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  1. Beiträge anzeigen #281
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Weiß ich nicht, und angesichts der dramatischen Ereignisse im neuen "Fellan der Donnergott"-Post weiß ich auch nicht, ob ich dir das wünschen würde (ich meine natürlich vor allem den Umstand, mitten in der Nacht aufstehen zu müssen!).
    Es geht darin doch um wesentlich mehr

  2. Beiträge anzeigen #282
    Undead  Avatar von DerGroßeDummeMann
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    DerGroßeDummeMann ist offline
    Man mag sich fragen, warum El Toro hier vor allem im Winter bzw. Spätherbst aktiv ist. Die naheligende Antwort wäre: weil sie am Wichteln teilnehmen will. Ich halte eine zweite Antwort für ebenso plausibel, weil ihre unheimlichen Geschichten wunderbar zur nasskalten Jahreszeit passen. Wenn man an einem kalten, dunklen Winterabend behaglich vorm Kaminfeuer sitzt, eine heiße Tasse Tee schlürft und sich schaudernd fragt, was draußen in der Schwärze so alles vor sich geht, dann gibt es nichts Besseres als eine Geschichte von El Toro zu lesen. Nun gut, statt Kaminfeuer wärmt eine schnöde Heizung mein Zimmer und den Tee muss ich mir erst noch aufgießen, aber Der Zweite Versuch ist da und wartet nur darauf, gelesen zu werden.

    Meine Erwartungen wurden dann insofern enttäuscht, dass es in der Geschichte bei allem gespielten Zombiesplatter bisher recht heiter zugeht, auch wenn natürlich nicht auszuschließen ist, dass am Ende entweder Paul oder Phil - eventuell auch Gritta - im Salzfischfass endet. Bisher, scheint aber alles recht harmlos, denn in einer Welt, in der "Durch einen Spiegel ein dunklese Bild" als Splatterfilm umgesetzt wird, wird Ehebruch wohl kaum durch Steinigung bestraft, und darauf scheint die Geschichte ja hinauszulaufen. "Der zweite Versuch" scheint wohl Phils zweiter Versuch zu sein, sich an Gritta ranzumachen oder sein zweiter Versuch, beruflich Fuß zu fassen, nachdem es mit der Schauspielkarriere in Vengard nicht geklappt hat, oder der zweite Versuch der Autorin, professionelle Zombie-Darstellerin zu werden (wozu sie, wenn man ihren Worten Glauben schenken darf ja prädestiniert zu sein scheint), nachdem sie der Religionslehrerberuf unerfüllt lässt.

    Wenn man der neusten Mode folgt, müsste man Phil wohl mit dem 2009er John vergleichen, zumindest könnte ich mir gut vorstellen, dass John diesen Vergleich ziehen wird, wenn er die Geschichte kommentiert (und wie man John kennt, ist das nur eine Frage der Zeit). Und tatsächlich erinnert die Art und Weise, wie Phil die Vorzüge jeder einzelnen Frau, der er begegnet, beschreibt, an den "Rosa Flaggen"-Autor, der keine Gelegenheit ausließ, die Körper der in wenig zweckdienliche Lederrüstungen gekleideten Amazonen zu rühmen, die besagte Geschichte heimsuchen:
    Zitat Zitat von Rosa Flaggen
    Die meisten der Frauen trugen leichte Rüstungen, die ihre Weiblichkeit mehr als deutlich betonten. Das Leder schmiegte sich verführerisch an die schlanken Körper an und zeigte dabei an allen möglichen Stellen, vorzugsweise am Bauch, viel zu viel Haut, als dass die Kleidung überhaupt zum Schutz getaugt hätte. Marcus erinnerte das an die Zeichnungen, die manche der Inselbewohner in ruhigen Minuten anfertigten. Mal waren sie gut, meistens jedoch schlecht, doch fast alle zeigten Frauen in eben solch einer Aufmachung, wie sie jetzt real auf dem Schiff zu bestaunen waren. Lediglich Godwin, der ein einziges Mal eine Zeichnung an die anderen Möchtegernkünstler weitergereicht hatte, vermutlich um ein Exempel zu statuieren, hatte einmal in nahezu perfekter Weise einen riesigen Baum gezeichnet, den er auf dem Papier als „Baum des Lebens“ gekennzeichnet hatte. Verstanden hatte das keiner, beeindruckt waren aber alle gewesen. Beides hatte allerdings nichts an den bemitleidenswerten Versuchen geändert, Frauen in möglichst aufreizender Kleidung – oder auch gerne mal ganz unbedeckt – und entsprechender Pose darzustellen.
    Trotzdem unterstelle ich Phil mehr Tiefe, als jedem der Charaktere in Rosa Flaggen, das nun wirklich nicht Johns beste Geschichte ist. Damit hebt er sich dann doch vom "2009er John" ab, denn der "2009er John" ist ja wirklich nur ein Abziehbild, ein Label, das der 2020er John jedem aufklebt, der auch nur entfernt die Charakterzüge zeigt, für die der "2009er John" (der ja auch nur eine Seite des echten Johns ist) berüchtigt ist. Phil geht da doch durchaus etwas geschmackvoller vor:
    Zitat Zitat von Der zweite Versuch
    Fast hätte Phil sie nicht erkannt, wie sie so an der Umfriedung des Gartens lehnte und eine beachtliche Ladung glänzender Darmschlingen im Arm hielt. Ihr Gesicht war unter der Maske von Blut und schwärenden Pusteln sowieso nicht zu erkennen. Zuerst sah er ihre Füße, die seinem Herzen einen Stich versetzten, ohne dass er genau wusste, wieso. Sie hatte die Sandalen abgestreift und die nackten Zehen in das magere Moos vergraben. Sein Blick glitt ihre Beine entlang, die aus dem zerfetzten Kleid herausragten, und das bittersüße Gefühl verstärkte sich. Es war jedoch, das musste er sich eingestehen, ihr Hintern, der die Erinnerung ans Tageslicht brachte.
    So einen grandiosen Hintern habe ich zuletzt…, dachte er, und dann sprach sein Mund ihren Namen wie von selbst aus: „Gritta?“
    Sein Gegenspieler Paul wird dann ja auch angemessen unangenehm beschrieben, was es Phil natürlich leicht macht, sich für etwas Besseres zu halten (und Grittas Beteuerungen, sie wäre glücklich verheiratet sind dann ja alles andere als überzeugend). Und irgendwie schafft er es dann doch, ein bisschen sympathischer zu sein als Paul, auch wenn er ja auch ein eher unangenehmer Zeitgenosse ist. Auch Gritta scheint ja auch nicht allzu viel von ihm zu halten und eher aus Gewohnheit mit ihm zusammen zu sein.

    Der Star der Geschichte ist natürlich Cassy, auch wenn sie bisher eher ein passiver Kommentator als ein wirklicher Akteur der Geschichte ist. Ihre Leistung besteht darin, dass sie erfolgreich den Eindruck vermittelt, als wäre die Zombieapokalypse das Spaßigste, was der Welt passieren könnte und wenn alle Zombies wären wie sie, wäre sie das auch sicher. Hach, man muss sie einfach mögen. Andererseits funkt sie zuverlässig dazwischen, wenn es zwischen Phil und Gritta zu knistern beginnt, und sorgt damit dafür, dass es sich die Geschichte nicht zu früh in die falsche Richtung entwickelt, und das ist dann ja auch richtig so, denn die Geschichte heißt ja schließlich "Der zweite Versuch" und nicht "Der erste versuch". Wär ja schlimm, wenn alles gleich sofort klappen würde.

    Ansonsten bleibe ich gespannt und erwarte sehnlichst die heiße Sexszene auf dem Klosteraltar, den dramatische Showdown im Salzfischlager oder was immer da noch kommen mag. Und falls "Durch einen Spiegel ein dunkles Bild" wirklich einmal verfilmt wird bin ich natürlich der erste der sich den Film anschaut

  3. Beiträge anzeigen #283
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von DerGroßeDummeMann Beitrag anzeigen
    Wenn man der neusten Mode folgt, müsste man Phil wohl mit dem 2009er John vergleichen, zumindest könnte ich mir gut vorstellen, dass John diesen Vergleich ziehen wird, wenn er die Geschichte kommentiert (und wie man John kennt, ist das nur eine Frage der Zeit).
    Ich habe die Geschichte mit Aufmerksamkeit verfolgt und mich bisher jeglichen Kommentars enthalten, gerade weil ich natürlich direkt den unvermeidlichen 2009er-, 2020er- oder wasweißicher-John gezogen habe und ich vor dem Hintergrund lieber schweige. Von daher darfst du lieber den definitiven Kommentar zu diesem Werk verfassen, denn so gut wie du jetzt hätte ich die bisherige Story sowieso nicht würdigen können!

  4. Beiträge anzeigen #284
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    El Toro ist offline
    Zitat Zitat von DerGroßeDummeMann Beitrag anzeigen
    Man mag sich fragen, warum El Toro hier vor allem im Winter bzw. Spätherbst aktiv ist. Die naheligende Antwort wäre: weil sie am Wichteln teilnehmen will. Ich halte eine zweite Antwort für ebenso plausibel, weil ihre unheimlichen Geschichten wunderbar zur nasskalten Jahreszeit passen. Wenn man an einem kalten, dunklen Winterabend behaglich vorm Kaminfeuer sitzt, eine heiße Tasse Tee schlürft und sich schaudernd fragt, was draußen in der Schwärze so alles vor sich geht, dann gibt es nichts Besseres als eine Geschichte von El Toro zu lesen. Nun gut, statt Kaminfeuer wärmt eine schnöde Heizung mein Zimmer und den Tee muss ich mir erst noch aufgießen, aber Der Zweite Versuch ist da und wartet nur darauf, gelesen zu werden.
    Tatsächlich ist das jedes Jahr so, dass ich über den Sommer meist so viele Aktivitäten habe - ich darf hier besonders das wunderbare Ewek-CT hervorheben, das unser hochgeschätzter Schlumpf alljährlich mit viel Liebe und Sorgfalt ausrichtet! -, dass ich nicht zum Schreiben komme. Gut, dieses Jahr fiel ja alles aus, was Spaß macht (ESL-WM, DOTA-Cosplay, Gamescom) und alles, was keinen Spaß machte, fand statt (Arbeit, Steuererklärung). Aber in meiner Harmoniesucht habe ich gleich beim Heraufdämmern der Leerzeichen-Nazi-Debatte den Kopf eingezogen, dann kam Corona, und dann war das Jahr auch schon wieder fast um. Im Herbst bekomme ich außerdem meistens eine Erinnerung ans Wichteln, so dass ich mich dann mit irgendeiner hingemurksten Story aufwärme. So viel zu meinem geheimnisvollen Schreibzyklus. Es ist also nicht so, wie viele vermuten, dass ich die Sommermonate in einem Sarg im Schulkeller verbringe, bis mir Hausmeister Andi einen frischen Akku einbaut.

    Meine Erwartungen wurden dann insofern enttäuscht, dass es in der Geschichte bei allem gespielten Zombiesplatter bisher recht heiter zugeht, auch wenn natürlich nicht auszuschließen ist, dass am Ende entweder Paul oder Phil - eventuell auch Gritta - im Salzfischfass endet. Bisher, scheint aber alles recht harmlos, denn in einer Welt, in der "Durch einen Spiegel ein dunklese Bild" als Splatterfilm umgesetzt wird, wird Ehebruch wohl kaum durch Steinigung bestraft, und darauf scheint die Geschichte ja hinauszulaufen. "Der zweite Versuch" scheint wohl Phils zweiter Versuch zu sein, sich an Gritta ranzumachen oder sein zweiter Versuch, beruflich Fuß zu fassen, nachdem es mit der Schauspielkarriere in Vengard nicht geklappt hat, oder der zweite Versuch der Autorin, professionelle Zombie-Darstellerin zu werden (wozu sie, wenn man ihren Worten Glauben schenken darf ja prädestiniert zu sein scheint), nachdem sie der Religionslehrerberuf unerfüllt lässt.
    Ja, ich fürchte, es wird schon auf irgendwas hinauslaufen, das für mindestens eine der beteiligten Personen höchst unerfreulich sein wird. Aber warten wir es ab.


    Der Star der Geschichte ist natürlich Cassy, auch wenn sie bisher eher ein passiver Kommentator als ein wirklicher Akteur der Geschichte ist. Ihre Leistung besteht darin, dass sie erfolgreich den Eindruck vermittelt, als wäre die Zombieapokalypse das Spaßigste, was der Welt passieren könnte und wenn alle Zombies wären wie sie, wäre sie das auch sicher. Hach, man muss sie einfach mögen. Andererseits funkt sie zuverlässig dazwischen, wenn es zwischen Phil und Gritta zu knistern beginnt, und sorgt damit dafür, dass es sich die Geschichte nicht zu früh in die falsche Richtung entwickelt, und das ist dann ja auch richtig so, denn die Geschichte heißt ja schließlich "Der zweite Versuch" und nicht "Der erste versuch". Wär ja schlimm, wenn alles gleich sofort klappen würde.
    Cassy bin natürlich ich. Da meine reale Einäugigkeit leider nicht so dramatisch rüberkommt, wie es wünschenswert wäre, habe ich hier eine etwas auffälligere Verstümmelung gewählt. Ich habe ja nie in meine Erwachsenenrolle reingefunden, und jetzt lohnt es sich irgendwie auch nicht mehr.

    Wenn man der neusten Mode folgt, müsste man Phil wohl mit dem 2009er John vergleichen, zumindest könnte ich mir gut vorstellen, dass John diesen Vergleich ziehen wird, wenn er die Geschichte kommentiert (und wie man John kennt, ist das nur eine Frage der Zeit). Und tatsächlich erinnert die Art und Weise, wie Phil die Vorzüge jeder einzelnen Frau, der er begegnet, beschreibt, an den "Rosa Flaggen"-Autor, der keine Gelegenheit ausließ, die Körper der in wenig zweckdienliche Lederrüstungen gekleideten Amazonen zu rühmen, die besagte Geschichte heimsuchen:

    Trotzdem unterstelle ich Phil mehr Tiefe, als jedem der Charaktere in Rosa Flaggen, das nun wirklich nicht Johns beste Geschichte ist. Damit hebt er sich dann doch vom "2009er John" ab, denn der "2009er John" ist ja wirklich nur ein Abziehbild, ein Label, das der 2020er John jedem aufklebt, der auch nur entfernt die Charakterzüge zeigt, für die der "2009er John" (der ja auch nur eine Seite des echten Johns ist) berüchtigt ist. Phil geht da doch durchaus etwas geschmackvoller vor:
    Zitat Zitat von John Irenicus
    Ich habe die Geschichte mit Aufmerksamkeit verfolgt und mich bisher jeglichen Kommentars enthalten, gerade weil ich natürlich direkt den unvermeidlichen 2009er-, 2020er- oder wasweißicher-John gezogen habe und ich vor dem Hintergrund lieber schweige. Von daher darfst du lieber den definitiven Kommentar zu diesem Werk verfassen, denn so gut wie du jetzt hätte ich die bisherige Story sowieso nicht würdigen können!
    Klar, dass ich 24/7 nur John im Kopf habe; John ist Ursprung, Mittelpunkt und zugleich Horizont all meinen Denkens, und wenn irgendwo irgendein Penisträger durchs Bild läuft, symbolisiert er natürlich John in einer seiner mannigfachen Inkarnationen.
    Aber gut, Teile der eben geäußerten Gedanken mögen tatsächlich zutreffen.

    Hab schon mal vielen Dank fürs Lesen, lieber DGDM, und natürlich für deine Worte.

  5. Beiträge anzeigen #285
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Der Tausendsassa vom Weihnachtswichtel

    Was für eine tolle Geschichte. Die 51 Seiten vergingen wie im Flug, weil sie sich so locker und leicht lesen ließen. Ich war beinahe sofort in der Geschichte drin, weil die Charaktere bekannt sind und sich gleich diese Gothic Atmosphäre eingestellt hat. Die alten Verhaltensweisen, der Charaktere, der raue Umgangston, herrlich. Gleichzeitig hat der Autor aber auch viel Wortwitz einfließen lassen und kreative Ideen in die Beschreibungen gebracht. Ich hab deutlich gemerkt, dass der Autor viel Spaß hatte die Geschichte zu schreiben und das hat sich dann auch direkt auf mich beim Lesen übertragen.
    Die Geschichte um Gravo hat mich mitfiebern, mitbangen und mitlachen lassen. Es hatte sogar Weihnachtliche Bezüge. Shrat, der am Weihnachtstag bei ihm Unterschlupf sucht. Dann die Stellen, wo es bitter kalt ist und es Gravo dadurch nicht so gut geht.

    Ich mochte die Erklärungen über Gravos Lebensweg. Ich mag es immer sehr, wenn ich mehr über die Charaktere erfahre und bei Gravo passte das sehr gut zur Gothicwelt, die Familie, die so sehr vom Schicksal gebeutelt wurde und er immer versuchte ihnen zu helfen, selbst seinen Bruder, der vom rechten Weg abkam. So bekam ich einen guten Eindruck, warum Gravo eben so ist wie er ist: Ein Beispiel an Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, was ja auch super zur Weihnachtszeit passt. So erfuhr ich schnell was Gravo so alles verleiht, wem er alles hilft und ich kann nur sagen, so eine fürsorgliche Seele habe ich selten gesehen und so tat es mir umso mehr Leid zu erfahren wie sehr er unter der Arbeit in der Mine litt. Die Erklärung warum er also nicht mehr in die Mine geht ist wunderbar herausgearbeitet und auch warum er kein Schatten oder Gardist geworden ist. Die Begegnungen mit Sharky waren lustig zu lesen, besonders das erste Gespräch über die Sache bei Diego fand ich so lustig, dass ich lauthals gelacht habe. Ach, schön. Gravo weiß aber irgendwie auch genau wie er bei allen den richtigen Hebel ansetzen muss, damit sich alles wieder einrenkt, das macht er aber nicht auf eine verschlagene oder unbedingt manipulierende Weise, sondern so, dass auch wirklich jeder was davon hat. Naja, dass er selbst dabei nicht hintenrunterfallen darf, das hat er erst recht spät wirklich eingesehen. Dieser Lernprozess wurde aber auch gut dargestellt. Gravo ist eben ein ganz lieber, der gerne Leuten hilft und am meisten fühlt er sich denen zugewandt, die seine Hilfe wirklich dringend brauchen und kein Erz haben. Lumpen, Halodris und Nichtsnutze. Sharky zeigt sich leider gar nicht dankbar, er denkt immer nur an sich und da konnte mir Gravo wirklich nur leid tun und ich hatte gehofft, er schickt Sharky endlich in die Wüste bzw. ins Neue Lager. Bei Thorus hat sich Gravo auch große Mühe gegeben, obwohl Sharky seinen Teil der Aufgabe nicht unbedingt zur Zufriedenheit erfüllt hat. Gravos Kochtipp nutze ich auch hin und wieder mal, wenn das Essen nicht so geworden ist wie es sollte, das funktioniert wirklich gut.
    Bei Gomez war ich zuerst echt skeptisch wie Gravo an den rann kommen will, immerhin ist er ein Buddler und Gomez ein Erzbaron, aber auch das wurde zur Zufriedenheit erklärt und nachher fand ich es gar nicht mehr so seltsam, zumindest bis diese Sache mit Syra stattfand, die ich zuerst doch sehr merkwürdig fand, bis erklärt wurde warum und weshalb. Gomez muss auch ganz schön viel Gerede aushalten. Er muss also seine schlechte Reputation aufrecht erhalten, sonst wird es nichts mit dem weiteren Erzbaron dasein. Jeder hat eben sein Päckchen zu tragen.

    Das Ende hat mir auch sehr gut gefallen. Gravo hat einen Weg gefunden wie er nicht mehr in die Mine muss, aber trotzdem an sein Erz kommt. Nicht so schön ist, dass er dafür seine Prinzipien hintergehen musste, meiner Meinung nach ist all seine Mühe aber doch wirklich etwas Wert. Was er da für Sharky alles gemacht hat, da wären doch sicher dreihundert Erz angemessen gewesen. In einer anderen Welt wäre es wohl anders gewesen, da hätte man sich einfach aus Herzensgüte gegenseitig geholfen, im Wissen darüber, dass einem selbst, wenn man Hilfe braucht, auch geholfen wird. In der Minenkolonie sieht es aber leider anders aus, da muss jeder selber sehen wo man bleibt. Gravo musste sich an die Umstände anpassen, um selber durchzukommen und ich denke das hat er ganz gut geschafft. Das Ende mit dem Helden, der selbst ein Problem hat, kam mir ganz so vor, wie etwas, das man als Spieler im ersten Gothic machen würde, um „nur mal zu sehen was dann passiert“. Fand ich auch sehr lustig und gelungen. Die Vorstellung wie Thorus ihn einfach einige Runden durch den Außenring jagt ist zum schießen.
    Es war eine wunderbare Geschichte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird und die sich zu meiner Lieblingsgeschichte im Gothic-Forum aufgeschwungen hat.
    Danke lieber Wichtel, du hast mir Freude ins Herz und ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

  6. Beiträge anzeigen #286
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Untewr welchen Steinen auch immer GesustheG seit seiner Registrierung gelegen haben mag, wilkommen im Forum!

    Ich will dann auch mal im Gegensatz zu google-bots und anderen Crawlern denn auch etwas mehr beisteuern als nur einen Klick und mir, zumindest vorerst, einen ausführlicheren Blick auf Suchende Wurzeln genehmigen.

