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  1. #221 Zitieren
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    Silos

    Lateef war frustriert. Die Mittagshitze brannte, seine Füße schmerzten und vor allem war die Stunde nahezu fruchtlos verlaufen. Die meisten, die er gefragt hatte, hatten ihn schlichtweg ignoriert. Andere hatten ihn abgewimmelt oder gesagt sie wüssten nicht wen er meinte.
    Einige jedoch hatten reagiert. Doch nun wusste der Ägypter noch weniger als zuvor. Einige beschrieben ihn als freundlichen, lustigen Mann, andere als stoischen Eigenbrötler, wieder andere wiederum schienen nahezu Angst vor ihm zu haben. Was sollte das?
    Hatte er vielleicht Leute bezahlt um auf diese Weise Verwirrung zu stiften und sich den Rücken freizuhalten? Oder kam er tatsächlich jeden Tag wieder und benahm sich grundverschieden? Was hatte er davon?
    So oder so, es war offensichtlich dass Sabaf gerade nicht hier verweilte. Und sie konnten schlecht den ganzen Tag hier verbringen um auf ihn zu warten.
    Schon etwas ungeduldig wartete Lateef auf seinen Begleiter, als Silos schließlich eintraf. Er erzählte ihm von seinen fruchtlosen Erkenntnissen. "Man müsste schon jemanden beauftragen auf der Lauer zu liegen..." dachte er laut nach, nahm sich dann jedoch zurück um Silos von seinen Erkenntnissen berichten zu lassen.
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  2. #222 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Sigurd Amany

    Yu Jiao war sehr überrascht von der Frage des Jüten und diese Überraschung stand ihr vermutlich ins Gesicht geschrieben. Während Sigurd begann zu erklären, begannen ihre Gedanken zu kreisen. Sie hatte sich nie als Lehrerin gesehen, kein großes Wunder. Vor ihrer Reise war sie selbst nur Schülerin bei vielen Lehrern gewesen und wem hätte sie schon auf der Reise etwas beibringen sollen? Ihrem Bruder? Die Chinesin war sich unsicher ob sie überhaupt als Lehrerin taugte, vor allem für eine Sprache die ja letztendlich nicht ihre Muttersprache war. Da Sigurd schon wieder begann abzuwiegeln, nahm Yu Jiao an das sie schon zu lange nachdachte.
    "Ich weiß nicht ob ich als Lehrerin geeignet bin.", merkte sie etwas verlegen an und spielte leicht nervös mit den Fingern in ihren Haarsträhnen.
    "Aber ich werde es gerne für dich versuchen.", verkündete sie schlussendlich und lächelte den Germanen wohlwollend an. "Solange wir gemeinsam reisen werde ich es dich lehren. Beziehungsweise wir werden uns gegenseitig unterrichten. Im Gegenzug hätte ich nämlich gerne das du mir hilfst Latein schneller zu erlernen. So ist uns beiden geholfen.", sagte sie zuversichtlich und hörte auf mit ihren Haaren zu spielen. Die Schwarzhaarige lächelte gutgelaunt. Je mehr sie darüber nachdachte desto besser gefiel ihr die Idee. Letztendlich war dieses Gespräch ja schon ein guter Schritt um eine Sprache zu erlernen und sie hatte nichts dagegen sich mit Sigurd zu unterhalten. Sie wollte mehr über dessen Heimat erfahren, auch wenn er es nur aus Kinderaugen kannte. Und über die Orte die er gesehen hatte, wenn auch unfreiwillig.
    "Wäre das in Ordnung für dich?", fragte sie den Jüten vorsichtig und schaute zu ihm herauf.

    *
    Yu Jiao merkte wie sie immer ein wenig in den Sand einsank, sobald sie sich ein wenig abseits der Wege der Stadt bewegte. Teile von Letopolis lagen immer noch im Sand und erinnerten sie an eine Geisterstadt der sie auf der Reise durch die Wüste durchquert hatten. Jedoch lebten hier Menschen, wenn auch wohl nicht so viele wie in der Vergangenheit. Die Frage war nur was es für Menschen waren. Leicht nervös strich sie mit ihrer linken Hand leicht über den umgehängten Bogen. Über ihrem roten Gewand trug sie nun wieder die unaufälligeren Klamotten ihrer Reise. Das Schwert hatte sie sich ebenfalls umgegürtet und man konnte es unter dem Mantel erkennen wenn man genau hinschaute. An ihrer Hüfte baumelte der Köcher mit den Pfeilen. Letztendlich musste sie sich nicht groß Mühe geben unaufällig zu wirken, sobald man in ihr Gesicht schaute merkte man eh das sie nicht aus der Gegend stammte. Und bei Reisenden war es nicht ungewöhnlich das sie bewaffnet waren.
    Von Amany und Raneb konnte sie noch keine Spur entdecken und selbst wenn.. Sie war immer noch am Grübeln wie sie es am Besten anstellen sollte sie als Fremde zu betrachten. Vermutlich war es am Besten überhaupt nicht darüber nachzudenken. Ehrlich gesagt waren die Beiden ja auch Fremde für sie, wenn auch Raneb mehr als Amany. Dennoch, wenn sie genau darüber nachdachte wusste sie auch nicht viel über Amany, schließlich hatte sie nicht gerade viel Zeit gehabt sich mit ihr zu unterhalten. Sie hoffte das sich das noch ändern würde, aber wohl nicht jetzt. Jetzt war die Ägypterin für sie eine Fremde. Yu Jiao seufzte innerlich.
    Wieso musste immer alles so kompliziert sein?
    numberten ist offline Geändert von numberten (02.05.2019 um 09:52 Uhr)
  3. #223 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Rabenkopf
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    Amany

    Die Sonne stand bereits tief im Westen, selbst wenn sie noch nicht bereit war hinter dem Horizont zu verschwinden. Trotzdem war sich der Verborgene sicher, dass dies sich in der nächsten Stunde ändern würde – das Tageslicht würde ihnen also nicht mehr lange zur Verfügung stehen.
    Raneb und Amany führten ihre Pferde an den Zügeln, denn bei dieser Menge an Sand wäre es unsinnig weiterzureiten – man wäre eh nicht schneller unterwegs. Sie passierten die Randgebiete der Siedlung, wo die meisten Gebäude noch leerstanden oder unter Sand begraben waren – Menschen konnte man erst in einiger Entfernung sehen, in einer Art improvisierten Markt, der sich eigentlich bereits im Innern von Letopolis befand. Weil aber die Häuser bisher leer gestanden haben, konnte man ihn als den Markt am Rand der Siedlung interpretieren. Dem Anschein nach schienen die Menschen dort vor allem Nahrung anzubieten, selbst wenn sie das meiste bereits verstauten.

    Suchst du was bestimmtes?“, fragte Amany plötzlich und erweckte die Aufmerksamkeit des Verborgenen.
    Dieser warf ihr nur kurz einen Blick zu, bevor er diesen wieder nach vorne ausrichtete, als sie an den schon fast leeren Markständen vorbeigingen. „Ich suche eigentlich Ställe.“, erklärte er schlussendlich, weiter vorne einen Brunnen entdeckend, der voller Sand statt Wasser war, „Als ich zuletzt in Letopolis war, war das irgendwo hier. Und ich suche auch nach einem Ort, wo wir die Nacht verbringen können – es ist zu spät um sich großartig umschauen zu können. Wir werden mehr erfahren können, wenn wir mit den Leuten sprechen.“, sie passierten eine Stelle, wo zu ihrer Rechten die großen Gebäude am Ostende der Stadt zu sehen waren, die einstmals Tempel oder Paläste gewesen sein müssen, jedenfalls aber mindestens doppelt so hoch waren wie alle anderen Bauten in der Siedlung, „Irgendetwas Warmes zu essen zu finden, wäre auch keine schlechte Idee.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
    Rabenkopf ist offline Geändert von Rabenkopf (02.05.2019 um 10:03 Uhr)
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    Auserwählter Avatar von Rabenkopf
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    Yu Jiao

    Wäre das in Ordnung für dich?“, fragte die Chinesin so süß, dass der Jüte drauf und dran war sie zu umarmen.
    Kontrollier dich!, ermannte er sich und räusperte sich zur Ablenkung. „Natürlich!“, entwich es ihm schon fast zu enthusiastisch, weswegen er sich erneut räusperte, „Natürlich, es wäre mir eine Freude…
    Im Hintergrund hätte er schwören können, konnte man ein kindliches Kichern hören – er entschied sich das zu ignorieren und machte sich ans Werk.

    *

    Vergesst nicht – die anderen sind Fremde für uns.“, erinnerte Titos alle nochmal an die zuvor gefallenen Worte, „Und ihr habt mich nur für die Überfahrt bezahlt, Sigurd und Chloe sind eure Dolmetscher und Sklaven und ihr reiche Fremde aus dem Morgenland. Wenn die Leute denken ihr versteht ihre Sprache nicht, sind sie in übrigen weit offener als sonst. Zeitgleich kann ich mich bisschen alleine umschauen, während ihr die Siedlung erkundet – und somit sicherlich zur Zielscheibe werdet. Wenn es hier Räuber gibt, werden sie euch über kurz oder lang einen Besuch abstatten – und genau das wollen wir. Wir brauchen Informationen, wo sie die Verschleppten hingebracht haben.
    Chloe übersetzte das für Sigurd, wobei der Jüte bereits genervt dreinschaute. „Ich hasse wieder ein Sklave zu sein, selbst wenn nur zum Schein.“, erklärte er mürrisch, wobei hinterher sein Blick wieder auf Yu Jiao fiel, weswegen er murmelnd hinzufügte, so dass ihn niemand hören konnte „Auch wenn es dieses Mal eine Meisterin ist…
    Lustmolch.“, erklärte Chloe nur, Zunge austreckend und bereits lossprintend, bevor Sigurd etwas erwidern konnte.
    Hey, warte!“, rief Sigurd und rannte ihr bereits nach.

    Titos blickte ihnen hinterher, genauso wie die beiden Chinesen, die neben ihm auf dem Steg standen. Er seufzte. „Besser ihr folgt ihnen.“, erklärte er, während die beiden ihn anschauten, „Sucht am besten ein Gasthaus, es gab eins in Letopolis als ich zuletzt hier war. Ich werde währenddessen die Kneipen absuchen. Viel Glück und habt immer ein Auge hinter euch – wer weiß wie viele Räuber sich hier verstecken…
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
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  5. #225 Zitieren
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Medea und Kimon

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    Achtlos sprang die junge Ägypterin vom Rücken des Pferdes und blickte fasziniert an den beiden großen Pyramiden hoch, zwischen denen sie stand.
    "Wow." gab sie beeindruckt von sich. Von weitem waren diese imposanten Bauten ja schon ein Hingucker, aber wenn man erst zwischen ihnen stand und man sich vorkam, als sei man nur eine winzige Ameise in der großen weiten Welt, war das nochmal was ganz anderes. Sie fragte sich, wie die Ägypter diese Pyramiden gebaut hatten? Hatten sie wirklich Stein für Stein da hoch geschleppt?
    Medea schlenderte um die nordöstliche, der beiden großen Pyramiden und entdeckte einen kleinen Eingang, relativ nah am Boden.
    Wenn mich nicht alles täuscht, ist das die Cheops Pyramide. überlegte sie und ging langsam darauf zu. Was mich wohl da drin erwartet? überlegte sie weiter, neugierig und aufgeregt zu gleich.

    "Na, du bist aber eine süße:" Erschrocken fuhr die junge Ägypterin herum und sah auf zwei finster drein blickende Männer, die grinsend auf sie zu kamen. Abwartend fixierte sie die beiden Männer, wobei sich ihr gesamter Körper anspannte. Ihrer zerfetzten Kleidung nach zu urteilen, vermutete Medea Banditen und Grabräuber.
    "Wenn du da rein willst, brauchst du Leibwächter." meinte der zweite höhnisch lachend.
    "Wohl kaum." entgegnete die Ägypterin kalt und griff blitzschnell nach ihrem Bogen und einem Pfeil. Sie legte den Pfeil in die Sehne, spannte diesen und nahm die beiden abwechselnd ins Visier.
    Unbeeindruckt gingen die Männer ein paar Schritte auf sie zu. "Wer wird denn gleich so unhöflich werden?" meinte der erste Mann und blieb stehen.
    "Genau. Du bist alleine und wir haben dir unsere Hilfe angeboten." sagte der zweite grinsend und ging noch paar Schritte auf die Ägypterin zu. "Natürlich." Ein wenig verunsichert wich Medea zurück, wobei sie den gespannten Bogen weiterhin auf den näheren Mann gerichtet hielt.
    "Von euch Bastarden bestimmt nicht." rief plötzlich eine ihr sehr vertraute, männliche Stimme. Als Kimon um die Ecke geritten kam und dem hinteren Banditen mit dem Schwert den Kopf abschlug.
    Der zweite Bandit drehte sich erschrocken um und wollte schon auf Kimon los stürzen, als Medea ihren Pfeil abschoss. Leise surrend flog dieser auf den Mann zu und setzte sich in seinem Rücken fest.
    "Aaaahhhhh." schrie der Bandit vor Schmerzen auf und stolperte durch die Wucht des Pfeiles bäuchlings in den Sand. Der Sand unter ihm verfärbte sich bereits rot, als Kimon von seinem Pferd herunter sprang und mit gezogenem Schwert zum Verletzten eilte.
    Mit dem Fuß drehte er den Banditen leicht zur Seite und hielt ihm sein Schwert an die Kehle.
    "Hilfe." röchelte der Bandit, als dieser seinen letzten Atemzug tat und der Körper leblos zusammen sackte.

    "Kimon, was tust du denn hier?" fragte Medea verwundert und fiel ihrem Halbbruder um den Hals. Er schaffte es gerade noch sein Schwert fallen zu lassen und seine Schwester auf zu fangen.
    "Ich habe nach dir gesucht." antwortete er erleichtert und musterte seine Schwester von Kopf bis Fuß.
    "Mir fehlt nichts." sagte sie und sah ihn lächelnd an. "Aber warum hast du nach mir gesucht?"
    "Vater und ich hörten vom Tod deiner Mutter und ich möchte dich jetzt zu uns holen." antwortete er leise.
    dea seufzte leise."Das ist lieb, dass du nach mir schaust. Aber ich habe keine Lust in einer Kaserne zu versauern." entgegnete sie trotzig.
    "Medea bitte. Ich habe keine Lust auf Diskussionen und das du nicht auf dich selbst aufpassen kannst, hast du eben sehr eindrucksvoll gezeigt." erwiderte Kimon ruhig, aber bestimmt und griff nach ihrem Oberarm.
    "Nein:" Die junge Ägypterin riss sich los. "Ich will endlich meine Heimat bereisen und alles sehen, was es zu sehen gibt. Ich weiß garnichts über mein Land und will es kennen lernen, nein.... erleben. Verstehst du das? Und wenn ich schon mal hier bin, dann will ich auch in diese verdammte Cheops Pyramide." Trotzig drehte sie sich von Kimon weg.
    Er merkte, dass er so nicht weiter kam und bevor er seine kleine Schwester endgültig verlor, würde er wohl einen Kompromiss eingehen müssen.
    "Wenn ich dich auf deiner Reise begleite, kommst du dann ohne zu Murren mit?" schlug er nach ein wenig Bedenkzeit vor.
    "Du würdest mich durch Ägypten begleiten?" fragte Medea ungläubig nach.
    "Aber nur, wenn du anschließend mit in die Kaserne kommst." Wie er das lange Fernbleiben seinem Vater erklären sollte, wusste er zwar noch nicht, auch wenn es ihm arge Kopfschmerzen bereitete. Aber wenn er so seine Schwester wieder bei sich hätte, nahm er den Ärger mit seinem Vater durchaus in Kauf.
    "Einverstanden." willigte Medea ein und lächelte zufrieden.
    "Auf gehts." meinte Kimon nur, griff nach seinem Schwert und deutete auf den Eingang der Cheops Pyramide.




    Ippokrates / nordöstliches Lager; Nomos Herakleion (Herakleion Nome) / Ende Februar 167 n. Chr; Mittags

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    [Bild: 4069ea926af762e51ee76f84928bae2c.jpg]
    Auf der rechten Seite, beim Elefanten Symbol


    Noch immer enttäuscht darüber, dass sein Sohn neulich Nachts einfach aufgebrochen war, um seine Schwester zu suchen und somit einen direkten Befehl missachtet hatte, schlenderte der Legionär durch die Festung.
    Teilweise verstand er ja seinen Sohn, schließlich liebte er seine Tochter. Aber ihre Mutter war zu eigensinnig und sie hätte es soviel leichter haben können, für ihre Tochter und für sich selbst, wäre sie vor 3 Jahren nur mit hier her gekommen. Vielleicht würde sie ja dann noch leben?!
    Es war ihre Entscheidung. verwarf er den Gedanken wieder, auch wenn es ihn traurig stimmte.
    Auf dem Truppen Übungsplatz waren einige neue Rekruten, die sich übereifrig an den Übungspuppen aus Holz austobten. Noch vor 3 Jahren war dies hier nur ein kleines Lager, mittlerweile war es eine große Festung mit Mauern drum herum.
    Im Hintergrund waren zwei Elefanten zu hören, die in ihrem gut gesicherten Gehege auf und ab stapften und zwischendurch vor sich hin tötteten. Früher wurde diese Dickhäuter als Kriegselefanten eingesetzt, doch mittlerweile nicht mehr. Diese beiden marschierten bestenfalls noch zu Feierlichkeiten auf, wo sie geschrubbt und geschmückt wurden. Bis vor wenigen Wochen hatten sie auch nur einen Elefanten, ein männliches Tier. Der Pfleger und Besitzer dieser Tiere wollte züchten und hatte tatsächlich ein weibliches Tier in einem anderen Lager ausfindig gemacht und hier her bringen lassen.
    Das war vielleicht eine Aktion. erinnerte er sich und schmunzelte, während er die Tiere beobachtete.
    Ein junger Rekrut näherte sich dem alten Veteran und salutierte. Ippokrates erwiderte den Gruß.
    "Primus Pilus, Sie werden im Hauptgebäude erwartet." sagte er.
    Ippokrates überlegte kurz, doch ihm viel nichts vernünftiges ein, weshalb man mit ihm reden wollte. Immerhin war er eigentlich im Ruhestand und bildetete hier die Generation aus.
    "Wegtreten." sagte er schließlich zum Rekruten, der immer noch neben ihm stand.
    "Was wollen die jetzt schon wieder?" fragte er sich leise, während er zum Hauptgebäude ging.

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline
  6. #226 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Sigurd

    Es fiel Yu Jiao nicht unbedingt schwer eine Fremde zu spielen die sich hier nicht auskannte, immerhin traf beides zu. Was neu war, war der Aspekt Herrin zu spielen. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, vor allem da die Beiden erst vor kurzem aus der Sklaverei entflohen waren. Zumindestens Sigurd sah nicht unbedingt begeistert aus, sie konnte es ihm nicht verdenken? Sie lächelte ihm kurz aufmunternd zu, bis ihr einfiel das man sowas vermutlich nicht gegenüber Sklaven tat. Sie überlegte wie sich wohl reiche Fremde aufführten und kramte in ihren Erinnerungen. Sie dachte an die Hofeunuchen, mit ihren herrischen Ton gegenübern Niedergestellten. Und an die kaiserlichen Konkubinen, mit ihren unnahbar wirkenden Puppengesichtern. Sie versuchte diesen Gesichtsausdruck anzunehmen, diese Arroganz immer geschmückt mit einem kleinen Lächeln. Sie sah herüber zu Chen, dessen Gesichtsausdruck war abweisend, aber das war er häufig in der Fremde. Für ihn war das sicher keine so große Herausforderung.

    Die kleine Gruppe setzte ihren Weg durch die Stadt fort, wobei wenigstens der Sand immer weniger wurde. Im Zentrum der Stadt hatte man schon mehr ausgegraben, hier waren auch schon mehr Menschen zu erkennen. Yu Jiao stellte fest das diese auch sehr gut darin waren unnahbar zu wirken, merkwürdig wenn man bedachte das sie mehr Einwohner haben wollten. Vielleicht wunderten sie sich auch nur über die Fremden mit Mandelaugen, begleitet von einem Riesen und einem kleinen Kind. Sigurd und Chloe hatten inzwischen ihr fangen spielen eingestellt, oder was auch immer die beiden vorhin getrieben hatten. Die Asiatin war froh darüber, sonst hätte sie beide wohl zur Ordnung rufen müssen. Sklavenbesitzer taten das sicher.
    Sie stellte fest das momentan mehr Menschen von außerhalb ins Zentrum strömten, viele trugen Kisten oder Einkäufe mit sich, vielleicht hatte ein Markt stattgefunden. Die Abenddämmerung nahte und dann wollte man sicher nicht mehr im Sand stehen. Ein weiterer Grund dieses Gasthaus zu finden von dem Titos gesprochen hatte. Yu Jiao war schon kurz darauf zu fragen als ihr einfiel das sie das ja nicht sollte. "Du bist eine reiche Reisende aus dem Morgenland.", ermahnte sie sich.
    "Diese Stadt hat auch schonmal bessere Zeiten gesehen. Alles voller Sand!", sprach sie recht laut auf chinesisch an ihren Bruder gewandt. Dieser drehte sich um.
    "Wohl wahr, es wundert mich das sie so lange im Sand feststeckte. Kein Wunder das hier nur Abschaum hin will.", erwiderte Chen und ließ den Blick schweifen. Auch er sprach nicht unbedingt leise, ganz offensichtlich wollte Yu Jiao ein wenig Aufmerksamkeit erwecken. Yu Jiao kicherte hochnäsig wie sie es mal bei einer der Konkubinen erlebt hatte. "Chloe!", sprach die Chinesin dann das Mädchen bestimmt an. "Frag die Leute wo das Gasthaus ist.", befahl sie auf chinesisch, wobei sie näher herantrat und es ihr in einem freundlicheren Tonfall auf griechisch zu wisperte. Chloe schien tatsächlich die Rolle angenommen zu haben und nickte ergeben.
    "Ihr da, der Herr und die Herrin suchen ein Gasthaus wo sie die Nacht verbringen können.", sprach sie einen Passanten energisch an. Dieser musterte das Kind abfällig, betrachtete skeptisch Sigurd und ließ dann seinen verdutzten Blick auf den beiden Chinesen ruhen. "Was sind das denn für Gestalten?", fragte er verwundert während er Yu Jiao anstarrte. "Reisende aus den fernen Ländern der Seide. Ihr habt sicher schon einmal davon gehört. Wir werden es wohl nicht mehr bis nach Alexandria schaffen und sie werden ganz sicher nicht im Sande schlafen wollen.", verkündete Chloe und schaute den Mann an als sei er nicht ganz bei Trost. Im Hintergrund führten die beiden Chinesen ein Gespräch, wobei sich Yu Jiao Mühe gab ihre Bedenken wo sie nach diesem Aufenthalt überall Sand finden würde, wie eine Diskussion über die neuesten Seidengewänder am Hof klingen zu lassen. Der Passant stutzte kurz, dann gab er Chloe eine Wegbeschreibung. Als sich die Gruppe fortbewegte schaute er den beiden Asiaten noch nachdenklich hinterher.

    Schließlich erreichte die Gruppe das Gasthaus, welches sich im weitgehend sandfreien Zentrum der Stadt befand. Von drinnen war Stimmengewirr zu vernehmen, ein paar Passanten standen vor der geschlossenen Tür und unterhielten sich. Yu Jiao ging zielstrebig darauf zu, blieb dann aber vor der Tür stehen. Anstatt die Passanten anzuschauen die sie neugierig musterten schaute sie zu Sigurd hinauf, der dicht hinter ihr war. Erwartungsvoll schaute sie den Jüten an, dann zur Tür. Dieser schaute leicht verwirrt zurück, worauf der Blick der Chinesin kurz piktiert wirkte, so als ob sie in etwas hineingetreten wäre. Chloe schalt sich ein.
    "Du sollst der Herrin die Tür aufmachen, du Kamel.", fuhr sie den Hünen auf Latein an, was so albern wirkte das Yu Jiao ein Lachen unterdrücken musste. Doch die Asiatin hielt ihre Fassade aufrecht. Dabei sprach Chloe das Wort Herrin so laut aus, das es die Passanten auch sicher mitbekamen. Der eine oder andere von ihnen konnte sicherlich Latein.
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  7. #227 Zitieren
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    Raneb

    Amany blickte zum Himmel. Lange werden sie wirklich kein Tageslicht mehr haben, so blieben ihnen nur eine sichere Unterbringung für die Pferde und eine Unterkunft für sich selbst zu finden.
    "Mich darfst du da nicht fragen, ich kenne mich hier überhaupt nicht aus." sagte sie leise und blickte entschuldigend zu Raneb auf.
    "Hat es sich hier seid deinem letzten Besuch denn so sehr verändert?" wollte sie neugierig wissen.
    Doch sie wartete erst garnicht die Antwort ab, denn zu ihrer rechten tauchten große Gebäude auf, ehemalige Tempel, vielleicht auch Paläste, die ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Gebäude, die doppelt so groß waren, wie der Rest von Letopolis. Wer da wohl drin lebte? fragte sie sich in Gedanken und ein neugieriges Funkeln huschte durch ihre Augen.
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  8. #228 Zitieren
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    Ino

    Nach dem vierten Kampf, den Neferu nur noch in Bruchteilen mitverfolgt hatte, verabschiedete sich die Ägypterin von ihrem Gastgeber. Dieser sicherte ihr zu schon bald die erforderlichen Dokumente zukommen zu lassen und das man wohl schon bald voneinander hören würde. Gerade das trübte ein wenig die Laune der Händlerin.
    Sie war selbst ein wenig von ihrer Schwermut überrascht, immerhin hatte sie gerade ein lukratives Geschäft abgeschlossen, ohne einen einzigen Denar dafür zahlen zu müssen. Doch der ausstehende Gefallen vergiftete diesen Erfolg, sie mochte keine unklaren Verhältnisse oder jemanden etwas schuldig zu sein. Vor allem niemanden der so reich und einflussreich war wie der Getreidehändler. Sie seufzte nachdenklich, während sie die steinernen Stufen des Theaters herabschritt.
    Sie musste wohl den positiven Aspekt sehen, ihr Geschäft fortführen. Die Ladung musste vorbereitet, der Kapitän instruiert werden. Um letzteres würde sich wohl ihr Vater kümmern, vermutlich würde er auch die Fracht begleiten. Neferu war sich noch nicht sicher ob sie bei dieser Fahrt selbst mit an Bord sein würden. Getreidehandel war keine große Kunst, der Staat kaufte es und gab den Preis vor. In Sachen Grundversorgung gab es keinen großen Spielraum, dafür jedoch fest eingeplanbare Gewinne.
    "Zeit nach Hause zu gehen, nicht wahr?", sprach sie leicht trübsinnig an Hent gewandt. Die Nubierin bemerkte die schlechte Laune ihrer Herrin und lächelte aufmunternd.
    Am Ausgang konnte Neferu schon die Massen erkennen welche immer noch aus dem Theater strömten. Es waren schon bedeutend weniger geworden, schließlich hatte sie bewusst etwas gewartet. Trotzdem war nich einiges an Volk im und vor dem Theater, schwatzend und fluchend über die Kämpfe, manche mit ihren Gewinnen prahlend.

    Neferu wollte sich gerade geübt durch die Menge schlängeln, als sie plötzlich Musik und Gesang hörte. Erst jetzt fiel ihr auf das sich ein kleinerer Pulk von Menschen gebildet hatte die nicht schwatzten sondern alle in dieselbe Richtung schauten. Folgerichtig schlussfolgerte die Ägypterin das die Klänge von dort ihren Ursprung hatten. Es war ein leichtes, heiteres Lied mit einer hellen Melodie. Das Lied handelte von der Geschichte um Eros und Psyche, den Gott der sich in eine Sterbliche verliebte und diese letztendlich nach allen Widrigkeiten ebenfalls Unsterblichkeit erhielt. Die Händlerin kannte dieses Lied, beziehungsweise eine Variante die ihre Mutter ihr früher immer vorgesungen hatte. Nicht ohne Grund hieß ihre Katze auch Psyche. Der Gedanken an diese Kindheitserinnerung vertrieb ein wenig die Schwermut von Neferus Gemüt und die Melodie bessere ihre Laune. Die Stimme war weiblich und merkwürdigerweise kam sie Neferu auch ein wenig bekannt vor. Vorsichtig schob sie sich nach vorne, näher an die Quelle des Gesangs, blieb aber dann in der zweiten Reihe stehen. Dennoch konnte sie erkennen wer sang, es war die Remplerin vom Vortag. Ino war ihr Name gewesen und jetzt viel ihr wieder ein das diese sie ja am Abend besuchen würde. Neferus Mund umspielte ein feines Lächeln. Ein gewisses Talent konnte man nicht abstreiten, auch wenn es vermutlich seine Gründe hatte das die Künstlerin vor dem Theater spielen musste. Anhand ihrer Aufmachung hatte Neferu schon am gestrigen Tage vermutet das sie nicht unbedingt vom Erfolg gesegnet war. Jetzt wo sie die junge Frau hörte fragte sie sich was wohl die Gründe dafür waren.
    Schließlich endete Ino ihr Lied und die Menge applaudierte, manche johlten und grölten Liedwünsche, vermutlich jene die schon im Theater ein wenig zu tief in die Amphore geschaut hatten. Ein paar schritten auch nach vorne und legten den einen oder anderen Chalkos, oder Obolos auf den Teller, manche sogar einen Tribolos.
    Neferu kramte in ihrer Tasche und gab es Hent in die Hand. Die Nubierin drängelte sich für ihre Herrin nach vorne und legte die Tetradrachme auf den Teller. Die silberne Münze funkelte auf den verschiedenen Münzen aus Bronze und Kupfer und zeigte das Symbol der Stadt Alexandria. Hent lächelte Ino freundlich an und ging dann zurück zu Neferu, wobei diese auch in das Blickfeld der Sängerin fiel. Die Händlerin nickte ihr wohlwollend zu, lächelte und machte sich dann wieder auf den Weg. Ihr Heim wartete auf sie und sie konnte nach diesem Tag wirklich ein Bad gebrauchen.
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    Lateef

    Erschöpft saß Silos auf dem Rand eines Beckens während Lateef erzählte. Es war heiß und die Lauferei durch den Garten war auch nicht unbedingt entspannend. Dazu kam noch die Frustration, denn seine Befragung war nicht sonderlich von Erfolg gekrönt worden. Ächzend erhob er sich vom Beckenrand als Lateef ihn fragte ob er etwas herausgefunden habe. Der Diener atmete betont laut aus und schüttelte den Kopf.
    "Ich fühle mich allmählich wie Sysiphos, ständig am laufen aber ohne Ergebnis. Und immer wenn man denkt, es ist geschafft, gleitet einem der Erfolg aus den Händen.", erklärte er und vollführte mit seiner Hand die Bewegung eines rollenden Steines. Er lächelte leicht gequält.
    "Offensichtlich haben ihn sehr viele Leute mal hier gesehen, doch die Zeiten variieren. Ebenso der Ort wo man ihn hier trifft. Er betritt die Gärten aus unterschiedlichen Richtungen und verlässt sie in andere. Manchmal scheint er aus keiner Richtung zu kommen, dann wirkt es als hätte ihn der orcus ausgespuckt.",fügte er an.
    "Ich bin mir deswegen nicht gerade sicher ob ich einen Sonnenstich habe, oder die Leute hier. Ich bezweifle jedoch beides.", sprach er nachdenklich.
    "Ihr könntet natürlich jemanden bezahlen der sich auf die Lauer legt, doch ist bei so einem Mann fraglich ob er noch hier ist wenn ihr die Kunde davon erhaltet.", griff er den Gedanken des Übersetzers auf. Nachdenklich scharrte er mit seinem Fuß im Sand, diese Suche gestaltete sich als so schwierig wie er vermutet hatte.
    "Nun wenn wir hier warten ist dies allerdings auch kaum von Nutzen. Wenn ihr mich fragt, sollten wir uns einen schattigen Platz suchen, die Mittagshitze abwarten und uns erfrischen. Wir sind schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen und unsere andere Spur werden wir erst gegen Abend treffen können.", schlug Silos vor.
    "Es liegt natürlich an euch, ich bin nur ein erschöpfter Mann im fortgeschrittenen Alter. Wenn ihr noch eine Idee habt, oder weiter hier suchen wollt unterstütze ich euch natürlich.", verkündete Silos gutmütig und streckte sich kurz.
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    Amany

