-
Sozialschmarozer oder Müßiggänger
Das werde ich vermutlich was muss man da beachte was für Ansprüche hat man?
Findet ihr sozialschmarozer widerlich?
Es wird die Zeit kommen,
da das Verbrechen am Tier
ebenso geahndet wird,
wie das Verbrechen am Menschen.
-
Sozialschmarozer... Früher hatte man sich wenigstens noch die Mühe gemacht, unschöne Tatsachen mit schönen Worten zu umschreiben, obwohl trotzdem jeder genau gewusst hat, was gemeint war.
Ich bevorzuge ja den Begriff:" Müßiggänger"
Für Hartz 4 sollten deine Ansprüche schon reichen. Die Frage ist nur, ob es auch umgekehrt gilt.
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
-
Zitat von Turambars
Das werde ich vermutlich was muss man da beachte was für Ansprüche hat man?
Findet ihr sozialschmarozer widerlich?
versuch dir eine krankheit zu diagnostizieren zu lassen um erwerbsunfähigkeit zu beantragen, dann brauchste noch ne gescheite wohnung die du "offiziell" alleine bewohnst und du bist immerhin über hartz4. Wieviel du am ende rausschlägst hängt aber von den launen deiner ämter ab. Kenne leute die haben ca 1500 bekommen, gibt aber auch arme schweine die nur 800€ bekommen
-
Zitat von Seelenschnitte
Sozialschmarozer...
Ich bevorzuge ja den Begriff:" Müßiggänger"
Find ich ziemlich mies diese Aussage. Heut zu Tage gerät man sehr schnell in Harz 4- das kann jeden treffen. Konkurs der Firma, ein Arbeitsunfall ect. Ein Jahr Arbeitslosengeld und schupp bist du ne Harzer. Ich kene jemand der seid Jahren versucht wieder Fuß zu fassen aber wenn du einmal in die Mühle gerätst ist es schwer wieder raus zu kommen- keiner will dich mehr- außer die Sklaventreiber mit ihren 8.50 Eur. Jobs und 10 Std. Schicht. Am Besten noch Wochenende und jeder Zeit abrufbar. Verkehrte Welt!
-
Faszinierend!
Zitat von Turambars
Das werde ich vermutlich was muss man da beachte was für Ansprüche hat man?
Findet ihr sozialschmarozer widerlich?
Nein! Denn du hast ein Anrecht auf Unterstützung!
Als Sozialschmarotzer bezeichne ich eher Leute am anderen Ende der Einkommensskala, welche trotz bester Einkünfte Steuern hinterziehen.
Aber was ist passiert? Droht dir die Arbeitslosigkeit?
-
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
-
Zitat von Seelenschnitte
Dann sollte dich doch ein freundlicher Begriff eher erfreuen, da der Müßiggänger nun wirklich kein Schimpfwort ist. Ja, der Müßiggänger hat auch sehr positive Bedeutungen, von Müßiggängern wurden bedeutende Beiträge in Kunst und Kultur, sowie den Wissenschaften geleistet.
Der Schmarozer hingegenist doch nun wirklich abwertend und ein ganz gemeines Schimpfwort, dem ich beim besten Willen nichts Gutes abgewinnen kann.
Na, ja...aber dieser "Müßiggänger" von dem ich schrieb ist überhaupt nicht müßig- im Gegenteil- er bewirbt sich noch und nöcher aber er bekommt nur Absagen. Obendrein hat er jetzt ein Ehrenamt angenommen damit er etwas sinnvolles für die Gesellschaft leistet und ein klein bisschen Geld legal dazu verdient! Ich finde da ist Müßiggänger fehl am Platz. Natürlich gibt es immer noch die, die kein Bock haben zu arbeiten, aber grade heut zu Tage gibt es echt viele die wollen und nicht können.
-
Zitat von Turambars
Das werde ich vermutlich was muss man da beachte was für Ansprüche hat man?
Findet ihr sozialschmarozer widerlich?
Ja, ich finde Superreiche widerlich.
-
Zitat von neotrx
Na, ja...aber dieser "Müßiggänger" von dem ich schrieb ist überhaupt nicht müßig- im Gegenteil- er bewirbt sich noch und nöcher aber er bekommt nur Absagen. Obendrein hat er jetzt ein Ehrenamt angenommen damit er etwas sinnvolles für die Gesellschaft leistet und ein klein bisschen Geld legal dazu verdient! Ich finde da ist Müßiggänger fehl am Platz. Natürlich gibt es immer noch die, die kein Bock haben zu arbeiten, aber grade heut zu Tage gibt es echt viele die wollen und nicht können.
