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  1. #181
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Da schob sich die 'Ich bin interessiert'-Augenbraue Talbots wieder nach oben. Das war ja höchst interessant. Nicht nur, dass der Spanier es geschafft hatte, mehrere Versionen dieser Geschichte innerhalb weniger Wochen zu erzählen, sondern auch, dass er an wichtigster Stelle stoppte und schwieg. Bedächtig zu Boden sah. Luceija, von ihren Platz aus, hatte Vigilio längst flüsternd, aber rhetorisch gefragt, an welcher Stelle Sie und der Spanier denn Freunde waren, sah verwirrt aus, aber auch ihr Bruder fand da keine Antwort. Es tat der Verhandlung oder ihr im Speziellen jedenfalls nicht schlecht. Welche Details er erzählte, dann vielleicht schon eher. Man solle gesehen haben, dass sie sich mögen? Hatte sie das eben richtig gehört? Luci war so von sich und ihren schauspielerischen Fähigkeiten überzeugt, dass sie, selbst im Suff, glaubte, sie könne verdecken wie gut sie sich mit Leif verstand. Und wie hoffnungslos verliebt sie in den Arzt zu dieser Zeit schon war. Sie schluckte schwer.

    "Ja, Mister Aguiler? Was 'aber'? Sprechen Sie ruhig weiter. Und dabei...denken Sie vielleicht noch ein bisschen genauer darüber nach, WAS sie wirklich gesehen haben und verzichten auf die langen Umschreibungen. Wo hat - und verzeihen Sie mir nun bitte diese klischeehafte Bezeichnung - wo genau hat Doktor Svensson seine Patientin angefasst?", er wollte sich herantasten, denn er hatte in der Akte bereits gelesen, dass Mister Aguiler psychisch alles andere als auf der Höhe war und sein initialer Auftritt bestätigte diesen Zustand. Aber der Spanier gab ihm wenig Chancen. Und die Holzhammer-Methode war in diesen Konstellationen oftmals die sicherste. Er musste nur oft genug zuhauen.


    Der Dunkelhaarige zuckte zusammen. Was hatte der Doctor ihm noch gesagt? Atmen. Gleichmäßiges, ruhiges atmen hilft. Es befreit einen aus jeder Not. Das hatte er ihm auf Spanisch erzählt. Nur irgendwie professioneller. Er sprach es ganz passabel, aber deutlich ohne die typisch landsmännische Leidenschaft. Gaël wollte den Blonden nicht verraten. Er wusste was dann kam. Genug Leute sahen ihn an wie einen Tölpel. Dasselbe sollte nicht auch Doctor Svensson tun. Oder Doctor Abuyin, der ihm beinahe schon ein Freund geworden war.
    "Ich-...Ich weiß nicht genau, Señor.", log der Südländer. "Sie haben sich nicht-...Geküsst. Sagen Sie das so?", vergewisserte er sich und sah einen der Zuschauer zustimmend nicken.
    "Sie mögen sich, sie-...sie haben geliebt Luis' Musik und es war ein Abend mit viel changüí. Ich habe geliebt eine Fremde in dieser Nacht, Señor, wissen Sie? Es gehört dazu ein bisschen zu haben Spaß und-...sexualidad bei einer celebración, aber-...Ich-...Ich denke nicht, dass hatte Doctor zu viel afecto für die Señorita, ja? Ich habe nicht gesehen ob sie sind gegangen zusammen. Ich habe gesehen nada."

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  2. #182
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    Der Dunkelhaarige zuckte zusammen. Was hatte der Doctor ihm noch gesagt? Atmen. Gleichmäßiges, ruhiges atmen hilft. Es befreit einen aus jeder Not. Das hatte er ihm auf Spanisch erzählt. Nur irgendwie professioneller. Er sprach es ganz passabel, aber deutlich ohne die typisch landsmännische Leidenschaft. Gaël wollte den Blonden nicht verraten. Er wusste was dann kam. Genug Leute sahen ihn an wie einen Tölpel. Dasselbe sollte nicht auch Doctor Svensson tun. Oder Doctor Abuyin, der ihm beinahe schon ein Freund geworden war.
    "Ich-...Ich weiß nicht genau, Señor.", log der Südländer. "Sie haben sich nicht-...Geküsst. Sagen Sie das so?", vergewisserte er sich und sah einen der Zuschauer zustimmend nicken.
    "Sie mögen sich, sie-...sie haben geliebt Luis' Musik und es war ein Abend mit viel changüí. Ich habe geliebt eine Fremde in dieser Nacht, Señor, wissen Sie? Es gehört dazu ein bisschen zu haben Spaß und-...sexualidad bei einer celebración, aber-...Ich-...Ich denke nicht, dass hatte Doctor zu viel afecto für die Señorita, ja? Ich habe nicht gesehen ob sie sind gegangen zusammen. Ich habe gesehen nada."



    Das Lächeln war so charmant wie dreist. Er fragte sich ernsthaft, was sich der Spanier von dieser Farce erhoffte, denn was klar war - was ihnen beiden klar sein musste war, dass die Aussage, die er vorab der Verhandlung getroffen hatte eine gänzlich andere und detailliertere war. "In Ordnung Mister Aguiler, ich habe vollkommenes Verständnis dafür, dass sie sich hier in einer unangenehmen Lage befinden. Dass sie offensichtliche Sympathien zum Doktor und der Riege der Angestellten von C-Darwin haben - machen Sie sich darüber keine Gedanken, das verstehe ich. Was ich nicht verstehe ist, weshalb sie sich bewusst strafbar machen, Mister Aguiler." Er sprach sanft, aber deutlich. "Sie wissen warum?" Er drehte sich und lief auf seinen Tisch zu, wo er ein anderes Datapad zu sich nahm und, zwischen die Finger geklemmt, hochhielt. "Sie haben, vorab dieser Verhandlung, eine Aussage abgegeben. Wir haben sie sowohl schriftlich hier vorliegen, als auch die entsprechenden Audioaufnahmen dazu, auf denen Sie eine, sagen wir, abweichende Ansicht geteilt haben. Also lassen Sie mich sagen: Ja, ich verstehe, dass Sie weder den Angeklagten noch andere Personen gegen sich aufhetzen möchten, aber dieser Saal ist ein geschützter Raum und zudem sind Sie verpflichtet, die Wahrheit vor Gericht zu sagen. Sie wurden dahingehend bereits belehrt, auch darüber, dass sie im Falle einer bewussten Täuschung, die hier bereits vorliegen könnte, mit bis zu 3 Monaten Freiheitsstrafe rechnen können - ist Ihnen das die gute Beziehung zu Doktor Svensson wirklich wert?"

    "Also, Mister Aguiler, ich bitte Sie nochmal: Sagen Sie mir und dem Gericht, welche exakten Berührungen Sie zwischen Doktor Svensson und Miss Ascaiath beobachtet haben."
    , bat, nein, forderte er nun mit deutlich strengerem Ton.
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  3. #183
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    Das Lächeln war so charmant wie dreist. Er fragte sich ernsthaft, was sich der Spanier von dieser Farce erhoffte, denn was klar war - was ihnen beiden klar sein musste war, dass die Aussage, die er vorab der Verhandlung getroffen hatte eine gänzlich andere und detailliertere war. "In Ordnung Mister Aguiler, ich habe vollkommenes Verständnis dafür, dass sie sich hier in einer unangenehmen Lage befinden. Dass sie offensichtliche Sympathien zum Doktor und der Riege der Angestellten von C-Darwin haben - machen Sie sich darüber keine Gedanken, das verstehe ich. Was ich nicht verstehe ist, weshalb sie sich bewusst strafbar machen, Mister Aguiler." Er sprach sanft, aber deutlich. "Sie wissen warum?" Er drehte sich und lief auf seinen Tisch zu, wo er ein anderes Datapad zu sich nahm und, zwischen die Finger geklemmt, hochhielt. "Sie haben, vorab dieser Verhandlung, eine Aussage abgegeben. Wir haben sie sowohl schriftlich hier vorliegen, als auch die entsprechenden Audioaufnahmen dazu, auf denen Sie eine, sagen wir, abweichende Ansicht geteilt haben. Also lassen Sie mich sagen: Ja, ich verstehe, dass Sie weder den Angeklagten noch andere Personen gegen sich aufhetzen möchten, aber dieser Saal ist ein geschützter Raum und zudem sind Sie verpflichtet, die Wahrheit vor Gericht zu sagen. Sie wurden dahingehend bereits belehrt, auch darüber, dass sie im Falle einer bewussten Täuschung, die hier bereits vorliegen könnte, mit bis zu 3 Monaten Freiheitsstrafe rechnen können - ist Ihnen das die gute Beziehung zu Doktor Svensson wirklich wert?"

    "Also, Mister Aguiler, ich bitte Sie nochmal: Sagen Sie mir und dem Gericht, welche exakten Berührungen Sie zwischen Doktor Svensson und Miss Ascaiath beobachtet haben."
    , bat, nein, forderte er nun mit deutlich strengerem Ton.


    Audioaufzeichnungen. Freiheitsstrafe. Die beiden Worte brüllten seinen labilen Verstand an, aufzugeben. Jedes Details ausführlich darzulegen und schließlich mit seinem Arzt zu brechen. Diesem Mann-...Diesen beiden Männern, die ihm etwas geschenkt hatten. Die diese heilsame Zeit auf Proteus ausgemacht und nie hinterfragt hatten, wieso er war wie er war. Denn nicht allein der Angriff auf die Citadel war daran schuld. Jeder Mensch, der Gaël kennen lernte, konnte das abschätzen.
    "Bitte, Señor, ich habe nicht gesehen mehr.", behauptete der Dunkelhaarige weiterhin und klammerte sich an Luis'. "Ich will den Doctor nicht bringen in-...instríngulis. Vielleicht ich habe mich geirrt bei diese Befragung. Ich habe gesehen nada. Meine Augen waren nur für Luis' und eine fremde Señorita. Bitte-...Bitte nicht weiter fragen.", bat der Spanier leise und sah wieder zu Boden.

    "Vielleicht würde sich eine Pause zu Gunsten des Zeugen anbieten, Kollege Talbot?", warf Alicia ein, die genau Leifs Anweisung und der nervösen Haltung von Doktor Sharidi folgte. Sie hatte kein Mitleid mit Aguiler und würde ihn, auf der anderen Seite stehend, ebenso konsequent demaskieren, wie der Staatsanwalt es tat. Doch-...Ob der imaginäre Holzhammer zielführend war, das wagte sie zu bezweifeln.
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  4. #184
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    Audioaufzeichnungen. Freiheitsstrafe. Die beiden Worte brüllten seinen labilen Verstand an, aufzugeben. Jedes Details ausführlich darzulegen und schließlich mit seinem Arzt zu brechen. Diesem Mann-...Diesen beiden Männern, die ihm etwas geschenkt hatten. Die diese heilsame Zeit auf Proteus ausgemacht und nie hinterfragt hatten, wieso er war wie er war. Denn nicht allein der Angriff auf die Citadel war daran schuld. Jeder Mensch, der Gaël kennen lernte, konnte das abschätzen.
    "Bitte, Señor, ich habe nicht gesehen mehr.", behauptete der Dunkelhaarige weiterhin und klammerte sich an Luis'. "Ich will den Doctor nicht bringen in-...instríngulis. Vielleicht ich habe mich geirrt bei diese Befragung. Ich habe gesehen nada. Meine Augen waren nur für Luis' und eine fremde Señorita. Bitte-...Bitte nicht weiter fragen.", bat der Spanier leise und sah wieder zu Boden.

    "Vielleicht würde sich eine Pause zu Gunsten des Zeugen anbieten, Kollege Talbot?", warf Alicia ein, die genau Leifs Anweisung und der nervösen Haltung von Doktor Sharidi folgte. Sie hatte kein Mitleid mit Aguiler und würde ihn, auf der anderen Seite stehend, ebenso konsequent demaskieren, wie der Staatsanwalt es tat. Doch-...Ob der imaginäre Holzhammer zielführend war, das wagte sie zu bezweifeln.


    Er spürte, wie nah er an der Lösung war. Wie unmittelbar der Franz-Brite davor stand, eine verdammte, ehrliche Aussage aus dem verwirrten Mann zu quetschen wie den letzten Rest Paste aus einer Zahnpastatube. Es ging hier um die Scheiß Wahrheit, die er ihnen allen vorenthielt. Und niemandem außer Svensson würde es helfen, wenn Aguiler nun stumm blieb. Er konnte nicht einschätzen wie tief die Straftat des Blonden reichte, aber wenn es sich wirklich um Missbrauch handelte, er vielleicht sogar noch auf weitere Patientinnen los gelassen werden würde wenn er sich eigentlich nur an ihnen vergriff, dann würde Talbot sich mitschuldig machen, jetzt nicht weiter an der Sache geblieben zu sein. "Euer Ehren, Miss Sjörgens Vorschlag ist absolut irrelevant und beeinträchtigt die Wahrheitsfindung hier massivst - Mister Aguiler - sie haben bereits eine Aussage abgelegt, sagen sie mir und dem Gericht jetzt, welche hiervon der Wahrheit entspricht und bei welcher Sie nur unsere Zeit verschwenden! Sie sagen selbst, es gab eine ausführlichere Annäherung beider Parteien, sie räumen ein, dass sie sich im Rausch der Feier, langer Bekanntschaft und vermutlich starker Anziehung besonders gut miteinander verstanden haben und Doktor Svensson bestätigte erst gestern, dass er in der Tat zu diesem Zeitpunkt bereits in Miss Ascaiath verliebt war. Das haben wir schriftlich. Also braucht es Ihre Beschönigungen nicht, Mister Aguiler. Alles was ich von Ihnen hören will ist die Wahrheit, also SAGEN sie uns wie genau der Doktor die Geschädigte berührte."

