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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Es gibt Zuwachs im Regiversum - zumindest hat der Lord diesen mit Eröffnung des Threads zu "X-Men" annonciert. Kommt demnächst dann die große Meta-Story, die alle möglichen Charaktere aus den Einzelgeschichten zusammenführen wird? Kämpft dann "Fellan der Donnergott" Seite an Seite mit dem Mighty Alien Dwarf und Moe? Wir können nur spekulieren, und zum jetzigen Zeitpunkt scheint alles möglich. A propos Fellan: Der hat im Fortsetzungspost zu seiner eigenen Story keinen großen Auftritt, sondern ist lediglich Zuhörer in der eilig einberufenen Versammlung. Und auch in Zukunft könnte sein Aktionsradius eher begrenzt sein (es sei denn, ihm kommt eine Sonderrolle zu), denn wir uns die Hochmagier verkünden, nimmt die Handlung dort Anleihen an unsere Realwelt, und das Ergebnis ist: Eine Ausgangssperre! *donnergrollen* Was genau diese Maßnahme bringen soll, hätte aber durchaus mal erklärt werden können, denn so wirkt es eher wie eine Machtdemonstration. Die anderen beiden Maßnahmen - Aufnahmestopp und Beschränkung der Botengänge - erscheinen da eher vielversprechend, um Einflüsse Beliars möglichst aus dem Kloster herauszuhalten. Auf die Ermittlungen und wie viel wir davon mitbekommen, bin ich auch gespannt. Sehr schön fand ich Pyrokars Abschluss der Rede, das ist ja wie aus dem Bilderbuch: Der Anführer, der völlig offensichtlich auf eine Gefahr reagiert und drastische Maßnahmen zu deren Abwehr ergreift, dabei aber paradoxerweise betont, dass niemand etwas zu befürchten habe - auch hier hat sich Pyrokar wohl sehr an unserer Realität orientiert.
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  2. Beiträge anzeigen #322
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Fellan der Donnergott von Lord Regonas

    Mir ist so, als hätte ich die ersten Kapitel schon gelesen. Glaube bis zu der Stelle wo Xardas auf den Typ mit dem heiligen Hammer trifft von dem ich vermute, dass es sich dabei um Fellan handelt.

    Ich mag sehr wie du das Aufeinandertreffen von Pyrokar und Xardas geschildet hast. So wie man sich das vorstellt. Jeder will Recht haben und nicht nachgeben. Alte Rivalitäten und Vorwürfe, die da wieder aufflammen. Herrlich geschrieben. Überhaupt lässt sich die Geschichte locker und flockig lesen, so dass ich gut vorankam. Xardas will also so eine Art X-Man Origins aufbauen. Und es gab ja auch schon mal so eine Geschichte mit den Erz-Man … wenn ich das noch so richtig im Kopf habe…

    Dann reiste ich als Leserin in der Zeit zurück um zu erfahren wie Fellan denn zum Kloster kam. Offenbar geht es den Magiern über alle Maße gut und Fellan hat wohl einen sehr mitleiderregenden Eindruck hinterlassen, so dass das sonst gewünschte Schaf und die Tausend Gold mal eben so entfallen. Vielleicht haben sie auch einfach nur ganz dringend Personal gebraucht. So wird Fellan dann auch gleich am nächsten Tag mit Arbeit eingedeckt. Einfachen allerdings, die wirklich nicht zu schwer sein sollte.
    Während des Kiste schleppens vernimmt Fellan dann auch immer wieder so ein heiliges Geräusch. Unwillkürlich kam mir da immer dieses „aaaaaaHHHH“ (kann ich jetzt schwer nachmachen) Geräusch vom angeblichen heiligen Gral aus die Ritter der Kokosnuss in den Sinn. Mehr als eine kleine Besichtigung des Hammers steht aber bisher auch nicht an. Das finde ich gut. Wäre komisch, wenn Fellan sofort den Hammer schwingt und zum großen Helden mutiert.
    Das Fellan dann auch gleich so kostbaren Wein mitgegeben wird hat mich dann aber doch gewundert. Später stellt sich heraus, es war ein Test. Doch das Orlan da auch gleich so mitspielt … immerhin hätte der Wein ja auch gepanscht sein können. Immerhin kennt er Fellan nicht, was er auch zugibt. Vermutlich dachte er sich aber, dass so eine Novizenrobe nicht so leicht geklaut werden könnte.
    Ach ja, und dann war da ja noch Pedro, der offenbar von Voldemort rekrutiert wurde. Bei Feuer in meinem Herz dachte ich noch, der macht da irgendein Innos Gebet, aber dann wurde schon klar, dass er gerade irgendwie im Bann von Beliar steht. Also wieso Feuer im Herz? Wäre es dann nicht eher Finsternis, oder Chaos oder sowas? Die Dunkle Macht.
    Tatsächlich haben mir die kleinen Verweise auf Star Wars „Dunkle Seite der Macht“ und so gut gefallen.
    Als Fellan dann zurückkommt wird er auch überschwänglich gelobt, das er nicht mit all der Kohle abgehauen ist, sondern brav zum Kloster zurückkam. Ist wohl auch schlauer von Fellan. Das Gold ist schnell versoffen, ein dichtes Dach überm Kopf hält da länger… es sei denn es kommt ein Sturm.

    Die Schrift a la Kammer des Schreckens lässt die Geschichte dann auch weiter an Fahrt aufnehmen, so dass es jetzt richtig Spannend wird. Als Leser kann man sich zwar leicht denken, dass Pedro dahintersteckt, der hatte ja schon so Umwölkungen der dunklen Macht, aber trotzdem möchte ich gerne wissen wie es weitergeht und wie Fellan da jetzt an den heiligen Hammer kommt. Vielleicht wird das Kloster ja angegriffen und Fellan nimmt die nächstbeste Waffe, die dann ausgerechnet der heilige Hammer ist, weil Garwig gerade alle Hände voll zu tun hat um irgendwelche düstere Strolche abzuwehren. Ich bin gespannt.

  3. Beiträge anzeigen #323
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
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    Es gibt Zuwachs im Regiversum - zumindest hat der Lord diesen mit Eröffnung des Threads zu "X-Men" annonciert. Kommt demnächst dann die große Meta-Story, die alle möglichen Charaktere aus den Einzelgeschichten zusammenführen wird? Kämpft dann "Fellan der Donnergott" Seite an Seite mit dem Mighty Alien Dwarf und Moe? Wir können nur spekulieren, und zum jetzigen Zeitpunkt scheint alles möglich.
    Du müsstest es doch eigentlich schon wissen...
    A propos Fellan: Der hat im Fortsetzungspost zu seiner eigenen Story keinen großen Auftritt, sondern ist lediglich Zuhörer in der eilig einberufenen Versammlung. Und auch in Zukunft könnte sein Aktionsradius eher begrenzt sein (es sei denn, ihm kommt eine Sonderrolle zu), denn wir uns die Hochmagier verkünden, nimmt die Handlung dort Anleihen an unsere Realwelt, und das Ergebnis ist: Eine Ausgangssperre! *donnergrollen* Was genau diese Maßnahme bringen soll, hätte aber durchaus mal erklärt werden können, denn so wirkt es eher wie eine Machtdemonstration.
    Na offensichtlich war der Täter doch des Nachts unterwegs
    Die anderen beiden Maßnahmen - Aufnahmestopp und Beschränkung der Botengänge - erscheinen da eher vielversprechend, um Einflüsse Beliars möglichst aus dem Kloster herauszuhalten. Auf die Ermittlungen und wie viel wir davon mitbekommen, bin ich auch gespannt. Sehr schön fand ich Pyrokars Abschluss der Rede, das ist ja wie aus dem Bilderbuch: Der Anführer, der völlig offensichtlich auf eine Gefahr reagiert und drastische Maßnahmen zu deren Abwehr ergreift, dabei aber paradoxerweise betont, dass niemand etwas zu befürchten habe - auch hier hat sich Pyrokar wohl sehr an unserer Realität orientiert.
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    Dankeschön

  4. Beiträge anzeigen #324
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Fellan der Donnergott von Lord Regonas

    Mir ist so, als hätte ich die ersten Kapitel schon gelesen. Glaube bis zu der Stelle wo Xardas auf den Typ mit dem heiligen Hammer trifft von dem ich vermute, dass es sich dabei um Fellan handelt.

    Ich mag sehr wie du das Aufeinandertreffen von Pyrokar und Xardas geschildet hast. So wie man sich das vorstellt. Jeder will Recht haben und nicht nachgeben. Alte Rivalitäten und Vorwürfe, die da wieder aufflammen. Herrlich geschrieben. Überhaupt lässt sich die Geschichte locker und flockig lesen, so dass ich gut vorankam. Xardas will also so eine Art X-Man Origins aufbauen. Und es gab ja auch schon mal so eine Geschichte mit den Erz-Man … wenn ich das noch so richtig im Kopf habe…

    Dann reiste ich als Leserin in der Zeit zurück um zu erfahren wie Fellan denn zum Kloster kam. Offenbar geht es den Magiern über alle Maße gut und Fellan hat wohl einen sehr mitleiderregenden Eindruck hinterlassen, so dass das sonst gewünschte Schaf und die Tausend Gold mal eben so entfallen. Vielleicht haben sie auch einfach nur ganz dringend Personal gebraucht. So wird Fellan dann auch gleich am nächsten Tag mit Arbeit eingedeckt. Einfachen allerdings, die wirklich nicht zu schwer sein sollte.
    Während des Kiste schleppens vernimmt Fellan dann auch immer wieder so ein heiliges Geräusch. Unwillkürlich kam mir da immer dieses „aaaaaaHHHH“ (kann ich jetzt schwer nachmachen) Geräusch vom angeblichen heiligen Gral aus die Ritter der Kokosnuss in den Sinn. Mehr als eine kleine Besichtigung des Hammers steht aber bisher auch nicht an. Das finde ich gut. Wäre komisch, wenn Fellan sofort den Hammer schwingt und zum großen Helden mutiert.
    Das Fellan dann auch gleich so kostbaren Wein mitgegeben wird hat mich dann aber doch gewundert. Später stellt sich heraus, es war ein Test. Doch das Orlan da auch gleich so mitspielt … immerhin hätte der Wein ja auch gepanscht sein können. Immerhin kennt er Fellan nicht, was er auch zugibt. Vermutlich dachte er sich aber, dass so eine Novizenrobe nicht so leicht geklaut werden könnte.
    Ach ja, und dann war da ja noch Pedro, der offenbar von Voldemort rekrutiert wurde. Bei Feuer in meinem Herz dachte ich noch, der macht da irgendein Innos Gebet, aber dann wurde schon klar, dass er gerade irgendwie im Bann von Beliar steht. Also wieso Feuer im Herz? Wäre es dann nicht eher Finsternis, oder Chaos oder sowas? Die Dunkle Macht.
    Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Abwandlung von Dominique`s Ruf
    Tatsächlich haben mir die kleinen Verweise auf Star Wars „Dunkle Seite der Macht“ und so gut gefallen.
    Als Fellan dann zurückkommt wird er auch überschwänglich gelobt, das er nicht mit all der Kohle abgehauen ist, sondern brav zum Kloster zurückkam. Ist wohl auch schlauer von Fellan. Das Gold ist schnell versoffen, ein dichtes Dach überm Kopf hält da länger… es sei denn es kommt ein Sturm.