    Wie immer fange ich erst mit Korrekturhinweisen an.

    Erstmal der Prolog:

    Das Laub wucherte und verdrehte sich, nur unregelmäßig der Sonne entgegen
    Komma weg, aber mir scheint da fehlt im Teil nach dem Komma sowieso noch ein Wort?

    Ich finde das erstmal sprachlich gut gemacht, aber auch dramaturgisch, wie es erst einmal nur um diesen Baum geht und ausschweifend dessen äußere Erscheinung beschrieben wird, ehe es überhaupt zu dieser Szene der alten Frau und ihres Opfers/Patienten/Gefangenen geht. Man weiß es nicht so recht, in welcher Situation man sich mit dieser wohl zumindest druidisch kundigen Dame befindet (wobei das letztlich auch viel durch die Handwerkeranspielung suggerriert wird, dass sie nicht einfach eine experimentierende Thorin oder schlicht Erscheinung ist).

    Kapitel 1

    Bier, Eintopf und der Schweiß eins lange Tages harter Arbeit.
    eines langen Tages harter Arbeit
    Charme.“, sagte Frank.
    Charme“, sagte
    immer.“, sagte
    immer“, sagte

    usw.usf., frag John dazu falls Fragen bestehen

    Faustkampf mit einem Tier, dass sich von Durchbohrungen
    das

    haben.“, erwiderte
    haben", erwiderte
    „Eigentlich Schade...“
    schade
    sehr.“, sagte Frank.
    sehr", sagte
    Erziehung.“, rief Erik
    Erziehung", rief
    Ich lass diese Art von Fehler mal ab jetzt unkommentiert. Bei Punkten in wörtlicher Rede und Satzfortführungen kommt der Punkt weg und nach dem Schlusszeichen ein Komma. Bei Frage- und Ausrufzeichen in der wörtlichen Rede bleiben diese erhalten.

    Auf dem Weg zum Dorfzentrum verzehrten sie die Reste ihres Wegproviants, etwas Brot und ein paar Äpfel.
    So verzehren sie den Wegproviant als auch ein Brot und ein paar Äpfel. Sollte der Wegproviant aus Brot und Äpfeln bestehen brauchts einen Doppelpunkt.

    Seinen Blick schweifte über die Landschaft.
    Sein Blick
    ich habe das dir schon mal gesagt.
    dir das schon
    ich habe das dir schon mal gesagt.
    dir das schon
    ihm einen feminine Erscheinung gab.
    eine
    Nur zu gerne würde Erik einen dieser Bäume in seiner Gänze betrachten.
    Wir kommen aus der Zeit und ich glaube auch aus der Erzählperspektive an dieser Stelle raus.
    Es macht den Verstand weich
    Er
    Hinzu kamen die Nutzen der Pflanze
    kam der Nutzen
    Alchemie. Verdünnung, Lösungsmittel, Wirkungsverstärker, Schmerzmittel.
    Alchemie:
    wurden, den die Immerlinde war niemals kahl.
    denn
    Immerlinden rauben sich auch gegenseitig das Licht.
    Glaube, um in der Zeit zu bleiben, wäre raubten hier passender

    Als hätte es das widerspenstige Ross eine Vorahnung gehabt erreichten sie eine weitere Hürde auf ihrem Weg.
    Das "es" muss weg. (Wahrschinlich im Satz von hätte es geahnt auf die geschriebene Variante umgeschwenkt?)
    Ein kleiner Bach hatte eine Furche durch die Straße gespült.
    Eher in die Straße und selbst das klingt noch seltsam.
    Blut, dass aus den Wunden quoll.
    das

    So, in zwei Etappen habe ich jetzt mal das erste Kapitel durchgelesen. Irgendwie muss es mich am Anfang wohl nicht so gepackt zu haben, was mich selbst ein bisschen verwundert, habe ich doch die Schilderungen des Jägers genauso interessiert und ungeduldig wie Frank verfolgt. Eine gut gelungene Szene. Woran es nun lag, dass ich das hier nochmal nen Monat liegen habe lassen? Vielleicht der Eindruck des Klamauks, der sich bei der Barkeeperin ein bisschen aufgedrängt hat und dem Tavernenschild? Vielleicht, wobei ich auch die Geschichte um das Schild eigentlich ganz gut gelungen fand.

    Jedenfalls habe ich den Rest dieses Posts ab dem Aufwachen im Heu gut durchlesen können. Von kleineren Nebensächlichkeiten, die ich jetzt eher als überflüssig einschätze, wie etwa die Bemerkung des ins Heu pissens oder auch die mit ähnlichem Jargon ausgestatteten Erinnerungen an den Vater von Erik und Frank, abgesehen kommt man gut in dieses Abenteuer rein.

    Besonders gefallen hat mir dabei auch, dass man so unvermittelt reingeworfen wird, ohne allzu viele Erklärungen oder ohne dass die Rollen und Abmachungen im Vorhinein mehr beleuchtet werden, als es die Personen zum Zeitpunkt, an dem die Geschichte stattfindet tun würden. So kommt etwa Gero recht unvermittelt in die Handlung, wie auch der Händler. Etwas zu unvermittelt kommt aber die Erwähnung des Namens "Gero", welche erst um die Zerschlagung des Trecks fällt. Das war an der Stelle dann erstmal verwirrend, wer denn dieser Gero sein soll.

    Auch ganz nett bis hin zu innovativ fand ich diesen Teaser zu Quentin und seinem Gelehrten. Der Schwenk, der noch so gar ncihts mit der Resthandlung zu tun hat, hat schon was für sich.

    Ob und wie er mit dieser zusammenlaufen wird, wird sich denn nun auch erstmal zeigen nach dem missglückten Durchbruchversuchs seitens Frank (übrigens sehr gut, dass in dem Moment in dem es ernst wird nicht mehr Sören sondern Karl gerufen wird). Irgendwas magisches und Bedrohliches scheint da vor sich zu gehen, gleichzeitig scheinen aber auch irgendwelche Banditen oder sonstige Typen da mitzumischen. Ob das nun normale Menschen sind oder ob es etwas mit diesem im baum gelagerten Typen aus dem rätselhaften Prolog zu tun hat? Ich bin gespannt es zu erfahren, wenn ich weiterlese.

    Oblomow Ende.

  7. Beiträge anzeigen #287
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    El Toro ist offline
    Auch wenn es bis zur heiß ersehnten und mit Spannung erwarteten Wichtelauflösung noch ein paar Tage hin ist, kann ich es mir nicht verkneifen, schon mal einige Worte vorab zu der mir geschenkten Wichtelgeschichte zu verlieren. Möge Beliar mir meine Ungeduld verzeihen!

    Rettet die Goldene Nacht!

    Es gibt so Persönlichkeiten, die möchte man einfach nicht als Vorgesetzte haben: Mir fielen da spontan Donald Trump, Klaus Kinski oder Jabba der Hutte ein, nicht so angenehm in der hierarchischen Zusammenarbeit wären wohl auch Harvey Weinstein und Donkey Kong.
    Oran, der Vorsteher des Beliartempels am Rande Nordmars in grauer Vorzeit, kann ein Lied davon singen. Das ganze Jahr über arbeitet man hart und unter Zuhilfenahme von Methoden, gegen die die für Arbeitssicherheit zuständige Behörde ganz bestimmt Widerspruch einlegen würde, würde man sie davon in Kenntnis setzen, auf ein Jahresendfest namens Goldene Nacht hin, und dann kommt die eisenfäustige Chefin vorbei und hat allerhand auszusetzen. Und diese Chefin ist nicht irgendwer! Es ist die ehrenwerte Dame Alzhara, ihres Zeichens oberste Drachenfürstin, eine der bedeutsamsten Figuren in den Werken Ewek Emelots und darüber hinaus mein Alter Ego, womit auf der Hand liegt, warum sie eine so wenig erquickliche Person ist.
    Und in der Tat, sie ist nicht nur streng und chronisch unzufrieden, spitzzüngig und sexistisch, sie lässt ihre Untergeben wirklich bluten – literally!
    Allerdings hat sie für ihr Verhalten nicht die schlechtesten Gründe: Sie ist eine Art Mittlerin zwischen den Sphären, ein Zwischenwesen von Drache und Mensch, das die Sterblichen im wörtliche Sinne anzapft, um die Drachen zu besänftigen. Es besteht nämlich eine geheimnisvolle Verbindung zwischen der allgemeinen Befindlichkeit der Drachen und der Menge von Gold, die sie in ihren Horten, naja, eben horten: Gold ist der mother’s little helper der Drachen, könnte man sagen, auf nichts Geringeres als die Bewahrung der Menschen vor der Wut der Drachen läuft die Goldene Nacht hinaus, und hier kommt die Macht Beliars ins Spiel, der vielleicht nicht Stroh zu Gold spinnen kann, aber doch andere Grundsubstanzen des Lebens. Da aber auch die Lebenskraft der Nordmarnovizen irgendwo begrenzt ist, wird ein neuer Spender benötigt, mit dessen Widerspenstigkeit nicht einmal die Drachendame gerechnet hat: Das ausersehene Geschöpf zeigt der sonst erfolgsverwöhnten CEO des Beliartempels, wo der Hammer hängt, und das auf die denkbar schlichteste Art: Der Troll ist der erste, der die richtigen Fragen stellt, sich nicht unterwirft oder dieses Konstrukt als selbstverständlich hinnimmt, sondern nach dem tieferen Sinn des Kuhhandels fragt. Und, tja, da gehen selbst der cleveren Drachendame die Antworten aus. Einmal noch geschieht das Wunder der Goldenen Nacht, und dann kommt es so, wie es kommen muss… wir kennen ja die Folgen! Die titelgebende Rettung der Goldenen Nacht scheitert, zumindest auf lange Sicht. Einerseits ist das Ende der Knechtschaft der Novizen, andererseits wird das Tischtuch zwischen Menschen und Drachen so weit zerschnitten, dass das nur übel enden kann – und wird.
    Mein geschätzter Wichtel erweist sich als hervorragender Kenner nicht nur des gemeinsamen Vermächtnisses der Emelot/Toro Inc., sondern auch meines Geschmacks. Die Darstellung der ambivalenten Dame ist richtig gut gelungen, und das nicht nur, was abgeknipste Köpfe und dampfende Gedärme angeht! Die ganze Art, mit der Alzhara agiert – von der unangenehmen Begegnung Brunhilds mit der Chefin bis hin zum jämmerlichen Auftritt der Lady beim Troll –, ist liebevoll () ausgestaltet bis hin zur Karikatur, von Witz bis Weisheit und Tragik (am Ende) ist alles dabei.
    Für diese geradezu aitiologische Geschichte möchte ich dir danken, lieber Wichtel, und für die präzise Darstellung meiner persönlichen Alzhara-Seite (jetzt wisst ihr mal, wie ich so als Lehrerin bin, wenn meine Kleider aufplatzen und sich das Klassenzimmer mit Schuppen, Feuer und einem ausladenden Drachenschwanz füllt!).

  8. Beiträge anzeigen #288
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    ------------------------------------------------------------------------------
    Dass „Ein gutes Ende“, die famose Wichtelgeschichte für mich, von El Toro stammt, das war mir eigentlich schon vor dem Lesen herbst- und wintersonnenklar: Die allgemeine Aufmachung, süßer die Glocken nie klingen, für echte Ratefüchse dann noch den in der PDF eingetragenen Autorennamen automatisch vom Leser anzeigen lassen – alles dead giveaways! Die hätte es aber auch gar nicht gebraucht, um herauszufinden, dass diese Story nur El Toros Feder entsprungen sein kann, denn der allgemeine Schreibstil, die gewissen Signalwörter (Spannkraft!), die mir mit meinem Bildungshorizont völlig unbekannten Begriffe (auch nach dem Googlen weiß ich immer noch nicht ganz eindeutig, was Aporie wohl ist), das nicht ganz fassbare Fantastische und nicht zuletzt die ein oder andere versteckte Anspielung sind da schon Indizien genug!

    Was den allgemeinen Schreibstil angeht, hätte man durchaus auch Laido vermuten können (hätte, seufz), zumal das hier ja auch ein Grundsetting ist, das durchaus an die Knallerstory „Die Berechenbarkeit“ erinnert, und da kann ich mich jetzt wohl freuen, dass ich quasi eine Entsprechung zu dieser Story geschenkt bekommen habe! Eine Laido-Toro-Verwechslung hatte ich beim Raten in vergangenen Wichtelaktionen außerdem auch schon einmal, offenbar gleichen sich die Schreibstile bei den Top-Autoren einfach so ein bisschen an. Indes: Es gibt so die ein oder andere Formulierung, die ist stilistisch unverwechselbar, da El Toro as fuck („ … während der Mond, der mittlerweile aufgegangen war, wie das halbgeöffnete Auge eines Toten auf sie hinabsah.“), und weckt in mir dieses ganz spezifische Neidgefühl dahingehend, auch mal so tolle Formulierungen erdenken oder wenigstens irgendwo klauen zu können.

    Ich bin jetzt ein bisschen am Überlegen, wie ich den Kommentar nun anstelle: Irgendwelches Lob zu diversen Einzelstellen artet in Zerpflückung aus und ist angesichts der Schreibkünste unserer Lichtgestalt des Story-Forums ja auch überflüssig, zumindest aus so wenig berufenem Munde wie mir; für eine übergreifende Deutung dieses Textes fehlen mir die exegetischen Fähigkeiten (hätte ich mal lieber was Ordentliches studiert), und auch wenn ich das Gefühl habe, dass El Toro das durchaus amüsieren könnte, wenn ein Mann auf klug schwafelt und dann doch nur bei flachgeistig landet, will ich mich so sehr nackt dann lieber auch nicht machen!

    Deshalb beginne ich einfach mal mit einem großen und völlig ironiefreien Danke für diese Wichtelgeschichte! Denn wie ich schon in der Taverne schrieb, fand ich sie richtig mitreißend, spannend, speziell gegen Ende hin aber auch anrührend; und mit den zentralen Figuren, nicht nur mit Cal als Protagonisten, konnte ich auch oft sehr mitfühlen. Das ist für so eine Geschichte ja schon einmal die halbe Miete, hier vielleicht sogar Dreiviertel der Miete, denn es sind ja doch einige Personen involviert, von denen längst nicht alle nur Staffage für die Tak-Turniere sind! Deshalb nähere ich mich einfach mal über die Personen an diese Geschichte an, denn sie sind mir ja doch fast alle ein bisschen ans Herz gewachsen.

    Im Zentrum steht da natürlich Cal, der als Protagonist ja ohnehin geborene Identifikationsfigur ist, mit diversen Eigenschaften und Erlebnissen aber natürlich besonders darauf ausgerichtet ist, mir als Tor zur Geschichte zu dienen. Zwar war ich zum Glück nie der Spielsucht in diesem Ausmaße verfallen, geschweige denn der Drogensucht, wenn man von Schokolade und so mal absieht; ich traue mir aber durchaus zu, ein suchtaffiner Mensch zu sein, wenn ich nur mal nicht aufpasste (Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Lockdown zu Hause bei der Arbeit und erfahren, dass der PornHub-Premiumaccount for free nur wenige Mausklicks entfernt ist – was würden Sie tun?). Von daher konnte ich mich sogar auch in diesen Aspekt von Cals Persönlichkeit ein bisschen einfühlen – wobei das Tak-Spiel ja offenbar nicht nur bestimmte Persönlichkeiten, sondern umgekehrt nur bestimmte Persönlichkeiten nicht in seinen (oder Georgies?) Bann zieht, namentlich Nicky. Vielleicht, weil dieser, im Vergleich zu den anderen Leuten, irgendwie gefestigt und stet in Leben und Person erscheint, mit Hund und Freundin sowie strebsamer Studiererei und bravem regelmäßigen Briefverkehr? Wer weiß! Nachdem die Tak-Spielerei da so ausartet, hatte ich mir mit meinen überragenden Sprachkenntnissen ja schon die überaus originelle Bemerkung vorbehalten, dass das ja schon eine ziemliche Ironie ist, dass dieses Spiel, zu dem keiner Nein sagen kann, ausgerechnet Tak heißt, aber dann habe ich vorsichtshalber doch mal gegooglet und kapiert, dass das ja tatsächlich ein real existierendes Spiel (nach fiktiver Vorlage) ist und keine Erfindung deinerseits. Nunja, über meinen Bildungshorizont habe ich weiter oben ja schon referiert. War aber auch so sehr faszinierend über die verschiedenen Spielzüge und Taktiken zu lesen, und wäre ich nicht so schlecht in jedweder Art Spiel, die auch nur ein bisschen an vorausschauendem Denken voraussetzt, würde ich es glatt mal ausprobieren!

    Voll und ganz mit Cal mitfühlen konnte ich natürlich bei seinem Bestreben, seine unliebsame Vergangenheit irgendwie von sich abzustreifen, auch wenn der Besuch bei meinem persönlichen Gromnir'kall zum Glück nicht ganz so deppert war, aber gut, ja, dass Cal hier seinen ganz eigenen (und wesentlich Schlimmeren) 2009er-John-Irenicus hat, mit dem er irgendwie in Widerstreit steht und den er natürlich niemals ganz loswerden kann, das ist natürlich ein passendes Thema! Ob es jetzt tatsächlich der Ritus der Glorreichen Abspaltung war, der dieses Scheusal namens Georgie hervorgebracht hat (der verdächtigerweise ja Cals Namen schon kennt, bevor dieser sich ihm vorgestellt hat), oder ob dieser doch nur ein Vishap ist, der aus reiner Boshaftigkeit oder göttlich-teuflischem Plan Cal und all die anderen piesacken will, das sei hier nun mal dahingestellt, wie überhaupt wieder alles ein bisschen im Vagen ist, was das fantastische Element dieser Geschichte angeht (wobei ich es hier im Gegensatz zu anderen Storys von dir für gesetzt halte, dass Georgie tatsächlich ein wie auch immer geartetes Dämonenwesen ist und Wisnija natürlich ein waschechter Fuchsgeist und sich Cal hier nichts davon einbildet). Jedenfalls aber zeigt es ja doch, was auch sonst bei allen Vergangenheitsdingen gilt: Abspalten is' nich', auch unangenehme Dinge wollen und müssen früher oder später in die eigene Lebensgeschichte integriert werden! Wäre diese Story hier darauf aus, irgendwelche Lehren zu ziehen und zu präsentieren, dann könnte das eben eine davon sein.

    Mit Cals engsten Freunden, Nicky und Sajid, kann ich übrigens auch sehr viel anfangen, und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit fand ich die beiden auch ziemlich sympathisch! Belesene Leute könnten nun beginnen, das Trio und eventuell auch weitere Personen in so antiquierte Schubladen wie Ich, Es und Über-Ich einzuordnen, was ihre Rollen in Bezug auf Cal angeht, aber so etwas überlasse ich dann mal lieber den Klügeren (für Anfänger wie mich ist jedenfalls Nicky ja überdeutlich einsortiert, siehe S. 36!). Die beiden bilden jedenfalls eine tolle Ergänzung zu Cal, und besonders gefreut hat mich dann ja auch, wie Nicky gegen Ende als unwahrscheinlicher Held aus dem Geschehen rund um Hernandez hervorgeht, indem er diesen gerade noch so vor dem Spielsucht- und Georgie-induzierten Suizid bewahrt (falls man hier nicht eher von einer mittelbaren Täterschaft Georgies statt von einem Suizidversuch ausgehen will!). Und auch zwischendrin fand ich seine mahnenden und ja auch offenbar ernsthaft besorgten Worte immer wieder passend und auch sehr ehrlich, d. h. nicht irgendwie aufgesetzt oder so. Mag auch daran liegen, dass ich eben selber so spießig drauf bin, aber dann freut es mich ja umso mehr, dass sich die Geschichte auch ein bisschen als Apologie des Langweilertums lesen ließe, wenn man denn wollte. Sajid auf der anderen Seite kam mir zu Anfang doch ein wenig sehr fies vor, gerade in seinem Verhalten gegenüber Nicky, aber dann habe ich doch immer mehr gemerkt, dass das kein ernstes Gemobbe gegenüber Nicky ist, sondern ein eher etwas eigener freundschaftlicher Umgang, dem man so ja auch dem 2009er-John-Irenicus durchaus zutrauen würde! Sajid war mir dann gegen Ende – wo er dann ja auch mal sowas wie Verantwortungsgefühl zeigt (wie auch Nicky in seiner Rolle als Saubermann ja nicht ganz rein ist) – dann auch so sympathisch, dass ich ihm den Blitzerfolg bei der bezaubernden Mariella von ganzem Herzen gönne, und das soll schon was heißen, denn wie jeder weiß bin ich vor Sexualneid sonst ja geradezu zerfressen, aber für ihn habe ich mich da ja direkt gefreut. Neidisch war ich nur auf seine schönen Zähne, die ja mehrfach lobend erwähnt wurden!

