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Comic-Kränzchen | Diskussionsthread für Comicleser

  1. #61 Reply With Quote
    Bücherwolf  HerrFenrisWolf's Avatar
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    So jetzt über Weihnachten bekommen:

    Transmetropolitan Book 2 (enthält die Issues 13-24)

    Hat mir wie der erste Sammelband auch sehr gefallen. Fast noch ein wenig mehr, da es eine größere zusammenhängende Story gab als in den ersten zwölf Heften. Am Anfang waren es ja eigentlich mehr einzelne Stories durch die man mehr über "the City" erfährt.
    Während es jetzt um den Präsidentschaftswahlkampf ging und die Story sich sehr spannend entwickelt.
    Freu mich wenn sie dann Book 3 rausbringen, den werde ich mir dann sicher auch holen.

    The Boys Omnibus Volume 1

    Da mir die Serie sehr gut gefallen hat, wollte ich auch mal in die Comics schauen. Auch sehr gelungen, man erkennt Gemeinsamkeiten, aber insgesamt ist es anders aufgebaut und man kann sich halt ein wenig mehr Zeit nehmen. Erstmal in den unteren Ligen anfangen.
    Das einzige was noch für mich gewöhnunsbedürftig war, war der geschriebene schottische Akzent. Mit dem Slang musste ich erstmal warm werden, aber es gibt dem ganzen auch eine eigene Note. Werde ich mir wohl auch nach und nach die anderen Omnibus holen.
    Nächstes Jahr kommt ja auch Staffel 2, da freue ich mich schon drauf.
    Freue mich schon was du über an Lesermeinung vom Fortgang der beiden Stories berichten wirst. Transmetropolitian scheint im Deutschen jetzt fürs Erste wieder aus dem Druck zu sein. In den Comicbuchläden findet man nur noch Restexemplare, Nachschub wird nicht erwartet.

    Ich habe eine weitere SciFi Reihe durchgelesen und ne andere Reihe angefangen. Hier zäume ich mal das Pferd von hinten auf.

    Blacksad


    "Hast du schonmal von Blacksad gehört? Das interessiert mich.", fragte mich mal mein Kumpel. Ich hatte nie von Blacksad gehört. Als er meinte, es ginge um einen Katzendetektiv, musste ich unweigerlich an Akif Pirinccis Felidae denken. Wäre dieser Autor doch einfach bei Katzenkrimis geblieben, anstatt politisch zu werden. Der Gedanke ließ mich trocken husten. Gemeinsam standen wir in meinem Stammcomicbuchladen. "Habt ihr Blacksad zufällig?", die Verkäuferinnen verneinten seine Frage. "Mhh, ich glaub der wird auch gar nicht mehr gedruckt." Ein halbes Jahr später, sehe ich auf Gamestar einen Trailer zu "Blacksad" dem Videospiel und er einnert mich an The Wolf Among Us von Telltale Games. Zum ersten Mal kommt Interesse bei mir auf.

    Tatsächlich finde ich in meinem Stammcomicbuchladen eine deutsche Neuauflage des französischen Comics. Carlsen veröffentlicht die Blacksad Bände. Zu Weihnachten schenkt man mir Band 1 Irgendwo zwischen den Schatten, wenig später kaufe ich Band 2 Arctic Nation. Der erste Band hat sich schnell weggelesen und so ergeht es mir auch mit dem zweiten. Beides sind voneinander unabhängig funktionierende Geschichte, ein Fall pro Band.

    John Blacksad ist ein stereotyper Hardboilded-Detektiv wie man ihn aus dem Film Noir kennt. Er lebt in den 50er Jahren, nur das im Comic die Welt von antropomorphen Tieren bevölkert wird. Müsste ich eine Top 3 erstellen, über die drei Noir-Detektive die ich kenne, wäre Blacksad Platz 3. Das soll keine Abwertung der Figur sein, aber sie ist mir bisher zu nah an dem was man erwartet, als dass ich sie einem Nick Belane ( Pulp - Ausgeträumtoder) oder Bigby Wolf (Fables, The Wolf Among Us) überordnen möchte. Was ich an Blacksad wirklich mag, ist wie die Figur gezeichnet ist. Die Bilder sind wirklich ausdrucksstark und der Schöpfer legt eine Menge menschlicher Emotion in dieses Katergesicht. Dabei hört Blacksad allerdings nie auf wie eine Katze auszusehen. Etwas das bei den weiblichen Varianten der Figuren, teilweise etwas schwieriger zu deuten ist. Den Furrys unter euch, könnten die erotischen Szenen besonders gefallen.

    Speziell Band 2 stellt mich allerdings vor ein Problem mit Blacksad. Da geht es um Rassismus, Rassismus in einer Welt antropomorpher Tiere, der sich nicht nach Spezies richtet, sondern Fellfarbe. Die Arctic Nation (KKK) wird angeführt durch einen Eisbären mit deutschen Vornamen und ihr gegenüber stehen die schwarz behaarten Tiere von den Black Claws (Black Panthers),... das macht Blacksad mit seinem schwarzen Fell und seiner weißen Mundpartie also zu einer Art Afroamerikaner. Eine interessante Metapher für ein falsches Konzept wie Rassismus... aber irgendwie hinkend. Auf der anderen Seite zeigt uns Band 1 eine Kneipe voller Reptilien, die irgendwie einen hispanischen Eindruck erwecken. Davon abgesehen, bin ich gespannt was die anderen Bände für mich bereithalten.
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  2. #62 Reply With Quote
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    Ich habe mir vor Weihnachten die Drifter-Reihe gegönnt, um die ich bisher immer herumgetigert bin. Es waren nur vier Bände also habe ich sie mir alle aufeinmal gekauft. Das hätte ich beinahe bereut. Aber erstmal langsam.

    Zu Beginn erleben wir den Absturz eines Raumschiffs auf einem unbekannten Planeten, der reuige Pilot scheint mit senem Leben abgeschlossen zu haben. In einem unbekannten Gewässer nahe seines Wracks kommt er wieder zu sich. Er kommt an die Oberfläche und wird von einem Fremden unter einer Gasmaske niedergeschossen.

    In einer ebenfalls femden Siedlung verarztet man den Abram Pollux genannten Piloten. Pollux ist der Protagonist und trägt offenbar enorme Schuldgefühle mit sich herum. Ursprünglich war er auf dem Weg zu seiner geliebten Frau, doch die wird er nun wohl nie wiedersehen. Für Pollux ist der Absturz keine drei Tage her, die Bewohner der Stadt versichern ihm, es ist Jahre her, dass ein Raumschiff hier abstürzte. Allgemein scheint der Planet nicht an einen wie auch immer gearteten Weltraumverkehr angebunden zu sein. Die kleine Siedlung mit Grenzlandcharme verfügt über keine greifbare Geschichte. Ihre Bewohner schürfen in den Minen nach den Hinterlassenschaften von Würmern, plündern Raumschiffwracks für Ersatzteile, wehren Banditen ab und arrangieren sich mit den gefährlichen, Wheeler genannten Alienhumanoiden des Planetens.

    Drifter wirft ne Menge Fragen auf. Was hat es mit Pollux Schuldgefühlen auf sich? Warum schoss der Fremde ihn beim ersten Treffen nieder? Warum hat keiner Pollux Absturz bemerkt? Was hat es mit den Wheelern auf sich? Wer ist der mysteriöse Schattenmann im Hinterzimmer der örtlichen Kneipe?

    Das sind zwar alles interessante Fragen, aber die meiste Zeit kam mir Drifter wie ein generisches SciFi-Abenteuer vor. Ich fand es unbefriedigend. Bis sich dieses Gefühl im letzten Band um 180 Grad drehte. Denn die Antworten haben es wirklich in sich.

    Was den Zeichenstil angeht gibt es bei Drifter nichts zu meckern. Er ist nicht überragend und der Arstyle fällt nicht wirklich auf, aber es gibt auch nie einen Ausreißer nach unten. Besonders angetan hat es mir dieses Cover.
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  3. #63 Reply With Quote
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    War nach meinem heutigen Flohmarktbesuch nach längerer Zeit mal wieder im Comicladen und habe mich im Regal mit gebrauchten Comics umgeschaut.
    Konnte dadurch Witcher 3: Fluch der Krähen günstig erwerben (hatte auch nur an den Ecken leichte Gebrauchsspuren)
    Was soll man sagen, bei Büchern zu Spielen (und es war eindeutig an dem Artwork der Spiele angelehnt), darf man nicht zu viel erwarten, aber es war ganz gut.
    Eine nette Story und das Artwork war auch gut umgesetzt.
    Sollte häufiger mal in der Gebrauchtecke herumstöbern. Das letzte Mal habe ich ein altes Mass Effect Comic gefunden. Die sind zwar storytechnisch auch nicht der große Wurf, aber da bin ich aus RPG Gründen auch mehr an zusätzlichem Artwork von Rassen und Handlungsorten interessiert. Dafür bieten sich Comics doch recht gut an.
    Und natürlich hoffe ich mal wieder auf alte Vagabunden der Unendlichkeit Comics zu stoßen (auch wenn die Chancen gering sind).
    Oder Valerian und Veronique-Bände, die kann ich dann meinem Vater schenken.
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  4. #64 Reply With Quote
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    War nach meinem heutigen Flohmarktbesuch nach längerer Zeit mal wieder im Comicladen und habe mich im Regal mit gebrauchten Comics umgeschaut.
    Konnte dadurch Witcher 3: Fluch der Krähen günstig erwerben (hatte auch nur an den Ecken leichte Gebrauchsspuren)
    Was soll man sagen, bei Büchern zu Spielen (und es war eindeutig an dem Artwork der Spiele angelehnt), darf man nicht zu viel erwarten, aber es war ganz gut.
    Eine nette Story und das Artwork war auch gut umgesetzt.
    Sollte häufiger mal in der Gebrauchtecke herumstöbern. Das letzte Mal habe ich ein altes Mass Effect Comic gefunden. Die sind zwar storytechnisch auch nicht der große Wurf, aber da bin ich aus RPG Gründen auch mehr an zusätzlichem Artwork von Rassen und Handlungsorten interessiert. Dafür bieten sich Comics doch recht gut an.
    Und natürlich hoffe ich mal wieder auf alte Vagabunden der Unendlichkeit Comics zu stoßen (auch wenn die Chancen gering sind).
    Oder Valerian und Veronique-Bände, die kann ich dann meinem Vater schenken.
    Cool, Fluch der Krähen habe ich auch im Regal. Von den Witcher-Comics sind die ersten beiden Im Glashaus und Fuchskinder die besten. Die anderen sind eher an The Witcher 3 orientiert und wirken daher wenig eigenständig auf mich.

    Gebrauchtcomics sehe ich in Läden eher in Form von Lustiges Taschenbuch, Mosaik oder Simpsons.
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  5. #65 Reply With Quote
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    Cool, Fluch der Krähen habe ich auch im Regal. Von den Witcher-Comics sind die ersten beiden Im Glashaus und Fuchskinder die besten. Die anderen sind eher an The Witcher 3 orientiert und wirken daher wenig eigenständig auf mich.

    Gebrauchtcomics sehe ich in Läden eher in Form von Lustiges Taschenbuch, Mosaik oder Simpsons.
    Ich wusste gar nicht wie viele es da gibt, im dritten Band war jetzt nur Werbung für die ersten beiden Bände drinnen. Wobei mich der erste an den Stil von Witcher 1 und der zweite an den von Witcher 2 erinnerte.

    Also im Dresdner Comicladen gibt es inzwischen ein großes Regal. Da habe ich auch Liga der außergewöhnlichen Gentlemen Band 2 gesehen, belgische Comics, manchmal auch komplette Kollektionen wie die alten blauen Star Wars Klonkriege Comicbände (die ich echt super finde, aber schon besitze, respektive mein Bruder). Und viele weitere Comics. (auch natürlich sowas wie die Simpsons)

    Mosaik habe ich schon öfters gesehen, aber da scheint es sogar einen großen Markt mit steigenden Sammlerwerten zu geben. Auf jedenfall habe ich mal mitbekommen wie der Besitzer mit einem über den Preis von alten Heften geschachert hat. Hätte ich nicht gedacht, aber ich kann mit den Dingern auch überhaupt nichts anfangen. (Okay, sehe gerade. Band 1(1955) hat einen Wert von 4000 €, viele andere im zwei bis dreistelligen Bereich. Gibt wohl für alles einen Sammler )
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  6. #66 Reply With Quote
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    Ich habe gestern DCs Kingdome Come von Alex Ross gelesen und es war fantastisch. Zuallererst fällt der Zeichenstil auf. Vielleicht kennt ihr diese photorealistisch gezeichneten Cover von Premium Anthologien zu einzelnen Figuren, z.B. zu Shazam!, die es einige Jahre gab. Diese Cover stammen aus dem Farbkasten von Alex Ross und der ganze Comic Kingdome Come ist in diesem Stil gehalten, was ein atemberaubender Anblick ist. Selbst Comicmuffel sollten anerkennen können, dass diese Artworks kleine Meisterwerke sind.

    Kingdome Come erschien 1996 als Miniserie bei DC. Zuvor hatte Ross schon ähnliche Arbeit für Marvel mit dem Comic Marvels geleistet. Für DC entwickelte Alex Roll allerdings ein frisches Set an Ideen. Für ihn bestand die Herausforderung darin, DC Figuren wie Batman, Superman und Wonder Woman, die mehr als Marvelfiguren, goldene Ideale verkörpern, mit fehlbarer Menschlichkeit auszusöhnen bzw. zu vereinbaren. Wie soll die so unperfekte Menschheit mit beinahe gottgleichen Heldengestalten umgehen?

    Hierin steckt die Idee, welche der Comic im Laufe der Handlung aushandelt, sprich die Tiefe. Gleichzeitig ist die eigentliche Handlung ein Kommentar auf Entwicklung der Superheldencomics seit dem Golden Age (etwa 1930er-1950er) bis in die 90er. So etwas ähnliches hat Flex Mentallo ebenfalls gemacht, bei Flex Mentallo geschah das allerdings ohne jede Subtilität.

    Kingdome Come erzählt die Geschichte einer Justice League, die sich längst zur Ruhe gesetzt hat. Insbesondere Superman hat sich völlig vom Heldendasein zurückgezogen. Erst als im Zuge einer Katastrophe Wonder Woman sich auf den Weg macht, Kal-El aus der Isolation zurückzuholen, kommen die alten Helden ins Spiel. Dabei wurden sie längst durch neue Generationen von Helden ersetzt, welche hier den Comicstil der 90er verkörpern.

    Batman ist beispielsweise im Alter so verschlissen, dass sein Körper nur noch durch das Geflecht eines Exoskeletts gestützt, funktionieren kann. Sein Kostüm trägt er nur noch selten. Alex Ross sagte an der Stelle, dass dieser gealterte Batman von The Dark Knight Returns inspiriert war. Wenn es auch Ähnlichkeiten zwischen dem Kingdome Come Batman und dem von Frank Miller gibt, so ist der Kingdome Come Bruce Wayne noch immer sehr nah am idealen dunklen Kreuzritter.

    Einen Erzähler findet die Geschichte in der Gestalt des Pastors Norman McCay. Diese Alex Ross Vater nachempfundene Figur, leidet unter den leeren Bänken seiner Kirche und der alltäglichen Verachtung und Orientierungslosigkeit der Menschen, deren Herzen stattdessen mit Kommerz gefüllt werden. Am Totenbett des Sandman erhält Norman von diesem eine Prophezeiung über die bald eintretende Apokalypse und die Fähigkeit Visionen von eben dieser Zukunft zu empfangen. Daraufhin offenbart sich der Spectre dem alten Pfarrer, die DC Figur, die schon immer für den Zorn Gottes bzw. dessen strafende Hand stand. Gemeinsam reisen der Spectre und Norman gelöst von allen physikalischen Gesetzmäßigkeiten durch Zeit und Raum, um die folgenden Ereignisse zu bezeugen und zu kommentieren.

    Der Titel Kingdome Come verweist daher zielgenau auf das sprichwörtliche Reich Gottes, welches am Ende der Zeit, also nach der Apokalypse wartet. Insgesamt fielen mir viele Ähnlichkeiten zu neueren Geschichten aus der DC Bibliothek auf. Insbesondere Injustice (Comic- & Spielreihe) scheinen sich munter an Kingdome Come bedient zu haben, aber auch die Schreckensvisionen von Last Knight On Earth, wirken greifbar.

    Zum Schluss kann ich sagen, dass Kingdome Come eine, für seine Zeit, sehr innovative Geschichte mit entsprechender Tiefe erzählt und sich dadurch auch vor Alan Moores Watchmen nicht verstecken muss. Im Gegensatz zu Watchmen handelt es sich aber nicht um eine Dekonstruktion. Die Liebe und der tiefe Respekt des Autors für die Figuren, die er schreibt und zeichnet, sind stets spürbar.
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  7. #67 Reply With Quote
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    Tank Girl Volume 1 Remastered Edition

    Hatte ich mir von einem Kumpel ausgeliehen. Tank Girl ist natürlich eine Sache für sich. Den ersten Kontakt hatte ich mit einem alten Heft was mein Vater besaß, es war grotesker Unfug, aber irgendwie unterhaltsam. Anhand des Heftes konnte ich nicht so genau erkennen worum es ging.
    Danach kam der Film den ich ganz gut finde.
    Beruhigend nach Lektüre der ersten Hefte, das Nichterkennen der Story ist Normalzustand. Die Strips hängen wenn überhaupt lose zusammen, was nicht so verwunderlich ist, waren sie ja nie als Story gedacht, sondern halt als Strips. Unterhaltsam sind die Stories bisweilen, man muss halt den Humor mögen. Der Zeichenstil gefällt mir immer noch, immer ein wenig ins Groteske oft mit eingebauten kleinen Hintergrunddetails. Und wer sich nach Tank Girl nicht an Raketenbrüste gewöhnt hat, der wird sich nie daran gewöhnen.
    Was mich beim lesen stört ist die Anordnung des Textes, das fand ich immer ein wenig anstrengend zum lesen, weswegen ich mich teilweise ein wenig quälen musste.
    So muss ich der Meinung meines Kumpels folgen der auch meinte das es nicht so richtig was für ihn ist. Aber auf jedenfall war es irgendwie ein netter Ausbruch aus den Comics die ich sonst so lesen.