    Die Schrift a la Kammer des Schreckens lässt die Geschichte dann auch weiter an Fahrt aufnehmen, so dass es jetzt richtig Spannend wird. Als Leser kann man sich zwar leicht denken, dass Pedro dahintersteckt, der hatte ja schon so Umwölkungen der dunklen Macht, aber trotzdem möchte ich gerne wissen wie es weitergeht und wie Fellan da jetzt an den heiligen Hammer kommt. Vielleicht wird das Kloster ja angegriffen und Fellan nimmt die nächstbeste Waffe, die dann ausgerechnet der heilige Hammer ist, weil Garwig gerade alle Hände voll zu tun hat um irgendwelche düstere Strolche abzuwehren. Ich bin gespannt.
    Dankeschöööön

  5. Beiträge anzeigen #325
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    El Toro ist offline
    Dead leaves and the dirty ground… Der Herbst ist vermutlich der Janus der Jahreszeiten, vorne zeigt er gern sein oktobersonniges Goldgesicht mit strahlend blauem Himmel und herrlich buntem Laub, das lustig im Winde tanzt, während er hinten seine grausige Grimasse von Verfall und Vergehen trägt. Man kann eins nicht ohne das andere haben, oder, wie es Drogans verblichene Mutter zu formulieren pflegte, es gibt nichts mit nur Vorteilen.
    Drogan, der Held der Spazierfahrt am Sonntag, erfährt das am eigenen Leib. Als Droschkenfahrer (schön, dass endlich mal ein Kollege eine Hauptrolle spielen darf) ist er auch sonntags unterwegs, um seine betuchte Kundschaft durch die herbstlichen Straßen Vengards zu kutschieren. Immerhin droht an diesem Sonntag, zumindest scheinbar, kein Stress. Eine nette alte Lady hat die Droschke nebst Kutscher für den ganzen Tag gemietet, um hier und dort die ein oder andere Besorgung zu machen.
    Die Dame bewohnt eine alte Villa, die den Charme eines waschechten lost place ausstrahlt, mit allem, was dazugehört: Springbrunnen aus Marmor (verfallen), stattliche Innosstatue (mit Bruchschaden), Säulenpaare (vom Zahn der Zeit angenagt). Könnte auch das legendäre Haus sein, in dem Jeremy Hartwood Selbstmord begangen hat! Ehemals imposant, jetzt dem Verfall hingegeben. Ähnliches gilt auch für die Bewohnerin. Klein, geradezu ätherisch zart, ein Stimmchen wie ein Lufthauch, in altmodischer Queen-Elisabeth-Manier gekleidet, aber immer noch bestimmt genug, um sich Hilfe beim Ein- oder Aussteigen zu verbitten.
    Ihr erstes Ziel ist, wie passend für eine alleinstehende alte Dame, einer der Friedhöfe von Vengard. Naja, was sonst haben alte Leute sonst zu tun, als ihre Toten zu betrauern (wenn sie nicht gerade Bridge spielen)? Beim Warten auf ihre Rückkunft macht sich Drogan so seine Gedanken um seltsame Bestattungstraditionen und die menschliche Endlichkeit im Allgemeinen, während er seinem (todbringenden) Laster frönt. Scheinbar von der Grabpflege leicht lädiert kommt die Dame zurück, das Kleid beschmutzt, die Fingernägel von Erde verunziert, aber das ist ja im Grunde nicht Drogans Problem, und die Dame hatte ja auch nicht den Eindruck gemacht, als hätte sie seine Hilfe gewollt.
    In der Folge steuern Passagierin und Kutscher die weiteren Friedhöfe der Stadt an – ja das ist eine weitläufige Familie! -, wobei die Gästin so schweigsam bleibt wie zuvor. Hin und wieder hört man seltsame, leise Geräusche, aber wer kennt das nicht von alten Leutchen?
    Im Laufe ihrer Friedhofstour verliert die Dame zusehends an ihrer neat&cleanen Erscheinung, Schmutz, Flecken und auch Blut zeigen sich an Kleidung und Händen, auch die zarten alten Lippen platzen auf und lassen die Frau vor den Augen Drogans geradezu verfallen. Die jedoch verbittet sich in gewohnt leisem Ton jegliche Einmischung, und, der Kunde ist halt König, Drogan nimmt es ebenso diskret wie peinlich berührt hin.
    Die letzte Station auf dem Weg, der Südfriedhof, wird erreicht, und auch der Tag neigt sich seinem Ende zu. Hier verbringt die alte Dame so viel Zeit, dass Droschken-Drogan sich ernsthaft zu sorgen beginnt und sich auf Suche nach seiner Passagierin macht. Dies ist dann auch der Punkt, an dem die Geschichte gänzlich ins Grausig-Ekelhafte kippt, der Herbst sein zweites Janusgesicht nach vorne dreht und Drogan mit einer Erkenntnis der unangenehmen Art konfrontiert wird.
    Dieser Moment kommt, trotz der sich häufenden und immer beunruhigenderen Vorzeichen und Prodigien, dann irgendwie doch überraschend, und falls sich die Dame nicht gerade einen besonders geschmacklosen Scherz mit dem Kutscher erlaubt, bin ich mir nicht so sicher, wie viele sonnige Herbsttage Drogan überhaupt noch genießen wird.
    Eine kurze und fiese Herbstgeschichte im Januar, wie geschaffen für die Khorinis Urban Legends, die irgendwie den ganzen Tag nachhallt und ein Gefühl hinterlässt, als habe man mit verbundenen Augen in einen Eimer mit etwas Kaltem, Klebrigem gegriffen, was dann nicht mehr abgeht. Danke dafür, John.
    Fehler macht er ja keine, deshalb entfällt auch die Fehlerliste.
    Geändert von El Toro (24.01.2021 um 17:43 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #326
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    GesustheG hat mit „Sadiye - Die Hand des Südens“ etwas gemacht, was für so manchen Autor des Story-Forums, als die großen, epischen Werke (oder zumindest dahingehende Versuche) noch Hochkonjunktur hatten, sicherlich auch vorteilhaft gewesen wäre: Eine Single-Auskopplung sozusagen, eine Trailer-Story, ein kleines Bonbon, um Appetit auf das Hauptwerk zu machen. Oder, in meinem Fall: Um mich nochmal mit Nachdruck daran zu erinnern, dass ich ja seit Monaten im Hauptwerk weiterlesen wollte, mich dann aber erst Story-Forum-fremde Texte davon abhielten, dann die Wichtelaktion, dann Geshitposte in der Taverne und dann wieder eigene Storys. Aber gut, das alles sind andere Themen, die ich jetzt nicht vertiefen will. Klar ist aber: Natürlich habe ich „Suchende Wurzeln“ noch nicht vergessen, und bis ich mir dann mal wieder die Zeit nehme, das „Mutterwerk“ anzugehen, kann ich mir mit diesem kleinen Happen hier ja wieder Appetit holen!

    Besonders glücklich: Der Gruß aus der Küche, der uns hier serviert wird, ist ziemlich genau nach meinem Geschmack. Das Hauptwerk ist ja an starken und gut definierten Charakteren nicht arm, aber aus dieser Riege stach Sadiye ja ohnehin schon immer ein wenig besonders heraus. Da trifft es sich gut, dass es gerade ihre Vorgeschichte ist, die wir hir zu lesen bekommen. Und die finde ich inhaltlich dann auch ziemlich gelungen und passend zu so einem Charakter: Außenseitertum, Untertauchen, ein wenig Vertreibungsgeschichte und eine ganze Menge Rastlosigkeit. Wer Sadiye aus dem Hauptwerk kennt, den überrascht das alles nicht! Besonders schön finde ich hieran aber, dass man zwar die Vorgeschichte von Sadiye serviert bekommt, das aber weder in episch ausladenden Szenen mit minutiös protokollierten Dialogen und naturalistischen Beschreibungen und so, noch in Form einer emotionslosen Inhaltsangabe. Ich kann jetzt natürlich nicht ganz ermessen, wie das bei jemanden so ankommt, der Sadiye aus dem Hauptwerk noch nicht kennt, aber für mich ist die Erzählweise hier genau richtig, die vielbeschworene goldene Mitte quasi: Nicht zu viel und nicht zu wenig, genug, um sich ein aussagekräftiges Bild von dieser Frau und ihrem bisherigen Lebensweg machen zu können. Von daher ist dir das gut gelungen, und ich finde, das ist doch wirklich mal angenehme Werbung für den großen Roman, der da im Hintergrund steht, weil das eben nicht nur so dahingeklatscht ist!

    Die Sichelküste war ein weltoffener Ort, was Handel und Geschäfte betraf, doch in den Köpfen der einfachen Menschen wurzelte das Misstrauen und die unverhohlene Abneigung gegenüber allem Fremden.
    Pointiert beschrieben und durchaus realitätsnah: Freedom und Liberty wollen sie ja alle und brüsten sich damit, aber manchmal ist's dann eben doch nur 'free' as in 'free market'.

    Zu bemängeln oder zu hinterfragen habe ich den Aufbau der einzelnen Abschnitte oder Aussagen, als es darum geht, wie Sadiye sich heraus aus „ihren Kreisen“ wagt, hinaus in die anderen Teile der Stadtgemeinschaft. Das klang für mich erst so, als würde sie da nun tatsächlich in höheren Kreisen verkehren. Wie später erklärt wird, ist das aber gar nicht der Fall – sie mischt sich zwar zu Diebstahlszwecken durchaus auch unter die Reichen, die neuen sozialen Umfelder aber sind natürlich auch die Abgehängten und die Außenseiter. Da passt es dann wieder. Zwischendrin taucht dann aber noch die Erläuterung auf, dass die Severim zu etwas Reichtum gelangten und so das Stigma der schmutzigen Taugenichtse wenigstens vorübergehend (oder, mit dem Wissen, wie es weitergeht: Womöglich auch nur scheinbar, free as in free market eben) ablegen konnte. Zu dem Zeitpunkt dachte ich dann noch, es sei tatsächlich so, dass Sadiye als eine der Severim Anschluss an höhergestellte Kreise findet – da war ich dann also ein bisschen auf die falsche Fährte gelockt, und ich glaube aber, das will die Geschichte an der Stelle eigentlich gar nicht. Vielleicht könnte man das also irgendwie umsortieren, Sadiyes Ausschwärmen in andere soziale Umfelder eher trennen von der Info, dass die Severim langsam in der Gunst steigen? Das scheinen mir ja nämlich doch zwei verschiedene Paar Schuhe zu sein!

    Bei der Schilderung, dass Sadiye als „Die Hand des Südens“ langsam zu einem gewissen Ruhm bzw. einer Berüchtigkeit gelangt, habe ich mich dann auch gefragt: Muss ihr Umfeld, also diese ganzen Untergrundleute und sozial Abgehängten, nicht auch ein bisschen unzufrieden damit sein, wenn sie Sadiye wegen diese Razzien und noch viel Schlimmeres erdulden müssen? Als Durchschnittstagedieb oder anständige Sexarbeiterin oder bloß Unbeteiligter Bewohner der schlechter gestellten Stadtviertel, ja auch als Angehöriger der Severim hätte ich selber ja vielleicht auch einen gewissen Zorn auf Sadiye empfunden, dass sie die Ordnungsmacht so sehr gereizt hat. Vorstellbar ist es, dass sich auch unter den eigentlichen Gegnern der Gesetzeshüter so manche Leute gewünscht haben, dass Sadiye endlich gefasst wird, damit dieser Verfolgungsdruck, der wegen ihr ja auf der ganzen Gemeinschaft der Abgehängten lastet, endlich aufhört. Dieser Gedanke taucht hier nun nicht so ausdrücklich auf und wird erst einen Absatz später auf Ebene von Sadiyes unmittelbarer Familie thematisiert. Das hätte man vielleicht auch noch etwas erweitern können um ein paar Sätze vorher – aber das ist jetzt auch nur so eine Idee und ein Gedanke. Und ich sag mal so: Nicht alles, was man sich so denken kann, muss ja auch ausdrücklich in der Erzählung selbst stehen. Gerade der Umstand, dass ich die Schilderungen weiter- und mich in die Geschichte hineindenken kann, zeigt ja, dass das so unpassend an dieser Stelle dann auch nicht geschrieben ist.

    Bei dieser Zirkusidee hatte ich mir auch erst ein paar kritische Gedanken vorbehalten, denn geschildert wird hier ja, das die Severim nun umso mehr anerkannt werden und sich das Bild über sie wandelt. Da hatte ich ja dran gezweifelt, ob das wirklich der Fall ist, oder ob die Severim jetzt nur temporär als die Bespaßer gelten, die exotische Tänze und aufregende Akrobatikkunststücke aufführen, abseits davon aber trotzdem noch als Schmutzvolk wahrgenommen werden. Eine Parallele zu unserer Echwelt wäre da die Wahrnehmung der sog. Zigeuner, die auch in Deutschland ja noch bis in die 50er Jahre hinein von staatlichen Institutionen völlig offen als verschlagene und verlogene Herumtreiber auf Pferdekarren hingestellt wurden (das ist jetzt von mir eigentlich noch verharmlosend formuliert, die krassen Originalzitate verbergen sich hinter dem Link - und so manche Behörde hat diesen Blick bis heute nicht abgelegt, scheint es), die andererseits aber immer auch als Projektionsfläche für Freiheit, Abenteuer, Leidenschaft und Lust am Leben galten („Lustig ist das Zigeunerleben, faria-faria-ho“). Ein bisschen ähnlich hatte ich das hier gesehen, aber wie mir beim Weiterlesen dann aufgefallen ist, fehlt dieser Aspekt in der Geschichte gar nicht: Nach der schlimmen Gewaltorgie während der Zirkusvorstellung sin die Severim wieder völlig untendurch, mehr als zuvor noch, als hätte das gesamte Umfeld um sie herum nur auf einen Anlass gewartet, sie endlich wieder in Ungnade fallen lassen und den eingefrorenen Hass wieder auftauen zu können. Das passt dann auch alles wieder ziemlich gut zusammen und entlarvt den vermeintlichen gesellschaftlichen Aufstieg der Severim als bloß bröckelige Fassade.

    Das Ende von Sadiyes Geschichte in und um Güldenport, das uns sozusagen in Richtung „Gegenwart“ des Hauptwerks führt, war hier im Grunde von Anfang an vorgezeichnet, und deshalb ist die Erzählung auch so rund: Einmal ein Volk von Vertriebenen, immer ein Volk von Vertriebenen, und Sadiye hier mittendrin, wie sie die Flucht ergreift. Und zwischen den Zeilen kann man hier, wenn man denn mag, auch so etwas wie Schuld- oder Verantwortungsgefühl herauslesen, so entschlossen wie Sadiye hier nun plant, diesmal die Füße still zu halten und ihr Gesicht zu verbergen – und fortan eben keine großen Titel mehr zu führen. Toller Abschluss, finde ich!

    Fazit: Das Lesen hat mir Spaß gemacht und meinen Appetit auf das Hauptwerk, der ja ohnehin nie so völlig versiegt ist, mindestens mal bei der Stange gehalten.


    Fehlerliste:
    bei den jüngeren für das Lied selbst und bei den Älteren dafür, dass die Jüngeren Ruhe gaben
    bei den Jüngeren
    diese Sympathie gab ihr den Spielraum für die vielen kleinen Vereinbarungen mit denen sie sich ihre Freiheit erstahl. Sadiye war eine Trickserin.
    die vielen kleinen Vereinbarungen, mit denen
    Die Südländer waren wieder die schmutzigen, die nutzlosen
    die Schmutzigen, die Nutzlosen
    Ein Geschäft zu eröffnen durfte nur ein Bürger des Reichs
    Ein Geschäft eröffnen
    Also zogen sie weiter, bis sie endlich einen Ort erreichten, der ihnen Obhut versprechen konnten
    Obhut versprechen konnte
    doch sie scheute den Trubel, die Aufmerksamkeit und all die Risiken die großen Erfolge mit sich bringen konnten.
    all die Risiken, die große Erfolge mit sich bringen konnten.
    ------------------------------------------------------------------------------
    Geändert von John Irenicus (24.01.2021 um 21:23 Uhr)

  7. Beiträge anzeigen #327
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von El Toro Beitrag anzeigen
    Dead leaves and the dirty ground… Der Herbst ist vermutlich der Janus der Jahreszeiten, vorne zeigt er gern sein oktobersonniges Goldgesicht mit strahlend blauem Himmel und herrlich buntem Laub, das lustig im Winde tanzt, während er hinten seine grausige Grimasse von Verfall und Vergehen trägt. Man kann eins nicht ohne das andere haben, oder, wie es Drogans verblichene Mutter zu formulieren pflegte, es gibt nichts mit nur Vorteilen.

    [...]

    Drei Sachen haben mich an deinem Kommentar besonders gefreut, jetzt mal abgesehen von der primären Freude darüber, dass du die Story überhaupt gelesen und kommentiert hast (womit ich mich heute dann auch mal wie der sprichwörtliche Schneekönig freuen darf, statt nur wie der gebeutelte Knappe den Schnee vom Gehweg schieben zu müssen, aber das ist ein anderes Thema, das ich lieber mit mir selbst und meinem Rücken ausmache als hier mit dir im Kommentarthread):

    Erstens finde ich es gut, dass ich es offenbar doch geschafft habe, meine Vorstellung der alten Dame als optisches Elizabeth-II.-Double zu transportieren, denn natürlich hatte ich dabei die Queen in einem ihrer typischen Outfits vor Augen.

    Zweitens freut es mich, dass du das Ende dann doch wenigstens ein bisschen überraschend fandest, trotz der Andeutungen und des viel zu auffälligen Fettdrucks am Ende, denn diese Ende ist für mich überhaupt entscheidendes Merkmal der Story; und weil der Autor sich selbst sogar noch lieber als andere Leute über seine Geschichten reden hört, erläutere ich das jetzt mal eben näher: Das Grundgerüst, dass eine alte Frau da verschiedene Friedhöfe abfährt, dabei immer ramponierter aussieht und am Ende der Fahrer diese Frage stellt und die Frau schlicht mit einem ausgerufenen "Ja!!" antwortet - das habe ich mir nicht selber ausgedacht. Stattdessen wurde mir diese Gruselgeschichte mal erzählt, und zwar so ca. in der 5. Klasse beim Nachhauseweg von der Schule von einem Stufenkameraden, den ich in Abwandlung seines Nachnamens dann auch als Droschkenfahrer hier verewigt habe (weshalb der Fahrer auch Dogan heißt und nicht Drogan, wie ich hier indigniert hüstelnd anmerken muss: Droschken-Drogan bzw. Drogan der Droschkenfahrer wäre mir dann nämlich dann doch ein bisschen too much gewesen und hätte mich überdies unangenehm an die achsolustig-kreative Namensgebung in den fiktiven Sachverhalten erinnert, die in meinem Studiengang üblicherweise gepaukt werden). Der hat diese Geschichte natürlich nicht so ausladend mit irgendwelchen Villen und so erzählt, sondern eben einfach so, wie man so eine Geschichte unter Jungens dann in zwei Minuten mündlich erzählt, kurz und knapp und nur mit den wichtigsten Eckpunkten, aber mein Schulfreund hatte das auch in dieser Knappheit so gut und eindringlich gemacht, dass ich beim Nachhhauseweg ziemlich in die Geschichte hineingezogen wurde, und die "Pointe" des Ganzen, das laut ausgerufene "Ja!!", das hat mich dann ebenso laut und erschrocken ausrufen lassen, und überhaupt war ich von dieser und anderen Gruselgeschichten, die er mir ebenfalls auf dem Nachhauseweg erzählt hat, dann ja doch nachhaltig verängstigt. Er wird sich diese und die anderen Geschichten ja höchstwahrscheinlich nicht selbst ausgedacht sondern sie irgendwo gehört oder gelesen oder sonstwie aufgeschnappt haben, aber Credits dafür gebe ich ihm trotzdem, einfach, weil er sie so gut erzählt hat. Vor ein paar Tagen dann musste ich ohne besonderen Grund wieder an die Sache denken, und dann dachte ich mir, es wäre doch schön, wenn ich das als schriftliche Geschichte ausarbeiten und diese Story damit sozusagen weitertragen könnte. Und dass die Überraschung am Ende, die mündlich natürlich viel besser funktioniert, dann schriftlich wenigstens nicht völlig weg war, das ist doch was!

    Drittens freut es mich natürlich, dass du die Khorinis Urban Legends hier erwähnst. Du bist ja anerkanntermaßen die Meisterin des Grusels hier im Forum (und wer weiß, möglicherweise auch darüber hinaus ), und da ich dich außerdem mit religiösem Eifer verehre, habe ich mir beim Schreiben, analog zu „What would Jesus do?“, wirklich gedacht „Wie würde es El Toro sagen?“. Das ist natürlich illusorisch, das so hinzubekommen wie du, und insbesondere meine Fähigkeiten zum Formulieren fallen dagegen natürlich völlig ab, aber zumindest von diesen typischen Khorinis-Urban-Legends-Vibes habe ich mich beim Verfassen ja doch ein wenig leiten lassen.

    Wie dem auch sei: Ganz vielen Dank fürs Lesen, das hat mich wirklich gefreut.

    Zitat Zitat von El Toro Beitrag anzeigen
    Fehler macht er ja keine, deshalb entfällt auch die Fehlerliste.
    Das sagst du auch nur, weil ich vor deiner Lektüre schnell noch einen peinlichen Sie/sie-Fehler am Ende ausbügeln konnte.
    Geändert von John Irenicus (24.01.2021 um 22:10 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #328
    Legende Avatar von Ajanna
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    Ajanna ist offline
    Zitat Zitat von El Toro Beitrag anzeigen
    Wow, danke, ich freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Noch mehr, dass die Aktivitäten hier im Storyforum überhaupt noch vom Rest der Welt (oder zumindest der WoP ) zur Kenntnis genommen werden! Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass das jemand außer John liest, und der im Grunde auch nur, weil er so ein gewissenhafter Typ ist, und ob jemand, der nicht John ist, überhaupt Freude daran haben kann, weil die Geschichte schon recht stark personalisiert daherkommt. Aber umso mehr bin ich happy, dass die Erzählung auch unabhängig von irgendwelchem Metawissen funktioniert!
    Wenn du hier mitliest, dann schreibst du vielleicht auch und wir lesen möglicherweise mal was von dir?
    Nee, ich fürchte nicht... es ist mir zu brotlos Ich schreibe das hier rein, und dann... ???

    Edit: Ich glaube, das kommt ziemlich arrogant rüber. Der eigentliche Grund ist, dass ich keine guten Erfahrungen mit Geschichte-Schreiben in einem Forum gemacht habe.

  9. Beiträge anzeigen #329
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    El Toro ist offline
    Zitat Zitat von Ajanna Beitrag anzeigen
    Nee, ich fürchte nicht... es ist mir zu brotlos Ich schreibe das hier rein, und dann... ???
    Ruhm, Ehre und Liebe des Storyforums!
    Aber klar, zum Broterwerb taugt das nicht. Mit Fanfiction verdient man vermutlich aber auch kein Schweinegeld (und ich als jemand, die u.a. Altgriechisch, frühchristliche Archäologie und Mittelkoptisch studiert hat, kenne mich super aus mit Schweinegeld verdienen!).
    Was ich hier schreibe, ist zum Spiel und zum Zeitvertreib, und das Geschreibsel, mit dem ich mein (Zu)brot verdiene, habe ich hier natürlich auch nicht reingeschrieben. Passt ja auch gar nicht zum Gothicthema.

    Edit: Ich glaube, das kommt ziemlich arrogant rüber. Der eigentliche Grund ist, dass ich keine guten Erfahrungen mit Geschichte-Schreiben in einem Forum gemacht habe.
    Nee, kommt nicht so rüber. Das ist natürlich ein Problem. Und eine blöde Erfahrung. Grundsätzlich schätze ich das Risiko bei Fanfiction, eher gering ein, dass sie irgendwie im großen Stile verbreitet wird. Jedoch sind Geschichten ja auch immer was Persönliches, was man nicht gern so einfach in fremde und dann noch unachtsame Hände gibt. Hier jedoch fühle ich mich gut aufgehoben.

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    Es lag ja schon ein bisschen in der Herbst-/Winterluft: El Toro schiebt uns in ihren Khorinis Urban Legends den nächsten Gruselbraten in die Röhre und … - Moment! „Die Lüge“ ist ja gar kein Horrorschocker, sondern hat sehr viel mit Liebe zu tun, eine unmögliche Liebesgeschichte aus Khorinis wohl, mit Herzschmerz und Tragik und allem, was so dazugehört. Also so ungefähr die Themen, mit denen ich mich am meisten nicht auskenne, und ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht selbst eine derart anrührende Geschichte auf mein Niveau herunterziehen und mich beim Kommentieren ähnlich, äh, einfühlungsvermögend wie Valentino in der Storys aufführen würde (ganz nach dem Motto: Wann wird denn jetzt endlich mal gevögelt?).

