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  1. #301 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Ino

    Neferu lauschte den Ausführungen der Musikerin und nickte milde. "Nun, ich denke etwas Geduld könnte euch sicher nicht schaden, aber wir werden dann sehen wie weit ihr damit beschenkt wurdet.", erwiderte die Händlerin zuversichtlich.
    "Dann ist dies abgemacht, ihr werdet euch als Lehrerin versuchen, wir werden dann ja sehen ob ihr dafür geeignet seid. Und für den bedauerlichen Fall das dem nicht so ist, finde ich vielleicht in der Zeit eine Verwendung für euer offensichtliches Talent.", erklärte sie freundlich.
    "Wenn es euch recht ist könnt ihr morgen mittag anfangen. Sicherlich habt ihr noch Sachen zu erledigen, wie euer derzeitiges Quartier aufzulösen. Sofern euch der Umzug in mein Haus keine Umstände bereitet, dies ist nur ein Angebot, keine Voraussetzung.", fügte sie umtriebig an.
    "Was euren Begleiter angeht, welcher Tätigkeit geht er nach, wenn ich fragen darf?", erkundigte sie sich höflich, aber im gedämpfteren Tonfall.
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  2. #302 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Rabenkopf
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    Ein dunkler Ort zum Pläne schmieden
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    Yu Jiao & Chen

    Der Chinese war gerade rechtzeitig gekommen: sein Angriff überraschte die beiden Räuber vollends und sie fingen an sich auf ihn zu konzentrieren. Raneb zog einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher und zielte auf den Reiter, der gerade dabei war auf Chen zu feuern. Der Pfeil flog, traf aber nicht das gewünschte Ziel: der Verborgene hatte auf den Räuber gezielt, aber wegen der schnellen Bewegungen von ihm und seinem Pferd traf das Geschütz das arme Tier. Der Räuber sprang herunter, bevor sein Reittier ihn mit zu Boden reißen konnte.
    Raneb versuchte einen zweiten Pfeil dieses Mal in seinem Widersacher zu versenken, aber der Skythe reagierte wie jemand der solche Aktionen gewohnt war: er rollte sich ab und sprang schnell auf die Beine, Pfeil bereits anlegend. Bevor der Verborgene auch darüber nachdenken konnte einen eigenen Pfeil zu ziehen, flog der seines Gegners bereits auf ihn zu und Raneb versteckte sich schnell hinter die Tür – der Pfeil flog an der Deckung vorbei. Raneb zog einen weiteren Pfeil und wartete zwei weitere Geschosse seines Widersachers ab, bevor er aus der Deckung schnellte – und es bereute: ein Pfeil seines Gegners fand ein Ziel indem es beim Vorbeiflug die rechte untere Bauchseite aufriss.

    Raneb keuchte schmerzhaft auf, war aber noch geistesgegenwärtig genug um sich wieder hinter die Tür zu verstecken. Ein Pfeil flog dort vorbei, wo kurz zuvor seine Brust gewesen war. Er hörte Verwünschungen seines Gegners und das Lossurren eines weiteren Pfeils, aber der Verborgene konnte keinen an seiner Tür vorbeifliegen sehen. Chen…!, dachte der Verborgene panisch, aber das Fehlen eines Schmerzensschrei war in gewisser Weise beruhigend. Er verstaute den Bogen auf seinem Rücken und zog stattdessen seine Messer – er war langsamer im Ziehen und Zielen als sein Gegner, als musste er improvisieren. Er warf schnell einen Blick um die Tür und versteckte seinen Kopf aber ebenso schnell, denn ein Pfeil segelte nur wenige Herzschläge später vorbei – sein Gegner war etwa acht Schritte entfernt von ihm. Es war ein Risiko.
    Erneut ein Loszurren, erneut kein Schmerzensschrei – der Chinese schien sich gut zu halten. Raneb hatte drei Messer in der Hand und bereitete sich darauf vor den Schmerz in Seite und Bein zu ertragen – so wie man es ihn gelehrt hatte.
    Dann kam er um die Ecke: der Skythe hatte gerade wieder angelegt und wirbelte schnell zum Verborgenen herum, den er scheinbar nie vollständig außer Acht gelassen hatte. Raneb warf sein erstes Messer und nahm die ersten zwei Schritte. Der Bogenschütze wich dem Messer aus und schoss seinen Pfeil ab, aber Raneb sprang vor und rollte sich ab, die nächsten drei Schritte nehmend – nur um einen Moment später sein nächstes Messer zu werfen. Der Skythe war selbst zurückgewichen, soweit es ging ohne in den Bereich zu geraten, wo der Legionär und sein chinesischer Widersacher gerade kämpften. Er hatte bereits den nächsten Pfeil gezogen – das Messer verfehlte sein Ziel um ein Haar breit.
    Raneb nahm die nächsten Schritte und nahm in Kauf, dass ein Pfeil seine rechte Schulter traf – er warf das nächste Messer und dieses Mal gelangte es an sein Ziel: die Klinge bohrte sich in die Brust des Skythen. Dieser keuchte schmerzhaft auf und wich wieder zurück, automatisch einen weiteren Pfeil ziehend, während Ranebs versteckte Klinge zum Vorschein kam. Der Skythe versuchte den Pfeil anzulegen, während das Messer ihm Schwierigkeiten dabei bereitete, als plötzlich etwas hinter ihm seinen Bewegungen ein jähes Ende bereitete.

    *

    Die Siedlung erwachte – zum Missfallen der kleinen Ex-Sklavin. Keiner der Leute sah im Lichte der Sonne wirklich nett aus und einige wirkten sogar wie lebenden Leichen – sie schlurften jedenfalls von einem Ort zum anderen, dabei immer wieder laut aufstöhnend. Sie murmelten auch irgendetwas, aber Chloe blieb niemals lange genug an einem Ort um sich zu vergewissern was genau sie von sich gaben. Sie versuchte ihre Schritte zurück zum Wirtshaus zu verfolgen, musste aber hier und da bei einer Sackgasse umkehren. Wo ist es nur? Wo ist es nur?, kam dem stetig panischer werdenden Mädchen in den Sinn, während sie einem der wandernden Toten auswich, als dieser sich gerade übergab.
    Ohne hinterher zu wissen wie sie dahin gekommen war, sah sie plötzlich die ihr vertrauten Umrisse des Gasthauses, das größer war die anderen Bauten der Umgebung. Ohne einen Moment des Zweifels rannte sie so schnell sie ihre Füße über den Sand tragen konnten auf die Hintertür zu und stürmte durch sie hindurch.

    Verdammt, Kleine. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wo warst du?", schrie sie plötzlich eine wütend aussehende Yu Jiao an, weswegen das Mädchen instinktiv zurückwich und versuchte sich mit ihren Händen zu schützen – sie erwartete eine Abreibung, wie eine, die ihr Meister ihr gerne verpasst hatte.
    Stattdessen wurde die Stimme der Chinesin ruhiger und sie legte Chloe eine Hand auf die Schulter, dabei besorgt fragend: „Was ist los, ist etwas passiert?
    Chloe musste erst einmal aufblicken, sichergehend, dass ihr wirklich kein Ungemach passieren würde. Danach verwies sie auf die Tür, durch sie zuvor gekommen war. „Die Stadt…die Stadt…“, entwich ihren Lippen, immer noch leicht außer Atem, „…Sie ist voller lebender und wandelnder Toten!“, und erst dann fiel ihr ein was sie zuvor bei der Wasserquelle gesehen hatte, „Und ich hab die Entführten gesehen! Räuber hatten sie auf Boten und sind gen Sonnenaufgang gesegelt!
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Neferu

    Nein, nein, keine Umstände.“, erwiderte die Syrerin bereits den Kopf schüttelnd und versuchend ihre Erleichterung zu verbergen, „Es ist uns ein Verg-…eh eine Ehre in eurem Haus zu wohnen. Ich danke euch dafür.“, sie neigte ihren Kopf, dabei ganz kurz ein breites Grinsen habend, bevor sie es beim Heben wieder versteckte, „Was die Sachen anbetrifft…ja sicherlich wir werden wohl noch das Eine oder zu andere zu erledigen haben.
    Was euren Begleiter angeht, welcher Tätigkeit geht er nach, wenn ich fragen darf?“, fragte Neferu sie plötzlich und verwies auf den nahestehenden Benjamin.
    Ino warf ihm ebenfalls einen Blick zu, sich überlegend welchen Teil sie erzählen und welchen sie auslassen sollte. Der Jude versuchte einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck an den Tag zu legen, solange die Herrin ihn anblickte, weswegen es von diesem nicht ersichtlich war, was er dazu wohl dachte. Erst als sie sich der Ägypterin wieder zugewandt hatte, fing sie vorsichtig an eine Antwort zu formulieren, dabei klingend, als wenn sie versuchen würde sich zu erinnern, was nicht unweit der Wahrheit war: „Benjamin war ein Diener im Haushalt meiner Eltern.“, erklärte sie, „Von klein an – wir sind gemeinsam aufgewachsen. Er kann sicherlich das Eine oder andere tun, wie aufräumen, kochen, Stoffe oder Haare schneiden und er ist gut mit Geld – zumindest ist er ziemlich schnell im Zählen. Er begleitet mich seit wir Antiochia verlassen haben und hat mich…aus Ärger herausgehalten.“, sie behielt für sich, dass er fast ebenso häufig wie sie selbst der Verursacher besagten Ärgers war, „Er hat auch hier in Alexandria an diversen Stellen einen Beruf ausgeübt. Ich kann jetzt aber nicht sagen, ob es an ihm oder an den Geldgebern lag, dass er diesen häufiger wechseln musste.“, sie entschied sich seine Fertigkeiten im Lügen und Stehlen außen vor zu lassen, schwor sich aber ihn daran zu erinnern, keines dieser Dinge bei Neferu zu tun, „Zurzeit ist er wieder auf der Suche.
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    Raneb & Chloe