    Edit:
    Haben meinem Kumpel zum Geburtstag den ersten Band von Sandman von Neil Gaiman geschenkt. Den werde ich mir beizeiten dann wohl mal bei ihm ausleihen.
    numberten is offline Last edited by numberten; 29.04.2021 at 22:00.

  8. #68 Reply With Quote
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    Tank Girl Volume 1 Remastered Edition

    Hatte ich mir von einem Kumpel ausgeliehen. Tank Girl ist natürlich eine Sache für sich. Den ersten Kontakt hatte ich mit einem alten Heft was mein Vater besaß, es war grotesker Unfug, aber irgendwie unterhaltsam. Anhand des Heftes konnte ich nicht so genau erkennen worum es ging.
    Danach kam der Film den ich ganz gut finde.
    Beruhigend nach Lektüre der ersten Hefte, das Nichterkennen der Story ist Normalzustand. Die Strips hängen wenn überhaupt lose zusammen, was nicht so verwunderlich ist, waren sie ja nie als Story gedacht, sondern halt als Strips. Unterhaltsam sind die Stories bisweilen, man muss halt den Humor mögen. Der Zeichenstil gefällt mir immer noch, immer ein wenig ins Groteske oft mit eingebauten kleinen Hintergrunddetails. Und wer sich nach Tank Girl nicht an Raketenbrüste gewöhnt hat, der wird sich nie daran gewöhnen.
    Was mich beim lesen stört ist die Anordnung des Textes, das fand ich immer ein wenig anstrengend zum lesen, weswegen ich mich teilweise ein wenig quälen musste.
    So muss ich der Meinung meines Kumpels folgen der auch meinte das es nicht so richtig was für ihn ist. Aber auf jedenfall war es irgendwie ein netter Ausbruch aus den Comics die ich sonst so lesen.

    Edit:
    Haben meinem Kumpel zum Geburtstag den ersten Band von Sandman von Neil Gaiman geschenkt. Den werde ich mir beizeiten dann wohl mal bei ihm ausleihen.
    Du machst das sehr clever mit den Comics. Tank Girl würde ich mir auch gern nochmal zu Gemüte führen. Allerdings schreckt mich diese von dir beschriebene Handlungslosigkeit etwas ab. Fand die Figur immer scharf.
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  9. #69 Reply With Quote
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    Du machst das sehr clever mit den Comics. Tank Girl würde ich mir auch gern nochmal zu Gemüte führen. Allerdings schreckt mich diese von dir beschriebene Handlungslosigkeit etwas ab. Fand die Figur immer scharf.
    Wenn mal jemand was Interessantes hat. (Ich verleihe ja auch im Gegenzug)
    Auch wenn eine Freundin von mir Gaimann als Büchervorschlag gebracht hat. Von mir kamen Fremder aus einem fremden Land und Diner des Grauens (wobei unverschämterweise niemand die alten Bücher von Martinez wohl mal neu aufgelegt hat! Aber das gehört nicht in den Thread).
    Er hat dann insgesamt vier Bücher bekommen.

    Ich weiß natürlich nicht ob sich in den späteren Bänden mehr eine Handlung kristallisiert, aber ich denke irgendwie das ich nicht so ganz der Schwerpunkt. (Wobei im ersten Sammelband noch nicht Jet Girl aufgetaucht ist, da bin ich schon fast ein wenig neugierig)
    Aber ja, ich denke das kauft man eher wegen Stil, Figuren und Humor, nicht wegen der großen Handlung.
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  10. #70 Reply With Quote
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    Diner des Grauens habe ich auch gelesen.
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  11. #71 Reply With Quote
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    DIE KASTE DER META-BARONE ist eine Comicreihe von Autor & Filmemacher Alejandro Jodorowsky und dem Künstler Juan Gimenez. Sie erschien in Frankreich und gilt damit als eine der großen europäischen Comicreihen. Der mexikanische Filmemacher Jodorowsky kam zum Medium Comic nachdem seine monumentales Vorhaben DUNE zu Verfilmen scheiterte. Die gescheiterte psychedelische DUNE Verfilmung mit Mega-Cast wurde in der Doku Jodorowskys DUNE aufgearbeitet.

    Am Ende der Doku fallen folgende Sätze:
    Brontis Jodorowsky (Alejandros Sohn):"DUNE ist wie Paul, dem Film wurde die Kehle durchgeschnitten, er wurde nicht gedreht, aber in manchen Filmen kann man hören: Ich bin Dune. Ich bin Dune. Ich bin Dune."
    Alejandro Jodorowsky: "Unser DUNE hat seine Wurzeln in Frank Herberts Romanzyklus, aber dieses DUNE gehört uns. Es ist eine Vision, eine Kreation, deswegen nutze ich das, was ich in DUNE hineingsteckt habe um Comics zu machen. Ich fragte Moebius, warum machen wir keinen Comic daraus? Viele Bilder aus DUNE finden sich im INCAL Zyklus wieder. Dann stieß ich auf den Hispano-Argentinier Juan Gimenez...seine Comicreihe DIE META-BARONE.. alles habe ich darin verwendet, als würde ich drehen... Ich vollendete mein Werk."

    Damit vollzog Alejandro das Nachleben seiner gescheiterten, von der Romanvorlage teils stark abweichenden eigenen Version von DUNE. Sie ist Comic geworden, zuerst, dabei aber kaum spürbar, in DER INCAL und dann schließlich im Incal SpinOff DIE KASTE DER META-BARONE. Während es in DER INCAL um den Detektiv John Difool geht, der in den Besitz eines übermächtigen Gegenstandes kommt, trifft Protagonist Difool auf die denkwürdige Nebenfigur des namenlosen Meta-Barons. Diesem Meta-Baron bescherten Jodorowsky und Gimenez in DIE KASTE DER META-BARONE eine Familiengeschichte, denn die Comicreihe erzählt die Geschichte einer Dynastie, angefangen mit den Urahnen, den Baronen Castaka.

    Der erste Sammelband vom SPLITTER Verlag, auf welchen ich mich hier beziehe, erzählt die Herkunftsgeschichte bzw. "Metabaronwerdung" von Othon von Salza. Othon lebte ursprünglich als Weltraumpirat, bevor er die Tochter des Barons Castaka ehelichte. Zu Beginn des Comic ist er bereits gesellschaftlich aufgestiegen und weiß um die Geheimnisse seines neuen Heimatplaneten Marmoria. Dieses Geheimnis, eine Substanz namens Epiphyt wird durch Vertreter des Imperiums enthüllt, was den gesamten Wirtschaftskreislauf im Imperium umwälzt und auch die etablierten Mächte ins Wanken bringt.

    Die Parallelen zu DUNE sind offensichtlich. Marmoria ist auf eigene Weise ein Arrakis, Epiphyt ist so begehrt wie Spice und in der Familie der Castaka lässt sich leicht das Haus Atreides wiedererkennen. So verwundert es nicht, dass Othon von Salza das Schicksal zu Teil wird, welches Jodorowsky Herzog Leto Atreides zugedacht hatte. Das SciFi Universum des Meta-Barons ist bei aller Ähnlichkeit zu DUNE doch hinreichend anders und eigenständig. Diesen Umstand hat die Reihe wohl insbesondere Moebius Einfluss in DER INCAL zu verdanken.

    Begrifflichkeiten und Namen wirken beinahe wie absurd komische Kofferbegriffe. Dialoge sind teils sehr pathetisch angehaucht, immer verdeutlichend, dass ein Meta-Baron nach einer fiktiven samuraiesken Kriegerphilosophie lebt. Als Surrealist spielt Jodorosky mit einer teils esoterischen, aber immer symbolischen Bildsprache in den von Gimenez geschaffenen Zeichnungen. So bezeichnet Othon sein Raumschiff an einer Stelle vorausschickend als einen Ersatz-Penis und dringt damit wenige Panels später in den, wie ein Frauenschoß wirkenden Hangar eines größeren Raumschiffs ein.

