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  1. #61
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    "Du kannst einem aber auch jeden Spaß verderben."
    Es war schon bitter, auf diese Weise in die Realität zurückgeholt zu werden. Er föhnte sich noch kurz die Haare, stürzte dann hastig einen Kaffee, etwas Brot und ein paar Kopfschmerztabletten runter und zog sich dann an. Zum Glück hatte er noch ein paar Reserve-Klamotten dabei gehabt, die stinkenden Sachen vom Vortag wären bei einer Vorladung dieser Art wohl sehr komisch angekommen.
    "Also schön, dann los. Wird schon schiefgehen."
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  2. #62
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Vigilio handelte wohl vorausschauender als jeder von ihnen. Denn immerhin stand zuvorkommend, obgleich viel zu früh dieser schwarze Wagen vor dem von Gästen bewohnten Apartment. Der Fahrer war ein anderer, aber selbst er hielt ihnen beiden die hinteren Türen samt abgedunkelter Scheiben zuvorkommend auf.
    "Mister Ascaiath war sich sicher es wäre die beste Lösung Sie würden etwas früher als er selbst eintreffen. Ich hoffe sehr Sie fühlen sich durch meine frühe Ankunft nicht gestört, Sir.", sagte der überaus junge Mann mit Bürstenschnitt und erntete Leifs Kopfschütteln.
    Nein. Wahrscheinlich war die Vermutung des Italieners richtig. Es war besser beide Parteien zu entzerren und nicht unmittelbar aufeinander treffen zu lassen. Nicht heute. Nicht an einem Tag an dem er sich selbst vergessen würde wenn er Luceija gegenüber stand. Das hier musste irgendwie funktionieren. Diese Verhandlung. Er musste einen Funken Resthoffnung aufbringen dürfen, ganz gleich wie erdrückend die Bilder ihrer letzten Begegnungen waren. Nichts anderes als das worum es heute ging blieb ihm noch. Ohne diese Zulassung war er niemand, seine Hände kaum noch ein paar tausend Credits auf dem Schwarzmarkt wert. Heute-...Das musste funktionieren.

    Der Verkehr der Hauptstadt durchkreuzte Vigilios Plan. Und den von Leif. Jede Hoffnung nicht sofort Opfer vieler Augen Aufmerksamkeit zu werden. Selbst der Schleier aus Regentropfen und getönten Scheiben konnte sie nicht verbergen, als der Wagen langsam in die Seitenstraße glitt. Ein royalblauer Schirm, daneben schwarz und jemand der töricht genug gewesen war um zu glauben London würde es ihm nachsehen keinen Regenschutz mitgenommen zu haben. Der Fahrer hielt. Er war über den gesamten Zeitraum der Fahrt angenehm ruhig gewesen. Genau wie Abu, den Leif nicht ansehen konnte. Das grau seiner Augen durchbohrte konsequent die Scheibe die zwischen ihm und dem trüben Gebäude stand. Und diesen Leuten die von irgendeiner verqueren Art der Presse waren und sich tatsächlich für das hier interessierten. Leif atmete. Er wollte sich diese vier Sekunden tiefen ein- und ausatmens geben, die Aufregung wieder Untertan machen und schloss die Augen. Es erwies sich als die schlechteste seiner Ideen gleich nach der eines Frühstücks. Sein Magen wurde von einer Faust umschlossen, die mit einer Kraft in sein Innerstes packte, das er glaubte sofort auf dem Rücksitz des Wagens erbrechen zu müssen. Da war Luceija vor ihm. Bettelnd und das auf diese eine besondere Art, der er nie etwas würde abgewinnen können. Keiner von ihnen, deren Ohren gleichermaßen das Geräusch einschneidender Nägel auf Holz erreichte. Der Blonde öffnete die Augen. Beendete diese ekelerregende Vorstellung und konnte es doch nicht. Seine Pupillen waren geweitete, schwarze Schlunde, auf seiner Netzhaut zuckten Blitze und neben ihnen sah er das pure Nichts. Gejagt von dem Schauer und dem Schweiß der seinen Rücken hinab rann. Er erlebte jede Sekunde noch einmal. Jeden Moment in dem er so wenig er selbst gewesen sein konnte und es ließ ihn fürchterlich würgen. Abu fasste packte ihn am Rücken, hievte ihn nach vorn und nahm etwas vom alarmierten Fahrer entgegen, das sehr nach einer braunen Tüte mit dem Inhalt eines Frühstücks aussah.

    Hoffentlich hatte dieser Typ es bereits gegessen, bevor der Inhalt des schwedischen Magens es unter sich begraben konnte, während es an der Scheibe eben jenes Fahrers klopfte. Eher unbemerkt war ihr Wagen eingekesselt worden. Während vor ihnen ein Taxi hielt, das nicht allein Alicia ausspuckte, rollte hinter ihnen eine deutlich höherwertige Limousine an.
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  3. #63
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Keiner im Haus fand Ruhe bis die Dinge perfekt waren. So perfekt wie sie für einen Tag wie diesen sein konnten. Hayden hatte bereits am frühen Morgen das Haus mit Emma verlassen. Sollten sich Szenen abspielen die für ein Kind unpassend waren, sollte die Kleine außer Reichweite sein. Außerdem wollte jeder hier Luceija die Ruhe gönnen, die sie verdiente, während sie geduldig, aber stetig in den Spiegel starrend vor Zora im Bad saß und dieses "Neu" akzeptierte, das sie am Vortag so vehement abgelehnt hatte.
    Zugegeben: Nach etwas mehr als einer Stunde war nicht viel von dem übrig was eigentlich Luceija war. Nichts erinnerte an langes, glattes Haar, an Großschnäuzigkeit. Stattdessen fanden ihre Haare sich aufdrapiert in einem lockeren, aber zweifellos eleganten Knoten an ihrem Hinterkopf wieder. Ihre Strähnen waren leicht gelockt und die Britin hatte ernsthafte Mühe investiert, diese ganze Aufmachung irgendwie noch natürlich aussehen zu lassen. Wenige der Locken warfen sich in das unverkennbar südländische Gesicht, deren Blick sie zu erreichen versuchte. Lange. Vergebens. Wer konnte es ihrer Schwägerin verdenken das sie so wenig bei ihr war in diesem Moment?
    "Wie gefällt es dir?", machte Zora also irgendwann auf sich aufmerksam und spielte mit einer dicken, verzweigten Strähne am schwarzen Hinterkopf. Eigentlich hätte die Frage heißen müssen: Kannst du damit leben? Wohl nicht. Wer konnte sich schon an einer aufwändigen Aufmachung wie dieser erfreuen - die noch nicht einmal vollständig war - während sie lediglich diesem einen, bevorstehenden Zweck diente?
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  4. #64
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    Vigilio handelte wohl vorausschauender als jeder von ihnen. Denn immerhin stand zuvorkommend, obgleich viel zu früh dieser schwarze Wagen vor dem von Gästen bewohnten Apartment. Der Fahrer war ein anderer, aber selbst er hielt ihnen beiden die hinteren Türen samt abgedunkelter Scheiben zuvorkommend auf.
    "Mister Ascaiath war sich sicher es wäre die beste Lösung Sie würden etwas früher als er selbst eintreffen. Ich hoffe sehr Sie fühlen sich durch meine frühe Ankunft nicht gestört, Sir.", sagte der überaus junge Mann mit Bürstenschnitt und erntete Leifs Kopfschütteln.
    Nein. Wahrscheinlich war die Vermutung des Italieners richtig. Es war besser beide Parteien zu entzerren und nicht unmittelbar aufeinander treffen zu lassen. Nicht heute. Nicht an einem Tag an dem er sich selbst vergessen würde wenn er Luceija gegenüber stand. Das hier musste irgendwie funktionieren. Diese Verhandlung. Er musste einen Funken Resthoffnung aufbringen dürfen, ganz gleich wie erdrückend die Bilder ihrer letzten Begegnungen waren. Nichts anderes als das worum es heute ging blieb ihm noch. Ohne diese Zulassung war er niemand, seine Hände kaum noch ein paar tausend Credits auf dem Schwarzmarkt wert. Heute-...Das musste funktionieren.

    Der Verkehr der Hauptstadt durchkreuzte Vigilios Plan. Und den von Leif. Jede Hoffnung nicht sofort Opfer vieler Augen Aufmerksamkeit zu werden. Selbst der Schleier aus Regentropfen und getönten Scheiben konnte sie nicht verbergen, als der Wagen langsam in die Seitenstraße glitt. Ein royalblauer Schirm, daneben schwarz und jemand der töricht genug gewesen war um zu glauben London würde es ihm nachsehen keinen Regenschutz mitgenommen zu haben. Der Fahrer hielt. Er war über den gesamten Zeitraum der Fahrt angenehm ruhig gewesen. Genau wie Abu, den Leif nicht ansehen konnte. Das grau seiner Augen durchbohrte konsequent die Scheibe die zwischen ihm und dem trüben Gebäude stand. Und diesen Leuten die von irgendeiner verqueren Art der Presse waren und sich tatsächlich für das hier interessierten. Leif atmete. Er wollte sich diese vier Sekunden tiefen ein- und ausatmens geben, die Aufregung wieder Untertan machen und schloss die Augen. Es erwies sich als die schlechteste seiner Ideen gleich nach der eines Frühstücks. Sein Magen wurde von einer Faust umschlossen, die mit einer Kraft in sein Innerstes packte, das er glaubte sofort auf dem Rücksitz des Wagens erbrechen zu müssen. Da war Luceija vor ihm. Bettelnd und das auf diese eine besondere Art, der er nie etwas würde abgewinnen können. Keiner von ihnen, deren Ohren gleichermaßen das Geräusch einschneidender Nägel auf Holz erreichte. Der Blonde öffnete die Augen. Beendete diese ekelerregende Vorstellung und konnte es doch nicht. Seine Pupillen waren geweitete, schwarze Schlunde, auf seiner Netzhaut zuckten Blitze und neben ihnen sah er das pure Nichts. Gejagt von dem Schauer und dem Schweiß der seinen Rücken hinab rann. Er erlebte jede Sekunde noch einmal. Jeden Moment in dem er so wenig er selbst gewesen sein konnte und es ließ ihn fürchterlich würgen. Abu fasste packte ihn am Rücken, hievte ihn nach vorn und nahm etwas vom alarmierten Fahrer entgegen, das sehr nach einer braunen Tüte mit dem Inhalt eines Frühstücks aussah.

    Hoffentlich hatte dieser Typ es bereits gegessen, bevor der Inhalt des schwedischen Magens es unter sich begraben konnte, während es an der Scheibe eben jenes Fahrers klopfte. Eher unbemerkt war ihr Wagen eingekesselt worden. Während vor ihnen ein Taxi hielt, das nicht allein Alicia ausspuckte, rollte hinter ihnen eine deutlich höherwertige Limousine an.


    "Woah, woah, woah. Ganz ruhig!", sprach der Iraner auf seinen Freund ein und sah mit Entsetzen dabei zu wie es ihm gerade noch so gelang nach dem greifen der braunen Tüte diese unter Leifs Gesicht zu halten, der sich unwillkürlich krümmte und dieses pure, real gewordene Entsetzen in die Tüte kotzte. Er sah dabei zu wie der Schwede hilflos die Hand in den vorderen Sitz trieb. Wie dieses Stöhnen durch den engen Raum drang und alles, selbst das Prasseln des Regens auf das Autodach, so bestialisch erdrückend wurde. "Havaa-too daaram. Ich bin für dich da.", sprach er versichernd, legte seinem Freund die Hand auf die Schulter und hielt sie fest und versichernd. Er erlaubte sich dem Blonden die Zeit zu gönnen die er brauchte um auszusteigen. Zu verarbeiten, was da gerade vor sich ging und wagte es selbst einen Blick durch die getönte Scheibe nach draußen zu werfen. Da war einmal dieses britische, dunkle Taxi. Eine Frau stieg aus. Ein Mann auf der Gegenseite. Sie hatten direkt Schirme gespannt und blieben so im Trockenen. Einer davon sah aus wie einer der Anwälte die Abu auf der Website gesehen hatte als sie nochmal hatte anrufen sollen. Aber er kannte sie nicht. Die, die unmittelbar vor dem Eingang des Gerichtsgebäudes standen allerdings auch nicht. Es waren Fremde, zwei Leute mitten im Weg, zwei andere versetzt dahinter und er erkannte deutlich dieses Aufnahmegerät und Kameras. Nicht viele. Nichts, was sie nicht durchqueren können würden. Aber er verfluchte diese Bastarde mit einem unflätigen, persischen Spruch. Sein Plan, hier im Wagen kurz vorher noch eine zu rauchen, die er schon vorbereitet gedreht hatte, fiel damit wohl flach. Und war für den flauen Magen des Schweden nun wohl auch nicht das Beste. Stattdessen jedoch war er anderweitig vorbereitet, rollte mit angeekeltem Blick die Braune Tüte zusammen, die er nach dem ersten Schwall nicht mehr brauchte und hielt sie dem Fahrer entgegen als hätte er eben eine Schnellimbissbestellung zusammen gepackt und reiche sie durch die Scheibe ins Auto. "Hier Junge, halt das Mal." Der Fahrer hatte das zwar eigentlich nicht verdient, aber dennoch war er es, der mit Krallenfingern das Ding entgegen nahm und neben sich auf den Beifahrersitz legte. Sehr vorsichtig.
    "Hier. Nimm das. Macht guten Atem.", erklärte Abu sein anderes Mitbringsel und hielt Leif eine Schachtel Pfefferminz hin. Nicht die beste Ablenkung hinsichtlich des Geräusches eines anrollenden Wagens von hinter ihnen, aber...zumindest hatte er es versucht.
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  5. #65
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    Keiner im Haus fand Ruhe bis die Dinge perfekt waren. So perfekt wie sie für einen Tag wie diesen sein konnten. Hayden hatte bereits am frühen Morgen das Haus mit Emma verlassen. Sollten sich Szenen abspielen die für ein Kind unpassend waren, sollte die Kleine außer Reichweite sein. Außerdem wollte jeder hier Luceija die Ruhe gönnen, die sie verdiente, während sie geduldig, aber stetig in den Spiegel starrend vor Zora im Bad saß und dieses "Neu" akzeptierte, das sie am Vortag so vehement abgelehnt hatte.
    Zugegeben: Nach etwas mehr als einer Stunde war nicht viel von dem übrig was eigentlich Luceija war. Nichts erinnerte an langes, glattes Haar, an Großschnäuzigkeit. Stattdessen fanden ihre Haare sich aufdrapiert in einem lockeren, aber zweifellos eleganten Knoten an ihrem Hinterkopf wieder. Ihre Strähnen waren leicht gelockt und die Britin hatte ernsthafte Mühe investiert, diese ganze Aufmachung irgendwie noch natürlich aussehen zu lassen. Wenige der Locken warfen sich in das unverkennbar südländische Gesicht, deren Blick sie zu erreichen versuchte. Lange. Vergebens. Wer konnte es ihrer Schwägerin verdenken das sie so wenig bei ihr war in diesem Moment?
    "Wie gefällt es dir?", machte Zora also irgendwann auf sich aufmerksam und spielte mit einer dicken, verzweigten Strähne am schwarzen Hinterkopf. Eigentlich hätte die Frage heißen müssen: Kannst du damit leben? Wohl nicht. Wer konnte sich schon an einer aufwändigen Aufmachung wie dieser erfreuen - die noch nicht einmal vollständig war - während sie lediglich diesem einen, bevorstehenden Zweck diente?



    Sie hatte sehr sicher eine Stunde oder mehr hier gesessen, nachdem die Dusche genommen, Shampoo und Duschgel aufgetragen und alles wieder abgespült war. Nachdem sie ihr Gesicht gewaschen, Zähne geputzt und andere Unstimmigkeiten losgeworden war, die hier in diesen Tag nicht passen würden. Es war die erste Schwelle die sie Überschritt um alles von sich abzustreifen. Luceija von sich abzustreifen. Das Gefühl für diese nahezu unbeschwerte und doch depressive Person nach und nach mehr zu verlieren. Sie wollte sie selbst bleiben, aber sie wollte nicht sie selbst sein. Sie wollte in einem anderen Körper leben, in einer anderen Zeit oder Dimension, etwas, dass sie aus dieser selbst auferlegten Pflicht nahm. Nicht die, für Leif alles abzustreifen. Das letzte für ihn zu tun was sie noch tun konnte, damit er wenigstens nicht mit diesem Gedanken von Hass aus ihrer Welt ging. Sondern diese Pflicht ihn dabei sehen zu müssen. Eine Situation, die ihr Milliarden Nadeln in den Leib stechen würde. Dabei war der Gedanke der angenehmste, sich selbst irgendwo zurück zu lassen. Der genaue Gedanke kam, als sie schon längst von Kenzo weg und in dieser lauten Bar sassen. Irgendwo zwischen dem Alkohol. Es hatte etwas beruhigendes alle Lügen in dieser perfekten Illusion zu verpacken. In eine Frau, die sie so nie war. Die ihr jetzt so unendlich falsch aus dem Spiegel entgegen sah.
    Ihre Lippen waren korallrot, ebenmäßig und stachen auf eine ziemlich sinnliche Weise hervor. Selbst die sonst immer so prägnant hervorstechende Narbe neben ihrem Auge ging zu deren Gunsten unter. Sie war überschminkt worden, sodass sie im Grunde nicht mehr existent war. Ihr gesamtes Gesicht schien kaum noch Poren zu haben und war glatt wie das einer Neunzehnjährigen die in keinem Moment ihres Lebens irgendeine Grausamkeit gesehen hatte. Rouge, ein dezentes aber die Augen umspielendes Lidschatten-Lidstrich-Tusche-Triumvirat, alles machte diese Person, der ihr da entgegensah fast schon auf eine kranke Weise perfekt. Erst recht, wie die aufwändig hochgesteckte Frisur in sehr angestrengt eingearbeiteten Locken ihrer sonst so resistent-aalglatten Haare überging und eine sehr moderne, irgendwie straßentaugliche Kombination kreierte. Luceija hasste ihren Anblick und dieses falsche, aufgesetzte Gesicht, dass sie nicht mal in ein Lächeln verziehen konnte. Es war alles andere als hässlich oder schlecht gemacht - aber sie konnte nichts davon wertschätzen. Das war nicht sie. Aber letztlich sollte sie das auch gar nicht sein. Der Mensch der ihr hier entgegen sah und so zerbrechlich-perfekt wirkte, war eine Fremde. Und es war gut so.
    "Ist gut..", atmete sie aus und wollte einer der wenigen Menschen die noch für sie da waren nicht das Gefühl geben, einen Fehler gemacht zu haben. Es war okay so. Falsch. Aber okay. "Danke."

    Die Leere trug sie mit nach unten, als sie in diese maßgeschneiderte Kleidung von Kenzo schlüpfte. Das erste Set von zweien jedenfalls. Der Espresso schmeckte fad. Und das Kompliment und die kurze Umarmung, die sie von ihrem Bruder entgegennahm hätten sie beinahe komplett zerstört. Sie hatte seine Nähe zu sehr aufgenommen. Hätte vermutlich nur wieder geheult wenn sie nicht rasch von ihm zurückgetreten wäre und sie sich alle einig wurden, dass man das Frühstück wenigstens weitgehend ausfallen lies. Bis eben auf diesen Espresso.

    Wenig später sassen sie im Wagen mit James am Steuer. Vigilio hatte begonnen sich Sorgen zu machen, was die Ankunft seines Vaters und seines Onkels Alessio betraf, zwei Personen, die sie erwartet hatte heute mit zum Gericht zu nehmen. Ersteren alleine schon zwecks seiner eigenen Aussage. Vermutlich hatte Neapel sie beide aufgehalten. Für gewöhnlich kamen sie nicht zu spät, nicht zu wichtigen Anlässen wie diesen. Er schrieb noch im Wagen, als sie zu Dritt hinten auf der langen Bank der etwas zu protzigen Limousine sassen, dass sie sich so bald wie möglich melden sollten, aber er erhielt keine direkte Antwort. Und noch während er schrieb und die Fahrt bereits dem Ende näherte obwohl sie kaum eingestiegen waren, bemerkte er, wie die Hände seiner Schwester neben ihm auffällig zitterten. Doch sie sagte nichts. Sah leblos aus dem Fenster, lies ihren müden Augen keine Ruhe, Nichtmal einen Funken und verzog nicht die geringste Miene. Alles, was sie von sich gab war dieses kurze, stoßweise Atmen, dass man auch nur hörte, wenn man sehr still blieb. Vigilio beobachtete sie mit Sorge. "Fai un respiro profondo. Atme tief ein und aus.", forderte der Italiener seine Schwester auf. Er roch gut. Nahezu wohlig, wie Luceija unschwer auffiel. Sie nickte zittrig, sah aber weiter aus dem Fenster. Scannte ihre Umgebung als könnte irgendjemand bereits jetzt zu Fuss auf dem Weg zum Gericht sein und ihr entgehen. Kurze Zeit später spürte sie die Hand ihres Bruders, der ihre eigene umfasste und damit erzwungen ruhig hielt. Sie wollte nicht, dass er sich sorgte. Sie so ansah und sie durchschaute. Genau wie Zora wusste, wie sie sich fühlte. Eingeschüchtert. Verängstigt. Verloren. Und trotz Gesellschaft so allein.

    Vigilio sah Hilfesuchend zu seiner Frau und kam nicht umhin zu bemerken wie wunderschoen sie selbst aussah. Das stumme Versprechen, ihr diese Art von Schmerz nicht zumuten zu wollen gab er ihr, versuchte sich in einem kurzen Laecheln ihr Gegenueber und zog dann, als er die Strassenecke erkannte um die der Wagen nun herum fuhr, die Sonnenbrille auf seine Nase.

    Ihr Herz tötete sie. Es wummerte so heftig laut in der bedrückenden Stille. Aber eine Sache lastete noch mehr auf ihren Schultern, als sie ihren Blick über den Vorplatz schweifen lies und zum Glück nicht durch die Frontscheibe in den vorderen Wagen sehen konnte, hinter dem sie hielten. "Wir sind da.", kommentierte James das offensichtlichste. "Danke James.", antwortete Gil ähnlich offensichtlich. Luceija sah Menschen dort draußen stehen. Keinen davon hatte sie bisher gesehen. Auch Leif war noch nirgendwo zu sehen und dennoch...war da diese unweigerliche Sache, die sie nicht direkt aussteigen lassen wollte, obwohl Zora Anstalten machte zu ihrer Fahrzeugseite auszusteigen. "Ich krieg keine Luft.", stellte sie fest und japste. Die zitternde Hand nahm kein Ende. "Ich kann nicht. Ich kann nicht atmen." Und es schien wirklich so, als bekäme sie keine. Da war einfach keine. Da war nur noch diese Angst.
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  6. #66
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    Zur gleichen Zeit:

    Als Nate das Lokal betrat wusste er, dass er nicht willkommen war. Interne Ermittler waren hier nie gerne gesehen. Auf den ersten Schlag erkannte er drei Leute, gegen die er mal ermittelt hatte. Alles Turianer natürlich, alle unschuldig und alle nachtragend wie Mädchen, die man auf dem Abschlussball hatte sitzen lassen. Es kümmerte den Detective recht wenig. Gemächlich betrat er den Raum, trat an die Bar und bestellte sich einen Drink. „Hier werden keine Verräter bedient“, raunte eine ihm unangenehm bekannte Stimme. „Verpiss dich, Lloyd“, gab Nate zurück. „Mach dass du verschwindest. Hier werden nur Cops bedient.“ Nate wandte sich um, der in sein Gesicht gemeißelte Schmerz ließ selbst den turianischen Polizisten zurückschrecken. „Ich habe kein Bock mich mit dir zu befassen, Lloyd. Aber wenn du mir noch einmal dumm kommst, dann vergessen wir die Marken und Positionen und wo wir sind. Und dann werde ich dir die Fresse so dermaßen polieren, dass du danach nicht mehr zwischen links- und rechtsdrehenden Getränken unterscheiden kannst.“ Der Turianer hob entwaffnend die Arme. „Ganz ruhig, Hudson. Ich wollte doch nur…“ „Verpiss dich.“ Lloyd trat aus Nates Sichtfeld und gab den Blick auf eine Person frei, die nicht so recht in das Ambiente aus Revolverhelden und Staatsdienern passen wollte. „Sie?“ Nate wankte, ohne es zu merken, auf Saenia zu. Er ließ sich vor ihr auf den freien Platz fallen, schwenkte den Whiskey von dem er nicht wusste, woher er ihn hatte und fixierte sie mit unterlaufenen Augen. „Ich nehme an, es ist kein Zufall…“
    Saenia nippte an ihrem weißen Esther ohne ihn wirklich zu trinken. Sie hatte keine Zeit um ihr Urteilsvermögen durch Alkohol zu trüben. Desto trotz musste sie den Anschein in dieser Kneipe wahren – dafür, dass das hier ein Treffpunkt von Agents mit ihren Informanten war, tranken doch recht viele Agents dabei ziemlich starkes Zeug.
    Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Mal kamen Agents, mal Zivilisten; sie trafen sich an einem der Tische, besprachen etwas, tranken, weinten, lachten – was auch immer – nur um sich am Ende wieder zu trennen. Manche verließen die Bar, andere blieben um weiter zu trinken. Häufiger Agents als Informanten. Manch einer der Agents sah so fertig aus, dass er glatt als Säufer durchgehen konnte.
    So wie dieser Mensch, der gerade in die Bar trat. Seine Schritte waren nicht gerade die sichersten geschweige denn irgendwie stabil. Mit seiner eher älter aussehenden und offenkundig schlecht behandelten Kleidung sah er aus, als wäre er die ganze Nacht besoffen durch die Straßen getorkelt. Die Turianerin verstand nicht was er mit dem Barmann besprach, aber von der Tonlage her schien es kein angenehmes Gespräch zu sein.
    Dann warf er einen Blick in die Bar und irgendwie kam Saenia das Gesicht bekannt vor. Das Halbdunkel der Bar half ihr nicht wirklich ihn zu erkennen, genauso wenig, dass sie ihn bisher eher flüchtig gesehen hatte. Aber nachdem er seinen Blick auf der Turianerin heften ließ, konnte es kein Irrtum geben: Nate Hudson, der C-Sec Agent, der mit Hannas Freund in den Tunneln verschwand.
    Mit einem Whisky in der Hand und stark torkelnd bewegte er sich auf die Turianerin zu. Ist er mein Kontakt? wunderte sich Saenia und hoffte insgeheim, dass dem nicht so wäre.
    Ohne ein Wort zu verschwenden ließ sich der Mensch auf einen freien Sitzplatz fallen, nicht ohne die Turianerin dabei fast zu treffen. „Ich nehme an, es ist kein Zufall…“, säuselte er hervor.
    Zufall jemanden zu treffen, der als einer der wenigen die Wahrheit kennt? dachte sich Saenia mit sarkastischem Unterton, Sicher nicht.
    „Agent Hudson, lange nicht gesehen.“, erklärte sie mit steinerner Miene, „Sie sehen…ziemlich erledigt aus…“, sie zögerte und bewegte dabei ihre Kiefermandibeln, „Ich habe von der Toten gehört – es tut mir Leid. Es ist immer schwer einen Partner zu verlieren…“, wobei sie die Worte in der Luft hängen ließ um zu sehen wie der Mensch reagieren würde.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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  7. #67
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    "Verstehe!" erwiderte Sahenia´s Mutter nachdenklich und trank einen Schluck von ihrem widerlichen Gesöff, welches sie sich jeden Morgen zubereitete, um gut in den Tag starten zu können.

    "Guten Morgen; Dishana!" Yelyna betrat gerade die Küche und setzte sich neben Sahenia. "Guten Morgen!" begrüßte sie Sahenia´s Mutter freundlich, ehe sie sich wieder an ihre Tochter wandte. "Ich habe gleich noch ein paar wichtige Termine im Präsidium. Was habt ihr beiden noch so vor?"
    "Ich schätze mal, dass wir kurz an der Uni vorbei schauen und dann mal schauen...!" antwortete Sahenia und blickte zu ihrer besten Freundin, die zustimmend nickte.
    "Okay, bis später dann!" verabschiedete sich Dishana eilig, nachdem sie auf die Uhr geschaut und festgestellt hatte, dass es schon recht spät geworden war.

    Sahenia´s Mutter hatte noch nicht einmal richtig das Apartment verlassen gehabt, als Yelyna zu erzählen begann.
    "Du kannst dir garnicht vorstellen, was alles auf der Citadel los ist!? Meine Mutter sagte, dass dort ein Krypto-Killer sein Unwesen treibt und die ganze Station in Angst lebt. Einige Tode schon...! Ich mache mir echt Sorgen um Kyron und meine Mutter!"
    "Denen beiden wird es bestimmt gut gehen!" versuchte Sahenia ihre beste Freundin zu beruhigen.
    "Ich weiß nicht so recht gab Yelyna skeptisch zurück und blickte nachdenklich auf ihr Frühstück, ehe sie weitersprach.
    "Aber ich schätze mal, dass wir auch so schnell nicht mehr zur Citadel kommen,.... meine Mutter hat mir hier ebenfalls einige Termine arrangiert!"
    "Unsere Mütter!" kicherte Sahenia ein wenig Gedankenabwesend.
    "Wollen wir los, bevor ich hier vor lauter rumsitzen und rumgrübeln noch durchdrehe?"....
    Neths Kopf winkelte sich so an, dass sein Blick weit nach oben gerichtet werden konnte. Vor ihm stand eines der riesigen Wolkenkratzer der Asari, das dank ihrem Sinn für Architektur äußerst kurvig aussah.„Wow…“, murmelte der Salarianer, als er die Höhe betrachtete, „Welch…protziger Extremismus…“, wobei er den Rest eher dachte, Asari sollten sich ein Vorbild an den Turianern nehmen und ein bisschen mehr in Richtung Effizienz und ein bisschen weniger in Ästhetik investieren…
    Nachdem er seinen Kopf wieder gesenkt hatte, festigte er seinen Griff um Lunas Leine und ging weiter. Er befand sich in einer Allee und um ihn herum befanden sich viele Bäume und Grasflächen, die die Hündin nutzte um sie zu beschnüffeln und von Zeit zu Zeit hier und da hinzupinkeln. Auf diese Weise verhielt sie sich untypisch für ihr Geschlecht – normalerweise waren die männlichen Hunde die Pinkler, während weibliche meistens nur ein bis zweimal pro Spaziergang ihr kleines Geschäft verrichteten. Neth fand dieses atypische Verhalten amüsant und zeitgleich faszinierend.
    Er spazierte an der Allee entlang und passierte von Zeit zu Zeit einige Asari. Keine von ihnen ging an ihm vorbei ohne zumindest einen Blick auf Luna zu werfen. Der Salarianer musste immer wieder über die großen Augen der Frauen kichern, die offenkundig noch nie einen Hund gesehen haben. Oder irgendein anderes Haustier. Jedenfalls sah Neth nicht einmal eine Asari mit einem Tier spazieren. Dabei wurde ihm bewusst wie wenig er doch über die Tierwelt von Thessia wusste. Gibt es hier überhaupt sowas wie Tiere? wunderte er sich mit einem gewissen Humor, während er an einem riesigen Platz aus weißem Marmor – oder sowas ähnliches… - vorbeiging, der perfekt auf das Gebäude zugeschnitten war, dass sich dahinter befand: das Museum für Windige Kunst.
    Was das wohl heißt? wunderte sich Neth, aber den extravakanten Kurven der Gebäudemauern nach zu deuten, war es möglicherweise sehr kurvenreich. Als er seinen Blick zurück zu Luna warf, stellte er fest, dass sie gerade dabei war, ihr großes Geschäft zu verrichten. Kacke! war seine erste Reaktion Ich hab keine Beutel dabei!
    Schnell schaute er sich um ob jemand ihn oder sie gesehen hat, wobei er sich wie ein richtiger Schwerstverbrecher fühlte. Als die Hündin fertig mit ihrem Geschäft war – und einige Runden freudig auf und ab gerannt und gesprungen ist – suchte Neth sein Heil in der Flucht – hier ist nichts passiert, dachte er sich unbewusst pfeifend.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    "Woah, woah, woah. Ganz ruhig!", sprach der Iraner auf seinen Freund ein und sah mit Entsetzen dabei zu wie es ihm gerade noch so gelang nach dem greifen der braunen Tüte diese unter Leifs Gesicht zu halten, der sich unwillkürlich krümmte und dieses pure, real gewordene Entsetzen in die Tüte kotzte. Er sah dabei zu wie der Schwede hilflos die Hand in den vorderen Sitz trieb. Wie dieses Stöhnen durch den engen Raum drang und alles, selbst das Prasseln des Regens auf das Autodach, so bestialisch erdrückend wurde. "Havaa-too daaram. Ich bin für dich da.", sprach er versichernd, legte seinem Freund die Hand auf die Schulter und hielt sie fest und versichernd. Er erlaubte sich dem Blonden die Zeit zu gönnen die er brauchte um auszusteigen. Zu verarbeiten, was da gerade vor sich ging und wagte es selbst einen Blick durch die getönte Scheibe nach draußen zu werfen. Da war einmal dieses britische, dunkle Taxi. Eine Frau stieg aus. Ein Mann auf der Gegenseite. Sie hatten direkt Schirme gespannt und blieben so im Trockenen. Einer davon sah aus wie einer der Anwälte die Abu auf der Website gesehen hatte als sie nochmal hatte anrufen sollen. Aber er kannte sie nicht. Die, die unmittelbar vor dem Eingang des Gerichtsgebäudes standen allerdings auch nicht. Es waren Fremde, zwei Leute mitten im Weg, zwei andere versetzt dahinter und er erkannte deutlich dieses Aufnahmegerät und Kameras. Nicht viele. Nichts, was sie nicht durchqueren können würden. Aber er verfluchte diese Bastarde mit einem unflätigen, persischen Spruch. Sein Plan, hier im Wagen kurz vorher noch eine zu rauchen, die er schon vorbereitet gedreht hatte, fiel damit wohl flach. Und war für den flauen Magen des Schweden nun wohl auch nicht das Beste. Stattdessen jedoch war er anderweitig vorbereitet, rollte mit angeekeltem Blick die Braune Tüte zusammen, die er nach dem ersten Schwall nicht mehr brauchte und hielt sie dem Fahrer entgegen als hätte er eben eine Schnellimbissbestellung zusammen gepackt und reiche sie durch die Scheibe ins Auto. "Hier Junge, halt das Mal." Der Fahrer hatte das zwar eigentlich nicht verdient, aber dennoch war er es, der mit Krallenfingern das Ding entgegen nahm und neben sich auf den Beifahrersitz legte. Sehr vorsichtig.
    "Hier. Nimm das. Macht guten Atem.", erklärte Abu sein anderes Mitbringsel und hielt Leif eine Schachtel Pfefferminz hin. Nicht die beste Ablenkung hinsichtlich des Geräusches eines anrollenden Wagens von hinter ihnen, aber...zumindest hatte er es versucht.


    Jedem stockte der Atem als Leif ein weiteres Mal die große Hand vor den Mund legte, die Augen schloss und tief durch die Nase ausatmete. Nicht nochmal. Nicht so. Der Blonde flehte inbrünstig seinen schwächelnden Magen an, ihn nicht im Stich zu lassen. Und wenn doch, dann besser jetzt als dort draußen. Dort wo Alicia stand. Der Fahrer hielt sie wohl für seriös genug um ihr die Scheibe herunterzulassen. Sie nickte dankbar, suchte den Wagen nach Leif ab und verlor ihr halbseitiges Lächeln als sie ihn entdeckte.
    "Du siehst weitaus beschissener aus als ich erwartet habe.", bemerkte sie trocken. "Sicher das du das hinkriegst? Ich boxe jeden Antrag auf eine Vertagung durch."
    Er schwieg. Der Chauffeur blickte so diskret in die Luft wie eine Kassiererin beim Bezahlvorgang und Abuyin widmete ihm einen Blick, der zu sagen vermochte, dass das doch eine ernsthafte Option sein könne. Leif überlegte nicht. Er schüttelte den Kopf, senkte die Hand und wagte es zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder, durch den Mund ein- und wieder auszuatmen.
    "Für kein Geld der Welt.", knurrte er drohend und griff endlich auf das ursprüngliche Angebot seines Freundes zurück. "Du kannst mir diesen Gefallen tun, aussteigen und ihnen ein bisschen was über die Geschehnisse in meiner Praxis auf der Citadel erzählen, hm? Sollen sie doch über wichtige Dinge berichten.", schlug Leif vor.
    Abu war sichtlich verwirrt, aber-...Das war die Art der Unterstützung die er brauchen konnte und er war froh das er sie ihm zukommen ließ. Denn da war plötzlich diese kalte Brise, die ihn wieder in die Realität riss. Aus einer Zwischenwelt heraus, die ohnehin grausam genug war, direkt hin zur Erkenntnis, das er diesen Wagen jetzt ebenfalls verlassen musste. Denn Alicia tat ihm den Gefallen nicht, stieg nicht ein und hatte auch keine weiteren beruhigenden Worte für ihn. Stattdessen umrundete sie das Fahrzeug und sah auf seiner Seite auf ihre Uhr. Auch wenn sie den Anstand besaß ihn nicht von seinem Sitz zu zerren, es reichte um deutlich zu machen das er jetzt tun musste, was er sich lieber nicht so fest vorgenommen hätte.

    Das hier durchziehen.

    Sie hielt ihm die Tür auf. Ihr Dunkelblondes Haar gehorchte nicht im Wind, ergab sich in sich langsam bildenden Wellen dem Regen und Leif-...Er hatte sich diesen Moment immer anders vorgestellt, seit er wusste, das er hier landen würde. Es war Luceija die ihm ihre Hand hätte reichen sollen. Die er irgendwie immer noch vor dieser Tür erwartete, die sich jetzt vor ihm auftat. Gott sei Danke war sein Anzug rabenschwarz. Eine Farbe die zu anderem Haar viel besser gepasst hatte. Die die ersten Regentropfen die auf ihn einschossen nicht so sehr zeigten wie die Tatsache das es ihm ging, wie es ihm gehen sollte, nachdem er eben diese-...Dinge getan hatte. Ja, es war lächerlich an so vieles unstrittiges zu denken, während das erste von ihm, das unter Londoner Himmel trat, sepiabraune Budapester waren. Sie schienen Herrenlos mehrere Sekunden auf dem Bürgersteig zu stehen, bevor er sich erhob. Bevor er bereit war dieses Gesicht aufzusetzen, das nicht lächelte, sondern pure Erhabenheit ausstrahlte. Überheblich wirkte, nicht getroffen von den Vorwürfen, sondern tatsächlich echauffiert, während jeder hier dachte, was sein altes Ich gedacht hätte: Er hatte besseres zu tun. Besseres als einen Titel und seinen Namen zu tragen, seine Hände aber auch nur eine Sekunde außerhalb eines OP zu bewegen. Sie schlossen sein Sakko. Zupften leicht an den Ärmeln seines weißen Hemds und hoben die dezenten Manschettenknöpfe hervor. Onyx, mit diesem zentral eingefassten Diamanten, alles fixiert von Platin. Ja. Das hier war er. Obgleich die Fassade nicht ewig halten würde. Wenigstens aber als Alicia ihn ansah.
    "Bereit?"
    Er nickte. Fühlte den leichten Druck ihrer rechten Hand in seinem Rücken und setzte sich willig in Bewegung.
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  9. #69
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    Jedem stockte der Atem als Leif ein weiteres Mal die große Hand vor den Mund legte, die Augen schloss und tief durch die Nase ausatmete. Nicht nochmal. Nicht so. Der Blonde flehte inbrünstig seinen schwächelnden Magen an, ihn nicht im Stich zu lassen. Und wenn doch, dann besser jetzt als dort draußen. Dort wo Alicia stand. Der Fahrer hielt sie wohl für seriös genug um ihr die Scheibe herunterzulassen. Sie nickte dankbar, suchte den Wagen nach Leif ab und verlor ihr halbseitiges Lächeln als sie ihn entdeckte.
    "Du siehst weitaus beschissener aus als ich erwartet habe.", bemerkte sie trocken. "Sicher das du das hinkriegst? Ich boxe jeden Antrag auf eine Vertagung durch."
    Er schwieg. Der Chauffeur blickte so diskret in die Luft wie eine Kassiererin beim Bezahlvorgang und Abuyin widmete ihm einen Blick, der zu sagen vermochte, dass das doch eine ernsthafte Option sein könne. Leif überlegte nicht. Er schüttelte den Kopf, senkte die Hand und wagte es zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder, durch den Mund ein- und wieder auszuatmen.
    "Für kein Geld der Welt.", knurrte er drohend und griff endlich auf das ursprüngliche Angebot seines Freundes zurück. "Du kannst mir diesen Gefallen tun, aussteigen und ihnen ein bisschen was über die Geschehnisse in meiner Praxis auf der Citadel erzählen, hm? Sollen sie doch über wichtige Dinge berichten.", schlug Leif vor.
    Abu war sichtlich verwirrt, aber-...Das war die Art der Unterstützung die er brauchen konnte und er war froh das er sie ihm zukommen ließ. Denn da war plötzlich diese kalte Brise, die ihn wieder in die Realität riss. Aus einer Zwischenwelt heraus, die ohnehin grausam genug war, direkt hin zur Erkenntnis, das er diesen Wagen jetzt ebenfalls verlassen musste. Denn Alicia tat ihm den Gefallen nicht, stieg nicht ein und hatte auch keine weiteren beruhigenden Worte für ihn. Stattdessen umrundete sie das Fahrzeug und sah auf seiner Seite auf ihre Uhr. Auch wenn sie den Anstand besaß ihn nicht von seinem Sitz zu zerren, es reichte um deutlich zu machen das er jetzt tun musste, was er sich lieber nicht so fest vorgenommen hätte.

    Das hier durchziehen.

    Sie hielt ihm die Tür auf. Ihr Dunkelblondes Haar gehorchte nicht im Wind, ergab sich in sich langsam bildenden Wellen dem Regen und Leif-...Er hatte sich diesen Moment immer anders vorgestellt, seit er wusste, das er hier landen würde. Es war Luceija die ihm ihre Hand hätte reichen sollen. Die er irgendwie immer noch vor dieser Tür erwartete, die sich jetzt vor ihm auftat. Gott sei Danke war sein Anzug rabenschwarz. Eine Farbe die zu anderem Haar viel besser gepasst hatte. Die die ersten Regentropfen die auf ihn einschossen nicht so sehr zeigten wie die Tatsache das es ihm ging, wie es ihm gehen sollte, nachdem er eben diese-...Dinge getan hatte. Ja, es war lächerlich an so vieles unstrittiges zu denken, während das erste von ihm, das unter Londoner Himmel trat, sepiabraune Budapester waren. Sie schienen Herrenlos mehrere Sekunden auf dem Bürgersteig zu stehen, bevor er sich erhob. Bevor er bereit war dieses Gesicht aufzusetzen, das nicht lächelte, sondern pure Erhabenheit ausstrahlte. Überheblich wirkte, nicht getroffen von den Vorwürfen, sondern tatsächlich echauffiert, während jeder hier dachte, was sein altes Ich gedacht hätte: Er hatte besseres zu tun. Besseres als einen Titel und seinen Namen zu tragen, seine Hände aber auch nur eine Sekunde außerhalb eines OP zu bewegen. Sie schlossen sein Sakko. Zupften leicht an den Ärmeln seines weißen Hemds und hoben die dezenten Manschettenknöpfe hervor. Onyx, mit diesem zentral eingefassten Diamanten, alles fixiert von Platin. Ja. Das hier war er. Obgleich die Fassade nicht ewig halten würde. Wenigstens aber als Alicia ihn ansah.
    "Bereit?"
    Er nickte. Fühlte den leichten Druck ihrer rechten Hand in seinem Rücken und setzte sich willig in Bewegung.



    "Holy Guacamoly..", seufzte er zwischen den Zähnen hindurch. Diese Alicia - seine Anwältin, wie Leif bereits mal erwähnt hatte - zog den Kopf wieder aus dem Fenster und stand schließlich an dieser Türe um Leif abzuholen. Er hatte auf die Bitte seines Freundes geschwiegen, sie aber nicht abgelehnt. Im Gegenteil. Noch bevor der Blonde sich dazu abringen konnte mehr zu tun als nur die teuren Schuhe auf Londoner Asphalt abzustellen, war Abu bereits auf der anderen Seite des Wagens ausgestiegen und präsentierte sich in voller Größe und einem, im Vergleich zu allen anderen die hier waren, sehr orientalisch-wirkenden, ungewöhnlichen Anzugschnitt, der nur davon übertroffen wurde, dass er nicht dezent schwarz war, sondern Waldgrün war und sich ungewöhnliche Muster durch den Stoff zogen. Er bewies verdächtig viel Stil, trotz dessen, dass er als Bunter Hund unter den ganzen anderen Anzugheinis auffallen würde. Entsprechend 'cool' trat er auch auf, tänzelte mit seinen Burgunderfarbenen Anzugschuhen um den Wagen herum und zwischen dem der Ascaiaths und dem eigenen hindurch und war flinker als jeder der hiesigen. Selbstbewusst presste er die Brust gegen den festen Anzug und stolzierte umweglos in die Arme der Presse, wo er sich mit einem Siegessicheren, halbseitigen Schmunzeln zu einer dezenten Andeutung einer Verbeugung hinreißen ließ und sich direkt den ersten Fragen zum Fall stellte. Abuyin jedoch...erzaehlte erstmal alles. Nur nichts von dieser Verhandlung und zog damit seinen Freund ERSTMAL aus der Bredouille.
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  10. #70
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    Die Stadt schenkte ihnen das perfekte Wetter für diesen Tag. Diesen Anlass, die Stimmung, den Zustand ihrer Schwägerin, die schwer atmend neben ihr saß, während sie sichtbar daran glaubte kein Sauerstoff der Welt würde je wieder ihre Alveolen erreichen. Gerade noch hatte Zora liebevoll das Gesicht ihres Mannes berührt, die sanfte Haut ihrer Fingerspitzen an den getrimmten Härchen seines Gesichts geschliffen, beugte sie sich bereits Sekunden später über ihn hinweg und packte Luceijas Hand. Schneller als fest und legte dabei die andere leicht auf ihren Brustkorb. Demonstrierend das ihr Körper tat was seine Aufgabe schien, obgleich ihre Psyche ihr diesen bösen streich spielte und ihr die eigene Schwäche vorgaukeln wollte.
    "Doch, kannst du.", schwor sie der Italienerin eisern. "Sieh mich an. Sieh mich an und sag mir das du nicht durchziehen willst was du dir vorgenommen hast."
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  11. #71
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    Die Stadt schenkte ihnen das perfekte Wetter für diesen Tag. Diesen Anlass, die Stimmung, den Zustand ihrer Schwägerin, die schwer atmend neben ihr saß, während sie sichtbar daran glaubte kein Sauerstoff der Welt würde je wieder ihre Alveolen erreichen. Gerade noch hatte Zora liebevoll das Gesicht ihres Mannes berührt, die sanfte Haut ihrer Fingerspitzen an den getrimmten Härchen seines Gesichts geschliffen, beugte sie sich bereits Sekunden später über ihn hinweg und packte Luceijas Hand. Schneller als fest und legte dabei die andere leicht auf ihren Brustkorb. Demonstrierend das ihr Körper tat was seine Aufgabe schien, obgleich ihre Psyche ihr diesen bösen streich spielte und ihr die eigene Schwäche vorgaukeln wollte.
    "Doch, kannst du.", schwor sie der Italienerin eisern. "Sieh mich an. Sieh mich an und sag mir das du nicht durchziehen willst was du dir vorgenommen hast."


    Vigilio hatte sich längst gänzlich seiner Schwester zugedreht und legte seine große Hand stabilisierend in ihren Nacken, als sei sie eine Ertrinkende. Es war so beruhigend gemeint wie Zora ihre Geste wohl gemeint hatte. Sie fand direkt die richtigen Worte und Taten, hielt seiner Schwester die Hand und mit der anderen den Brustkorb und zeigte ihr auf, dass sie tatsächlich atmete. Doch Luceija war sich sicher, dass das eine Lüge war. Eine verdammte, grausame und lächerliche Lüge. Eine wie die, die sie gleich in diesen Gerichtssaal kotzen würde und damit jegliche, ehrliche, liebevolle Beziehung unter sich begrub und ihre gemeinsamen Erinnerungen mit Leif nicht nur mit Füßen trat sondern beerdigte. Alles nur, damit er frei kam. Von allen Anschuldigungen, aber auch von ihr. Ihr Bruder, der ihr sacht durchs Gesicht streichelte und gleichsam auf sie einredete und immer wieder betonte, dass sie das 'nicht tun müsse' schien kurz davor zu weinen, auch, wenn man es hinter der Sonnenbrille kaum sah.
    Der Blick, der Zora gegolten hatte, sprang zu Vigilio als er diese Beteuerung los wurde und stellte ihm eine Nutzlose und atemlose Frage. "Was?!" . Sie atmete tief ein, schloss kurz die Augen um sich zu besinnen weiter zu atmen, entlies die Luft und beim nächsten Einatmen antwortete sie betroffen und gereizt: "Doch. Ich MUSS das tun, Gil." Sie starrte ihn an und vermutlich auch fast durch ihn hindurch, so stechend erschien ihr Grün in diesem Moment. "Ich muss.", wiederholte sie und sah dann nochmals zu Zora, der sie die Frage damit beantwortete: "Doch. Doch, ich will- ich muss das durchziehen."

    Und dann passierte das. Als der Regen weiter gegen die Scheibe trommelte machte Vigilio sich schon daran, nach einem Kuss auf die Schläfe seine Schwester langsam auszusteigen, zur anderen Wagenseite. Er war derjenige, der sich nicht an den Tropfen stören wollte, sondern in aller Ruhe den Schirm aufspannte um die beiden Frauen abholen zu können. Aber es hatte auch einen anderen Grund: Er wollte die Übersicht bewahren. Mit viel Kalkül lies er seinen Blick über den eng bemessenen Platz vor dem Eingang schweifen und stützte sich auf dem Dach der Limousine um für einen kurzen Moment zu beobachten: An dem vorderen Auto stand eine Frau, die andeutete die Türe öffnen zu wollen. Er musste nicht lange darüber rätseln wer sich dahinter befinden musste. Kaum, dass Leif noch auf Proteus von ihm verlangt hatte die Anwaltskanzlei anzurufen hatte er sich den Namen schon gemerkt und entsprechend geforscht welche Personen an diesem Tag vor ihm stehen würden. SIE war eine davon: Alicia Sjörgen. Jung, zweifelsohne hübsch, aber so, wie er herausfand, eine regelrechte Schlange im Gericht. Auf sie würde er seine Augen halten, ihr und ihrem Kollegen, der hinter ihr aus dem Wagen gestiegen kam und sich schwerfällig im Hintergrund hielt. Es war Leifs Anwaltsduo. Also war es nicht zu schwer für den Italiener herauszufinden, wer in dem Auto saß und bereits Anstalten machte auszusteigen.

    Luceija, noch im Wagen und mit den zitternden Händen in denen ihrer Schwägerin verflochten, sah erst nur aus den Augenwinkeln diese super gekleidete, Dunkelblonde Frau an diesem Auto. Sie hatte sie nicht beachtet, hatte ausgeblendet was um sie herum geschah, musste sich dazu zwingen weiter zu atmen und nicht an ihren Gedanken zu ersticken. Noch. Aber schon im nächsten, erdrückenden Moment hielt alles inne. Es war keine reine Luftnot mehr gewesen, es war die Inkarnation von Panik. Ihr Herz stoppte. Wieder. Und alle Gedanken rasten gegen eine unfassbar feste Mauer. Da war nurnoch dieses eine Gefühl in ihr: Das, dass sie schreien, weinen, wütend werden und wimmern lassen wollte. Ein Gefühl dass sie vollends und gänzlich vernichtete, als urplötzlich dieser Mann aus dem Auto vor ihnen ausstieg, in diesen Schuhen, die sie zuerst sah, diesem...schlichten, schwarzen Anzug. Ihre Sinne setzten aus und sie konnte nicht anders, als sich dazu aufzufordern vom Gesicht des Blonden abzusehen, dass ihr zwar nicht entgegensah sich aber ihr dennoch so genau präsentierte, dass es egal war wohin er wirklich sah. SIE musste wegsehen. Spätestens, als sie den überaus innigen, vertrauten Griff der Dunkelblonden an seiner Seite nicht übersehen konnte, die ihn anleitete, voran zu gehen..

    Lucis Augen sprangen zu Zora und diesmal war sie es, die hilfesuchend in ihr blasses Grün sah. Und niemand anders als sie würde sehen, dass sich die Augen der Italienerin glänzend mit Tränen füllten. "Hilf mir.", bat sie ihre Schwägerin verzweifelt. "Hilf mir, dass ich diese scheiß Maske aufsetzen und da raus kann. Bitte."

    Vigilio war unterdessen langsam um den Wagen herum gegangen und wartete ab. Und beobachtete den Angeklagten.
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  12. #72
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    Vigilio hatte sich längst gänzlich seiner Schwester zugedreht und legte seine große Hand stabilisierend in ihren Nacken, als sei sie eine Ertrinkende. Es war so beruhigend gemeint wie Zora ihre Geste wohl gemeint hatte. Sie fand direkt die richtigen Worte und Taten, hielt seiner Schwester die Hand und mit der anderen den Brustkorb und zeigte ihr auf, dass sie tatsächlich atmete. Doch Luceija war sich sicher, dass das eine Lüge war. Eine verdammte, grausame und lächerliche Lüge. Eine wie die, die sie gleich in diesen Gerichtssaal kotzen würde und damit jegliche, ehrliche, liebevolle Beziehung unter sich begrub und ihre gemeinsamen Erinnerungen mit Leif nicht nur mit Füßen trat sondern beerdigte. Alles nur, damit er frei kam. Von allen Anschuldigungen, aber auch von ihr. Ihr Bruder, der ihr sacht durchs Gesicht streichelte und gleichsam auf sie einredete und immer wieder betonte, dass sie das 'nicht tun müsse' schien kurz davor zu weinen, auch, wenn man es hinter der Sonnenbrille kaum sah.
    Der Blick, der Zora gegolten hatte, sprang zu Vigilio als er diese Beteuerung los wurde und stellte ihm eine Nutzlose und atemlose Frage. "Was?!" . Sie atmete tief ein, schloss kurz die Augen um sich zu besinnen weiter zu atmen, entlies die Luft und beim nächsten Einatmen antwortete sie betroffen und gereizt: "Doch. Ich MUSS das tun, Gil." Sie starrte ihn an und vermutlich auch fast durch ihn hindurch, so stechend erschien ihr Grün in diesem Moment. "Ich muss.", wiederholte sie und sah dann nochmals zu Zora, der sie die Frage damit beantwortete: "Doch. Doch, ich will- ich muss das durchziehen."

    Und dann passierte das. Als der Regen weiter gegen die Scheibe trommelte machte Vigilio sich schon daran, nach einem Kuss auf die Schläfe seine Schwester langsam auszusteigen, zur anderen Wagenseite. Er war derjenige, der sich nicht an den Tropfen stören wollte, sondern in aller Ruhe den Schirm aufspannte um die beiden Frauen abholen zu können. Aber es hatte auch einen anderen Grund: Er wollte die Übersicht bewahren. Mit viel Kalkül lies er seinen Blick über den eng bemessenen Platz vor dem Eingang schweifen und stützte sich auf dem Dach der Limousine um für einen kurzen Moment zu beobachten: An dem vorderen Auto stand eine Frau, die andeutete die Türe öffnen zu wollen. Er musste nicht lange darüber rätseln wer sich dahinter befinden musste. Kaum, dass Leif noch auf Proteus von ihm verlangt hatte die Anwaltskanzlei anzurufen hatte er sich den Namen schon gemerkt und entsprechend geforscht welche Personen an diesem Tag vor ihm stehen würden. SIE war eine davon: Alicia Sjörgen. Jung, zweifelsohne hübsch, aber so, wie er herausfand, eine regelrechte Schlange im Gericht. Auf sie würde er seine Augen halten, ihr und ihrem Kollegen, der hinter ihr aus dem Wagen gestiegen kam und sich schwerfällig im Hintergrund hielt. Es war Leifs Anwaltsduo. Also war es nicht zu schwer für den Italiener herauszufinden, wer in dem Auto saß und bereits Anstalten machte auszusteigen.

    Luceija, noch im Wagen und mit den zitternden Händen in denen ihrer Schwägerin verflochten, sah erst nur aus den Augenwinkeln diese super gekleidete, Dunkelblonde Frau an diesem Auto. Sie hatte sie nicht beachtet, hatte ausgeblendet was um sie herum geschah, musste sich dazu zwingen weiter zu atmen und nicht an ihren Gedanken zu ersticken. Noch. Aber schon im nächsten, erdrückenden Moment hielt alles inne. Es war keine reine Luftnot mehr gewesen, es war die Inkarnation von Panik. Ihr Herz stoppte. Wieder. Und alle Gedanken rasten gegen eine unfassbar feste Mauer. Da war nurnoch dieses eine Gefühl in ihr: Das, dass sie schreien, weinen, wütend werden und wimmern lassen wollte. Ein Gefühl dass sie vollends und gänzlich vernichtete, als urplötzlich dieser Mann aus dem Auto vor ihnen ausstieg, in diesen Schuhen, die sie zuerst sah, diesem...schlichten, schwarzen Anzug. Ihre Sinne setzten aus und sie konnte nicht anders, als sich dazu aufzufordern vom Gesicht des Blonden abzusehen, dass ihr zwar nicht entgegensah sich aber ihr dennoch so genau präsentierte, dass es egal war wohin er wirklich sah. SIE musste wegsehen. Spätestens, als sie den überaus innigen, vertrauten Griff der Dunkelblonden an seiner Seite nicht übersehen konnte, die ihn anleitete, voran zu gehen..

    Lucis Augen sprangen zu Zora und diesmal war sie es, die hilfesuchend in ihr blasses Grün sah. Und niemand anders als sie würde sehen, dass sich die Augen der Italienerin glänzend mit Tränen füllten. "Hilf mir.", bat sie ihre Schwägerin verzweifelt. "Hilf mir, dass ich diese scheiß Maske aufsetzen und da raus kann. Bitte."

    Vigilio war unterdessen langsam um den Wagen herum gegangen und wartete ab. Und beobachtete den Angeklagten.


    "Hilf mir, dass ich diese scheiß Maske aufsetzen und da raus kann. Bitte."
    Es war ein Auftrag den niemand erfüllen konnte. Keine Bitte der sie einen Moment voraussetzen musste. Es war schlicht unmöglich. Ebenso wenig möglich wie die Trennung von ihrer Vergangenheit. Zora wusste es. Luceija wusste es. Aber keine der beiden Frauen wollten es dieser Panik in der Stimme der Neundundzwanzigjährigen leichter machen. Und so zog die Blonde in einer vermeintlichen Seelenruhe ein Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es der Italienerin.
    "Ich sage dir vor allem eins zuerst-...", begann sie und legte ihre Hände mit den knallrot lackierten Nägeln auf ihre geschlossene Handtasche, als wäre sie besonders schützenswert. "Ich bin kein Fan von Svensson. Zu arrogant, zu-...Geleckt. Vielleicht zu tragisch. Keine Ahnung. Die Figur eines schlechten Romans. Ich kann den Kerl und all die guten Meinungen über ihn nicht nachvollziehen. Ist das ein Bonus den man für tote Kinder kriegt oder so?"
    Gut. Das wollte sie nicht ernsthaft wissen. Und sie biss sich für den unprofessionellen Kommentar schwer auf die Zunge.
    "Aber dieser Mann hat dich durch die schlimmsten Momente begleitet. Er hat jedem von uns Hoffnung geschenkt als du am Ende warst. Er hat mir irgendwie diesen Schuss in seine Schulter nachgesehen und dich sogar dann noch operiert. Ich weiß nicht an welchem Punkt eurer gemeinsamen Zeit ihm das hier passiert ist. An dem aus einem unfassbar arroganten Arschloch dieser Mann geworden ist der gestern Nacht in meinem Garten stand und dich unbedingt sehen wollte. Der vor Erleichterung gestorben ist als er verstanden hat das du nicht geschafft hast, was du-...Was du vor hattest, verstehst du, Luci?"
    Zora nahm die Hand ihrer Schwägerin und hüllte sie fest ein. Ob das alles hier eine Neuigkeit für sie war, wusste sie nicht. Nur die Hälfte war ihr wirklich zu Ohren gekommen.
    "Du liebst ihn, das weiß ich. Und du hast keinen Grund diese Gefühle vor ihm zu verstecken, aber du MUSST sie unter Kontrolle kriegen wenn du dort drinnen sitzt, klar? Alles andere kann er sich nicht leisten. Nicht heute."


    --

    Bereit war nicht das richtige Wort. Nicht während er wie ein unbedarfter Statist an das Set eines zu großen Schauspiels geschoben wurde. In einer Rolle, gelenkt von allen anderen, nur nicht sich selbst. Vor allem aber unter Beobachtung von Leuten, die ihm nichts Gutes wollten. Oder wenigstens kein explizites Interesse daran hatten. So wie eine der Ratten, die Abu nicht hatte fangen können. Sie kam mit einem sehr altertümlichen Diktiergerät unter dem schwarzen Schirm unmittelbar auf Alicia und ihn zu.
    "Doktor Svensson?", pfiff sie und wusste natürlich wen sie vor sich hatte. Sie gehörte nicht zur Fachpresse. Ihr Interesse galt eher dem Klatsch, vermutete er. Und damit eher dem Namen Ascaiath, als Svensson, was ihn nur zu gerne an dieser Frage vorbeistürmen lassen würde.
    "Ich hätte gerne eine Antwort auf die Frage wie sich die Arbeit bei einem so prestigeträchtigen Projekt der Allianz mit der Beziehung zu einer Familie verbinden lässt, die ganz offensichtlich in Verbindung zu problematischen Organisationen steht?"
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  13. #73
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    "Hilf mir, dass ich diese scheiß Maske aufsetzen und da raus kann. Bitte."
    Es war ein Auftrag den niemand erfüllen konnte. Keine Bitte der sie einen Moment voraussetzen musste. Es war schlicht unmöglich. Ebenso wenig möglich wie die Trennung von ihrer Vergangenheit. Zora wusste es. Luceija wusste es. Aber keine der beiden Frauen wollten es dieser Panik in der Stimme der Neundundzwanzigjährigen leichter machen. Und so zog die Blonde in einer vermeintlichen Seelenruhe ein Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es der Italienerin.
    "Ich sage dir vor allem eins zuerst-...", begann sie und legte ihre Hände mit den knallrot lackierten Nägeln auf ihre geschlossene Handtasche, als wäre sie besonders schützenswert. "Ich bin kein Fan von Svensson. Zu arrogant, zu-...Geleckt. Vielleicht zu tragisch. Keine Ahnung. Die Figur eines schlechten Romans. Ich kann den Kerl und all die guten Meinungen über ihn nicht nachvollziehen. Ist das ein Bonus den man für tote Kinder kriegt oder so?"
    Gut. Das wollte sie nicht ernsthaft wissen. Und sie biss sich für den unprofessionellen Kommentar schwer auf die Zunge.
    "Aber dieser Mann hat dich durch die schlimmsten Momente begleitet. Er hat jedem von uns Hoffnung geschenkt als du am Ende warst. Er hat mir irgendwie diesen Schuss in seine Schulter nachgesehen und dich sogar dann noch operiert. Ich weiß nicht an welchem Punkt eurer gemeinsamen Zeit ihm das hier passiert ist. An dem aus einem unfassbar arroganten Arschloch dieser Mann geworden ist der gestern Nacht in meinem Garten stand und dich unbedingt sehen wollte. Der vor Erleichterung gestorben ist als er verstanden hat das du nicht geschafft hast, was du-...Was du vor hattest, verstehst du, Luci?"
    Zora nahm die Hand ihrer Schwägerin und hüllte sie fest ein. Ob das alles hier eine Neuigkeit für sie war, wusste sie nicht. Nur die Hälfte war ihr wirklich zu Ohren gekommen.
    "Du liebst ihn, das weiß ich. Und du hast keinen Grund diese Gefühle vor ihm zu verstecken, aber du MUSST sie unter Kontrolle kriegen wenn du dort drinnen sitzt, klar? Alles andere kann er sich nicht leisten. Nicht heute."


    --

    Bereit war nicht das richtige Wort. Nicht während er wie ein unbedarfter Statist an das Set eines zu großen Schauspiels geschoben wurde. In einer Rolle, gelenkt von allen anderen, nur nicht sich selbst. Vor allem aber unter Beobachtung von Leuten, die ihm nichts Gutes wollten. Oder wenigstens kein explizites Interesse daran hatten. So wie eine der Ratten, die Abu nicht hatte fangen können. Sie kam mit einem sehr altertümlichen Diktiergerät unter dem schwarzen Schirm unmittelbar auf Alicia und ihn zu.
    "Doktor Svensson?", pfiff sie und wusste natürlich wen sie vor sich hatte. Sie gehörte nicht zur Fachpresse. Ihr Interesse galt eher dem Klatsch, vermutete er. Und damit eher dem Namen Ascaiath, als Svensson, was ihn nur zu gerne an dieser Frage vorbeistürmen lassen würde.
    "Ich hätte gerne eine Antwort auf die Frage wie sich die Arbeit bei einem so prestigeträchtigen Projekt der Allianz mit der Beziehung zu einer Familie verbinden lässt, die ganz offensichtlich in Verbindung zu problematischen Organisationen steht?"



    Vom ersten Moment hatte Luceija Zora direkt in die Augen gesehen. Sie klemmte sich an ihr blasses Grün um zu verhindern, dass sie vollkommen unter ging. Aber auch, um die Bilder, die sie ausschließlich aus den Augenwinkeln wahrnahm, irgendwie überwinden zu können. Er zeichnete sich dort ab als sei es die Visualisierung ihrer Gedanken und Emotionen. Viel zu deutlich erkannte sie den Schweden in dieser so erhabenen, ja, arroganten Aufmachung. Mit einer Perfektion die bei seinen Haaren begann und bei den Schuhen endete, vollends darauf vorbereitet, alles aus dieser Verhandlung herausholen zu können wenn er sich den Gepflogenheiten eines Gerichts wie diesem anpassen und sich deren ungeschriebenen Vorgaben beugen würde. Ähnlich wie sie es getan hatte und ihm somit ungeahnt auf diese simple Weise glich. Mit der Ausnahme, dass sie sich hier in seine Welt begab - eine, in die sie einfach nicht gehörte.

    Und als die Blondine die ersten Sätze verloren hatte von denen Luci hoffte, dass sie sie dazu bringen würden den Mut zu finden, den sie irgendwo auf dem Weg von Proteus hier her verloren haben musste, kochte etwas in ihr. Sie beobachtete ihre Augen unsicher, welches sie fokussieren sollte und holte bereits Luft um ihr zu antworten, in ihre Worten hinein zu grätschen und ihn willig wie eine abgerichtete Furie in einen Schutz zu nehmen dessen Sinn sich nicht mehr erschloss. Aber dahin kam sie gar nicht. Der kleine Einflug von Temperament der die kurze Diffamierung auslöste, erlosch so schnell wie er kam. Denn Zora hatte noch weiter gesprochen. Und hatte etwas gesagt, dass Lucis Mimik endlich etwas Ausdruck in der Leblosigkeit verlieh. Sie zog zweifelnd und nahezu aufgelöst die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten. Wieder öffneten sich ihre mit korallfarbenem Lippenstift geschmückten Lippen. Aber Worte waren diesmal auch nicht das, was sie verlor. Sie atmete stattdessen schwer ein und aus. Und es fühlte sich an, als sei es keine Luft sondern ein Stück Seele, dass sie zurück in sich atmete und gleich darauf wieder verlor. "Er war-...", hielt sie inne, obwohl der Satz nicht mal richtig begonnen hatte. Der Kopf mit ihrer ungewöhnlichen und aufwändigen Frisur schüttelte sich ungläubig und stieß die sanften Strähnen dabei von links nach rechts. Es bedeutete, dass sie nicht verrückt geworden war. Dass die Geisteskrankheit noch ein wenig auf sich warten ließ, zumindest zum Teil. Aber es bedeutete gleichzeitig auch, dass sie diesen Moment wirklich teilten. Dass sie ihm noch gestern Nacht in die Augen gesehen hatte, dass das Gefühl seiner Haut unter ihren Fingern real war, dass der sanfte Atem an ihren Lippen vor ihrem tiefen und innigen Kuss wirklich existiert hatte, dass es wirklich seine Finger waren, die ihr die Tränen aus dem Gesicht wischten und seine Hände, die ihren Körper derartig akribisch bedeckten, wie sie es niemals zuvor getan hatten. Ihre Augen schlossen sich kurz, sie senkte den Kopf und hielt ihn erschlagen mit einer Hand, kurz davor, derartig in Tränen auszubrechen, dass sie niemals fähig gewesen wäre diese Verhandlung mitzumachen. Alles aus dieser Nacht hatte sie in sich gespeichert wie einen Abschied. Einen Abschied der es offensichtlich gewesen war. Von dem sie glaubte, ihn nur in ihrem Geist erlebt und gespürt gehabt zu haben, sie sich eingebildet hatte sich selbst zu berühren wo es schließlich er war, der sie hielt. Und oh-...diese Schwäche. Er bekam alles davon zu spüren. Jedes Wimmern das ihren Körper verlassen hatte. Jede Unsicherheit, ebenso wie diese widerliche, jämmerliche Bitte sie zu halten. Aber das schlimmste an alledem war die Gewissheit, dass er am nächsten Morgen spurlos verschwunden war. Eine Realität, die sie einem Traum nicht hätte vorwerfen können, obgleich sie es tat. Aber ihm konnte sie es vorwerfen. Ihm, der nun nicht viele Schritte außerhalb dieses Wagens auf dem Weg zum Eingang des Gerichtsgebäudes war und schließlich aufgehalten wurde. Er war gegangen. Er hatte die intimsten Worte an sie verloren und war gegangen. Wieder.
    Nach ihrem heftigen Schnauben, dass als Kompensation jämmerlicher Tränen herhalten musste, sah sie auf. Ein letztes Mal aus dem Fenster und in Richtung des Blonden, dessen Anblick, auch wenn es nur der Rücken war, Schnitte in ihr hinterließ die jedes Messer übertrafen. Der Drang in ihr wuchs ihn zur Rede zu stellen, ihn für all das anzuschreien, für diese Situation in der sie genau jetzt genau hier waren, dafür, dass er bei ihr gewesen war obwohl ER es war der mit ihr Schluss gemacht hatte. Dafür, dass er sich nicht wenigstens richtig von ihr trennte wenn er es denn schon in Erwägung gezogen hatte...für-...für SO viel.

    Ein anderer Blick traf Zora nun, als sie zurück sah, endlich das Taschentuch entgegen nahm und sich die Schwarzhaarige mit aller größter Rücksicht auf das Makeup die Aufkeimenden Tränen wegtupfte und schließlich mehrmalig und versichernd nickte, als sei ihre Schwägerin ihr Trainer und sie der Boxer der nun endlich in den Ring zu steigen hatte. Und genau so fühlte sie sich jetzt, als sie den Blick nicht mehr zu richten wusste und ans Dach starrte, blinzelte, und schwer, mit aufgeblähten Wangen ausatmete, bis wirklich jede Luft aus ihren Lungen verschwunden war. "Okay..", bestätigte sie, bevor sie die Blonde ein letztes Mal rückversichernd ansah und sie Zeuge dessen werden konnte, wie sich Luceijas Ausdruck sehr langsam zurück in eine neutrale, leblose Miene wandelte. Dann erst legte sich ihre Hand selbstständig an den Türgriff und ohne, dass sie ein zweites Mal darüber nachdenken konnte und wollte, stieg sie aus. Erst auf die Absätze ihrer hohen, schwarzen Schuhe. Die Hand ihres Bruders war es, die ihr entgegengestreckt wurde und sie mit aus dem Wagen auf die Beine zog.

    Vigilio schenkte ihr dieses Mal kein Lächeln. Nicht, weil er sie nicht als wirklich bezaubernd empfand, wie sie so ungewohnt aber bildschön hergerichtet aussah in ihrer schwarzen Businesshose und der passenden, weißen Bluse mit etwas tieferem Ausschnitt aber langen Ärmeln. Aber er wusste, dass dafür nicht der Zeitpunkt war. Viel eher war es der Moment, an dem er den ersten Regenschirm über sie hielt, einen dunkelblauen, und sie schließlich noch einmal in den Arm nahm. "Non dimenticate di respirare profondamente e uniformemente. Vergiss nicht tief und gleichmäßig zu atmen.", riet er ihr, als er ihr ins Ohr flüsterte und sie mit einer Hand an ihrem Hinterkopf mit der Schläfe an sich hielt und die Jüngere dazu bewegte kurz die Augen zu schließen und diese Sekunde Kraft zu tanken. Nur eine Sekunde lang. "Se non riesci più a prenderlo, richiedi un'interruzione, non ti possono più proibire. E poi andremo fuori. Va bene? Ti amo, innamorato. Wenn du es nicht mehr aushältst, dann beantrage eine Unterbrechung, die können sie dir nicht verbieten. Und dann gehen wir raus. Okay? Ich liebe dich, Schätzchen." Tatsächlich erlaubte sie sich den kurzen Ansatz eines Lächelns und nickte leicht, bevor sie es war die seine Wange hielt und einen typisch-italienischen Kuss auf die andere Wange hinterließ. "Grazie per essere qui. Entrambi voi. Danke, dass du da bist. Ihr beide."

    Die Sizilianerin übernahm den Schirm und trat ein paar Schritte voraus, bevor Zora hinter ihr aus dem Wagen stieg und das Ehepaar hinter ihr durch den Regen nachsetzte, während Luci vorausging. Ihre Schritte kamen ihr so vor als täte sie sie in Zeitlupe. Und jeder davon brachte sie um. Unweit von ihr erkannte sie Abuyin, der andere Arzt von Proteus, dieser Freund ihres Exfreundes, der Leif erst nach den vielen Schüssen auf ihn gerettet hatte. Sie fing seine Gestalt mit ihren Augen auf, scannte ihn kurz, wie er mit den Reportern sprach, zuverlässig, wie ein verdammter Entertainer, der von der bahnbrechenden Behandlung einer exakten, realistischen Fuß-Prothese erzählte, die nur mit synthetischen Nerven am Bein verbunden war und deren Operation sicherlich STUNDEN gedauert hatte - zumindest waren das die Fetzen, die Luci aufschnappte. Abuyin erkannte sie kurz und nickte ihr so beiläufig zu wie sie es tat, bevor, in dieser scheinbaren Zeitlupe, ihr Blick weiter Richtung Eingang ging und ihre Schritte, die sich mit einschlägigem Absatzklappern angekündigt hatten, mit einem Mal stoppten.

    Sie hatte nicht erwartet, dass es SO sehr weh tat. Noch immer war der Abstand zwischen ihnen gross, aber wahrscheinlich wäre eine ganze Welt nun nicht gross genug gewesen. Sie wollte neutral und hochnäsig wirken, schaffte es vielleicht sogar diese Neutralität zu etwas schnippischem und unnahbaren zu drehen. Einer kühle, die sie besonders gegenüber fremden gerne ausstrahlte. Aber ihr Innerstes schrie um Hilfe, als sie diesen Mann aus unmittelbarer Nähe wiedersah und ihr das, wo mal ein Herz war, solche Schmerzen widerfuhren, dass sie glaube bei lebendigem Leib verbrennen zu müssen. Er sah nicht in ihre Richtung, hatte sie vermutlich noch nicht gesehen, wie sie eskortiert von dem bekannteren Ehepaar Ascaiath in Richtung dieses Eingangs gekommen war, aber vielleicht war es gut so.

    Die Dunkelblonde an seiner Seite hatte noch immer die Hand an seinem Rücken, die sie nun, in einer sehr vertrauten, innigen Weise über den Stoff des Anzugs führte und ihm schließlich diese auf die Schulter legte. In einer bestimmenden, aber gleichzeitig intimen Weise. Luceija hatte diese Hand unbewusst verfolgt. Sekundenlang, obwohl auch diese Szenerie wie ein nie enden wollender Albtraum langsam vor ihren Augen ablief. Er, Leif, wurde von der Presse behelligt. Luceija kam zu spät um die Frage zu verstehen und stand auch noch zu weit weg, wenn sie sie jetzt wiederholt hätte, aber es hätte auch keinen Unterschied gemacht. Denn was sie deutlich hörte war, wie die Dunkelblonde schnippisch den Kopf in die Höhe riss und giftete: "Doktor Svensson", begann sie und spuckte regelrecht Gift gegenüber der älteren Reporterin, "wird Ihnen keine einzige Frage beantworten. Wir haben einen Termin vor Gericht, andere Fragen sind vollkommen irrelevant. Das 'Interview' ist zu Ende!". Sie hob das Kinn berechnend vor und sah bestechend gut aus in ihrem Hosenanzug und dem hellen Oberteil. Ein Outfit, dass ihre eigene Kleiderwahl irgendwie lächerlich machte. Sie hatte nicht das Gefühl diese Art von Kleidung so ausfüllen zu können wie ihre Gegenüber das tat. Luceija kam sich lächerlich vor. Aber sie zeigte es nicht. Sie hob ihren Kopf leicht an, sodass sich die sanft gelockten Strähnen leicht zur linken und rechten Seite ihres Gesichtes bewegten.

    Sie war längst verloren in dieser grausamen Situation. Und sie hätte sich so gerne selbst geschlagen, als sie es wagte, wieder in Leifs Richtung zu sehen, dessen Anwesenheit ihr dieses unmittelbare, starke Gefühl in ihre Magengegend trieb. Ihre Fingerkuppen nach einem sanften Zittern taub werden lies und ihre ach so rationalen, zurechtgelegten Gedanken voellig in den Wind blies. Es war ein Rausch, den sie empfand. Einer, den ihr keine Drogen jemals ersetzen konnten.
    Luceija ist offline

  14. #74
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Kaum mehr als ein halbes Dutzend Leute drehte sich auf diesem Bürgersteig um diesen Tag. Diese Verhandlung die es dank redefreudiger Insider wenigstens bis in die News der Online-Fachblätter geschafft hatte. Sie geizten nicht dieses Stiefkind auf reißerische Art und Weise hervorzuheben. 'Zweifacher Gagné-Preisträger von Missbrauchsvorwürfen betroffen' war die Schlagzeile die der Realität am wenigsten entsprach, wohingegen 'Verbot der Arzt-Patienten-Beziehung noch immer zeitgemäß? - Eine Kolumne' inhaltlich etwas eher seinen Nerv traf. Doch kein seriöser Journalismus war hier gefragt und der Schwede war froh, dass Alicia der Frage dieser Reporterin eine so aussagekräftige Antwort erteilte. Die Frau unter ungebändigt kastanienbraunem Haar war nicht wegen ihm hier. Sie brauchte Stoff für eine überregionale, wöchentlich billig verkaufte Klatschzeitung. Sie war hier wegen dem Namen Ascaiath. Der Name der ihm einen Hieb in seine ohnehin lädierten Rippen verpasste, die er sich in jenem Moment wieder hielt, als trage er heimlich sein ganzes Vermögen unter dem Jacket durch London. Doch der Schmerz wuchs. Er brach seine Knochen, zwang ihn auf die Knie und verpasste ihm einen Tritt in das Gesicht, das jetzt alle Züge verlor. Jeder Muskel entspannte sich auf eine Weise, die seine nachdenklich hochgezogenen Brauen fallen ließen, seine gespitzten Lippen sich öffnen ließen und seinen Augen das Blinzeln verboten. Denn was er sah, wollte er sehen. Musste es begreifen, weil es so surreal auf ihn wirkte.

    Leif hatte die Frau unter dem Regenschirm bemerkt. Aber nicht wirklich registriert. Sie hätte den Weg an ihm vorbei nehmen und den Eingangsbereich des Gerichts übertreten können, es wäre nicht aufgefallen. Sie war so anders und irgendwie-...Plastisch, das er glaubte seine Wahrnehmung habe sie nur kurz mit einer Erinnerung an Luceija ersetzt. Sein Herz würde diesen aufgebrachten Sprung machen und sich schließlich wieder beruhigen. Denn immerhin hatte er sich geirrt. Aber das hatte er nicht. Denn die schwarzen Strähnen die unter dem beinahe gleichfarbigen Regenschirm hervorstoben, waren jene die er immerzu aus dem perfekt olivfarbenen Teint gefischt hatte. Es war eine Geste die zu einem Symbol geworden war. Die eine Nähe deutlich machte, die viel zu lange auf sich hatte warten lassen. Die ihm jetzt verwehrt war. Es war ihm nicht erlaubt sie zu bewundern. Ihre perfekte Erscheinung in diesem für sie ungewöhnlichem Aufzug zu honorieren und zeitgleich darüber nachzudenken das ihre Natur doch um so vieles schöner war. Das ihre ungeschminkten, rauen Lippen um Welten schöner waren, wenn sie sich zeitgleich auf seine legten. Es war so oft passiert. Jeden Morgen den er mit ihr verbracht hatte. Im Schlaf ihre Hand gehalten hatte und jede ihrer unruhigen Nächte zu einer von seinen eigenen geworden war. Dabei ging es ihm selbst so viel besser seit sie bei ihm war. Die durchschlagend realistischen Erinnerungen seines schlafenden Verstandes an Elysium gehörten fast vollständig der Vergangenheit an. Und obwohl er es nicht wagte wirklich auf diese Weise darüber nachzudenken, konnte er vergessen. Er hatte seinen Sohn vergessen. Den Geburtstag des Jungen, dessen Todestag immer eine größere Bedeutung hatte, weil eben nichts mehr von ihm übrig war als diese Trauer. Kein normaler Vater würde sich irgendwann an die "guten" Zeiten erinnern und die schlechten vergessen, oder? Denn diese schlechte Erinnerung begleitete einen den Rest des langen Lebens, das er eigentlich ihm hatte widmen wollen. Und dann Luceija. Dieser Frau die es irgendwie schaffte ihn aus diesem geliebten, mechanischen Trott zu holen, der ihn für Jahre festhielt. Der ihm gut tat, nach alldem. Und doch kollidierten nunmehr all seine Gedanken miteinander. Gingen in einem schmerzlichen Feuerwerk in seiner Brust auf und setzten ihn irgendwie in Bewegung. Langsam, aber merklich. Die Reporterin war vergessen. Leif öffnete den Mund und sah Luceija an. Er sah sie an und er wusste das dieser Blick in seine Richtung ganz eindeutig seinen erwiderte. Doch eine Hand hielt ihn. Und es war nicht ihre, die ihn am Morgen aus einen unruhigen Schlaf zog, während ihr Körper es schaffte sich kaum merklich auf seinen zu legen. Gegen seinen Rhythmus zu atmen bis sie beide eins waren. Bis er in der Realität ankam, die er WOLLTE. Diese verdammte scheißrealität die nichts mit diesem Alptraum hier zutun hatte. Nein-... Es war die Hand seines Anwalts, der willig eine Nebenrolle an Alicias Seite spielen würde.
    "Keine gute Idee, Leif. Wir gehen besser rein.", bemerkte er und schüttelte den Kopf, als der Blonde sie losließ. Die Erinnerung. Die ganzen Bilder die von einer Wand fielen und vor ihm verschwanden. Er hatte diese Chance haben wollen, die vermutlich gar keine war. Zumindest jetzt nicht mehr, als Vigilios Frau sich ihrer Schwägerin näherte, ihr eine Hand auf die Schulter legte und dazu anhielt mit ihr nach drinnen zu gehen.
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  15. #75
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Kaum mehr als ein halbes Dutzend Leute drehte sich auf diesem Bürgersteig um diesen Tag. Diese Verhandlung die es dank redefreudiger Insider wenigstens bis in die News der Online-Fachblätter geschafft hatte. Sie geizten nicht dieses Stiefkind auf reißerische Art und Weise hervorzuheben. 'Zweifacher Gagné-Preisträger von Missbrauchsvorwürfen betroffen' war die Schlagzeile die der Realität am wenigsten entsprach, wohingegen 'Verbot der Arzt-Patienten-Beziehung noch immer zeitgemäß? - Eine Kolumne' inhaltlich etwas eher seinen Nerv traf. Doch kein seriöser Journalismus war hier gefragt und der Schwede war froh, dass Alicia der Frage dieser Reporterin eine so aussagekräftige Antwort erteilte. Die Frau unter ungebändigt kastanienbraunem Haar war nicht wegen ihm hier. Sie brauchte Stoff für eine überregionale, wöchentlich billig verkaufte Klatschzeitung. Sie war hier wegen dem Namen Ascaiath. Der Name der ihm einen Hieb in seine ohnehin lädierten Rippen verpasste, die er sich in jenem Moment wieder hielt, als trage er heimlich sein ganzes Vermögen unter dem Jacket durch London. Doch der Schmerz wuchs. Er brach seine Knochen, zwang ihn auf die Knie und verpasste ihm einen Tritt in das Gesicht, das jetzt alle Züge verlor. Jeder Muskel entspannte sich auf eine Weise, die seine nachdenklich hochgezogenen Brauen fallen ließen, seine gespitzten Lippen sich öffnen ließen und seinen Augen das Blinzeln verboten. Denn was er sah, wollte er sehen. Musste es begreifen, weil es so surreal auf ihn wirkte.

    Leif hatte die Frau unter dem Regenschirm bemerkt. Aber nicht wirklich registriert. Sie hätte den Weg an ihm vorbei nehmen und den Eingangsbereich des Gerichts übertreten können, es wäre nicht aufgefallen. Sie war so anders und irgendwie-...Plastisch, das er glaubte seine Wahrnehmung habe sie nur kurz mit einer Erinnerung an Luceija ersetzt. Sein Herz würde diesen aufgebrachten Sprung machen und sich schließlich wieder beruhigen. Denn immerhin hatte er sich geirrt. Aber das hatte er nicht. Denn die schwarzen Strähnen die unter dem beinahe gleichfarbigen Regenschirm hervorstoben, waren jene die er immerzu aus dem perfekt olivfarbenen Teint gefischt hatte. Es war eine Geste die zu einem Symbol geworden war. Die eine Nähe deutlich machte, die viel zu lange auf sich hatte warten lassen. Die ihm jetzt verwehrt war. Es war ihm nicht erlaubt sie zu bewundern. Ihre perfekte Erscheinung in diesem für sie ungewöhnlichem Aufzug zu honorieren und zeitgleich darüber nachzudenken das ihre Natur doch um so vieles schöner war. Das ihre ungeschminkten, rauen Lippen um Welten schöner waren, wenn sie sich zeitgleich auf seine legten. Es war so oft passiert. Jeden Morgen den er mit ihr verbracht hatte. Im Schlaf ihre Hand gehalten hatte und jede ihrer unruhigen Nächte zu einer von seinen eigenen geworden war. Dabei ging es ihm selbst so viel besser seit sie bei ihm war. Die durchschlagend realistischen Erinnerungen seines schlafenden Verstandes an Elysium gehörten fast vollständig der Vergangenheit an. Und obwohl er es nicht wagte wirklich auf diese Weise darüber nachzudenken, konnte er vergessen. Er hatte seinen Sohn vergessen. Den Geburtstag des Jungen, dessen Todestag immer eine größere Bedeutung hatte, weil eben nichts mehr von ihm übrig war als diese Trauer. Kein normaler Vater würde sich irgendwann an die "guten" Zeiten erinnern und die schlechten vergessen, oder? Denn diese schlechte Erinnerung begleitete einen den Rest des langen Lebens, das er eigentlich ihm hatte widmen wollen. Und dann Luceija. Dieser Frau die es irgendwie schaffte ihn aus diesem geliebten, mechanischen Trott zu holen, der ihn für Jahre festhielt. Der ihm gut tat, nach alldem. Und doch kollidierten nunmehr all seine Gedanken miteinander. Gingen in einem schmerzlichen Feuerwerk in seiner Brust auf und setzten ihn irgendwie in Bewegung. Langsam, aber merklich. Die Reporterin war vergessen. Leif öffnete den Mund und sah Luceija an. Er sah sie an und er wusste das dieser Blick in seine Richtung ganz eindeutig seinen erwiderte. Doch eine Hand hielt ihn. Und es war nicht ihre, die ihn am Morgen aus einen unruhigen Schlaf zog, während ihr Körper es schaffte sich kaum merklich auf seinen zu legen. Gegen seinen Rhythmus zu atmen bis sie beide eins waren. Bis er in der Realität ankam, die er WOLLTE. Diese verdammte scheißrealität die nichts mit diesem Alptraum hier zutun hatte. Nein-... Es war die Hand seines Anwalts, der willig eine Nebenrolle an Alicias Seite spielen würde.
    "Keine gute Idee, Leif. Wir gehen besser rein.", bemerkte er und schüttelte den Kopf, als der Blonde sie losließ. Die Erinnerung. Die ganzen Bilder die von einer Wand fielen und vor ihm verschwanden. Er hatte diese Chance haben wollen, die vermutlich gar keine war. Zumindest jetzt nicht mehr, als Vigilios Frau sich ihrer Schwägerin näherte, ihr eine Hand auf die Schulter legte und dazu anhielt mit ihr nach drinnen zu gehen.



    'Niemals wieder...tu ich das für einen Mann. Niemals wieder...gebe ich mich selbst für jemand anderen auf. Niemals wieder.'. Es waren die Gedanken einer gebrochenen Frau gewesen. 2183. Drei Jahre und etwas mehr vor diesem Moment, an dem sie jetzt war. Aber damals war sie um so vieles klüger gewesen als jetzt. Der Schwur hatte klar sein müssen. Kurzzeitig, als sie langsam aus diesem Schmerz gekrochen war der sie im Boden versenken wollte und sich schließlich Hass wie dicke Lava darüber schob, war es ihr wirklich wieder gut gegangen. Sie war sie selbst gewesen, eine ungebändigte, wütende, temperamentvolle und gefährliche Frau, die mit Waffen wedelte bevor sie Fragen stellte. Sie mordete wenn es den Zweck erfüllte, nahm Rache, weil es sie erfüllt hatte und lebte ein hemmungsloseres aber so viel einfacheres Leben. Jetzt aber stand sie im Jahre 2186. Inmitten eines britischen Sommers, wie er im Buche stand. Es war schwül, dicke Wolken schoben sich über den grauen, leblosen Himmel und es regnete und prasselte auf ihren dunkelblauen Schirm und daran herunter. Und darunter stand diese Person: Eine ausgehöhlte Silhouette. Ein dürres, zerbrechliches und drapiertes Skelett, dass dem Tod jetzt noch näher schien als sie es damals, mit gelber Haut und faulenden, inneren Organen tat. Sie war nichts mehr davon, was sie früher vorgab zu sein. 2186 war sie eine trauernde und viel zu häufig weinende Frau, deren Seele in abermillionen Teile zerbrochen war und deren einziger Strohhalm auf eine erfüllende Zukunft dieser Mann war, der ihr gegenüber stand, viel zu weit weg als dass sie sich hätten nahe kommen können, und sie so anstarrte wie sie ihn. Es war der Blick der sie auseinander nahm und wieder neu zusammensetzte. Der so viel in ihr auslöste wie es kein anderer konnte. Zora hatte Recht. Hatte immer Recht: Sie liebte ihn. Sie liebte ihn so sehr und so unerbittlich und verzweifelt, dass sie ihren Blick nicht abwenden konnte, egal, wie lange, wie auffällig er war und wie viel um sie herum die Lunte riechen würden, die das Feuerwerk längst entzündet hatte. Es war der Blick von Liebenden für die es kein Happy End zu geben schien. Und eine Situation, die die Sizilianerin dazu trieb irreal viele, irrwitzig unerhörte Stoßgebete an irgendeine Instanz zu senden, als sie sah, dass er wie automatisch aus sie zu kommen wollte, und sich für eine Sekunde die Illusion gönnte, dass er auf sie zu kam, diese perfekte, große Hand an ihre Wange legte, bis sich seine Fingerkuppen in ihren Haaransatz gruben und sie dann so plötzlich und unvorbereitet küsste, dass sie den Schirm aus wackeligen Händen verlor und er falsch herum in den Regen fiel. Wo sich unzählige Regentropfen in der Schale sammelten, die einen Schritt weiter auch ihre Frisur ruinierten. Genauso wie seine. Die sie durchnässten, ohne, dass es irgendjemanden störte. Weil sie sich liebten, weil sie sich küssten, weil sie auf diese Leute um sich herum keinen verdammten Credit gaben und sich diese gesamte, schreckliche Situation einfach auflöste, indem er dieses umwerfende, allumfassende Lachen gegen ihres lachte und so etwas sagte wie 'Ich scheiß auf meine Zulassung. Lass uns verschwinden. Lass uns neu anfangen. Irgendwo.'. Woraufhin sie selbst lachen würde, wie die unbefangene Idiotin die sie bei ihm sein konnte und diesem löchrigen, spontanen Plan willig abnickte...

    Aber eine Sache an diesem Script, der ihrer beider Leben schrieb, stimmte ihrer Idee nicht überein: Es gab kein Happy End. Es war einfach nicht vorgesehen. Und so zuckte sie leicht zusammen als es Zora war, die die Hand auf ihre Schulter legte und ihren Blick so plötzlich von Leif abreißen ließ. Sie hörte, wie der Mann, der Leif von ihr abhielt "Inte en bra idé, Leif. Vi går bättre in." zu ihm sagte, aber verstand nicht, was es hieß. Und sie hatte keine Gelegenheit mehr danach zu fragen. Zora hatte bestimmend ihren Arm um die Schwarzhaarige gelegt. Den Schirm aus ihrer Hand genommen um ihn zu schließen, als sie eintraten. Sie gängelte sie unbewusst, wohl im Wissen, wer ihnen folgte. Wieder war es dieser Zeitlupenmoment, der sie innerlich so sehr zerriss, als sie ins Innere dieses Vorraumes stolperte und sich alles in ihr wehrte. Nein, hier gab es kein Happy End. Alles war, schien, festgelegt und nach einer Abfolge verlaufen zu müssen, auf die sie keinen Einfluss hatte. Und es war dieser alles zerstörende Moment in ihr, die deutlichen Schritte, keine paar Meter in ihrem Rücken, die ihr ankündigten, dass es der letzte Gang war, den sie zusammen taten.
    Aber es gab eine Lücke in diesem Script. Eine kleine, unscheinbare Lücke in diesem perfekten und perfiden Plan irgendeiner höheren Macht oder des puren Zufalls, die sie nutzte, ohne dafür jemals ihren Kopf benutzen zu können. Es war die Verzweiflung und die Illusion mit der sie hier dachte. Nur ein winziger Moment, der die richtigen Botenstoffe explosionsartig in ihr Hirn schoss und die rationalen Synapsen einfach an den wichtigen Stellen kappte. Eine einzelne Millisekunde hatte sie gebraucht um diese Person aus ihrem Inneren ausbrechen zu lassen, als entfliehe sie einem Gefängnis oder dem mühevollen, letzten Gang bis hin zu ihrer endgültigen Exekution. Denn genau dem kam der Gedanke gleich in dieses Gericht zu verschwinden. Und ihr losreißen von ihrer umklammernden, bemühten Schwägerin ein plötzlicher und spontaner Fluchtversuch. Es war nicht der exakte Wunsch, den sie draußen vor dem Eingang mit allen Facetten ausgemalt hatte, als sie sich so urplötzlich wand, die Blondine abschüttelte und sich mitten in ihrer Vorwärtsbewegung drehte. Eine ganze Gruppe an Menschen mit ihrer plötzlichen Bewegung verunsicherte. Aber es kam dem was sie sich ausmalte so schmerzlich nah, dass sie genau diese Seite an ihr vollkommen Besitzergreifen ließ: Die, die diesen einen, letzten Strohhalm griff, so verzweifelt, als sei es der Tod der an ihre Tür klopfte. Sie schickte jeden guten Einfall, jeden zurechtgelegten Plan, jede Taktik und auch ihren letzten Rest Verstand in ein weit entferntes Nirvana, stob auf ihn, auf Leif, auf diesen Mann, den sie so sehr liebte, dass sie den Moment nicht ertrug der unweigerlich ihr letzter sein musste, und warf sich ihm förmlich in die Arme. Tat das in diesem Moment einzig richtige und so unendlich Falsche, diesen Mann so zu überfallen, die komplette Verhandlung so aussichtslos zu gefährden und ihm gedankenlos um den Hals zu fallen. Vor ihrer aller Augen. Vor denen ihrer Familie. Vor den Augen seiner Anwälte. Vor den Angestellten dieses Ladens, die sich eigentlich für die Durchsuchung bereitgemacht hatten. Sie küsste ihn so aus dem Nichts, so plötzlich und so verzweifelt, dass sie unweigerlich jegliche Barriere brach die sie hielt, dass sie weinte, sich an ihm, seinen Schultern und seinem Nacken festhielt und diese Lippen vollständig eroberte. Was sie zwischen diesen so intensiven und plötzlichen Küssen flüsterte durfte niemand hören der nicht in diesem irrealen Traum ihrer Gedanken steckte. Es war jede Form dieses Liebesschwures den sie kannte. Auf allen Sprachen die sie benutzen konnte.

    Es war das Jahr 2186. Und sie war so dumm wie nie. 'Niemals wieder...werde ich jemanden so sehr lieben wie ihn. Niemals wieder.'
    Luceija ist offline

  16. #76
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Gebäude 10 war so wie sich Akina einen Wachkomplex vorgestellt hatte, einem Polizeirevier gar nicht unähnlich, wenn auch natürlich mit anderen Prioritäten und Einsatzfeldern. Bereitschaftsräume für die Wachmannschaften, Waffenkammer, Videoüberwachung der Anlage. Nachdem sie sich bei einem der Wachsoldaten erkundigt hatte wo die entsprechende Abteilung war, steuerte sie schließlich auf die Tür zu, welche auch als Hoheitsbereich der IT gekennzeichnet war, dem Keller wie es der Commander bezeichnet hatte. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Surren und offenbarte, wenig überraschend, verschiedene Terminals unterschiedlicher Ausführung. Im hinteren Bereich konnte man auch Elektroteile herumliegen sehen, aber der Blick der Japanerin blieb auf der einzigen anwesenden Person im Raum hängen, einen arabischstämmigen Mann der gerade einer nicht genau erkennbaren Tätigkeit am Haupterminal nachging. Tatsächlich war er sehr vertieft in seine Arbeit, so dass er Akina auch noch nicht bemerkt hatte als diese an den Tresen getreten war, der Eingangsbereich vom Rest des Raumes trennte. Die Japanerin wartete kurz, machte sich dann aber bemerkbar: "Sergeant?" Ihre Stimme war freundlich aber bestimmend und tatsächlich drehte sich der Mann überrascht zu ihr um. "Oh Verzeihung, ich habe sie gar nicht bemerkt..Lieutenant.",entschuldigte er sich und grüßte die Offizierin vorschriftengemäß nachdem er ihren Dienstgrad erfasst hatte. Dann sperrte er das Terminal und trat an die Schwarzhaarige heran. "Sergeant Muhammad Abu Alharbi, sie sind wohl neu hier, ich habe sie bisher noch nicht gesehen. Wie kann ich ihnen denn helfen, Lieutenant." Er musterte den Neuankömmling neugierig. "First Lieutenant Akina Watabe. Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen Sergeant Alharbi. Sie haben recht, ich wurde heute erst hierher versetzt." "Ah und da machen sie eine kleine Vorstellungsrunde? Das ist aber nett das sie auch hier in der IT vorbeischauen. Normalerweise arbeite ich zusammen mit Specialist Cohen, aber die ist gerade in der Anlage unterwegs, aber keine Sorge, die lernen sie dann wann anders kennen. Was hat sie denn nach Proteus verschlagen?",erwiderte der Palästinenser freundlich und lächelte. "Nun ich wurde hierher versetzt, aufgrund der Vorfälle in jüngster Zeit. Als Verstärkung wenn man so sagen will. Darum bin ich leider nicht nur hier um sie kennenzulernen. Ich bräuchte Zugriff auf verschiedene Akten und Aufzeichnungen.", erklärte sie höflich. "Erster Tag und direkt an die Arbeit? Lernen sie doch erstmal die Anlage kennen, im Darwin Tower gibt es eine Bar.", scherzte der Sergeant gutgelaunt. Er hatte eine sehr freundliche Art, weswegen die Japanerin seinen Vorschlag mit einem leichten Lächeln quittierte. "Später vielleicht, danke für den Hinweis. Vorher wäre ich ihnen aber sehr verbunden wenn sie mir weiterhelfen könnten." "Natürlich kommen sie doch rum.", antwortete Mumu und ließ die Offizierin in sein Refugium. "Ich kontrolliere nur kurz ihre Freigaben...Ok, wie es aussieht hat der Commander ihnen freie Hand gelassen. Ich schalte ihnen Terminal 3 frei, wenn sie Hilfe brauchen fragen sie. Wenn sie von speziellen Daten eine Kopie für sich brauchen können wir das natürlich auch machen.", erläuterte der IT-Mann und tippte etwas bei einem der Terminals ein. "Vielen Dank, ich gebe ihnen Bescheid wenn ich ihre Hilfe brauche.", bedankte sich die Asiatin und nahm ihre Kopfbedeckung ab und setzte sich an das orange Touchpad. Es war viel was aufgearbeitet werden musste, wo sollte sie am Besten anfangen?

