Ergebnis 1 bis 20 von 20

Exportweltmeister Deutschland

  1. #1 Zitieren
    Auserwählter
    Registriert seit
    Jul 2017
    Beiträge
    6.579
    Zitat Zitat von ulix Beitrag anzeigen
    Deshalb sagen auch diverse führende Ökonomen den nächsten Crash unseres momentanen Weltwirtschaftssystems vorraus, der sehr viel schlimmer werden wird als der letzte.

    Auch dieses basiert auf Wunschdenken und sehr, sehr viel Pump.
    Man bildet sich zum Beispiel ein eine unsichtbare Hand würde schon alles regeln, und glaubt an solchen Blödsinn wie Trickle-Down-Economics.

    Das wird extrem unschön, und noch mehr Populisten nach oben spülen. Wir fahren da sehenden Auges direkt gegen die Wand, und die BRD ist einer der vehementesten Verfechter dieser zum Scheitern verurteilten kapitalistischen Weltordnung.
    Aja.

    Um die 2000 rum ist der Dax um fast 80 Prozent eingebrochen. Internetwerte damals sind bis auf Ramschniveau runtergegangen.
    2008 Bankenkrise. Weltweit brachen die Werte massiv ein. Ein richtiges Beben. 2013 ein mittelprächtiges Beben.

    Da hätte man sehr viel verlieren können und sicher haben auch sehr viele viel verloren. Zudem gab es teils kräftige Auswirkungen auf die Realen Märkte.

    Und heute? Steht die Welt wieder.

    Will sagen. Du hast recht, es wird wieder einen extremen Crash geben. An deiner Stelle würde ich dann aber nicht auf das Ende der Welt warten, sondern alles Geld, was Du die nächsten 10 Jahre nicht brauchst, in Aktien stecken. Dann kommst Du nämlich wieder günstig an Aktien ran.
    Stiller Leser ist offline

  2. #2 Zitieren
    banned
    Registriert seit
    Oct 2010
    Beiträge
    22.547
    Zitat Zitat von Stiller Leser Beitrag anzeigen
    Und heute? Steht die Welt wieder.
    Auf einem Kartenhaus aus Schulden, das immer größer wird.

    Das Schmieröl unserer Weltwirtschaft ist Wirtschaftswachstum, und dieses ist heute zum größten Teil auf Pump finanziert. Die öffentlichen und privaten Schulden steigen weltweit massiv, und das kann nicht ewig so weiter gehen.

    Irgendwann wird dieses Kartenhaus endgültig zusammenbrechen.

    Zitat Zitat von Opodeldox Beitrag anzeigen
    Weiß ich nicht, habe ich dazu etwas gesagt? Warum andauerndes Wirtschaftswachstum ein ein Argument ist braucht man wohl nicht erklären, es bedeutet schlicht mehr Wohlstand.
    Das ist falsch und ein häufig von Laien gedachter Fehlschluss. Das heißt es ist natürlich nicht ganz falsch: für manche, für wenige, bedeutet es wohl immer mehr Wohlstand. Für die große Masse muss das allerdings nicht sein. Dafür braucht man sich nur Deutschland anzusehen, wo über 2 Jahrzehnte die Wirtschaft ein gesundes Wachstum hinlegte, während die Reallöhne stagnierten.

    Das heißt die Wirtschaft wuchs stetig. Der Wohlstand kein Bisschen.

    Hier mal anhand der Unternehmensgewinne:

    [Bild: RealloehneAbgehaengt.jpg]

    Jetzt könntest du natürlich spitzfindig argumentieren, dass der gesamtgesellschaftliche Wohlstand ja trotzdem gestiegen ist. Nur blöd, wenn bei den 90% und mehr davon rein gar nichts ankommt.
    ulix ist offline Geändert von ulix (24.09.2018 um 17:21 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    Auserwählter
    Registriert seit
    Jul 2017
    Beiträge
    6.579
    Also in Deutschland ist die Anzahl der überschuldeten Haushalte relativ gleichbleibend.
    https://de.statista.com/statistik/da...and-seit-2004/

    Und die Staatsschulden sinken.

    Aber ja, auf Pump ohne Gegenwert ist Müll. Da muss man aufpassen. Hat man was investiert, kann man zumindest einen Teil der Investition dagegen rechnen. Konsumpump ist jedenfalls das dümmste, was man machen kann. Aber leider gibt es genügend, die halt nur von 12 bis Mittag denken und denen es offensichtlich nicht interessiert, dass nach dem Konsum irgendwann die Rückzahlung erfolgt. Bis dann irgendwann das Kartenhaus zusammenbricht.
    Aber immerhin kann man da heute wieder rauskommen bei einer Privatinsolvenz.

