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Umfrageergebnis anzeigen: Wer ist dieses Jahr euer Favorit in der 4. Kategorie?

  • Barthos von Laran von Jünger des Xardas

    0 0%
  • Der Held von Eispfötchen

    0 0%
  • Gellert von MiMo

    1 100,00%
  • Greg von Laidoridas

    0 0%
  • Laidoridas von John Irenicus

    0 0%
  • Moe von Lord Regonas

    0 0%
  • Mö von Stonecutter

    0 0%
  • Xardas von Lady Xrystal

    0 0%
  • Königin Sabatha II von Sir Ewek Emelot

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Teilnehmer
1. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
Ergebnis 1 bis 2 von 2
  1. Beiträge anzeigen #1 Zitieren
    Irenicus-Bezwinger  Avatar von MiMo
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    MiMo ist offline

    [Story-Wettbewerb]Abstimmung Kategorie 4: Beste Figur

    Liebe Freunde und Freundinnen* des Storyforums!

    Es ist soweit: Die Anmeldungen sind geschlossen, die Umfragen geöffnet!
    Das bedeutet, dass es jetzt an der Zeit ist, sich mit den angemeldeten Figuren auseinanderzusetzen, seinen Favoriten zu finden und für ihn zu stimmen! Um eure Stimme in der 4. Kategorie abzugeben, braucht ihr nur an der Umfrage oben in diesem Thread teilzunehmen und mit einem Post zu begründen. Die Begründung muss nicht lang sein, es genügt, wenn aus ihr hervorgeht, dass ihr euch mit allen in dieser Kategorie angemeldeten Figuren beschäftigt habt und wieso ihr euren auserkorenen Favoriten für die beste zur Auswahl stehende Figur haltet. Es soll ja nachher niemand sagen können, dass er oder sie nur aufgrund von Sympathiestimmen verloren hat! Erwähnenswert ist außerdem, dass jeder User der WoP nur eine Stimme hat und darum auch nur mit einem seiner möglicherweise zahllosen Accounts an der Abstimmung teilnehmen darf. Wer infolge einer Zuwiderhandlung nur vom Wettbewerb ausgeschlossen wird, soll den Gerüchten zufolge noch ganz schön Schwein gehabt haben!

    Zur Auswahl stehen dieses Jahr in der 4. Kategorie folgende Figuren:


    Die Umfrage endet am 21. Oktober um 18:05Uhr.

    Ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen der Geschichten, beim Diskutieren und Knobeln.




    *Wir bitten demütig um Entschuldigung, dass in dieser knappen Ansprache nur zwei Geschlechter stellvertrend für alle Geschlechter genannt werden. Wir können uns keinen Gleichstellungsbeauftragten leisten, der uns durch das Binnen-I- und Sternchenwirrwarr hilft.
    Geändert von MiMo (16.10.2018 um 20:33 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Ich glaube, in dieser Kategorie musste ich die schwierigste Wettbewerbsentscheidung seit langem fällen. Und damit meine ich nicht, wen ich in dieser Kategorie anmelde, sondern, für welche Figur ich in dieser Kategorie denn nun stimme. Die Entscheidungsfindung samt Ergebnis aus meinem mittlerweile durchgerauchten Kopf stellt sich wie folgt dar:

    Stonecutter fordert mit der (Doppel-)Anmeldung von „Sein Name ist Mö“ nun wohl die endgültige Entscheidung darüber ein, wie der Türsteher von Kardifs Kneipe nun richtig zu heißen hat. Aber das werde ich nicht beurteilen können. Beurteilen kann ich aber, was Mö für ein Charakter ist: Tatsächlich der Türsteher aus dem Spiel ins Extreme weitergedacht, ein bisschen Blockwart, ein bisschen Cagefighter, dabei mit einem sehr straffen Willen zur Ordnung und zu den Regeln, die am besten von ihm höchstselbst interpretiert und durchgesetzt, und wahrscheinlich auch erfunden werden. Die einzige Form, Regelverletzungen zu ahnden, scheint Gewalt zu sein, und überhaupt bewegt sich Mö da in einem interessanten Zwiespalt, denn einerseits ist das Hafenviertel für ihn gesetzlos, andererseits gelten ja eben doch die Gesetze in Form der Regeln. Für Mö ist beim Anlaufen der Zombiekrise ja auch direkt klar, dass er den Anführer geben muss, ebenso wie klar ist, dass Frauen zu sowas niemals in der Lage wären und die meiste Zeit auch nur stören würden. Ferner hat Mö wohl nur wenig Probleme damit, wenn jemand vor seiner Nase wegstirbt, dem er helfen könnte, denn das Wohl der Vielen steht über dem Wohl der Wenigen, und was dieses Wohl ist, das bestimmt am besten auch Mö selbst! Von daher ein herrlich unangenehmer, aber eben auch sehr eindimensional dargestellter Charakter, der lediglich dadurch, dass er einmal seine eigene Beunruhigung zugibt (natürlich nur gegenüber sich selbst), noch eine weitere Schattierung gewinnt. Für die Art der Geschichte und ihren Anspruch ist so ein knallharter, beschränkter Kerl natürlich genau das richtige; genau so soll er sein und genau so kommt er auch rüber, sodass man der Charakterdarstellung, auch und gerade in ihrer Überzeichnung, durchaus attestieren kann, gelungen zu sein. Geht es nun aber darum, Mö mit den anderen Figuren hier zu messen … nun, dann muss man eben genauso attestieren, dass er aus genannten jedenfalls nicht die beste Figur in diesem bunten Reigen hier sein kann.

