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Comic-Kränzchen | Diskussionsthread für Comicleser

  1. #81 Reply With Quote
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    Fantastic Four - Geschichte eines Lebens

    Die Fantastic Four gehören mit Spider-Man zu den Lieblings-Comicfiguren meines Bruders. Zwar hatte er als Teenager in den 90ern Spawn gesammelt und wünschte sich die Kräfte von Green Lantern, doch seine eigentlichen Helden waren Marvelfiguren. Wenn ich ihn als Kind in den Sommerferien in der Großstadt besuchte, schleifter er mich für gewöhnlich ins Kino und es war ihm super wichtig, mit mir die Fantastic Four Filme zu sehen. Diese heute ungebliebten Streifen waren lange meine Hauptreferenz für das Quartett. Keine gute Werbung für Marvels First Family. Desinteresse bestimmte mein Gefühlsleben gegenüber ihnen.

    Später begegnete ich einem Pastiche der vier als Oberschurken in DCs The Planetary und war fasziniert. In einem lange verschollenen Essay von Alan Moore über Stan Lee, schrieb der alte Comiczauberer wie Lees Fantastic Four Stories den jungen Alan als Kind beeinflusst haben. Da war klar, okay an diesen Figuren muss irgendwas sein, was ich schlicht nicht sehe. Seitdem hielt ich Ausschau nach einem FF Comic, der mir diese Sache zeigen würde. Im Comic-Combo wurde ich dann vor ein paar Tagen davon überrascht. Da lag er... Fantastic Four - Geschichte eines Lebens, mit einem anziehenden Coverart.

    Ich besitze schon einen Geschichte eines Lebens Comic und liebe das Konzept. Tatsächlich wäre ich nicht drauf gekommen, dass Marvel noch andere Figuren dieser Behandlung unterziehen würde, dabei liegt das eigentlich auf der Hand. Spider-Man - Geschichte eines Lebens erzählte eine Biographie Peter Parkers. Darin arbeitete sich der Comicautor an eigenen Interpretationen großer Spider-Man Story-Arcs ab und verwob sie zu einer zusammenhängenden Lebensgeschichte. Damit fing er die Essenz von Peter Parkers Spider-Man ein. Unheimlich gut. Dasselbe hatte ich nun mit den Fantastic Four vor mir.

    Wie die Geschichte Spider-Mans beginnt auch die von Reed Richards, Ben Grimm, Susann & Johnny Storm in den 60er Jahren. Die Sowjets haben gerade Yuri Gagarin ins All gebracht und Kennedy wünscht sich von Richards, dass die NASA nachzieht. Dr. Richards Raumschiffkonzept wird zwar in Windeseile gebaut, aber es ist derartig unkonventionell, dass die NASA nicht weiß wie man es testen sollte ohne Menschenleben zu gefährden. Also bringt Richards ein Team zusammen, welches das Schiff vom Testgelände entwendet und eigenmächtig ins All fliegt.

    Dabei nimmt die Origin der FF ihren Lauf. Der experimentelle Treibstoff reagiert mit kosmischer Strahlung, die Crew wird dem Gemisch ausgesetzt und Richards erhält einen kurzen Blick auf ein unermessliches Grauen in den Weiten des Alls. Nach dem schreckhaften Erwachen in einem NASA-Krankenhaus haben die Vier ihre Kräfte und werden bald von den USA als Superheldenteam hofiert (die Sache mit dem Raumschiffklau unter den Tisch gekehrt). Für eine Weile wirken die Vier beinahe glücklich. Sicher Ben Grimm ist als The Thing entstellt, aber arrangiert sich so gut es geht. Sue und Richard heiraten, bekommen einen Sohn. Johnny wird der coole Onkel, der nie so richtig erwachsen werden will.

    Über all dem liegt jedoch der Schatten dessen was Richards gesehen hat. Mr Fantastic weiß vom Weltenverschlinger Galactus und versucht gleich der antiken Cassandra unseren Planeten zu warnen. Doch kaum einer will ihn hören. Er mag zwar ein genialer Kopf sein, ein Superheld sogar, aber Galactus tun die Menschen lieber als Wahnvorstellung ab.

    Hierin liegt das alles vorantreibende Element der Erzählung. Richards Besessenheit vom möglichen Ende der Welt treibt ihn in seiner Forschung an und entfremdet ihn langsam von seinem Team, seiner Familie. Er arbeitet mit jedem der ihm bereit ist zuzuhören, Tony Stark, Victor von Doom und jedes Mal bringen diese "Bettgenossen" unvorhersehbare Konsequenzen für Richard mit sich.

    Die Zeit schreitet voran. Nein, viel eher läuft sie ab, läuft davon. Aus den 60ern werden die 2010er Jahre. US-Administrationen wandeln sich, globale Konflikte verschieben sich und die FF werden alt. Dabei sieht man es nur den Storm Geschwistern tatsächlich an. Am Ende, unvermeidlich wie Galactus, steht das große Abbrechnen mit den eigenen Unzulänglichkeiten, die ein Leben lang verleugnet wurden, aber losgelassen werden müssen. Es ist ein melancholisches Ende. Denn es ist das Ende der Geschichte eines Lebens.

    Was dieser Fantastic Four Comic für mich leistet, ist super. Leider bleibt er hinter der Spider-Man Biographie zurück. Warum das so ist, ist schnell erklärt. Statt sich auf eine Figur zu konzentrieren, erzählt dieser Comic auf etwa derselben Seitenzahl von vier Leben, die sich zwischenzeitlich voneinander lösen. Da bleibt kaum Platz den einzelnen Episoden, Jahrzehnt für Jahrzehnt, diesselbe Tiefe zu verleihen, die sie für Peter Parker hatten. Nichtsdestotrotz fühle ich mich den Fantastic Four nun deutlich näher als je zuvor.
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  2. #82 Reply With Quote
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    Superman: Ein Held fürs ganze Jahr

    Ein alter Herr steht auf seinem Feld. Er lässt den Blick über den Acker schweifen, den er mit all seiner Kraft ein Leben lang bestellt hat. Dort stehen die Pflanzen, die er mit Fürsorge und Geduld zieht. Seine Kleider sind bescheidene abgetragene Arbeitssachen. Der alte Knabe blickt in Richtung des Horizonts. Von dort aus schickt die untergehende Sonne ihre atemberaubende Farben über die Hügel der Felder - so weit eines Menschen Auge eben reicht. Er ist ein Vater, der sich die Tränen verkneift als sein Sohn an ihn herantritt. "Wirst du dich jemals daran satt sehen?" fragt der Sohn und sein Vater antwortet: "Nein, nie im Leben. Wie könnte ich?" An diesem Abend nimmt Jonathan Kent Abschied von seinem Sohn, der in die Welt jenseits dieser Hügel reisen wird, um dort Superman zu sein.

    Superman ein Held für das ganze Jahr ist einer dieser "required reading" Comics, die das Internet ausspuckt, wenn man nach den besten Superman-Comics sucht. Ich habe ihn inzwischen gelesen und verstehe das. Es ist ein Comic vom Ende der 90er, einer Zeit in der Superhelden grim & gritty waren. Doch diesem Trend steht er entgegen. Sein Cover wirkt altbacken. Die Zeichnungen sind von Ruhe und Minimalismus erfüllt. Ziel dieses Comics scheint es zu sein, Superman in seinem Kern darzustellen, zeichnerisch, in den Dialogen und der Handlung. Es ist gelungen und es erzeugt auf anheimelnde Art und Weise, mehr Gravitas als das eine epische Schlacht mit einem Alien-Overlord könnte.

    Der Comic zerfällt in vier Kapitel, den vier Jahrezeiten folgend. Jedes Kapitel wird uns aus der Sicht einer anderen Nebenfigur berichtet: Frühling Jonathan Kent, Sommer Lois Lane, Herbst Lex Luthor und Winter Lana Lang. Die Erzählung beginnt in Smallville, dem kleinen Bauernstädtchen in Kansas, wo zwei Erdlinge den letzten Sohn Kryptons adoptierten. Clarks Körperkraft wird zunehmend übermenschlich und seine Eltern gehen damit wie selbstverständlich um. Jeden Tag vermitteln sie ihrem Sohn ihre Werte, allen voran das Mitgefühl mit anderen. Wir lernen Smallville kennen: den Futtermittelladen, die Eisdiele, den Friseur, die Kirche und die Nachbarn. Es ist ein beschaulicher Mikrokosmos, dessen Idylle eines Tages durch einen Hurricane getrüpt wird.

    Der Sturm erfasst Clark, reißt ihn mit sich. Seine wachsenden Kräfte gestatten ihm darin zu navigieren. Er rettet sich selbst und einen seiner Mitbürger. Als die Katastrophe vorüberzieht, steht er vor einer Frage. Wenn es in seiner Macht liegt in einer solchen Situation seinen Mitmenschen zu helfen, liegt es dann nicht in seiner Verantwortung genau das jeden Tag zu tun? So beschließt Clark nach Metropolis zu gehen und dort Superman zu werden, um genau diesem Verantwortungsgefühl zu entsprechen. Smallville ist ein Paradis. Sicher es hat den aus der Zeit gefallenen Charakter eines jeden ländlichen Örtchens, denselben Stillstand. Doch es ist auch eine liebende Gemeinschaft und der Ort Clarks erster Liebe. Den Alten am Pokertisch ist längst aufgefallen wie ungelenk Clark Kent und Lana Lang umeinander herumtanzen. Wäre es nicht herzallerliebst, wenn sie die Kent-Farm eines Tages übernehmen? Dieser Smallvilletraum zerbricht an Clarks Kräften.

    Ich bin längst ins Schwafeln über die Story des Comics gekommen und will nur sagen, sie setzt sich fort. Es ist die Vision kindlich unschuldigen Heldentums, die überall auf den abgeklärten Zynismus der großen weiten Welt bricht. Für diesen Zynismus steht Metropolis und im Speziellen Lex Luthor und Lois Lane. Aus unterschiedlichen Gründen können beide nicht glauben, dass es einen Helden gibt, der eben nicht um seiner selbst Willen Gutes tut. Diese zynische Welt wird Clark schließlich in eine Krise stürzen.

    Es ist ein emotionaler Comic. Auf ihre Weise erdet die Story einen Mann, der Fliegen, durch Wände sehen und Stahlschienen verbiegen kann. Superman ein Held für das ganze Jahr präsentiert seinen Helden eben genauso, dass man versteht, was ihn ausmacht. Nicht weil ihm ob seiner Kräfte alles zufliegen würde, sondern weil er sich abmüht stets das Richtige zu tun. Es ist das Kunststück gleichzeitig das übermenschliche Ideal zu sein, als auch einer von uns.
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  3. #83 Reply With Quote
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    WANTED

    Inzwischen gehört Mark Millar zu meinen Lieblingscomicautoren. In seinen schwächeren Comics wissen die Geschichten noch immer verlässlich zu unterhalten (Starlight, Sharky). Seine Filetstücke (Genosse Superman, Old Man Logan, Jupiters Legacy) haben mich hellauf begeistert. Überraschend viele seiner Comics wurden inzwischen auf irgendeine Weise verfilmt. Jupiters Legacy bekam eine schnell wieder gecancelte Netflix-Serie. Old Man Logan war die Vorlage für den wohl besten Wolverine Film, Logan. KickAss und Kingsman bekamen sogar mehr als einen Film spendiert.

