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Windows 10: Chipsatz-Treiber installieren ja oder nein?

  1. #1 Zitieren
    Bringt Kekse aus Holland Avatar von Balvenie
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    Wenn Windows selbst alles erkennt und Treiber installiert, macht das doch eigentlich nicht mehr sooo viel Sinn, da nochmal die mitgelieferten oder frisch heruntergeladene zu installieren, oder?
    Balvenie ist offline

  2. #2 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
    Avatar von foobar
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    Das kommt darauf an. Oft sind die von MS gelieferten Treiber generische und/oder abgespeckte Treiber für eine ganze Klasse von Geräten und können nicht alle speziellen Funktionen der konkreten Komponente bis ins Letzte ausreizen. Umgekehrt kann das aber auch von Vorteil sein, wenn die Herstellertreiber beim Versuch, alles auszureizen, auf die Fresse fliegen.

    Vor ein paar Jahren bspw. hatte man die Wahl zwischen dem RST-Treiber von Intel (für Boards mit Intel-Chipsatz) und dem generischen AHCI-Treiber von MS. Beide lieferten die Grundfunktionen, aber nur mit dem Intel-Treiber konnte man die besonders tiefen Energiesparzustände erreichen. Rechner mit dem MS-Treiber haben also mehr Strom verbraucht. Dafür gab's dann mit dem RST-Treiber mal Sicherheitsprobleme, Fehler beim Umgang mit alten Platten und andere Geschichten. Die sind meines Wissens nun behoben, aber umgekehrt kann der MSAHCI-Treiber inzwischen auch die meisten (alle?) Stromsparfunktionen.

    Ähnlich bei Audiochips. Die grundlegende Tonausgabe wird funktionieren, aber für spezielle Funktionen wie bspw. das Routing bestimmter Kanäle auf bestimmte Buchsen oder solche Sachen, kann es erforderlich sein, den spezifischen Herstellertreiber zu installieren, der dann auch die GUI zum Konfigurieren mitbringt.

    Andere Treiber, die Win10 ausliefert, sind direkt die des Herstellers, aber nicht immer top-aktuell (beispielsweise bei Grafikkarten).

    Es ist also nicht ganz so einfach, die Frage mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten. Wenn alles geht, was du brauchst, gibt es keinen Grund, zusätzliche Treiber draufzumachen. Wenn du Funktionen vermisst, Stabilitätsprobleme hast oder den Energieverbrauch optimieren willst, kann es Sinn machen, mit den diversen Chipsatz-Treibern des Mainboard-Herstellers oder den Referenztreibern des jeweiligen Chipherstellers zu experimentieren.
    foobar ist offline Geändert von foobar (18.02.2019 um 19:56 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    Legende Avatar von jabu
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    Auf die Gefahr hin, dass sich einiges mit dem Beitrag von foobar überschneidet und mit einem Fokus auf weitere Praxisbeispiele:

    Mitgelieferte Treiber sind potentiell oder tatsächlich veraltet. Mit Glück sind einige noch aktuell, aber das sieht man denen doch nicht an, weswegen man sowieso nachgucken muss. Aber sie dienen mir als Notizzettelersatz, damit ich beim Herunterladen und Installieren nichts unberücksichtigt lasse, denn den Herstellern bzw. Anbietern fällt immer wieder mal etwas Neues ein. Den Umweg, vorweg alte Treiber zu installieren, erspare ich mir möglichst, zumal das Weglassen die Übernahme veralteter und damit möglicherweise falscher Konfigurationen vermeidet.

    Soweit ich damit zufrieden bin, setze ich auf die von Microsoft mitgelieferten Standardtreiber, weil die besonders gut getestet und daher ziemlich stabil sind. Die genügen aber nicht immer, z.B. dann nicht, wenn sie so weit abgespeckt sind, dass sie meinen Bedarf nicht decken:

    Das betrifft ziemlich regelmäßig Grafiktreiber von AMD/ATI und NVIDIA. Denn die Pakete sind so umfangreich (und dürften IMO bei unbeaufsichtigter Installation eine erhöhte Versagenswahrscheinlichkeit haben), dass sie es nicht in die Windows-Distribution hinein schaffen. Stattdessen gibt es abgespeckte Treiber, denen teils interessante Optionen zum Einstellen fehlen, z.B. für Antialiasing (gegen Treppcheneffekte der Zeilenrasterung), anisotropische Filterung (scharfe Texturen auch bei ungünstigen Winkeln), Leistungsverhalten, Energieoptionen, Monitor-Setup u.v.m. Für Antialiasing und anisotropische Filterung fehlen in vielen alten Spielen die Einstelloptionen bzw. Aktivierungsmöglichkeiten, sodass man mit einem Standardtreiber, der das auch nicht bietet, schlechte Karten hat. Dann darf man z.B. Gothic I sowie II (mangels anisotropischer Filterung) mit verwaschenen Texturen spielen. Mit einem Treiber von AMD/ATI oder NVIDIA könnte man hingegen 16-fache anisotropische Filterung einstellen, was annähernd perfekte Resultate liefert.

    Beim Sound kommt es bei mir darauf an, ob ich den Stereomix als Aufnahmegerät brauche. Mit dem Standardtreiber erhalte ich keinen. Also kann ich damit immer nur aus einer bestimmten Quelle aufnehmen. Dafür ist der Treiber schlanker (und fühlt sich auch so an). Wenn ich vom Stereomix aufnehmen will, dann brauche ich den Treiber vom Hersteller (wobei der in meinem Fall (Realtek) nicht der Chiphersteller ist (sondern ein Lizenzgeber), aber wollen wir mal nicht pedantisch sein). Auch hinsichtlich der Tonausgabe beim HDCP-Kopierschutz können sich Unterschiede ergeben, wenn man ein verlustfreies Digitalsignal ausgeben will. Denn eine solche verlustfreie Ausgabe verbietet der Standard inzwischen nicht nur beim Bild, sondern auch beim Ton, wogegen sie beim Ton früher mal erlaubt gewesen sein sollte (doch keine Gewähr meinerseits). Mit bestimmten Treibern soll es angeblich möglich sein, den Ton dennoch digital und verlustfrei auszugeben, so wurde mir berichtet (keine Gewähr), sodass sich übliche Verstärker per Digitaleingang verwenden lassen sollen, also auch ohne den Umweg per HDMI. Tipps zur Aktivierung gebe ich hier vorsichtshalber nicht. Ich beziehe mich bloß darauf, dass das bei alter Hardware, die noch dem alten Lizenzstandard entspricht, eigentlich erlaubt sein sollte. Aber ich bin kein Anwalt, weswegen ich die rechtliche Seite nicht beurteilen kann.
    jabu ist offline

  4. #4 Zitieren
    Bringt Kekse aus Holland Avatar von Balvenie
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    Zitat Zitat von foobar Beitrag anzeigen
    Das kommt darauf an....



    Also kurz: Im Gerätemanager sind alle Geräte erkannt und alles funktioniert so wie es soll -> keine zusätzlichen Treiber
    Wenn etwas hakt -> Chipsatztreiber installieren.


    Dass man "richtige" Grafikkartentreiber installieren sollte, ist mir auch klar. Deswegen bezog ich mich explizit auf Chipsatztreiber.

    Danke euch beiden!
    Balvenie ist offline

  5. #5 Zitieren
    Legende Avatar von jabu
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    Ich gucke normalerweise nach, wofür die Chipsatztreiber zuständig sind. Spezielle Bus-Filtertreiber, die Windows nicht mitbringt, installiere ich bei Vorliegen einer guten Begründung (in der Doku) durchaus, damit es nachher keine Probleme gibt, z.B. mit dem Power-Management. Falls ich keine Zeit zum Nachgucken habe, installiere ich sie vorsichtshalber. Wenn ich mir aber schon die Zeit nehme und merke, dass unter den Chipsatztreibern nichts ist, was man bräuchte, dann lasse ich es, weil das Verwalten durch Windows allgemein den Wartungsaufwand und das Fehlerpotenzial reduziert. Bei eigenem Gerät, welches ich ständig unter der Fuchtel habe, ist dagegen doch mit der Zeit die Konfiguration bis ins Detail erprobt und angepasst.

    Neulich hatte ich einen Netzwerkchip von Broadcom am gelegentlichen Amoklaufen (Chip spinnt gewaltig, Neustart erforderlich). Mit einem älteren von Broadcom bereitgestellten Treiber, zu dessen Installation man Windows natürlich überreden musste, waren die Symptome verschwunden. Sie verschwanden aber auch nach dem experimentellen Abschalten bestimmter Features bei dem von Windows bereitgestellten Treiber, wovon eines wohl mit einer veränderten Architektur für eine effizientere Nutzung mehrerer CPU-Kerne zusammenhängen soll, was sich deaktivieren lässt. Der alte Treiber verfügt u.a. nicht über dieses Feature, weswegen das ein heißer Kandidat ist. Der nächste Versuch wird also mit dem neureren, von Windows bereitgestellten, Treiber gemacht werden, allerdings mit dem deaktivierten Feature, sodass die alte Architektur benutzt wird, wie eben beim alten Treiber. Allerdings muss über Wochen hinweg ausprobiert werden. Falls der Verdacht stimmt, müsste also der von Windows bereitgestellte Treiber zu universell ausgelegt sein (alternativ ist ein subtiler Hardwaredefekt denkbar). Mit dem alten Treiber, der direkt von Broadcom stammt, gibt es bisher keine Probleme. Um nicht wieder den neuen untergeschoben zu kriegen, habe ich Windows gesagt, dass es von sich aus keine Treiber aktualisieren soll.

    Ja, "es kommt darauf an" ist leider meistens mit an Bord, weswegen Pauschalaussagen meistens Tendenzen wiedergeben und nicht als in Stein gemeißelt anzusehen sind. Allgemein lässt sich immerhin sagen, dass es mit umfangreichen Treiberpaketen (wie oftmals am Deinstallationseintrag erkennbar) bei einem Upgrade bzw. Update von einer Windowsversion zur nächsten naturgemäß viel öfter Probleme als mit den von Windows bereitgestellten Treibern gibt.
    jabu ist offline Geändert von jabu (22.02.2019 um 12:07 Uhr)

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