Das ist ja das Schöne an dem Wort Müßiggänger, es stecken mehrere Begriffe dahinter und so liegt es an uns, einen auszuwählen. Man kann unter dem Müßiggaenger einen unproduktiven Faulpelz verstehen, oder einen Menschen, dessen Produktivität eben nur nicht im direkten, offensichtlichen Sinne der Gesellschaft nützt, sondern, beispielsweise im musischen oder auch sozialen Bereich. Mir gefällt der zweite Begriff viel besser, als der Erste. Wobei es auch Leistungsbezieher gibt, auf welche der erste Begriff zutrifft.
So haben wir mit einem Wort zumindest 2 Wörter gesagt und überlassen es den Leuten, selbst zu wählen. Wie diese Wahl ausfällt, zeigt viel über die Geisteshaltung derer, die wir wählen lassen.
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
-
Zitat von Seelenschnitte
Das ist ja das Schöne an dem Wort Müßiggänger, es stecken mehrere Begriffe dahinter und so liegt es an uns, einen auszuwählen. Man kann unter dem Müßiggaenger einen unproduktiven Faulpelz verstehen, oder einen Menschen, dessen Produktivität eben nur nicht im direkten, offensichtlichen Sinne der Gesellschaft nützt, sondern, beispielsweise im musischen oder auch sozialen Bereich. Mir gefällt der zweite Begriff viel besser, als der Erste. Wobei es auch Leistungsbezieher gibt, auf welche der erste Begriff zutrifft.
So haben wir mit einem Wort zumindest 2 Wörter gesagt und überlassen es den Leuten, selbst zu wählen. Wie diese Wahl ausfällt, zeigt viel über die Geisteshaltung derer, die wir wählen lassen.
Also entweder versteh ich den Begriff Müßiggänger falsch, oder du versuchst nur deine Wortwahl zu verschönigen. Für mich ist ein Müßiggänger eine Verniedlichung für Faulpelz und daß hat mit einem Sozialhilfe Empfänger nicht unbedingt was gemeinsam.
Aber @ Turambars: Du hast anspruch auf Harz 4 und kannst dir noch etwas dazu verdienen bspw. durch Bundesfreiwilligendienst, Ehrenamt oder Minnijob. Damit läst sich als Single recht gut leben mit erheblichen Einschränkungen natürlich. Mit Familie sieht das schon schlechter aus.
Geändert von neotrx (15.09.2018 um 01:18 Uhr)
-
Zitat von Seelenschnitte
Dann sollte dich doch ein freundlicher Begriff eher erfreuen, da der Müßiggänger nun wirklich kein Schimpfwort ist. Ja, der Müßiggänger hat auch sehr positive Bedeutungen, von Müßiggängern wurden bedeutende Beiträge in Kunst und Kultur, sowie den Wissenschaften geleistet.
Der Schmarozer hingegenist doch nun wirklich abwertend und ein ganz gemeines Schimpfwort, dem ich beim besten Willen nichts Gutes abgewinnen kann.
Müßiggänger war mal. Ein Müßiggänger schlendert unbedarft. Sowas wird leider nicht mehr geduldet. Heutzutage wird erwartet, daß das Existenzminimum durch das Anrennen gegen unüberwindliche Mauern verdient wird. Mit Anlauf und dem gesenkten Kopf voran. Nicht, daß das irgendwas bringen würde. Die ausgebeuteten Erwerbstätigen werden nur dazu angehalten, es gern zu sehen, um dadurch ihr eigenes Schicksal klagloser hinzunehmen.
Mit freundlicher Genehmigung von Casablonga
-
Zitat von neotrx
Also entweder versteh ich den Begriff Müßiggänger falsch, oder du versuchst nur deine Wortwahl zu verschönigen. Für mich ist ein Müßiggänger eine Verniedlichung für Faulpelz und daß hat mit einem Sozialhilfe Empfänger nicht unbedingt was gemeinsam.
Du verstehst diesen Begriff des Müßiggaengers schon richtig. Doch du vernachlässigst, dass noch weitere Begriffe mit dem selben Wort bezeichnet werden können.
Beispielsweise kann auch ein Dichter ein Müßiggaenger sein, obwohl er schwierige Kopfarbeit leistet. Aber Menschen, die derlei Arbeit nicht zu schätzen wissen, sehen ihn als unproduktiv, nicht nützlich und faul an.
Oder beachte doch nur einmal, dass der Müßiggang den bekannten Musen so ähnlich ist. Vielleicht führt dich ja dieser Gedanke zum eigentlichen Sinn des strittigen Wortes.
Das Faulpelz und Müßiggaenger synonym werden konnten ist eine bedauerliche Geringschätzung von freier Gedankenarbeit und ein Zeichen, in welch einer rohen Gesellschaft wir leben.
Edit:
@Drachenei
Ja, zeitgemäß ist der schwelgende Müßiggaenger nicht mehr. Aber ich meine, seine Wiederkehr würde unserer Gesellschaft gut tun.
Zuweilen komme ich mir wie der Letzte meiner Art vor.
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
Geändert von Seelenschnitte (15.09.2018 um 01:40 Uhr)
-
Zitat von Drachenei
Müßiggänger war mal. Ein Müßiggänger schlendert unbedarft. Sowas wird leider nicht mehr geduldet. Heutzutage wird erwartet, daß das Existenzminimum durch das Anrennen gegen unüberwindliche Mauern verdient wird. Mit Anlauf und dem gesenkten Kopf voran. Nicht, daß das irgendwas bringen würde. Die ausgebeuteten Erwerbstätigen werden nur dazu angehalten, es gern zu sehen, um dadurch ihr eigenes Schicksal klagloser hinzunehmen.
Sehr gut ausgedrückt- sehr poetisch und wahr!
Zitat von Seelenschnitte
Du verstehst diesen Begriff des Müßiggaengers schon richtig. Doch du vernachlässigst, dass noch weitere Begriffe mit dem selben Wort bezeichnet werden können.
Beispielsweise kann auch ein Dichter ein Müßiggaenger sein, obwohl er schwierige Kopfarbeit leistet. Aber Menschen, die derlei Arbeit nicht zu schätzen wissen, sehen ihn als unproduktiv, nicht nützlich und faul an.
Oder beachte doch nur einmal, dass der Müßiggang den bekannten Musen so ähnlich ist. Vielleicht führt dich ja dieser Gedanke zum eigentlichen Sinn des strittigen Wortes.
Das Faulpelz und Müßiggaenger synonym werden konnten ist eine bedauerliche Geringschätzung von freier Gedankenarbeit und ein Zeichen, in welch einer rohen Gesellschaft wir leben.
Ok. Dann kann ich meinem Freund jetzt sagen er soll beim nächsten Vorstellungsgespräch sagen er sei kein "Arbeitssuchender" sondern ein "Müßiggänger"..ein "Freigeist"...vielleicht wird er dann ja eingestellt.
Geändert von smiloDon (15.09.2018 um 01:51 Uhr)
-
Warum vernachlässigen die Leute eigentlich die Bedeutung der eigenen Einstellung zur Welt und was ihnen darin widerfährt? Es ist doch wohl ein bedeutender Unterschied, ob man beschäftigungslos ist, oder endlich Zeit hat, sich ganz in Ruhe um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Man beschäftigt sich heutigentags mit allem, nur nicht mit sich selber, sind sich die Leute selbst derart unerträglich?
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
-
Wenn jemand sagt irgendwer(Arbeitslose, Flüchtlinge etc.) hätte etwas von seinem (z.b. "hart erarbeitetem") Geld nicht verdient, frage ich mich immer, wie der erste denken kann, dass seine Konzeption von verdientem Geld so belastbar ist. Ich meine die Idee des Geldes und damit verbunden die Geschichte der unendlichen Verstrickungen, die globale Ökonomie hervorgebracht hat ist ja sehr alt und durch einfach durch das Hineingeborenwerden in ein System übernommen worden, ohne dass man diese Idee selbst konstruiert hat. Das bringt mich schon tendenziell zum Zweifeln.