    Nun ist da draußen auch ein Film, von dem ich lange nicht wusste, dass er auf einer Comicvorlage beruhte - Wanted. In diesem Film spielen Angelina Jolie, Morgan Freeman, Chris Pratt und James McAvoy mit und ich habe ihn vor cringe (oder Fremdscham) nie zu Ende gesehen. "Der Film, in welchem einer lernt um Kurven und Ecken zu schießen, in dem er mit der Pistole winkt.", so würde ich diesen Film zusammenfassen. Dabei bekam ich mehrfach zu hören, die Vorlage sei deutlich besser. Da einige Mark Millar Comics tatsächlich in Deutschland franchiseübergreifend als eigene Sammelreihe verlegt werden und Wanted Band 1 ist, hab ich einfach mal zugegriffen.

    So viel vorweg. Der Comic ist wirklich sehr anders als die Verfilmung. Tatsächlich fragte ich mich schon beim Lesen wie je einer auf die Idee kam, gerade diesen Comic in den 2000er Jahren verfilmen zu wollen. Kein Wunder, dass der Film so anders geraten ist als die Vorlage. Man hat so viel von der Vorlage abgeschliffen, dass das Ergebnis grundlegend ein anderes Produkt wurde. Das tat man aber offensichtlich aus Gründen...

    Wesley Gibson ist ein personifizierter Fußabtreter. Er ist ein unterbezahlter Büroangestellter, der auf dem Weg zu Arbeit von den Kids auf seiner Straße für seine Klamotten ausgelacht wird. Seine Vorgesetzte macht ihn fertig. Seine Freundin hat keine Zeit für ihn, weil sie permanent seinen besten Freund fickt. Wenn er nachts nicht voller Selbstmitleid Pornos guckt, dann googelt er Symptome für seine Hyperchondrie. Als er sich gerade wieder eines seiner Lieblingssandwiches holen möchte, taucht eine attraktive Frau auf und offenbart ihm, er sei der Sohn des besten Auftragskillers aller Zeiten. Sein Dad war Teil einer geheimen Verschwörung, die insgeheim sämtliches organisiertes Verbrechen und die Bullen kontrolliert und der Tote vermacht ihm mehrere Millionen. Einziger Haken an der Sache ist, er muss in Daddys Fußstapfen folgen. Um das zu unterstreichen, tötet die junge Frau ausnahmslos jeden im Diner.

    Nach einem weiteren ernüchternden Abend mit seiner Freundin nimmt Wesley das Angebot der mysteriösen Frau an. Innerhalb von drei Monaten wird Wesley in die Geheimnisse der Bruderschaft eingeweiht und ausgebildet. Seine Ausbildung besteht darin, ihn zum menschlichen Monster zu machen. Dafür wird ihm jede Empathie für Leben an sich ausgetrieben und das Töten beigebracht. Dieses Training handelt der Comic sehr zügig ab, denn offensichtlich liegt Papas Talent für Schusswaffengebrauch dem Junior in den Genen. Hier beginnt schon nach anfänglichen Stolpern mein Problem mit dem Comic. Es kostet Wesley quasi keinerlei Überwindung sämtliche Moral oder Ethik über Bord zu werfen, sich von all seiner Menschlichkeit zu verabschieden. Da ist es schon beinahe eine Fußnote, wenn in einer Monologbox erwähnt wird, dass er im Zuge seines Training auch Frauen vergewaltigt.

    Die Welt, in die der Protagonist eingeführt wird, ist die von Superschurken. Damit meine ich auch tatsächlich typische Superhelden-Comics Superschurken. In dieser Welt haben sie gewonnen und sämtliche Spuren ihrer einstigen Gegner getilgt. Wesley ist nun einer von ihnen. Der zentrale Konflikt des restlichen Comics besteht im Machtkampf von Wesleys Arbeitgeber "der Professor" und Konkurrent Mr. Rictus. Mr. Rictus ist auch der Hauptverdächtige für den Mord an Wesleys Vater. Die sich daraus entspinnende Story ist voller aus allen Kanonen feuernder Action.

    Mein Problem an diesem Comic ist, ich frage mich was uns Mark Millar damit erzählen will. Wanted liest sich wie Fight Club auf Crack. Nur das Fight Club eine Botschaft hat. Es hinterfragt ein Bild von Männlichkeit, Anspruchsdenken und die Werte unserer Gesellschaft. Wanted hingegen ist einfach eine Machtfantasie. Der junge weiße Kerl, der an fast all seinen Problemen jederzeit etwas ändern könnte, glaubt ihm müsse die Welt zu Füßen liegen. Dann bekommt er die Welt serviert und fängt an sich an ihr abzureagieren. Ich rede hier bewusst vom weißen Kerl, denn es ist aus irgendeinem Grund scheint es unheimlich wichtig, dass es die "afroamerikanische" Chefin ist, die ihn fertig macht und die "hispanischen" Kids, die sich über ihn lustig machen. Das Frauenbild des Comics zu erläutern, bedarf eigentlich keiner weiteren Worte.

    Ich verstehe, dass Mark Millar uns hier einen Schurken präsentiert. Wesley ist kein Held, nicht einmal ein Antiheld, der irgendwie aus Versehen das Richtige tun würde. Ich könnte den Comic interpretieren, dass eine von Schurken beherrschte Welt, Menschen ohne Werte hervorbringt, was Leben an sich wertlos macht. Das käme mir aber vor als würde ich da nach Gold suchen, wo gar keines zu finden ist. Der Comic spielt die komplette Klaviatur toxischer Männlichkeit und das sage ich nicht leichtfertig als sei es ein Kampfbegriff. Es gibt kein Moment der Erleuchtung über richtig und falsch. Alles was Wesley tut, zahlt sich für ihn aus. Es endet buchstäblich mit einer Beleidigung an den Leser. Die mich aber beim besten Willen nicht trifft, denn dafür ist das ganze Werk überhaupt nicht clever genug, als dass es mir hintenraus noch irgendwas über mich erzählen könnte.

    Was für den Comic spricht, sind die sehr guten Zeichnungen von J.G. Jones, der offensichtlich ein Talent für Action und obszöne Gewalt hat. Wanted bietet eine relativ clevere Superman Referenz und ist an sich ohnehin voller Anspielungen auf das DC Universum (mit ein wenig Marvel hineingemischt). Im Nachwort erwähnt Mark Millar, dass Wanted quasi die erste Idee für einen eigenen Comic war, die er jemals hatte. Basierend auf einer sehr kindlichen Erinnerung. Darin steckt auch direkt die Erklärung für die Welt von Wanted. Vielleicht hat der Comic Vorzüge, die ich nicht sehe. Schließlich gilt er manchen Lesern als Kult. Doch aktuell würde ich sagen, es ist das schlimmste was ich je von Mark Millar gelesen habe. Das immerhin, ist eine Qualität, die Wanted auch von seinen mittelmäßigeren Werken abgrenzt.
    HerrFenrisWolf is offline Last edited by HerrFenrisWolf; 15.06.2022 at 10:06.

  4. #84 Reply With Quote
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    MONSTER

    Das Cover von Monster ist unansehnlich. Es zeigt den Ausschnitt eines Gesichts. Eine haarlose Ruine, schlimm zugerichtet. Die Kopfform erinnert unangenehm an einen Säugling. Wo kein Loch in der Lippe klafft und den Oberkiefer entblößt, ist sie aufgedunsen beinahe affenartig. Zwischen den schief zueinanderstehenden, eingefallenenen Augen liegt die stumpf geklopfte Nase. Aus dem rechten Ohr ragt eine winzige amerikanische Flagge. Es ist ein Bildausschnitt, der uns einen Ausblick auf Bobby Bailey nach seiner Verwandlung gewährt.

    Im Comic lernen wir Bobby Bailey als einen stotternden Jugendlichen in einem Rekrutierungsbüro der Army kennen. Keine einzige Frage des Rekrutierungsoffiziers kann der junge Mann sinnvoll beantworten. Seine Antworten sind offensichtlich fadenscheinige Lügen. Er ist völlig überfordert. Dem Rekrutierungsoffizier wird schnell klar, vor ihm sitzt ein obdachloser Herumtreiber, der wahrscheinlich kaum die Schule besucht hat. Doch es gibt eine inoffizielle Abteilung der Army, die sehr gute Verwendung für so ein Individuum hat, als Testkandidat.

    Im Zuge von Projekt Prometheus wird Bobby genetisch transmutiert, wächst auf abnorme Größe an, entstellt und gewinnt kolossale Kräfte. Dann entkommt Bobby aus dem Stützpunkt und die Hetzjagd des federführenden Offiziers auf ihn beginnt. Eine Story, die an Bruce Banner alias den unglaublichen Hulk erinnert. Als Hulk-Geschichte begann Monster einst. Autor Harry Windsor Smith pitchte sie Mitte der 80er Marvel und wurde abgelehnt. Angeblich bediente sich der Verlag dennoch daran, ohne das Smith dafür je einen Cent sah.

    Monster ist Smiths Vision, die späte Verwirklichung findet - ein kleiner Hauch Gerechtigkeit. Tatsächlich spielt Bobbys Monster-Metamorphose, die daraus resultierende Kräfte etc. kaum eine Rolle für das Geschehen im Comic. Es bietet nur den Rahmen, im Zuge dessen wir mit den Umständen einer komplexen Familiengeschichte konfrontiert werden.

    Kern der Handlung ist die häusliche Gewalt, der Bobby und seine Mutter einst ausgesetzt waren. Thomas Bailey, der als Dolmetscher und Soldat im 2. WK gegen die Deutschen diente, kam schwer traumatisiert nachhause und lebte sich an seinen Lieben aus. Immer wieder zeigt uns der Comic das völlig zerrüttete Familienleben der Baileys, vom Vater herbeifantasierte Kränkungen, die ihn Entschuldigung zur Eskalation sind. Wir lesen das Tagebuch der Mutter, die das Verhalten ihres Mannes zwanghaft verplausibilisiert und sich selbst zensiert.

    Verwoben wird das Ganze mit der Familiengeschichte des afroamerikanischen Rekrutierungsoffiziers, dessen Gewissen ihn foltert, Bailey an Projekt Prometheus überstellt zu haben. Auch die ursprüngliche Traumatisierung des Vaters wird ausgebreitet oder das Leben des Bullen, der bei den Baileys nach dem Rechten sah. Der Comic wirft wieder und wieder die Frage auf, wer denn das eigentliche Monster ist. Bobby Bailey ist es offensichtlich nicht. Kandidaten gibt es im Großen wie im Kleinen für diesen Titel zu Genüge.

    Gerade die Dialoge zählen hierbei immer wieder zu den Highlights. Wenn ein Soldat einen dummen Witz macht, Führungspersönlichkeiten versuchen gegenseitig Verantwortung aufeinander abzuwälzen, der Vater den nächsten Konflikt aufbaut, dann wirkt das alles sehr aus dem Leben gegriffen. Mein persönliches Highlight ist ein Festgelage von Nazis kurz vor der Kapitulation. Auf diesem Essen hört keiner dem anderen zu, manche leiden Todesängste, andere freuen sich schon auf die Rückkehr ins bürgerliche Leben und wieder andere schwadronieren über Ehrbegriffe.