    Das Gegenstück zu Stones Mö ist Lord Regonas' Moe, der diesen in „Sein Name ist Moe“ porträtiert. Angesichts der Vorgaben aus dem Spiel überrascht es nicht, dass Regonas' Moe sich in ähnlicher Richtung präsentiert wie Stones Mö: Ein knallharter Kerl, zupackend, die Dinge in die Hand nehmend, der drohenden Apokalypse harrend, ein Mann, wie er auch von Charles Bronson hätte verkörpert werden können. Und auch Moe ist gewaltaffin, dabei aber bisher lange nicht so überbordend brutal wie Mö gewesen, der ja auch nicht davor zurückschreckt, Humpelnde und Kranke in den Staub zu treten. Moe scheint Gewalt eher sparsamer einzusetzen und agiert auf seine Art und Weise auch ein wenig besonnener. Dafür ist er verbal und gedanklich deutlich patziger unterwegs: Während Stones Mö fest in seinem System voller Regeln und seltsamer Prinzipien steckt und dabei auch durchaus wortreich argumentieren kann, ist Moe eher geradeheraus und schimpft mal lieber ordentlich, statt für seine Aktionen irgendwelche Rechtfertigungen herbeizufabulieren. In der Hinsicht ist mir Moe dann auch sympathischer. Aber ist er auch besser als Mö? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls kann ich hier ähnlich wie bei Mö attestieren, dass Moe, wenn vielleicht auch etwas schattierungsreicher, verglichen mit anderen hier präsentierten Figuren deutlich weniger Excitement in mir hervorlockt und auch weniger Wiedererkennungswert, weniger „Größe“ aufweist – zumindest noch.

    Lady Xrystal hat gleich mal ein Schwergewicht ins Rennen geschickt, nämlich Xardas aus „Xardas - Aufstand eines Geistlichen“. Die Story zeigt den jungen Xardas, oder besser gesagt, den Xardas in der Anfangszeit der Kolonie, mit ganz kleinen Rückblicken in die Vergangenheit, die sich aber in Hinweisen darauf, dass er mit Corristo zusammen studiert hat und Corristo seit jeher sein Kumpel ist, erschöpft. Das ist auf jeden Fall ein interessantes Detail und zeigt etwas an Xardas, was man so von ihm ja eigentlich gar nicht kennt: Zwischenmenschliche Beziehungen! Freundschaft! Passenderweise zeigt die Geschichte dann aber auch ganz gut, wie die Prioritäten bei Xardas verteilt sind, denn sein eigenes Fortkommen oder jedenfalls irgendwelche „höheren Ziele“, falls die nicht nur vorgeschoben sind, stehen dann doch über dieser Freundschaft und auch anderen Befindlichkeiten: Diese Konsequenz von Xardas, wie er sich ins Orkgebiet absetzt und verspricht, einen Waffenstillstand auszuhandeln, das zeigt die Geschichte auch gut. Weiteres Detail, was mir gerade einfällt: Xardas arbeitet am Anfang der Geschichte mit bloßen Händen, um Corristo auszugraben! Auch sowas hätte man ja eher nicht von ihm gedacht. Der Xardas hier wird im Vergleich zum Spiel also durchaus eigenständig dargestellt, allerdings ohne sich in Widerspruch zur offiziellen Lore zu setzen, soweit ich das sehe. Er ist also jedenfalls eine interessante Figur. Ob er hier im Vergleich auch die Beste ist? Ich würde sagen: Nein. Und das liegt dann vor allem an dem begrenzten Blick, den man durch die Geschichte auf ihn erhält. So richtig „entfaltet“ wird der Xardas dann ja eben doch nicht (was ja auch gerade nicht Anspruch der Geschichte ist), und deshalb ist es von vornherein schon schwierig für ihn, konkurrenzfähig zu sein in dieser Kategorie. Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass mir die Darstellung von Raven in der Story besser gefallen hat, weil die sogar ein bisschen tiefer ging, jedenfalls meiner Meinung nach. Generell sind die Charakterdarstellungen in der Story, gemessen an ihrem Umfang, recht gelungen, aber hier in dieser Kategorie ist das auch für deinen Xardas zu wenig, um ihn wirklich als „Beste Figur“ anzusehen.

    Auch Eispfötchen hat ein absolutes Schwergewicht zum Wettbewerb angemeldet, nämlich niemand geringeren als den namenlosen Helden himself, und zwar in der Lesart von „Neue Abenteuer braucht der Held“ (ehemals: Eine Sommergeschichte) und „Die völlige bekloppte Reise in die Moderne“. Und ich muss sagen, dass mir diese Lesart ganz gut gefällt. Denn einerseits bleibt sie ja relativ strikt an dem, wie der Held sich auch so im Spiel gibt, andererseits kommt gerade dadurch, dass der Held nun wirklich wie ein echter Mensch behandelt wird, eine neue Facette hinzu, und das eben insbesondere, was den Charakter angeht. Denn, die Fähigkeiten und Kenntnisse, ja geradezu die Superkräfte des Helden, die bleiben ja gleich, sie werden einfach vorausgesetzt und in der Regel nicht weiter in Frage gestellt. Ausnahme: Das im Spiel unbegrenzte Inventar des Helden, das hier beim Story-Helden durch die Existenz einer magischen Hosentasche erklärt wird. Das ist natürlich eine Ulk-Idee, aber eine, die immer und immer wieder, vor allem in der Sommergeschichte, schön ausgespielt wird und dabei nicht nur ein wichtiges Element der Story ist, sondern meines Erachtens eben auch ein wichtiges Element der Figur: Der Held ist ein Stück weit eben auch „Der Kerl mit dieser nimmervollen Hosentasche“, das ist so sein persönliches Gadget, wenn man so will. Nicht nur deshalb finde ich, dass die ganze Basis seines Charakters, wie du ihn anlegst, in der Sommergeschichte gelegt wird. Für mich stechen da vor allem seine Abhängigkeit zur Klaue Beliars heraus, und das wohl am meisten, aber auch sein Wunsch danach, dass mal jemand anerkennt, dass auch auch alles ziemlich anstrengend und stressig war, das Schicksal der Welt alleine zu wuppen. Besonders interessant fand ich ja außerdem, wie er anfängt, gegenüber Ur-Shak darüber nachzudenken, ob die ganze Orkschlachterei denn eigentlich so richtig war. Von den Sachen ist die mit der Klaue Beliars aber am prominentesten, und ich finde, das zeichnet den Helden auch am meisten aus bzw. ist der interessanteste Aspekt an ihm. In der „völlig bekloppten“ wird der Charakter des Helden dann eher dadurch vertieft oder illustriert, dass man ihn eben auf die moderne Welt treffen lässt – ich hatte mit dir ja schon darüber diskutiert, dass er mir da manchmal etwas „dumm“ oder wenig weitblickend vorkommt, was meiner Meinung nach aber auch gut zu seinem Verhalten aus den Spielen passt und zu der Figur beiträgt, das ist also kein Makel, was seine Darstellung angeht. Man lernt allerdings auch einige wenige neue Seiten an ihm kennen, womit ich insbesondere sein Verhältnis zu Kindern meine: Das ist ja doch sehr unverkrampft, und die Kinder, auf die er trifft, scheinen ihn ja zu mögen. Das hätte man nun auch nicht gedacht, war mangels Anschauungsmaterial aus den (kinderlosen) Spielen aber auch schwer zu prognostizieren! Ich halte es aber auch für stimmig, dass der Held mit seiner „geradeaus“-Art ganz gut bei Kindern ankommt. Insgesamt finde ich, dass du den „Spiel-Helden“ ganz gut getroffen und weiterentwickelt, ihn aber auch um ein paar überraschende Seiten bereichert hast. Ein bisschen schade ist es, dass bei dieser Helden-Darstellung die Schwächen zwangsläufig etwas zu kurz kommen. Ich kann da zwar wieder auf die hervorragende Beliar-Klaue-Sucht verweisen, die ja durchaus sowas wie eine Schwäche und ein möglicherweise ja doch ziemlich gewichtiges Problem des Helden darstellt, aber so richtig in Bedrängnis gebracht hat ihn das ja noch nicht, und auch so gelingt dem Helden ja das meiste, was er anpackt. Richtig in Bedrängnis gerät er ja eigentlich nur, wenn es darum geht, dass die anderen wollen, dass er König wird (dann zeigt er aber auch interessante Seiten an sich, muss man sagen). Ansonsten … tja, es ist eben eine zwiespältige Sache, wenn es gerade der namenlose Held ist, der als zu bewertende Figur im Raum steht! Ich würde daher abschließend mal sagen: So, wie du ihn darstellst, ist er auf jeden Fall eine interessante Figur, aber hier in dieser Kategorie fand ich dann doch andere Figuren noch besser, und ich erinnere mich stärker, intensiver und lieber an sie.

