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Mhytor über den Islam

  1. #61 Zitieren
    banned
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    Ein starker praktizierter religiöser Pluralismus führt über kurz oder lang ins Verderben. Deswegen waren die Väter des Grundgesetzes auch so schlau, die Bekenntnisfreiheit und nicht das Praktizieren hervorzuheben.
    Sie haben beides hervorgehoben. Nach der Bekenntnisfreiheit geht es folgendermaßen weiter:

    Zitat Zitat von GG Artikel 4
    2. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
    Diese ist natürlich nicht grenzenlos und muss gegenüber anderen Grundrechten abgewogen werden (Normenkontrolle).

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    Eine positivistische Interpretation, es gebe ein Recht auf Ausübung jeglicher religiöser Praktiken - wie es DITIB, Linksradikale, Islamversteher, Kreuzaufhänger usw. gerne hätten, gibt das Grundgesetz nicht her.
    Das möchte keiner der genannten. Selbst DITIB möchte keine Sharia, Linksradikale genausowenig, geschweige denn christliches Eifertum, und die Kreuzaufhänger wollen manchmal keine Moslems, und viele auch kein Homeschooling. Um mal ein paar Beispiele aufzugreifen. Sie wollen also idR nicht nur für andere Glaubensrichtungen, sondern auch für die eigene oft keine vollkommene religiöse Freiheit.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    Nicht etwa wegen Religionsfreiheit können DITIB, Wahabiten, Dämonenaustreiber etc. berechtigterweise viel höhere Forderungen stellen, als sie tatsächlich stellen, sondern weil sie wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes grundsätzlich über dieselben Rechte wie eben auch die evangelische oder katholische Kirche verfügen! Sie können also z.B. ihre eigenen Kindergärten betreiben und diese aus der öffentlichen Hand bezuschussen - äh, fast komplett finanzieren lassen, wie bei kirchlichen Kindergärten auch!
    Nenn doch mal einen wahabitischen Kindergarten, der öffentlich bezuschusst wird... von Exorzisten ganz zu schweigen, wobei ich mir das irgendwie cool vorstelle.
    Es stimmt aber natürlich, dass der Staat hierbei oft nicht genau genug hinsieht, keine Frage. Gerade der Kuschelkurs mit Erdogan, und auch immernoch mit DITIB, ist eine Schande.
    ulix ist offline Geändert von ulix (25.09.2018 um 17:49 Uhr)

  2. #62 Zitieren
    Legende Avatar von jabu
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    Zitat Zitat von ulix Beitrag anzeigen
    Sie haben beides hervorgehoben. Nach der Bekenntnisfreiheit geht es folgendermaßen weiter:
    Zitat Zitat von GG Artikel 4
    2. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
    Diese ist natürlich nicht grenzenlos und muss gegenüber anderen Grundrechten abgewogen werden (Normenkontrolle).
    Richtig, aber da liegt der Hase im Pfeffer.

    • "gewährleistet"
      Heißt: Der Staat tritt sozusagen als Garant für das Vorgenannte auf. Es handelt sich also um ein besonderes Schutzniveau.
    • "ungestörte Religionsausübung"
      Heißt: Die Ausübung der Religion ist (wie sie eben ist) ungestört. Das baut auf dem Ausübungsgegenstand auf, definiert ihn aber nicht (er ist, wie er im Rahmen der Rechtsnorm sein darf). Es werden also keine Sonderrechte eingeräumt, vergleichbar mit (fiktiv) "Der ungestörte Genuss des Urlaubs wird gewährt." in dem Sinne, dass man nicht für seinen Arbeitgeber erreichbar sein muss und eben nicht vergleichbar mit "Du kannst im Urlaub machen, was du willst, denn jeder hat seine Vorstellung von Urlaub.".

    Das Problem mangelnder Klarstellung ist dadurch entstanden, dass man damals nicht darauf gekommen ist, dass Religionsausübung grundgesetzlichen Werten zuwiderlaufen könnte. Auf der Basis des jüdischen oder christlichen Menschenbildes war das nicht naheliegend. Die Gesellschaft war auch sehr viel homogener als heutzutage, was die Weltanschauung ihrer Individuen angeht.

    Wenn man hier nicht gründlich ist, dann kann Religion Maximalforderungen stellen, um Kompromisse zu erwirken, die außerhalb dessen liegen, was das Grundgesetz gemeint haben könnte:
    Die Mutter und der Vater leiden doch so fürchterlich darunter, wenn ihr Filius nicht beschnitten ist. Dass es wegen der Irreversibilität des Eingriffs nicht wirklich um die Rechte des Kindes gehen konnte, versteht sich von selbst. Den Eingriff kann man so oder so finden, aber ich denke, dass klar sein dürfte, welche Blüten solche Kompromissfindungen treiben.
    Von der Vagina darf man keinen Millimeter abschneiden (wenigstens so ein Zipfelchen dürfte doch auch nicht schlimm sein) und von der Nase und vom Ohr auch nicht. Freiheit für den Nasenkult, schneidet dem Bengel endlich die Nasenspitze ab, denn sonst ist Papa Nasenlos traurig, weil "Spitznase" nicht dazugehört! Nur das Trauma eines Initiationsritus sichert den Fortbestand der radikalen Tradition (wie im vorgenannten, ganz realen, Fall)...
    Sollte das Christentum wieder Folter einführen und dafür die Streckbank einsetzen wollen, dann wäre doch so eine Minifolter auch nicht schlecht, sagen wir, für Gotteslästerung wird so lange am kleinen Finger gezogen, bis er ausreißt, es sei denn, der kleine Satansbraten gibt zu, dass er mit dem Teufel im Bunde ist. Und bei der Taufe bekommt der Kleine schon mal ein Christuskreuz eingebrannt, weil die ungestörte Religionsausübung sonst nicht gewährt wäre. Natürlich gibt es jeweils, rein theoretisch, die Option zu einer örtlichen Betäubung, wenn ein Mediziner zugegen ist, wir wollen doch keine Unmenschen sein!

    Diese positivistische Deutung führt also, wie ich sagte, leider doch ins Verderben. Das kannst du gerne bis zu einer Konversion einer ganzen Gesellschaftsordnung mit all ihren Werten und Vorstellungen durchdeklinieren. Darum geht es eben, dass einige, und dazu zähle ich mich auch, das nicht wolllen, zumindest nicht eine Richtung, wo die feine pluralistische Gesellschaft ihren pluralistischen Zwang auf jene ausübt, die so gar nicht pluralistisch mitmachen wollen und ihren längst verlorenen Abwehrrechten hinterhertrauern.

    Wegen der unterschiedlichen demografischen Entwicklungen von Gruppen mit unterschiedlichem weltanschaulichen Fundament im Zusammenhang mit der Macht des Faktischen halte ich das für eine berechtigte Sorge. Die sollte uns natürlich nicht dazu bringen, Hass zu säen, sondern dazu, späterem Hass vorzubeugen und längst vorhandenen Hass (der in seiner hoffnungsvolleren Form auf Angst beruht) abzubauen, indem wir mal klar abstecken, wo die Macht von Weltanschauungen bzw. den ihnen zugewandten Gruppen ihre Grenzen zu finden hat, nämlich dort, wo auch ein Kegelclub seine Grenzen findet. Das gilt natürlich für die christlichen Kirchen genauso.

    Wenn wir das unterlassen, dann überlassen wir das Schicksal unseres Landes denjenigen, die klare Vorstellungen haben und (im Gegensatz zu uns) nichts unterlassen, um es nach ihren Vorstellungen zu konvertieren.

    Das möchte keiner der genannten. Selbst DITIB möchte keine Sharia, Linksradikale genausowenig, geschweige denn christliches Eifertum, und die Kreuzaufhänger wollen manchmal keine Moslems, und viele auch kein Homeschooling. Um mal ein paar Beispiele aufzugreifen. Sie wollen also idR nicht nur für andere Glaubensrichtungen, sondern auch für die eigene oft keine vollkommene religiöse Freiheit.
    Es sind nicht alle völlig blöd, das sehe ich genauso. Man sollte auch nicht alle über einen Kamm scheren, nur weil sie irgendeiner Gruppierung angehören, nicht mal einer der Benannten. Zum Problem werden jedoch meistens diejenigen, die die Initiative ergreifen und dann, wie meistens, von niemandem gehindert werden und nicht ohne Einfluss auf ihre Gruppen sind. Wenn einmal etwas ins Rollen kommt, kann es schon fast zu spät sein. Außerdem gehört zur Taktik mancher, so lange unter dem Radar zu laufen, bis die Gunst der Stunde gekommen ist, um das Blatt des Schicksals im eigenen Sinne zu wenden! Gunst der Stunde kann z.B. bedeuten, dass ein bestimmter Bevölkerungsanteil erreicht ist und dann eine Kleinigkeit passiert, die einem in die Hände spielt, sodass man sich in einer sicheren Verhandlungsposition fühlt. Das müssen nur kleine Dinge sein, doch steter Tropfen höhlt den Stein, und wer wird ihnen verübeln können, was "unsere" Glaubensbrüder längst für sich beanspruchen...