    Das Pacing der Story gerät leider etwas ungeschlacht wie Baileys Monsterkörper. Der Bodyhorror der Metamorphose gerät auf den vielen Tagebuchseiten der Mutter in Vergessenheit. Wir bekommen mehr von den Eheproblemen des Rekrutierungsoffiziers mit als von Baileys eigentlicher Flucht. Man merkt dem Comic an, dass er auf einer Idee beruht, die schon so lang im Kopf des Autors steckte, dass sie da ein wenig Wildwuchs erlebte. Die Familientragödien sind gestochen scharf geschrieben und stilistisch erschreckend gut in schwarz/weiß abgebildet, dass es kaum nachvollziehbar wirkt, wie vage oder wirr der eigentliche "Monster"Plot am Ende ausfällt.

    Die Mixtur der Idee ist unheimlich potent, doch kippt sie ein wenig stark in eine Richtung. Monster wird auf diese Weise ein sehr interessanter Comic, der mich zum Schluss jedoch etwas ratlos zurücklässt. Er transportiert so viel tragische Menschlichkeit, den Horror beinahe banaler, alltäglicher Konflikte, dass man sich fragt, wofür braucht es überhaupt noch den Hulk-Plot? Denn ausgerechnet an dem schien der Autor zum Schluss am wenigsten Interesse zu haben.
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  5. #85 Reply With Quote
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    DECORUM

    Gesichtslose Silhouetten von Konquistadoren stürmen einen Strand. Ihre Landname ist begleitet von Gewalt gegen die Eingeborenen. So einfach wiederzuerkennen wie dieser Konflikt scheint, so schnell dreht er sich. Die Einheimischen wehren sich mit Strahlen aus konzentrierten Wasser und die vermeintlichen Spanier & Portugiesen führen ihre Waffen in vier Armen. Was Segelschiffe zu sein scheinen, sind Landungsfähren einer galaktischen Armada. Wie tapfer sich die Bevölkerung des Planeten auch wehrt, die Schlacht ist bereits unvermeidlich entschieden. Im Zentrum eines Dorfes treffen sich verhüllte Gestalten, entscheiden, dass das Ei, welches sie auf dieser Welt verstecken an einen neuen Ort verbracht werden muss.

    Decorum ist ein verschwenderischer Comic in fast allen Aspekten. Der dicke Band birgt unheimlich viel. Es erzählt sehr geradlinieg von der Jagd einer Maschinengottheit auf das mysteriöse Ei und der Ausbildung der Botin Neha zu einer Assassine. Dazwischen eingestreut finden sich Abrisse aus dem Lore dieser Welt, Traumtagebücher, Sektorenkarten, Hierarchien, Schlachtpläne und Planetenbeschreibungen. Es sind Geschmacksproben, keine ausufernden enzyklopädischen Aufsätze. Setting sind die fragmentierten Überreste des gefallenen Solaren-Imperiums, verstrickt im ewigen Konkurrenzkampf untereinander.

    Der Zeichenstil ist in der Linienführung absolut konsistent, wechselt bei Farben, Detailgrad und Schattierungstechniken aber spielerisch hin und her. Das unterstreicht häufig das Geschehen und die Stimmungen in den Bildern. Manchmal ist die Farbgebung monochrom, teils detailverliebt, manchmal sogar in an Skizzen gemahnendem Schwarz/Weiß oder im Stil von Kohle & Tusche.

    Wieder und wieder zitieren die Bilder Vorlagen aus dem Jodoverse, insbesondere beim Design von Raumschiffen sieht man das visuelle Echo von Jodorowskys Dune. Damit zitiert Decorum die Meta-Baron Reihe sowie den Incal. Ähnlichkeiten, deren bewusste Herausarbeitung als Referenzen, diese Funktion transzendieren. Denn sowohl das Setting als auch der Lebensweg der Protagonistin erinnern nicht einfach nur an diese Werke, sind keine bloße Anspielung. Decorum ist das Yang zum Ying der Meta-Barone.

    Wo sich das Meta-Baron-Franchise auf apexhafte, männliche Märtyrerfiguren fixiert, die als ewig einsame Wölfe dem Tod huldigen und deren einziger Zweck Zerstörung ist, verkehrt Decorum dies. Zwar wird Neha in das Handwerk des Mordens eingeführt, doch als Teil einer Schwesternschaft. Ihre Beweggründe sind fern von Rache oder dem Verlangen zu dominieren. Sie will bewahren. Abseits der Zweckdienlichkeit des Tötens wird das Schöpferische und das Sorgsame zelebriert.