    Zwischenzeitlich meinte ich im Aussehen Othons durchaus eine Selbstdarstellung Alejandro Jodorowsky wiederzuerkennen, was nicht weiter verwunderlich wäre, da er pflegte in seinen eigenen Filmen (Haupt)Rollen zu übernehmen. Der Zeichenstil selbst hat ein enorm hohes Niveau, versucht eine gewisse Naturtreue und Epik zu vermitteln, die ganz im Widerspruch zu Moebius Stil in DER INCAL steht.

    Insgesamt lässt sich sagen, DIE KASTE DER META-BARONE ist eine Science-Fiction-Reihe über eine familiäre Kriegerkaste in einem an Frank Herberts DUNE angelehnten Universum, welche in ihren mit Symbolen aufgeladenen Bildern einen pathetischen Epos erzählt. Alejandro Jodorowsky behebt damit das Versäumnis seiner gescheiterten DUNE-Verfilmung, der Stoff ist dabei aber durchaus mehr und für sich alleinstehend. Die Art und Weise wie sich die Figuren und die Welt entwickeln ist spannend und besonders die Bilder sind sehr schön anzusehen.
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  12. #72 Reply With Quote
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    Comic-Empfehlung: The Department Of Truth

    Ich habe diesen Comic als Geburtstagsgeschenk von meinem Bruder bekommen. Es sind die ersten fünf Hefte als Tradepaperback zusammengefasst. Die Serie läuft noch und ist bisher nur auf Englisch bei Image Comics verfügbar. Aufgrund der ausgefallenen Covergestaltung hatte ich da vorher schon Interesse dran. Autor des Comics ist James Tynion IV, der zuletzt Tom King als Chefautor für Batman bei DC abgelöst hatte und sich nun wieder eigenen Projekten wie Something Is Killing The Children widmet. Gezeichnet wird der Comic von Martin Simmonds, der auch Zeichner für Immortal Hulk bei Marvel und Co-Creator von Punks Not Dead ist.

    Über die Story will ich gar nicht so viel erzählen, weil alles ein fieser Spoiler sein könnte. Der Name des Comics ist jedenfalls Programm. Es gibt in den USA eine Geheimbehörde namens Department Of Truth. Protagonist Cole Turner ist Dozent beim FBI für Radikalisierungsprozesse im Internet, insbesondere für rechtsradikale Rassisten und deren Memeboards. Sehr bald schon muss er feststellen, dass es im Kampf gegen Verschwörungsmythen mehr braucht als die Wahrheit, um die Welt vor Chaos zu bewahren.

    Der Comic greift zwar auch die Klassiker: Mondlandung, JFK und Satanic Panic auf. Im Wesentlichen bespielt die Handlung allerdings die Verschwörungsmythen unserer Gegenwart: Qanon, Pizzagate, False Flag Attacks, 9/11, Flat Earth, etc. Dabei finden sich durchaus auch Anspielungen an Gestalten wie Donald Trump, Alex Jones und Stephen Bannon. Department Of Truth gelingt auf diese Weise etwas, dass ich selbst gern schaffen würde. Mit den Mitteln der Überzeichnung eines Comics vermittelt die Geschichte viel Wahrheit über das, was Verschwörungsmythen anrichten, warum es sie gibt, warum sie weiterverbreitet werden und wie manche davon profitieren, die Wahrheit maximal zu verzerren.

    Ein Comic erfüllt vom gegenwärtigen Zeitgeist.
    HerrFenrisWolf is online now Last edited by HerrFenrisWolf; 07.09.2021 at 08:39.

  13. #73 Reply With Quote
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    Batman - Die Maske im Spiegel

    Ich reviewe Comics sehr viel seltener als Romane, wobei ich deutlich mehr Comics lese als Bücher, was einfach in der Natur des Mediums liegt. Tatsächlich reviewe ich Comics eigentlich immer nur dann, wenn sie mir ausnehmend gut gefallen haben (ein ausnehmend schlechter Comic ist mir bisher nicht unter gekommen). Damit nehme ich auch dieser Review gewissermaßen das Urteil vorweg, aber ihr findet natürlich trotzdem jeden meiner Gedanken total spannend und lest begeistert hier mit, also fahre ich einfach fort.

    Die Maske im Spiegel ist der, meiner Meinung nach, schlechte deutsche Titel des Comics Batman Imposter. Offensichtlich war die wörtliche Übersetzung mit Batman Nachahmer zu simpel oder nicht pathetisch genug. Dabei trägt der unter DCs Black Label erschienene Comic im Original seine Grundidee schon im Namen. Batman wird in dieser Geschichte mit einem Nachahmer konfrontiert. So simpel, so langweilig, dachte ich... Wer DC-Comics, bzw meine Beiträge dazu in den letzten Jahren mitverfolgte, der weiß wie der Verlag gerade diese Art von Ideen mächtig gemolken hatte. Es gab eine buchstäblich unüberschaubare Anzahl von "bösen Batman" in Events wie Dark Knight Metal, Death Metal und Dark Multiverse. Dazu kommt, dass der Verlag auch davor schon genug Figuren hatte, die im Wesentlichen einen Anti-Batman verkörperten (Red Hood, Wrath, Prometheus, Talon, etc.). Als ich also den Titel Batman Imposter las, hatte ich schon keine Lust mehr. Mehr vom selben dachte ich...

    Überzeugt den Comic trotzdem zu lesen, hat mich 1. die Beiordnung zum Inprint Black Label. Dies ist im Wesentlichen der Ersatz für den einstigen Inprint Verlag VERTIGO (Hellblazer, Preacher, Doom Patrol) und DCs "nur für Erwachsene" Ecke. Was unter Black Label erscheint hat in der Regel eine große kreative Freiheit, weil es sich nicht in den Kanon der laufenden Heftreihen einfügen muss. 2. die Zeichnungen von Andrea Sorrentino (Joker - Killer Smile), welche mir ausnehmend gut gefallen.

    Einmal angefangen zu lesen, besorgte die Handlung von Batman Imposter den Rest. Bemerkenswert ist an diesem Comic, was er nicht hat. Batman Imposter bietet kein Spektakel mit großen oder bekannten Batman Schurken. Bis auf zwei Gestalten aus der zweiten, eher dritten Reihe, die kurz touchiert werden, ist die vielgeliebte Schurkengallerie quasi nicht existent. Batman verfügt über kaum Ausrüstung und hat praktisch keine Verbündeten. Jim Gordon wurde wegen seiner Verwicklungen in Batmans Kreuzzug aus dem Polizeidienst entlassen. Alfred kündigte kurz nach dem Tod der Waynes. Von einer Bat-Familie gibt es keine Spur. Bruce Wayne lebt auf sich gestellt in einer baufälligen Villa und hat zur Verbrechensbekämpfung nur, was er Gotham Nacht für Nacht abtrotzt.

    Eines Tages findet die Medizinerin Leslie Thompson Bruce im Kostüm schwerverwundet auf der Schwelle ihrer Praxis. Sie war seine Therapeutin nach dem Tod seiner Eltern und kennt daher das Trauma aus dem sich seine Persönlichkeit speist. Unschlüssig ob sie ihren ehemaligen Patienten an die Behörden ausliefern soll, handelt sie mit Bruce einen Kompromiss aus. Zu Beginn jeden neuen Tages, wenn Batman sich zurückzieht, soll er sie zu einem Therapiegespräch aufsuchen. Zur selben Zeit beginnt der namensgebende Nachahmer öffentlichkeitswirksam Verbrecher in Gotham zu exekutieren. Was alles in Zweifel zieht für was Batman glaubt zu stehen.

    Erzählt wird der Comic aus drei Perspektiven, der von Bruce Wayne als Batman, der Perspektive von Leslie Thompson während den Therapiegesprächen und aus der Sicht von Blair Wong einer aufstrebenden Polizistin im GCPD. Zentraler Konflikt ist die Jagd auf den Nachahmer. Doch darunterliegend schwebt die Frage, wie gebrochen ist ein Mann, der sich diesen Kreuzzug gegen das Verbrechen ausgesucht hat.

    Roh, minimalistisch, naturalistisch sind Begriffe die mir einkommen, wenn ich über Batman Imposter nachdenke. Diese Version von Batman ist fernab vom überkompetenten Helden anderer Comics. Selten wirkte Bruce Wayne so schwach und fehlbar auf mich, ohne in den unzurechnungsfähigen Irren aus z.B. Frank Millers Version umzukippen. Die Idee ist simpel, aber unheimlich effizient. Die Geschichte bleibt eingegrenzt und deswegen überschaubar. Anders als z.B. bei Sean Murphys Weißer Ritter (ebenfalls DC Black Label) wird es sicher bei den drei dünnen Alben bleiben, als die Batman Imposter veröffentlicht wurde. Kein großes neues Batman-Franchise.

