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  1. Beiträge anzeigen #41 Zitieren
    Knight Commander Avatar von Nasir
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    Nasir ist offline
    Ich möchte die Tragweite und Abscheulichkeit des Holocaust nicht entkräften, verharmlosen oder relativieren. Dem verweigere ich mich! Es ist ein sehr sensibles Thema und ich möchte dieses hier einmal klarstellen, falls es vielleicht so herüberkommen sollte. Ich sehe lediglich nicht ein zwischen der Abscheulichkeit von Hitler und Stalin zu Differenzieren und Abstufungen zu machen, denn letzten Endes sind unter beiden Millionen von Menschen gestorben. Zu sagen Regime A war aber ein klein wenig netter, besser, humaner was auch immer als Regime B hilft den Millionen von Opfern auch nicht. Beide gehören verurteilt, verachtet und dürfen niemals in der Geschichte der Menschheit vergessen werden. Die Jugend sollte sich hieran immer ein Beispiel nehmen für die abscheulichsten Kapitel der Menschheitsgeschichte.

  2. Beiträge anzeigen #42 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    HerrFenrisWolf ist gerade online
    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Hmm, das ist kompliziert. Also, ich sag es mal so, die Hauptinspiration habe ich mir von Slavoj Zizek geholt, der betitelt sich gerne als Leninist, aber seine Philosophie ist sehr eklektisch und holt sich dabei gerne noch Psychoanalytiker und ein paar Postmodernisten mit ins Boot, was für Leninismus wieder sehr unorthodox ist.

    Wäre das irgendwie halbwegs anerkannt und nicht nur ein Meme, würde ich sagen, ich wäre Zizekistin, aber so komme ich wohl einer Leninistin am nähsten.
    You may...I prefer not to...

  3. Beiträge anzeigen #43 Zitieren
    Operaist Avatar von Alo
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    Zitat Zitat von Takeda Shingen Beitrag anzeigen
    Es ist weniger das System, sondern die Menschen selbst. Nicht der Kapitalismus ist das Problem sondern der Mensch. Es wird immer, egal zu welcher Zeit und an irgend einem Ort, Menschen geben die andere kontrollieren. Ganz unabhängig vom System unter welchem die Gesellschaft lebt. Selbst der hochgelobte Lenin hat über die anderen Entscheidungen getroffen und teils mit Angst regiert. Solange der Mensch sich nicht ändert, wird es immer vorherrschende Personen geben.
    Der "hochgelobte Lenin"? Du meinst den Lenin der die Kronstädter Matrosen und die ukrainischen Anarchisten über den Haufen schießen ließ?

  4. Beiträge anzeigen #44 Zitieren
    Mythos Avatar von Der Erzbaron Gomez
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    Der Erzbaron Gomez ist offline
    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Der "hochgelobte Lenin"? Du meinst den Lenin der die Kronstädter Matrosen und die ukrainischen Anarchisten über den Haufen schießen ließ?
    Lenin did nothing wrong.

  5. Beiträge anzeigen #45 Zitieren
    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Heinz-Fiction ist offline
    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Opportunisten können sich in jedem System durchwinden, das hat nix mit falsch oder richtig zu tun. In meiner bescheidenen sächsischen Kleinstadt gibt es Familien, die jedes Fähnchen geschwungen haben und im Nachhinein eigentlich immer in der Opposition waren.
    Parteimitgliedschaft hat auf jeden Fall geholfen, aber worauf ich hinaus möchte, ist, dass die DDR und meinetwegen auch die UdSSR mit ihren Einschränkungen persönlicher Freiheiten, Bespitzelungen, auch politische Morde, noch lange nicht auf dem Niveau sind des NS-Deutschland was den Härtegrad betrifft und vor allem auch die Motivation dahinter.
    Ich hoffe ja einfach immer, dass die Leute, mit denen ich diskutiere, es abgrundtief schlimm finden, wenn man für etwas ins Gefängnis/Lager gesteckt oder gar getötet wird, wofür man nix kann wie Rasse, Kultur/Religion (als etwas, das anerzogen wird / in das man hineingeboren wird), Homosexualität, Transsexualität, irgendeine Behinderung und da einen Unterschied dazu sehen, wenn jemand für eine Handlung bestraft wird, zu der er sich aktiv entscheidet.
    Ich weiß nicht, ob man das für bare Münze nehmen kann, aber ein Zeitzeuge hat mir mal gesagt, dass es ein Irrglaube sei, dass IMs (Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi) in der Regel zu ihrer Tätigkeit gezwungen/genötigt wurden. Tatsächlich wurden IMs wohl nicht einmal bezahlt, sondern bekamen maximal Sachwerte als Entlohnung, während eine Ablehung der Spitzeltätigkeit keine negativen Folgen nach sich ziehen würde.
    "Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"

