Ganz fettes SORRY! Das war nicht so gemeint.
Derzeit fällt mir manches nicht so leicht.
Inzwischen ist bei mir wohl auch der Groschen gefallen, warum die so ihr Tiefpassfilter hervorheben, von wegen "closer timbre". Denn eigentlich ist das völliger Blödsinn, weil Tiefpassfilter machen sollen, was der Name sagt, tiefe Töne passieren lassen und hohe abschwächen. Dieses ist ein LC-Filter, kein RC-Filter. Ein LC-Filter ist seiner Natur nach ein Schwingkreis. Nur wenn eingangs- sowie ausgangsseitig die Impedanzen stimmen, ergibt sich ein linearer Durchlassbereich. Falls der Abschluss, also wo der Kondensator sitzt, nur einen Tick zu hochohmig ist, so ergibt sich bereits eine Höhenanhebung (was eine bedämpfte Resonanz ist) vor einem noch steilflankigeren Abfall (versteilerter Tiefpass). Das Gitter (meistens als Eingang genutzt) einer Röhre ist im niederfrequenten Bereich sehr hochohmig. Es genügt, den Widerstand, der die Gittervorspannung festlegt, etwas größer auszulegen, als es für einen linearen Frequenzgang passend wäre, um diesen Effekt zu erhalten. Die damit erzielte Höhenanhebung ist geeignet, einen Teil einer evtl. einsetzenden Altersschwerhörigkeit (der wir alle nicht entrinnen können) zu kompensieren. Je schlechter man hohe Töne hört, desto dankbarer wird man solche Effekte annehmen.
Update:
Zudem wird die Röhre bei angehender Resonanz besonders hochohmig angesteuert, wodurch sie noch unpräziser arbeiten wird. Es ist erwartbar, dass das Harmonischenspektrum dann aussteuerungsabhängig angereichert wird, ungefähr (grob) wie eine Gitarrensaite, an der man zupft. Damit hätten wir es. Es handelt sich also um den Effekt eines resonanten (und evtl. progressiven) Harmonic Enhancers, natürlich nur ganz dezent. Und dieser ist in seiner Auslegung "unique" (wie jeder schiefe Grashalm unique ist). Leider fehlt mir der Schaltplan, sodass ich nicht felsenfest behaupten kann, dass es so läuft, aber es ist so verdammt naheliegend. Und wäre ich auf der Schiene unterwegs, ich würde es vermutlich genauso machen. Man muss sich erst mal in diesen Eso-Kram, wo ein Verstärker mit einem Instrument gleichgesetzt wird, hineinfühlen. Dann wird alles langsam "logisch".
Wenn man alle Details aus der Werbung zusammenfügt, so lässt sich auch daraus ableiten, dass die Zielgruppe Kunden sind, die einen Verstärker (soll so neutral wie irgendmöglich sein) mit einem Instrument (soll etwas hinzufügen, "klingen") verwechseln (Ein JFET für 50 Cent (je Kanal einer) hätte auf das Signal denselben Effekt wie die Röhre, würde aber nicht optisch und sensorisch "Wärme" vermitteln.).
Das beruht auf einem weitverbreiteten Missverständnis, welches noch aus der Zeit stammt, als man noch keine halbwegs neutralen Verstärker bauen konnte, sodass jeder Verstärker seinen ganz eigenen "Klang" hatte. Berechtigterweise suchte man damals den Verstärker danach aus, dass er mit dem favorisierten Musikmaterial den besten "Klang" hatte. Heutzutage sind Kleinsignalverstärker, bei denen sich etwas Mühe gegeben wurde, etwa einige hundertmal präziser als unser Gehör (grob vereinfacht ausgedrückt), weswegen "Klang" dort nicht existiert, es sei denn, man fügt ihn nachträglich hinzu, was man vielleicht als "Postprocessing" oder "Effekt" bezeichen könnte. Gerade Senioren vermissen "Klang", weil sie das noch von früher her kennen. Manche bemängeln manchmal einen synthetischen Sound, obwohl nachweislich (mit den besten Messgeräten belegt), alles in Ordnung ist. Verbrabbelt man ihn ein wenig so, wie sie es kennen, sind sie zufriedener. Die Entwickler sind alles andere als blöd und nutzen diese Nische aus.
Man kann also durchaus sagen, dass der Verstärker "gut klingt", wenn einem an den Effekten, die er dem Signal hinzufügt, gelegen ist. Ich persönlich bevorzuge Verstärker, die gar nicht klingen, sondern präzise sind, denn die kommen mit jedem Musikmaterial gleichermaßen zurecht, also auch mit solchem, zu dem die hinzugefügten Harmonischen nicht passen.