiert sind. Aus diesem Grunde begeben sich die Kultisten Nocturnals ebenfalls auf die Suche nach den Schreinen anderer daedrischer Gottheiten, um über deren Kultisten Informationen über den Verbleib dieser einzigartigen Artefakte zu erhalten. Gelangt er in den Besitz eines solchen Artefaktes, kann er es entweder selbst nutzen, sie über jene Händler veräußern, die sich genauestens über die Motive der Käufer informiert haben, oder einfach nur aus dem Verkehr ziehen, um sie in den Schatzkammern der Diebesgilde auszustellen. Es ist in der Vergangenheit immer wieder zum Missbrauch dieser mächtigen Gegenstände durch fehlgeleitete Anhänger der verschiedenen Daedra gekommen, welche diese zuvor von der jeweiligen Gottheit als Anerkennung für ihre Taten erhalten hatten. Den Schaden, den sie damit anrichten können, und in einigen Fällen auch angerichtet haben, ist kaum in Worte zu fassen. All diese Artefakte stellen eine potentielle Beute für umsichtige Diebe dar, auch wenn der Eigentümer nicht zur eigentlichen Zielgruppe seiner Beutezüge gehört. Sämtliche Gegenstände, welche zum Verkauf freigegeben werden, werden nach deren Sicherstellung über die Hehler an Interessenten veräußert, in deren Händen sie keinen Schaden anrichten oder die sich zumindest über die damit verbundenen Gefahren bewußt sind. Grundsätzlich stellen Edelsteine, Schmuckstücke und seltene Gegenstände, die einzig den Reichtum seiner Besitzer zur Schau stellen sollen, die primäre Beute der Diebe im Namen Nocturnals dar. Dies ist die Art von Beute, auf die sich ein ehrbarer Dieb reduziert und die zumeist nicht im Besitz einfacher Bürger zu finden sind. Deren, zumeist ohnehin nicht besonders wertvollen, Schmuckstücke sind hingegen tabu, da es sich bei diesen gemeinhin um Erbstücke handelt, die häufig einen emotionalen Wert für den Besitzer haben. Jeder Dieb sollte außerdem ein Grundkonzept entwickeln, nach dem er seine Vorgehensweisen planen kann, eine Art Leitfaden. Hierfür muß er sich zunächst einmal mit seinen moralisch/ethischen Wertvorstellungen auseinandersetzen. Jeder Dieb stiehlt, um sich zu bereichern, das dürfte unbestritten sein. Dennoch kann er sich nicht von der Gier leiten lassen. Denn Habgier erzeugt Neid und Mißgunst. Habgier führt zu einer Besessenheit und macht blind gegenüber jeglicher Vernunft. Die Habgier tötet jedes Gefühl für die Verhältnismäßigkeit. Habgier macht den "Befallenen" aggressiv und unbeherrscht. Dies macht den Dieb ungeduldig und unvorsichtig. Die Habgier kann zu einer Manie werden, die ihn rücksichtslos werden läßt, was ihn zwangsläufig zu Fehlern verleitet, die wiederum unweigerlich seinen Tod bedeuten werden. Auch der eigene Anspruch muß auf Demut beruhen, denn man darf nicht nach dem Unmöglichen verlangen, auf ewig von haltlosen Erwartungen getrieben, welche die Grundlage der Gier bilden. Denn Anmaßung ist der Weg zur Selbstverleugnung, wie auch der Codex Umbrae zu berichten weiß.
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Ein Dieb, auch der einfachste unter ihnen, muß die vielfältigen Aspekte seiner Handwerkskunst in ihrer Gesamtheit beachten, um erfolgreich arbeiten zu können. Jeder Dieb ist deshalb gut über die Gewohnheiten seiner potentiellen Opfer informiert. Er weiß genau, wann die Eigentümer sich wo und für wie lange aufhalten, um das Zeitfenster für seinen diskreten Besuch bestimmen zu können. Genaue Informationen über die Gewohnheiten können auch Aufschluß über die vom Opfer bevorzugten Verstecke geben. Ein Dieb braucht daher Geduld und Beobachtungsgabe. Er muß über ein gesundes Maß an Vernunft verfügen, damit er seine Ziele nicht nur in Relation zu seinen Fähigkeiten auswählt, sondern außerdem einen genauen Plan über seine Vorgehensweise entwickeln kann. Er muß, so paradox es im Bezug auf einen Dieb auch erscheinen mag, sowohl dreist als auch bescheiden sein. Die Bescheidenheit sorgt für seine Fähigkeit, sich auf eine gezielte Auswahl an Beutestücken reduzieren zu können, damit er nicht wahllos alles, was irgendwie glänzt, hektisch in seinen Rucksack stopft, womit er auf der Straße nicht nur durch das Geklimper sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Außerdem kostet das unkoordinierte Abräumen der Regale Zeit. Die Zeit ist sein größter Verbündeter als auch sein größter Feind. Das frühere Gildenmitglied Wolfmähre, Verfasser des "Leitfaden für Langfinger" sagte einst: "Ein wahrer Dieb erkennt, daß Klugheit das wichtigste seiner Werkzeuge darstellt, der Rest erleichtert ihm lediglich das Leben." Das bedeutet auch, daß ein Dieb sich während seiner Beutezüge nicht von Emotionen leiten lassen darf. Er muß kontrolliert und methodisch vorgehen und darf sich nicht ablenken lassen. Auch muß er darauf vorbereitet sein, daß während der Ausführung etwas Unvorhergesehenes geschehen kann. Er muß dann zur Improvisation fähig sein und darf vor allem nicht in Panik geraten, weshalb er auch zu jeder Zeit einen Fluchtweg offenhalten muß. Desweiteren bricht er eine Aktion ab, falls er Gefahr läuft, das Leben eines Unschuldigen in Gefahr zu bringen. Ein Dieb tötet nicht, es sei denn, er ist dazu gezwungen. Doch das ist er einzig dann, wenn er sich Banditen oder anderen Gesetzlosen gegenüber sieht, die ihn sofort angreifen würden. Hierbei kann er jedoch ausdrücklich präventiv agieren, um sich selbst und andere zu schützen. Dennoch ist auch hier die Heimtücke sein oberstes Gebot, denn ein Dieb ist ein filigraner Künstler und kein blutrünstiger Berserker.
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Ein Dieb gehört nicht zu den Helden, über die in den Methallen Geschichten erzählt oder Lieder gesungen werden. Als Dieb hat man sich einer diskreten Berufung gewidmet, deren Lohn man in Form von Münzen, Erfahrungen sowie Wissen und nicht in öffentlicher Anerkennung erhält, es sei denn von seinen Kameraden in der Diebesgilde oder den Silbernen Mondsicheln. Daher eignen sich keine eitlen Mitbürger, die Bewunderung suchen, für diese Art von Berufung. Ein Dieb fühlt sich in der Geborgenheit der Schatten wohl. Da seine Profession grundsätzlich ein heikles Unterfangen bleibt, ist ein Dieb auch ein wenig auf sein sprichwörtliches Glück angewiesen. Daß eben jenes "Diebesglück" von Außenstehenden häufig als übernatürlich bezeichnet wird, hat einen realen Hintergrund. Nocturnal, der daedrische Aspekt der Schatten und der Heimlichkeit, greift aus ihrem Reich von Oblivion häufig korrigierend oder beeinflussend in die Geschicke ihrer Schützlinge ein, um diese direkt bei deren Unterfangen zu unterstützen, was man als Glück bezeichnen kann. Sie sorgt durch ihre göttlichen Fähigkeiten etwa dafür, Zufälle zu verhindern, die ihren Schützling in Gefahr bringen könnten, oder eben Zufälle herbeizuführen, um diese zu unterstützen. Dafür ist die Offenhaltung des Schattensee-Dimensionsportals im Dämmergrab durch den Skelett-Schlüssel allerdings von entscheidender Bedeutung, da sonst ihre Einflussmöglichkeiten schwinden. Dennoch ist jeder Dieb hauptsächlich von seinen eigenen Fähigkeiten, seiner Planung und seiner Vorgehensweise abhängig. Es wäre töricht, sich allein auf das Glück zu verlassen, da Nocturnal Klugheit und Bescheidenheit belohnt und Ignoranz verachtet. Wird ein Dieb zu überheblich, selbstgefällig oder auch zu habgierig, hebt Nocturnal ihren zarten Schleier von dem eitlen "Helden", um ihn, gemäß seiner wahren Bedürfnisse, umgehend von der breiten Öffentlichkeit bewundern zu lassen.
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"Ich finde Sachen und ich bin gut darin. Als Sachenfinderin bin ich eine Künstlerin. Die Kunst dabei ist aber weniger, die Sachen zu finden, sondern sie sichergestellt zu haben, bevor der Besitzer merkt, daß seine Sachen von mir gefunden worden sind." (Lûthriel)
Man spricht von der Diebeskunst, da es sich tatsächlich um ein Kunsthandwerk handelt. Da jede Kunstform ein Handwerk darstellt, welches durch harte Arbeit erlernt und verbessert werden muß, handelt es sich dabei eben auch um eine Berufung. Um als Dieb flexibel agieren zu können, muß man verschiedene Fertigkeiten beherrschen, auch wenn man sich gemäß seiner Talente irgendwann auf einige von ihnen spezialisieren mag. Was jeder einzelne von uns beherrschen muß wie das Atmen ist die mannigfaltige Kunst der Heimlichkeit in all ihren Aspekten.
Das Schleichen ist dabei die Kunst, sich ungesehen und ungehört durch die Schatten bewegen zu können. Ein Experte darin schafft es sogar, sich auch am hellichten Tag vor den Blicken anderer zu verbergen. Da erstaunlicherweise immer wieder ignoriert wird, daß die Schleichkunst sich nicht allein auf das Verbergen vor den Blicken anderer reduziert, soll hier noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß es genauso wichtig ist und bleibt, sich auch vor den Ohren der anderen zu verbergen. Stille ist ein essentieller Bestandteil des Schleichens. Um ein eindringliches Beispiel zu geben: Jede Hügelgrabanlage wird bekanntermaßen durch Draugr bewacht, die in ihren Nischen oder Sarkophagen bereit liegen. Um diese Anlagen zu sichern, wurden Knochenfallen aufgehangen oder auch Krüge und Vasen auf den Gängen platziert, gegen die der Unbedachte schnell stoßen kann. Der Lärm erweckt die Untoten dann unweigerlich aus ihrem Schlaf. Und kein Dieb kann es sich leisten, von Draugrn mit ihren Zweihandwaffen umzingelt zu werden, vor allem, weil die meisten von uns lediglich mit einem Dolch bewaffnet sind. Dafür kann man diesen untoten Wächtern ewigen Frieden gewähren, während sie sich noch in ihrem Schlaf befinden. Man muß dafür auf die Nischen achten, in denen die mumifizierten Leichnahme liegen, welche eine Rüstung tragen, denn nur solche dienen letztlich als Wächter der Anlage. Bei den offenen Sarkophagen, in denen sich die aufgebahrten Leichnahme befinden, sollten die Zweihandäxte oder Schwerter, auf welche sie sich stützen, als Hinweis auf einen Wächter offensichtlich genug erscheinen. Doch auch im Trubel einer Stadt sollte man Lärm tunlichst vermeiden. Jeder noch so unbeteiligte Mensch oder Elf schaut instinktiv in die Richtung, aus der er ein Geräusch wahrnimmt, welches er nicht unmittelbar zuordnen kann. Selbstverständlich ist das Vermeiden von Geräuschen völlig ohne Belang, wenn man sich nicht vor den neugierigen Blicken verbergen kann, was vielleicht erklären mag, warum die einfältigeren Diebe die Kunst der Stille manchmal etwas vernachlässigen. Dennoch ist die wichtigste aller Tugenden, um unbemerkt zu bleiben, die fortwährende Aufmerksamkeit des Diebes. Konzentration, Geduld, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe sowie eine gewisse Fähigkeit zur Antizipation zeichnen einen guten Dieb in den Schatten aus, der das Wohlwollen unserer Herrin genießt, wobei aus Geduld niemals Trägheit werden darf. Der Codex Umbrae merkt dazu ein wenig kryptisch an: "Wer nicht aufmerksam ist, wandelt in den Gestaden Vaerminas."
Das Schlossknacken muß eigentlich nicht näher erläutert werden, denn praktisch alle Haustüren, Türen zu Lagern oder Kammern innerhalb eines Anwesens sind genauso häufig durch Schlösser gesichert wie Truhen oder Vitrinen, in denen die gesuchten Wertgegenstände verstaut werden. Auch sind einige der versteckten Schalter oder Truhen mit Fallenauslösern gesichert, die man vor der Betätigung oder dem Öffnen entschärfen muß. Die Zuhaltungen geben Aufschluß über die Komplexität eines Schlosses. Das reicht von einem Stift bis hin zu den Schlössern, die mit fünf Stiften gesichert werden. Man kann die Geschwindigkeit der einzelnen Federstifte, mit denen sie springen, angleichen, indem man das Schloss vor dem Versuch, es zu knacken, erhitzt. Jeder Dieb sollte trotz allem immer einen seiner Beutel mit einem Vorrat an Dietrichen gefüllt halten. Er sollte unbedingt seine Umgebung sichern, bevor er sich an das Schloss wagt. Denn hier ist nicht nur Fingerfertigkeit, sondern auch Geduld gefragt. Wird er hektisch oder muß unter großem Zeitdruck arbeiten, bleibt am Ende bloß ein Haufen zerbrochener Dietriche und ein angeschlagenes Selbstbewußtsein zurück. Rajhin, der wohl berühmteste Dieb und Philosoph in der Geschichte der Khajiit schrieb in einem seiner zahllosen Handbücher nieder: "Ein gewitzter Dieb muß Ruhe bewahren. Wird er nervös oder hektisch, kann er nicht mehr klar denken und macht so viele Fehler, daß auch Lady Nocturnal ihm irgendwann nicht mehr helfen kann. Bei solch einem Chaos im Kopf des Diebes dürfte selbst die daedrische Herrin irgendwann konfus werden, denke ich." Man kann getrost davon ausgehen, daß dies wohl für alle Aktivitäten gelten dürfte, die zum Kunsthandwerk eines Diebes gehören. Grundsätzlich die Ruhe zu bewahren stellt in jeder Hinsicht die Grundlage seines Erfolges dar.
Der Taschendiebstahl wird von vielen als größte aller Kunstfertigkeiten eines Diebes empfunden. Das Opfer wird hierbei direkt am Körper bestohlen, meist, wenn es wach und damit aufmerksam ist. Hierfür braucht man nicht nur Geschicklichkeit und Geduld, sondern auch gute Nerven, denn hier kann man schon beim kleinsten Fehler den größten Ärger heraufbeschwören. Hilfreich ist dabei auch, das Opfer durch gezielte Aktionen abzulenken, um es irrezuführen, damit es nicht so schnell auf einen Zugriff aufmerksam wird. Bevor man diese Kunstfertigkeit in der Öffentlichkeit anwendet, sollte man dies jedoch mit seinen Freunden aus der Gilde gewissenhaft trainiert haben.
Von vielen unterschätzt wird die Redekunst. Wortgewandheit, die Kunst des Verhandelns und der Gesprächsführung ist von essentieller Bedeutung für den langfristigen Erfolg eines Diebes. Durch einen geschickt geführten Dialog mit den verschiedenen Gesprächspartnern erfahren die Diebeskünstler alle wichtigen Dinge über ihre potentiellen Opfer, von daher sollte ein guter Dieb in der Lage sein, die für ihn wichtigen Fragen durch beiläufige Erwähnungen oder geäußerte Vermutungen vor seinem Gesprächspartner zu verschleiern, die dieser idealerweise korrigiert oder bestätigt. Desweiteren kann die Fähigkeit, überzeugend zu argumentieren, in einem Disput mit den Wachen in einer delikaten Situation von entscheidendem Vorteil sein. Doch gilt selbstverständlich auch hierbei die Prämisse, daß Schweigen die wichtigste Tugend eines Wissenden darstellt, weshalb jeder Dieb genauestens abwägen muß, welche Informationen er selbst preisgibt und vor allem, wem gegenüber.
Man sagt nicht zu unrecht, daß Klugheit die Grundlage aller Aktivitäten eines Diebes darstellen sollte. Das alte Sprichwort: "Es gibt keine dummen Diebe, denn die sind alle tot." (Rajhin) ist nicht umsonst so beliebt. Man muß in der Lage sein einzuschätzen, wann man aktiv werden kann und wann man es besser bleiben lassen sollte. Man muß ferner in der Lage sein, die gemachten Beobachtungen und erhaltenen Informationen auszuwerten und miteinander in Zusammenhang zu bringen, um zu erkennen, welches Konzept man im Bezug auf das geplante Projekt entwickeln muß. Wichtig ist, daß man erkennt, daß die obengenannten Fertigkeiten nur zur Anwendung kommen können, wenn man für die entsprechenden Voraussetzungen gesorgt hat. Selbst die größte Genialität in den Künsten des Schleichens oder des Schlossknackens sind obsolet, wenn man in einen Wohnraum einsteigt, in dem die Bestizer gerade mit ihren Freunden von der Stadtwache zu Abend essen. Wissen ist gerade hier Macht, um den wichtigsten aller Grundsätze von Hermaeus Mora einmal auf unser Kunsthandwerk anzuwenden.
Viele Diebe, die einem Kriegervolk entstammen, übertreiben es mit ihrer Kraft. Ein muskelbepackter Fleischberg mag vielleicht die Damenwelt beeindrucken, als Dieb ist diese Art von Grobschlächtigkeit jedoch äußerst hinderlich. Je massiger ein Körper ist, desto ungelenker und langsamer kann er sich bewegen und braucht zudem mehr Raum, was in beengten Umgebungen zu Problemen führen kann. Auch wird er zu schwer, um sich überall lautlos fortbewegen zu können. Ein schwerer Stiefel bringt eine Diele schneller zum knarren als ein leichtfüßiger Schritt. Der Umgang mit dem Dolch, dem Bogen oder dem Dietrich erfordert eine ausgeprägte Feinmotorik. Das Klettern, Schleichen und Springen erfordert Eleganz, akrobatisches Geschick und eine gewisse Feingliedrigkeit, weshalb die Angehörigen des katzenhaften Menschenvolkes der Khajiit auch gemeinhin als die geborenen Diebe gelten. Ein stolzer Mann, der in der Lage ist, einen ausgewachsenen Troll mit seinen bloßen Fäusten niederzustrecken, sollte sein Glück vielleicht dann doch eher als Söldner oder in der Armee versuchen.
Es ist grundsätzlich zu beachten, daß die persönlichen Motive einen entscheidenden Einfluß auf die Gunst der Herrin haben. Wer dies nicht versteht, sollte einmal über die Frage nachdenken, warum sie sämtliche Diebe unterstützt, die Lügen, Stehlen und Betrügen, nicht aber Banditen oder auch Politiker, welche oberflächlich betrachtet das selbe tun. Ein jeder Dieb geht methodisch und gezielt vor und verhindert mit seinen Taten ein Ungleichgewicht bei der materiellen Verteilung oder eben auch bei der Macht einzelner Personen. Ein Bandit oder machtbesessener Politiker schert sich nicht um einzelne Personen und diese führen durch ihre ignorante Rücksichtslosigkeit genau dieses Ungleichgewicht herbei, welches zu großem Leid führen kann. Ein Dieb, ob er sich dessen bewußt ist oder nicht, leistet seinen Beitrag zur Aufrechterhaltung eines fragilen Gleichgewichtes, auf dessen Grundlage eine Gesellschaft in Frieden leben kann, so kurios dies im Bezug auf unser Gewerbe auch erscheinen mag.
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Auch wenn die kaiserliche Propaganda im Bezug auf die Diebesgilde oder der Thalmor im Bezug auf die Silbernen Mondsicheln deren Mitgliedern gern jegliches Ehrgefühl absprechen, um jede Art von Vertrauen in die Gilden, welches die Grundlage jeglicher Zusammenarbeit mit Außenstehenden bildet, zu untergraben, folgen die Mitglieder der Gilden beider Reiche jedoch einem komplexen Ehrenkodex, der sich auf die Lehren Nocturnals bezieht. Ein wichtiger Aspekt ist die Kameradschaft. Jeder noch so rauhe Geselle achtet seine Mitstreiter wie einen Bruder oder Schwester und hilft dem anderen, so gut er kann. Diese Art von gegenseitiger Unterstützung hilft allen, sich gemeinsam weiterzuentwickeln, da jeder von ihnen seine Erfahrungen gemäß seiner Talente und Spezialisierungen an die anderen weitergibt. Dies ist wichtig, da nur so die allgemeine Leistungsfähigkeit der Mitglieder gesteigert werden kann, was wiederum der Gilde und damit jedem Einzelnen zu Gute kommt. Auch werden sämtliche Informationen gesammelt und untereinander weitergegeben, da im Bezug auf die Gilde als auch dem einzelnen Dieb jede Art von Wissen tatsächlich die Grundlage ihrer Macht darstellt. Jeder ehrbare Dieb versucht tunlichst, einen Mord zu verhindern. Dies hat aber nicht nur einen moralischen Hintergrund. Nüchtern betrachtet stellt jeder tote Mitbürger einen Verlust einer potentiellen Einnahmequelle dar und ist damit schlecht für das Geschäft. Kontakte sind essentiell für jeden Dieb, ob Mitglied einer Gilde oder nicht. Er muß seine Waren veräußern können, wodurch er Kontakt zu einem Hehler haben muß. Er braucht Informationen, wodurch er Kontakte zu den Wirten, den Bettlern und auch Wachen unterhalten sollte. Diese Kontakte sind zu pflegen, wodurch jeder professionelle Dieb von Zeit zu Zeit Aufträge von seinen Kontaktpersonen annimmt. So können etwa die Wachen die Befreiung einer entführten Person häufig nicht selbst durchführen, wofür sich ein Dieb natürlich geradezu anbietet, da er in der Lage ist, sämtliche Fallen und Wächter zu umgehen, um unbemerkt zu der festgehaltenen Person vorzudringen und diese dann unbemerkt wieder hinauszubringen. In vielen heiklen Situationen, in denen diskretes Vorgehen vonnöten ist und bei denen keinerlei Verbindungen zu den Auftraggebern hergestellt werden dürfen, falls doch etwas schiefgeht, wenden sich selbst die Vertreter der Adelsschicht verschiedentlich an die lokale Diebesgilde, was deren Position in ihrer jeweiligen Provinz selbstverständlich festigt.
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Der Sitz der Diebesgilde von Himmelsrand befindet sich unterhalb der Festung Nebelschleier in der Zisterne der Kanalisation von Rifton im Südosten der Provinz. Das Symbol der hiesigen Gilde ist ein Dolch, der mit einem Dietrich gekreuzt wird und damit eine Abwandlung des Stadtwappens von Rifton darstellt, da sich dort ihr Refugium befindet. Doch auch hier wird vornehmlich das gemeinsame Symbol aller Diebesgilden in Tamriel verwendet, damit sich auch Mitglieder der Gilde aus anderen Provinzen orientieren können. Dieses Symbol markiert auch den geheimen Zugang zur Zisterne. Es handelt sich dabei um einen Kreis, der von einer Raute umfasst wird. Ansonsten verwenden sie kaum Kennzeichnungen, mit Ausnahme der Schattenzeichen, die von Delvin Mallory entwickelt wurden und mittlerweile in ganz Tamriel verwendet werden. Er nahm das Hauptsymbol als Grundlage und entwickelte ein Kodierungssystem um es herum. Damit werden bestimmte Häuser, Lager oder Hallen markiert, die sich entweder als lohnende Ziele oder als zu gefährlich erweisen. Mit diesen Zeichen werden Gildenkollegen außerdem über geeignete Fluchtrouten oder auch über die Anwesenheit eines Hehlers informiert. Diese Zeichen befinden sich an allen möglichen Häusern, Geschäften, Herbergen, Zugängen oder Abwassertunneln. In der Umgebung des Gildensymbols findet man grundsätzlich Gildenangehörige, mit denen man Ausrüstung oder Informationen austauschen kann. Die Agenten Nocturnals haben ihr Hauptquartier direkt außerhalb der Stadt-mauern südlich von Rifton. Die Nachtigallhalle liegt unterhalb des Schattenstein-Findlings. Auch dort können die Agenten ihre Herrin direkt herbeirufen. Dort kann sie jedoch lediglich als eine bläuliche Energieform erscheinen, um mit ihren Agenten in einen direkten Dialog zu treten. Das Symbol der Agenten Nocturnals ist naturgemäß eine Nachtigall, deren Flügel die konturlose Schwärze der Dunkelheit umfangen. Da es nur drei Agenten gibt, stellt die einzelne Nachtigall in dem Symbol auf dem Brustharnisch den Träger der Rüstung selbst dar. Dieses Symbol ist jedoch sehr selten zu finden, in der Zisterne findet man es auf dem Fundament einer Statue der Herrin der Nacht. Daß dieses geheime Symbol überhaupt den öffentlichen Stellen bekannt ist, liegt an der Entdeckung einer Leiche vor Jahrhunderten in einer Höhle, die in eine einzigartige Rüstung gewandet war, auf dessen Brust jenes Symbol eingearbeitet wurde. Diese Rüstung wurde zur Untersuchung in die Akademie von Winterfeste verbracht, da man erkannte, daß in all ihren Komponenten magische Effekte gebunden waren und die Legion prüfen lassen wollte, ob es sich hierbei vielleicht um ein daedrisches Artefakt handeln könnte. Zu jener Zeit wurden noch sämtliche Artefakte daedrischer Herkunft von der Legion vernichtet, sobald sie derer habhaft wurden. Dort verblieb sie jedoch nur wenige Stunden, da sie noch vor einer Untersuchung spurlos verschwand. Das Schwert, welches man bei seiner Leiche fand, enthielt ebenfalls das Symbol. Die Waffe wurde jedoch von den Wächtern der kaiserlichen Legion umgehend vernichtet, da ihre daedrische Herkunft offensichtlich war. Dennoch konnten die Gelehrten das Symbol mit dem Kult von Nocturnal in Verbindung bringen, da man in alten Aufzeichnungen fündig wurde. Ein Gefangener schrieb kurz vor seinem Tod ein Gebet an die Wand seines Kerkers, in welchem er dieses Symbol, die Nachtigallen und Nocturnal in einen direkten Zusammenhang brachte. Der damalige Wärter übertrug es in seine Unterlagen, da alle Hinweise im Bezug auf die daedrischen Kulte aufgezeichnet werden sollten. Dennoch bezweifeln viele Gelehrte bis heute die Existenz dieser mysteriösen Agenten, welche im Namen einer Daedra geheime Aufträge ausführen. Man weiß zwar, daß praktisch jede der daedrischen Gottheiten einen sterblichen Vertreter erwählt, welcher der jeweiligen Entität fortan in unserer Existenzebene zu Diensten ist, aber von einer Daedra, die gleich eine eigene Einheit unterhält, von der jeder eine ihrer Aspekte verkörpern sollen, halten sie schlicht für absurd, auch weil der letzte bekannte Champion von Nocturnal ein Artefakt in Form einer Maske trug und als Graufuchs bekannt war. Der letzte von ihnen soll jedoch Jahre nach der Oblivion-Krise verschwunden sein. Man nimmt an, daß es sich bei diesem um den letzten von ihnen gehandelt haben muß, da die berüchtigte Maske, welche als "Schattenmantel" bezeichnet wurde, seither nicht mehr aufgetaucht ist. Darüber hinaus hatte man schon vor Jahrhunderten von der Existenz des sogenannten Skelettschlüssels gehört, wobei die Gelehrten nichts über seine Funktionsweise wissen. Gäbe es die sogenannten Nachtigallen, wären damit vier oder fünf Artefakte einer einzelnen daedrischen Gottheit in Tamriel im Gebrauch, was nach Auffassung der Agenten sowohl der Thalmor als auch des Penitus Oculatus unmöglich sein dürfte, selbst wenn es sich bei Nocturnal um eine der mächtigeren Daedra handelt. Die Gildenmitglieder, die darauf angesprochen werden, unterstützen diese Haltung naturgemäß und bezeichnen die Erzählungen über die Nachtigallen als "Ammenmärchen, um Gildenneulinge auf Linie zu bringen". Somit verbirgt man die Existenz der Agenten vor der Öffentlichkeit, obwohl sie zum Inneren Zirkel der Gilde in Himmelsrand gehören. Würden die Wachen der Legion über die Informationspolitik der Diebesgilde im Bilde sein, würden sie gerade aufgrund dieser betonten Verleugnung aufhorchen, aber es mag ein Beleg für die Wirksamkeit der Gildenpolitik sein, daß ein Teil der Öffentlichkeit sogar überzeugt davon ist, daß es sich selbst bei der Diebesgilde lediglich um einen kleinen Haufen unorganisierter Kleinkrimineller handelt. Paradox, wenn man ihre operative Intelligenz betrachtet. Ein typisches Beispiel für die Nachhaltigkeit der Gildenaktivitäten mag dies verdeutlichen: Um zu verhindern, daß bestimmte Händler, deren Warenbestände durch die Aktivitäten der Diebesgilde verändert wurden, in Konflikt mit der kaiserlichen Justiz geraten, da die verzeichneten Warenverkäufe sich nicht mit den an sie gelieferten Beständen decken, unternehmen spezialisierte Mitglieder der Gilde Bilanzfälschungsaufträge bei ihren eigenen "Kunden", um deren Bücher dahingehend zu korrigieren, daß die gestohlenen Waren laut den Dokumenten nie an diesen Händler geliefert worden sind. Das hat außerdem den Nebeneffekt, daß die Händler im Idealfall selbst nichts von den Diebstählen bemerken. Wichtiger ist jedoch, daß die Händler nicht schuldlos in das Visier der kaiserlichen Eintreiber geraten, aufgrund vermeintlich vorenthaltener Abgaben. Doch auch hier geht es der Gilde nicht allein um Fairness, sondern einfach auch um den Erhalt des Geschäftsbetriebes ihrer eigenen Kunden. Außerdem sorgt die Einsicht in ihre Bücher dafür, daß die Gilde über die Situation des Händlers informiert ist. Sollte sein Geschäft schlechter laufen, wird die Gilde diesen Händler in Ruhe lassen, bis sich sein Handel erholt. Dieses Konzept hat etwas mit dem Prinzip des materiellen Flusses zu tun, bei dem es um die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes durch eine kontrollierte Umverteilung von Gütern geht und zu den besonderen Forschungsbereichen gehört, welche vornehmlich für den Kult von Hermaeus Mora interessant sind.
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Die Diebesgilde unterhält nicht nur Beziehungen zu den Silbernen Mondsicheln aus der bosmerischen Heimat, sondern außerdem auch zu den Assassinenorganisationen der Dunklen Bruderschaft und den Morag Tong aus Morrowind. Diese beschränken sich für gewöhnlich auf einen gut funktionierenden Informationsaustausch, was auch dafür gesorgt hat, daß die vier Gilden über einige geheime Informationen verfügen, die weder den Thalmor noch dem Penitus Oculatus bekannt sind, oder in den Besitz von Informationen gelangen, bevor diese an den öffentlichen Stellen bekannt werden. Aus diesem Grunde sind die vier Gilden den Regierungsagenten häufig einen Schritt voraus. Selbstverständlich gibt es auch gelegentlich Geschäftsbeziehungen untereinander, jedoch halten sich alle vier Organisationen strikt aus der Gildenpolitik und den Verfahrensweisen der anderen heraus, um sich nicht gegenseitig in die Quere zu kommen. Doch das komplexe Informationsnetzwerk ist für alle vier Gilden von existentieller Bedeutung, weshalb sie ihre Beziehungen schon seit Jahrtausenden pflegen. Es gibt auch einige Gemeinsamkeiten bei den Traditionen, die in den Gilden im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Diese beziehen sich jedoch vornehmlich auf gemeinsame philosophische Aspekte ihrer jeweiligen Kulte. Die Diebesgilde und die Silbernen Mondsicheln dienen seit Anbeginn ihrer Existenz Nocturnal, die Morag Tong dienen seit Jahrtausenden dem Daedra Mephala, während der "Zuhörer" der Dunklen Bruderschaft die Aufträge von der Mutter der Nacht eingeflüstert bekommt, nachdem Sithis die vielen Anliegen abgewägt hat, welche ihm durch das Schwarze Ritual von den verzweifelten Sterblichen angetragen wurden. Die Dunkle Bruderschaft entstand durch eine Abspaltung von den Morag Tong, als die damalige Mutter der Nacht, der dunmerischen Führerin der Morag Tong, sich von Mephala abwandte und sich fortan Sithis weihte. Sie glaubte, daß Sithis aus der totalen Finsternis heraus die Urkraft darstellte, aus der alle Aedra und Daedra entstanden. Dies führte naheliegenderweise zunächst zu einem theosophischen Disput unter den alten Mitgliedern und schließlich zur Gründung der unabhängig von den dunmerischen Morag Tong operierenden Organisation im Namen Sithis. Die dritte Diebesgilde, die es in Tamriel gibt, pflegt jedoch keinerlei Verbindungen zu den Silbernen Mondsicheln oder der Diebesgilde des Kaiserreiches. Diese in Alinor beheimatete Gilde, welche unter dem Namen "Schatten von Summerset" bekannt ist, hat jedoch keinen Bezug zu Nocturnal und stellt aufgrund ihrer brutalen Vorgehensweise für alle vier Gilden eine feindliche Organisation dar, die es zu bekämpfen gilt, da sie sowohl gegen die Prinzipien der Diebesgilden als auch der beiden Assassinenorganisationen verstoßen. Während Mord bei den beiden Gilden im Namen Nocturnals tabu ist, töten die Altmer des Schatten von Summerset häufig ihre Opfer und berauben sich damit ihrer eigenen Einnahmequellen. Die Morag Tong und die Dunkle Bruderschaft verachten die wahllose und willkürliche Tötung der zumeist völlig unschuldigen Opfer. Die altmerische Gruppierung unterscheidet sich lediglich durch ihre hervorragende Organisation von den gemeinen Banditenbanden, die überall in Tamriel derartige Überfälle ausüben. Der Schatten von Summerset versuchte unlängst, in Himmelsrand Fuß zu fassen. Jedoch quälte ihr Anführer namens Linwe eines seiner entführten Opfer zu Tode, wodurch ihr verzweifelter Vater Kontakt zur Diebesgilde aufnahm, um den Tod seiner Tochter zu rächen und als Beweis das Erbstück zurückzuerlangen, welches ihr Anführer tragen sollte. Er wandte sich dabei gezielt an die Diebesgilde und nicht an die Dunkle Bruderschaft, weil er davon ausging, daß die Gilde keine Konkurrenz dulden würde, die dazu noch durch ihre Grausamkeit den Ruf der hiesigen Diebesgilde schaden würde. Hiermit sollte er recht behalten, denn sämtliche Mitglieder der Bande um Linwe fanden daraufhin den Tod, was wiederum von der Dunklen Bruderschaft gebilligt wurde. Die Flagge der "Schatten von Summerset" ging in Flammen auf, um deren "Kollegen" in Alinor unmißverständlich klar zu machen, daß das Hoheitsgebiet des Kaiserreiches für die kaltblütigen Mörder aus der Heimat der Hochelfen eine verbotene Zone darstellt. Genauere Nachforschungen haben in der Folge bestätigt, daß diese Gruppe um Linwe keinerlei Verbindungen zu den Agenten der Thalmor unterhielten oder gar von ihnen beauftragt worden sind. Gemäß den Informationen ihrer Schwesterorganisation von den Silbernen Mondsicheln stellen die Schatten von Summerset selbst ein großes Problem für die Öffentlichkeit und den Thalmor des Aldmeri-Bundes in Alinor dar.