  6. Beiträge anzeigen #46 Zitieren
    Operaist Avatar von Alo
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    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Lenin did nothing wrong.
    Außer das er vielleicht mal Marx nicht nur hätte quer lesen sollen

  7. Beiträge anzeigen #47 Zitieren
    Mythos Avatar von Der Erzbaron Gomez
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    Der Erzbaron Gomez ist offline
    Zitat Zitat von Heinz-Fiction Beitrag anzeigen
    Ich weiß nicht, ob man das für bare Münze nehmen kann, aber ein Zeitzeuge hat mir mal gesagt, dass es ein Irrglaube sei, dass IMs (Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi) in der Regel zu ihrer Tätigkeit gezwungen/genötigt wurden. Tatsächlich wurden IMs wohl nicht einmal bezahlt, sondern bekamen maximal Sachwerte als Entlohnung, während eine Ablehung der Spitzeltätigkeit keine negativen Folgen nach sich ziehen würde.
    Es gab solche und solche. Die einen wurden dazu gedrängt und dann gab es noch die Verrückten, denen es Freude bereitet hat, zu spionieren. Keine Ahnung, wie das entlohnt wurde. Ich hab keinen von denen in meiner Familie.
    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Außer das er vielleicht mal Marx nicht nur hätte quer lesen sollen
    Lenin hat Marx durchgelesen und dann noch mal eine Rückkehr zu Hegel gemacht. Viel Zeit dazu hatte er ja in der Schweiz. Man musste sich eben auch die Frage stellen, warum sich fast alle Arbeiterparteien dazu entschieden haben, in der Frage um den Weltkrieg ihre patriotische Stunde schlagen zu lassen und sich nicht dazu entschieden haben, den Kampf nur gegen die Herrscherklasse aufzunehmen.
    War Marx nicht der Ansicht, der Anarchismus sei eine Kinderkrankheit der Arbeiterbewegung? Hmm. Dann hätte Lenin die Ukrainer lieber zum Arzt schicken sollen.

    Edith: Kein Hate gegen Anarchisten, meine Freundin ist eine, und die findet sowas wie Arbeitslager gut, solange sie libertär sind. Keine Ahnung, ob Machnos, oder wie man ihn im Deutschen schreibt, auch so schön waren wie die in Katalonien.
    Geändert von Der Erzbaron Gomez (14.01.2019 um 18:35 Uhr) Grund: Ergänzung

  8. Beiträge anzeigen #48 Zitieren
    Charon. Be my guest! Avatar von Wocky
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    Wocky ist offline
    Er hat Hegel gesagt. [Bild: s265.gif]
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  9. Beiträge anzeigen #49 Zitieren
    Mythos Avatar von Der Erzbaron Gomez
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    Zitat Zitat von Wocky Beitrag anzeigen
    Er hat Hegel gesagt. [Bild: s265.gif]
    Man muss Hegel auf die Füße und dann wieder auf den Kopf stellen.