Mein Gefühl, das von multiperspektivischer Reflexion genährt wird, sagt mir auch, dass die Menschheit als solche mit ihrer parasitären Entwicklung der tatsächlich relevante Schmarotzer ist. Von diversen Ureinwohnern habe ich diesen Eindruck allerdings nicht in der Form (habe allerdings auch keinen umfassenden Einblick in die Ethnologie). Ich kann eher verstehen sich für das Fortführen der Geschichte der Menschheit zu schämen als dafür, soziale Leistungen zu beziehen.
Ich käme mir lächerlich vor wenn ich zu einem Planeten reisen würde, meine Welt mit meinem Volk dort völlig ignorant nur nach meinen Kriterien konstruierte und danach irgendwem dort sagen würde, er habe gewisse materielle Sachen im Gegensatz zu mir nicht verdient.
Geändert von JannOo (15.09.2018 um 02:13 Uhr)
-
Zitat von smiloDon
Nein! Denn du hast ein Anrecht auf Unterstützung!
Als Sozialschmarotzer bezeichne ich eher Leute am anderen Ende der Einkommensskala, welche trotz bester Einkünfte Steuern hinterziehen.
Aber was ist passiert? Droht dir die Arbeitslosigkeit?
Hab heute erfahren das die Firma 122 Leute entlässt und das ich dabei bin wegen Wirtschaftlicher Lage aber denke in 3 Monaten oder so können die wieder Leute einstellen. Kommen ja immer wieder neue Aufträge rein.
Es wird die Zeit kommen,
da das Verbrechen am Tier
ebenso geahndet wird,
wie das Verbrechen am Menschen.
-
Zitat von smiloDon
Als Sozialschmarotzer bezeichne ich eher Leute am anderen Ende der Einkommensskala, welche trotz bester Einkünfte Steuern hinterziehen.
das ist ganz meine meinung, wenn es sowas wie "sozialschmarotzer" gibt, dann ist das der reiche geldadelabschaum.
ohnehin allerlei steuererleichterungen und die wenigen noch zu zahlenden steuern werden auch noch gespart...
-
Zitat von Seelenschnitte
Warum vernachlässigen die Leute eigentlich die Bedeutung der eigenen Einstellung zur Welt und was ihnen darin widerfährt? Es ist doch wohl ein bedeutender Unterschied, ob man beschäftigungslos ist, oder endlich Zeit hat, sich ganz in Ruhe um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Man beschäftigt sich heutigentags mit allem, nur nicht mit sich selber, sind sich die Leute selbst derart unerträglich?
Sie wurden dahingehend konditioniert, ihren eigenen Wert ausschließlich an ihrer Produktivität fest zu machen. Viele glauben tatsächlich, daß sie nichts mit sich anzufangen wüßten, wenn ihnen niemand eine Aufgabe zuteilt. Noch größer ist allerdings das Mißtrauen gegenüber anderen. Viele sind felsenfest davon überzeugt, daß jemand, der nicht unter ständiger Beobachtung ist, nur rumsitzt und wahrscheinlich "auf dumme Gedanken kommt". Deshalb gilt als erwünschteste Freizeitbeschäftigung auch Sport. Auf diese Weise wird das Nachdenken, Grübeln oder Zweifeln unterbunden, und die Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft hat den Einzelnen bis hinein in sein tiefstes Inneres rund um die Uhr fest in ihren Klauen.
Und auf welche Gedanken sollte man nicht kommen? Z.B. darauf, daß technischer Fortschritt einst damit angepriesen wurde, Menschen zu entlasten. Er sollte das Leben aller erleichtern und von unnötiger Mühsal befreien. Und darauf, daß dieses Ziel - je näher es gemäß der technischen Möglichkeiten rückt - in sozioökonomischer Hinsicht in immer weitere Ferne rückt. Stattdessen soll der Mensch mit den Maschinen konkurrieren. (Ein absurdes Unterfangen.). Oder darauf, daß diese Entwicklung ja trotzdem irgendjemandem nützen muß. Man selbst ist nur nicht darunter. Wem der technische Fortschritt abverlangt, sein ganzes Leben auf die Optimierung seiner Wettbewerbsfähigkeit auszurichten, der hat keinerlei Vorteile.
