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Die Kritik der Unwilligen

  1. #1 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Die letzten Jahre bin ich immer wieder in Diskussionen über folgendes Phänomen gestolpert. Jemand mag einen Film nicht und äußert seine Kritik, im Sinne von "Warum verhält sich Figur XY nur so dumm?" oder dergleichen. In vielen Fällen lese ich das und denke mir: "Hast du den selben Film gesehen, den ich gesehen habe? Alle Erklärungen warum X/Y passiert waren doch im Film selbst gegeben."

    Und es ärgert mich, weil ich den Eindruck gewinne, dass der Kritiker scheinbar dem Film nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die er verdient hätte und seine Meinung deswegen so ausfällt. Speziell wenn dann Adjektive wie "blöd" oder "dumm" fallen, die Autoren als untalentiert und dergleichen abgestempelt werden, erscheint es mir umso mehr als eine sehr subjektive persönliche Animosität, die hinter der Fassade von "Das ist nicht gut geschrieben" versteckt bzw. legitimiert werden soll.

    Den Höhepunkt dieser Argumentationskette bildet für mich die Aussage:" Es ist nicht gut, weil ich es mir nicht vorstellen kann..." bzw. "Das ist nicht so wie ich mich verhalten hätte.". Weil hier jemand seine eigene Unfähigkeit sich etwas vorzustellen, bzw. seine eigenes Ego zu einem vermeintlich objektiven Maßstab erhebt.

    Im Lichte dessen, das natürlich uns allen andere Sachen gefallen und nicht gefallen, als unseren Mitmenschen, ist jeder frei darin seine eigene Meinung über ein Werk zu haben. Aber bei so einer Haltung endet für mich auch schon der Mehrwert dieser Meinung. Weil ich nicht finde das sie besonders viel Wert enthält.

    Was denkt ihr darüber? Seh ich das zu eng oder geht es euch ähnlich?
    HerrFenrisWolf ist gerade online

  2. #2 Zitieren
    Ritter Avatar von Haftamo
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    Du siehst das zu eng. Den Leuten fehlt einfach die eloquente Ausdrucksweise, um das nicht gefallen in schmeichelnden Worten zu verpacken.

    Solange ich einigermaßen nachvollziehen kann, warum jemanden etwas nicht gefällt, ist es mir egal wie derjenige sich ausdrückt, da bin ich tolerant.
    Haftamo ist offline

  3. #3 Zitieren
    Halbgott Avatar von Progrinator
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    Zitat Zitat von Haftamo Beitrag anzeigen
    Du siehst das zu eng. Den Leuten fehlt einfach die eloquente Ausdrucksweise, um das nicht gefallen in schmeichelnden Worten zu verpacken.

    Solange ich einigermaßen nachvollziehen kann, warum jemanden etwas nicht gefällt, ist es mir egal wie derjenige sich ausdrückt, da bin ich tolerant.
    wieso sollte man schmeichelnde Worte finden. Das nützt am ende niemanden was.
    Progrinator ist offline

  4. #4 Zitieren
    Ritter Avatar von Haftamo
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    Mir fehlen die passenden Worte um es genauer auszudrücken. Ich meine damit das man eine negative Aussage positiv klingen lässt und wo dann nur ein Teil weiß was gemeint ist und der Kritiker für seine passende Aussage gelobt wird.
    Haftamo ist offline

  5. #5 Zitieren
    Lehrling Avatar von KarlDerLustige
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    Die letzten Jahre bin ich immer wieder in Diskussionen über folgendes Phänomen gestolpert. Jemand mag einen Film nicht und äußert seine Kritik, im Sinne von "Warum verhält sich Figur XY nur so dumm?" oder dergleichen. In vielen Fällen lese ich das und denke mir: "Hast du den selben Film gesehen, den ich gesehen habe? Alle Erklärungen warum X/Y passiert waren doch im Film selbst gegeben."

    Und es ärgert mich, weil ich den Eindruck gewinne, dass der Kritiker scheinbar dem Film nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die er verdient hätte und seine Meinung deswegen so ausfällt. Speziell wenn dann Adjektive wie "blöd" oder "dumm" fallen, die Autoren als untalentiert und dergleichen abgestempelt werden, erscheint es mir umso mehr als eine sehr subjektive persönliche Animosität, die hinter der Fassade von "Das ist nicht gut geschrieben" versteckt bzw. legitimiert werden soll.

    Den Höhepunkt dieser Argumentationskette bildet für mich die Aussage:" Es ist nicht gut, weil ich es mir nicht vorstellen kann..." bzw. "Das ist nicht so wie ich mich verhalten hätte.". Weil hier jemand seine eigene Unfähigkeit sich etwas vorzustellen, bzw. seine eigenes Ego zu einem vermeintlich objektiven Maßstab erhebt.

    Im Lichte dessen, das natürlich uns allen andere Sachen gefallen und nicht gefallen, als unseren Mitmenschen, ist jeder frei darin seine eigene Meinung über ein Werk zu haben. Aber bei so einer Haltung endet für mich auch schon der Mehrwert dieser Meinung. Weil ich nicht finde das sie besonders viel Wert enthält.

    Was denkt ihr darüber? Seh ich das zu eng oder geht es euch ähnlich?
    Geb ich dir Recht. Ich kann dir auch die Lösung geben: Unterscheiden zwischen schlechtem Film, und Film den ich mir anders gewünscht hätte. Verstehste was ich meine?

    Es gibt viele Filme, die ich mir irgendwo anders gewünscht hätte. Das ist eine gute Ansicht. Zuschauer müssen kreativ denken. Heisst nur nicht dass der Film schlecht ist. Muss jeder unterscheiden können
    shall we blow the surprise?---
    KarlDerLustige ist offline

  6. #6 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von KarlDerLustige Beitrag anzeigen
    Geb ich dir Recht. Ich kann dir auch die Lösung geben: Unterscheiden zwischen schlechtem Film, und Film den ich mir anders gewünscht hätte. Verstehste was ich meine?

    Es gibt viele Filme, die ich mir irgendwo anders gewünscht hätte. Das ist eine gute Ansicht. Zuschauer müssen kreativ denken. Heisst nur nicht dass der Film schlecht ist. Muss jeder unterscheiden können
    Ich weiß was du meinst und ich denke hier liegt das Grundproblem, das zwischen diesen beiden Arten nicht unterschieden wird

    @Haftamo

    Du meinst also, man sollte das Gemecker hinnehmen, egal für wie unbegründet man es hält, weil dem Kritiker in Wirklichkeit die Worte fehlen sich auszudrücken?
    HerrFenrisWolf ist gerade online

  7. #7 Zitieren
    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    Die letzten Jahre bin ich immer wieder in Diskussionen über folgendes Phänomen gestolpert. Jemand mag einen Film nicht und äußert seine Kritik, im Sinne von "Warum verhält sich Figur XY nur so dumm?" oder dergleichen. In vielen Fällen lese ich das und denke mir: "Hast du den selben Film gesehen, den ich gesehen habe? Alle Erklärungen warum X/Y passiert waren doch im Film selbst gegeben."

    Und es ärgert mich, weil ich den Eindruck gewinne, dass der Kritiker scheinbar dem Film nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die er verdient hätte und seine Meinung deswegen so ausfällt. Speziell wenn dann Adjektive wie "blöd" oder "dumm" fallen, die Autoren als untalentiert und dergleichen abgestempelt werden, erscheint es mir umso mehr als eine sehr subjektive persönliche Animosität, die hinter der Fassade von "Das ist nicht gut geschrieben" versteckt bzw. legitimiert werden soll.

    Den Höhepunkt dieser Argumentationskette bildet für mich die Aussage:" Es ist nicht gut, weil ich es mir nicht vorstellen kann..." bzw. "Das ist nicht so wie ich mich verhalten hätte.". Weil hier jemand seine eigene Unfähigkeit sich etwas vorzustellen, bzw. seine eigenes Ego zu einem vermeintlich objektiven Maßstab erhebt.

    Im Lichte dessen, das natürlich uns allen andere Sachen gefallen und nicht gefallen, als unseren Mitmenschen, ist jeder frei darin seine eigene Meinung über ein Werk zu haben. Aber bei so einer Haltung endet für mich auch schon der Mehrwert dieser Meinung. Weil ich nicht finde das sie besonders viel Wert enthält.

    Was denkt ihr darüber? Seh ich das zu eng oder geht es euch ähnlich?
    Keine Ahnung, welche Art von Kritiker du meinst. Privatleute oder solche, die das beruflich machen? In ersterem Fall kommt es so gut wie nie vor, dass jemand eine Kritik von mir korrigiert, sondern einem Negativpunkt lediglich nicht so viel Priorität beimisst wie ich es selber tue. Also andere Menschen stört dann dieser und jener Punkt einfach nicht so sehr, wie mich. Oder eben umgekehrt, kommt auch oft vor.
    "Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"
    Heinz-Fiction ist gerade online

  8. #8 Zitieren
    Ritter Avatar von TheLongestDay
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    Ich glaube es hängt auch damit zusammen, dass das Urteil aus dem Bauch heraus gefällt wird und dann im Nachgang versucht wird, zu artikulieren, warum das Urteil eben so ausgefallen ist. Und da nimmt man dann auch Kritikpunkte auf, die bei einem subjektiv guten Film eben nicht gestört hätten, weil man dort nicht danach sucht, was den Film schlecht macht, sondern was ihn gut macht.

    Wenn man sich reinsteigert, findet man irgendwann alles an dem Film schlecht. Hatte ich zuletzt bei The Last Jedi. Ich bin mir sicher, dass ich Teile des Films in einem besseren Film sehr gut gefunden hätte, aber dafür ist es zu spät.
    TheLongestDay ist offline

  9. #9 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Heinz-Fiction Beitrag anzeigen
    Keine Ahnung, welche Art von Kritiker du meinst. Privatleute oder solche, die das beruflich machen? In ersterem Fall kommt es so gut wie nie vor, dass jemand eine Kritik von mir korrigiert, sondern einem Negativpunkt lediglich nicht so viel Priorität beimisst wie ich es selber tue. Also andere Menschen stört dann dieser und jener Punkt einfach nicht so sehr, wie mich. Oder eben umgekehrt, kommt auch oft vor.
    Hobbyfilmkritker im Internet, wobei ich letztens über die Kritik eines "Professionellen" (ich mag wie da ein wenig "für Sex bezahlen" bei dem Wort mitschwingt) die Haare gerauft, weil er Neil Gaimans "American Gods" nicht gut fand, aber nicht etwa an dem geurteilt hat, was das Buch behandelt hat, sondern an dem was es nicht behandelt hat.

    Da ist unter dem Strich also irgendwie nur:"Du wolltest halt ein anderes Buch lesen, aber hast jetzt noch immer nicht das Buch beurteilt, das du gelesen hast, auch wenn du mir das so verkaufst."

    Was du ansprichst halte ich ja für völlig legitim, weil man sich darüber versändigen kann. Was ich oben beschreibe, halte ich dagegen für zutiefst unehrlich.
    HerrFenrisWolf ist gerade online

  10. #10 Zitieren
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    ... Was denkt ihr darüber? Seh ich das zu eng oder geht es euch ähnlich?
    Du nimmst das viel zu ernst und auch viel zu persönlich. Kritik muss schon hart und direkt sein. Gerade wenn es um Dinge geht die einen berühren, einem wichtig sind oder am Herzen liegen. Weichgespülte Verwöhn-Kritik kann man ja auch oft genug lesen oder sehen. Aber wer in die Küche geht sollte schon mit der Hitze klar kommen. Und auch nicht denken das es wegen ihm heiß ist.

    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline

  11. #11 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Du nimmst das viel zu ernst und auch viel zu persönlich. Kritik muss schon hart und direkt sein. Gerade wenn es um Dinge geht die einen berühren, einem wichtig sind oder am Herzen liegen. Weichgespülte Verwöhn-Kritik kann man ja auch oft genug lesen oder sehen. Aber wer in die Küche geht sollte schon mit der Hitze klar kommen. Und auch nicht denken das es wegen ihm heiß ist.

    Ich finde halt die Leute verwechseln Kritik, die meinetwegen sein kann wie du sie bezeichnest, mit Rumkrakelen. "Ist scheiße!" bringt keinen weiter. Ok, das ist ne Wertung und qualifiziert in dem Sinne schon als Kritik, davon wird allerdings nichts besser, im Gegenteil es wirft eigentlich nur Fragen auf.

    Was möchtest du mit der Küchenmetapher ausdrücken?
    HerrFenrisWolf ist gerade online Geändert von HerrFenrisWolf (20.07.2018 um 15:10 Uhr)

  12. #12 Zitieren
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    Ich finde halt die Leute verwechseln Kritik, die meinetwegen sein kann wie du sie bezeichnest, mit Rumkrakelen. "Ist scheiße!" bringt keinen weiter. Ok, das ist ne Wertung und qualifiziert in dem Sinne schon als Kritik, davon wird allerdings nichts besser, im Gegenteil es wirft eigentlich nur Fragen auf.