  10. Beiträge anzeigen #50 Zitieren
    Charon. Be my guest! Avatar von Wocky
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    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Man muss Hegel auf die Füße und dann wieder auf den Kopf stellen.
    https://forum.worldofplayers.de/foru...-Halt-im-Leben

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  11. Beiträge anzeigen #51 Zitieren

  12. Beiträge anzeigen #52 Zitieren
    Operaist Avatar von Alo
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    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Lenin hat Marx durchgelesen und dann noch mal eine Rückkehr zu Hegel gemacht. Viel Zeit dazu hatte er ja in der Schweiz. Man musste sich eben auch die Frage stellen, warum sich fast alle Arbeiterparteien dazu entschieden haben, in der Frage um den Weltkrieg ihre patriotische Stunde schlagen zu lassen und sich nicht dazu entschieden haben, den Kampf nur gegen die Herrscherklasse aufzunehmen.
    War Marx nicht der Ansicht, der Anarchismus sei eine Kinderkrankheit der Arbeiterbewegung? Hmm. Dann hätte Lenin die Ukrainer lieber zum Arzt schicken sollen.
    Naja, Lenin hat ganz sicher nicht alles von Marx gelesen (also "durchgelesen"), es sei denn er wollte von Anfang an nur seine Theorie für eigene Zwecke (seine komischen Fantastereien von der "revolutionären Elite") instrumentalisieren.

  13. Beiträge anzeigen #53 Zitieren
    Mythos Avatar von Der Erzbaron Gomez
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    Der Erzbaron Gomez ist offline
    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Naja, Lenin hat ganz sicher nicht alles von Marx gelesen (also "durchgelesen"), es sei denn er wollte von Anfang an nur seine Theorie für eigene Zwecke (seine komischen Fantastereien von der "revolutionären Elite") instrumentalisieren.
    Naja, wenn man bei Google fragt: "how many books did Karl Marx write" wird die Zahl 200 ausgespuckt. Das mag nicht ganz akkurat sein, aber so wenig ist es tatsächlich nicht und dann gibt es ja noch die ganzen Briefe, die eventuell interessant sein könnten.

    Die ganze Idee mit der Avantgarde kommt aber daher, dass viele Arbeiter und Bauern eben überhaupt keinen Plan davon haben bzw. nicht das Bewusstsein haben, um wirklich einen Übergang zum Sozialismus haben zu wollen und zu finden. Auch wenn sie sich in Gewerkschaften organisieren, dann kommen sie nicht darüber hinaus, mehr für sich aus dem bestehenden System herauszuholen und es zu überwinden. Man sieht es ja auch an den Gewerkschaften und anderen NGOs, die wir heute haben, meinetwegen sowas wie Ärzte ohne Grenzen oder Greenpeace. Sie verändern das System ein wenig, werden geduldet, wollen aber maximal sowas wie Lohnerhöhungen, bessere medizinische Versorgung oder den Walfang verbieten. Das ist zwar alles schön, überwindet aber nichts.
    Mit dem demokratischen Zentralismus und seinen medialen Organen wie einer Parteizeitung, Schulungen usw. gibt man aber den Interessierten die Möglichkeit, sich fortzubilden, ohne dabei mit solchen Sprüchen anzukommen wie "Lies mal Das Kapital xd". Ich finde es schon gut und effektiv, wenn man den Mitgliedern einer Partei Theorien zeigt, die ihr Verständnis verbessern.
    Aber natürlich muss man wie auch in anderen Belangen einsehen, dass Lenin oft zu technokratisch gedacht hat. Nur weil im Zentralkomitee vielleicht jetzt relativ gut bewanderte Leute sitzen, heißt das nicht, dass da sich nicht Opportunisten und Revisionisten einschleichen können, die dann die stark-hierarchische Struktur ausnutzen um ihre eigene Position zu sichern. Da muss es schon Kontrollmechanismen geben, die das ganze von unten korrigieren können.
    Aber man sieht es ja auch in "demokratisch" organisierten Parteien wie der SPD, dass es auch da nicht funktioniert. Oben wird jemand gewählt aus einem Pool, in dem alle Kandidaten nicht der Knaller sind, nach unten hin werden dann die "Vorteile" aufgezeigt, die es gibt, wenn man sich für Kandidat X entscheidet und wenn der erstmal das Amt innehat, dann wird die Basis in den meisten Fällen wieder unzufrieden sein mit der Arbeit der Spitzen- und Berufspolitiker.

    Es ist fast so, als ob Hierarchie immer mit solchen Problemen daherkommt.

  14. Beiträge anzeigen #54 Zitieren
    Charon. Be my guest! Avatar von Wocky
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    Wocky ist offline
    Diese seltsame Nummer mir dem angeblich fehlenden Bewußtsein derer, die nicht so wollen wie ich es gerne will, ist mir seit jeher auf den Senkel gegangen. Wie kommt man eigentlich auf so was?
    Vielleicht haben die, welche das fehlende Bewußtsein anderer bemängeln, selbt ein völlig falsches, fehlgeleitetes Bewußsein? Oder sind einfach nur dämlich? Oder eitel? Oder beides.
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  15. Beiträge anzeigen #55 Zitieren
    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Heinz-Fiction ist offline
    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Es gab solche und solche. Die einen wurden dazu gedrängt und dann gab es noch die Verrückten, denen es Freude bereitet hat, zu spionieren. Keine Ahnung, wie das entlohnt wurde. Ich hab keinen von denen in meiner Familie.
    Ich auch nicht, dafür aber ein paar im näheren Umfeld. Aufm Dorf spricht sich sowas fix rum. So war etwa unser Vereinskassenwart früher IM und passenderweise Staatskundelehrer. Das haben ihm noch Jahrzehnte danach seine Mitmenschen übel genommen. Allerdings reden da auch nur die wenigsten aus naheliegenden Gründen drüber.
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  16. Beiträge anzeigen #56 Zitieren
    Halbgott Avatar von Seelenschnitte
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    Zitat Zitat von Wocky Beitrag anzeigen
    Diese seltsame Nummer mir dem angeblich fehlenden Bewußtsein derer, die nicht so wollen wie ich es gerne will, ist mir seit jeher auf den Senkel gegangen. Wie kommt man eigentlich auf so was?
    Vielleicht haben die, welche das fehlende Bewußtsein anderer bemängeln, selbt ein völlig falsches, fehlgeleitetes Bewußsein? Oder sind einfach nur dämlich? Oder eitel? Oder beides.
    Dieser Gedanke verdient es, dass man ihn sekundiert.

    „Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“

    Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord

  17. Beiträge anzeigen #57 Zitieren
    Mythos Avatar von Der Erzbaron Gomez
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    Der Erzbaron Gomez ist offline
    Zitat Zitat von Wocky Beitrag anzeigen
    Diese seltsame Nummer mir dem angeblich fehlenden Bewußtsein derer, die nicht so wollen wie ich es gerne will, ist mir seit jeher auf den Senkel gegangen. Wie kommt man eigentlich auf so was?
    Vielleicht haben die, welche das fehlende Bewußtsein anderer bemängeln, selbt ein völlig falsches, fehlgeleitetes Bewußsein? Oder sind einfach nur dämlich? Oder eitel? Oder beides.
    Das "falsche" Bewusstsein gibt es so an sich gar nicht. Jeder nimmt die Welt um sich herum ganz spezifisch war und ordnet Geschehnisse und Zustände in sein Weltbild ein. Der Durchschnittsbürger hat auch ein Gefühl dafür, was richtig und was falsch ist und, zumindest in meinem Umfeld ist das so, da zähle ich auch Leute mit rein, die ich nur über meine Eltern oder sonstwen anderes kenne, und sind unzufrieden mit den Dingen, so wie sie sind. Die einen mehr und die anderen weniger.
    Das Problem, dass sich aber ergibt, ist, dass die, die sich bei irgendwas engagieren, in einer Gewerkschaft, in irgendwelchen Vereinen, in denen es darum irgendwie geht, das Leben besser zu machen, in ihrem Denken und Handeln sehr oft nur in dem arbeiten, was für sie die gefühlten harten Rahmenbedingungen sind, weswegen sie es sich gerne in dem gemütlich machen, was sie haben, oder schon erreichen konnten, da es schlimmer sein könnte.
    Da hast du den Gewerkschafter, der bei Tarifverhandlungen nur um ein oder zwei Prozent mehr kämpft, den Umweltschützer, der dich zwar zum Müllsortieren bringen will, aber nichts gegen Verschmutzung bspw. durch Unternehmen machen will (da wurden mal vor einer Weile ein paar Zahlen genannt, wie das 100 Unternehmen 80 % der Umweltverschmutzung verursachen oder sowas in der Art) oder du hast den, dem es leid tut, wie es Menschen in anderen Ländern geht, und dass diese oft nach Europa migrieren wollen um Schutz und Wohlstand zu suchen, aber man hat erstmal sich um die Deutschen kümmern muss, denen es schlecht geht etc.
    Es ist zwar schön, dass sich überhaupt irgendwer für etwas einsetzt und das oft auch nicht mal schlecht ist, aber das Problematische ist, dass du, um jetzt mal zur Gewerkschaft zu kommen, in guten wirtschaftlichen Zeiten du nicht mehr vom Kuchen abkriegst und in schlechten deinen Job verlieren kannst. Forderst du aber zuviel und würdest damit noch durchkommen, dann hast du wirklich das real existierende Problem, dass das die Gewinne der Unternehmen schmälert, die weniger reinvestieren können und stattdessen lieber dorthin abwandern, wo es billiger ist. Du bist also gefangen, kannst entweder alles verlieren oder ein wenig dazugewinnen, was bei der nächsten Krise oder Umstrukturierung wieder alles weg sein kann.
    Der springende Punkt hierbei soll sein, dass man aus dem System aussteigen kann, dass einen so gefangen hält, ohne dabei etwas zu verlieren, im Gegenteil, auch noch sehr viel gewinnen kann. Aber dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, schon lange so funktioniert, wie sie funktioniert, wird keiner an dich herankommen und mit dir darüber reden, wie man ausbrechen kann. Du reduzierst deine eigenen Chancen nur auf das, was dir von anderen gegeben wurde bzw. was du als Rahmenbedingungen interpretierst. So wie eben viele Gewerkschaften sich recht schnell befrieden lassen, weil es eh nix bringen würde, mehr oder gar was anderes zu fordern.
    Was Lenin mit dieser Avantgarde meint, ist, dass die, die sich nun auch was für Gründen auch immer dazu berechtigt fühlen (man darf nicht vergessen, wie oft gesagt wird, dass das, was Gewerkschaften fordern, unverschämt und unverantwortlich ist; das Spiel lässt sich in zwei Richtungen spielen), sich besser organisieren sollen und durch Publikationen und direktes Einbringen bspw. in eben Gewerkschaften den Leuten erzählen sollen, wie man in seinen Möglichkeiten eingegrenzt wird, wie man da raus kann und das eben mit Theorie verbindet, also wie man sowas bewerkstelligen könnte.
    Das kannst du nun sehen, wie du willst, aber auch die Leute, die sich Aufklärer nannten, wollten erreichen, dass sich Menschen aus ihrer Unmündigkeit befreien und haben deshalb ihren Kram nicht für sich behalten.

    Das hat nichts damit zu tun, ob man dämlich oder eitel ist oder beides oder nichts davon. Was für eine Weltanschauung man hat, ist einem einfach nur nicht in jedem Moment bewusst, indem man etwas denkt oder fühlt. Aber sie wird vor allem durch das geprägt, was man schon kennt. Und das, was man schon kennt ist in der Regel auch das, in dem man es sich bequem macht bzw. tut es manchmal richtig weh, wenn jemand einem etwas widerlegt und man das dann auch noch einsieht. Das kenne ich zumindest von mir selbst so.
    Aber ich diskutiere mittlerweile eigentlich ganz gerne mit Leuten, mit denen ich sonst nichts zu tun haben wöllte. Nur wenn jemand nicht richtig auf Fragen antworten kann oder nur Phrasen rausschleudert wie "Das war halt schon immer so", "weil das gut/schlecht ist" oder "weil [Autorität] das so sagt/meint", dann macht mir das keinen Spaß, weil ich dann, aber auch nur dann, das Gefühl habe, dass mein Gesprächspartner noch nie über seine Anschauungen nachgedacht hat, es vielleicht nicht richtig kann oder im schlimmsten Fall es einfach nur verweigert, weil es unangenehm sein könnte.


    tl;dr: Jeder nimmt die Welt anders war, und auch, wenn man andere Anschauungen toleriert, ist man trotzdem der Ansicht, dass die eigene die richtige ist und sein muss. Und bevor sich spontan und ganz individuell eine Art Protofaschismus entwickelt, weil man mit sich und der Welt unzufrieden ist und das das einzig Machbare ist, da kann ich nur für mich reden, rede ich lieber mal mit anderen und schaue, was die so vorschlagen.
    Zitat Zitat von Heinz-Fiction Beitrag anzeigen
    Ich auch nicht, dafür aber ein paar im näheren Umfeld. Aufm Dorf spricht sich sowas fix rum. So war etwa unser Vereinskassenwart früher IM und passenderweise Staatskundelehrer. Das haben ihm noch Jahrzehnte danach seine Mitmenschen übel genommen. Allerdings reden da auch nur die wenigsten aus naheliegenden Gründen drüber.
    Ja, solche Leute kenne ich allerdings zu Genüge. Und nach der Aussage meiner Eltern hat man es denen meist schon angemerkt, dass sie schlecht im bespitzeln waren.

  18. Beiträge anzeigen #58 Zitieren
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    Alo ist offline
    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Naja, wenn man bei Google fragt: "how many books did Karl Marx write" wird die Zahl 200 ausgespuckt. Das mag nicht ganz akkurat sein, aber so wenig ist es tatsächlich nicht und dann gibt es ja noch die ganzen Briefe, die eventuell interessant sein könnten.
    Naja, man kann sich ja schon einen groben Überblick durch die gesammelten Werke verschaffen, das sind mehr als 40 Bände mit jeweils über 800 Seiten.

    Aber wie auch immer, man merkt bei Lenin schon recht deutlich, dass er alles zu den Marxschen (und Engelschen) Idealen und Visionen entweder nicht gelesen oder einfach nur allzu gerne umschifft hat.

    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Die ganze Idee mit der Avantgarde kommt aber daher, dass viele Arbeiter und Bauern eben überhaupt keinen Plan davon haben bzw. nicht das Bewusstsein haben, um wirklich einen Übergang zum Sozialismus haben zu wollen und zu finden. Auch wenn sie sich in Gewerkschaften organisieren, dann kommen sie nicht darüber hinaus, mehr für sich aus dem bestehenden System herauszuholen und es zu überwinden. Man sieht es ja auch an den Gewerkschaften und anderen NGOs, die wir heute haben, meinetwegen sowas wie Ärzte ohne Grenzen oder Greenpeace. Sie verändern das System ein wenig, werden geduldet, wollen aber maximal sowas wie Lohnerhöhungen, bessere medizinische Versorgung oder den Walfang verbieten. Das ist zwar alles schön, überwindet aber nichts.
    Naja, die Idee von der Elite gab es schon vorher und Lenin hatte sie nur vorhergehenden russischen Theoretikern übernommen. Böse Zungen behaupten auch gerne, dass Lenin sich von eben jenen mehr inspirieren ließ als von Marx selbst. Ähnlich wie Fidel Castro mehr vom Geiste Martis, als von Marx beseelt war, usw.

    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Mit dem demokratischen Zentralismus und seinen medialen Organen wie einer Parteizeitung, Schulungen usw. gibt man aber den Interessierten die Möglichkeit, sich fortzubilden, ohne dabei mit solchen Sprüchen anzukommen wie "Lies mal Das Kapital xd". Ich finde es schon gut und effektiv, wenn man den Mitgliedern einer Partei Theorien zeigt, die ihr Verständnis verbessern.
    Aber natürlich muss man wie auch in anderen Belangen einsehen, dass Lenin oft zu technokratisch gedacht hat. Nur weil im Zentralkomitee vielleicht jetzt relativ gut bewanderte Leute sitzen, heißt das nicht, dass da sich nicht Opportunisten und Revisionisten einschleichen können, die dann die stark-hierarchische Struktur ausnutzen um ihre eigene Position zu sichern. Da muss es schon Kontrollmechanismen geben, die das ganze von unten korrigieren können.
    Aber man sieht es ja auch in "demokratisch" organisierten Parteien wie der SPD, dass es auch da nicht funktioniert. Oben wird jemand gewählt aus einem Pool, in dem alle Kandidaten nicht der Knaller sind, nach unten hin werden dann die "Vorteile" aufgezeigt, die es gibt, wenn man sich für Kandidat X entscheidet und wenn der erstmal das Amt innehat, dann wird die Basis in den meisten Fällen wieder unzufrieden sein mit der Arbeit der Spitzen- und Berufspolitiker.
    Lenin war halt auch vor der Revolution großer Fan von Preußen und seinem "Kriegssozialismus" (Staatskapitalismus).

    Wenn man sich anguckt wovon Lenin sich "neben Marx" hat inspirieren lassen ist das um einiges auschlussreicher für den Ablauf der Oktoberrevolution als die Marx-Lektüre.

    Was die Bildung angeht: Das war Forderung/Vision aller damaligen Linken, vom Anarchisten bis hin zum libertären Sozialisten oder linken Sozialdemokraten. Lenin hat damit nur in das eingestimmt was eh linker Konsens war.

    Zitat Zitat von Der Erzbaron Gomez Beitrag anzeigen
    Es ist fast so, als ob Hierarchie immer mit solchen Problemen daherkommt.
    ^^

  19. Beiträge anzeigen #59 Zitieren
    Deus Avatar von Lemimus
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    Lemimus ist offline
    Nun, wie soll ich das denn ausdrücken? Also vergleicht man die Ansichten von Marx und Engels und den Ansichten von Lenin und Co. sehe ich eine "Anpassung an die zentrale Aussage dieser Zeit: Also, wie überrasche ich diese "nervige" Zeit?
    Und was halte ich von Lenin? Nun, ich sehe ihn als einen Wegbereiter eines komplett neuen Sozialismus, der im Grunde genommen auf den Sozialismus von Marx basiert Aber ehrlich gesagt, sehe ich auch keine Tiefe in diesem Charakter, wenn ich nicht so sehr mich für diese Personen eingesetzt hätte.
    [SIZE="4"] Binger sind Pinscher![/FONT]

    Leute, liest ein Buch! Das Internet ist sowieso schon kaputt genug, durch die vielen Quarantänemaßnahmen! Lasst auch den Armen das Recht auf ein BISSCHEN Internet! Ich blockiere hier gar nichts! IHR TUT DAS!!!!

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    Operaist Avatar von Alo
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    Alo ist offline
    Zitat Zitat von Lemimus Beitrag anzeigen
    Und was halte ich von Lenin? Nun, ich sehe ihn als einen Wegbereiter eines komplett neuen Sozialismus, der im Grunde genommen auf den Sozialismus von Marx basiert Aber ehrlich gesagt, sehe ich auch keine Tiefe in diesem Charakter, wenn ich nicht so sehr mich für diese Personen eingesetzt hätte.
    Öhm, also Engels hat die Paris Kommune als das bezeichnet was Marx und Engels mit "Diktatur des Proleteriats" meinten. In Anbetracht dessen das Marx auch öfters gegen die sogenannten "Staatssozialisten" wetterte, glaube ich kaum das marxscher leninscher Sozialismus viel mehr gemein haben als eine gemeinsame Kapitalismuskritik.

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