    Sandkörner flogen durch die Luft, als die beiden Männer die Düne hinab rollten. Unten angekommen rappelte sich Chen sofort auf und sprang dem Legionär entgegen. Dieser war noch dabei aufzustehen und seinen Schild zu erheben. Mit einem Hechtsprung erreichte der Chinese ihn, wobei er den Deserteur wuchtig umrempelte. Chen positionierte sich über ihn und ließ seine Fäuste fliegen, gezielte Schläge gegen das ungeschützte Gesicht. Benommen ergriff der Mann seinen Schild und schaffte es mit ihm den Asiaten von sich zu werfen. Den Schild mit beiden Händen greifend, versuchte er seinen Gegner mit diesen zu schlagen. Chen wich behände aus und bugsierte sich in einer fließenden Bewegung am Schild vorbei. Mit der flachen Hand vollführte er einen Schlag. Die Fingerspitzen schlugen kräftig unterhalb der ungeschützten Achselhöhle des Legionärs ein.
    Entkräftet ließ dieser den Schild fallen, der betroffene Arm hing scheinbar taub herab. Mit dem gesunden Arm führte er einen geraden Schlag gegen den Chinesen. Doch dieser blockte den Schlag mit dem linken Arm und klemmte ihn ein, während er mit dem rechten Arm einen Gegenschlag ausführte. Mit einem Knacken brach der eingeklemmte Arm des Legionärs, ein gellender Schrei ertönte. Chen stieß den Mann nach hinten, erblickte den Dolch des Deserteurs im Sand stecken. Bevor dieser sich erneut aufrappeln konnte war Chen erneut über ihn. Ein schneller Stoß beendete seine Machenschaften endgültig.

    Chen entdeckte nun auch sein Schwert im Sand, hob es auf und lief dann der Hütte entgegen. Hier war Raneb in arge Bedrängnis geraten und kämpfte immer noch mit dem Skythen. Der Asiate stürmte heran und schnitt dem Skythen seine Bewegungsrichtung ab. Dieser wandte sich mit gespannten Bogen um, legte leicht perplex auf Chen an. Die verborgene Klinge des Ägypters bohrte sich von hinten durch seine Kehle. Kraftlos sank der Räuber zu Boden. Grimmig lächelnd trat Raneb aus dem Türrahmen. Er machte keinen guten Eindruck, mehrere Pfeile hatten ihn getroffen. Chen trat zu ihm heran und stützte ihn.
    "Er hat euch gut erwischt. Ich schau ob ich hier etwas machen kann, aber dann sollten wir zur Taverne zurück um euch ordentlich zu verbinden. Hier können wir wohl nichts mehr erreichen.", erklärte der Asiate nachdenklich und half dem Ägypter nach drinnen.

    **

    Wandelnde Toten? Yu hatte keine Ahnung was Chloe damit meinte, aber beruhigend fand sie diese Information nicht. Ganz so wie die nächste Beobachtung die ihr das Mädchen mitteilte. "Auf Booten? Das bedeutet sie bringen die Dorfbewohner weg?", fragte Yu Jiao entsetzt. Chloe nickte bestätigend.
    Yu Jiao zog das Mädchen in die Taverne und schloss die Tür hinter sich. Sie waren zu langsam gewesen, die Bewohner wurden schon weggebracht. In ihr brannte das Verlangen den Räubern zu folgen, doch dies war mehr als töricht. Sie konnte nicht gut Boot fahren, kannte diesen Fluss nicht. Und wusste nicht wohin die Räuber fuhren. Außerdem konnte sie die anderen nicht zurücklassen, geschweige denn die Räuber alleine aufhalten.
    Sie bedauerte das Chen oder die Verborgenen weg waren, sie hätten Rat gewusst. Und sie konnte sie nicht informieren, wusste sie doch nicht wo die Männer überhaupt hingegangen waren. Die Chinesin seufzte. Ihr blieb nur eine Möglichkeit. Warten. Yu verriegelte die Tür wieder, für den Fall das Räuber auftauchten. Oder wandelnde Tote. Dann ging sie nach hinten, Amany über die Ereignisse informierend. Und darauf hoffend das die anderen bald wieder zurück sein würden.
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Ino

    Neferu lächelte milde. Ein wenig fragte sie sich schon ob dieser Benjamin an sich schnell zählen konnte, oder aufgrund der Tatsache das es bei Beiden in letzter Zeit nicht viel zu zählen gegeben hatte. Aber diese Bemerkung behielt sie für sich, die Musikerin schien immerhin bester Laune zu sein. Berechtigt wie Neferu befand. Auch Neferu war zufrieden, wenn sich diese Ino als fähige Lehrerin erwies hatte sie günstig und mit geringen Aufwand eine gute Mentorin für Menwi gefunden. Und durch die Vermittlung einer talentierten Musikerin winkten sowohl Profit, aber vor allem Prestige. Wenn man es richtig anging.
    "Nun, ich bin mir sicher er wird sich nützlich machen.", erklärte Neferu zuversichtlich.
    "Aber setzt euch ruhig und esst noch eine Kleinigkeit bevor ihr geht. Alles weitere werden wir morgen besprechen.", verkündete die Händlerin freundlich und verwies Ino an den Tisch neben Benjamin. Hent hatte derweil dort ein paar Reste von der heutigen Cena aufgetischt.

    Nachdem sich die Musikerin und ihr Begleiter verabschiedet hatten, kam Menwi auf ihr ihre Schwester zu. "Das war ein sehr schöner Abend.", verkündete die Ägypterin gut gelaunt und lächelte. Neferu legte ihren Arm um ihre kleine Schwester. "Ja, nicht? Wie fandest du diese Ino?", erkundigte sie sich neugierig.
    "Recht freundlich und sehr begabt. Ihre Musik war wunderschön. Ich habe mitbekommen sie kommt morgen wieder?", fragte Menwi neugierig.
    "Ja, wird sie. Sie wird deine Musiklehrerin, sofern ihr beiden harmoniert.", antwortete Neferu zufrieden grinsend. Die Augen von Menwi weiteten sich erstaunt und ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Wirklich? Eine Lehrerin für mich?", fragte sie ungläubig. Neferu nickte gutgelaunt.
    "Genau, also versprich mir dich zu betragen und anzustrengen.", ermahnte die Händlerin ihre Schwester.
    "Aber natürlich, verehrte Schwester. Ich werde dich nicht enttäuschen.", erklärte Menwi freudestrahlend und umarmte ihre ältere Schwester. Diese lächelte und erwiderte die Umarmung. Ein schöner Abend, in der Tat.
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  6. #306 Zitieren
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Yu Jiao

    Sie musste wohl eingenickt sein, stellte die junge Ägypterin irritiert fest. Denn eben, für Amany gefühlte Sekunden war Yu noch an ihrer Seite gewesen.
    Ein prüfender Blick durch den Raum bestätigte schließlich ihre Vermutung, sie war alleine. Doch wo waren die anderen?
    Vorsichtig tastete sie mit ihren Füßen den Boden ab, suchte Halt und rutschte langsam vom Tisch herunter, wobei sie sich ziemlich krampfhaft und auch umständlich mit ihren Händen an der Tischplatte fest krallte. Erst als sie festen Boden unter ihren Füßen spürte und nicht mehr das Gefühl hatte, gleich wieder um zu kippen, ließ sie den Tisch los.
    Anfangs noch ein wenig wacklig, aber dann schnell gefestigt stand Amany nun da und als auch ihre Sinne wieder zu arbeiten begannen, ging sie ein paar Schritte durch den Raum.

    Aus einem Vorraum hörte sie Stimmen, zwei weibliche Stimmen. Die eine klang eindeutig nach Yu, stellte Amany erleichtert fest und die zweite.... die junge Ägypterin brauchte einen Moment, bis sie die junge Stimme zu ordnen konnte. Doch dann fiel der Groschen - Chloe!
    Sie verstand nicht, worüber die beiden sprachen, nur ein Satz, eine Frage konnte sie erhaschen. "Auf Booten? Das bedeutet sie bringen die Dorfbewohner weg?" hörte sie Yu fragen.
    Amanys Kopf begann zu arbeiten, die Erinnerungen der vergangenen Stunden zurück zu holen. Boote? Die Dorfbewohner weg bringen?
    Räuber hatten das Dorf Sais angegriffen, viele der Dorfbewohner abgeschlachtet und einige von ihnen entführt... erinnerte sie sich entsetzt.
    Im selben Augenblick betrat Yu den Raum und musste feststellen, dass die junge Ägypterin putzmunter, wenn auch unruhig durch die Räumlichkeiten schlenderte. Die Chinesin wirkte erleichtert über Amanys Zustand und informierte sie anschließend über die Ereignisse.
    Yu erzählte erst von den lebenden und wandelnden Toten, wobei sie vermutlich Chloe´s Worte benutzte und erntete einen irritierten Blick von der jungen Ägypterin. Anschließend erzählte sie das, was Amany eben selbst gehört hatte, dass die Dorfbewohner auf Booten weg gebracht wurden.
    Unruhig ging die junge Ägypterin im Raum auf und ab. Der Gedanke, dass die Dorfbewohner irgendwohin gebracht wurden, behagte ihr garnicht und das sie alleine nichts dagegen unternehemn konnten, noch weniger. Sie blickte fragend zur Chinesin rüber.
    "Was sollen wir tun? Wir können sie doch nicht einfach entwischen lassen?"

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline
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    Auserwählter Avatar von Rabenkopf
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    Yu Jiao & Chen & Amany

    Der Verborgene schlich durch den westlichen Teil von Letopolis. Die Siedlung erwachte bereits wieder zum Leben, was kein Wunder war: die Sonne war zwar noch im Osten, aber erhellte bereits klar den Tag. Einigen der Bewohner begegnete Titos mit Misstrauen, aber seine Verkleidung verhinderte, dass man ihn auf der Stelle als einen Fremden erkannte. Während ein Teil der Passanten einen völlig normalen Morgen zu haben schienen – die meisten von ihnen wirkten wie Händler und Kaufleute – erinnerten ihn wiederum andere daran, dass sie gestern wohl eine durchzechte Nacht gehabt hatten. Genau diesen Leuten gegenüber war er am misstrauischsten – wer wenn nicht die Räuber hatten gestern etwas zu feiern gehabt?
    Einigen von ihnen folgte er, aber sie führten ihn nur zu sich nach Hause, weswegen er die Verfolgung schnell abbrach. Andere wiederum halfen ihm: sie führten ihn zu einen oder zwei weiteren Verstecken der Entführten. Er sagte ihnen, nachdem er sie beruhigt hatte, allen dasselbe: „Seht ihr die Ruine des Turmes dort? Ja, genau die. Dort findet ihr die anderen. Geht dorthin und versteckt euch. Einer meiner Kameraden ist dort und wird euch beschützen.
    Er hatte Sigurd mit allen Geretteten lassen müssen, bei einer alten Turmruine die weiter südlich der Siedlung war, mitten von Sanddünen umgeben. Der Verborgene hoffte, dass die Räuber dort nicht nachschauen würden, allein, weil sie dafür in Richtung Wüste marschieren müssten. Zeitgleich versuchte er die übrig gebliebenen Nester zu finden und sie hinterher aufzureiben, darauf hoffend, dass es nicht mehr so schwer sein würde. Aber er hatte Glück im Unglück: er fand so gut wie keine Verstecke mehr und die meisten von ihnen waren deutlich kleiner als die ersten, die er mit Sigurd gefunden hatte.

    Er suchte auch nach Raneb und Chen, die sich irgendwo in dieser Gegend aufhalten mussten. Bisher hatte er kein Glück in dieser Hinsicht gehabt, als er plötzlich stehenblieb.
    Er hatte eine Leiche gefunden.
    Schnell hockte er sich hin und ging gebückt weiter, bis er eine weitere Leiche fand. Nach weiteren Schritten hörte er Stimmen und blickte um die Ecke: zwei Räuber, einer mit behandelten Wunden, berieten gerade miteinander, während Entführte sich um sie sammelten. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte er das Schwert, dass er bisher nur einmal in seinem Leben gesehen hatte: es war Chens.
    Er erhob sich und kam um die Ecke, wodurch ihn die jungen Mädchen und Kinder als erstes bemerkten: eines schrie auf und die anderen versuchten sich zu versteckten. Als die beiden ‚Räuber‘ sich umdrehten, hob Titos seine Hand mit der Versteckten Klinge – er ließ sie einmal raus, um sich zu erkennen zu geben.
    Da seid ihr ja endlich.“, erklärte der Verborgene, als er zu seinen Verbündeten getreten war, „Ich sehe ihr ward auch erfolgreich, hm?“, er entdeckte dabei die Leiche eines Pferdes und von jemanden, zu dessen Seite ein Legionärsschild zu finden war.
    Halbwegs.“, antwortete Raneb, der leicht blass aussah, aufgrund seiner Verletzungen, „Wir haben noch die Häuser weiter nördlich nicht aufsuchen können.

    Titos legte eine Hand ans Kinn. „Ich könnte mir die restlichen Häuser mal anschauen.“, erklärte er, bevor er hinzufügte, „Aber später. Zunächst sollten wir die Mädchen und Kinder hier zu Sigurd und den anderen bringen.“, die Entführten kehrten langsam wieder zurück, nachdem sie erkannt hatten, dass Titos kein Feind war, „Sie versteckten sich bei einer Turmruine, weiter südlich von hier, mitten in der Wüste.“, er führte sie bisschen an den Rand der Siedlung und zeigte ihnen die Richtung, wo in der Ferne die abgebrochene Turmspitze zu sehen war, „Am besten ist auch, dass wir die anderen holen – Letopolis wacht auf und je eher wir aus den Augen der Bewohner sind, desto einfacher können wir die Rückführung der Entführten verheimlichen. Je eher die restlichen Räuber wissen was Sache ist, je eher können sie uns verfolgen – wir werden wohl kaum die schnellsten sein mit so vielen Leuten zu Fuß…“, er blickte den Chinesen an, „Kannst du deine Schwester und die anderen Mädchen holen? Und die Pferde?“, nach kurzem Zögern fügte er hinzu, „Und auch derjenige ohne Zähne, auch wenn das schwieriger sein sollte ihn ungesehen herzubringen. Er ist immer noch eine sehr wichtige Informationsquelle zu den Vorgängen hier in Letopolis. Falls wir…Wenn wir zurückkehren, werden seine Informationen vermutlich hilfreich sein.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
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    Neferu

    Die Musikerin und ihr Freund verabschiedeten sich von Neferu und ihrer Familie, bevor sie in die Dunkelheit der Nacht entschwanden. Lange Zeit sagte keiner von ihnen etwas.
    Haben wir gerade wirklich ein festes Dach über den Kopf bekommen?“, brach Benjamin schlussendlich das Schweigen, nachdem sie bereits einen gehörigen Teil des Weges gegangen sind.
    Ino nickte zunächst nur. „Und wir werden so schnell nicht mehr Gefahr laufen zu Verhungern.“, fügte sie hinterher hinzu.
    Der Jude blieb stehen und legte sich die Handflächen ins Gesicht. Er schob sie nach hinten, durch sein verfilztes Haar. „Glaubst du wir werden auch baden dürfen?“, fragte er nach einer Weile, mit einem hoffnungsvollen Gesicht.
    Ino blickte ihn verwirrt an. „Keine Ahnung.“, erklärte sie wahrheitsgemäß, grüblerisch wirkend, „Ich war noch nie eine Dienerin…du müsstest es doch wissen, oder?
    Benjamin schien auch unsicher. „Zu lange her.“, entgegnete er daraufhin, „Ich hoffe es jedenfalls. Ich will gar nicht wissen, was alles in meinen Haaren haust.“, er blickte Ino an, „Und deinen erst.
    Ha, ha.“, erwiderte die Syrerin, in die Ferne blickend, bevor sie hinzufügte, „Ich werde Harfe spielen lernen müssen.
    Das kriegst du schon hin.“, antwortete der Jude und winkte ab, „Du hast bisher jedes Musikinstrument gemeistert, an dem du dich wirklich versucht hast. Was du eher lernen solltest, ist eine Lehrerin zu sein.

    Ino blickte ihn entrüstet an. „Du glaubst nicht, dass ich als Lehrerin was tauge?“, fragte sie leicht gereizt.
    Benjamin warf ihr einen mitleidigen Blick zu, bevor er eine Hand auf ihre Schulter legte. „Ino, Ino…“, fing er an, den Kopf schüttelnd und seufzend, „Du weißt, ich liebe dich wie eine Schwester und als Bruder kann ich dir die Wahrheit leider zu nicht vorenthalten: du bist eine Niete als-Au!
    Dann werde ich halt besser!“, entfuhr es der Syrerin wütend, während sich die getroffene Stelle an Benjamins Backe rot färbte, „Ich kann Instrumente spielen, musizieren und komponieren solange ich denken kann. Es kann doch nicht so schwer sein dieses Wissen an andere weiterzugeben! Das einzige was mich aufhalten könnte ist ihr Talent. Und wenn Neferus Schwester keines hat, kann ich mich noch so anstrengen, ich kann nicht schuld sein.
    Ja….sicher doch…“, entgegnete Benjamin, unschuldig seinen Bart kratzend, „Autsch! Hör auf damit!
    Du wirst sehen, ich bringe der kleinen etwas bei und wenn ich dabei draufgehe!“, entgegnete Ino nun selbst richtig rot geworden, „Und wenn es das Sterben für ihre Leidenschaft ist!
    Bevor der Jude noch etwas entgegnen konnte, ging die Syrerin stampfend weiter.
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    Amany Titos

    Yu Jiao schüttelte ablehnend den Kopf. Die Chinesin biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, doch dadurch fand sie auch keine Lösung.
    "Können wir nicht. Müssen wir aber wohl.",erwiderte Yu enttäuscht und sah Amany niedergeschlagen an. "Zumindestens vorerst.", fügte sie etwas optimistischer an. "Chloe hat sie schon mitten auf dem Fluss gesehen, das bedeutet sie sind schon längst außer Reichweite. Und wir können nicht einfach verschwinden und sie zu zweit verfolgen.", erklärte die Schwarzhaarige. Ihre Erklärung war rational und für sie selbst einleuchtend. Jedoch auch äußerst unbefriedigend.
    Nach einiger Zeit klopfte es an der Tür, kurz erschrak die Chinesin. Dann hörte sie jedoch genauer hin, erkannte einen bestimmten Rhytmus. Das vereinbarte Klopfzeichen. Vorsichtig öffnete die Chinesin die Tür, das Schwert dennoch bereithaltend.
    "Chen!", rief sie erleichtert und umarmte ihren Bruder. Umsichtig begutachtete sie Chen, er schien unverletzt. Der Chinese erwiderte die Umarmung kurz, dann trat er ein. Yu verriegelte die Tür hinter ihm. Sofort sprudelten die neuen Informationen aus ihr hervor, ihren Bruder um Rat fragend. Dieser schüttelte kurz nachdenklich den Kopf, den Redeschwall seiner Schwester verarbeitend. Seine Antwort gab er auf griechisch, denn die anderen Mädchen hatten während Yus Erklärung nur fragend geschaut. Yu schluckte verlegen, wenn sie nervös war verfiel sie dann doch in ihre Heimatsprache.
    "Das sind beunruhigende Entwicklungen. Doch ihr habt recht daran getan sie nicht unüberlegt zu verfolgen. Wir müssen die restlichen Verschleppten anderweitig ausfindig machen.", erwiderte er bedächtig. Der Blick von Amany und Yu Jiao ließ vermuten das sie auf einen besseren Plan gehofft hatten. Der Eifer der Jugend.
    "Jetzt müssen wir uns daran machen die geretteten Dorfbewohner sicher nach Sais zu bringen. Sowohl wir, als auch Titos haben viele von ihnen befreien können. Ihre sichere Rückkehr sollte für uns vorerst Priorität haben.", erklärte er nachsichtig. Yu Jiao machte kurz ein trotziges Gesicht nickte dann aber.
    "Es ist gut das ihr viele befreien konntet. Wir sollten sie wohl wirklich sofort hier wegschaffen.", stimmte ihm seine Schwester gutmütig zu.
    "Ja, unseren gesprächigen Gefangenen sollen wir ebenfalls mitnehmen. Und ich würde den Wirt und seine Familie ebenfalls mitnehmen. Auch wenn ich mir noch nicht sicher bin welche Rolle er wirklich gespielt hat..wenn er hierbleibt werden er und seine Familie kaum überleben."

    Kurz darauf machte sie die kleine Gruppe auf. Die restlichen Räuber hatten sie gefesselt in einer Kammer eingeschlossen. Der Zahnlose trottete gefesselt mit ihnen. Damit es nicht auffiel hatten sie ihm einen Reisemantel übergeworfen. Eine Gesichtstuch und Kapuze verbargen das er gefesselt war und ließen es so wirken das er sich nur vor eventuellen Sandstürmen schützen wollte. Chen blieb dabei dicht hinter ihm, um ihn von eventuellen Fluchtversuchen abhalten zu können. Doch dies war glücklicherweise nicht nötig, die Gruppe erreichte ohne groß aufzufallen die Turmruine.
    Die Dorfbewohner reagierten ängstlich als die Gruppe plötzlich aus dem Nichts auftauchte. Auch Sigurd trat einschüchternd heran, entspannte sich jedoch als die Gruppe ihre Kapuzen absetzte und Yu Jiao ihn freundlich anlächelte. Raneb saß in einer Ecke des Turmes, er war immer noch bleich schien sich aber gut zu halten. Yu Jiao schaute sich um, sie hatten fast keine Reittiere. Sie würden also zu Fuß nach Sais marschieren müssen, eine ordentliche Strecke. Und eine gefährliche Strecke, falls sie die Räuber verfolgen würden. Es war wohl wichtig so schnell sie möglich aufzubrechen. Sie trat an Raneb heran.
    "Geht es euch gut? Wo ist Titos? Wir sollten vermutlich nicht länger als nötig verweilen.", fragte sie ihn höflich und schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln.
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  10. #310 Zitieren
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    Yu Jiao & Chen

    Der Verborgene blickte gen Westen. Direkt vor ihm erstreckte sich die Wüste, hier in der Nähe von Letopolis vor allem aus Sand bestehend, aber weiter weg konnte er auch Fels und Stein entdecken, während man Vegetation vergeblich suchen musste. Die Wüste breitete sich west- und südwärts weiter aus, während sie Richtung Norden mehr und mehr verschwand, bevor sie die Eigenschaften einnahm, die der Weg nach Letopolis gehabt hatte – trocken, aber doch fruchtbar. Die Straße führte genau dort entlang wieder zurück nach Sais – aber würde man sie dort nicht erwarten?
    Titos grübelte weiter vor sich hin, während er sich dem halben Dutzend Mädchen und Jungen anschloss, die gerade auf die Turmruine zu trotteten, die halb im Sand verschwunden war. Die Ältesten von ihnen waren bereits im heiratsfähigen Alter, aber die jüngsten gerade mal alt genug um selbst auf zwei Beinen unterwegs zu sein. Wie es auch bei allen anderen bisher gewesen ist. Keiner von ihnen schien ernsthaft verletzt, zumindest körperlich – die Gier der Räuber schien wohl ausgereicht zu haben, dass sie nicht versucht haben jemanden etwas anzutun. Der Verborgene hatte alle möglichen Verstecke abgesucht, aber nur noch so wenige gefunden – waren das wirklich alle? Er war sich nicht sicher, hoffte es aber inständig.
    Sie erreichten die Ruine, während die Sonne bereits ihren Zenit verließ. Chen und die Mädchen waren bereits auch angekommen, genauso wie die Tiere und ihr zahnloser Gast. Einige der älteren Mädchen trugen Wasserflaschen und ähnlichen Proviant mit, den er ihnen aufgetragen hatte mitzunehmen, als sie die Räuberverstecke verlassen hatten – sie hatten nicht viel, aber er hoffte das würde reichen.
    Titos ging zu Raneb, der gerade mit Yu Jiao im Gespräch war. Er wirkte immer noch blass und würde wohl oder übel einen Arzt brauchen – oder zumindest Ruhe. Keins von beidem war ihm zurzeit vergönnt. „Ich teile eure Meinung.“, antwortete der glatzköpfige Verborgene der Chinesin, „Je eher wir dieses Wespennest verlassen, desto besser.
    Chen, Amany und Sigurd waren ebenfalls zu den dreien getreten, als Titos angekommen war. Im Hintergrund konnte er sogar Chloe sehen, während die Befreiten die Neuankömmlinge mit trauriger Freude in ihren Gesichtern umarmten. „Gab es Probleme auf dem Weg hierher?“, fragte Titos den Chinesen.

    Dieser antwortete und gab die Informationen weiter von denen sie gehört hatten. „Es gibt also tatsächlich noch mehr Räuber. Und noch mehr Verschleppte.“, entgegnete der Verborgene, leicht niedergeschlagen wirkend, „Das hab ich befürchtet – seit heute Morgen wirkte das meiste doch zu leicht. Der berüchtigte Anführer hatte sich auch nicht gezeigt. Wir werden auf der Hut sein müssen, wenn wir diesen Ort lebend mit allen Befreiten im Schlepptau verlassen wollen.“, er grübelte kurz nach, kam aber dann zu dem Schluss, dass es der einzige Weg war, „Wir sollten die Straße meiden.“, erklärte Titos seinen Plan, „Zumindest für den Anfang. Wenn die anderen Räuber mitkriegen was passiert ist, werden sie uns dort als erstes vermuten.“, er kratzte sich am Hinterkopf, „Ich sage es zwar nur ungern, aber wir werden durch die Wüste müssen. Weit genug vom Wasser entfernt, dass man uns bestenfalls für eine Fata Morgana hält. Das könnte ziemlich anstrengend sein, denn der Tag ist noch lang.“, er blickte dabei vor allem Raneb an.
    Die Wunde die mich fertig macht, wurde noch nicht geschlagen.“, versicherte der Glatzkopf seinem Kameraden, wobei er versuchte zuversichtlich zu lächeln. Das verstärkte nur den Eindruck, dass es ihm keineswegs gut ging.
    Du wirst eines der Pferde nehmen.“, entschied Titos und ließ kein Widerspruch zu, „Das letzte was wir brauchen ist, dass du unterwegs zusammenklapst und im Sand verbrennst. Du bist der einzige neben mir, der häufiger schon mal durch die Wüste gereist ist – dein Wissen könnte entscheidend sein.“, er grübelte kurz nach, bevor er sich entschied einen Teil der Mauerreste des Turms hochzuklettern und wieder gen Westen zu blicken, „Dort.“, er zeigte mit dem Finger auf einen Ort, der von hier aus wie ein Felsen aussah, möglicherweise wohl aber eher ein kleiner Hügel sein musste, während er die anderen zu sich heranwinkte, damit sie sahen, was er meinte, „Geht zu diesem Felsen, bis die Sonne anfängt unterzugehen und geht hinterher wieder nordwärts bis ihr wieder zum Weg zurückfindet – kann einer von euch die Richtung anhand der Sonne bestimmen?“, jemand bejahte das, „Gut. Ich werde dann das andere Pferd nehmen und den Kundschafter mimen. Falls man uns verfolgt, sollten wir das so schnell wie möglich wissen. Falls nötig werde ich auch versuchen eine Verfolgung abzubremsen.“, sie kletterten wieder herunter, zu Raneb, der seinen Platz nicht verlassen hatte, „Wir müssen auch auf die Verschleppten achten. Die Größten von ihnen werden es wohl durchhalten können, sind sie doch die Gegend gewohnt, aber die kleinsten werden Hilfe brauchen. Passt auch auf sie nicht wieder zu verängstigen – so ein Weg durch die Wüste kann sowieso seine Tücken haben, auch wenn nicht welche von ihnen aus irgendwelchen Gründen die Gruppe verlassen. Wir haben es hier schlussendlich ja auch nicht mit einer disziplinierten Armee zu tun, die bereit ist Blasen an den Füßen ohne Murren zu ertragen.“, er dachte noch einmal kurz nach, „Wenn alles nach Plan verläuft, werden wir nach Anbruch der Nacht wieder in Sais sein. Hoffentlich werden die Leute dort vor den Räubern sicher sein…
    Sie erledigten alle noch nötigen Vorbereitungsmaßnahmen und brachen dann auf, westwärts, Richtung Wüste.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Ju Jiao und Chen & Titos, Raneb und Sigurd

    Amany blickte ein wenig skeptisch drein, während Titos seinen Plan erklärte. Irgendwie sah das ganze für sie wie eine Selbstmordmission aus. Zum einen mussten sie einen beschwerlichen Weg durch die Wüste nehmen, zu Fuß und zum anderen kamen sie mit den ganzen Geretteten nicht schnell genug voran, zumal ein paar von den Mädchen gerade mal auf ihren eigenen Beinen stehen konnten. Raneb und Titos nahmen ihre Pferde, während sich der Rest zu Fuß auf den Weg nach Sais machte.

    Amany blickte nachdenklich zu Boden, während sie einen Schritt nach dem anderen machte. Ihr ging es zwar wieder besser, aber hundertprozentig fit war sie noch nicht, so das sie sich arg konzentrieren musste. Immer wieder blieb sie stehen und schaute sich nach den Geretteten um, vorallem die kleinsten behielt sie im Auge, die sich aber bisher wacker schlugen.
    Ein zaghaftes Schmunzeln huschte über Amanys Gesicht, während sie die kleinsten beobachtete, wie diese sich mit kleinen Spielchen bei Laune hielten.
    Wie tapfer die kleinen doch sind. schoss es ihr durch den Kopf und sie bettete innerlich, dass sie alle heil und unversehrt in Sais an kamen.
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  12. #312 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Amany Titos

    Die Gruppe hatte sich in Bewegung gesetzt und marschierte durch die Wüste. Langsam, behäbig, aber sich stetig von Letopolis entfernend. Die Schrecken der Stadt hinter sich lassend, den Sehnsucht der Heimstatt folgend. Die beiden Geschwister marschierten mit, hielten sich dabei in der Mitte der Karawane auf. Dabei pendelten sie häufiger mal nach hinten, andere Reisende unterstützen und motivieren. Beide waren letztendlich schon sehr lange gereist, durch alle mögliche Regionen und Orte. Jedoch hatten diese Karawanen aus erfahrenen Händlern und Reisenden bestanden, kein halbes Dorf mit Menschen jeden Alters. Dennoch war Yu Jiao positiv überrascht von dem eisernen Willen der Dorfbewohner. Ohne großes Murren setzten diese ihren Weg fort, halfen sich gegenseitig und sprachen sich Mut zu. "Sie schlagen sich sehr gut.", sprach sie gutmütig an ihren Bruder gewandt. Auf ihren Schultern trug sie ein kleines Kind welches leicht vor sich hin döste.
    Auch Chen trug eines der Kleinkinder nachdem ihn seine Schwester dazu animiert hatte. Wenn Yu Jiao voller Tatendrang war, konnte man ihr nur schwerlich nein sagen. "Ja. Sie wissen das es nach Hause geht und welche Gefahr hinter ihnen lauert. Wenn es nach Hause geht, ist jeder Mensch motiviert. Nur der Tod kann ihn dann stoppen.", erklärte Chen zustimmend und stapfte durch den Sand. Yu Jiao schaute nachdenklich drein. Ihr Bruder hatte wohl Recht. Wenn sie eines Tages heimkehren würden, so fern dieser Tag jetzt auch noch sein mochte. Keine Macht der Welt würde sie davon abbringen können die Reise abzubrechen. Solange sie ihre Füße tragen vermochten würde sie dann versuchen die grünen Weiden und schneebedeckten Spitzen der heimischen Berge wiederzusehen. Vater und Mutter wieder in die Arme schließen zu können. Die Chinesin seufzte, kurz übermannte sie wieder das Heimweh.
    Ihr Bruder blieb kurz stehen, legte ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter. Ein schmales Lächeln regte sich auf ihrem Mund. Wenigstens war sie nicht alleine. Sie nickte ihm dankbar zu, das kleine Kind auf Chens Schultern strich ihr kurz über den Kopf. Yu Jiao lächelte es an, das Kind streckte ihr die Zunge heraus. Die Schwarzhaarige setzte eine empörte Miene auf, dann streckte sie ebenfalls kurz ihre rosa Zunge heraus und kicherte anschließend. Auch das Kind musste lachen. Chen schüttelte amüsiert den Kopf.

    Yu Jiao lief im lockeren Schritt ein wenig durch den Sand, darauf achtend ihr lebendes Gepäck nicht durchzuschütteln. Inzwischen war das Kind jedoch aufgewacht und schien wieder selbst gehen zu wollen. Sorgsam setzte sie es bei einer anderen Gruppe von Kindern ab, wobei sich direkt ein Pulk von anderen Freiwilligen meldete. Jedoch sah keines der Kinder stark erschöpft aus, weswegen die Chinesin lächelnd den Kopf schüttelte. Stattdessen holte sie die kleine Panflöte heraus. Nach einer kurzen Weile schaffte sie es eine einfache, aber fröhliche Melodie dem Instrument zu entlocken. Fröhlich hörten die Kinder den Lauten zu und umschwärmten dabei die Chinesin auf ihrem Weg durch die Wüste. Für einen Moment schienen sie die Strapazen des Marsches zu vergessen, was genau das war was Yu Jiao beabsichtigte. Motiviert blies sie auf ihrer neuen Flöte und schritt durch die Karawane, tapfer begleitet von ihrer fröhlichen Zuhörerschaft.
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  13. #313 Zitieren
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    Amany & Yu Jiao & Chen

    Sie drehten ab. Titos blickte immer noch hin, aber dies war die einzige Schlussfolgerung.
    Er war mit dem Pferd wieder in Richtung Letopolis geritten und hatte dort bemerkt, wie eine Gruppe von Räubern sich auf ihre Pferde geschwungen hatte und gen Westen geritten war. Sie alle sahen bisschen anders aus als die anderen Räuber, erinnerten den Verborgenen sogar an Soldaten, aber keiner von ihnen schien ein schlechter Reiter zu sein und jeder erschien grimmig und in Eile.
    Er folgte ihnen ohne bemerkt zu werden, eine leichte Aufgabe, da er das schon öfter hatte machen müssen. Selbst wenn sie ihn bemerkt hätten, er war weit genug in der Wüste, dass sie ihn hier nicht jagen würden.
    Sie folgten der Straße wie er vermutet hatte, aber als sie die alte Festung erreicht hatten, blieben sie stehen, berieten einige Zeit miteinander und kehrten dann zurück, als sie eine Entscheidung getroffen hatten. Der Grund, wie Titos vermutete, lang an der Standarte, die an der Seite des Eingangstors gehisst worden war: ein Legionsadler, mit den Zeichen dafür welche Einheit das war. Römische Soldaten…, schlussfolgerte Titos, sich mit den Erkennungszeichen der Römischen Armee nicht auskennend und sich überlegend, was das wohl für Konsequenzen haben würde, Ob sie auch die Entführten suchen?
    Er folgte den Räubern zurück nach Letopolis, wo sie scheinbar jede Absicht aufgaben, den Entführten zu folgen. Sie trafen auf den Mann, den Titos als Anführer identifiziert hatte und dieser sprach nur ein paar Worte mit ihnen – dann verschwanden sie in der Stadt. Titos blieb noch eine Weile da, aber als sich nichts änderte, drehte er ab und ritt dorthin wo er die anderen vermutete.

    Ich glaub ich krieg Fieber, dachte sich der Jüte, als er erschöpft durch den Sand stampfte. Er blieb kurz stehen und blickte hoch, wo die Sonne sich scheinbar keinen Zentimeter von der Stelle gerührt hatte, seit er zuletzt nachgeschaut hatte. Ihm war warm und er schwitzte wie ein Schwein. Die Verletzungen juckten wie verrückt und er wäre nur zu gern ins Wasser gesprungen – selbst wenn es voller Krokodile gewesen wäre. Er wünschte sich seine kalte Heimat wieder – mit Schnee kannte er sich aus, mit Sand eher weniger. Eins stand aber fest: er hasste Wüsten.
    Von Zeit zu Zeit half er ein paar der Nachzügler indem er sie huckepack nahm, war sich aber nicht sicher, ob sie sich da oben, der Sonne so nahe, deutlich besser fühlten. Er wollte gerade den verletzten Raneb auf seinem Pferd, auf dem auch zwei der Jüngsten mitritten, fragen wie lange sie noch durch die Wüste müssten, aber entschied sich dagegen – der Verborgene sah nicht gut aus. Er versuchte sich dies nicht anmerken zu lassen, indem er sich sogar mit den Kleinen unterhielt und sie versuchte aufzumuntern, aber Sigurd konnte es ganz genau sehen – er würde als erster zusammenbrechen, falls sie nicht so schnell wie möglich die Wüste wieder verließen.
    Plötzlich hörte der Jüte etwas: Musik. Er blieb kurz stehen und blickte sich um: Yu Jiao hatte begonnen ihre Flöte zu spielen. Die Melodie war einfach, aber fröhlich – sie erinnerte den Jüten an die Zeiten, als er im Kreise seiner Familie Feste abgehalten hatte. Die Melodie blieb ihm zwar fremd, aber sie gefiel ihm. Er drehte sich wieder um und ging weiter – nur nicht verzagen, sagte er sich in Gedanken.

    Raneb brachte das Pferd zum Stehen. Er atmete laut, lauter als vorhatte. „Warum sind wir stehengeblieben?“, fragte das Mädchen, das vor ihm im Sattel saß.
    Er antwortete nicht, blickte sich stattdessen um. Der Hügel im Westen war bereits als Hügel zu erkennen, aber Raneb blickte nicht gen Westen, sondern gen Norden: er konnte dort ein Schemen erkennen. Chen war an ihn herangetreten, blickte ihn fragend an. „Sehe nur ich diese Gestalt oder tust du das auch?“, fragte der Verborgene den kleineren Mann.
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    Yu Jiao und Chen & Titos, Sigurd und Raneb

    Amany ließ sich von der fröhlichen Musik, die Yu auf ihrer Flöte spielte anstecken und summte die Melodie leise mit. Auch wenn sie das Lied nicht kannte. Aber sie kannte ja viele Lieder nicht, die die anderen vielleicht von gesellschaftlichen Anlässen oder Familienfesten her kannten, als Straßenkind, welches von kleinauf in den Gassen von Alexandria aufgeachsen war, blieben ihr solche Feierlichkeiten verwehrt, bestenfalls von weitem so sie solchen Anlässen beiwohnen, wurde aber dann doch meist verjagt, wenn sie entdeckt wurde.

    Sie schloss sich der kleinen Gruppe an, die sich um die Chinesin versammelt hatte. Yu blickte kurz in ihre Richtung und lächelte, während sie weiter die Flöte spielte. Eines der Kinder griff nach Amany´s Hand. Die junge Ägypterin zuckte kurz zurück und sah auf das kleine Mädchen, welches sie aus erschöpften Augen ansah und halt bei ihr suchte. Ohne ein Wort zu sagen, nahm Amany das Mädchen huckepack, welches Amanys Schultern gleich fest umschlang.
    "Wie heißt du?" fragte das Mädchen neugierig auf ägyptisch und Amany merkte, wie das Mädchen ihr seitlich versuchte aufs Gesicht zu schauen.
    Die junge Ägypterin schmunzelte. "Amany, und du?" antwortete die junge Ägypterin in fließendem ägyptisch. Amany versuchte ruhig zu atmen, auch wenn es nicht ganz so leicht war mit dem Gewicht des Mädchens auf ihrem Rücken, der senkenden Hitze und dem anstrengenden Weg durch den Sand.
    "Nila. Ma hat mich nach dem großen Fluß benannt, hatte sie immer gesagt..." erklärte das Mädchen
    "Schöner Name. Wo ist deine Ma?" hakte Amany in ägytisch nach. Das Mädchen umschlang sie noch fester, legte den Kopf auf ihre Arme und Amany spürte, wie eine warme Flüssigkeit auf ihren Hals tropfte.
    "Die bösen Männer haben Ma und Pa getötet..." schluchzte das Mädchen leise und vergrub ihr Gesicht an Amanys Hals. Auch wenn die junge Ägypterin sowas schon vermutet hatte, traf sie es dennoch wie ein unerwarteter Schlag ins Gesicht. Wieder ein Kind, kaum älter als Chloe, eher sogar jünger, welches seiner Eltern beraubt wurde und nun irgendwie klar kommen musste. Innerlich kochte sie vor Wut und sie fragte sich, was Menschen dazu trieb anderen, zum größten Teil alles wehrlose, einfache Bauern/ Siedler solches Leid zu zufügen?
    Amany suchte nach tröstenden Worten, doch egal was sie sich in Gedanken zurecht gelegt hatte, nichts würde diesem Mädchen den Schmerz nehmen, welches es gerade empfand. Nila schien sich aber schnell wieder zu beruhigen, hob ihren Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
    "Amany, darf ich bei dir blei....?" Das Mädchen stockte und blickte nach vorne, wo Raneb sein Pferd anhielt und wachsam die Gegend erkundete.

    Über das Stocken des Mädchens verwundert blickte Amany ebenfalls nach vorne. Im Westen waren die Hügel schon deutlich zu erkennen, doch Raneb schaute nach Norden. Die Ägypterin folgte Ranebs Blick und entdeckte ebenfalls ein Schemen.
    War ihnen jemand auf der Spur? Waren sie in Gefahr? schoss ihr der Gedanke sofort durch den Kopf und sie schaute unruhig durch die Runde. Alle waren stehen geblieben und Yu hatte aufgehört die Melodie zu spielen, eine angespannte Stille lag in der Luft.
    Raneb hatte derweil den Chinesen zu sich geholt und sprach mit ihm.
    Amany ließ das Mädchen runter. "Bleib hier bei den anderen." sagte sie leise auf ägyptisch, doch das Mädchen schüttelte energisch den Kopf und krallte sich an Amanys rechte Hand fest. Mit flehendem Augen sah das Mädchen zu ihr auf. Amany sah das Mädchen an, hielt schließlich ihre Hand fest und ging mit ihr zu Raneb und Chen.
    Bei ihnen angekommen, sah Amany dem Verborgenen erstmal ins Gesicht. Raneb sah nicht gut aus, seine Verletzungen setzen ihm ziemlich zu, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ und Amany vermutete, dass er als erster zusammen brechen würde. Sie machte sich Sorgen um ihn, doch das würde sie ihm nicht sagen. Stattdessen schaute sie wieder gen Norden, wo die Gestalt immer noch zusehen war.
    "Da vorne ist jemand."

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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    Sigurd Amany

    Chen schaute in die Richtung welche Raneb weiste. Tatsächlich, dort war ein Schemen zu erkennen. Eine schemenhafte Gestalt welche auf einer Düne zu stehen schien. Jedoch war sich der Chinese unsicher. Auf ihrer Reise westwärts hatten Yu Jiao und er häufiger Erscheinungen in der Wüste erkennen können. Jedoch waren diese häufig nur Erscheinungen, Zerrbilder welche verschwanden wenn man sich näherte. Die Beduinen und andere Wüstennomaden nannten sie gerne Streiche der Wüstengötter, oder verglichen sie mit Sirenen die Reisende von ihren Wegen ablenken wollten. Schwer zu sagen womit sie es jetzt zu tun hatten, der Schemen war eigentlich recht nah. Plötzlich bemerkte er wie Yu, welche ihr Flötenspiel beendet hatte, unbeschwert die Düne hoch schritt.

    Die Chinesin hatte den Kindern mit einer Geste befohlen stehen zu bleiben und ging jetzt neugierig auf den Schemen zu. Neugierig und auch ein wenig nervös, ihre rechte Hand ruhte auf dem Schwertknauf. Jedoch hatte die Gestalt noch keine Anstalten gemacht sie anzugreifen sondern stand nur auf der Düne. Vielleicht war es nur ein Tier. Falls ja würde es sicher die Flucht ergreifen wenn sich die Chinesin näherte. Also hoffentlich. Entschlossen schritt sie die Düne hoch, bis sie dessen Scheitelpunkt erreicht hatte. Jetzt wo sie oben war löste sich der Schemen auf und offenbarte die tatsächliche Gestalt des stummen Beobachters.
    "Mööeeepp!", machte das Kamel neugierig und stupste die Asiatin mit seiner breiten Schnauze, so das diese fast schon überrascht wieder die Düne zurückrollte. Eine breite rosa Zunge schoß hervor und schleckte der Chinesin quer über das Gesicht. Diese schloss die Augen und ertrug es mit einer Mischung aus Ekel und Amüsement. Auf ihrer Reise hatte sie die Nützlichkeit von Kamelen kennengelernt und es waren an sich liebe Tiere..aber besonders leiden konnte sie diese dennoch nicht. Sie rochen sehr streng, kein Wunder das Pferde von ihnen Abstand hielten. Jemand zog den Kopf des Kamels an einem Zügel von sich weg, erst jetzt bemerkte die Chinesin das es beladen war. Und den Kamelführer, welcher seinen Körper in die üblichen weiten Gewänder der Nomandenvölker gewickelt hatte. Jetzt zog er jedoch sein Gesichtstuch zurück und offenbarte ein gebräuntes, wettergegerbtes Gesicht, welches ein breiter dunkler Bart zierte. Der ältere Mann lächelte die Asiatin freundlich an.
    "Hallo kleine Dame. Offensichtlich haben Gelon und ich zu lange geschaut ohne uns vorzustellen. Aber wir wollten sicher sein mit wem wir es zu tun haben. Nenn mich Ismael.", erklärte der Alte freundlich und machte eine leichte Verbeugung.
    "Yu Jiao.", stellte sich die Chinesin leicht schüchtern vor und musterte den Mann neugierig. "Entschuldigt, aber was macht ihr hier, alleine in der Wüste?"
    "Nun, das könnte ich wohl euch fragen, mit euerer großen Karawane voller Frauen und Kinder. Und offensichtlich ohne Vorbereitung. Aber ihr fragtet zuerst. Ich bin ein Reisender, manchmal ein Händler. In dieser Gegend gibt es Räuber, deswegen reise ich manchmal abseits der Straße. Die Wüste ist ein gefährlicher Ort, doch ein Freund und Hüter für jenen der sich auskennt. Außerdem sammel ich Gewächse die in diesen unwirtlichen Gefilden wachsen.", erklärte der Mann freundlich. "Und ihr?" Yu Jiao überlegte kurz. Der Mann war fremd, doch schien er nett zu sein. Und kannte sich offensichtlich in der Wüste aus. Hinter sich bemerkte sie wie Chen angelaufen kam und misstrauisch den Fremden beäugte.
    "Wir sind auf den Weg nach Sais, der Heimstatt dieser Menschen. Räuber sind uns auf den Fersen, deshalb mussten wir durch die Wüste.", antwortete sie kurz bevor sie Chen schnell über den Mann informierte um ihn zu beruhigen. Ismael hörte geduldsam den fremden Lauten zu.
    "Ihr seid eine interessante Frau, Yu Jiao. Offensichtlich auch eine Reisende, wie der alte Ismael. Ich weiß wo Sais liegt, wenn ihr möchtet kann ich euch begleiten. Vielleicht trägt der nette Gelon auch ein wenig Wasser bei sich welches ich teilen kann. Es ist Sitte meines Volkes anderen Reisenden zu helfen. Die Wüste verzeiht nicht.", bot Ismael höflich an und das Kamel röhrte gutgelaunt. Während Chen noch skeptisch schaute, stimmte Yu Jiao umgehend zu. Der Asiate warf seiner Schwester einen skeptischen Blick zu, während der Beduine zustimmend lächelte. Gemächlich schritten er und Gelon die Düne herab.
    "Wisst ihr was mich dazu bewegt hat näher zu kommen? Euer Flötenspiel. Es war viel zu fröhlich um von schlechten Menschen zu kommen.", sprach Ismael an Yu Jiao gewandt. Diese lächelte verlegen und drehte dann den Kopf beiseite um zu verbergen das sie errötete. Ein Lächeln umspielte das faltige Gesicht des Nomaden, welches breiter wurde als die Kinder auf sein Kamel zugelaufen kamen.
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    Amany & Yu Jiao und Chen

    Die ganze Gruppe blieb einer nach dem anderen stehen, nachdem der Verborgene stehengeblieben war. Es sprach sich schnell rum, dass etwas im Norden war und jeder blickte hin. Sigurd kniff die Augen zusammen und konnte trotzdem kaum etwas erkennen – Schweiß tropfte ihm obendrein in die Augen, weswegen er diesen erst wegwischen musste. Als er wieder etwas halbwegs erkennen konnte, sah er wie Yu Jiao sich der Düne näherte und dieses Mal konnte er sehen, dass dort irgendein Tier stand, dass der Jüte bisher nicht gesehen hatte. Das Kind runterstellend, die Axt fester greifend, ging Sigurd alarmiert ebenfalls in die Richtung, aber der Sand machte ein schnelles Vorankommen unmöglich.
    Glücklicherweise war es nicht notwendig. Das Tier leckte die Chinesin einmal gründlich übers Gesicht und schien im Allgemeinen eher harmlos zu wirken. Der Jüte beäugte den Reiter des Tieres mit einem misstrauischen Blick, aber auch von ihm schien keine Gefahr auszugehen – er wirkte wie ein freundlicher Alter. Sigurd verstand zwar nicht was die beiden da besprachen, denn sie nutzen wieder die griechische Sprache dafür, aber es beruhigte ihn, dass Chen zu seiner Schwester trat und keinen Grund sah eingreifen zu müssen.

    Raneb war an den Mann, der sich als Ismael vorgestellt hatte, herangeritten und musste dabei aufpassen, dass die Kinder und auch Amany ihm und seinem Tier rechtzeitig Platz machten. Er hatte mitbekommen worüber zuvor gesprochen worden war. „Χαιρείς“, grüßte der Verborgene den alten Mann, „Eure Hilfe ist ein willkommenes Geschenk hier inmitten des Sandes, Ismael. Mein Name ist Raneb. Wir haben zwar noch den einen anderen Wasserschlauch dabei, aber ich weiß nicht, ob diese bis Sais reichen werden. Da-“, und dann brach er ab.
    Der Mann vor ihm schien zu schimmern. Der Verborgene legte eine Hand auf den Kopf und schüttelte diesen leicht. Als er wieder aufblickte, saß der Mann auf dem Kamel so scharf wie zuvor aus. Er schluckte und bemerkte wie trocken seine Kehle war. Er blickte rüber zu seinen Gefährten, die ihn besorgt anblickten. „Wir sollten uns beeilen.“, brach er hervor, mit einer leicht krächzenden Stimme, „Wir sind weit genug nach Westen geritten. Wir sollten jetzt nach Norden, Richtung Sais abbiegen. Titos wird auf dem Weg dorthin auf uns warten oder uns entgegen reiten.

    Wenig später…

    Titos saß von seinem Pferd ab. Die Sonne ging bereits unter. Hinter sich hatte er die hügelige Landschaft, die sich in der Nähe der Straße befand, während sich vor ihm die Wüste erstreckte. Er hatte auf dem Weg hierher nach den Anderen Ausschau gehalten, bislang aber nichts gefunden. Sie müssen bereits auf dem Weg hierher sein, dachte er sich, die Hände über die Augen legend und sich umschauend, Raneb kennt den Weg hierher…wo bleiben sie nur?
    Besorgt stieg er wieder auf sein Tier, das ebenso erschöpft war wie er. Er hatte bisher nicht gnädig zu seinem treuen Begleiter sein können, weswegen er es dieses Mal versuchte. Er ritt südwärts, in langsamen Trab, immer versuchend in einer erhöhten Position zu bleiben um ein größeres Areal abdecken zu können. Da die Sonne langsam unterging, nahmen auch die Temperaturen ab, auch wenn sie immer noch alles andere als angenehm waren. Aber egal wohin er auch blickte, erkennen konnte er nichts und niemanden. Wo sind sie nur?

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Χαιρείς (Khaireis) = „Sei gegrüßt“ im alten Griechisch
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
    Rabenkopf ist offline Geändert von Rabenkopf (09.01.2020 um 11:08 Uhr)
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    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Yu Jiao und Chen und Titos, Sigurd & Raneb

    Amany sprang erst mal auf die Seite, als Raneb plötzlich ruckartig sein Pferd in Bewegung setzte, um Yu zu folgen, die in Richtung Düne und auf den Schemen zu gegangen war und sie und das Mädchen beinahe über den Haufen geritten hätte. Irgendwie schaffte sie es jedoch nicht den Halt zu verlieren und Nila ebenfalls auf den Beinen zu halten.
    Kopfschüttelnd blickte die junge Ägypterin dem Verborgenen hinter, während sie gleichzeitig beobachtete, wie Chen seiner Schwester hinterher eilte.
    Aus Neugier getrieben entschloss sich Amany ihnen zu folgen und nahm Nila einfach mit. Als sie näher ran kam, musste sie feststellen, dass diese Scheme kein böse Feind war, sondern ein Kamel, welches der Chinesin quer über das Gesicht leckte.
    Amany lachte. Zum einen über sich selbst, weil ihr ihre Sinne so einen dummen Streich gespielt hatten und zum anderen wegen Yu´s Gesichtsausdruck, die ganze mit einer Mischung aus Ekel und doch auch mit Amüsement über sich ergehen ließ.

    Anschließend tauchte ein Fremder auf, der sein Kamel holen wollte. Yu und Raneb sprachen mit ihm und fanden heraus, dass der alte Mann Ismael hieß. Er wirkte sehr freundlich und hilfsbereit, was in der Wüste eher selten an zu treffen war, er bot ihnen sogar ihnen zu helfen.
    Dann ging die Reise auch schon weiter....

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  18. #318 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    "Oh, lange Zeit reiste ich mit meinem Stamm durch die Wüste. Stetig durch die sandigen Dünen laufend, dorthin wo es uns die Götter erlaubten zu Leben. Wir und die Wüste, es war ein stetiges Ringen. Doch wenn man eine Weile durch ihre karge Einöde wandert, offenbart sich ihre wahre Schönheit. Wenn die Sonne über den Dünen untergeht und der Mond auf den sandigen Körnern scheint, dann kann man in die Augen der Götter starren.", sprach Ismael zu Yu Jiao welche neben ihm lief und neugierig zuhörte. Vieles was der Alte sagte klang für sie widersinnig, vielleicht hatte die Sonne im Laufe der Zeit seinen Verstand gedörrt. Doch seine Stimme war warm und einfühlsam und sie mochte seine Ausdrucksweise. Auch ein paar der Kinder hörten interessiert zu, alles was von den Strapazen ablenkte war willkommen. Chen lief weiter hinten neben Raneb, diesen in kleine Gespräche verwickelnd. Vermutlich um zu verhindern das dieser das Bewusstsein verlor, wurde er doch scheinbar immer schwächer.
    "Und warum habt ihr die Eurigen verlassen? Ihr habt doch euern Stamm geliebt?", fragte sie verwundert während sie durch den Sand stapfte. Ismael lachte.
    "Die Torheit der Jugend. Das was gut und schön ist, wirkt alsbald langweilig und uninteressant. Ich wollte mehr von der Welt sehen, fremde Völker und die großen Städte. Reise von West nach Ost. Durch Numidien, über Karthago bis mich meine Reisen irgendwann in das Nildelta führten. Ich sah viel, traf viele Menschen, fand bisweilen die Liebe und verlor diese wieder. Doch die Geborgenheit meines Stammes, die fand ich nie wieder. Irgendwann erstarb mein Abenteuergeist, die Knochen wurden auch nicht jünger. Ich reiste zwar bis in die Ausläufer von Syria, aber weiter wollten meine Füße nicht wandern. So kehrte ich um, auf ausgetretenen Pfaden wandelnd." Plötzlich sah er sich um und grinste. "Oh, wo ich von ausgetretenen Pfaden rede. Die Straße.", merkte er gutgelaunt an. Auch Yu Jiao lächelte. Die Wüste lag hinter ihnen, mit all ihren Tücken und Strapazen. Jetzt mussten sie hoffen das sie auf der Straße nicht erneut den Räubern begegnete.
    "Vermisst ihr euren Stamm?" "Oft." Yu nickte mitfühlend. "Warum seid ihr nie zurückgekehrt?", fragte sie nachdenklich. An seiner Stelle hätte sie es getan.
    "Je weiter ihr euch von etwas entfernt und je mehr Zeit ins Land zieht, umso schwerer wird es euch fallen zurückkehren. Und wenn ihr es dennoch tut, kommt die Angst das es nicht mehr so sein könnte wie es ihr verlassen habt. Das könnter ihr auch noch eines Tages feststellen.", erwiderte der alte Mann bedächtig.
    "Ich hoffe nicht.", antwortete die Chinesin vorsichtig und zog eine nachdenkliche Miene. Nicht zurückkehren zu wollen, das war momentan ein Gedanke der undenkbar für sie erschien. Eines Tages würden sie und Chen die Heimat wiedersehen, trotz des Weges der zwischen ihnen und dieser lag.
    Plötzlich bemerkte sie einen Reiter am Horizont erscheinend. "Ist das Titos?", murmelte sie unsicher und schaute angestrengt zum Horizont.
    numberten ist offline
  19. #319 Zitieren
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    Amany & Yu Jiao & Chen

    Da!, schrie er im Geiste, als seine Augen etwas sahen. Schnell lenkte er sein Pferd in die Richtung und legte eine Hand über seine Augen. Da sind sie! Ohne zu zögern ritt er in die Richtung wo er eine große Gruppe von Menschen sah, die nordwärts schritt. Je näher er kam, desto mehr Einzelheiten konnte er erkennen. An der Spitze konnte er Yu Jiao sehen – und einen Kamelreiter. Seine Augen verengten sich, als er den Fremden anschaute. Er kannte ihn nicht, aber er wirkte auch nicht bedrohlich – auch Raneb, der weiter hinten zu sehen war, schien ihn nicht als Bedrohung wahrzunehmen. Titos entspannte seine Muskeln und als er nahe genug war, ging er wieder in einen langsamen Trapp über, bevor er vollständig anhielt. Nur wenige Herzschläge später erreichten die anderen ihn.
    Da seid ihr.“, grüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln, „Ich hab euch schon gesucht.“, er blickte den alten Kamelreiter an, „Seid ihr ein Freund?

    Nachdem die Freundlichkeiten und Informationen ausgetauscht worden waren, übergab Titos das Pferd Amany – sie hatte ein Mädchen auf den Rücken getragen, das sehr erschöpft aussah. Sie hob sie zum Pferd hoch und mit Titos‘ Hilfe fanden auch andere Kinder Platz dort oben, während Amany die Zügel hielt und das Tier führte. Der Verborgene wiederum ging zu seinem Bruder in dessen Nähe Chen immer noch stand, offensichtlich besorgt über seinen Zustand. Raneb sah wirklich schlechter aus als vorher. „Halte durch, Bruder, es ist bald geschafft.“, murmelte er ihm zu. Raneb nickte nur, kaum in der Lage eine Silbe zu formen. Er sah aus, als hätte er Fieber, aber das könnte auch an der Hitze liegen.
    Bitte pass auf, dass er auf dem Pferd bleibt.“, bat er den Chinesen und dieser nickte, bevor Titos sich wieder zur Spitze der Gruppe bemühte. Diese hatte ein kleines Päuschen eingelegt, aber nun führte der Verborgene sie weiter, raus aus der Wüste, wobei er sich mit den anderen unterhielt. Die Zahl der Hügel nahm nun zu, während zeitgleich die Menge des Sandes abnahm. Der Boden wurde fester und hier und da konnte man sogar schon die ersten Zeichen von Vegetation sehen. Und das alles noch bevor sie die eigentliche Straße betreten hatten und anfingen dieser westwärts zu folgen.

    Die ersten Sterne und der Mond waren bereits am Himmel erschienen, selbst wenn die Sonne noch nicht völlig entschwunden war, als die Gruppe anfing etwas zu hören. Es kam von hinter ihnen und klang nach Pferden. Schnell spurtete Titos nach hinten, gefolgt von Chen und Sigurd, wobei die beiden Mädchen auch nicht weit hinter ihnen blieben. Nur Ismael und Raneb blieben wo sie waren, sich die Situation geduldig anschauend. Titos zog bereits seine Waffen, befürchtend, dass er die Feinde unterschätzt hatte. Die ersten Stimmen waren zu hören.
    Plötzlich konnte man ein lautes Lachen hören. Es kam vom Weg um die nächstgelegene Ecke herum. Einen Moment später tauchten Reiter auf. Im Zwielicht dachte jeder das wären die Räuber und die Befreiten versuchten sich zu verstecken, während die Kämpfer sich bereit machten. „Umzingelt sie!“, rief plötzlich jemand und die Reiter hatten die Gruppe schnell eingekesselt, Lanzen in ihre Richtung zeigend und selbst die Wenigen aus ihren Verstecken vertreibend. Erst jetzt bemerkten die anderen, dass diese Männer Rüstungen trugen – römische Rüstungen . Ein Helm, eine Kettenhemd, ein roten Mantel gegen den Sand. Einige von ihnen trugen auch Fackeln, wodurch die verschiedenfarbigen Gesichter, mit unterschiedlichen Graden an Behaarung, der römischen Soldaten zu erkennen waren.
    Nachdem die Gruppe eingekesselt war und kein Entkommen möglich schien, verstummten die meisten Stimmen. Titos ließ seine Waffen hängen – dies war nicht der Feind, so hoffte er. Drei Reiter stiegen von ihren Pferden, wobei einer nur ein Fackelträger zu sein schien. Der zweite sah den meisten anderen Reitern recht ähnlich, trug aber einen Helm mit einem längsgestellten Helmbusch . Der letzte von ihnen trug statt eines Kettenpanzers, einen richtigen Brustpanzer, denselben Helm wie der andere und an seiner Tunika konnte man einen schmalen purpurnen Streifen an den beiden Seiten erkennen – er entstammte einer Equites-Familie.

    Der Ritter hatte ein ziemliches mit sich selbst zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Titos fragte sich ob er überhaupt älter als 20 war. „Ich hab es dir doch gesagt, Optio.“, erklärte der junge Mann auf Latein zu seinem Nebenmann sprechend, „Sie sind hier irgendwo in der Nähe. Meine Nase irrt sich nie. Jetzt werden wir dem Decurio sagen können, dass wir nicht nur eine Menge von unschuldigen Mädchen befreit haben, sondern obendrein noch ein paar Räuber zur Exekution mitbringen.“, er lachte vor Freude auf, „Ich hoffe der Legat wird ihnen erlauben um ihr Überleben zu kämpfen. Dann hat jeder etwas davon.
    Sein Nebenmann sah älter aus, erfahrener, und wirkte nicht überzeugt. „Keiner der Mädchen scheint gefesselt, Tribun.“, erklärte der Optio und ging vorwärts, in Richtung von Titos und den anderen, bevor er auf Griechisch befahl, „Legt eure Waffen ab, sonst werdet ihr hier noch an Ort und Stelle hingerichtet. Und wagt es nicht uns auf die Probe zu stellen. Meine Männern juckt es bereits in den Fingern, nachdem sie solange nach euch suchen mussten.
    Titos blickte die anderen an, nickte ihnen zu. Sigurd verstand erst was gesprochen worden war, als die anderen ihre Waffen zu Boden warfen und tat dasselbe, auch wenn nur widerwillig. Der ältere Offizier blickte die Gruppe an, schien immer noch nicht ganz zufrieden. „Und jetzt fesseln wir sie.“, trat der Tribun hinzu, immer noch voller Freude im Gesicht, „Je schneller desto besser. Lieber eine Nacht in einem Bett als hier in der Wildnis.
    Nein…“, murmelte der Ältere, wieder auf Latein, „Etwas stimmt nicht…“, er nahm seinem Soldaten die Fackel ab, denn das Sonnenlicht war fast vollständig verschwunden. Mit diesem trat er zu Chen und Yu Jiao, die ihm schon vorher aufgefallen waren. „Die sehen nicht aus wie unsere Räuber.“, erklärte er, wieder auf Latein, bevor er auf Griechisch zu Yu Jiao sprechend hinzufügte, „Wo kommst du her, Kleine?

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Equites = röm. Ritter, Oberschicht direkt unter der Senatorenschicht
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
    Rabenkopf ist offline
  20. #320 Zitieren
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    Titos

    Wenn Yu Jiao ehrlich zu sich war, so war sie ein wenig mit der aktuellen Situation überfordert. Auf einmal tauchten all diese Reiter auf, welche eindeutig zu der Armee dieses fremden Imperiums gehörten. Dennoch bedrohten sie kleine Gruppe mit Waffen und sprachen von Hinrichtung. Die Chinesin hatte doch nichts Böses getan, eher diesen Soldaten die Arbeit abgenommen. Ein paar der kleineren Kinder hatten zu weinen angefangen. Ein wenig konnte Yu Jiao sie verstehen.
    Einer der Soldaten, mit einem großen Helmbusch kam plötzlich auf die Chinesin zu. Diese machte instinktiv einen kleinen Schritt zurück, blieb aber dann stehen. Leicht eingeschüchtert schaute sie den Soldaten mit großen Augen an, einen kurzen Seitenblick zu ihrem Bruder werfend. Dessen Anblick beruhigte sie ein wenig.
    "Ich..und mein Bruder. Wir kommen aus den Ländern im Osten. Seres, wie ihr unser Reich nennt.", erklärte sie dem Soldaten mit brüchiger Stimme und trat dennoch ein wenig auf ihn zu damit er besser erkennen konnte das sie eindeutig nicht von hier kam. "Wir sind weitgereist und machten eine Rast in Sais. Als plötzlich diese Räuber uns angriffen. Wir verteidigten uns, mein Bruder ist in meinem Land Soldat, so wie ihr.", erzählte sie, sich langsam wieder beruhigend.
    "Als sie verschwanden, nahmen sie viele der Bewohner mit. Diese beiden Männer wollten diese befreien.", fügte sie an und zeigte auf Titos und Raneb.
    "Deshalb halfen wir ihnen, konnten viele befreien. Doch ebenso viele sind von den Räubern mit Booten verschleppt worden."
    , sprach sie bekümmert und schaute betreten zu Boden. "Wir sind durch die Wüste marschiert um unseren Verfolgern zu entgehen, doch viele der Menschen sind erschöpft. Könnt ihr ihnen jetzt helfen und sie mit uns in ihr Heim bringen?", fragte Yu Jiao, so unschuldig wie es ihrem Wesen entsprach den Optio.
    numberten ist offline
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