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  1. #21
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Die Warnung verflog im Wind. Anderthalb Stunden und kaum zählbare Schritte später erreichte Leif die Brücke. Er hatte von Anfang an auf ein Taxi oder ähnliches verzichten wollen. Ebenso auf Vigilio. Jetzt in diesem Moment brauchte er diese Form der Ruhe. Nur das Geräusch des Wassers und der fahrenden Autos, deren Anzahl spürbar dünner wurde. Der Berufsverkehr der Stadt spielte sich im Untergrund oder der Zeit ab, die Leif im Pub verbracht hatte. Dort wo er diese Entscheidung hatte treffen müssen, spontan und unüberlegt, obgleich er sie nicht bereute. In keinem seiner Gedanken spielte sich ein Szenario ab, in welchem er den Italiener anrufen und davon zurücktreten würde. Er war sich sicher. So sicher und unberührt wie die Wellen unter ihm einen beruhigenden Singsang in den Abendhimmel schickten, während der Schwede hätte Edna anrufen sollen. Oder Abuyin. Vielleicht Sam? Irgendwen eben der ihn hiervon abhalten konnte. Der wusste was besser für ihn war als eine Verbindung zu Cerberus. Doch seine Argumente wären haltlos und doch würde sie niemand leichtfertig abtun können. Denn in jedem Gegenvorschlag selbiger schwang die Konsequenz für die Sizilianerin mit, dessen Option Leif nicht einmal im Ansatz hinnehmen würde. Nicht solange er atmete und an etwas anderes denken konnte als von dieser Brücke zu stürzen. Bläulich beleuchtet und übersprungen vom leichten Wind, der sein Haar zerfurchte, während er Minute um Minute auf diesen Namen starrte, den sein Omnitool blass flackernd vor einem grauen Horizont projizierte. Er musste jemanden anrufen. Nicht um darüber zu reden, sondern um diese Stimme zu hören. Um schlafen zu können, weil sie in einer beinahe idealen Welt auf ihrer Frequenz abnahm und dieses zögerliche falsche "Leif?" durch die Leitung schickte. Vielleicht würde er nicht einmal darauf reagieren. Und noch wahrscheinlicher nahm sie gar nicht erst ab. Seine Herz schien es zu wissen. Eine Faust legte sich darum, bereit zuzudrücken wenn er recht behielt. Wenn sie ihm diesen Gefallen nicht tat, einfach weil sie es nicht konnte.


    Sowohl Zora als auch sie selbst hatten sich lange Zeit genommen im Pool zu entspannen. Unbewusst zu entspannen, denn eigentlich war Luceijas Bedürfnis gewesen, einfach alles zu vergessen. Idealerweise hätte sie wirklich alles vergessen. Die typische Film-Amnesie: Keine Erinnerung an irgendwas. Keine Namen mehr, keine Situationen, keine Gefühle, einfach ein kompletter Reset zurück auf Omega und vor diese Hochzeit. Sie hätte die Karten noch immer gemocht und sich gefreut wenn eine neue ankam, aber alles, was denen gefolgt war, hätte sie nicht-...nein. Sie belog sich nur selbst. Alles reichte tiefer. Irgendwie schienen sie noch länger verwurzelt zu sein. Sie würde noch vor Omega zurückspringen müssen. Vor North Bent. Ihr einziger Reset wäre gewesen, es einfach geschehen zu lassen. Ihre Organe verrotten zu lassen und einzugehen wie eine ausgetrocknete Pflanze. Das hätte niemals dieses ewig lange Domino in Gang gesetzt. Der Pool half nur bedingt. Es dämmte ihre Gedanken in der Kälte des Wassers. Aber das wars.

    Stunden später saß Luceija immernoch hier. Zora hatte ihr längst ein Handtuch und einen Bademantel gebracht, die beide so wohlig nach Weichspüler rochen, dass es sie unweigerlich an eine Familienzeit erinnern wollte die sie niemals erlebt hatte. Sie verdrängte das Wasser mit den Beinen, die sie als einziges noch darin belassen hatte und den Rest ihres Körpers schon längst am Rand sitzen lies. Sie warf schwere Blicke in das türkisblau und beobachtete, wie hypnotisiert, wie es seichte Wellen schlug. Dass es längst später Abend war und die Familie es sich nicht nehmen lassen wollte zu Abend zu essen, schien an ihr vorbei zu gehen wie so vieles andere. Luci blieb hier, beschäftigte sich wie so oft mit sich selbst und würde ins Haus zurückkehren wenn die anderen schon gegangen waren und sie ohne den gesellschaftlichen Druck alleine in der Küche etwas Essen konnte und lediglich Hayden ausgesetzt war, die sie mit Fragen löcherte auf die sie keine Antwort hatte.

    Sie brachte selbst dieses Klingeln kaum aus dem Konzept. Ein leiser, ätherischer Ton plus Vibrationsalarm. "Eingehender Anruf. Vo-"
    "Che cos'è? Was ist?", raunte sie müde in das Modul des smartwatchähnlichen Armbandes.
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  2. #22
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sowohl Zora als auch sie selbst hatten sich lange Zeit genommen im Pool zu entspannen. Unbewusst zu entspannen, denn eigentlich war Luceijas Bedürfnis gewesen, einfach alles zu vergessen. Idealerweise hätte sie wirklich alles vergessen. Die typische Film-Amnesie: Keine Erinnerung an irgendwas. Keine Namen mehr, keine Situationen, keine Gefühle, einfach ein kompletter Reset zurück auf Omega und vor diese Hochzeit. Sie hätte die Karten noch immer gemocht und sich gefreut wenn eine neue ankam, aber alles, was denen gefolgt war, hätte sie nicht-...nein. Sie belog sich nur selbst. Alles reichte tiefer. Irgendwie schienen sie noch länger verwurzelt zu sein. Sie würde noch vor Omega zurückspringen müssen. Vor North Bent. Ihr einziger Reset wäre gewesen, es einfach geschehen zu lassen. Ihre Organe verrotten zu lassen und einzugehen wie eine ausgetrocknete Pflanze. Das hätte niemals dieses ewig lange Domino in Gang gesetzt. Der Pool half nur bedingt. Es dämmte ihre Gedanken in der Kälte des Wassers. Aber das wars.

    Stunden später saß Luceija immernoch hier. Zora hatte ihr längst ein Handtuch und einen Bademantel gebracht, die beide so wohlig nach Weichspüler rochen, dass es sie unweigerlich an eine Familienzeit erinnern wollte die sie niemals erlebt hatte. Sie verdrängte das Wasser mit den Beinen, die sie als einziges noch darin belassen hatte und den Rest ihres Körpers schon längst am Rand sitzen lies. Sie warf schwere Blicke in das türkisblau und beobachtete, wie hypnotisiert, wie es seichte Wellen schlug. Dass es längst später Abend war und die Familie es sich nicht nehmen lassen wollte zu Abend zu essen, schien an ihr vorbei zu gehen wie so vieles andere. Luci blieb hier, beschäftigte sich wie so oft mit sich selbst und würde ins Haus zurückkehren wenn die anderen schon gegangen waren und sie ohne den gesellschaftlichen Druck alleine in der Küche etwas Essen konnte und lediglich Hayden ausgesetzt war, die sie mit Fragen löcherte auf die sie keine Antwort hatte.

    Sie brachte selbst dieses Klingeln kaum aus dem Konzept. Ein leiser, ätherischer Ton plus Vibrationsalarm. "Eingehender Anruf. Vo-"
    "Che cos'è? Was ist?", raunte sie müde in das Modul des smartwatchähnlichen Armbandes.


    Warum überraschte es ihn so? Diese Stimme, mehr als ein Hauch des sizilianischen Akzents darin. Wieso schien sich so plötzlich der Boden unter ihm aufzutun, seinen Körper in eiskaltes Wasser fallen zu lassen, um mit gefühlten Millionen Messerstichen auf ihn einzuwirken? Und doch, auch wenn sich kein Lächeln, keinerlei Veränderung nach der vollkommenen Starre seiner Gesichtszüge zeigte, funktionierten seine Lippen schier vollkommen automatisch. Flüsterten ihre Namen durch die anhaltende Verbindung und sandten diesen unfreiwillig, Erleichterung bekundenden Atemzug hinterher, bevor er mehr sagen konnte. Mehr als logisch betrachtet verständlich schien. Wenigstens für sie.
    "Bitte leg nicht auf.", bat er sie. "Bitte leg nicht auf-...okay? Ich will dich um etwas bitten."
    AeiaCarol ist offline

  3. #23
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Warum überraschte es ihn so? Diese Stimme, mehr als ein Hauch des sizilianischen Akzents darin. Wieso schien sich so plötzlich der Boden unter ihm aufzutun, seinen Körper in eiskaltes Wasser fallen zu lassen, um mit gefühlten Millionen Messerstichen auf ihn einzuwirken? Und doch, auch wenn sich kein Lächeln, keinerlei Veränderung nach der vollkommenen Starre seiner Gesichtszüge zeigte, funktionierten seine Lippen schier vollkommen automatisch. Flüsterten ihre Namen durch die anhaltende Verbindung und sandten diesen unfreiwillig, Erleichterung bekundenden Atemzug hinterher, bevor er mehr sagen konnte. Mehr als logisch betrachtet verständlich schien. Wenigstens für sie.
    "Bitte leg nicht auf.", bat er sie. "Bitte leg nicht auf-...okay? Ich will dich um etwas bitten."


    Die Sizilianerin fror regelrecht fest, als nach dem schier endlosen Geräusch von...ja, was war das eigentlich? Wasser? Menschen? Ein sonores Rauschen. Sie konnte es kaum definieren. Und eigentlich war sie im Begriff zu antworten, im Begriff, direkt aufzulegen, aber dann fror sie fest, als diese dieses Flüstern dazukam. Und sie ihren Namen hörte. Und-..eine Stimme, bei der sie sich rückversichern musste. Sie zog den Arm etwas von sich um den Anrufer, der so eisern geschwiegen hatte, auf dem kleinen Display zu identifizieren und hasste sich dafür nicht selbst darauf gekommen zu sein... . Unwillkürlich zitterte sie. Und sofort als sie seine Stimme erkannt hatte, lies sie die Verbindung auf das kleine Modul legen, dass sie sich ins Ohr fummelte. Auf der anderen Seite würde entsprechendes Rascheln hörbar werden. Vielleicht im Glauben, sie lege auf. Aber sie legte nicht auf.
    Viel eher hörte sie sich wie gebannt diese Bitte an und war im Begriff schon wieder zu weinen - aber hielt sich noch zurück. Und da war es dann. Dieses so falsch ausgesprochene, ätherisch-flüsternde "Leif..".
    "Non dobbiamo parla-...wir...sollten nicht miteinander sprechen.", sagte sie, aber selbst ihre Stimme schien zu wissen, dass sie es wollte. Dass sie bis in jeden Winkel ihres Körpers beim Gedanken an diese Stimme in ihrem Ohr aufging. Dass sie ihn so verzweifelt vermisste, dass es wieder und wieder weh tat.
    Sie seufzte hörbar und rang mit sich. "Was willst du..?"
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  4. #24
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Die Sizilianerin fror regelrecht fest, als nach dem schier endlosen Geräusch von...ja, was war das eigentlich? Wasser? Menschen? Ein sonores Rauschen. Sie konnte es kaum definieren. Und eigentlich war sie im Begriff zu antworten, im Begriff, direkt aufzulegen, aber dann fror sie fest, als diese dieses Flüstern dazukam. Und sie ihren Namen hörte. Und-..eine Stimme, bei der sie sich rückversichern musste. Sie zog den Arm etwas von sich um den Anrufer, der so eisern geschwiegen hatte, auf dem kleinen Display zu identifizieren und hasste sich dafür nicht selbst darauf gekommen zu sein... . Unwillkürlich zitterte sie. Und sofort als sie seine Stimme erkannt hatte, lies sie die Verbindung auf das kleine Modul legen, dass sie sich ins Ohr fummelte. Auf der anderen Seite würde entsprechendes Rascheln hörbar werden. Vielleicht im Glauben, sie lege auf. Aber sie legte nicht auf.
    Viel eher hörte sie sich wie gebannt diese Bitte an und war im Begriff schon wieder zu weinen - aber hielt sich noch zurück. Und da war es dann. Dieses so falsch ausgesprochene, ätherisch-flüsternde "Leif..".
    "Non dobbiamo parla-...wir...sollten nicht miteinander sprechen.", sagte sie, aber selbst ihre Stimme schien zu wissen, dass sie es wollte. Dass sie bis in jeden Winkel ihres Körpers beim Gedanken an diese Stimme in ihrem Ohr aufging. Dass sie ihn so verzweifelt vermisste, dass es wieder und wieder weh tat.
    Sie seufzte hörbar und rang mit sich. "Was willst du..?"


    Sie sollten nicht miteinander reden. Hatten sie das je wirklich? Hatten sie je über mehr geredet als Vorlieben und Gefühle deren Tiefe zumindest er bisher noch nicht tatsächlich erfasst hatte? Wohl nicht. Andernfalls hätte ihn die Welle die da so plötzlich kam nicht so unvorbereitet treffen können. Ihre schwächelnde Stimme, die Tränen auslöste. Tränen, die von einem halblauten Lachen kaschiert werden sollten, ihn aber letztlich verrieten. Zeigten, welches Bild von ihm gerade am anderen Ende der Stadt auf dieser Brücke stand und ihre Stimme in Empfang nahm, die er Jahre nicht mehr gehört zu haben glaubte.
    "Ich will diesen Fehler nicht gemacht haben-...", hörte er sich in direkter Form auf ihre Frage antworten, "Ich will dir dankbar dafür sein das du mich heute zur Vernunft gebracht hast, aber ich will auch glauben wir hätten eine Zukunft. Irgendwo.", sagte Leif, lachte erneut und ergänzte: "Nur bitte nicht auf Proteus, ja?"
    Die Frage blieb unbeantwortet. Ohne die Möglichkeit ihm zu widersprechen, weil er es wenigstens für den Moment so wollte. Weil er nicht hören wollte wie sie seine erbärmliche und tränenreiche Traumwelt in Stücke riss, wo sie jedes Recht hatte.
    "Ich will das du und ich nach Schweden zurückgehen. Ich will di-...Ich will dass du Smörgåstårta so lange für uns beide bestellst bis der Verkäufer dich auf Anhieb versteht. Ich will nichts mehr als das die Zeit sich für uns umdreht und an einem Punkt zusammenbringt der es nicht vollkommen unwahrscheinlich macht das du und ich irgendwann heiraten, verstehst du?"
    Die Frage schien ihm so widersinnig. So wenig erwachsen und ja, womöglich hatte sie recht und sie sollten nicht reden, sodass es besser wäre sie würde sofort auflegen, während er sich auf dieses Geländer stützte und den Handrücken vor den Mund hielt um nicht weitere Schwäche zuzugeben, wo er es unüberhörbar doch tat, während er sie kaum weniger als ein halbes Dutzend Mal um Verzeihung für das hier bat. Für all das was er ihr zumutete um irgendeine Form von Frieden zu finden.
    "Du musst nichts sagen-...", sprach er irgendwann weiter, als die Angst überhand nahm, "-...aber bitte leg nicht auf."
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  5. #25
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    Ulpox Galba

    „Nur noch wie ein Stier durch die Wand. Alle Ausbildung vergessen, alles Erreichte vergeudet. Sie sind nur noch ein Tier, Hall. Eines was sich selbst nicht im Zaun hat. Eines, das am Ende sogar Ihre Liebsten umbringen wird, nur weil Sie sich nicht kontrollieren können.“
    Irgendwie schaffte Galba es, diese Provokation wie eine nüchterne Feststellung klingen zu lassen. Das Grinsen, das er zeigte, nahm Delia gar nicht mehr richtig wahr. Die Tatsache, dass er sich einbildete, sie nur durch diese paar Minuten Kampf analysieren und verstehen zu können, ließ Delia brodeln. Sie brauchte niemanden, der ihr sagte, sie sei unfähig und unkontrolliert. In schlechten Momenten wusste sie es selbst.
    Und ihr stieg ein Bild im Kopf auf, eine Erinnerung aus den Tagen kurz bevor sie auf die Grissom Akademie gehen sollte. Dieser Abend an dem sie verzweifelt gewesen war, sich unfähig und zugleich ausgenutzt gefühlt hatte, die blanke Angst zu einem Soldaten ohne Seele gemacht zu werden. Und Matt, der sie getröstet und ihr gut zugeredet hatte. Bis sie sich entladen hatte. Völlig ohne Absicht, aber auch ohne jegliche Kontrolle. Und wie es ihn gegen die Wand geschleudert hatte.
    Der Moment in dem sie sich bewusst gewesen war, dass diese 'Gabe', von der alle immer sprachen, im Grunde auch ein Fluch war. Als ihr klar geworden war, dass sie gefährlich war.

    „Wie gefällt ihnen der Gedanke? Ihre Liebsten, tot in Ihren Armen liegend und Sie sind die Mörderin?“
    Vielleicht hätte sie sich wieder eingekriegt, denn der folgende Gedanke wäre vermutlich gewesen, dass sie nach Grissom gegangen war, eben genau um diese Kontrolle zu erlernen, nicht mehr gefährlich zu sein.
    Doch die Worte des Turianers trafen ungeschützt dort, wo es weh tat. Worte, die ihr weitere Bilder in den Kopf schossen: Matt, wie er an der Wand zusammensackte; Matt, wie er sich weigerte aus dem Weg zu gehen und in dem Pub zusammengeschlagen wurde; Avil, die sie mühelos gegen die Decke hob und dann fallen ließ; Avil ...
    Wie konnte er es wagen, solche Dinge zu sagen! Wie konnte er sich herausnehmen zu glauben, sie zu kennen, sie zu verstehen. Wie konnte überhaupt jemand so etwas sagen!?
    Atemübungen, Konzentration, Entspannung ... alles vergessen. Wie wild begann Delia auf den Turianer einzuschlagen und zu treten, wollte einfach nur, dass er aufhörte, diese giftigen Worte zu sagen.
    Sie spürte dieses altbekannte Gefühl, dieses Kribbeln in ihrer Hand, dieses Stechen wie wenn man eine gewischt bekommt. Aber sie war nicht bereit, nicht in der Lage, dies zu kontrollieren. Vielmehr gefiel ihr plötzlich der Gedanke, dem Turianer einen ordentlichen biotischen Hieb zu verpassen. Doch Biotik ohne ein gewisses Maß an Selbstkontrolle war nun einmal nie folgsam. Noch bevor sie zu dem gewünschten Schlag ausholen konnte, entlud sie sich, die Biotik in ihrer Hand explodierte in einer kleinen, aber wuchtigen Implosion und schleuderte die Rothaarige rückwärts auf die Matte.

    Auf den Aufprall war sie nicht vorbereitet, und so presste er ihr erneut die Luft aus den Lungen und ließ sie aufkeuchen. Sie biss sich auf die Lippe, riss die Augen auf und wollte direkt wieder loslegen, dem Turianer diesen Sieg nicht gönnen. Doch der stand bereits über ihr und sah auf sie herunter - der Ausdruck in seinen Augen unlesbar. „Die erste Runde ist vorbei, Hall.“ Kein fieses Grinsen, keine Provokation. „Die zweite Runde machen wir, wenn Sie sich wieder im Zaum halten. Ruhen Sie sich aus.“
    Schwer atmend starrte Delia ihren Offizier an, und wusste nicht was sie denken sollte. Sie wusste nicht einmal was sie fühlen sollte. Sie war erschöpft, und schämte sich. Und gleichzeitig war sie verletzt und wütend. Sie spürte Tränen in ihren Augen brennen und war froh, dass Galba sich bereits Routh zugewandt hatte und sie nicht sah. Schwerfällig stand sie auf und verließ die Matte, suchte sich die nächste Wand und ließ sich daran hinunterrutschen, bis sie mit aufgestellten Füßen auf dem Boden saß und sich die Fäuste in die Augen presste. Um keinen Preis wollte sie diese Tränen zulassen. Nicht vor Galba.

    "Bist du okay?"
    Sie sah auf. David stand vor ihr und sah sie aufmerksam an. Er hatte leise gesprochen, damit Galba ihn nicht hören konnte und lächelte sie jetzt aufmunternd an. "Nimm's nicht persönlich. Er ist halt ein harter Hund, oder spielt ihn gerne. Er wollte dich nur testen, schauen wie viel du aushälst, Wo deine Schwächen sind. Jeder gute Offizier sollte das wissen, nur wählen nicht alle die Holzhammer-Methode."
    "Rechtfertigt nicht was er gesagt hat", brummte Delia gedämpft. Sie war nicht bereit, das Ganze zu vergessen. Sie starrte auf ihre rechte Hand und fügte dann hinzu: "Das ist mir eine Ewigkeit nicht mehr passiert. Ich hab mich sonst immer im Griff. Das hätte nicht passieren dürfen ..."
    David legte den Kopf schief und streckte dann eine Hand aus. Sie ergriff sie und ließ sich von ihm wieder auf die Füße ziehen. "Das war der erste Test. Er kennt dein Potenzial, darauf wette ich. Er will nur wissen, wo er dir noch etwas beibringen kann."
    Die Rothaarige warf ihm einen bösen Blick zu, doch der Pilot zuckte nur mit den Schultern. "Ich kenn' solche Typen. Er ist knallhart. Aber die Lehrer, die am strengsten sind, sind meistens die besten."
    Er tätschelte freundschaftlich ihre Wange, so wie man ein Pferd lobt, und zwinkerte ihr dann zu. "Dafür legst du ihn gleich mit deiner Biotik auf die Matte. Er hat vielleicht von deiner Kraft gelesen, aber er hat sie noch nicht gespürt. Es wird ihn umhauen."

    „Bleiben nur noch sie – ich hoffe sie kämpfen so gut wie sie Massen von Nahrung vertilgen können, Cruz“, bellte es von der Matte her und David zwinkerte ihr erneut zu. "Wünsch mir Glück!", grinste er dann und sprach nun wieder laut genug, dass ihn jeder hören konnte. Routh rappelte sich gerade hoch und verließ die Matte, blieb jedoch direkt danach mit verschränkten Armen stehen. Sie wirkte nicht ganz so gleichgültig wie sonst und Delia vermutete, dass auch die Salarianerin ihr Fett wegbekommen hatte. In gewisser Weise war das ein befriedigendes Gefühl und Delia näherte sich wieder der Matte, um nun David zuzusehen. Seine Worte hatten sie etwas beruhigt, doch innerlich war sie immer noch aufgewühlt. Sie nahm sich vor, Galba bei der nächstmöglichen Gelegenheit auf seine Worte anzusprechen.
    Der Pilot hob gerade die Hände wie ein Boxer und fixierte den Turianer, der ihm lässig gegenüberstand. Während sich die beiden Männer umkreisten, atmete Delia einige Male tief durch und rief sich ihre Übungen ins Gedächtnis. Körper entspannen, Atmung beruhigen und kontrollieren, konzentrieren. Den Kampf selbst nahm sie nur halb wahr, hörte die Schläge und das Grunzen bei der Verteidigung. Für einen Moment musste die schmunzeln, denn David schien selbst im Kampf noch viel zu reden. Diverse Flüche und Ausrufe wie "Ha!", "Ja!", "Yiah!" verbanden sich zu einer Art Kriegsgesang, der auch Galba auffiel. "Wenn Sie weiter so viel Luft verschwenden, sind Sie k.o. noch bevor ich Sie überhaupt auf die Matte gelegt habe!", knurrte er, doch der Pilot blieb unbeeindruckt.

    Zwischen den beiden Männern entwickelte sich ein waschechter Faustkampf und eine ganze Weile ging es einigermaßen ausgeglichen hin und her. Bis David so langsam die Kraft verließ und damit auch seine Reaktionsgeschwindigkeit. Galba landete einige gut platzierte Hiebe, nach denen sich der Mensch zwei Schritte zurückzog um zu Atem zu kommen. Galba ließ ihn gewähren und wartete, bis David erneut in die Offensive überging und sie sich erneut einen Schlagabtausch lieferten; bis Galba die Geschichte beendete, indem er dem Philippino die Beine unter dem Körper wegzog. Mit einem Ächzen landete der unvorbereitete Mensch auf der Matte. "Hey! Das ist kein fairer Boxkampf!"
    Der Turianer schnaubte. "Wer hat von einem Boxkampf gesprochen? Auf dem Schlachtfeld heißt die einzige Regel: Überleben. Und wer fair spielt, wird früher oder später besiegt." David rappelte sich hoch und betastete seinen Wangenknochen, der offensichtlich eine Prellung abbekommen hatte. "Erste Runde vorbei, Cruz. Die zweite muss besser werden."
    Der Kampf gegen den Filipino erwies sich als herausfordernder als Galba gedacht hatte. Was aber auch nicht schwer war: seine bisherige Meinung zu dem Menschen war eher niedrig. David konnte ziemlich gut mit seinen Fäusten kämpfen: seine Attacken waren gezielt und mit genügend Kraft verwendend, so dass sie wirklich gefährlich waren und Galba öfter dazu zwangen auszuweichen; auf der anderen Seite war aber auch seine Deckung fast fehlerfrei und besaß nur wenige Lücken. Auf die größte dieser Lücken machte Galba den Menschen aufmerksam indem er ihm die Füße wegzog.
    Cruz protestierte, hatte aber keine guten Argumente. "Erste Runde vorbei, Cruz. Die zweite muss besser werden.", beendete er den Kampf hinterher und sah zu, wie der Mensch sich zu den anderen gesellte. Galba stellte sich so auf, dass er in die Augen aller drei schauen konnte. „Das bisherige Nahkampftraining erwies sich als deutlich besser als das Konditionstraining – ich bin beeindruckt.“, erklärte er, wobei die letzten Worte leicht sarkastisch klangen. Daraufhin warf er der Menschenfrau einen Blick zu, bevor er hinzufügte: „Auch wenn ich von Hall nicht das schlechteste Ergebnis von euch dreien erwartet habe. Ich hoffe in der zweiten Runde machen sie es besser.“, und im Anschluss wies er mit den Kopf auf die Matte.
    Die Menschenfrau schien immer noch erreget, glaubte Galba zu erkennen, auch wenn eindeutig abgekühlter im Vergleich zu vorher. Sie schien sogar begierig zu sein den Kampf zu beginnen, als der Turianer sie mit seinen nächsten Worten unterbrach: „Für den Kampf mit ihrer Biotik gibt es nur eine neue Regel Hall: Beschädigen sie das Schiff nicht.“, wobei er dafür beide Arme ausstreckte um seine Worte zu unterstreichen, „Wenn der Käpt’n des Schiffes nur eine größere Delle findet, wollen sie nicht mehr in ihrer Haut stecken, Hall. Glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass es nichts Furchterregenderes gibt, als eine Asari-Matriarchin, die völlig der Rage verfallen ist…“, wobei er sich an dieses Ereignis in diesen Moment erinnerte und unwillkürlich anfing zu frösteln, „Ansonsten gelten dieselben Regeln wie zuvor: wer zuerst nicht mehr kämpfen kann oder wenn ich den Kampf abbreche, ist er vorbei. Strengen sie sich also an und zeigen mir, was wirklich in ihnen steckt."
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
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    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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  6. #26
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    Sie sollten nicht miteinander reden. Hatten sie das je wirklich? Hatten sie je über mehr geredet als Vorlieben und Gefühle deren Tiefe zumindest er bisher noch nicht tatsächlich erfasst hatte? Wohl nicht. Andernfalls hätte ihn die Welle die da so plötzlich kam nicht so unvorbereitet treffen können. Ihre schwächelnde Stimme, die Tränen auslöste. Tränen, die von einem halblauten Lachen kaschiert werden sollten, ihn aber letztlich verrieten. Zeigten, welches Bild von ihm gerade am anderen Ende der Stadt auf dieser Brücke stand und ihre Stimme in Empfang nahm, die er Jahre nicht mehr gehört zu haben glaubte.
    "Ich will diesen Fehler nicht gemacht haben-...", hörte er sich in direkter Form auf ihre Frage antworten, "Ich will dir dankbar dafür sein das du mich heute zur Vernunft gebracht hast, aber ich will auch glauben wir hätten eine Zukunft. Irgendwo.", sagte Leif, lachte erneut und ergänzte: "Nur bitte nicht auf Proteus, ja?"
    Die Frage blieb unbeantwortet. Ohne die Möglichkeit ihm zu widersprechen, weil er es wenigstens für den Moment so wollte. Weil er nicht hören wollte wie sie seine erbärmliche und tränenreiche Traumwelt in Stücke riss, wo sie jedes Recht hatte.
    "Ich will das du und ich nach Schweden zurückgehen. Ich will di-...Ich will dass du Smörgåstårta so lange für uns beide bestellst bis der Verkäufer dich auf Anhieb versteht. Ich will nichts mehr als das die Zeit sich für uns umdreht und an einem Punkt zusammenbringt der es nicht vollkommen unwahrscheinlich macht das du und ich irgendwann heiraten, verstehst du?"
    Die Frage schien ihm so widersinnig. So wenig erwachsen und ja, womöglich hatte sie recht und sie sollten nicht reden, sodass es besser wäre sie würde sofort auflegen, während er sich auf dieses Geländer stützte und den Handrücken vor den Mund hielt um nicht weitere Schwäche zuzugeben, wo er es unüberhörbar doch tat, während er sie kaum weniger als ein halbes Dutzend Mal um Verzeihung für das hier bat. Für all das was er ihr zumutete um irgendeine Form von Frieden zu finden.
    "Du musst nichts sagen-...", sprach er irgendwann weiter, als die Angst überhand nahm, "-...aber bitte leg nicht auf."


    Wie lange konnte man diese völlig tote und ausgeschabte Hülle noch auskratzen? Immer noch weiteres Fleisch und Leben aus dem Inneren schaben? Es schien ein unendlicher Prozess zu sein. In ihr musste viel mehr gewesen sein als sie sich eigentlich gedacht hatte. Und so zog es sich endlos weiter, dieses alles zerberstende, alles erstickende Gefühl, dass ihr den Atem komplett aus den Lungen nahm und ihr immer wieder so ein Zittern und Rauschen in ihre Glieder schoss, dass sie vollkommen taub werden ließ. Längst hatte sich ihr schwacher Körper an das kleine Geländer gelehnt, dass zum sicheren Ein- und Ausstieg aus dem Pool da war und ihren Blick auf dem Punkt festgesetzt, in dem ihre Beine die Wasseroberfläche durchbrachen.

    All diese Wünsche waren in einer normalen Beziehung nicht ungewöhnliches. Nichts abartiges oder völlig weit hergeholtes. Es waren normale Wünsche. Zusammen sein zu können. Eine gemeinsame Zukunft zu haben. Eine Sichere Zukunft an einem sicheren Ort. Zusammen zu leben. Irgendwann zu heiraten. An allem war im Grunde nicht verwerfliches zu finden, weil sie so menschlich und nachvollziehbar waren, selbst für Luceija, die sich im Augenblick so losgelöst von allem menschlichen fühlte, das sie sich fühlte als müsse sie eine bislang unentdeckte Alienart sein. Denn auch wenn sie wusste wie natürlich alle Wünsche waren, konnte sie sie sich kaum für sich selbst vorstellen. Schlicht, weil sie diese Aussicht niemals hatte. Niemand hatte sie emotional je so weit getrieben wie Leif es getan hatte. Sie so berührt und wachsen lassen, an sich selbst, an ihren Fehlern, an ihren Stärken. Und sie wieder so abstürzen lassen. Wie konnte sie denn ernsthaft an so einen Traum glauben? Dass die Beziehung aus dem Nichts wieder geheilt wurde, dass sie wieder unbefangen in die Augen des jeweils anderen sehen konnten - ohne irgendwelche Verlustängste und Schmerz. Unbewusst sah sich die Sizilianerin die Innenflächen der eigenen Hände an, die leicht vom Muster der Wasserreflektion umschmeichelt wurden. Bläulich waren. Sie stellte sich vor wie Sergio sich für sie gewünscht hätte endlich das zu sein was sie werden sollte. Biotikfähig. Ausgebildet. Stark. Eine Waffe. Und jetzt schien sie nichts davon zu sein. Und zudem war es die Leere, die ihr diese Hände aufzeigten. Darin lag nichts außer eine ziemlich kurze Lebenslinie auf dem falschen Teint ihrer Haut.

    Sie legte nicht auf, weil sie es nicht schaffte. Wenigstens die Illusion war da und sie konnte nicht verleugnen wie gut es ihr tat, dass er mit ihr sprach. Auch wenn sie längst wieder diese gebrochene Stimme hatte, die sie ein leises, zerstörtes "Okay..", in die Verbindung schicken ließ als er sagte, sie müsse nichts dazu sagen.

    Sie legte nicht auf. Weil sie es nicht wollte. Und nicht konnte. Obwohl sie jede Sekunde mehr starb in der sie hörte, wie er litt.
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  7. #27
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Wie lange konnte man diese völlig tote und ausgeschabte Hülle noch auskratzen? Immer noch weiteres Fleisch und Leben aus dem Inneren schaben? Es schien ein unendlicher Prozess zu sein. In ihr musste viel mehr gewesen sein als sie sich eigentlich gedacht hatte. Und so zog es sich endlos weiter, dieses alles zerberstende, alles erstickende Gefühl, dass ihr den Atem komplett aus den Lungen nahm und ihr immer wieder so ein Zittern und Rauschen in ihre Glieder schoss, dass sie vollkommen taub werden ließ. Längst hatte sich ihr schwacher Körper an das kleine Geländer gelehnt, dass zum sicheren Ein- und Ausstieg aus dem Pool da war und ihren Blick auf dem Punkt festgesetzt, in dem ihre Beine die Wasseroberfläche durchbrachen.

    All diese Wünsche waren in einer normalen Beziehung nicht ungewöhnliches. Nichts abartiges oder völlig weit hergeholtes. Es waren normale Wünsche. Zusammen sein zu können. Eine gemeinsame Zukunft zu haben. Eine Sichere Zukunft an einem sicheren Ort. Zusammen zu leben. Irgendwann zu heiraten. An allem war im Grunde nicht verwerfliches zu finden, weil sie so menschlich und nachvollziehbar waren, selbst für Luceija, die sich im Augenblick so losgelöst von allem menschlichen fühlte, das sie sich fühlte als müsse sie eine bislang unentdeckte Alienart sein. Denn auch wenn sie wusste wie natürlich alle Wünsche waren, konnte sie sie sich kaum für sich selbst vorstellen. Schlicht, weil sie diese Aussicht niemals hatte. Niemand hatte sie emotional je so weit getrieben wie Leif es getan hatte. Sie so berührt und wachsen lassen, an sich selbst, an ihren Fehlern, an ihren Stärken. Und sie wieder so abstürzen lassen. Wie konnte sie denn ernsthaft an so einen Traum glauben? Dass die Beziehung aus dem Nichts wieder geheilt wurde, dass sie wieder unbefangen in die Augen des jeweils anderen sehen konnten - ohne irgendwelche Verlustängste und Schmerz. Unbewusst sah sich die Sizilianerin die Innenflächen der eigenen Hände an, die leicht vom Muster der Wasserreflektion umschmeichelt wurden. Bläulich waren. Sie stellte sich vor wie Sergio sich für sie gewünscht hätte endlich das zu sein was sie werden sollte. Biotikfähig. Ausgebildet. Stark. Eine Waffe. Und jetzt schien sie nichts davon zu sein. Und zudem war es die Leere, die ihr diese Hände aufzeigten. Darin lag nichts außer eine ziemlich kurze Lebenslinie auf dem falschen Teint ihrer Haut.

    Sie legte nicht auf, weil sie es nicht schaffte. Wenigstens die Illusion war da und sie konnte nicht verleugnen wie gut es ihr tat, dass er mit ihr sprach. Auch wenn sie längst wieder diese gebrochene Stimme hatte, die sie ein leises, zerstörtes "Okay..", in die Verbindung schicken ließ als er sagte, sie müsse nichts dazu sagen.

    Sie legte nicht auf. Weil sie es nicht wollte. Und nicht konnte. Obwohl sie jede Sekunde mehr starb in der sie hörte, wie er litt.



    Mit jedem Wagen der vorbeifuhr, jedem Shuttle das tieffliegend den Himmel kreuzte und sie voneinander abschnitt, wieder in die nüchterne Realität sperrte, stand sein Herz für einen Moment still. Leif entschied sich zu gehen. Runter von dieser Brücke, die ebenso ihn wie ihr beider Schweigen trug und auch nichts weiter als das geschah: Sie schwiegen einander an. Denn er, der irgendwen zum reden gesucht hatte, in einer Ecke seines Bewusstseins hatte zur Vernunft kommen wollen, rannte jetzt geradezu in die Richtung die allen anderen außer ihm nur falsch vorkommen konnte. Zurück in dieses Apartment, wo Abu nicht warten und ihm den Kopf waschen, sondern er sich nur weiter in die Vorstellung verlieben würde, dass all das ein gutes Ende haben könnte. Wann war er zu einem so naiven Optimisten geworden? Und wann wollte er doch das sie mit ihm sprach, als er sie um diesen wenig nachvollziehbaren Gefallen bat: "Kannst du mir von Sizilien erzählen, Luceija?", fragte er und dem Schweden fiel auf wie lange er sie nicht bei ihrem Namen genannt hatte. Jedenfalls nicht so friedfertig. "Erzähl mir wie dieses Haus aussah. Der Garten, dein Zimmer, der Strand. Alles."


    Er musste das jetzt hören. Wissen wie gut es ihr dort gegangen war und in welches Leben er sie würde zurückbringen können, ohne das sie es ahnte.
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  8. #28
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    Mit jedem Wagen der vorbeifuhr, jedem Shuttle das tieffliegend den Himmel kreuzte und sie voneinander abschnitt, wieder in die nüchterne Realität sperrte, stand sein Herz für einen Moment still. Leif entschied sich zu gehen. Runter von dieser Brücke, die ebenso ihn wie ihr beider Schweigen trug und auch nichts weiter als das geschah: Sie schwiegen einander an. Denn er, der irgendwen zum reden gesucht hatte, in einer Ecke seines Bewusstseins hatte zur Vernunft kommen wollen, rannte jetzt geradezu in die Richtung die allen anderen außer ihm nur falsch vorkommen konnte. Zurück in dieses Apartment, wo Abu nicht warten und ihm den Kopf waschen, sondern er sich nur weiter in die Vorstellung verlieben würde, dass all das ein gutes Ende haben könnte. Wann war er zu einem so naiven Optimisten geworden? Und wann wollte er doch das sie mit ihm sprach, als er sie um diesen wenig nachvollziehbaren Gefallen bat: "Kannst du mir von Sizilien erzählen, Luceija?", fragte er und dem Schweden fiel auf wie lange er sie nicht bei ihrem Namen genannt hatte. Jedenfalls nicht so friedfertig. "Erzähl mir wie dieses Haus aussah. Der Garten, dein Zimmer, der Strand. Alles."


    Er musste das jetzt hören. Wissen wie gut es ihr dort gegangen war und in welches Leben er sie würde zurückbringen können, ohne das sie es ahnte.


    Luceija hatte so gut wie jedem Geräusch gelauscht, dass von seiner Seite der Leitung aus gekommen war. Das Rauschen des Wassers, dass sich mit dem abendlichen Treiben einer Großstadt einherging. Eezokernfahrzeuge, Asphalt und Gummireifen, Fußgänger, Gläser, Jubel, Freude, Wut und besoffene Worte. Irgendwie mischte sich alles zusammen und wurde sanft von dieser Stimme überlagert. Sie lauschte allem, jedem Schritt und jeder Bewegung, jedem bewussten oder unbewussten Atemzug und jedem eigenen Schritt den er tat und wurde selbst zu etwas motiviert, unterbewusst. Dazu, aufzustehen. Die Füße auf dem Wasser dieses Pools zu ziehen und ihn nach Stunden endlich wieder zu verlassen. Sie hatte in all der Stille die sie miteinander teilten so unheimlich viel Zeit, dass es sie nicht aufgehalten wurde ihre nasse Kleidung zu ignorieren, sich in den Bademantel zu schwingen und mit inzwischen wieder getrockneten, hüftlangen Haar, dass jede der Stundenlangen Bemühungen es wellig zu machen wieder ignorierte und wie immer aalglatt an ihr herunter hing, das Haus zu betreten. Sie behielt Recht: Hier war niemand mehr der aß. Viel eher saßen ihr Vater, Hayden und Alessio auf dem Sofa und sahen Sie an, kaum, dass sie durch die Terrassentür ins Haus ging. Die Zwischenwand lies nicht viele Blicke auf sie zu. Und aus dem Dunkel heraus sagte sie dann, noch im Gehen: "Cambierò e sarò in città per un po'. Devo allungare le gambe. Ich zieh mich um und bin eine Weile in der Stadt. Muss mir die Beine vertreten."

    Leif würde es hören, weil sie nicht auflegte. Keine Sekunde lang. Sie stieg die Treppe nach oben, zog sich das schlichte Outfit der typischen, dunklen Synthetikhose und des grauen, längeren Shirts wieder an und gab sich mit dieser natürlichen Einfachheit so viel zufriedener als diesem aufgesetzten.

    Wie sie versprochen hatte verließ sie dieses Haus und roch noch immer nach dem Chlor des Pools. Sie wusste gar nicht wirklich wohin sie ging. Der Kiesweg führte die Sizilianerin zwar außerhalb dieses Geländes, aber danach wusste sie nur bedingt in welche Richtung sie gehen wollte. Sie stand Sekundenlang vor dem sich schließenden Tor, presste die Lippen gegeneinander und war nochmals sehr froh in ihren üblichen Magnetsohlenstiefeln zu stecken, anstatt diesen furchtbaren Highheels von heute Morgen. Sie seufzte noch einmal hörbar. Und dann war es, als sei Leif, die Klänge von seiner Seite der Stadt und seine plötzliche Frage nach Sizilien wie ein altes Hörbuch, dass sie ausgekramt und wieder angehört hatte. Ihre bestiefelten Füße führten sie über die Straße und in eine schwach beleuchtete Seitengasse, in der es deutlich ruhiger war als am Hauptverkehr.
    "Dalla...Sicilia...? Von...Sizilien..?", stellte ihre verwirrte Stimme diese Frage und sie blieb tatsächlich und wohl auch hörbar für einen Moment stehen. Sizilien. Die Gedanken holten sie sofort ein. Wie ein Blitz, den er auslöste, aus dem Nichts, schnell und doch so vergänglich.

    Sollte sie darauf wirklich antworten? Hatte sie darauf eine wirkliche Antwort? Jede Erinnerung daran zurück schien sie irgendwie nur weiter aufzufressen und doch machte sie jeder Gedanke an ihre Heimat auf eine ganz besondere Weise wieder glücklich. Lies die Schwarzhaarige an eine friedlichere Zeit ihres Lebens zurückdenken und sie wieder etwas von der vermeintlich heilen Welt schnuppern.
    Ihre Füße trugen sie längst weiter die Straße entlang. Es regnete. Etwas, was ihr erst jetzt wirklich gewahr wurde.
    "Hm..", hörte man sie nachdenken. Ihre eigenen Schritte waren in der stilleren Straße gut zu hören. "Es war...schön. Wirklich einzigartig. Keine Ahnung, ich schätze...Sergio hat sich in diese typischen, mediterranen Häuser verliebt und bestand darauf, dass es ein bisschen so aussehen sollte wie ein klassisches, toskanisches Haus? Ich weiß gar nicht ob du weißt wie die aussehen.. . Es lag in dieser kleinen Seitenstraße am Ufer in der Nähe des Porto Arenella. Zwischen den Häusern versteckt. Wenn man dort ankam sah man erstmal nichts vom Grundstück außer dieses recht große Tor und der alten Mauer. Dann hat sich das Grundstück..rechteckig bis an den Strand gezogen. Es war nicht besonders riesig, aber Papà hatte genug Platz dutzende dieser Rosen zu züchten. Du kannst dir das kaum vorstellen. Niemand auf dieser verfluchten Insel kommt auf die Idee genau die Blumen zu züchten, die dort am meisten mit der Sonne zu kämpfen haben - außer er. Ich meine: Wer kommt auf diese Idee? Der gesamte, hintere Garten war voll davon und hat...eh..profumo di fiori", schien sie nach der englischen Übersetzung zu suchen, "..der Geruch der Blume? Ja ehm...es roch. Unheimlich gut. Vielleicht war das der Grund. Eigentlich wollte ich nie damit was zu tun haben und ich durfte das auch nicht wirklich - die Blumen waren heilig. Wirklich. Ein krankes Hobby, aber - niemand fasst die Blumen an. Hab ich dennoch heimlich, aber...das muss keiner wissen. Luci atmete ein leichtes Lachen dahin.
    "Und das Haus selbst..? Hm.. . Klein. Aber so gemütlich und in jeder Hinsicht perfekt. Ich hatte nie irgendetwas für diese leeren und leblosen Wohnungen auf der Citadel übrig, verstehst du? Die sind so riesig und kahl, haben kein verdammtes Leben in sich. Jeden Tag in dem wir auf der Citadel waren wollte ich wieder dorthin zurück und..selbst die Wohnung die ich auf Omega habe reicht da nicht ran. Auch wenn ich das wohl kleinste Apartment genommen habe, dass ich finden konnte. Das Haus auf Palermo hatte diese...neuen Elemente und hat sich trotzdem immer so nach Sizilien angefühlt. Und es hat nichts gefehlt, alles wie es sein sollte: Due pavimenti, zweistöckig, ehm...Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer, sowas wie ein..eh..Il giardino per l'inverno? Kennt ihr das?", sie fragte scheinbar ziellos, wusste nicht, wie sie das Wort übersetzen sollte und beließ es dabei. Wintergärten? Dafür hatten sie kein wirkliches Wort. Hatte man im Schwedischen dafür ein Wort?
    "In meinem eigenen Zimmer war ich hauptsächlich zum Schlafen oder für die Untersuchungen. Manchmal auch zum Lesen wenn ich Ruhe gebraucht hab oder Sergio mich angekotzt hat. Aber die meiste Zeit war ich eigentlich irgendwo draußen. Auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer. Aber im Grunde lag es immer so nah am Strand, wirklich keine...ich schätze vielleicht fünf, zehn Schritte vom Meer entfernt. Vielleicht etwas mehr? Ich hab nie mehr gebraucht als das. Hätte da ewig sitzen können. Vor dem Haus. Im Sand. Einfach nur um aufs Meer zu sehen wenn sie Sonne auf- oder untergeht, der einzigartige Geruch von Salz in der Luft hängt.. ."
    Luceija hob die Nase, damit ihren Kopf, lies bei ihren Schritten, die sie längst weiter durch Straßen geführt hatte dessen Namen sie nicht kannte, kurz die Augen zu fallen und atmete durch. Wenigstens die Illusion brachte ihr diesen Geruch für eine Sekunde zurück. Wirklich nur kurz. Wenn sie sie öffnete war es wieder das triste London, dass sie einst wirklich gemocht hatte, ihr aber mehr und mehr Kummer bereitete als Freude. Zu einer negativen Symbolik verkommen wollte wie es Proteus tat. Wären da nicht Ecken wie diese, zu welcher sie unbewusst in ihrer ewigen Erzählung gewandelt war. Sie kannte diese Straße und erkannte schnell, dass sie zwar noch ein gutes Stück, aber nicht unendlich weit vom North Bent Hospital entfernt sein konnte. Denn das hier war einer dieser Straßen, die sie auch schon bei der Fahrt hier her wiedererkannt hatte. Die, in denen sie gemeinsam spazieren gegangen waren. Damals, als der Regen, der die Sizilianerin längst wieder in einen feuchten Film gehüllt hatte, noch Schnee gewesen war und sich vor ihren Augen der Moment festgesetzt hatte, in denen sie mit einem Lächeln feststellte, wie die Flocken sich in Leifs Haar hielten. Sie lächelte. Unbewusst. "Ich weiß nicht, was ich dir noch sagen soll..", gestand sie dann und verlor das sachte Lächeln wieder. "Außer dass ich...nie an einem schöneren Ort gewesen bin. Und nichts damit für mich vergleichbar ist. Es hatte diesen...Frieden? Egal was irgendwie, irgendwann gewesen ist, dieser Ort hat mich..immer irgendwie gerettet. Genauso wie Palermo selbst. Genauso wie-..". Du, wollte sie sagen. Aber verschluckte das Wort bevor es fliehen konnte. Sie ließ eine Pause.
    "Hm. Jedes Mal zum Beispiel, wenn ich an gutes Essen denke, denk ich daran zurück wie Serg in dieser lächerlichen Schürze in der Küche stand und Arancine geformt hat. Furchtbar langes Prozedere, wirklich lange. Es dauert ewig bis der Reis kocht, bis der Inhalt fertig ist, bis sie die richtige Form haben, paniert sind, frittiert, das alles. Dauert eine Ewigkeit. Wirklich. Aber wenn du dort sitzt und das riechst und siehst, mit wie viel...Leben dieser Mann kocht? Dann ist es alles irgendwie wert gewesen.. . Besonders weil er immer den verdammt richtigen Wein hatte. Ich hätte.. . Ich hätte dir die irgendwann mal machen sollen. Ich kann nicht kochen. Wirklich nicht aber...naja. Ich hätte es vielleicht wenigstens versuchen sollen."

    Irgendwie schwebte eine Art Selbstvorwurf in diesem Geständnis mit. Man hörte es an ihrer Stimme und daran, dass sie langsamer ging. Wieder hatte sie geglaubt sich verlaufen zu haben.
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (01.12.2018 um 23:07 Uhr)

  9. #29
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    Luceija hatte so gut wie jedem Geräusch gelauscht, dass von seiner Seite der Leitung aus gekommen war. Das Rauschen des Wassers, dass sich mit dem abendlichen Treiben einer Großstadt einherging. Eezokernfahrzeuge, Asphalt und Gummireifen, Fußgänger, Gläser, Jubel, Freude, Wut und besoffene Worte. Irgendwie mischte sich alles zusammen und wurde sanft von dieser Stimme überlagert. Sie lauschte allem, jedem Schritt und jeder Bewegung, jedem bewussten oder unbewussten Atemzug und jedem eigenen Schritt den er tat und wurde selbst zu etwas motiviert, unterbewusst. Dazu, aufzustehen. Die Füße auf dem Wasser dieses Pools zu ziehen und ihn nach Stunden endlich wieder zu verlassen. Sie hatte in all der Stille die sie miteinander teilten so unheimlich viel Zeit, dass es sie nicht aufgehalten wurde ihre nasse Kleidung zu ignorieren, sich in den Bademantel zu schwingen und mit inzwischen wieder getrockneten, hüftlangen Haar, dass jede der Stundenlangen Bemühungen es wellig zu machen wieder ignorierte und wie immer aalglatt an ihr herunter hing, das Haus zu betreten. Sie behielt Recht: Hier war niemand mehr der aß. Viel eher saßen ihr Vater, Hayden und Alessio auf dem Sofa und sahen Sie an, kaum, dass sie durch die Terrassentür ins Haus ging. Die Zwischenwand lies nicht viele Blicke auf sie zu. Und aus dem Dunkel heraus sagte sie dann, noch im Gehen: "Cambierò e sarò in città per un po'. Devo allungare le gambe. Ich zieh mich um und bin eine Weile in der Stadt. Muss mir die Beine vertreten."

    Leif würde es hören, weil sie nicht auflegte. Keine Sekunde lang. Sie stieg die Treppe nach oben, zog sich das schlichte Outfit der typischen, dunklen Synthetikhose und des grauen, längeren Shirts wieder an und gab sich mit dieser natürlichen Einfachheit so viel zufriedener als diesem aufgesetzten.

    Wie sie versprochen hatte verließ sie dieses Haus und roch noch immer nach dem Chlor des Pools. Sie wusste gar nicht wirklich wohin sie ging. Der Kiesweg führte die Sizilianerin zwar außerhalb dieses Geländes, aber danach wusste sie nur bedingt in welche Richtung sie gehen wollte. Sie stand Sekundenlang vor dem sich schließenden Tor, presste die Lippen gegeneinander und war nochmals sehr froh in ihren üblichen Magnetsohlenstiefeln zu stecken, anstatt diesen furchtbaren Highheels von heute Morgen. Sie seufzte noch einmal hörbar. Und dann war es, als sei Leif, die Klänge von seiner Seite der Stadt und seine plötzliche Frage nach Sizilien wie ein altes Hörbuch, dass sie ausgekramt und wieder angehört hatte. Ihre bestiefelten Füße führten sie über die Straße und in eine schwach beleuchtete Seitengasse, in der es deutlich ruhiger war als am Hauptverkehr.
    "Dalla...Sicilia...? Von...Sizilien..?", stellte ihre verwirrte Stimme diese Frage und sie blieb tatsächlich und wohl auch hörbar für einen Moment stehen. Sizilien. Die Gedanken holten sie sofort ein. Wie ein Blitz, den er auslöste, aus dem Nichts, schnell und doch so vergänglich.

    Sollte sie darauf wirklich antworten? Hatte sie darauf eine wirkliche Antwort? Jede Erinnerung daran zurück schien sie irgendwie nur weiter aufzufressen und doch machte sie jeder Gedanke an ihre Heimat auf eine ganz besondere Weise wieder glücklich. Lies die Schwarzhaarige an eine friedlichere Zeit ihres Lebens zurückdenken und sie wieder etwas von der vermeintlich heilen Welt schnuppern.
    Ihre Füße trugen sie längst weiter die Straße entlang. Es regnete. Etwas, was ihr erst jetzt wirklich gewahr wurde.
    "Hm..", hörte man sie nachdenken. Ihre eigenen Schritte waren in der stilleren Straße gut zu hören. "Es war...schön. Wirklich einzigartig. Keine Ahnung, ich schätze...Sergio hat sich in diese typischen, mediterranen Häuser verliebt und bestand darauf, dass es ein bisschen so aussehen sollte wie ein klassisches, toskanisches Haus? Ich weiß gar nicht ob du weißt wie die aussehen.. . Es lag in dieser kleinen Seitenstraße am Ufer in der Nähe des Porto Arenella. Zwischen den Häusern versteckt. Wenn man dort ankam sah man erstmal nichts vom Grundstück außer dieses recht große Tor und der alten Mauer. Dann hat sich das Grundstück..rechteckig bis an den Strand gezogen. Es war nicht besonders riesig, aber Papà hatte genug Platz dutzende dieser Rosen zu züchten. Du kannst dir das kaum vorstellen. Niemand auf dieser verfluchten Insel kommt auf die Idee genau die Blumen zu züchten, die dort am meisten mit der Sonne zu kämpfen haben - außer er. Ich meine: Wer kommt auf diese Idee? Der gesamte, hintere Garten war voll davon und hat...eh..profumo di fiori", schien sie nach der englischen Übersetzung zu suchen, "..der Geruch der Blume? Ja ehm...es roch. Unheimlich gut. Vielleicht war das der Grund. Eigentlich wollte ich nie damit was zu tun haben und ich durfte das auch nicht wirklich - die Blumen waren heilig. Wirklich. Ein krankes Hobby, aber - niemand fasst die Blumen an. Hab ich dennoch heimlich, aber...das muss keiner wissen. Luci atmete ein leichtes Lachen dahin.
    "Und das Haus selbst..? Hm.. . Klein. Aber so gemütlich und in jeder Hinsicht perfekt. Ich hatte nie irgendetwas für diese leeren und leblosen Wohnungen auf der Citadel übrig, verstehst du? Die sind so riesig und kahl, haben kein verdammtes Leben in sich. Jeden Tag in dem wir auf der Citadel waren wollte ich wieder dorthin zurück und..selbst die Wohnung die ich auf Omega habe reicht da nicht ran. Auch wenn ich das wohl kleinste Apartment genommen habe, dass ich finden konnte. Das Haus auf Palermo hatte diese...neuen Elemente und hat sich trotzdem immer so nach Sizilien angefühlt. Und es hat nichts gefehlt, alles wie es sein sollte: Due pavimenti, zweistöckig, ehm...Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer, sowas wie ein..eh..Il giardino per l'inverno? Kennt ihr das?", sie fragte scheinbar ziellos, wusste nicht, wie sie das Wort übersetzen sollte und beließ es dabei. Wintergärten? Dafür hatten sie kein wirkliches Wort. Hatte man im Schwedischen dafür ein Wort?
    "In meinem eigenen Zimmer war ich hauptsächlich zum Schlafen oder für die Untersuchungen. Manchmal auch zum Lesen wenn ich Ruhe gebraucht hab oder Sergio mich angekotzt hat. Aber die meiste Zeit war ich eigentlich irgendwo draußen. Auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer. Aber im Grunde lag es immer so nah am Strand, wirklich keine...ich schätze vielleicht fünf, zehn Schritte vom Meer entfernt. Vielleicht etwas mehr? Ich hab nie mehr gebraucht als das. Hätte da ewig sitzen können. Vor dem Haus. Im Sand. Einfach nur um aufs Meer zu sehen wenn sie Sonne auf- oder untergeht, der einzigartige Geruch von Salz in der Luft hängt.. ."
    Luceija hob die Nase, damit ihren Kopf, lies bei ihren Schritten, die sie längst weiter durch Straßen geführt hatte dessen Namen sie nicht kannte, kurz die Augen zu fallen und atmete durch. Wenigstens die Illusion brachte ihr diesen Geruch für eine Sekunde zurück. Wirklich nur kurz. Wenn sie sie öffnete war es wieder das triste London, dass sie einst wirklich gemocht hatte, ihr aber mehr und mehr Kummer bereitete als Freude. Zu einer negativen Symbolik verkommen wollte wie es Proteus tat. Wären da nicht Ecken wie diese, zu welcher sie unbewusst in ihrer ewigen Erzählung gewandelt war. Sie kannte diese Straße und erkannte schnell, dass sie zwar noch ein gutes Stück, aber nicht unendlich weit vom North Bent Hospital entfernt sein konnte. Denn das hier war einer dieser Straßen, die sie auch schon bei der Fahrt hier her wiedererkannt hatte. Die, in denen sie gemeinsam spazieren gegangen waren. Damals, als der Regen, der die Sizilianerin längst wieder in einen feuchten Film gehüllt hatte, noch Schnee gewesen war und sich vor ihren Augen der Moment festgesetzt hatte, in denen sie mit einem Lächeln feststellte, wie die Flocken sich in Leifs Haar hielten. Sie lächelte. Unbewusst. "Ich weiß nicht, was ich dir noch sagen soll..", gestand sie dann und verlor das sachte Lächeln wieder. "Außer dass ich...nie an einem schöneren Ort gewesen bin. Und nichts damit für mich vergleichbar ist. Es hatte diesen...Frieden? Egal was irgendwie, irgendwann gewesen ist, dieser Ort hat mich..immer irgendwie gerettet. Genauso wie Palermo selbst. Genauso wie-..". Du, wollte sie sagen. Aber verschluckte das Wort bevor es fliehen konnte. Sie ließ eine Pause.
    "Hm. Jedes Mal zum Beispiel, wenn ich an gutes Essen denke, denk ich daran zurück wie Serg in dieser lächerlichen Schürze in der Küche stand und Arancini geformt hat. Furchtbar langes Prozedere, wirklich lange. Es dauert ewig bis der Reis kocht, bis der Inhalt fertig ist, bis sie die richtige Form haben, paniert sind, frittiert, das alles. Dauert eine Ewigkeit. Wirklich. Aber wenn du dort sitzt und das riechst und siehst, mit wie viel...Leben dieser Mann kocht? Dann ist es alles irgendwie wert gewesen.. . Besonders weil er immer den verdammt richtigen Wein hatte. Ich hätte.. . Ich hätte dir die irgendwann mal machen sollen. Ich kann nicht kochen. Wirklich nicht aber...naja. Ich hätte es vielleicht wenigstens versuchen sollen."

    Irgendwie schwebte eine Art Selbstvorwurf in diesem Geständnis mit. Man hörte es an ihrer Stimme und daran, dass sie langsamer ging. Wieder hatte sie geglaubt sich verlaufen zu haben.



    Kein einziges Wort schob er zwischen ihre. Stattdessen verlangsamte Leif seine schnellen Schritte und passte sie ihrer langsamen, klar linierten Stimme an, die sich so oft wenn sie über Details sprach zuspitzte. Sanft und viel weniger fest, geschweige denn betont stark wirkte, weil sie sich so offensichtlich einfach in dieser Erinnerung verlor. In Erinnerungen eines Teenagers, für den die Welt zwar nach und nach aus den Fugen geriet, obgleich es bis zu einem gewissen Punkt Teil der Normalität schien, doch der aus dieser Zeit auch nicht weniger als vollkommene Geborgenheit kannte. Etwas wie Liebe, vielleicht Familie. Dinge die der Schwede ihr versprochen hatte, ohne sie einzuhalten, lange bevor er sich dem Hyde Park wieder näherte. Ähnlich wie vor Jahren und doch sehr anders. Wer hatte ahnen können dass sie an diesem Punkt landeten? Einem an dem er sich umdrehte, während er mit ihr sprach, aber nicht sie hinter ihm ging, die Hände tief in die Jackentaschen vergraben und offenbar entnervt von einem ihrer winterlichen Spaziergänge. Nein-...Da war nur diese leere Straße, die ohnehin nicht ganz dieselbe war. Dabei war er so dankbar was sie auch jetzt teilten. Eine Vorstellung der er im Kopf nicht ganz folgen konnte, die aber komplettiert werden musste, als er stehenblieb und sie fragte: "Welche Farben?", wollte er wissen. Und bereits den Bruchteil einer Sekunde danach wurde ihm klar das er sie verwirren musste. "Welche Farben hatten diese Rosen?"
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  10. #30
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    Kein einziges Wort schob er zwischen ihre. Stattdessen verlangsamte Leif seine schnellen Schritte und passte sie ihrer langsamen, klar linierten Stimme an, die sich so oft wenn sie über Details sprach zuspitzte. Sanft und viel weniger fest, geschweige denn betont stark wirkte, weil sie sich so offensichtlich einfach in dieser Erinnerung verlor. In Erinnerungen eines Teenagers, für den die Welt zwar nach und nach aus den Fugen geriet, obgleich es bis zu einem gewissen Punkt Teil der Normalität schien, doch der aus dieser Zeit auch nicht weniger als vollkommene Geborgenheit kannte. Etwas wie Liebe, vielleicht Familie. Dinge die der Schwede ihr versprochen hatte, ohne sie einzuhalten, lange bevor er sich dem Hyde Park wieder näherte. Ähnlich wie vor Jahren und doch sehr anders. Wer hatte ahnen können dass sie an diesem Punkt landeten? Einem an dem er sich umdrehte, während er mit ihr sprach, aber nicht sie hinter ihm ging, die Hände tief in die Jackentaschen vergraben und offenbar entnervt von einem ihrer winterlichen Spaziergänge. Nein-...Da war nur diese leere Straße, die ohnehin nicht ganz dieselbe war. Dabei war er so dankbar was sie auch jetzt teilten. Eine Vorstellung der er im Kopf nicht ganz folgen konnte, die aber komplettiert werden musste, als er stehenblieb und sie fragte: "Welche Farben?", wollte er wissen. Und bereits den Bruchteil einer Sekunde danach wurde ihm klar das er sie verwirren musste. "Welche Farben hatten diese Rosen?"


    Irgendwann führten sie ihre benommenen Schritte wieder von einer erst ziellosen Richtung in eine deutlich bekanntere Ecke. Luceija stand von einem Moment auf den anderen am South Carriage Drive. Der einzigen Straße, die sie noch vom Hyde Park trennte und ihr unbewusst einen leichten Schauer auf die Haut spielte, wo sie längst vom mäßigen Regen leicht durchnässt wurde. Es war eine andere Art von Schauer. Diese Mischung aus Vorahnung und Erinnerung. Es fiel ihr schwer, so, wie sie unweit des Zebrastreifens und den kleinen Verkehrsinseln stand, diese Distanz zu überbrücken um den Park zu betreten. "Welche Farben hatten diese Rosen?", fragte er und sie fand sich mit diesem abwesenden Blick wieder. Sie hatte bemerkt wie die Geräusche ähnlicher wurden. Sich in ihrem Ohr und dem anderen anglichen, aber verdrängte diesen Zufall. Oder diese unbewusste Annäherung. "Sie waren...", überlegte sie nicht lange, aber fand den Gedanken so schwer zu fassen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie die Rosen zahlreich den Eingangsbereich säumten, wie sie preisverdächtig schön wuchsen und von der täglichen Aufmerksamkeit des Sizilianers profitierten. Am Gatter entlang, an Büschen beginnend...natürlich und doch etwas künstlich. "..so...ein..viola rosso. Bläulich..violett? So eine modifizierte Sorte."
    Sie bildete sich für den Moment ein, dass es eine Metapher war, die sie erst jetzt entschlüsselte. Die Symbiose von Natur und Kunst, die sich in diesen Rosen zeigte wie in ihr. Eine modifizierte Farbe, ein Stich ins Blau. Biotik? Es war ziemlich sicher, dass es absoluter Humbuk war an solche Gleichungen zu glauben. Aber es schien ihr den nötigen Mut zu geben die Straße zu überqueren und ihre Magnetsohlenstiefel langsam über den leise knirschenden, weichen Boden des Parks zu führen, der so unsäglich ruhig war. Der ihr die Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit wieder einpflanzte, als sie hier lang gegangen waren. An diesem Häuschen, dass auf der anderen Seite dieses Serpentine Lakes lag, sich zu trinken holten und dann einfach dort hinten herumsaßen. Auf dem kalten, gefrorenen Boden oder im Gras. Vor oder nach dem Besuch dieses Weihnachtsmarktes.. .
    "Er würde mich umbringen wenn er wüsste, dass sie alle vermutlich schon in der Sonne verreckt sind.."
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  11. #31
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    Irgendwann führten sie ihre benommenen Schritte wieder von einer erst ziellosen Richtung in eine deutlich bekanntere Ecke. Luceija stand von einem Moment auf den anderen am South Carriage Drive. Der einzigen Straße, die sie noch vom Hyde Park trennte und ihr unbewusst einen leichten Schauer auf die Haut spielte, wo sie längst vom mäßigen Regen leicht durchnässt wurde. Es war eine andere Art von Schauer. Diese Mischung aus Vorahnung und Erinnerung. Es fiel ihr schwer, so, wie sie unweit des Zebrastreifens und den kleinen Verkehrsinseln stand, diese Distanz zu überbrücken um den Park zu betreten. "Welche Farben hatten diese Rosen?", fragte er und sie fand sich mit diesem abwesenden Blick wieder. Sie hatte bemerkt wie die Geräusche ähnlicher wurden. Sich in ihrem Ohr und dem anderen anglichen, aber verdrängte diesen Zufall. Oder diese unbewusste Annäherung. "Sie waren...", überlegte sie nicht lange, aber fand den Gedanken so schwer zu fassen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie die Rosen zahlreich den Eingangsbereich säumten, wie sie preisverdächtig schön wuchsen und von der täglichen Aufmerksamkeit des Sizilianers profitierten. Am Gatter entlang, an Büschen beginnend...natürlich und doch etwas künstlich. "..so...ein..viola rosso. Bläulich..violett? So eine modifizierte Sorte."
    Sie bildete sich für den Moment ein, dass es eine Metapher war, die sie erst jetzt entschlüsselte. Die Symbiose von Natur und Kunst, die sich in diesen Rosen zeigte wie in ihr. Eine modifizierte Farbe, ein Stich ins Blau. Biotik? Es war ziemlich sicher, dass es absoluter Humbuk war an solche Gleichungen zu glauben. Aber es schien ihr den nötigen Mut zu geben die Straße zu überqueren und ihre Magnetsohlenstiefel langsam über den leise knirschenden, weichen Boden des Parks zu führen, der so unsäglich ruhig war. Der ihr die Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit wieder einpflanzte, als sie hier lang gegangen waren. An diesem Häuschen, dass auf der anderen Seite dieses Serpentine Lakes lag, sich zu trinken holten und dann einfach dort hinten herumsaßen. Auf dem kalten, gefrorenen Boden oder im Gras. Vor oder nach dem Besuch dieses Weihnachtsmarktes.. .
    "Er würde mich umbringen wenn er wüsste, dass sie alle vermutlich schon in der Sonne verreckt sind.."


    Leif lachte halblaut und fügte seine von Regen benetzten Lippen langsam wieder zueinander, während er ihr zuhörte. Die Geräuschkulisse machte es schwer ihr folgen zu können, während er die dunkle Traube eines Parks schon überschritten hatte und neben vereinzelten Stimmen den Wassersprenkler selbst schon hörte, obgleich das Wasser ihm noch so weit entfernt vorkam. Der Weg den er ging war weitaus mehr als nur ein Umweg. Aber er war auch dieses Stück einer Erinnerung das er keinesfalls loslassen wollte.
    "Mhm-...Möglich.", stimmte er ihr zu, während das Leder seiner Schuhe sich unter dem Regen der Nacht ähnlich dunkel zu färben schien. "Wenn du willst organisiere ich dir solche Rosen, aber ganz ehrlich: du musst vor seinem Grab stehen und die Eier haben ihn zu bescheißen wenn du ihm weismachen willst dass seien genau die Blumen die er gezüchtet hat."
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  12. #32
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    Leif lachte halblaut und fügte seine von Regen benetzten Lippen langsam wieder zueinander, während er ihr zuhörte. Die Geräuschkulisse machte es schwer ihr folgen zu können, während er die dunkle Traube eines Parks schon überschritten hatte und neben vereinzelten Stimmen den Wassersprenkler selbst schon hörte, obgleich das Wasser ihm noch so weit entfernt vorkam. Der Weg den er ging war weitaus mehr als nur ein Umweg. Aber er war auch dieses Stück einer Erinnerung das er keinesfalls loslassen wollte.
    "Mhm-...Möglich.", stimmte er ihr zu, während das Leder seiner Schuhe sich unter dem Regen der Nacht ähnlich dunkel zu färben schien. "Wenn du willst organisiere ich dir solche Rosen, aber ganz ehrlich: du musst vor seinem Grab stehen und die Eier haben ihn zu bescheißen wenn du ihm weismachen willst dass seien genau die Blumen die er gezüchtet hat."



    Sie lachte. Aus irgendeinem Winkel ihres Daseins heraus schaffte sie es tatsächlich ein leises, verzweifeltes Lachen zu äußern, welches die schmerzliche Erinnerung daran, dass es ein Grab in oder bei Palermo gab auf dem der Name 'Prof. Dott. Ric. Sergio Vittore' stand, wenigstens ein bisschen überdeckte. "Naja..er wird sich dazu wohl nichtmehr äußern können."
    Für einen Moment schwieg sie, sah hinaus in das Dunkel des Parks, nahm die Fontäne auf der ungefähren Mitte des Sees wahr und genoss, wie die Bäume und das Grün den Lärm der Stadt weitestgehend verschluckten. Luci nahm die Lichter wahr, die in ihre Richtung blickten wie viel zu nahe Sterne. Ihr Herz pochte auf eine äußerst starke Weise gegen den Brustkorb. Es war ihr Ort. Hyde Park..North Bent...Die vielen Wege dazwischen. Alles waren Orte, die sie beide mit Erinnerungen gefüllt hatten, die ihr auf diese Weise für Sizilien fehlten. Sie bedauerte es, dass er nie die Schönheit dieser Insel mit ihr hatte bewundern können. Aber insgesamt kam sie zum Schluss, dass sie so viel mehr bedauerte als das. Das hier...So viel mehr fehlte was keine Erinnerung jemals ersetzen konnte.
    "Du fehlst mir..", gab sie mit diesem Flüstern zu, blieb stehen und sah über das Wasser des Sees hinweg. Alles begann sich so fremd und kalt anzufühlen. Immer weniger wie Zuhause..

    Sie wusste nicht, ob dieses Geständnis untergegangen war. Im plötzlichen Lärm eines herannahenden Polizeiwagen, der einige Meter hinter ihr vorbeischoss und das Dunkel in warnendes Blaulicht tunkte. Für einen Moment konnte sie ihn nicht hören... Und bei dem was sie gesagt hatte, war es vielleicht auch besser so...
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  13. #33
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    Sie lachte. Aus irgendeinem Winkel ihres Daseins heraus schaffte sie es tatsächlich ein leises, verzweifeltes Lachen zu äußern, welches die schmerzliche Erinnerung daran, dass es ein Grab in oder bei Palermo gab auf dem der Name 'Prof. Dott. Ric. Sergio Vittore' stand, wenigstens ein bisschen überdeckte. "Naja..er wird sich dazu wohl nichtmehr äußern können."
    Für einen Moment schwieg sie, sah hinaus in das Dunkel des Parks, nahm die Fontäne auf der ungefähren Mitte des Sees wahr und genoss, wie die Bäume und das Grün den Lärm der Stadt weitestgehend verschluckten. Luci nahm die Lichter wahr, die in ihre Richtung blickten wie viel zu nahe Sterne. Ihr Herz pochte auf eine äußerst starke Weise gegen den Brustkorb. Es war ihr Ort. Hyde Park..North Bent...Die vielen Wege dazwischen. Alles waren Orte, die sie beide mit Erinnerungen gefüllt hatten, die ihr auf diese Weise für Sizilien fehlten. Sie bedauerte es, dass er nie die Schönheit dieser Insel mit ihr hatte bewundern können. Aber insgesamt kam sie zum Schluss, dass sie so viel mehr bedauerte als das. Das hier...So viel mehr fehlte was keine Erinnerung jemals ersetzen konnte.
    "Du fehlst mir..", gab sie mit diesem Flüstern zu, blieb stehen und sah über das Wasser des Sees hinweg. Alles begann sich so fremd und kalt anzufühlen. Immer weniger wie Zuhause..

    Sie wusste nicht, ob dieses Geständnis untergegangen war. Im plötzlichen Lärm eines herannahenden Polizeiwagen, der einige Meter hinter ihr vorbeischoss und das Dunkel in warnendes Blaulicht tunkte. Für einen Moment konnte sie ihn nicht hören... Und bei dem was sie gesagt hatte, war es vielleicht auch besser so...


    "Du fehlst mir.."
    Diese Worte waren so weit entfernt gewesen. Bis jetzt. Noch vor Minuten hatte er geschworen er würde ihre Stimme nie wieder auf diese Weise hören. Und beinahe war es so. Denn irgendwo taten sich diese Sirenen auf, die dieses Gespräch vehement zu durchbrechen versuchten und es doch nicht schafften. Am anderen Ufer vorbeirasend, Dreck aufstobend und Leute von ihren Plätzen jagend. Und dabei sah Leif nicht nur etwas. Er glaubte es zu spüren. Diesen alten, unmissverständlichen Druck in seiner Brust der ihm deutlich machte dass er etwas sagen sollte, als er merkte das sie irgendwo hier war. Hin und wieder hatte er bereits vor ihrer Beziehung geglaubt sie gesehen zu haben. Reines Wunschdenken konnte es also sein was seine Augen ihm vielleicht vormachen wollten. Doch seine Ohren verfolgten die Spur der Einsatzwagen. Hörten sie in doppelter Tonspur und zur gleichen Zeit auf seiner Seite enden als auch in dieser Leitung zu ihr, die immer noch stand. Und plötzlich legte er auf. Weil er sich so sicher war und diesen Schritt tun musste, der sein erster in ihre Richtung war. Dort wo er unter der Beleuchtung weiterer herannahender Fahrzeuge sah was sie sein MUSSTE. Nirgends auf der Welt konnte er eine andere Frau ernsthaft für Luceija halten. Nirgends.

    Er war sich sicher. So sicher dass seine Schritte schneller wurden, rannten, sein grau den Punkt fixierten an dem er sie wusste entdeckt zu haben und doch-...Brauchte er eine gefühlte Ewigkeit. Eine Ewigkeit die nichts für sie bereithielt außer dem Schweigen seinerseits, nachdem er aufgelegt hatte, bis er diese Frau endlich wieder entdeckte. Bis seine Augen weit genug sehen konnten um sie auszumachen, ohne das sie ihn wohl entdeckt hatte, während er dieses Stück um den unteren Bogen des Wassers zurückgelegt hatte. Und dann blieb er stehen. Richtete weder Haar noch Sakko und lachte dieses sehr bekannte Lächeln in einem blassen und vom Regen feuchten Gesicht, während er sie kurz musterte. Nur diesen einen Augenblick, bis er ihr die Verwirrung hoffentlich nahm und rief, weil sie beide noch zu weit entfernt waren um sich leiser ansprechen zu können.
    "Müslischleuder?", triggerte er und zog die Schultern hoch. Die verwirrten Blicke zweier Frauen im Vorbeigehen waren auf seiner Seite. "Das was du suchst steht hier unten.", machte Leif die abgewandelte Form eines bedeutend dummen Spruchs zu seiner Begrüßung. Auch wenn er mehr wollte. Wenn er seine Arme ausbreiten und sie einfach halten wollte, traute er sich nicht ganz auf sie zu. Nicht ganz in die Nähe der Frau die ihn jetzt aus grünen Augen ansah, als wäre es ein Weltwunder ihn hier zu treffen. Aber es war sie. Diese zierliche und für ihn seit jeher weltbewegende Schönheit die ihn noch vor kurzem nicht weniger als angefleht hatte bei ihm zu bleiben. Und um Gottes Willen, wie dumm war er gewesen sie abzulehnen? Welche Form von ihm hatte IHR je etwas antun können? Keine-...Die noch oder je wieder existierte, wie es schien. Denn wenn eines sicher war, dann dass er nie dieselben Fehler wieder machen würde. Das er in keiner Form "der Alte" war. Und damit knüpfte er gedanklich nicht nur an Cerberus an. Nicht nur an diese Verhandlung, sondern dieses alles übertreffende Gefühl das sie ihm gab. Und mit dem Leif Luceija ansah. Genau auf dieselbe Weise wie vor Jahren hier in London.
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    "Du fehlst mir.."
    Diese Worte waren so weit entfernt gewesen. Bis jetzt. Noch vor Minuten hatte er geschworen er würde ihre Stimme nie wieder auf diese Weise hören. Und beinahe war es so. Denn irgendwo taten sich diese Sirenen auf, die dieses Gespräch vehement zu durchbrechen versuchten und es doch nicht schafften. Am anderen Ufer vorbeirasend, Dreck aufstobend und Leute von ihren Plätzen jagend. Und dabei sah Leif nicht nur etwas. Er glaubte es zu spüren. Diesen alten, unmissverständlichen Druck in seiner Brust der ihm deutlich machte dass er etwas sagen sollte, als er merkte das sie irgendwo hier war. Hin und wieder hatte er bereits vor ihrer Beziehung geglaubt sie gesehen zu haben. Reines Wunschdenken konnte es also sein was seine Augen ihm vielleicht vormachen wollten. Doch seine Ohren verfolgten die Spur der Einsatzwagen. Hörten sie in doppelter Tonspur und zur gleichen Zeit auf seiner Seite enden als auch in dieser Leitung zu ihr, die immer noch stand. Und plötzlich legte er auf. Weil er sich so sicher war und diesen Schritt tun musste, der sein erster in ihre Richtung war. Dort wo er unter der Beleuchtung weiterer herannahender Fahrzeuge sah was sie sein MUSSTE. Nirgends auf der Welt konnte er eine andere Frau ernsthaft für Luceija halten. Nirgends.

    Er war sich sicher. So sicher dass seine Schritte schneller wurden, rannten, sein grau den Punkt fixierten an dem er sie wusste entdeckt zu haben und doch-...Brauchte er eine gefühlte Ewigkeit. Eine Ewigkeit die nichts für sie bereithielt außer dem Schweigen seinerseits, nachdem er aufgelegt hatte, bis er diese Frau endlich wieder entdeckte. Bis seine Augen weit genug sehen konnten um sie auszumachen, ohne das sie ihn wohl entdeckt hatte, während er dieses Stück um den unteren Bogen des Wassers zurückgelegt hatte. Und dann blieb er stehen. Richtete weder Haar noch Sakko und lachte dieses sehr bekannte Lächeln in einem blassen und vom Regen feuchten Gesicht, während er sie kurz musterte. Nur diesen einen Augenblick, bis er ihr die Verwirrung hoffentlich nahm und rief, weil sie beide noch zu weit entfernt waren um sich leiser ansprechen zu können.
    "Müslischleuder?", triggerte er und zog die Schultern hoch. Die verwirrten Blicke zweier Frauen im Vorbeigehen waren auf seiner Seite. "Das was du suchst steht hier unten.", machte Leif die abgewandelte Form eines bedeutend dummen Spruchs zu seiner Begrüßung. Auch wenn er mehr wollte. Wenn er seine Arme ausbreiten und sie einfach halten wollte, traute er sich nicht ganz auf sie zu. Nicht ganz in die Nähe der Frau die ihn jetzt aus grünen Augen ansah, als wäre es ein Weltwunder ihn hier zu treffen. Aber es war sie. Diese zierliche und für ihn seit jeher weltbewegende Schönheit die ihn noch vor kurzem nicht weniger als angefleht hatte bei ihm zu bleiben. Und um Gottes Willen, wie dumm war er gewesen sie abzulehnen? Welche Form von ihm hatte IHR je etwas antun können? Keine-...Die noch oder je wieder existierte, wie es schien. Denn wenn eines sicher war, dann dass er nie dieselben Fehler wieder machen würde. Das er in keiner Form "der Alte" war. Und damit knüpfte er gedanklich nicht nur an Cerberus an. Nicht nur an diese Verhandlung, sondern dieses alles übertreffende Gefühl das sie ihm gab. Und mit dem Leif Luceija ansah. Genau auf dieselbe Weise wie vor Jahren hier in London.


    Irgendwann und an irgendeinem Punkt nach diesem Lärm, den sie selbst versucht hatte, mit leichtem Druck gegen ihr anderes Ohr abzuschirmen, hatte sie ihn verloren. Wieder einmal. War es die Verbindung? Oder war es dieses grenzwertig dumme Geständnis ihrerseits, dass sie losgelassen hatte ohne darüber nachzudenken. Sie wirkte nahezu panisch in dem was sie tat. Das Armband betrachtete, durch die letzten Verbindungen scrollte und tatsächlich feststellte, dass sie nicht abgerissen, sondern ihr Gesprächspartner aufgelegt hatte. Es ließ sie die Lippen gegeneinander pressen. Seufzen. Ihre Nasenflügel blähten sich in Frustration auf, aber sie hob den Kopf und den Blick über das Wasser auf diese selbstregulierende Art die sie in das Bild von Beherrschung quetschen wollte. Aber es fiel ihr so unsäglich schwer. Denn der Ort war ohne diese Stimme in ihrem Ohr kaum zu ertragen. Hinter ihr rannte ein Jogger vorbei. Zwei ältere Frauen unter einem breiten, britischen Schirm folgten ihm gemächlich und schenkten der Schwarzhaarigen, die hier, erneut leer und leblos, am Ufer stand und es nicht zu interessieren schien, dass es regnete, keine Beachtung. Es wäre nicht aufgefallen wenn sie geweint hätte. Der Regen hätte jedes Rinnsal gut getarnt. Aber sie schaffte es auch nicht neue zu produzieren, wo sich die Leere immer weiter ausdehnte und schließlich Finger und Arme und Zehen und Beine und den ganzen Rest ihres Körpers ausfüllte. Sie sah nach drüben. Ans andere Ufer, welches nicht all zu weit entfernt schien. Und entschied dann, dass dieser Ort ihr alleine kaum etwas geben konnte. Weil immer etwas fehlen würde.

    Luci nahm den Knopf aus ihrem Ohr, presste ihn so zusammen, dass er flach und verstaubar wurde und war gerade dabei die kleine Klappe an dem Armband zu öffnen um es zu verstauen. Bis diese Stimme die Sizilianerin von ihrem Handeln abhielt. Die, die diesen absoluten Insider eines Spitznamens rief. Sie zog die Brauen zweifelnd zusammen, hob den Knopf verwirrt noch einmal an und an ihr Ohr zurück, aber war überzeugt, dass es aus war. Aber woher-..
    Es war bedeutungslos geworden. Sie hatte die Quelle dieser Stimme ausgemacht und ihre Augen so fassungslos auf diesen Punkt gerichtet, als wäre es so unrealistisch gewesen ihn wirklich hier zu treffen. Immerhin war es nur bedingt ein Zufall. Sie beide waren zu Fuß unterwegs. Beide in der Stadt. Und besonders Luceija wäre ohne das Wissen, dass er irgendwo in London herumstreunte vielleicht garnicht erst darauf gekommen, sich selbst die Beine zu vertreten. Also war es nicht wirklich diese Art Zufall, aber dennoch..erschlug sie dieser Anblick immer wieder aufs Neue.

    Noch zu weit weg um leise zu sprechen sah sie Leif stehen. Mit dieser...unverkennbar schwedischen Art, dieses irgendwie dennoch lockere, das befreite, diesem Wesen, dass er überall hin mit trug und sofort dieses Gefühl von 'alles ist irgendwie möglich' und einem normalen, friedlichen Leben versprühte. Selbst jetzt, wo die Blässe, die man im Licht der gedimmten Laternen erkennen konnte, davon zeugte wie schlecht es ihm eigentlich gehen musste. Er war eine Perfektion die sich für sie nicht beschreiben lies. Luceija lächelte dieses Lächeln, dass auf ihrem Gesicht so fremd war. "Verfolgst du mich, cudurra di pisci Fischtörtchen?", rief sie zurück. Die Spaziergängerinnen drehten sich mit Blicken um die den beiden die Geisteskrankheit bescheinigte. Aber das war okay. Alles war in einem einzigen Moment...einfach wieder okay geworden.
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  15. #35
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    Irgendwann und an irgendeinem Punkt nach diesem Lärm, den sie selbst versucht hatte, mit leichtem Druck gegen ihr anderes Ohr abzuschirmen, hatte sie ihn verloren. Wieder einmal. War es die Verbindung? Oder war es dieses grenzwertig dumme Geständnis ihrerseits, dass sie losgelassen hatte ohne darüber nachzudenken. Sie wirkte nahezu panisch in dem was sie tat. Das Armband betrachtete, durch die letzten Verbindungen scrollte und tatsächlich feststellte, dass sie nicht abgerissen, sondern ihr Gesprächspartner aufgelegt hatte. Es ließ sie die Lippen gegeneinander pressen. Seufzen. Ihre Nasenflügel blähten sich in Frustration auf, aber sie hob den Kopf und den Blick über das Wasser auf diese selbstregulierende Art die sie in das Bild von Beherrschung quetschen wollte. Aber es fiel ihr so unsäglich schwer. Denn der Ort war ohne diese Stimme in ihrem Ohr kaum zu ertragen. Hinter ihr rannte ein Jogger vorbei. Zwei ältere Frauen unter einem breiten, britischen Schirm folgten ihm gemächlich und schenkten der Schwarzhaarigen, die hier, erneut leer und leblos, am Ufer stand und es nicht zu interessieren schien, dass es regnete, keine Beachtung. Es wäre nicht aufgefallen wenn sie geweint hätte. Der Regen hätte jedes Rinnsal gut getarnt. Aber sie schaffte es auch nicht neue zu produzieren, wo sich die Leere immer weiter ausdehnte und schließlich Finger und Arme und Zehen und Beine und den ganzen Rest ihres Körpers ausfüllte. Sie sah nach drüben. Ans andere Ufer, welches nicht all zu weit entfernt schien. Und entschied dann, dass dieser Ort ihr alleine kaum etwas geben konnte. Weil immer etwas fehlen würde.

    Luci nahm den Knopf aus ihrem Ohr, presste ihn so zusammen, dass er flach und verstaubar wurde und war gerade dabei die kleine Klappe an dem Armband zu öffnen um es zu verstauen. Bis diese Stimme die Sizilianerin von ihrem Handeln abhielt. Die, die diesen absoluten Insider eines Spitznamens rief. Sie zog die Brauen zweifelnd zusammen, hob den Knopf verwirrt noch einmal an und an ihr Ohr zurück, aber war überzeugt, dass es aus war. Aber woher-..
    Es war bedeutungslos geworden. Sie hatte die Quelle dieser Stimme ausgemacht und ihre Augen so fassungslos auf diesen Punkt gerichtet, als wäre es so unrealistisch gewesen ihn wirklich hier zu treffen. Immerhin war es nur bedingt ein Zufall. Sie beide waren zu Fuß unterwegs. Beide in der Stadt. Und besonders Luceija wäre ohne das Wissen, dass er irgendwo in London herumstreunte vielleicht garnicht erst darauf gekommen, sich selbst die Beine zu vertreten. Also war es nicht wirklich diese Art Zufall, aber dennoch..erschlug sie dieser Anblick immer wieder aufs Neue.

    Noch zu weit weg um leise zu sprechen sah sie Leif stehen. Mit dieser...unverkennbar schwedischen Art, dieses irgendwie dennoch lockere, das befreite, diesem Wesen, dass er überall hin mit trug und sofort dieses Gefühl von 'alles ist irgendwie möglich' und einem normalen, friedlichen Leben versprühte. Selbst jetzt, wo die Blässe, die man im Licht der gedimmten Laternen erkennen konnte, davon zeugte wie schlecht es ihm eigentlich gehen musste. Er war eine Perfektion die sich für sie nicht beschreiben lies. Luceija lächelte dieses Lächeln, dass auf ihrem Gesicht so fremd war. "Verfolgst du mich, cudurra di pisci Fischtörtchen?", rief sie zurück. Die Spaziergängerinnen drehten sich mit Blicken um die den beiden die Geisteskrankheit bescheinigte. Aber das war okay. Alles war in einem einzigen Moment...einfach wieder okay geworden.


    Hatte er diese Antwort erwartet? Wohl nicht. Ganz zu schweigen von diesem Lächeln das ihr Gesicht für-...ihn zu malen schien und so umgehend erwidert wurde das klar machte wie er längst die Kontrolle über seine Gefühle verloren hatte und das was sie preisgaben. War es nicht nur vernünftig gewesen was er getan hatte? Musste er das hier nicht eigentlich hinter sich lassen um irgendwie selbst zu überleben? Vielleicht. Dieser alte Leif, diese hoch professionelle Fassade eines Mediziners unter dem Schirm einer beispiellosen Karriere-...Dieser Teil hätte ihm wohl zugestimmt. Ihn noch vor Jahren für vollkommen unzurechnungsfähig erklärt wo er nun hier stand, sie betrachtete und schlicht wusste das weder ein altes noch ein neues Leben ohne sie existieren konnte. Nichts und niemand würde je wieder behaupten können dass er existierte wenn sie nicht an seiner Seite stand. Wenn sie nicht diese unheilige Allianz aus zwei Regelbrechern und sich füreinander so verändernden Personen ergaben, die sich irgendwo in einem Chaos gefunden hatten, dass es eigentlich unmöglich für sie gestalten wollte sich überhaupt zu verlieben. Je wieder sowie ineinander.
    "Ich hätte ja vorher eine Karte geschrieben oder angerufen, aber-...", begann er plötzlich und wagte weitere Schritte. Langsam, abklärend ob das hier gewollte war, während der Regen sich mehrte und ihn bald völlig würde durchnässt haben. "Die Motive waren nicht ganz mein Ding. Immerhin gab es keine mit Hilfspinguin drauf."
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  16. #36
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    Hatte er diese Antwort erwartet? Wohl nicht. Ganz zu schweigen von diesem Lächeln das ihr Gesicht für-...ihn zu malen schien und so umgehend erwidert wurde das klar machte wie er längst die Kontrolle über seine Gefühle verloren hatte und das was sie preisgaben. War es nicht nur vernünftig gewesen was er getan hatte? Musste er das hier nicht eigentlich hinter sich lassen um irgendwie selbst zu überleben? Vielleicht. Dieser alte Leif, diese hoch professionelle Fassade eines Mediziners unter dem Schirm einer beispiellosen Karriere-...Dieser Teil hätte ihm wohl zugestimmt. Ihn noch vor Jahren für vollkommen unzurechnungsfähig erklärt wo er nun hier stand, sie betrachtete und schlicht wusste das weder ein altes noch ein neues Leben ohne sie existieren konnte. Nichts und niemand würde je wieder behaupten können dass er existierte wenn sie nicht an seiner Seite stand. Wenn sie nicht diese unheilige Allianz aus zwei Regelbrechern und sich füreinander so verändernden Personen ergaben, die sich irgendwo in einem Chaos gefunden hatten, dass es eigentlich unmöglich für sie gestalten wollte sich überhaupt zu verlieben. Je wieder sowie ineinander.
    "Ich hätte ja vorher eine Karte geschrieben oder angerufen, aber-...", begann er plötzlich und wagte weitere Schritte. Langsam, abklärend ob das hier gewollte war, während der Regen sich mehrte und ihn bald völlig würde durchnässt haben. "Die Motive waren nicht ganz mein Ding. Immerhin gab es keine mit Hilfspinguin drauf."


    Die Sizilianerin hatte dieses Glitzern in ihren Augen. Dieses alles aussagende, deutliche Glitzern. Es war dasselbe wie damals hier in London. Dieser Moment, den sie garnicht wirklich selbst wahrgenommen hatte, Leif aber erreicht und irgendwie, in irgendeiner Ebene überwältigt und in diese Fantasie geschleudert hatte, die jetzt eine schmerzliche und so bedrohte Realität war. Es schien wirklich so als wollte niemand ein gutes Haar an dem lassen, was sie beide sich auf so bröckligem Fundament geschaffen hatte.
    Und dieses Lächeln wich nicht aus ihrem Gesicht. Als wolle es schon seit Wochen hervorkommen. Als wäre es nur für diesen Moment geschaffen worden und sprengte sich nun vollkommen aus einem Gefängnis heraus. Es war etwas sanftes und gewohntes und doch so besonderes und irgendwie glückliches und heilendes. Etwas, dass nur er jemals wirklich aktiviert hatte. Weshalb sie nun den Mut und den Willen zeigte, den ungezügelten Wunsch, diese, ihre Schritte in den Magnetsohlenstiefeln weiter voran zu setzen. Immer weiter auf diesen Mann zu.
    "Du hast mir...die kitschigsten Karten überhaupt zugeschickt. Erinnerst du dich? Mit diesem roten Elch? Oder dem typischen Sightseeing-Look aus irgendeinem Boot vor eurer schwedischen Küste? Oder dem Fischer? Oder..", jedes Mal und bei jeder Bezeichnung, jeder Wiedergabe dieser für sie so unendlich besonderen Karten. Und ehe sie sich versah...stand sie da. Vor ihm. Vor dem Inbegriff dessen was sie fühlte, wollte, liebte. "...oder jedes dieser anderen Flaggen- oder Elchkärtchen. Ich weiß nicht wo du die alle gefunden hast, aber...ich bin sicher irgendwann findest du eine mit so einem Pinguin."
    Sie presste ihre Lippen sacht gegeneinander, legte den Kopf sehr leicht und sehr vorsichtig schräg und zog diese extrem auffälligen Augen ein wenig zusammen als sie unterdrücken musste alles was sie in diesen Sekunden so sehr bewegte nicht tausendfach explodieren zu lassen. Während sie voreinander standen. So, als verbiete ihnen irgendjemand den jeweils anderen zu berühren. Und irgendwie war es ja auch so.

    Dieses Mal tat sie den ersten Schritt. Scheinbar nicht viel. Vielleicht auch erstmal etwas recht zurückhaltendes. Aber sie nahm diesen letzten Schritt auf ihn zu. Lies ihre Arme um das vom Regen vollgesogene Sakko greifen und damit um seinen Oberkörper und drückte sich selbst, sehr zaghaft, aber mit diesem deutlichen Willen, an ihn. Und atmete mit einem Mal so tief und so innig, als sei es das erste Mal dass sie das hier tun konnte. Ihn einfach zu umarmen. Egal, wie durchnässt sie waren. Egal, wie sehr es regnete. Egal, was irgendjemand darüber denken mochte.
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  17. #37
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    Es schien als würde es in eben jenem Moment die ganze Welt erfahren. Dieses Gefühl daß er hatte, obgleich er es nicht einmal laut äußerte, sondern nur sein schneller schlagendes Herz für den Blonden sprach. Dieses Herz über dem ihr Ohr lag. Ihr bildschönes Gesicht an seine Brust gepresst die sich eilig hob und wieder senkte um nicht an dieser so drohenden Luftnot zu krepieren.
    "Ja..", hauchte er und versprach sich diese Karte im Zweifel zu malen. Mit seiner lächerlich mageren Kreativität für die sie ihn auslachen dürfte wenn es sie dafür nur auf diese liebevolle Weise daran zurückdenken ließ. Und wenn es sie ihm so nah brachte wie eben jetzt. In diesem wohl schrecklich kitschigen Moment der Leif auf eine Weise bewegte das Tränen ihren Weg über seine Wangen fanden. Getarnt von Regen und der Tatsache daß er so viel größer war als die Italienerin, deren Position er nicht länger standhalten konnte. Die er nicht ertrug wenn ihre Nähe nicht mehr wieder zu dem wurde was sie längst hatten.
    Ihrem Treffen im Gericht gleich umarmte er sie. Strich ihren Rücken entlang und endete an ihrer Hüfte, wo er noch dieses unziemliche Stück weiter fuhr und sie hob. So als sei es nichts. Sie keineswegs kindlich ihre Beine um seine Taille schlingen ließ und sie auf Augenhöhe brachte, womit er diesen Ausdruck ihres tiefen Grüns erneut genießen konnte. Er überließ es Luceija sich an ihm festzuhalten, denn wenigstens eine Hand seinerseits löste sich von ihrem Rücken und fuhr in ihr Gesicht. Hielt ihr Kinn und-... Sprach ihr beinahe diese Liebesbekundungen entgegen, um es am Ende doch nicht zu schaffen bevor er sie küsste. Ungewohnt zärtlich ihre Unterlippe einfing und sie mit der Art eines Teenagers so festhielt. Unter Regen, der ihn ohne Zweifel krank machen würde. Unter dem seine Narben unangenehm zogen, da seine Kleidung längst völlig durchnässt war. Und doch passte kein einziger Tropfen zwischen diese beiden, die hier zweifelsohne Aufmerksamkeit erregen würden.
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  18. #38
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    Es schien als würde es in eben jenem Moment die ganze Welt erfahren. Dieses Gefühl daß er hatte, obgleich er es nicht einmal laut äußerte, sondern nur sein schneller schlagendes Herz für den Blonden sprach. Dieses Herz über dem ihr Ohr lag. Ihr bildschönes Gesicht an seine Brust gepresst die sich eilig hob und wieder senkte um nicht an dieser so drohenden Luftnot zu krepieren.
    "Ja..", hauchte er und versprach sich diese Karte im Zweifel zu malen. Mit seiner lächerlich mageren Kreativität für die sie ihn auslachen dürfte wenn es sie dafür nur auf diese liebevolle Weise daran zurückdenken ließ. Und wenn es sie ihm so nah brachte wie eben jetzt. In diesem wohl schrecklich kitschigen Moment der Leif auf eine Weise bewegte das Tränen ihren Weg über seine Wangen fanden. Getarnt von Regen und der Tatsache daß er so viel größer war als die Italienerin, deren Position er nicht länger standhalten konnte. Die er nicht ertrug wenn ihre Nähe nicht mehr wieder zu dem wurde was sie längst hatten.
    Ihrem Treffen im Gericht gleich umarmte er sie. Strich ihren Rücken entlang und endete an ihrer Hüfte, wo er noch dieses unziemliche Stück weiter fuhr und sie hob. So als sei es nichts. Sie keineswegs kindlich ihre Beine um seine Taille schlingen ließ und sie auf Augenhöhe brachte, womit er diesen Ausdruck ihres tiefen Grüns erneut genießen konnte. Er überließ es Luceija sich an ihm festzuhalten, denn wenigstens eine Hand seinerseits löste sich von ihrem Rücken und fuhr in ihr Gesicht. Hielt ihr Kinn und-... Sprach ihr beinahe diese Liebesbekundungen entgegen, um es am Ende doch nicht zu schaffen bevor er sie küsste. Ungewohnt zärtlich ihre Unterlippe einfing und sie mit der Art eines Teenagers so festhielt. Unter Regen, der ihn ohne Zweifel krank machen würde. Unter dem seine Narben unangenehm zogen, da seine Kleidung längst völlig durchnässt war. Und doch passte kein einziger Tropfen zwischen diese beiden, die hier zweifelsohne Aufmerksamkeit erregen würden.


    Auf dem Weg zurück hier hin und in seine Arme war etwas von der Sizilianerin abgefallen. Sie hatte etwas verloren, dass sie diese künstliche Scheu vor einem Mann nehmen ließ, mit dem sie längst intimer gewesen war als mit jedem anderen in ihrem Leben. Nicht nur körperlich. Und dennoch war klar wie viel hier noch zwischen ihnen lag, seelisches, sowohl Ballast als auch Unbekanntes, alles, was in dieser Sekunde so irrelevant wurde obwohl sie beide es eigentlich als höchste Priorität hätten sehen müssen. Doch sie waren unvernünftig. Auf eine romantisierte, phantastische Weise unvernünftig, mit der sie tonlos gegen die Lippen Leifs seufzte, als er sie küsste. Und sie lächelte. Zum Trotz dieser ganzen, nervenzehrenden Stunden lächelte sie jetzt als sie sich an ihm halten durfte und sich beide, dünne Arme haltsuchend um seinen Hals schlang. Sie erfühlte seine Schultern und den Nacken, gleichzeitig seine Lippen, als sie jede einzelne Sekunde so leidenschaftlich erwiderte. Und ja. Jetzt war es gut. Für wenige Sekunden. Für den verdammten, kleinen Bruchteil eines schier endlosen Lebens war alles einfach nur gut und perfekt. Mit dem Regen. Mit den durchnässten Klamotten. Mit allem.

    Lucis Hände versuchten nicht nur diesen Halt zu finden, sie versuchten zu erreichen was sie erreichen konnte. Diesen Haaransatz mit feuchtem Blond. Irgendwann seine Wange. Wieder und wieder griffen ihre Lippen so zärtlich nach seinen, erwiderten jede seiner Bewegungen mit absoluter Unbeschwertheit. Und sie roch ihn. Die Perfektion seines Duftes, die sich aus den natürlichen Nuancen, Aftershave, und anderen Produkten mischte, bei der sie sich so wohl fühlte wie bei niemand anderem. Er war es einfach. Ohne jegliche Zweifel. Er war es. Dieser Mann. Er, der schon längst alles von ihr besaß und keiner anderen Person auf dieser oder einer anderen Welt mehr Luft geben konnte das hier zu überbieten. Das schien an so vielem sichtbar. Wie er sie hielt, wie er sie berührte, welche positiven Emotionen sie beim ersten Blick überschwemmten und jetzt, wie sie einander hielten und küssten, komplett übermannten. Er war es. Daran gab es keinen Zweifel.

    Auch an diesem Blick nicht, der für alle Außenstehende, besonders in dieser Haltung, nicht deutlicher sein konnte. Der dieses Lächeln aussandte, als sich die Lippen erstmalig voneinander lösten, sie sich atmen ließen und ihre Hände sein Gesicht umgriffen. "Hey...", flüsterte sie ihm lächelnd entgegen und akzeptierte den Regen als einer von ihnen.
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  19. #39
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    Auf dem Weg zurück hier hin und in seine Arme war etwas von der Sizilianerin abgefallen. Sie hatte etwas verloren, dass sie diese künstliche Scheu vor einem Mann nehmen ließ, mit dem sie längst intimer gewesen war als mit jedem anderen in ihrem Leben. Nicht nur körperlich. Und dennoch war klar wie viel hier noch zwischen ihnen lag, seelisches, sowohl Ballast als auch Unbekanntes, alles, was in dieser Sekunde so irrelevant wurde obwohl sie beide es eigentlich als höchste Priorität hätten sehen müssen. Doch sie waren unvernünftig. Auf eine romantisierte, phantastische Weise unvernünftig, mit der sie tonlos gegen die Lippen Leifs seufzte, als er sie küsste. Und sie lächelte. Zum Trotz dieser ganzen, nervenzehrenden Stunden lächelte sie jetzt als sie sich an ihm halten durfte und sich beide, dünne Arme haltsuchend um seinen Hals schlang. Sie erfühlte seine Schultern und den Nacken, gleichzeitig seine Lippen, als sie jede einzelne Sekunde so leidenschaftlich erwiderte. Und ja. Jetzt war es gut. Für wenige Sekunden. Für den verdammten, kleinen Bruchteil eines schier endlosen Lebens war alles einfach nur gut und perfekt. Mit dem Regen. Mit den durchnässten Klamotten. Mit allem.

    Lucis Hände versuchten nicht nur diesen Halt zu finden, sie versuchten zu erreichen was sie erreichen konnte. Diesen Haaransatz mit feuchtem Blond. Irgendwann seine Wange. Wieder und wieder griffen ihre Lippen so zärtlich nach seinen, erwiderten jede seiner Bewegungen mit absoluter Unbeschwertheit. Und sie roch ihn. Die Perfektion seines Duftes, die sich aus den natürlichen Nuancen, Aftershave, und anderen Produkten mischte, bei der sie sich so wohl fühlte wie bei niemand anderem. Er war es einfach. Ohne jegliche Zweifel. Er war es. Dieser Mann. Er, der schon längst alles von ihr besaß und keiner anderen Person auf dieser oder einer anderen Welt mehr Luft geben konnte das hier zu überbieten. Das schien an so vielem sichtbar. Wie er sie hielt, wie er sie berührte, welche positiven Emotionen sie beim ersten Blick überschwemmten und jetzt, wie sie einander hielten und küssten, komplett übermannten. Er war es. Daran gab es keinen Zweifel.

    Auch an diesem Blick nicht, der für alle Außenstehende, besonders in dieser Haltung, nicht deutlicher sein konnte. Der dieses Lächeln aussandte, als sich die Lippen erstmalig voneinander lösten, sie sich atmen ließen und ihre Hände sein Gesicht umgriffen. "Hey...", flüsterte sie ihm lächelnd entgegen und akzeptierte den Regen als einer von ihnen.


    Wie unvernünftig sie waren schien gleichgültig. Denn im Moment des ersten Kusses schienen seine Synapsen zu explodieren. Neuartige Signale in jeden Teil seines Körpers schießen und ihn erneut erkennen zu lassen wie wertvoll das hier war. Wie lächerlich naiv der Glaube daran gewesen sein musste sie je gehen lassen zu können. Cerberus WAR der einzige Weg. Die einzige Möglichkeit sie am Leben zu halten und die einzige Möglichkeit vielleicht doch noch jede Sekunde an ihrer Seite verbringen und im Zweifel sterben zu dürfen. Etwas anderes blieb ohnehin nicht. Nicht wenn sie ging oder er wieder diese Karten schreiben würde auf die über kurz oder lang ohnehin keine Antwort mehr zu erwarten war, vielleicht auch weil ihr etwas zugestoßen war oder-...Weil diese Möglichkeit eines anderen Mannes bestand. Irgendjemand der sie nicht verdiente. Und es gab niemanden der das tat. Nicht einmal Leif selbst, der ihre atemlose Begrüßung lange nicht erwiderte, während sie sich ganz automatisch an ihn schmiegte und nicht wieder losließ. Schon immer hatte ihn beeindruckt wie sie auf diese Weise zusammen funktionierten. Ineinandergriffen und nicht selten dasselbe dachten ohne es je auszusprechen.
    "Bitte sag mir dass du nicht vorhast sofort wieder zu gehen.", hauchte er und klagte damit nicht im Geringsten an, sondern machte deutlich wie glücklich er hierüber war. Wie gering er die Absicht schätzte sie sofort wieder aus den Händen zu geben und die nächsten Stunden allein zu verbringen. So wie Leif es kaum noch gewohnt war, weil er sein Gesicht, wie jetzt, in ihren Haaren unterhalb des Ansatzes vergraben wollte. Selbst diese Stelle mit Küssen bedeckte und ihren Hals abwärts wanderte, wo er letztlich in seinen Gesten verblieb und die Augen schloss. Er wollte das hier um nichts in der Welt wieder aufgeben. Nie wieder.
    AeiaCarol ist offline

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    Wie unvernünftig sie waren schien gleichgültig. Denn im Moment des ersten Kusses schienen seine Synapsen zu explodieren. Neuartige Signale in jeden Teil seines Körpers schießen und ihn erneut erkennen zu lassen wie wertvoll das hier war. Wie lächerlich naiv der Glaube daran gewesen sein musste sie je gehen lassen zu können. Cerberus WAR der einzige Weg. Die einzige Möglichkeit sie am Leben zu halten und die einzige Möglichkeit vielleicht doch noch jede Sekunde an ihrer Seite verbringen und im Zweifel sterben zu dürfen. Etwas anderes blieb ohnehin nicht. Nicht wenn sie ging oder er wieder diese Karten schreiben würde auf die über kurz oder lang ohnehin keine Antwort mehr zu erwarten war, vielleicht auch weil ihr etwas zugestoßen war oder-...Weil diese Möglichkeit eines anderen Mannes bestand. Irgendjemand der sie nicht verdiente. Und es gab niemanden der das tat. Nicht einmal Leif selbst, der ihre atemlose Begrüßung lange nicht erwiderte, während sie sich ganz automatisch an ihn schmiegte und nicht wieder losließ. Schon immer hatte ihn beeindruckt wie sie auf diese Weise zusammen funktionierten. Ineinandergriffen und nicht selten dasselbe dachten ohne es je auszusprechen.
    "Bitte sag mir dass du nicht vorhast sofort wieder zu gehen.", hauchte er und klagte damit nicht im Geringsten an, sondern machte deutlich wie glücklich er hierüber war. Wie gering er die Absicht schätzte sie sofort wieder aus den Händen zu geben und die nächsten Stunden allein zu verbringen. So wie Leif es kaum noch gewohnt war, weil er sein Gesicht, wie jetzt, in ihren Haaren unterhalb des Ansatzes vergraben wollte. Selbst diese Stelle mit Küssen bedeckte und ihren Hals abwärts wanderte, wo er letztlich in seinen Gesten verblieb und die Augen schloss. Er wollte das hier um nichts in der Welt wieder aufgeben. Nie wieder.


    "..ich hab' nicht vor sofort wieder zu gehen.", flüsterte sie. Selten hatten sich ihre Arme so hartnäckig und unnachgiebig um ihn geschlungen und sich an ihm festgehalten. Sie schloss sich unbewusst an und ihre Augen, als sie ohnehin dieses atemlose Wimmern verlor und er ihren Hals geküsst hatte. Ihr Gesicht lag irgendwo an seinem. Lucis Finger gruben sich so tief in den Stoff seines Sakko und den feuchten Ansatz seiner blonden Haare, dass es den Eindruck machte, als wolle sie sich ewig so festhaken. Und am liebsten hätte sie das auch. Denn das, was da in ihrem Brustkorb pulsierte, war das schnellste und schönste Gefühl, dass sie in ihrem Leben empfinden konnte. Das schönste überhaupt.

    Irgendwann, vermutlich nach Stunden, tatsächlich aber eher einigen Minuten, lockerten sich ihre Beine um ihn und fanden irgendwann einen Boden, den sie glaubte, nie wieder finden zu können, weil sie so sehr über allem zu schweben schien. Die Stiefel setzten auf dem asphaltierten Weg auf. Irgendwann verließen ihre Hände die Schultern des Mannes und strichen stattdessen an seinen Armen hinunter, bis sie diese, seine perfekten Hände in ihren halten durfte. Und sah auf. In das bezaubernde Grau, dass sie lächeln lies. Wieder. So ehrlich und ja, längst überwältigt. Nicht ewig war es möglich einfach nur so vor ihm zu stehen, tatsächlich musste sie sein Gesicht an der Wange wieder zu sich ziehen, hinunter auf ihre eigene, so viel tiefere Augenhöhe, um ihn vor der kitschigen Kulisse des Wassers und der dürftigen Beleuchtung Londons nochmal so zu küssen als sei es etwas, dass sie nie zuvor getan hatte. Sanft. Zärtlich. Langsam. "Was hast du diese Nacht vor?", flüsterte sie ihm zwischen zwei Küssen zu.
    Luceija ist offline

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