    Van Oostveen musste sich auf diese Situation besinnen und wog ab, ob es Sinn machte, eine Pause einzulegen oder nicht. Er musterte immer wieder das Zusammenspiel aus Talbot, Aguiler, Svensson und Sharidi, die Blicke, Panik und Reaktion. Auch Ascaiath beobachtete er kurz, die etwas verkrampft aber weitestgehend monoton in den Reihen der Zuschauer sass. "Bitte beantworten Sie die Frage, Mister Aguiler.", entschied er schließlich mit festem Blick, aber nicht gänzlich so hart wie es den Anschein machte. Er wog lediglich ab. Das Wissen aber, dass mehrere Aerzte hier waren um ihm im Notfall zu assistieren reichte ihm um ihn antworten zu lassen. Denn seine vorherige Aussage lag auch Van Oostveen und jedem anderen auf der Vorderseite des Saales hier vor. Und ja. Diese war deutlich anders als das, was er nun hier von sich gab.
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  5. #185
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    Er spürte, wie nah er an der Lösung war. Wie unmittelbar der Franz-Brite davor stand, eine verdammte, ehrliche Aussage aus dem verwirrten Mann zu quetschen wie den letzten Rest Paste aus einer Zahnpastatube. Es ging hier um die Scheiß Wahrheit, die er ihnen allen vorenthielt. Und niemandem außer Svensson würde es helfen, wenn Aguiler nun stumm blieb. Er konnte nicht einschätzen wie tief die Straftat des Blonden reichte, aber wenn es sich wirklich um Missbrauch handelte, er vielleicht sogar noch auf weitere Patientinnen los gelassen werden würde wenn er sich eigentlich nur an ihnen vergriff, dann würde Talbot sich mitschuldig machen, jetzt nicht weiter an der Sache geblieben zu sein. "Euer Ehren, Miss Sjörgens Vorschlag ist absolut irrelevant und beeinträchtigt die Wahrheitsfindung hier massivst - Mister Aguiler - sie haben bereits eine Aussage abgelegt, sagen sie mir und dem Gericht jetzt, welche hiervon der Wahrheit entspricht und bei welcher Sie nur unsere Zeit verschwenden! Sie sagen selbst, es gab eine ausführlichere Annäherung beider Parteien, sie räumen ein, dass sie sich im Rausch der Feier, langer Bekanntschaft und vermutlich starker Anziehung besonders gut miteinander verstanden haben und Doktor Svensson bestätigte erst gestern, dass er in der Tat zu diesem Zeitpunkt bereits in Miss Ascaiath verliebt war. Das haben wir schriftlich. Also braucht es Ihre Beschönigungen nicht, Mister Aguiler. Alles was ich von Ihnen hören will ist die Wahrheit, also SAGEN sie uns wie genau der Doktor die Geschädigte berührte."

    Van Oostveen musste sich auf diese Situation besinnen und wog ab, ob es Sinn machte, eine Pause einzulegen oder nicht. Er musterte immer wieder das Zusammenspiel aus Talbot, Aguiler, Svensson und Sharidi, die Blicke, Panik und Reaktion. Auch Ascaiath beobachtete er kurz, die etwas verkrampft aber weitestgehend monoton in den Reihen der Zuschauer sass. "Bitte beantworten Sie die Frage, Mister Aguiler.", entschied er schließlich mit festem Blick, aber nicht gänzlich so hart wie es den Anschein machte. Er wog lediglich ab. Das Wissen aber, dass mehrere Aerzte hier waren um ihm im Notfall zu assistieren reichte ihm um ihn antworten zu lassen. Denn seine vorherige Aussage lag auch Van Oostveen und jedem anderen auf der Vorderseite des Saales hier vor. Und ja. Diese war deutlich anders als das, was er nun hier von sich gab.


    Da war er wieder. Dieser stechende Schmerz. Der Druck. Das Gefühl von Zerbersten. Seine Lunge schien zu brennen. Sein Atem ging schwer und doch schnell hintereinander. Gaël schwitzte. Sichtbar. Über die Stirn und in regelrechten Wasserfällen seinen Rücken hinab. Er wollte den Staatsanwalt anflehen still zu sein, doch es ging nicht. Ihm wurde schwarz vor Augen. Seine Pupillen weiteten sich, sein Sitz wurde wackelig, er japste, voller Angst davor, jeden Moment umzukippen. Dieses Mal konnte es keine Panikattacke sein, dachte der Südländer. Dieses Mal war es der Herzinfarkt, den er sich, laut seiner Ärzte, immerzu nur eingeredet hatte.

    "Euer Ehren, ich rate Ihnen dringend zur Unterbrechung der Verhandlung. Bei allem Respekt, auch sie als Laie werden erkennen, in welchem Zustand der Zeuge Ihres Staatsanwalts sich befindet.", sagte Leif von seinem Sitz aus. Er war kurz davor sich zu erheben, aber noch schien es ihm zu anmaßend. Abuyin hingegen tat genau das.
    "Stimme zu.", sagte er knapp. "Mein Patient leidet unter extrem ausufernden, panischen Attacken, die ihn psychisch und physisch stark negativ beeinflussen. Diese Befragung ist eindeutig zu viel."

    Der Spanier selbst fühlte sich längst schlechter denn je. Seine Hand ließ Luis' los und geräuschvoll gegen das Holz des Podests krachen, an dem er sich festhalten musste, um nicht vom Stuhl zu fallen. Er hätte nicht herkommen dürfen. Proteus hatte ihm gut getan. London wollte nicht dasselbe für ihn sein.
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  6. #186
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    Da war er wieder. Dieser stechende Schmerz. Der Druck. Das Gefühl von Zerbersten. Seine Lunge schien zu brennen. Sein Atem ging schwer und doch schnell hintereinander. Gaël schwitzte. Sichtbar. Über die Stirn und in regelrechten Wasserfällen seinen Rücken hinab. Er wollte den Staatsanwalt anflehen still zu sein, doch es ging nicht. Ihm wurde schwarz vor Augen. Seine Pupillen weiteten sich, sein Sitz wurde wackelig, er japste, voller Angst davor, jeden Moment umzukippen. Dieses Mal konnte es keine Panikattacke sein, dachte der Südländer. Dieses Mal war es der Herzinfarkt, den er sich, laut seiner Ärzte, immerzu nur eingeredet hatte.

    "Euer Ehren, ich rate Ihnen dringend zur Unterbrechung der Verhandlung. Bei allem Respekt, auch sie als Laie werden erkennen, in welchem Zustand der Zeuge Ihres Staatsanwalts sich befindet.", sagte Leif von seinem Sitz aus. Er war kurz davor sich zu erheben, aber noch schien es ihm zu anmaßend. Abuyin hingegen tat genau das.
    "Stimme zu.", sagte er knapp. "Mein Patient leidet unter extrem ausufernden, panischen Attacken, die ihn psychisch und physisch stark negativ beeinflussen. Diese Befragung ist eindeutig zu viel."

    Der Spanier selbst fühlte sich längst schlechter denn je. Seine Hand ließ Luis' los und geräuschvoll gegen das Holz des Podests krachen, an dem er sich festhalten musste, um nicht vom Stuhl zu fallen. Er hätte nicht herkommen dürfen. Proteus hatte ihm gut getan. London wollte nicht dasselbe für ihn sein.


    Talbot hätte am Liebsten geschrieen. Lauthals und so, dass alles und jeder ihn gehört hätte. WENN es ein Schauspiel war, war es ein Gutes. Und van Oostveen spielte dieses Spiel dann auch noch mit, indem er mit dem kleinen Hammer klopfte, die Verhandlung mit einem knappen "Ich unterbreche die Verhandlung für 15 Minuten." tatsächlich unterbrach.

    Luceija sah zweifelnd in die Reihe, ignorierte Aries dabei gekonnt so, als sei sie nicht existent. Stellte stattdessen eine wortlose Frage an Gil und Zora.
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  7. #187
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    Talbot hätte am Liebsten geschrieen. Lauthals und so, dass alles und jeder ihn gehört hätte. WENN es ein Schauspiel war, war es ein Gutes. Und van Oostveen spielte dieses Spiel dann auch noch mit, indem er mit dem kleinen Hammer klopfte, die Verhandlung mit einem knappen "Ich unterbreche die Verhandlung für 15 Minuten." tatsächlich unterbrach.

    Luceija sah zweifelnd in die Reihe, ignorierte Aries dabei gekonnt so, als sei sie nicht existent. Stellte stattdessen eine wortlose Frage an Gil und Zora.


    Der Spanier war dankbar, aber die Erleichterung grub sich kaum schnell genug einen Weg, vor zu seinem Bewusstsein. Er begann unkontrolliert schnell zu atmen, regelrecht zu hyperventilieren und fasste sich an die Brust. Seine Hand glitt aufwärts, packte den eigenen Hals. Der Kloß darin verbot ihm zu schlucken. Dabei stand er auf, versuchte dem Schwindel zu trotzen und murmelte einen unaufhaltsamen Singsang aus Entschuldigungen. Luis' vergaß er beinahe, machte dann aber eine ungelenke Drehung, rumpelte, der Umstände schuld, über die eigenen Füße und ging, in der gefühlten Lautstärke eines landenden Shuttles, polternd zu Boden.

    Leif beobachtete das unfreiwillig komische Schauspiel mit hochgezogener Braue. Sah Abu an und erhob sich, kurz bevor Gaël schließlich stürzte. Er verpasste diese Sequenz. Genau jenen Moment, in dem der junge Mann sich drehte, irgendwie den Halt verlor und so unglaublich ungeschickt zu Boden ging. Sein Gesicht bremste ihn im wahrsten Sinne des Wortes, sodass Abu selbst in einem Sprint nach vorn jagte und noch vor seinem schwedischen Kollegen ankam, der seinem Beispiel folgte. Selbst der Richter erhob sich, irgendwo zwischen einem ehrlichen Schock und der stummen Frage, was er jetzt am besten tat. Talbot wurde keine Beachtung geschenkt und auch sonst niemandem. Obwohl der Niederländer zuvor eine Pause eingeläutet hatte, war keiner gegangen. Viel zu groß war die Lust an dieser kleinen Sensation. Der Drang zu sehen, was mit dem Spanier geschah, der tatsächlich nicht mehr bei Bewusstsein war.
    "Ich würde drüber lachen, wenn ich voll wäre.", flüsterte Leif trocken, der in die Knie gegangen war und den Puls seines Patienten nahm. Abu versuchte ihn indes anzusprechen, traktierte ihn mit leichten Schlägen gegen die Wange. "Wo ist Julian?", wollte der Blonde hingegen wissen und dachte dabei an diesen wirklich unsanften Sturz. Der ihm - offensichtlich - wenig wohlgesonnene Staatsanwalt näherte sich. Eine aufrichtige Hilflosigkeit machte sich in seinem Gesicht breit.
    "Rufen Sie einen Krankenwagen.", befahl Leif ihm, ohne über seine Rolle nachzudenken. Als er es tat, nickte sein Gegenüber jedoch schon. "Und-...Ward. Doktor Julian Ward.", sagte er und nannte den Namen selbst besonders laut, weil er wusste, dass der Brite irgendwo hier im Saal saß.
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  8. #188
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    Der Spanier war dankbar, aber die Erleichterung grub sich kaum schnell genug einen Weg, vor zu seinem Bewusstsein. Er begann unkontrolliert schnell zu atmen, regelrecht zu hyperventilieren und fasste sich an die Brust. Seine Hand glitt aufwärts, packte den eigenen Hals. Der Kloß darin verbot ihm zu schlucken. Dabei stand er auf, versuchte dem Schwindel zu trotzen und murmelte einen unaufhaltsamen Singsang aus Entschuldigungen. Luis' vergaß er beinahe, machte dann aber eine ungelenke Drehung, rumpelte, der Umstände schuld, über die eigenen Füße und ging, in der gefühlten Lautstärke eines landenden Shuttles, polternd zu Boden.

