Ist nun die Frage, welche Lehre oder Prognose sich daraus ableiten lässt. Es ist sicherlich eine gute Sache, sich hier darüber bewusst zu sein, dass unsere Privilegien auf den Schultern weniger Privilegierter gebaut sind. Ob das allerdings ewig so sein wird, ist glaube ich mittlerweile eine echte Frage geworden. Vor 20-30 Jahren hätte man hierzulande wahrscheinlich fest geglaubt, dass wir auf ewig privilegiert bleiben - so ganz im neoliberalen Mindset. Mittlerweile mit Blick auf Klimawandel, Finanzkrisen und (andere) humanitäre Krisen ist dieses Bild doch arg ins Wanken geraten.
Kleiner Exkurs zum Thema Privileg, Freizeit und 40 Stunde Woche. Für Friedrich Nietzsche war, nach eigener Aussage in "Menschliches, Allzumenschliches" jeder ein "Sklave", der nicht zwei Drittel seines Tages für sich hätte. Nicht dass der Knabe eine gute Quelle für Ratschläge wäre...
Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)Den Thätigen fehlt gewöhnlich die höhere Thätigkeit: ich meine die individuelle. Sie sind als Beamte, Kaufleute, Gelehrte, das heisst als Gattungswesen thätig, aber nicht als ganz bestimmte einzelne und einzige Menschen; in dieser Hinsicht sind sie faul. — Es ist das Unglück der Thätigen, dass ihre Thätigkeit fast immer ein Wenig unvernünftig ist. Man darf zum Beispiel bei dem geldsammelnden Banquier nach dem Zweck seiner rastlosen Thätigkeit nicht fragen: sie ist unvernünftig. Die Thätigen rollen, wie der Stein rollt, gemäss der Dummheit der Mechanik. — Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in Sclaven und Freie; denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sclave, er sei übrigens wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter.