Einen "Habitus" streift man sich nicht einfach über. Auch Reiche sind nicht völlig unabhängig. Ihre Abhängigkeiten sind nur anderer Natur. Immer noch gilt, was Twain einst meinte:" Reiche sind wie alle anderen Menschen, sie haben nur mehr Geld."
Gestalten und Handeln kann jeder. Marx selbst ist dafür ein gutes Beispiel. Luther, Gandhi, Lenin und Konsorten auch. Alle waren relativ arme Schlucker und haben doch Welten bewegt. Von diversen Wissenschaftlern und Entdeckern, die die Welt mal eben auf den Kopf stellten, ganz zu schweigen.
Es kommt also beileibe nicht alleine auf die Kohle an.
Und damit dürfte die These von der Gefangenheit in einer x-beliebigen Klasse gegessen sein.
Das Habituskonzept ist insofern zeitlos und unabhängig vom jeweiligen Zeitgeist, als es einen dynamischen, beständig wirkenden Prozess beschreibt.
Marx ist in keiner Weise verschroben. Ich wüßte auch nicht, dass ihm das je vorgeworfen worden wäre. Eher im Gegenteil. Gerade sein Bemühen um redliche Wissenschaftlichkeit wird ihm eigentlich von allen Seiten attestiert. Nur ging er eben von fragwürdigen Prämissen aus und gelangte zu eigenwilligen Schlussfolgerungen.
Auch hatter er meines Wissens keine besonderen Einsichten in die Auswegslosigkeit irgendwelcher Reformkonzepte, sondern schloss diese einfach aus, weil er glaubte, in der Geschichte Gesetzmäßigkeiten erkannt zu haben, die zu gegebener Zeit schlicht andere Resultate zeitigen würden.
Womit er wohl falsch lag und was heute zu den Hauptargumenten seiner Kritiker zählt.
Ich sehe nicht, was Reichtum und Bildung miteinander zu tun haben müssen. Mancher Depp, der dumm wie Stroh ist, aber hervorragend gegen Lederbälle treten kann, wird heutzutage binnen kürzester Zeit zum Multimillionär. Und beileibe nicht jeder top ausgebildete Akademiker hat das Zeug, steinreich zu werden.
Bitte was? [Bild: 1052.gif]
Welcher Teil welchen Prozesses? Warum sollten die Details nicht beschreibbar sein? Welche Falle? Marx musste nicht liefern, er wollte liefern, weil es ihm um wissenschaftliche Stichhaltigkeit ging.
Das Aufzeigen geeigneter Wege zur Erneuerung des "Betriebssystems" fordern mit Sicherheit nicht nur die "Rhetorik der Profiteure des bestehenden Systems" - was immer die sein soll - ein, sondern ich auch und sicherlich alle, die von einer entsprechenden Änderung betroffen wären.
Und ja, tatsächlich, wenn man am Bestehenden haften bleibt, muss man nicht viel liefern und erklären. Da kann von einer "Bringschuld" keine Rede sein.
Und weshalb genau sollte die von dir behauptete Unmöglichkeit der Charakterisierung eines "Systemumbruchs" naturgemäß sein? Warum bitte sollte man Wege zum Ziel nicht näher erläutern können?
Man könnte das Nichthandeln der Gesellschaft als Zustimmung und Rechtfertigung des bestehenden Systems auslegen. Damit entfiele auch ein angeblicher Erklärungsnotstand der "Profiteure".
Marx wäre nicht Marx gewesen, hätte er nicht versucht, einen plausiblen Weg zu weisen. Er irrte sich, weiter nichts.
Aber ein Ziel aufzuzeigen ohne den nötigen Weg dahin zu kennen, kann jeder Dödel. Den richtigen Weg zu finden und aufzuzeigen ist die Kunst. Und oft ist es sogar besser, sich überhaupt zu bewegen, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, als einfach stehen zu bleiben. Dann nämlich, wenn man weiß, dass das Verharren auf dem aktuellen Standort geradewegs in den Abgrund führt.