Captain Karvas Rarkin
"Hui. Die ist ja auf Draht. Verwandt mit Ihnen, Yuhki?" flüsterte Karvas dem Captain des Kithoi-Bezirks zu, während beide sich wie befohlen in Bewegung besetzen.
"Nicht." erwiderte dieser nur ruhig, aber mit bestimmtem Blicke.
"Glauben Sie mir, es liegt nicht in ihrem Interesse, diese Asari wütend zu machen. Und die Lage ist auch so schon kompliziert genug...." "Sie haben leicht reden! Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie diese Hexenjagd doch erst los getreten! Und es ist auch nicht in ihrem Bezirk gerade eine riesen Ladung hochgegangen!" "Nein, Sie haben Recht. Mir hat dieser Wahnsinnige nur meine Frau und beiden Töchter entführt und mich gezwungen diese "Hexenjagd" fortzuführen!"
Die Blicke der beiden Männer trafen sich und Karvas musste schlucken.
"Tut mir Leid Yuhki....ich wusste ja nicht - " "Lassen wir das." unterbrach der Mensch ihn mit bitterer Miene.
"Tun wir, was man uns sagt und reden danach weiter." "In Ordnung."
Entschuldigend und aufmunternd klopfte der vernarbte Turianer ihm auf die Schulter.
*
Das Blatt hatte sich gewendet. Die Flowers waren entweder tot, verwundet oder ergaben sich, und die wenigen die dem fatalen Gegenangriff unverletzt entkommen waren, hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. Seine Leute hatten mit neuem Mut zurückgeschlagen, die Verstärkung hatte ihren Teil getan, ebenso wie die noch unidentifizierten Individuen, welche die Angreifer von hinten in eine Zange genommen hatten, doch den größten Teil hatte unbestritten der Asari-Spectre getan. Wie ein blauer Wirbelsturm fegte sie über den Vorplatz des Reviers.
"Trefft ihr eigentlich auch irgendwas, oder tut ihr es nur der Vollständigkeit halber, weil sie es euch befohlen hat?" kicherte Jezz hinter den beiden, während sie lässig an ihrer Zigarette zog und das Gemetzel amüsiert beobachtete.
*
Das Revier war nun vollständig gesichert. Seine Männer waren bereits dabei, die Spuren der Zerstörung nach Möglichkeit zu beseitigen und die Verletzten erstzuversorgen, während Funksprüche abgesetzt wurden. Die eigene Waffe nach wie vor im Anschlag bewegte Karvas sich in Richtung T'Saari, Yuhki und Jezz an seiner Seite. Der Asari-Spectre redete gerade offenbar mit jemandem aus der Gruppe, welche sie unterstützt hatten.
"Oh. Großartig. Genau das hat mir gerade noch gefehlt." schnaubte Yuhki. Offenbar erkannte er die blonde Frau, welche sich gerade mit T'Saari unterhielt und war darüber ganz und gar nicht erfreut. Nun waren sie nah genug dran, damit man sie bemerkte. Ein Turianer trat hinzu, welcher Yuhki ansprach
"Sag mal ist das nicht...." begann Jezz. Er war es.
"Syren Vox, Sie hier?" Karvas begrüßte den jungen Politiker mit einem kurzen Händedruck.
"Es tut mir so Leid was passiert ist. Das Green Heart....."
Nichts was er sagen würde, wäre der Situation wohl angemessen. Dieses Projekt war sein Lebenswerk gewesen. Und nun war es in Flammen aufgegangen, alles nur wegen eines Wahnsinnigen. Yuhki enthielt sich einer Begrüßung, und auch jeglich anderem Kommentars, blickte nur grimmig in die Runde, während hinter Vox noch jemand die Szenerie betrat den er nicht kannte, ein völlig in schwarz gekleideter Mensch, dessen Gesicht leicht lädiert schien.
"Beyo ist hier? Sehr gut, dann kann ich diesem Vollidioten ja endlich - "
"Himmel!" Yuhki war der erste, der es sah. Jezz hielt sich die Hand vor den Mund und musste ein Würgen unterdrücken.
"Geister..."
Hinter Vox kamen sie zum Vorschein. Eine weitere Asari, die er nicht kannte an der rechten Seite, Vox's Assistentin Sorax an der linken.....und zwischen den beiden.....
"Beyo!" Sich völlig vergessend stieß er Vox und T'Saari aus dem Weg und stürzte zu seinem Freund. Er hob den schlaffen Kopf an, fühlte den Puls. Er war kaum vorhanden, wurde immer schwächer.
"Wer hat ihm das...-ach was spielt es für eine Rolle!" schoss es ihm durch den Kopf.
"Jezz! Mach den Transporter startklar, ich will ihn in 5 Minuten in der Luft haben!" Die muskulöse Asari nickte und rannte sofort los.
"Yuhki, holen Sie mir sofort die medizinische Notration!" Diese befand sich in jedem Revier an der selben Stelle, also musste er wissen wo sie aufbewahrt wurde. Yuhki setzte sich ebenfalls sofort in Bewegung.
"Sie!" Karvas deutete auf den schwarz gekleideten Menschen. Es war ihm völlig egal wie er hieß.
"Verständigen Sie sofort die Notaufnahme des Tayseri-General!"
Einen Notruf abzusetzen würde nichts bringen, sie würden so schneller dort sein als wenn sie auf eine Ambulanz warteten. Aber das Krankenhaus musste vorher informiert werden, damit sie bei der Ankunft bereit sein würden.
"Bringt ihn zum Landeplatz!" wies er Sorax und die andere Asari an und beschrieb kurz den Weg.
"Ich....informiere seine Familie."
