Endlich mal jemand, der sich mit mittelalterlichen Waffen und Strategien auskennt.
Leider haben viele ihr Wissen aus ein paar Hollywood Filmen, oder schlechten Fernseh Dokumentationen.
Ich stehe hier voll auf deiner Seite, und hinter deiner Argumentation.
Am allerwichtigsten. Niemand, absolut niemand weiß wie man effektiv gegen eine Horde von Untoten kämpft.
Und alle missachten hier, wie an Sandor Clegane so schön gezeigt, den Faktor "Psyche".
Und nein, da könnt ihr auch noch so viel "Medieval-Total War" oder andere Teile dieser Reihe gespielt haben.
Ihr seid deshalb trotzdem keine Experten, für mittelalterliche Waffen und Schlachttechniken.
Einfach weil dass dort dargestellte, ebenfalls meist völlig von der historischen Realität abweicht.
Kurz zur Info.
Ich bin Asperger Autistin, und das europäische "Früh/Hoch und Spät" Mittelalter ist mein sogenanntes "Spezialinteresse".
Für mich ist es viel mehr, als ein beiläufiges Hobby. Sondern ich investiere seit mehr als 12 Jahren fast meine gesamte Freizeit darin. (Und dass mit Leidenschaft)
Ich kenne mich mit HEMA (Historical European Martial Arts) aus, habe selbst schon an historisch korrekten Rekonstruktionen von verschiedene Waffen vs verschiedene Rüstungen beigewohnt.
Und ich habe drei große Regale voll, mit gut recherchierter Fachliteratur von namenhaften Archäologen und Autoren.
Kurz. So arrogant es für manche klingen mag. "Was ich über das Mittelalter weiß, weiß ich am *besten."
(Zumindest gefühlt an dem Halbwissen, was hier grassiert und auf Hollywood Darstellungen oder Reenactment beruht)
Also nochmal zum wichtigsten Punkt.
Hat jemals einer von euch schon einmal gegen eine Armee von lebenden Toten gekämpft?
Richtig, habt ihr nicht.
Dass ist etwas was es überhaupt nicht geben darf, und allein deshalb lässt eure Psyche euch unterbewusst nicht immer rational handeln. (Dagegen könnt ihr gar nichts machen)
Ich will kurz auf zwei Punkte eingehen.
Die Dothraki.
Ja, die Reiterei wurde verheizt.
Aber die haben eben so gekämpft, wie es sich für sie bewährt hat seit Jahrzehnten/Jahrhunderten, und wie sie es gelernt haben. Hier ist wieder die Psychologie ein Faktor. Niemand wirft im Kampf spontan alles über den Haufen, was er gelernt hat. (Kann er einfach nicht, dass sind eingeprägte, psychologische Verhaltensmuster.)
*Seufz*
Und jetzt mal an die ganzen "Total War" Experten.
So ein "Kriegspferd/Schlachtross" ist speziell für den Kampf ausgebildet, da nehmt ihr kein beliebiges 0815 Pferd.
Diese Tiere erhalten eine Ausbildung, und waren dementsprechend teuer und wertvoll.
Ja, sie reiten sogar direkt in entsprechende Formationen aus Speeren und anderen Waffen hinein, wenn der Reiter sie nicht stoppt.
Außerdem gibt es wieder den psychischen Faktor. "Schock-Kavallerie" nennt sich dass in Fachkreisen.
Ein Tier, welches über eine enorme Kraft/Geschwindigkeit und Muskelmasse verfügt reitet auf euch zu.
Der Boden donnert unter seinen Hufen, und sie wühlen die Erde auf. Viel Spaß, es kam in der Geschichte oft genug vor, dass die Infanterie die Formation (trotz Hellebarden/Speeren) nicht gehalten hat, und die Soldaten geflohen sind.
Denn zu versuchen, so ein Pferd zu töten ist auch nicht so leicht. Tests haben ergeben, dass Pfeile selten tief genug in den Brustkorb eindringen, um lebenswichtige Organe zu verletzen.
Schlachtrösser waren ausgebildet, und aggressiv. Die Rennen auch mit einem Pfeil in der Brust weiter.
Gezielt Augen, Kopf bei einem anstürmenden Pferd mit einem Pfeil zu treffen, ist möglich. Aber hier spielen Psyche und Adrenalin eine entscheidene Rolle. Viel Spaß, euer Ziel zu treffen, beim "Charge" in voller Geschwindigkeit.
Außerdem griff ein Ritter beim Sturmangriff immer mit der Lanze an, niemals mit dem Schwert, was lediglich eine sekundäre Waffe darstellte.
So eine Lanze ist verdammt lang, und der Ritter kann damit immer noch seinen Feind durchbohren, auch wenn diese in einer Schilltron Formation stehen.
Abgesehen davon, griffen Ritter nicht so an, wie bei "HDR Die Rückkehr des Königs" übertrieben dargestellt.
Da wurde zum Sturmangriff angesetzt, die Gegner mit Lanzen durchbohrt, und wieder zum Sturmangriff angesetzt.
Bis die Infanterie Formation sich auflöst, und verstreut. Dabei waren es viel häufiger Bogenschützen, die den Gegner von der Flanke aus angriffen. Zur Unterstützung.
So ließ Edward I. (Longshanks) die Schilltron Formation der Schotten bei Fallkirk, von seinen wallisischen Langbogenschützen flankieren. Damit diese die Formationen aufrieben, und seine Reiterei die schottische Infanterie niederreiten konnte. (Was dann auch geschah. Und der Grund gewesen ist, warum William Wallace die Schlacht verloren hat.)
Um euch "Total War" Experten dies nochmal zu verdeutlichen. Ritter haben über die gesamte Periode des Mittelalters, die europäischen Schlachtfelder dominiert. Und sich bei den Kreuzzügen auch gut gegen die Sarazenen geschlagen. Es gibt Tagebuch Berichte, von sarazenischen Kriegern, wonach ihre Pfeile nutzlos gegen die Rüstungen europäischer Ritter gewesen sind, und diese nicht durchdringen konnten.
(Dass die Kreuzzügler verloren haben, lag an anderen Faktoren. Und nein, nicht daran dass sie in der Wüste Hitzschläge bekommen haben. Weil kein Ritter einen Marsch in voller Rüstung angetreten ist. Eine Rüstung lässt sich, mit Knappe der hilft, innerhalb von 3 Minuten komplett anlegen. Und noch schneller ausziehen. 30 Sekunden.)
Bogenschützen/Armbrustschützen und Langbogenschützen, sind keine Superwaffen gewesen.
Im Normallfall, durchschlägt ein Pfeil eine Rüstung die aus Kettenpanzer und darunter getragenen Gambeson besteht nicht. Von Plattenrüstungen ganz zu schweigen, da bissen sich selbst Armbrüste die Zähne aus.
Wenn überhaupt, ein Bogenschütze einen Ritter verwundete, dann weil er gezielt Schwachstellen anvisierte.
Etwa das relativ dünne Helmvisier. Helme waren "Austauschware" und wurden häufig ausgewechselt.
Historische Aufzeichnungen belegen Ritter, die mit Pfeilen nur so gespickt gewesen sind, und trotzdem unverletzt weiter gekämpft haben.
Weiterhin. Echte, historische Morgensterne, Flegel, Kriegshämmer etc. Waren ziemlich billige Waffen, und definitiv keine die Rüstungen durchbrechen oder gar aufreißen konnten.
Ihr Zweck war es eher, durch die Wucht der Schläge dem Träger in der Rüstung ein Trauma (Verletzungsart) zu zufügen.
Ihr solltet euch einfach mal vor Augen führen, dass Ritter (nicht grundlos) die Schlachtfelder des europäischen Mittelalters dominiert haben. Ein Fußsoldat, der gegen einen Ritter zu Pferd kämpfte, muss sich gefühlt haben wie gegen einen Panzer.
Übrigens standen sich in der ersten Hälfte, des 16. Jahrhunderts teilweise sogar noch Ritter und Feuerwaffen gegenüber. Einige Ritterrüstungen waren tatsächlich so gut, dass sie gegen die ersten, nicht so durchschlagskräftigen Feuerwaffen bestehen konnten. Feuerwaffen setzten sich nur deshalb durch, weil man mit ihnen schnell und billig große Armeen ausrüsten konnte. Und sie schnell effektiver und schlagkräftiger wurden.
(Gegen Musketen hielten Plattenpanzer kaum noch stand)
Und falls jetzt jemand mit der Schlacht von Azincourt kommt... Wo magische, verzauberte Pfeile schießende Langbogenschützen die französischen Ritter besiegt haben...
Die Schlacht haben die Engländer nicht wegen der Langbogenschützen gewonnen. Sondern wegen dem Wetter, und taktischer Finesse.
Außerdem haben die französischen Ritter Teile der eigenen Infanterie, und der eigenen Armbrustschützen niedergemacht....
Es ist genauso naiv, anzunehmen ein Katana wäre das beste Schwert, hätte magische Kräfte und könnte Stahl zerschneiden...
Und wo wir schon bei mittelalterlichen Realismus sind.
Niemand in Serien wie Game of Thrones, trägt einen Gambeson...
(Eine gepolsterte, mit Rosshaar gefüllte Jacke. Standartrüstung, für den einfachen Infanteristen, neben einfachen Helmen.)
Unsere Protagonisten wären allein schon deshalb tot, weil sie ohne Helme in die Schlacht ziehen...und sie völlig wundgescheuert sein müssten, weil sie keine Gambesons unter ihren Plattenrüstungen tragen.
Auch beim Trebuchet/Tribock/Triböcke muss ich HerrFenrisWolf zustimmen.
Abgesehen davon, dass ich hinzufügen möchte. Dass die Dinger gegen bewegliche Ziele nicht sehr effektiv sind.
Und man damit übrigens auch keine lustigen Löcher in Burgmauern schießen kann, wie in Hollywood Filmen so gerne sugeriert wird.
Außerdem eins noch.
Echte, mittelalterliche Duellkämpfe dauerten selten länger als ein paar Sekunden.
Nichts da, mit Hollywood Schwerttanz-Choreographien. Oder Klinge gegen Klinge fechten...
(Wenn überhaupt, und man sollte es absolut vermeiden, dann pariert man mit der flachen Seite des Schwerts.)
Und nochmal...an die "Total War" Leute... (ich hab nichts gegen euch. ich mag nur kein Halbwissen)
Die Ritter in "Medival 2-Total War" tragen....Turnierlanzen....aus Holz, die für den Tjost benutzt wurden....
(Für den Kampf völlig ungeeignet. Echte Lanzen, für den Kampf, sahen völlig anders aus und hatten eine stählerne Spitze.)