    Es waren mal ein Tempel gewesen.“, erklärte der Verborgene, als er den neugierigen Blick der jungen Ägypterin bemerkte, „Mit Priestern, Akolythen, Altaren usw. – aber das ist schon lange her. Da drin gibt es mehr Sand, als in den meisten anderen Gebäuden. Nur ein Teil der Räumlichkeiten kann noch betreten werden.“, er legte eine Hand ans Kinn, „Ich glaub in einem Teil dieser Gebäude hatte man ein Sachmet-Altar errichtet, aber ich könnte mich auch irren. Als richtiger Tempel werden die Gebäude jedenfalls nicht mehr benutzt – die meisten Priester haben längst die Hoffnung verloren die Stadt noch zu retten und haben die Einwohner ihrem Schicksal überlassen.“, sie zogen weiter durch die immer noch recht leeren Straßen von Letopolis, als Raneb in der Ferne eine ihm vertraute Struktur erkannte und deswegen anfing darauf zuzusteuern, „Als ich zuletzt in Letopolis war, hatte sich irgendein verrückter Grieche in südlichen Teil des Tempels eingenistet und verlangt das jeder ihn von nun an Herr nennen sollte – weil er in einem Palast wohnte und so weiter, du verstehst. Er war nicht sonderlich erfolgreich dabei die Leute davon zu überzeugen, dass das eine gute Idee war und der Ort wo er schlief, hatte immer mehr Sand, als alle anderen Einwohner in ihren kleineren Häuschen. Weißt nicht, ob er immer noch dort wohnt…“, sie erreichten nun die Struktur, die sich als die gesuchten Ställe erwiesen, „Bringen wir erst einmal die Tiere rein, damit sie sich ausruhen können…

    Drinnen zeigte Raneb Amany wie man sich um ein Pferd in einem Stall kümmerte, bevor er zum Besitzer ging und diesen für den Schutz bezahlte – er zahlte lieber ein paar Drachmen mehr als gefordert, damit der Mann wirklich auf die Tiere aufpasste. Dass der Stall nicht vereinsamt war, sondern recht viele Tiere aufwies, ließ den Verborgenen glauben, dass die Pferde hier sicher sein würden. Aber es brachte ihn auch auf eine Idee. „Das Geschäft blüht wohl, was?“, fragte er den Stallbesitzer leichtherzig, einen Blick auf die Tiere werfend. Der sandige Boden im Stall hatte eindeutig Spuren davon, dass kürzlich wohl der meisten der aktuell anwesenden Tiere hier entlang geführt worden waren.
    Letopolis ist eben eine Zuflucht, mein Freund.“, antwortete der bärtige Besitzer mit einem zufriedenen Lächeln, „Die letzte Zuflucht vor den Fängen des Seth – jeder der die Wüste im Süden durchqueren möchte, hat hier seinen letzten Zwischenstopp.
    War das schon immer so, mein Freund?“, fragte Raneb, blauäugig klingend, während Amany schweigend zuhörte, „Ich war noch nie hier, aber die Geschichten über Letopolis sind nicht wirklich-
    Alles Lüge!“, unterbrach der Stallbesitzer ihn lachend, „Letopolis ist eine blühende Metropole, wo immer mehr Menschen hinzuziehen. Wer lässt sich schon von einem bisschen Sand davon abhalten ein Vermögen zu machen?“, er lachte erneut, „Jeden Tag kommen neue Leute her – ihr seid der beste Beweis dafür.
    Raneb lächelte. „Wohl wahr.“, antwortete er, bevor er erneut auf die Spuren im Stall schaute und dieses Mal auch mit dem Finger darauf verwies, „Kommen diese Leute eigentlich immer in solchen Massen…?
    Der Stallbesitzer schaute ihn verblüfft an, schaute worauf Raneb zeigte und erwiderte leicht verdutzt: „Woher wisst ihr…?
    Ich bin Jäger. Ich kenn mich mit Spuren aus.“, erklärte der Verborgene erneut warm lächelnd, plötzlich einen Arm um Amany legend, „Dies ist meine kleine Schwester – ich bringe ihr gerade das Handwerk bei.
    Der Stallbesitzer besah sich der jungen Ägypterin und ihm schien zu gefallen, was er sah. Erst dann blickte er Raneb wieder an, zufrieden lächelnd. „Eine hübsche, junge Frau habt ihr da als Schwester.“, erklärte er zunächst, „Zwar finde ich Jagen als Profession für das Weibsvolk bisschen unpassend, aber jedem das seine. Meine kleine Schwester wäre wohl in diesem Alter bereits unter der Haube.“, er zupfte sich bisschen an seinem Bart, schien kurz zu überlegen, „Ihr habt jedenfalls ein scharfes Auge – ja erst vor kurzem kam eine Karawane hier an.“, Raneb bemerkte, dass der Besitzer beim Begriff ‚Karawane‘ die Anzeichen eines nicht unerfahrenen Lügners präsentierte, „Noch bevor die Sonne anfing unterzugehen – die haben sich aber gefreut noch rechtzeitig hier angekommen zu sein, dass könnt ihr mir glauben.
    Eine Karawane?“, fragte Raneb, leicht verdutzt sich am Kinn reibend, „Wisst ihr wo ich diese Leute finden kann? Händler können immer die guten Dienste eines Jägers gebrauchen.“, er legte seine Hand dieses Mal auf den Kopf von Amany und spielte bisschen mit ihren Haaren, „Und es wären die perfekten Bedingungen um der Kleinen die ersten Handgriffe zu zeigen.
    Der Stallbesitzer zögerte. Er schaute sich die Ägypterin kurz an, aber am Ende schien er mental mit den Achseln zu zucken, denn er antwortete: „Es gibt nur einen Ort wo so viele Leute sein könnten: beim alten Menes. Er betreibt hier das größte Gasthaus. Geht einfach ins Zentrum der Siedlung – ihr könnt es nicht verfehlen. Es ist der Ort, wo sich gerade sicherlich die meisten Menschen aufhalten werden.
    Danke.“, erklärte Raneb, beugte seinen Kopf noch kurz wobei er dasselbe mit Amanys machte um die Rolle der noch unerfahrenen, kleinen Schwester zu komplettieren. Hinterher drehten sich beide um und gingen in Richtung Siedlungsmitte.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Titos & Sigurd/02.05.19

    Der Verborgene hatte das Boot ans Ufer gezogen, nachdem die anderen ihn verlassen hatten. Hinterher hatte er es mit Seilen gesichert und erst daraufhin sich daran gemacht, den Ort zu verlassen. Es gibt jede Menge Kneipen in Letopolis…erinnerte er sich an seinen letzen Besuch, Die meisten aber sehen wie herkömmliche Wohnhäuser aus. Nur das große Gasthaus ist wirklich als Gasthaus erkennbar…wo war nochmal die nächstgelegene?
    Die Schatten wurden länger, während die Sonne unterging und Titos sich durch den Sand quälte. Er passierte einen kleinen Altar, der an Sachmet gerichtet war – wie quasi alle religiösen Bauten in Letopolis. Worum man aber die Göttin des Krieges bat, das unterschied sich von Mensch zu Mensch. Der Verborgene wusste, dass es einen größeren Sachmet-Altar im Innern der großen Bauten gab, aber er wurde von niemanden gewartet – als er zuletzt hier war, hatte Letopolis keine Priester gehabt.

    Plötzlich blieb er stehen, als ein Mensch geflogen kam. Er landete hart auf dem Sand vor Titos‘ Sandalen und war von einem Gebäude zu seiner Linken geflogen gekommen. „Und wer ist jetzt der Stärkste, he?!“, rief ein bärtiger Ägypter dort vom Türrahmen. Er hickste lautstark, nachdem er gesprochen hatte, drehte sich wieder um und kehrte in das Gebäude zurück, ohne die Tür zuzumachen. Drinnen konnte Titos eine Menge Männer sehen, die sich um ein paar Tische versammelt hatten und genüsslich ihr Bier schlürften. Ein guter Anfang, dachte sich der Verborgene und betrat die von außen wie ein Wohnhaus aussehende Kneipe.
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    Yu Jiao

    Sie zogen durch die sandige Siedlung. Sigurd hatte sich zwar schon an die Menge an Sand gewöhnt, seit er zum ersten Mal in diese Region kam – aber so viel Sand, an einem Ort mitsamt Menschen gepfercht, hatte er noch nicht gesehen. Wieso tragen sie das nicht einfach ab?, dachte sich der Jüte, während er durch den weichen Untergrund stampfte. Er sackte dabei immer wieder in diesen hinein, fast als wäre es weicher Schnee, während die anderen keine Probleme dieser Art hatten. Zumindest nicht so häufig wie er. Chloe kicherte mehr als einmal, wenn ihm das passierte.
    Yu Jiao hatte inzwischen eine seltsame Verhaltensweise angekommen. Sie sprach nur noch ihre Muttersprache, äußerst laut und selbst wenn Sigurd kein Wort verstand, klang jedes Wort so hochnäsig, wie er es von der kleinen Chinesin noch nicht gewohnt war. Ihr Bruder schien dabei mitzumachen und der Jüte konnte sich nur verwundert über den nachwachsenden Bart kratzen. Verhalten sich so reiche Fremde aus dem Morgenland?, wunderte er sich, denn selbst seine einstigen Meister hatten sich niemals so seltsam verhalten.

    Mithilfe von Chloe fanden sie jedenfalls endlich zum Gasthaus. Der Sand hier war geerdeter und der Jüte hatte es wieder leichter durch diesen hindurchgehen. Das Gebäude stand neben anderen Gebäuden in einem Halbkreis um einen alten Brunnen aufgestellt, aber es war eindeutig das größte Gebäude in diesem Bereich der Siedlung – die großen Bauten im Osten überragten ja ansonsten alle anderen Gebäude. Das Gasthaus hatte zwei Stockwerke und ging vor allem in die Breite – aber trotzdem mussten die Gäste draußen herumstehen und sich mit Bierkrügen in der Hand unterhalten. Als er das schaumige Getränk sah, schleckte er sich sehnsüchtig über die Lippen.
    Als sie die Tür erreichten, ging Yu Jiao vor, aber statt einfach einzutreten, fing sie nun an Sigurd erwartungsvoll anzuschauen. Hmmm?, wunderte sich der Jüte, Sind ihr die Hände abhanden gekommen?, er hob eine Hand und machte die Geste eines Türklinke-runterdrückens. Sie schaute ihn nur weiterhin an.


    "Du sollst der Herrin die Tür aufmachen, du Kamel.", fuhr Chloe ihn plötzlich an und er blickte zunächst wütend zu ihr rüber. Erst hinterher erinnerte er sich daran, dass gute Sklaven ja ihren Herren die Tür aufmachten – er war wohl wirklich ein schlechter Sklave gewesen, wobei er darüber böse grinsen musste.
    Statt auf die Beleidigung der Kleinen zu reagieren, ging er nun zur Tür, baute sich vor dieser auf, so dass die Passanten ihm eingeschüchtert Platz machten und öffnete diese dann – und hinterher ging er einfach hindurch, den Kopf beugend. Im Türrahmen blieb er plötzlich stehen, sich daran erinnernd, dass er wohl zuerst Yu und Chen hätte durchlassen müssen, aber sich daraufhin daran erinnernd, dass das auch so funktionieren könnte – er betrat den Raum, stellte sich breitbeinig auf und musterte diesen mit strengem Blick, wie ein Bodyguard, der zuerst nachschaute, ob alles sicher für seinen Schützling war.
    Der Raum war recht breit und füllte wohl den größten Teil des Erdgeschosses aus – nur hinter der Theke, hinter der ein alter Grieche stand, führte eine Tür in einen weiteren Raum. Eine Treppe rechts von der Theke führte nach oben, während der größte Teil des Raumes mit runden Tischen und Stühlen aus Holz übersät war. Die meisten Tische waren bereits besetzt und zumeist saßen drei bis vier Leute an einem Tisch – meistens Männer, von jung bis alt. Die meisten Frauen waren die Bedienstete, die den Gästen ihre Speisen brachten.
    Einige der Gäste hatten sich umgedreht, als er hereingeplatzt war, hatten aber recht schnell das Interesse verloren – eine seltsame Reaktion befand der Jüte, aber keine die eine unmittelbare Gefahr darstellte. Erst hinterher drehte er sich halb um und winkte die anderen in das Gasthaus.
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  13. #233 Zitieren
    #16  Avatar von Forenperser
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    Silos

    Silos`Erkenntnisse waren genau so gut wie seine - das hieß, er hatte keine. Sabaf schien wie ein leibhaftiger Geist zu sein. Überall und nirgendwo. Nachdem er fertig war seufzte Lateef und setzte sich kurz zu seinem älteren Begleiter.
    "Wisst Ihr, ich glaube ihr habt mir vorerst genug geholfen. Ich bin euch dankbar für eure Unterstützung, auch wenn wir noch keine neuen Erkenntnisse haben.....geht. Kehrt vorerst zurück zu eurer Herrin und ruht euch aus. Ich will nicht eure Gesundheit aufs Spiel setzen."
    Er richtete sich wieder auf.
    "Ich werde noch eine kurze Weile hier bleiben um nachzudenken. Dann komme ich nach. Vielleicht fallen uns dann neue Vorgehensweisen ein....."
    Auch wenn er ein Leibeigener war, so fühlte Lateef sich wahrlich nicht wohl dabei ihn so ununterbrochen von einem Ort zum anderen mitzuziehen.

    Nachdem Silos gegangen war, stand der Übersetzer noch einige Minuten am Rande des Wasserbeckens und dachte nach. Doch egal wie sehr er sich anstrengte, er kam einfach auf keine brauchbare Idee. Diese ganze Sache war so viel größer als alles, was er bislang erlebt hatte....
    "Ach...."
    Schließlich gab er es auf und machte sich langsamen Schrittes daran den Garten zu verlassen. Vorbei an den drängelnden Menschenmassen schlug er sich in eine der etwas leereren Nebengassen. Den Weg zurück zu Neferu's Residenz hatte er sich eingeprägt, so viel Konzentration war ihm trotz all der Aufregung geblieben.
    "Hm?"
    Er drehte sich um. Hatte sich da gerade etwas hinter ihm bewegt? Doch nichts war zu sehen. Vielleicht nur ein harmloser Windstoß.
    "Ich sehe wahrlich schon Gespens-...."
    Bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte erstarrte er. Ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Bauchgegend aus. Entsetzt sah er an sich herunter und erblickte den Dolch, der bis zur Hälfte der Klinge in ihm steckte. Langsam tropfte der rote Lebenssaft vor seine Füße in den Sand.
    Lati riss den Mund auf und wollte schreien, doch etwas hinderte ihn daran. Eine große, starke, behandschuhte Hand unterdrückte jeden Laut, der aus ihm zu kommen versuchte. Dann merkte er wie seine Sicht verschwamm und mit einem lautlosen Seufzer verlor er das Bewusstsein.
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  14. #234 Zitieren
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    Neferu & Hent

    Ihr Plan ging auf, das konnte sie aus dem Augenwinkel erkennen. Sie konzentrierte sich natürlich aufs Musizieren, aber jedem wäre wohl die immer weiter wachsende Menschenmenge aufgefallen. Als sie ihr Lied beendet hatte, hörte sie sogar Jubelrufe – die Syrerin wurde ganz rot im Gesicht. So viel Beifall hatte sie seit…nun seit der Heimat nicht mehr erleben dürfen. Sie beugte ihr Haupt in Dankbarkeit, während einige der Zuhörer ihr auch finanziell unter die Arme griffen.
    Dabei bemerkte sie eine hübsche, junge Nubierin, die ihr freundlich zulächelte, bevor sie zu ihrer Herrin zurückkehrte – Neferu. Ino machte große Augen, als die junge Herrin ihr gütig zunickte. Die junge Musikerin erwiderte dies, freudig lächelnd, bevor diese sich umdrehte und die Menge verließ. Ino blickte ihr noch eine Weile hinterher, bevor sie wieder einen Blick auf ihren schon recht üppig gefüllten Teller warf und bemerkte, dass die Leute mit ihrer Großzügigkeit noch nicht am Ende waren. Die Syrerin fing wieder an sich zu bedanken.

    Als sie fast fertig war den Großteil der Münzen in ihren Geldbeutel zu stecken – der bisher so leicht wie leer gewesen ist – trat jemand zu ihr. Sie wollte gerade aufblicken, als sich dieser jemand ebenfalls hinhockte und anfing ihr zu helfen – es war Benjamin. Sein Gesicht sah leicht schockiert, aber auch sehr erfreut aus, als er dieses zu ihr hinwendete. „Überrascht?“, fragte die junge Musikerin mit einem Grinsen.
    Er kicherte. „Du glaubst nicht wie sehr.“, antwortete er, „Entweder die Leute haben endlich ihr Herz gefunden oder du hast bisher einfach nur an den falschen Orten gespielt, Ino.
    Sie erhoben sich mit dem Teller in Benjamins Hand, auf dem nur noch die Münzen waren, die in keinem ihrer Geldbeutel Platz gefunden hatten. „Vielleicht ja beides.“, erklärte die Musikerin und warf noch einen Blick auf das Theater, bevor sie sich wieder ihrem Begleiter zudrehte, „Hast du es gefunden?
    Ja, es ist nicht wirklich schwierig zu finden.“, antwortete der Jude, die übrig gebliebenen Münzen genauer in Augenschein nehmend um ihren Wert zu bestimmen; erst daraufhin blickte er Ino wieder an und fügte hinzu: „Ich glaub hier ist genügend Geld um sich eine halbwegs ordentliche Mahlzeit zu kaufen, bevor wir dorthin aufbrechen müssen.
    Ino leckte sich über die spröden Lippen. „Gute Idee, lass uns gehen…“, erklärte sie, nahm die leere Wasserflasche und ihre Lyra auf und machte sich bereits auf den Weg.
    Und hinterher zähle ich auch die anderen Münzen durch.“, erklärte Benjamin, ihr folgend, „Am besten, wenn wir in der Nähe des Anwesens sind. Dort sollten wir dabei keine unnötig neugierigen Blicken auf uns lenken…Diebe gibt es überall…

    Einer geht gerade neben mir.“, erklärte Ino, wieder grinsend, als sie gerade an einer alten Frau vorbeigingen, die am Straßenrand saß. Sie sah nicht nur alt aus, sondern auch krank – sie trug die Zeichen dieser neuen Krankheit im Gesicht, die sich seit Wochen in der Stadt ausbreitete, während ein leerer Teller vor ihr lag. Sie machte keine Anstalten darum zu betteln, sondern blickte einfach nur auf, gen Himmel schauend.
    Bevor Benjamin etwas tun konnte, hatte sich Ino einige der Münzen vom Teller stibitzt und hockte sich zum Teller hin. Die Münzen landeten darauf, während die alte Frau ihr einen Blick zuwarf. „Für eine warme Mahlzeit.“, erklärte Ino wohlwollend, der Bettlerin freundlich zulächelnd. Diese erwiderte das Lächeln, wobei klar wurde, dass sie kaum noch irgendwelche Zähne hatte.
    Ino…“, zischte Benjamin und zog die junge Frau hoch, bevor er sie zum Weitergehen drängte, „Bettler geben anderen Bettlern nicht ihr weniges Geld ab…willst du hungrig zu der Herrin erscheinen?
    Ino blickte immer noch zur alten Frau, die die Münzen nicht angerührt hatte und Sorge umspielte ihr Gesicht. Erst hinterher, immer noch im Gehen, drehte sie ihren Kopf wieder Benjamin zu. „Natürlich nicht.“, antwortete sie, einen traurigen Atemzug tuend, „Aber wenn wir diesen Leuten kein Geld geben…wer dann?
    Darauf wusste ihr Begleiter keine Antwort.
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    Rabenkopf ist offline Geändert von Rabenkopf (16.05.2019 um 09:55 Uhr)
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Sigurd

    Elegant schwebte Yu Jiao in den Schankraum und musterte interessiert die Anwesenden. Kurz nach ihr kam Chen in den Raum hinein. Die meisten Anwesenden schauten kurz zu den beiden Chinesen, manche recht offen, andere verstohlen. Der Großteil wandte sich dann wieder den eigenen Dingen zu, dennoch hatte Yu Jiao das Gefühl dass man sie weiterhin musterte. Leichtfüßig tippelte sie zu einem freien Tisch und ließ sich dort nieder. Der Rest der Gruppe folgte ihr und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
    Mit einem leicht angewiderten Ausdruck fegte die Chinesin etwas Dreck vom Tisch, weiterhin bemüht in ihrer Rolle zu bleiben. Auf ihrer Reise hatte sie schon viel heruntergekommene Orte besucht. Ihr Blick wanderte erneut durch den Raum. Sicherlich es war ein Schankraum, dennoch wunderte es sie das so wenig Frauen hier waren. War das in der Stadt genau so gewesen? Nachdenklich wanderte ihr Blick zu Chen, dieser sah so aus als würde er über allem schweben. Yu Jiao setzte ihre Maske der Höflichkeit auf, während sie ihre skeptische Frage stellte:
    "Was denkst du? Irgendwie gefällt es mir hier nicht." Chen nickte zustimmend.
    "Ja die Leute hier wirken sonderbar. Sie benehmen sich nicht sonderbar, jedoch herrscht hier nicht dieses Gefühl welches man in einer Gaststätte einer normalen Stadt hat."
    "Es ist ja auch keine normale Stadt, sondern eine ausgegrabene.", bemerkte Yu Jiao und unterstrich dies indem sie sich Sand vom Gewand abstrich.
    "Dennoch, wir sollten vorsichtig sein. Oder auch nicht, denn wir sollen ja Aufmerksamkeit erregen.", erwiderte Chen überlegt und schlug dann mit der Faust auf den Tisch.
    "Bedienung! Wen muss man hier schlagen um etwas zu trinken bekommen?", rief er lautstark und schaute sich nach den Bedienungen um. Yu Jiao lächelte scheinbar amüsiert. Auch wenn sie in einer fremden Sprache erklang, die Botschaft schien bei der Bedienung anzukommen und eine junge Frau erkundigte sich nach ihren Wünschen.
    "Ob die Säfte oder ähnliches haben?", fragte Yu Jiao ihren Bruder der sie nur schief angrinste. "Die Leute hier sehen nicht nach Safttrinkern aus. Bestell einfach was!", entgegnete Chen, den letzten Teil an Chloe gerichtet. Diese schien wesentlich geeigneter zu improvisieren als der Jüte. Außerdem hatte die junge Frau nicht auf Latein gefragt.
    "Meine Herrin nimmt einen Wein, der Herr ein Bier. Mir selbst gesteht die Dame eine Ziegenmilch zu. Der tumbe Riese dort trinkt Wasser, er muss einen klaren Kopf behalten."
    , bestellte Chloe auf griechisch und schaute den Jüten frech an, bevor sie ihren Kopf leicht vor Yu und Chen verneigte.
    "Oh und frag direkt nach einer Möglichkeit zu nächtigen.", warf Yu Jiao ein und unterstrich ihre Aussage indem sie sich scheinbar müde am rechten Auge rieb. Chloe verstand die Geste und nickte knapp. "Und die Meister beabsichtigen eure Herberge mit ihrer Anwesenheit über Nacht zu beehren. Also besorgt bitte einen Raum mit Matratzen die nicht voller Flöhe und Dreck sind.", wies Chloe die Bedienung an. Yu Jiao nickte scheinbar geistesabwesend, etwas Dreck auf der Tischplatte betrachtend.
    Die junge Frau nickte dienstbar, wischte den Dreck mit einem Tuch weg und lief dann in Richtung Theke.

    Yu Jiao löste den Knoten der ihr Haar zusammenhielt und schüttelte dieses leicht aus, ein paar Sandkörner fielen aus dem schwarzen Schopf. Dann legte sie ihr oberes Gewand ab, so dass wieder das rote Seidengewand zum Vorschein kam. Normalerweise würde sie das nicht an so einem Ort zu Schau stellen, doch für ihren Plan war das vermutlich von Vorteil. Scheinbar gelangweilt spielte sie dann mit einer Locke herum und wickelte diese um ihren Finger, wobei ihr Mund stetig ein Lächeln zeigte. Mit der Maske der gelangweilten Dame ließ sie ihren Blick wieder über die Tische streifen und versuchte die anderen Gäste einzuschätzen.
    Die antrabende Bedienung unterbrach diese Observation und stellte die bestellten Getränke auf den Tisch. Während Sigurd sein Wasser nicht unbedingt gutgelaunt anstarrte warf ihm Chloe einen triumphierenden Blick zu. Yu Jiao betrachtete den Wein vor ihr auch leicht nachdenklich an. Ob es klug war Wein zu trinken?
    Dann kramte sie einen kleinen Beutel hervor und schüttete die Münzen auf den Tisch aus, so auffällig das man es vermutlich auch am Nachbartisch mitbekam.
    "Bezahl sie.", sprach sie an Chloe gewandt und zeigte auf den Münzhaufen, so als ginge sie die ganze Sache eigentlich nichts an. Nachdem diese ein paar Münzen rausgefischt hatte ließ Yu Jiao die Münzen laut klimpernd wieder in ihren Beutel fallen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie ein paar interessierte Blicke vom Nachbartisch.
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  16. #236 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Lateef Ino

    Ihr eigenes Anwesen war erfüllt von einer erfrischenden Kühle und dem unersetzlichen Gefühl von Verborgenheit. Der Tag war stressiger als wünschenswert gewesen auch wenn sie letztendlich als Siegerin vom Platz gegangen war. Zumindestens wenn sie sich das einredete, ein flaues Gefühl blieb dennoch zurück. Doch eventuelle Probleme lagen noch in der Zukunft, jetzt musste sie sich um den Handelstransport kümmern, ihren Vater informieren und den punischen Kapitän. Obwohl, ein wenig konnt es warten.
    "Hent, heiz bitte das Bad an. Ich möchte mich noch ein wenig entspannen bevor wir essen und die Musikerin kommt.", wies sie die Nubierin erschöpft an.
    "Und sag in der Küche das es nur ein leichtes Cena geben soll, nach der drückenden Hitze wird vermutlich nur wenig gegessen.", fügte sie an. Hent nickte und machte sich sofort auf, während Neferu in Richtung ihres Zimmers schritt. Plötzlich bemerkte sie eine vertraute Gestalt in der Ecke sitzen, sich Luft zufächelnd.
    "Silos, was machst du denn schon hier?", fragte sie den Diener überrascht und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Sofort richtete sich der Mann auf.
    "Haben du und der junge Herr Lateef schon die Suche beendet? Oder macht ihr nur eine Pause?", erkundigte sie sich verblüfft und setzte sich auf dem nahen Tisch ab.
    "Nein, der junge Herr ist noch in der Stadt. Wir sind noch bis zum Mittag den Spuren gefolgt, mit wenig Erfolg, trotz der Orte die wir besucht haben. Deshalb wollte er ein wenig alleine nachdenken und bat mich schon vorauszugehen.", erklärte Silos umsichtig und machte einen verlegenen Eindruck. "Und da wolltest du nicht stören, hm? Hauptsache du hast nicht wieder den armen alten Mann gespielt.", merkte sie leicht skeptisch an und fuhr sich durch die schwarze Mähne.
    "Aber nein, ihr wisst doch das ich vor Vitalität strotze. Ich dachte nur wir sollen uns ihm nicht aufdrängen. Und er wird sich schon nicht verlaufen. Er ist aus der Provinz, aber kein Landei.", erwiderte Silos gewitzt und unterstrich seine Vitalität indem er von seinem Stuhl aufsprang. Neferu lächelte leicht amüsiert.
    "Sei es drum. Wie lange ist er denn schon abwesend?", hakte Neferu nach. "Eine Stunde schätze ich. Soll ich nach ihm suchen?" Neferu schüttelte den Kopf.
    "Nein lassen wir ihm die Zeit. Ich begebe mich jetzt ins Bad, wenn er dann zur Cena noch nicht aufgetaucht ist, dann gehe bitte nochmal und halte nach ihm Ausschau."
    Silos nickte ergeben. "Wie ihr wünscht Herrin."
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  17. #237 Zitieren
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    Yu Jiao & Chen

    Nachdem die beiden Chinesen durch die Tür getreten waren, machte sich die kleine Gruppe auf den Weg zu einem der freien Tische. Sigurd beäugte währenddessen weiterhin die Gäste und warf auch einen genaueren Blick zur Theke, wo der Wirt zu finden war. Dieser war wohl kaum größer als Yu Jiao, kahlköpfig und mit einem ergrauten, gezwirbelten Kinnbart gesegnet, während seine gebräunte Haut aussah, als hätte er zu oft in der Sonne gelegen. Genauso wie die meisten Gäste hatte er zunächst einen neugierigen Blick auf die Neuankömmlinge geworfen, sich aber wieder schnell seiner Arbeit zugewendet – wobei er dafür von Zeit zu Zeit in den hinteren Raum verschwinden musste.
    Zu Tisch bestellten die beiden Chinesen eine Mahlzeit und etwas zu trinken, auf eine äußerst auffällige Art und Weise, wobei Chloe ihnen dabei nur zu gerne beiseite stand. Der Jüte warf einen Blick auf das Wasser, was er bekommen hatte und wirkte eindeutig unzufrieden – er hatte auf etwas Besseres gehofft. Selbst während seiner Sklavenzeit hatte er immerhin wässerigen Wein bekommen, was besser war, als reines Wasser – wer weiß, ob der Wirt sich überhaupt die Mühe gemacht hat, das Zeug vorab zu kochen.

    Schnaubend nahm Sigurd trotzdem einen Zug – Irk, schmeckt nach Fisch… - und drehte sich dann wieder den Gästen zu. Er verstand zwar nur wenig von dem was gesprochen wurde, aber gerade auch deswegen warf er genauere Blicke auf Mimik und Gestik. Die meisten Gäste schienen die Neuankömmlinge kaum zu beachten, achteten sie doch mehr auf das was ihre Gesprächspartner sagten und nicht was um sie herum passierte. Viele von ihnen hatten Krüge vor sich, entweder mit Bier oder Wein, und einige der Gäste sahen schon bisschen angetrunken aus.
    Was dem Jüten bei seinen Beobachtungen nicht auffiel, war ein bärtiger Mann, dessen Kleidung noch voller Sand war. Er hatte einen neugierigen Blick in Richtung der kleinen Gruppe geworfen, während diese ihre Getränke bezahlte und sie hinterher genoss. Seinem Blick nach zu urteilen, schien er verwirrt, als würde er versuchen sich an etwas zu erinnern. Dann plötzlich gelang ihm dies und seine Augen weiteten sich – schnell drehte er sich zu seinen zwei Kameraden um und flüsterte ihnen etwas zu. Einen Moment später erhoben sich alle drei, bezahlten ihre Zeche und machten sich auf den Weg zum Ausgang.
    Sigurd hatte gerade eine der Bediensteten beobachtet, die die Treppen hochgeeilt war, nachdem die beiden Chinesen ein Zimmer bestellt hatten – jedenfalls sagte Chloe ihm das, das passiert war. Aus diesem Grund bemerkte er die Dreiergruppe schon fast zu spät, während sie den Schankraum durchschritten. Der Letzte von ihnen warf noch einen Blick zurück, wobei er dem Blick des Jüten begegnete. Er grinste boshaft und war einen Moment später auch schon durch die Tür. Sigurd grummelte hörbar und spannte sich leicht an. Es ärgerte ihn immer noch, dass er die Axt auf den Boot vergessen hatte, aber daran war auch eher Chloe Schuld gewesen – oder doch er? Er schüttelte mental den Kopf. Stattdessen flüsterte er der kleinen Sklavin zu: „Die Drei könnten Ärger bedeuten.“ Das Mädchen flüsterte dies Yu und Chen zu, dieses Mal aber auf Griechisch.

    MENES!“, konnte man plötzlich einen lauten Ruf hören, als die Tür erneut aufging und ein Skelett hineintrat. Der Mann hatte von Kopf bis Fuß kaum Fleisch auf den Knochen und seine weiße Tunika reichte ihm fast bis zu den Knien. Dieses Kleidungsstück sah im Grunde auch nicht wirklich passend aus: der Neuankömmling trug eine Halskette und Armbänder aus Gold, während die Tunika so lange kein Waschgang mehr zu sehen bekommen hatte, dass Sigurd sogar aus dieser Entfernung die Flecken erkennen konnte, die durch erzwungene Leerungen des Mageninhalts hervorgerufen worden waren. Der Fremde hatte auch sein aschgraues, lockiges Haar schon lange nicht mehr geschnitten, hing es ihm hinten doch bis zu den Hüften und vorne bis zur Brust.
    Menes!“, rief der Fremde erneut, mit einem Grinsen auf dem Gesicht, „Erfreue dich des königlichen Besuches! Der einzige und wahre König Ptolemaios ist hier um dir mit seiner Anwesenheit Freude zu bereiten!“, erklärte er lauthals, wobei Sigurd nur die griechischen Worte für ‚König‘ und ‚Freude‘ verstand, „Nun plündere deine Lagerbestände – ich hab etwas zu feiern! Ich will ein Bankett veranstalten, mit 13 Gängen! Und hol deinen besten Wein hervor und geize bloß mit dem Wasser – er soll nicht wieder nach Nil schmecken!

    Kaum hatte der Fremde das gesagt, machte er sich bereits auf den Weg durch das Gasthaus – direkt auf den Tisch der kleinen Gruppe zu. Sigurd hatte noch vorsichtshalber einen Blick auf den Wirt geworfen, dem die ihm unbekannten Worte gegolten haben – erst hatte dieser gelangweilt reagiert, als hätte er dies schon mal gehört, aber als ihm bewusst wurde, wo dieser Ptolemaios sich gerade aufmachte, blickte er erschreckt in diese Richtung.
    Sigurd blickte wieder zum Neuankömmling, der zunächst mit Freude im Gesicht näherkam. Als er aber die Gruppe sah, verfinsterte sich sein Blick augenblicklich und Zorn umspielte seine hageren Lippen. „Hey, ihr da!“, rief er mit erhobenen Zeigefinger, näherkommend, „Wie könnt ihr es wagen?! Das ist der Tisch des Königs! Das ist MEIN Tisch!“, Sigurd verstand kaum eines der griechischen Worte, schon gar nicht den Begriff ‚Pharao‘, den er dabei verwendete, aber seine aggressive Haltung war recht eindeutig, „Verschwindet von hier, ihr Lumpenpack! Sonst rufe ich meine Wachen und die schmeißen euch in den Kerker, nur um euch am Morgen auszupeitschen, bis ihr nicht mehr auf euren Beinen stehen könnt!“, und dann blieb er vor Wut bebend vor der Gruppe stehen.

    Der Wirt hatte sich inzwischen von der Theke entfernt und machte sich gerade mit besorgten Gesichtsausdruck auf dem Weg zum Tisch, während die meisten Gäste nun in Richtung der Neuankömmlinge starrten – Sigurd konnte ein paar schadenfreudige Gesichter erkennen, wobei die meisten so aussahen, als würde sie nur auf das richtige Spektakel warten.
    Der Jüte jedenfalls tat seine Pflicht: er trat vor den Fremden und baute sich zwischen ihn und den beiden Chinesen auf, die Arme verschränkend. Der Fremde blickte zu ihm rauf, immer noch wütend, aber dieses Mal konnte Sigurd etwas in seinen grünen Augen sehen: sie wirkten glasig, fast so als wäre er betrunken, aber der dazugehörige Gestank nach Bier oder Wein fehlte vollständig. Ebenso bemerkte der Jüte, dass die Sachen aus Gold scheinbar nur angemalt waren. „Keinen Schritt weiter.“, erklärte er schlussendlich auf Latein, mit drohender Stimme, wobei er hinterher ohne sich umzudrehen, nachfragte: „Domina?
    Was erlaubst du dir?!“, schrie ihn Ptolemaios plötzlich an und verpasste ihm eine Rechte – nicht dass sie wirklich wehgetan hatte. Trotz Verletzung hatte der ausgemergelte Mann kaum genügend Kraft um selbst Yu ernsthaft zu verletzten – was ihn nicht davon abhielt nun auf den Jüten einzuhauen. „Ich bin der einzig wahre König hier!“, schrie der Fremde hysterisch, „Mir gehört alles Land vom Sand bis zur Wüste! Ich befehle und jeder gehorcht!“, Sigurd war endlich in der Lage seine Hände zu greifen und hielt sie spielend fest, „Wachen! Wachen! Kommt her und befreit mich! Schnappt euch, diese Frevler!
    Die Tür zum Gasthaus öffnete sich nicht, aber das Gekicher der Gäste war im darauffolgenden Schweigen leicht zu hören, während nun der Wirt zur Gruppe trat.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Anwesen der Neferu & Neferu

    Als wären wir in einer anderen Welt, dachte sich die junge Syrerin, während sie durch eines der Viertel in Alexandria gingen, wo eher der gehobene Stand der Stadt wohnte. Ino war zwar auch nicht in schlechtesten Verhältnissen aufgewachsen, aber immer wenn sie in diesen Teil von Alexandria kam, war sie über den Kontrast schockiert. Auf der einen Seite wimmelte es in der Stadt nur so von Leuten, die tagtäglich für ein bisschen Brot kämpfen mussten und auf der anderen Seite gab es solche Viertel, im besten Teil der Stadt gelegen, wo es soviel Essen und Wasser im Überfluss gab, dass man es sich leisten konnte, es wegzuschmeißen.
    Die Musikerin unterdrückte ihren Ärger.
    Die Mahlzeit, die sie kürzlich erst mit Benjamin zu sich genommen hatte, half dabei. Sie war schon lange nicht mehr so satt gewesen und ihr Begleiter meinte, sie hätten sogar immer noch genügend Geld um eine Überfahrt nach Antiochia zu bezahlen. „Wir könnten endlich nach Hause zurückkehren.“, erklärte der Jude, während sie durch die fast menschenleere, breite Straße gingen.
    Ich will nicht nach Haus, Ben.“, beharrte sie energisch, während er sie führte, „Und du hast selbst gesagt – für eine Reise ins Morgenland reicht es nicht. Nicht einmal für eine Reise nach Berenike.
    Er seufzte. „Aber wenn wir nach Hause zurückkehren, könnte uns dein Vater mit allem nötigen ausstatten und wir könnten-“, wollte er gerade vorschlagen, als sie bereits ihren Kopf schüttelte.

    Ich bettele auch jetzt schon genug – was glaubst du was Vater denken wird, wenn er hört wie wir unseren Lebensunterhalt finanzieren oder gar die Reise bezahlt haben?“, warf sie ein, bevor sie erneut ihren Kopf schüttelte, „Nein, wenn Vater davon erfährt, wird er uns nie wieder aus dem Haus lassen. Er wird denken, dass wir nicht bereit sind so eine gefährliche Reise zu bestreiten.
    Das sind wir doch auch nicht!“, entgegnete der Jude, leicht gereizt, „Hast du etwa die letzten Monate vergessen?
    Ino schüttelte erneut den Kopf. „Ich werde mich meinem Vater erst zeigen, wenn ich ohne seine Hilfe diese Reise vollenden kann – nicht vorher.“, erklärte sie entschlossen, als sie gerade an einer Kreuzzug ankamen, „Und Schluss jetzt damit – Nein bleibt Nein. Führ uns endlich zu der Herrin – wenn der heutige Abend gut verläuft, könnte das Ganze früher anstatt später klappen.
    Benjamin seufzte erneut. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir das umsonst machen…“, erklärte er schwermütig und wies den Weg nach links, „Die Frau ist eine erfolgreiche Händlerin, sie könnte es sich leisten großzügig zu sein…
    Sie war es bereits.“, erklärte Ino, sich an die Spende erinnernd, „Ist es das?

    Die beiden blieben vor der kargen Mauer eines Anwesens stehen, zu ihrer Linken war der Haupteingang, zu ihrer Rechten ein Nebeneingang. Benjamin brauchte einen Moment um sich zu orientieren, nickte aber schlussendlich. Gemeinsam traten sie zum Haupteingang, wo nebenan ein Pförtnerhäuschen stand. „Χαῖρε, guter Mann.“, begrüßte die Musikerin den Mann mittleren Alters, „Mein Name ist Tanni Furia Ino und ich bin eine Musikerin aus Antioch.“, sie hielt ihre Lyra hoch, „Eure Herrin hat mich eingeladen um für sie vorzuspielen…


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Χαῖρε [Khaire] = Allgemeines Wort zur Begrüßung im Antiken Griechisch
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Sigurd Amany

