07. 07.
Meine Frau und ich sind jetzt nach Khorinis gezogen. Da wollten wir schon immer hin. Weg von der Feldarbeit und rein in die große Stadt mit den vielen Händlern und den Tavernen. Es ist so schön hier. Vor allem im Handwerkerviertel. In die Oberstadt dürfen wir noch nicht, weil wir keine Lehre bei einem der Handwerker vorzuweisen haben, aber ich hab zu meiner Frau gesagt, dass das schon was wird. Ich bin da sehr zuversichtlich. Unser vorläufiges Haus liegt im Hafenviertel, aber es ist gar nicht weit bis zu den Handwerkern, wo meine zukünftige Arbeit liegen wird. Klar, es ist nicht das schönste Haus, aber das wird schon. Meine Frau ist auch ganz aufgeregt mit mir zusammen diese riesige Stadt zu erkunden. Wir freuen und so sehr. Ach, das Leben ist schön und die Menschen sind so freundlich. Ich liebe Khorinis und ich liebe meine Frau.



08. 07.
Heute haben wir uns Khorinis angesehen, ich kann gar nicht glauben, dass wir jetzt schon alles gesehen haben. Ist das nicht die große Stadt? Irgendwie haben wir uns das anders vorgestellt. Naja, meine Frau sagt, so sei es doch viel schöner, da wir uns nie verlaufen und immer die Übersicht behalten. Meistens hat meine Frau Recht. Was würde ich nur ohne sie tun? Auf dem Markt haben wir uns bei Baltram ein "gut abgelagertes Stück Scavengerfleisch", wie er es nannte, gekauft. Ich war skeptisch, aber meine Frau sagte, dass das hier in der Stadt so gegessen wird. Luftgetrocknet nennt sich das. Vermutlich verstehe ich davon einfach nur nichts.
Meine Frau ist so glücklich. Sie hat begonnen unser Erspartes für Möbel und Dekorationen für unser Haus auszugeben, damit es wohnlich wird, wie sie sagt. Ich dachte eigentlich, wir bräuchten das Geld für unseren Start in der neuen Umgebung, aber sie hat mich darauf hingewiesen, dass wir ja nicht ewig auf dem Bett schlafen können, das der vorherige Besitzer dagelassen hat. Die Möbel bei Thorben waren ganz schön teuer. Ich hab ihn gleich gefragt, ob er noch einen Lehrling bräuchte. Er hörte es gern, als ich ihm erzählte, dass ich ein innosfürchtiger Mann bin. Nachdem wir die schweren Möbel ins neue Haus gebuckelt haben, waren wir noch bei Daron und hörten seine Lehren an. Thorben freute sich, endlich jemanden gefunden zu haben, der ein ebenso religiöser Mann ist wie er. Hier seien angeblich nicht so viele Leute dazu zu bewegen jeden Tag zu Daron zu gehen. Ich wollte ihm gerade sagen, dass ich mir die Lehren der Magier für gewöhnlich auch nur einmal die Woche anhöre, aber ich wollte ihn nicht verletzen. Gelohnt hat es sich, Thorben sagte mir, ich könne morgen bei ihm als Lehrling anfangen.



09. 07.
Es ist nicht einfach in diesem Haus zu schlafen und auch jetzt wo wir unser neues Bett haben, ist es nicht besser geworden. Ich hatte eigentlich gehofft, dass das helfen würde, aber es ist so hart. Das andere war wenigstens etwas weicher vom Durchliegen. Heute lag ich die halbe Nacht wach und hörte dem Knarren und Knarzen unseres neuen altersschwachen Hauses zu. Als meine Frau aufwachte und sah, dass ich nicht schlief, wusste sie sofort was los war. Ich habe so eine einfühlsame und kluge Frau. Das erfüllt mich mit Stolz. Sie sagte, dass ich vermutlich einfach nur aufgeregt und nervös sei, weil heute meine Lehre bei Meister Thorben beginnt. Sie hat bestimmt Recht. Wir standen auf und Sie machte mir Frühstück. Das Brot war schon etwas hart, aber ich will mich nicht beschweren. Als ich aus der Tür trat, waberte mir gleich ein grüner, stinkender Rauch vors Gesicht. Das war mir schon gestern aufgefallen, aber ich vermutete, dass es sich um eine einmalige Sache handelte. War es wohl nicht. Ich ging dem grässlichen Gestank nach und sah einen Typen, der an der Straße Sumpfkraut rauchte. Dieses eklige Zeug. Das ist doch Gift. Aber dieser Kerl denkt wohl nicht daran, dass er mit seinem Verhalten auch andere schädigt. Ich sprach ihn an und er stellte sich mir als Meldor vor. Ich fragte ihn, ob er woanders rauchen könnte, wo er nicht so viele Leute stört. Der Typ lachte aber nur und schüttelte den Kopf. Ich war wütend, aber mehr wollte ich auch erstmal nicht sagen. Immerhin bin ich der Neue hier und will mich nicht gleich mit allem und jedem anlegen. Gleich darauf besserte sich meine Laune aber wieder. Der Weg zu Thorben ist so schön kurz, einfach nur die Straße rauf. Wer kann schon von sich behaupten so einen kurzen Weg zur Arbeit zu haben? Thorben stand bereits vor seinem Haus und sägte an einem Baumstamm. Wir gaben uns zur Begrüßung die Hand und erzählten von der kommenden Arbeit. Ich bin so froh Thorben zum Meister zu haben. Er ist ein sehr vernünftiger und umgänglicher Mann. Ich hatte bereits früher gesägt, aber Thorben wies mich immer wieder auf Verbesserungsmöglichkeiten hin. Manchmal ist es gar nicht so einfach seine Fehler einzusehen und da braucht es jemanden der einen drauf hinweist. In der Mittagspause waren wir wieder bei Daron und haben uns seine Lehren angehört. Nach der Arbeit kam ich nach Hause und wollte erst einmal ausruhen, aber irgendjemand hämmerte andauernd. Ich blieb zuerst sitzen in der Hoffnung es würde aufhören, aber nein, es ging immer weiter. Also rappelte ich mich wieder hoch und machte meine Runde. Es dauerte nicht lange, bis ich einen meiner Nachbarn gefunden hatte. Er stellte sich als Fellan vor und erklärte mir, dass solche alten Häuser ständig instand gehalten werden mussten. Er bot mir freundlicherweise an, sein Werkzeug auszuleihen, wenn ich auch an meinem Haus arbeiten wolle. Nur seinen Glückshammer würde er nicht in fremde Hände geben. Fellan ist ein netter Kerl. Ich bin froh solch nette Nachbarn zu haben. Irgendwann wird seine Arbeit erst einmal fertig sein und dann ist ja auch wieder Ruhe. Irgendwann muss man solche lästigen Arbeiten ja machen, da gebe ich Fellan Recht.



10. 07.
Die Arbeit war wieder sehr anstrengend. Meister Thorben hat hohe Anforderungen. Er meint, ich müsse noch viel präziser und gründlicher werden, wenn ich es zu etwas bringen will. Mittags waren wir wieder beim Feuermagier. Ich hätte mich lieber in Coragons Taverne gesetzt, ein kühles Bier getrunken und einfach mal ausgeruht, aber das wollte ich vor meinem Meister nicht sagen. Als wir zurückkamen, stand meine Frau vor Thorbens Haus. Sie hatte mir frisch geschmierte Brote mitgebracht, für das Mittagessen. Meine Frau ist ein Schatz. Womit habe ich sie nur verdient? Thorbens Nichte, Gritta, kam aus dem Haus und fing sofort ein angeregtes Gespräch mit meiner Frau an. Schön, dass sie gleich eine Freundin gefunden hat. Sie sind im Haus verschwunden und waren bis zum Ende meiner Arbeit nicht mehr zu sehen. Nachts konnte ich wieder nicht schlafen. Das Haus knarzt und ächzt die ganze Zeit.



11. 07.
Wieder dieser Rauch. Dieser Meldor regt mich auf. Jeden Tag steht er an der Straße und raucht und schädigt damit alle in seinem Umkreis. Eigentlich wollte ich ja nichts sagen, aber irgendwer muss es ja tun. Ich ging erneut zu ihm und sagte ihm, dass es nett wäre, wenn er woanders rauchen würde. Er sah mich schief an und knurrte, dass ich mich verpissen solle, oder er würde mich an meinen Eiern zum Kai runterschleifen und mich dort aufhängen. Ein fürchterlicher Mensch ist das. Als ich Thorben später von ihm erzählte, warnte er mich davor, mit diesem Typen Streit anzufangen. Das sei ein ganz übler Bursche. Glaubt er etwa, ich hätte Angst vor diesem Grobian? Er sagte mir gleich darauf, dass in seinem Haus leider kein Platz mehr für zwei weitere Personen wäre. So ganz war ich nicht überzeugt, aber es ist ja seine Sache, ob er seinen Lehrling bei sich wohnen lässt oder nicht. Als ich erschöpft nach Hause kam, erzählte mir meine Frau ganz ausführlich, wen sie heute alles getroffen hatte und was in Khorinis so erzählt wird. In dem Moment hatte ich aber keine Nerven dafür und wollte einfach nur meine Ruhe haben, doch ich wollte meiner Frau nicht die gute Laune verderben.



12. 07.
Wieder harte Arbeit. Thorben kritisiert mich immerzu. Ich müsse mich mehr anstrengen. Ich bin der Meinung, dass ich bereits alles gebe und sagte auch, dass ich mein Bestes tue. Thorben war nicht überzeugt. Am Mittag waren wir wieder bei Daron. Langsam wird mir das langweilig. So innosfürchtig bin ich dann wohl doch nicht. Am Abend überraschte mich meine Frau mit einem neuen Kleid. Sie habe es Thorbens Nichte abgekauft, erzählte sie. Ihr Onkel habe sie wohl dazu gedrängt sich von einigen ihrer Sachen zu trennen. Es hat all unsere Ersparnisse aufgefressen. Innerlich war ich schon wütend, aber meine Frau so glücklich zu sehen hat das etwas gedämpft, trotzdem ... ich musste so hart arbeiten für dieses Geld, aber irgendwie sieht das hier keiner. Immerhin war es eine sehr schöne Nacht. Meine Frau hatte wirklich ausgezeichnete Laune und ich konnte dann wirklich gut schlafen.



13. 07.
Heute war wieder ein besserer Tag. Auch wenn die Kritik nicht abriss, ließ ich meine Gedanken immer wieder zur vorherigen Nacht zurückschweifen. Ich passte aber deswegen nicht auf und ritzte mich leicht in den Finger. Thorben schimpfte mit mir und warf mir vor ungeschickt zu sein. Ich nahm es mit einem Achselzucken hin und wickelte einen notdürftigen Verband um meinen Riss. Zuhause wartete meine Frau mit einer Linsensuppe auf mich. Naja, immerhin etwas Warmes im Bauch.



14. 07.
Es ist immer die gleiche Arbeit: sägen, sägen, sägen, und hämmern, hämmern, hämmern. Heute schlug ich meinem Meister vor, zur Abwechslung mal in Coragons Taverne Mittag zu essen. Thorben sah mich schief an und erklärte mir seltsam reserviert, dass sich dort nur Leute trafen, die ihre Zeit zu vertrödeln hatten. Also gingen wir wieder zu Daron. Langsam nervt mich das. Zuhause konnte ich auch nicht entspannen. Fellan hämmert immer noch. Irgendwann muss er doch fertig sein. Durchs Fenster zieht der giftig grüne Sumpfkrautgeruch herein.



15. 07.
Thorben ist ein echter Nörgler. Nie kann ich es ihm recht machen, immer hat er was auszusetzen. Es muss doch bald mal gut sein. Ich streng mich doch so an, aber nie ist es ihm gut genug. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, weswegen ich mittags nicht mit ihm zu Daron ging. Ich ging in die Taverne. Immerhin endlich mal ausspannen bei einem kühlen Bier. Am Nachmittag redete Thorben nur das Nötigste mit mir. Wir hatten beide schlechte Laune. Als ich dann abends nach Hause ging, musste ich wieder durch Meldors Rauchschwaden. Das regt mich so auf. Kann der nicht woanders rauchen? Zuhause fand ich auch keine Ruhe. Immer dieses Gehämmer. Ich ging zu Fellan und fragte ihn, ob er es einen Tag nicht auch mal gut sein lassen könnte. Er wiegelte ab, sein Haus müsse ständig in Schuss gehalten werden und er riet mir, das Gleiche zu tun. Der lügt doch! Als ich nach Hause kam und meiner Frau davon berichtete, war sie nicht auf meiner Seite, sondern meinte ebenfalls, dass unser Haus überholungsbedarf hätte. Ich wollte nichts davon hören. Ich war schon geschafft genug von der Arbeit bei Thorben und Sägen und Hämmern wollte ich nicht auch noch in meiner Freizeit.