    So viel habe ich zur Geschichte dann aber auch gar nicht zu sagen [dachte ich jedenfalls, als ich den Kommentar begann], denn sie kommentiert sich ja quasi selbst. Vielleicht nur so viel: Womöglich will die Geschichte, vermittelt über und beispielhaft an Valentino, uns Lesern mehr über typische Wahrnehmungsmuster erzählen als dass sie uns wirklich reinlegen will. Denn als Neo unter Renas Adresse unversehens einer alten Frau gegenübersteht, dürfte den meisten Lesern schnell klar werden, dass diese alte Frau eben Rena ist und es keine andere Rena neben ihr gibt, die mit unverbrauchter Jugend und faltenfreier Haut und so aufwarten kann. Zumindest habe ich an der Stelle sofort darauf gesetzt, dass es nur so sein kann, und wenn ich bekennender Nixchecker dass schon checke, dann checken es andere Leute auch und dann liegt der Schluss nicht fern, dass der Leser es hier auch checken soll und Neo in seinem Irrtum über Rena alleine bleibt. Wobei: Nicht ganz alleine! Denn im Prinzip vollzieht Valentino diesen Irrtum ja nach: Auch erst ist zum Ende ja weiterhin der Überzeugung, dass es ja wohl eine junge Rena gegeben haben muss, die mit Neo diese ganzen Briefe geschrieben hat. Denn immerhin hat Sagitta ja auch von diesem jungen Mädchen erzählt, dass sich von der Trollklippe gestürzt hat, und das bereitete mir dann ja auch Kopfzerbrechen, was denn mit dieser jungen Frau damals bei Sagitta eigentlich war – und in diesem Augenblick war ich dann der dritte, der sich in der gleichen Art und Weise geirrt hat wie zuvor schon Neo und Valentino. Von einer jungen Frau hatte Sagitta nämlich überhaupt nichts erzählt. Von einer wunderschönen Frau, ja, mit ebenmäßigen Gesicht, aber zum Alter gab es keine Angaben. Intuitiv habe ich das aber natürlich direkt so gedeutet, dass das gleichbedeutend mit einer jungen Frau ist, womit nach meinem geradezu triumphalen Durchblick durch die Geschichte (Ha, Neo und Valentino, diese beiden oberflächlichen Deppen!) eine Frau zu viel im Spiel war, nämlich noch eine weitere Frau neben der von Beginn an alten Rena – und erst beim erneuten Nachlesen habe ich dann gecheckt, dass es es von Anfang an Rena war, die Sagitta eben ihre eigene Geschichte erzählt hat. Wie jetzt, auch alte Frauen können irgendwie schön sein? Offenbar schon! Neo, Valentino und ich haben das zunächst nicht begriffen, und mindestens bei einem der genannten schwang offenbar ein gehöriges „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ mit. Lange Rede, kurzer Sinn: Gerade auf dieser Ebene fand ich die Geschichte dann richtig, richtig unterhaltsam, weil ich als Leser so eben auch ein bisschen Teil von ihr geworden bin, und ich finde, im Prinzip könnte man die Erzählung statt mit „Die Lüge“ auch mit „Der Irrtum“ überschreiben.

    Und ja: Natürlich verrät uns die Geschichte auch etwas darüber, wie das auch bei uns Echtmenschen in der realen Welt so funktioniert oder zumindest mal funktioniert hat, denn strukturell ist diese Brieffreundschraft durch diese magische Barriere hindurch natürlich auch nicht viel anders als die Kommunikation über Internet, zumindest dem guten, alten, größtenteils anonymen Internet, dem ich ja manchmal so hinterhertrauere, in dem man sich nicht mit Klarnamen und Echtbildern präsentiert hat, sondern einfach nur in Form eigenen Ausdrucks und Kommunikation und dann vielleicht noch mit Avataren, bei denen man aufgeregt rätseln konnte, wie viel Ähnlichkeit das Bildchen denn wohl mit der realen Person dahinter haben könnte. Ein Vorteil dieses guten alten Internets, wie wir es hier in unserem Forum im Prinzip ja auch noch ein bisschen leben: Ist eigentlich scheißegal, wie alt du bist, wohl auch ob du Männlein oder Weiblein bist, denn connecten kann im Grunde jeder mit jedem, und natürlich habe ich mich hier und anderswo schon in Leute verliebt, lange bevor ich wusste, wie sie aussehen, und oft genug habe ich es auch gar nicht herausgefunden und habe mir dann manchmal eingebildet, dass es im Prinzip auch egal ist (und bevor ich mich hier als woke und total unoberflächlich darstelle: Natürlich war ich manchmal enttäuscht, als der Typ auf dem geposteten Foto dann doch nicht so heiß war wie in meiner Vorstellung ). Neo hätte es hier auch konsequent durchziehen können, denn Brieffreundschaft war Brieffreundschaft und da spielten Alter und Aussehen (unabhängig davon, dass Rena ja sogar „trotz“ ihres Alters wunderschön war, wie wir von Sagitta wissen!) ja auch noch keine Rolle, außer eben in der Fantasie Neos – naja gut, natürlich auch gestützt durch die Zeichnungen, die hin und hergeschickt wurden, und in denen dann ja wohl auch die eigentliche und auch einzige Lüge Renas liegt. Womöglich ist es dann auch mehr die Enttäuschung, das Zusammenbrechen seiner Fantasien, das ihn hier davon abhielt, Rena wirklich als Rena wahrzunehmen, und weniger ein tatsächliches „Boah nee, die is' mir zu alt“.

    Eine Frage, die finde ich ja auch noch interessant: Wer hat denn jetzt eigentlich das Mädchen auf dem Gewissen? Valentino sagt: Die Alte natürlich, und vielleicht hat er damit ja auch mehr Recht, als er weiß. Denn letztlich hat Rena ihr mädchenhaftes Ich in dem Moment gegraben, als sie gewissermaßen sich selbst gegenüber Neo verleugnet hat. Wer weiß denn schon, ob sie nicht einfach weiter das Mädchen hätte bleiben können, wenn sie gesagt hätte: Ich, die alte Großmutter, die du vor dir siehst, war und ist dein Mädchen (weniger romantisch veranlagte Menschen würden jetzt sagen: Der Kerl ist 29 und kommt gerade aus der Strafgefangenschaft, der will nicht die Verbindung zweier Geister, sondern der will halt einfach nur ein Paar saftige Schenkel – und naja, womöglich isses auch so). Andererseits wird man sagen müssen: Neo hat sie auf dem Gewissen, Rena in Form des fantasierten jungen Mädchens (die sie ja aber auch irgendwie ist, nur halt nicht wirklich jung) als auch in ihrer äußerlich alten Form, denn durch sein unbedacht und unbeabsichtigt rüpeliges Verhalten (Nun sag schon, Oma, wo ist deine Enkelin?) hat er wahrscheinlich jeglicher realistischen Gelegenheit, die Sache irgendwie aufzuklären, den Todesstoß versetzt. Und, natürlich, das was uns die Geschichte ohnehin sagt: Allein durch sein Auftauchen, allein durch die wahrhafte real-physische Begegnung der beiden ist das Mädchen halt dahin. Im Erwartungshorizont zu dieser Klassenarbeit würde ich dann mal vermerken: Kann man alles sehen, wie man will, wichtig ist, dass Prüfling es begründet!

    Ja, jetzt habe ich doch noch wieder viel geschwafelt und geschwallt, aber ich hoffe, dadurch wird einfach klar, wie gerne ich mich mit der kleinen Story beschäftigt habe und wie sehr sie mir gefallen hat. Zwei Sachen hätte ich übrigens noch:

    Manchmal gingen sie früh zu Bett oder liebten sich auf dem Schattenläuferfell vor dem Kamin.

    […]

    „Wo du gerade davon sprichst…“ – er wies mit der Hand auf das Wolfsfell, das Sagitta als Bettvorleger diente – „…wollen wir es da drauf machen?“
    Das ist ja sowas, was mich immer wieder beschäftigt: Ich hätte ja gedacht, in unserer woken und (vorgeblich) tierlieben Gesellschaft hätte das Trope „Sex auf Tierkadavern“ mal etwas von seinem Reiz eingebüßt, aber das scheint ja immer noch nicht der Fall zu sein. Naja gut, hier reden wir aber natürlich auch von der Gothic-Welt, da ist halt nix mit Spannbettlaken aus Elastan usw.

    Die Barmherzigen Schwestern der Flamme Innos‘ betrieben ein seelsorgerisches Programm, Häftlinge suchen Brieffreundschaft, und stellten den ersten Kontakt her.
    Es gibt ja wohl kaum eine größere Konstante im El-Toro-Kosmos als die Barmherzigen Schwestern der Flamme Innos‘, und ich finde, kaum eine Institution ist besser darin, völlig zwielichtig zwischen ernster und liebevoller Sorge um der Menschen Seelenheil einerseits und gnadenloser, bedrückender Kälte und Finsterkeit andererseits zu pendeln. Mir läuft jedenfalls immer ein Schauer über den Rücken, wenn sie erwähnt werden!



    Ja, mehr habe ich dann jetzt auch wirklich nicht zu sagen! Fehler macht sie ja keine, deshalb entfällt ... - Moment!
    Ich versorgte die äußerlichen Verletzungen, so gutes ging

    ------------------------------------------------------------------------------
    Geändert von John Irenicus (26.01.2021 um 22:01 Uhr)

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    Es lag ja schon ein bisschen in der Herbst-/Winterluft: El Toro schiebt uns in ihren Khorinis Urban Legends den nächsten Gruselbraten in die Röhre und … - Moment! „Die Lüge“ ist ja gar kein Horrorschocker, sondern hat sehr viel mit Liebe zu tun, eine unmögliche Liebesgeschichte aus Khorinis wohl, mit Herzschmerz und Tragik und allem, was so dazugehört. Also so ungefähr die Themen, mit denen ich mich am meisten nicht auskenne, und ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht selbst eine derart anrührende Geschichte auf mein Niveau herunterziehen und mich beim Kommentieren ähnlich, äh, einfühlungsvermögend wie Valentino in der Storys aufführen würde (ganz nach dem Motto: Wann wird denn jetzt endlich mal gevögelt?).
    Vor und nach der Handlung natürlich. Man vögelt ja im Alltag schon genug – und gerade unter Pandemiebedingungen!-, da muss man das ja nicht auch noch ständig lesen, wäre sonst doch echter Overkill.
    So viel habe ich zur Geschichte dann aber auch gar nicht zu sagen [dachte ich jedenfalls, als ich den Kommentar begann], denn sie kommentiert sich ja quasi selbst. Vielleicht nur so viel: Womöglich will die Geschichte, vermittelt über und beispielhaft an Valentino, uns Lesern mehr über typische Wahrnehmungsmuster erzählen als dass sie uns wirklich reinlegen will. Denn als Neo unter Renas Adresse unversehens einer alten Frau gegenübersteht, dürfte den meisten Lesern schnell klar werden, dass diese alte Frau eben Rena ist und es keine andere Rena neben ihr gibt, die mit unverbrauchter Jugend und faltenfreier Haut und so aufwarten kann. Zumindest habe ich an der Stelle sofort darauf gesetzt, dass es nur so sein kann, und wenn ich bekennender Nixchecker dass schon checke, dann checken es andere Leute auch und dann liegt der Schluss nicht fern, dass der Leser es hier auch checken soll und Neo in seinem Irrtum über Rena alleine bleibt. Wobei: Nicht ganz alleine! Denn im Prinzip vollzieht Valentino diesen Irrtum ja nach: Auch erst ist zum Ende ja weiterhin der Überzeugung, dass es ja wohl eine junge Rena gegeben haben muss, die mit Neo diese ganzen Briefe geschrieben hat. Denn immerhin hat Sagitta ja auch von diesem jungen Mädchen erzählt, dass sich von der Trollklippe gestürzt hat, und das bereitete mir dann ja auch Kopfzerbrechen, was denn mit dieser jungen Frau damals bei Sagitta eigentlich war – und in diesem Augenblick war ich dann der dritte, der sich in der gleichen Art und Weise geirrt hat wie zuvor schon Neo und Valentino. Von einer jungen Frau hatte Sagitta nämlich überhaupt nichts erzählt. Von einer wunderschönen Frau, ja, mit ebenmäßigen Gesicht, aber zum Alter gab es keine Angaben. Intuitiv habe ich das aber natürlich direkt so gedeutet, dass das gleichbedeutend mit einer jungen Frau ist, womit nach meinem geradezu triumphalen Durchblick durch die Geschichte (Ha, Neo und Valentino, diese beiden oberflächlichen Deppen!) eine Frau zu viel im Spiel war, nämlich noch eine weitere Frau neben der von Beginn an alten Rena – und erst beim erneuten Nachlesen habe ich dann gecheckt, dass es es von Anfang an Rena war, die Sagitta eben ihre eigene Geschichte erzählt hat. Wie jetzt, auch alte Frauen können irgendwie schön sein? Offenbar schon! Neo, Valentino und ich haben das zunächst nicht begriffen, und mindestens bei einem der genannten schwang offenbar ein gehöriges „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ mit. Lange Rede, kurzer Sinn: Gerade auf dieser Ebene fand ich die Geschichte dann richtig, richtig unterhaltsam, weil ich als Leser so eben auch ein bisschen Teil von ihr geworden bin, und ich finde, im Prinzip könnte man die Erzählung statt mit „Die Lüge“ auch mit „Der Irrtum“ überschreiben
    .
    Es ist natürlich mal wieder eine echte, aufgeschnappte Legend, die ich der Tageszeitung entnommen habe – aus dem Vermischtes- und [i]Bunte Welt-Teil.[i] Ist aber natürlich nicht in Khorinis passiert. Mich als berufsmäßiges Omichen, dessen Einsamkeit nur zweimal die Woche durchbrochen wird – wenn sich der völlig erschöpfte Hermesbote gegen die Tür wirft und einen Stapel Pakete fallen lässt mit Zeugs drin, das ich nur bestelle, damit der Hermesbote vorbeikommt - hat das gleich berührt.
    Und ja: Natürlich verrät uns die Geschichte auch etwas darüber, wie das auch bei uns Echtmenschen in der realen Welt so funktioniert oder zumindest mal funktioniert hat, denn strukturell ist diese Brieffreundschraft durch diese magische Barriere hindurch natürlich auch nicht viel anders als die Kommunikation über Internet, zumindest dem guten, alten, größtenteils anonymen Internet, dem ich ja manchmal so hinterhertrauere, in dem man sich nicht mit Klarnamen und Echtbildern präsentiert hat, sondern einfach nur in Form eigenen Ausdrucks und Kommunikation und dann vielleicht noch mit Avataren, bei denen man aufgeregt rätseln konnte, wie viel Ähnlichkeit das Bildchen denn wohl mit der realen Person dahinter haben könnte. Ein Vorteil dieses guten alten Internets, wie wir es hier in unserem Forum im Prinzip ja auch noch ein bisschen leben: Ist eigentlich scheißegal, wie alt du bist, wohl auch ob du Männlein oder Weiblein bist, denn connecten kann im Grunde jeder mit jedem, und natürlich habe ich mich hier und anderswo schon in Leute verliebt, lange bevor ich wusste, wie sie aussehen, und oft genug habe ich es auch gar nicht herausgefunden und habe mir dann manchmal eingebildet, dass es im Prinzip auch egal ist (und bevor ich mich hier als woke und total unoberflächlich darstelle: Natürlich war ich manchmal enttäuscht, als der Typ auf dem geposteten Foto dann doch nicht so heiß war wie in meiner Vorstellung ). Neo hätte es hier auch konsequent durchziehen können, denn Brieffreundschaft war Brieffreundschaft und da spielten Alter und Aussehen (unabhängig davon, dass Rena ja sogar „trotz“ ihres Alters wunderschön war, wie wir von Sagitta wissen!) ja auch noch keine Rolle, außer eben in der Fantasie Neos – naja gut, natürlich auch gestützt durch die Zeichnungen, die hin und hergeschickt wurden, und in denen dann ja wohl auch die eigentliche und auch einzige Lüge Renas liegt. Womöglich ist es dann auch mehr die Enttäuschung, das Zusammenbrechen seiner Fantasien, das ihn hier davon abhielt, Rena wirklich als Rena wahrzunehmen, und weniger ein tatsächliches „Boah nee, die is' mir zu alt“.
    Du sprichst ein großes Wort gelassen aus! Das ist ja eigentlich das Kreuz mit dem Leben, dass man ja doch nie an die Erwartungen heranreicht, die andere hegen, sei es Alter, Aussehen, Fähigkeiten und wasweißichnochalles! Und dass man immer Gefahr läuft, dass das alles in sich zusammenbricht, was man für sich und die anderen da mühevoll und zum Teil über Jahre aufbaut. Vielleicht ist es doch am sichersten, wenn man sich im Echtkontakt auf den Hermesboten beschränkt und das übrige als Brieffreundschaft hält. Dann muss man sich am Ende auch nicht von irgendwelchen Klippen stürzen. Immerhin kann man Rena zugutehalten, dass es echte Porträts von ihr waren, die sie Neo zugeschickt hat – lagen halt nur schon ein bisschen länger in der Schublade.
    Eine Frage, die finde ich ja auch noch interessant: Wer hat denn jetzt eigentlich das Mädchen auf dem Gewissen? Valentino sagt: Die Alte natürlich, und vielleicht hat er damit ja auch mehr Recht, als er weiß. Denn letztlich hat Rena ihr mädchenhaftes Ich in dem Moment gegraben, als sie gewissermaßen sich selbst gegenüber Neo verleugnet hat. Wer weiß denn schon, ob sie nicht einfach weiter das Mädchen hätte bleiben können, wenn sie gesagt hätte: Ich, die alte Großmutter, die du vor dir siehst, war und ist dein Mädchen (weniger romantisch veranlagte Menschen würden jetzt sagen: Der Kerl ist 29 und kommt gerade aus der Strafgefangenschaft, der will nicht die Verbindung zweier Geister, sondern der will halt einfach nur ein Paar saftige Schenkel – und naja, womöglich isses auch so). Andererseits wird man sagen müssen: Neo hat sie auf dem Gewissen, Rena in Form des fantasierten jungen Mädchens (die sie ja aber auch irgendwie ist, nur halt nicht wirklich jung) als auch in ihrer äußerlich alten Form, denn durch sein unbedacht und unbeabsichtigt rüpeliges Verhalten (Nun sag schon, Oma, wo ist deine Enkelin?) hat er wahrscheinlich jeglicher realistischen Gelegenheit, die Sache irgendwie aufzuklären, den Todesstoß versetzt. Und, natürlich, das was uns die Geschichte ohnehin sagt: Allein durch sein Auftauchen, allein durch die wahrhafte real-physische Begegnung der beiden ist das Mädchen halt dahin. Im Erwartungshorizont zu dieser Klassenarbeit würde ich dann mal vermerken: Kann man alles sehen, wie man will, wichtig ist, dass Prüfling es begründet!
    Inschallah! Du bist aber ein geistreicher Boi! Ich fühle mich geehrt von so vielen klugen Gedanken, die weder ich noch diese kleine Geschichte verdienen!

    Ja, jetzt habe ich doch noch wieder viel geschwafelt und geschwallt, aber ich hoffe, dadurch wird einfach klar, wie gerne ich mich mit der kleinen Story beschäftigt habe und wie sehr sie mir gefallen hat. Zwei Sachen hätte ich übrigens noch:
    Manchmal gingen sie früh zu Bett oder liebten sich auf dem Schattenläuferfell vor dem Kamin.
    „Wo du gerade davon sprichst…“ – er wies mit der Hand auf das Wolfsfell, das Sagitta als Bettvorleger diente – „…wollen wir es da drauf machen?“
    Das ist ja sowas, was mich immer wieder beschäftigt: Ich hätte ja gedacht, in unserer woken und (vorgeblich) tierlieben Gesellschaft hätte das Trope „Sex auf Tierkadavern“ mal etwas von seinem Reiz eingebüßt, aber das scheint ja immer noch nicht der Fall zu sein. Naja gut, hier reden wir aber natürlich auch von der Gothic-Welt, da ist halt nix mit Spannbettlaken aus Elastan usw.
    Naja, das war jetzt einfach zu verführerisch, dieses Kadavervögeln mit reinzunehmen, denn Felle sind ja nun wirklich ein wirtschaftlicher, ästhetischer und auch narrativer Stützpfeiler der Gothicwelt! Muss allerdings zugeben, dass ich selbst noch keine Erfahrungen mit einschlägiger Nutzung von Schattenläuferfellen gemacht habe – ich glaube, als Baby lag ich mal auf einem Schaffell und habe dabei vermutlich vollgesabbert.
    Und die Barmherzigen Schwestern werden hoffentlich bald mal wieder zu Höchstform auflaufen, angelehnt an die Schwestern vom Judasorden (o.ä.) aus Papillon.
    Danke, lieber John!

  12. Beiträge anzeigen #332
    Ranger Avatar von GesustheG
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    GesustheG ist offline
    Ich habe mir ein paar der aktuellen Stories durchgelesen und ich muss schon sagen, echt cool was ihr Leute hier fabriziert. Hat viel Witz und überrascht mich auch oft mit coolen Wendungen und so steinalten Referenzen, dass sie nur echte Veteranen kennen können!
    Ich möchte auf Der Tausendsassa von John reagieren, ganz einfach weil es die letzte war, die ich gelesen habe und sie mir richtig richtig gut gefallen hat!


    1. Absatz:
    Schönes Setup! Wow, der Typ ist ja mal ein RICHTIGER Tausendsasser, ich hoffe das kommt später zum tragen. 'Wie von der Blutfliege gestochen' ist meine Lieblingsformulierung hier!

    Fehlerliste/Vorschläge:
    [Vieles keine 'Fehler', sondern nur stilistische Mankos (und somit Geschmacksfrage)]

    alleinstehenden Stadtbewohner
    einsamen Stadtbewohner
    Der Beziehungsstand ledig erinnert mich dann doch an moderne deutsche Bürokratie .

    Bis er, Shrat, dann ausgerechnet
    Bis dieser, Shrat war sein Name, dann ...
    Hat mich im Moment des Lesens zum stolpern gebracht, kann anderen Lesern aber auch bestimmt ganz anders gehen.

    die Sonne hatte kaum das Scheinen begonnen
    die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen / zu scheinen begonnen
    weil: klingt komisch

    Gravo hatte Wachen sofort in ein längliches Gespräch verwickeln wollen
    1. hatte die Wachen
    2. länglich ist das falsche Wort hier, beschreibt die physische Form, nicht zeitliche Länge. Vielleicht 'in die Länge gezogenes' oder 'längeres'


    2. Absatz:
    Dieser Dialog ist ja mal sowas von genial!! Gravos ironischen Vorschläge, wie er Sharkys Problem lösen könnte waren schon witzig, aber dann die Interaktion, die mit "Ein aufrichtiges Danke?" seinen Höhepunkt findet, das ist einfach Comedy vom feinsten. Auch wie du bevor Sharky überhaupt ins Spiel kommst schon Gravos kompetenter-großer-Bruder-Rolle erwähnst - sehr schön vorausgedacht bzw. strukturiert.
    Überrascht haben mich die letzten Zeilen vom 2. Absatz, da wird es auf einmal sehr verspielt und komisch. Ach, Gravo macht übrigens Yoga - war ja früher Berufstänzer - und schmökert gern in Gedichtbänden, klar! Aber: Es passt, fand ich witzig, hat mich nicht rausgehauen aus der Geschichte, eher zum schmunzeln gebracht.

    Fehlerliste/Vorschläge:

    als er von hinten angesprochen wurde.
    passt nicht so zum sonst schönen Stil, klingt iwie funktional und 'Computerspielig', kann aber auch nur Geschmackssache meinerseits sein. Vielleicht 'über die Schulter angesprochen wurde' oder 'als hinter ihm eine Stimme ertönte'

    Ja, das befürchte ich, dachte Gravo
    Ja, das befürchte ich auch, ... / Ja, genadas ist meine Sorge, ... / Ja, genau das habe ich befürchtet.
    Ich weiß nicht warum mich diese Zeile stört. Vielleicht ist sie zu wortwörtich? Gravo befürchtet das also denkt er: "Das befürchte ich." Weiß nicht.

    Diego lenkte seinen Blick
    legte seinen Blick
    Geht aber glaub ich auch so.


    3. Absatz:
    Und das Karussell dreht sich weiter, diesmal ist es Thorus, den es zu überzeugen gilt. Ich finde all die Kräuterdetails nett, Thorus barsche Art und die schönen erdachten Ideen zu den südlichen Inseln. Alles sehr stimmig. Cool fand ich:
    Das beunruhigte ihn nicht: Er schätzte Thorus sehr sicher als einen Mann ein, der es niemals zugeben würde, wenn ihm ein Essen zu scharf war.
    Du hättest ja auch einfach sagen können: Thorus kommt von dort, also mag er scharfes Essen. Dieser Kniff hier ist natürlich noch mal nen Zacken cooler!
    Am Ende lernt man nochmal Gravo, seinen Alltag und sein Innenleben ein bisschen besser kennen. Die Figur gewinnt langsam richtig an ich sage mal 'Fleisch und Farbe' - metaphorisch gesprochen natürlich, mehr als einen Apfel hat er ja nicht gegessen diesen Abend.

    Fehlerliste/Vorschläge:

    blieb irgendwo in einem stecken
    blieb irgendwo stecken

    hielt dieser Husten in ihm Einzug
    hielt dieser Husten Einzug / fing dieser Husten an
    Der Leser weiß um wen es geht, dass der Husten 'in ihm' ist alte Info

    verlass dich auf jemanden, und du bist verlassen
    Nice!

    biss sich die Katze also so ein bisschen in den Schwanz
    ein bisschen selbst in den Schwanz

    wartete einfach auf den Moment, in dem Gravo mal wieder umfiel,
    mal wieder einknickte
    Das meinst du doch oder, dass er sich überreden lässt? Es sei denn ich habe verpasst, dass er leicht umkippt...

    und verschwand dann irgendwann wieder im Halbdunkel.
    Hat mich irgendwie rausgehauen die Formulierung mit dem Halbdunkel. Klingt nach Höhle oder Kerker oder so. Vllt.:
    im Halbdunkel des Morgengrauens / um eine Ecke.

    mit finsterer Miene die Arme verschränkte, wie um sich vor dem Vorwurf zu schützen
    , als würde er sich vor dem Vorwurf schützen.
    Ich glaube grammatikalisch ist deine Formulierung richtig, trotzdem holpert es iwie.