    Ansonsten lief das schon immer so in der Geschichte. Es kann und darf ruhig mal zusammenbrechen und danach geht es wieder von vorne los. Und wenn was gebaut oder errichtet wurde, ist es danach immer noch da. Aber es dauert halt seine Zeit. Siehe Griechenland jetzt oder Argentinien. Lebt man auf zu großen Fuß, muss man eine Zeitlang barfuß laufen.
    Stiller Leser ist offline

  4. #4 Zitieren
    banned
    Registriert seit
    Oct 2010
    Beiträge
    22.547
    Zitat Zitat von Stiller Leser Beitrag anzeigen
    Also in Deutschland ist die Anzahl der überschuldeten Haushalte relativ gleichbleibend.
    https://de.statista.com/statistik/da...and-seit-2004/

    Und die Staatsschulden sinken.
    Weil wir unsere Schulden und unsere Arbeitslosigkeit durch unseren Exportüberschuss exportieren.

    Es gibt ja diesen Mythos in Deutschland, dass nur jedes Land so werden müsse wir Deutschland, dann würde es dort toll laufen. "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen".

    Das ist natürlich schlicht unmöglich, da der Welthandel ein Nullsummenspiel ist. Für jeden € Exportüberschuss MUSS ein anderes Land zwangsläufig einen Euro Importüberschuss haben, also Schulden machen.
    ulix ist offline

  5. #5 Zitieren
    Auserwählter
    Registriert seit
    Jul 2017
    Beiträge
    6.579
    Land X produziert tolle Musik, stellt ansonsten alles selbst her.

    Land Y stellt alles selbst her, hat aber nicht so tolle Musik.
    Die Bewohner von Land Y kaufen daher Musik von Land X.

    Beide Länder haben die gleiche Währung.

    Deine These ist jetzt, dass sich Land Y bei Land X verschulden muss?
    Ich würde sagen, die bezahlen einfach bar und niemand verschuldet sich.

    Ansonsten ist das alles so dermaßen komplex und verstrickt. Die einen handeln mit Rohstoffe, andere veredeln, wieder andere betreiben Dienstleistungen.
    Weißt Du z.B. wie weit Google, Facebook und Co in die In-und Exportstatistiken auftauchen?
    Stiller Leser ist offline

  6. #6 Zitieren
    Mythos
    Registriert seit
    May 2014
    Beiträge
    8.416
    Er redet von Geld, nicht von Waren. Sprich, wenn Deutschland immer mehr Gewinn durch Export macht (nimmt mehr Geld ein, als es für Import ausgibt), ist es bei anderen Ländern zwangsweise(!) umgekehrt, man nimmt weniger Geld durch Export ein als was man durch Import ausgibt. Um es mal zu verdeutlichen nehmen wir mal an, die Welt hätte 3 Staaten. Staat 1 ist wie Deutschland: mehr Exporteinnahmen als Importausgaben. Selbst wenn Staat 2 +/- 0 hätte, weil es mehr bei Staat 1 einkauft, aber mehr bei Staat 3 verkauft, so bleibt ein Staat mindestens der Verlierer: Staat 3. Die Weltwirtschaft kann aber nicht auf einen einzigen Verlierer aufbauen, das wäre zu viel für einen Staat, daher gibt es viele Verlierer in der echten Welt. Aber selbst im Beispiel könnte neben Staat 3 auch Staat 2 ein Verlierer der Gleichung sein.

    Bei Google, Facebook und Co ist es genauso. Dort wo es über Ländergrenzen hinfließt, dort gibt es "In- und Exportstatistiken" übers Geld. Wer seine Werbung auf den Plattformen präsentieren möchte, zahlt schließlich Geld, welches oft über Ländergrenzen hinweg überwiesen wird.
    Wer mit Sonderzeichen gendert, diskriminiert jene, die sich nicht zu Mann oder Frau zuordnen lassen. Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache erreicht man nur mit gender-neutralen Begriffen. Wer das weiß und dennoch gendert, diskriminiert mit Vorsatz!
    Xarthor ist offline

  7. #7 Zitieren
    Auserwählter
    Registriert seit
    Jul 2017
    Beiträge
    6.579
    Natürlich geht es ums Geld. In meinem Beispiel gibt es die Musik nicht kostenlos.

    Und es geht IMMER um eine Leistung für das Geld. Dienstleistung, Waren, was auch immer.