    In Sachen Strebsamkeit eine Stufe hardcoriger als Nicky ist dann Tybalt von Trelis alias Tipsy, der in der gesamten Geschichte ja doch ziemlich schlecht wegkommt, weniger noch in der Darstellung als vielmehr im Umgang, den du ihm hier durch seine Mitstudenten angedeihen lässt, denn im Gegensatz zu Nicky ist Tipsy eben tatsächlich ein Mobbingopfer, da helfen auch keine „Er hat es sich halt verdient!“ bzw. „He asked for it!“-Sprüche mehr. Denn obwohl Tybalt ja durchaus ein nerviger Zeitgenosse ist mit seinem Recht-und-Ordnungs-Fimmel und dem ständigen Androhen irgendwelcher Disziplinarmaßnahmen (bzw. dem Anregen selbiger bei der verehrten Hochschulleitung), tritt er ja nun auch nicht als terrorisierender Blockwart auf (was natürlich auch an mangelnder Durchsetzungsfähigkeit seinerseits liegen mag – wenn er doch nur könnte, wie er wollte!), und wirklich etwas Schlimmes hat er den anderen Leuten im Wohnheim ja nun nicht angetan, zumindest nichts, von dem wir wüssten. Dafür muss er dann ja ganz schön einstecken, und auch Cal spürt das ja an mehreren Gelegenheiten, dass andere und auch er selber vielleicht doch eine Spur zu sehr auf Tybalt eintreten und er das eben doch nicht „verdient“ hat. Für Tybalt war ich dann am Ende froh, dass ihn das offenbar nicht zu sehr zerbrochen hat und er sich schlicht der Reservegardisterei widmen konnte – wollen wir aber mal hoffen, dass er nicht doch irgendwann in eine echte Machtposition gerät, die er dann schamlos ausnutzt, um sich stellvertretend an anderen für das, was er im Wohnheim so erdulden musste, zu rächen. In besagten Momenten der Selbstreflexion kam mir Cal als Person dann aber nochmal näher, denn einerseits fand ich es sympathisch, dass er wenigstens daran gedacht bzw. erkannt hat, dass der Umgang mit Tybalt nicht ganz in Ordnung ist; andererseits aber fand ich es auch menschlich nachvollziehbar, dass Cal die Witzchen auf Kosten Tipsys dabei auch nicht immer lassen konnte (und Cal dadurch eben auch nicht als einhundertprozentiger Sympathieträger dasteht). Lieber einen guten Freund verlieren als einen guten Gag ist allerdings auch nur in der Theorie lustig und in der Realität gar nicht mal so toll (für Sie getestet), von daher hat Cal wohl Glück, dass es sich bei Tipsy eben sowieso nicht um einen Freund handelt.

    Zu Wisnija muss ich glaube ich nicht mehr so viel sagen (tue ich jetzt aber trotzdem), so im Wichtelgeschichtenkontext sind ihre Funktion und Rolle ja am klarsten definiert, sie ist halt einfach der rothaarige Fuchsgeist, der mir in echt vor vielen Jahren auch begegnet ist und der zeitweise ja auch meine Schreiberei hier dominiert hat (weshalb auch sinnigerweise das Nonsensgedicht in dieser Story hier eine prominente Rolle spielt – hat mich übrigens sehr geschmeichelt ). Hier taucht sie dann nur wiedergeboren als waschechtes science girl auf, zwar nicht als nerdy science girl sondern eher als nordy science girl, aber eben doch so, dass meine Wünsche und Vorlieben hier ja nun wirklich ziemlich passgenau bedient werden. Werde ich hier jetzt auch gar nicht erst versuchen zu leugnen, dass das natürlich einer meiner vielen Wunschträume ist, von einer liebreizenden Gastwissenschaftlerin direkt ins Herz und, ähem, anderswo hinein geschlossen zu werden! Einzig bemerkenswert finde ich auf dieser Ebene, dass das Ganze zwischen den beiden ja doch sehr schnell geht, also gerade auch auf dieser gefühligen Ebene, aber naja, erstens hat Wisnija ja nur begrenzt Zeit und muss daher dafür sorgen, dass die beiden mal schleunigst zu Potte kommen, und zweitens bin ich wohl einfach nur neidisch bzw. im Unverständnis darüber, dass sowas tatsächlich auch ohne jahrelangen Vorlauf zustande kommen kann. Abgesehen davon aber fand ich das zwischen den beiden natürlich ziemlich schön und romantisch, lediglich bei „und natürlich versuchten ihre Brüste, aus dem Spalt der Jackensäume hinauszupurzeln.“ musste ich ein bisschen grinsen, denn nichts gegen purzelnde Brüste, aber, nunja – diese Formulierung muss ich damals bei „Rosa Flaggen“ wohl vergessen haben einzubauen, danke fürs Nachreichen. Der ganze Rest aber, wie gesagt, einfach schön, und am Ende, dem angekündigten guten Ende, hatte der 2020er-John ja auch ein bisschen Pipi in den Augen (wohingegen der 2009er-John die ganze Geschichte darauf gelauert hat, dass es in diesem Männerwohnheim vielleicht auch mal ein bisschen Homo-Action gibt, aber nunja … nur, weil wir es nicht gesehen haben, heißt das ja nicht, dass es nicht doch passiert ist!).

    Wisnija ist ja aber auch über ihre Rolle als love interest hinaus für die Geschichte bedeutsam, bildet sie in ihrer Fuchsgeistigkeit ja den Gegenpol zu Georgie. Ich habe im Laufe der Geschichte ja wirklich lange spekuliert und herumgerätselt, wie deren Verhältnis zueinander wohl ist, habe mir zwischendrin sogar herbeifantasiert, dass die beiden ein- und dieselbe Person sind und sich Wisnija mit ihren Verwandlungsspruchrollen hin und her verwandelt. Dass die beiden jedenfalls in einer besonderen Beziehung zueinander stehen, war aber schnell klar, und irgendwann haben sie dann ja auch offene Feindseligkeiten ausgetauscht. Am Ende kam für mich dann aber schlicht der Gegensatz zwischen Gut und Böse heraus, guter Geist und böser Dämon, aber natürlich auch ein bisschen Vergangenheit und Zukunft, was Cal ja im Laufe der Handlung auch selber ja sehr explizit so zuordnet: Während Georgie für die alte Welt und sein altes Ich aus dem Sumpfkrautacker steht, steht Wisnija und das, was Cal mit ihr so erlebt, für das Neue und das was eben sein könnte, und das fand ich auch sehr schön ausgedacht so! Zum Glück hat Wisnija ja aber auch ihre ganz eigene Geschichte und ist hier nicht nur als weibliche Rolle im Verhältnis zur männlichen Hauptrolle zu sehen: Ihre Forschung erfolgt ja nicht um der Forschung willen, sondern hat Bezug zu ihrem eigenen Dasein als Fuchsgeist – hier will sie möglicherweise erreichen, dauerhaft menschliche Gestalt annehmen zu können (oder aber genau das Gegenteil: Für immer süße Eisfüchsin sein ). Das alles wird gar nicht weiter ausgearbeitet und nur angedeutet, verleiht ihrem Charakter aber einen irgendwie leicht tragischen Zug, der dann auch gut mit dem guten, aber vielleicht auch ein wenig bittersüßen Ende harmoniert. Mit anderen Worten: Wisnija ist in dieser Geschichte nicht nur für Cal da, sondern auch für sich selbst, und das finde ich sehr gut so!

    Ja, und dann Georgie. Bei dem hatte ich ja lange nicht so ganz klar vor Augen, in welche Richtung er sich entwickeln und wo am Ende sein Platz in der Geschichte sein würde: Von ernsthafter Versöhnung mit Cal bis hin zu einem offen ausgetragenen Duell zwischen den beiden war hier vieles denkbar, und am Ende ging es dann doch eher in die letztere Richtung. Zu Anfang schienen die Gleise aber noch anders gestellt: Der Moment bei der Rasierschaumdiskussion mit Tybalt war einer, wo ich dachte, jetzt nähern sich Cal und Georgie auf eine echte Weise an, denn tatsächlich wurde hier geschickt Mitleid mit Georgie platziert, dem hässlichen, patzigen Scheusal, für den noch nie jemand wirklich Partei ergriffen hat. Ein bisschen sah es für mich so aus, als würde das jetzt so eine „Der arme Georgie hat halt auch so seine Gründe für sein Verhalten, bitte geht verständnisvoll mit ihm um genau so wie der arme Cal mit seiner Vergangenheit verständnisvoll umgehen sollte“-Story werden, aber dann zeigte er immer mehr sein wahres Gesicht, vom bloßen Hallodri über den manipulativen Spielsucht-Verführer (der aber selbst vielleicht auch einfach nur ein psychisches Problem hat) bis hin zum enttarnten personifizierten Bösen, das am Ende völlig eskaliert und Cal ganz offen mit völliger Vernichtung droht. Das war für mich dann auch ein ganz starker Moment am Ende, weil die Bösartigkeit hier nicht subtil, sondern so massiv expressiv und offen zur Schau getragen wurde, und sowas mag ich einfach, diese geifernde Bosheit, diesen Willen zur absoluten und ausweglosen Vernichtung seines Opfers, das brutale Drohen, aber auch die Häme vor der Schwäche des anderen … das hat mich an dieser Stelle schon sehr, sehr gepackt, da hätte ich ja glatt und gern noch mehr und länger was von gehabt. Umso befriedigender und stärker fand ich dann den Moment, in dem Cal sich vordergründig beiläufig, aber in Wahrheit doch sehr eindrucksvoll aus Georgies Bann löst bzw. ihm kundtut, dass er sich längst daraus gelöst hat: „Ich schenke dir meine Punkte. Du kannst sie alle haben, Georgie.“ In einer weniger subtilen Story (also einer, die ich geschrieben hätte), hätte Georgie hier nun einen rumpelstilzchenhaften Tobsuchtsanfall bekommen und sich in Rauch, Pech und Schwefel aufgelöst, hier nun erlöscht schlicht sein Lächeln, aber das Ergebnis ist ja das gleiche: Auch seine Macht ist damit erloschen, ihm quasi unter den Füßen weggezogen, und ich finde das deshalb so schön, weil Cal das eben nicht durch einen offenen Kampf, einen Kraftakt oder einen echten Showdown bewirkt, sondern schlicht durch ein Ignorieren, Beiseitestellen, Stehenlassen dieses Übels, durch ein zur Schau gestelltes „Dann mach doch, was du willst, mir egal“, und ich glaube gerne daran, dass das gerade deshalb so wirkungsvoll ist! Krieg, Angriffe und Provokationen, davon hat Georgie ja auch ein bisschen gelebt und sowas hätte ihn ja vielleicht nur noch stärker gemacht, das war ja schließlich genau sein Spielfeld – aber mit der von Cal formulierten Akzeptanz darüber, dass jetzt auch mal wirklich gut ist, damit kann Georgie eben nicht gut umgehen. Und das finde ich, wie gesagt, einfach klasse, und dass am Ende ein rotgoldener Fuchs zufällig ein dunkles Wiesel wegbeißt, das ist dann nur folgerichtig. Die Rolle Wisnijas ist hier aber auch nicht zu schmälern, denn ohne sie hätte Cal wohl gar nicht diesen Silberstreif (bzw. rotblondenen Streif) am Horizont gesehen, die Aussicht auf ein besseres, schöneres Leben usw. usf. – möglicherweise ist es dann doch auch vor allem sie gewesen, die Georgie und das, wofür er steht, besiegt hat.

    Was Georgies wahres Verhältnis zu Cal angeht, kann man natürlich viel spekulieren. Ausgehend davon, dass er nicht bloß ein normaler Mensch ist und alles darüber hinausgehende Cals Fantasie entspringt, Georgie also wirklich irgendwie ein dämonisches Wesen ist, ist es natürlich verführerisch – auch für Cal selbst – alles Schlechte, was in der Story passiert, auf ihn zu schieben. Wie so häufig ist das aber nur die halbe Wahrheit, denn Cal hat ja im wahrsten Sinne des Wortes immer mitgespielt. Und wenn man Georgie in welcher Form auch immer die Schuld daran geben will, dass eine ganze Männerwohnheimetage der Spielsucht verfällt, dann wird man Cal auch eine Mitschuld geben können, denn er ist es ja zu Anfang gewesen, der sich erstens auf das Spielen eingelassen und dieses zweitens dann auch noch aktiv befördert hat. Und damit passt es dann ja auch wieder, sich Georgie als „die schlechte Seite“ Cals vorzustellen, nur dass diese eben nicht wirklich abgespalten und für immer Vergangenheit ist, sondern schlicht auch in Cal selbst weiterlebt. Klappt halt eben nicht so einfach, sich der Verantwortung dadurch zu entledigen, dass man alles Schlechte per orkischem Abspaltungsritual wegschafft!

    Ein Einschub noch zu Georgie selbst: Vielleicht nicht ganz so originell ist es, ihn auch als, sagen wir mal, ostentativ (was immer das auch heißt) hässlich darzustellen, also in der äußeren Erscheinung und seinem Gegacker und so. An dem Typen ist ja wirklich alles abstoßend, da hätte es eine Spur weniger vielleicht auch getan. Andererseits wirkt dadurch gerade der Bann, in den er seine untergebene Tak-Spieler zieht, wohl so mächtig, denn wenn Leute schon so einem hinterherlaufen, dann muss ja dunkle Magie im Spiel sein!

    Ja, also ich hoffe, es ist in diesem langatmigen mansplaining über die Figuren der Geschichte klar geworden, wie sehr ich doch in die Geschichte eingetaucht bin, und ich war wirklich von Anfang bis Ende gebannt, habe mitgefiebert, immer gehofft, dass Cal sich von der Tak-Spielerei loslösen kann und nicht alles verliert, was ihm eigentlich lieb und teuer ist … auch auf Handlungsebene einfach genau die Art von Geschichte, die mich packt! Im Übrigen fand ich auch die Schilderungen über den langsam immer weiter fortschreitenden Verfall der Tak-Spieler richtig klasse, weil auch angenehm humorlos (zumindest im späteren Teil der Geschichte), schonungslos und zum Teil auch sehr erschreckend. Ich hoffe jetzt nur mal, dass dich die Tak-Vertriebler jetzt nicht wegen geschäftsschädigenden Verhaltens oder so in die Mangel nehmen – aber im Zweifel können wir die ganzen schädlichen Einflüsse ja gesammelt Georgie in die Schuhe schieben. Indes: Ohne ein so passendes Vehikel, es hätte auch Sumpfkraut sein können, hätte wohl auch Georgie keine Macht gehabt; andererseits hätte er wohl immer irgendwas gefunden. Jedenfalls kommt ja kein moderner Kommentar zu irgendwas ohne den Begriff toxic masculinity aus, und auch, wenn ich das jetzt nur ironisch in den Mund nehme, stimmt es natürlich, dass dieses internatsmäßig organisierte Wohnheim voller junger Männer ja schon von sich aus einen idealen Nährboden für, ähm, dämonische Einflüsse bietet. Abseits vom Kernteam Cal, Nicky und Sajid sind die Leute nämlich doch eher unangenehm und ihr Umgang miteinander erst recht, und beim Lesen habe ich wieder gemerkt, wie wichtig und entscheidend das für mich war, mich damals vor dem Grundwehrdienst zu drücken, denn genau so eine Gruppendynamik hätte mich wirklich binnen Wochen eingehen lassen.

    Und weil ich für meine Kommentarnotizen ganze eineinviertel Blätter meines Schreibblocks aufgebraucht habe und es zu schade wäre, dass das einfach nur für Umme war, möchte ich jetzt doch noch einen kleinen Reigen an Einzelstellen kommentieren. Keine Sorge, allzu lang wird es nicht, und irgendwann halte ich auch wieder die Fresse, versprochen.

    ließ Gromnir’kall Cal einen Fetisch anfertigen, der aus ebenso traditionellen wie unappetitlichen Materialien hergestellt werden musste: Zähne, Hörner und Häute von Geschöpfen, für die man auf dem Schwarzmarkt eine ordentliche Summe hinlegen musste, wenn man nicht gerade vorhatte, mit Pfeil und Bogen die Sümpfe zu durchstreifen und sich von den Blutfliegen zu Tode stechen zu lassen.
    Beim Lesen fiel mir auf, dass das Jahr 2020 doch durchaus auch Spuren bei mir hinterlassen hat. Denn mein erster Gedanke war, dass Gromnir'kall doch bitte vorsichtig mit diesen ganzen tierischen Überresten sein soll, bevor von denen noch ein Virus überspringt oder so ...

    Manchmal hielten die Wagen, manchmal nicht, und alles hing von einer einzigen magischen Zahl ab: 2,5. Diese Zahl war die Linie, die die Flamme Innos‘ in den Staub gezogen hatte. Erreichte man diesen Notendurchschnitt, ging der Karren in die nächste Runde über den Acker, erreichte man ihn nicht, fiel er mit Sicherheit auseinander.
    Bin froh, dass damals bei Aufnahme meines Studiums nicht 2,5 die magische Grenzlinie war, denn dann hätte ich jedenfalls nicht sofort anfangen können zu studieren. Stattdessen hatte ich das Glück, mich just für ein Semester beworben zu haben, in dem, das weiß ich aus sicherer Quelle, alles mit einem Abischnitt bis jedenfalls 3,5 sofort genommen wurde.

    Cal schickte das Gedicht sogar nach Hause, und seine Mutter antwortete mit einer Postkarte, auf der ein einziges begeistertes „Bravo!“ quer über die Rückseite gekritzelt war.
    Jetzt mal abgesehen davon, dass diese Stelle den typischen El-Toro-Humor beinhaltet, den ich so liebe – bei meiner Mutter klangen die Reaktionen eher so: "Mama, ich habe eine 2 in der Arbeit!" - Muttern guckt genau hin – "Ja, ABER minus!"

    „Ich bin Wisnija“, sagte sie.
    Offenbar hatte Cal die Prüfung bestanden.
    „Freut mich. Ich heiße Cal.“
    Also ich war ja damals immerhin so mutig, meinen Fuchsgeist ganz proaktiv und direkt nach ihrem Namen zu fragen (natürlich mit dem Anschein der Beiläufigkeit), aber nunja, wozu das letzten Endes geführt hat oder vor allem nicht geführt hat, haben hier ja mittlerweile alle mitbekommen, von daher …

    Einmal streifte eine Strähne Cals Wange und hinterließ dort ein angenehmes Kribbeln.
    Das ist an der Stelle natürlich aber auch ein bisschen sehr dick aufgetragen, nachdem sich die beiden so gefühlt fünf Minuten kennen. Wahrscheinlich bin ich aber auch hier einfach nur a) neidisch, dass mir noch nie eine Frau beim gemeinsamen Beaufsichtigen von Knochenwurmabkotzerei so nahe gekommen ist und b) völlig im Unverständnis darüber, dass das von Wisjnija sicher auch bewusst so provoziert war!

    Die Disziplinarstrafe stand eine Stufe darunter. Sie kam zum Einsatz, wenn man mit einem Mädchen oder mit Alkohol oder beidem auf dem Zimmer erwischt wurde oder wenn man bei einer Prüfung abschrieb.
    Mädels und Alkohol hier völlig zutreffend gleichrangig einsortiert, beides übles Teufelszeug, bleibt bloß weg davon, Leute!

    Cal hatte jedoch seine Zweifel daran, ob das ausreichte, um ein Mädchen dazu zu bringen, Georgie auch nur einen Gutenachtkuss zu geben.
    „auch nur“, also bitte, mein lieber Cal! Wer den Gutenachtkuss nicht ehrt, ist des Restes nicht wert, oder irgendwie so!

    Jetzt erst bemerkte Cal, dass sich einige Studenten um den Tisch versammelt hatten und zusahen.
    Das ist natürlich auch eine grandiose Nerd-Fantasie, wie sich bei so einem Duell auch noch Zuschauer versammeln, die ganz gebannt mitfiebern; wie einst bei mir im Finale des Blobby-Volley-Turniers gegen Deniz, und ich hätte ihn damals wahrscheinlich sogar besiegen können, nein, sehr sicher hätte ich ihn besiegt, wäre damals nicht das passiert, was sonst eigentlich nie passiert und sämtlichen Regeln des Universums widerspricht: Der Gong hatte die Stunde beendet und nicht der Lehrer. [Bild: smilie_wut_005.gif] Bin mir sehr sicher, wäre ich damals nicht um meinen verdienten Sieg gebracht worden, die Mitschülerinnen hätten mir alle zu Füßen gelegen und mich von Wochenende zu Wochenende rumgereicht bis weit über die Schulzeit hinaus und … naja, ich schweife ab, jedenfalls konnte ich mich in die Szene in der Story ganz gut einfühlen!

    „Wenn du mich liebst
    so komm und such mich
    in Anunshög
    im Wald von Wigrid
    die trauernde Müriγen“
    Ich weiß, das ist jetzt völlig unromantisch, und es tut mir auch leid, weil du hast dir mit Wisnija und so ja echt Mühe gegeben und ich war auch direkt in sie verliebt und so, aber hier habe ich zuerst nicht Anunshög gelesen, sondern …

    Der Oktober endete damit, dass Cal in der mündlichen Geometrieprüfung eine Vier und in Angewandter Sympathie eine Vier plus bekam.
    Hätte Cal Jura studiert, wäre er hier jetzt in Tränen ausgebrochen. In Freudentränen.

    Auf dem Weg nach oben kam ihm Viran entgegen, der einen Koffer in jeder Hand trug. Cal kannte Viran kaum, er wusste nur, dass er aus einem der Dörfer rund um Okara stammte, die praktisch nur aus Bäumen bestanden und ein mittelmäßiger Tak-Spieler war. Meistens belegte er den zweiten oder dritten Platz, bewahrte sich aber stets ein gutmütiges Lächeln. [...]
    Ich weiß, eigentlich nur Nebenperson und vor allem in Bezug auf Cal relevant etc. pp., aber in der Szene hätte ich Viran ja wirklich einfach gerne in den Arm genommen. Das war schon ein bisschen traurig.