    Leif beobachtete das unfreiwillig komische Schauspiel mit hochgezogener Braue. Sah Abu an und erhob sich, kurz bevor Gaël schließlich stürzte. Er verpasste diese Sequenz. Genau jenen Moment, in dem der junge Mann sich drehte, irgendwie den Halt verlor und so unglaublich ungeschickt zu Boden ging. Sein Gesicht bremste ihn im wahrsten Sinne des Wortes, sodass Abu selbst in einem Sprint nach vorn jagte und noch vor seinem schwedischen Kollegen ankam, der seinem Beispiel folgte. Selbst der Richter erhob sich, irgendwo zwischen einem ehrlichen Schock und der stummen Frage, was er jetzt am besten tat. Talbot wurde keine Beachtung geschenkt und auch sonst niemandem. Obwohl der Niederländer zuvor eine Pause eingeläutet hatte, war keiner gegangen. Viel zu groß war die Lust an dieser kleinen Sensation. Der Drang zu sehen, was mit dem Spanier geschah, der tatsächlich nicht mehr bei Bewusstsein war.
    "Ich würde drüber lachen, wenn ich voll wäre.", flüsterte Leif trocken, der in die Knie gegangen war und den Puls seines Patienten nahm. Abu versuchte ihn indes anzusprechen, traktierte ihn mit leichten Schlägen gegen die Wange. "Wo ist Julian?", wollte der Blonde hingegen wissen und dachte dabei an diesen wirklich unsanften Sturz. Der ihm - offensichtlich - wenig wohlgesonnene Staatsanwalt näherte sich. Eine aufrichtige Hilflosigkeit machte sich in seinem Gesicht breit.
    "Rufen Sie einen Krankenwagen.", befahl Leif ihm, ohne über seine Rolle nachzudenken. Als er es tat, nickte sein Gegenüber jedoch schon. "Und-...Ward. Doktor Julian Ward.", sagte er und nannte den Namen selbst besonders laut, weil er wusste, dass der Brite irgendwo hier im Saal saß.


    So vieles rauschte in diesem einen Moment durch den Raum. Erst war da dieser ungelenke Auftritt des Spaniers, der irgendetwas holen wollte und dafür auf so eine Weise stürzte, dass es ihm vermutlich das Nasenbein brach. Zumindest war es das, was Abuyin vermutete, als er den Mann drehte und das blutverschmierte Gesicht nichts besonders positives ausdrückte. Es war natürlich nicht schön einen Patienten so zu sehen. Auch, wenn er 'nur' sein Psychiater war. Dem Staatsanwalt hätte er aber nur zu gern die Geisteskrankheit diagnostiziert. Er warf ihm kurz direkte, giftige Blicke zu, die aber wieder abrissen als er Gael gerade hielt und ihn undeutlich blubbern hörte. "Ssh - sprechen Sie nicht. Atmen Sie durch den Mund. Schön gleichmäßig."

    Die Schwarzhaarige Sizilianerin hatte indes einen guten Überblick über das Spektakel und spätestens jetzt war es wirklich wie ein Theaterstück, dass man unmittelbar vor ihnen aufführte. Erst Abuyin, dann Leif, der zum Verletzten rannte, dann sogar der Ruf nach Julian, in dessen Richtung sie nur kurz sah und schnaubend Luft auf dem Mund blies. Kaum war er hier hatte er wieder unmittelbaren Kontakt zu ihnen. In diesem Fall nicht ganz unbegründet, aber dennoch. Mitleid empfand die Schwarzhaarige kaum für den singenden Südländer und war gedanklich längst bei einem anderen Schritt. Einem ganz anderen, deren Konsequenz sie sich gar nicht ausmalte. Sie nutzte die Gunst des Momentes und stand auf, auf die viel zu hohen Schuhe, die die 1,63 m kleine Frau auf eine künstliche Höhe hob und sie schmerzlichst ihre Magnetsohlenstiefel vermissen ließ. Leicht unzufrieden stellte sie die Blondine wieder aufs Abstellgleis, griff sich ihre Tasche und sagte zu Vigilio hingegen, der ebenfalls aufstand, aber ihr nicht folgte, nur "Ich muss noch kurz mit Don sprechen."

    Gesagt, getan. Die Handtasche unauffällig vor sich haltend schritt sie zu dem Briten in der ersten Reihe und sprach ihn von hinten über die Schulter hinweg an und kam ihm dabei nahe. "Hey, Don.", flüsterte sie und besah seine Seite und das Lächeln, dass sich auf sein Gesicht legte, als er sie entdeckte. "Luci - wie gehts dir?" Sie lächelte zurück, auch, wenn es ihr schwer fiel. Normalerweise bei Donal nicht, aber die Umstände erleichterten es ihr nicht. Doch für nette Gespräche war sie auch nicht hier. Sie war für etwas gänzlich anderes da als freundliche Unterhaltungen oder dem was sie ihm nun zudachte - ein Danke für seine Tat im Schiff, als sie sich versucht hatte umzubringen und er ihr mit der schnellen Hilfe das Leben rettete. Schon von ihrem Sitz aus hatte die Sizilianerin einen Blick auf die Waffe gehabt, die er, als verifizierter Security, bei sich tragen durfte. Und auch wenn sich Luceija nicht als Meisterdiebin bezeichnet hätte - den Kopf auf die Schulter ihres Freundes zu legen und ihn mit ein paar netten Worten in Sicherheit zu wiegen war bei ihrem Freundschaftsstatus kaum ein Problem. Sie mochte Donal wirklich - er war ein cooler Typ, angenehm, und durch die Verbindung mit Gil schnell zu einer Art zweitem Bruder geworden, der weniger Fragen stellte als der leibliche. Hiermit missbrauchte sie allerdings deutlich sein Vertrauen. Damit, dass sie an seine Hüfte Griff und die Waffe aus dem Holster zog um sie in ihrer Tasche zu verstauen. Dem Schwarzen einen Kuss auf die Wange drückte und damit 'Danke' sagte. In zweierlei Sinn. Die kleine Hand auf der hinterrücks erreichbaren Brust reichte, sie streichelte ihn kurz und fragte dann: "Fährst du mich nachher heim wenn das vorbei ist? Vielleicht wär das die Gelegenheit für das Versprochene Junkfood im Auto auf nem Parkplatz." Sie schmunzelte, noch bevor die Zusage kam.

    Dann richtete sie sich auf und warf den Blick nach vorne. Biss sich leicht in die Unterlippe, als sie Leif beobachtete. Und ihn zweifellos bewunderte.
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  9. #189
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Der Spanier war dankbar, aber die Erleichterung grub sich kaum schnell genug einen Weg, vor zu seinem Bewusstsein. Er begann unkontrolliert schnell zu atmen, regelrecht zu hyperventilieren und fasste sich an die Brust. Seine Hand glitt aufwärts, packte den eigenen Hals. Der Kloß darin verbot ihm zu schlucken. Dabei stand er auf, versuchte dem Schwindel zu trotzen und murmelte einen unaufhaltsamen Singsang aus Entschuldigungen. Luis' vergaß er beinahe, machte dann aber eine ungelenke Drehung, rumpelte, der Umstände schuld, über die eigenen Füße und ging, in der gefühlten Lautstärke eines landenden Shuttles, polternd zu Boden.

    Leif beobachtete das unfreiwillig komische Schauspiel mit hochgezogener Braue. Sah Abu an und erhob sich, kurz bevor Gaël schließlich stürzte. Er verpasste diese Sequenz. Genau jenen Moment, in dem der junge Mann sich drehte, irgendwie den Halt verlor und so unglaublich ungeschickt zu Boden ging. Sein Gesicht bremste ihn im wahrsten Sinne des Wortes, sodass Abu selbst in einem Sprint nach vorn jagte und noch vor seinem schwedischen Kollegen ankam, der seinem Beispiel folgte. Selbst der Richter erhob sich, irgendwo zwischen einem ehrlichen Schock und der stummen Frage, was er jetzt am besten tat. Talbot wurde keine Beachtung geschenkt und auch sonst niemandem. Obwohl der Niederländer zuvor eine Pause eingeläutet hatte, war keiner gegangen. Viel zu groß war die Lust an dieser kleinen Sensation. Der Drang zu sehen, was mit dem Spanier geschah, der tatsächlich nicht mehr bei Bewusstsein war.
    "Ich würde drüber lachen, wenn ich voll wäre.", flüsterte Leif trocken, der in die Knie gegangen war und den Puls seines Patienten nahm. Abu versuchte ihn indes anzusprechen, traktierte ihn mit leichten Schlägen gegen die Wange. "Wo ist Julian?", wollte der Blonde hingegen wissen und dachte dabei an diesen wirklich unsanften Sturz. Der ihm - offensichtlich - wenig wohlgesonnene Staatsanwalt näherte sich. Eine aufrichtige Hilflosigkeit machte sich in seinem Gesicht breit.
    "Rufen Sie einen Krankenwagen.", befahl Leif ihm, ohne über seine Rolle nachzudenken. Als er es tat, nickte sein Gegenüber jedoch schon. "Und-...Ward. Doktor Julian Ward.", sagte er und nannte den Namen selbst besonders laut, weil er wusste, dass der Brite irgendwo hier im Saal saß.


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    So vieles rauschte in diesem einen Moment durch den Raum. Erst war da dieser ungelenke Auftritt des Spaniers, der irgendetwas holen wollte und dafür auf so eine Weise stürzte, dass es ihm vermutlich das Nasenbein brach. Zumindest war es das, was Abuyin vermutete, als er den Mann drehte und das blutverschmierte Gesicht nichts besonders positives ausdrückte. Es war natürlich nicht schön einen Patienten so zu sehen. Auch, wenn er 'nur' sein Psychiater war. Dem Staatsanwalt hätte er aber nur zu gern die Geisteskrankheit diagnostiziert. Er warf ihm kurz direkte, giftige Blicke zu, die aber wieder abrissen als er Gael gerade hielt und ihn undeutlich blubbern hörte. "Ssh - sprechen Sie nicht. Atmen Sie durch den Mund. Schön gleichmäßig."

    Die Schwarzhaarige Sizilianerin hatte indes einen guten Überblick über das Spektakel und spätestens jetzt war es wirklich wie ein Theaterstück, dass man unmittelbar vor ihnen aufführte. Erst Abuyin, dann Leif, der zum Verletzten rannte, dann sogar der Ruf nach Julian, in dessen Richtung sie nur kurz sah und schnaubend Luft auf dem Mund blies. Kaum war er hier hatte er wieder unmittelbaren Kontakt zu ihnen. In diesem Fall nicht ganz unbegründet, aber dennoch. Mitleid empfand die Schwarzhaarige kaum für den singenden Südländer und war gedanklich längst bei einem anderen Schritt. Einem ganz anderen, deren Konsequenz sie sich gar nicht ausmalte. Sie nutzte die Gunst des Momentes und stand auf, auf die viel zu hohen Schuhe, die die 1,63 m kleine Frau auf eine künstliche Höhe hob und sie schmerzlichst ihre Magnetsohlenstiefel vermissen ließ. Leicht unzufrieden stellte sie die Blondine wieder aufs Abstellgleis, griff sich ihre Tasche und sagte zu Vigilio hingegen, der ebenfalls aufstand, aber ihr nicht folgte, nur "Ich muss noch kurz mit Don sprechen."

    Gesagt, getan. Die Handtasche unauffällig vor sich haltend schritt sie zu dem Briten in der ersten Reihe und sprach ihn von hinten über die Schulter hinweg an und kam ihm dabei nahe. "Hey, Don.", flüsterte sie und besah seine Seite und das Lächeln, dass sich auf sein Gesicht legte, als er sie entdeckte. "Luci - wie gehts dir?" Sie lächelte zurück, auch, wenn es ihr schwer fiel. Normalerweise bei Donal nicht, aber die Umstände erleichterten es ihr nicht. Doch für nette Gespräche war sie auch nicht hier. Sie war für etwas gänzlich anderes da als freundliche Unterhaltungen oder dem was sie ihm nun zudachte - ein Danke für seine Tat im Schiff, als sie sich versucht hatte umzubringen und er ihr mit der schnellen Hilfe das Leben rettete. Schon von ihrem Sitz aus hatte die Sizilianerin einen Blick auf die Waffe gehabt, die er, als verifizierter Security, bei sich tragen durfte. Und auch wenn sich Luceija nicht als Meisterdiebin bezeichnet hätte - den Kopf auf die Schulter ihres Freundes zu legen und ihn mit ein paar netten Worten in Sicherheit zu wiegen war bei ihrem Freundschaftsstatus kaum ein Problem. Sie mochte Donal wirklich - er war ein cooler Typ, angenehm, und durch die Verbindung mit Gil schnell zu einer Art zweitem Bruder geworden, der weniger Fragen stellte als der leibliche. Hiermit missbrauchte sie allerdings deutlich sein Vertrauen. Damit, dass sie an seine Hüfte Griff und die Waffe aus dem Holster zog um sie in ihrer Tasche zu verstauen. Dem Schwarzen einen Kuss auf die Wange drückte und damit 'Danke' sagte. In zweierlei Sinn. Die kleine Hand auf der hinterrücks erreichbaren Brust reichte, sie streichelte ihn kurz und fragte dann: "Fährst du mich nachher heim wenn das vorbei ist? Vielleicht wär das die Gelegenheit für das Versprochene Junkfood im Auto auf nem Parkplatz." Sie schmunzelte, noch bevor die Zusage kam.

    Dann richtete sie sich auf und warf den Blick nach vorne. Biss sich leicht in die Unterlippe, als sie Leif beobachtete. Und ihn zweifellos bewunderte.


    Es hätte kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt geben können, Julian in der Menge der Anwesenden auszurufen. Schon während der Befragung des 'Künstlers' mit südländischen Wurzeln hatte Julian irgendwann für sich befunden, dass aus den nicht nur sprachlich etwas flapsigen Äußerungen und Umschreibungen ohnehin keine relevante Aussage entstehen würde. Wenn irgendein Volk verstand, dass eine Affäre einen Menschen nicht zum Unmenschen machte und man diesen Ausbruch gegen gesellschaftliche Anfeindungen decken musste, dann waren es die Südländer. Und gerade einem 'Musiker', dessen Geschäft der Mythos der unkontrollierbaren Leidenschaft war, würde sich selbst eher geißeln, bevor er eine Affäre gegenüber der Justiz ausplauderte. Mit diesem Wissen hatte Julian sich bereits seit einigen Minuten mental ausgeklinkt und hatte unaufällig etwas Musik für sein sukutanes Audioimplantat ausgewählt, mit der er sich stattdessen beschäftigte, während sein Blick aus dem Fenster ging. Dass eine gewisse Unruhe durch den Raum ging, bemerkte er zwar, jedoch blendete er die Eindrücke in der Manier eines meditierenden Mönches aus, während er stattdessen leise eine Bachsche Fuge mitsummte, dabei mit dem über das Bein geschlagenen Fuß wippte und das beindruckende Panorama der Stadt genoss. Erst, als einige beunruhigte Zuschauer um ihn herum sich erhoben, um einen besseren Blick auf das unglückliche Geschehen am Zeugenstand erhaschen zu können, damit aber dem Neurologen seinen Fensterblick ruinierten, stellte er die Musik ab und bemerkte, dass sein Name fiel.
    "Anwesend", antwortete er reflexartig in einer Art Reizgeneralisierung seiner schulischen Erziehung, wo man nicht minder streng seinen Nachnamen rief. Erst dann, als er sich selbst erhob, und den bewusstlosen Musiker mit leicht blutender Nase am Boden sah, begriff er die Situation und drängte sich mit höflichen Floskeln an den Menschen in seiner Reihe vorbei - oft schon zu höflich, verbrachte er mit einer älteren Dame einige wertvolle Sekunden des Lächelns und Schwadronierens um sich für einen Rempler zu entschuldigen, obwohl diese ihn nur fassungslos über dessen Ruhe anstarrte und mit dem Finger in Richtung Zeugenstand deutete.
    Bei Gaël angekommen, zog er in derselben Gemächlichkeit sein Sakko aus und reichte es einem Securitybeamten neben ihm, öffnete dann in Ruhe seine Manschettenknöpfe und faltete langsam seine Ärmel nach oben, während er sich zu Leif drehte und diesem mit einem Nicken ein begrüßendes Lächeln zuwarf.
    "Schön Sie zu sehen, Herr Kollege. Wie ist die Luft da vorne?", witzelte er noch etwas spöttisch und deutete dabei mit dem Kopf zu Leifs Sitzplatz bei der Verteidigung. Erst dann begab er sich endlich ebenfalls neben Gaël in die Hocke und nahm einen Erste-Hilfe-Koffer entgegen, den ein Sicherheitsbeamter den Ärzten geistesgegenwärtig gebracht hatte. Nachdem er die Vitalzeichen auf die altmodische Art und anschließend mit einem Messinstrument geprüft hatte, ergab sich für ihn tatsächlich der Verdacht eines Infarkts.
    "Sieht mir nach Kammerflimmern aus. Was sagen Sie, Doktor?", fragte er recht professionell nach, reichte Leif das Messgerät und orderte daraufhin von einem der Sicherheitsleute bereits vorsorglich einen Defibrillatorkoffer. Dann zog er eine kleine Taschenlampe aus seiner Brusttasche, hob die geschlossenen Lider des jungen Mannes an und prüfte die Pupillenreaktion. Dabei setzte bei Julian unbewusst das Gefühl seiner Arbeitsroutine ein, die ihn trotz des Drucks dazu veranlasste, die Melodie von Bachs Contrapunctus, die er gerade gehört hatte, fröhlich vor sich hinzupfeifen.
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  10. #190
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Die erste Verteidigungsschlacht schien geschlagen. Akina begann nach einigen höflichen Zugeständnissen und Angeboten mit den Abschiedsfloskeln und somit lief ihr Angriff auf ihn langsam aus. Und dennoch hob Julian unmerklich eine Augenbraue, bevor er zum Lächeln einstimmte und sich ebenfalls erhob. Watabe war zu glatt, zu zielorientiert und erschreckend schwer einzuschätzen. Bisher war es dem Doktor stets leicht gefallen, sein Gegenüber einzuordnen und die effektivste Strategie der Suggestion zu wählen, doch bei der Japanerin war es, als versuche er, ihr Gesicht zu erkennen, während sie sich ständig von ihm abkehrte. Sie hatte bei diesem ersten Ausfallschritt, und nichts anderes war dieses Gespräch, zu schnell, zu leicht und zu leise aufgegeben. Was nur heißen konnte, dass sie eine Schwachstelle erahnte und nun eine neue Strategie auslotete. Nur hatte Julian nicht die geringste Ahnung, welche Schwachstelle das war.
    Er ließ sich ebenso nichts anmerken, ging um den Schreibtisch herum, um Akina zum Abschied die Hand zu reichen. Als er nun die zierlichere Hand umfasste und Blickkontakt mit den dunklen Augen aufnahm, kam ihm eine riskante Idee: Ihr die ungeschützte Flanke zuzukehren und somit einen erwartbaren Angriff zu provozieren.
    "Es tut mir Leid, dass ich Ihnen keine endgültigen Antworten geben konnte. Aber wenn Sie eine Gesamteinschätzung der Lage erhalten wollen, wieso versuchen Sie es nicht bei Lieutenant Cherenkov, dem Sicherheitsoffizier. Er hat direkt nach dem Vorfall eine Krisensitzung einberufen und hat sich inzwischen anhand der Berichte wohl das beste Bild verschaffen können, was genau falsch lief."
    Natürlich war es ein Risiko, die Schwachstelle offen zu präsentieren, die Julian bis zu diesem Moment zu verwahren gesucht hatte, doch da er Akina als äußerst intelligent einschätzen musste, war davon auszugehen, dass sie diese auch selbst gefunden hätte. Auf diese Weise spielte Julian wenigstens mit berechenbareren Variablen.
    Im Anschluss an diesen Vorschlag begleitete er Akina noch zur Tür und ließ sie hinaus. Wieder in seinem Bürosessel öffnete er erneut die Personalakte der Japanerin. Seine Augen stierten nachdenklich auf den Abschnitt, der ihre psychologische Ausbildung erwähnte.
    Dies würde kein Krieg der offenen Waffen werden. Hier würde schmutzig gespielt, da war er sich sicher.


    Gentlemanlike kam Julian um den Tisch herum um der Japanerin die Hand zu reichen. Die Japanerin war keine große Freundin des Händeschüttelns, aber Jahrzehnte der Verwestlichung in ihrem Heimatland sowie der Dienst in der eher westlich angelegten Allianz hatten es für sie zu einer tolerierten Notwendigkeit werden lassen. Tatsächlich war der Händedruck des Doktors schwach, wie es im asiatischen Kulturkreis als höflich galt, wobei sich die Militärpolizistin nicht sicher war ob das ihrer Kultur, ihrem Geschlecht oder vielleicht der mangelnden Handkraft von Doktor Ward geschuldet war. Ungeachtet der Ursache wusste sie es zu schätzen und erwiderte den Druck mit einem leichten und sanften Druck ihrer unlängst kleineren Hand, sowie den Augenkontakt haltend, einem zufriedenen Lächeln. Zum Abschied gab ihr Julian dann noch den Rat, sich mit dem Sicherheitsoffizier zu unterhalten, einem Lieutenant Cherenkov. Die Japanerin bedankte sich noch kurz höflich, dann verließ sie das Büro während sich die Tür hinter ihr summend schloss.

    „Interessantes Gespräch.“, fasste sie es gedanklich zusammen. Sie hatte ein paar Fragen beantwortet bekommen, aber es waren dafür viele neue Fragen aufgekommen. Der Doktor machte auf sie einen eloquenten und intelligenten Eindruck und hatte sich höflich und entgegenkommen gegeben. Dennoch, aufgrund der momentanen Faktenlage war sich Akina nicht sicher ob sie ihn als einen potenziellen Verbündeten oder Verdächtigen im Zusammenhang zu den Vorfällen ansehen sollte. Nachdenklich schritt sie den Flur entlang und zog das kleine Notizbuch hervor. Noch stand sie am Anfang ihrer Ermittlungen, die Zeit würde die Wahrheit ans Licht bringen. Sie blieb kurz stehen und machte sich in Kanji eine kleine Notiz hinsichtlich ihrer momentanen Einschätzungen und dem vergangenen Gespräch, dann blätterte sie ein paar Seiten vor. Den Namen Cherenkov hatte sie doch schonmal gelesen. Schließlich fand sie ihn, er war einer der Teilnehmer der damaligen Krisensitzung gewesen und stand auf einer Liste die Akina während des Fluges angefangen hatte. Vermutlich wäre sie ohne Wards Kommentar erst morgen wieder auf den Namen gestoßen, aber jetzt wo sie ihn las schien ein Besuch am heutigen Tag auch als Option. Nur weil man ihr den Namen wie einen Knochen vor die Füße geworfen hatte, hieß es nicht das Cherenkov keine Informationen besaß.

    Sie bemerkte plötzlich ein kleines Benachrichtigungsblinken auf ihrem Omnitool. Es war eine kurze Nachricht, mit dem Hinweis das sie für die Ausübung ihres Dienstes das Büro 9B im Sicherheitskomplex zugeteilt bekam. Erfreut schloss sie die Nachricht, sie hatte über die Arbeit ganz vergessen zu fragen, ob sie einen festen Platz innerhalb der Station zur Verfügung hatte. Vermutlich hielt sich Cherenkov im Sicherheitskomplex auf, dann konnte sie direkt einen kleinen Umweg machen und sich das Büro anschauen. Mit einem schnellen tippen rief sie die Informationen zum Russen auf. „First Lieutenant Maksim Rustam Cherenkov, Sicherheitsoffizier Büro….9A.“, las Akina leise und stoppte kurz verdutzt. Scheinbar würde das doch kein großer Umweg werden.

    Nach einem kurzen Fußmarsch befand sich die Japanerin auch schon wieder im Sicherheitskomplex, passierte den Aufenthaltsraum der Wachmannschaft und ging zu dem Flur wo sich verschiedene Dienstzimmer befanden. Aufmerksam betrachtete sie im Vorbeigehen die kleinen Anzeigepanels bis sie schließlich die Nummer 12 vor sich sah. In der Mitte zwischen zwei Türen zeigte ein zweigeteiltes Panel A und B an unter ersterem Buchstaben fand sie den Namen von Cherenkov unter dem anderen leuchtete schon ihr Name und Dienstgrad auf dem schwarzen Hintergrund. Scheinbar schien es so eine Art Doppelbüro zu sein, mit denen hatte sie schon Erfahrungen gehabt. Normalerweise waren diese auch durch eine Zwischentür in der Trennwand miteinander verbunden. Sie würde also nicht nur ein paar Fragen stellen, sondern gleichzeitig ihren Büronachbarn kennen lernen. Kurz überlegte sie ob es besser wäre erst in ihr Büro zu gehen und dann einfach über die Zwischentür beiläufig den Kameraden einen Besuch abzustatten. Diesen Gedanken verwarf sie jedoch schnell wieder, das wirkte letztendlich nur albern und aufgesetzt. Eine höfliche Vorstellung war erforderlich, wenn man neu war und diese erfolgte durch den Vordereingang.
    Sie betätigte das entsprechende Klingelsymbol auf dem Panel und kurz darauf kam ihr ein „Herein“ aus der Anlage entgegen und die Bürotür öffnete sich. Die Japanerin nahm Haltung an und trat über die Türschwelle. Im angemessenen Abstand blieb sie vor dem Schreibtisch des russischen Offiziers stehen und grüßte kurz formell. „Guten Tag Lieutenant, ich hoffe ich störe sie nicht. Ich bin First Lieutenant Akina Watabe, heute nach Proteus versetzt worden. Wie ich eben erfahren habe, beziehe ich das Büro neben ihnen und wollte mich ihnen deswegen erstmal persönlich vorstellen.“, erklärte Akina höflich und machte eine unterstreichende Kopfbewegung zur Tür hinter dem Schreibtisch welche in den Nachbarraum führte. „Und falls sie etwas Zeit haben würde ich mich zudem gerne mit ihnen über die Station unterhalten um einen besseren Überblick über die Lage zu erhalten.“,fügte sie noch ergänzend hinzu.
    numberten ist offline

  11. #191
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Es hätte kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt geben können, Julian in der Menge der Anwesenden auszurufen. Schon während der Befragung des 'Künstlers' mit südländischen Wurzeln hatte Julian irgendwann für sich befunden, dass aus den nicht nur sprachlich etwas flapsigen Äußerungen und Umschreibungen ohnehin keine relevante Aussage entstehen würde. Wenn irgendein Volk verstand, dass eine Affäre einen Menschen nicht zum Unmenschen machte und man diesen Ausbruch gegen gesellschaftliche Anfeindungen decken musste, dann waren es die Südländer. Und gerade einem 'Musiker', dessen Geschäft der Mythos der unkontrollierbaren Leidenschaft war, würde sich selbst eher geißeln, bevor er eine Affäre gegenüber der Justiz ausplauderte. Mit diesem Wissen hatte Julian sich bereits seit einigen Minuten mental ausgeklinkt und hatte unaufällig etwas Musik für sein sukutanes Audioimplantat ausgewählt, mit der er sich stattdessen beschäftigte, während sein Blick aus dem Fenster ging. Dass eine gewisse Unruhe durch den Raum ging, bemerkte er zwar, jedoch blendete er die Eindrücke in der Manier eines meditierenden Mönches aus, während er stattdessen leise eine Bachsche Fuge mitsummte, dabei mit dem über das Bein geschlagenen Fuß wippte und das beindruckende Panorama der Stadt genoss. Erst, als einige beunruhigte Zuschauer um ihn herum sich erhoben, um einen besseren Blick auf das unglückliche Geschehen am Zeugenstand erhaschen zu können, damit aber dem Neurologen seinen Fensterblick ruinierten, stellte er die Musik ab und bemerkte, dass sein Name fiel.
    "Anwesend", antwortete er reflexartig in einer Art Reizgeneralisierung seiner schulischen Erziehung, wo man nicht minder streng seinen Nachnamen rief. Erst dann, als er sich selbst erhob, und den bewusstlosen Musiker mit leicht blutender Nase am Boden sah, begriff er die Situation und drängte sich mit höflichen Floskeln an den Menschen in seiner Reihe vorbei - oft schon zu höflich, verbrachte er mit einer älteren Dame einige wertvolle Sekunden des Lächelns und Schwadronierens um sich für einen Rempler zu entschuldigen, obwohl diese ihn nur fassungslos über dessen Ruhe anstarrte und mit dem Finger in Richtung Zeugenstand deutete.
    Bei Gaël angekommen, zog er in derselben Gemächlichkeit sein Sakko aus und reichte es einem Securitybeamten neben ihm, öffnete dann in Ruhe seine Manschettenknöpfe und faltete langsam seine Ärmel nach oben, während er sich zu Leif drehte und diesem mit einem Nicken ein begrüßendes Lächeln zuwarf.
    "Schön Sie zu sehen, Herr Kollege. Wie ist die Luft da vorne?", witzelte er noch etwas spöttisch und deutete dabei mit dem Kopf zu Leifs Sitzplatz bei der Verteidigung. Erst dann begab er sich endlich ebenfalls neben Gaël in die Hocke und nahm einen Erste-Hilfe-Koffer entgegen, den ein Sicherheitsbeamter den Ärzten geistesgegenwärtig gebracht hatte. Nachdem er die Vitalzeichen auf die altmodische Art und anschließend mit einem Messinstrument geprüft hatte, ergab sich für ihn tatsächlich der Verdacht eines Infarkts.
    "Sieht mir nach Kammerflimmern aus. Was sagen Sie, Doktor?", fragte er recht professionell nach, reichte Leif das Messgerät und orderte daraufhin von einem der Sicherheitsleute bereits vorsorglich einen Defibrillatorkoffer. Dann zog er eine kleine Taschenlampe aus seiner Brusttasche, hob die geschlossenen Lider des jungen Mannes an und prüfte die Pupillenreaktion. Dabei setzte bei Julian unbewusst das Gefühl seiner Arbeitsroutine ein, die ihn trotz des Drucks dazu veranlasste, die Melodie von Bachs Contrapunctus, die er gerade gehört hatte, fröhlich vor sich hinzupfeifen.


    Leif konnte sich ein Augenrollen, dicht gefolgt von einem einseitigen, aufrichtigen Grinsen, nicht verkneifen.
    "Witzig.", retournierte der Blonde verspätet und vergaß nicht, wer vor ihm lag. Oder besser: Welcher Fall. Denn wahrlich waren die Vitalzeichen des Mannes am Boden so unstet, dass kein menschliches Wesen hätte beschwören können, ob der Defibrillator nun zum Einsatz kommen sollte oder nicht. Eher kurzentschlossen riss Leif das Hemd des Spaniers auf, zog, damit einhergehend, sein Sakko zur Seite und sah wieder Julian an.
    "Weißt du, Darling-...", frotzelte er herzallerliebst, "Das Schlimmste an dieser ganzen Farce ist, dass wir zwei jetzt nicht länger die Wohnung teilen.", beendete er, zwinkerte und war sich bewusst, wie wirksam er die Bemerkung untermalt hatte, indem er Gaël ungeniert entkleidete. Obgleich in seinen Worten etwas erkennbar wahres lag, überspielte Leif jedwede Wehmut geschickt und nickte Julian nur noch zu.
    "Schließ' die Paddel an. Das Gerät kann besser auswerten, ob er einen gewieften Schock nötig hat."
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  12. #192
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Leif konnte sich ein Augenrollen, dicht gefolgt von einem einseitigen, aufrichtigen Grinsen, nicht verkneifen.
    "Witzig.", retournierte der Blonde verspätet und vergaß nicht, wer vor ihm lag. Oder besser: Welcher Fall. Denn wahrlich waren die Vitalzeichen des Mannes am Boden so unstet, dass kein menschliches Wesen hätte beschwören können, ob der Defibrillator nun zum Einsatz kommen sollte oder nicht. Eher kurzentschlossen riss Leif das Hemd des Spaniers auf, zog, damit einhergehend, sein Sakko zur Seite und sah wieder Julian an.
    "Weißt du, Darling-...", frotzelte er herzallerliebst, "Das Schlimmste an dieser ganzen Farce ist, dass wir zwei jetzt nicht länger die Wohnung teilen.", beendete er, zwinkerte und war sich bewusst, wie wirksam er die Bemerkung untermalt hatte, indem er Gaël ungeniert entkleidete. Obgleich in seinen Worten etwas erkennbar wahres lag, überspielte Leif jedwede Wehmut geschickt und nickte Julian nur noch zu.
    "Schließ' die Paddel an. Das Gerät kann besser auswerten, ob er einen gewieften Schock nötig hat."

    "Ist das So?", quittierte Julian mit einem überraschten Heben der Brauen und konnte sich, so sehr er sich um trockene, britische Ironie bemühte, ein leichtes Schmunzeln zwischen Spott und leicher Beschämung nicht verkneifen. Er war sich zwar nicht sicher, ob Leif mit purem Sarkasmus sprach, doch schien es ihm die simpelste Antwort zu sein, einen ebenso spöttelnden Ton aufzulegen und stumm zumindest die Möglichkeit zu genießen, dass ihn sein alter Zimmergenosse vielleicht tatsächlich bereits vermisste.
    "Ist dort viel leiser geworden, seit Sie weg sind", hängte Julian dann schließlich doch an, während er die Augen auf seine Arbeit richtete und wie befohlen begann, die Elektroden des Defibrillators anzuschließen. Kurz sah er auf, blickte Leif etwas frech entgegen, wohl wissend, dass er sich gerade gefährlich nah daran tastete, eventuell zu viel auszuplaudern, was für den Prozess relevant sein könnte. Doch natürlich ging er nicht weiter, beließ es bei der Bemerkung und überreichte Leif das Steuergerät des Defibrillators, während er selbst das mit an die Elektroden angeschlossene EKG beobachtete.
    "Es ist definitiv ein Kammerflimmern", schlussfolgerte er, als er etwas mehr zurück zum Ernst der Lage fand. "Aber sehen Sie sich die gestauten Halsvenen an - Die hätten ja beinahe seinen Kragen gesprengt. Und der Puls ist auch auffällig niedrig. Das ist kein Infarktsymptom, dass ist ein kardiogener Schock. Geben Sie dem Burschen Saft, und sobald er wieder bei sich ist sofort ins Krankenhaus. Wer weiß, ob sein Herzmuskel nicht schon von irgendetwas total zerfressen ist", schlussfolgerte er in eiliger Sprechgeschwindigkeit und brachte Gael in die korrekte Haltung für die Defibrillation. Dann winkte er vom Ende des Raumes zwei eintretende Sanitäter herbei und forderte sie auf, sofort eine Krankenliege bereit zu machen.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (16.10.2018 um 20:45 Uhr)

  13. #193
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Ist das So?", quittierte Julian mit einem überraschten Heben der Brauen und konnte sich, so sehr er sich um trockene, britische Ironie bemühte, ein leichtes Schmunzeln zwischen Spott und leicher Beschämung nicht verkneifen. Er war sich zwar nicht sicher, ob Leif mit purem Sarkasmus sprach, doch schien es ihm die simpelste Antwort zu sein, einen ebenso spöttelnden Ton aufzulegen und stumm zumindest die Möglichkeit zu genießen, dass ihn sein alter Zimmergenosse vielleicht tatsächlich bereits vermisste.
    "Ist dort viel leiser geworden, seit Sie weg sind", hängte Julian dann schließlich doch an, während er die Augen auf seine Arbeit richtete und wie befohlen begann, die Elektroden des Defibrillators anzuschließen. Kurz sah er auf, blickte Leif etwas frech entgegen, wohl wissend, dass er sich gerade gefährlich nah daran tastete, eventuell zu viel auszuplaudern, was für den Prozess relevant sein könnte. Doch natürlich ging er nicht weiter, beließ es bei der Bemerkung und überreichte Leif das Steuergerät des Defibrillators, während er selbst das mit an die Elektroden angeschlossene EKG beobachtete.
    "Es ist definitiv ein Kammerflimmern", schlussfolgerte er, als er etwas mehr zurück zum Ernst der Lage fand. "Aber sehen Sie sich die gestauten Halsvenen an - Die hätten ja beinahe seine Halsvenen gesprengt. Und der Puls ist auch auffällig niedrig. Das ist kein Infarktsymptom, dass ist ein kardiogener Schock. Geben Sie dem Burschen Saft, und sobald er wieder bei sich ist sofort ins Krankenhaus. Wer weiß, ob sein Herzmuskel nicht schon von irgendetwas total zerfressen ist", schlussfolgerte er in eiliger Sprechgeschwindigkeit und brachte Gael in die korrekte Haltung für die Defibrillation. Dann winkte er vom Ende des Raumes zwei eintretende Sanitäter herbei und forderte sie auf, sofort eine Krankenliege bereit zu machen.


    Der Schwede wusste sehr wohl um den Gehalt der Aussage und hob den Kopf. Leicht erhobener Braue, obgleich er sich keine Mühe machte, ausgerechnet Julian darauf aufmerksam zu machen, wo sie hier waren und WIE diese Aussage zu interpretieren war. Nein-...Wahrscheinlich dachte so weit nicht einmal irgendwer hier. Der Situation halber nicht und weil niemand wirklich je wissen würde, wie viel in diesen Räumen, mehr noch, auf dieser gesamten, gottverdammten Anlage geschehen war. Und im entferntesten verstand Leif sich selbst als üblen Bösewicht, der ganz bewusst nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Wäre es anders gewesen, hätte das Gericht sich Zeugenaussagen wie diese hier sparen können. Und damit zog auch die Schuld in seinem Innersten ein. Eine von so vielen, die er erneut zu überschreiben versuchte. Wenigstens für den Moment.
    "Ja, mir fehlt das Zischen von gespannten Latexhandschuhen auf blanke Haut auch, Doktor.", spöttelte er und gab dem Gerät die Bestätigung, die es brauchte. "Weg von ihm.", fügte er diktatorisch hinzu und jeder Beteiligte hielt mehr noch, als einen gebührlichen Abstand, während ein kaum merklicher Ruck durch den Körper des Spaniers jagte. Dreimal. Dann brachte es sein völlig außer Kontrolle geratenes Herz zum Stillstand, Leif zog die Paddels ab und bekam - glücklicherweise - keine Gelegenheit zur Herzdruckmassage mehr. Die Sanitäter, dicht gefolgt von einem Notarzt, waren unlängst angekommen und standen bereit. Der Wechsel geschah fliegend, wobei sich einer der Männer über den Patienten setzte, der im Handumdrehen auf die Trage verfrachtet worden war, um abtransportiert zu werden.
    "Er ist mein Patient.", wandte Abu indes ein und nickte Julian und Leif gleichermaßen zu. "Ich gehe mit nach draußen. Sie werden die ein- oder andere Info brauchen."

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  14. #194
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Der Schwede wusste sehr wohl um den Gehalt der Aussage und hob den Kopf. Leicht erhobener Braue, obgleich er sich keine Mühe machte, ausgerechnet Julian darauf aufmerksam zu machen, wo sie hier waren und WIE diese Aussage zu interpretieren war. Nein-...Wahrscheinlich dachte so weit nicht einmal irgendwer hier. Der Situation halber nicht und weil niemand wirklich je wissen würde, wie viel in diesen Räumen, mehr noch, auf dieser gesamten, gottverdammten Anlage geschehen war. Und im entferntesten verstand Leif sich selbst als üblen Bösewicht, der ganz bewusst nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Wäre es anders gewesen, hätte das Gericht sich Zeugenaussagen wie diese hier sparen können. Und damit zog auch die Schuld in seinem Innersten ein. Eine von so vielen, die er erneut zu überschreiben versuchte. Wenigstens für den Moment.
    "Ja, mir fehlt das Zischen von gespannten Latexhandschuhen auf blanke Haut auch, Doktor.", spöttelte er und gab dem Gerät die Bestätigung, die es brauchte. "Weg von ihm.", fügte er diktatorisch hinzu und jeder Beteiligte hielt mehr noch, als einen gebührlichen Abstand, während ein kaum merklicher Ruck durch den Körper des Spaniers jagte. Dreimal. Dann brachte es sein völlig außer Kontrolle geratenes Herz zum Stillstand, Leif zog die Paddels ab und bekam - glücklicherweise - keine Gelegenheit zur Herzdruckmassage mehr. Die Sanitäter, dicht gefolgt von einem Notarzt, waren unlängst angekommen und standen bereit. Der Wechsel geschah fliegend, wobei sich einer der Männer über den Patienten setzte, der im Handumdrehen auf die Trage verfrachtet worden war, um abtransportiert zu werden.
    "Er ist mein Patient.", wandte Abu indes ein und nickte Julian und Leif gleichermaßen zu. "Ich gehe mit nach draußen. Sie werden die ein- oder andere Info brauchen."



    Luci zuckte zusammen, als eine Hand an ihrer Schulter auflag. "Uscire e prendere un po' d'aria fresca? O un fumo? O entrambi? Kommst du raus, frische Luft schnappen? Oder eine Rauchen? Oder beides?", fragte Vigilio, der auf sie zu gekommen war, nachdem Gaius die Gunst der Stunde nahm und auf die Toilette verschwand. Ihre Schwägerin schien auch schon auf dem Weg nach draußen zu sein, der Blick in Richtung Leifs Exfrau, der eindeutiger nicht sagen konnte, dass primär SIE der Grund war, weshalb es sich lohnen würde, frische Luft zu schnappen. Luci nickte knapp, riss sich vom Bild Leifs los, der den Mann medizinisch versorgte der eben fast gegen sie beide ausgesagt hätte und den Fall schließlich von den Sanitätern abnehmen ließ. Sie sah noch, wie Van Oostveen kurz seinen Dank ihm und Julian gegenüber ausdrückte, dabei dankend den Arm tätschelte und schließlich Talbot aufforderte, kurz mit ihm zu sprechen. Beide mit einer eher unzufriedenen Ausdruck im Gesicht. Dann wandte Luceija sich selbst ab und folgte samt Tasche und erhabenen Schritten auf ihren viel zu hohen Schuhen und ebenso mit deutlich erhobenem Haupt und dieser prägenden, subtilen Arroganz. Erst führte der Weg aus dem Saal. nahm man nun den Weg nach Links, vorbei an der großen Treppe, die noch weiter nach oben und nach unten führte, breitete sich hier ein Balkon und eine sehr kleine Cafeteria aus, die bei langen Verhandlungen oder Wartezeiten gerne einen Aufenthaltsraum bot. Sie folgte ihrem Bruder kommentarlos, aber mit diesem leisen Schnauben, der einiges an Last auf ihren Schultern demonstrierte.

    Hier draußen standen einige Leute. Presse, die Vigilio und Zora gekonnt mieden, die Darwin-Leute sammelten sich separat und tuschelten so eifrig wie noch bei ihrem Aufenthalt und das Thema war auch klar: Aguiler und sein nahender Herzinfarkt kurz vor der wichtigsten Aussage. "Ich weiß, dass es so war, JEDER weiß, dass es so war. Die werden das schon noch bemerken", hörte Luceija die liebeskranke Hannah sagen, die heute zum Glück aufgehört hatte zu heulen wie ein Schlosshund. "Und die is auch bald dran.", kam von einer ihr Unbekannten schließlich, die Luceijas Blick auffing und den blanken Tod erntete. Statt sich allerdings mit diesen Personen zu befassen, lehnte sie sich in einer ruhigeren Ecke rücklings gegen das Geländer. Ihre Haare wehten leicht im Wind der britischen Hauptstadt und wob die Strähnen auf, die ihr zu beiden Seiten des Gesichts herab fielen und umschmeichelten. Sie sah deutlich besser aus als sie sich fühlte. Gerädert und zerrissen und zerstört. Zora reichte ihr schließlich eine Zigarette - wohl eine von Gils. Sie nickte dankend, klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete den Glimmstängel an. Und noch währenddessen stob sie samt Rauch leise hervor: "Was für eine beschissene Nutte." So, als sei das Thema über die Blonde zeitnaher als Gaels Unfall. Irgendwo im Hintergrund bestellte Gil Espresso und kam mit kleinen Pappbechern wieder - und noch weiter hinten, aus der Tür, sah sie besagte 'Nutte' ebenfalls nach draußen treten.
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  15. #195
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Der Schwede wusste sehr wohl um den Gehalt der Aussage und hob den Kopf. Leicht erhobener Braue, obgleich er sich keine Mühe machte, ausgerechnet Julian darauf aufmerksam zu machen, wo sie hier waren und WIE diese Aussage zu interpretieren war. Nein-...Wahrscheinlich dachte so weit nicht einmal irgendwer hier. Der Situation halber nicht und weil niemand wirklich je wissen würde, wie viel in diesen Räumen, mehr noch, auf dieser gesamten, gottverdammten Anlage geschehen war. Und im entferntesten verstand Leif sich selbst als üblen Bösewicht, der ganz bewusst nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Wäre es anders gewesen, hätte das Gericht sich Zeugenaussagen wie diese hier sparen können. Und damit zog auch die Schuld in seinem Innersten ein. Eine von so vielen, die er erneut zu überschreiben versuchte. Wenigstens für den Moment.
    "Ja, mir fehlt das Zischen von gespannten Latexhandschuhen auf blanke Haut auch, Doktor.", spöttelte er und gab dem Gerät die Bestätigung, die es brauchte. "Weg von ihm.", fügte er diktatorisch hinzu und jeder Beteiligte hielt mehr noch, als einen gebührlichen Abstand, während ein kaum merklicher Ruck durch den Körper des Spaniers jagte. Dreimal. Dann brachte es sein völlig außer Kontrolle geratenes Herz zum Stillstand, Leif zog die Paddels ab und bekam - glücklicherweise - keine Gelegenheit zur Herzdruckmassage mehr. Die Sanitäter, dicht gefolgt von einem Notarzt, waren unlängst angekommen und standen bereit. Der Wechsel geschah fliegend, wobei sich einer der Männer über den Patienten setzte, der im Handumdrehen auf die Trage verfrachtet worden war, um abtransportiert zu werden.
    "Er ist mein Patient.", wandte Abu indes ein und nickte Julian und Leif gleichermaßen zu. "Ich gehe mit nach draußen. Sie werden die ein- oder andere Info brauchen."



    Ein kurzes Wackeln mit den Brauen, ein leichtes Schmunzeln, mehr ließ der Brite nach diesem provokanten Konter nicht aus sich herauskitzeln - es wäre auch keine Zeit für mehr gewesen, denn bereits in der nächsten Sekunde widmete sich sein Kollege wieder der Defibrillation. Es schien wenig Erfolg zu zeigen - zwar hörte das unkoordinierte Muskelzucken des Herzmuskels auf, doch kam die Pumpleistung jetzt völlig zum Erliegen. Instinktiv wollte Julian bereits zur Reanimation einsetzen, als sich hinter ihm ein Sanitäter vorbeidrückte und die Sache selbst in die Hand nahm. Die Lage war extrem schnell eskaliert, der Spanier in äußerster Lebensgefahr, doch als Julian sich aufgerichtet hatte und mit in die Hüften gestemmten Händen dem Sanitätertrupp hintersah, der seine Arbeit aus der Tür hinaus aus seinem Blickfeld schaffte, zuckte er nur kurz mit den Schultern. Doktor Abuyin erklärte sich netterweise bereit, die Rettungsleute zu begleiten und somit waren Leif und Julian plötzlich wieder genau so arbeitslos wie vor fünf Minuten. Einer der Anzugmänner tätschelte Leif und Julian mit den üblichen Floskeln zum Dank die Schultern, dann ersetzte eine Stimmung des unterdrückten Tuschelns die eben noch brodelnde Aufregung im Raum. Julian kratzte sich am Hinterkopf, rollte seine Ärmel wieder herunter und suchte nach dem Sakko, das er eben einem Security anvertraut hatte, das nun aber über einem Geländer hing.
    "Nunja, so schnell kann's gehen", resümierte Julian etwas flapsig an niemanden speziell gerichtet, drehte sich dann aber wieder zu Leif und boxte ihm zum Amüsement leicht gegen die Schulter
    "Allerdings hat sich der Bursche mit einer Ärztekammerverhandlung einen guten Ort für einen Kollaps ausgesucht. Ist ja beinahe, wie im Krankenhaus zusammenzuklappen, nicht? Zwanzig Meter von hier auf der Straße hätte man ihm stattdessen die Brieftasche geklaut und ihn liegen lassen. Der Glückliche", schmunzelte Julian seitlich gegen einen Tisch gelehnt und blickte im Raum etwas verwirrt um sich, als niemand so recht auf seine positive Einschätzung einstimmen wollte. Allerdings schien er sich trotzdem nicht besonders an der Reaktion der anderen zu stören und fragte daher nur in den Raum: "Also... Kurze Kaffeepause?"
    Tjordas ist offline

  16. #196
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    Ein kurzes Wackeln mit den Brauen, ein leichtes Schmunzeln, mehr ließ der Brite nach diesem provokanten Konter nicht aus sich herauskitzeln - es wäre auch keine Zeit für mehr gewesen, denn bereits in der nächsten Sekunde widmete sich sein Kollege wieder der Defibrillation. Es schien wenig Erfolg zu zeigen - zwar hörte das unkoordinierte Muskelzucken des Herzmuskels auf, doch kam die Pumpleistung jetzt völlig zum Erliegen. Instinktiv wollte Julian bereits zur Reanimation einsetzen, als sich hinter ihm ein Sanitäter vorbeidrückte und die Sache selbst in die Hand nahm. Die Lage war extrem schnell eskaliert, der Spanier in äußerster Lebensgefahr, doch als Julian sich aufgerichtet hatte und mit in die Hüften gestemmten Händen dem Sanitätertrupp hintersah, der seine Arbeit aus der Tür hinaus aus seinem Blickfeld schaffte, zuckte er nur kurz mit den Schultern. Doktor Abuyin erklärte sich netterweise bereit, die Rettungsleute zu begleiten und somit waren Leif und Julian plötzlich wieder genau so arbeitslos wie vor fünf Minuten. Einer der Anzugmänner tätschelte Leif und Julian mit den üblichen Floskeln zum Dank die Schultern, dann ersetzte eine Stimmung des unterdrückten Tuschelns die eben noch brodelnde Aufregung im Raum. Julian kratzte sich am Hinterkopf, rollte seine Ärmel wieder herunter und suchte nach dem Sakko, das er eben einem Security anvertraut hatte, das nun aber über einem Geländer hing.
    "Nunja, so schnell kann's gehen", resümierte Julian etwas flapsig an niemanden speziell gerichtet, drehte sich dann aber wieder zu Leif und boxte ihm zum Amüsement leicht gegen die Schulter
    "Allerdings hat sich der Bursche mit einer Ärztekammerverhandlung einen guten Ort für einen Kollaps ausgesucht. Ist ja beinahe, wie im Krankenhaus zusammenzuklappen, nicht? Zwanzig Meter von hier auf der Straße hätte man ihm stattdessen die Brieftasche geklaut und ihn liegen lassen. Der Glückliche", schmunzelte Julian seitlich gegen einen Tisch gelehnt und blickte im Raum etwas verwirrt um sich, als niemand so recht auf seine positive Einschätzung einstimmen wollte. Allerdings schien er sich trotzdem nicht besonders an der Reaktion der anderen zu stören und fragte daher nur in den Raum: "Also... Kurze Kaffeepause?"


    Der Schwede nickte. Angetan von der heiteren Schlussfolgerung des Briten, der er gerne widersprach, während sich beide in Bewegung setzten.
    "Die Behauptung, jemand habe bessere Überlebenschancen, wenn er in einem Krankenhaus einen Infarkt oder einen Schlaganfall erleidet, ist leider nicht ganz valide, Ward.", belehrte er seinen Kollegen, betont neunmalklug und grinste. Es lief gut für ihn. Noch-...Ja, noch ließ sich die böse Ahnung nicht abschütteln, aber sie würde ihm wohl im Nacken sitzen, bis heute Nachmittag das Urteil gesprochen worden war.
    "Stattdessen sind sich Experten der Notfallmedizin sicher, dass ein Betroffener besser dran ist, wenn er von Laien und anschließend einem Notarzt begutachtet und behandelt wird. Fachärzte neigen zum Tunnelblick, stellen Diagnosen, die ihrem Fachbereich am nächsten sind und schließen andere fürs Erste aus. Bis sie auf Granit beißen und der Patient weitergegeben wird. Das kann schnell gehen, aber bei diversen Notsituationen, können Minuten sich auf den Rest des Lebens niederschlagen. Sie wissen das besser als jeder andere, schätze ich.", schlussfolgerte er, bat Julian vor sich durch die geöffnete Tür der Terrasse und versenkte seine Hände in den Hosentaschen, bevor er ihm folgte. Sein Blick schweifte über schier zahllose Köpfe hinweg und suchte nach Edna. Leif erwartete sie, wünschte sie sich aber lieber in Schweden, wo sie hingehörte. Dass sie das hier sah, entsprach nicht seiner Wunschvorstellung. Und auch das, was er tatsächlich zu sehen glaubte, tat es nicht.
    "Aries?", flüsterte er. Seine Stimme klang in dieser Tonlage vollkommen neutral, seine Stimmung jedoch kippte schlagartig und fiel ins bodenlose. Diese Frau-...Er würde sie überall erkennen. Jeden Fetzen von ihr, den er besser vergessen wollte.
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  17. #197
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    "Ich glaube kaum." erwiderte Thomen auf Hudson's erste Äußerung. In seinem Ohr, am anderen Ende der Leitung, knackte es. "Wechsle die Position für ein besseres Schussfeld." hörte er O'Grady leise sprechen. Sein Herz pochte ihm bis zum Halse. „Sind sie verrückt oder nur bescheuert, jemanden mit Waffengewalt zu drohen, mitten in einer Bar voller C-Sec Agents?“ "Die Regeln haben sich geändert." erwiderte er, ehe Hudson wieder zu Wort kam. „.....oder entehren Sie gerade das Amt?“ Bei den letzten Worten musste Thomen sich einen Moment zurückhalten nicht sofort seine Waffe hervorzuziehen. "Das erzählen SIE mir, sie verdammter Suffkopf? Ich brauche niemanden der mich daran erinnern will was es heißt das Dienstabzeichen zu tragen! Schon gar nicht wenn derjenige mit dem kranken Schwein zusammenarbeitet das 3 unserer Kameraden ermordet hat!" „Wie es aussieht werden nicht alle diese Bar lebend verlassen…“ Während todbringende Blicke die Luft zerschnitten knackte es wieder am anderen Ende der Leitung. "Neue Position Thomen! Habe deinen Tisch, samt den beiden Zielen, direkt im Visier!" "Jungs, das ist Wahnsinn! Wir sollten die Sache - " "Still!" zischte Thomen leise, aber für seine Gegenüber hörbar, bevor er sich wieder direkt an sie wandte. "Ich würde Ihnen beiden jetzt keine hastigen Bewegungen empfehlen." murmelte er. O'Grady am anderen Ende der Leitung verstand, und ließ den Laserpointer des Scharfschützengewehrs demonstrativ langsam über die Tischplatte gleiten. "Stattdessen sollten Sie lieber auspacken! Wo ist Beyo Vhan? Und Hanna Ilias? Wer steckt noch alles drin? Und was ist in dieser Tasche unter dem Tisch?" knurrte der Blonde, zunächst an die Turianerin gewandt. Dann trafen sich wieder die Blicke der beiden Männer."Hudson, dachten Sie eigentlich es würde nicht auffallen? Keiner wusste dass Sie diesem Fall zugeteilt waren. Es gab keine Anweisungen, keine Freigabe für eigenständige Ermittlungen, nichts. Und dann kommen Sie einfach so aus den Schatten der Keeper-Tunnel, ihre tote Partnerin im Schlepptau, gerade als unsere Einheit eintrifft um dem Killer nachzustellen? Ha!" Mit einem grotesken Grinsen, das wie eine Mischung aus Hohn und Abscheu anmutete, lehnte er sich ganz nahe zu Nathaniel Hudson über die Tischplatte. "Wissen Sie was ich glaube? Ich glaube Sie haben Anastasia Nix ermordet!"


    Nate wusste, dass er nicht schießen würde. Er wollte nicht schießen. Zumindest war das sein Gedanke gewesen, als er die Waffe gezogen und auf den jungen Cop gerichtet hatte – eine Einschüchterung, ein Gegengewicht zur Drohung. Er wollte nicht schießen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.

    Bilder flammten vor Nathaniel Hudsons innerem Auge auf während Thomen von der getöteten Nix sprach. Bilder ihres Lächelns, er hörte ihre altkluge Stimme in seinen Ohren, hörte einen Schrei, den er nie gehört hatte. Ihren Schrei. Er stellte sich vor, wie sie nach ihm rief, seine Hilfe suchte. Er wusste nicht, ob es so gewesen war. Vermutlich nicht, vermutlich war sie gleich tot gewesen. Finsternis, keine Schmerzen. „Hoffentlich ein schöner Tod.“ Der Gedanke war so ehrlich und zugleich so makaber, dass Nate fast das auskotzen musste, was er sich die vergangenen Stunden an Schmerzstillendem reingezogen hatte. Thomens Augen bohrten sich provozierend in die seinen.

    Er wollte nicht schießen.

    Nate stand auf, knallte die Waffe auf den Tisch vor den Cop. Er sah die Erleichterung in Thomens Gesicht, der den Akt wohl als einen des Ergebens wertete. Wie sehr er sich täuschte. Im nächsten Moment nämlich krachte Nates wütende Faust mit der Wucht eines Hammers, der auf einen Amboss stieß gegen Thomens Stirn. Sofort fiel dem jungen Cop die Waffe aus den Händen und landete klappernd auf dem Boden. Etwas schrie so laut durch ein Mikrofon in Thomens Ohr, dass selbst Nate es hören konnte. Es kümmerte ihn nicht. Seine Hände vergruben sich in Thomens Haar, zerrten das Gesicht des Mannes mit Wucht auf die Tischplatte, wo krachend die Nase brach und eine feucht-glitzernde Blutlache hinterließ. Der Detective, der sich sicher war in diesem Moment schon lange keiner mehr zu sein, zog den anderen Beamten von der Bank, verpasste ihm einen letzten Haken, der Thomen endgültig zu Boden schickte und brüllte: „Wie kannst du es wagen?“ Die Aufregung um sich herum hatte Nate nicht mitbekommen, ebenso wie das einige Waffen im Holster gelockert wurden. „Nate“, rief jemand aus weiter Ferne – etwa drei Meter neben ihm. Der Mann hielt beschwichtigend einen Turianer zurück, der offenbar eingreifen wollte. „Nate gehört zu den Guten, er wird seine Gründe haben“, hörte er die nebulösen Ausflüchte seines Unterstützers. Er hörte ihnen nicht zu. Sein Blick war auf den wimmernden Thomen gerichtet, der sie das blutende Gesicht hielt. „Anastasia Nix war der beste Mensch, der mir abgesehen von meinem Kind je begegnet ist, du Scheißkerl. Wie kannst du es wagen mir so etwas entgegenzuschleudern?“ Er kniete sich hin, regte sein Gesicht dem Thomens entgegen. Tränen des Schmerzes standen beiden in den Augen. „Du warst doch dabei, als ich sie aus dem Tunnel trug. War das der Akt eines Killers?“
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  18. #198
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    Der Schwede nickte. Angetan von der heiteren Schlussfolgerung des Briten, der er gerne widersprach, während sich beide in Bewegung setzten.
    "Die Behauptung, jemand habe bessere Überlebenschancen, wenn er in einem Krankenhaus einen Infarkt oder einen Schlaganfall erleidet, ist leider nicht ganz valide, Ward.", belehrte er seinen Kollegen, betont neunmalklug und grinste. Es lief gut für ihn. Noch-...Ja, noch ließ sich die böse Ahnung nicht abschütteln, aber sie würde ihm wohl im Nacken sitzen, bis heute Nachmittag das Urteil gesprochen worden war.
    "Stattdessen sind sich Experten der Notfallmedizin sicher, dass ein Betroffener besser dran ist, wenn er von Laien und anschließend einem Notarzt begutachtet und behandelt wird. Fachärzte neigen zum Tunnelblick, stellen Diagnosen, die ihrem Fachbereich am nächsten sind und schließen andere fürs Erste aus. Bis sie auf Granit beißen und der Patient weitergegeben wird. Das kann schnell gehen, aber bei diversen Notsituationen, können Minuten sich auf den Rest des Lebens niederschlagen. Sie wissen das besser als jeder andere, schätze ich.", schlussfolgerte er, bat Julian vor sich durch die geöffnete Tür der Terrasse und versenkte seine Hände in den Hosentaschen, bevor er ihm folgte. Sein Blick schweifte über schier zahllose Köpfe hinweg und suchte nach Edna. Leif erwartete sie, wünschte sie sich aber lieber in Schweden, wo sie hingehörte. Dass sie das hier sah, entsprach nicht seiner Wunschvorstellung. Und auch das, was er tatsächlich zu sehen glaubte, tat es nicht.
    "Aries?", flüsterte er. Seine Stimme klang in dieser Tonlage vollkommen neutral, seine Stimmung jedoch kippte schlagartig und fiel ins bodenlose. Diese Frau-...Er würde sie überall erkennen. Jeden Fetzen von ihr, den er besser vergessen wollte.


    Irgendwann hatte auch Sie genug. Das Schauspiel schien sie wenig zu ermüden - und wenn, dann sah man es nicht unter der dicken, aber nahezu unsichtbaren Schicht Makeup und Perfektion, mit der sie sich heute morgen hergerichtet hatte und sie so wirken ließen, als trage sie garkeines. Die schönen Haare locker wie ein Schleier um den Kopf und die gesamte Silhouette aufs perfekte Modelmass gestreckt. Sie wirkte erhaben an diesem Ort. Alles andere als 'passend', weil sich so eine Frau hier wohl nie hin verirren musste, mochte man meinen. Nichtmal als Millionärsgattin, die sie irgendwann einmal - bewusst oder unbewusst (womöglich eher bewusst) - gewesen war. Mitsamt Handtasche, dem Hosenanzug und dem adretten Auftritt folgte sie irgendwann den Schritten der Leute nach draußen - auf der Suche nach etwas frischer Luft und vielleicht ein paar neuen Gesprächspartnern. Sie hatte seit der Diskussion tunlichst vor diesem schwarzhaarigen Flittchen auf den Zahn zu fühlen, weil sie es so schmerzte wie interessierte, aber blieb dennoch - zumindest erstmal - auf einem sicheren Abstand und giftigem Blickkontakt aus der Ferne. Vermutlich war es auch besser nicht ohne Allianz in diese Schlacht zu ziehen, die ihr bereits im Saal derbe Wunden zugesetzt hatte. Schon lange hatte sie niemand mehr auf diese dreiste Art und Weise auf ihren verstorbenen Sohn angesprochen. Zumindest teilweise schuldbewusst presste sie die Lippen fest zusammen und dachte kurz an den viel zu jung verstorbenen, den sie zweifelsohne in dem Mann wiedererkannte, der heute Hauptakteur der Verhandlung war. Sie schnaubte und versuchte den Gedanken wenigstens für jetzt beiseite zu schieben, ohne, dass sie den glühenden Kern des Verlustes aus ihrem Inneren hätte treiben können. Nein, wenn die hübsche Britin mit den Allüren einer gebürtigen Schwedin in eine Schlacht zog, dann ging das vermutlich kaum alleine. Zumindest etwas Rückhalt würde sie brauchen, wo die Gegnerin selbst mit einer ganzen Armada auftauchte. Und deshalb wagte sie es, sich hier draußen nach Edna umzusehen. Ihrer ehemaligen Schwiegermutter die - wenn sie ehrlich zu sich war - es vermutlich bis heute noch immer für sie war. Oder sie zumindest irgendwo eine vergleichbare Anerkennung erhoffte. Ihr Verhältnis war nach der Scheidung noch weiter erkaltet, aber das bedeutete nicht, dass ihr die Frau egal war. Immerhin gehörte Edna zu Leif. Und Aries wollte weiterhin in diesen Kreis gehören - das verriet nicht nur der Ehe- und Verlobungsring an ihren zarten Fingern.

    "Aries?", wurde sie urplötzlich jedoch aufmerksam und ihr Herz tat einen unverhofften, viel zu hohen Sprung. Sie hob die Brauen, blinzelte und wandte den Kopf dann über ihre Schulter, bis sich ihr Körper drehte. Und entgegen allem was man erwartet, lächelte die Blondine sanft. Wie viele Jahre war es nun her, dass sie ihn so von nahem begutachten konnte? "Hej, Leif."

