Wisst ihr was? Ich nehme diesen Thread jetzt einfach mal als Vorwand, über Star Wars und seine jetzige Situation im Großen und Ganzen zu ranten, weil, wann komme ich sonst schon mal dazu?
Okay, ich glaube, was man als erstes einsehen sollte, ist, dass die Star Wars Fanbase nicht George Lucas oder Kathleen Kennedy oder Rian Johnson hasst, die Star Wars Fanbase hasst in erster Linie Star Wars. Oder, um etwas differenzierter zu sein, sie hasst die Tatsache, dass Star Wars bei ihnen nicht mehr die Begeisterung hervorruft, die es tat, als sie jünger und optimistischer waren und anstatt die Schuld bei sich selbst zu suchen, suchen sie sie bei den Filmen und den Leuten, die sie machen. Nun wäre es nicht so, als würde ich ihrer grundlegenden Prämisse nicht zustimmen, vielleicht sogar weiter gehen, als viele es tun und sagen: Kein Star Wars Film war jemals mehr so gut wie New Hope. Und geht mir weg mit Imperium Schlägt Zurück, er war schwächer als Episode 4, egal wie düster und erwachsen er angeblich sein soll. Aber an dem Punkt, an dem man von einer Serie die mittlwerweile zehn Filme umfasst vielleicht gerade mal 3 mag, sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, ob es nicht langsam vergebene Liebesmühe ist, jeden neuen Film als persönliche Beleidigung aufzufassen. Dir gefällt Star Wars nicht mehr. Get over it. Mir fehlt ehrlich gesagt die Geduld auch nur zu versuchen zu verstehen was genau der Blickwinkel dieser traurigen Gestalten eigentlich ist.
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Diese Leute stehen für mich ungefähr auf einer Ebene mit Fußball Hooligans, ich verstehe sie nicht und ich habe nicht annähernd genug Achtung vor ihnen um zu versuchen, sie zu verstehen.
Wie dem auch sei, man kann schon die Frage stellen, wohin es mit der Star Wars Serie geht, da sie, zumindest was die den Hauptstrang der Trilogien betrifft, nicht besonders flexibel ist. Wir hatten die klassischen campbellsche Hero's Journey in der Originaltrilogie, wir hatten ihre Umkehr in der Prequeltrilogie, was bleibt noch? Ich meine, ja, aus Disney's Sicht ist das, was bleibt, die Originaltrilogie zu imitieren und ein paar Twists einzubauen um sie nicht zu vorhersehbar zu machen, was bei mir auch nicht gerade große Begeisterung auslöst. Wisst ihr, die Prequels haben viele Leute ziemlich wütend gemacht, das kann ich auch verstehen (besser als ich es bei Last Jedi verstehen kann, tbh, der trotz ein paar wenig vorhersehbarer Entscheidungen noch immer eine Menge Zeit damit verbringt, die Fanbase zu bauchpinseln) aber bei den Prequels war es sicher auch Sinn der Sache. Die Prequels stellen alles auf den Kopf, was Fans der Originaltrilogie heilig war. Die Republik war keine strahlende, zivilisierte Gesellschaft, sie war ein schlecht organisierter, chaotischer Staat in dem die Menschen in Coruscant und nahen Planeten einen hohen Lebensstandard genossen während die größenteils nichtmenschliche Bevölkerung in den äusseren Systemen benachteiligt wurde. die Jedi waren keine weisen Mönche und Ritter, die die Galaxie vor Unheil bewahrten, sie waren eine dogmatische, emotional verklemmte Sekte die Eintreiber für die Galaxie gespielt haben. Die Macht ist keine mystische... Macht, die alles umgibt und auf die nur Erwählte Zugriff haben, sie ist ein Nebenprodukt von Mikroben im Blut. Und so weiter und so fort. Die Prequeltrilogie, schwerfällig wie sie in ihrer Ausführung auch war, war ein gigantischer Mittelfinger gegenüber jeden, der meinte, alles an Star Wars wäre so einfach, wie es aussieht und ich werde nie damit aufhören, Lucas dafür zu respektieren.