    D.h. wenn ein Land etwas bezahlt, bekommt es dafür etwas, was einen Wert darstellt.
    Stiller Leser ist offline

  8. #8 Zitieren
    banned
    Registriert seit
    Oct 2010
    Beiträge
    22.547
    In deinem Beispiel gibt das Land, das die Musik importiert, mehr aus als es einnimt. Das heißt ja natürlich, es muss sich verschulden.

    Denn Wertschöpfung aus dem Nichts gibt es nicht.

    Wenn man alle Exporte und alle Importe aller Staaten der Welt zusammenrechnet, kommt am Ende immer ein Wert von 0 dabei heraus.

    Hier mal anhand einiger Wikipedia Tabellen überprüfbar:
    Weltweit haben alle Staaten 2015 Waren im Wert von 15,985 Billionen $ exportiert.
    Und sie haben Waren im Wert von 15,985 Billionen $ importiert.

    Anders geht es auch nicht. Die Beträge müssen immer gleich sein, und wenn sie es nicht sind muss es ein Fehler in der Erhebung sein. Das heißt wenn ein Land einen Exportüberschuss hat, muss es mindestens ein Land mit einem Importüberschuss/Handelsdefizit geben. Und die gesamten Handelsdefizite sind immer exakt genau gleich groß wie die gesamten Handelsüberschüsse der Welt.

    Hier ein ganz aufschlussreicher Artikel, wie der deutsche Exportüberschuss die Arbeitslosigkeit im Rest Europas verschärft.

    Deutschland ist nicht ohne Grund als "oberlehrerhaft" verschrien. Gerne erklären wir dem Rest der Welt, dass er sich an Verträge zu halten hat. Dabei ist gerade Deutschland ein "Weltmeister" im Regel-Brechen. Statt, wie bei der Einführung des Euro vereinbart, für stabiles Lohnwachstum und Inflation entsprechend der Produktivitätsentwicklung zu sorgen, spart und geizt Deutschland, wo es nur geht. Die Folge: deutsche Produkte sind gut - und vor allem preiswert. Ausländische Anbieter, wie französische Autozulieferer setzt das noch mehr unter Druck. Niedrige Mindestlöhne und zu geringe staatliche Investitionen hierzulande kosten dort Arbeitsplätze. Die Zeche zahlen deutsche Niedriglöhner und ein wachsendes Arbeitslosenheer in anderen EU-Ländern.
    Die deutsche Politik des Exportüberschusses ist also nicht nur ein Mittelfinger für den Rest der EU, sondern auch für die Deutschen die weniger verdienen als der Durchschnitt.
    ulix ist offline Geändert von ulix (25.09.2018 um 13:04 Uhr)

  9. #9 Zitieren
    Auserwählter
    Registriert seit
    Jul 2017
    Beiträge
    6.579
    Zitat Zitat von ulix Beitrag anzeigen
    In deinem Beispiel gibt das Land, das die Musik importiert, mehr aus als es einnimt. Das heißt ja natürlich, es muss sich verschulden.

    Denn Wertschöpfung aus dem Nichts gibt es nicht.

    Wenn man alle Exporte und alle Importe aller Staaten der Welt zusammenrechnet, kommt am Ende immer ein Wert von 0 dabei heraus.

    Hier mal anhand einiger Wikipedia Tabellen überprüfbar:
    Weltweit haben alle Staaten 2015 Waren im Wert von 15,985 Billionen $ exportiert.
    Und sie haben Waren im Wert von 15,985 Billionen $ importiert.

    Anders geht es auch nicht. Die Beträge müssen immer gleich sein, und wenn sie es nicht sind muss es ein Fehler in der Erhebung sein. Das heißt wenn ein Land einen Exportüberschuss hat, muss es mindestens ein Land mit einem Importüberschuss/Handelsdefizit geben. Und die gesamten Handelsdefizite sind immer exakt genau gleich groß wie die gesamten Handelsüberschüsse der Welt.

    Hier ein ganz aufschlussreicher Artikel, wie der deutsche Exportüberschuss die Arbeitslosigkeit im Rest Europas verschärft.



    Die deutsche Politik des Exportüberschusses ist also nicht nur ein Mittelfinger für den Rest der EU, sondern auch für die Deutschen die weniger verdienen als der Durchschnitt.
    Es gibt reine Konsumgüter. Die werden einfach aufgebraucht und danach ist es weg. Dann gibt es Güter, die stellen einen Wert da. Deshalb ist das ganze nicht so einfach, wie Du das darstellst. Du brauchst ja nicht mal verschiedene Länder vergleichen. Könntest genauso gut direkt mit Waren handeln, um zu sehen, dass das so, wie Du das formulierst, keinen Sinn ergibt. Oftmals wurden einfach Waren getauscht. Keiner hat sich verschuldet. Sondern der eine hat Waren bekommen, der andere hat Waren gegeben. Und zwar dergestalt, dass beide Seiten für sich den Tausch als fair betrachten. Trotzdem kann natürlich die eine Seite sagen. So ein Idiot, ich habe quasi nichts bekommen und bekomme dafür dieses und jenes. Es könnten sogar beide Seiten sagen. Und das beste: Es könnten sogar aus der jeweiligen Sichtweise beider Parteien beide Recht haben, dass sie für wertlosen Plunder viel wertvolleres erhalten haben.
    D.h. was etwas Wert ist, ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Ein extremes Beispiel: Jemand aus Europa verkauft einen Ami ein Gemälde für 10 Mio. Das ist ein Handel. Klar. Da haben die Amis dann schon mal 10 Mio miese da stehen. Aber die haben das Bild. Ob es später mal mehr wert sein wird oder der Preis sinkt, ist erst mal unerheblich. Wichtig ist nur, dass etwas von Wert dagegen steht.
    Deshalb ist das mit dem Nullsummenspiel in vielerlei Hinsicht quatsch. Man kann sehr gut leben, obwohl man ständig Außenhandelsdefizite hat. Beispiel USA. Es muss schon eine Zeit her sein, wo sie eine positive Bilanz im Außenhandel hatten. Und jetzt erzähl mir nicht, ihr Haushaltsdefizit kommt vom Außenhandel.
    Es wird aber immer dann gerne als Beispiel genommen, wenn es einem Land nicht gut geht. Wie damals z.B. Griechenland. Nur gibt es eher tausend andere Gründe für das Versagen Griechenlands als Staat.

    Dann zu Deutschland: Deutschland exportiert fast ausschließlich im hochpreisigen Segment. Es gibt zig Länder, die Waren, die im Portfolio Deutschlands sind, günstiger anbieten. Die Löhne in diesen Bereichen sind auch vergleichsweise mit ganz Europa oder sogar weltweit sehr hoch. Allerdings sind es fast alles Waren, wo der Lohnanteil eine eher untergeordnete Rolle spielt. Deutschland hat sich einfach gut aufgestellt. Pflückst Du Erdbeeren, hast Du einen sehr hohen Lohnkostenanteil, baust Du einen Mercedes zusammen, ist der Lohnkostenanteil minimal, obwohl sich der Großteil der Beschäftigten bei Mercedes dumm und dusselig verdienen.
    Stiller Leser ist offline Geändert von Stiller Leser (27.09.2018 um 07:59 Uhr)

  10. #10 Zitieren
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Dec 2008
    Beiträge
    2.368
    Mal vielleicht eine etwas naive Frage: wie kann man denn den eigenen Exportüberschuss abstellen? Bestellungen aus dem Ausland ablehnen? Für jeden Mercedes/BMW/Audi einen Cadillac bestellen? Für wen? wenn doch offensichtlich selbst die Amis lieber deutsche Autos kaufen. Löhne der deutschen Arbeiter erhöhen? Die Kundschaft für die deutschen Industrieerzeugnisse gehört in aller Regel zu den eher wohlhabenden. Denen macht ne Preiserhöhung nicht soviel aus. Wie soll das gehen, den Exportüberschuss zu mindern?



    Moors
    Moors ist offline

  11. #11 Zitieren
    banned
    Registriert seit
    Oct 2010
    Beiträge
    22.547
    Zitat Zitat von Moors Beitrag anzeigen
    Mal vielleicht eine etwas naive Frage: wie kann man denn den eigenen Exportüberschuss abstellen? Bestellungen aus dem Ausland ablehnen? Für jeden Mercedes/BMW/Audi einen Cadillac bestellen? Für wen? wenn doch offensichtlich selbst die Amis lieber deutsche Autos kaufen. Löhne der deutschen Arbeiter erhöhen? Die Kundschaft für die deutschen Industrieerzeugnisse gehört in aller Regel zu den eher wohlhabenden. Denen macht ne Preiserhöhung nicht soviel aus. Wie soll das gehen, den Exportüberschuss zu mindern?

    Moors
    Mindestlohn hoch. Fertig.