    Vielleicht auch, aber wen kümmert’s denn.
    Vielleicht schon, aber wen kümmert's denn?

    nachdem er einen Blick in die Pfanne mit den Blutbuchensamen geschaut hatte.
    geworfen hatte.

    Seine Gesicht leuchtete dabei
    Sein Gesicht

    bewahrten sich mit soldatischer Strenge
    militärischer Strenge
    geht bestimmt auch so, im Deutschen geht ja vieles, aber... meh

    Der Abend war mittlerweile schon wieder ziemlich fortgeschritten
    wieder (sehr) weit fortgeschritten
    Geschmackssache, ich find ziemlich kling wie gesprochene Sprache, nicht Schriftdeutsch, und da bist du gerade nicht in der wörtlichen Rede.

    Absatz 4 usw folgen später...
    Sehr coole Story soweit! Ich glaube bei dir kann sich so mancher einiges abschauen!
    Geändert von GesustheG (31.01.2021 um 21:00 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #333
    Ranger Avatar von GesustheG
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    GesustheG ist offline

    Absatz 4 - 6

    Absatz 4:
    Ach ja, Runde 3, diesmal Gomez, aiaiai...
    Vier Dinge fielen mir hier auf:
    Zum einen gibt es einen schönen Fluss des Lesens, in den ich mich hineinbegeben konnte. Das liegt dann immer an vielen Dingen, an der Informationsdichte, an den variierenden Satzlängen, an der Wortwahl, an der Handlung usw. Aber fest steht, man (ich) liest sich so durch, so wie eine schöne Geschichte den Leser in seinen Bann zieht, so will man hier immer gediegen weiterschmökern. Also: Runder Stil!
    Zweitens: Als es in die Dialoge geht, wechselt sich der Stil; es wird wieder witzig. Sharky verhält sich wieder wie zu erwarten: Fremdschämen scheint seine Profession zu sein. Und das hin und her mit Thorus fühlt sich auch wie aus dem Leben gegriffen an. Allgemein, wie du den Ball hin- und herrollst zwischen den Gesprächspartnern ist sehr sehr schön, ich werd schon fast ein bisschen neidisch und wünschte ich könnte das auch so toll.
    Drittens: Die ganzen schönen Gothic-Anspielungen: Das Gespräch mit dem Helden, das du andeutest, die 'nutzlosen Bewegungen' der trainierenden Gardisten, die Originalantwort der Wache vor Gomez´ Haus, die Einrichtung in Gomez Zimmer etc pp Wunderschön!
    Viertens: DIE NICHT-SEX-SZENE!!! BITTE WAS??? Omgwtfrofl, was war DAS denn bitte? Seeeeehr witzig

    Auch gefallen hat mir der leicht homoerotische Anflug bei der Massage. Allgemein ist diese Stelle ein satter WTF-Moment, aber da dachte ich mir nur: Ne, oder? Das traust du dir jetzt nicht, Sexszene, Romantik, verschnörkeltes Klimbim usw??? Das nennt man übrigens Fanshipping und ich finde es meistens mörderisch cringeworthy!! Puh, das war heiß! Oder hab nur ich das da reingelesen?


    Fehlerliste / Vorschläge:
    nicht hingegen hätte es ihn gewundert
    und es hätte ihn nicht gewundert
    'nicht hingegen' klingt sehr komisch

    das vor vor einigen Jahren,
    das war vor einigen Jahren

    sein Gesicht war wie mit einem scharfen Messer aus Birkenholz geschnitten.
    versteh ich nicht, bin zu blöd. Pack vielleicht noch nen Adjektiv rein:
    sein Gesicht war kantig/vernarbt/zerfurcht, wie mit einem ....

    Gravo ließ die Tirade über sich ergehen
    Ich glaube Schikane ist hier passender als Tirade. Tirade ist für mich sowas wie ein verbaler Ausraster, wortreich, wütend und laut.

    zaghaftes Kesselgeblubber
    geht schon, ich weiß was du meinst, aber es klingt trotzdem so, als hätte der Kessel eine Persönlichkeit und traut sich nicht zu laut zu blubbern

    rief Gomez leutselig
    Entweder ich habe eine Wissenslücke oder es gibt dieses Wort nicht. Beides möglich

    Direkt daneben an der Wand hing, ein Fremdkörper in diesem rustikal gestalteten Gemach, ein fast mannsgroßes Bild
    Direkt daneben an der Wand hing, es war ein Fremdkörper..., ein fast mannsgroßes...
    'ein Fremdkörper' mit dem unbestimmten Artikel dort lässt einen (mich zumindest stutzen), was das Komma da soll und erst ein wenig später begreift man. Grammatikalisch alles gut, stört aber den Lesefluss.

    dass das alles nicht das ist, was du dir versprochen hast.
    , was du dir davon versprochen hast.


    Absatz 5 & 6:
    Ah ja, Sharky ist also auf und davon und dann wohl dort zu finden, wo man ihn auch im Spiel findet.
    Ich finde du schließt den Kreis dieser Geschichte sehr schön und zwar auf gleich zweierlei Art und Weise:
    Zum einen findet eine Veränderung des Protagonisten statt, er kommt ab von seinen wohl ZU gütigen Prinzipien gerade wegen der schlechten Erfahrungen mit Sharky.
    Zum anderen hört die Geschichte dort auf, wo die Geschichte des Lesers, der ja wohl auch vermutlich Spieler war, anfängt! Ab hier erzählen wir quasi weiter. Genauso ist dann auch der Sinnspruch, quasi die Moral der Geschichte:
    Geh deinen eigenen Weg, werde erwachsen. Ich, als jüngster Bruder von vieren, möchte da natürlich lautstark protestieren! Kind sein und bleiben ist doch so wichtig! Aber ja, jaja, ich kümmere mich doch schon! Habe heute erst die Studiengebühren überwiesen, ganz allein und ohne Mahnung!

    Mir hat deine Geschichte, dein Stil und dein Witz jedenfalls sehr gut gefallen!

    Fehlerliste / Vorschläge:
    zahlte leider nicht in bar auf sein Konto ein
    Weil er ja auch die Pflegeversicherung bezahlen musste. Sein Girogeldbeutel, wenn dann...
    Naja geht bestimmt auch, klingt aber nicht zeitgemäß in meinen Ohren.

    nicht die rühmliche Ausnahme bilden.
    Ausnahme sein.

    „Du hast doch mal Sharky für dich arbeiten lassen, oder?“
    „Sharky? Ja, doch, der hat immer mal wieder, sagen wir mal Botengänge für mich erledigt.“
    „Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“

    Hier war mir zunächst nicht ganz klar wer spricht, da beide den ersten Satz hätten sagen können.

    Dann zog er ab, sinnigerweise nicht in Richtung Burgtor
    Ich würde hier 'natürlich nicht in Richtung' schreiben.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Der Beziehungsstand ledig erinnert mich dann doch an moderne deutsche Bürokratie .
    Also nach moderner deutscher Bürokratie sollte es hier natürlich nicht klingen, das stimmt. Deshalb habe ich aber auch das Wort "ledig" vermieden und eben "alleinstehend" gewählt. Ein kleines bisschen bürokratisch soll es nämlich schon klingen, jedenfalls mehr bürokratisch und "ordnungschaffend" als so gefühlig wie "einsam", denn in meiner Fantasie ist das schon so, dass die Verpflegung dieser Leute vor allem stattfindet, um zu verhindern, dass die herumlungern oder mit dem Hammer einkaufen gehen, und da ist ein Anknüpfen an das eher formal klingende Kriterium "alleinstehend" meiner Meinung nach besser als das eher auf Gefühle abzielende "einsam".


    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Bis dieser, Shrat war sein Name, dann ...
    Hat mich im Moment des Lesens zum stolpern gebracht, kann anderen Lesern aber auch bestimmt ganz anders gehen.
    Habe ich deshalb so geändert wie von dir vorgeschlagen, danke!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen / zu scheinen begonnen
    weil: klingt komisch
    Habe erstere Variante übernommen, das spart dann nämlich auch einmal "hatte" ein - thanks!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    1. hatte die Wachen
    2. länglich ist das falsche Wort hier, beschreibt die physische Form, nicht zeitliche Länge. Vielleicht 'in die Länge gezogenes' oder 'längeres'
    Den Fehler habe ich verbessert. Bei "länglich" gebe ich dir im Prinzip Recht, aber soweit ich das sehe, ist das schon recht geläufig, das auch für andere Dimensionen zu gebrauchen, dann aber eben metaphorisch (z. B. auch bei "lebenslänglich" - wobei ich das Wort selber nicht mag, eigentlich aus genau dem Grund, den du hier vorbringst ). Ich habe die Metapher jetzt aber mal ausgetauscht, und jetzt ist es das "zähe" Gespräch, was eigentlich auch gut ausdrückt, was Gravo da versuchen will: Ein Gespräch, das möglichst nicht vor und nicht zurück geht, schleppend vorangeht und vielleicht auch auf der Stelle tritt - einzig zum Zeit zu schinden.


    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Überrascht haben mich die letzten Zeilen vom 2. Absatz, da wird es auf einmal sehr verspielt und komisch. Ach, Gravo macht übrigens Yoga - war ja früher Berufstänzer - und schmökert gern in Gedichtbänden, klar! Aber: Es passt, fand ich witzig, hat mich nicht rausgehauen aus der Geschichte, eher zum schmunzeln gebracht.
    Bezüglich des verspielten Aspekts habe ich auch ein bisschen an Eispfötchen gedacht, für die diese Geschichte ja geschrieben ist, weil ich einfach mal vermutet habe, dass sie das eben auch witzig finden könnte. Die "Gefahr", dass es hier zu albern werden könnte, habe ich aber gesehen, und das durfte natürlich nicht sein, denn Gravo ist ja an sich als (sehr) ernsthafter Charakter angelegt. Für die Geschichte als solche wäre dieses Tausendsassa-Element vielleicht gar nicht so nötig gewesen, das hätte alles auch ohne funktioniert, aber mir hat es dann auch einfach Spaß gemacht, mir allen möglichen Kram auszudenken, den Gravo beherrschen könnte, sodass er am Ende so ziemlich als Overachiever oder Overperformer dasteht - wenn man schon selber keiner ist, dann kann man ja wenigstens einen beschreiben!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    passt nicht so zum sonst schönen Stil, klingt iwie funktional und 'Computerspielig', kann aber auch nur Geschmackssache meinerseits sein. Vielleicht 'über die Schulter angesprochen wurde' oder 'als hinter ihm eine Stimme ertönte'
    Quasi "... als er von hinten angesprochen wurde und er sich daraufhin zwanghaft und wie mechanisch zum Spielercharakter hindrehte, weil er in den Dialogmodus gezwungen wurde." Ich verstehe schon, was du meinst, ist an dieser Stelle aber auch irgendwie eine harte Nuss. Nach langem Überlegen finde ich deinen Vorschlag "über die Schulter angesprochen wurde" aber gar nicht so schlecht, das nehme ich jetzt so!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Ja, das befürchte ich auch, ... / Ja, genadas ist meine Sorge, ... / Ja, genau das habe ich befürchtet.
    Ich weiß nicht warum mich diese Zeile stört. Vielleicht ist sie zu wortwörtich? Gravo befürchtet das also denkt er: "Das befürchte ich." Weiß nicht.
    Ich glaube, mein ursprünglicher Entwurf war da "Ja, das habe ich mir schon gedacht", denn das ist genau das, was ich in seiner Situation da sagen würde, aber da er es nun denkt, hätte ich hier ein ein doppeltes gedacht/dachte dringehabt ... deshalb das mit dem Befürchten. Habe jetzt ein "Ja, genau das befürchte ich nämlich" daraus gemacht, ich glaube, die Korrektur ist in so in dem Sinne, wie du ihn auch im Kopf hast (kann das Problem hier auch nicht genauer beschreiben, glaube aber zu wissen, was du meinst).