Einst sorgte der Buchdruck dafür, das die Systemfrage an Bedeutung gewann. Später erneut die industrielle Revolution. Das Informationszeitalter ist diesbezüglich beeindruckend zaghaft. Der Neoliberalismus schafft es tatsächlich, sich entweder als "alternativlos" zu verkaufen, oder - für jene, die das nicht kaufen - Auffangbecken zu fördern, die die Unzufriedenen mit Sündenböcken versorgen und sie davon abhalten, sich den eigentlichen Problemen zuzuwenden. Rechtspopulismus und religiöse Fundamentalismen sind ausgezeichnete Fliegenfänger, die die Bevölkerung davon abhalten, sich den Futtertrögen zu nähern.
Mit freundlicher Genehmigung von Casablonga
-
Zitat von Drachenei
Sie wurden dahingehend konditioniert, ihren eigenen Wert ausschließlich an ihrer Produktivität fest zu machen. Viele glauben tatsächlich, daß sie nichts mit sich anzufangen wüßten, wenn ihnen niemand eine Aufgabe zuteilt. Noch größer ist allerdings das Mißtrauen gegenüber anderen. Viele sind felsenfest davon überzeugt, daß jemand, der nicht unter ständiger Beobachtung ist, nur rumsitzt und wahrscheinlich "auf dumme Gedanken kommt". Deshalb gilt als erwünschteste Freizeitbeschäftigung auch Sport. Auf diese Weise wird das Nachdenken, Grübeln oder Zweifeln unterbunden, und die Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft hat den Einzelnen bis hinein in sein tiefstes Inneres rund um die Uhr fest in ihren Klauen.
Und auf welche Gedanken sollte man nicht kommen? Z.B. darauf, daß technischer Fortschritt einst damit angepriesen wurde, Menschen zu entlasten. Er sollte das Leben aller erleichtern und von unnötiger Mühsal befreien. Und darauf, daß dieses Ziel - je näher es gemäß der technischen Möglichkeiten rückt - in sozioökonomischer Hinsicht in immer weitere Ferne rückt. Stattdessen soll der Mensch mit den Maschinen konkurrieren. (Ein absurdes Unterfangen.). Oder darauf, daß diese Entwicklung ja trotzdem irgendjemandem nützen muß. Man selbst ist nur nicht darunter. Wem der technische Fortschritt abverlangt, sein ganzes Leben auf die Optimierung seiner Wettbewerbsfähigkeit auszurichten, der hat keinerlei Vorteile.
Einst sorgte der Buchdruck dafür, das die Systemfrage an Bedeutung gewann. Später erneut die industrielle Revolution. Das Informationszeitalter ist diesbezüglich beeindruckend zaghaft. Der Neoliberalismus schafft es tatsächlich, sich entweder als "alternativlos" zu verkaufen, oder - für jene, die das nicht kaufen - Auffangbecken zu fördern, die die Unzufriedenen mit Sündenböcken versorgen und sie davon abhalten, sich den eigentlichen Problemen zuzuwenden. Rechtspopulismus und religiöse Fundamentalismen sind ausgezeichnete Fliegenfänger, die die Bevölkerung davon abhalten, sich den Futtertrögen zu nähern.
Was für eine spinnerte Barbarei. Hat sich durch den Fortschritt eigentlich irgendwas daran geändert, was der gute Voltaire im Candid festgestellt hat?
...Überall fluchen die Schwachen den Mächtigen, vor denen sie kriechen, und die Mächtigen behandeln sie wie das Vieh, dessen Wolle und Fleisch verkauft werden. ...
...und in die Städte, die des Friedens zu genießen scheinen, in denen die Künste blühen, werden von mehr Neid, Sorge und Unruhe verzehrt, als eine belagerte Stadt unter feindlicher Beschiessung erleidet. ...
War es jemals anders? Kann es überhaupt anders sein?
Um nochmal auf den Voltaire und Candid zurück zu kommen, an anderer Stelle wird gefragt, ob der Mensch schon immer so schlecht, feig, dumm, uvam. gewesen sei. Dort wird darauf geantwortet, dass der Habicht ja auch schon immer gerne Tauben gefuttert hat. Wenn dieses Tier sich immer gleich bleibt, dann wird das wohl auch für das Tier Mensch gelten, so behauptet man dort.
„Die Menschen bedienen sich ihrer Vernunft nur dazu, um ihre Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen, und die Sprache dient ihnen allein dazu, ihre Gedanken zu verbergen.“
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
-
Es gibt kein gut und böse, kein Richtig und kein Falsch, nur Entscheidungen und Konsequenzen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|