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Die Diebesgilde besteht zum Teil aus Mitgliedern, die auf einen bestimmten Aspekt spezialisiert sind, auch wenn sie sich in allen Bereichen weiterbilden, häufig durch gezielte Unterstützung ihrer Kollegen. Neben den Taschendieben, Hehlern, Fälschern, Einbrechern, Denunzianten, Beratern, verschiedenen Politikern und Ratsmitgliedern sowie einigen Unterhändlern sind dort auch reine Schatzjäger oder Grabräuber zu finden, den "Dieben im Felde". Gerade letztere eignen sich hervorragend als Beispiel für einen typischen Kultisten Nocturnals in Himmelsrand, weshalb wir ihn im folgenden kurz beschreiben wollen. Ein Grabräuber durchwandert die Wildnis der Provinz, um sämtliche Hügelgrabanlagen, Festungsruinen und Höhlen bis in ihre tiefsten Winkel zu erkunden, um vor allem die teils äußerst wertvollen Grabbeilagen sicherzustellen. Da sich an diesen Orten jedoch nicht nur die Kreaturen der Wildnis als Gefahr erweisen, sondern jene auch als Unterschlupf für Banditen und Totenbeschwörer dienen, muß sich ein Grabräuber besonders gewissenhaft in der Kunst der Heimlichkeit üben. Zumeist mit einem oder zwei Dolchen bewaffnet und in seine Gildenrüstung oder einer Rüstung aus Leder oder Fell gewandet, bewegt er sich unbemerkt durch die Schatten der Gänge, um die diversen Wächter zu umgehen, die lokalen Fallen gegen sie selbst einzusetzen oder sie notfalls aus dem Schatten heraus auszuschalten, weshalb einige von ihnen auch auf den Einsatz eines soliden Bogens setzen. Vielen jedoch erscheinen Bogen und Pfeilköcher als zu sperrig und empfinden diese als hinderlich, wodurch die meisten Grabräuber auf ihre Dolche vertrauen. Jeder von ihnen muß aufgrund der vielen verschlossenen Bereiche und Schatztruhen den Umgang mit dem Dietrich beherrschen. Da vor allem Grabräuber bewußt den Lehren Nocturnals folgen, kämpfen sie ausschließlich dann, wenn sie dazu gezwungen werden. Daher schleichen sie sich häufig an die Wachen heran, räumen ihnen die Taschen aus, ziehen sich wieder zurück und bleiben ansonsten in den Schatten. Somit sind alle Grabräuber im besonderen auch als Taschendiebe aktiv, die sich dabei jedoch vornehmlich auf die Gesetzlosen in ihren Unterschlüpfen außerhalb der Städte konzentrieren. Aus diesem Grunde gelten sie bei ihren Gildenkollegen gemeinhin als "verwegen", da es schon eines gewissen Irrsinns bedarf, in den Gewandtaschen etwa eines Volkihar- Meistervampirs herumzuwühlen. Viele Grabräuber sind darüber hinaus den Umgang mit einem Schmiedehammer gewöhnt, damit sie ihre Ausrüstung laufend verbessern und instandhalten können. Die meisten Diebe, die sich in Himmelsrand dem äußerst lukrativen Zweig der Grabräuberei widmen, haben sich häufig aufgrund der vielen Dwemer-Ruinen dazu entschlossen, den vielen Gefahren der Wildnis zu trotzen. Die ehemaligen unterirdischen Städte der Zwerge üben nicht nur auf Forscher und Abenteurer einen enormen Reiz aus, denn diese sagenumwobenen Städte, die tief in den Fels der Gebirge hineingegraben wurden, beherbergen nicht nur viele Geheimnisse, sondern in der Regel auch große Schätze, ob es sich dabei um Edelsteine und Ausrüstungen oder auch um die zahllosen antiken Bücher handelt, die es in allen Dwemer-Ruinen gibt. Aufgrund der vielfältigen Fallen und den mystischen Zwergenkonstrukten sind diese Orte jedoch dermaßen gefährlich, daß die meisten von ihnen bis heute größtenteils unerforscht sind, auch wenn es in der Vergangenheit immer wieder Forschungsexpeditionen gegeben hat, von denen viele jedoch spurlos verschwanden. Aufgrund der Informationspolitik der Diebesgilde sind mittlerweile viele Geheimnisse der riesigen Dwemer-Anlagen von ihren Mitgliedern gelüftet worden. Zum einen haben die Schatzjäger und Grabräuber und die, mit der Gilde verbundenen, Gelehrten herausgefunden, daß diese Ruinen nicht nur von den Zwergenspinnen, Sphären und Zenturios beschützt werden, die offenkundig von einem gefüllten Seelenstein belebt und gesteuert werden, sondern auch von den Falmern. Dieses bestienhafte Stammesvolk, deren Kultur hauptsächlich von dem Chitin der Chaurus abhängt, weshalb sie auch in vielen Höhlen zu finden sind, in denen Schimmerpilze wachsen, da diese die Hauptnahrungsquelle der Chaurus darstellen, sind die Nachkommen der Schnee-Elfen, welche zunächst von den ersten Menschen unter der Führung von Ysgramor mit Krieg überzogen und vertrieben wurden. Sie suchten Schutz bei ihrem Brudervolk der Dwemer, durch welche sie während ihrer Flucht im Ersten Zeitalter unterdrückt und mit der Zeit versklavt wurden. Da die Schnee-Elfen an der Nahrung erkrankten, welche ihnen von den Dwemern zugeführt wurde, erblindeten sie mit der Zeit, wodurch sie immer abhängiger von ihren Brüdern wurden. Zunächst waren die Flüchtlinge aus dem Eis des Nordens die Gäste der Dwemer, mit der Zeit ihre Diener und zuletzt, als die Falmer geschwächt und an Seele und Körper erkrankt waren, ihre Sklaven. Dieser Verrat gilt bis heute als der Schlimmste, den je ein Volk der Mer an seinen Brüdern und Schwestern begangen hat. Als die Dwemer mit der Zeit anfingen, ihre Sklaven zu quälen kam es nach Jahrhunderten dann endlich zu einem Aufstand der Schnee-Elfen, der sich zu einem erbitterten Vernichtungskrieg zwischen den beiden Völkern in den Tiefen der unterirdischen Anlagen entwickelte. Die schlimmsten Kämpfe tobten in dem riesigen unterirdischen Areal der Schwarzweite. Ob dieser Krieg zum Aussterben der Dwemer geführt hat, ist jedoch unwahrscheinlich. Einige Gelehrte haben die These aufgestellt, daß die Dwemer ihre sterbliche Hülle aufgegeben haben, um im Animunculatorium der unterirdischen Städte ihre Seelen in einen Geodenstein zu binden und fortan durch eines der kunstvoll verzierten Konstrukte eine neue Gestalt zu bekommen, um damit Unsterblichkeit zu erreichen. Vielleicht waren diese noch nicht perfektioniert worden, und der Krieg zwang sie dazu, diesen Plan schneller umzusetzen als ursprünglich avisiert. Doch auch dies ist reine Spekulation. Die heutigen Falmer gelten als kraftvoll, widerstandsfähig, geschickt und gefährlich, da sie selbst äußerst bewandert in den Künsten der Heimlichkeit sind. Außerdem sind die Klingen und Pfeilspitzen praktisch all ihrer Waffen in Gift getränkt. Dennoch erfahren diese keinerlei Unterstützung von Nocturnal, da sie aus rein destruktiven, bösartigen Motiven heraus handeln. Die Falmer trachten nach der Zerstörung sämtlichen fremden, intelligenten Lebens. Dennoch darf man bei ihnen nicht vergessen, daß es sich auch bei den Nachkommen der edlen Schnee-Elfen um geschundene Opfer handelt, welche jede fremde Lebensform instinktiv als Bedrohung erleben, weshalb disputiert werden muß, ob es sich bei ihnen tatsächlich um "bösartige Kreaturen" handelt. Ihr einziger Nachteil, den ein Dieb für sich nutzen muß, ist ihre Blindheit. Dafür ist die übrige Sinneswahrnehmung wiederum besonders ausgeprägt, weshalb die lautlose Fortbewegung hier besonders wichtig für den Grabräuber ist. Dennoch stellt jede Dwemer-Ruine ein lohnendes Erkundungsziel dar. Die Zwergenstädte im Kernland von Himmelsrand sind durch den riesigen Höhlenkomplex der Schwarzweite miteinander verbunden. Um Zugang zu diesem geheimen Ort zu erhalten, benötigt man allerdings eine Anpassungs-Sphäre der Zwerge, die äußerst selten geworden sind. Dieser Komplex ist der einzige bekannte Ort in , an dem man Geoden-Kristalle abbauen kann, mit welchem Seelensteine hergestellt werden. Karliah, eine der Nachtigallen, geht davon aus, daß die Herstellung und der Vertrieb von Seelensteinen in ganz Tamriel die Grundlage für den märchenhaften Reichtum der Dwemer gewesen sein muß. Daher gibt es in jeder dieser Ruinen unzählige Schätze, Waffen, aufwendige Rüstungen sowie Bücher, welche nicht im normalen Handel zu finden sind. Viele dieser Raritäten werden nach Teilabschriften an die Akademie von Winterfeste veräußert, in welcher eine riesige Bibliothek angelegt wurde. Letztlich ist jeder Grabräuber auch ein Abenteurer auf der Suche nach Erkenntnis, welcher im Namen Nocturnals auf dem Weg der Schatten wandelt. Durch seine Suche nach Wissen hat er zwangsläufig auch einen Bezug zu Hermaeus Mora, weshalb er außerdem auch auf dem Pfad des Wortes wandelt. Die Zwerge, deren arkaner Name "Dwemer" so etwas wie "kluge, tiefgründige Elfen" bedeutet, verdanken die Bezeichnung, unter welcher ihr Volk bekannt wurde, nicht zuletzt ihrer Neigung, alles zu erforschen, jede Begebenheit aufzuzeichnen und jede Art von schriflichem Dokument zu sammeln. Die Losung "Dort, wo am tiefsten das Tiefe, liegt aller Geheimnisse Pforte" wurde kunstvoll über das Haupttor von Alftand eingemeißelt, was die Geisteshaltung der Dwemer dokumentieren mag. Daher ist die Bibliothek einer jeden Dwemer-Ruine eine wahre Fundgrube arkanen Wissens. Besonders eifersüchtig wachten sie über die extrem seltenen Schriftrollen der Alten, welche in eigens dafür angelegten Räumen aufbewahrt und durch komplizierte Apparaturen geschützt wurden. Diese Schriftrollen betrachteten sie als "heilig", auch wenn die Dwemer keine Verehrung der Aedra oder Daedra kannten. Vivec sagte einst über sie: "Sie verhöhnen unsere Ahnen und unsere Götter. Sie huldigen nur ihren Göttern der Logik und der Vernunft". Es ist bis heute nicht bekannt, wie ein so fortschrittliches und aufgeklärtes Volk, deren metallische Konstrukte und Apparaturen bis heute einzigartig bleiben sollten, einen derart profunden Niedergang ihrer Kultur erlebten mußten. Calcelmo, Hofzauberer von Markath und der wohl bedeutendste Dwemer-Forscher unserer Zeit, stellte die Hypothese auf, daß die, auf Wissen basierende Überlegenheit dieses Volkes, sie anmaßend, überheblich und ignorant gemacht hätte, wodurch dieses Urelfenvolk letztlich untergehen mußte und folgerichtig nunmehr ausgestorben sei. (Siehe hierzu auch "Die Zwerge, Band I-III" und "Die Kultur der Dwemer").
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(aus den Aufzeichnungen eines Schatzjägers):
"Dwemer-Ruinen! Bei Nocturnal, ich liebe diese unterirdischen Stadtanlagen, mit ihren gigantischen Schmieden, weitläufigen Hallen und mystischen Animunculatorien. Dummerweise gibt es hier in den Ruinen des ausgestorbenen Volkes trotzdem Leben, wenn man im Hinblick auf die Dwemerkonstrukte davon sprechen darf. Diese lassen sich leider nicht deaktivieren, wie viele der Fallenanlagen. Offenkundig werden sämtliche Varianten durch einen gefüllten Geodenstein betrieben, den man allerdings nicht unbemerkt herausholen kann, denn dafür müsste man das metallische Torso jener Konstrukte öffnen, was jede dieser Apparaturen jedoch zu verhindern weiß, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Ich habe einmal einem Dornenherz der Abgeschworenen besagtes Herz direkt aus seinem offenen Brustkorb gestohlen, wodurch er sofort tot zusammenbrach. Mir war nicht klar, daß die Hexenraben sein organisches Herz offenkundig gegen diese magische Scheußlichkeit austauschen, sonst hätte ich dies wohl kaum versucht. Bei einem Zwergenkonstrukt hätte ich im Bezug auf seinen Seelenstein jedoch keinerlei Skrupel. Aber die Zwergenspinnen und Sphären stellen streng genommen das kleinere Übel dar. Ein Albtraum für jeden Schatzjäger dürften die Falmer sein, die mindestens genauso gerissene Schleicher sind wie wir selbst, was sie zu einer Art Nemesis für unsere Zunft macht. Sie sind schnell, extrem leise, harte Gegner im Zweikampf und zuverlässige Bogenschützen, was mich entsetzt, da sie ja tatsächlich blind sind. Dennoch können sie anhand der Geräuschquelle die genaue Position des Eindringlings bestimmen. Ich habe einmal zwei Steine so rollen lassen, daß sie einem Schrittgeräusch am nächsten kamen. Die Antwort kam umgehend durch einen Pfeil, der sogar einen der beiden Steine traf. Ich war zutiefst beeindruckt, weshalb ich grundsätzlich diese dämonischen Elfen zuerst auszuschalten versuche. Dummerweise verfügen alle Falmer über ein ausgezeichnetes Gehör, weshalb ich auf den letzten Schritten die Luft anhalte, bevor ich meinen Dolch benutze, den ich selbstverständlich schon vorher bereit halte. Aus diesem Grunde muß man auch auf das Gewicht und die Befüllung seines Rucksackes achten. Ich ärgere mich noch heute über meinen Schleichgang, der durch das Geräusch zweier aneinanderschlagender Gegenstände auf meinem Rücken beendet wurde. Der Kampf hätte mich fast mein Leben gekostet! Besondere Vorsicht muß man aber auch im Bezug auf die Sichtlinien walten lassen, denn die Falmer, deren Kultur auf dem Chitin der Chaurus basiert, werden häufiger von diesen Rieseninsekten mit ihren rasiermesserscharfen Klauen begleitet. Und diese verfügen leider über ein ausgezeichnetes Sehvermögen. Als wäre das Falmergebiet nicht so schon kompliziert genug, aber letztlich wollen wir es ja auch nicht anders. Nur auf die Zwergen-Zenturios, vor allem deren reich verzierten Meisterkonstrukte, hätte wohl jeder von uns dankend verzichten können."
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Die gewinnträchtigen Bereiche der Schatzjagd und der Grabräuberei stellt auch eine wichtige Einnahmequelle für die Gilde selbst dar. Die Gilde erachtet ihre "Diebe im Felde" als wichtige Mitglieder. Während die Schatzjäger sich vornehmlich gezielt auf die Jagd nach bestimmten Artefakten begeben, bergen die Grabräuber im Rahmen ihrer Tätigkeit eine enorme Anzahl wertvoller Gegenstände und Ausrüstungen in den Höhlen, Ruinen und Grabanlagen, welche sie bei den Gildenhändlern in Zahlung geben. Da vor allem die Grabräuber oft wochenlang in der Wildnis unterwegs sind, lagert die Gilde regelmäßig einen Nachschub an Dietrichen und Tränken in, mit dem entsprechendem Schattenzeichen gekennzeichneten Gildenverstecken in der Wildnis, um deren Vorräte aufzufüllen. Die Grabräuber lagern dafür besonders sperrige oder schwere Gegenstände in jenen Verstecken ein, die sowohl Truhen als auch ausgehöhlte Baumstümpfe sein können, die wiederum von den Mitgliedern übernommen werden, welche jene Verstecke regelmäßig zu Pferde mit Nachschub an Verbrauchsmaterialien versorgen. Diese können die Waren problemlos über die normalen Händler auf dem freien Markt anbieten, da jene nicht als gestohlen gemeldet wurden und von daher einfache Handelswaren darstellen, selbst wenn es sich dabei um gestohlene Grabbeigaben oder der sichergestellten Beute von Banditen handelt. Häufig werden sie an die Khajiit-Handelskarawanen verkauft, über deren Handelsrouten jeder Grabräuber informiert ist, wodurch die Waren schließlich im ganzen Reich vertrieben werden. Damit entsteht ein Kreislauf, von dem alle Beteiligten profitieren können. Aufgrund ihrer Flexibilität werden die Grabräuber darüber hinaus häufiger von der Gilde mit speziellen oder auch heiklen Aufgaben betraut, in denen nicht nur ihre Heimlichkeit, sondern auch ihr Verhandlungsgeschick oder ihr Wissen gefragt sein kann. Was ihre Bildung und die Suche nach Erkenntnis über die Natur der Dinge anbelangt, pflegt der Innere Zirkel des Nocturnal-Kultes enge Verbindungen zum Kult von Hermaeus Mora. Über diese Kontakte suchen sie gezielt nach einzigartigen Büchern oder Aufzeichnungen, die sonst nirgendwo mehr zu finden sind und mit Nocturnal in Zusammenhang stehen. Neben den Schatzjägern gibt es innerhalb der Gilde allerdings auch andere Mitglieder, die auf der Suche nach den legendären Schriftrollen der Alten sind, die als mächtige Artefakte von unschätzbarem Wert gelten. Jedoch ist beim Studium dieser Schriftrollen äußerste Vorsicht geboten. Diejenigen Mönche des Ordens der Ahnenmotte, die sich auf das Studium eben jener Schriftrollen spezialisiert haben, erblinden mit der Zeit durch die intensive Auseinandersetzung mit den mächtigen Artefakten, deren magische Funktionsweise die Wahrnehmung des Lesenden drastisch verändern kann. In diesen Schriftrollen wird der Forscher, der sie vor seinen Augen entrollt, direkt in die Erinnerungen des Verfassers hineingezogen, wodurch er sich gewissermaßen selbst an die vergangenen, gegenwärtigen oder auch zukünftigen Ereignissen erinnert. Bei den Rollen, die sich auf gegenwärtige oder auch zukünftige Ereignisse beziehen, soll es sogar möglich sein, während der Nutzung Veränderungen an den gesehenen Ereignissen vornehmen zu können, wobei es hier auch Stimmen gibt, die dies für bloße Spekulation halten. Dennoch, durch die Nutzung der Rollen erlangt der Forscher einzigartige Kenntnisse oder auch Macht, die er allerdings bei häufigeren Anwendungen dieser Artefakte mit dem Verlust seiner Sehkraft bezahlt, was das Ende einer jeden Karriere in den Künsten der Heimlichkeit bedeuten würde. Grundsätzlich ist es das Ziel vieler Diebe, ein tiefgreifendes Verständnis von den Zusammenhängen in der Natur und dem Verhältnis ihrer Bewohner zu ihrer Umwelt zu erlangen, um die größtmögliche Kontrolle über die Abläufe im Rahmen ihrer Unternehmungen zu erlangen. Außerdem erachten die Mitglieder des Inneren Zirkels Informationen über die Geschichte der Völker und den Gebräuchen und Eigenarten der jeweiligen Kultur als essentiell für die Ausarbeitung ihrer eigenen Vorgehensweise. Dies ist natürlich nur für einen begrenzten Teil der Kultisten von Nocturnal von Interesse, von daher haben nicht alle Anhänger Nocturnals einen Bezug zu Hermaeus Mora und dessen Aspekten oder so ein tiefgreifendes Interesse an der Kultur der einzelnen Völker. Dies zeigt, daß auch der Kult von Nocturnal ein breites Spektrum an Anhängern in sich vereint, die einen bestimmten Aspekt oder deren Ausprägungen dieser daedrischen Entität unterstützen. Die meisten von ihnen jedoch sind einfache Diebe, die sich vornehmlich in den praktischen Bereichen ihres Kunsthandwerkes weiterentwickeln wollen, getrieben von dem Wunsch nach finanzieller und sozialer Unabhängigkeit. Diese folgen eher der Prämisse aus dem Codex Umbrae: "Die Erfahrung ist der Samen, aus dem Klugheit emporwächst". Es ist bezeichnend, daß es vielen Dieben gar nicht bewußt ist, den Lehren Nocturnals zu folgen und daraufhin von ihr unterstützt zu werden, weshalb etliche von ihnen nur ihren Kopf schütteln würden, bezeichnete man sie als Kultist von Nocturnal. M´aiq der Lügner sagte dazu: "Natürlich weiß ein gewöhnlicher Dieb nichts davon. Nocturnal ist die daedrische Entität der Heimlichkeit. Was wäre es denn für eine Fürstin, deren Macht auf Verborgenheit und Verstohlenheit beruht, wenn sich jemand ihrer Einflußnahme bewußt werden würde? Von daher weiß M`aiq es auch nicht."
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(aus den Aufzeichnungen eines Grabräubers):
"Mir ist aufgefallen, daß jede Hügelgrabanlage über mehr oder weniger dieselbe Sicherungssystematik verfügt. In den Eingangsbereichen und Vestibülen befinden sich keinerlei Fallenmechanismen, da sich dort keine Leichnahme und damit auch keine Grabbeigaben befinden. Dennoch sollte man auch die dunklen Ecken dieser, meist weitläufigen, Haupthallen erkunden, da dort immer wieder Truhen zu finden sind, in denen man Wertgegenstände zwischenlagert, bevor sie dem entsprechenden Leichnahm beigelegt werden. Die häufigsten mechanischen Fallen, denen man in den Totenhallen ausgesetzt wird, werden durch Druckplatten im Boden ausgelöst. Im Gegensatz zu den Bodenplatten in Cyrodiil, welche quadratisch und lediglich durch die vier eisernen Befestigungshaken zu erkennen sind, sind die Bodenplatten in den Hügelgrabanlagen von Himmelsrand rundlich und verfügen über keine sichtbaren Federhaken. Man kann sie ausschließlich anhand der typischen Verzierungen ausmachen, wodurch sie aber tendenziell leichter zu erkennen sind. Auch wenn diese gekennzeichnet wurden, damit die Bestatter nicht selbst in eine Falle tappen, kann man sie dennoch leicht durch den Staub, mit dem sie bedeckt sind, übersehen. Grundsätzlich gibt es drei Varianten von mechanischen Fallensystemen.
