Beyo Vhan
"Versteht sich." bestätigte Beyo. Auch wenn er sich fragte, was diese Infos wohl irgendwem nutzen würden, bzw was daran wohl so geheim war. Dass die Fahndung auf Hochtouren lief war mehr als ersichtlich.
Er fühlte sich seltsam. Eben noch hatte er versucht, sein eigenes Leben zu nehmen. Jetzt verstand er diese impulsive Handlung bereits nicht mehr. Dennoch fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, hätten seine Kampfgefährten ihn einfach sterben lassen. Doch sprach da Schuld aus ihm? Oder eher Angst? Angst, die Konsequenzen seiner Handlungen weiter tragen zu müssen? Bald vielleicht sogar ins Gefängnis zu gehen, wenn das alles vorbei war?
Aber es
war noch nicht vorbei. Und wie viele würden vorher noch sterben müssen?
"Ich danke ihnen - "
Noch mitten im Satz wurde der rote Turianer durch die aufschwingende Tür unterbrochen.
"Ohje....."
Seine Eltern standen wieder im Zimmer. Seine Mutter schien völlig aufgelöst, vor Freude und Erleichterung dass er offenbar sein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Sein Vater jedoch schaute mit der selben Strenge drein wie immer. Und nicht bloß seinetwegen. Abschätzig schaute er durch den Raum. Vor allem den beiden Asari schenkte er verachtende Blicke. Obwohl er kein Wort sprach, spürte man sofort seine Präsenz. Es fühlte sich beinahe so an, als würde es kälter werden.
"Ähm....wenn es ihnen allen nichts ausmacht....ich glaube meine Eltern und ich haben einiges zu bereden. Miss Sorax, Miss Cas´tivera, ich danke Ihnen für den Besuch....." Er sah kurz zu dem Spectre.
"Viel Erfolg bei der Fahndung...." Seine Mutter verabschiedete sich im Vorbeigehen freundlich von allen 3. Dann waren er und seine Eltern alleine....
Officer Tomasz Krzeminski
"Sind Sie sich sicher, dass sie das tun wollen? Sobald sie die Unterschrift dorthin setzen, gibt es kein Zurück mehr."
Der turianische Sonderermittler, dessen Namen er sich kaum traute auszusprechen, stierte ihn erwartungsvoll an.
"Ja." antwortete Tomasz Krzeminski. "Ich wollte es nur noch einmal erwähnt haben." sagte der Turianer und legte ihm das Dokument schließlich hin. "Der Captain hat sich für sie eingesetzt und die Ermittlung hat sie aufgrund ihres Eingreifens nach dem Fiasko in der Bar für eine dienstliche Bewährung empfohlen. Ihr Kollege wiederum wurde als potenzielles Risiko eingestuft."
"Ich weiß was ich tue." erwiderte der Dunkelhaarige.
"Jeffrey ist immer noch mein Freund. Er weiß jetzt, dass das was wir getan haben falsch war. Und wenn ich eine zweite Chance erhalten soll, dann ist es nur fair wenn er die auch bekommt."
Ohne zu zögern setzte er seine Unterschrift unter die Bürgschaft.
"Nun gut. Dann hoffen wir, dass sie beide ihre dienstlichen Pflichten zukünftig ernst nehmen. Und machen Sie sich keine Illusionen: Eine derartige dritte Chance wird es nicht geben! Wenn sie das hier versauen, wandern sie beide wieder hinter Gitter. Und dann für eine lange Zeit!"
"Keine Sorge Sir."
Captain Kaneko Yuhki
"Hm." Captain Yuhki war mittlerweile wieder von der Konferenz zurück in seinem Büro, alleine. Rarkin hatte sich empfohlen, um vor Ort in seinem Bezirk die aktuelle Lage zu sondieren, wie es wohl jeder an seiner Stelle getan hätte. Der Japaner hatte mithilfe seines Omni-Tools einen holografischen, dreidimensionalen Plan des Präsidiums in sein Büro projiziert und war fieberhaft dabei, nach dem potenziellen nächsten Ziel der Terroristin zu suchen.
