Selbst wenn man dir zustimmen würde (nichts liegt mir ferner) hätte das alles absolut keine Bewandtnis für Überlegungen bezüglich der Religionsfreiheit, wie Rechte und Rechtsradikale sie gern anstellen.
Denn die Religionsfreiheit ist ein individuelles Schutzrecht, also ein Recht des Einzelnen das vor Eingriffen des Staates geschützt ist. Um zu beurteilen, ob etwas der Religionsfreiheit unterliegt ist es also nicht relevant, wie eine Religion als Großes und Ganzes gesehen oder sogar gelebt wird, sondern von der jeweiligen Einzelperson, deren Religionsfreiheit eingeschränkt werden soll.
Und das muss - in einem Rechtsstaat - in jedem Einzelfall geprüft werden.
Und die überwältigende Mehrheit der Muslime in Deutschland wie in Europa sieht ihre Religion nicht als Regierungsform oder ähnliches, und möchte das auch nicht verwirklicht haben.
Für diese überwältigende Mehrheit sind deine Überlegungen also - selbst wenn sie korrekt wären, was sie nicht sind - irrelevant in Bezug auf Fragen der Religionsfreiheit.
Und selbst wenn es anders wäre, selbst wenn jeder Muslim gern ein Kalifat errichten wollte, wären sie irrelevant. Warum habe ich im letzten Post erklärt. Kurz gesagt gehört es zu absolut keine Religionsdefinition, dass diese nicht auch weltliche Regeln beinhalten darf... das tut sowieso jede relevante Religion.
Auch du versuchst hier, wie viele Rechte und Rechtsradikale, die den Islam gern verbieten würden und dafür Gründe suchen, deine eigene Religionsdefinition zu forcieren, die so aber von keinen relevanten Institutionen oder Autoritäten geteilt wird. Es spielt dafür, ob etwas eine Religion ist, schlicht überhaupt keine Rolle, ob es auch "staatliche" bzw. weltliche Forderungen, Forderungen an die Struktur des gesellschaftlichen Zusammenlebens, etc. stellt. Es ist egal. Zumindest wenn wir alle gängigen Definitionen hernehmen. Klar, wenn du deine eigene Definition erfindest, so wie viele Rechte und Rechtsradikale, die den Islam gern verbieten würden, dann sieht es anders aus...
Selbst wenn eine Religion (auf der Ebene des Einzelnen, oder insgesamt) fast nur aus der Forderung nach der Errichtung einer Theorkratie bestehen würde, und kaum ausführen würde wie diese Theokratie ausgefüllt werden soll... wäre es trotzdem weiterhin eine Religion die durch die Religionsfreiheit geschützt wäre.
Das ist ungefähr so eine naive und realitätsfremde Verallgemeinerung und Vorstellung, wie dass jeder Christ - weil er Christ ist - die Nächstenliebe "im Handgepäck" dabei habe. Oder halt jeden beliebigen anderen Glaubensinhalt... such dir was aus.
Bis auf den Glauben "Jesus ist der Sohn des einen Gottes" wirst du bei "allen" Christen keine homogenen Eigenschaften finden, genausowenig wie bei "allen" Muslimen homogene Eingenschaften über den Glauben hinaus, dass "Mohammed der wichtigste Prophet des einen Gottes ist".