    Es passte ihr, dass sie in dieser Öffentlichkeit stand als sie ihren Ex-Mann wieder traf. Noch mehr, dass sie nahe dieser Mafiafamilie stand. "Det är trevligt att se dig igen. Es ist schön dich wiederzusehen.". Und das war es. Ein unverhoffter Schauer durchfuhr sie, das Lächeln flaute kaum ab. Und sie musste sich eingestehen, dass er noch immer so atemberaubend perfekt aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Und sich unbewusst dazu verleiten lies, diese Hand vorsichtig nach seiner Wange auszustrecken, als ihr dieses Detail nicht entfiel. "Du är lite blek - vill du sätta dig ner? Du bist etwas blass - willst du dich setzen?"
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  19. #199
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    Irgendwann hatte auch Sie genug. Das Schauspiel schien sie wenig zu ermüden - und wenn, dann sah man es nicht unter der dicken, aber nahezu unsichtbaren Schicht Makeup und Perfektion, mit der sie sich heute morgen hergerichtet hatte und sie so wirken ließen, als trage sie garkeines. Die schönen Haare locker wie ein Schleier um den Kopf und die gesamte Silhouette aufs perfekte Modelmass gestreckt. Sie wirkte erhaben an diesem Ort. Alles andere als 'passend', weil sich so eine Frau hier wohl nie hin verirren musste, mochte man meinen. Nichtmal als Millionärsgattin, die sie irgendwann einmal - bewusst oder unbewusst (womöglich eher bewusst) - gewesen war. Mitsamt Handtasche, dem Hosenanzug und dem adretten Auftritt folgte sie irgendwann den Schritten der Leute nach draußen - auf der Suche nach etwas frischer Luft und vielleicht ein paar neuen Gesprächspartnern. Sie hatte seit der Diskussion tunlichst vor diesem schwarzhaarigen Flittchen auf den Zahn zu fühlen, weil sie es so schmerzte wie interessierte, aber blieb dennoch - zumindest erstmal - auf einem sicheren Abstand und giftigem Blickkontakt aus der Ferne. Vermutlich war es auch besser nicht ohne Allianz in diese Schlacht zu ziehen, die ihr bereits im Saal derbe Wunden zugesetzt hatte. Schon lange hatte sie niemand mehr auf diese dreiste Art und Weise auf ihren verstorbenen Sohn angesprochen. Zumindest teilweise schuldbewusst presste sie die Lippen fest zusammen und dachte kurz an den viel zu jung verstorbenen, den sie zweifelsohne in dem Mann wiedererkannte, der heute Hauptakteur der Verhandlung war. Sie schnaubte und versuchte den Gedanken wenigstens für jetzt beiseite zu schieben, ohne, dass sie den glühenden Kern des Verlustes aus ihrem Inneren hätte treiben können. Nein, wenn die hübsche Britin mit den Allüren einer gebürtigen Schwedin in eine Schlacht zog, dann ging das vermutlich kaum alleine. Zumindest etwas Rückhalt würde sie brauchen, wo die Gegnerin selbst mit einer ganzen Armada auftauchte. Und deshalb wagte sie es, sich hier draußen nach Edna umzusehen. Ihrer ehemaligen Schwiegermutter die - wenn sie ehrlich zu sich war - es vermutlich bis heute noch immer für sie war. Oder sie zumindest irgendwo eine vergleichbare Anerkennung erhoffte. Ihr Verhältnis war nach der Scheidung noch weiter erkaltet, aber das bedeutete nicht, dass ihr die Frau egal war. Immerhin gehörte Edna zu Leif. Und Aries wollte weiterhin in diesen Kreis gehören - das verriet nicht nur der Ehe- und Verlobungsring an ihren zarten Fingern.

    "Aries?", wurde sie urplötzlich jedoch aufmerksam und ihr Herz tat einen unverhofften, viel zu hohen Sprung. Sie hob die Brauen, blinzelte und wandte den Kopf dann über ihre Schulter, bis sich ihr Körper drehte. Und entgegen allem was man erwartet, lächelte die Blondine sanft. Wie viele Jahre war es nun her, dass sie ihn so von nahem begutachten konnte? "Hej, Leif."

    Es passte ihr, dass sie in dieser Öffentlichkeit stand als sie ihren Ex-Mann wieder traf. Noch mehr, dass sie nahe dieser Mafiafamilie stand. "Det är trevligt att se dig igen. Es ist schön dich wiederzusehen.". Und das war es. Ein unverhoffter Schauer durchfuhr sie, das Lächeln flaute kaum ab. Und sie musste sich eingestehen, dass er noch immer so atemberaubend perfekt aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Und sich unbewusst dazu verleiten lies, diese Hand vorsichtig nach seiner Wange auszustrecken, als ihr dieses Detail nicht entfiel. "Du är lite blek - vill du sätta dig ner? Du bist etwas blass - willst du dich setzen?"


    Sie hatte sich kein bisschen verändert. Aries war immer und unbestreitbar das perfekte Bild einer Frau gewesen. Langbeinig und gesegnet mit einer Anmut, die sie regelrecht schweben ließ, die ihre schlanke Silhouette perfekt in Szene zu setzen wusste und die sie-...nutzte. Irgendwie und wahrscheinlich unbewusst, weil einem Teil von ihr klar war, dass sie nichts weiter als ihr Äußeres hatte. Leif erinnerte sich nicht an seine Ex-Frau, als seine Frau. Und schon gar nicht als Mutter. Es gab Fetzen einer gemeinsamen Zeit, die glücklich war. Wirklich und aufrichtig frei von bösen Geistern. Doch er war längst zu verblendet, um sich darin wiederzuerkennen. Diesen jungen Mann, der so verzweifelt verrückt nach der Blondine gewesen war, die ihn von Gedanken rund um Elysium erlöst hatte. Dafür war er ihr dankbar, obgleich sie ihm diese zweite Bürde auferlegte. Eine, die er nie würde vollständig schultern können. Und wegen der der Schwede zu jeder Zeit mehr als nur gereizt auf die bloße Nennung ihres Namens reagierte. Nun stand sie sogar vor ihm. Ganz so, als hätten sie sich gerade erst vor fünf Minuten aus den Augen verloren. Als sei es ganz Selbstverständlich, dass ihre Fingerspitzen seine Wange berührten. Ihn zucken ließen, wo er sie kurz ertrug, so perplex war er.
    Schon im nächsten Moment hingegen, schlug er zu. Nicht auf eine wirklich brachiale Weise, sondern nur mit der flachen Hand gegen ihren steuernden Unterarm. Leif stieß sie von sich, wehrte sie ab, wie einen Parasiten, der ihm nicht zu nahe kommen durfte. Sein Blick fiel nur für den Bruchteil einer Sekunde auf die Ringe an ihrem Finger, bevor das Grau seiner Augen die ihren fixierten.
    "Du bist nicht als Zeugin geladen.", stellte er fest und in seiner Stimme schwang der Akzent, den er immer dann nicht zu kontrollieren wusste, wenn er vor Wut zu kochen begann oder wirklich, wirklich unsicher war. Letzteres war nicht der Fall. "WAS willst du hier, Aries?"
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  20. #200
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    Sie hatte sich kein bisschen verändert. Aries war immer und unbestreitbar das perfekte Bild einer Frau gewesen. Langbeinig und gesegnet mit einer Anmut, die sie regelrecht schweben ließ, die ihre schlanke Silhouette perfekt in Szene zu setzen wusste und die sie-...nutzte. Irgendwie und wahrscheinlich unbewusst, weil einem Teil von ihr klar war, dass sie nichts weiter als ihr Äußeres hatte. Leif erinnerte sich nicht an seine Ex-Frau, als seine Frau. Und schon gar nicht als Mutter. Es gab Fetzen einer gemeinsamen Zeit, die glücklich war. Wirklich und aufrichtig frei von bösen Geistern. Doch er war längst zu verblendet, um sich darin wiederzuerkennen. Diesen jungen Mann, der so verzweifelt verrückt nach der Blondine gewesen war, die ihn von Gedanken rund um Elysium erlöst hatte. Dafür war er ihr dankbar, obgleich sie ihm diese zweite Bürde auferlegte. Eine, die er nie würde vollständig schultern können. Und wegen der der Schwede zu jeder Zeit mehr als nur gereizt auf die bloße Nennung ihres Namens reagierte. Nun stand sie sogar vor ihm. Ganz so, als hätten sie sich gerade erst vor fünf Minuten aus den Augen verloren. Als sei es ganz Selbstverständlich, dass ihre Fingerspitzen seine Wange berührten. Ihn zucken ließen, wo er sie kurz ertrug, so perplex war er.
    Schon im nächsten Moment hingegen, schlug er zu. Nicht auf eine wirklich brachiale Weise, sondern nur mit der flachen Hand gegen ihren steuernden Unterarm. Leif stieß sie von sich, wehrte sie ab, wie einen Parasiten, der ihm nicht zu nahe kommen durfte. Sein Blick fiel nur für den Bruchteil einer Sekunde auf die Ringe an ihrem Finger, bevor das Grau seiner Augen die ihren fixierten.
    "Du bist nicht als Zeugin geladen.", stellte er fest und in seiner Stimme schwang der Akzent, den er immer dann nicht zu kontrollieren wusste, wenn er vor Wut zu kochen begann oder wirklich, wirklich unsicher war. Letzteres war nicht der Fall. "WAS willst du hier, Aries?"



    Aries wandte den Kopf zur Seite, ohne den Blickkontakt ganz aufzugeben. Sie hatte einen Schritt zurück getan, als ihr Ex-Mann den Arm im wahrsten Sinne ausschlug und sie von sich drückte, als sei sie nichts als eine unliebsame Obdachlose die ihn fälschlicherweise um Credits angebettelt hatte. Ihre Bewegung war dabei eine Absicherung nach mehreren Seiten. Insbesondere zurück sah sie. Damit sie wusste, dass DAS nun alle gesehen hatten. Sicher war sicher. Und auch wenn ihr Arm der groben Berührung wegen schmerzte, besah sie ihn nicht mit Abscheu, Angst oder Hass oder vergleichbarem. Sie sah eher drein wie ein erschrecktes Reh, kurz vor der Kollision mit einem Traktor. Die Blondine wollte eine Nähe zu diesem Mann aufbauen, die sich schon lange in ewige, eisige Distanz gewandelt hatte. Aber vielleicht hielt sie es nicht für wahr - ignorierte den Fakt, dass spätestens der Tod ihres gemeinsamen Sohnes alles, was sie irgendwann mal gehabt hatten, zerstört worden war. Denn sie lächelte wieder leicht, wenn auch etwas dümmlich. Fast so, als könne sie seine Reaktion nicht nachvollziehen. "Wissen, was hier passiert und warum es passiert.", stellte sie klar, als stünde es außer Frage, dass sie deshalb hier war. "Niemand hielt es für richtig mir irgendetwas von dieser Verhandlung heute zu erzählen - ich hab es über viele Ecken und das Extranet herausfinden müssen. Und als ich Edna am Raumhafen getroffen habe war mir klar wie schwerwiegend der Prozess sein muss. Leif - hast du das wirklich getan?" Ihre Brauen zogen sich mitleidig-zweifelnd zusammen und ihre Engelsgleiche Gestalt machte klar: Nein, der Leif den SIE kannte - natürlich nur aus guten Tagen - war nicht so. "Ich weiß besser als jede andere, dass du sowas niemals tun würdest. Richtig? Ich konnte gestern nicht hier sein und die Aussagen anhören, aber es klingt mir schon sehr nach Rufmord neidischer-...naja." Sie vermied die direkte Andeutung. "Natürlich bin ich deinetwegen da."

    Einigen Leuten war diese Begegnung nicht entgangen. Dazu zählten ein paar wenige Geschworene, die in einem Vierer-Grüppchen zusammen standen und sich leise unterhielten. Aber auch die Gruppe dreier Personen, die hier am Geländer standen und zu denen Luceija gehörte, die einhändig die Zigarette zwischen ihre Finger geklemmt hatte und den anderen Arm vor der Brust verschränkt ließ. Selbst wenn sie es hätte wollen hätte sie das wohl kaum übersehen und noch weniger überhört, denn es bot sich ihr - abermals - kitschigerweise wie ein Schauspiel dar und bereitete ihr stechendes Unwohlsein. Sie kommentierte nichts davon, auch wenn sie es hätte können oder vielleicht sollen. Stattdessen stand sie weiter dort angelehnt wie ein Schatten im Hintergrund und unterhielt sich nur mäßig mit ihrem Bruder oder ihrer Schwägerin, weil zumindest immer ein Ohr oder seltene, direkte Blicke auf diese Szenerie gerichtet blieben. Unbeteiligt und kraftlos gegenüber dem, was hier passierte sah sie aber lieber betont hiervon ab. Denn kaum etwas ertrug sie heute weniger als Leif mit dieser Blonden Perfektion zusammenstehen zu sehen. Und an ihre Worte denken zu müssen. 'Unser einziges Kind. Eines das ich ihm geschenkt habe. Solche Dinge verbinden ein Leben lang.'
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