    Laidoridas' Version von Greg in „Wracks hat Wiedererkennungs- und Erinnerungswert. Das ist wahrscheinlich schon die notwendige Bedingung, um überhaupt „Beste Figur“ sein zu können. Und das ist hier wie gesagt erfüllt! Und es geht natürlich noch weiter. Aber um erstmal daran anzuknüpfen, dass du festgestellt hast, dass Greg ja nicht zur unsympathischsten Figur gewählt wurde: Er ist eben schon unsympathisch irgendwo, aber als Leser finde ich ihn dann doch sympathisch. Ich glaube, das ist ähnlich wie bei Dr. House: Als Zuschauer, der man weiß, dass man eben nur zuschaut, feiert man ihn und lacht Fiesheiten weg. Wenn es dann aber die Frage geht: „Würde ich mit dieser Person gerne persönlichen Kontakt haben wollen?“, dann sieht es auch schon anders aus. Und so ähnlich ist es wohl auch bei Greg. Durch ihn lebt die Story ja erst so richtig, und er ist an jeder Stelle unterhaltsam. Und die Geschichte und ihre Erzählweise ist ja auch sehr durch Gregs Perspektive gefärbt, die ganze Darstellung der Handlung ist also untrennbar mit seinem Erleben verbunden. Und sonst? Greg hält sich für den Größten, er kann alles, weiß alles, bzw. die Sachen, die er nicht weiß, die muss er nach eigener Meinung eben auch nicht wissen, er ist der Chef, an ihm müssen sich alle messen, er hat alles immer unter Kontrolle (selbst, wenn er es nicht hat). Überhaupt kriegt er es auch nie so richtig mit, wenn das objektive Geschehen sein subjektives Weltbild eigentlich ziemlich konterkariert. Er ist ignorant, ein harter Hund, gleichzeitig aber auch schnell beleidigt, wohl auch narzisstisch, hört sich selber gerne reden (und geht stillschweigend davon aus, dass andere ihn eben auch gerne reden hören), er ist skrupellos, gewaltaffin, lässt seinen Groll bevorzugt an anderen Personen aus, ist Ordnungsfanatiker, er pendelt konstant zwischen Respektsperson und Witzfigur … man könnte sehr vieles über ihn sagen, und das passt für diese Kategorie ja schon einmal sehr gut. Und das, obwohl man seine Persönlichkeit nicht im eigentlichen Sinne als „facettenreich“ bezeichnen würde. Er ist ja schon recht eindimensional in seinem Gehabe, aber dieses Gehabe ist sehr detailliert dargestellt, sehr eindringlich, und trotz gewisser überzeichneter Momente eben auch sehr glaubhaft. Noch dazu kann man mit ihm gut mitfiebern, wie er alle Verletzungen wegsteckend weiterkämpft, voller Zorn und Gewaltlust. Und naja, dass Greg sowas wie ein Cyborg ist, macht ihn natürlich nochmal interessanter! Alles in allem ist Greg eine Figur, die es hier in dieser Kategorie in meinen engen Favoritenkreis schafft. Wenn man etwas kritisieren kann, dann nur, dass die Figur nicht „weit reicht“, also in ihrer Entfaltung sehr an das gebunden ist, was in der Story passiert und was in der Story gebraucht wird, man also außer punktueller Einblicke keine großartige Vergangenheit geschildert bekommt, und jetzt nicht eine „Lebensgeschichte“ oder so parat hat, wenn man mal von den Sachen mit Jargo absieht. Aber das ist auch nicht wirklich eine Kritik, weil für noch mehr Erläuterungen um Greg in so einer actiongeladenen Story erstens kein Platz gewesen wäre, und weil die Story zweitens ja wie gesagt eh aus einer Perspektive geschildert wird, die äußerst gefärbt ist von Gregs eigenwilliger Wahrnehmungen – irgendwelche weitergehenden „Erklärungen“ über sein Sein und sein Selbst und seine Vergangenheit wären da auch einfach unpassend gewesen.