    (Allgemein auch den Niedriglohn- und Leiharbeits-Sektor bekämpfen statt zu umhegen)

    Das hätte nicht nur Vorteile für alle anderen Staaten in der EU, sondern auch für Deutschland. Also für das Deutschland, das wirklich zählt, nämlich die Bevölkerung, nicht jedoch für das Deutschland das für die Politik zählt, also die Konzerne.
    ulix ist offline

  12. #12 Zitieren

    Faszinierend!
    Avatar von smiloDon
    Registriert seit
    Jan 2007
    Ort
    Tiefer im Westen
    Beiträge
    85.305
    Zitat Zitat von Moors Beitrag anzeigen
    Mal vielleicht eine etwas naive Frage: wie kann man denn den eigenen Exportüberschuss abstellen?
    Mehr öffentliche Investionen.
    Und es ist ja nicht so, dass man nichts zu tun hätte. Viele Schulen sind marode, viele Brücken müssten erneuert werden, das Bahnnetz weiter ausgebaut werden, die Energiewende steht an und, ein Dauerthema, die Digitalisierung sollte vorangetrieben werden. Dies alles stärkt zudem die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, ist also eine win-win-solution.
    smiloDon ist offline

  13. #13 Zitieren
    Deus Avatar von Pursuivant
    Registriert seit
    Feb 2011
    Ort
    Metro-Ruhr
    Beiträge
    11.095
    Zitat Zitat von ulix Beitrag anzeigen
    Mindestlohn hoch. Fertig.

    (Allgemein auch den Niedriglohn- und Leiharbeits-Sektor bekämpfen statt zu umhegen)
    Leiharbeiter sind in den meisten Tarifverträgen mit eingebunden. Heißt sie verdienen das selbe wie der Festangestellte. Ohne gut ausgebildete Leiharbeiter geht es in vielen Bereichen gar nicht mehr. Als Beispiel seien nur Krankenhäuser genannt. Die Personaldecke ist dort auf Kante genäht. Gedankt sei der Fallpauschale, an der sich die Krankenkassen dumm und dämlich verdienen. Die meisten Abteilungen und Stationen haben nur noch 70 bis 90 Prozent der nötigen Personalstärke und wenn dann noch einer für längere Zeit krank wird, dann ist es zappenduster.

    Was ist der Niedriglohnsektor? Wo fängt er an, wo hört er auf. Ein Friseur (Geselle) verdient durchschnittlich 1.650 Euro Brutto Monat, übern Daumen 10 Euronen Stundenlohn. Mehr ist auch kaum drin, es sei denn der Arbeitgeber ist ein Starfriseur. Der Grund für den Hungerlohn ist die Invasion der 5-Euro-Frisiersalons.
    Pursuivant ist offline

  14. #14 Zitieren
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Dec 2008
    Beiträge
    2.368
    Zitat Zitat von smiloDon Beitrag anzeigen
    Mehr öffentliche Investionen.
    Und es ist ja nicht so, dass man nichts zu tun hätte. Viele Schulen sind marode, viele Brücken müssten erneuert werden, das Bahnnetz weiter ausgebaut werden, die Energiewende steht an und, ein Dauerthema, die Digitalisierung sollte vorangetrieben werden. Dies alles stärkt zudem die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, ist also eine win-win-solution.
    Und das führt dazu, dass das Ausland keine Güter mehr aus Deutschland bestellt? Ich habe sicher nichts gegen eine stärkung der hiesigen Infrastruktur, aber das führt letztendlich dazu, dass Deutschland noch Wettbewerbsfähiger wird als jetzt schon. Mir ist der Zusammenhang von Export und Sorge für eine funktionierende Infrastruktur nicht klar.
    Das mit dem Mindestlohn haut auch nicht hin. Deutschland hat fast nur hochpreisige Waren fürs Ausland im Angebot, und das wird ja offensichtlich gerne wahrgenommen. Das Personal in der Auto- und Maschienenbauindustrie ist hochbezahlt. Der Mindestlohn ist ne innere Angelegenheit und sollte auf mindestens 10 Euro die Stunde erhöht werden. Ob das allerdings von jeder Firma des unteren Mittelstandes gezahlt werden kann, nun, da kenn ich die Zahlen der jeweiligen Firmen zuwenig, als dass ich da ein fundiertes Urteil drüber abgeben könnte.
    Bleibt meines Erachtens immer noch die unbeantwortete Frage, wie mindere ich den Exportüberschuss? Keine Firma wird deswegen auf gute Geschäfte im Ausland verzichetn wollen. Das wäre auch sicher nicht im Interesse der dort Beschäftigten.


    Moors
    Moors ist offline

  15. #15 Zitieren
    banned
    Registriert seit
    Oct 2010
    Beiträge
    22.547
    Zitat Zitat von Pursuivant Beitrag anzeigen
    Leiharbeiter sind in den meisten Tarifverträgen mit eingebunden. Heißt sie verdienen das selbe wie der Festangestellte.
    Das bezweifle ich, deshalb hätte ich dafür gern eine Quelle.

    So oder so ist das Problem, dass Arbeit in Deutschland, gerade in der Produktion, oft unterbewertet ist, auch dank des Euro, und aufgrund des Niedriglohnsektors.

    Diesen kann man, anders als du andeutest, auch recht problemlos definieren. Die OECD definiiert ihn z.B. so: Löhne die weniger als zwei Drittel des nationalen Medianlohns betragen.

    Und die Menschen, die nur solch einen Niedriglohn erhalten, steigt. Mit anderen Worten: die Einkommensschere geht weiter auseinander.

    Ich verweise einfach auch mal wieder hier drauf:
    [Bild: produktivitaet-grafik1.png]

    Diese Schere sollte, genauso wie die Einkommensschere zwischen hohen und niedrigen Einkommen, nicht noch weiter aufgehen, sondern geschlossen werden. Ein höherer Mindestlohn wäre eine Methode, um das Problem anzugehen.

    Die momentane Entwicklung, besonders in Deutschland, ist leider eines der Kernprobleme unserer modernen Gesellschaft.
    ulix ist offline Geändert von ulix (28.09.2018 um 10:09 Uhr)

  16. #16 Zitieren
    Operaist Avatar von Alo
    Registriert seit
    Aug 2008
    Ort
    Utopia
    Beiträge
    20.758
    Zitat Zitat von Moors Beitrag anzeigen
    Mal vielleicht eine etwas naive Frage: wie kann man denn den eigenen Exportüberschuss abstellen? Bestellungen aus dem Ausland ablehnen? Für jeden Mercedes/BMW/Audi einen Cadillac bestellen? Für wen? wenn doch offensichtlich selbst die Amis lieber deutsche Autos kaufen. Löhne der deutschen Arbeiter erhöhen? Die Kundschaft für die deutschen Industrieerzeugnisse gehört in aller Regel zu den eher wohlhabenden. Denen macht ne Preiserhöhung nicht soviel aus. Wie soll das gehen, den Exportüberschuss zu mindern?



    Moors
    -->
    Zitat Zitat von ulix Beitrag anzeigen
    Mindestlohn hoch. Fertig.

    (Allgemein auch den Niedriglohn- und Leiharbeits-Sektor bekämpfen statt zu umhegen)

    Das hätte nicht nur Vorteile für alle anderen Staaten in der EU, sondern auch für Deutschland. Also für das Deutschland, das wirklich zählt, nämlich die Bevölkerung, nicht jedoch für das Deutschland das für die Politik zählt, also die Konzerne.
    Dies.

    Mit der Anhebung der eigenen Lohnkosten sinkt automatisch auch der Lohnüberschuss, Erhöhung der Lohnnebenkosten, der (Mindest-)Urlaubstage, der Feiertage, etc. wären dementsprechend auch Maßnahmen die den Exportüberschuss effektiv senken würden.
    Aber das ist von der Politik eben nicht gewollt.
    Alo ist offline

  17. #17 Zitieren
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Dec 2008
    Beiträge
    2.368
    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    -->


    Dies.

    Mit der Anhebung der eigenen Lohnkosten sinkt automatisch auch der Lohnüberschuss, Erhöhung der Lohnnebenkosten, der (Mindest-)Urlaubstage, der Feiertage, etc. wären dementsprechend auch Maßnahmen die den Exportüberschuss effektiv senken würden.
    Aber das ist von der Politik eben nicht gewollt.
    Okay, man müsste also die Lohnkosten, welcher Art auch immer, so signifikant erhöhen, dass die Nachfrage im Ausland automatisch nachlässt. Mehr Urlaub, früher in mehr Lohn, etc.
    Also die Produktionskosten steigern. Und zwar so steigern, dass eben die Nachfrage nachlässt. Schön. Ist damit den Beschäftigten in den jeweiligen Firmen geholfen? Der Auftragseingang lässt nach, Kurzarbeit droht, wenn nicht gar Entlassungen wegen Arbeitsmangel. Dann haben wir zwar keinen Exportüberschuss mehr, aber dafür einen Überschuss an nicht Beschäftigten. Und das soll besser sein?
    Also mir ist ein Exportüberschuss mit fast Vollbeschäftigung allemal lieber als das Gegenteil. Schaut euch doch die Staaten an, bei denen es keinen Überschuss gibt. Ist es wirklich erstrebenswert, dieseben Verhältnisse wie in diesen Staaten zu haben? Mit 25-45% Arbeitslosen der jungen Menschen. Bei uns gibt es jede Menge Arbeit. Es werden Händringend Arbeitskräfte gesucht. Es wird jede Menge Steuern bezahlt, wie man den den immer höheren Einnahmen des Finanzamtes sehen kann. Wir haben ein gut ausgebautes soziales Netz an Hilfsangeboten.
    Ich würde lieber die Einkommenssteuer umgestalten. Die kalte Progression .............die noch auf den Einkommensverhältnissen der 50ziger und 60ziger Jahre beruht...........abschaffen. Mindeststeuersatz wie noch unter Kohl . 52% wenn ich mich recht erinnere. Das hat seinerzeit auch gereicht um sehr reich zu werden. Bei der Erbschaftssteuer an der Schraube drehen. So ab 10 Millionen kräftig hinlangen. Das wäre schon mal was. Und dann ruhig kostenlose Kitas anbieten. Gerade die unteren Schichten mit den eher vielen Kindern würden da profitieren. Man sollte sich aber keinen Illusionen hingeben. Wenns wieder schlechter wird mit der Wirtschaft, ist die kostenlose Kita mit das Erste was abgeschafft wird. Kein sich sozialistisch nennender Staat hat auf Dauer auch nur etwas annäherndes erreicht.
    Aber auf keinen Fall den eigenen Arbeitsmarkt so beschädugen, dass es uns genauso schlecht gehen möge wie all den Anderen. Da bin ich Egoist. Die wirklich Reichen sind von solchen Ereignissen eh nicht betroffen.

