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    Yu Jiao

    Seres?“, hakte der Optio nach, denn der Begriff kam ihm nicht bekannt vor, weswegen er sich zum Tribun umwandte, „Schon mal von Seres gehört?
    Der Tribun schien zu grübeln. „Ich glaub mein Lehrer, mögen seine Manen ihn geholt haben, hat mal was davon erzählt, wenn er mich und die anderen Jungs nicht verprügelt hat.“, erklärte er, offensichtlich versuchend sich zu erinnern, „Irgendein Land im fernen Osten, voller Zentauren, Satyren, Zyklopen und anderen Ungeheuern – das Mädchen sieht wie keines davon aus. Ich glaube sie lügt.
    Der Optio sah skeptisch aus. „Sie sieht fremdartig genug aus, dass es vielleicht wahr sein könnte.“, er schaute zu Chen rüber, „Der sieht auch so aus.“, er blickte wieder rüber zum Tribun, „Hat dein Lehrer auch etwas von Menschen von dort erzählt?
    Der Tribun versuchte sich wieder zu erinnern. „Ich glaub schon…“, gab er unsicher zu, seufzte hinterher und schlug vor, sich zu dem Soldaten hinter sich umdrehend, „Hey, wo ist eigentlich dieser Dörfler? Vielleicht könnte er hier bisschen Klarheit verschaffen…
    Sein Maultier konnte nicht mit unseren Pferden mithalten, Tribun.“, erklärte der Soldat pflichtbewusst, „Er muss irgendwo hinten liegen geblieben sein.

    Der Tribun seufzte. Dann wandte er sich wieder der Gruppe zu und bemerkte dabei ein kleines Mädchen, dass sich in der Nähe einer der beiden Frauen hielt, der Ägypterin dieses Mal. „Kinder sind schlechte Lügner.“, erklärte er, plötzlich von Zuversicht erfüllt, bevor er sich an das Mädchen wandte und dabei versuchte freundlich zu lächeln, „Hey, Kleine, sagen diese Leute die Wahrheit? Haben sie euch wirklich aus den Händen der Räuber befreit?
    Was auch immer es war – Gesicht, Stimme oder das bisherige Gespräch – Tränen erschienen plötzlich im Augenwinkel des Mädchens. „Hey, hey, nicht weinen!“, erklärte der Tribun nun langsam in Panik geratend, „Ich tue dir, ich tue dir doch nichts! Ich bin doch nur Bruder Gaius und völlig harmlos!“, es half nicht, „Ich mag doch kleine Kinder!“, das brach den Damm nun völlig. Die Ägypterin blickte ihn wütend an, bevor sie versuchte das Mädchen wieder zu beruhigen. Einige Schritte wieder zurückgehend, gab er dem Optio gegenüber zu: „Aber Kinder mochten mich noch nie. Wenn du die Geschichten hören würdest, die meine eigenen Geschwister von mir erzählt haben…“, er schüttelte den Kopf.
    Akila!“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Alle wandten sich dort hin, wo ein Mann gerade mit seinem Maultier um die Ecke kam. Sein Kopf war bandagiert. „Ist Akila da?!“, rief er nun, während er von seinem Tier sprang.

    Papa!“, rief plötzlich ein Mädchen aus der Gruppe und bannte sich einen Weg durch die anderen, selbst durch die beiden verdutzten Offiziere hindurch. Der Vater nahm seine Tochter mit Tränen in den Augen in die Arme und auch das Mädchen fing an vor Freude zu weinen. „Ich hatte sooo große Angst!“, rief es.
    Die Anspannung die bis zu diesem Zeitpunkt auf Soldaten, den Befreiten und auch den Befreiern gelegen hatte, verschwand von einem Moment auf den anderen, während sie die wiedervereinte kleine Familie beobachteten. Selbst der Tribun blickte beschämt weg. Als sich die beiden wieder bisschen beruhigt hatten, trat der Optio an den Mann heran, ihn fragend: „Gratuliere. Aber kannst du uns hier weiterhelfen?“, der Mann nickte, nachdem er seine Tochter wieder abgestellt hatte, während der Optio auf Yu Jiao und die anderen verwies, „Kennst du diese Leute?
    Die Fackel musste zwar zunächst auf sie geschienen werden, aber am Ende nickte der Mann zuversichtlich. „Ja, dass sind die Leute die den Tempelgrund verteidigt haben!“, erklärte der Mann sicher, bevor er einen Blick auf Sigurd warf, „Vor allem dieser Riese ist mit seiner Axt durch die Reihen der Räuber gemäht. Ich hab es mit meinen eigenen Augen gesehen! Sie haben viele unsere Leute auf diese Weise retten können!

    Der Optio nickte und wandte sich dann wieder an Yu Jiao. „Scheint eure Geschichte geht auf, auch wenn sie bisschen unglaublich klingt, Kleine.“, erklärte er zu, bevor er alle ansprach, „Wenn ihr diese Leute befreien konntet, dann wisst ihr doch sicher, wo die Räuber ihr Versteck haben, oder?
    Es ist in Letopolis.“, mischte sich nun Titos in das Gespräch ein und erweckte damit die Aufmerksamkeit des Soldaten, „Zumindest bisher. Wir wissen nicht ob es immer noch dort ist.
    Letopolis?“, wunderte sich nun der Tribun, sich an den Optio wendend, „Ist das nicht in der Nähe von Babylon? Wie beim Orcus kann dort ein Räuberversteck sein?
    Der Optio schwieg zunächst. „Keine Ahnung.“, gab er schlussendlich zu, „Aber das wird den Decurio sicherlich interessieren…“, er schaute nun zu seinen Männern, die bereits ihre Lanzen hängenließen, „Packt ein, Jungs und helft diesen armen Seelen. Wir bringen sie nach Sais zurück…“, und dann wandte er sich wieder den Befreiern zu, „Und dort werdet ihr dem Decurio alles im Einzelnen erzählen…

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Manen = Link
    Orcus = einer der drei Namen des römischen Hades, Gottes der Unterwelt. Gemeint ist hier seine böse, bestrafende Seite, also quasi wie der christliche Teufel.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Die ganze Truppe

    Der Verborgene schritt durch die fast leeren Straßen des Dorfes. Kaum eine Seele befand sich aktuell hier draußen, die meisten trauerten um diese Uhrzeit noch um ihre Verstorbenen. Mancherorts wurde aber auch noch immer die Rückkehr der verloren gedachten Töchter, Frauen oder Söhne gefeiert. Die Soldaten des römischen Turma wiederum befanden sich meist außerhalb der Gebäude. Manche redeten und wanderten einfach nur herum, einzeln oder in Gruppen, andere redeten und saßen einfach nur herum, einzeln oder in Gruppen. Sie waren es die aktuell Leben in das Dorf brachten – ob es ohne sie je wieder zurückkehren würde, war ungewiss.
    Titos passierte den Schmied, einer der wenigen Dörfler draußen, die ihrem Handwerk nachgingen und betrat den Tempel des Dorfes, wo auch die Heilschule ansässig war. Die Spuren der Kämpfe wenige Tage zuvor waren noch zu erkennen, auch wenn nur noch beim genaueren Hinsehen. Die Innenräume wie der ummauerte Garten waren hingegen noch immer voller Kranker und Verletzter – Titos ging in die Ecke in die sich Raneb verkrochen hatte.

    Der andere Verborgene sah besser aus, auch wenn ihm sein Fieber noch im Gesicht geschrieben war. Titos versuchte zu lächeln, als Raneb ihn erblickt und erkannt hatte. „Ich hab dem Sofós eine Taube geschickt.“, erklärte er, nachdem er sich zu ihm gesetzt hatte, „Hab versucht das Wesentliche zu erklären, auch wenn er auf einen ausführlicheren Bericht wohl erst nach unser Rückkehr wird warten müssen.
    Der andere Verborgene nickte. Seine Atmung klang immer noch nicht völlig gesund. „Wir werden so schnell wie möglich aufbrechen müssen.“, erklärte Raneb, leicht heiser, „Nicht das es sich der Decurio doch noch anders überlegt oder er neue Befehle vom Legaten bekommt. Das letzte was ich will ist mich in einem römischen Lazarett auskurieren müssen, während ich auf eine weitere Runde an Befragungen warten muss…oder auf eine Anklage wegen Selbstjustiz.
    Titos schüttelte seinen Kopf. „Ich glaube nicht, dass die Römer noch irgendetwas von uns haben werden wollen.“, erklärte er seine Meinung, „Die Sache mit Letopolis hat den Decurio ziemlich aufgescheucht und ich wette dem Legaten wird das Ganze sicherlich auch nicht gefallen. Wenn der Präfekt davon Wind kriegt, könnte es ihn seinen Job kosten – so direkt vor einem römischen Kastell ein Versteck voller Räuber. Das würde seiner Karriere sicherlich nicht gut tun.“, er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr, „Vielleicht sollten wir doch bisschen länger bleiben…zumindest solange bis du wieder halbwegs sicher im Sattel sitzen kannst.
    Raneb schüttelte auf der Stelle seinen Kopf, auch wenn es offensichtlich nicht so energisch war, wie er es sich gewünscht hätte. „Nein, Titos, wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen.“, erklärte er, „Der Sofós wollte uns bereits vor dieser ganzen Sache wieder in Alexandria haben. Wir sollten ihn nicht länger warten lassen als notwendig…“, er zögerte sichtlich, bevor er zugab, „Und ich will den Leuten hier nicht länger als nötig zu Last fallen. Sie haben genügend Bürden um die sie sich nun kümmern werden müssen…

    Titos folgte dem Blick des anderen Verborgenen. Ein Mann im mittleren Alter saß dort, sein Körper kaum zu erkennen unter all dem Verbandszeug. Daneben befand sich auch ein Junge, kaum älter als Chloe, dessen Arm dick verbunden war – er schien zu schlafen, aber es wirkte eher, als hätte er gerade Alpträume. Hier und da zuckte er und er schwitzte ganz stark. Eine der Heilerinnen kam gerade zu ihm, mit einem Eimer Wasser und Lappen, besorgt dreinschauend, bevor sie sich zu ihm setzte und irgendetwas murmelte.
    Es wäre schön gewesen, wenn wir ihnen alle Entführten zurückbringen hätten können…“, murmelte Titos leicht enttäuscht, bevor er sich Raneb wieder zuwandte, „Dieser Anführer von ihnen…er ist immer noch da draußen.
    Er wird seiner gerechten Strafe nicht entkommen.“, erwiderte der andere Verborgene entschlossen, „Er mag uns dieses Mal entkommen sein, aber beim nächsten Mal wird er unter unseren Klingen fallen.
    Vielleicht.“, entgegnete Titos und warf wieder einen kurzen Blick zu den Verletzten, „Aber wie viele werden bis dahin wegen ihm leiden müssen…?
    Darauf wusste Raneb keine Antwort.

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    Turma = Link
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
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    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
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    Titos & Raneb

    Wie du willst mit ihnen gehen?“, fragte das Mädchen, völlig fassungslos.
    Sigurd säuberte gerade seine Axt. Die beiden saßen gerade bisschen abseits des Dorfes, am See selbst gelegen, so dass sie einen Blick auf die Stadt jenseits des Wassers erhaschen konnten. „Du hast mich richtig verstanden, Kleine.“, antwortete der Jüte ohne aufzublicken, „Ich gehe mit ihnen nach Alexandria.
    Aber…aber…“, Chloe konnte kein Wort herausbringen, „Aber was ist, wenn…was ist wenn der Meister dort auf uns wartet?“, wobei die letzten Worte äußerst kleinlaut klangen.
    Sigurd hörte auf seine Waffe zu säubern. Er blickte kurz runter zu der Stelle wo das eingebrannte ‚S‘ immer noch auf seiner Brust zu finden war, auch wenn es aktuell von frischen Verband verborgen wurde. Daraufhin blickte er Chloe an. „Babylas, nicht Meister.“, korrigierte er sie, „Er besitzt dich nicht mehr – du bist frei, schon vergessen?
    Das Mädchen blickte ihn an. Sie wirkte unbehaglich. „Und was ist wenn…B..ab…ylas auf uns wartet?“, wiederholte sie ihre Frage, „Was ist wenn die Behörden uns suchen und uns wieder zu ihm bringen, hm? Was passiert dann? Er…er…“, die Kleine schien der Panik nahe, „Er wird uns schrecklich bestrafen…

    Sigurd hob seine Axt in die Höhe. „Mit Snaga in meiner Hand sollen sie es nur versuchen. Ich gehe nie wieder in die Sklaverei zurück.“, erklärte er zuversichtlich, bevor er sich wieder ihr zuwandte, „Titos und sein Freund haben mir versichert, dass sie sich darum kümmern werden. Babylas ist auch auf ihrer Liste und wenn jemand eine Chance hat ihn zu finden, dann sie.“, grimmiger fügte er hinzu, „Das ist ein Teil des Grundes warum ich mit ihnen gehen möchte.
    Chloe wusste nicht was sie sagen sollte. „Aber…“, fing sie zögerlich an, mehrmals, immer wieder stoppend, „Aber…was wirst du bis dahin machen? Wirst du nicht nur im Weg sein?
    Die Kleine blickte hinunter, auf die Füße oder den Sand. „Ich werde mich anpassen müssen.“, erklärte er schlussendlich, „Du könntest das auch. Ich wette Titos und die Anderen wären nur zu gerne bereit dich auch aufzunehmen.“, er hatte eindeutig ihre Aufmerksamkeit, „Du könntest bei ihnen in die Lehre gehen. Titos selbst arbeitet sogar als Bäcker, hat er mir mal erzählt. Sie könnten dir einiges beibringen…
    Auch Menschen umzubringen?“, hakte Chloe nach, nun wieder zum Jüten blickend.
    Dieser nickte nach einem Moment des Zögerns. „Vermutlich.“, gab er zu, „Aber vielleicht solltest du erst lernen ein Kind zu sein – Babylas hat dir das niemals gestattet, oder?“, das Mädchen zögerte, nickte aber schlussendlich, „Es kann jede Menge Spaß bedeuten ein Kind sein zu können. Du könntest Verstecken spielen, dich Raufen, Wettrennen veranstalten, im Schnee spielen…oder im Sand.“, er kicherte kurz, „Wenn die Verborgenen dich bei sich aufnehmen, könnten sie dir all das geben, wenn du nur willst.
    Aber mir auch beibringen Menschen zu töten…?“, wiederholte Chloe sich, „Böse Leute die es verdienen. Leute wie Mei-….Bab..ylas…Babylas…Babylas.“, nun wirkte sie grimmig, „Leute die aus Spaß Anderen Schmerzen bereiten…
    Sigurd blickte sie mit ernstem Blick an. „Du bist noch jung, Kleine, ich hoffe du wirst so schnell nicht dazu gezwungen sein.“, gab er zu, „Lerne erst zu leben, dann denke übers Töten nach.“, aber sie schien ihn nicht mehr zuzuhören und verließ ihn ohne ein weiteres Wort.
    Der Jüte konnte ihr nur besorgt nachblicken.