    Sir Ewek Emelot hat nun doch nicht, wie geradezu befürchtet (wegen des Leseaufwands), Alzhara ins Rennen geschickt, sondern stattdessen Sabatha II., die ja aber auch in einer Mehrzahl von Storys auftritt. Ich hatte bei der Anmeldung schon intuitiv gedacht „Ja, das passt“, denn Ihre Majestät Sabatha ist wirklich eine Figur, die hängen bleibt, und eben auch eine „starke“ Figur, eine Figur die schillert, eine Figur, die glänzt! Ein bisschen Queen Elizabeth II., ein bisschen eiskalte Machtpolitikerin (schließt sich ja nicht aus), vielleicht auch ein bisschen El Toro (zumindest meinte El Toro doch mal, sich selbst in ihr erkannt zu haben). Wenn ich an Sabatha II. denke, denke ich, neben der ganzen unverschämten Expansionspolitik Biblurs, vor allem an den Mittelteil aus „Die magische Quelle“, der mit „Eine gute Idee“ überschrieben ist. Da ist Sabatha II. ja wirklich richtig Herrin der Lage (und das, obwohl sie sich zu Beginn der Szene sozusagen sinnbildlich selbst geköpft hat). Sie wird ja generell als eine Person dargestellt, die in so ziemlich allen Bereichen irgendwie mitreden kann. In der Story insbesondere eben bei Schiffen und kleinen Seeschlachten, und dass diese Kenntnisse ja bis in die frühe Kindheit der damaligen Kronprinzessin hineinreichen, wird durch eine Episode in „Neue Zeiten, alte Sitten“ belegt, und ich muss sagen, erstens hatte ich das auch schon wieder ganz vergessen, und zweitens zeigt das, wie sorgfältig du die Figur der Sabatha konstruiert hast. Wie dem auch sei, wie es sich für ein Mitglied einer Königsfamilie gehört, hat Sabatha II. Bildung in gefühlt allen Bereichen, und sie zeigt das auch, wobei sie dabei zuweilen durchaus forsch auftritt, aber eben manchmal auch bewusst zurückhaltend und weiß auch, wann sie lieber wen anders für gewisse Aufgaben einsetzt. Das wirkt dann wohl irgendwie „würdevoll“ oder so – aber auch so, dass sie stets ihren Willen durchgesetzt bekommt, scheint mir. Und ich habe auch das Gefühl, dass sie andere Personen gut „lesen“ und vielleicht auch ein bisschen „manipulieren“ kann. Sie wirkt da manchmal auch recht ironisch, gerade in ihren Briefen – aber eben auch ein bisschen schwer durchschaubar, auch für den Leser (oder jedenfalls für mich). Dass sie bei allem manchmal etwas unterkühlt, aber eben nicht total gefühlskalt wirkt, gefällt mir auch. Sie mag es ja zum Beispiel auch, wenn mal aus dem ganzen königlichen Protokoll ausgebrochen wird, und außerdem scheint sie nichts langweiliger zu finden als Parlamentsdebatten. Trotz ihrer gewissen Vornehmheit ist sie also auch keine langweilige Person. Und dass sie auch so ihre, ähm, Bedürfnisse hat, das zeigt sich auch in der Story "Das Reich ist saturiert.", die jetzt ja auch in der neuen Sammlung „Sabatha II“ zu finden ist (hatte da auf neue Storys gehofft, aber kommt ja vielleicht noch). Ich hatte übrigens vergessen, wie gut diese Story eigentlich ist. Wie auch immer: Sabatha II. ist trotz ihrer Überlegenheit, die sie ausstrahlt, nicht etwa das asexuelle, von jeglichen Trieben befreite höhere Wesen, sondern eben doch auch eine ganz normale Persönlichkeit mit gewissen Wünschen, die sie sich dann nach Möglichkeit auch zwanglos selbst erfüllt. Was ich, alles zusammengenommmen, besonders interessant finde: Ich weiß nicht, ob ich sie sympathisch finde (finden soll) oder nicht. Alles in allem sind das Befunde, die die Bewertung „Beste Figur“ potentiell stützen können, sodass Sabatha II. in dieser Kategorie absolut in meinem engeren Favoritenkreis Platz hat! Sie ist eben wirklich facettenreich, und in der Hinsicht hat sie z.B. Greg aus Laidos „Wracks“ dann doch etwas voraus. Sie ist als Figur breiter angelegt und ja auch richtiggehend historische Persönlichkeit, und man merkt, dass sich Ewek diese Figur richtig erdacht hat und sie eben auch immer wieder in neuen kleinen Geschichten zum Leben erwecken kann. Sie gehört sozusagen zu seinem Repertoire, und tatsächlich ist es eine seiner Figuren, an die man sich am meisten erinnern kann!