    Ein einzelnes, rötlich schimmerndes Haar hing auf dem samtenen Polster, der einzige Beweis, dass Cal nicht nur geträumt hatte.
    Hach, also mit sowas kriegt man mich ja doch immer.

    Und hier noch eine kleine Fehlerliste, die ein paar der nur sehr selten zu findenden Beweise enthält, dass auch die Autorin nur ein Mensch und nicht fehlerlos ist:
    hatte er in einem als Wohnblock am Stadtrand gelebt,
    In einer bestimmten Nacht, unter einer sorgfältig errechneten Sternenkonstellation musste der Fetisch über einer magischen Flamme zunächst eingeäschert, dann am Ufer des Orkeflusses begraben werden.
    und setzte nach gründlicher Inspektion die Mine eines Arztes auf
    Cal auf seinem Bett und suchte im Nachttisch nach seinen Essensbons, die er andauernd verschusselte.
    Er hockte an seinem Schreibtisch, das aufgeschlagene Botanikbuch aufgeschlagen vor sich
    Nicky war zu stur, um aufzusehen. „Ich mag es nicht, wenn du so redest“, sagte er beherrscht, „Außerdem ich weiß nicht einmal, wovon du redest.“
    und kehrte dann ins Barthos-von-Laran zurück, um sich zu umzuziehen.
    Er hatte, um sich abzukühlen, eine Runde um das Wohnheim, und irgendein Junge, der vorbeigekommen war, hatte einen dummen Witz gemacht.
    Als er den Blick von ihrem kalten Funkeln lösen konnte, stand wie aus dem Boden gewachsen Wisnija vor ihm stand.
    Als sie sich voneinander lösten, fühlten sich seine Lippen ein wenig wund an, aber störte ihn nicht im Geringsten.
    Schnee stob nach allen Seiten, kleine Eiszapfen spritzen durch die Luft.
    An ihr prallte sogar Sajid Charme ab wie Regentropfen von einer Lotusblüte, was ihren Fortschritt beschleunigte.
    Am Abend erhielt Cal eine handschfitliche Nachricht von Meister Foglwaid





    Jetzt kommt aber der eigentliche wichtige Teil dieses Kommentars, das davor hätte man also auch alles überspringen können: Ich hatte mit der Geschichte wirklich einen ganzen Tag lang Spaß, inklusive Kommentarschwafelei also wirklich von morgens bis über den Abend hinaus, und das ist ja ohnehin das beste Lob, was man über eine Story aussprechen kann. Vielen, vielen Dank El Toro, für diese so lieb auf mich zugeschnittene, spannende, aber gleichzeitig auch sehr anrührende Wichtelgeschichte!
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    Geändert von John Irenicus (07.01.2021 um 10:07 Uhr)

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    Dass „Eingeschneit in der Taverne zum hungrigen Schattenläufer“ für Ajnif von Eispfötchen stammt, war mir relativ schnell klar, und das lag eben vor allem an der grandios-lustigen Darstellung unseres namenlosen Helden, wie man sie ja auch schon aus anderen Eispfötchen-Werken kennt. Nicht nur war die typische „Ich sehe da kein Problem“-Haltung des Helden bei dieser Story hier Erkennungsmerkmal, sondern auch einer der Säulen, auf der die Geschichte steht und die sie so unterhaltsam macht! Ich musste nämlich speziell bei seinen trockenen Sprüchen häufiger auflachen, und ich finde den Kerl, so wie du ihn darstellst, einfach klasse. Der hat halt wirklich mit nix was zu tun und lebt einfach in seiner eigenen Welt. Und ich finde, er ist ja in dieser Hinsicht auch nicht so weit weg vom Helden aus dem Spiel, der ja auch immer einfach mal macht statt viel darüber nachzudenken.

    Die Einführung in die Story fand ich zunächst ganz stimmungsvoll, wie Ajnif sich da durch den Schnee zur Taverne kämpft. Ihren Empfang hätte ich aber anders erwartet: Nicht etwa wird sie, wie es in unserer echten Taverne wäre, gebührend als die Queen of the Reich empfangen, sondern sie ist zunächst ein ziemlicher Zaungast und steht eine ganze Zeit lang eher am Rande des großen Schaulaufens an Gothic-Charakteren, dass sich uns hier bietet: Die vier Freunde, die drei mächtigen Magier, Ignaz, Mud, mit Rhademes sogar ein waschechter Geist, und das sind sogar noch längst nicht alle, die hier anwesend sind! Lediglich bei Dennis war ich ein wenig ratlos: Dass das ein Orksöldner aus Gothic 3 ist, daran konnte ich mich gerade noch so erinnern, aber sonst hatte ich den jetzt nicht so als herausragende Persönlichkeit eingestuft (das Urteil kommt jetzt allerdings auch von einem, der Karrypto beim Recherchieren auf mondgesaenge.de irrtümlich für schwarz gehalten hat und darauf dann auch wesentliche Teile einer ganzen Story aufbaute, von daher ... )! Allerdings macht sich sein Auftritt ja dadurch verdient, dass er die für das Wichteln so wichtige Würfel mit sich führt!

    Überhaupt bekommt ja eigentlich so gut wie jede der Personen ihren großen oder wenigstens kleinen Moment, das hast du ganz gut hinbekommen dafür, dass du da so eine große Personenanzahl auftreten lässt – da besteht ja erfahrungsgemäß immer die Gefahr, dass wer zu kurz kommt. Entschärft wird diese Gefahr natürlich dadurch, dass man als Gothic-Spieler die Figuren ja alle kennt und einzuordnen weiß, sodass man sie auch leicht auseinanderhalten kann. Also, wenn man denn Gothic gespielt hat. Dass Ajnif in der Hinsicht vermutlich immer noch nicht ihre Hausaufgaben gemacht hat, wäre allein ihr zur Last zu legen. Aber wie dem auch sei: Die spezifischen Charaktereigenschaften der anwesenden Leute werden hier schon ziemlich gut ausgespielt: Fellan sorgt sich ums Dach, Mud ist die Unschuld in Person, Grimes hat sowieso schon viel Schlimmeres erlebt, Vatras ist die personifizierte Milde und Pyrokar der gewohnt gestrenge Obermagier. Das ist deshalb auch alles sehr klassische Fanfiction, weil hier klar die Frage durchscheint: Wie würden die uns bekannten Personen denn auf Situation X realistischerweise reagieren? Und diese Frage scheint mir hier doch gelungen beantwortet zu sein!

    Ein bisschen sehr breitgetreten hast du dann das eigentliche Wichtelgeschehen, und ich hatte mich dann spätestens nach der ersten Zusammenfassung des Ganzen („Die Dinge wurden hin und her geschoben, getauscht, weggelegt, zurückgeholt.“) dann doch gefragt, ob jetzt nicht so langsam mal gut sei. Aber tatsächlich sind die „Endzuordnungen“ beim Tausch, die danach noch folgen, ja bedeutsam für den weiteren Fortgang der Geschichte. Zum anderen wirken die tragischen Unfälle, die dann kurz darauf folgen, im Kontrast zur vorher noch ausgiebig zelebrierten Harmlosigkeit des Geschehens direkt noch tragischer. Ich hätte ja vorher erst gedacht, die Geschichte entwickelt sich dahin, dass nun doch noch das Feuerholz ausgeht, aber dass die Wichtelrunde dann in ein Cluedo-Spiel mündet, das war so natürlich nicht zu erwarten! Hier haben dann die vielen Figuren und die vielen durch das Wichteln eingebrachten Gegenstände auch wieder ihren Sinn, und insgesamt fand ich den Teil der Story dann auch ziemlich unterhaltsam – sodass ich dann auch bereit war, zu akzeptieren, dass alle anwesenden Personen, inklusive Ajnif, die Tode von erst Fellan und dann auch noch Mud ja doch relativ gelassen hinnehmen und weniger betroffen davon sind, als vielmehr in Angst bzw. sogar noch eher in Rage darüber, dass es unter ihnen einen Mörder geben könnte. Es regnet weiter locker-flockige Sprüche und insbesondere der Held blüht in dieser Hinsicht wieder ziemlich auf und hat eigentlich mit fast jeden Satz einen Treffer in mein Humorzentrum gelandet! Das wäre also sowieso nicht passend gewesen, wenn die Story hier in eine düstere Stimmung gekippt wäre. Besonders pointiert zeigt sich dieser lockere Blick auf den Tod zweier Menschen dann ja auch am Ende, was wirklich richtig witzig formuliert ist: „[...] dass die Sache damit geklärt war und es nicht zu einem möglichen Lynchmord in ihrer Lieblingstaverne gekommen war, sondern nur zu zwei Unfällen.“ - Wohl wahr, man muss auch mal das Positive sehen, wenn schon Fellan bekifft vom Dach gefallen und Mud wie einst Elvis aufm Scheißhaus abgekackt ist. Dass es am Ende dann vor allem Ajnif ist, die mit ihrer bekannten besonnenen Art zur Klärung der Vorfälle beiträgt, macht sich in so einer Wichtelgeschichte natürlich gut und passt natürlich auch zu unserer Frau Moderatorin.

    Insgesamt also eine durchaus unterhaltsame Story! Ich habe mir noch ein paar Einzelstellen notiert, die ich gerne gesondert würdigen würde:
    „Ich kann nichts beitragen“, sagte der Geist Rhademes unglücklich. „Bei mir besteht alles aus Ektoplasma. Ich kann euch einfach nichts geben. Es bringt mir auch nichts, wenn ich was von euch bekomme. Ich kann als Geist nichts damit anfangen.“
    Da tat er mir ja wirklich ein bisschen leid! Und so irritierend ich das am Anfang noch fand, dass allen Ernstes Rhademes bei der Truppe hockt, so nett fand ich seine Rolle im weiteren Verlauf der Story. Als Schiedsrichter ist er auch gut gewählt, finde ich, denn bei seiner gruseligen Stimme würde ich, im Gegensatz zu Lares, ja niemals widersprechen. Und auch in der etwas zotigen Szene, als Ajnif dem Ruf der Natur folgen muss, spielt Rhademes ja eine gewisse Rolle. Ich kann ja nicht, wenn mir jemand dabei zuschaut, und ob es so viel anders wäre, wenn ich wüsste, da ist ein beschworener (von wem eigentlich?) Geist in der Nähe ...

    Obwohl es nur um Kleinigkeiten ging, fieberten die meisten doch mit, um etwas ganz Bestimmtes zu erlangen.
    Naja, „Kleinigkeiten“, wie man's nimmt … also so eine Axt, ein Schwert, einen magischen Erzbrocken, natürlich auch Ajnifs Schal … liegt ja doch einiges Tolles auf dem Tisch! Für die dort versammelten Charaktere aber vermutlich wirklich nichts Besonderes. Ich selber wäre ja auf das Wolfsmesser aus gewesen, das fand ich nämlich schon immer irgendwie cool!

    Währenddessen hatte Lares nichts Besseres zu tun, als sein neues Schwert zu polieren.
    Finde ich ja sehr entlastend, dass du „sein neues Schwert zu polieren“ und nicht einfach nur „sein Schwert zu polieren“, das wäre nämlich doch sehr metaphorisch gewesen – aber wer weiß, vielleicht ist es ja immer noch so gemeint!

    „Was?“ wollte der Held verwundert wissen und sah in die erstaunten Gesichter. „Er ist doch nur vom Dach gefallen. Das sind doch höchstens acht Meter und der Schnee müsste ihn doch gebremst haben, oder?“
    Dass unser unkaputtbarer Held sich da wundert, ist natürlich klar. Super auch, wie er es später dann selber ausprobiert und sich mal ganz beiläufig eine kleine Verstauchung attestiert, aber ja, das ist für ihn ja nix!

    „Bring ihn ins Haus!“ wies ihn Pyrokar befehlsgewohnt an.
    Ein sehr kleines Detail, aber mir hat es gut gefallen und es charaktisiert Pyrokar auch so treffend: „befehlsgewohnt“, sehr schön!

    „Du führst doch laufend solche seltsamen Praktiken durch“, fühlte Pyrokar ihm auf den Zahn.
    „Hm… ich hab damals auch eine Aufgabe in dieser Richtung für ihn durchgeführt. Ging um ein Experiment mit dem Zauber Vergessen“, kam es vom Helden.
    Einige der Anwesende warfen sich vielsagende Blicke zu.
    Ignaz kam nun mächtig ins Schwitzen.
    Auch wieder eine typische Stelle für den Hero nach deiner Lesart: Ich bin mir sehr sicher, er meinte das hier überhaupt nicht böse, aber da ist er Ignaz ja wirklich mal so richtig in den Rücken gefallen!

    Die Taverne war sehr fortschrittlich. Es gab keine Trennung nach Geschlechtern, sondern einen Toilettenraum für egal welches Geschlecht, wo das Geschäft dann in einem Eimer verrichtet wurde.
    Bestes PotM-Material!

    „Ja, wie soll es auch sonst sein?“ fragte Gorn verständnislos. „Der eine bringt den anderen um, so läuft das nun mal.“
    Siehe oben – kann ich mir auch sehr gut als PotM vorstellen!

    „Ich drück mir mein Essen meist einfach so ins Gesicht“, meinte der Held.
    So ist es seit jeher auf Khorinis und Myrtana die traditionelle Speisesitte, ja.

    „Wäre doch gut möglich, dass er sich den schwarzen Novizen angezündet und geraucht hat. Das ist schon recht harter Stoff, wenn man nicht dran gewöhnt ist, oder?“
    Ajnif warf einen prüfenden Blick zu Lester herüber, der seinen Kopf hin und her wiegte: „Naja, geht so, eigentlich steckt man das ganz gut weg.“
    „Lester, sie meint, wenn man keinerlei Vorerfahrung mit Sumpfkraut hat“, erinnerte ihn Milten.
    Und auch das ist PotM-würdig! Muss man Lester ja wirklich daran erinnern, dass man tatsächlich auch keinerlei Vorerfahrung mit Sumpfkraut haben kann.

    Und hier noch eine kleine, nicht notwendigerweise vollständige Fehlerliste:
    Am besten schön vor den herrlich warmen Kamin setzen und was heißes Essen.
    was Heißes essen
    [...] Opolos, Lares, Angar, Grimes, Ingnaz, Mud und sogar der Geist Rhademes.
    Ingnaz, der Adoptivsohn von Ingmar und Ignaz?
    spuckte sie das erstbeste aus
    das Erstbeste
    Während sie aß sah sie sich in der Taverne um.
    aß, sah
    Endlich gelang es dem ersten eine sechs zu Würfeln
    zu würfeln
    und mit viel gutem Willen, konnte man in dem Holz einen Drachen erkennen.
    Komma weg
    damit der Held, der von seiner Seite aus ebenfalls buddelte schließlich die Leiche hindurchrutschen lassen konnte
    Komma nach "buddelte"
    „He, es war ein Unfall und dass ich ausversehen die schlechte Milch auf den Tisch gestellt habe bereue ich ja, also ist das in Ordnung.“
    aus Versehen; und ein Komma nach "habe"
    ------------------------------------------------------------------------------

  10. Beiträge anzeigen #290
    Deus Avatar von John Irenicus
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    Ich habe ein bisschen gebraucht, aber dann war ich mir beim Lesen doch sehr sicher, dass „Zwei Leben“ für Lord Regonas nur von Ajnif kommen kann (wobei das mit dem nur von Ajnif jetzt ja doch so ein bisschen in Frage gestellt wird, wenn Lord Regonas sich hier zumindest teilweise selbst bewichtelt haben sollte - alle folgenden Bezüge zur Autorin in diesem Kommentar daher unter Vorbehalt!) Die Sicherheit nahm ich dann weniger wegen etwaiger Eigenheiten bei Formulierungen und Schreibstil oder so, sondern einfach weil diese Stimmung eine ist, die so nur von Ajnif kommen kann. Eine große Melancholie, ein großer Ernst und eine irgendwie auch sehr erwachsene Thematik – was wohl auch der Grund dafür ist, warum ich mal wieder nicht so ganz verstanden habe, was hier nun passiert. Auf die Gefahr hin, dass das hier eine äußerst persönliche Story ist (ist ja immerhin eine für Lord Regonas von Ajnif aber auch gleichzeitig wieder von Lord Regonas selbst, wie hier gemunkelt wird ()!), halte ich mich mit allzu großen Deutungen mal lieber zurück, sondern lobe einfach nur das, was ich sehe!

    Zum einen finden ich den Erzählstil sehr gut, insbesondere also den Rahmen, den diese Story umgibt, wobei „Rahmen“ ja fast schon untertrieben gesagt ist, denn das macht ja schon einen sehr großen Teil der Erzählung aus. Stilistisch finde ich das nicht nur wegen des Wechselspiels zwischen rein äußerlichen Handlungsbeschreibung und sozusagen der Kommentierung und Hinterfragung des Ganzen im Kursivdruck so gut, sondern vor allem, weil die Schilderungen nicht überbordend sind, immer nur wenige Sätze umfassen, man aber trotzdem alles Wesentliche mitbekommt, ohne aber dass sich das alles zu knapp lesen würde. Fand ich gut gelungen, am Anfang wie am Ende!

    Den „konventionell“ erzählten Teil der Geschichte, also den Mittelteil, fand ich aber auch schön geschrieben. Gerade so diese ganze Hafenszenerie, das hast du wirklich gut hinbekommen, finde ich. Auch die Begegnung mit dem werten Herrn Vater, bei dem Daros ganz klassisch um die Hand der Tochter angehalten hat, hat mir gut gefallen. Der Vater kam da ja doch sehr bosshaft und patriarchenmäßig rüber, wirkte dann aber doch ehrlich nett und ging über bloße gönnerhafte Güte hinaus. Und wie das junge Liebespaar dann gemeinsam auf die Schiffsreise geht, das war auch eine tolle Aufbruchsstimmung, auch wenn der Vorspann bzw. Rahmen der Geschichte stimmungsmäßig ja schon vermuten ließ, dass das alles nicht von Anfang bis Ende eitel Sonnenschein sein wird. Ich hätte allerdings eher vermutet, dass Daros sich auf dieser Reise direkt eine schlimme, langsam fortschreitende Krankheit einfängt, die ihn dann zugrunde richtet. Mit dem Auftauchen eines waschechten Seeungeheuers hatte ich jedenfalls überhaupt nicht gerechnet, den Moment fand ich dann aber auch richtig gut – trotz der Bitterkeit, dass dieses junge Glück hier quasi mit einem Tentakelschlag schon wieder zerstört scheint! Das Ganze endet dann auch ziemlich abrupt, aber das finde ich auch nur sehr gut so, denn so ist es im wahren Leben ja auch: Nicht jedes Unglück nimmt sich die Zeit, in epischer Breite auserzählt zu werden, sondern nur allzu häufig kommt es genauso plötzlich wie es endgültig ist.

    Dadurch, dass dieser Strang dann abbricht und es wieder zur Rahmenhandlung geht, bin ich aber etwas ratlos. Ich hätte nun vorher eigentlich gedacht, die Rahmenhandlung ist sozusagen die Gegenwart des Mannes und der Frau, wohingegen der Mittelteil eben die Vergangenheit darstellt. Nun hätte ich bei dem Angriff des Seeungeheuers aber gedacht, dass beide dabei umkommen. Vielleicht ist aber auch nur die Frau umgekommen, und Daros hat überlegt und hat das nie verkraftet, und er fantasiert sich die Frau in der Rahmenhandlung nur herbei. Vielleicht ist es genau andersherum. Vielleicht haben es aber auch beide überlebt. Vielleicht aber sterben sie bei diesem Unglück und durchleben dabei schlicht diese Rahmenhandlung in ihrem Kopf. Ach, es ist so vieles möglich – für manche Geschichten bin ich einfach nicht klug genug!

    Fest steht aber, dass diese Geschichte sehr anrührend war, und überhaupt finde ich das toll, dass das Story-Wichteln nicht nur Weihnachtskitsch hervorbringt, sondern eben alle Facetten an Genres und Geschichten, und wie El Toro schon beschrieben hat: Man kann hier lachen, weinen und alles, was so dazugehört; und in dieser Geschichte ist es dann wohl eher das Weinen. Aber ein schönes Weinen irgendwo!