    Yu Jiao hatte gerade das von Sigurd bemerkte Trio angeschaut, als plötzlich der König die Herberge betrat. Auf jedenfall bezeichnete sich der verwirrte alte Mann als solcher, auch wenn seine Erscheinung wahrlich nicht königlich wirkte. Die Chinesin empfand ihn als wunderlich, aber auch ein wenig drollig. Er erinnerte sie an Lu den Mondsüchtigen, einem kauzigen alten Burschen aus ihrer Heimatstadt. Auch hier in der Taverne hatte man sich scheinbar schon an den Alten gewöhnt, auf jedenfall bewirkte sein Auftreten keine große Verwunderung.
    Dann jedoch schwenkte der Zausel um und richtete seine Aufmerksamkeit an die Tischgesellschaft, welche "seinen" Tisch besetzte. Yu Jiao hätte vielleicht sogar darüber nachgedacht dem verwirrten Mann seinen Willen zu lassen, aber dies passte nicht zu der Rolle die sie sich auferlegt hatte. Glücklicherweise musste sie darüber nicht groß nachdenken, denn Sigurd erfüllte wiederum seine Rolle und trat vor den König. Im Kontrast zu dem riesigen Hünen wirkte der alte Mann noch kleiner und verlebter. Der sture Ziegenbock zeterte jedoch weiter und versuchte Sigurd zu schlagen, bis dieser schließlich die dürren Arme des Mannes zu greifen bekam. Der Jüte hatte Yu nach ihrer Meinung gefragt, doch die Chinesin war ein wenig ratlos. Sie bezweifelte das Ptolomaios Ruhe geben würde solange sie an seinem Tisch saßen. Aber sie wollte auch nicht das Sigurd dem Väterchen Gewalt antat, oder ihn aus der Herberge schmiss.
    Als ob er diesen Gedankengang ebenfalls gehabt hatte, trat auf einmal der Wirt an ihren Tisch heran. Er verbeugte sich leicht unterwürfig und faltete die Hände.
    "Verzeiht, der Herr, meine Dame. Ich möchte mich für ihn entschuldigen.", erklärte er verlegen wobei sein Blick zwischen Chen, Yu Jiao und Chloe hin und her wanderte. Offensichtlich wusste er nicht genau an wen er sich mit seiner Entschulidigung wenden sollte, oder wer ihn verstand. Chen schenkte ihm einen gleichgültigen Blick, Yu Jiao gab sich mühe freundlich aber verständnislos zu wirken. Chloe nickte kurz und sprach dann leise etwas zu Yu Jiao. Die Chinesin wusste nicht was das für eine Sprache sein sollte, das Mädchen nutzte im Übermaß das U und durchsetzte ihr Kauderwelsch mit Zischlauten. Klang Chinesisch etwa so für sie?
    Die Chinesin gab sich Mühe nicht zu verdutzt zu erscheinen, sondern tat einfach so als würde sie es erst jetzt verstehen. Wenn es für Chloe so klang würde der Wirt erst recht nichts bemerken. Yu Jiao lächelte ihn wohlwollend an. Der Wirt lächelte erleichtert.
    "Er kommt des öfteren vorbei, setzt sich aber normalerweise an diesen Tisch, und bezeichnet sich als König. Recht harmlos, die meisten Gäste finden ihn lustig. Geben ihm Getränke aus, bezeichnen das als Tribut oder tragen ihm sinnlose Anliegen vor. Ich würde euch dennoch bitten, ihn nicht von euerem Diener rausschmeißen zu lassen.", fuhr der Wirt vor und sprach so leise das es der alte Mann nicht mitbekommen konnte. Dieser zerrte weiter an Sigurd herum, was etwa den gleichen Effekt hatte wie eine Fliege die gegen eine Tür flog. "Menes! Was soll diese Unverschämtheit. Ruf die Wachen!"
    Yu Jiao machte dem Wirt gegenüber eine versöhnliche Geste und sagte auf chinesisch das es nicht so schlimm wäre.
    "Die Herrin akzeptiert eure Entschuldigung, fühlt sich jedoch durch die Anwesenheit dieses wirren Spinners gestört. Sicherlich versteht ihr das sie den Tisch nicht räumen wird.", verkündete Chloe herrischer als es Yu Jiao formuliert hätte. Die Chinesin zeigte darauf eine erboste Miene, die aber eher in Chloes Richtung ging. Der Wirt kratzte sich verlegen am Kopf.
    "Nun ich will sicher nicht das ihr uns deswegen verlasst, jedoch wäre es gut wenn er wenigstens ohne Kratzer die Taverne verlässt.", erwiderte der Wirt, was von Chloe erneut mit ihrer Vorstellung von Chinesisch und einer übertriebenen Dehnung der Vokale übersetzt wurde. Yu Jiao rollte kurz mit den Augen, was immerhin zu der Situation passte.
    "Der reine Wahnsinn, dieser Ort.", verkündete sie lautstark, an Chen gewandt und schüttelte leicht ihr Haar. Dann flüsterte sie kurz Chloe etwas zu. Diese instruierte leise den Wirt, der sich erneut kurz am Kopf kratzte. Dann zuckte er mit den Schultern.
    "Wenn ihr meint. Versuchen wir es."
    , erwiderte er und trat neben Sigurd. "Menes, da bist du ja. Sag diesem Insekt das er mich loslassen soll, sonst trifft ihn der Zorn des Pharao!", zeterte der Mann und schüttelte sein graues Haar.
    "Verzeiht ihm eure Majestät. Er ist Leibwächter der ausländischen Gesandschaft und versteht die Sprache hier nicht. Er wird euch sofort loslassen.", erklärte Menes, worauf Sigurd nach einer Bestätigung von Yu und Chloe den "Pharao" losließ.
    "Vergebt die Verwirrung, doch dies ist die Gesandschaft aus den Ländern im Osten. Ihr habt doch selbst die Anweisung gegeben sie an euerem Tisch zu bewirten. Um ihnen die Gastfreundschaft und Reichtümer eures Landes zu zeigen."
    , erklärte der Wirt unterwürfig. Der Blick von Ptolomaios wurde kurz glasig und verwirrt.
    "Hatte ich das ? Ja..ja. Die Gesandschaft, eindeutig sind sie nicht von hier. Gekommen um mir die Aufwartung zu machen."
    , sprach der alte Mann leise.
    "Genau, alles geschieht wie ihr es veranlasst hattet. Ich habe euch einen anderen Tisch bereitet, dort erhaltet ihr auch einen Tribut den euch die Gesandschaft als Zeichen der Freundschaft entrichten."
    , fuhr der Wirt weiter fort. Eine Art wissendes Nicken folgte.
    "Das klingt recht, ihr tut gut Menes. Führt micht dort hin und bringt mir die Gaben.", murmelte der Pharao ruhiger werdend. Sein Blick fiel auf Yu Jiao die sich kurz erhob und leicht verneigte. Der alte Mann lächelte zufrieden. Sein Blick fiel wieder auf Sigurd.
    "Eure Dummheiten verzeihe ich euch aufgrund des Liebreizes eurer Herrin, doch passt auf, ihr seid in meinem Reich.", warnte er den Jüten mit erhobenen Zeigefinger. Dann folgte er Menes in einen hinteren Bereich, außerhalb des direkten Sichtfeldes.
    Yu Jiao kicherte kurz als der alte Mann wie ein stolzer Pfau hinter Menes herschritt. Dieser ging anschließend wieder hinter seine Theke, sichtbar erleichtert.

    Kurz nachdem sich auch Sigurd wieder gesetzt hatte, öffnete sich erneut die Tür. Die beiden Neuankömmlinge waren dieses Mal vertraute Gesichter, Amany und Raneb. Yu Jiap erblickte sie und wollte Amany winken als Chen sanft seine Hand auf ihren Arm legte und sie mahnend anschaute. Yu Jiao errötete, fast hätte sie ihre Rolle vergessen. Stattdessen musterte sie die Beiden scheinbar interessiert, wobei sie der Ägypterin trotzdem kurz ein Lächeln schenkte. Dann stupste sie Chloe an damit diese sich nach dem Essen erkundigte. Während das Mädchen die Bedienung zusammenfaltete, betrachtete Yu Jiao aus den Augenwinkeln weiterhin die beiden "fremden" Tavernenbesucher.
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  20. #240 Zitieren
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    "Hrrch!"
    Keuchend schluf Lati die Augen auf. Das erste was er spürte war dass er seine Gliedmaßen nicht bewegen konnte. Er versuchte es, aber es funktionierte nicht! An beiden Hand- und Fußgelenken waren dicke Seile festgebunden worden, an welchen er ausgestreckt auf einer Art hölzernen Liegefläche fixiert war.
    Sehen konnte er ebenfalls nicht viel. Der Raum war völlig abgedunkelt, nur eine einzelne Fackel brannte in seiner unmittelbaren Nähe. Schwer atmend sah der Übersetzer an sich herunter, erblickte den blutigen Verband um seine Bauchgegend, bei dessen Anblick ihm sofort wieder übel wurde.
    "Hallo?!" rief er verzweifelt.
    "Sprich etwas leiser Junge, schone deine Kräfte. Dich wird sowieso niemand hören."
    Entsetzt fuhr er zusammen und versuchte seinen Kopf zu wenden. Im Schein der Fackel sah der Ägypter, wie sich eine große, vermummte Gestalt über ihn beugte. Die dunkle Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen, so dass von diesem nichts wirklich zu erkennen war.
    "Wo bin ich? Wer seid ihr? Was.....habt ihr mir angetan?"
    "Angetan?" Der Mann lachte amüsiert. "Du hast nichts weiter als eine kleine Fleischwunde.....das Gift, was auf der Klinge war, hat dich nur für ein paar Stunden ins Reich der Träume geschickt....."
    Gift? Sofort wurde Lati hellhörig. "Ihr.....ihr habt Shahin umgebracht, nicht wahr? Wieso....?"
    "Shahin? Nannte er sich so?" Die Stimme klang interessiert. "Ich kannte ihn unter einem anderen Namen. Offenbar hat er dir nicht genug vertraut um ihn dir zu verraten."
    Lateef verstand überhaupt nichts mehr. "Was.....wovon redet ihr? Wieso sollte mein Meister mir nicht vertraut haben?! Ich kannte ihn seit 17 Jahren!"
    "Aaah....nun begreife ich. Du bist sein Lehrjunge, nicht wahr? Er hat dich ein paar Mal in seinen Briefen erwähnt...."
    Die Gestalt griff sich unter das Kinn. Lati konnte einen Bart erkennen, an welchem er sich zwirbelte. "Dann...dann kanntet ihr euch? Ihr habt ihn nicht ermorden lassen?" "Nun, um ehrlich zu sein Junge, ich hatte gehofft du könntest mir mehr darüber erzählen wieso er nicht mehr lebt.....aber offenbar lag ich falsch."
    Ein Dolch blitzte in der Finsternis auf. Im nächsten Moment spürte er, wie seine Fesseln durchschnitten wurden. "Da Gamal dich offenbar schätzte, und du es wohl auch noch tust, erlaube ich es dir zu gehen. Vergiss diese Begegnung. Erzähle niemandem davon. Ich werde es wissen, wenn es doch passiert."
    "Wartet!" Den noch vorhandenen Schmerz in seiner Bauchgegend ignorierend sprang der Ägypter auf und griff nach der Schulter der vermummten Gestalt. "Ich will euch noch so viel fragen! Wer seid ihr überhaupt? Und was hat es mit - "
    Der Rest seiner Worte ging in einem Schmerzensschrei unter. Der Vermummte hatte sein Handgelenk gepackt und es gewaltsam umgedreht. Dann warf er ihn unsanft auf seinen Rücken. "Niemand berührt Neron ungestraft! Tu es noch einmal, und du verlierst die Hand, Junge!"
    Dann wandte er sich ab. "Geh. Verlass diese Stadt und kehr nicht wieder zurück! Zu deinem eigenen Wohl! Hier sind Dinge am Werk die deinen Horizont übersteigen."
    Es dauerte einige Zeit, ehe Lati sich traute wieder aufzustehen. Der Fremde war längst die Treppe hinauf verschwunden. Langsam und vorsichtig ging nun auch der junge Übersetzer den selben Weg.
    "Wo bin ich hier....?"
    Die Gasse war verlassen. Nichts um ihn herum sah nach einem vertrauten Teil der Stadt aus.
    Forenperser ist offline
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