    Von welcher Figur kann man schon behaupten, dass sie ihr eigener Vater ist? Nunja, von MiMos Gellert aus „Gellerts desaströses Götterdebakel“ und „Gellert und die überdimensionale Reifeprüfung“ kann man das, und das allein ist natürlich schon ein ordentliches Pfund auf der Habenseite, wenn man diese Figur, wie nun geschehen, in die Kategorie 4 gegen andere Figuren antreten lässt. Und auch, wenn man darüber streiten kann, wie logisch und schlüssig das ist – die Debatte zwischen Laido und MiMo dazu habe ich noch einmal nachgelesen – macht das schon ordentlich was her. Und auch sonst überragt Gellert die anderen Figuren ja spektakulär, zum Beispiel, wenn man seine (magische) Fähigkeiten betrachtet. Würde man das Gedankenspielchen „Wer würde gewinnen: Han Solo oder Indiana Jones?“ auf Gellert und die anderen angemeldeten Figuren hier in Kategorie 4 übertragen, oder gäbe es eine exklusive SF-Version von Smash Bros. mit allen hier vertretenen Figuren, dann würde Gellert aus diesen Kämpfen mit 99% Wahrscheinlichkeit als Sieger hervorgehen. Bei Gellert wird wirklich geklotzt und nicht gekleckert, er startet mächtig und legt im Laufe der Story noch einiges an Macht zu, er hat eine spektakuläre Herkunft als Avatar Innos' und Ziehsohn Adanos', ist Abkömmling einer Schicksalshexe und wie gesagt auch seiner selbst. Angesichts dieser biografischen Daten könnte man auch vermuten, die diesjährige Kategorie 4 hieße „Die übermächtigste Figur“ und Gellert wäre extra dafür erfunden worden! Nun geht es aber schlicht um die „Beste Figur“, und da muss natürlich schon mehr kommen als viel Gezaubere und übermächtige Wunderkinder. Und das ist jetzt eben der große Vorteil an Gellert, denn da kommt eben auch mehr. Tatsächlich ist Gellert nämlich, gemessen an dem Spektrum an Handlung, die die Geschichten abdecken, eine recht vollständige Person, oder eben – coming of age – im Begriff, eine solche Person zu werden. Dabei muss ich sagen, und da hat sich mein Eindruck beim erneuten Lesen der Story nicht groß geändert, dass mir Gellert fast die ganze Zeit lang unsympathisch ist. Er ist schon sehr von sich selbst überzeugt (wenn auch größtenteils zurecht), verfolgt ein rigoroses Anspruchsdenken (Burg Götterfall gehöre ihm) und agiert zuweilen erschreckend skrupellos (Die Experimente an seiner Schwester und das Auslegen selbiger als Köder für den Dämonenkönig, beides auch unter Anwendung von Gewalt, also schlicht Missbrauch Minderjähriger). Die negativen Eigenschaften an Gellerts Charakter werden dabei zunächst einzig dadurch relativiert, dass seine Eltern, insbesondere Xardas, noch viel rüder auftreten und unsympathischer erscheinen, und das ist ja nun wirklich kein echtes Kompliment, jemandem zu sagen, dass er zwar ein Arsch ist, aber andere Leute halt noch viel größere Ärsche. Zur Figur Gellert hatte und habe ich also starke Gefühle, und deshalb fand ich es auch folgerichtig und eine gute Wahl, dass er hier angemeldet wurde. Natürlich macht auch Gellert dann eine Entwicklung in der Story durch, wobei ich mir da noch immer unsicher bin, wie ich die finden soll, aber vielleicht ist auch gerade diese Ambivalenz gut. Der erste große (und vielleicht auch einzige) „Schnitt“ in seinem Charakter findet ja an der Stelle statt, an der er in der Höhle kauert, nachdem Sigrid von einem der Amethystdrachen entzwei gebissen worden ist. Klar, diese Stelle war sicherlich auch durch die Vorgaben des damaligen SnB-Wettbewerbs bedingt, aber das spielt ja auch keine große Rolle. Jedenfalls ist der aufstrebende, machthungrige, selbstsichere, arrogante und auch ein Stück weit ignorante wie selbstgerechte Gellert hier nun wirklich im wahrsten Sinne gebrochen, und die Geschichte verwendet zahlreiche Worte darauf, dieses innere schwarze Loch in ihm zu beschreiben und ihn darunter leiden zu lassen. Dabei fand ich den Aspekt, dass Gellert auf einmal so Sehnsüchte nach Xyz hat, natürlich etwas bizarr, aber das war ja nun auch auf die Vorgaben des SnB-Wettbewerbs zurückzuführen. Immerhin bleibt diese besondere Bindung zu Xyz auch danach noch erhalten, sodass Gellert als Charakter in der Hinsicht immerhin konsistent bleibt. Wie dem auch sei, interessanter fand ich, wie an der Stelle bei Gellert so etwas wie Gefühle zu seinen Familien aufzutauchen scheinen. Es beginnt eben mit Sigrid, und Gellert scheint ja selber überrascht zu sein, wie sehr ihr Tod sie nun mitnimmt (zu einem guten Teil nimmt ihn aber vielleicht auch sein eigenes Versagen mit, ganz unabhängig davon, wer da dann der Leidtragende war). Ab da entwickelt er ja auch einen deutlichen Beschützerinstinkt, nicht nur gegenüber Sigrid, auch wenn er später bei erneutem Versuch der Dämonenbeschwörung und auch sonst nicht davor zurückschreckt, Sigrid in Gefahr zu bringen, sei es auch diesmal nicht nur wegen des bloßen persönlichen Fortkommens, sondern auch, um die Welt oder sonstwas zu retten. Das finde ich aber gar nicht mal so inkonsequent, denn das ist ja nun einmal das Verhalten, was Gellert erlernt hat: Dass er das Leben seiner Schwester eben auch mal aufs Spiel setzen kann / muss, um weiterzukommen. Dass er aus diesem Verhaltensmuster trotz neu (oder erstmalig) entfachter Geschwisterliebe nicht so einfach ausbricht, ist auf jeden Fall realistisch. Bei den Gefühlen für Sigrid bleibt es dann aber auch nicht stehen: Auch zu Hogs (ja immerhin ebenso Halbbruder zu Gellert wie Sigrid Halbschwester ist, das wird in der Story glaube ich gar nicht so gesonder betont) gewinnt Gellert ein liebevolleres Verhältnis (jedenfalls sieht er ihn dann ja nicht mehr als Untertan, sondern als Partner an – was aber durchaus auch auf Hogs neu gewonnene Macht zurückzuführen ist). Und tatsächlich gewinnt Gellert gegen Ende, als sein Ziehvaters Kopf vor ihm und dem Manabecken schwebt, ja auch ernsten und aufrichtigen Respekt vor Xardas/Adanos, und es scheint durch, dass er seinen Ziehvater nicht nur als potentiellen Verbündeten im Kampf gegen Ixidia und die Dämonen, sondern eben auch um dessen selbst Willen retten möchte. Tatsächlich nennt er ihn dann ja auch ausdrücklich „Vater“, ironischerweise genau dann, als ihm klar ist, dass er gar nicht sein leiblicher Vater ist. Das drückt ja schon etwas aus! Gut finde ich aber auch, dass Gellert bei allem nicht vollkommen sentimental ist, und er zum Beispiel den Tod seiner Mutter gefasst und sachlich hinnimmt (und in emotionaler Hinsicht eher Gedanken daran verschwendet, wie seine Schwester Sigrid das so auffassen könnte). Und am Ende der ganzen Geschichte, da wirkt Gellert wohl tatsächlich gereift, wie es der Titel vermuten lässt, auch wenn natürlich offen bleibt, was er nun mit der Herrschaft über die (zu dem Zeitpunkt im Übrigen arg renovierungsbedürftigen) Burg Götterfall so anstellt. Mit anderen Worten: Ich würde Gellert immer noch nicht auch nur einen Millimeter über den Weg trauen! Aber: Am Ende der Story ist er mir, qua „gemeinsamer“ Erlebnisse und offenbarter Menschlichkeit, sympathischer als am Anfang der Story. Und dass da eine gewisse Ambivalenz bleibt, das ist für mich gerade Beleg dafür, dass Gellert eine wirklich gute, gelungene Figur ist und zurecht hier angemeldet worden ist. Tja, und um jetzt mal den Bogen zum Anfang des Kommentars und Gellerts, ähm, zirkulären Verwandtschaftsverhältnissen zu schlagen: Ich bin schon echt gespannt, was JüdeX als unser Chef-Freudianer dazu sagen wird. Denn vordergründig ist das hier alles natürlich eine höchst ödipale Konstruktion, doch einen entscheidenden Unterschied gibt es: Nicht etwa hegt Gellert den Wunsch, mit seiner Mutter zu schlafen – er hat es schlichtweg bereits getan, und das auch noch vor seiner eigenen Geburt. Kurz gesagt: Freud = destroyed!

    Stichwort JüdeX – der hat mit seinem Barthos von Laran ja auch ein echtes Schwergewicht ins Rennen geschickt, und manchmal frage ich mich, wie sehr die PB-Leute wohl staunen würden, wenn sie wüssten, was da jemand aus ein paar ingame-Erwähnungen von Barthos als mysteriöser Autor ein paar Bücher so für eine Person gezaubert (sic) hat. Im Mittelpunkt steht hier als „charakterbildende“ Story (Coming of Age!!!!1) „Die höchste Tugend“, aber begonnen habe ich erstmal mit den anderen Storys, die in – doch recht wenigen – Augenblicken den „fertigen“ Barthos zeigen, nämlich „Für den König!“, „Der Junge aus Silden“, „Gothic - Die Welt der Verurteilten“ und „Gothic II - Ochse und Krieger“. In „Für den König“ kommt Barthos ja auch nur in ein paar Szenen vor (ich hatte mehr erwartet), aber die zeigen ihn ja doch als recht eindrucksvolle Person. Zumindest als eine, die selbst einem Lord Dominique unangenehm und störend ist, also einem Mann, der sonst wenn nicht jede, dann doch wohl fast jede ihm unangenehme Person irgendwie kalt stellen könnte. Man könnte anfangen zu interpretieren und sagen, dass Dominique Barthos nicht nur irgendwie nervig findet, weil letzterer in seiner Persönlichkeit und in seinen Weltanschauungen eine Art Gegenentwurf zu ihm ist, sondern auch, weil er ihn irgendwie ein bisschen fürchtet. Das diplomatische Geschick des greisen Erzmagiers wird ja mehrmals gelobt, und gerade deshalb scheint Dominique Barthos aus jeglichen Verhandlungen raushalten zu wollen. Ansonsten nimmt Barthos ja auch ziemlich deutlich Einfluss auf Lee, auch wenn man nicht wirklich weiß, ob das jetzt wirklich zu Lees Guten ist oder nicht. Ansonsten kommt er sehr differenzierend und verständnisvoll daher: Wahre und weise Worte über Liebe, die womöglich auch Erfahrungen aus seiner eigenen Jugend entspringen, wer weiß. Dass er dann stirbt, hatte ich gar nicht mehr so in Erinnerung. Ich fand es jedenfalls schade, dass man in dieser Story nicht mehr vom „einfachen Mönch“, wie er sich selbst so kokettierend beschreibt, gesehen hat. Es war aber trotzdem schön, die Story erneut zu lesen. Das „Barthos-Kapitel“ in „Der Junge aus Silden“ hätte ich so aus dem Gedächtnis zwar nicht mehr reproduzieren können, aber beim erneuten Lesen kam alles wieder, inklusive dieses gewissen Lesegefühls, das ich damals hatte. Barthos kommt hier erneut als jemand rüber, der seine eigene Gedanken hat und sich – Überraschung – wenig um das schert, was der laut Xardas, seinem Freund/Schüler, ohnehin unehrliche Feuermagierorden so meint und anordnet. Barthos differenzierte ja auch in „Für den König!“ ganz klar zwischen seinen Ordensbrüdern und seinen Glaubensbrüdern. Ansonsten hat sein Einzug in Geldern ja wahlweise etwas vom Auftritt eines Popstars oder dem Einmarsch eines Papstes – das liegt vielleicht irgendwo dazwischen. Und natürlich ist es interessant, wie sich auch in Barthos' Kleidung widerspiegelt, dass er auf Konventionen pfeift und natürlich lieber die viel rotere Robe als die teppichartige Hochmagierrobe trägt – witzig in dem Zusammenhang natürlich, dass es wegen dieser bloßen Robenwahl mächtig Ärger gab. Witzig, aber auch nicht überraschend. Die Bedeutung des gelehrten Barthos von Laran wird hier jedenfalls nochmal gewaltig unterstrichen, und wer weiß, vielleicht ist es gar nicht mal so übertrieben, dass die Hälfte aller Bücher aus der Unibibliothek von ihm stammt. Aus „Gothic - Die Welt der Verurteilten“ kann man dann noch entnehmen, dass Barthos' Schriften und Gedanken nicht etwa bloß theoretisches Wissen, gelagert in irgendwelchen Bibliotheken, darstellen, sondern tatsächlich für junge Magier, jedenfalls für Milten, eine Rolle spielen. Und es wird klar: Nicht nur sind Barthos' Forschungen bedeutsam auf magischem Gebiet; er ist vielmehr ein Universalgelehrter, wo er doch weiß, dass manche Tiere Erdbeben schon lange vor ihrem tatsächlichen Ausbrechen spüren können. Das meint es wohl, wenn Xardas sagt, dass man, um ein Weiser zu sein, beobachten können muss. Die schönste Info aus „Gothic II - Ochse und Krieger“ ist dann wohl, dass Barthos von Laran damals die Prüfung des Feuers vor dem Rat forderte, so, wie man es im Spiel selbst auch macht. Das ist keine Überraschung bei diesem Typen – wie hätte es auch anders laufen sollen? Ansonsten erfährt man weitere kleine Details, wie zum Beispiel, dass Barthos die Feuersturmrune erfunden hat. Das ist vielleicht eine gar nicht mal so unwichtige Info, denn angesichts der vielen Texte, die man von ihm liest, und die durchaus auch viel mit teils akribischer Geschichtschreibung und eher theroetischen, wenn auch gewichtigen Gedanken zu den Erwählten Gottes etc. zu tun haben, könnte man ja auch den Eindruck bekommen, man hätte es hier mit einem reinem Magietheoretiker ohne großen Bezug zur „Praxis“ zu tun. Das ist ja spätestens damit widerlegt. Wobei, und da kommen dann die Informationen aus „Die höchste Tugend“ ins Spiel, die mir dann später wieder in Erinnerung gerufen worden sind: Es stimmt, dass Barthos auch recht früh eine Feuersturmrune hergestellt hat – erfunden aber hat sie gar nicht er selbst, sondern Femo/Kendra! Dass dieser Irrtum nie aufgeklärt worden ist – auch nicht von Barthos selbst – ist natürlich auch ein interessantes Detail. Und was die Prüfung des Feuers angeht – auch hier war Femo Vorreiter*in und forderte die Prüfung zuerst, während Barthos (wieder mal) nur hinterherlief. Aber zum Verhältnis von Barthos und Femo/Kendra später noch mehr! So oder so kann man sagen: Neben den „Originaltexten“, die man hier von Barthos vorgelegt bekommt, bekommt seine Figur vor allem durch kleine Anekdoten Gestalt, die ihn beinahe als mythische Figur erscheinen lassen. Aber ja, er ist ja nunmal auch eine Legende, und war lange Zeit auch eine lebende. Dann passt das wohl! Der Weg dahin, der ist aber wahrscheinlich noch spannender als das Ergebnis, und der wird eben in „Die höchste Tugend“ beschrieben. Und da erfährt man ja wirklich mal viel von Barthos, denn es ist ja seine (und Kendras) Geschichte. Hier ist man mal wirklich bei den Sachen dabei, und darf miterleben, wie es wirklich war – wie z.B. eben bei der Feuersturmrune. Und natürlich ist es schön zu sehen, wie Barthos durchaus die typischen struggles eines jungen Mannes durchlebt und selbstverständlich nicht als der weise und gütige Mensch geboren wurde, den man später erleben darf. Ganz im Gegenteil: Wenn man jetzt mal den alten Barthos als „Endprodukt“ betrachtet, dann ist Femo/Kendra da wahrscheinlich deutlich näher dran als der junge Barthos (was mich auch schon zu der Theorie verleitet hat, dass der echte Barthos irgendwann stirbt und die Verkleidungskünstlerin Kendra seine Rolle einnimmt, wodurch die Sache mit der Feuersturmrune z.B. auch wieder stimmen würde und letztendlich doch gar kein Irrtum mehr wäre!). Aber gerade das ist ja auch schön zu sehen: Wie Barthos an seinen Lehrmeistern, aber eben auch insbesondere an Femo/Kendra wächst, neue Einsichten gewinnt, seine Persönlichkeit ändert und auch neue Facetten selbiger hinzugewinnt. In meinem Kommentar letztens habe ich ja hervorgehoben, dass ich vor allem seine Gefühle zu Femo/Kendra interessant finde, und dass sie ihn auch sympathisch machen. Und auch, wie er als junger Mann temporär seines Verstandes verlustig wird, wenn sieben hotte Konkubinen um ihn herumspringen, lässt ihn ja sehr menschlich erscheinen – und eben auch sehr glaubwürdig als Figur, zumindest aus meiner Sicht. Dazu kommen kleine Fehler und neue Einsichten, die dann besonders auf den alten, weisen Barthos hinarbeiten, sei es seine Meinung über „die Bauern“, seine Erlebnisse mit dem missionarisch eifernden Feuermagierorden, seine Meinung über Frauen und Männer generell, natürlich auch sein Wissensdurst oder auch sein Wunsch, gewichtige Werke zu veröffentlichen. Ich will das jetzt gar nicht alles im Einzelnen aufzählen. Man bekommt jedenfalls grundsätzlich sehr vollständig die Entwicklung von Barthos gezeigt – jedenfalls, so weit die Geschichte reicht. Denn bis zum „fertigen“ Barthos, da muss ja noch einiges passieren. Zum Beispiel, wie er dann doch noch Hochmagier und schließlich Erzmagier wird, oder aktuell, wie und wann er das Kloster Shangri La wieder verlässt – im Alter bezeichnet er sich ja schließlich immer noch als „einfacher Mönch“, was ja durchaus eine Anspielung auf seine Zeit im dortigen Kloster gemeint sein kann. Möglicherweise hat ihn diese Station also am meisten geprägt. Aber wer weiß – viel bleibt ja noch Spekulation.


    Insgesamt bewahrheitet sich das, was ich zu Beginn meiner „Lesereise“ durch all die unterschiedlichen Figuren in dieser Kategorie schon vermutet hatte: Letzten Endes muss ich mich zwischen MiMos Gellert und JüdeXens Barthos entscheiden. Und man muss schon sagen: Sowohl die zugrundeliegenden Storys als auch die Figuren sind schon sehr unterschiedlich angelegt. Auf der einen Seite haben wir den hochbegabten, semigöttlichen Magiekraftprotz Gellert, der von Beginn bis Ende an maximal großen Rädern dreht, auf der anderen Seite haben wir den durchaus auch begabten, aber eben noch ganz am Beginn seiner Reise stehenden Barthos, von dem wir nur wissen, dass er es am Ende offenbar schafft, ein äußerst weise und wohl auch mächtiger Erzmagier zu werden, der ansonsten aber bei seiner „Mannwerdung“ deutlich kleinere Brötchen backt als Gellert und dabei auch viel mehr mit „Alltagsproblemen“ beschäftigt ist. Wobei man sagen muss: Auch Gellert erschöpft sich als Figur nicht nur in überbordender Macht, sondern hat als Persönlichkeit auch andere Facetten, die durchaus etwas mit Liebe und Beziehungen zu tun haben – bei ihm ist es dann eher die Familiengeschichte, die ihm durchaus auch auf die Seele drückt, wohingegen Familienangelegenheiten bei Barthos' Lebensgeschichte eher im Hintergrund stehen, und es bei ihm mehr um „Partnerschaft & Liebe“ geht. Man sieht: So unterschiedlich die Richtungen auch sind, in der beide Figuren und Geschichte gehen, abstrahiert man davon, so merkt man, dass sich die Themen im groben eben auch ähneln.