    Getragen wird dies alles durch die Artworks von Andrea Sorrentino. Sie erreicht mit zurückhaltender Linienführung und oft detailarmen Bildern, einen Look, der realistisch und gleichzeitig sparsam wirkt. Als würde man einer Sache nur einen kurzen Blick im Vorbeigehen schenken. Dazu trägt auch die Wahl entsättigter Farben bei der Kolorierung bei. Wie die Therapeutin Leslie Thompson hat man eine gewisse Distanz zum Geschehen, obwohl man eigentlich mitten drin steckt. Teilweise sorgt der Stil dafür, dass Actionszenen im letzten Drittel nicht klar zu entschlüsseln sind, außerdem vermittelt es eine anhaltende Trostlosigkeit.

    Fazit:
    Ich kann Die Maske im Spiegel/ Batman Imposter jedem empfehlen, der Lust hat in Vorbereitung auf Matt Reeves Batman Film mit Robert Pattinson einen Batman Comic zu lesen. Für mich transportierte der Comic die Stimmung, die ich nach dem Sehen der an David Fincher Filme (Seven, Fight Club) gemahnenden The Batman Trailer hatte. Die Reihe ist gut überschaubar, geht mit 3 Albenbanden a 13€ nicht besonders ins Geld und steht völlig für sich. Wer einfach so Lust hat einen Batman Comic zu lesen, der auch außerhalb der Norm steht und das Zeug zum modernen Klassiker hat, ist ebenfalls gut beraten.
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  14. #74 Reply With Quote
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    Irredeemable

    Ein panischer Mann in Superheldenuniform stürmt in sein Haus. Er ruft seine Frau, sie soll die Kinder holen, beide müssen sofort verschwinden. ER weiß wo sie leben. ER weiß alles über sie und ER kommt. Wenige Panel später erscheint eine an Superman gemahnende Figur. Ihre Augen leuchten vor Energie. Sein Hitzeblick steckt das Haus in Flammen und äschert die Familie ein.

    Auf diese Weise beginnt Irredeemable, ein Comic geschrieben von Mark Waid. Auf diesen Titel stieß ich über die Informationen, dass eine Verfilmung in Arbeit wäre und es auf gewisse Weise krasse wäre als The Boys. Damit beschreibe ich quasi ein Symptom unserer Zeit. Gefühlt leben wir in einer Schwämme der alternativen Heldenuniversen, die sich in der Regel besonders an DCs Justice League anlehnen. So sind sie alle um eine Variation der Figur des Superman organisiert, Varianten die Superman in der Regel irgendwie auf links drehen. Auf gewisse Weise haftet ihnen allen dadurch eine Note Dystopie an. Die Einordnung "Krasser als The Boys" gepaart mit diesem Einstieg lassen eine voyeuristische Gewaltorgie erwarten. Das ist allerdings nicht der Fall. Der Comic wartet noch mit Härten auf, doch definiert sich der nicht über seinen shock-value. Damit unterscheidet sich Irredeemable von The Boys, welches Abscheulichkeit richtiggehend zelebriert.

    Irredeemable erzählt die Geschichte des Plutonian und der Helden des Teams Paradigm. Der quasi Superman Plutonian löschte seine Stadt aus und begann dann, scheinbar wahllos Menschen und seine alten Teamkollegen zu jagen. Die lebenden Mitglieder von Paradigm, auf ihrer Flucht, versuchen alle Informationen über ihren ehemaligen Kameraden zusammenzutragen, an die sie sich noch erinnern können. Zwei Fragen beschäftigen sie besonders: "Warum tut der Plutonian das?" und "Wie halten wir ihn auf?". Die in den Erinnerungen verschiedener Figuren erzählte Geschichte des Plutonian weißt deutliche Referenzen an Clark Kent/Superman auf. Besonders seine zur Schau getragene Herzensgüte ist beachtlich. Gerade da, wo die Übereinstimmungen ins Detail gehen, brechen sie zu Kontrasten auf, schwingen Gedanken mit, die bei Superman keine Rolle spielen. So zeichnet sich langsam das Bild einer Figur, die in ihrer Gussform mit dem Man of Steel übereinstimmt, aber aus ganz anderen Material gefertigt ist.

    Mir liegt der Comic vollständig im Sammelband "Omnibus" Format vor. Sprich ich habe die komplette Story gelesen. Sie ist relativ lang. Der Band wirkt wie ein großer für den Hausbau gedachter Mauerstein. Unterteilen würde ich sie in drei Arcs. In den ersten Arc war ich kurzzeitig verknallt. Im zweiten entliebte ich mich wieder und hinterfragte, warum man die Sache nicht mit dem ersten Arc einfach abgeschlossen hatte und nach dem dritten Arc war ich wieder hochzufrieden. Der Comic hat seine Längen und manche Idee wirkt im Zuge der fortlaufenden Handlung überstrapaziert. Schon das Mysterium um den Plutonian für sich, ist es Wert sich mit Irredeemable auseinanderzusetzen, aber auch die Nebenplots haben es in sich.

    Irredeemable ist nicht einfach Ausdruck einer Mode. Es ist eine gelungene Geschichte über eine Figur wie Superman, die man mit Superman nicht hätte erzählen können, ohne die Figur an sich zu verleugnen. Gerade darin liegt der Wert dieser Art Geschichte. The Plutonian ist mehr Superman als man meinen möchte und viel weniger als es den Tatsachen entspricht.
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    Spider-Man Noir

    Nachdem ich vor zwei Jahren relativ begeistert Spider-Man: Geschichte eines Lebens gelesen hatte, war ich in der Stimmung für mehr. Also kaufte ich mir den Sammelband Spider-Man Noir, das Cover war cool und ich war rein optisch bereits vertraut mit dieser Version. Allerdings verging mir dann über die ersten Seiten relativ schnell die Lust, irgendwie brach sich der (völlig solide) Zeichenstil mit meinen damaligen Sehgewohnheiten. Da ich aktuell in den Besitz einer PS4, eines Fernsehers und des Spider-Man Spiels gekommen bin, wollte ich den Band endlich nachholen.

    Spider-Man Noir ist eine Alternate History Version von Spider-Man. Sie spielt im New York der frühen 1930er Jahre. Die erste Story setzt den Ton. Erzähler ist der Journalist Ben Urich, der für den Daily Bugle arbeitet. Er gibt Einblicke in eine von der Wirtschaftskrise gebeutelte Stadt, mit Straßen voller Hilfsbedürftigen, raffgierigen Miethaien und Mafia-Schlägern. Recht zügig nimmt er sich Peter Parker an, dessen Onkel von den Schlägern des Kobolds (Green Goblin) umgebracht und zerfetzt wurde. Peter will Gerechtigkeit, der zynische Urich versucht ihn vor sich selbst zu beschützen. Als Peter zufällig in die Situation gebracht wird einen Schmuggel im Auftrag des Kobolds zu bezeugen, werden exotische Spinnen aus einem zerbrochenen afrikanischen Artefakt freigesetzt, deren Gift mehrere Schmuggler tötet. Auch Peter wird gebissen, doch als "guter Mann" lädt er statt dem Tod, den Fluch der Kraft des Spinnengott Anansi auf sich.

    Damit hat dieser Peter Parker seine Origin-Story als Spider-Man. Die Stimmung in Spider-Man Noir ist geprägt vom zynischen, weltschmerzenden Ton des Film-Noir und daran angelehnter Pulp-Hefte (wie Spider-Master of Men). Dem Comic geht der peterparkersche Witz gänzlich ab, wodurch er einen krassen Kontrast zu default-Spider-Man darstellt. Spider-Man Noir schreckt auch nicht davor zurück mit einem Revolver zu töten. Statt Mary Jane ist seine Loveinterest die femme fatale Felicia Hardy (Black Cat, bzw. in diesem Fall Besitzerin des Black Cat Clubs).

    Grundlegend interessant ist wie der Comic die Schurken-Galerie Spider-Mans in die 1930er überführt. Ein Großteil klassischer Spidey-Schurken findet sich als superkraftlose Schläger im Syndikat des Kobolds (Green Goblin/ Norman Osborn) wieder. Wilson Fisk, der nur eine untergeordnete Rolle einnimmt, lässt sich quasi ohne jede Adaption zeitlich versetzen und visuell am interessantesten sieht Mysterio aus.

    Der Sammelband umfasst zwei größere Geschichten, eine kürzere und eine Reihe kleiner Spider-Man Noir Auftritte und Episoden, die wohl eher der Vollständigkeit halber Eingang in den Band gefunden haben. Das Filetstück ist die Spider-Man Noir Story von 2009 um Peters Kampf gegen Norman Osborn. Visuell am interessantesten ist die kurze Geschichte zu Mysterio. Meine größten Probleme habe ich mit dem Mittelstück: "Eyes without a face".

    Diese Story widmet sich Doktor Otto Ocatavius kurz Doc Oc. In der Spider-Man Noir Variante ist Doc Oc ein aus den deutschen Kolonien in Afrika stammender, arisch blonder Mann im Rollstuhl. Seine acht Arme sind aus seinem Rollstuhl ragende Mechanismen, welche in OP-Besteck enden. Die Geschichte haut voll in eine Kerbe aus Rassismus, Eugenik und Nazideutschland. Doc Oc, der mit einer von deutschen Einwanderern gegründeten Nazi-Partei zusammenarbeitet, die wiederum plant die Regierung zu infiltrieren, lässt nachts Afroamerikaner entführen, um an ihnen Lobotomie-Experimente zu vollziehen. Sein Ziel ist es aus den "unterlegenen Rassen" willenlose Arbeiter zu machen. Für die Entführungen ist das Syndikat des Crime Masters zuständig, welches insgeheim der Nazi-Partei untersteht und Osborns altes Revier übernimmt.

    Ich habe lange um Worte gerungen um auszudrücken, was mich an dieser Geschichte eigentlich stört. Ich glaube nicht, dass ich sie gefunden habe oder exakt mit dem Finger drauf zeigen kann. Die Story bedient sich eines glühend heißen Eisens und könnte interessante Aussagen zur Geschichte des Rassismus in den USA und international machen, fällt dabei aber meines Erachtens auf die Nase. Die Darstellung der schwarzen Community in "Eyes without a face" kann ich nicht bewerten. Was mich aber u.a. stört, ist, dass man sich hier extra deutscher Spione und Infiltration durch Nazis bedient. US-Amerikanische Vordenker der Eugenik & Rassenlehre werden von Octavius zwar erwähnt, auch die Abkürzung KKK fällt bei einer Gelegenheit und ein Polizist wird als Rassist porträtiert, aber für die wirklich schlimmen gezeigten Verbrechen konstruiert man einen nicht-usamerikanischen Sündenbock, der am Ende von J. Edgar Hoovers FBI festgenommen werden kann.

    Sicher das Ende glorifiziert die US-Regierung nicht, sie vertuscht die Verbrechen. Octavius wird nur nach Nazideutschland abgeschoben, wo er als geborener Behinderter direkt sämtliches Ansehen verliert, aber das alles kommt mir wie ein fader Versuch vor, nicht zu hart mit der eigenen Geschichte ins Gericht gehen zu müssen.

    Dadurch trägt der Sammelband insgesamt einen relativ großen Makel für mich mit sich. Spider-Man Noir ist eine coole Idee, ein Konzept das Qualitäten des Originals zwar vermissen lässt, aber Rückgriffe auf eine vergangene Ära und interessante Adaptionen erlaubt. Doch die hier gezeigten Geschichten zeigen auch, dass man versucht besonders unangenehme Teile des gewählten Settings zu umschiffen.
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    Five Ghosts

    Erschienen bei Image-Comics im Umfang von drei Sammelbänden, habe ich mir mal den ersten gegönnt. Five Ghosts bedient dasselbe Genre wie Indiana Jones. Protagonist ist Fabian Grey, hauptberuflicher Abenteurer. Hinter diesem Euphemismus versteckt sich wohl eher das Tätigkeitsfeld des Grabräubers und Kunstdiebs, aber Dr. Jones ist ja schließlich auch Archäologe. Fabian Grey stehen die Fähigkeiten der namensgebenden fünf Geister zur Verfügung: der Bogenschütze, der Schwertkämpfer, der Detektiv, der Magier und der Vampir. Welche fünf fiktiven Persönlichkeiten sich hinter diesen Titeln verbergen ist jetzt bis auf den Fall des Schwertkämpfers recht einfach zu erraten, weil sie bis auf ihn alles Figuren aus der englischen Literatur sind. Die fiktive Natur dieser Geister ist dabei ein handlungstragendes Element.

    Mr. Grey ist durch seine unsichtbaren Patrone quasi ein Ein-Mann-Team bzw. personifiziertes Schweizer-Armee-Messer. Zu Beginn stiehlt er ein Juwel aus einer von der SS als Basis genutzten Burg in den österreichischen Alpen und schläft danach mit seiner attraktiven Auftraggeberin in Barcelona. Klassischer Abenteureralltag also. Wäre das Juwel tatsächlich etwas wert gewesen, hätte er die Auftraggeberin wohl im Anschluss hintergangen. Fabian Grey ist kein "guter Kerl". Es fällt ihn schwer mit sich selbst zu leben und allem Anschein nach, wären die Geister auch gern aus ihm raus. So geht im ersten Band darum, die Natur seiner Kräfte zu ergründen, um ihn von seinen Anfällen zu heilen. Dafür besucht er den typischen von monströsen Eingeborenen bewohnten Dschungel, eine sagenumwobene Stadt etc. Das es finstere Mächte und graue Eminenzen auf ihn abgesehen haben, liegt natürlich auf der Hand.

    Der Zeichenstil ist sehr zurückhaltend, sparsame Linienführung deutet die nötigen Konturen und Züge an, manchmal ein wenig verwischt wie Kohlezeichnungen. Über weite Strecken ist auch die Farbgebung in wenigen (2-4) gedeckten Farben gehalten, die relativ großflächig und detailarm verwendet werden. An anderer Stelle ist die Farbgebung dafür wieder deutlich komplexer, was einen Kontrast bildet. Insgesamt entsteht hier der Eindruck, dass man diesen Stil sehr bewusst zu Geschichte und Gerne dazu gewählt hat. Five Ghosts könnte gut ein Relikt aus einer anderen Zeit sein als man Comics als Verbrauchsprodukt noch mit den billigsten Materialen druckte.

    Ich rechne dem Comic hoch an, dass er offensichtlich Pulp sein möchte. Es hat den Charm eines aus der Zeit gefallenen Werkes als ob man den Lieblingsabenteuerfilm seiner Kindheit nochmal guckt. Auf der anderen Seite wirkt er fast schon verdächtig altbacken und unterkomplex, dafür erzählt sich die Geschichte schnell. Umso überraschender kommen vergleichsweise innovative Ideen daher, da wo man sie dann doch findet. Die Bände sind jetzt nicht besonders teuer und mir fehlen ja auch nur zwei also vielleicht ziehe ich mir den Rest auch noch rein.
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    The Goon

    Ich habe The Goon - Bunch Of Old Crap 1 beinahe vollständig durch. Es fehlt eigentlich nur das Hellboy Crossover. The Goon ist einer dieser Comics, die mich sehr oft aus dem Regal im Comicbuchladen angeguckt hat, aber nichts in mir auslöste. Fand die namensgebende Schlägervisage des Goon sehr markig, aber konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, worum es da gehen soll. Manchmal wenn mir langweilig ist gucke ich mir Video-Essays zu gescheiterten Filmproduktionen an. Eines dieser Videos sprach über einen The Goon Animationsfilm, der mit Disneys Kauf von FOX in der Produktionshölle kaltgestellt wurde. Das Demo-Material sah fantastisch aus und David Fincher war als Produzent dabei. Jetzt da Disney alte Fox-Projekte weiterlaufen lässt, besteht sogar eine reelle Chance, dass er noch kommt.

    Naja, also The Goon war damit auf meinem Radar. Offensichtlich gewann der Comic sogar einen Eisner Award und wurde mit Lob überhäuft. Also besorgte ich mir den ersten Sammelband. The Goon spielt in einer nicht näher benannten Zeit, in einer nicht näher benannten Stadt, die in einem anachronistischen 50er Jahre Stil gehalten ist. Wörtlich könnte man Goon mit Schläger übersetzen und damit erfasst man schon seine ganze Physik. Er ist ein muskulöser Stiernacken mit vernarbten Gesicht, der seine Augen unter einer Schiebermütze versteckt. Meistens hängt er mit seinem Sidekick, dem Choleriker Franky, in einer Hafenkneipe, lauscht dem Kneipengeplauder oder spielt Poker. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Eintreiber des gefürchteten Don Labrazio - den niemand seit Jahren zu Gesicht bekommen hat.

    Die Welt des Goon ist eine sehr bunte, sowohl was die Farbwahl des Comics angeht als auch ihre Zusammensetzung. Alles jenseits der Lonley-Street wird vom namenlosen Zombie-Priest und seiner Gang hirnloser Untoter beherrscht. Vor ihm verteidigt der Goon, jene die seinen Schutz genießen. Er ist quasi der große Antagonist. Darüber hinaus gibt es Hillbilly Werwölfe, Fischmenschmutanten, die im Hafen arbeiten, Weird-Science-Wissenschaftler, Brückentrolle, pokernde Spinnen, Hexen, Geister, Aliens und einen hellseherischer Seehund ("ACK! ACK! ACK!").

    Die Comichandlung schreitet episodenhaft voran. Mal muss der Goon jemanden verdreschen, ein Mysterium lösen, einen Freund unterstützen, man kennt das. Es wird sehr augenzwinkernd erzählt. Wo mal eine Dosis Ernst vertragen werden kann, wird der Comic schonmal wehmütig (Goons Ziehmutter, sein Verhältnis zu Frauen, Buzzard - der umgekehrte Zombie). Doch meistens wahrt der Comic seine brachiale Leichtherzigkeit. Die zeichnet sich auch durch eine Art von Humor aus, die man heute so nicht mehr schreiben würde (der Original-Run des Comic ist ein Produkt der späten 90er bis Mitte der 2000er Jahre). Er ist nicht politisch korrekt, wenn auch nicht gezielt verletzend.

    Ich hab eine Weile gebraucht ein gutes Beispiel dafür zu finden. In der Origin-Story des Goon, die auch erklärt warum er und Franky Freunde sind, verdrischt der kleine Goon ein paar Kids, die Franky wegen seines Matrosenkostüms aufziehen. Er würde gern andere Kleidung tragen, aber seine Mutter besteht darauf. Also zwingt der Goon einen der verdroschenen Bullys sich auszuziehen undseine Klamotten Franky zu schenken, damit der nicht mehr aussieht wie eine "Sissy". Als Franky seiner Mutter unter die Augen kommt, behauptet er, Zigeuner hätten sein Matrosenkostüm gestohlen um darin Kopfkäse herzustellen. Woraufhin Frankys Mutter über Zigeunerkopfkäse flucht und damit droht, sie demnächst mit siedenden Öl zu übergießen (und meint damit eigentlich die Nachbarn). Ich glaube man sah den Humor mehr in der völligen Überspitzung dieser Situation (Kopfkäse der in Kleidung hergestellt wird? Siedendes Öl als angemessene Reaktion auf Nachbarn schütten?) Aber der Stereotyp gegenüber Sintizzen wird natürlich trotzdem repliziert. Ich für meinen Teil kann dem noch die Übertreibung abgewinnen und schmunzeln.

    The Goon ist, um mich selbst zu zitieren, ein brachial leichtherziger Comic, der Schund sein möchte und einem mit Übertreibung unterhaltsam das Gesicht grün und blau schlägt. Er ist sehr fantasievoll und wie ein anderer Comic-Autor mal sagte und ich paraphrasiere hier lächerlich stark: "Die Welt des Goons ist dieselbe wie die vieler guter hardboiled Ermittlerhelden, nur zeigt uns der Goon die mit Unsinn vollgestopften Straßen, die ernstere Geschichten umfahren." Ich werde mir auch weiterhin die Stories dieser Welt jenseits der Lonley-Street geben.
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  18. #78 Reply With Quote
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    Incorruptible

    Ein Mann steht auf dem Dach eines Biolabors in der Innenstadt einer Metropole. In seinen Händen hält er ein Reagenzglas mit einem extrem ansteckenden, luftübertragenen, letalen Virus. Er hat sämtlichen Zugang zu Emotionen und Empathie verloren. Da stößt die Gestalt eines Superman vom Himmel. Der Mann rechnet damit, dass er jeden Moment vom Helden namens Plutonian überwältigt wird. Doch stattdessen beginnt der Superheld in den Straßen der Metropole zu wüten wie ein zorniger Gott. Zum ersten Mal seit Jahren fühlt der Mann mit dem Virus in Händen etwas. Er fühlt Angst.

    Incorruptible ist Mark Waids SpinOff zu dem von mir gefeierten Comic Irredeemable. Doch statt sich erneut den Helden und der Geschichte des Plutonian zuzuwenden, dreht es sich um eine Figur namens Max Damage. Max ist in Irredeemable eher eine Randfigur, der, meines Erachtens nach, völlig zu Unrecht, die Rolle der Nemesis des Plutonian zugeschrieben wird. Diese Rolle füllt eine andere Figur viel kongenialer aus. Das macht Max Damage jedoch nicht uninteressant. Max ist ein geradezu archetypischer Heavy-Hitter der 2000er Jahre, was sein Design und seine Kräfte angeht. Ein weißer, stiernackiger Mann mit Kurzhaarfrisur in dunkler (Leder)Jacke und Jeanshose. Er könnte ohne Weiteres der Bruder von Walking Deads Negan oder The Boys Billy Butcher sein. Allein eine weiße Haarsträhne hebt ihn optisch etwas ab.

    Seine Kräfte klingen auf den ersten Blick ähnlich banal. Er hat übermenschliche Stärke und ist quasi unzerstörbar, dafür kann er weder fliegen, noch gottgleich sprinten oder dergleichen - ein Herkules oder Captain America. Was seine Kräfte interessant macht, ist der Twist mit denen sie kommen. Sobald Max schläft, büßt er seine Superkräfte ein. Erst eine Stunde nach dem Aufstehen beginnen sie zurückzukehren. Das ist nicht nur die Zeit in der er wie jeder normale Mensch verwundbar ist. Es ist auch die Gnadenfrist in der es ihm vergönnt ist körperlich zu fühlen oder Dinge zu schmecken. Eine einzige Stunde, die Stunde in der ihn jeder Feind töten könnte und Feinde hat er unzählige: Superhelden, andere Schurken, die Polizei, einstige Opfer. Deswegen hat Max die Kunst gemeistert mehrere Tage am Stück wach zu bleiben. Das potenziert auch seine Kräfte, allerdings nagt der Schlafenzug stark an seiner Zurechnungsfähigkeit.

    Incorruptible erzählt die Geschichte eines Schurken, der so schockiert über die Taten seines Superheldengegners ist, dass er die Seiten wechselt. Max Damage versucht ein ehrlicher Mann und Held zu werden. Allerdings ist nach dem genozidalen Wutausbruch des Plutonian kaum noch Gesellschaft übrig, die er beschützen könnte und selbst dieser Rest verfällt zusehends. Die post-apokalyptische Welt, die in Irredeemable eher als Bühnenkulisse dient, wird in jeder Seite von Incorruptible immer wichtiger. Wie bekommt Max Damage seine Stadt zusammengehalten, die Menschen ernährt, getränkt und vor sich selbst beschützt? Eine Stadt die Jahrzehnte zuvor gelernt hat ihn zu hassen, soll ihn nun als Patron annehmen.

    Es ist die Geschichte eines Mannes, der instinktiv das "Böse" erkennt, weil es ihn einst definierte und der sich nun abmüht das Gegenteil zu leisten. Dafür braucht er Anleitung und sucht sich seine Partner aus einstigen Feinden. Darunter ein Ex-Alkoholiker-Cop und die Ex-Freundin des Plutonian (der Lois Lane-Verschnitt dieser Welt). Auf der anderen Seite muss er alle Bande brechen, die er in der Welt der Superschurken einst hatte. Dabei bleibt nicht nur seine Crew, sondern auch seine Sidekick auf der Strecke. Jailbait (der Name ist Programm), eine Minderjährige, mit der er auch eine sexuelle Beziehung pflegte. Wo sich Irredeemable an obszöner Gewalt auslebte, findet Incorruptible andere Wege seinen Protagonisten als (ehemaliges) Ungeheuer unserer Gesellschaft zu definieren.

    Tatsächlich ist Max Damages Kampf um das Überleben der Menschheit und gegen die Person, die er einst war, eine ähnlich spannende Geschichte wie Irredeemable. Es ist eine Story darüber wie sich Menschen jeden Tag dazu entscheiden das Richtige zu tun, immer in Frage gestellt, was überhaut das Richtige ist. Genauso ist es eine Geschichte über Toleranz und Selbstakzeptanz sowie den Umgang mit eigenen Verfehlungen und Vergebung.
    HerrFenrisWolf is online now Last edited by HerrFenrisWolf; 25.04.2022 at 13:30.

  19. #79 Reply With Quote
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    Genosse Superman

    Wer schonmal sowjetische oder sozialistische Propagandakunst gesehen hat, der kennt ihn - den Arbeiter in idealisierter Gestalt, kantig, muskulös und mit zielgerichteten Blick. Er ist der strebsame einfache Mann, unbeirrbar in seinen Tugenden: Fleiß, Ehrlichkeit und Treue. Gern dargestellt bei der Verrichtung einer anstrengenden Tätigkeit oder in heroischer Pose. Autor Mark Millar hat aus diesem Arbeiter den Genossen Superman gemacht.

    Seit ich Comics wie Mark Waids Irredeemable oder Jupiters Legacy (ebenfalls von Millar) lese, bin ich sehr an Superman interessiert. Insbesondere diese beiden Autoren sind mir gemeinsam mit Alex Ross (Kingdome Come) als Spezialisten für Superman aufgefallen. Ironischerweise ist der erste millarsche Comic über Superman, den ich lese, direkt eine alternative Version. Wie wäre Superman, wenn er als Baby statt in den USA über der Sowjet Union niedergegangen und in einer ukrainischen Kolchose aufgewachsen wäre? Das ist die Prämisse von Genosse Superman.

    Millar wird an der Seite von Alan Moore und Grant Morrison gern als einer der Europäer gelobt, die mit einem frischen Blick ihre Arbeit an US-Comics aufnahmen und den Yankees erstmal zeigten, was man mit ihren Figuren eigentlich noch erzählen kann. Nirgendwo wird mir das so deutlich wie bei Millars Werken um Superman-Figuren. Millar hat die Figur als Politikum für sich entdeckt. Mit dem Genossen Superman wäre der Kalte Krieg anders verlaufen. Eigentlich kam Superman in den 50ern vom Lande nach Moskau um seine Kräfte den einfachen Leuten in der Stadt zur Verfügung zu stellen, sie vor Unfällen und Katastrophen zu bewahren. Natürlich fiel er dem Vorsitzenden Stalin ins Auge und wurde in den Kreml geholt.

    Der Comic beginnt damit, dass die Sowjet Union die Existenz Supermans der Weltöffentlichkeit präsentiert und damit insbesondere die USA in Hysterie versetzt. Durch Superman beginnt sie den Kalten Krieg zu verlieren, bevor der überhaupt richtig begonnen hat. Außer bei der Aufrüstung mit Nuklearwaffen scheinen die USA jetzt abgeschlagen zu sein, in dem was man im Zeitgeist des Kalten Krieges als das große Rennen zwischen den beiden Machtblöcken wahrnahm. Es ist diese allgegenwärtige binäre Sichtweise, die uns heute fremd scheint, obwohl wir uns an anderer Stelle nur allzu leicht in ihr verlieren, durch die der Comic funktioniert. Wenn die Sowjets den Genossen Superman haben, dann MÜSSEN die USA gleichziehen. Der brillante Wissenschaftler Lex Luthor soll für Eisenhower und seine Nachfolger die Kohlen aus dem Feuer holen.

    Damit wird Supermans klassische Nemesis auch hier auf Kollisionskurs mit ihm geführt. Was folgt, wirkt wie ein Remix der Handlungen anderer Comics. So taucht z.B. ein Anarchist namens Batman in Moskau auf und beginnt einen terroristischen Bildersturm auf den Super-Genossen. Ein Konflikt, der sehr an The Dark Knight Returns von Frank Miller gemahnt. Das eigentlich interessante am Genossen Superman war für mich wie er sich in den sowjetischen Staat einfügt. Von Stalin als (Propaganda)Waffe umworben, um seine eigene Macht zu konsolidieren, sieht ihn die Partei bald als dessen Nachfolger. Das passt natürlich den Kräften nicht, die bereits zuvor in Stalins Dunstkreis waren. Superman selbst liegt auch überhaupt nichts daran die Kontrolle über die Sowjet Union zu übernehmen, widerspricht es doch seiner Sozialisierung als Erster unter Gleichen aufzutreten. Doch kann er die Augen nicht verschließen vor den Fehlern des Stalinismus und der systemischen Probleme in den Sowjet Republiken. So kommt es wie es kommen muss.

    Superman wirkt in dieser Geschichte einer alternativen Zeit als ein großes Korrektiv auf die Sowjet Union ein. Die Morde des Stalinismus lässt er hinter sich. Viele Versprechen des Kommunismus werden eingelöst. Wohlstand für alle setzt in den immer zahlreicher werdenden Nationen des Warschauer Pakts ein, niemand muss mehr hungern, niemand ist obdachlos. Verbrechensraten tendieren gegen Null. Auf der anderen Seite verkommen die USA zu einem in sich zerstrittenen Drecksloch. Es fällt schwer hierin nicht gewisse Sympathien des Autors zu sehen. Doch die SU bleibt ein autoritäres, undemokratisches Regime mit dem alleshörenden Genossen Superman als obersten Überwacher. Allerdings ist der Comic zu kurz um mehr als vage Ansätze für die Erfolge und Makel dieser neuen Sowjet-Republiken zu präsentieren. Vielleicht gereicht das hier auch zum Vorteil, da man bei aller Unschärfe Millar auch nicht vorwerfen kann, sich viel zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

    Das Ende kommt für einen US-Comic mit dem faden Beigeschmack des Unvermeidlichen. Doch gerade im Moment meiner größten Enttäuschung zahlt es sich aus wie gut Millar Charaktere wie Superman und Lex Luthor zu verstehen scheint. Ich halte es für ein Kunstwerk, dass es ihm gelingt Superman gleichzeitig so anders sein zu lassen, ohne jemals hart mit dem Charakter, der Persönlichkeit der Figur zu brechen. Im Gegensatz zu anderen Versionen der Figur, die eine Karriere als Staatenlenker machen, bleibt auch der Genosse Superman stets Superman.

    Optisch ist der Comic imposant. Das liegt nicht unbedingt am Zeichenstil, der das hohe Niveau gegenwärtiger DC-Veröffentlichungen hat, ohne jemals die stilistischen Höhen eines Alex Ross, Jock oder Greg Capullo zu erreichen, sondern an der Motivwahl. Genosse Superman spielt die Bildsprache der Warschauer Pakt Propaganda voll aus. Rote Flaggenmeere wehen im eisigen Wind. Wonder Woman tanzt im Ballkleid auf einem Abend voller militärischen Pomp. Selbst der russische Anarchisten-Batman, dessen Fledermausohren aus einer Uschanka ragen, verlangt einem Staunen ab.

    Ich mochte Genosse Superman sehr. Ich kann mich dafür begeistern. Verglichen mit anderen Arbeiten Millars um solche Figuren, ist er Mittelfeld. Speziell für den späteren Comic Jupiters Circle wirkt Genosse Superman wie eine Machbarkeitsstudie darüber wie politisch es werden darf.
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  20. #80 Reply With Quote
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    Superman - Friede auf Erden

    Schwere Ketten spannen sich über Supermans Brustkorb als er beginnt die Mähdrescher in Formation hinter sich über das Feld zu ziehen. Es ist eines von vielen beeindruckenden Motiven, die sich in diesem Comic wieder und wieder gegenseitig überbieten. Kein Wunder, denn der Zeichner von Friede auf Erden ist Alex Ross. Bei seinen Bildern fragte ich mich schon mehrfach, ob er sie etwa in Öl malt. Geschrieben wurde der recht kurze Comic von Paul Dini, dem federführenden Autoren der bis heute brillanten Batman Animated Serie. Ein Mann, der mit Hilfe dieser Figuren sein eigenes Trauma überwunden hat.

    Die Bildgewalt dieses Comics geht mit einer knackig kurzen Handlung Hand in Hand. Verglichen mit den anderen Bänden, der letzten Wochen verblasst die Seitenzahl von Friede auf Erden ins Unsichtbare. In diesem Comic versucht Superman den Hunger in der zu bekämpfen. Dafür bewegt er den US-Kongress dazu ihm Getreideüberschüsse zu überlassen und nach eigenem Gutdünken auszuliefern. Was folgt ist Superman der Getreide erntet und von a nach b bringt. Der Zyniker in mir schreit sofort auf: "Das funktioniert so nicht!" und das tut es nicht. Paul Dini lässt Superman gegen ein Problem antreten, gegen das er trotz all seinen Kräften machtlos ist. Er zeigt uns einen Superman, dem völlig klar ist, dass sich die Probleme der Menschheit nicht lösen lassen, in dem etwas oder jemand sehr hart geschlagen wird.

    Bei all den Bildern und Supermans Güte ist das sehr harter Tobak, wenn man darüber nachdenkt. Doch Supermans Ideale stehen und er tut was er kann, denn sein Symbol ist die Hoffnung. Die Ausgabe, die mir vorliegt ist ein übergroßes Comicformat. Für solches Format hat Alex Ross die Bilder wohl damals auch gezeichnet. Weil der Comic an sich sehr kurz ist, liegt als Dreingabe bei wie Alex Ross Bilder eigentlich entstehen. Ross skizziert alle Szenen in Bleistift-Storyboards vor. Für einzelne Bilder geht er soweit, dass er Schauspieler in Kostüme steckt und sie wie im Storyboard vorgesehen posen lässt, während er sie ausleuchtet und fotografiert. Bei anderer Gelegenheit bedient er sich Actionfiguren. Die so entstehenden Einzelbilder malt er schließlich in Aquarellfarben und arbeitet die Aquarelle danach teilweise für Lichteffekte mit Airbrush nach. Den Aufwand sieht man in jedem einzelnen Motiv.

    Tatsächlich war ich ein wenig pikiert wie kurz der Comic ist. Das ist allerdings Meckern auf hohen Niveau. Superman - Friede auf Erden ist Teil einer Reihe von Dini und Ross, in der sie DCs Figuren aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Sie planten in Episoden, nicht in Geschichten von epischer Länge. Auf diese Weise ist Superman - Friede auf Erden ein Filetstück der Figur. Das weiß ich zu schätzen.
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