20. 07.
Heute ist ein Feiertag. Thorben war nicht erfreut, als er erfuhr, ich hätte noch gar nichts davon gehört. Es sei ein wichtiger Feiertag in der Innoskirche. Etwas distanziert bot er mir an, zusammen zum Kloster zu gehen. An diesem besonderen Tag dürften die Khoriner vor den Toren des Klosters die Lehren des weisen Rates hören. Ich hatte überhaupt keine Lust mir den ganzen Tag das Gesabbel von alten Knackern anzuhören. Mir reichte schon täglich Darons Geschwätz. So sagte ich das Thorben aber nicht, sondern, dass ich mein Haus unbedingt reparieren müsse. Thorben glaubte mir nicht und sagte mir, ich wolle mich vor meinen religiösen Pflichten drücken. Ich verneinte und fragte, ob ich mir etwas von seinem Werkzeug ausleihen könne, doch Thorben wehrte ab. Ich hätte während der Arbeit das Werkzeug oft nicht dahin zurückgelegt, wo ich es her hätte und deswegen würde er mir nichts ausleihen. Glaubt der etwa, ich würde sein ach so kostbares Werkzeug verlieren? Verstimmt gingen wir beide unserer Wege. Ich ging zu Fellan und borgte mir bei ihm Werkzeug und eine Leiter, um das Dach des Hauses reparieren zu können. Die Leiter war schon sehr altersschwach und morsch, was ich schmerzhaft feststellen musste, als ich oben stand und das Dach am Rand reparierte und plötzlich unter mir eine Sprosse brach. Ich stürzte die Leiter herunter und hab mich fürchterlich auf den Arsch gesetzt. Meine Frau stand da und lachte. Sie meinte, es hätte zu komisch ausgesehen. Frauen können grausam sein. Immerhin ließ sie mir daraufhin ein heißes Bad in den Bottich, damit ich mich kurieren könne. So schnell geht das zwar nicht, aber immerhin war es gut, um mal zu entspannen. Wenn da dieser blöde grüne Rauch nicht wäre.



21. 07.
Thorben und ich haben uns zerstritten. Er sagte mir, ich sei ein Taugenichts, der wohl nie zu einem Handwerker werden würde. Ich hielt ihm dagegen, er sei viel zu streng und undankbar. Wir stritten uns heftig, aber natürlich saß Thorben am längeren Hebel. Er schmiss mich einfach raus. Scheißkerl.
Meine Frau war gar nicht glücklich, als ich ihr davon berichtete. Sie hielt mir stundenlange Gardinenpredigten. Warum nervt sie mich nur so? Kann sie mich denn gar nicht verstehen? Ich bin aus dem Haus geflohen, weg von ihrem Gezeter, dem grünen Rauch und Fellans Hämmern, in Coragons Taverne. Hier fühlte ich mich wohl. Einfach nur dasitzen, Bierchen zischen und meine Ruhe haben. Ich habe aber wohl viel mehr getrunken, als ich eigentlich vor hatte, denn der Weg nach Hause war schwierig. Ich traf auf Meldor, der immer noch einfach nur rumstand und kiffte. Was nannte mich dieser Arsch von Handwerksmeister eigentlich einen Taugenichts, wenn DIESER rauchende Scheißkerl hier den ganzen Tag nur faul herumsteht und kifft. DER ist faul, nicht ich. Ich sagte Meldor, er solle endlich abhauen, aber er grollte, dass ich mich verpissen solle. Das sah ich gar nicht ein. Es kam zum Kampf. Naja, ich zog mir einen heftigen Schlag auf den Schädel zu, Meldor wohl nur Luftschläge. Als ich nach Hause kam, war meine Frau erschrocken und wollte wissen, was passiert sei. Sie merkte schnell, dass ich betrunken war und keifte erneut los. Warum ich unser letztes Geld versaufen würde und mich in der Öffentlichkeit prügelte. Ja, warum wohl? Weil das eine Scheißstadt ist, voller blöder, ungerechter, nervender Leute. Auf dem Land war es viel ruhiger und die Leute zwar auch etwas ruppig, aber ich kam damit klar. Ich versuchte es ihr zu erklären, aber brachte nur Lallen hervor. Meine Frau schnauzte mich noch lange an. Versteht sie mich denn überhaupt nicht?



22. 07.
Hab einen fürchterlichen Brummschädel und weil meine Frau wieder auf mir herumhackte, bin ich zum Kai am Hafen geflohen. Hier konnte ich einfach nur sitzen, ohne dass mich jemand nervt. Dachte ich. Ein Typ namens Moe meinte, ich sitze zu nah bei Kardifs Kneipe und schupste mich den Kai herunter. Mit so viel Hinterlist hatte ich nicht gerechnet. Ich kann nicht besonders gut schwimmen und wäre fast untergegangen. Scheiß Hafenviertel. Auch hier hat man keine Ruhe. Ich traf auf den Fischer William. Er fand es wohl auch furchtbar komisch, wie ich da durchs Wasser paddelte, zog mich aber auf sein kleines Boot. Ich klagte ihm mein Leid. Er zog eine Augenbraue hoch und meinte, ich könne mich glücklich schätzen, immerhin so eine Bruchbude als Haus zu haben. Das sei mehr, als er hätte. Er wohnt wohl mit seinem Kollegen Farim unter einem Bretterverschlag. Er bot mir aber an, zusammen mit ihm zu fischen, dann hätte ich immerhin eine Arbeit. Sein Boot wirkte auf mich nicht gerade vertrauenserweckend, aber was blieb mir sonst auch übrig? Zuhause verkündete ich, dass ich eine neue Arbeit als Fischer hatte. Das setzte der Keiferei ein Ende.



23. 07.
Offenbar bin ich doch nicht zum Fischer geeignet. Ich werde sehr schnell seekrank und die meiste Zeit kotzte ich einfach nur. William meinte aber, dass sei guter Köder für die Fische. Er meinte, er hätte noch nie so viele gefangen. Vielleicht bin ich dann also doch ein guter Fischer?



24. 07.
Ich kann einfach nicht schlafen. Genausogut kann ich mich dann auch ans Fenster setzen und hinausstarren. Meldor kommt immer kurz vor Morgengrauen zur Straße und fängt an zu kiffen. Ich hatte vor, ihm eine Falle zu stellen, doch als ich ihn dann mit einem Hammer überraschen wollte, stand er schon da und grinste mich bösartig an. Grollend ging ich zurück ins Haus. Ohne Überraschungsmoment werde ich ihn wohl nicht besiegen. Der zweite Arbeitstag auf See war genauso schlimm wie der vorherige. Nur Kotze, Kotze, Kotze. Fische füttern, nennt es William. Ich sage es ist wie es ist: zum Kotzen. Alles! Meine Arbeit, die Stadt, mein Haus, meine Frau, alles zum Kotzen! Am Abend nervte mich meine Frau wieder, ich solle endlich wieder anfangen am Haus zu arbeiten. Es würde ja nicht besser werden. Hat die nichts anderes zu tun, als zu meckern? Soll sie es doch selber machen. Als ich ihr das sagte, war sie so verärgert, sodass sie mich anschrie, ich könne froh sein, dass sie mir nicht weglaufe und sich einen Mann suche, der kein Taugenichts ist. Meine Frau ist so gemein.



25. 07.
Meine Frau ist am frühen Morgen aufgewacht und meinte, dass sie oben im Gebälk etwas knacken hörte. Sie meint, ich soll am besten sofort anfangen das Dach zu reparieren. Die Alte spinnt wohl?! Ich muss auf Meldor warten. Als ich dann glaubte, er würde bald da sein, stellte ich mich hinter eine Ecke und versuchte ihn von hinten zu überwältigen. Doch er versetzte mir solche Backpfeifen, dass es mich glatt von den Füßen riss und ich das Bewusstsein verlor. Als ich später aufwachte, taten mir meine Eier schrecklich weh und ich baumelte mit den Füßen voran vom Kran am Kai. Das ganze Hafenviertel hat sich kaputt gelacht. Meine Frau sagte mir später, dass sie sich fürchterlich für mich schämt. Die hat vielleicht Nerven.



26. 07.
Fellan kam vorbei und sagte, er wolle entweder sein Werkzeug zurück, oder ich solle endlich weiter arbeiten, mein Haus würde sonst einstürzen. Ich hab den Spinner mit der Leiter verdroschen und auf die Straße geworfen. Meine Frau hat ihre Sachen gepackt und sagte mir, sie ziehe wieder zurück aufs Land zu ihrer Mutter.



27. 07.
Das Dach ist in der Nacht eingestürzt, als sich eine Eule draufgesetzt hat. Hab die Scheißbude abgefackelt.
Nie mehr hämmern, nie mehr sägen, nie mehr Scheißholzarbeiten. Nie mehr Scheißkhorinis. Die Miliz kam, sagte mir, ich sei ein gefährliche Brandstifter und wollte mich mitnehmen. Ich bewarf sie mit ner alten Säge, Nägeln und der klapprigen Scheißdrecksleiter. Da wichen sie zurück und tippten sich gegen die Stirn. Daron kam dann vorbei und hat mich zum Kloster mitgenommen. Hier ist es toll. Um mich herum sind überall Steinwände. Kein Scheißdrecksholz, nein kühler, glatter, stabiler Stein. Ich habe meinen eigenen kleinen Raum und muss überhaupt nichts machen, nur da sitzen, den ganzen Tag. Zwei mal kommt ein Novize vorbei und füttert mich und ein Magier gibt mir einen ulkigen Trank und dann sehe ich überall viele lustige, bunte Farben und alles dreht sich. Hier ist es so schön.