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aus einer Amazon-Review:
Nachdem ich die Elric-Saga nun gelesen habe - inklusive der Festung der Perle und der Rache der Rose - kann ich nun einerseits absolut nachvollziehen, was die Faszination um den Albinoprinzen Elric von Melniboné ausmacht, die ihn zu einer Kultfigur haben werden lassen. Herrn Moorcocks Ideen sind brilliant, ist Elric doch die verkörperte Antithese zur tolkienschen Herr-der-Ringe-Fantasy.
Schon der Ansatz ist genial: Elric ist der Herrscher einer grausamen, alten (möglicherweise elfenähnlichen, obwohl das im Buch nie explizit erwähnt wird) Rasse, die einst weite Teile der Welt dank ihrer Drachen erobert und beherrscht hatte. Nun besitzen sie kein Weltreich mehr, obwohl sie in den aufsteigenden "jungen Königreichen" der Menschen weiterhin als Dämonen gefürchtet und verhasst sind.
Schon in der Ausgangssituation deutet sich Elrics tragisches Schicksal an: So kann er sich, belesen, wie er ist, nicht mit den grausamen Gebräuchen seines Volkes von Folter und Eroberung identifizieren und strebt nach Höherem. Als wäre das nicht genug, ist Elric ein totaler Schwächling, der nur dank seiner magischen Drogen überhaupt die Kraft besitzt, auch nur die Hand zu heben. Damit eckt er an, und sein Cousin Yrkoon versucht von Anfang an, ihm den Thron streitig zu machen, indem er in anklagt, die Traditionen zu missachten und ein schwacher Herrscher zu sein. Im Laufe der Geschichte gibt es dadurch natürlich Konflikte, und während seiner Kämpfe mit Yrkoon verbündet sich Elric mit dem Chaoslord Arioch, einem ehemaligen Schutzpatron seines Volkes, und gelangt in den Besitz des Schwertes Sturmbringer, das die Seelen seiner Opfer trinkt und ihre Kraft an Elric weitergibt, so daß er fortan auch ohne Drogen überleben kann.
Dieses Konzept des Herrschers und Antihelden, der ohne Magie oder Drogen nicht die Kraft zum Leben hat und sich dennoch gegen so viele Widrigkeiten durchsetzen muss, ist schon interessant. Auch die Tatsache, daß Elric nicht der strahlende Held ist, der Prinzessinnen und die Welt rettet, sondern ein von Rache getriebener Geist, dessen Entscheidungen und dessen magische Verbündete eigentlich immer dazu führen, daß sich für ihn alles zum Schlechteren wendet, fasziniert und ist für die damalige Zeit, in der die Saga erschien, glaube ich auch etwas Neues.
All das rechtfertigt den Kult um diese Figur.