    Sie beschloß chronologisch vorzugehen. "Akten und Aufzeichnungen zu Lt. Iiyama.", aktivierte sie die Sprachsteuerung und sofort ploppten eine Vielzahl von Treffern auf. Eine Filterung war ratsam, weswegen sie sich als erstes die Personalakte aufrief und dann die Krankheitsgeschichte, zumindestens das was ihr als Nichtmediziner zugänglich war. "Untersuchungsbericht zum Vorfall, Protokoll der Krisensitzung nach dem Zwischenfall.", rief sie als nächstes auf und ordnete die einzelnen Dateien mit den Fingern nebeneinander auf der Oberfläche an. Konzentriert flogen ihre Augen über die Einträge, während sie sich unregelmäßig Notizen in ihr kleines schwarzes Buch machte. Es verging einige Zeit, dann stoppte sie und klappte das Notizbuch zu. Es waren genügend Informationen um sich ein Bild zu machen, eine tiefergreifende Analyse würde sie später machen. Dazu brauchte sie allerdings mehr Zeit. "Kopie von diesen Dateien erstellen und herunterladen, Autorisierung Watabe.", schloss sie ab und speicherte die Dateien auf ihr Omni-Tool zwischen. Sie rief zuletzt noch den Standort von Lt. Iiayama ab. Scheinbar war dieser in einer Zelle im Obergeschoß dieses Gebäudes inhaftiert. Ds genügte vorerst, sie stand auf und ging zu Muhammad. "Haben sie alles was sie brauchen?" "Vorerst, ich vermute aber das ich in den nächsten Tagen häufiger mal hier vorbeikommen werde." "Immer erfreut Besuch zu haben. Falls sie aber konkrete Akten oder ähnliches wollen, können sie uns auch eine Anfrage schicken, dann müssen sie nicht für Kleinkram extra hierher kommen. Aber natürlich sind sie immer willkommen.", sprach der Palästinenser entgegenkommend. "Vielen Dank, ich weiß ihre Hilfe zu schätzen." "Gerne. Mai aslama, Lieutenant.", verabschiedete sie der Sergeant freundlich. "Sayonara.", erwiderte Akina höflich und ging dann in Richtung Ausgang. Wenn sie schon hier war konnte sie auch direkt noch ein Gespräch führen. Den IT Bereich hinter sich lassend, ging sie in Richtung Zellentrakt.


    Der Zellentrakt war, so war es wohl zu erwarten, bei aller Modernität der Anlage keine Augenweide. Nachdem Akina eine Schleusentür zu durchqueren hatte, hinter der zwei Wachmänner zu beiden Seiten der Tür ihre Waffen bereit, aber mit der Mündung zum Boden hielten, begrüßte sie in erster Linie ein grellweißes Licht. Der gesamte Korridorbereich des Zellentraktes war mit weißen Plasitkpanelen und Bodenfliesen verkleidet und weißes Milchglas an der Decke tauchte alles in ein homogenes Arkitsweiß, in dem jeder zu Boden gefallene Krümel wie ein gewaltiger Schandfleck wirkte. Die eigentlichen Zellen waren zueinander versetzt angeordnet, sodass man aus keiner davon in die Zelle gegenüber blicken konnte. Die Zugänge zu diesen waren kein Gitter und auch keine Wand, stattdessen spannte sich ein Kraftfeld über die gesamte Zellenbreite und ließ so keinen Raum für Privatsphäre. Zu Akinas Rechten war die erste Zelle mit einer Krankenliege bestückt. Eine junge, blonde Frau, körperlich furchtbar zugerichtet und bewusstlos, lag langgestrekct darauf. Eine Pflegerin überwachte die Instrumente, überprüfte dabei gerade einen Venenkatheter und enthüllte somit für einen kurzen Augenblick, dass die Patientin unter der Decke an den Handgelenken an die Liege gefesselt war, doch als die Pflegerin Akinas Schritte hörte, bedeckte sie das Handgelenk eilig wieder und nickte dem Neuankömmling kurz zu.
    Weiter den Flur hinauf waren die meisten Zellen leer. In einer schlief ein Mann zusammengekauert wie ein Säugling in seiner spärlich, aber zumindest grundlegend ausgestatteten Kammer. Erst die letzte Zelle entpuppte sich endlich als die von Lt. Hisao Iiyama. Der Japaner saß im Schneidersitz auf dem gepolsterten Boden. Seine Zelle war die einzige, die mit den milchig-weißen Gel-Platten gepolstert war. Seine Refugium war ansonsten komplett leer - für alle Grundbedürfnisse ließ man ihn offenbar jedes Mal bewacht aus der Zelle, statt ihn hier mit irgendetwas auszustatten. Allerdings beschäftigte man ihn wenigstens: Nur in ein weißes Tanktop und eine weite, weiße Leinenhose gekleidet, scrollte sich Iiyama dort sitzend durch ein von außerhalb der Zelle hineinprojiziertes Holoterminal. Es war beinahe schon erstaunlich, dass er nicht gefesselt war, aber womit sollte er sich oder andere hier schon verletzen können?
    Der Lieutenant blickte auf, als er die Schritte seiner Landesgenossin im Flur hörte. Beinahe neidisch blickte er auf ihre Schuhe, die in Gegensatz zu seinen Füßen auf festem, unnachgiebigem Boden stehen durften. Dann wanderte sein Blick an der Gestalt Akinas hinauf, bis seine dunklen Augen wach in die ihren blickten. Er hielt den Blickkontakt eine Weile schweigend aufrecht, sah dann wieder auf sein Terminal und begrüßte sie nur mit einem ruhigen "Sie kenne ich noch nicht. Sie sind neu hier", das allerdings wesentlich weniger unfreundlich klang, als man es erwartete.
    Tjordas ist offline

  17. #77
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sie nahm sie ihm. Diese Blondine vor ihm, die keinerlei Stellenwert für ihn hatte, symbolisierte Leif so plötzlich, mit einem regelrechten Faustschlag ins Gesicht, was er verlor. Was mit jedem Schritt den die Italienerin vor ihm tat, weniger wurde. Diese Sache hier, zwischen ihnen. Die Erinnerung an jeden einzelnen Moment, jetzt noch präsent, mit jeder Sekunde ohne einander mehr und mehr verschwimmend. Und irgendwann würde sich derselbe Weichzeichner über ihre Gefühle legen. Sie verschwinden und den Kopf darüber schütteln lassen, das sie sich hierauf eingelassen hatte. Auf ihn. Zeit mit diesem Verfahren verschwendete, in dem sie ganz zurecht das Opfer war. Denn in dieser Beziehung gestand man es ihm zu, der Klügere von beiden zu sein. Er war der verdammte Arzt. Der Idiot der bereits in seinem Studium darauf getrimmt worden war, sich nicht solchen emotionalen Spielereien hinzugeben. Leif hatte nie verstanden wie sich jemand gut anfühlen konnte, den man auf diese Weise begleitet hatte. Den man in seiner gebrechlichsten, erbärmlichsten Form sah, denn das war der Teil eines Menschen, der den Weg zu einem Arzt wie ihm fand.
    Und jetzt? Jetzt brachte ihn jeder seiner Schritte weiter von ihr weg. Obwohl er ihr folgte, jede seiner Spuren ihre aufgriff, waren sowohl Zora als auch Alicia darauf bedacht sie möglichst weit voneinander fernzuhalten. Seine Anwältin hatte ihren Arm wieder auf seinem Rücken, als wäre er dieser kleine schützenswerte Junge von fünf Jahren, der gerade den Weg in das vollständig geflieste Untersuchungszimmer ging. Nicht sicher wissend, aber ahnend was gerade passiert war. Wie kaputt diese einzige, kleine Welt gerade für ihn ging, weil er unmittelbar davor stand alles zu verlieren. Einfach und unwiederbringlich alles. Denn das war es, was Leif in diesem Moment ansah.

    Und alles was ihn ansah. Ihre Augen taten sich auf. Tiefgrün, für jeden Idioten sichtbar gezeichnet von der Trauer die sie beide in ihren letzten Zügen wenigstens noch teilten und definitiv auf ihn gerichtet. Ebenso wie ihre Schritte und diese unbändige Entschlossenheit. In jenem Bruchteil einer Sekunde die es Leif erlaubt war nachzudenken, glaubte er fest daran sie würde es tun. Die Faust ballen, zuschlagen, tun wozu sie jedes verdammte Recht hatte. Und stattdessen geschah das. Seine Erinnerung erhielt diesen neuen Schub, weil er sich so unvermittelt daran erinnern durften wie sie sich anfühlte. Nicht wie die Patientin, eine Affäre, ein kurzer Hang zur Schwäche die er nie hätte haben dürfen, sondern wie diese Art der Liebe die er nie zuvor gekannt hatte. Diese alles verzehrende, bedeutende Dinge zur Trivialität degradierende Liebe die sie war. Die eigenartig neue Welt die sie bedeutet hatte, während seine Alte längst in Trümmern lag. Aber kannte sie diesen eigenen Wert? Der Schwede wollte es darauf anlegen. Wollte in ihren Nacken fassen, ihre Lippen härter auf seine pressen und sie erst wieder loslassen, wenn er sich sicher sein konnte, das sie mit ihm ging. Das sie ihre schmale Hand in seine legte und gemeinsam mit ihm aus diesem Gebäude stürmte. Diesen Fahrer von seinem Sitz zerrte, wonach sie London schneller für immer verlassen würden als wohl nötig war. Er wollte das. Mehr als alles andere wollte er diesen Moment hier mehren. Wäre da nicht Alicia. Zora, Vigilio, Max, alle Menschen die sie so plötzlich verwirrt in Augenschein genommen hatten und in deren Blicken entweder pure Überraschung oder gar Ekel lag. Es hätte ihn nicht gekümmert. Doch die Dunkelblonde in seinem Rücken fasste seinen Arm, während Vigilios Frau ein weiteres Mal dasselbe tat. Wie das jeweilige Spiegelbild der anderen zogen sie das ungleiche Paar auseinander. Entschieden sich dafür das doch nicht passte, was einige Zeit so hübsch beieinander ausgesehen hatte. Übernahmen eine Trennung die doch so falsch war. Die Leifs Herz in jenem Moment in Stücke riss als seine letzte Fingerspitze sich von ihrer Wange löste, die eben erst von ihr berührt wurde. Er formte ein atemloses "Nein", ein Wimmern in Richtung der grünen Augen, die ihm schon wieder genommen wurden, während Zora etwas so leise in Luceijas Richtung flüsterte, das sie es vielleicht selbst nicht verstand. Vigilio einen mitleidigen Blick für ihn hatte, der ihm nichts schenkte, außer mehr Verzweiflung. Er wollte nicht durch diese Tor, das nur eine Kontrolle der Gäste des Gerichts war, aber so symbolisch und wie ein Mahnmal dort stand, prophezeiend das dahinter das Ende der Welt lag. Das Ende von allem. Nicht aber diesem Schmerz, den die Dunkelblonde neben ihm mit Füßen trat.
    "Was denkst du dir dabei, Leif?", zischte Alicia außer sich "Du kannst auf ausufernde Schecks verzichten, wenn du meine Verteidigung auf diese Art mit Füßen trittst!"
    Was sie sagte war unerheblich. Geld war es auch, seine Zulassung-...Nichts davon würde er je wiedererkennen wollen wenn es in diesem bald neuen Leben nicht mehr gab was er als einziges so sehr brauchte, wie seine Lunge die Luft, die sie jetzt scharf einsog, während er den Tränen schon wieder nah war.

    --

    Die Schuld traf Zora wie eine Ohrfeige, die sie schneller dazu anheizte nach Luceija zu greifen, als Vigilio dazu in der Lage gewesen wäre. Schuld darüber, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein und-...Das schlechte Gewissen. Wenigstens einen Menschen in dieser Vorhalle brach sie vollständig. Ja, sie konnte den Ausdruck der grauen Augen deuten, obgleich sie Luceijas noch nicht sah, deren Oberarm sie gegriffen hatte. Die sie in den Arm nahm, als müsse sie sie vor einem Monster beschützen. Nun...Vielleicht musste sie? In jedem Fall musste sie das hier unterbinden. Egal wie viel sich in Zora gegen ihr Handeln auflehnte, während sie ihre Schwägerin in Richtung der Personenkontrolle steuerte.
    "Denk daran wieso du hier bist...", erinnerte sie die Schwarzhaarige mit sanfter Strenge. "Wenn das hier vor allem für ihn funktionieren soll, dann krieg das in den Griff."
    AeiaCarol ist offline

  18. #78
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen


    Sie nahm sie ihm. Diese Blondine vor ihm, die keinerlei Stellenwert für ihn hatte, symbolisierte Leif so plötzlich, mit einem regelrechten Faustschlag ins Gesicht, was er verlor. Was mit jedem Schritt den die Italienerin vor ihm tat, weniger wurde. Diese Sache hier, zwischen ihnen. Die Erinnerung an jeden einzelnen Moment, jetzt noch präsent, mit jeder Sekunde ohne einander mehr und mehr verschwimmend. Und irgendwann würde sich derselbe Weichzeichner über ihre Gefühle legen. Sie verschwinden und den Kopf darüber schütteln lassen, das sie sich hierauf eingelassen hatte. Auf ihn. Zeit mit diesem Verfahren verschwendete, in dem sie ganz zurecht das Opfer war. Denn in dieser Beziehung gestand man es ihm zu, der Klügere von beiden zu sein. Er war der verdammte Arzt. Der Idiot der bereits in seinem Studium darauf getrimmt worden war, sich nicht solchen emotionalen Spielereien hinzugeben. Leif hatte nie verstanden wie sich jemand gut anfühlen konnte, den man auf diese Weise begleitet hatte. Den man in seiner gebrechlichsten, erbärmlichsten Form sah, denn das war der Teil eines Menschen, der den Weg zu einem Arzt wie ihm fand.
    Und jetzt? Jetzt brachte ihn jeder seiner Schritte weiter von ihr weg. Obwohl er ihr folgte, jede seiner Spuren ihre aufgriff, waren sowohl Zora als auch Alicia darauf bedacht sie möglichst weit voneinander fernzuhalten. Seine Anwältin hatte ihren Arm wieder auf seinem Rücken, als wäre er dieser kleine schützenswerte Junge von fünf Jahren, der gerade den Weg in das vollständig geflieste Untersuchungszimmer ging. Nicht sicher wissend, aber ahnend was gerade passiert war. Wie kaputt diese einzige, kleine Welt gerade für ihn ging, weil er unmittelbar davor stand alles zu verlieren. Einfach und unwiederbringlich alles. Denn das war es, was Leif in diesem Moment ansah.

    Und alles was ihn ansah. Ihre Augen taten sich auf. Tiefgrün, für jeden Idioten sichtbar gezeichnet von der Trauer die sie beide in ihren letzten Zügen wenigstens noch teilten und definitiv auf ihn gerichtet. Ebenso wie ihre Schritte und diese unbändige Entschlossenheit. In jenem Bruchteil einer Sekunde die es Leif erlaubt war nachzudenken, glaubte er fest daran sie würde es tun. Die Faust ballen, zuschlagen, tun wozu sie jedes verdammte Recht hatte. Und stattdessen geschah das. Seine Erinnerung erhielt diesen neuen Schub, weil er sich so unvermittelt daran erinnern durften wie sie sich anfühlte. Nicht wie die Patientin, eine Affäre, ein kurzer Hang zur Schwäche die er nie hätte haben dürfen, sondern wie diese Art der Liebe die er nie zuvor gekannt hatte. Diese alles verzehrende, bedeutende Dinge zur Trivialität degradierende Liebe die sie war. Die eigenartig neue Welt die sie bedeutet hatte, während seine Alte längst in Trümmern lag. Aber kannte sie diesen eigenen Wert? Der Schwede wollte es darauf anlegen. Wollte in ihren Nacken fassen, ihre Lippen härter auf seine pressen und sie erst wieder loslassen, wenn er sich sicher sein konnte, das sie mit ihm ging. Das sie ihre schmale Hand in seine legte und gemeinsam mit ihm aus diesem Gebäude stürmte. Diesen Fahrer von seinem Sitz zerrte, wonach sie London schneller für immer verlassen würden als wohl nötig war. Er wollte das. Mehr als alles andere wollte er diesen Moment hier mehren. Wäre da nicht Alicia. Zora, Vigilio, Max, alle Menschen die sie so plötzlich verwirrt in Augenschein genommen hatten und in deren Blicken entweder pure Überraschung oder gar Ekel lag. Es hätte ihn nicht gekümmert. Doch die Dunkelblonde in seinem Rücken fasste seinen Arm, während Vigilios Frau ein weiteres Mal dasselbe tat. Wie das jeweilige Spiegelbild der anderen zogen sie das ungleiche Paar auseinander. Entschieden sich dafür das doch nicht passte, was einige Zeit so hübsch beieinander ausgesehen hatte. Übernahmen eine Trennung die doch so falsch war. Die Leifs Herz in jenem Moment in Stücke riss als seine letzte Fingerspitze sich von ihrer Wange löste, die eben erst von ihr berührt wurde. Er formte ein atemloses "Nein", ein Wimmern in Richtung der grünen Augen, die ihm schon wieder genommen wurden, während Zora etwas so leise in Luceijas Richtung flüsterte, das sie es vielleicht selbst nicht verstand. Vigilio einen mitleidigen Blick für ihn hatte, der ihm nichts schenkte, außer mehr Verzweiflung. Er wollte nicht durch diese Tor, das nur eine Kontrolle der Gäste des Gerichts war, aber so symbolisch und wie ein Mahnmal dort stand, prophezeiend das dahinter das Ende der Welt lag. Das Ende von allem. Nicht aber diesem Schmerz, den die Dunkelblonde neben ihm mit Füßen trat.
    "Was denkst du dir dabei, Leif?", zischte Alicia außer sich "Du kannst auf ausufernde Schecks verzichten, wenn du meine Verteidigung auf diese Art mit Füßen trittst!"
    Was sie sagte war unerheblich. Geld war es auch, seine Zulassung-...Nichts davon würde er je wiedererkennen wollen wenn es in diesem bald neuen Leben nicht mehr gab was er als einziges so sehr brauchte, wie seine Lunge die Luft, die sie jetzt scharf einsog, während er den Tränen schon wieder nah war.