Er bemerkte bei dieser Aufgabe wieder einmal dass das Präsidium zwar der kleinste Ort auf der Station war wenn man nur die reine Fläche betrachtete, die Anzahl von Plätze mit einer potenziell hohen Personenmenge jedoch am größten war.
Da war zum einen natürlich der Ratsturm.
"Zu groß. Zu gut gesichert." Den hatte er schon mit Rarkin zusammen ausgeschlossen. Das C-Sec-Hauptquartier.
"Auch zu gut gesichert." Die Botschaften. Das Huerta-Krankenhaus. Der Finanz-Distrikt, mit seinen diversen Läden. Doch nichts schien zu passen.
"Was es vielleicht wirklich nur eine falsch gelegte Spur? Eine Ablenkung?" murmelte er in sich hinein. Die Forensik hatte bereits einen Bericht fertig gestellt. Diesem zufolge musste Braelyn Gavros den Großteil ihres Vorrats an Kampfmitteln bereits aufgebraucht haben. Sämtliche Ziele im Präsidium würden eine deutlich größere Menge an Sprengstoff benötigen als das Green Heart. Und selbst eine kleine Menge in diesen Reichenbezirk zu bekommen.....
"Das 'Herz der Station'......" wiederholte er ein paar Male. Plötzlich kam ihm ein verrückter Gedanke.
"Nein.....nein, unmöglich....das kann sie doch nicht meinen....."
Captain Karvas Rarkin
"Danke Jezz, das ist nah genug, den Rest laufe ich. Flieg nur wieder zurück."
Die Beamten, welche rund um die Bergungsarbeiten Zugänge für Schaulustige abgesperrt hatten und nebenbei mit den Sanitätern die Versorgungszelte betreuten, erkannten ihn schon von weitem. Mit einem kurzen Salutieren ließen sie ihn die Absperrung passieren. Karvas ließ den Blick über den Trümmerhaufen des ehemaligen Green Heart's streifen. Es war eine Katastrophe. 3 Tage zuvor hatte dieses prachtvolle Gebäude noch wie ein riesiger Pfeiler der Hoffnung aus diesem verarmten Bezirk hervor gestochen. Verwaltungen, Läden, Jugendtreffs, Sozialprogramme - das Green Heart hatte dutzende Örtlichkeiten in einem großen Monument vereint, wie auch den Traum der Einwohner. Der Traum, dass die Meadows eines Tages aufblühen und zu ihrem vollen Potenzial aufsteigen würden.
Doch wie sollte das nun passieren? Braelyn Gavros hatte nicht bloß das Gebäude zerstört und dabei hunderte Leben ausgelöscht - sie hatte die
Seele der Meadows getroffen. Alles um ihn herum stank nahezu nach Trauer und Mutlosigkeit.
Wenige Meter von seiner Position entfernt bemerkte Karvas ein junges
Turianer-Mädchen. Sie saß auf einem kleinen Schutthaufen und schluchzte unentwegt in ihre Handflächen.
"Hey." Vorsichtig trat Karvas an sie heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. Das Mädchen sah auf und blickte in sein Gesicht, woraufhin sie unwillkürlich zusammenzuckte. Wer konnte es ihr verübeln? Er sah sicherlich auf den ersten Blick sehr furchterregend und nicht gerade vertrauenserweckend aus. Dementsprechend rang er sich ein kleines Lachen ab und ließ seine Hand weiter auf ihrer Schulter ruhen.
"Keine Angst Kleine, ich bin einer von den Guten, auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe." Das Mädchen schluchzte noch einmal kurz und wischte sich mit dem verdreckten Ärmel über das Gesicht. Ihre mit billiger Goldfarbe aufgemalten Markierungen verschmierten dadurch weiter.
"M....meine Mutter.....sie....sie ist tot. Hat versucht mich vor der Explosion zu schützen....." Sie schniefte.
"W-wir wollten nur z-zusammen einkaufen....wie wir es jede Woche tun....u-und auf einmal....geht alles um uns herum in Flammen auf.....sie hat....hat mich zu Boden gestoßen....und sich über mich gelegt.....nur um mich zu schützen! Sie ist verbrannt....." Ihre nächsten Versuche zu reden gingen in hysterischem Schluchzen unter. Karvas legte die Arme um das Mädchen und ließ sie einfach weinen. Es dauerte einige Minuten, ehe sie sich beruhigt hatte.
"Ich bin Karvas. Wie heißt du, Kleine?" "Lani....." "Lani. Ich weiß, dass nichts was ich dir sage deinen Verlust rückgängig machen wird....aber ich verspreche dir, wir werden die Person finden, die für all das verantwortlich ist. Versprichst du mir so lange stark zu bleiben?" Zögerlich nickte sie kurz.
"Gut! Und jetzt geh in eines der Versorgungszelte. Lass dir was zu essen geben. Sag ihnen, Captain Karvas Rarkin hat dich geschickt, ok?" Nachdem sie weg war, fiel dem entstellten Turianer jemand anderes ins Auge. Einige Meter entfernt, mitten zwischen den Trümmern stand Syren Vox. Das Green Meadows Projekt war sein Lebenswerk gewesen. Speziell das Green Heart war nur dank seines Engagements so erfolgreich geworden. Und nun stand er wortwörtlich vor einem Scherbenhaufen. Alles nur wegen der Taten einer einzigen Wahnsinnigen.
Vox war offenbar noch voll dabei, die Suche nach Überlebenden voranzutreiben. Löblich, doch mit jedem Tag, jeder Stunde schwanden die Chancen weiter. Ein wenig abseits stand eine Hand voll Beamter. Als Teil des Deals dass er vorerst straffrei blieb, hatte er einer Überwachung zustimmen müssen. Unnötig, wie Karvas fand. Doch das waren eben die Tücken der Bürokratie. Vorsichtig näherte er sich dem jungen Politiker, um ihn nicht versehentlich zu erschrecken. Als dieser sich mehr zufällig umdrehte, erkannte er Karvas sofort.
"Mister Vox." begrüßte Karvas ihn kurz angebunden und schüttelte ihm die Hand.
"Verzeihen Sie mir wenn ich ehrlich bin, aber sie sehen furchtbar aus." Die Ironie dass ausgerechnet er das sagte entging ihm nicht. Doch es stimmte. Offenbar hatte Syren Vox in den letzten 3 Tagen so gut wie gar nicht geschlafen.
Braelyn Gavros
Nathan Gilles hatte wie immer schnelle Arbeit geleistet. Verzweifeltes Gesocks, das für eine Chance auf schnellen Reichtum alles zu tun bereit war, gab es in dieser Gegend offenbar reichlich. Mit verächtlichem Blicke betrachtete Braelyn den Haufen, welchen der Attentäter mit sich gebracht hatte. Es war ein gutes doppelte Dutzend männlicher Individuen, verschiedenster Rassen. Professionell schien keiner davon zu sein, doch das machte nichts. Sie sollten nur als eine äußere Verteidigungslinie und vor allem als lebendige Schilde dienen. Waffen wurden ausgegeben und nach einigen Anweisungen verteilte sich der Abschaum. Einige waren offenbar irritiert, dass sie nichts weiter tun sollten als das Gebäude und die umliegenden Straßen und Zugänge zu sichern. Doch beschweren tat sich aufgrund der großzügigen Bezahlung niemand. Dennoch war Braelyn ein klein wenig enttäuscht. Sie hatte neben all den Nullen auch auf ein paar weitere Profis gehofft, wie Gilles einer war.
"Vielleicht kommen ja noch mehr....."