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Snaga = altnordisch für „Streitaxt“; hier von Sigurd als Name für seine Axt verwendet
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    Legionäre Ex-Sklaven Verborgene

    Als Chen Yu Jiao suchte, saß diese auf einer kleinen Mauer, die Beine nach links abgewinkelt. In ihren Händen hielt sie ihre bangdi Flöte auf denen sie eine fröhliche Meldodie spielte. Für eine kurze Weile, dann setzte sie ihre Flöte ab und schaute scheinbar ins Leere. Und lächelte fröhlich. Als Chen sich näherte, winkte sie ihn zu sich heran.
    "Bruder, Bruder. Hör mal."
    , sprudelte es enthusiastisch aus ihr hervor bevor sie erneut die Flöte an ihre Lippen setzte. Eine fröhliche Melodie verließ die Flöte, dann stoppte sie wieder das Flötenspiel. Eine kurze Stille kehrte ein, doch Yu Jiao gab ihm mit einer Geste zu verstehen hinzuhören. Chen schaute verständnislos, lauschte aber in die Stille. Plötzlich hört er es, eine kleine Melodie, gleich einem Zwitschern. "Wo kommt das her?", fragte er aber Yu Jiao schüttelte den Kopf und blies wieder die Flöte. Als sie erneut endete, zeigte sie auf den nahen Baum. Chen schaute hinauf, dann entdeckte er was sie meinte.
    "Eine Nachtigall.", deklarierte Yu freudig erregt den Singvogel. Dieser zeigte nach dem Flötenspiel der Chinesin nun erneut wieder seine berühmte Singstimme. Die Chinesin lächelte entzückt, setzte aber vorerst nicht die Flöte an. Stattdessen schaute sie ihren Bruder erwartungsvoll an.
    "Wie geht es weiter? Gehen wir nach Alexandria?", erkundigte sie sich neugierig. Chen nickte. "Ja, ich habe es mit Titos und Raneb besprochen. Dort werden wir mehr über diesen ordo erfahren. Ganz wie versprochen." "Sie scheinen gute Menschen zu sein." "So scheint es bisher. Doch Alexandria wird nicht voll mit guten Menschen sein.", warnte Chen seine Schwester. Yu Jiao senkte leicht den Kopf und senkte. "Ja ich weiß. Ich bin mir nicht sicher was gefährlicher ist. Die Wüste, oder eine Stadt voller Fremden. In der Wüste sieht man die Gefahren eher kommen, denn sie verbergen sich nicht hinter freundlichen Masken."
    "Wir werden aufeinander aufpassen. So wie immer. Unsere Pferde sind schon bereit und offensichtlich unversehrt." Yu Jiao lächelte zufrieden.
    "Das ist schön. Kommen die Anderen auch mit in die Stadt. Amany, Sigurd, Chloe?", erkundigte sie sich neugierig.
    "So scheint es.", bestätigte es Chen. Yu nickte gutmütig. "Das ist gut. Ein paar freundliche Gesichter von denen man weiß das sie freundlich sind.", erklärte sie zuversichtlich und schaute dann in den Horizont. Dort wo sich Alexandria befand.
    "Dann also Alexandria. Ein Reisender meinte das dort alle Sehnsüchte und Wünsche erfüllt werden.", merkte sie nachdenklich an. Chen lächelte leicht.
    "Was sind denn deine Sehnsüchte und Wünsche Schwester?", fragte er neugierig. Die Chinesin drehte sich mit leicht verklärten Blick wieder zu ihm.
    "Hm? Ach, momentan wünsche ich mir ein Bad um den Sand abzuwaschen. Und ein bequemes Bett um eine Nacht angenehm durchzuschlafen.", verkündete sie bescheiden und lächelte. Angesichts dieser unschuldigen Aussage musste Chen laut lachen, etwas was er schon seit Tagen nicht mehr getan hatte.
    "Was ist?", fragte Yu Jiao perplex. "Nicht Schwester. Überhaupt nichts.", antwortete Chen und wischte sich eine kleine Freudenträne aus dem Augenwinkel.
    "Möge dein Wesen all die Strapazen überdauern.", sprach er stolz mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und wischte der Chinesin leicht über die Wange. Dann musste er wieder lachen und ging langsam von Yu Jiao. Diese schaute immer noch verwirrt drein und rief ihm hinterher:
    "Was soll das denn heißen? Chen? CHEN?" Doch der Chinese antwortete nicht. Die Schwarzhaarige schaute kurz piktiert, dann zuckte sie mit den Schultern. Und setzte ihr Duett mit der Nachtigall gutgelaunt fort.
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    Titos & Raneb , Sigurd & Chloe & Yu Jiao & Chen

    Warum muss ich nochmal hier sitzen?“, fragte der Jüte, offenkundig unzufrieden mit der Sitzauswahl.
    Weil du nicht reiten kannst.“, erklärte Titos ihm, während er selbst auf sein Pferd stieg. Raneb saß bereits ebenfalls drauf und sie würden gemeinsam dieses Pferd reiten.
    Ich weiß, ich weiß…aber konnte ich nicht mit jemanden anderen reiten…egal wem?“, hakte Sigurd nach. Er saß mit Chen auf einem Pferd, während Yu Jiao Chloe und Amany Nila bei sich dabei hatte.
    Nein.“, antwortete Titos schlicht, bevor er sich an alle wandte, „Wir werden die Tiere nicht zu sehr in Anspruch nehmen können, wenn wir zu zweit jeweils auf einem Tier reiten, mitsamt dem Proviant und unsere Ausrüstung. Glücklicherweise kenne ich ein paar gute Orte für eine Rast auf dem Weg nach Alexandria.“, und dann wandte er sich nordwärts, „Folgt mir.
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    Abreise aus Sais

    Die Gruppe passierte eine Furt, die mitten durch den Alexandrinischen Kanal führte, der die Stadt direkt mit dem Süßwasser des Nils verband. Sie mussten dabei auf Boote aufpassen, die beladen oder leer diese Stelle ebenfalls überquerten, mal Richtung Westen, mal Richtung Osten, wobei die erstere Gruppe überwog. Die Gruppe war vor einer Stunde aufgebrochen – zu siebt auf vier Pferden und der immer noch kranke Raneb hatten sie dazu gezwungen häufiger Rast zu machen als gewollt. So hatten sie die eigentlich kurze Strecke nicht so schnell überwinden können und waren sogar gezwungen gewesen in den Sümpfen südlich des Kanals zu übernachten – aber Krokodile besuchten sie dieses Mal keine. Die Sonne war bereits aufgegangen, hatte aber noch nicht ihren Zenit erreicht.
    Sie folgten der Hauptstraße, die eine leichte nordwestliche Biegung hatte. Die Zahl der Mitreisenden nahm nun zu, ob nun zu Fuß oder zu Pferd oder am häufigsten zu Karren, meist gefüllt. Die meisten Karren transportierten Amphoren, häufig Wein, andere auch Getreidesäcke, wiederum andere Papyruspflanzen oder Pflanzen, die für die Leinenherstellung notwendig waren. Neben der Hauptstraße fand man auch immer häufiger neben Bäumen, Gebüschen und anderer Vegetation die Zivilisation wieder: Villen oder Bauernhäuser oder kleine Zäune, aus Holz oder Stein, bearbeitet oder nicht, die anscheinend Grundstücke abgrenzten. Die natürliche Vegetation machte dabei auch immer mehr Platz für Weinstöcke oder Getreidefelder, die bereits um diese Uhrzeit ihre Besitzer aus den Betten gerissen hatten.

    Sie erreichten eine Kreuzung und nahmen den Weg westwärts. An der Kreuzung konnte man eine Herberge finden, genauso aber auch Ställe mit vielen besetzten Plätzen. Der Weg nordwärts hätte sie nach Nikopolis geführt, dem Standort der römischen Legion, und der Weg ostwärts nach Kanopos und direkt zum Nildelta. Je weiter westwärts sie ritten, desto mehr Leute fanden sie, nun auch Reiter der römischen Armee – Kuriere oder Patrouillen. Die ersten Palmen und Bäume, die gen Himmel ragten, tauchten nun vermehrt am Straßenrand auf, gepflanzt nicht natürlich gewachsen.
    Titos blieb bei einer weiteren Kreuzung stehen; beide Wege führten westwärts, aber einer über eine nördliche, der andere Weg über eine südliche Route. Das war aber nicht der Grund für seinen Stop: am westlichen Horizont konnte man bereits die Spitze des Leuchtturms sehen. „Pharos…“, murmelte der Verborgene, nahm einen Atemzug, und fügte hinzu, „Bald sind wir heim.
    Er nahm die südliche Route und so konnte die Gruppe bald eine größere Konstruktion zu ihrer Linken auftauchen sehen: das Hippodrom. Es war ein riesiges Gebäude, das sich von Ost nach West erstreckte, überall Türen, Balkone und Tücher hatte, genauso wie bemalte oder weiße Säulen, die die drei Stockwerke stützten. Umrahmt wurde das Gebäude von einer Mauer, auf halber Höhe eines Menschen, ausgestattet mit erhöhten Plattformen in regelmäßigen Abständen, wo entweder Pferdestatuen oder Pflanzentöpfe hingestellt worden waren. Die Steinpferde standen dabei nur auf zwei Hufen, während die anderen Beine herausfordernd in Richtung der passierenden Leute erhoben waren.
    Ziemlich viele Leute…“, murmelte Titos, während sie an angrenzenden Gebäuden vorbeiritten, die ummauert waren, wie auch einen öffentlichen Garten mit einer großen Pferdestatue, „Ob es bald wieder Rennen geben wird?
    Die Anderen antworteten nicht, war es doch auch keine Frage auf die eine Antwort erwartet wurde. Sie ritten weiter, flankiert von einer Reihe von Pferdestatuen, während der Weg langsam aber stetig bergauf führte. Die Zahl der Mitreisenden war inzwischen zu einem stetigen Fluss geworden und die meisten Leute zog es in die Stadt. Vor ihnen tauchte nun ein Triumphbogen auf, aus weißem Marmor, dessen Hinweg von steinernen, liegenden Löwen flankiert wurde. Als sie den Bogen passiert hatten, ritten sie nicht mehr auf einer Sandstraße weiter, sondern auf einer gepflasterten. Auch diese war den ganzen Weg von Löwen flankiert, während in ihrer Mitte – es gab zwei Fahrtstreifen – längliche Boxen mit Bäumen und Büschen aufgestellt worden waren, dessen steinerne Hüllen schöne, eingemeißelte Fresken zierten.

    Das Tor in die Stadt war bereits zu sehen. Es waren zwei Tore, eins für jeden Fahrstreifen. Zwischen den Toren war eine riesige, sitzende Statue zu sehen, die einen Pharao darstellte. Das linke Tor war größtenteils menschenleer, aber am rechten hatte sich eine lange Schlange von Karren gebildet, während am Tor selbst eine Gruppe von Soldaten diese inspizierten. Um diese Uhrzeit sahen die Soldaten auch noch sehr eifrig aus. Die Soldaten ließen aber alle anderen Reisenden einfach passieren, so auch diese kleine Gruppe – diese hatte wohlweislich zuvor ihre Waffen versteckt und versuchte harmlos zu wirken. Die Soldaten würdigten sie keines Blickes, auch weil einer der Karrenfahrer gerade mit einem der Soldaten einen Streit angefangen hatte.
    Vor ihnen erstreckte sich die Hauptstraße der Stadt Alexandria. Zweispurig, mit ähnlichen verzierten Konstruktionen in der Mitte wie zuvor, wobei dieses Mal auch Säulen hinzukamen, an dessen Spitze Statuen von irgendwelchen Männern zu sehen waren – vermutlich Kaiser oder Götter in unterschiedlichsten Posen. Diese Säulen überragten auch die meisten Gebäude zu beiden Seiten, die mindestens dreistöckig waren und hier recht prächtig verziert und konstruiert zu sein schienen. Die meisten der Gebäude wirkten neuerer Natur, aber auch Alte konnte man hier und da an dem verblasenden Glanz erkennen, wobei die alte Pracht noch erkennbar war.
    Der Weg führte weiter bergauf. In der Mitte der Straße, vor allem an Wegübergängen, tauchten nun auch hier und da kleine Sphinxe auf, die sich gegenseitig in die Augen starrten. Sie passierten einen großen Tempel zu ihrer linken, dessen Frontsäulen aus angemalten Frauenstatuen bestanden. Der Tempeleingang wurde dabei von zwei schwarzen Obelisken flankiert, auf dem goldene Hieroglyphen zu erkennen waren. Solche Obelisken tauchten nun auch häufiger in der Mitte der Straße auf, genauso wie kleinere Verkaufsstände, die Amphoren mit unterschiedlichen Gütern lagerten.

    Hier links.“, erklärte Titos und führte sie auf eine Nebenstraße, die südwärts führte. Sie war nicht so breit wie die bisherige, aber immer noch zweispurig, auch wenn nicht mehr mit so einem beeindruckenden Mittelteil. Diese Straße und ihre dünneren Seitenstraßen – manche sahen wie Gassen aus – war inzwischen eben geworden, auch wenn es weiter südwestlich noch höher zu gehen schien. Wenn die ganzen Gebäude nicht wären, hätte man das Serapeum auf der Spitze des dortigen Hügels erkennen können.
    Der Weg den Titos nahm, führte sie nach einer Weile wieder runter, aber mit ebenen Stellen dazwischen, während zu ihrer linken die Gebäude verschwanden um dem Hafen des südlichen Sees Platz zu machen. Wenn man an den linken Rand der Straße heranritt, konnte man nach unten in das Hafenbecken schauen, wodurch man auch die dortigen Ufer sehen konnte, die sich fast auf derselben Höhe befanden wie das Wasser. Die Bauten an beiden Seiten des Ufers sahen neuerer Natur aus, waren aber zumeist ein- oder zweistöckig. Es waren keine Gebäude zum Prahlen, wie an der Hauptstraße, sondern eher Bauten, die eine Funktion erfüllten.
    Hier rechts.“, erklärte Titos und führte sie nun in eine einspurige Seitenstraße. Die Gebäude zu beiden Seiten waren vor allem zweistöckig, wobei sich hier und da auch ein- bzw. dreistöckige wiederfanden. Sie wirkten weder verfallen noch wirklich prächtig und dienten zumeist dem Wohnen, wobei einige auch Geschäfte beherbergten; alternativ fand man auch Stände direkt vor ihnen, wo zu dieser Zeit Dinge verkauft wurden.
    Hier ist es.“, verkündete der Verborgene und brachte sein Pferd zum Stehen. Zu ihrer linken führte wieder eine schmale Straße südwärts, nur um direkt an der südlichen Mauer zu enden. Zu beiden Seiten waren Gebäude zu finden. Das an der linken Straßenseite war eindeutig ein kleiner Stall, wobei es im hinteren Teil einen Anbau gab. Das zur rechten bestand aus zwei Teilen: einem Turm, vierstöckig, dessen Spitze aus einem überdachten Balkon bestand; und einem einstöckigen Bau, der aussah wie eine bedachte Mauer und zur eigentlichen Stadtmauer führte.

    Titos führte sein Pferd zum Stall, wo eine Gestalt davorstand und zu fegen schien. Es war eine zierliche Gestalt, die einen gelben Chiton trug. „Das kann nicht sein…“, murmelte Titos, als er anfing die Gestalt näher unter die Lupe zu nehmen – es war eine junge Frau mit einem dunklen Zopf. Eindeutig eine Ägypterin. „Ist sie das?“, murmelte Titos und konnte seine Augen nicht trauen.
    Guten Morgen, Sari.“, erklärte Raneb einfach frei heraus, immer noch auf dem Pferd sitzend.
    Das Mädchen beendete das Fegen und blickte auf. „Titos!“, rief sie und schien sich offenkundig zu freuen, „Raneb! Lang‘ nicht geseh’n!“, und ging zu den beiden Verborgenen, den Besen hinter sich herschleifend.
    Sari…“, Titos wirkte unglücklich, „Was machst du denn hier?“, er zeigte zum Stall, „Seit wann arbeitest du beim Stall?
    Das Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau erstarb und sie blieb stehen. Rot werdend presste sie ihre Lippen zusammen und versuchte nicht in die Augen des Anderen zu gucken. „Will ich nicht sag’n.“, kam blitzschnell heraus, bevor sie verstummte.
    Du hast keinen neuen Arbeitsplatz gefunden, stimmt es?“, fragte Raneb seufzend.
    Titos schlug sich die Hand vors Gesicht. „Hat dich nicht jeder davor gewarnt?“, fragte er kopfschüttelnd.
    Ja, ja…“, Sari winkte ab und beschien sich die anderen, die auch inzwischen von ihren Pferden gestiegen waren, „Wer sind denn die?“, und zeigte direkt mit dem Finger auf diese.
    Titos warf einen kurzen Blick zu ihnen. „Freunde.“, erklärte er, bevor er hinzufügte, „Du wirst sie noch früh genug kennenlernen. Ist Hiero auch da? Wir bräuchten hier draußen bisschen Hilfe.
    Ach Hiero…er…“, fing die Ägypterin zögerlich an, als sie bereits unterbrochen wurde, weil jemand von weiter hinten angefangen hatte zu schreien: „Sari, ich hör dich nicht fegen!

    Ein Mann kam aus dem Stall. Er war kaum größer als Titos oder Raneb, trug einen blauen Chiton, hatte lange, lockige, schwarze Haare und einen Bart, der sein ganzes Gesicht abdeckte. Seine Augen wiederum stachen hervor, ein helles Blau, und unter der Kleidung konnte man seinen muskulösen, behaarten Oberkörper sehen. Beim genaueren Hinsehen konnte man auch erkennen, dass die Armschiene an seiner rechten Hand eine versteckte Klinge sein musste und dass ihm dort ein Finger fehlte.
    Er sah wütend aus, als er hervorgetreten war, aber die Miene wurde durch eine staunende ersetzt. „Hey, Titos!“, rief er und fügte nach einem kurzem Umschauen hinzu, „…und Raneb…freu‘ mich auch.
    Ich freue mich auch dich zu sehen, alte Vogelscheuche.“, erklärte Raneb, bevor Titos ihm dabei half vom Pferd zu steigen, „Können wir die Wiedersehensfreude auf einen späteren Tag verschieben?“, er musste von seinem Bruder gestützt werden.
    Raneb, was ist’n mit dir passiert?“, fragte Sari, nun besorgt.
    Der Sofós hat‘s erwähnt.“, erklärte Hiero und wirkte nun ebenso besorgt, aber auch kompetent, während er zu den beiden trat, „Hast wohl nicht aufgepasst, was? Sari, mach‘ mal das Krankenzimmer bereit. Er wird Ruhe brauchen.
    Sofort.“, sagte die Verborgene und rannte wieder rein in den Stall, während Hiero ihn hineinführte.
    Nach einer Weile kehrte er zurück. „Geht nur hinein.“, erklärte er und nahm die Zügel von Titos‘ Pferd, „Erginus weiß auch Bescheid. Der Sofós wartet auf euch bereits, ungeduldig, wenn ich hinzufügen darf.