    Zum Schluss noch eine kleine verschämte Fehlerliste:
    Dann breitet sie ich rasant im Rest deines Körpers aus,
    Zu Leben bedeutete gleichermaßen zu sterben.
    Er öffnete seine Augen, sah in die Ihren.
    er spürte die kleinen Brocken die seinen Hals hinauf stiegen,
    (Komma nach Brocken)
    in der zwei gelblich wirkende Vögel ihrem Unmut Gehört verschafften
    (Abgesehen vom „Gehör“-Fehler ist hier auch diese sehr zögerliche Formulierung nicht so schön - „gelblich wirkend“, das ist ja gleich doppelt distanziert, da hätten es die „gelben Vögel“ wohl auch getan, oder?)
    Aufhebens an den dicken Balken des Drei- Masters.
    („Dreimasters“ wäre schon okay!)
    Es waren aber nicht nur die feinen Seiden und die Tonnen bestem Arborschen Weins
    (besten)
    dass ihrer Mutter alleine der im Hafen herrschende Geruch und der ebenso raue Ton, mehr als nur zuwider war.
    (Komma weg)
    In diesem Moment wirkte es tausendmal schöner als in jedem Vorherigen.
    („vorherigen“ klein)
    Das Feuer spielte einen wilden Tanz in seine Gesicht und ließ seine Augen aufregend schimmern.
    Sie stellte sich an die Rehling
    (Reling – der Fehler kam insgesamt dreimal vor)
    In der Ferne konnte sie eine Küste erkennen, zahlreiche Schiffe tumelten sich in den Gewässern.
    Gerne half sie dem Koch beim zubereiten
    Sie konnte sich nicht schlimmeres vorstellen als die Sonne und das Licht gar nicht mehr zu sehen
    Jetzt arbeite ich für deinen Vater und das habe ich auch schon gemacht bevor ich kennengelernt habe.
    Es gab einen schweren Ruck und die Variante kippte bedrohlich zur Seite.
    Der Verschreiber musste ja wenigstens einmal vorkommen.
    Es knackte über ihr und sie konnte nur entsetzt dabei zusehen als der große Mast entzwei brach und zur Seite wegfiel.
    (Komma nach „zusehen“)
    Die schweren Balken, die das prächtige Schiff zusammen halten sollten,
    (zusammenhalten)
    ------------------------------------------------------------------------------
    Geändert von John Irenicus (07.01.2021 um 10:11 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #291
    Deus Avatar von John Irenicus
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    Als „Rettet die goldene Nacht“ für El Toro ins Forum gepostet wurde, hatte ich schon per Ausschlussverfahren darauf gesetzt, dass diese Geschichte wohl von Oblomow stammen würde. Beim Hineinlesen hat sich das dann auch ziemlich schnell bestätigt, denn der allgemeine Schreibstil, die Positionierung der Absätze und die Art der Dialogführung, die verströmten direkt Oblomow-Vibes! Dabei sind das ja nur eher oberflächliche Eigenschaften, die ich jetzt gar nicht mal als Charakteristika für diese Geschichte ausmachen würde. Die Geschichte lebt nämlich noch von ganz anderen Dingen, oder vor allem von einem Ding, wie ich finde: Einem ganz vorzüglichen Humor!

    Zu Beginn wusste ich ja noch nicht, wie sich diese Geschichte entwickeln würde: Sehr düster, vielleicht sogar gen „Müll“-Atmosphäre, mit aufgekratzten, teils bizarren Persönlichkeiten und Schauplätzen? Oder doch eher sehr klassisch, episch, fanfictionisch und götterisch? Die Geschichte mag auch Elemente aus genannten Töpfen entnehmen, aber für mich war sie dann vor allem eines: Witzig, und sie wurde von Seite zu Seite witziger, aber ohne, dass sie den Anschein erwecken würde, vor allem auf Humor aus zu sein. Der Witz wird hier nicht gemacht, sondern er ergibt sich schlicht, nämlich vor allem aus dem Spannungsverhältnis zwischen Oran und Alzhara. Im Prinzip ist von der ersten Minute klar, dass Oran hier bei der Führung der reizbaren Lady durch die Räumlichkeiten des Tempels immer auch mit seiner Stellung oder gar mit seinem Leben spielt, aber durch die giftigen, bissigen Kommentare der Lady wird das ganze wirklich von mal zu mal lustiger, gerade weil sie jetzt auch nicht nur betont spöttisch und gehässig daherkommt, sondern tatsächlich auch ernsthaft (wenngleich eben auch humorvoll) darunter zu leiden scheint, wie unbeholfen Oran hier agiert. „Sie sind alle so dumm, und ich bin ihr Chef“, sagte einst ein römischer Feldherr, wie uns Goscinny&Uderzo überlieferten, und ein bisschen diese Haltung scheint bei Alzhara hier manchmal auch durch – wenn auch ihre Sorgen, wie man im weiteren Verlauf immer mehr erfährt, ja durchaus begründeter und ernster Natur sind. Trotz dieses ernstes Hintergrundes: Beim Lesen ist das zunächst einfach richtig witzig, und am meisten lachen musste ich an dieser Stelle:
    „Gut, vielleicht findet der Inhalt dieses Kruges eher Ihr Wohlgefallen. Hier haben wir nämlich eine neuartige Fermentationsmethode für Kohl gefunden. Zusammen mit den scharfen Blättern der Nordspitze, Rettich und Fischschuppen wird dieser zu einem wohlschmeckenden Produkt, das auch kalt genossen werden kann.“ Die Frau hatte während der Worte den Kopf in ihre Hand gelegt, der Hals vibrierte mit einem ungesund wirkenden Schimmer, von dem nicht zu sagen war, ob er von der Beleuchtung der Fackeln herrührte oder anderen Ursprungs war. „Oran, ich hatte ja schon befürchtet, dass du mir nichts weltbewegendes zeigst, aber Schädlinge und vergammeltes Gemüse, das ich bis hierher rieche, wie weit kann man dann sinken?“
    Ich find das einfach so herrlich, wie greifbar die Verzweiflung der Lady hier wird. PotM-würdig, fürwahr (natürlich erst nach Ausbesserung der zwei Tippfehler )!

    Das Ganze fand ich auch immer noch und gerade dann witzig, als die Lady sich uns Lesern als niemand geringeres als Alzhara zu erkennen gibt und in nicht mehr beherrschbarer Wut ihre Drachengestalt annimmt. Gerade Orans verzweifelte Versuche, sie noch irgendwie zu beruhigen, wie er hilflos hinter ihr herdackelt („Wir haben zwei Kühe im Steinbruch postiert, sollte Euch der Hunger überkommen.“ - großartig ), haben mich hier wieder richtig amüsiert. Beim Durchscrollen durch das PDF-Dokument vor dem Lesen – sowas sollte ich mir endlich mal abgewöhnen – hatte ich mir übrigens schon gespoilert, dass Alzhara vorkommen wird, sodass mir von Beginn an leider schon klar war, um wen es sich bei der Lady handelt. Auch ohne das Überraschungsmoment fand ich die Verwandlungsszene aber ziemlich stark, nicht nur lustig, sondern auch so einfach spannend. Zudem beginnt die Handlung hier so langsam ihre ernsten Hintergründe zu offenbaren: Das, was die Lady hier so aufbringt, ist nicht etwa Ausfluss irgendwelcher ladyhaften Allüren, sondern ist einerseits durch ihre, nun, äh, spezielle Disposition als Drachin bedingt, und andererseits eben um die Sorge um ihre Nachkommen, vielmehr noch darum, dass ihre Nachkommen zur ernsten Gefahr für die Menschen und die ganze Welt werden könnten, wenn man diesen gewissen Trieb zur Wut und zum Zorn nicht mit genügend Gold zu besänftigen weiß. Schön ist, dass diese Erkenntnis, dass es hier auch wirklich um etwas Wichtiges geht, den Humor nicht zugleich aus der Geschichte herausnimmt, das darf hier dann durchaus parallel existieren. Es macht die Geschichte aber natürlich noch ein Stückweit besser und „voller“, dadurch, dass dieser ganzen Tempelpflege und Goldanhäufung jetzt auch ein echter Zweck zukommt. Tolle Idee!

    Den Abschluss bildet dann die Begegnung mit dem Troll, und die verlief für mich ja ziemlich überraschend. Ich hatte mich ja tatsächlich von Alzharas Worten etwas einlullen lassen und mich auf ein Gespräch mit einem klassisch tumben Troll eingestellt, der nix rafft und eventuell dann auch einfach das macht, was man ihm so sagt. Als er dann direkt versucht halt, Alzhara anzugreifen, habe ich mir folgerichtig auch notiert „Ganz schön mutig, dieser Troll – oder aber ein bisschen dumm“, aber da habe ich diese Figur ja wirklich in zweierlei Hinsicht unterschätzt. Zum einen hinsichtlich ihrer Kampfstärke – der lässt sich ja nicht einfach mal so von ein bisschen Drachenfeuer grillen! Zum anderen, und wichtiger: Der Troll weiß sich ja durchaus auch verbal gegen Alzhara zu behaupten, da hätte es die ausdrückliche Beschreibung „der schwarze weise Troll“ gar nicht gebraucht, um diesen Eindruck zu vermitteln. Und einen Punkt deckt der Troll dann ja eigentlich ziemlich gut auf: Der Fisch stinkt von Kopf her. Will sagen: Dass es im Tempel nicht so vorangeht, wie Alzhara das gerne hätte, kann natürlich auch an ihr liegen. Und ich bin zwar nun wirklich kein Fan von „Geh mal arbeiten!“-Sprüchen, aber viel mehr als sich gelangweilt und gereizt durch die Tempelanlagen führen zu lassen, das hat man von Alzhara hier eben auch nicht gesehen, und bei allem Geschimpfe hätte sie vielleicht mal selber Ideen ersinnen können, wie man entweder rechtzeitig genügend Gold heranschafft, oder – weil das ja ohnehin nicht der Königsweg ist, wie der Troll erkennt – eine Alternative zur Besänftigung des Nachwuchses qua Gold entwickelt. So ein bisschen scheint das Alzhara ja auch zu dämmern, dabei sind die Erkenntnisse jetzt gar gar nicht so schwierig. Mir scheint, Alzhara hat bzw. hätte vor allem viel früher mal jemanden gebraucht, der ihr widerspricht und mal dagegenhält, wie es eben der Troll getan hat, statt sich die ganze Zeit nur mit hilflosen Kriechern zu umgeben (sie hätte ja eben zum Beispiel längst mal Ernst machen können und den überforderten Oran abservieren können, statt ihm dies immer nur anzudrohen)! Also, wie gesagt: Von der Begegnung mit dem Troll war ich wirklich überrascht, und das im besten Sinne. Da steckt, trotz der Kürze der Szene, ja doch viel drin, wenn man es denn sehen will.

    Den Schluss finde ich dann ja noch besser, denn die ersehnte Rettung bleibt ja aus, zumindest die langfristig erstrebte, denn letzten Endes sind die Drachen doch los, und all das Anhäufen von Gold hat schließlich nichts gebracht – im Grunde so wie vom schwarzen Troll schon irgendwo vorhergesehen. Guter Schlusspunkt einer rundum gelungenen Wichtelgeschichte – und dass Alzhara alias El Toro hier völlig realitätsgetreu abgebildet wurde, hat diese ja bereits selbst zugegeben, und es ist doch quasi für uns alle ein Geschenk, dass wir hier mal wenigstens lesend erleben durften, wie das so ist, wenn El Toros Kleider aufplatzen.

    Fehlerliste:
    Der Alte Mann stellte sich dabei demonstrativ neben eine Frau
    „Dieser Armreif, ist die wohl am größten hervorzuhebende Neuerung in unserem handwerklichen Schaffen“
    (Komma weg)
    „Wie man sieht ist die Konstruktion luftiger gebaut als in den vorangegangenen Jahren,
    (Komma hin hinter sieht)
    „Hast du aber, du nichtsnutziger Idiot, also mach dich vom AckerStück Dreck.“
    dass ihr immer noch diesen Schlüssel sucht zu einer Kammer die ich nicht mal sehen wollte.
    (Komma nach Kammer)
    wie Sie sehen können ist der Kornbestand fast mehr
    (Komma nach können)
    hat unser Küchenbesetzung vermehrt Pflanzliches auf den Tisch gebracht.
    Wenig Später waren sie
    „Oran, ich hatte ja schon befürchtet, dass du mir nichts weltbewegendes zeigst,
    in dessen Mittelpunkt die stets reptiloid wirkendere Dame auf ein vielfaches ihrer Größe anzuwachsen begann.
    Orlan lag bereits, den Kopf auf dem Boden, verbeugt vor der sich schmerzhaft windenden transformierenden Gestalt,
    Dass der alte Tavernenwirt hier nun auch noch reingerät, wer hätte das gedacht!
    „Nicht Ihr sollt knien, bitte hört uns zu Ende an. Die Drachenfüstin schnappte sich die Reste der Kuh und würgte sie in einem Happen herunter. Der Körper der Fürstin beruhigte sich wieder etwas.
    Hier ist die wörtliche Rede nicht geschlossen worden. In Wahrheit erzählt also Oran ab hier den ganzen Rest der Geschichte!
    dass er unsere Gaben, die wir ihm bereitstellten nahm und uns verschonte,
    (Komma nach bereitstellten)
    Ein paar zusätzliche Novizen, warfen sich neben Oran in den Schnee
    (Komma weg)
    In einer ausgedehnten Hochebene hatte sicher der Troll niedergelegt
    ------------------------------------------------------------------------------
    Geändert von John Irenicus (07.01.2021 um 09:42 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #292
    Deus Avatar von John Irenicus
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    Schon dem Ausschlussverfahren nach blieb zumindest auf meinem Tippzettel nur Lord Regonas als Autor von „Das Erbe des Bhaals“ übrig. Das so gefundene Ergebnis wurde dann aber auch sogleich beim Einstieg in die Geschichte untermauert, denn der Protagonist, der hier passenderweise Oblomow heißt, ist ein Charakter ganz im Stile diverser anderer Regonas-Geschichten: Der Mann, der in den Krieg ziehen muss, vorzugsweise gegen die Orks, und dabei den Beschützer gibt, aber auch sehr von der Liebe zu seiner Frau getrieben und erfüllt ist!

    Aus dieser Beziehung ergibt sich zu Beginn der Geschichte dann auch schon der erste Konflikt, und als Leser ist man natürlich schon ein bisschen mehr auf der Hut als der instory-Oblomow, denn das das Ganze wohl sehr tragisch enden könnte, das spürt man ja schon. Hier lag nicht wirklich ein Happy End in der Luft – wie das Ganze aber endet oder vielmehr vielleicht auch nicht endet, das war nun trotzdem nicht zu erwarten!

    Der Weg zum Ende hin ist dann aber auch spannend. Diese Belagerungssituation vor Gotha ist kurz umrissen, aber eindrücklich genug, um wirklich Kriegsatmosphäre aufkommen zu lassen (oder eben das, was ich als in Friedenszeiten und -gebieten Großgewordener so für Kriegsatmosphäre halte). Gerade auch der Aufmarsch der Orks, wie sie dann noch stundenlang außer Reichweite der Bogenschützen vor Gotha ausharren, das gab einfach eine schöne Spannung!

    Dann allerdings geht es auch schon ganz schnell, vor allem für Oblomow: Blitze, schauriger Nebel – da hätte ich ja alles gemacht, nur wäre ich nicht den Paladinen hinterher ausgerückt. Das Unglück folgt dann auch auf dem Fuße.

    Was dann aber vor allem folgt, ist der große, unerwartete Twist der Story: Nach der Begegnung mit dem neun Fuß hohen Wesen – das sind in etwa 2,74 Meter, wie ich mir gerade habe ausrechnen lassen, also ca. ein 3/4 MiMo – wacht Oblomow erst einmal wieder in seinem Bett auf. Da sich die Story seitenmäßig hier schon dem Ende näherte, dachte ich zuerst an eine Traumlösung, und ich hätte sie hier gar nicht so schlecht gefunden: Der visionäre Albtraum hätte Oblomow dann vielleicht zur Besinnung und dazu gebracht, auf Aerie zu hören und schlicht mit ihr fortzugehen. Stattdessen aber kommt es ganz anders, mit einer Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und tragischer Geistergeschichte, denn in der Tat muss der erschlagene Oblomow hier miterleben, wie er völlig hilf- und chancenlos dabei ist, sein noch lebendes Ich von der Reise zur Burg Gotha abzuhalten. Gerade die Erkenntnis, dass er zwar auch als Geist durchaus kleineren Einfluss auf seine Umwelt zu nehmen vermag, dies aber gerade nichts am vorherbestimmten Ablauf der Ereignisse ändern kann, ist dann besonders bitter und wirkungsvoll. Hat mir sehr gut gefallen! Einziger Kritikpunkt an diesem letzten, entscheidenden Teil der Geschichte wäre, dass der ja eigentlich doch ganz eingängige Clou hier aus Sicht Oblomows zu sehr und zu deutlich erklärt wird:
    Oblomow wurde es allmählich flau im Magen. Er erinnerte sich noch ganz genau an dieses Gespräch. Es hatte am Vorabend seiner Abreise stattgefunden und er selbst hatte es geführt. Nun musste er es erneut durchleben und nahm dabei ganz offensichtlich die Rolle des stillen Beobachters ein, denn sowohl Aerie, als auch sein früheres Ich bemerkten seine Anwesenheit nicht.
    Das hätte Oblomow hier vielleicht auch ein bisschen weniger deutlich kommentieren können, denn so wirkt es fast schon wie eine Erklärung an die Leser, für die ich als bekennender Nixchecker im Normalfall ja auch sehr dankbar wäre, die hier aber nun wirklich gar nicht nötig gewesen wäre. Mehr Gefühlseindrücke statt Faktenschilderung durch Oblomow – das wäre hier vielleicht noch einen Tick besser gewesen!

    Ansonsten habe ich an der Geschichte aber nichts zu bemängeln – abseits der üblichen Flüchtigkeitsfehler, die ich hier aber mal nicht aufliste. Einzig der Titel gibt mir Rätsel auf: Dieser und auch die Namenswahl für Oblomows Frau, Aerie, sind ja nun ganz eindeutig an Baldur's Gate (II) orientiert – in der Geschichte spiegelt sich davon aber nichts wieder, stattdessen gibt es die gewohnte Gothic-Kost. Wolltest du uns da wohl einen Streich spielen?

    Wie dem auch sei: Die Geschichte war von Anfang bis Ende unterhaltsam!
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  13. Beiträge anzeigen #293
    Deus Avatar von John Irenicus
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    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Der Tausendsassa vom Weihnachtswichtel

    Was für eine tolle Geschichte. Die 51 Seiten vergingen wie im Flug, weil sie sich so locker und leicht lesen ließen. Ich war beinahe sofort in der Geschichte drin, weil die Charaktere bekannt sind und sich gleich diese Gothic Atmosphäre eingestellt hat. Die alten Verhaltensweisen, der Charaktere, der raue Umgangston, herrlich. Gleichzeitig hat der Autor aber auch viel Wortwitz einfließen lassen und kreative Ideen in die Beschreibungen gebracht. Ich hab deutlich gemerkt, dass der Autor viel Spaß hatte die Geschichte zu schreiben und das hat sich dann auch direkt auf mich beim Lesen übertragen.

    [...]
    Ja Eispfötchen, dann mal herzlichen Dank für diesen netten Kommentar! Das freut mich sehr, dass dir die Geschichte so gut gefällt, und ehrlicherweise bin ich da auch ziemlich erleichtert drüber. Zwischendrin beim Schreiben war ich mir nämlich gar nicht mehr so sicher, ob dir die Geschichte gefallen würde und ob ich den richtigen Ton getroffen habe. Gerade beim ganzen Aspekt rund um Gravos auftretende Gebrechen und Zipperlein und der anstrengenden Minenarbeit und so hatte ich ja die Befürchtung, dass das Ganze nun zu sehr in so eine „Armer Juan“-Stimmung gerät, und diese Story fandest du aus nachvollziehbaren Gründen ja nicht durchgängig spannend, um es mal so zu formulieren. Genau das galt es hier ja unbedingt zu vermeiden. Ich bin also froh, dass ich offenbar doch noch die richtige Balance beim Erzählen gefunden habe!

    Schön finde ich auch, dass du die paar weihnachtlichen Bezüge in der Story aufgenommen hast, die sind ja eher rar gesät, aber es ist ja auch keine Pflicht bei Wichtelgeschichten. Noch viel lieber hätte ich ja gerne noch ein paar Bezüge zu deiner Person eingebaut, aber die ganzen Knalleranekdoten über deine Onkels und so hast du in der Taverne ja leider erst rausgehauen, als ich meine Wichtelgeschichte schon längst abgegeben hatte. Kann ich dann ja vielleicht beim nächsten Mal verwerten!

    Vielen Dank also nochmal fürs Lesen und für den Kommentar.
    Geändert von John Irenicus (07.01.2021 um 09:44 Uhr)

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  15. Beiträge anzeigen #295
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Was denn für Knalleranekdoten mit meinen Onkels?
    Das ...

    Ich erinnere mich noch gut an den Tag als unser Onkel mit meinen cousinen ankam und wir Kinder einfach mal oben bei meinem Bruder Dino Crisis zugeguckt haben. Mein Onkel war etwas erschrocken, las die Übersetzungstexte immer extra falsch vor. "Ohje da ist jemand schlimm verletzt, wir müssen sofort den Krankenwagen rufen." Als man die zerfleischte Leiche eines Typen fand. Also die Art Typ, die dazu da ist nur mal zu zeigen, dass hier was gefährliches rumläuft. So gesehen... Bei dem pixelbrei hat man damals eh kaum was gesehen. Trotzdem sollten wir dann das spiel beenden.
    ... und das:

    Mein anderer Onkel war nicht ganz so schlimm, fand es aber furchtbar, dass ich mit seiner Tochter, also noch eine andere Cousine von mir, Timon und Pumbaa gespielt habe, weil man da als Pumbaa rumrülpsen konnte, um möglichst viele Punkte zu erzielen und mir wurde dann vorgehalten, ich würde all seine gute Erziehung zunichte machen, indem ich solche Rülps und Pupsspiele verbreiten würde.
    Bin mir sehr sicher, wenn man nur lange genug überlegt, kann man das zum Grundthema einer wunderbaren Wichtelgeschichte machen.