    --

    Die Schuld traf Zora wie eine Ohrfeige, die sie schneller dazu anheizte nach Luceija zu greifen, als Vigilio dazu in der Lage gewesen wäre. Schuld darüber, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein und-...Das schlechte Gewissen. Wenigstens einen Menschen in dieser Vorhalle brach sie vollständig. Ja, sie konnte den Ausdruck der grauen Augen deuten, obgleich sie Luceijas noch nicht sah, deren Oberarm sie gegriffen hatte. Die sie in den Arm nahm, als müsse sie sie vor einem Monster beschützen. Nun...Vielleicht musste sie? In jedem Fall musste sie das hier unterbinden. Egal wie viel sich in Zora gegen ihr Handeln auflehnte, während sie ihre Schwägerin in Richtung der Personenkontrolle steuerte.
    "Denk daran wieso du hier bist...", erinnerte sie die Schwarzhaarige mit sanfter Strenge. "Wenn das hier vor allem für ihn funktionieren soll, dann krieg das in den Griff."


    Es war vorbei bevor es angefangen hatte. Der Moment war falsch und so schnell beendet, dass sie sich nicht dagegen hätte wehren können. Für ein paar Sekunden hatte sie zurück in diese Welt und ihre Vergangenheit gegriffen, hatte ihre Finger für so kurze Zeit auf die helle Haut legen und die unregelmäßigen Stoppeln unter sich spüren können. Sie hatte nur einen Augenblick um seine Lippen zu erobern, um ihn zu schmecken, seinen Duft einzuatmen und sich so verloren in diesem Moment zu fühlen, dass sie keine Ahnung hatte wie die Tränen ihr Makeup lädierten. Sie wollte schlicht alles, so schnell und so viel wie möglich von ihm spüren. Wollte nicht vergessen wie es sich anfühlte - etwas, wovor sie die meiste Angst hatte. Aber alles war so schnell vorbei. Schon im nächsten Augenblick zog sie ein Arm urplötzlich und so vehement von ihm - und gleichzeitig riss man Leif von ihr. Die Schwarzhaarige taumelte rückwärts, mit dieser Atemlosigkeit die diese suizidiale Tat mit sich brachte. Luci sah ihn nicht diesen Tränen in den Augen nach, schien sich wenigstens für einen Moment zu wehren, losreissen zu wollen, was sie aber nicht schaffen sollte, sondern wurde gedreht. Sodass der Blick irgendwann abriss, als ihr Kopf sich mit dem Körper nach vorne drehte. Das Zittern kehrte zurück und sie glaubte, zu hyperventilieren.
    "Denk daran wieso du hier bist.. . Wenn das hier vor allem für ihn funktionieren soll, dann krieg das in den Griff., wies Zora sie an aber Luceija reagierte nicht mehr. Ihre Züge hatten jede Kraft verloren und sie mühte sich sichtlich ab, nicht noch mehr zu weinen. Ihr Kopf senkte sich geschlagen und die letzte Träne an ihrem unteren Augenlid schob sich sichtbar darüber hinweg und fiel glitzernd auf den Boden dieses Gebäudes. Vigilio kam zu ihrer anderen Seite, legte die Hand an ihren Übergang zwischen Nacken und Hinterkopf und streifte schließlich liebevoll ihre Schulter um die Tasche, die sie Zora hatte mitnehmen lassen, von jener abzustreifen um sie in die Plastikkiste zu werfen die am Durchgang bereits zur Verfügung stand. Wieder nickte Luceija so, wie sie schon im Wagen genickt hatte um Zoras Aussage abzusegnen. Und vielleicht hatte sie dieses Mal vor, sich daran zu halten. Auch, wenn sie sekündlich mehr starb und sich fragte, wie sie diesen Tag und diese Nähe überstehen sollte. Wo sie ihn roch und spürte. "Lei ha ragione, tesoro. Devi aggrapparti. E lo farete, va bene? Vi prometto che le cose miglioreranno. Sie hat Recht, Süße. Du musst durchhalten. Und du wirst, ok? Ich verspreche dir, es wird alles besser."
    Es waren Worte, die gut gemeint waren, aber sie nicht erreichten. Er hatte keine Ahnung davon in welchem Loch sie tatsächlich steckte und in welchem sie ihr übriges Dasein fristen musste, bis sie einen Weg finden würde alles wirklich zu beenden, ohne, dass man sie so fremdsteuerte und von ihrem Plan abhielt. Es gab kein Leben nach ihm - wie sollte es auch?
    Die Monotonie prügelte jede Schönheit aus diesem letzten Kuss heraus und jetzt, im Angesicht der eiskalten und leblosen Realität, schritt Vigilio vor ihr durch dieses rechte, zweite Tor von zweien und lies sich anstandslos scannen während sein Tascheninhalt separat in Augenschein genommen wurde und ein anderer Mitarbeiter grob seinen Körper nach Verstecktem abtastete. "Guten Morgen.", begrüßte ihn der Security. "Bitte die Arme ausbreiten."

    Luceija sah den Typen nicht, der nach ihrem Bruder auch sie durchsuchen würde. Zuerst aber hatte sie durch diese Schleuse zu laufen und trat mit den klackernden Absätzen hindurch. Das Kinn allmählich wieder angehoben - spätestens aber, als das Gerät einen unangenehmen Signalton in Form eines Alarmes aussties und der Scannerstrahl rötlich leuchtete. "Kommen Sie bitte zu mir durch, Miss.", forderte der Mann sie auf. "Was haben Sie bei sich?", wollte er wissen und der tote, aber angehobene Blick der Sizilianerin sah leblos in die Augen des Gegenübers, wo sie ein erstes Mal, noch irrelevant, log. "Nichts."
    "Gut, stellen Sie sich hier hin, Arme auseinander bitte.", antwortete er hingegen in einer Routine die versprach, dass er WUSSTE, dass sie etwas zumindest Anmeldepflichtiges oder gar verbotenes bei sich haben musste. Sie kooperierte, sah dieses Mal aber nichtmehr in eine Richtung die Leif treffen sollte und wollte diese Qual weiter vermeiden, als die Hände ihre Kleidung und Arme abfuhren um etwas zu finden, was der Scanner schon längst registriert haben musste. Und kaum, dass er an ihrer Hüfte angekommen war, fanden seine Behandschuhten Finger etwas in ihrer linken Hosentasche.
    "Miss, bitte leeren sie die Taschen."
    Von missbilligendem Gesichtsausdruck gezeichnet griff sie in die besagte Tasche und zog ein orangefarbenes Röhrchen heraus, in welchem bereits mehrere Pillen fehlten und stark an das Zeug erinnerte, mit welchem sie sich beinahe in den Exitus geschossen hätte. Allerdings waren die hier ohne Beschriftung. Der Mann schüttelte es leicht, suchte es nach einem Etikett ab das nicht existierte und fragte skeptisch: "Wofür genau sind diese Pillen?" "Für meine Therapie.", antwortete Luci mit Halbwahrheiten. Das war natürlich Unsinn. Es waren sehr stark dosierte Beruhigungsmittel von denen sie wusste, dass sie sie heute brauchen würde, weil sie anderweitig kaum überlebensfähig war. "Die sind nicht angemeldet. Hat die Ihnen ihr Arzt verschrieben?" Luci sagte einen Moment lang nichts. Wagte aber auch nicht, nach 'ihrem Arzt' zu suchen, dessen Doppeldeutigkeit dem Security nicht bewusst werden konnte weil er ihren Fall nicht kennen würde. Sie würde Leif nicht darauf ansprechen können. Stattdessen versuchte sie sich herauszureden. "Nein. Eh-...ja. Das sind meine Immunsuppressiva - die nehme ich seit der Transplantation."
    Nicht ganz falsch, aber DAS waren sie nicht. Und der Wachmann schien es zu ahnen. "Wenn Sie keine schriftliche Erklärung dabei haben muss ich die Tabletten leider einziehen.", beschloss er, stellte die Tabletten auf einem Tisch in einer Schale hinter ihm ab, wo bereits schon andere Sachen mangels Einwilligungen eingezogen wurden. Aber ganz fertig schien er mit der Sizilianerin noch nicht, die sich von ihm ab und neben Vigilio platziert hatte. Er klopfte an sein Ohr. "Tragen Sie einen Communicator?" Sie schüttelte den Kopf. "Dann müssen Sie hierbleiben und diesen Zettel ausfüllen - das Gericht wird Ihnen einen stellen. Setzen Sie ihn ein und stellen Sie ihn an, die Nutzung ist hier obligatorisch."

    Er deutete zu einem Datapad auf dem nahen Tisch und einem Stift, der daneben bereit lag. "Dokument zwei. Nächste..."
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  19. #79
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen

    Marco Lagos

    "Dann helfen Sie mir so lange die Fesseln loszuwerden!" Sie hatte ihre offenbar vorher schon abgelegt. Dieses Mädel war talentierter als sie aussah. Nachdem auch seine Hände frei waren, machte Marco selbst sich daran den Piloten loszumachen. Dann huschten sie blitzschnell zu der Position an der ihre Reisegefährten warteten. "Wir sollten keine Heldentaten versuchen." flüsterte er dann an alle gewandt. "Diese Piraten sind uns zahlenmäßig überlegen. Wir sollten einfach machen dass wir zum Schiff kommen und dann Land gewinnen! Bevor es noch ein Massaker gibt!"

    Sichtlich erleichtert darüber, dass bis auf wenige Blessuren seine Reisegefährten unversehrt waren, atmete der Blondschopf kurz durch.
    Auch die braunhaarige Co-Pilotin schien erleichtert zu sein. "Brian!" flüsterte sie, begrüßte ihren Kollegen herzlichst und stellte ihn Stephen und auch den anderen als Piloten vor. Nach einer kurzen Vorstellerei von allen, kehrte wieder Ruhe ein und die fünf beobachteten die Piraten.
    "Bevor ich es vergesse, hier..... ihr Bogen!" Stephen überreichte Marco seine Waffe und Pfeile, ehe er sich an Lucia wandte und ihr seine Pistole übergab.
    Sie wollte gerade zugreifen, als er die Waffe zurück zog.
    "Mach aber keine Quatsch damit, ja?" flüsterte der Blondschopf und sah sie ernst an, als er ihr seine Pistole gab.
    "Haha... sehr witzig!" gab die rothaarige schnippisch zurück, wusste aber genau worauf er anspielte.
    Stephen beobachtete schließlich die Piraten, die immer noch heftigst diskutierten und garnicht bemerkt hatten, dass ein paar Gefangene fehlten.

    "Wir sollten keine Heldentaten versuchen." flüsterte er dann an alle gewandt. "Diese Piraten sind uns zahlenmäßig überlegen. Wir sollten einfach machen dass wir zum Schiff kommen und dann Land gewinnen! Bevor es noch ein Massaker gibt!"
    "Hey... moment mal, was ist mit den anderen Passagieren? Da waren fast hundert Leute an Bord!" protestierte die braunhaarige Co-Pilotin.
    "Marco, sie hat Recht!" begann der Blondschopf und verzichtete auf irgendwelche Formalitäten, schließlich galt es auch den Schein aufrecht zu erhalten, dass die drei sich gut kannten.
    "Wir können die anderen Passagiere nicht im Stich lassen, dann wäre es definitiv ein Massaker!"
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  20. #80
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    Zitat Zitat von Rabenkopf Beitrag anzeigen
    Neths Kopf winkelte sich so an, dass sein Blick weit nach oben gerichtet werden konnte. Vor ihm stand eines der riesigen Wolkenkratzer der Asari, das dank ihrem Sinn für Architektur äußerst kurvig aussah.„Wow…“, murmelte der Salarianer, als er die Höhe betrachtete, „Welch…protziger Extremismus…“, wobei er den Rest eher dachte, Asari sollten sich ein Vorbild an den Turianern nehmen und ein bisschen mehr in Richtung Effizienz und ein bisschen weniger in Ästhetik investieren…
    Nachdem er seinen Kopf wieder gesenkt hatte, festigte er seinen Griff um Lunas Leine und ging weiter. Er befand sich in einer Allee und um ihn herum befanden sich viele Bäume und Grasflächen, die die Hündin nutzte um sie zu beschnüffeln und von Zeit zu Zeit hier und da hinzupinkeln. Auf diese Weise verhielt sie sich untypisch für ihr Geschlecht – normalerweise waren die männlichen Hunde die Pinkler, während weibliche meistens nur ein bis zweimal pro Spaziergang ihr kleines Geschäft verrichteten. Neth fand dieses atypische Verhalten amüsant und zeitgleich faszinierend.
    Er spazierte an der Allee entlang und passierte von Zeit zu Zeit einige Asari. Keine von ihnen ging an ihm vorbei ohne zumindest einen Blick auf Luna zu werfen. Der Salarianer musste immer wieder über die großen Augen der Frauen kichern, die offenkundig noch nie einen Hund gesehen haben. Oder irgendein anderes Haustier. Jedenfalls sah Neth nicht einmal eine Asari mit einem Tier spazieren. Dabei wurde ihm bewusst wie wenig er doch über die Tierwelt von Thessia wusste. Gibt es hier überhaupt sowas wie Tiere? wunderte er sich mit einem gewissen Humor, während er an einem riesigen Platz aus weißem Marmor – oder sowas ähnliches… - vorbeiging, der perfekt auf das Gebäude zugeschnitten war, dass sich dahinter befand: das Museum für Windige Kunst.
    Was das wohl heißt? wunderte sich Neth, aber den extravakanten Kurven der Gebäudemauern nach zu deuten, war es möglicherweise sehr kurvenreich. Als er seinen Blick zurück zu Luna warf, stellte er fest, dass sie gerade dabei war, ihr großes Geschäft zu verrichten. Kacke! war seine erste Reaktion Ich hab keine Beutel dabei!
    Schnell schaute er sich um ob jemand ihn oder sie gesehen hat, wobei er sich wie ein richtiger Schwerstverbrecher fühlte. Als die Hündin fertig mit ihrem Geschäft war – und einige Runden freudig auf und ab gerannt und gesprungen ist – suchte Neth sein Heil in der Flucht – hier ist nichts passiert, dachte er sich unbewusst pfeifend.

    "Das sind die Fachgebiete, die sie beide noch mal anschauen sollten. Der Prüfungstermin wird auf Anfang nächste Woche gelegt, so das sie genügend Zeit haben." erklärte die Professorin und holte einen großen Ordner aus dem Schrank.
    "Das soll ja wohl ein Witz sein?" protestierte die jüngere der beiden Studentinnen, während sie durch den Ordner blätterte.
    "Soviel zu Hochkultur.... in Zeiten von Extranet und leistungsstarken Computern aller Art, werden wir mit einem Ordner voll Altpapier abgefertigt!" kicherte Yelyna.
    "Halt die Klappe!" lachte Sahenia.
    "Ist doch wahr...." kicherte Yelyna, ehe sie sich an die Professorin wandte. "Aber was wäre, wenn wir den Prüfungstermin nicht einhalten könnten? Sahenia und ich haben in den nächsten Tagen noch andere wichtige Termine!"
    "Dann werden sie das Jahr wiederholen müssen!" erwiderte die Professorin kühl.
    Die beiden Studentinnen warfen sich einen entsetzten Blick zu. Alles, bloß das nicht....!!!
    "Vielen dank. Ich schätze, wir werden jetzt wohl lernen müssen! Bis nächste Woche." verabschiedete sich die jüngere der beiden Asari und schnappte sich den Ordner.
    Als die beiden außer Hörweite von der Professorin waren, meinte Yelyna schließlich: "Ohje, da haben wir aber einiges vor uns!"
    Sahenia nichte zustimmend und seufzte laut.
    Die beiden schlenderten über das Unigelände.....
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