    Wie beim Meta-Baron ist die Handlung des Comics eher zweckmäßig, beinahe banal. Es sind die Ideen und teilweise auch Philosphie mit der sie aufgeladen wird, die dem Comic zur Zierde gereichen. Am Ende gibt die Bildgewalt den Auschlag, der Decorum aus der Comic-Masse abhebt. Decorum ist ein verschwenderischer Comic, ein SciFi Spektakel, das man in seiner Farbpracht über sich herwaschen lassen kann.
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  6. #86 Reply With Quote
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    Batman & Die Ritter aus Stahl

    Eine Banshee wurde im Gasthaus zum Fuhrmann gesichtet. Am Ortsrand erwartet eine Gruppe Halbwüchsiger die Ankunft zweier Ritter. Sie führen die Schwertkämpfer des Königs zur Schenke, wo weitere Jugendliche den bewusstlosen Wirt aus dem Gebäude ziehen. Der als Batman bekannte Ritter würdigt die Leistung seiner kleinen Spione und stellt die Hexe in ihrem Schlafgemach. Ist sie eine gedungene Mörderin, geschickt von König Jefferson? Die Banshee verneint, doch sie wird sich dem Batman nicht fügen. Ihr Schrei zerreißt das Haus. In seinen Trümmern erhebt sich der geschundene Ritter. Aus seinem Maskenhelm tropft Blut, doch noch ist er nicht tot. Als die Hexe es zuende bringen will, verschließt eine mächtige Hand ihren Mund. Prinz Kal-El betritt den Platz. Er rettet seinen Diener Bruce, führt aber dessen Mission ihn vor gefährlichen Magiern abzuschirmen ad absurdum.

    Batman & Die Ritter aus Stahl versetzt das Ensemble der DC-Figuren in eine mittelalterliche Fantasywelt. Es handelt sich glücklicherweise nicht um eine Alternate History Geschichte, die sich an Großbritannien oder Frankreich abarbeitet. In dieser Elseworld-Story strandeten nach der Explosion Kryptons Kal-Els Eltern in völlig fiktiven Königreichen. Im Reich der Familie Wayne gewinnt das Haus der El das volle Vertrauen ihrer Lehnsherren. Nach dem Tod von König Thomas und Königin Martha treten sie deren Nachfolge an, denn das Königspaar verstarb ohne legitimen Erben. Der Bastard Bruce wird an der Seite des Prinzen großgezogen. Doch ranken sich Prophezeiungen um die Els, die anderen Königreichen eine bevorstehende Tyrannei verkünden. Angst wirkt in zwei Richtungen. Während sich die benachbarten Königreiche mit Magie vor dem orakelten Konflikt wappnen, wird im Reich der Els ein jeder Magier vom Fledermausritter verfolgt und dingfest gemacht. Es scheint eine selbsterfüllende Prophezeiung zu sein...

    Dieser Elseworld-Comic ist ein erfrischender Remix klassischer DC-Figuren im Kontext einer Fantasygeschichte. Batman als geraltesker Ritter an der Seite des alten Schwertmeisters Alfred bildet da nur den Anfang. Figuren wie Harley Quinn, John Constantine, Poison Ivy, Black Canary, Green Arrow und Lex Luthor nehmen alle angemessene Rollen ein. Der Plot selbst wirkt auf den ersten Blick simpel, entpuppt sich dann aber als Wendungsreich. Im bisher vorliegenden Band eskalieren die Ereignisse recht zügig. Band 2, der die Geschichte auch abschließen wird, steht noch aus. Gezeichnet ist der Comic auf dem für DC-Produkte hohen Niveau zeitgenössischen Stils. Das Setting bringt eine für Batman ungewohnte Farbenpracht mit sich. Einzelne Panel entfalten durchaus eine gewisse Epik, aber ein neuer Zenit wird im allgmeinen nicht erreicht.

    Fantasy scheint aktuell eine kleine Renaissance als Zusatz für Superhelden-Comics zu gewinnen. Von Marvel liegt mit Amazing Fantasy ein Captain America Barbar in den Regalen der Comicbuchläden. Kein Wunder, dass DC die Nische mit ihrem Publikums-Liebling als Zugpferd bedient. Das Batman hier anfangs eine Rolle zugedacht wird, die an Geralt von Riva erinnert, ist clever. Ich warte mit Spannung auf den zweiten Band.
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    Geiger

    Der strahlende Mann ist eine dieser Legenden, die man sich am Lagerfeuer in den öden Weiten erzählt. Ein grün leuchtendes Skelett, das seine Feinde bei Berührung in purer Gammastrahlung auflöst, der einzige "Mensch" der hier draußen ohne Anzug überlebt ohne Schaden zu nehmen. Angeblich haben die Ritter des Königs von Las Vegas den heiligen Gral gefunden, den Koffer mit den Standorten der verbliebenen Atomraketen. Nun müssen sie es mit dem strahlenden Mann aufnehmen, ihn in ihren Besitz zu bringen.

    Geiger ist ein Indie-Comic vom ehemaligen Chief Creative Officer bei DC Geoff Johns. Er versetzt darin eine "Superheldenfigur" in die Zeit nach einem Atomkrieg. Was sich für mich erst irgendwie absurd anhörte, gefiel mir ausnehmend gut. Geiger, der strahlende Mann, ist eine überraschend tragische Figur mit interessanter Motivation. Seine Kräfte und seine Geschichte machen ihn zum wandelnden Survivors-Guilt-Trauma.

    Optisch erinnert der Comic stark an DCs Doomsday Clock, was nicht von ungefähr kommt, denn erneut arbeitete Geoff Johns mit Zeichner Gary Frank zusammen. Tatsächlich passt Franks irgendwie scharfkantig wirkender Stil besser in eine Endzeitvision als in die durchwachsen gelungene Watchmen-Fortsetzung. Geiger ist ein Band 1, was mich die Augen verdrehen ließ, als ich das bemerkte. Ich hab keinen Bock auf noch eine Reihe. Aber noch ist unklar wie Geoff Johns das anlegt. Viel mehr ist die Rede von einem eigenen johnsschen Superhelden-Universum "Die Ungenannten", über verschiedene Einzelhelden im Verlauf der usamerikanischen Geschichte. Das erinnert mich sehr an meine eigene Fenrisverse Idee. Interessant das Johns gerade mit dem Ende der Zeitlinie einsteigt.