    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    blieb irgendwo stecken
    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    hielt dieser Husten Einzug / fing dieser Husten an
    Der Leser weiß um wen es geht, dass der Husten 'in ihm' ist alte Info
    Hier wollte ich erst umgekehrt entscheiden, habe es jetzt aber so gemacht, deinen ersten Vorschlag zu übernehmen, das zweite "in ihm" bei der anderen Passage aber zu behalten, obwohl natürlich dem Leser un der ganzen Welt klar ist, um wen es geht. Grund: Will das einfach nochmal betonen, dass der Husten in ihm ist und in ihm Einzug hält, ich weiß auch nicht, das klingt so irgendwie dramatischer und fieser, wie, als würde sich eben etwas richtig in seinem Körper einnisten!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    mal wieder einknickte
    Das meinst du doch oder, dass er sich überreden lässt? Es sei denn ich habe verpasst, dass er leicht umkippt...
    Ja, meine ich! An der Stelle finde ich "umfallen" als Umschreibung aber trotzdem besser als "einknicken", denn mit letzterem verbinde ich eher das Nachgeben nach massivem Druck von oben, aus einer höheren Machtposition heraus, und das ist ja nicht ganz das, was hier passiert.

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    militärischer Strenge
    geht bestimmt auch so, im Deutschen geht ja vieles, aber... meh
    Ja, also "soldatische Strenge" ist schon auch ein geläufiger Ausdruck, würde ich sagen ("militärische Strenge" natürlich auch).

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    wieder (sehr) weit fortgeschritten
    Geschmackssache, ich find ziemlich kling wie gesprochene Sprache, nicht Schriftdeutsch, und da bist du gerade nicht in der wörtlichen Rede.
    Da gebe ich dir Recht - hab's angepasst!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Absatz 4:Viertens: DIE NICHT-SEX-SZENE!!! BITTE WAS??? Omgwtfrofl, was war DAS denn bitte? Seeeeehr witzig
    Finden wahrscheinlich unterschiedliche Leute unterschiedlich witzig, aber schön, dass es dir gefallen hat. Diese Sache mit dem Nicht-Sex war übrigens eine der ganz frühen und zentralen Ideen dieser Geschichte, als ich die mir vor viel längerer Zeit schonmal in ganz groben Zügen überlegt hatte, das sollte also auch ein ganz zentraler Gag sein.

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Auch gefallen hat mir der leicht homoerotische Anflug bei der Massage. Allgemein ist diese Stelle ein satter WTF-Moment, aber da dachte ich mir nur: Ne, oder? Das traust du dir jetzt nicht, Sexszene, Romantik, verschnörkeltes Klimbim usw??? Das nennt man übrigens Fanshipping und ich finde es meistens mörderisch cringeworthy!! Puh, das war heiß! Oder hab nur ich das da reingelesen?
    Tja, ich glaube, wie viel Homoerotik man da heraus- oder wahlweise auch hereinleist, das hängt vor allem von einem selbst ab. Ich bin mir selber da auch gar nicht mal so sicher, wie die Gefühlslage zwischen den beiden dabei genau ist, das wollte ich auch ein bisschen im Vagen lassen. Sicher ist: Die Szene sollte mindestens mal irritieren, und das scheint ja gelungen zu sein.


    Fehlerliste / Vorschläge:

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    und es hätte ihn nicht gewundert
    'nicht hingegen' klingt sehr komisch
    Es ist vielleicht ein bisschen gestelzt, aber ich finde, so wird der Gegensatz zwischen dem Wundern und dem Nichtwundern besser betont - behalte ich also bis auf weiteres!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    versteh ich nicht, bin zu blöd. Pack vielleicht noch nen Adjektiv rein:
    sein Gesicht war kantig/vernarbt/zerfurcht, wie mit einem ....
    Ich glaube, der Grund liegt hier eher darin, dass ich einfach eine toll klingende Beschreibung drin haben wollte, ohne mir selber darüber im Klaren zu sein, was das eigentlich aussagen soll und auf welche äußerlichen Merkmale Ravens das anspielt. Von daher: Erwischt. Ich würde es jetzt aber trotzdem mal so lassen, ohne Adjektiv, und habe es nur leicht angepasst.

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Ich glaube Schikane ist hier passender als Tirade. Tirade ist für mich sowas wie ein verbaler Ausraster, wortreich, wütend und laut.
    Du hast Recht, für eine Tirade ist das viel zu knapp und unterkühlt, das passt wirklich überhaupt nicht. So richtig eine Schikane ist es aber auch nicht, weil dafür zu wenig passiert. Ich hab's jetzt ganz umformuliert ("Gravo ertrug das Gerede mit großer Gelassenheit").

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    geht schon, ich weiß was du meinst, aber es klingt trotzdem so, als hätte der Kessel eine Persönlichkeit und traut sich nicht zu laut zu blubbern
    Ich glaube, ich hatte mich da zu sehr in die Alliteration verliebt, aber inhaltlich ist das Adjektiv aus von dir genannten Gründen schon eher Quatsch, deshalb ist es jetzt einfach das leise Kesselgeblubber!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Entweder ich habe eine Wissenslücke oder es gibt dieses Wort nicht. Beides möglich
    Ich hielt jetzt auch auf einmal beides für möglich und hab's deshalb vorsichtshalber nochmal nachgeschaut, aber es gibt das Wort.

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Direkt daneben an der Wand hing, es war ein Fremdkörper..., ein fast mannsgroßes...
    'ein Fremdkörper' mit dem unbestimmten Artikel dort lässt einen (mich zumindest stutzen), was das Komma da soll und erst ein wenig später begreift man. Grammatikalisch alles gut, stört aber den Lesefluss.
    Ja, sehe auch hier, was du meinst, auch dass das dann beide Male mit dem "ein" anfängt, ist vielleicht nicht so schön. Aber ... ja weiß nicht, ich will es trotzdem so haben, dass der Satz vorher nochmal so ein bisschen abbiegt!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    , was du dir davon versprochen hast.
    Die Formulierung wäre sicher die rundere, aber da das hier in der wörtlichen Rede stattfindet, lass ich's mal so stehen!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Ah ja, Sharky ist also auf und davon und dann wohl dort zu finden, wo man ihn auch im Spiel findet.
    Ich finde du schließt den Kreis dieser Geschichte sehr schön und zwar auf gleich zweierlei Art und Weise:
    Zum einen findet eine Veränderung des Protagonisten statt, er kommt ab von seinen wohl ZU gütigen Prinzipien gerade wegen der schlechten Erfahrungen mit Sharky.
    Zum anderen hört die Geschichte dort auf, wo die Geschichte des Lesers, der ja wohl auch vermutlich Spieler war, anfängt! Ab hier erzählen wir quasi weiter. Genauso ist dann auch der Sinnspruch, quasi die Moral der Geschichte:
    Geh deinen eigenen Weg, werde erwachsen. Ich, als jüngster Bruder von vieren, möchte da natürlich lautstark protestieren! Kind sein und bleiben ist doch so wichtig! Aber ja, jaja, ich kümmere mich doch schon! Habe heute erst die Studiengebühren überwiesen, ganz allein und ohne Mahnung!
    Tja, das ist leider eine Erfahrung, aus der ich selber nicht schöpfen kann, ich hatte nie Geschwister, weder Ältere noch Jüngere, und weiß gar nicht, wie ich mich da so einordnen würde. Bei Mahnungen hinsichtlich Studiengebühren kann ich aber definitiv relaten!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Weil er ja auch die Pflegeversicherung bezahlen musste. Sein Girogeldbeutel, wenn dann...
    Naja geht bestimmt auch, klingt aber nicht zeitgemäß in meinen Ohren.
    Hast schon Recht, die Formulierung passt nicht so ganz ins Setting. Deshalb ist's jetzt tatsächlich der (Giro-)Geldbeutel geworden. Gut gesehen, danke!

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Hier war mir zunächst nicht ganz klar wer spricht, da beide den ersten Satz hätten sagen können.
    Wichtiger Hinweis, gerade hinsichtlich der eher speziellen Einleitung ins Gespräch - Gravo spricht ihn jetzt einfach mit Namen an, dann sollte es klar sein.

    Zitat Zitat von GesustheG Beitrag anzeigen
    Ich würde hier 'natürlich nicht in Richtung' schreiben.
    Geschmacksfrage, ich glaube, ich lass es so!


    Lieber Gesus, was kann ich da abschließend sagen? Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die vielen detaillierten Verbesserungsvorschläge! Und überhaupt natürlich vielen Dank fürs Lesen!

  15. Beiträge anzeigen #335
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Die trügerische Ruhe bei den "Chroniken des Siegels" ist beendet, denn Lord Regonas hat der Geschichte, die ich ja noch immer am ehesten als seine "Hauptstory" hier einstufen würde (quasi genau wie meine Hauptstory immer noch "Das Sternbild" ist ),

    Inhaltlich bleibt es bei der trügerischen Ruhe im Kapitel, denn statt nach Flucht sieht das ganze rein äußerlich betrachtet fast schon nach geruhsamer Wanderschaft aus. Rein äußerlich - denn man merkt ja schon, wie Cord so ein bisschen eine dunkle Wolke über sich und in sich trägt, die vielen Sorgen, die das große Ganze betreffen (die Verfolgung durch die Orks) und die "Details", wenn man bei leidenden Kindern überhaupt von Details sprechen mag! Ausgehend davon gefielen mir in dem Abschnitt zwei Dinge gut: Zum einen, dass Cord hier wieder sehr, sehr menschlich wirkt, und das wird hier ja auch explizit im Vergleich zum Söldnertum damals in der Minenkolinie erwähnt. Zum anderen mochte ich es, wie idyllisch die Natur geschildert wurde, als krasser, geradezu auenländischer Kontrast zu angezündeten Höfen. Und nicht nur Cord und der Kapiteltitel müssen sich dabei fragen: Wie lange noch, bis auch dieser Landstrich verwüstet wird?

    Ein kurzes, aber schön zu lesendes Kapitel.
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  16. Beiträge anzeigen #336
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Die trügerische Ruhe bei den "Chroniken des Siegels" ist beendet, denn Lord Regonas hat der Geschichte, die ich ja noch immer am ehesten als seine "Hauptstory" hier einstufen würde (quasi genau wie meine Hauptstory immer noch "Das Sternbild" ist ),

    Inhaltlich bleibt es bei der trügerischen Ruhe im Kapitel, denn statt nach Flucht sieht das ganze rein äußerlich betrachtet fast schon nach geruhsamer Wanderschaft aus. Rein äußerlich - denn man merkt ja schon, wie Cord so ein bisschen eine dunkle Wolke über sich und in sich trägt, die vielen Sorgen, die das große Ganze betreffen (die Verfolgung durch die Orks) und die "Details", wenn man bei leidenden Kindern überhaupt von Details sprechen mag! Ausgehend davon gefielen mir in dem Abschnitt zwei Dinge gut: Zum einen, dass Cord hier wieder sehr, sehr menschlich wirkt, und das wird hier ja auch explizit im Vergleich zum Söldnertum damals in der Minenkolinie erwähnt. Zum anderen mochte ich es, wie idyllisch die Natur geschildert wurde, als krasser, geradezu auenländischer Kontrast zu angezündeten Höfen. Und nicht nur Cord und der Kapiteltitel müssen sich dabei fragen: Wie lange noch, bis auch dieser Landstrich verwüstet wird?

    Ein kurzes, aber schön zu lesendes Kapitel.
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    Dankeschöööööön

  17. Beiträge anzeigen #337
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Hungrig von El Toro

    Der arme Yannic lebt ein tristes Leben als Schreiberling in Khorinis und hat kaum genug Geld, um sich Essen zu kaufen. Trotzdem hat er wahrscheinlich mehr Umweltbewusstsein, als die meisten anderen Bewohner von Khorinis, da er sich überlegt, ob es wohl ökologischer ist Hammelfleisch oder Avocado zu kaufen. Ich hätte ja klar zu Hammelfleisch tendiert, weil das „regional“ ist und Avocado mir nie geschmeckt hat. Lieber einen Apfel.
    Yannic ist ein eher stiller und einsamer Mann, der seine Zeit gerne mit Lesen verbringt und vermutlich Stammgast in der kleinen Bibliothek ist. Schön zu lesen, dass auch da immer mal wieder Bücher gespendet werden, gerade auch, weil Bücher dort einen viel höheren Wert haben, als in unserer industriegetriebenen Zeit. Der Spender hat sich also gedacht: Ach ich verzichte auf die Goldmünzen, die ich beim Verkauf erhalten könnte und spende die Bücher meines Verstorbenen Verwandten lieber der Bibliothek und tue damit was Gutes.
    So ist also zu vermuten, dass es zumindest für manche Leute in Khorinis ganz gut steht, wenn sie auf dieses Gold verzichten können. Auch Hanna lässt gerne teure Südfrüchte kaufen, ihr geht es wohl auch nicht so schlecht. Yannic kann davon wohl nur träumen.
    Mir gefällt übrigens dass auf dem Markt auch die Goth’sche Zeitung verkauft wird. Das hat noch mal so einen kleinen Schmunzler in die sonst ernste Geschichte gebracht.
    Die Geschichte nimmt oft Bezug auf die heutige Zeit. Vermutlich ist die Geschichte einfach zu kurz um daraus eine große Handlung zu spinnen. Hier bleiben es eher Anmerkungen und die Erinnerung daran als Leser vielleicht doch mal darüber zu reflektieren. So richtig weiß ich damit nichts anzufangen, weil es meiner Meinung nach nicht immer in die Zeit passt (Landminen? Ampeln?). Es hätte bestimmt besser gepasst, wenn die Geschichte ein paar Hundert Jahre nach den Geschehnissen in den Spielen stattfinden würde.

    Das einzige was Yannic von seinem miesen Leben ablenkt ist seine Avocadoverkäufer Geschichte, der so wie er selbst, immer mehr an der Armut verzweifelt. Die zweite Konstante ist das Nachsehen nach der Nachbarin, die vielleicht zwischendurch gestorben sein könnte, weil seltsame Gerüche aus ihrem Kabuff kommen. Während des Lesens ging mir so durch den Kopf, dass das bestimmt eine (Kräuter)hexe ist, die da irgendwas kocht. Hihi.

    Als Hannah so zusammengesackt ist und sich nicht mehr reagierte, war mein erster Gedanke, dass Yannic die Pillen doch vertauscht hat und Hannah jetzt tot ist, statt aber vielleicht mal einen Magier zu holen, legt er sie einfach nur ins Bett. Na dann ist es wohl nicht so schlimm und sie ist nur bewusstlos? Aber Yannic ist dann doch viel perfider als gedacht…

    Das Weihnachtsessen hat mir auch das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Hm… Käse mit Wallnussbrot. Lecker.
    Und dann kauft sich Yannic von Hannahs Geld ordentlich Luxusgüter. Krass. Das hat mir echt die Kinnlade runterfallen lassen. „Ich klaue mir mal viel Gold für Sachen, die ich schon ewig kaufen wollte, aber nie das Gold dafür hatte. Ich schreib dir auch ein Buch, das musst du natürlich auch bezahlen, aber du hast ja eh genug Gold. Dafür lese ich auch all deine privaten Briefe, weil sonst weiß ich ja nicht worüber ich schreiben soll.“
    xD
    Yannic lässt es sich in seinem neuen Leben gut gehen, hat keinerlei Gewissensbisse und sieht auch gar nicht ein, dass er da was falsch macht und lügt Abuyins Frau, die nach Hannah fragt, sogar an. Oh Mann. So hätte ich ihn ja jetzt nicht eingeschätzt. Vom Gold verführt.
    Ich hab ja so eine Ahnung, dass die Person, die im letzten Satz erwähnt wird, neben Yannic wohnt und auch ihr kleines Geheimnis hat. Sie kennt sich ja offenbar gut aus mit solchen Gerüchen.
    Das Ende stellt mich aber nicht so ganz zufrieden. Yannic kommt eben einfach so durch und wird vermutlich ein reicher Mann.
    Moral: Lüge, vertusche und klaue, damit du es selbst besser hast.
    So gesehen passt es dann aber wohl doch wieder ganz gut in die Gothic Welt.

  18. Beiträge anzeigen #338
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    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Hungrig von El Toro

    Der arme Yannic lebt ein tristes Leben als Schreiberling in Khorinis und hat kaum genug Geld, um sich Essen zu kaufen. Trotzdem hat er wahrscheinlich mehr Umweltbewusstsein, als die meisten anderen Bewohner von Khorinis, da er sich überlegt, ob es wohl ökologischer ist Hammelfleisch oder Avocado zu kaufen. Ich hätte ja klar zu Hammelfleisch tendiert, weil das „regional“ ist und Avocado mir nie geschmeckt hat. Lieber einen Apfel.
    Yannic ist ein eher stiller und einsamer Mann, der seine Zeit gerne mit Lesen verbringt und vermutlich Stammgast in der kleinen Bibliothek ist. Schön zu lesen, dass auch da immer mal wieder Bücher gespendet werden, gerade auch, weil Bücher dort einen viel höheren Wert haben, als in unserer industriegetriebenen Zeit. Der Spender hat sich also gedacht: Ach ich verzichte auf die Goldmünzen, die ich beim Verkauf erhalten könnte und spende die Bücher meines Verstorbenen Verwandten lieber der Bibliothek und tue damit was Gutes.
    So ist also zu vermuten, dass es zumindest für manche Leute in Khorinis ganz gut steht, wenn sie auf dieses Gold verzichten können. Auch Hanna lässt gerne teure Südfrüchte kaufen, ihr geht es wohl auch nicht so schlecht. Yannic kann davon wohl nur träumen.
    Mir gefällt übrigens dass auf dem Markt auch die Goth’sche Zeitung verkauft wird. Das hat noch mal so einen kleinen Schmunzler in die sonst ernste Geschichte gebracht.
    Die Geschichte nimmt oft Bezug auf die heutige Zeit. Vermutlich ist die Geschichte einfach zu kurz um daraus eine große Handlung zu spinnen. Hier bleiben es eher Anmerkungen und die Erinnerung daran als Leser vielleicht doch mal darüber zu reflektieren. So richtig weiß ich damit nichts anzufangen, weil es meiner Meinung nach nicht immer in die Zeit passt (Landminen? Ampeln?). Es hätte bestimmt besser gepasst, wenn die Geschichte ein paar Hundert Jahre nach den Geschehnissen in den Spielen stattfinden würde.

    Das einzige was Yannic von seinem miesen Leben ablenkt ist seine Avocadoverkäufer Geschichte, der so wie er selbst, immer mehr an der Armut verzweifelt. Die zweite Konstante ist das Nachsehen nach der Nachbarin, die vielleicht zwischendurch gestorben sein könnte, weil seltsame Gerüche aus ihrem Kabuff kommen. Während des Lesens ging mir so durch den Kopf, dass das bestimmt eine (Kräuter)hexe ist, die da irgendwas kocht. Hihi.

    Als Hannah so zusammengesackt ist und sich nicht mehr reagierte, war mein erster Gedanke, dass Yannic die Pillen doch vertauscht hat und Hannah jetzt tot ist, statt aber vielleicht mal einen Magier zu holen, legt er sie einfach nur ins Bett. Na dann ist es wohl nicht so schlimm und sie ist nur bewusstlos? Aber Yannic ist dann doch viel perfider als gedacht…

    Das Weihnachtsessen hat mir auch das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Hm… Käse mit Wallnussbrot. Lecker.
    Und dann kauft sich Yannic von Hannahs Geld ordentlich Luxusgüter. Krass. Das hat mir echt die Kinnlade runterfallen lassen. „Ich klaue mir mal viel Gold für Sachen, die ich schon ewig kaufen wollte, aber nie das Gold dafür hatte. Ich schreib dir auch ein Buch, das musst du natürlich auch bezahlen, aber du hast ja eh genug Gold. Dafür lese ich auch all deine privaten Briefe, weil sonst weiß ich ja nicht worüber ich schreiben soll.“
    xD
    Yannic lässt es sich in seinem neuen Leben gut gehen, hat keinerlei Gewissensbisse und sieht auch gar nicht ein, dass er da was falsch macht und lügt Abuyins Frau, die nach Hannah fragt, sogar an. Oh Mann. So hätte ich ihn ja jetzt nicht eingeschätzt. Vom Gold verführt.
    Ich hab ja so eine Ahnung, dass die Person, die im letzten Satz erwähnt wird, neben Yannic wohnt und auch ihr kleines Geheimnis hat. Sie kennt sich ja offenbar gut aus mit solchen Gerüchen.
    Das Ende stellt mich aber nicht so ganz zufrieden. Yannic kommt eben einfach so durch und wird vermutlich ein reicher Mann.
    Moral: Lüge, vertusche und klaue, damit du es selbst besser hast.
    So gesehen passt es dann aber wohl doch wieder ganz gut in die Gothic Welt.
    Schön, dass du Lust hattest, dir im Rahmen des PotM-Co-workings "Hungrig" zu Gemüte zu führen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass diese doch eher unauffällige Story eine meiner liebsten ist, was aber damit zu tun haben könnte, dass ich mich in der Zeit der Entstehung dieser Wichtelgeschichte natürlich recht, ähm, intensiv mit dem Bewichtelten befasst, alte Posts gelesen und quasi method writing betrieben habe, deshalb haben ganz viele Details in der Geschichte irgendwie etwas damit zu tun, wie ich zu Laidoridas stehe, und der ist für mich bekanntlich eine echte Größe (, , , u.a.!)
    Dadurch erklären sich auch die Gothic-untypischen Elemente der Story, die teilweise aus seinem Oeuvre oder seinen Einlassungen zu irgendwelchen Dingen entnommen sind oder von denen ich angenommen habe, dass ihm das irgendwie gefallen könnte - bin allerdings nicht so der einfühlsame Typ, deshalb weiß ich gar nicht, ob das so überhaupt geklappt hat.
    Mit deiner Charakterisierung des Yannic hast du völlig recht; zu Beginn durch sein Umweltbewusstsein, sein Leiden und Abarbeiten an sich selbst und seinen Mitmenschen als edler Charakter beschrieben, lässt er sich durch die Gelegenheit, auch mal ein angenehmes leben zu führen, mehr und mehr korrumpieren - macht sich aber weiterhin vor, dass er das Geld in jedem Sinne verdient, da er Hannas Lebensgeschichte ausschlachtet literarisch verarbeitet (womit er dann noch mehr Wohlstand generieren wird). Ich war mir beim Schreiben auch gar nicht sicher, ob er wirklich so richtig perfide ist oder nur sehr, sehr gut darin, sich selbst was vorzumachen und schönzureden. Vielleicht ist er sogar tatsächlich davon überzeugt, Hanna etwas Gutes getan zu haben. Erwähnen sollte ich vielleicht nochmal ausdrücklich, dass der Yannic natürlich nicht auf Laido gemünzt ist.
    Und so ein paar Dinge halte ich in meinen Geschichten ja generell gerne offen, z.B., ob er die Pillen bewusst oder versehentlich oder überhaupt vertauscht hat, ob Hanna vielleicht auch ganz natürlich verstorben ist, was es mit der Nachbarin auf sich hat etc. Zum teil kann ich das selbst gar nicht auflösen, weil das die Story irgendwie ihrer Mehrschichtigkeit berauben würde - habe mir mit allzu dickem und verworrenem Layering aber auch schon eine blutige Nase geholt, siehe die 2016er-Wichtelgeschichte "John Irenicus" für, ähm, John Irenicus.
    Hab' jedenfalls vielen Dank fürs Lesen, und (auch wenn ich's schon erwähnt habe), schön, dass du wieder da bist!

  19. Beiträge anzeigen #339
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Wow, ich hab eine neues Wort gelernt. Oeuvre.

    Wie spricht man das aus? Övre? Ich mag das Wort. Hört sich so lustig und toll an.
    Wenn man mich fragen würde was mein Lebenswerk ist, könnte ich das gar nicht so eindeutig sagen. Ich habe viele literarische Projekte, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, aber es sind ja auch andere, die das eigene Schaffen beurteilen und sagen was ihnen denn nun besonders gefallen hat.

    Hast du denn ein Oeuvre?

  20. Beiträge anzeigen #340
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    El Toro ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Wow, ich hab eine neues Wort gelernt. Oeuvre.

    Wie spricht man das aus? Övre? Ich mag das Wort. Hört sich so lustig und toll an.
    Wenn man mich fragen würde was mein Lebenswerk ist, könnte ich das gar nicht so eindeutig sagen. Ich habe viele literarische Projekte, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, aber es sind ja auch andere, die das eigene Schaffen beurteilen und sagen was ihnen denn nun besonders gefallen hat.

    Hast du denn ein Oeuvre?
    Den Ausdruck habe ich auch nur von John geklaut! Dein opus magnum oder Hauptwerk oder signature story ist für mich eindeutig "Neue Abenteuer braucht der Held".
    Meins, hm, vermutlich die "Khorinis Urban Legends". Am meisten Spaß hat mir die Gemeinschaftsproduktion mit Ewek gemacht ("Khorinis, I love you"), aber die ist hier so ein bisschen untergegangen.

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