    Der Verborgene nickte und ging nun zum Turm, der als einziger eine Tür hatte. Auf deren anderen Seite wartete ein kleiner Empfangsraum, der das ganze Erdgeschoss ausfüllte. Oder zumindest fast das ganze Erdgeschoss: gegenüber der Tür, auf der anderen Seite des Raumes, führte eine Treppe hoch, während eine Tür in einen Raum darunter führte; zur linken führte ebenfalls eine Tür hinaus, vermutlich in das einstöckige Gebäude. Im Raum selbst stand ein Tisch, mitsamt Stuhl, auf dem Papyrusrollen gestapelt waren – allesamt unbeschriftet. Auch eine Feder mit verschlossener Tinte war dort zu finden, während an der Wand daneben ein Schrank mit beschrifteten Papyrusrollen zu finden war.
    Auf dem Stuhl saß niemand.
    Wo ist er denn schon wieder?“, grummelte Titos unzufrieden und blickte bereits zur Tür zu seiner Linken. Er wollte sie gerade öffnen, als sie sich bereits selbst öffnete – mehrere Stimmen waren dort zu hören, genauso wie Stöhngeräusche. „Mit dir gehe ich ganz sicher nicht in ein gemeinsames Bad!“, verkündete der Mann, der die Tür gerade geöffnet hatte, immer noch in den Raum schauend, „Ich bevorzuge den starken Typ!“, und er lachte. Man konnte wütende, männliche Ausrufe hören, während der Mann die Tür schloss – und die Gruppe vor sich erkannte.
    Huh.“, entwich es ihm. Der Mann war jünger als Hiero, mit kurzen lockigen Haaren, frisch rasiert und eindeutig knabenhaft. Er trug einen roten Chiton, wobei seiner mehr von seinen muskulösen Beinen preisgab. Ebenso konnte man dieselbe Armschiene erkennen, die wohl jeder Verborgene trug. „Titos…“, er schaute sich die Gruppe an, „…und Freunde…“, sein Blick blieb länger auf dem Jüten, bevor er sich wieder seinem Mitverborgenen zuwandte, „Der Sofós erwartet dich. Er ist in seinem Raum.
    Was passiert mit ihnen?“, fragte Titos und zeigte auf die anderen.
    Nun das muss der Sofós entscheiden.“, erklärte Erginus, wieder einen Blick zu Sigurd werfend, „Aber solange du oben bist, kann ich mich um sie kümmern.“, er stellte sich vor sie, „Seid gegrüßt, ich bin Erginus, Hauptverwalter dieses schönen Plätzchens hier. Und ein Bruder von Titos, auch wenn nicht durch Blutsbande.“, Titos war inzwischen zur Treppe gegangen und ging diese hoch, „Also was sollen wir machen, während wir hier warten, hm? Ich habe eine Idee: gehen wir wieder zu den Burschen da rein. Da gibt es immer was zu sehen, vor allem für die Ladies. Sie schämen sich auch nicht, da…“, und mehr bekam der Verborgene nicht mit.

    Er passierte das zweite und dritte Stockwerk zügig und ging weiter zum vierten. Mehrere Räume waren hier zu finden, ebenso eine Leiter die hoch führte. Er betrat den Raum, auf dem ein beschriftetes Schild aufgehängt war: Besitzer. Darunter, wusste er, war ein anderes Zeichen eingeritzt, aber er betrachtete es nicht, sondern trat einfach ein.
    Der Sofós saß nicht an seinem Tisch, der voller Dokumente war, sondern stand am Fenster, wo er die kleine Seitenstraße sehen konnte, die sie gerade herübergekommen waren. Er trug einen weißen, alten Chiton, während sein blauer Umhang auf der Stuhllehne war. Seine grauen Augen trafen die von Titos und er fing milde an zu lächeln. „Du hast mich warten lassen.“, erklärte er und ging rüber zu seinem Stuhl, bevor sich auf diesen setzte, „War es das wert?
    Wir haben Leben retten können.“, erklärte Titos zuversichtlich, „Es war es wert.
    Der Sofós nickte. „Gut, gut…“, erklärte er und verwies mit einer Hand auf einen freien Stuhl, der an der Wand neben der Tür stand, „Setz dich zu mir.
    Titos trug den Stuhl zum Tisch und setzte sich. „Also…“, fing der Alte an, sich zurücklehnend und sich über seinen grauen Bart streichend, „Erzähl mir alles was passiert ist. Vor allem deine Freunde interessieren mich sehr…

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    Chiton = Wiki
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Selene/22.04.2019

    Ihr war immer noch kalt. Aber es war nicht mehr dunkel. Eher das Gegenteil. Es war hell, heller als sonst.
    Schmerz durchzog ihren Körper. Ihre linke Hand brannte. Ihre Hüfte schien sich verdreht zu haben. Ihre rechte Wange fühlte sich leblos an.
    Etwas erschien vor ihr: ein Brett. Sie brauchte eine Weile um zu erkennen was für eins: das Yiqi-Brett mit den schwarzen und weißen Steinen. Ein Muster war darauf zu sehen, ein Schlachtfeld aus Schwarz und Weiß. „Ich bin dran…“, hörte sie eine vertraute Stimme und hob ihren Kopf. Lin Jia saß ihr gegenüber, lichtern, fast schon nicht zu sehen.
    Die junge Frau aus dem Osten lächelte. Dieses Lächeln fühlte sich warm an und Selene lechzte danach. Lin Jia hob einen weißen Stein aus dem Korb und er leuchte greller als sogar sie selbst. „Und jetzt bist du dran…lass mich nicht warten…“, erklärte sie, wobei ihre Stimme fast schon wie ein Echo klang.
    Sie legte den Stein und das Licht davon breitete sich aus. Erst verschlang es die Steine drumherum. Dann folgte das Brett. Dann der Bereich vor dem Brett. Das Licht strahlte Wärme aus und als es Selene umschloss, empfing sie es. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Yiqi = antiker Name für Gō
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Aulus Baebius und Ippokrates / Alexandria / Anfang April 167 n.Chr./Vormittags

    Aulus stand am Fenster seines Hauses und blickte auf die Hauptstraße hinab, wo die Leute geschäftig ihren Tätigkeiten nach gingen. Es war ein ziemliches gewusel von Leuten, die zu Fuß die Straßen überquerten und Reitern fast überritten oder von Ochsenkarren fast überfahren wurden. Lautes Fuchen und Streitereien waren zu hören, die doch meist recht friedlich aus gingen.
    "Herr, da ist jemand hier, der mit euch sprechen möchte." meldete plötzlich einer der Bediensteten, und Aulus blickte fragend über die Schultern. "Er wollte mir seinen Namen nicht verraten, aber er sagt, dass es dringend sei." sprach der Bedienstete weiter und ging einige Schritte zur Seite, als der angekündigte Fremde den Raum betrat. Aulus wandte sich dem Fremden zu und als er diesen als Mitglied des Ordo indentifizierte, nickte er dem Bediensteten nur wortlos zu, der sich respektvoll verbeugte und sich aus dem Raum entfernte.
    Aulus verneigte sich und küsste respektvoll den Ring, den ihm der Templer hin hielt. Namen waren irrelevant und er wollte auch nicht erkannt werden, weshalb dieser Fremde, der eigentlich kein Fremder war, nur als Templer angesprochen werden.

    "Du weißt, weshalb du hier bist?" wollte der Templer wissen und ging zum Fenster. "Ich nehme mal an, ich wurde in der Heimat zu unbequem, wegen dem Tod meiner Eltern." antwortete der Tribun ruhig und betrachtete den Templer von der Seite.
    "Auch. Aber der Hauptgrund ist der, dass der Ordo was großes mit Ägypten vor hat. Die EInzelheiten sind für dich noch unwichtig. Du musst nur wissen, dass wir etwas vor haben und dafür aber fähige Leute brauchen." erklärte der Templer. "Ich soll also Leute für euch rekrutieren?" hakte der Tribun nach.
    "Nicht irgendwelche, die besten." antwortete der Templer und sah den jungen dunkelhaarigen von der Seite an, ehe er weitersprach. "Wie der Ordo erfahren hat, triffst du nachher einen alten Veteranen, der schon viele Schlachten bestritten hat, den Kriegshelden Ippokrates." "Ja." antwortete Aulus ein wenig irritiert.
    "Mach ihn zu einem der unseren. Er ist ein Kriegsheld, ihm werden die Bewohner und Soldaten folgen." sagte der Templer. "Und wenn er das nicht möchte?" fragte Aulus nach. "Er wird wollen. Er ist quasi schon fast ein ausrangierter Soldat, der bei der Legion nur noch als Ausbilder taugt. Doch er will kämpfen und eines Tages einen Heldentod auf dem Schlachtfeld sterben. Biete ihm dies und er wird dir7 uns folgen. Außerdem...," Der Templer griff nach einem Papyrus am Gürtel, öffnete dieses und reichte es Aulus. "... hat er noch zwei Kinder. Einen Sohn, namens Kimon, der ebenfalls bei der Legion ist und eine junge Tochter, namens Medea, halb Ägypterin. Drei Fliegen mit einer Klappe." erklärte der Templer. Aulus grinste.
    "Ich werde tun, was ihr von mir verlangt." antwortete der Tribun.
    "Gut. Ich werde es den anderen mitteilen. Du hörst wieder von uns. sagte der Templer abschließend und hielt ihm wieder seinen Siegelring hin, der ihn als hohes Ordo Mitglied auszeichnete. Aulus neigte seinen Kopf und küsste den Ring erneut. Dann verließ der Templer die Räumlichkeiten.
    Aulus studierte noch das Papyrus, als ein Reiter heran galoppiert kam und vor seinem Haus stoppte.

    Die Legion hatte den alten Veteran nach Alexandria ersetzt, wo er junge Soldaten für den Kampf ausbilden sollte. Nicht gerade die ruhmreichste Aufgabe, wie er fand, aber immer hin besser, als die ganze Zeit rum zu sitzen und garnichts zu machen. Ippokrates hoofte nur, dass die Legion seinem Sohn bescheid sagten, wo er war. Er stieg von seinem Pferd und schaute sich um. Ist dies auch das richtige Haus? fragte er sich in Gedanken. Er sollte sich hier mit Tribunus laticlavius Aulus Baebius treffen, als kurz darauf ein junger, dunkelhaariger Mann mit heller Tunika mit einem purpur Streifen in der Tür erschien.
    "Tribun Aulus Baebius?" vergewisserte sich der Veteran, auch wenn der Titel anhand des purpur Streifens mehr als offensichtlich war. "Ippokrates nehme ich an. Sehr erfreut. Folge mir bitte." sagte der Tribun. Ippokrates neigte leicht sein Haupt und folgte seinem Vorgesetzten schließlich.

    ~~~


    Medea und Kimon / Umland von Alexandria / Anfang April 167 n.Chr./Vormittags

    Medea; Kimon und Ippokrates

    Nachdem Kimon und Medea die Pyramiden besichtigt hatten und in einen weiteren Hinterhalt geraten waren, dem sie nur knapp mit dem Tod entkommen waren, schaffte es der Legionär tatsächlich seine kleine Schwester davon zu überzeugen, zu ihrem Vater zurück zu kehren.
    Doch so ganz klein bei geben wollte die junge Halbägypterin dann doch nicht. Sie überredete ihren Bruder noch in Siwa vorbei zu reiten und von dort aus Richtung Alexandria, sie wollte unbedingt diese Stadt noch sehen, bevor es zu ihrem Vater zurück ging.
    Kimon war einverstanden und nach Siwa reiteten sie Richtung Alexandria....
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    Titos & andere

    Amany trottete den anderen nachdenklich hinterher, wobei sie einige Räume durchquerten, die sie besser mal genauer betrachtet hätte. Doch irgendwie schien ihr gerade alles egal. Erinnerungen kamen wieder hoch, die sie für kurze Zeit verdrängen konnte. Sie war wieder hier, hier in Alexandria, wo sie vor nicht all zu langer Zeit geflohen war und diese Tatsache ihr sichtlich Kopfschmerzen bereitete. Sie wollte nicht hier her zurück, doch wieder alleine sein wollte sie genauso wenig. Die junge Ägypterin ließ den Blick durch die Gruppe schweifen, zu Yu Jiao und Chen, Sigurd, Chloe und Titos, der die Gruppe anführte. Raneb hatten sie Hiero und Sari gelassen, die sich um seine Verletzung kümmerten und ihm Ruhe verordneten.

    Ein weiterer Mann trat plötzlich vor sie, jünger als Hiero, mit kurzen lockigen Haaren, frisch rasiert und irgendwie Knabenhaft. Dieser unterhielt sich kurz mit Titos, ehe er sich an die Gruppe wandte.
    Seid gegrüßt, ich bin Erginus, Hauptverwalter dieses schönen Plätzchens hier. Und ein Bruder von Titos, auch wenn nicht durch Blutsbande.“. Titos lief zu einer Treppe und ging schließlich hoch.
    Also was sollen wir machen, während wir hier warten, hm? Ich habe eine Idee: gehen wir wieder zu den Burschen da rein. Da gibt es immer was zu sehen, vor allem für die Ladies. Sie schämen sich auch nicht, da…“, mit einem verschmitzten Grinsen brach er ab.
    "Da... was?" hakte die junge Ägypterin keck nach, wofür sie gleich einen leichten Schlag in die Rippe einkassierte, auch wenn sie nicht gesehen hatte von wem.
    "Uhh." stöhnte Amany kurz schmerzhaft auf und schwieg aber dann. Sie überlegte, wie sie dem Sofós gegenübertreten und ihm die ganze Sache mit Ambrosius erklären sollte. Oder wie sie ihm das mit ihrem bisherigen Leben beichten sollte? Vielleicht wusste er auch schon bescheid und er würde sie nun zur Rechenschaft ziehen. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf und sie malte sich schon die schlimmsten Szenarien aus, was der Sofós ihr antun könnte zur Strafe, als plötzlich Titos vor ihr stand und sie aufforderte nach oben zu gehen. Amany schluckte und bewegte sich Richtung Treppe.
    Nila folgte ihr und als Amany ihr befahl hier zu bleiben, schüttelte das Mädchen vehement mit dem Kopf.
    Gemeinsam gingen sie dann die Treppe hinauf und betraten einen Raum, wo ein älterer Mann auf sie wartete. Er war ein ganzes Stück größer, als Amany, aber deutlich kleiner als Sigurd, Sonnen gebräunte schrumpelige Haut. Hinter seinem üppigen weißen Bart, versteckte sich ein faltiges Gesicht, während sich auf dem Kopf die Haare bereits lichteten und graue Augen, die sie wachsam anstarrten. Amany hielt seinem Blick stand, sagte jedoch nichts. Der Sofós wandte sich erst dem Mädchen zu, die sich fest an Amanys Arm fest gekrallt hatte und sich dahinter versteckte. Er beugte sich leicht nach vorne.
    "Wie heißt du denn, meine Kleine?" fragte der Sofós freundlich und lächelte. "Nila." antwortete das Mädchen eingeschüchtert und versuchte sich hinter Amany zu verstecken. Der Sofós ging vor Nila auf die Knie. "Du brauchst keine Angst haben, Nila, hier geschieht dir nichts. Du darfst gerne bei uns bleiben. Möchtest du das? Ein neues Zuhause?" fragte der Sofós mit warmherziger Stimme. Schüchtern nickte das Mädchen und kam langsam hinter Amany hervor.
    "Das ist doch schon viel besser." Der Mann lächelte und hielt sanft Nila Hände fest. "Könntest du Amany und mich kurz alleine lassen? Ganz kurz, versprochen. Du darfst dich auf die Treppe setzen und dort auf deine Freundin warten, wenn du möchtest." redete der Sofós freundlich auf Nila ein. Nila nickte und ging zur Tür. Der alte Mann erhob sich wieder vom Boden und wartete bis Nila hinter sich die Tür geschlossen hatte.

