@ Thorn
Betriebsunfall war von mir hier vielleicht etwas zu verharmlosend als Begriff gewählt. Im nächsten EU-Parlament werden 25% Rechtspopulisten erwartet. EU-Kritiker, die die EU nach Möglichkeit lahm legen wollen. Das ist mehr als ein Betriebsunfall - und dann? Was machst du, wenn die Risikobegrenzung nicht funktioniert?
Wenn das Volk 25% EU-Kritiker ins EU-Parlament berufen kann, deren wichtigstes Ziel es ist, die EU lahm zu legen, dann ist das kein Betriebsunfall, sondern ein Zeichen dafür, dass das System funktioniert und die Wahlen eben doch wichtig und ausschlaggebend sind. Der Bürger wählt nämlich Vertreter, von denen er die Ansicht hat, dass diese seine Interessen am ehesten Vertreten werden. Wenn entsprechend viele Bürger rechtpopulistischen Parteien ihre Stimme geben wollen, dann muss diese Stimme ernst genommen und akzeptiert werden. Denn wenn wir nicht alle Stimmen auf gleiche Weise ernst nehmen, dann ist die Demokratie verloren.
Wenn der Wähler entscheidet, dann muss der Demokrat dies mAn akzeptieren und das Beste aus der gegebenen Situation machen.
Ist dir die Demokratie ein akzeptabler Preis, um die EU zu erhalten? So hört sich deine Argumentation in meinen Ohren an, da du auch hier wieder essentielle demokratische Grundrechte einschränken, begrenzen und von bestimmten Leistungen abhängig machen möchtest.
Korrigiere mich bitte, wenn ich mich in der Einschätzung deines Beitrages getäuscht habe.
Ich würde die EU tatsächlich nicht retten wollen, indem ich ihr die Demokratie opfere, wie Abraham seinen Sohnemann. Selbst dann nicht, wenn ein Gott im allerletzten Moment "Halt!" rufen würde.
Genau genommen müsste es eine Demokratie sogar hinnehmen, wenn ihre Bürger sich mehrheitlich für die Abschaffung der Demokratie entscheiden würden. Aber so weit sind wir hier noch lange nicht.
Ist Schröder für die Linke/Spaltung der SPD verantwortlich, weil er zu seiner Zeit die SPD nach rechts gerückt hat?
Wäre die AfD mit einer CDU unter z.B. einem Wolfgang Schäuble überhaupt entstanden?
Das fasse ich ein als ein "Ja" auf und kehre damit zum Ursprung zurück:
Ich denke, ein nicht zu unterschätzender Teil der AfD-Wähler wählt die nicht, weil sie so von denen überzeugt sind - im Gegenteil. Aber wen sollen sie wählen, wenn sie denn wertkonservativ sind? Merkel? Wenn Menschen, die früher beruhigt CDU wählen konnten und wußten das ihre Ansichten dort vertreten werden, das heute nicht mehr können - sind sie dann deswegen dumm, weil sie diese Partei, die ihre Interessen nicht mehr vertritt auch nicht mehr wählen?
Ich habe viele Leute kennen gelernt, die die AfD allein aus Protest gegen "die da Oben" gewählt haben. Andere waren jahrelang eifrige Wähler der Linkspartei, bis die AfD auf ihre Weise versucht hat, den "kleinen Mann" zu erreichen.
Wieder andere haben sich von der Auffassung von Geschichte bestimmter AfD Politiker angesprochen gefühlt und schließlich auch den großen Haufen der Angsthasen, die eh vor jeder Veränderung Furch empfinden und für die Rhetorik der AfD besonders empfänglich sind.
Und weißt du was? Ich bin der Ansicht, dass es deren gutes Recht ist, die AfD zu wählen. Es freut mich nicht und ich stimme mit deren Ansichten und Weltbildern nicht überein, aber ich akzeptiere, dass es diese Ansichten und Weltbilder gibt.
Ob sie dumm sind? Nunja... Ich traue der AfD nicht zu andere Interessen zu vertreten, als die von bestimmten Spitzenpolitikern der AfD. Und ich meine, dass diese Partei auch keinen Hehl aus dieser Tatsache macht. Ich empfinde die AfD nicht konservativ, das ist deren "freundlicher" Anstrich. Ich empfinde die AfD als destruktiv. Die AfD will keineswegs Altes, Bewährtes bewahren. Nein. Sie ist opportunistisch und reißt alles nieder, alt wie neu und das um einigen wenigen Parteispitzen die Möglichkeit auf Karriere und Befriedigung ihres Egos zu bieten.
Konstruktive, sachliche Lösungsvorschläge habe ich nur selten aus dieser Ecke gehört. Dafür umsomehr Polemik und Geschimpfe, womit sie wiederum großen Jubel bei ihrer Anhängerschar geerntet hat.
Und nun frag mich noch einmal, ob ich die Leute dumm finde, die statt der Union nun die AfD wählen, damit sie ihre konservativen Ansichten vertreten sehen. Die konservativen Ansichten, auf die die AfD spuckt und allein als Baustein der Karriere weniger Politiker verwendet. Nachdem diese gründlich zerrieben und als Zement wieder in Bausteine gegossen wurde.
Aber hey, Idiotie und Dummheit stehen nicht unter Strafe und das ist trotz allem eine gute Sache. Ich halte nämlich einen wirklich vernünftigen Menschen für ein Fabelwesen.
@Naddy
habe ich ganz überlesen: ...viel Text...
Macht nix, der Beitrag war auch an Thorn gerichtet. Ich wollte nämlich nur wissen, ob ich ihn richtig verstanden habe.
Hier nun die Flüchtlingspolitik und den Beitrag der Frau Merkel zu eben dieser im Jahr 2015 ff. zu erörtern führt mir hier nun auch zu weit. Ich bin dieses Themas eh sehr müde, ich komme nämlich ursprünglich aus Sachsen und durfte mich auch schon in meinem damaligen Arbeitsumfeld sehr unbeliebt machen, indem ich Dinge sagte wie: "Man zündet keine Häuser an."
Du verstehst, dass ich auf dieses Thema keine Lust habe?