Zunächst die unsinnigste und wohl älteste Form, die heute noch verwendet wird: Einem langen Baumstamm, der an vier Halterungen befestigt unter der Decke hängt und nach vorne schnellt, wenn man diese primitive Falle auslöst. Da sie aber gut zu sehen ist, kann man in Ruhe nach der zugehörigen Bodenplatte Ausschau halten, um jene zu umgehen. Kniffeliger sind die zahlreichen Abschußvorrichtungen, die man hingegen leicht übersehen kann. Kleine Öffnungen in der Wand beherbergen vergiftete Pfeilbolzen, die sich nach dem Auslösen zu allem Überfluß auch noch selbst nachladen, wobei ich noch nicht habe herausfinden können, wie das funktioniert. Bei dem verwendeten Toxin handelt es sich um das Gift der hiesigen Frostbiß-Spinne. Auch wenn diese Pfeile nicht wirklich tödlich sind, sollte man auf diese schmerzhafte Erfahrung dennoch verzichten, auch weil dies tatsächlich "ins Auge" gehen kann. Ein weiteres System, welches häufiger Anwendung findet, sind die Schwungbeile. Nach dem Auslösen schwingen längere Axtschneiden, welche an einem starren Stiel in der Decke an einer Drehfederung befestigt wurden und von einer Öffnung in der Wand zur gegenüberliegenden schwingt. Dadurch ist es nicht möglich, sich an ihnen vorbei zu zwängen. Meist befinden sich drei oder vier dieser Schwungvorrichtungen im jeweiligen Gang, welche versetzt zueinander hin und her pendeln. Eigentlich wäre das eine perfekte Absperrung, dennoch gibt es dort einen Fehler in der Systematik, wodurch man doch hindurch gelangt. Denn zwischen diesen Klingen gibt es jeweils einen Freiraum, zu dem man hindurch springen kann, wodurch man in die Lage versetzt wird, jede Klinge einzeln zu überwinden, das entsprechende Timing vorausgesetzt.
Eine weitere Sicherungsanlage stellt eine Art pikenbewährtes Gitter dar, welche einem um die Ohren schlägt, wenn man sie auslöst. Auch hier gibt es einen Federmechanismus, den man nicht deaktivieren kann, also heißt auch hier die Devise: Druckplatte umgehen! Ideal für uns sind hingegen die Fallenaulöser, welche durch einen Seilzugmechanismus betätigt werden. Häufig werden damit Truhen oder Türen gesichert. Diese gilt es dringend zu entschärfen, denn meist werden sie aus Platzgründen installiert und sind dementsprechend mit den platzsparenden Pfeilabschußvorrichtungen gekoppelt. Falls man in einen Gang kommt, der nach Öl riecht, sollte man grundsätzlich äußerste Vorsicht walten lassen. Denn hier gibt es oft Fallen, in denen eine der Fackelkrüge zu Boden stürzt, sollte man die dazugehörige Vorrichtung auslösen und man steht urplötzlich in einem Meer aus Flammen, da eine große Bodenfläche mit einem Ölfilm überzogen wurde. Doch auch Krüge, die scheinbar zufällig auf dem Boden herumstehen oder liegen stellen eine Gefahr dar. Nicht, daß man darüber stolpern und sich das Genick brechen könnte, sondern durch den Lärm, den man damit verursacht. Auch die Skelett-Bestandteile, die an ein Seil gebunden wurden und meist mitten im Durchgang hängen, dienen eben jenem Zweck, nämlich der Erweckung der Draugr-Wächter. Der Lärm, den diese Fallen auslösen rufen die balsamierten Untoten auf den Plan und können das jähe Ende eurer Erkundung bedeuten. Auch wenn diese vermeintlich "normalen" Draugr selbst für unerfahrene Diebe kein Problem darstellen sollten, ein "Höherer Draugrtodesfürst", wie ein Kollege von uns sie einst dramatisch klassifiziert hatte, stellt jedoch selbst für einen kampferprobten Krieger eine echte Herausforderung dar, weshalb vor allem diese Art von Draugr eine tödliche Bedrohung für uns sind. Häufig mit einer mächtigen Waffe ausgerüstet (für sich genommen allerdings eine lohnende Beute), bereiten diese aufmerksamen und mächtigen Draugr ihren Angriff für gewöhnlich mit einem Drachenschrei vor, der einen durch den Raum wirbelt oder die Waffe aus der Hand reißen kann. Es dürfte längst bekannt sein, daß die Draugr in den tieferen Bereichen stärker sind als jene in den äußeren bzw. oberen Ebenen, weshalb die Tiefen dieser Anlagen nur von erfahrenen Grabräubern oder Schatzjägern erkundet werden sollten. Doch die gefährlichsten Gegner, denen man in einem Hügelgrab begegnen kann, dürften auch hier die tödlichen Lichs sein, die häufig noch mit mächtigen Zauberstäben bewaffnet sind. Leider findet man im Eingangsbereich zum Hügelgrab keinerlei Hinweise auf die Bestattung eines mächtigen Totenbeschwörers oder Kriegsherren, welcher nach seinem Tod zu einer Lich aufstieg und durch die Gänge der Totenhallen schwebt. Von daher kann potentiell in jeder Hügelgrab-anlage eine untote Kreatur dieser Art hausen. Einzig die Anzahl der verwesten und skelettierten Leichen, die scheinbar wahllos rund um einen zentralen Sarkophag in einer größeren Halle herumliegen, sollten als ausdrücklichen Hinweis auf die Anwesenheit einer Lich verstanden werden. Vor allem jene Lichs, welche zu Lebzeiten als Drachenpriester aktiv waren und über eine der entsprechenden Masken verfügen (wobei vor allem diese mächtige und kostbare Artefakte darstellen), haben schon etliche Abenteurerkarrieren mit einem Schlag beendet. Doch sollte trotzdem keine der Draugrvarianten unterschätzt werden, genau wie die einfachen Skelettwächter, welche zumeist mit einem Bogen bewaffnet und gut postiert die Zugänge im Blick halten. Achtsamkeit ist gerade hier des Diebes´ Lebensversicherung, nicht nur im Bezug auf die Position etwaiger Bodenplatten."
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Es gibt noch unzählige Bücher und Aufzeichnungen, welche unabhängig von den Schriften entstanden, aus denen der "Weg der Schatten" gebildet wurde. Viele stammen von Dieben, Schattenkriegern oder auch Schmiedegesellen, die auch für den geneigten Dieb oder Kultist von Nocturnal von großem Interesse sein dürften. Als weiterführende Literatur ließen sich im Besonderen folgende Bücher empfehlen, welche überall in Himmelsrand erhältlich sind:
Die Titel "Wolfmähres Leitfaden für Langfinger", "Dieb", "Bettler", "Gestohlene Schatten" und "Die Geschichte von Aevar Steinsänger" sind Fachbücher zum Thema Taschendiebstahl; Die Werke "2920: Band 8"; "Die Legende des Hauses Krately"; "Die Rote Küche"; "Drei Diebe" sowie "Heilige Zeugin" sind hervoragende Fachbücher über die Kunst des Schleichens; "Der verschlossene Raum"; "Die Wolfskönigin, Band 1"; "Ein Übermaß an Dieben"; "Fortschritte im Schlossknacken" sowie "Grundlagen der Schlossmechanik" stellen Fachliteratur zum Thema Schlossknacken dar; Bei den Veröffentlichungen "2920: Band 5"; "Biographie der Wolfskönigin"; "Das Spiel des Feilschens", "Ein Tanz im Feuer" Band 4 sowie Band 7 handelt es sich um lesenswerte Essays über die Redekunst; Die Schriften "Die einsame Wache"; "Die Flüchtlinge"; "Eis und Chitin"; "Jornibrets letzter Tanz" sowie "Rislav der Rechtschaffende" sind Fachtexte über die verschiedenen leichten Rüstungsvarianten und deren Anwendung. Desweiteren lassen sich zahlreiche Lehrbücher und Anleitungen zu den verschiedenen Waffenarten finden, in welchen sich der Dieb über den fachgerechten Umgang mit seiner bevorzugten Waffe informieren kann. Hier soll auch darauf hingewiesen werden, daß sich ein jeder Dieb auch mit der Schmiedekunst beschäftigen sollte, um seine Waffen und Rüstungen selbstständig instandhalten und gegebenenfalls auch weiterentwickeln zu können. Hierzu seinen im Besonderen folgende Titel empfohlen: "Cherims Herz"; "Leichte Rüstung schmieden"; aber auch "Das Schmieden schwerer Rüstungen"; sowie "Die Herausforderung des Waffenschmieds" und "Die letzte Schwertscheide von Akrash". Mithilfe dieser Literatur kann sich jeder Dieb gemäß seiner Talente und Interessen weiterbilden, auf das er reich an Gold und reich an Erfahrung werden möge.