    "Ich weiß, wer du bist, Amany,...eine Diebin, eine Verbrecherin..." begann er leise und umkreiste sie, wie ein Raubtier sein Beute. Er musterte sie kühl. Amany hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals, sie schluckte. ".... und das du für den Tod meines alten Freundes Ambrosius verantwortlich warst. Er hat in dir etwas gesehen, jemanden gesehen, eine Verbündete, eine Verborgene..." sprach er weiter und seine Miene verfinsterte sich. Eine rasche Handbewegung und seine versteckte Klinge schnellte hinaus. Er griff sie an. Flink und äußerst geschickt wich Amany den Hieben aus. "Sag mir, Amany, aus welchem Grund sollte ich dich in unseren Reihen willkommen heißen? Etwa weil Ambrosius etwas in dir gesehen hat?" fragte der Sofós kühl und holte zum nächsten Hieb aus. Amany sah den Hieb kommen, ließ ihre Klinge hervor schnellen und wehrte den Schlag geschickt ab. "Nein." antwortete sie leise. Er griff sie weiterhin an und für sein Alter war der Mann noch ziemlich flott unterwegs. Er nahm seine Beine zur Hilfe, traf Amanys Knie und brachte sie zu fall. Auf dem Rücken liegend, sprang er an ihre Seite, ging in die Hocke und hielt ihr seine Klinge an die Kehle.
    "Warum willst du dann eine Verborgene werden?" machte der Sofós mit seiner Befragung weiter und sah kühl auf sie herab.
    "Ich war in Sais, habe geholfen die Leute dort zu beschützen und habe gesehen, welche Ungerechtigkeit den amren Menschen widerfahren ist, welches Leid sie erdulden müssen und nur wenige scheint dies zu interssieren. Ich möchte helfen." antwortete sie, während der Sofós sie genaustens beobachtete.
    Schließlich steckte er seine Klinge weg und erhob sich. Er hielt ihr seine Hand hin, die sie zögerlich ergriff und er ihr auf die Beine half. Seine Gesichtszüge wurden weicher und ein zaghaftes Lächeln huschte über sein bärtiges Gesicht.
    "Ambrosius hatte Recht, du zeigst durchaus Potenzial. Aber ob du am Ende wirklich eine Verborgene wirst, zeigt sich erst, wenn du ein paar Prüfungen gemeistert hast. Für´s erste darfst du aber bei uns bleiben und unseren Schutz genießen." sagte er leise. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie an, überrascht und dankbar zu gleich.
    "Danke Sofós." sagte sie leise und verneigte sich leicht. Dann verließ sie den Raum, wo Nila schon ungeduldig wartete. Sie gingen die Treppe hinunter zu den anderen....

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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    Amany Titos

    Staunend ließ Yu Jiao ihren Blick durch die Straßen der Stadt streifen. Sie war groß, viel größer als die meisten Städte, denen sie auf ihrer Reise begegnet waren. Sicherlich, in Vergleich zu Luoyang war es immer noch eine kleine Stadt. Doch in der Hauptstadt des Reiches wohnten mehr als tausend mal tausend Menschen, Yu Jiao bezweifelte ob sich überhaupt eine andere Stadt mit ihr messen konnte. Dennoch bewunderte sie die hohen Stadtmauern und die fremdartigen Statuen. In der Stadt wuselten die Menschen, lachten und schimpften. Fluchten in verschiedenen Sprachen. Yu Jiao gefiel es, sie mochte es unter Menschen zu sein. In all dem Gedränge fiel sie auch nicht besonders auf, jeder schien vornehmlich mit sich selbst beschäftigt zu sein. Die Gruppe folgte Titos durch die Straßen, vorbei an ärmlichen Häusern, aber auch marmorverzierten Tempeln. Große Säulen zierten die sakralen Bauten, welche viel größer und prächtiger waren als der in Sais. Interessiert wanderte der Blick der Chinesin einen der zahlreichen Obelisken hinauf, mit Zeichen verziert, die sie nicht lesen konnte. Beäugte kritisch Statuen von Chimären, halb Mensch halb Löwe.

    Irgendwann erreichten sie ihr Ziel, ein kleines Anwesen, wenn man so wollte. Wenn es auch nur aus zwei Gebäuden bestand und einen Stall. Recht unbeeindruckend, aber vermutlich sollte es so sein. Immerhin nannten sich diese Leute obscuro und nicht relevare.
    Neugierig betrachtete Yu Jiao das Begrüßungsprozedere unter den Mitgliedern, bis schließlich Titos verschwand, um diesen Sofos zu sehen. Der Rest der Gruppe blieb zurück, mit einem Schönling namens Erginus. Dieser schien nett zu sein, war der Chinesin aber auch irgendwie ein wenig suspekt. Instinktiv machte sie einen Schritt zurück als dieser vorschlug mit ihm ins Bad zu gehen. Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Sicher, sie wollte gerne baden. Aber nicht mit Fremden, welche scheinbar merkwürdige Intentionen hatten. Dennoch ertappte sie sich dabei ein wenig auf die Tür zu starren.

    Schließlich kam der Zeitpunkt, an dem die beiden Asiaten den Sofos sehen sollten. Aufgeregt folgte die Chinesin ihrem Bruder und erreichte dessen Studierzimmer. Dort saß er, ein alter Mann. Dennoch wirkte er keinesfalls gebrechlich und als er den Kopf hob, starrte sie ein wacher Blick an. Die grauen Augen fixierten die kleine Chinesin und schienen sich bis in ihren Hinterkopf zu bohren. Langsam erhob sich der Alte von seinem Sitz und kam näher. Yu Jiao widerstand dem Instinkt sich hinter ihrem Bruder zu verstecken und blieb tapfer an Ort und Stelle stehen.
    „Ihr seid also die Fremden von denen Titos gesprochen hat. Die aus den Seidenlanden?“, fragte er neugierig und umkreiste die Beiden langsam, mit bedächtigen Blick.
    „Die sind wir Herr. Und ihr seid der Meister dieser Gruppe?“, antwortete Chen, während Yu Jiao nur stumm nickte. Der Sofos lachte rau. „Meister, ein anmaßendes Wort. Ich führe sie, ich leite sie und ich berate sie. Doch letztendlich sind wir alle Brüder, keiner dem anderen untertan.“, erklärte der alte Mann amüsiert. „Dennoch hören sie auf euch.“, meldete sich Yu Jiao zaghaft zu Wort. „Dumm ist der, welcher die Erfahrungen des Alters nicht wertschätzt. Hört ihr nicht auf die Wort eures Vaters mein Kind?“, erwiderte er. Yu Jiao schluckte kurz, sie musste an ihren Vater denken. Er war nicht von der Idee gewesen das sie nach Westen reiste, doch ohne seine Erlaubnis hätte sie es niemals getan.
    „Doch, das tue ich. Verzeiht.“
    „Es gibt nichts zu verzeihen. Doch kommen wir zum eigentlichen Thema. Titos meintet ihr sucht nach dem ordo. Das er in eure Heimat vorgedrungen ist, dort seine Spielchen spielt. Wie er es hier schon seit Jahrzehnten tut. Stimmt das?“, fragte er und blieb frontal vor den beiden Asiaten stehen.
    „Ja, es stimmt. Sie mischen sich in die Politik ein, bestechen Beamte damit diese den Kaiser so beraten wie es ihnen passt. Wir wollen dies verhindern, doch dazu müssen wir mehr über sie erfahren. Ihre Bande zu unseren Landen kappen.“, erklärte Chen mit rechtschaffenen Zorn. Der Alte nickte stumm. „Es erscheint mir unglaubwürdig, dass der ordo so weit nach Osten gekommen ist. Jedoch, er scheint seine gierigen Finger auch wieder nach Ägypten auszustrecken.“, sinnierte der Sofos nachdenklich. „Es ist sonderbar das ihr Beiden so plötzlich auftaucht, tausende von Meilen reist. Und zufällig auf zwei meiner Leute trefft. Ein praktischer Zufall, wie ich finde. Der ordo glaubt an praktische Zufälle. Wie soll ich sicher gehen das ihr nicht in Wirklichkeit für sie arbeitet?“, fragte er und sah Yu Jiao streng mit seinen Falkenaugen an. Diese schaute entsetzt, dann verwirrt. „Aber, aber. Wie soll ich für jemanden arbeiten von dem ich noch nicht mal weiß wer er ist?“, fragte sie aufgeregt und sah den Alten fragend an. Ein schmales Lächeln umspielte dessen Mund. „Eine unschuldige Antwort. Ob aus ehrlicher Unschuld, oder hervorragender Schauspielkunst geboren, das ist wiederum die andere Frage.“, merkte er milde an, jedoch eindeutig skeptisch. Hektisch sah Yu Jiao zwischen ihm und Chen her. „Sicher könnt ihr euch nie sein, doch das gleiche gilt für uns. Auf unserer Reise hierhin hörte ich von euch. Gerüchte, die euch auch als eine Bande von Dieben und Mördern bezeichnete. Dennoch halfen wir euren Leuten, denn sie schienen anständig.“, meldete sich Chen selbstbewusst zu Wort. Der Sofos nickte stumm. Eine außergewöhnliche Gelegenheit, doch es war noch fraglich wie diese zu nutzen war. Er blickte auf Chen. Zu alt, schon gefestigt in seinem Weltbild. Dann schaute er zu Yu Jiao. Unschuldig, ganz offensichtlich wissbegierig. Ein Klumpen Ton, bereit von den fähigen Händen geformt zu werden. Falls sie dazu bereit war. „Titos war bereit euch zu vertrauen, ich will seinem Urteil vorerst glauben. Ihr dürft bei uns bleiben. Ihr werdet die Möglichkeit bekommen uns näher kennen zu lernen und dabei auch mehr über unseren Feind erfahren. Das verspreche ich euch. Und wir, lernen im Gegenzug mehr über euch.“, erklärte er abschließend. Yu Jiao begann zu strahlen.
    „Oh, seid bedankt Meister Sofos.“, erklärte sie freudestrahlend und umarmte den alten Assassinen dankbar. Bis ihr klar wurde was sie gerade tat und sie sich sofort wieder löste und peinlich den Kopf senkte. „Verzeiht mein Herr.“, entschuldigte sie sich und verbeugte sich respektvoll. Doch der Sofos schien nicht sauer zu sein. Ganz kurz bekam Chen Eindruck das er kurz geschmunzelt hatte, aber die würdevolle Miene konterkarierte diesen Eindruck. Auch Chen verbeugte sich kurz, seine Zustimmung äußernd.
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    Amany & Yu Jiao & Chen

    Die Reise in die große Stadt war anstrengend. Nicht etwa weil sie den Jüten körperlich auslaugte, sondern eher wegen einer gewissen stechenden Stimme, die immer wieder an seinem gesunden Menschenverstand nagte. „Was ist wenn er dort auf uns wartet?“, fragte Chloe zum wohl tausendsten Mal, leicht panisch klingend, als sie sich einem großen Gebäude näherten.
    Sigurd nahm sich keine Zeit den Anblick zu genießen. „Wie oft muss ich es dir noch sagen: Er wird dort nicht auf uns warten!“, erwiderte er barsch, „Wir sind hier völlig sicher – frag Titos wenn du mir nicht glaubst!
    Er ist auch nicht allwissend…“, merkte das Mädchen kleinlaut an und sagte kein Wort mehr. Jedenfalls für eine Weile. „Was ist wenn er wirklich dort auf uns wartet?
    Sigurd sagte etwas Unschönes.

    Der Anblick der Tore der Stadt brachten sie endlich zum Schweigen. Groß…, kommentierte Sigurd. Alexandria war nicht die erste römische Stadt die er betrat, aber wohl die Erste, die er nicht in Ketten, bei Nacht, in einem Käfig, halb am verhungern oder verdursten, angebellt, beleidigt, krank oder in einem Schiff betrat – er hatte zum ersten Mal die Chance die Größe dieser Städte zu erblicken ohne von irgendeinem ‚Meister‘ darin gestört zu werden. Die Tore waren beeindruckend, die Statuen und Obelisken wirkten anmaßend und manche der Tempel äußerst freizügig – auch wenn er lange brauchte um seinen Blick von dem Tempel mit den Frauenstatuen-Säulen loszueisen. Sigurd war kaum in den Genuss gekommen sich der ganzen Vielfalt des Anblicks zu erfreuen, als sie bereits stehenblieben und Titos ihre Ankunft ankündigte.
    Nachdem sich jemand um Raneb gekümmert hatte, betraten sie den eigentlichen Hauptraum – die Blicke die der dortige junge Mann Sigurd zuwarf, hinterließen ein Gefühl des Unwohlseins beim Jüten. Er versuchte Blickkontakt zu vermeiden, aber es gab hier kaum etwas zu tun, während er warten musste, wie jeder, einer nach dem anderen, hochging und mit dem Sofós sprach – glücklicherweise gab es Chloe. Das Mädchen hatte einen Moment der Unachtsamkeit von Erginus dafür ausgenutzt, um vorsichtig die Tür zum Nebenraum aufzumachen, damit sie einen Blick hineinwerfen konnte. „Ich glaube dafür bist du noch zu jung.“, kommentierte der Verborgene dies amüsiert, nachdem er es bemerkt hatte. Der Blick des Mädchens blieb nur für wenige Herzschläge hinter der Tür, als Chloe diese bereits wieder verschloss, knallrot im Gesicht, „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“, fügte Erginus hinzu.
    Sigurd blickte amüsiert zum Mädchen hin, dass kaum in der Lage war, seinen Kopf zu heben, als Yu Jiao und Chen gerade herunterkamen – es war nun seine Zeit gekommen. Er ging langsam hoch und brauchte keine Wegbeschreibung – die Stockwerke auf dem Weg sahen völlig unscheinbar aus, also ging er weiter hoch. Oben angekommen guckte er sich noch eine Weile um, fand aber sein Ziel sehr schnell.

    Der Jüte betrat das Zimmer. Der alte Mann stand, zwischen Tisch und Fenster, blickte aber in seine Richtung. Er war kleiner als sich Sigurd vorgestellt hatte, reichte ihm vermutlich nicht einmal bis zum Hals. Sein Lächeln war aber warm und milde und…ehrlich. Der Jüte ertappte sich dabei wie er das Lächeln erwiderte. „Salve advenis.“, sprach der Alte ihn in Latein an, obwohl man den Akzent heraushören konnte, „Man nennt dich Sigurd, nicht? Ich bin der Sophus der Hetaeria Obscuriorum oder auch der Sofós der Bruderschaft der Verborgenen in der Sprache der Menschen hier.“, wobei der zweite Titel auf Griechisch gesprochen worden war, bevor er wieder auf Latein fortfuhr, „Du kannst mich aber nennen wie es dir beliebt. Bitte setzt dich.“, wobei er mit einer freien Hand auf den Stuhl vor den Tisch verwies.
    Sophus…Weiser…ja so in etwa…, dachte sich der Jüte und setzte sich, während sein Gastgeber dasselbige tat. Aus dieser Position sah er noch kleiner aus als vorher – der Scheitel seines Kopfes reichte vermutlich nur zur Brust des Jüten. Er hatte ein faltiges Gesicht und einen üppigen weißen Bart, mit schwarzen Stellen hier und da, aber die Haare auf seinem Haupt lichteten sich mehr und mehr. Sigurd blickte an ihm herunter und konnte hier und da noch die Muskeln einstiger Tage erkennen, aber seine Haut war schon so stark verschrumpelt, dass man denken könnte, er hätte jeden Tag seines Lebens in der Sonne verbracht. Seine Finger waren mit frischer Tinte bekleckert und wirkten fast schon skelettartig.
    Entspreche ich deinen Vorstellungen?“, fragte der Sofós und klang amüsiert.
    Sigurd blickte wieder auf. „Nun ich dachte…“, fing er zögerlich an, bevor er mit der Wahrheit herausrückte, „Nun ich dachte ihr würdet wie Titos oder Raneb aussehen, nur bisschen älter.
    Tue ich das nicht?“, fragte der Alte und sah erstaunt aus.
    Sie sehen aus wie Krieger.“, gestand der Jüte, wieder einen kurzen Blick von oben nach unten werfend, bevor er hinzufügte, „Ihr eher wie ein Priester.