    Nenn doch mal einen wahabitischen Kindergarten, der öffentlich bezuschusst wird... von Exorzisten ganz zu schweigen, wobei ich mir das irgendwie cool vorstelle.
    Es stimmt aber natürlich, dass der Staat hierbei oft nicht genau genug hinsieht, keine Frage. Gerade der Kuschelkurs mit Erdogan, und auch immernoch mit DITIB, ist eine Schande.
    Sicher sollte das zur Erheiterung beitragen, aber der Kern ist schon ziemlich ernst, so von wegen Gleichbehandlungsgrundsatz und Vorbeugung der Wahrnehmung dessen. Im Zweifel wird man uns beim Wort nehmen, weil wir es doch auch so machen, was dann zwangsläufig zu scharfen Konflikten führen würde. Wir sehen doch schon längst, wie Leute meinen, sie müssten wieder auf gefährliche Weise diskriminieren, eben bestimmten Gruppen Rechte entziehen usw.
    Daher bin ich eher dafür, dass wir mit religiös begründeten Sonderrechten Schluss machen und uns unserer aufklärerischen modernen Werte, von denen wir lediglich abstrakt faseln, überhaupt erst mal richtig bewusst werden und diesen auch konkret zur Geltung verhelfen, damit dieser Anspruch eben nicht beim lauesten Lüftchen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Und dazu gehört für mich eben auch ein (so weit wie vom GG gedeckt) laizistischer Staat.
    jabu ist offline Geändert von jabu (25.09.2018 um 22:14 Uhr)

  3. #63 Zitieren
    banned
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    Sicher sollte das zur Erheiterung beitragen, aber der Kern ist schon ziemlich ernst, so von wegen Gleichbehandlungsgrundsatz und Vorbeugung der Wahrnehmung dessen. Im Zweifel wird man uns beim Wort nehmen, weil wir es doch auch so machen, was dann zwangsläufig zu scharfen Konflikten führen würde. Wir sehen doch schon längst, wie Leute meinen, sie müssten wieder auf gefährliche Weise diskriminieren, eben bestimmten Gruppen Rechte entziehen usw.
    Daher bin ich eher dafür, dass wir mit religiös begründeten Sonderrechten Schluss machen und uns unserer aufklärerischen modernen Werte, von denen wir lediglich abstrakt faseln, überhaupt erst mal richtig bewusst werden und diesen auch konkret zur Geltung verhelfen, damit dieser Anspruch eben nicht beim lauesten Lüftchen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Und dazu gehört für mich eben auch ein (so weit wie vom GG gedeckt) laizistischer Staat.
    Welche religiösen Sonderrechte gibt es denn, abseits der christlichen Kirchen die tatsächlichen rechtlichen Sonderstatus haben, in Deutschland? Schächtung... und sonst?

    Wenns dir um die kirchlichen Sonderrechte geht bin ich voll bei dir.

    Ansonsten siehst du ein Problem das (bis auf Schächtung, die ich als Speziezist nicht so eng sehe) nicht existiert.
    ulix ist offline Geändert von ulix (27.09.2018 um 11:18 Uhr)

  4. #64 Zitieren
    Deus Avatar von Lemimus
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    Nun, man könnte es ja auch auf das Judentum übertragen. Aber es ist eine Religion, die von sich selbt sagt, nur weil sie zur Nazi-Zeit fast ausgerottet worden wäre, solle man sie nicht über das Christentum und den Islam stellen. Eher sind Moslems bzw. Christen bereit, sich über das Juden- und das Christentum bzw. das Judentum und den Islam zu stellen.
    Okay, in Israel mag das anders sein, aber das ist eine andere "Baustelle".

    (Guten Morgen übrigens)
    [SIZE="4"] Binger sind Pinscher![/FONT]

    Leute, liest ein Buch! Das Internet ist sowieso schon kaputt genug, durch die vielen Quarantänemaßnahmen! Lasst auch den Armen das Recht auf ein BISSCHEN Internet! Ich blockiere hier gar nichts! IHR TUT DAS!!!!
    Lemimus ist offline

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