    Hm, ich komme ins schweifen. Okay, das isses jetzt erstmal von mir.


    Moors
    Moors ist offline

  18. #18 Zitieren
    Mythos
    Registriert seit
    May 2014
    Beiträge
    8.416
    Was wäre so schlimm daran, wenn du Kurzarbeit hättest und effektiv am Monatsende mit dem selben Geld nach hause gehst?

    Eigentlich sieht man es hier schon recht deutlich. Auf diese Weise kann keiner wirklich gewinnen und wir sollten ernsthaft mal in Erwägung ziehen unser ganzes Denken über die Wirtschaft umzukrempeln. Der Kapitalismus macht überall einfach nur Probleme und sorgt per System für Gewinner und Verlierer. +/- 0 beim Import-/Exportüberschuss zu haben bedeutet auch gleichzeitig ein Risiko jederzeit ins Minus zu rutschen. Ein Plus kommt nicht in Frage, wenn +/-0 zu erreichen das Ziel darstellen soll, also kann man nur noch gleichbleiben oder abrutschen. Auf andere Staaten kann man nicht bauen, die werden größtenteilswohl weiterhin egoistisch agieren. Also sorgt das kapitalistische System quasi dafür, dass diese Form von Solidarität nichtmal dann existieren wird, wenn es eine Partei gibt, die dies tatsächlich anstrebt.

    Das Einzige, was daher meiner Meinung nach sinn ergeben würde, wären internationale Verträge mit allen Staaten, bei denen Staaten mit Überschüssen ihr Geld in die anderen Staaten verteilen. Aber das wird auch keiner mitmachen, da Egoismus usw. Also wird das Problem erst dann aussterben, wenn wir a) weltweiten Kommunismus (oder ähnliche geldlose Wirtschaftsformen) haben und somit Geld keine Rolle mehr spielt oder bis alle Staaten zu einem vereint sind und somit Im- und Export ausgestorben ist.
    Wer mit Sonderzeichen gendert, diskriminiert jene, die sich nicht zu Mann oder Frau zuordnen lassen. Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache erreicht man nur mit gender-neutralen Begriffen. Wer das weiß und dennoch gendert, diskriminiert mit Vorsatz!
    Xarthor ist offline