    Das macht mir die Entscheidung nicht leichter. Zum einen muss ich sagen, dass Gellert als Figur natürlich mehr „Punch“ hat und vielleicht auch ein Stückweit mehr in Erinnerung bleibt, zumindest vom einmaligen Lesen. Zum anderen aber ist Barthos als Figur und Persönlichkeit, zumindest, soweit uns das vorliegt, schon detaillierter ausgearbeitet, in „Die höchste Tugend“ dabei ja auch sehr kleinteilig, sozusagen von Grund auf. Zumal es dort auch nicht nur um persönliche Themen geht, die Barthos aktuell betreffen würden, sondern auch um weitergehende Gedanken Barthos', sei es seine Vorstellungen von Staatswesen und Philosophenkaisertum, sei es seine Meinung zu Religion, sei es die Art und Weise, wie er sich selbst sieht oder gerne sehen würde und wie dies dann und wann mit der Realität – oder eben mit Femo/Kendra – kollidiert. Das alles macht es natürlich einfacher, sich in Barthos als Person hineinzuversetzen, weil viele dieser Themen auch in „unserer Welt“ gut durchdenkbar sind und Berührungspunkte aufweisen. Gellert wirkt dagegen ja deutlich „abgehobener“ in der Form, dass es für mich natürlich nicht so einfach ist, mir vorzustellen, wie ich auf Burg Götterfall gegen meinen übermächtigen Vater rebelliere oder wie ich auf einmal Gefühle zu einem Oberdämon wie Xyz entwickele.

    Gleichwohl, und auch wenn es nur knapp ist: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich Gellert als Figur einfach ein bisschen „denkwürdiger“ finde als Barthos. Und dabei ist das mit Sicherheit keine Entscheidung für die Ewigkeit: Barthos ist ja immerhin ebenfalls eine denkwürdige Person. Nur hat uns JüdeX eben auch noch nicht alle Teile von Barthos präsentiert, oder anders gesagt: Für mich bleibt die Figur bis jetzt noch unvollständig, und zwar nicht nur unvollständig, wie jede Figur irgendwo unvollständig ist, sondern eben lückenhaft, und die Lücke beginnt eben dort, wo „Die höchste Tugend“ momentan aufhört, und wo das, was wir vom „alten Barthos“ wissen, beginnt. Ich fand zwar insbesondere den Auftritt vom alten Barthos in „Der Junge aus Silden“ gelungen (sicherlich eine der besten Szenen der Story), und auch in „Für den König!“ kommt er direkt als besonderer Charakter rüber. Und auch ist es toll, sozusagen „Originaltexte“ von ihm in den Gothic-Nacherzählungen lesen zu dürfen. Aber trotzdem: Irgendwie fehlt mir da momentan noch ein bisschen, und mir reicht es nicht, vom jungen Barthos aus „hochzurechnen“, um ein kompletteres Bild vom „fertigen Barthos“ zu bekommen. Denn Barthos' Entwicklung kann ja noch viele Wege und Irrwege gehen, bis er dort ankommt, wo und wie man ihm am Ende vorgestellt bekommt, und ich finde, so die richtig dicken Knackpunkte sind in „Die höchste Tugend“ längst nicht abgegrast, mögen auch schon gewichtige Persönlichkeitsentwicklungen und auch schlicht erinnerungswürdige Szenen aus Barthos' Leben geschildert worden sein. Das ist jetzt zwar auch ein bisschen blöd, dass ich das gerade bei Barthos' sagen muss, der Figur, der in dieser Kategorie mit am meisten Text gewidmet worden ist, und der Figur, die wahrscheinlich unter den meisten Aspekten beleuchtet wurde. Aber es ist eben so: So richtig den Eindruck „DAS ist TYPISCH Barthos“, den habe ich eben noch nicht so ganz gewonnen, oder besser gesagt, ich traue mir den zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu. Bei Gellert hingegen habe ich so einen Eindruck schon, weil er einerseits als Figur eine recht klare „Marke“ ist, wie ich mal meinen würde, andererseits aber eben auch durchaus Ansätze von weiteren Persönlichkeitsfacetten gezeigt hat.

    Mit anderen Worten: Gellert erscheint mir irgendwie einen Tick einzigartiger als Figur. Und deshalb halte ich ihn gegenüber Barthos für die Beste Figur in dieser Kategorie – mag mir die Entscheidung auch schwer fallen. Am liebsten würde ich für die beiden Figuren stimmen, aber da das nicht geht, wollte ich mich nun entscheiden, und da liegt Gellert unter den gegenwärtigen Bedingungen eben eine Nasenspitze vorne.
    Geändert von John Irenicus (14.10.2018 um 22:27 Uhr)

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