    Obwohl das Ende des Bands die Tür offen hält für Geiger-Fortsetzungen, lässt sich der Comic auch gut als eigenständige Story lesen. Persönlich glaube ich nicht, dass Geiger eine ganze eigene Reihe tragen würde oder tatsächlich soll, aber das wird dann wohl die Zeit zeigen.


    Tokyo Ghost

    Debbie und Lead sind ein Liebespaar, seit sie sowas wie Liebe überhaupt empfinden können. Darüber hinaus sind sie das effizienteste Duo privater Verbrechensbekämpfer in der Cyberpunk-Dystopie von Los Angeles. Sie jagen Davy Trauma, einen Terroristen, der die völlig Internet-Abhängige Bevölkerung der Stadt hackt, um mit ihr GTA-artige Amokläufe abzuziehen. Debbie mag die einzige in der Stadt sein, die nicht eingeloggt ist, keine Cyberimplantate benutzt. Ganz anders ihr Geliebter. Lead ist kaum mehr als ein wandelnder Golem, der gerade genug Aufmerksamkeit für Debbie aufbringen kann, ihre Befehle auszuführen. Sie muss daran glauben, dass der Junge, dem sie einst geschworen hat, ihn für immer zu lieben, noch in dem Cyborgmonstrum ist. Schließlich bekommen die beiden einen Auftrag der alles verändert.

    Tokyo Ghost ist ein Cyberpunk-Comic eines meiner Lieblingsautoren Sean Murphy. Auf ihn halte ich seit den The White Knight Batman Comics unheimlich viel. Hier beweist Sean Murphy großes Gespür für das Genre. Thematisch geht es im Comic viel um Abhängigkeit. Die Bewohner von Los Angeles sind in ihrem zombieesken Elend von nie enden wollender Unterhaltung abhängig. Davy Trauma ist abhängig von Gewalt und ist am Ende des Tages Debbie und Leads "Liebe" doch nur Abhängigkeit?

    Gerade mit dem namensgebenden Tokyo stellt Sean Murphy die durchs Genre geprägten Erwartungen an die Stadt auf den Kopf. Tokyo Ghost ist ein Comic, der mich mehrfach überrascht hat. Dabei ist er in sehr expliziten Bildern gezeichnet. Wenn Lead jemanden packt und mit dem Gesicht neben seinem Motorrad über den Asphalt zieht, dann sieht das ungeschlacht, wenn auch nicht geschmacklos brutal aus. Hier lutschen schmeichelnde Reporter den Konzernboss im Interview buchstäblich den Schwanz. Subtilität ist einer Welt der Reizüberflutung von Kick zu Kick einfach nicht gefragt. Das passt zur Story.

    Tokyo Ghost ist ein in sich abgeschlossener Band, bei dem man keine Fortsetzung erwarten muss.
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  8. #88 Reply With Quote
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    Thor - Gottschlächter

    Der Streifen Thor - Love & Thunder hat mich dazu bewogen den Comic zu kaufen, der dieser Story Pate stand. Speziell der von Christian Bale gespielte Gorr, weckte mein Interesse. Gorr ist der namensgebende Gottschlächter, ein sterbliches Alien welches in die Lage versetzt wurde, Götter töten zu können. Darin sieht Gorr seine Mission. Anders als im Film liefert der Comic kaum Gelegenheit für Witz. Es handelt sich nicht um eine Science-Fantasy Saga, auch wenn davon Elemente vorkommen, viel mehr um einen mythologischen Epos.

    Gottschlächter erzählt uns aus drei Zeitlinien parallel. Wir erleben einen jungen Thor, der noch unwürdig ist Mjölnir zu führen. Gemeinsam mit Wikingern, die ihn verehren, reist er nach Russland um dort zu plündern und sich mit den slawischen Göttern zu boxen. Auf dieser Zeitlinie stößt Thor zum ersten Mal auf die Spur des Gottschlächters, ist aber noch zu unerfahren, die richtigen Schlüsse zu ziehen. In der Gegenwart wird Thor erneute Zeuge der Taten des Gottschlächters und macht sich auf die Jagd nach ihm. Ein merklich gealterter Allvater Thor ist der letzte Gott in den Hallen von Asgard und wird von den Kreaturen des Gottschlächters am Ende der Zeit belagert.

    Diese drei Zeitlinien verschmelzen zur Saga von Thors Jagd auf Gorr, erzählen aber ebenso Gorrs Hintergrundgeschichte. Gorr ist ein beeindruckender Antagonist, der die Rolle eines Fanatikers einnimmt. Sein Ziel ist die Auslöschung jedes Gottes im Universum. Dabei gelingt es dem Comic jedoch subtil ihn etwas mehrdimensionaler zu machen als seine Motivation und Grausamkeit vermuten lassen.

    Ich hatte schon immer Probleme Götter allen voran Thor in die Kosmologie der Marvel Comics einzuordnen. Wie bei Stargate scheint ihre Göttlichkeit aus der technischen Überlegenheit gegenüber anderen Völkern zu stammen, was zu ihrer Verehrung führt. Anders als bei Stargate macht sie das nicht zu "falschen Göttern". Irgendeine Qualität der Göttlichkeit scheint tatsächlich vorhanden, die Götter zu Wesen macht, die parallel zur "natürlichen Schöpfung" existieren.

    Thor - Gottschlächter klärt diese Frage nicht, verwirrt aber auch nicht unnötig durch den Verweis auf Technologie oder dergleichen. Tatsächlich spart der Comic sehr am restlichen Marvel-Universum. Iron Man hat einen sehr kurzen Gastauftritt, darüber hinaus konzentriert sich der Comic aber allein auf die drei Thor und den Gottschlächter. Es erscheinen wenige Nebenfiguren, die mehr wären als Statisten. Damit bleibt der Comic recht pur an seiner Grundidee.