Jetzt haben wir die Sequeltrilogie und sie verbringt eine Menge Zeit damit der Fanbase, gerade denjenigen, die mit den Prequels unglücklich waren zu sagen "Hey, euer Star Wars existiert noch und wir machen diese Filme für euch und schaut, ihr habt recht damit, die Originaltrilogie zu verehren" und gerade in Force Awakens war es nahezu unerträglich. Dann kam Last Jedi und es hatte ein paar Tricks im Ärmel und ein paar respektable Versuche, sich mit Star Wars kritisch ausseinanderzusetzen und die Fanbase stürzte sich darauf als wären sie hungrige Raben die nur darauf warteten, dass das Team hinter den neuen Filmen mal Schwäche zeigt. Und, wie gesagt, man kann die Sequels schon kritisieren. Tue ich auch. Ich bleibe zumindest dabei, dass es ein Fehler war, sie so früh nach der Originaltrilogie spielen zu lassen und nicht etwas, sagen wir, 100 Jahre später. Es ist etwas frustrierend, weil die Tatsache, dass die imperialen Loyalisten so früh nach der Originaltrilogie schon wieder die stärkste Macht der Galaxie sind einfach die Frage aufwirft, was in der Originaltrilogie dann überhaupt erreicht wurde. Ich meine, sogar hier in Deutschland hat es mehr als 70 Jahre gedauert, bis Nazis wieder ins Parlament einziehen konnten. Und bei Star Wars waren es nicht mal 40 Jahre? Give me a break. Gott, Force Awakens war wirklich kein sehr guter Film. Wenn man das natürlich nicht getan hätte, hätte man die Chance verpasst, die Besetzung der Originaltrilogie aus ihren Altenheimen zu zerren also sollte es mich vermutlich nicht überraschen aber narrativ war es eine unkluge Entscheidung.
Um ehrlich zu sein würde ich sogar sagen, dass Rogue One und Solo die beiden interessantesten der neuen Filme sind, weil sie sich nicht mit der Identitätskrise der Haupttrilogie abplagen müssen. Ob bewusst oder nicht, die beiden Star Wars Stories bilden einen interessanten Gegenpol zu den Trilogien. Ob sie ihn nun auf den Kopf stellen oder geradeheraus folgen, die Trilogien hängen unzertrennbar an dem alten Campbellschen Monomythos, Heldenreise und so'n Kram, sie folgen diesen archetypischen Figuren mit ihren archetypischen character arcs mit ihrer archetypischen Handlung (Oder kehren sie um, wie die Prequels) und... naja, das macht dieses Narrativ fast schon zu einer Art Naturgesetz des Star Wars Universums. Die Star Wars Stories folgen nicht den Erwählten sondern den Übergangenen. Nimm Rogue One. Jyn, Cassian, Chirrut, K2 waren keine Helden wie Luke oder Leia. Niemand erwähnt ihre Namen in der Originaltrilogie, niemand erzählt ihre Geschichten, sie waren Soldaten, sie stahlen die Pläne des Todessternes und trugen dabei maßgeblich zu seiner Zerstörung bei und dann starben sie. Niemand erzählt ihre Geschichte aber ohne sie hätte man den Krieg vermutlich nicht gewonnen. Oder Solo, mit einem jungen Han, bevor er zu einem Helden wurde und von dem Monomythos assimiliert wurde. Der große moralische Triumph in Solo war, dass er sich letztendlich entschied, gestohlenen Treibstoff nicht den Kartellen zu überlassen, die mit dem Imperium arbeiten sondern sie einer Gruppe zu geben, die später Teil der Rebellen sein würde. Zu dem Zeitpunkt war er kein Kriegsheld, er war keine Heldenfigur, er war ein kleiner Gauner, der auf sein Gewissen hörte. Es sind die Geschichten, die ansonsten nicht erzählt werden und das ist eine wundervolle Sache und das macht mich traurig, dass Disney nach dem Misserfolg von Solo plant, sie vorläufig aufs Eis zu legen um sich auf die Haupttrilogie zu konzentrieren, für die sie noch immer keinen Plan gefunden haben um sie klar von den vorhergehenden abzuheben.
Ich meine, ich weiß, wie ich an Last Jedi anknüpfen würde aber ich traue J.J. Abrams nicht zu, es auf eine Weise zu tun, die wirklich interessant ist, gerade, weil Force Awakens eben die uninspirierte Bauchpinselei ist, zu der der verkrampfte Versuch, Fans der alten Filme nicht zu verärgern unweigerlich hinführt. Und ich wäre sehr traurig, wenn das jetzt einfach Star Wars ist, besonders, das ich mir das auch nicht wirklich erfolgversprechend vorstelle. Ich verstehe schon, was Disney vorhat und weshalb es aus Sicht eines Großkonzerns sinnvoll aussieht aber ich glaube nicht, dass es funktionieren wird. Schonungslos gesagt, man wird keine zweite Fanbase finden, die so groß ist und dabei so niedrige Ansprüche hat wie die der Marvel Filme.