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First Man / Aufbruch zum Mond

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    Ritter Avatar von Ghost Rider
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    Gestern habe ich mich spontan entschieden, mir "Aufbruch zum Mond" im Kino anzusehen, da ich doch recht neugierig auf den Film war. Ich habe es nicht bereut. Im folgenden mal eine kurze Review von mir. In den ersten zwei Absätzen befinden sich ein paar Spoiler, aber keine direkten, sondern nur indirekte Spoiler, die keine direkten Handlungen verraten.

    Zur Handlung muss nicht viel gesagt werden. „Aufbruch zum Mond“ handelt im groben von Neil Armstrong und seiner Apollo-Mission um Mond. Es geht um die gesamte Mission von 1961 bis 1968. Zudem wird auch die familiäre Situation um Armstrong und die Beziehung zu seinem besten Freund bei der Nasa und dessen Familie näher beleuchtet.

    Die Handlung nimmt sich viel Zeit, anfangs steht Armstrongs Familienleben im Vordergrung, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ich kenne grob die Geschichte um die Mondlandung, aber von Neil Armstrong wusste ich bisher eigentlich wenig, Schande über mich. So wurde ich von der dramatischen Situation auch völlig kalt erwischt. Selten habe ich eine so emotionale Darstellung einer Familiensituation in einem Film erlebt, ich hatte immer das Gefühl, ich hätte keine Schauspieler, sondern DIE echte Armstrong-Familie vor Augen. Ich konnte in jeder Situation mitfühlen, die ein oder andere Träne ließ sich nicht vermeiden. Sehr stark. Die Handlung um das Astronauten-Training und die Gemini-Trainingsmissionen wird ebenfalls sehr interessant dargestellt und konnte mir als Laie ein wenig die Komplexität der Astronautik, der Gerätschaften und der gesamten Steuerelektronik näher bringen. Auch die Gefühlslage der beteiligten Personen, vor allem natürlich die von Neil Armstrong, ist ständig zu spüren. Der ständige Druck ist hautnah spürbar, als wäre ich persönlich dabei gewesen. Und auch die klaustrophobische Gefühlslage, die in dem engen Cockpit, den man zudem noch im dicken Raumanzug betreten muss, herrscht, konnte ich regelrecht spüren. Die Geräuschkulisse ist dabei immer sehr realistisch und präsent. Dazu wurden immer wieder reale Aufnahmen der damaligen Zeit verwendet, die die tolle Atmosphäre noch verstärkt. Mein einziger Kritikpunkt an der Handlung ist, dass sie mir oft zu schnelle (Zeit-)Sprünge macht. Ich hätte den Film gerne noch detaillierter erlebt, dafür hätte er auch gerne 180 Minuten gehen können.

    Auch die musikalische Untermalung ist einfach nur perfekt. Jedes Musikstück trifft immer genau den Nerv und fängt die jeweilige Situation und Stimmungslage hervorragend ein. Justin Hurwitz hat hier ganze Arbeit geleistet. Kein Wunder, dass La La Land dahingehend so hoch gelobt wird. La La Land war nichts für mich, daher habe ich diesen nie gesehen.

    Schauspielerisch gibt es nur positives zu berichten. Jeder spielt seine Rolle absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Ryan Gosling spielt Neil Armstrong richtig stark, aber auch Claire Foy als seine Frau spielt richtig, richtig stark und glaubwürdig. Man nimmt ihr die Verzweiflung und Angst jederzeit vollkommen ab und fühlt regelrecht mit ihr mit. Auch Jason Clarke gefällt mir richtig gut. Aber ebenso Kyle Chandler oder Corey Stoll spielen gut und glaubhaft.

    Auch die Bilder und Szenen sind durchweg sehr stimmungsvoll und beeindruckend, vor allem die Kameraperspektiven tragen enorm zur Atmosphäre und zum Mittendrin-Erlebnis bei. Ich hatte oft das Gefühl, selbst im Cockpit zu sitzen.

    Von der technischen Seite aus kann ich kein richtiges Urteil fällen, denn ich musste mir „Aufbruch zum Mond“ leider in einem Alternativ-Kino ansehen, wo die Bild- und Soundqualität nicht so gut sind wie in meinem Stammkino, in dem der Film leider nicht läuft. Aber nichtsdestotrotz war der Sound immer spürbar und recht gut. Ich bin mir sicher, in meinem Stammkino wäre es noch besser gewesen. Ohne OLED-Bildschirm wirkt das Weltall im Kino leider auch recht grau, was mich leider auch als Technik-Enthusiast etwas störte. Dafür kann jedoch der Film nichts. Der Film hatte zu großen Teilen auch eine beabsichtigte Filmkörnung als Filter eingesetzt, vermutlich um das Gefühl der 60er zu erhalten. Bin ich jetzt kein so großer Fan von, aber der Film leidet nicht darunter.

    Fazit:

    „Aufbruch zum Mond“ ist ein visuell und technisch beeindruckender Film, der die Dramatik rund um die Apollo-Mission und Armstrongs Familie hervorragend einfängt und widerspiegelt. Schauspielerisch exzellent besetzt und dargestellt, musikalisch perfekt untermalt. Für mich in seinem Genre des „Drama-Biopik“ extrem stark und eine kleines Meisterwerk, der hoffentlich auch bei den Oscars ordentlich berücksichtigt wird. Eine Nominierung in der Kategorie „Bester Film“ sollte meiner Meinung nach drin sein. Trotz der von mir genannten "Schwächen" ist er für mich grandios, daher kommt für mich nur die Bestnote in Frage, weil er mir in allen Belangen extrem gut gefallen hat.

    10/10
    Ghost Rider ist offline

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    Deus Avatar von Geißel Europas
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    Danke für deine Review, ist sehr schön geschrieben

    Für mich wohl eher ein Film den ich mal gemütlich im TV anschauen würde, aber nichts für einen Kinobesuch.
    Geißel Europas ist offline

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