    Er mochte Priester nicht. Sie waren damals immer gelegentlich zum Weiler seines Klans gekommen, um ihn über den Weg der Götter zu belehren und auszufragen – als wenn ihn damals der Weg der Götter interessiert hätte. Wie jeder Junge seines Alters wollte er nur spielen. Vor allem das Spiel ‚Helden und Trolle‘ war sehr beliebt – jeder wollte aber immer der Held sein, weswegen das Spiel häufig in Raufereien endete. Seine Eltern beteten und opferten den Göttern stetig, hatten sie um ihren Schutz vor dem Bösen der Welt gebeten. Schutz?, dachte der Jüte verbittert, Da sieht man wie weit der göttliche Schutz reicht.
    Danke sehr.“, der Sofós nahm den Kommentar als Kompliment hin, leicht kichernd. Seine grauen Augen aber, in der Farbe einer Regenwolke, waren stets wachsam und es entging ihnen nicht viel. Sie blieben bei seiner Brust stehen. „Stören dich die Verbände?“, fragte er freundlich.
    Sigurd blickte an sich herunter – er musste gestehen, dass er diese komplett vergessen hatte. Er war zwar seit der Zeit vor seiner Flucht in Verbände gewickelt und er erinnerte sich an den Schmerz, aber es war eben mehr eine ferne Erinnerung als etwas Reales. Er wunderte sich ob er die Verbände überhaupt noch benötigte. „Nicht wirklich.“, gestand er schlussendlich.
    Ahhh, das Privileg der Jugend.“, erklärte der Sofós und streichelte seinen Bart, „Manchmal vermisse ich diese Zeiten. Man fühlte sich immer kräftig und in der Lage selbst Bäume ausreisen zu können.
    Sigurd blickte den Alten skeptisch an. „Ihr ward mal kräftig?“, fragte er und erntete ein aufrichtiges Lachen als Antwort.

    Die Zeiten ändern sich.“, erklärte der Sofós juchzend, „Das Rad der Zeit bleibt eben niemals stehen.“, seine Regenwolken suchte wieder seinen Blick, „Weißt du von wo du herkommst?“, fragte er, so unschuldig wie zuvor.
    Der Blick des Jüten wirkte zunächst überrascht, wurde aber schnell grimmig. „Wir Sklaven durften nichts wissen.“, erklärte er, sich erinnernd und leicht wütend werdend, „Ich weiß nicht einmal wie weit ich gereist bin, seit man mich gefangen hatte.
    Weit…das sieht man dir an.“, erklärte der Sofós, anscheinend zufrieden mit dem Gesagten, weswegen er weiterfragte, „Man hat mir gesagt, dass du ein Bruder werden möchtest, hm?
    Das tue ich…sofern man das so nennt.“, erklärte Sigurd leicht unsicher, vom schnellen Themenwechsel überrumpelt.
    Gibt es einen Grund dazu?“, fragte der Sofós und klang neugierig.
    Der Jüte sagte erst mal gar nichts – er überlegte. „Ihr kämpft doch gegen die Sklavenhalter, oder?“, fragte er unsicher – war das doch zumindest sein bisheriger Eindruck von dieser Bruderschaft gewesen.
    Der Sofós nickte. „Wenn sie ihre Sklaven misshandeln oder anderweitig ungerecht sind, ja, dann tun wir das.“, erklärte er, aber die nächste Frage bereits erahnend, fügte er hinzu, „Aber nicht alle Sklavenhalter sind unsere Feinde, selbst wenn wir auch nicht viele Freunde unter ihnen haben. Wir kämpfen zum Schutz aller guten Menschen und das sind nicht nur Sklaven.“, seine Regenwolken suchten seinen Blick, „Du willst also gegen Sklavenhalter kämpfen, hm?
    Sigurd wusste nicht was er erwidern sollte, also blieb er ehrlich. „Ja, das wollte ich…“, und eher wieder unsicher fügte er hinzu, „Zumindest gegen solche wie Babylas…

    Ahh…“, erwiderte der Sofós, wieder an seinem Bart zupfend, „Titos hat mir von ihm erzählt. Kein guter Zeitgenosse, das ist sicher. Aber ich verrate dir ein Geheimnis: solche wie er sind selten.“, Sigurd schwieg, „Auch Sklavenhalter sind am Ende Menschen. Auch sie lachen, essen, trinken, freuen sich über ihre Kinder, beschweren sich bei ihren Göttern, weinen, können verletzt werden…wenn es dein Wunsch ist, nur gegen sie zu kämpfen, dann wird die Bruderschaft kein Platz für dich werden können.
    Sigurd schwieg weiterhin. Der Sofós erhob sich und ging zum Fenster, ihm immer wieder einen Blick zuwerfend. „Vermisst du sie?“, fragte der Alte plötzlich und überrumpelte Sigurd erneut.
    Dieser blickte zu ihm auf, zunächst nicht wissend wer gemeint war. Aber er kam schnell dahinter. „Ja, meine Mutter, meine Geschwister…sie sind immer noch da draußen.“, erklärte er, mit ernster Stimme, „Irgendwo…verloren…
    Du würdest sie gerne finden, nicht wahr?“, fragte der Sofós, sich ihm wieder zuwendet und Sigurd nickte, „Du würdest sie gerne beschützen?“, erneut nickte der Jüte, „Das Gefühl kenne ich. Jeder hier bei der Bruderschaft teilt dieses. Wir wollen alle von uns beschützen, aber auch all die Menschen da draußen, die niemanden haben, der sie beschützt. Dazu gehören die Freien, die Unfreien, wie auch die Verlorenen.“, Erinnerungen durchfluteten Sigurds Kopf und er spürte Tränen aufkommen, kämpfte sie aber nieder, „Dieser Wunsch ist es, der die Bruderschaft zusammenhält. Gestern, heute, wie morgen. Solange dieser Schutz benötigt wird, werden wir versuchen ihn zu geben.“, er trat näher an den Jüten, überragte ihn nun da er stand, „Könntest du dir vorstellen auch dafür zu kämpfen?
    Sigurd nickte, noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte.

    Dann wäre die Bruderschaft doch ein Platz für dich.“, erklärte der Sofós, wieder milde lächelnd, „Vielleicht sogar eine Heimat. Aber es wird nicht einfach. Du wirst geprüft werden. Auf mehrfache Art und Weise. Bist du dafür bereit?
    Sigurd nickte erneut. „Ja.“, erklärte er zusätzlich.
    Die Regenwolken ruhten wieder auf ihm. Sigurd erwiderte den Blick und hielt ihm stand. Das Lächeln wurde größer. „Dann verstehen wir uns.“, er trat wieder zu seinem Tisch und setzte dich hin, „Erginus wird dir sagen wo du wohnen wirst können. Das Training beginnt morgen. Bereite dich darauf vor.“, Sigurd nickte, „Und jetzt…würde ich gerne mit dem kleinen Mädchen sprechen. Schickst du sie bitte hoch zu mir?

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    Salve advenis = lat. für „Willkommen“ (wörtlich „Willkommen Fremder“)
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Titos/02.12.2018 , Titos/08.12.2018 & Titos/14.01.2020

    Der Verborgene nahm die höher gelegene Route. Die Häuserdächer wirkten bereits wärmer als zuletzt, als er über sie entlang gelaufen war. Der Frühling hatte nun vollends begonnen und schon bald würde es Sommer geben – dann konnte die Sonne unbarmherzig hernieder strahlen. Titos störte es nicht, denn er hatte es eilig – er brauchte nicht lange um sein Heim zu finden. Statt hineinzugehen, ging er aber daran vorbei – Sie muss beim Markt sein, wusste Titos, denn sie war häufig dort um diese Zeit.
    Der Markt der westlichen Stadt wirkte nicht so herrlich wie derjenige im Osten, aber doch belebt. Heute war nicht Markttag, trotzdem konnte sich kein Verkäufer über mangelnde Kundschaft beschweren. Während Titos sich unter die Menge mischte, schnappte er ein paar Worte des Gesagten ab: „Hast du schon dav-?“ oder „Die Kleine soll doch wirk-“ oder „Meine Nachbarin hat gehö-“ – der typische Klatsch und Tratsch also und keine Verkaufsgespräche. Wenn überhaupt die angepriesenen Güter den Besitzer wechselnden, schienen sie eher Geschenke als Verkäufe zu sein – und fast ausschließlich was zu essen oder zu trinken.
    Der Verborgene kam dabei an einem Weinhändler vorbei, vor dem auf einer Bank zwei Alte saßen – der Verkäufer und ein Kunde. Beide schauten in die Menge und redeten, während sie zeitgleich immer etwas aus ihren Bechern tranken, das wie purer Wein aussah. Als einem der Beiden das Getränk ausging, hob er eine kleine Amphore hoch und schenkte nach – es standen drei weitere solcher Amphoren in der Nähe der Bank. Titos konnte nicht erkennen ob sie gefüllt oder leer waren.

    Dann sah er sie. Sie war in eine Gespräch mit der Früchteverkäuferin vertieft, während Pennie in der Nähe mit einer Gruppe gleichaltriger Kinder spielte – und einer Taube. Der Vogel war nicht zu beneiden. Es war das kleine Mädchen, dass Titos zuerst sah, aber der Verborgene hob schnell einen Zeigefinger an seine Lippen und lächelte ihr verschlagen zu. Sie verstand schnell, blickte zu ihrer Mutter, die immer noch nichts bemerkt hatte. Titos schlich sich an und noch bevor die Verkäuferin etwas merken konnte, legte er seine Hände auf die Augen seiner Frau. „Rate.“, erklärte er amüsiert.
    Lapis wirkte zunächst überrascht, wechselte aber schnell zu einem Lächeln. „Bist du das, Gaius?“, fragte sie unschuldig, „Sollten wir uns nicht erst heute Abend treffen?
    Titos stutzte und senkte seine Hände, während Lapis sich grinsend zu ihm umdrehte. „Wer ist denn Gaius?“, fragte der Verborgene leicht misstrauisch.
    Mein Geliebter natürlich.“, antwortete die Ägypterin frech und legte ihre Arme um Titos‘ Hals, „Wenn mein Mann mich so häufig alleine lässt, muss ich doch als ehrbares Weibsbild, einen Geliebten haben – all die Römerinnen schwärmen doch davon.
    Der Verborgene fing an zu grinsen. „Kann dein Geliebter denn auch das?“, fragte Titos und küsste seine Frau mit Leidenschaft.
    Als sie sich wieder trennten, grinste sie ihn an. „Oh das kann Gaius aber besser.“, erwiderte sie kichernd.
    Oh du…!“, entgegnete Titos und die beiden küssten sich wieder.

    Babás!“, rief Pennie und störte ihre Zweisamkeit, „Ipsi!
    Titos hob sie hoch und warf sie nur einmal hoch. „Ich hab dich auch vermisst.“, erwiderte und gab auch seiner kleinen Tochter einen dicken Schmatzer auf die Backe, „Ich hoffe du warst artig, während ich weg war?
    Das Mädchen tat so, als verstände sie nichts. „Ipsi!“, rief sie wieder.
    Du könntest die ganze Zeit da oben verbringen!“, antwortete Titos laut lachend, bevor er sich an Lapis wandte, „Ich hoffe dein Geliebter hat nichts dagegen, wenn ich heute den Tag mit dir und Pennie verbringe?
    Lapis blickte ihn skeptisch an. „Hast du keine Arbeit?“, fragte sie entsprechend, „Hat dein…Chef nichts dagegen, wenn du dir den Tag freinimmst?
    Titos suchte den Blickkontakt. „Nein.“, erklärte er ehrlich, „Es war sein Vorschlag…

    Einige Zeit zuvor…

    Wir müssen wissen ob der Präfekt ein Ordensmitglied ist.“, erklärte der Sofós, an seinem Tisch sitzend, „Bald ist der beste Zeitpunkt dafür.
    Was habt ihr vor, Sofós?“, fragte Titos, pflichtbewusst.
    In weniger als zwei Wochen findet das Fest zu Ehren von Demeter statt, die die Römer Ceres nennen.“, erklärte der Alte, „Der Präfekt sponsert die Spiele im Hippodrom und eine Theateraufführung am Abend. Er und seine Eskorte werden den ganzen Tag unterwegs sein. Im Palast werden nur wenige zurückbleiben – der beste Zeitpunkt um ihn einen Besuch abzustatten. Du, Titos, wirst dich in den Palast einschleusen und die Büroräume des Präfekten aufsuchen. Suche seine Dokumente, offizielle wie private – alles was ihn in Verbindung mit dem Orden bringen könnte, muss ans Tageslicht gebracht werden.
    Ja, Sofós.“, erklärte Titos, bevor er einwandte, „Was ist wenn es dort nichts gibt?
    Die grauen Augen des Alten blickten ihn an. „Wir haben weitere Sachen während der Feierlichkeiten geplant um hinter das Geheimnis des Präfekten zu kommen.“, erklärte er, „Aber deine Aufgabe muss zuerst geschehen, denn sie ist die am wenigsten gefährliche – hoffen wir also, dass du etwas findest. Und sei es nur der Beweis für seine Unschuld…

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Babás = griech. für „Papa“
    Ipsi = Kindersprache, abstammend vom griechischen „ipsilóteros“ (höher)
    Demeter = griech. Göttin der Fruchtbarkeit
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    Rabenkopf ist offline Geändert von Rabenkopf (28.01.2020 um 11:51 Uhr)
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    Flaminius Dio/24.03.2019

    Dio legte eine Hand auf die Stirn des jungen Mannes. Sie glühte. Der Atem des Patienten war laut, unregelmäßig – es wirkte als wenn er träumen und nicht mit einem Fuß im Grab sitzen würde. Man hat mich zu spät gerufen, fasste Flaminius Dio seine bisherigen Untersuchungen zusammen.
    Wird er…wird er wieder gesund?“, fragte eine leise Stimme hinter ihm. Er drehte sich um, zur jungen Ehefrau des Kranken. Unter ihrer Stola konnte man den Ansatz eines Bauches entdecken. Junge Mutter und Witwe…, stellte der Arzt mit einer gewissen Traurigkeit fest.
    Er schenkte ihr ein falsches Lächeln. „Ich konnte helfen.“, erklärte er, „Aber seine Behandlung wird sich jeden Tag wiederholen müssen, selbst wenn ich nicht da bin. Sie werden das tun müssen.“, die junge Frau nickte, „Hören sie also genau zu…
    Er mochte es nicht Patienten zu belügen. Das was er ihr erklärt hatte, würde sein Dahinscheiden zumindest schmerzlos machen – mehr konnte er nicht tun. Er fühlte sich mies darüber, während vor dem Haus Paris seine Hände mit Schnaps abwusch. Er würde die Hände waschen müssen, bevor er damit Irene wieder anfassen konnte – er stank vermutlich bereits wie ein Säufer.

    Nun?“, fragte eine ungeduldige Stimme.
    Flaminius Dio blickte auf. Der Optio sah grimmig aus, genauso wie die anderen Soldaten um das Haus herum. Für jeden Passanten würden sie wie Soldaten des Präfekten aussehen, im Auftrage besagter Person. Wenn man Flaminius Dio obendrein erkennen würde, würde man vermuten, dass es sich hierbei um eine medizinische Angelegenheit handelte. Von dem Punkt aus auf die Pest zu schließen, wäre nur noch ein Katzensprung.
    Niemand würde also ahnen, dass diese Männer für den Orden arbeiteten.
    Flaminius Dio schüttelte seinen Kopf, während er zum Optio trat. Paris verstaute inzwischen sein Werkzeug, während Helena – wäre sie keine Sklavin wäre sie wohl seine Ehefrau – ihm dabei half. „Ihr hättet mich früher holen müssen.“, erklärte er ruhig, so dass niemand sie belauschen konnte. Sie fingen an in Richtung der nächsten breiteren Straße zu gehen.
    Man hat mich auch erst heute morgen darüber informiert.“, erklärte der Optio seinen Kopf schüttelnd, „Habt ihr zumindest etwas herausfinden können?
    Nicht mehr als bei meiner letzten Reise.“, gestand Flaminius Dio, „Ist das der einzige Fall davon in der Stadt?
    Der Optio schüttelte seinen Kopf. „Aber der erste Tote.“, erklärte er, emotionslos.
    Dies reizte den Arzt. „In Alexandria meint ihr, hm?“, fragte er, seine Wut versuchend zu unterdrücken.
    Der Optio zuckte mit den Schultern – mehr als das bekam Dio als Antwort nicht.
    Ich wundere mich, dass es nur so wenige gibt, die davon wissen…“, kommentierte der Arzt das, während sie die Gassen langsam aber sicher hinter sich ließen.
    Der Präfekt möchte keine Panik entstehen lassen.“, erklärte der Optio, „Uns wurde Stillschweigen befohlen…nicht das man das uns hätte sagen müssen.
    Womit er den Orden meinte.

    Wenn die Zahl der Toten zunimmt, in Nikopolis wie hier, wird es unmöglich sein Stillschweigen zu bewahren.“, erklärte Flaminius Dio, „Bringt ihr mich jetzt zu den anderen Fällen?
    Der Optio schüttelte seinen Kopf. „Andere Ärzte kümmern sich darum.“, erklärte er, bevor er anfügte, „Wenn die ersten Nachrichten aus Europa kommen, wird es keinen Weg mehr geben eine Panik zu verhindern.
    So schlimm?“, fragte Flaminius Dio – das war ihm neu.
    Der Optio nickte. „Glücklicherweise sind die Menschen hier nicht so gut informiert wie wir.“, erklärte er, erneut Achsel zuckend.
    Werde ich mich mit den anderen…Ärzten austauchen können?“, fragte Dio, leicht hoffnungsvoll, „Am Ende bin ich nur ein Sterblicher. Vielleicht hat jemand etwas gesehen, was mir entgangen ist…
    Der Optio blieb stehen und blickte grimmig zu Dio. „Die gehören nicht zu uns.“, erklärte er, keine Diskussion zulassend.
    Flaminius Dio presste seine Lippen zusammen. Natürlich, dachte er, das Heilmittel muss dem Orden gehören, nicht allen…und selbst wenn Tausende deswegen sterben müssen…
    Das heißt ich bin hier fertig?“, fragte der Arzt, sich nichts sehnlicher wünschend als nach Hause gehen zu können und den restlichen Tag mit seiner Tochter zu verbringen.
    Fast.“, erklärte der Optio, als sie die erste größere Straße erreichten. Er räusperte sich, bevor er fortfuhr: „Ihr seid heute Abend eingeladen zu einem Symposium des werten Claudis Ptolemäus.“, seine Sprache klang, als wenn er etwas aus dem Gedächtnis heraus vorlesen würde, „Eure Anwesenheit ist erwünscht und Abwesenheit würde bemerkt werden.“, das bedeute, dass Dio sich nicht davor drücken durfte, „Seid pünktlich bei Sonnenuntergang da.
    Alleine?“, fragte Dio, leicht seufzend.
    Nur Diener oder Sklaven, keine Familie.“, erklärte der Optio, „Sie werden aber bei der Bewirtung helfen müssen.

    Flaminius Dio nickte. Nachdem der Optio hatte was er wollte, nickte er entsprechend, gab ein paar Befehle an seine Soldaten und sie verließen den Arzt. Helena und Paris gesellten sich zu Flaminius Dio, nachdem sie sich bisher im Hintergrund gehalten haben. „Was tun wir jetzt?“, fragte Helena.
    Nach Hause gehen.“, erklärte der Arzt, „Ich brauche etwas Erholung vor heute Abend.“, sie nickten und wollten bereits losgehen, als Dio die Sklavin aufhielt, „Geh zu ihr zurück.“, erklärte er und verwies in die Richtung aus der sie gerade gekommen waren. Sie blickte ihn verwundert an. Er seufzte, bevor er fortfuhr: „Halt dich kurz, aber sag ihr…wenn sie Hilfe braucht, ist meine Tür für sie offen.
    Helena wirkte zunächst überrascht, nickte aber hinterher. Als sie zurückging, blickte der Arzt ihr hinterher. Ich kann ihrem Mann leider nicht helfen, dachte er mit Sorge, Aber vielleicht kann ich zumindest ihr und ihrem Kind helfen…
    Als Helena zurückkehrte, machten sie sich auf den Nachhauseweg.

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    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
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    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
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    Amany & die Chinesischen Geschwister & Sigurd/28.01.2020

    Oh, ihr wisst ja gar nicht wie sehr ich es liebe endlich raus aus dem Stall zu sein!“, erklärte Sari vollmundig, „Dort gibt es nur Pferde, Mist und Stroh. Und Hiero. Glaubt mir, wenn ich euch sage, da ist sogar ein Felsbrocken gesprächiger als er…“, und sie redete weiter.
    Sigurd verstand kein Wort. Aber von der Reaktion der anderen nach zu schließen, brauchte er es auch nicht zu verstehen. Stattdessen schaute er sich um: sie bewegten sich entlang einer Seitenstraße, gerade mal breit genug, dass ein Wagen hindurch passen würde. Vorausgesetzt all die Leute hier würden Platz machen. Die Mittagssonne brannte auf sie herunter und die Alexandriner verbrachten diese Zeit vor ihren Haustüren. Manche redeten nur, laut wie leise, andere spielten mit Würfeln oder vertrieben sich auf anderen spaßigen Weisen ihre Freizeit. Kinder waren auch überall zu sehen, mal spielend, mal auf ihre Eltern hörend, mal vor ihnen davonlaufend. In den Erdgeschossen der Häuser gab es sogar häufig Tabernae, wo unterschiedlichste Sachen zum Verkauf angeboten wurden – mal Essbares, mal Kleidung und mal auch Sachen, die Sigurd am ehesten als exotisch bezeichnen würde, denn er hatte keine Ahnung wozu sie dienten. Die Verkäufer sprachen alle Griechisch, also verstand er auch kein Wort was sie sprachen, während sie ihre Waren anpriesen.
    Das Grüppchen fiel auf. Immer wenn sie vorbeikamen, wanderten die Blicke zu ihnen. Zu den beiden Chinesen, zu den Frauen oder auch zu Sigurd – er war mindestens einen Kopf größer als alle Leute, die sie passierten. Seine nur wenig gebräunte Haut und sein nachwachsendes, blondes Haar fielen ebenfalls auf. Immerhin dachte niemand darüber nach sie zu belästigen, sei es wegen seiner Größe oder auch den Waffen, die die Gruppe mit sich trug – sie waren zwar eher versteckt als auffällig, aber ein aufmerksamer Beobachter würde sie schon bemerken.

    Zehn Minuten nachdem sie vom Gymnasium aufgebrochen waren, erreichten sie ihr Ziel: ein bis zu fünfstöckiges Gebäude, dessen Außenmauern rissig und alt aussahen. Generell waren die Häuser je weiter sie gegangen waren, immer höher gewachsen, während ihre Qualität nachließ. Sigurd konnte in einer der vielen Seitengassen ein paar Kinder entdecken, die gerade auf die Außenmauer ihres Hauses irgendetwas mit Kreide kritzelten.
    Sari erklärte den Anderen etwas, bevor sie zu einem Alten vortrat. Er saß auf einer Bank vor dem Haus und unterhielt sich mit einem anderen älteren Herrn – beide sahen wie getrockneten Pflaumen aus. Sari erklärte dem ersten Alten etwas, dieser hörte zu und blickte dann das Grüppchen an. Während sein Blick nur kurz bei den anderen hängenblieb, fing er an zu starren als er Sigurd erblickte – seine Augen wanderten dabei langsam hoch und blieben dort stehen. Der Alte starrte ihn eine Weile an, weswegen Sigurd anfing sich unwohl zu fühlen. „Was ist los?“, flüsterte er zu Chloe, die neben ihm stand.
    Keine Ahnung.“, entgegnete sie schlicht, als der Alte endlich seinen Blick löste. Er sprach Sari an und diese antwortete – die beiden fingen schnell an zu diskutieren.
    Chloe fing an zu kichern. „Was ist?“, fragte Sigurd erneut, ein ungutes Gefühl habend.
    Du bist zu groß.“, konnte das Mädchen zwischen dem Kichern herauspressen, „Der Alte hat keine Betten für so einen Riesen wie dich.“, und sie fing lauter zu lachen an.
    Grmpf.“, knurrte Sigurd, blieb aber ansonsten schweigsam – er konnte nichts dafür, dass all die Menschen hier solche Zwerge waren.

    Der Streit ging schlussendlich zu Ende und der Alte schien den Kürzeren gezogen haben. Sari führte die Gruppe rein, in ein Treppenhaus – von Innen sah das Gebäude bisschen besser aus. Sie führte die Gruppe die Etagen hoch. Im ersten Stock gab es zwei Wohnungen, eins zu beiden Seiten. Im zweiten vier und ab dem dritten sechs. Sie verließen die Treppen im fünften Stock und die Wände hier sahen nicht mehr aus, wie die weiter unten – als wenn jemand dieses Stockwerk zu einem späteren Zeitpunkt gebaut hätte, als den Rest des Gebäudes. Eine Leiter führte noch weiter nach oben, aufs Dach – Sigurd hatte keine Ahnung ob dort noch mehr Wohnungen warteten.
    Die meisten der sechs Wohnungen hier waren leer – nur zwei waren bewohnt. Sari führte die Gruppe zu drei Räumen nebeneinander, wieder Dinge den anderen erklärend und dabei mit den Fingern auf die einzelnen Wohnungen zeigend. Yu Jiao und Chen nahmen eine, Amany ging zur zweiten, dicht gefolgt von Chloe – Sigurd bekam die letzte und wohnte damit als einziger allein. Genauso wie beim Eintreten in das Gebäude musste er seinen Kopf senken und trat nun in seine Einzimmerwohnung ein – bei der er nicht aufrechtstehen konnte. Mehr als ein Bett, ein Platz fürs Essenzubereiten und Lagern gab es hier aber nicht – immerhin hatte er einen kleines Fenster, dass nach draußen ging. Vermutlich würde nur sein Kopf durchpassen.
    Er ging vorsichtig durch die Wohnung – das Holz des Fußbodens hatte bereits im vierten Geschoss angefangen böse zu knirschen und hier war es keine Ausnahme. Er legte Snaga beiseite indem er sie an die Wand lehnte und setzte sich dann aufs Bett – es knirschte auch gefährlich, aber es brach nicht ein. Ein kurzer Blick reichte aus um zu sehen, dass der Alte recht hatte – er würde nie und nimmer in das ganze Bett passen. Er stand wieder auf und verschob das Bett so, dass er möglichst viel Platz für seine Füße hatte – so würde er schlafen können.
    Er seufzte und blickte rüber zum Fenster – nicht einmal ein Fensterladen war dort zu finden. Ob das Leben hier wirklich besser ist als in der Gefangenschaft?, fragte sich der Jüte halbernst, Na ja, immerhin gibt es keinen Schinder…

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    Tabernae = siehe Wiki
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    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Aulus, Ippokrates, Medea und Kimon

    Medea und Kimon

    Die beiden waren die ganze Nacht durch geritten und hatten alles von ihren Pferden abverlangt. Auch wenn es die Geschwister in keinsterweise eilig hatten und auch nicht von irgendwelchen Banditen verfolgt wurden, wollten sie dennoch so schnell wie möglich nach Alexandria.
    Sie durchquerten gerade die Torbögen und fanden sich auf einer breiten Stra'e wieder, die man wohl als Hauptstraße bezeichnen konnte, die quer durch Alexandria führte.
    Medea schaute sich fasziniert um, reckte und streckte sich auf ihrem Pferd nach allen Seiten, auch wenn es hier noch nicht ganz so viel zu sehen gab.
    Siox wieherte leise, schnaubte und atmete schwer. Medea klopfte ihm sanft auf den Hals und blickte dann zu ihrem Bruder.
    "Vielleicht sollten wir erst mal die Pferde unterbringen und sie versorgen." schlug die junge Ägypterin vor und Kimon nickte zustimmend.
    Kimon streckte sich und sah von ihrer Position aus, auf der rechten Seite ein Gebäude, welches ein Stall sein könnte. "Davorne." sagte er leise und trieb sein Pferd gemählich weiter. Medea folgte ihm.
    Dort angekommen, wurden die Geschwister gleich von mehreren Mitarbeitern des Stalls empfangen. Vielleicht waren es auch Sklaven, die hier nur ihre Arbeit verrichteten, doch so genau konnten sie das nicht erkennen. Sie umringten die Neuankömmlinge begierig darauf, die Pferde zu versorgen.
    Medea wollte ihnen gerade sagen, dass sie ein wenig zurück gehen sollten, als Siox sich laut wiehernd aufbäumte und die Ägypterin Mühe hatte, sich auf dem Rücken des Tieres zu halten. Kimon eilte zu Hilfe und versuchte Siox zu beruhigen.
    Die Leute wichen daraufhin erschrocken einige Schritte zurück und der Hengst beruhigte sie langsam wieder. "Ruhig mein Junge, alles gut." redete Medea beruhigend auf ihren Hengst ein und streichelte ihm über den Hals. Gleichzeitig warf sie den Leuten einen mahnenden Blick zu.
    "Können wir hier unsere Pferde unterbringen?" fragte Kimon schließlich.
    "Mit dem größten Vergnügen und ich versichere euch, dass eure Pferde hier in besten Händen sind." sagte plötzlich ein Mann in einer leicht beschmutzten, aber dennoch schicken Tunika, der sich durch die kleine Meute drängte.
    Medea warf ihrem Bruder einen skeptischen Blick. Kimon kletterte von seinem Pferd herunter und ging auf den Mann zu. "Dir gehört also der Stall?" hakte er nach. Der Mann nickte.
    "Wenn wir unsere Pferde wieder abholen, ich kann dir nicht sagen wann und diese nicht in einem einwandfreien Zustand sind, dann mache ich dich dafür verantwortlich. Haben wir uns verstanden?" erklärte Kimon mit leicht drohendem Unterton.
    "Aber selbstverständlich." antwortete der Mann ein wenig zu eifrig und nickte, was schon fast einer Verbeugung gleich kam.
    "Gut." sagte Kimon. Er wandte sich dann seiner Schwester zu und nickte kurz. Diese kletterte nun ebenfalls von ihrem Pferd und die beiden übergaben ihre Tiere der Obhut des Stallpersonals.
    Mit gemischten Gefühlen gingen die beiden zur Hauptstraße zurück, folgten ihr über eine Brücke und gingen einfach weiter, bis sie Mitten im Getümmel von Alexandria waren.




    Der Tribun führte den Veteran in sein Haus, zu einem Tisch auf dem Wein und ein paar Becher standen. "Setz dich. Darf ich dir einen Wein anbieten?" bot Aulus an und deutete auf einen der beiden Stühle.
    "Gerne." antwortete Ippokrates knapp und setzte sich, wobei er den jungen Tribun misstrauisch beäugte. Er war lange genug in diesem Geschöft, um zu wissen, dass diese jungen, reichen Möchtegern-Trinunis nur Ärger bedeuteten. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Schnösel niemals ein Schlachtfeld aus der Nähe gesehen, geschweige je darauf gekämpft hatten. Dennoch machte er gute Miene, zum bösen Spiel, zumal er neugierig war, was dieser von ihm wollte.
    Aulus füllte die Becher, setzte sich auf den anderen Stuhl und prostete dem Veteranen zu, bevor einen Schluck nahm. Ippokrates tat es ihm gleich.
    "Du weißt, weshalb du hier bist?" begann der Tribun ruhig und betrachtete sein Gegenüber von der Seite. "Ich nehme mal an, um in den Reihen der Legion für Ordnung zu sorgen und neue Rekruten aus zu bilden." antwortete der Veteran und nahm noch einen Schluck vom Wein.
    Aulus grinste. "Ordnung ist ein gutes Stichwort, mein Freund. Du weißt ja, dass die Legion großes mit Alexnadria vor hat und wir brauchen einen Veteranen, einen Helden zu dem die Legionäre aufsehen können und dem sie sogar bis in den Tod folgen würden. Kurz gesagt, ich brauche eine rechte Hand, dem ich vertrauen kann." sagte Aulus leise. Ippokrates blickte den Tribun irritiert an. Hatte er ihn wirklich gerade gebeten, seine Truppen in Alexandria anzuführen? Unmöglich. dachte der Veteran, auch wenn er sich ein wenig geschmeichelt fühlte, in seinem Alter noch so eine ehrenvolle Stellung angeboten zu bekommen, schließlich zählte man ihn ja bereits zu den ausgemusterten. Es dauerte einen Augenblick bis er antwortete. "Von Vertrauen zu sprechen, ist es doch ein wenig früh." konterte er gespielt unbeeindruckt.
    "Natürlich, Vertrauen muss man sich erst verdienen." antwortete Aulus verständnisvoll und sah über den Tisch, ehe er weitersprach. "Aber ich bin mir deiner Fähigkeiten, sowohl als Krieger, wie auch als Heerführer durchaus bewusst, du bist ein Held, Ippokrates. Nicht nur für die Oberschicht, sondern auch für alle Legionäre." Dies schmeichelte Ippokrates Ego. Trotzallem wusste er nicht, was er darauf antworten sollte und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Wein. Jetzt hab ich dich... dachte der Tribun und grinste innerlich.
    "Ich habe ausdrücklich nach dir verlangt, weil ich mir keinen besseren Mann vorstellen kann, der für diese AUfgabe geeignet wäre."
    "Und was genau wäre meine Aufgabe?" hakte der Veteran nach.
    "Du sollst in erster Linie meine rechte Hand sein, Held der Legionen und Anführer. Du bildest die Legionen und neue Rekruten aus, rekrutierst auch und egal was es zu berichten gibt, du berichtest nur mir. Was sagst du dazu?"
    "Ja, Tribun." antwortete der Veteran und verbeugte sich leicht. "Aber... aber, mein Freund, nicht so förmlich.Du bist jetzt meine rechte Hand." Ippokrates sah zu ihm rüber. Aulus nahm sein Becher in die Hand und hob ihn hoch. Ippokrates tat es ihm gleich. "Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und eine geordnete Zukunft." Die beiden Männer stießen an und tranken den Becher leer.

    Dann war es Zeit zu gehen und Aulus begleitete seinen neugewonnenen Partner zur Tür. Ippokrates wollte sich gerade verabschieden, als er zwei nur allzu bekannte Gesichter erblickte.
    "Kimon und Medea." murmelte er irritiert vor sich hin, was dem Tribun nicht verborgen blieb.
    Welch interesaanter und angenehmer Zufall. dachte Aulus grinsend, als er Ippokrates Kinder erblickte, wobei ihn hauptsächlich Medea interessierte.
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Die gestellte Unterkunft war weder groß, noch luxuriös. Aber es war ein festes Dach über dem Kopf und ein hoffentlich fester Fußboden unter den Füßen. Mehr als in so mancher Nacht ihrer langen Reise. Die beiden Chinesen legten ihre Satteltaschen und restliche Habe ab. Yu schwang sich vorsichtig auf das obere Stockbett, welches ein wenig knarzte. Es war mehr als ausreichend groß für sie, jedoch konnte sie verstehen das Sigurd wohl nicht hinein passte. Sie kicherte, die Vorstellung war amüsant. Wie wohl die Betten in dessen Heimat aussahen? Gedanken über Riesenbetten schoßen ihr durch den Sinn, belegt mit schnarchenden blonden Riesen. Oder schliefen diese nur auf großen Tierfellen? Das musste sie Sigurd bei Gelegenheit fragen. Sie hatte da eigentlich viele Fragen. Auch ob die Frauen seiner Heimat ebenso groß waren wie er. Sie war schon bei Sigurd recht verwundert, konnte es sich aber bei Frauen noch weniger vorstellen. Verträumt beobachtete sie die Decke, während ihr Geist einen unsinnigen Gedanken nach dem anderen produzierte. Dieses Alexandria ließ ihr den Kopf schwirren, oder lag es daran das sie vorerst außer Gefahr waren? Plötzlich bemerkte sie wie Chen in einer der Satteltaschen kramte. Beziehungsweise in einem der Seidenpakete welches sie mit sich führten, welche jedoch gut versteckt waren. Seide war leicht und wertvoll, ideal um an Geld in den fremden Ländern zu gelangen.
    "Was machst du da?", fragte sie neugierig, jetzt bäuchlings auf dem Bett liegend, leicht mit den Beinen wippend. Chen drehte sich zu ihr um.
    "Nun, unsere neuen Gastgeber haben uns ein Dach gegeben, doch werden wir wohl auch Geld brauchen. Ich bin ungerne von deren Wohlwollen abhängig, noch wünsche ich zu betteln. Wir sollten also einen kleinen Teil der Seide verkaufen. Das gibt uns Gelegenheit die Stadt besser kennen zu lernen und etwas Geld zu bekommen.", erklärte er knapp und holte dann ein kleines Paket Rohseide hervor. Yu Jiao hatte ihren Kopf nachdenklich auf den Händen abgestützt, stieß sich jetzt jedoch ab und landete elegant neben dem Bett. Wie ein Springteufel, schoß sie wieder hoch und stand fast direkt neben ihrem Bruder.
    "Also gehen wir die Stadt erkunden?", fragte sie aufgeregt und schaute mit leuchtenden Augen zu Chen herab. Dieser nickte zustimmend.

    "Denkst du hier sind wir richtig?", erkundigte sich Yu Jiao und schaute bewundernd auf die ganzen kleinen Stände und bunten Markisen. In der Ferne konnte man das Hafenbecken mit all den Schiffen erkennen. Die Sonne glitzerte auf dem Meerwasser und ließ die Segel in verschiedenen Farben leuchten.
    "Nun am Hafen sind immer Händler zu finden, wenn nicht werden sie uns sicher zu ihren Häusern oder den passenden Marktplatz weisen. Jedoch ist der Hafen von Alexandria der Ort wo die Römer die gekaufte Seide in ihr Imperium verschiffen.", erwiderte Chen und schaute sich nachdenklich um.
    Yu Jiao lief neugierig umher, schaute in die Auslagen mit Fisch, verschiedenen Obst oder auch Handwerkswaren. Dabei ignorierte sie die neugierigen und überraschten Blicke die ihr Aussehen hervorrief. Sie war einfach zu fasziniert von all den Eindrücken. Selbst der leichte Gestank des Hafenviertels störte sie im Moment nicht, auch wenn er wohl zunehmen würde wenn sie weiter Richtung Hafenbecken gingen. Chen winkte seine Schwester zu sich.
    "Ich weiß nicht ob es gut ist so herumzulaufen. Das lenkt nur Aufmerksamkeit auf uns.", sprach er bedächtig zu Yu Jiao. Diese fuhr sich mit der Hand durch ihr Gesicht und zog dann mit den Zeigefingern ihre Augen nach. "Bruderherz. Ich glaube mein Gesicht fällt hier immer auf. Soll ich es bedecken?", erwiderte sie gutgelaunt und lächelte. "Die Leute wissen das ich fremd bin, also erwarten sie das ich mich benehme wie eine Fremde. Bei dir stellen sie sich nur die Frage wieso dieser Fremde Mann so grimmig und desinteressiert guckt.", erklärte sie selbstbewusst und lief dann zu einem Töpferstand. Chen seufzte, ließ sie aber. Letztendlich hatte sie wohl sogar recht. Sie waren fremd hier und es stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Nach einer Weile, bei der Yu Jiao gut die doppelte Strecke gelaufen war als ihr Bruder, blieb sie wieder vor ihm stehen. "Sollten wir dann nicht auch einen Händler wegen der Seide aufsuchen?", fragte sie und ging mit der Hand die Ladenzeile und Geschäfte ab. Chen schaute skeptisch drein.
    "Sicher. Und welches deiner Meinung nach?", fragte er leicht ironisch, was bei Yu Jiao jedoch komplett unterging.
    "Nehmen wir doch das dort. Wenn es nicht passt nehmen wir ein anderes.", erklärte sie motiviert und ging voran. Chen stutzte kurz dann, folgte er seiner Schwester. Zusammen schritten die beiden Geschwister durch die Tür des Geschäftes, auf über dessen Rahmen etwas angemalt war:
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    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Sigurd und Chloe & Yu Jiao und Chen

    Sie hatten einen zehn minütigen Fußmarsch hinter sich gebracht, als sie eine weiteres Haus betraten und nach oben geführt wurden, wo man ihnen ihre Zimmer zeigte. Yu und Chen teilten sich eins, Sigurd bekam ein eigenes Zimmer und Amany eins mit Chloe und Nila.
    Chloe stürtzte gleich an ihnen vorbei und wollte bereits das Stockbett hoch klettern, um sich das obere Bett zu sichern, als Amany sie aufhielt.
    "Willst du nicht lieber das untere Bett, wo es ein bißchen sicherer und gemütlicher ist?" fragte Amany leise. Doch das mädchen sah nur trotzig zu ihr auf und schüttelte vehement mit dem Kopf.
    "Na schön." gab die junge Ägypterin schnell seufzend nach. Sie war zu müde, um sich mit kleinen Mädchen, um ein Bett zu streiten. Chloe grinste und kletterte hinauf.
    "Dafür teilst du aber dein Bett mit Nila." sagte Amany grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust. Chloe warf ihr einen entsetzten Blick zu. "Keine Widerrede. Du willst das obere Bett, also teilst du es mit Nila." Chloe überlegte eine Weile und willigte zögernd und widerwillig ein.
    Plötzlich zupfte jemand an ihrer Kleidung und als Amany nach unten sah, schaute sie in ein weiteres trotziges Augenpaar.
    "Ich will aber bei dir schlafen." entgegnete Nila trotzig.
    Du meine Güte, womit hatte sie das nun wieder verdient? Warum steckte man ausgerechnet sie mit zwei Kinder in ein Zimmer?
    Ein wenig genervt verdrehte sie die Augen und atmete tief durch, ehe sie sich zu Nila hinunter kniete.
    "Hör zu, Kleines. Wenn ich auf dich aufpassen und für dich sorgen soll, dann musst du auch tun, was ich dir sage und damit ich das alles auch kann, werde ich nicht immer da sein. Chloe ist ein liebes Mädchen und ihr werdet euch bestimmt gut verstehen." redete Amany leise auf das Mädchen ein. Nila verzog nur trotzig ihre Schnute und nickte irgendwann beleidigt.
    Amany richtete sich dann wieder auf und hob Nila auf das Stockbett hoch. Nun saßen beiden Mädchen nebeneinander und beäugten sich misstrauisch.
    "Schaust du ein wenig nach ihr, während ich weg bin, Chloe?" bat Amany leise an Chloe gewandt.
    Doch sie wartete erst garnicht die Antwort ab, drehte sich um und verließ das Zimmer.
    eis engel ist offline
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    Yu Jiao & Chen & Amany

    Sigurd schaute sich die Wolken durch das Fenster an. Eine Wolke. Dann eine zweite, größere. Als nächstes eine dritte, kleiner als die erste. Und dann gähnte der Jüte laut auf und beschied, dass er genug hatte. Nichts zu tun hier, dachte er sich und ging zu seiner Axt, sie hochhebend. Er begutachtete sie für einen Moment: er hatte versucht die Waffe immer sauber zu halten, aber das täuschte nicht über zwei Probleme hinweg. Einerseits hatte der Vorbesitzer die Waffe nicht genauso gut behandelt wie er, was man an einigen Schrammen, Flecken und Kerben, wie auch dem alten Holz des Stiels erkannte; andererseits besaß Sigurd nicht das nötige Werkzeug um irgendetwas dagegen machen zu können – er musste es sich besorgen.
    Er warf erneut einen Blick auf den blauen Himmel, auf dem von Zeit zu Zeit eine Wolke vorbeiflog. In so einer großen Stadt…, überlegte er, da gibt es doch sicherlich irgendwo einen Schmied…Nur wo?

    Er legte die Waffe wieder beiseite und entschied jemanden zu fragen. Er ging vor die Tür und blickte zu den beiden anderen Zimmern. Wen kann ich fragen, wenn ich die Sprache nicht sprechen kann? Hmm…Ob Yu Jiao mir dabei hilft? Er ging zur Tür der beiden Geschwister und klopfte an.
    Niemand reagierte.
    Er klopfte noch ein paar Mal, aber es schien niemand zu Hause zu sein. Also entschied sich Sigurd Plan B in die Tat umzusetzen: Chloe. Er klopfte an die Tür, wo das Mädchen mit Amany entschwunden war und das Mädchen öffnete ihm auch – ein lautes Weinen, Klagen und Wimmern kündigte dies bereits an. Chloe sah genervt aus, denn das andere Mädchen hörte nicht auf zu weinen. Chloe rief zunächst etwas in den Raum hinein, was in den Ohren des Jüten wie ‚Halt mal Klappe!‘ klang, bevor sie sich ihm zuwandte, ihn auf Latein fragend: „Was willst du?
    Das Mädchen von drinnen hörte plötzlich auf zu weinen und dafür an zu sprechen – Sigurd verstand nur den Namen ‚Amany‘. Chloe antwortete, eindeutig verneinend, und Sigurd konnte bereits die Wiederkehr des Wimmerns hören. „Du scheinst beschäftigt.“, erklärte Sigurd, „Vielleicht war es doch keine so gute Idee…

    Was denn?“, fragte Chloe, obwohl sie nicht wirklich neugierig wirkte – eher wie jemand der einfach nur eine Abwechslung von der Norm suchte.
    Ich brauche deine Fähigkeit mit den Sprachen.“, erklärte Sigurd, „Ich wollte jemanden fragen wo es hier einen Schmied gibt und leider spreche ich immer noch kein Wort Griechisch.
    Du willst wissen wo es einen Schmied gibt?“, fragte Chloe, skeptisch klingend, „Wieso?
    Ich brauche eben einen.“, erklärte Sigurd, nicht in der Stimmung es ihr zu erklären, „Was ist mit der Kleinen? Warum weint sie?
    Sie langweilt sich – wie ich – und will gerne wieder zu Amany – ich bin ihr scheinbar nicht gut genug.“, erklärte Chloe und einerseits konnte man den Ärger heraushören, andererseits aber auch, dass sie sich leicht gekränkt fühlte.
    Wo ist Amany?“, erkundigte sich der Jüte.
    Irgendwo…draußen…“, erklärte Chloe, erst Achsel zuckend, als ihr plötzlich eine Idee kam, „Hey, Amany ist doch von hier…richtig?

    Nun war es an Sigurd mit den Achseln zu zucken. „Keine Ahnung.“, gab er zu, „Hab bisher nur wenige Worte mit ihr gewechselt – sie kann ja kein Latein.
    Doch…“, entgegnete Chloe, grüblerisch wirkend, „Sie sagte, sie war mal eine Diebin und Alexandria war ihr Jagdgrund. Diebe gehören zu den besten Stadtkennern. Wenn jemand weiß, wo es einen Schmied gibt, dann wird es sie sein.
    Das klang einleuchtend für den Jüten. „Aber wir wissen nicht wo sie ist.“, legte er den Finger auf die Wunde.
    Aber wir könnten sie suchen.“, erwiderte die ehemalige Sklavin und wirkte zum ersten Mal seit sie die Tür geöffnet hatte wieder voller Energie, „Damit ich meine Ruhe vor…eh du den Schmied finden kannst. Warte hier…“, sie ging wieder hinein, fing eindeutig an mit Nila zu sprechen, wobei sie den Namen ‚Amany‘ auffällig häufig verwendete und es dauerte nur wenige Momente, da waren beide Mädchen an der Tür und schlossen sie hinter sich zu. „Also, Großer das ist der Plan: Ich und sie hier begleiten dich, ich spiele dabei deine Übersetzerin, du unseren Beschützer. Wir suchen erst Mal Amany – sie kann noch nicht weit weg sein. Wenn wir sie finden und ihr die Sache erklären, kann sie uns zeigen wo dein Schmied ist. Was hältst du davon?
    Sigurd blickte zu den beiden Mädchen hinunter – Nila versteckte sich hinter Chloe und nur ein Auge lugte hervor. Er seufzte. „Von mir aus.“, antwortete er nickend und Chloe fing zu grinsen an. Bevor er sich versah, übernahm sie bereits die Führung die Treppen hinunter, wobei Nila ihr dicht an den Fersen blieb. „Aber bleibt da wo ich euch sehen kann.“, erklärte Sigurd und folgte dem Duo.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
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    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
    Rabenkopf ist offline Geändert von Rabenkopf (23.02.2020 um 22:48 Uhr)
  19. #339 Zitieren
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    Sigurd & Chloe

    Amany hatte rasch das Gebäude verlassen, wo sie ihre Unterkünfte hatten. Vor dem Gebäude blieb sie einen Moment stehen, blickte über die Schulter und seufzte leise. War es wirklich richtig zwei kleine Mädchen alleine im Zimmer zu lassen? überlegte sie zweifelnd. Doch welche andere Möglichkeiten hatte sie schon? Die Mädchen mit nehmen? Yu Jiao und Chen, aber die waren vor ihr schon irgendwohin gegangen und Amany hatte keine Ahnung wohin. Bliebe also nur noch Sigurd....?! Amany schmunzelte bei diesem Gedanken, ihn konnte sie sich beim besten Willen nicht als Babysitter von zwei kleinen Mädchen vorstellen, daher schüttelte sie diesen Gedanken gleich wieder ab.
    "Wird schon alles gut gehen. Aber ich muss wissen, ob noch nach mir gesucht wird, oder ob ich in Sicherheit bin." sprach sie sich selbst leise seufzend zu und bewegte sich flink durch die Nebengassen Richtung Hauptstraße.

    Auf der Hauptstraße herrschte geschäftiges Treiben. Überall wuselten Menschen herum, die ihre Einkäufe nach hause brachten oder noch zum EInkaufen gingen, Karren die durch die Straßen rasten, als seien die Götter hinter ihnen her und Legionäre, die gemählich durch die Gegend ritten und für Ordnung sorgten. Ein paar von ihnen sahen Amany zwar misstrauisch an, machten sonst allerdings keinerlei anstalten, sie an zu sprechen oder gar in Gewahrsam zu nehmen. Amanys Blick folgte den partrollierenden Soldaten zwar, doch wenn sie sich jetzt nicht irgendwie auffällig verhielt, würde sie von den Legionären nichts zu befürchten haben, zumindest hoffte sie das. Sie folgte der Straße und tauchte schließlich in einer größeren Menschen Menge unter, mit denen sie ein Stück mit ging. Ich brauche unbedingt andere Kleidung. überlegte sie und blickte an sich herab.
    Doch bevor sie diesen Gedanken weiter ausführen konnte, fiel ihre Aufmerksamkeit auf drei Männer und eine junge Frau, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor einem edlen Gebäude standen und sich unterhielten.
    Amany blieb stehen und beobachtete die vier. Einer der drei Männer, dunkelbraunes bis schwarzes kurzes Haar, in einer schicken, hellen Tunika mit einem sehr auffälligen Purpur Streifen. Ein Tribunus laticlavius vermutete die junge Ägypterin unruhig. Der zweite Mann, ein grau haariger, voll gerüsteter Legionär begrüßte herzlich einen jungen, braunhaarigen Legionär, in dunkler Rüstung, während eine junge, dunkelhaarige Frau nur anteilnahmslos daneben stand. Das auffälligste an der jungen, dunkelhäutigen Frau waren ihre hervorstechenden grau/ blauen Augen und ihre Zeichen im Gesicht. Amany wurde neugierig, überquerte die Straße und positionierte sich so, dass sie den vieren unbemerkt lauschen konnte.

    "Tribun, darf ich dir meine beiden Kinder Kimon und Medea vorstellen? Kinder, dass ist Aulus; Tiberius Baebius." stellte der grauhaarige Legionär die anderen einander vor.
    "Sehr erfreut." entgegnete der Tribun freundlich. Der junge Mann, namens Kimon verneigte sich respektvoll, während die junge Frau, namens Medea mit vor der Brust verschränkten Armen da stand und den Tribun misstrauisch beäugte.
    "Zeig ein wenig mehr Respekt, Mädchen." tadelte der grauhaarige seine Tochter. Die junge Frau sah ihren Vater fassungslos an, gehorchte aber schließlich. "Sehr erfreut, Tribun." gab Medea leise von sich und verneigte sich widerwillig. Amany hörte aufmerksam zu. Sie war in dieser Stadt aufgewachsen und auch wenn sie viele Menschen nur vom sehen her kannte, gehörten diese vier eindeutig nicht dazu. Was bedeutete, dass sie hier neu waren. Doch, was wollten soviele neue Legionäre? "Ippokrates, wenn du möchtest, kannst du gerne mit deinen Kindern in meinem Haus leben. Ich hätte im unteren Teil einige Zimmer frei." bot der Tribun freundlich an. Aulus, Tiberius Baebius... Ippokrates... Kimon und Medea. prägte sich Amany die Namen in ihren Kopf ein und machte sich schleunigst von dannen, damit niemand Verdacht schöpfte.
    In sicherer Entfernung verlangsamte sie ihre Schritte wieder, ging rüber auf die andere Straßenseite und ging nachdenklich weiter, als sie eine bekannte Stimme aus ihren Gedanken riss.

    "Chloe.... Sigurd.... davorne ist Amany." rief Nila.
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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Die gestellte Unterkunft war weder groß, noch luxuriös. Aber es war ein festes Dach über dem Kopf und ein hoffentlich fester Fußboden unter den Füßen. Mehr als in so mancher Nacht ihrer langen Reise. Die beiden Chinesen legten ihre Satteltaschen und restliche Habe ab. Yu schwang sich vorsichtig auf das obere Stockbett, welches ein wenig knarzte. Es war mehr als ausreichend groß für sie, jedoch konnte sie verstehen das Sigurd wohl nicht hinein passte. Sie kicherte, die Vorstellung war amüsant. Wie wohl die Betten in dessen Heimat aussahen? Gedanken über Riesenbetten schoßen ihr durch den Sinn, belegt mit schnarchenden blonden Riesen. Oder schliefen diese nur auf großen Tierfellen? Das musste sie Sigurd bei Gelegenheit fragen. Sie hatte da eigentlich viele Fragen. Auch ob die Frauen seiner Heimat ebenso groß waren wie er. Sie war schon bei Sigurd recht verwundert, konnte es sich aber bei Frauen noch weniger vorstellen. Verträumt beobachtete sie die Decke, während ihr Geist einen unsinnigen Gedanken nach dem anderen produzierte. Dieses Alexandria ließ ihr den Kopf schwirren, oder lag es daran das sie vorerst außer Gefahr waren? Plötzlich bemerkte sie wie Chen in einer der Satteltaschen kramte. Beziehungsweise in einem der Seidenpakete welches sie mit sich führten, welche jedoch gut versteckt waren. Seide war leicht und wertvoll, ideal um an Geld in den fremden Ländern zu gelangen.
    "Was machst du da?", fragte sie neugierig, jetzt bäuchlings auf dem Bett liegend, leicht mit den Beinen wippend. Chen drehte sich zu ihr um.
    "Nun, unsere neuen Gastgeber haben uns ein Dach gegeben, doch werden wir wohl auch Geld brauchen. Ich bin ungerne von deren Wohlwollen abhängig, noch wünsche ich zu betteln. Wir sollten also einen kleinen Teil der Seide verkaufen. Das gibt uns Gelegenheit die Stadt besser kennen zu lernen und etwas Geld zu bekommen.", erklärte er knapp und holte dann ein kleines Paket Rohseide hervor. Yu Jiao hatte ihren Kopf nachdenklich auf den Händen abgestützt, stieß sich jetzt jedoch ab und landete elegant neben dem Bett. Wie ein Springteufel, schoß sie wieder hoch und stand fast direkt neben ihrem Bruder.
    "Also gehen wir die Stadt erkunden?", fragte sie aufgeregt und schaute mit leuchtenden Augen zu Chen herab. Dieser nickte zustimmend.

    "Denkst du hier sind wir richtig?", erkundigte sich Yu Jiao und schaute bewundernd auf die ganzen kleinen Stände und bunten Markisen. In der Ferne konnte man das Hafenbecken mit all den Schiffen erkennen. Die Sonne glitzerte auf dem Meerwasser und ließ die Segel in verschiedenen Farben leuchten.
    "Nun am Hafen sind immer Händler zu finden, wenn nicht werden sie uns sicher zu ihren Häusern oder den passenden Marktplatz weisen. Jedoch ist der Hafen von Alexandria der Ort wo die Römer die gekaufte Seide in ihr Imperium verschiffen.", erwiderte Chen und schaute sich nachdenklich um.
    Yu Jiao lief neugierig umher, schaute in die Auslagen mit Fisch, verschiedenen Obst oder auch Handwerkswaren. Dabei ignorierte sie die neugierigen und überraschten Blicke die ihr Aussehen hervorrief. Sie war einfach zu fasziniert von all den Eindrücken. Selbst der leichte Gestank des Hafenviertels störte sie im Moment nicht, auch wenn er wohl zunehmen würde wenn sie weiter Richtung Hafenbecken gingen. Chen winkte seine Schwester zu sich.
    "Ich weiß nicht ob es gut ist so herumzulaufen. Das lenkt nur Aufmerksamkeit auf uns.", sprach er bedächtig zu Yu Jiao. Diese fuhr sich mit der Hand durch ihr Gesicht und zog dann mit den Zeigefingern ihre Augen nach. "Bruderherz. Ich glaube mein Gesicht fällt hier immer auf. Soll ich es bedecken?", erwiderte sie gutgelaunt und lächelte. "Die Leute wissen das ich fremd bin, also erwarten sie das ich mich benehme wie eine Fremde. Bei dir stellen sie sich nur die Frage wieso dieser Fremde Mann so grimmig und desinteressiert guckt.", erklärte sie selbstbewusst und lief dann zu einem Töpferstand. Chen seufzte, ließ sie aber. Letztendlich hatte sie wohl sogar recht. Sie waren fremd hier und es stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Nach einer Weile, bei der Yu Jiao gut die doppelte Strecke gelaufen war als ihr Bruder, blieb sie wieder vor ihm stehen. "Sollten wir dann nicht auch einen Händler wegen der Seide aufsuchen?", fragte sie und ging mit der Hand die Ladenzeile und Geschäfte ab. Chen schaute skeptisch drein.
    "Sicher. Und welches deiner Meinung nach?", fragte er leicht ironisch, was bei Yu Jiao jedoch komplett unterging.
    "Nehmen wir doch das dort. Wenn es nicht passt nehmen wir ein anderes.", erklärte sie motiviert und ging voran. Chen stutzte kurz dann, folgte er seiner Schwester. Zusammen schritten die beiden Geschwister durch die Tür des Geschäftes, auf über dessen Rahmen etwas angemalt war:
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    "Räum die Papyrusrollen in das obere Regal. Das obere Regal!", ermahnte Neferu ihren Angestellten welcher gerade ein paar neuere Güter in das Lager des Handelshauses einräumte. Natürlich war es nur ein kleinerer Lagerraum, die Händlerin hatte größere Lagerhäuser unweit des Hafen gemietet. Das Getreide aus dem Nildelta brauchte viel Platz und auch die anderen Waren konnten nicht in den kleinen Lagerraum eingelagert werden. Dieser hier diente mehr für direkte Ankäufe, oder Waren die wertvoll waren, aber wenig Platz wegnahmen.
    Plötzlich stürmte Cereo, ein anderer Angestellter in das Lager hinein und sprach die Ägypterin an. "Herrin, ich muss euch sprechen."
    "Was ist los? Kann es nicht warten bis ich wieder vorne bin?", erwiderte sie skeptisch und schaute ihn taxierend an. Cereo schaute verlegen drein.
    "Aber..es sind Fremde da, welche Waren anbieten. Sie sprachen von Seide.", erklärte Cereo aufgeregt. Neferu hob skeptisch die Augenbrauen. Seide war selten und wertvoll. Es kam selten vor das jemand Seide anbot und wenn doch hatte er schon längst einen der Seidenhändler als Vertragspartner. Man brach nicht auf um Seide zu kaufen ohne den Verkauf gut durchdacht zu haben, dafür war der Weg nach Seres zu lang.
    "Seidenhändler? Also vermutlich Araber? Wieso kommen die hierhin, wir sind doch gar nicht auf den Verkauf von Seide spezialisiert?", hakte sie nach.
    "Ich weiß nicht Herrin. Aber es sind keine Araber. So welche wie die habe ich noch nie gesehen. Bleiche Haut, schwarze Haare. Und ihre Augen sind sonderbar, länglich gezogen, wie enge Schlitze. Es sind wohl ein Mann und eine Frau. Auch ihre Gewänder sehen recht eigentümlich aus."
    Bleiche Gesichter, schmale Augen? Neferu hatte Berichte über die Bewohner von Seres gehört, doch nicht das sich einer von diesen nach Alexandria verirrt hätte. Welch ein sonderbarer Zufall wäre dies? Sie nickte Cereo zu und ging an ihm vorbei zu den Geschäftsräumen. Das musste sie selbst sehen.

    Im Verkaufsraum angekommen sah sie sofort wen ihr Angestellter meinte. Einen kleinen Mann, kaum größer als sie, mit strengem Blick welcher distanziert, mit etwas Abstand zur Ladentheke stand. Seine Arme waren verschränkt und er sah recht ungeduldig. Wie ein Kontrast wirkte da die kleine Frau welche direkt an der Ladentheke stand. Weiche und freundliche Gesichtszüge und ein neugieriger Blick den sie durch den Raum schweifen ließ. Bisweilen merkte man wie ihr Blick an einem der exotischeren Artikel hängen blieb, bis er wieder von einem anderen Gegenstand abgelenkt wurde. Ihre Haut war weiß wie Alabaster, das Haar schwarz wie Kohle. Ebenso wie der Mann hatte sie Mandelaugen, Cereo hatte nicht gelogen. Neferu straffte sich kurz und setzte dann ein Lächeln auf, bevor sie komplett in den Raum trat. Langsam, mit einer wogenden Eleganz trat sie an die Ladentheke und stützte sich so ab das sie auf Augenhöhe mit der Fremden war. Diese lächelte Neferu an, sobald sie diese erblickte und verfolgte neugierig ihre Weg zur Theke. Auf Neferu machte sie direkt einen symphatischen Eindruck, fremdartig aber hübsch. Der Reiz der Exotik spielte sicher keine kleine Rolle daran.
    "Mein Name ist Lucretia Antonius Pius Neferu, Mitbesitzerin dieses Laden. Wie kann ich euch behilflich sein?", stellte sie sich freundlich auf griechisch vor.

    Yu Jiao hatte gerade einen Tierkopf im Laden bewundert, als die gebräunte Dame das Ladenzimmer betrat. Sie war sicher ein gutes Stück größer als Yu, hatte schönes welliges und langes Haar und strahlte beim gehen eine gewisse Eleganz und Selbstsicherheit. Neugierig betrachtete die Chinesin das Augen Make-up der Ägypterin und nahm mit ihrer Nase verschiedene wohlriechende Düfte vom Körper der Händlerin wahr. Nach der langen Reise durch die Wüste und Kämpfen mit schwitzigen Räubern war das eine interessante Abwechslung. Der Chinesin schoßen verschiedene dumme Fragen hinsichtlich des Make-ups durch den Kopf, welche sie aber direkt wieder verwarf als sich die Dame vorstellte. Yu Jiao hielt Augenkontakt mit den oliven Augen der Ägypterin und lächelte dankbar.
    "Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen Lucretia.", erwiderte sie, nicht genau wissend mit welchem der vielen Namen sie die Frau ansprechen sollte.
    "Ich bin Yu Jiao Lian, dieser Mann dort ist mein Bruder Chen Lian. Wir sind hier weil wir etwas verkaufen möchten.", stellte sie sich vor und holte ein kleines Stoffbündel hervor. Vorsichtig schob sie es der Händlerin zu. Neferu nickte dankbar und öffnete es umsichtig. Kurz weitete sich ihr Blick und ein feines Lächeln umspielte ihren Mund. Es war tatsächlich Seide. Unbearbeitete Rohseide, das Gewicht in Gold wert. Vorsichtig hob sie die Seide an, ließ sie durch die Finger gleiten und prüfte sie mit ihrem Blick. Sie war weich und leicht, keine Risse oder Makel waren zu erkennen. Ihr Blick ging wieder zu der Frau namens Yu Jiao, jetzt bemerkte sie auch unter deren Mantel etwas rotes, leuchtendes durchschimmern. Vermutlich ein Unterkleid, welches wohl auch aus Seide war.
    "Das ist Seide, von guter Qualität.",verkündete sie anerkennend. Die Chinesin nickte zustimmend. "Ihr seid anders als die Leute welche sonst Seide nach Alexandria bringen und diese kommen direkt mit ganzen Karawanen an. Wenn ihr mir die Frage gestattet, stammt ihr direkt aus den Landen namens Seres?"
    "Ihr sprecht wahr, unsere Reise war lang und führte uns aus diesem Land in eure Stadt. Wäret ihr denn an unserer Seide interessiert?"
    , erwiderte Yu Jiao gutgelaunt und lächelte breit. Vielleicht waren sie wirklich direkt im richtigen Geschäft gelandet. Neferu ließ es sich nicht anmerken, aber sie war tatsächlich ein wenig aufgeregt. Und neugierig. Wann bekam man schon Gelegenheit mit Angehörigen dieses Volkes zu sprechen. Vielleicht ließen sich hier sogar Kontakte direkt in das Land der Seide knüpfen? Vorsichtig faltete sie das Seidenpaket wieder zusammen.
    "Ich wäre durchaus interessiert, auch wenn ich zugeben muss das ich normalerweise nicht viel mit Seide handel. Dennoch denke ich das wir zu einem vernünftigen Geschäft kommen können. Folgt mir doch ins Nebenzimmer, dort können wir uns ungestört unterhalten.", bot sie freundlich an.
    Yu Jiao wechselte kurz einen Blick mit ihrem Bruder, dieser schaute skeptisch, nickte aber dann. Vermutlich wollte Chen die Zahl der Händler welche sie aufsuchen mussten auf ein Minimum beschränken. "Sehr gerne.", antwortete Yu Jiao und die beiden Asiaten folgten der hübschen Ägypterin.
    numberten ist offline
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