3 Tage später.....
Braelyn Gavros
"Er lebt." Die altmodische Tür hinter sich zuknallend stampfte die blasse Turianerin voller Wut in den Raum.
"Er ist am Leben!"
Es war schief gelaufen. Obwohl Beyo Vhan genau so gehandelt hatte wie geplant, hatte er überlebt. Er lebte, und die Öffentlichkeit wusste nun, dass er nicht hinter den Angriffen steckte.
"Sei's drum...." Es war nicht mehr wichtig. Auch wenn er noch lebte, so hatte sie ihn trotzdem vernichtet. Er war gebrochen, traumatisiert, innerlich zerbrochen. Wahrscheinlich
wünschte er sich gerade, er wäre gestorben.
Und was sie selbst anging....wäre es so oder so früher dazu gekommen, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Es ging weiter wie bisher. Nichts würde den Plan gefährden.
"Gilles!" Der angeheuerte Attentäter hatte ebenso gerade den Raum betreten, machte offenbar eine Pause von der monotonen Aufgabe, die Familie von Kaneko Yuhki zu bewachen.
"Der Großteil meiner Mittel sind verbraucht.....aber ich lege noch einmal die volle Summe ihrer jetzigen Bezahlung drauf! Suchen Sie mir Leute, der Sorte des niedrigsten Abschaums. Kerle die so alternativlos sind, dass sie für ein kleines Vermögen alles tun. Wir müssen dieses Versteck befestigen.....die Familie des Captains ist unsere einzige, verbliebene Sicherheit. Der Plan geht weiter!"
Sie wartete, bis er den Raum verlassen hatte, zog ihre Maske an und tippte auf ihrem Omni-Tool. Einige Sekunden dauerte es, dann war die Verbindung hergestellt.
>>Bürger der Citadel.<< Dröhnend tonte der Verzerrer.
>>Der Angriff auf das Green Heart war bloß eine weitere Machtdemonstration. Die Reichen und Mächtigen unter euch, all ihr Feiglinge dort oben in eurem geliebten Präsidium.....ihr gebt euch sicher immer noch der Illusion hin, ihr wäret sicher. Bald schon werdet ihr alle sehen, wie falsch ihr damit liegt.<< Sie trat näher an die Kamera heran.
>>In wenigen Stunden.....werdet ihr Zeuge werden, wie das Herz eurer geliebten Station in Flammen aufgeht! Und dann wird dieses dekadente Monument des Wohlstandes, dieses Symbol der Heuchelei....NICHTS mehr wert sein!<<
Sie schwieg für einige Momente. Dann griff sie langsam an ihre Maske, zog sie sich vom Gesicht. Und wiederholte die
Worte ihrer letzten Übertragung.
"Ihr wisst zwar nun wer ich bin. Aber nicht wo ich bin. Ihr werdet mich nicht aufhalten!"
Valeynia Vhan
"Bitte.....rede mit uns....wir sind doch hier. Wir sind beide wegen dir hier, siehst du nicht? Ich bin hier.....und dein Vater, Beyo...."
Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, während ihre andere Hand die verbleibende ihres Sohnes umschlossen hielt.
Kaum zu glauben, dass es jetzt schon 3 Tage her war. Als sie den Anruf bekommen hatte, waren beide sofort zum Tayseri-General geflogen um Blut zu spenden. Es hatte weh getan ihn so zu sehen. Bewusstlos, verkabelt, das ganze Blut, der Armstumpf.....Es war äußerst knapp gewesen. Mehrere Liter hatten beide geben müssen, da er so viel verloren hatte.
Und auch danach ging der Kampf um sein Überleben weiter, da der Schock noch zusätzlichen einen Herzstillstand ausgelöst hatte. 3 ganze Tage hatte sie schlaflos um das Überleben ihres einzigen Sohnes gebangt.
An diesem Morgen dann hatte das Krankenhaus sich endlich gemeldet und verlauten lassen, dass er wieder bei Bewusstsein war. Doch nun waren sie hier.....und dieser Anblick war beinahe noch schlimmer als der vorherige.
Beyo saß dort in seinem Bett wie im Wachkoma. Seine Augen waren leer, jeglicher Lebensfreude beraubt. Sein Körper regte sich kaum, selbst seine Atemzüge sahen so aus, als würden sie ihn bloß belasten. Und laut Aussage der Ärzte hatte er auch noch nichts zu sich genommen oder auf irgendwelche Reize reagiert.
Ihr Ehemann stand hinter ihr und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Sie waren jetzt sicherlich schon 3 Stunden hier.
"Valeynia...."
Wieder musste sie ein Schluchzen unterdrücken. Vor den Türen des Krankenhauses lauerten unentwegt die Aasgeier von der Presse. Völlig pietätslos versuchten sie bei jedem Ein- und Ausgehen einen Kommentar von ihnen zu erhaschen, fragten sogar ob man ihren Sohn bereits selbst interviewen konnten. Glücklicherweise hatte Decius sie ihr jedes Mal vom Leib halten können.
Es war wirklich erstaunlich, und eigentlich schon traurig. Soweit sie zurückdenken konnte, hatte Decius Beyo immer als Enttäuschung angesehen. Schon oft war sie in einen Gewissenskonflikt gekommen, da sie beide auf gleiche und doch auch völlig andere Weise liebte, und es sie schmerzte zu sehen, wie schlecht die beiden wichtigsten Personen in ihrem Leben sich verstanden.
Aber ausgerechnet jetzt zeigte ihr Mann das erste Mal so etwas wie Respekt für ihn. Jetzt, wo er gehört hatte, unter welchen Umständen Beyo seine Hand verloren hatte.
"Wir sollten gehen......"
"Ja....."
Sie hatte sich bereits erhoben, als plötzlich die Tür aufging......