  16. Beiträge anzeigen #296
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Ach das. Ja, gibt bestimmt Stoff für eine Wichtelgeschichte. Müsste man sich nur einfallen lassen wo in der Gothicwelt die Kinder herkommen. ;-)

  17. Beiträge anzeigen #297
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    ------------------------------------------------------------------------------
    Dass „Eingeschneit in der Taverne zum hungrigen Schattenläufer“ für Ajnif von Eispfötchen stammt, war mir relativ schnell klar, und das lag eben vor allem an der grandios-lustigen Darstellung unseres namenlosen Helden, wie man sie ja auch schon aus anderen Eispfötchen-Werken kennt. Nicht nur war die typische „Ich sehe da kein Problem“-Haltung des Helden bei dieser Story hier Erkennungsmerkmal, sondern auch einer der Säulen, auf der die Geschichte steht und die sie so unterhaltsam macht! Ich musste nämlich speziell bei seinen trockenen Sprüchen häufiger auflachen, und ich finde den Kerl, so wie du ihn darstellst, einfach klasse. Der hat halt wirklich mit nix was zu tun und lebt einfach in seiner eigenen Welt. Und ich finde, er ist ja in dieser Hinsicht auch nicht so weit weg vom Helden aus dem Spiel, der ja auch immer einfach mal macht statt viel darüber nachzudenken.

    Die Einführung in die Story fand ich zunächst ganz stimmungsvoll, wie Ajnif sich da durch den Schnee zur Taverne kämpft. Ihren Empfang hätte ich aber anders erwartet: Nicht etwa wird sie, wie es in unserer echten Taverne wäre, gebührend als die Queen of the Reich empfangen, sondern sie ist zunächst ein ziemlicher Zaungast und steht eine ganze Zeit lang eher am Rande des großen Schaulaufens an Gothic-Charakteren, dass sich uns hier bietet: Die vier Freunde, die drei mächtigen Magier, Ignaz, Mud, mit Rhademes sogar ein waschechter Geist, und das sind sogar noch längst nicht alle, die hier anwesend sind! Lediglich bei Dennis war ich ein wenig ratlos: Dass das ein Orksöldner aus Gothic 3 ist, daran konnte ich mich gerade noch so erinnern, aber sonst hatte ich den jetzt nicht so als herausragende Persönlichkeit eingestuft (das Urteil kommt jetzt allerdings auch von einem, der Karrypto beim Recherchieren auf mondgesaenge.de irrtümlich für schwarz gehalten hat und darauf dann auch wesentliche Teile einer ganzen Story aufbaute, von daher ... )! Allerdings macht sich sein Auftritt ja dadurch verdient, dass er die für das Wichteln so wichtige Würfel mit sich führt!

    Überhaupt bekommt ja eigentlich so gut wie jede der Personen ihren großen oder wenigstens kleinen Moment, das hast du ganz gut hinbekommen dafür, dass du da so eine große Personenanzahl auftreten lässt – da besteht ja erfahrungsgemäß immer die Gefahr, dass wer zu kurz kommt. Entschärft wird diese Gefahr natürlich dadurch, dass man als Gothic-Spieler die Figuren ja alle kennt und einzuordnen weiß, sodass man sie auch leicht auseinanderhalten kann. Also, wenn man denn Gothic gespielt hat. Dass Ajnif in der Hinsicht vermutlich immer noch nicht ihre Hausaufgaben gemacht hat, wäre allein ihr zur Last zu legen. Aber wie dem auch sei: Die spezifischen Charaktereigenschaften der anwesenden Leute werden hier schon ziemlich gut ausgespielt: Fellan sorgt sich ums Dach, Mud ist die Unschuld in Person, Grimes hat sowieso schon viel Schlimmeres erlebt, Vatras ist die personifizierte Milde und Pyrokar der gewohnt gestrenge Obermagier. Das ist deshalb auch alles sehr klassische Fanfiction, weil hier klar die Frage durchscheint: Wie würden die uns bekannten Personen denn auf Situation X realistischerweise reagieren? Und diese Frage scheint mir hier doch gelungen beantwortet zu sein!

    Ein bisschen sehr breitgetreten hast du dann das eigentliche Wichtelgeschehen, und ich hatte mich dann spätestens nach der ersten Zusammenfassung des Ganzen („Die Dinge wurden hin und her geschoben, getauscht, weggelegt, zurückgeholt.“) dann doch gefragt, ob jetzt nicht so langsam mal gut sei. Aber tatsächlich sind die „Endzuordnungen“ beim Tausch, die danach noch folgen, ja bedeutsam für den weiteren Fortgang der Geschichte. Zum anderen wirken die tragischen Unfälle, die dann kurz darauf folgen, im Kontrast zur vorher noch ausgiebig zelebrierten Harmlosigkeit des Geschehens direkt noch tragischer. Ich hätte ja vorher erst gedacht, die Geschichte entwickelt sich dahin, dass nun doch noch das Feuerholz ausgeht, aber dass die Wichtelrunde dann in ein Cluedo-Spiel mündet, das war so natürlich nicht zu erwarten! Hier haben dann die vielen Figuren und die vielen durch das Wichteln eingebrachten Gegenstände auch wieder ihren Sinn, und insgesamt fand ich den Teil der Story dann auch ziemlich unterhaltsam – sodass ich dann auch bereit war, zu akzeptieren, dass alle anwesenden Personen, inklusive Ajnif, die Tode von erst Fellan und dann auch noch Mud ja doch relativ gelassen hinnehmen und weniger betroffen davon sind, als vielmehr in Angst bzw. sogar noch eher in Rage darüber, dass es unter ihnen einen Mörder geben könnte. Es regnet weiter locker-flockige Sprüche und insbesondere der Held blüht in dieser Hinsicht wieder ziemlich auf und hat eigentlich mit fast jeden Satz einen Treffer in mein Humorzentrum gelandet! Das wäre also sowieso nicht passend gewesen, wenn die Story hier in eine düstere Stimmung gekippt wäre. Besonders pointiert zeigt sich dieser lockere Blick auf den Tod zweier Menschen dann ja auch am Ende, was wirklich richtig witzig formuliert ist: „[...] dass die Sache damit geklärt war und es nicht zu einem möglichen Lynchmord in ihrer Lieblingstaverne gekommen war, sondern nur zu zwei Unfällen.“ - Wohl wahr, man muss auch mal das Positive sehen, wenn schon Fellan bekifft vom Dach gefallen und Mud wie einst Elvis aufm Scheißhaus abgekackt ist. Dass es am Ende dann vor allem Ajnif ist, die mit ihrer bekannten besonnenen Art zur Klärung der Vorfälle beiträgt, macht sich in so einer Wichtelgeschichte natürlich gut und passt natürlich auch zu unserer Frau Moderatorin.

    Insgesamt also eine durchaus unterhaltsame Story! Ich habe mir noch ein paar Einzelstellen notiert, die ich gerne gesondert würdigen würde:

    Da tat er mir ja wirklich ein bisschen leid! Und so irritierend ich das am Anfang noch fand, dass allen Ernstes Rhademes bei der Truppe hockt, so nett fand ich seine Rolle im weiteren Verlauf der Story. Als Schiedsrichter ist er auch gut gewählt, finde ich, denn bei seiner gruseligen Stimme würde ich, im Gegensatz zu Lares, ja niemals widersprechen. Und auch in der etwas zotigen Szene, als Ajnif dem Ruf der Natur folgen muss, spielt Rhademes ja eine gewisse Rolle. Ich kann ja nicht, wenn mir jemand dabei zuschaut, und ob es so viel anders wäre, wenn ich wüsste, da ist ein beschworener (von wem eigentlich?) Geist in der Nähe ...


    Naja, „Kleinigkeiten“, wie man's nimmt … also so eine Axt, ein Schwert, einen magischen Erzbrocken, natürlich auch Ajnifs Schal … liegt ja doch einiges Tolles auf dem Tisch! Für die dort versammelten Charaktere aber vermutlich wirklich nichts Besonderes. Ich selber wäre ja auf das Wolfsmesser aus gewesen, das fand ich nämlich schon immer irgendwie cool!


    Finde ich ja sehr entlastend, dass du „sein neues Schwert zu polieren“ und nicht einfach nur „sein Schwert zu polieren“, das wäre nämlich doch sehr metaphorisch gewesen – aber wer weiß, vielleicht ist es ja immer noch so gemeint!


    Dass unser unkaputtbarer Held sich da wundert, ist natürlich klar. Super auch, wie er es später dann selber ausprobiert und sich mal ganz beiläufig eine kleine Verstauchung attestiert, aber ja, das ist für ihn ja nix!


    Ein sehr kleines Detail, aber mir hat es gut gefallen und es charaktisiert Pyrokar auch so treffend: „befehlsgewohnt“, sehr schön!


    Auch wieder eine typische Stelle für den Hero nach deiner Lesart: Ich bin mir sehr sicher, er meinte das hier überhaupt nicht böse, aber da ist er Ignaz ja wirklich mal so richtig in den Rücken gefallen!


    Bestes PotM-Material!


    Siehe oben – kann ich mir auch sehr gut als PotM vorstellen!


    So ist es seit jeher auf Khorinis und Myrtana die traditionelle Speisesitte, ja.


    Und auch das ist PotM-würdig! Muss man Lester ja wirklich daran erinnern, dass man tatsächlich auch keinerlei Vorerfahrung mit Sumpfkraut haben kann.

    Und hier noch eine kleine, nicht notwendigerweise vollständige Fehlerliste:

    was Heißes essen

    Ingnaz, der Adoptivsohn von Ingmar und Ignaz?

    das Erstbeste

    aß, sah

    zu würfeln

    Komma weg

    Komma nach "buddelte"

    aus Versehen; und ein Komma nach "habe"
    ------------------------------------------------------------------------------
    Vielen Dank für dein Review. Es ist natürlich schön, dass es dir gefallen hat.
    Ehrlich gesagt wollte ich auch, dass man mitbekommen kann, dass ich die Geschichte geschrieben habe. So ein paar Tipps mussten da also rein. Oder sollen die Wichtel nicht erkannt werden? Vielleicht habe ich da auch was falsch verstanden...

    Wie man vielleicht merkt mag ich den Charakter des Helden auch sehr gern. Besonders diese "packen wir es an" Stimmung, die er so verbreitet.

    Wie Ajnif auf die Gothiccharaktere reagiert und umgekehrt, darüber habe ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen. Es wäre sicher anders gegangen, aber letztendlich habe ich mich dann für diese simple Lösung entschieden, weil ich dachte wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, lande ich in einer kalten Schneewehe und vom Dach kommt noch eine kleine Lawine nach.

    Oh ja, Dennis. Den hab ich aus 2 Gründen reingenommen. Zum einen wollte ich nach all den relativ bekannten Charakteren einen haben der gänzlich unwahrscheinlich ist und bei dem ich vergleichsweise viel Gestaltungsspielraum hätte und zum anderen sollte auch noch ein Gothic 3 Charakter mit rein, weil ich das Gefühl hatte die wären immer unterpräsent.

    Mit dem Wichteln hab ich mich schwer getan. Die Idee davon und anschliessend mit dem "Cluedo" gefiel mir, aber die Umsetzung war nicht leicht. Sollten auch noch mehr Charakter mit rein. Z. B. Quahodron, der dann ebenfalls Opfer geworden wäre und einige Magier bezichtigt werden würden den Zauber "untote vernichten" benutzt zu haben, was rein logisch betrachtet vermutlich eh nicht funktioniert hätte, aber es ging um die Schnapsideen an sich die "der wütende Mob" so hat. Rhademes wäre dann wie verrückt im Dreieck gesprungen und hätte was davon gerufen, dass kein Toter oder Sterblicher mehr sicher wäre und wohl die nackte Panik ausgebrochen wäre, aber das wäre dann zu viel geworden, ausserdem hätte ich dann noch erklären müssen wie der denn wirklich "gestorben" wäre. Oder sagt man da endgültig entschwunden?
    Jedenfalls bin ich froh, dass ich das doch nicht gemacht habe.
    Mit dem Wichteln ist es dann schwer mit der Beschreibung geworden. Ich hab mir tatsächlich aufgeschrieben und aufgemalt wo jeder sitzt und was er bekommt, weitergibt und letztendlich hat, damit ich keine groben Schnitzer in die Story haue. Ich hoffe es ist trotz allem nicht passiert.

    Was den Tod der Charaktere angeht. Die meisten Gothiccharaktere schätze ich schon so ein, dass ein Todesfall in ihrer rauen Welt nichts ungewöhnliches ist. Die Magier haben da wohl noch am ehesten ein Interesse daran einen Mörder zu entlarven. Ausserdem wollte ich nicht, dass die Geschichte drü kend wird, sollte eher lustig und leicht bekloppt sein.

    Auch wenn Rhademes "nur" Schiedsrichter war und jemanden durch die Taverne begleiten kann, ohne selbst Mordopfer zu werden, bin ich froh ihn doch noch mit rein genommen zu haben. Er sorgte so für ein paar unerwartete und witzige Momente, auch wenn ich den Umstand, dass ihn eigentlich nur der Held und vielleicht noch Saturas verstehen sollten, da ja nur die die alte Sprache sprechen voll unter dem Teppich gekehrt habe. Wer ihn beschworen hat? Hm... So genau habe ich da nicht drüber nachgedacht. Vielleicht ja Saturas um ihn über die Klaue Beliars auszufragen, oder so etwas.

    Von dem Zeug auf dem Tisch hätte ich den Heiltrank haben wollen.

    Oh, bei "Schwert polieren" hab ich das diesmal wirklich auch so gemeint. Schätze Lares nicht so ein, dass er die andere Interpretation vor aller Leute augen durchführt. ;-)

    Ja, also, das mit der Verstauchung war gleich ein mehrfacher Gag, auch wenn die 2. Variante nur mein Kumpel merken konnte (mit dem ich die Geschichte test gelese habe).
    1. Sollte es mal wieder darstellen, dass der Held Gefahren nicht mehr richtig einschätzen kann und sich viel zu schnell selbst gefahren aussetzt und er die Folgen dann herunterspielt.
    2. Ist das "es ist nur eine Verstauchung" bei meinen Kumpels und mir zu einem running Gag geworden, nachdem ich mir letztes Jahr im gemeinsamen Urlaub in Dänemark während eines Hindernisslaufs das linke Sprunggelenk gebrochen hatte und ich felsenfest behauptet hatte, dass es nur eine Verstauchung wäre, weil ich zum einen der Meinung war ein Bruch wäre noch schlimmer und zum anderen mein Auto in Dänemark hätte stehen lassen müssen (wir waren 4 Personen, 2 Fahrer, 2 Autos) was ich nicht wollte.

    Ich bin mal gespannt, ob es was aus dieser Geschichte in die PotM schafft. Wäre natürlich schön.

    Lester will glaube ich gar nicht sehen, dass Sumpfkraut schlecht ist. Er hat da eine eigene Sicht drauf. Was es mit dem "schwarzen Novizen" auf sich hat, kläre ich übrigens im neuen Kapitel von "neue Abenteuer braucht der Held" auf. ;-)
    Angesprochen hatte ich schon mal in dem Kapitel wo die Truppe wieder in Khorinis ankommt und Lester und der Held vor dem Pass quatschen. Ging drum, dass Dar vom Helden diese Dunkelpilztabak mischung geraucht hatte, sie selbst für ihn zu krass war. Lester diese Mischung etwas perfektioniert hat, sie schwarzer Novize genannt hat und für besondere Gelegenheiten aufbewahrt, wenn er sich mal voll zudröhnen will, weil... Gründe.
    Ebendiese hochgefäheliche Mischung ist dann Fellan in die Hände gefallen. Ich denke also dass Lester mindestens so viel Schuld wie der Held an den "Unfällen" in der Taverne zum hungrigen Schattenläufer hat.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für dein Review. Es ist natürlich schön, dass es dir gefallen hat.
    Ehrlich gesagt wollte ich auch, dass man mitbekommen kann, dass ich die Geschichte geschrieben habe. So ein paar Tipps mussten da also rein. Oder sollen die Wichtel nicht erkannt werden? Vielleicht habe ich da auch was falsch verstanden...
    Kann jeder so machen, wie er will, würde ich mal sagen! Einige hier erkennt man ja eh relativ sicher am Stil oder der Themenwahl, auch wenn manche dann offenbar trotzdem ab und an versucht haben, ihre Urheberschaft zu verschleiern. Ich selbst habe mir dahingehend eigentlich von Anfang an nie Mühe gegeben und die ganzen letzten Jahre - beim aktuellen Wichteln ausnahmsweise mal wieder nicht - auch immer einen ziemlich deutlichen Hinweis auf mich platziert, von daher ...

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Wie man vielleicht merkt mag ich den Charakter des Helden auch sehr gern. Besonders diese "packen wir es an" Stimmung, die er so verbreitet.
    Ja, ist gerade zu vorbildhaft, wie er sich nicht von irgendwelchen Sorgen oder Gedanken an das, was schiefgehen könnte, hemmen lässt! Auch wenn die praktischen Auswirkungen dieser unbekümmerten Vorgehensweise ja nicht immer so dolle sind ...

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Oh ja, Dennis. Den hab ich aus 2 Gründen reingenommen. Zum einen wollte ich nach all den relativ bekannten Charakteren einen haben der gänzlich unwahrscheinlich ist und bei dem ich vergleichsweise viel Gestaltungsspielraum hätte und zum anderen sollte auch noch ein Gothic 3 Charakter mit rein, weil ich das Gefühl hatte die wären immer unterpräsent.
    Da hast du wohl Recht: In diesem Forum domnnieren Khorinis und Bewohner die Geschichten deutlich!

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Mit dem Wichteln ist es dann schwer mit der Beschreibung geworden. Ich hab mir tatsächlich aufgeschrieben und aufgemalt wo jeder sitzt und was er bekommt, weitergibt und letztendlich hat, damit ich keine groben Schnitzer in die Story haue. Ich hoffe es ist trotz allem nicht passiert.
    Ich würde sagen, dass ich das doch relativ genau mitverfolgt habe, und mir ist kein Fehler aufgefallen. Da hat sich dein sorgfältiges Vorgehen also ausgezahlt.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Was den Tod der Charaktere angeht. Die meisten Gothiccharaktere schätze ich schon so ein, dass ein Todesfall in ihrer rauen Welt nichts ungewöhnliches ist. Die Magier haben da wohl noch am ehesten ein Interesse daran einen Mörder zu entlarven. Ausserdem wollte ich nicht, dass die Geschichte drü kend wird, sollte eher lustig und leicht bekloppt sein.
    Bei den Gothic-Charakteren würde ich das auch so sehen. Ich hätte eher bei Ajnif gedacht, also der instory-Ajnif, dass sie total mitgenommen davon ist. Aber gerade sie bewahrt ja einen sehr kühlen Kopf.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Er sorgte so für ein paar unerwartete und witzige Momente, auch wenn ich den Umstand, dass ihn eigentlich nur der Held und vielleicht noch Saturas verstehen sollten, da ja nur die die alte Sprache sprechen voll unter dem Teppich gekehrt habe.
    Völlig angemessener Gebrauch künstlerischer Freiheit an dieser Stelle, würde ich mal sagen!

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Von dem Zeug auf dem Tisch hätte ich den Heiltrank haben wollen.
    Rein praktisch gedacht wahrscheinlich auch am nützlichsten für den Ottonormalmenschen.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Oh, bei "Schwert polieren" hab ich das diesmal wirklich auch so gemeint. Schätze Lares nicht so ein, dass er die andere Interpretation vor aller Leute augen durchführt. ;-)
    Ja, so schätze ich Lares auch nicht ein, und die anderen Figuren eigentlich auch nicht. Vielleicht mit Ausnahme von Gorn nach ausreichender Menge Bier, "Kommt schon, Jungs, so läuft das nunmal ..."

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    2. Ist das "es ist nur eine Verstauchung" bei meinen Kumpels und mir zu einem running Gag geworden, nachdem ich mir letztes Jahr im gemeinsamen Urlaub in Dänemark während eines Hindernisslaufs das linke Sprunggelenk gebrochen hatte und ich felsenfest behauptet hatte, dass es nur eine Verstauchung wäre, weil ich zum einen der Meinung war ein Bruch wäre noch schlimmer und zum anderen mein Auto in Dänemark hätte stehen lassen müssen (wir waren 4 Personen, 2 Fahrer, 2 Autos) was ich nicht wollte.
    Ist ja auch der top-secret-move bei Knochenbrüchen: Solange man nicht weiß und nicht akzeptiert, dass es ein Bruch ist, tut's auch nicht so weh und alles funktioniert noch. Ein Bekannter von mir hat sich mal bei einem Sprung aus dem Fenster den Arm gebrochen, und ist danach noch am selben Tag mehrere Kilometer mit seinem Motorroller nach Hause gefahren.

  19. Beiträge anzeigen #299
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline
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    ------------------------------------------------------------------------------
    Schon dem Ausschlussverfahren nach blieb zumindest auf meinem Tippzettel nur Lord Regonas als Autor von „Das Erbe des Bhaals“ übrig. Das so gefundene Ergebnis wurde dann aber auch sogleich beim Einstieg in die Geschichte untermauert, denn der Protagonist, der hier passenderweise Oblomow heißt, ist ein Charakter ganz im Stile diverser anderer Regonas-Geschichten: Der Mann, der in den Krieg ziehen muss, vorzugsweise gegen die Orks, und dabei den Beschützer gibt, aber auch sehr von der Liebe zu seiner Frau getrieben und erfüllt ist!
    Der Klassiker halt

    Aus dieser Beziehung ergibt sich zu Beginn der Geschichte dann auch schon der erste Konflikt, und als Leser ist man natürlich schon ein bisschen mehr auf der Hut als der instory-Oblomow, denn das das Ganze wohl sehr tragisch enden könnte, das spürt man ja schon. Hier lag nicht wirklich ein Happy End in der Luft – wie das Ganze aber endet oder vielmehr vielleicht auch nicht endet, das war nun trotzdem nicht zu erwarten!
    Dazu dann wohl später mehr...

    Der Weg zum Ende hin ist dann aber auch spannend. Diese Belagerungssituation vor Gotha ist kurz umrissen, aber eindrücklich genug, um wirklich Kriegsatmosphäre aufkommen zu lassen (oder eben das, was ich als in Friedenszeiten und -gebieten Großgewordener so für Kriegsatmosphäre halte). Gerade auch der Aufmarsch der Orks, wie sie dann noch stundenlang außer Reichweite der Bogenschützen vor Gotha ausharren, das gab einfach eine schöne Spannung!

    Dann allerdings geht es auch schon ganz schnell, vor allem für Oblomow: Blitze, schauriger Nebel – da hätte ich ja alles gemacht, nur wäre ich nicht den Paladinen hinterher ausgerückt. Das Unglück folgt dann auch auf dem Fuße.
    Leider fehlte mir da dann die Zeit. Die Stelle mit dem Dämon hätte ursprünglich wesentlich ausfürhlicher aussehen sollen.

    Was dann aber vor allem folgt, ist der große, unerwartete Twist der Story: Nach der Begegnung mit dem neun Fuß hohen Wesen – das sind in etwa 2,74 Meter, wie ich mir gerade habe ausrechnen lassen, also ca. ein 3/4 MiMo – wacht Oblomow erst einmal wieder in seinem Bett auf. Da sich die Story seitenmäßig hier schon dem Ende näherte, dachte ich zuerst an eine Traumlösung, und ich hätte sie hier gar nicht so schlecht gefunden: Der visionäre Albtraum hätte Oblomow dann vielleicht zur Besinnung und dazu gebracht, auf Aerie zu hören und schlicht mit ihr fortzugehen. Stattdessen aber kommt es ganz anders, mit einer Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und tragischer Geistergeschichte, denn in der Tat muss der erschlagene Oblomow hier miterleben, wie er völlig hilf- und chancenlos dabei ist, sein noch lebendes Ich von der Reise zur Burg Gotha abzuhalten. Gerade die Erkenntnis, dass er zwar auch als Geist durchaus kleineren Einfluss auf seine Umwelt zu nehmen vermag, dies aber gerade nichts am vorherbestimmten Ablauf der Ereignisse ändern kann, ist dann besonders bitter und wirkungsvoll. Hat mir sehr gut gefallen! Einziger Kritikpunkt an diesem letzten, entscheidenden Teil der Geschichte wäre, dass der ja eigentlich doch ganz eingängige Clou hier aus Sicht Oblomows zu sehr und zu deutlich erklärt wird:

    Das hätte Oblomow hier vielleicht auch ein bisschen weniger deutlich kommentieren können, denn so wirkt es fast schon wie eine Erklärung an die Leser, für die ich als bekennender Nixchecker im Normalfall ja auch sehr dankbar wäre, die hier aber nun wirklich gar nicht nötig gewesen wäre. Mehr Gefühlseindrücke statt Faktenschilderung durch Oblomow – das wäre hier vielleicht noch einen Tick besser gewesen!
    Habe den Satz enfernt. Danke für den Hinweis.

    Ansonsten habe ich an der Geschichte aber nichts zu bemängeln – abseits der üblichen Flüchtigkeitsfehler, die ich hier aber mal nicht aufliste. Einzig der Titel gibt mir Rätsel auf: Dieser und auch die Namenswahl für Oblomows Frau, Aerie, sind ja nun ganz eindeutig an Baldur's Gate (II) orientiert – in der Geschichte spiegelt sich davon aber nichts wieder, stattdessen gibt es die gewohnte Gothic-Kost. Wolltest du uns da wohl einen Streich spielen?
    Ich wollte alles auf dich schieben

    Wie dem auch sei: Die Geschichte war von Anfang bis Ende unterhaltsam!
    ------------------------------------------------------------------------------
    Dankeschööön

  20. Beiträge anzeigen #300
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    Dass „Ein gutes Ende“, die famose Wichtelgeschichte für mich, von El Toro stammt, das war mir eigentlich schon vor dem Lesen herbst- und wintersonnenklar: Die allgemeine Aufmachung, süßer die Glocken nie klingen, für echte Ratefüchse dann noch den in der PDF eingetragenen Autorennamen automatisch vom Leser anzeigen lassen – alles dead giveaways! Die hätte es aber auch gar nicht gebraucht, um herauszufinden, dass diese Story nur El Toros Feder entsprungen sein kann, denn der allgemeine Schreibstil, die gewissen Signalwörter (Spannkraft!), die mir mit meinem Bildungshorizont völlig unbekannten Begriffe (auch nach dem Googlen weiß ich immer noch nicht ganz eindeutig, was Aporie wohl ist), das nicht ganz fassbare Fantastische und nicht zuletzt die ein oder andere versteckte Anspielung sind da schon Indizien genug!
    Und ich dachte immer, dass man meine Geschichten an ihrer not so woke #toxicfemininity, ihren krassen Kastrationsmetaphern und den insolenten Impotenzinsinuationen erkennt!
    Spannkraft habe ich übrigens von Sven Regener geklaut, was war das für ein Aha(nicht AHA)-, ja geradezu Erweckungserlebnis, als ich las: „‘Guten Morgen, Kompanie!‘, rief der Major voller Spannkraft.“ Liebe auf den ersten Blick!

    Was den allgemeinen Schreibstil angeht, hätte man durchaus auch Laido vermuten können (hätte, seufz), zumal das hier ja auch ein Grundsetting ist, das durchaus an die Knallerstory „Die Berechenbarkeit“ erinnert, und da kann ich mich jetzt wohl freuen, dass ich quasi eine Entsprechung zu dieser Story geschenkt bekommen habe! Eine Laido-Toro-Verwechslung hatte ich beim Raten in vergangenen Wichtelaktionen außerdem auch schon einmal, offenbar gleichen sich die Schreibstile bei den Top-Autoren einfach so ein bisschen an. Indes: Es gibt so die ein oder andere Formulierung, die ist stilistisch unverwechselbar, da El Toro as fuck („ … während der Mond, der mittlerweile aufgegangen war, wie das halbgeöffnete Auge eines Toten auf sie hinabsah.“), und weckt in mir dieses ganz spezifische Neidgefühl dahingehend, auch mal so tolle Formulierungen erdenken oder wenigstens irgendwo klauen zu können.
    Ich bin mir ja der Tatsache bewusst, dass die größte Freude, die man dir im Storyforum machen könnte, irgendwie mit Laido zusammenhinge, und da wollte ich mich natürlich nicht lumpen lassen! Da ich Laido außerdem mit religiösem Eifer verehre, überlege ich mir, analog zu „What would Jesus do?“, manchmal wirklich „Wie würde es Laido sagen?“

    Ich bin jetzt ein bisschen am Überlegen, wie ich den Kommentar nun anstelle: Irgendwelches Lob zu diversen Einzelstellen artet in Zerpflückung aus und ist angesichts der Schreibkünste unserer Lichtgestalt des Story-Forums ja auch überflüssig, zumindest aus so wenig berufenem Munde wie mir; für eine übergreifende Deutung dieses Textes fehlen mir die exegetischen Fähigkeiten (hätte ich mal lieber was Ordentliches studiert), und auch wenn ich das Gefühl habe, dass El Toro das durchaus amüsieren könnte, wenn ein Mann auf klug schwafelt und dann doch nur bei flachgeistig landet, will ich mich so sehr nackt dann lieber auch nicht machen!
    Du bist und bleibst einfach der Meister des Kopf(porno)kinos!
    Ich habe ja so meine Probleme mit schwafelnden Pappnasen, zugegeben, aber, John! Ma‘ ehrlich! Hier wird sich keiner finden, der eine deiner Exegesen nicht als persönlichen Gewinn empfunden hätte. Bist halt ein kluger Boi.

    Deshalb beginne ich einfach mal mit einem großen und völlig ironiefreien Danke für diese Wichtelgeschichte! Denn wie ich schon in der Taverne schrieb, fand ich sie richtig mitreißend, spannend, speziell gegen Ende hin aber auch anrührend; und mit den zentralen Figuren, nicht nur mit Cal als Protagonisten, konnte ich auch oft sehr mitfühlen. Das ist für so eine Geschichte ja schon einmal die halbe Miete, hier vielleicht sogar Dreiviertel der Miete, denn es sind ja doch einige Personen involviert, von denen längst nicht alle nur Staffage für die Tak-Turniere sind! Deshalb nähere ich mich einfach mal über die Personen an diese Geschichte an, denn sie sind mir ja doch fast alle ein bisschen ans Herz gewachsen.
    Das Personal besteht natürlich in toto aus John Irenicus in seinen Manifestationen von 2008 bis 2020 sind. Fuck, das ist ja sogar wahr, wenn man von ein paar unangenehmen Ausnahmen wie Tipsy absieht.

    Im Zentrum steht da natürlich Cal, der als Protagonist ja ohnehin geborene Identifikationsfigur ist, mit diversen Eigenschaften und Erlebnissen aber natürlich besonders darauf ausgerichtet ist, mir als Tor zur Geschichte zu dienen. Zwar war ich zum Glück nie der Spielsucht in diesem Ausmaße verfallen, geschweige denn der Drogensucht, wenn man von Schokolade und so mal absieht; ich traue mir aber durchaus zu, ein suchtaffiner Mensch zu sein, wenn ich nur mal nicht aufpasste (Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Lockdown zu Hause bei der Arbeit und erfahren, dass der PornHub-Premiumaccount for free nur wenige Mausklicks entfernt ist – was würden Sie tun?). Von daher konnte ich mich sogar auch in diesen Aspekt von Cals Persönlichkeit ein bisschen einfühlen – wobei das Tak-Spiel ja offenbar nicht nur bestimmte Persönlichkeiten, sondern umgekehrt nur bestimmte Persönlichkeiten nicht in seinen (oder Georgies?) Bann zieht, namentlich Nicky. Vielleicht, weil dieser, im Vergleich zu den anderen Leuten, irgendwie gefestigt und stet in Leben und Person erscheint, mit Hund und Freundin sowie strebsamer Studiererei und bravem regelmäßigen Briefverkehr? Wer weiß! Nachdem die Tak-Spielerei da so ausartet, hatte ich mir mit meinen überragenden Sprachkenntnissen ja schon die überaus originelle Bemerkung vorbehalten, dass das ja schon eine ziemliche Ironie ist, dass dieses Spiel, zu dem keiner Nein sagen kann, ausgerechnet Tak heißt, aber dann habe ich vorsichtshalber doch mal gegooglet und kapiert, dass das ja tatsächlich ein real existierendes Spiel (nach fiktiver Vorlage) ist und keine Erfindung deinerseits. Nunja, über meinen Bildungshorizont habe ich weiter oben ja schon referiert. War aber auch so sehr faszinierend über die verschiedenen Spielzüge und Taktiken zu lesen, und wäre ich nicht so schlecht in jedweder Art Spiel, die auch nur ein bisschen an vorausschauendem Denken voraussetzt, würde ich es glatt mal ausprobieren!
    Den Suchthintergrund wollte ich aus dem Grund nicht besonders breit auswalzen, weil der ja wenig mit dir zu tun hat. Das war mehr so die Fallhöhengeschichte, sonst würde es ja keinen interessieren, ob der sein Stipendium behalten darf oder nicht. Tak habe ich in einem Roman kennengelernt, und nerdy as I am wollte ich das natürlich gleich mal ausprobieren. Weil, ich hatte dich ja vor Jahrzehnten mal angehauen, ob du mir Schach beibringen könntest, falls du dich erinnerst, aber du hast dich einfach zu sehr geziert. Jedenfalls hat Tak deutlich mehr Dynamik als Schach! Die meisten der Strategien habe ich aber frei erfunden, sie sind also nicht zur Nachahmung empfohlen, außer der Plan ist, dass man so richtig untergehen will.

    Voll und ganz mit Cal mitfühlen konnte ich natürlich bei seinem Bestreben, seine unliebsame Vergangenheit irgendwie von sich abzustreifen, auch wenn der Besuch bei meinem persönlichen Gromnir'kall zum Glück nicht ganz so deppert war, aber gut, ja, dass Cal hier seinen ganz eigenen (und wesentlich Schlimmeren) 2009er-John-Irenicus hat, mit dem er irgendwie in Widerstreit steht und den er natürlich niemals ganz loswerden kann, das ist natürlich ein passendes Thema! Ob es jetzt tatsächlich der Ritus der Glorreichen Abspaltung war, der dieses Scheusal namens Georgie hervorgebracht hat (der verdächtigerweise ja Cals Namen schon kennt, bevor dieser sich ihm vorgestellt hat), oder ob dieser doch nur ein Vishap ist, der aus reiner Boshaftigkeit oder göttlich-teuflischem Plan Cal und all die anderen piesacken will, das sei hier nun mal dahingestellt, wie überhaupt wieder alles ein bisschen im Vagen ist, was das fantastische Element dieser Geschichte angeht (wobei ich es hier im Gegensatz zu anderen Storys von dir für gesetzt halte, dass Georgie tatsächlich ein wie auch immer geartetes Dämonenwesen ist und Wisnija natürlich ein waschechter Fuchsgeist und sich Cal hier nichts davon einbildet). Jedenfalls aber zeigt es ja doch, was auch sonst bei allen Vergangenheitsdingen gilt: Abspalten is' nich', auch unangenehme Dinge wollen und müssen früher oder später in die eigene Lebensgeschichte integriert werden! Wäre diese Story hier darauf aus, irgendwelche Lehren zu ziehen und zu präsentieren, dann könnte das eben eine davon sein.
    Das hab‘ ich natürlich bei Tzvetan Todorov und seiner „Introduction à la littérature fantastique“ gelernt, dass eine wirklich uncanny Geschichte nicht eindeutig ins Phantastische abgleiten darf, sondern immer im Vagen bleiben sollte, siehe „The telltale Heart“… Okay, ich geb’s zu, ich hab es in Wirklichkeit woanders gelernt, denn wir leben in einer Welt, in der Traum und Wirklichkeit nah bei einander liegen, in der Tatsachen oft wie Fantasiegebilde erscheinen, die wir uns nicht erklären können. Können Sie Wahrheit und Lüge unterscheiden? Dazu müssen Sie über Ihr Denken hinausgehen und Ihren Geist dem Unglaublichen öffnen. Und ja, es ist wahr, etwas Ähnliches geschah vor siebenunddreißig Jahren, und zwar an der Universität Greifswald. (Ihr Jonathan Frakes)
    Aber klar, du hast mir mit der geradezu rituellen öffentlichen Verdammung des 2009er Johns natürlich die beste Steilvorlage für diese Geschichte gegeben. Dabei haben wir dich doch auch 2009 schon lieb gehabt.

    Mit Cals engsten Freunden, Nicky und Sajid, kann ich übrigens auch sehr viel anfangen, und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit fand ich die beiden auch ziemlich sympathisch! Belesene Leute könnten nun beginnen, das Trio und eventuell auch weitere Personen in so antiquierte Schubladen wie Ich, Es und Über-Ich einzuordnen, was ihre Rollen in Bezug auf Cal angeht, aber so etwas überlasse ich dann mal lieber den Klügeren (für Anfänger wie mich ist jedenfalls Nicky ja überdeutlich einsortiert, siehe S. 36!). Die beiden bilden jedenfalls eine tolle Ergänzung zu Cal, und besonders gefreut hat mich dann ja auch, wie Nicky gegen Ende als unwahrscheinlicher Held aus dem Geschehen rund um Hernandez hervorgeht, indem er diesen gerade noch so vor dem Spielsucht- und Georgie-induzierten Suizid bewahrt (falls man hier nicht eher von einer mittelbaren Täterschaft Georgies statt von einem Suizidversuch ausgehen will!). Und auch zwischendrin fand ich seine mahnenden und ja auch offenbar ernsthaft besorgten Worte immer wieder passend und auch sehr ehrlich, d. h. nicht irgendwie aufgesetzt oder so. Mag auch daran liegen, dass ich eben selber so spießig drauf bin, aber dann freut es mich ja umso mehr, dass sich die Geschichte auch ein bisschen als Apologie des Langweilertums lesen ließe, wenn man denn wollte. Sajid auf der anderen Seite kam mir zu Anfang doch ein wenig sehr fies vor, gerade in seinem Verhalten gegenüber Nicky, aber dann habe ich doch immer mehr gemerkt, dass das kein ernstes Gemobbe gegenüber Nicky ist, sondern ein eher etwas eigener freundschaftlicher Umgang, dem man so ja auch dem 2009er-John-Irenicus durchaus zutrauen würde! Sajid war mir dann gegen Ende – wo er dann ja auch mal sowas wie Verantwortungsgefühl zeigt (wie auch Nicky in seiner Rolle als Saubermann ja nicht ganz rein ist) – dann auch so sympathisch, dass ich ihm den Blitzerfolg bei der bezaubernden Mariella von ganzem Herzen gönne, und das soll schon was heißen, denn wie jeder weiß bin ich vor Sexualneid sonst ja geradezu zerfressen, aber für ihn habe ich mich da ja direkt gefreut. Neidisch war ich nur auf seine schönen Zähne, die ja mehrfach lobend erwähnt wurden!
    Ich muss zugeben, dass die beiden wahrscheinlich mehr an dir („dem historischen John Irenicus“, wie spätere Exegeten dereinst sagen werden) angelehnt sind als Cal selbst. Du und DGDM hattet natürlich Recht damit, dass du Ursprung, Zentrum und Horizont meines Denkens und offenbar auch meiner Figurenkonzeption bist! Beide spiegeln das wider, was an den John-Manifestationen im Laufe der Jahrzehnte besonders positiv bei mir angekommen ist! Und Zahn- sowie Sexualneid sind doch bei einem Hasen wie dir völlig unnötig!
    In Sachen Strebsamkeit eine Stufe hardcoriger als Nicky ist dann Tybalt von Trelis alias Tipsy, der in der gesamten Geschichte ja doch ziemlich schlecht wegkommt, weniger noch in der Darstellung als vielmehr im Umgang, den du ihm hier durch seine Mitstudenten angedeihen lässt, denn im Gegensatz zu Nicky ist Tipsy eben tatsächlich ein Mobbingopfer, da helfen auch keine „Er hat es sich halt verdient!“ bzw. „He asked for it!“-Sprüche mehr. Denn obwohl Tybalt ja durchaus ein nerviger Zeitgenosse ist mit seinem Recht-und-Ordnungs-Fimmel und dem ständigen Androhen irgendwelcher Disziplinarmaßnahmen (bzw. dem Anregen selbiger bei der verehrten Hochschulleitung), tritt er ja nun auch nicht als terrorisierender Blockwart auf (was natürlich auch an mangelnder Durchsetzungsfähigkeit seinerseits liegen mag – wenn er doch nur könnte, wie er wollte!), und wirklich etwas Schlimmes hat er den anderen Leuten im Wohnheim ja nun nicht angetan, zumindest nichts, von dem wir wüssten. Dafür muss er dann ja ganz schön einstecken, und auch Cal spürt das ja an mehreren Gelegenheiten, dass andere und auch er selber vielleicht doch eine Spur zu sehr auf Tybalt eintreten und er das eben doch nicht „verdient“ hat. Für Tybalt war ich dann am Ende froh, dass ihn das offenbar nicht zu sehr zerbrochen hat und er sich schlicht der Reservegardisterei widmen konnte – wollen wir aber mal hoffen, dass er nicht doch irgendwann in eine echte Machtposition gerät, die er dann schamlos ausnutzt, um sich stellvertretend an anderen für das, was er im Wohnheim so erdulden musste, zu rächen. In besagten Momenten der Selbstreflexion kam mir Cal als Person dann aber nochmal näher, denn einerseits fand ich es sympathisch, dass er wenigstens daran gedacht bzw. erkannt hat, dass der Umgang mit Tybalt nicht ganz in Ordnung ist; andererseits aber fand ich es auch menschlich nachvollziehbar, dass Cal die Witzchen auf Kosten Tipsys dabei auch nicht immer lassen konnte (und Cal dadurch eben auch nicht als einhundertprozentiger Sympathieträger dasteht). Lieber einen guten Freund verlieren als einen guten Gag ist allerdings auch nur in der Theorie lustig und in der Realität gar nicht mal so toll (für Sie getestet), von daher hat Cal wohl Glück, dass es sich bei Tipsy eben sowieso nicht um einen Freund handelt.
    Die Figur des Tipsy hat mir Schwierigkeiten bereitet, weil ich es tatsächlich unfair fand, jemanden so unangenehm darzustellen, und dieses Unbehagen darf Cal äußern, der wie schon angedeutet autobiographische Züge der Autorin trägt! Aber Tybalt bekommt ja auch ein gutes Ende auf den Leib geschneidert, und ich versichere dir, er wird bei der Internen der Khoriner Miliz später mal sehr, sehr glücklich.