    Gezeichnet hat den Comic Esad Ribic, dessen Stil teilweise stark an Alex Ross erinnert. In seinen Bildern schwingt der gleiche Realismus mit, der was Farbe und Konturen angeht irgendwo zwischen Airbrush und Ölgemälde gespeist wird. Für die Geschichte verantwortlich war Autor Jason Aaron. Der Comic erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte und kann sehr gut alleinstehend gelesen werden, auch dann, wenn man mit Marvel sonst nichts anzufangen weiß.
    HerrFenrisWolf is offline

  9. #89 Reply With Quote
    Drachentöter numberten's Avatar
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    Batman-Arkham Asylum

    Ich hatte einen Kumpel die Liga der außergewöhnlichen Gentleman und als ich es zurück bekam, hat der mir diesen Comic ausgeliehen. Ich persönlich bin ja kein großer Batman Fan, aber einem geschenkten Gaul schaut man ja nicht ins Maul.

    Das Interessante an dem Ding war auch wie von ihm angekündigt mehr der Zeichenstil. Ich bin ja an sich mehr ein Fan von Kontrasten und klarer Linenführung, aber dennoch hat mir dieser mehr malerische Stil gefallen. Der Zeichner brachte den Wahnsinn von Arkham (sowohl Gründer als auch Asylum) sehr gut rüber und es harmonierte sehr gut mit der Story.
    Die selbst ist jetzt nicht so besonders. Batman muss für Geiseln ins Arkham wo die üblichen Bekloppten eine Art Jagd auf ihn machen und er sich gleichzeitig selbst die Frage stellt ob er nicht eigentlich hierher gehört. (Vielleicht könnte ihm mal jemand seine Fledermaus Obsession austreiben). Wobei ich sagen muss die Portraitierung von Two-Face gefiel mir.

    War auf jedenfall was anderes und wenn man sich darauf einlässt geht es gut runter.

    Ansonsten habe ich mir den dritten Sammelband von Transmetropolitan geholt. Gefiel mir, jetzt muss ich wieder gucken wie ich an den vierten komme, der war letztens wieder nicht erhältlich außer digital. Und ich stehe nicht auf E-Books, vor allem bei Comics.

    Tokyo Ghost klingt übrigens gut, vielleicht schau ich da mal rein.
    numberten is offline

  10. #90 Reply With Quote
    Bücherwolf  HerrFenrisWolf's Avatar
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    Arkham Asylum hat mir auch sehr gut gefallen. Eine sehr schöne für sich stehende Batman Geschichte, die eigentlich nirgendwohin führt, aber gleichzeitig an alles angeschlossen werden kann. Der Zeichenstil ist wirklich etwas ganz besonderes.
    HerrFenrisWolf is offline

  11. #91 Reply With Quote
    Kämpferin Jolaana's Avatar
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    Als Kind las ich Comics leidenschaftlich gerne.
    Drei davon blieben mir dauerhaft im Gedächtnis und diese habe ich vor 2 Jahren tatsächlich erneut gekauft und wieder gelesen.

    Absolut empfehlenswert und einmalig mit großartigen Geschichten und wunderbar gezeichnet.



    Große Macht des kleinen Schninkel, Die: Gesamtausgabe

    Die Bewohner des Planeten Daar laborieren an einem grausamen Los: Niemand von ihnen hat jemals einen Tag erlebt, an dem kein Krieg herrschte, und solange die drei Unsterblichen keinen Frieden schließen, blüht jedem Bewohner Daars ein Leben als Soldat oder als Sklave. Bis sich der Schöpfer aller Welten dazu entschließt, dem kleinen Schninkel die große Macht zu verleihen, um das Jahrhunderte währende Gemetzel ein für allemal zu beenden. Aber was gilt schon der Prophet im eigenen Land?
    [Bild: 41TTm0ELPZL._SX373_BO1,204,203,200_.jpg]




    THORGAL

    Die Hauptfigur Thorgal wächst im siebten Jahrhundert, nachdem er in einer Raumkapsel gefunden wird, als Waisenkind bei einem Wikingerstamm auf.

    Er ist gezwungen, sich mit machtgierigen Herrschern, bornierten Göttern, Fabelwesen, Naturgewalten und Fanatikern auseinanderzusetzen.
    Obwohl er oft unglaubliche Heldentaten vollbringen muss, ist er im Grunde seines Herzens ein nachdenklicher Mensch, der in Ruhe mit seiner Familie leben will.
    Er bedauert, dass sein Lebensweg stets von Verlusten und Leid gekennzeichnet sein muss.
    Immer wieder wird er gezwungen, sich mit der rauen Welt auseinanderzusetzen, um seine Existenz zu verteidigen. Dabei spielen oft übernatürliche Phänomene eine Rolle, besonders der Wille der Götter.
    [Bild: th.png]

    Rork: Gesamtausgabe Band 1 und 2

    Rork ist ein Reisender in paranormalen Welten: alterslos, geheimnisvoll, selbstgewiss, aber ungewöhnlich zurückhaltend. Obwohl er mit diesen Welten seltsam vertraut zu sein scheint, ist seine Rolle eher beobachtend, oft ist auch er ratlos. Einerseits bewegt er sich mit großer Freiheit zwischen Orten, die Normalsterblichen ewig verborgen bleiben werden, andererseits ist Rork auch ein Gefangener seines übernatürlichen Wissens.
    [Bild: 61mQwuRQ6rL._SX379_BO1,204,203,200_.jpg][Bild: 61CSG2p5dNL._SX198_BO1,204,203,200_QL40_ML2_.jpg]
    Jolaana is offline

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