  19. #19 Zitieren
    Ehrengarde
    Registriert seit
    Dec 2008
    Beiträge
    2.368
    Zitat Zitat von Xarthor Beitrag anzeigen
    Das Einzige, was daher meiner Meinung nach sinn ergeben würde, wären internationale Verträge mit allen Staaten, bei denen Staaten mit Überschüssen ihr Geld in die anderen Staaten verteilen. Aber das wird auch keiner mitmachen, da Egoismus usw. Also wird das Problem erst dann aussterben, wenn wir a) weltweiten Kommunismus (oder ähnliche geldlose Wirtschaftsformen) haben und somit Geld keine Rolle mehr spielt oder bis alle Staaten zu einem vereint sind und somit Im- und Export ausgestorben ist.
    Und da das alles, wie von dir zu recht bemerkt, alles nur unerfüllbare Wunschträume sind, bleibt eben alles beim Alten. Das ist wie mit dem Kapitalismus in unserem Staat, in Abwandlung eines anderen Spruches: von allen beschissenen Wirtschaftssytemen ist dieser bis jetzt noch einigermaßen gezähmte Kapitalismus der Beste. Breite Teile der arbeitenden Bevölkerung haben ein sehr gutes Auskommen. Das ist so. Woher sonst die übefüllten Flugzeuge.....auch schon vor Rayn-Air......überfüllte Straßen, jede Menge teurer SUVs und sonstiger Statuskarossen und nicht zu vergessen, so ziemlich jedes Mitglied in unserer Gesellschaft hat, egal welches Einkommen auch immer Er/Sie haben mag, ein Smartphone. Von PC und TV erst gar nicht zu reden. Okay, bei Obdachlosen bin ich mir nicht sicher, es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mit denen Arbeitsmäßig Kontakt hatte. Damals hatten die noch kein Smartphone. Dafür dann aber einen oder gar zwei Hunde, Die ja auch ernährt werden mussten. Möglicherweise haben die auch so ein Ding für die aktuellen APPs wo es was umsonst abzugreifen ist. So arg groß kann die Armut also nicht sein.
    Meiner Meinung nach übertreibt ihr Kritiker eben die Kritik an unserer Gesellschaft. Die sicher alles nur nicht perfekt ist, aber gemessen an früheren Zeiten und dem planetaren Umfeld sich durchaus sehen lassen kann. Das kann ich beurteilen, in meinen etwas über 70 Lebensjahren. Ich bin einigermaßen in der Welt herumgekommen und weiß daher genau wovon ich schreibe. Aber lassen wir das, ich teile eure Meinung über dieses Thema nicht. Dass alles so furchtbar schrecklich und ungerecht wäre hier. Für mich ist es der bisher beste Staat der je auf europäischem Boden realisiert wurde. Mit der längsten Friedenszeit ever.


    Moors
    Moors ist offline

  20. #20 Zitieren
    Mythos
    Registriert seit
    May 2014
    Beiträge
    8.416
    Zitat Zitat von Moors Beitrag anzeigen
    [...] Das kann ich beurteilen, in meinen etwas über 70 Lebensjahren. [...]
    Das ist vielleicht gerade das Problem. Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten, aber ich denke, dass auch die Einstellung "man hat quasi alles gesehen" (oder wenigstens "sehr viel") schnell dazu führt einige Punkte zu übersehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mit 70 Jahren sehr viel Lebenserfahrung angesammelt hast und auch Erfahrung hast, die wir jüngeren Leute nicht haben. Aber genauso bin ich mir sicher, dass du deshalb auch Probleme aus anderen Blickwinkeln schwerer nachvollziehen kannst. Ich wette solche Probleme, von denen ich unmittelbar betroffen war und bin, bzw die ich in meinen Umfeldern sehe, kennst du teils kaum bis garnicht. Das ist aber auch nicht schlimm, kein Mensch wird jemals alles überblicken können, dazu reichen selbst 150 Jahre (sollten Menschen irgendwann mal so lange leben können) nicht aus. Allerdings sollte man sich aufgrund der Lebensjahre nicht anderen Standpunkten verschließen.

    Ich denke nicht, dass meine Kritik an der Gesellschaft übertrieben ist. Ich analysiere einfach ganz nüchtern den Stand der Dinge, wie er vor Jahren war und in welche Richtung er sich weiterentwickelt. Natürlich hat unsere Gesellschaft positive Seiten und die gehen unter aller Kritik auch gerne mal unter. Aber es gibt auch immer mehr negative Aspekte (und es gab auch schon vor 20 Jahren viele davon). Momentan sehe ich die Sache nur leider so, dass wir hier und da einen Schritt in die richtige Richtung gehen, dafür danach aber 5 in die verkehrte Richtung laufen. Der Rechtspopulismus ist meiner Meinung nach einfach nur eine Folge dessen. Ich wäre kein so großer Kritiker, wenn ich es andersrum miterleben könnte.

    Das Problem sehe ich also weniger darin, wie "furchtbar schrecklich und ungerecht" sie ist, sondern ob sie die Probleme angeht oder nicht und ob sie neue schafft (was in gewissen Grenzen selbst mit besten Willen auch passieren würde - nur nicht in diesen Ausmaßen) oder nicht. Dabei ist vorallem die Gesamtrechnung entscheidend, nicht nur einzelne Punkte. Ich denke bei aller Kritik in erster Linie daran, dass Deutschland sein ganzes Potenzial gerade wegschmeißt, was es vor 20 Jahren mal hatte.
    Wer mit Sonderzeichen gendert, diskriminiert jene, die sich nicht zu Mann oder Frau zuordnen lassen. Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache erreicht man nur mit gender-neutralen Begriffen. Wer das weiß und dennoch gendert, diskriminiert mit Vorsatz!
    Xarthor ist offline

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •