@Opodeldox
Ja, sie sind besser, da besteht gar keine Frage. Wir sind durch unser Grundgesetz an universelle Menschenrechte und Gerechtigkeit gebunden und setzen sie so gut wir können um, Saudi Arabien tut das nicht und verletzt beides.
Wer das infrage stellen möchte, stellt Menschenrechte infrage. Werte sind nicht gleich, das Töten von Homosexuellen ist nicht genauso gut, wie es Homosexuellen zu ermöglichen zu heiraten. Frauen die nicht vollverschleiert sind auszupeitschen, ist nicht genauso gut, wie es Frauen zu erlauben sich anzuziehen, wie sie es selbst möchten.
Das sind die Manifestationen verschiedener Werte, die unterschiedlich gut sind.
Besser für uns. Keine Frage. Darum sind es auch unsere Werte. Besser in bestimmten Aspekten, auch das geb ich gerne zu. Aber ich tu mich schwer damit, eine allgemeine und universelle Überlegenheit unserer Werte über die Werte der Saudis anzuerkennen. Das geht mir zu weit.
Kann man den Saudis eigentlich vorwerfen, dass sie Werte verletzen, die für sie bedeutungslos sind? Dass die Saudis unser Grundgesetz in Saudi-Arabien nicht befolgen? Ich sehe wenig Sinn darin. Das ist ja wie der Kalif, der uns vorwirft, nicht seiner Lesart des Korans zu folgen. Es macht einfach keinen Sinn.
Und mal ganz allgemein. Wir sind schon sehr geprägt von unseren Werten. Sind wir überhaupt in der Lage objekttiv zu urteilen, ob die Werte Anderer objektiv besser oder schlechter sind, als die Werte, die uns so geprägt haben?
Die Antwort ist ganz einfach: Werte die man nicht vertritt, haben keinen Wert. Das sehen auch die Saudis so und verbreiten ihre Werte, unteranderem auch in Deutschland und bezahlen darum den Aufbau von z. B. Moscheen. Dass es keinen Einfluss der Saudis gibt, ist nicht richtig.
Wir drücken den Saudis auch keine Werte auf, sie können selbst entscheiden, aber wenn wir mit jemanden umgehen, können wir Forderungen stellen und bestimmte Dinge nicht tuen, wenn diese nicht eingehalten werden - das gleiche können die Saudis auch gerne machen.
Wenn wir mit jemandem umgehen, dann können wir Forderungen stellen. Das ist klar. Doch dann lautet die Frage, welche Forderungen wir stellen können. Mir geht es eben darum. Denn, meiner Ansicht nach, sind unsere Forderungen maßlos und schießen über jedes Ziel hinaus, welches ein anständiger Respekt vor dem Anderen vorschreiben würde.
Die westlichen Werte haben ja derzeit die größere Macht (politisch, wirtschaftlich und auch millitärisch) hinter sich, darum verbreiten sie sich auch. Aber ist es desshalb ethisch vertretbar? Denk dir nur, was wäre, würden die Araber die größere Macht auf ihrer Seite haben. Würde der Scheich von Arabien nun mit uns umgehen und Forderungen stellen, dass wir seine Werte bei uns mehr und mehr umsetzen sollen, (beispielsweise die Rechte der Frau einschränken sollen) wäre das dann auch noch eine gerechtfertigte Forderung?
Warum betonst du übrigens, dass es nicht richtig sei, dass die Saudis keinen Einfluss hätten. Und auf was eigentlich?
Das ist keine europäische Tradition, sondern eine menschliche, das ist was Menschen tun, in Europa, Asien, Arabien - überall. Natürlich können wir das rechtfertigen, was wir nicht rechtfertigen können ist es das mit Gewalt zu tun. Einzig Gewalt dafür zu nutzen ist ein Verbrechen.
Latürnich ist dies nur menschlich und wurde überall auf dem Globus praktiziert, zu allen Zeiten. Wir Europäer hatten in den vergangenen Jahrhunderten schlicht die besseren Möglichkeiten dies besonders erfolgreich und ausgeprägt zu tun. Aber selbstverständlich ist dies immer ein Verbrechen, egal, wer es tut. Gewalt sowieso. Das sollte sich ebenfalls von selbst verstehen.
Aber nun sage mir bitte auch, wodurch du es rechtfertigst, fremde Wertmaßstäbe als den Deinen für unterlegen anzusehen. Denn du sagst ja, dass dies natürlich zu rechtfertigen sei.
Edit:
@ Raider
Warum erklärst du das Wort Menschenwürde mit den Wörtern "Mensch" und "Würde"? Das finde ich nicht sehr zielführend, denn diese Wörter waren bereits in meiner Frage, nur eben zusammengesetzt.
Und überhaubt... Du willst, dass Menschen Menschen wie Menschen behandeln? Das tun sie schon. Kommen auch gar nicht rum herum. Sie können gar nicht anders. Das schaut nur eben nicht immer so schön aus, wie sich viele "Humanisten" dies gerne vorstellen.
Ich bin jedenfalls nicht der Meinung, dass der Mensch ja eigentlich gut sei und nur ein wenig Anleitung und Aufklärung braucht. MMn ist der Mensch ebenso gut, wie er schlecht ist. Und Beides sollte als menschlich anerkannt und auch benannt werden.
Diese menschliche Behandlung erscheint mir sehr vielfältiger zu sein, als lieb nett und freundlich miteinander umzugehen. Menschen können nämlich auch grausam sein und sie sind dazu auch noch die einzigen Kreaturen auf dieser Welt, die das können. Insofern muss eine grausame Handlung zwingend menschlich sein, ebenso, wie eine edle, noble und selbstlose Tat. Ich denke, "menschlich handeln" sollte nicht automatisch mit "ethisch wertvoll handeln" gleich gesetzt werden. Das scheint mir ein unvollständiges Bild vom Menschen vorraus zu setzen. Menschlich = Gut scheint mir nur zu Verwirrung zu führen, da eben auch unschöne Taten sehr menschlich sind.
Wie die Handlung aussieht, was getan wurde, auf welche Weise und warum, das allein führt zu ethischem Wert oder Verurteilung. Das ist zumindest meine Ansicht. Unsere Errungenschaft der Menschenrechte (von denen ich meine, dass wir sie mit Menschenpflichten bezahlen müssen) geben uns, zumindest mMn, eine sichere Beurteilungsmöglichkeit an die Hand, als diese nebulöse Menschenwürde, die du mir eben mit sich selbst erklärt hast.
Aber gegen eine nüchterne Feststellung, dass in Saudi Arabien die Frauen, aus unserer westlichen Perspektive, ungerechtfertigterweise ungerecht behandelt werden, kann und will ich nichts sagen. Das ist ja auch eine schlichte Tatsache, die man einfach anerkennen muss. Alles Andere wäre Wahnsinn.
Da ich mit dem Begriff der Menschenwürde noch immer so meine Probleme habe, finden wir Beide doch sicherlich zusammen, wenn ich dir insofern zustimme, dass es tatsächlich in unser aller Verantwortung liegt, die Menschenrechte, hier bei uns gegen alle Angriffe zu schützen.
Da ist es dann auch gleich, wer diese Menschenrechte angreift, wir müssen die Attacke abwehren. Diese universellen Menschenrechte, die bei uns für alle, sogar AfDler und in noch schlimmere Irrtümer Befangene, Gültigkeit beanspruchen dürfen, sind eines unserer kostbarsten kulturellen Güter und es sollte uns und hier eine Menschenpflicht sein, diese zu verteidigen. Aber Missionieren sollten wir damit trotzdem nicht, aber davon hast du dich ja bereits distanziert und war auch eher allgemein gemeint.