    Was möchtest du mit der Küchenmetapher ausdrücken?
    Natürlich möchte kein Künstler oder Fan hören, das sein Werk bzw. das geliebte Werk "Scheiße" ist. Im Grunde will das ja niemand hören. Kritik soll bitteschön nicht wehtun. Oder sie soll genauso viele positive wie negative Merkmale aufzählen. Am Ende soll irgendetwas positives dabei herauskommen. Konstruktive Kritik, irgendetwas, was den Künstler oder Fan mit der Kritik versöhnt.

    Warum eigentlich? Kritik soll kurz und knapp sein. Warum soll man auch groß drumherum reden? Macht es das besser? Ist es ehrlicher? Wenn dir jemand ins Gesicht sagt das dein Werk "Scheiße" ist, dann ist das eine sicherlich derbe Ausdrucksweise, aber auch kurz und knapp und in den meisten Fällen ehrlich gemeint.

    Und in der Küche (aka Große Bühne) ist es eben warm (=Kritik). Wer auf die Große Bühne will, darf keine Angst vor Buh-Rufen haben.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline

  13. #13 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Natürlich möchte kein Künstler oder Fan hören, das sein Werk bzw. das geliebte Werk "Scheiße" ist. Im Grunde will das ja niemand hören. Kritik soll bitteschön nicht wehtun. Oder sie soll genauso viele positive wie negative Merkmale aufzählen. Am Ende soll irgendetwas positives dabei herauskommen. Konstruktive Kritik, irgendetwas, was den Künstler oder Fan mit der Kritik versöhnt.

    Warum eigentlich? Kritik soll kurz und knapp sein. Warum soll man auch groß drumherum reden? Macht es das besser? Ist es ehrlicher? Wenn dir jemand ins Gesicht sagt das dein Werk "Scheiße" ist, dann ist das eine sicherlich derbe Ausdrucksweise, aber auch kurz und knapp und in den meisten Fällen ehrlich gemeint.

    Und in der Küche (aka Große Bühne) ist es eben warm (=Kritik). Wer auf die Große Bühne will, darf keine Angst vor Buh-Rufen haben.
    Ein Verriss kann auch gut sein, aber ein "Scheiße" für sich allein, ist doch nichts anderes als ein stupider Rülps im Nichts. Im Zweifelsfall rüde, darüber hinaus aber alles andere als eine Leistung.
    HerrFenrisWolf ist gerade online

  14. #14 Zitieren
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Natürlich möchte kein Künstler oder Fan hören, das sein Werk bzw. das geliebte Werk "Scheiße" ist. Im Grunde will das ja niemand hören. Kritik soll bitteschön nicht wehtun. Oder sie soll genauso viele positive wie negative Merkmale aufzählen. Am Ende soll irgendetwas positives dabei herauskommen. Konstruktive Kritik, irgendetwas, was den Künstler oder Fan mit der Kritik versöhnt.

    Warum eigentlich? Kritik soll kurz und knapp sein. Warum soll man auch groß drumherum reden? Macht es das besser? Ist es ehrlicher? Wenn dir jemand ins Gesicht sagt das dein Werk "Scheiße" ist, dann ist das eine sicherlich derbe Ausdrucksweise, aber auch kurz und knapp und in den meisten Fällen ehrlich gemeint.

    Und in der Küche (aka Große Bühne) ist es eben warm (=Kritik). Wer auf die Große Bühne will, darf keine Angst vor Buh-Rufen haben.
    Aktion und Reaktion.
    Jeder Mensch hat erstmal ein Ego. Diese mögen zwar unterschiedlich stark ausgeprägt sein, aber vorhanden ist es immer. Wenn man einen knallharten verbalen "Schlag ins Gesicht" bekommt, wird man attackiert. Auf eine Attacke folgt normalerweise eine (verteidigende) Gegenattacke. So tickt der Mensch einfach. Deswegen haben es im Internet die lieben Trolle auch so leicht, immer wieder neue Opfer zu finden, irgendwer lässt sich immer provozieren. Und nichts anderes stellt so eine Art Kritik dar. Gnadenlos ehrlich? Mag sein, streite ich nicht ab. Aber dadurch wird sie eben auch höchst provokant.
    Nicht gerade die beste Methode, um eine vernünftige, erwachsene Diskussion mit jemanden zu führen, dem man vermitteln möchte, dass man ihm nicht zustimmt oder dass man sein Werk nicht mag. Vorausgesetzt natürlich, man möchte das auch wirklich und möchte die Diskussion so führen, dass man sich (idealerweise natürlich) auf Augenhöhe austauscht und verschiedene Ideen und Ansichten gegenüberstellt. Vielleicht bin ich da ja altmodisch, aber das bedeutet für mich, eine sinnvolle Diskussion führen zu können.

    Wenn man allerdings einfach nur provozieren und wahllos seinen Unmut los werden will, kann man jemanden natürlich auch sagen, dass er oder sein Schaffen "Scheiße ist".

    So wie ich das sehe, ist das Zauberwort hier Diplomatie, und das ist auch heute noch das Nonplusultra, wenn man in einer Diskussion irgendwas fruchtbares erreichen will. Immerhin möchte man ja selbst auch in einer Diskussion ernst genommen werden und als gleichberechtigter und ernstzunehmender Gesprächspartner wahrgenommen werden.

    Klar kann man das 'schönreden' nennen, oder meinetwegen auch abschwächen. Ist das denn per se was schlechtes? Nur, weil man ein wenig auf seine Wortwahl achtet, weil man seinem Gegenüber einfach mal den Grundrespekt entgegenbringt, auf den erst mal jeder Mensch einen Anspruch hat, verschleiert man doch nichts. Die Aussage bleibt gleich, nur werden die einen Worte eher gehört und darüber vielleicht auch mal nachgedacht, während die anderen gleich wieder dazu führen, dass das Gegenüber den Stachelpanzer anlegt und auf Gegenangriff schaltet. Was völlig normales menschliches Verhalten darstellt.

    Wie gesagt... je nachdem, was man erreichen will.
    Corvayne ist offline

  15. #15 Zitieren
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    Ein Verriss kann auch gut sein, aber ein "Scheiße" für sich allein, ist doch nichts anderes als ein stupider Rülps im Nichts. Im Zweifelsfall rüde, darüber hinaus aber alles andere als eine Leistung.
    Das kann man sich natürlich einreden und die Kritik als belanglos oder sinnlos abtun. Man kann sich natürlich auch ewig mit den Kritikern auseinandersetzen statt mit dem eigenen Werk. Ein Verriss ist ja auch schon wieder ein längerer Text, d.h. der Autor hat sich zumindest die Mühe gemacht so viel zu schreiben. Und dann kann man prima relativieren, denn wenn es wirklich "Scheiße" wäre, dann würde der ja nicht so viel schreiben. Oder?

    Zitat Zitat von Blaidd Beitrag anzeigen
    ... Wie gesagt... je nachdem, was man erreichen will.
    Die meisten Kritiker sind keine professionellen Autoren, keine Diplomaten und haben auch keine eigene Agenda. Sie äußern sich einfach zum Werk. Das sollte man als Künstler und Fan nicht zu persönlich nehmen und v.a. sollte man es ernst nehmen. Derbe Worte sind nicht jedes Mal 1000% ernst gemeint, aber die Botschaft dahinter meistens schon. Also sollte man sich, wenn solche Kritik aufkommt, dann schon mal mit dem eigenen Werk befassen. Vielleicht ist es ja doch nicht so toll, wie man selber denkt oder wie einem von Fans in eloquenten Worten gesagt wurde.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (26.07.2018 um 21:59 Uhr)

  16. #16 Zitieren
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    Muss man denn professioneller Kritiker sein, um sich diplomatisch und/oder respektvoll gegenüber ausdrücken zu können? Wenn es schon so weit gekommen ist, wundert mich der ein oder andere aktuelle Staatschef nun gar nicht mehr.
    Zumal es ja gern sein mag, dass derbe Worte nicht ernst gemeint sind. Aber zum einen geht es nicht darum, wie etwas in Gedanken gemeint ist, sondern wie etwas nach außen hin beim Angesprochenen ankommt (was dann eben je nachdem die entsprechenden Reaktionen ergibt), und zum anderen fände ich es etwas fragwürdig, wenn man einerseits mit solchen derben Worten knallhart direkt und ehrlich sein will, es dann aber eigentlich "ja nicht so gemeint hat". Das hätte für mich was inkonsequentes.
    Corvayne ist offline

  17. #17 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Das kann man sich natürlich einreden und die Kritik als belanglos oder sinnlos abtun. Man kann sich natürlich auch ewig mit den Kritikern auseinandersetzen statt mit dem eigenen Werk. Ein Verriss ist ja auch schon wieder ein längerer Text, d.h. der Autor hat sich zumindest die Mühe gemacht so viel zu schreiben. Und dann kann man prima relativieren, denn wenn es wirklich "Scheiße" wäre, dann würde der ja nicht so viel schreiben. Oder?
    Was hat das damit zu tun sich etwas einzureden? Es steht jedem frei, alles nach seinen Gutdünken als "scheiße" oder konträr als "megatittenaffengeil" zu bewerten. Aber wenn es das einzige ist was man über XY in die Welt hinausposaunt, dann braucht niemand davon ausgehen das eine tatsächliche Auseinadersetzung mit XY stattgefunden hat. Du magst dem gern einen Wert zumessen und meinen längere Texte lassen sich prima relativieren, aber bei längeren Texten, ob man denen zustimmen mag oder nicht, findet zumindest ein Gedankenaustausch statt. da werden tatsächlich Positionen bezogen und ja... dann macht man sich eben auch angreifbar, für Gegenargumente.

    In "Scheiße" steckt nichts. Warum sollte überhaupt jemand sich "mit seinem eigenen Werk" beschäftigen, wenn sein Gegenüber nicht einmal bereit ist, seine eigene Position zu erläutern. Warum sollte dieser Position überhaupt ein Wert zuerkannt werden? Es ist halt bequem zu sagen, "Es ist scheiße, weils eben Scheiße ist, denk mal drüber nach.", aber damit outet man sich in meinen Augen eher als fauler Querulant, denn als Kritiker.

    Zumal es mitnichten so ist, das jede ausformulierte Kritik automatisch ausgekontert wird, im Gegenteil, an einer guten Kritik wächst man, es ist konstruktiv die eigenen Schwachstellen aufgezeigt zu bekommen und zu lernen. Ja, dazu zählt dann auch durchaus Diplomatie, weil ich eher geneigt bin, mich an einem Gesprächh zu beteiligen, in dem jeder mit Respekt behandelt wird, als umgekehrt.
    HerrFenrisWolf ist gerade online Geändert von HerrFenrisWolf (27.07.2018 um 19:26 Uhr)

  18. #18 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Aladoz Saulic
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    Ich bin der Meinung, du siehst das Ganze etwas zu eng. Ich bin mit den Situationen, die du im EP beschrieben hast durchaus vertraut, allerdings stellt sich bei mir da nicht wirklich ein Ärger ein. Wie du schon erwähnt hast - man stimmt diesen Personen in der Regel nicht zu, man hat Schwierigkeiten deren Argumentation zu folgen.
    Beispiel: Star Wars Episode 8... Du wirst überall Menschen finden, die grenzenlos über diesen Film jammern, sich beschweren, von Logiklücken usw. sprechen. In dem Fall ärgert mich diese Kritik nicht, ich will diese Leute nicht vom Gegenteil überzeugen, ich bin einzig und allein froh, dass der Film bei mir nicht diese Emotionen ausgelöst hat. Was nicht heißen soll, dass deren Kritik unangebracht wäre, ich hatte zB ähnliche Gefühle als ich mir den Hobbit-Film angesehen hatte. Ich geh sogar soweit, dass ich sage, dass der Hobbit für mich vieles aus Herr der Ringe kaputt gemacht hat, weil ich diese Ereignisse nicht mehr ausblenden kann, wenn ich mir HdR ansehe. Nichtsdestotrotz, wandere ich deswegen nicht von einer Internet-Seite zur anderen, nur um jeden auf die Nase zu binden, wie scheiße ich diesen Film finde. Ich will anderen, die Freude an der Diskussion über den Film durch meine negativen Kommentare nicht zerstören. Und genau das ist ein wichtiger Punkt, viele Menschen sehen ihre Kritik als verletzend gegenüber den Fans an und äußern sie gerade aus diesem Grund.
    Ich hab diesbezüglich etwas sehr interessantes im Verlauf von Westworld Staffel 2 miterlebt. Ich hab da einen youtube-Channel verfolgt, der sich mit einer Plot-Analyse der einzelnen Episoden dieser Serie beschäftigte. Und ungelogen, bei jedem neuen Video, das in diesem Channel hochgeladen wurde, kamen die gleichen User um klar und deutlich zu erwähnen, wie scheiße sie diese Serie finden. D.h. selbst im Video "Westworld S2 E7 Analysis" fanden sich noch Kommentare wie "Stupid series is stupid". Der Punkt, den ich hier machen will... wenn ich ein youtube Video sehe, das so betitelt ist und eine Serie analysiert, die ich nicht mag, dann würde ich nicht einmal auf die Idee kommen es anzuklicken nur um einen negativen Kommentar zu äußern. Es würde mir vermutlich nicht einmal vorgeschlagen werden.
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich kenne Kritiker, wie du sie hier beschrieben hast. Mein einziger Gedanke dabei ist aber immer nur, dass ich erleichtert bin, dass ich ihre Gedanken nicht teile. Denn ich bin froh, dass mir Star Wars Ep8 gefällt, das soll sich auf keinen Fall ändern. Und ich finde es schade, dass der Hobbit das nicht erreichen konnte.
    Aladoz Saulic ist offline

  19. #19 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Aladoz Saulic Beitrag anzeigen
    Ich bin der Meinung, du siehst das Ganze etwas zu eng. Ich bin mit den Situationen, die du im EP beschrieben hast durchaus vertraut, allerdings stellt sich bei mir da nicht wirklich ein Ärger ein. Wie du schon erwähnt hast - man stimmt diesen Personen in der Regel nicht zu, man hat Schwierigkeiten deren Argumentation zu folgen.
    Beispiel: Star Wars Episode 8... Du wirst überall Menschen finden, die grenzenlos über diesen Film jammern, sich beschweren, von Logiklücken usw. sprechen. In dem Fall ärgert mich diese Kritik nicht, ich will diese Leute nicht vom Gegenteil überzeugen, ich bin einzig und allein froh, dass der Film bei mir nicht diese Emotionen ausgelöst hat. Was nicht heißen soll, dass deren Kritik unangebracht wäre, ich hatte zB ähnliche Gefühle als ich mir den Hobbit-Film angesehen hatte. Ich geh sogar soweit, dass ich sage, dass der Hobbit für mich vieles aus Herr der Ringe kaputt gemacht hat, weil ich diese Ereignisse nicht mehr ausblenden kann, wenn ich mir HdR ansehe. Nichtsdestotrotz, wandere ich deswegen nicht von einer Internet-Seite zur anderen, nur um jeden auf die Nase zu binden, wie scheiße ich diesen Film finde. Ich will anderen, die Freude an der Diskussion über den Film durch meine negativen Kommentare nicht zerstören. Und genau das ist ein wichtiger Punkt, viele Menschen sehen ihre Kritik als verletzend gegenüber den Fans an und äußern sie gerade aus diesem Grund.
    Ich hab diesbezüglich etwas sehr interessantes im Verlauf von Westworld Staffel 2 miterlebt. Ich hab da einen youtube-Channel verfolgt, der sich mit einer Plot-Analyse der einzelnen Episoden dieser Serie beschäftigte. Und ungelogen, bei jedem neuen Video, das in diesem Channel hochgeladen wurde, kamen die gleichen User um klar und deutlich zu erwähnen, wie scheiße sie diese Serie finden. D.h. selbst im Video "Westworld S2 E7 Analysis" fanden sich noch Kommentare wie "Stupid series is stupid". Der Punkt, den ich hier machen will... wenn ich ein youtube Video sehe, das so betitelt ist und eine Serie analysiert, die ich nicht mag, dann würde ich nicht einmal auf die Idee kommen es anzuklicken nur um einen negativen Kommentar zu äußern. Es würde mir vermutlich nicht einmal vorgeschlagen werden.
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich kenne Kritiker, wie du sie hier beschrieben hast. Mein einziger Gedanke dabei ist aber immer nur, dass ich erleichtert bin, dass ich ihre Gedanken nicht teile. Denn ich bin froh, dass mir Star Wars Ep8 gefällt, das soll sich auf keinen Fall ändern. Und ich finde es schade, dass der Hobbit das nicht erreichen konnte.
    Ja, damit hast du sicherlich Recht. Redest du zufällig von dem Kanal Alt X Shift?
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