    Zu Wisnija muss ich glaube ich nicht mehr so viel sagen (tue ich jetzt aber trotzdem), so im Wichtelgeschichtenkontext sind ihre Funktion und Rolle ja am klarsten definiert, sie ist halt einfach der rothaarige Fuchsgeist, der mir in echt vor vielen Jahren auch begegnet ist und der zeitweise ja auch meine Schreiberei hier dominiert hat (weshalb auch sinnigerweise das Nonsensgedicht in dieser Story hier eine prominente Rolle spielt – hat mich übrigens sehr geschmeichelt ).
    Ich hab‘ ja befürchtet, dass du mich dafür rund machen würdest wie ein DJ-Pult, das in voller Länge und so. Aber ich fand und finde es nach wie vor ein Topgedicht.
    Hier taucht sie dann nur wiedergeboren als waschechtes science girl auf, zwar nicht als nerdy science girl sondern eher als nordy science girl, aber eben doch so, dass meine Wünsche und Vorlieben hier ja nun wirklich ziemlich passgenau bedient werden. Werde ich hier jetzt auch gar nicht erst versuchen zu leugnen, dass das natürlich einer meiner vielen Wunschträume ist, von einer liebreizenden Gastwissenschaftlerin direkt ins Herz und, ähem, anderswo hinein geschlossen zu werden! Einzig bemerkenswert finde ich auf dieser Ebene, dass das Ganze zwischen den beiden ja doch sehr schnell geht, also gerade auch auf dieser gefühligen Ebene, aber naja, erstens hat Wisnija ja nur begrenzt Zeit und muss daher dafür sorgen, dass die beiden mal schleunigst zu Potte kommen, und zweitens bin ich wohl einfach nur neidisch bzw. im Unverständnis darüber, dass sowas tatsächlich auch ohne jahrelangen Vorlauf zustande kommen kann. Abgesehen davon aber fand ich das zwischen den beiden natürlich ziemlich schön und romantisch, lediglich bei „und natürlich versuchten ihre Brüste, aus dem Spalt der Jackensäume hinauszupurzeln.“ musste ich ein bisschen grinsen, denn nichts gegen purzelnde Brüste, aber, nunja – diese Formulierung muss ich damals bei „Rosa Flaggen“ wohl vergessen haben einzubauen, danke fürs Nachreichen. Der ganze Rest aber, wie gesagt, einfach schön, und am Ende, dem angekündigten guten Ende, hatte der 2020er-John ja auch ein bisschen Pipi in den Augen (wohingegen der 2009er-John die ganze Geschichte darauf gelauert hat, dass es in diesem Männerwohnheim vielleicht auch mal ein bisschen Homo-Action gibt, aber nunja … nur, weil wir es nicht gesehen haben, heißt das ja nicht, dass es nicht doch passiert ist!).
    Hatte ich tatsächlich in einer ersten Version drin, das mit ein bisschen Homoerotik, aber war dann am Überlegen, ob das nicht so ´ne übergriffige kulturelle Aneignung wäre wie wenn Jaimie Oliver Karibischen Reis kocht oder Rihanna Dreadlocks trägt und so. Vor allem wurde es dann mit den Liebesgeschichten auch overkill und unübersichtlich, so dass das wieder rausgeflogen ist. Und ja, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber es gibt echt Leute, die kommen schon beim dritten Date zur Sache – aber zum Glück kenne ich keine davon persönlich.

    Wisnija ist ja aber auch über ihre Rolle als love interest hinaus für die Geschichte bedeutsam, bildet sie in ihrer Fuchsgeistigkeit ja den Gegenpol zu Georgie. Ich habe im Laufe der Geschichte ja wirklich lange spekuliert und herumgerätselt, wie deren Verhältnis zueinander wohl ist, habe mir zwischendrin sogar herbeifantasiert, dass die beiden ein- und dieselbe Person sind und sich Wisnija mit ihren Verwandlungsspruchrollen hin und her verwandelt. Dass die beiden jedenfalls in einer besonderen Beziehung zueinander stehen, war aber schnell klar, und irgendwann haben sie dann ja auch offene Feindseligkeiten ausgetauscht. Am Ende kam für mich dann aber schlicht der Gegensatz zwischen Gut und Böse heraus, guter Geist und böser Dämon, aber natürlich auch ein bisschen Vergangenheit und Zukunft, was Cal ja im Laufe der Handlung auch selber ja sehr explizit so zuordnet: Während Georgie für die alte Welt und sein altes Ich aus dem Sumpfkrautacker steht, steht Wisnija und das, was Cal mit ihr so erlebt, für das Neue und das was eben sein könnte, und das fand ich auch sehr schön ausgedacht so! Zum Glück hat Wisnija ja aber auch ihre ganz eigene Geschichte und ist hier nicht nur als weibliche Rolle im Verhältnis zur männlichen Hauptrolle zu sehen: Ihre Forschung erfolgt ja nicht um der Forschung willen, sondern hat Bezug zu ihrem eigenen Dasein als Fuchsgeist – hier will sie möglicherweise erreichen, dauerhaft menschliche Gestalt annehmen zu können (oder aber genau das Gegenteil: Für immer süße Eisfüchsin sein ). Das alles wird gar nicht weiter ausgearbeitet und nur angedeutet, verleiht ihrem Charakter aber einen irgendwie leicht tragischen Zug, der dann auch gut mit dem guten, aber vielleicht auch ein wenig bittersüßen Ende harmoniert. Mit anderen Worten: Wisnija ist in dieser Geschichte nicht nur für Cal da, sondern auch für sich selbst, und das finde ich sehr gut so!
    Das Lustige ist ja, in der Basisversion der Geschichte hatte ich den Drang, das alles auszuführen und zu erklären, wer genau von welchen Motiven getrieben ist, wer was im Schilde führt und wer ein Geist ist, aber das flog in der finalen Version raus, weil ich ja weiß, dass dir der gewisse X-Faktor in Geschichten gefällt – auch wenn ich es bei der Wichtelgeschichte von 2017 damit etwas übertrieben habe.

    Ja, und dann Georgie. Bei dem hatte ich ja lange nicht so ganz klar vor Augen, in welche Richtung er sich entwickeln und wo am Ende sein Platz in der Geschichte sein würde: Von ernsthafter Versöhnung mit Cal bis hin zu einem offen ausgetragenen Duell zwischen den beiden war hier vieles denkbar, und am Ende ging es dann doch eher in die letztere Richtung. Zu Anfang schienen die Gleise aber noch anders gestellt: Der Moment bei der Rasierschaumdiskussion mit Tybalt war einer, wo ich dachte, jetzt nähern sich Cal und Georgie auf eine echte Weise an, denn tatsächlich wurde hier geschickt Mitleid mit Georgie platziert, dem hässlichen, patzigen Scheusal, für den noch nie jemand wirklich Partei ergriffen hat. Ein bisschen sah es für mich so aus, als würde das jetzt so eine „Der arme Georgie hat halt auch so seine Gründe für sein Verhalten, bitte geht verständnisvoll mit ihm um genau so wie der arme Cal mit seiner Vergangenheit verständnisvoll umgehen sollte“-Story werden(…)
    Danke, dass du es mir nicht übel genommen hast, dass ich hier versucht habe, den Leser in die Irre zu führen.

    …aber dann zeigte er immer mehr sein wahres Gesicht, vom bloßen Hallodri über den manipulativen Spielsucht-Verführer (der aber selbst vielleicht auch einfach nur ein psychisches Problem hat) bis hin zum enttarnten personifizierten Bösen, das am Ende völlig eskaliert und Cal ganz offen mit völliger Vernichtung droht. Das war für mich dann auch ein ganz starker Moment am Ende, weil die Bösartigkeit hier nicht subtil, sondern so massiv expressiv und offen zur Schau getragen wurde, und sowas mag ich einfach, diese geifernde Bosheit, diesen Willen zur absoluten und ausweglosen Vernichtung seines Opfers, das brutale Drohen, aber auch die Häme vor der Schwäche des anderen … das hat mich an dieser Stelle schon sehr, sehr gepackt, da hätte ich ja glatt und gern noch mehr und länger was von gehabt.
    Falls es so war und das nicht nur eine Ausgeburt von Cals armem, verwirrten, übermüdeten und unglücklichen Hirn! Aber gut, das merke ich mir dann fürs Wichteln 2023 schon mal vor.

    Umso befriedigender und stärker fand ich dann den Moment, in dem Cal sich vordergründig beiläufig, aber in Wahrheit doch sehr eindrucksvoll aus Georgies Bann löst bzw. ihm kundtut, dass er sich längst daraus gelöst hat: „Ich schenke dir meine Punkte. Du kannst sie alle haben, Georgie.“ In einer weniger subtilen Story (also einer, die ich geschrieben hätte), hätte Georgie hier nun einen rumpelstilzchenhaften Tobsuchtsanfall bekommen und sich in Rauch, Pech und Schwefel aufgelöst, hier nun erlöscht schlicht sein Lächeln, aber das Ergebnis ist ja das gleiche: Auch seine Macht ist damit erloschen, ihm quasi unter den Füßen weggezogen, und ich finde das deshalb so schön, weil Cal das eben nicht durch einen offenen Kampf, einen Kraftakt oder einen echten Showdown bewirkt, sondern schlicht durch ein Ignorieren, Beiseitestellen, Stehenlassen dieses Übels, durch ein zur Schau gestelltes „Dann mach doch, was du willst, mir egal“, und ich glaube gerne daran, dass das gerade deshalb so wirkungsvoll ist! Krieg, Angriffe und Provokationen, davon hat Georgie ja auch ein bisschen gelebt und sowas hätte ihn ja vielleicht nur noch stärker gemacht, das war ja schließlich genau sein Spielfeld – aber mit der von Cal formulierten Akzeptanz darüber, dass jetzt auch mal wirklich gut ist, damit kann Georgie eben nicht gut umgehen. Und das finde ich, wie gesagt, einfach klasse, und dass am Ende ein rotgoldener Fuchs zufällig ein dunkles Wiesel wegbeißt, das ist dann nur folgerichtig. Die Rolle Wisnijas ist hier aber auch nicht zu schmälern, denn ohne sie hätte Cal wohl gar nicht diesen Silberstreif (bzw. rotblondenen Streif) am Horizont gesehen, die Aussicht auf ein besseres, schöneres Leben usw. usf. – möglicherweise ist es dann doch auch vor allem sie gewesen, die Georgie und das, wofür er steht, besiegt hat.
    Das hast du jetzt aber schön gesagt; ist schöner als die Story selbst, wie du das so formulieren kannst.

    Was Georgies wahres Verhältnis zu Cal angeht, kann man natürlich viel spekulieren. Ausgehend davon, dass er nicht bloß ein normaler Mensch ist und alles darüber hinausgehende Cals Fantasie entspringt, Georgie also wirklich irgendwie ein dämonisches Wesen ist, ist es natürlich verführerisch – auch für Cal selbst – alles Schlechte, was in der Story passiert, auf ihn zu schieben. Wie so häufig ist das aber nur die halbe Wahrheit, denn Cal hat ja im wahrsten Sinne des Wortes immer mitgespielt. Und wenn man Georgie in welcher Form auch immer die Schuld daran geben will, dass eine ganze Männerwohnheimetage der Spielsucht verfällt, dann wird man Cal auch eine Mitschuld geben können, denn er ist es ja zu Anfang gewesen, der sich erstens auf das Spielen eingelassen und dieses zweitens dann auch noch aktiv befördert hat. Und damit passt es dann ja auch wieder, sich Georgie als „die schlechte Seite“ Cals vorzustellen, nur dass diese eben nicht wirklich abgespalten und für immer Vergangenheit ist, sondern schlicht auch in Cal selbst weiterlebt. Klappt halt eben nicht so einfach, sich der Verantwortung dadurch zu entledigen, dass man alles Schlechte per orkischem Abspaltungsritual wegschafft!
    Wäre auch zu schön! Wollte mir ja ursprünglich im kommenden fünf überschüssige Kilo und ein paar unangenehme Eigenschaften beim Orkschamanen meines Vertrauens abspalten lassen, lass ich jetzt aber doch lieber. Denn manchmal kommen sie wieder…. *Donnergrollen*

    Ein Einschub noch zu Georgie selbst: Vielleicht nicht ganz so originell ist es, ihn auch als, sagen wir mal, ostentativ (was immer das auch heißt) hässlich darzustellen, also in der äußeren Erscheinung und seinem Gegacker und so. An dem Typen ist ja wirklich alles abstoßend, da hätte es eine Spur weniger vielleicht auch getan. Andererseits wirkt dadurch gerade der Bann, in den er seine untergebene Tak-Spieler zieht, wohl so mächtig, denn wenn Leute schon so einem hinterherlaufen, dann muss ja dunkle Magie im Spiel sein!
    Subtilitäten sind halt nicht so meins. Aber irgendwie kommt mir dieser Typus Mensch dennoch realistisch vor; es gibt ja genügend (sorry) Männer, die nicht nur unglaublich abstoßend aussehen, sondern sich auch noch so verhalten und dennoch von ganz vielen bejubelt werden, und nicht wenige davon sind auf der politischen Weltbühne tätig und auch noch erfolgreich. Ich glaube auch, dass georgie auf die anderen nicht ganz so abstoßend wirkt wie auf Cal, der ja gleich eine Menge unangenehmer Erinnerungen mit ihm verknüpft. Und es mag zwar in deinen und meinen Träumen so sein, dass in einem Männerwohnheim der Uni es nur so wimmelt von smarten und süßen Hasen, aber … um ehrlich zu sein, es wird da auch eine Menge Georgies geben, nur vielleicht ohne den dämonischen Einschlag.

    Ja, also ich hoffe, es ist in diesem langatmigen mansplaining über die Figuren der Geschichte klar geworden, wie sehr ich doch in die Geschichte eingetaucht bin, und ich war wirklich von Anfang bis Ende gebannt, habe mitgefiebert, immer gehofft, dass Cal sich von der Tak-Spielerei loslösen kann und nicht alles verliert, was ihm eigentlich lieb und teuer ist … auch auf Handlungsebene einfach genau die Art von Geschichte, die mich packt! Im Übrigen fand ich auch die Schilderungen über den langsam immer weiter fortschreitenden Verfall der Tak-Spieler richtig klasse, weil auch angenehm humorlos (zumindest im späteren Teil der Geschichte), schonungslos und zum Teil auch sehr erschreckend. Ich hoffe jetzt nur mal, dass dich die Tak-Vertriebler jetzt nicht wegen geschäftsschädigenden Verhaltens oder so in die Mangel nehmen – aber im Zweifel können wir die ganzen schädlichen Einflüsse ja gesammelt Georgie in die Schuhe schieben. Indes: Ohne ein so passendes Vehikel, es hätte auch Sumpfkraut sein können, hätte wohl auch Georgie keine Macht gehabt; andererseits hätte er wohl immer irgendwas gefunden. Jedenfalls kommt ja kein moderner Kommentar zu irgendwas ohne den Begriff toxic masculinity aus, und auch, wenn ich das jetzt nur ironisch in den Mund nehme, stimmt es natürlich, dass dieses internatsmäßig organisierte Wohnheim voller junger Männer ja schon von sich aus einen idealen Nährboden für, ähm, dämonische Einflüsse bietet. Abseits vom Kernteam Cal, Nicky und Sajid sind die Leute nämlich doch eher unangenehm und ihr Umgang miteinander erst recht, und beim Lesen habe ich wieder gemerkt, wie wichtig und entscheidend das für mich war, mich damals vor dem Grundwehrdienst zu drücken, denn genau so eine Gruppendynamik hätte mich wirklich binnen Wochen eingehen lassen.
    Ich habe ja eigentlich nichts gegen Männer, einige meiner besten Freunde sind sogar Männer und ein paar von denen können sich ja auch wie normale Frauen benehmen, ABER…
    In Wirklichkeit verstehe ich zu wenig von Männern, um mir das wirklich vorzustellen, was da so untereinander abgeht, aber Beobachtungen aus dem schulischen Umfeld lassen die Vermutung zu, dass da eben nicht alle so woke und Schneeflöckchen sind, wie man glauben mag. Sie sind alle so dumm, und ich bin ihre Chefin.
    Und weil ich für meine Kommentarnotizen ganze eineinviertel Blätter meines Schreibblocks aufgebraucht habe und es zu schade wäre, dass das einfach nur für Umme war, möchte ich jetzt doch noch einen kleinen Reigen an Einzelstellen kommentieren. Keine Sorge, allzu lang wird es nicht, und irgendwann halte ich auch wieder die Fresse, versprochen.
    ich kann dir stundenlang zuhören, manspreader meines Herzens!

    Beim Lesen fiel mir auf, dass das Jahr 2020 doch durchaus auch Spuren bei mir hinterlassen hat. Denn mein erster Gedanke war, dass Gromnir'kall doch bitte vorsichtig mit diesen ganzen tierischen Überresten sein soll, bevor von denen noch ein Virus überspringt oder so ...
    Ist notiert! Nächstes Mal wird mehr auf Hygiene geachtet, Gummihandschuhe beim Verarbeiten von Tierkadavern, Oberflächendesinfektion und beim Händewaschen zweimal Bohemian Rhapsody singen!

    Bin froh, dass damals bei Aufnahme meines Studiums nicht 2,5 die magische Grenzlinie war, denn dann hätte ich jedenfalls nicht sofort anfangen können zu studieren. Stattdessen hatte ich das Glück, mich just für ein Semester beworben zu haben, in dem, das weiß ich aus sicherer Quelle, alles mit einem Abischnitt bis jedenfalls 3,5 sofort genommen wurde.
    Ist ja auch allgemein bekannt, dass das so lockeres Lappenfach für doofe Lauchs und aufgespritzte Hohlhirn-Influencer ist, die dann später Spaßgerichtssäle bevölkern und dabei Sangria aus Eimern saufen… oder hab‘ ich da gerade was verwechselt?

    Also ich war ja damals immerhin so mutig, meinen Fuchsgeist ganz proaktiv und direkt nach ihrem Namen zu fragen (natürlich mit dem Anschein der Beiläufigkeit), aber nunja, wozu das letzten Endes geführt hat oder vor allem nicht geführt hat, haben hier ja mittlerweile alle mitbekommen, von daher …
    Nachzulesen im zeitlosen Flirtratgeber „Baggern mit Buddha“, glaube ich.

    Das ist an der Stelle natürlich aber auch ein bisschen sehr dick aufgetragen, nachdem sich die beiden so gefühlt fünf Minuten kennen. Wahrscheinlich bin ich aber auch hier einfach nur a) neidisch, dass mir noch nie eine Frau beim gemeinsamen Beaufsichtigen von Knochenwurmabkotzerei so nahe gekommen ist und b) völlig im Unverständnis darüber, dass das von Wisjnija sicher auch bewusst so provoziert war!
    Also, bei mir klappt diese Anmache auch immer.

    Das ist natürlich auch eine grandiose Nerd-Fantasie, wie sich bei so einem Duell auch noch Zuschauer versammeln, die ganz gebannt mitfiebern; wie einst bei mir im Finale des Blobby-Volley-Turniers gegen Deniz, und ich hätte ihn damals wahrscheinlich sogar besiegen können, nein, sehr sicher hätte ich ihn besiegt, wäre damals nicht das passiert, was sonst eigentlich nie passiert und sämtlichen Regeln des Universums widerspricht: Der Gong hatte die Stunde beendet und nicht der Lehrer. [Bild: smilie_wut_005.gif] Bin mir sehr sicher, wäre ich damals nicht um meinen verdienten Sieg gebracht worden, die Mitschülerinnen hätten mir alle zu Füßen gelegen und mich von Wochenende zu Wochenende rumgereicht bis weit über die Schulzeit hinaus und … naja, ich schweife ab, jedenfalls konnte ich mich in die Szene in der Story ganz gut einfühlen!
    Sehe schon den rüstigen Opa John vor mir, der diese epische Erzählung bei jeder Gelegenheit auf die interessierten Enkel einprasseln lässt.

    Ich weiß, das ist jetzt völlig unromantisch, und es tut mir auch leid, weil du hast dir mit Wisnija und so ja echt Mühe gegeben und ich war auch direkt in sie verliebt und so, aber hier habe ich zuerst nicht Anunshög gelesen, sondern …
    Hätte ich als Bildungs- und Erziehungsbeauftragte eigentlich vorhersehen müssen!

    Und hier noch eine kleine Fehlerliste, die ein paar der nur sehr selten zu findenden Beweise enthält, dass auch die Autorin nur ein Mensch und nicht fehlerlos ist(…)
    Wird eingepflegt, danke!

    Jetzt kommt aber der eigentliche wichtige Teil dieses Kommentars, das davor hätte man also auch alles überspringen können: Ich hatte mit der Geschichte wirklich einen ganzen Tag lang Spaß, inklusive Kommentarschwafelei also wirklich von morgens bis über den Abend hinaus, und das ist ja ohnehin das beste Lob, was man über eine Story aussprechen kann. Vielen, vielen Dank El Toro, für diese so lieb auf mich zugeschnittene, spannende, aber gleichzeitig auch sehr anrührende Wichtelgeschichte!
    ------------------------------------------------------------------------------
    Ist ja nicht das bestgehütete Geheimnis der Welt, dass ich seit Jahrzehnten dein No.1 Fan bin und personalisierte Geschichten für dich mir weder Last und Mühe sind (das Lesen dann vielleicht schon ), sondern willkommener Anlass, nochmal in deinen Storys zu lesen, vergangene Kommunikationshandlungen zu memorieren etc.
    Mir war es ein Vergnügen, lieber John!
    Danke für den tollen Kommentar, der mein Geschreibsel erst aufwertet!
    Geändert von El Toro (10.01.2021 um 15:47 Uhr)

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