Es wird mal wieder Zeit für eine kleine Diskussion
Einleitung
Animanga ist ein Schlaraffenland für schurkigen Typen und schurkige Taten. Für jede Gemeinheit, jede Abartigkeit, jeden Fetisch gibt es einen Animanga - manchmal sogar ein eigenes Sub-Genre. Hier sind wir nur eine kurze Googlesuche davon entfernt, Geschichten zu finden, deren Protagonisten Vergewaltiger, Psychopathen, Mörder oder Päderasten sind, wo ganze Plots sich darum drehen, anderen größtmögliche Schmerzen zuzufügen, einander zu meucheln, zu schänden oder bloßzustellen.
Das mag nun ein sehr kurzsichtiger selektiver Blick auf Animanga sein. Natürlich ist Animanga weit mehr als eine Trope-Büchse voller schurkiger Taten & Typen. Aber wer auf eben solchen Kram steht, der wird ihn auch sicherlich finden - er gehört zum Repertoire des Mediums.
Viel ist darüber diskutiert worden, ob das gut, schlecht oder gar bedenklich ist. Jede Seite hat da so ihre Argumente, insofern könnte man schon von einer einigermaßen vielseitigen Diskussion sprechen.
Ein wiederkehrendes Argument ist z.B., dass der schlimmste Animanga-Kram halb so wild ist, weil er nunmal letztendlich nur innerhalb eines Animanga passiert. Wie schlimm kann eine Rape-basierte Serie sein, wenn ihre einzigen Opfer Zeichentrickfiguren sind? Und, by extension, wem schadet der Zuschauer, wenn er halt am Leid fiktiver Zeichentrickfiguren seine Freude hat? Niemandem.
Man mag von diesem Argument denken, was man mag, und ich mag es selbst auch gar nicht diskutieren.
Interessant daran finde ich allerdings folgendes: Das Argument fußt ganz essentiell darauf, dass durch Animanga selbst niemand zu schaden kommt. Ist das aber immer so? ...Und hier kommen wir zum eigentlich Thema: Was, wenn der federführende Mangaka, dessen Werk wir kaufen & konsumieren der wahre Schurke ist?
Hintergrund
Im Juni diesen Jahres wird Shueisha die Veröffentlichung von "Rurouni Kenshin: Meiji Kenkaku Roman Tan Hokkaidou-hen" (Rurouni Kenshin: The Hokkaido Arc) wieder aufnehmen. Ich liebe den Original-Run Kenshin, habe ihn hier sogar vor Jahren mal mit wohlwollenden 8/10 reviewt. Dennoch wollte bei mir nicht so recht Freude aufkommen, als ich diese Nachricht las. Und zwar aus folgendem Grund: Unterbrochen worden war die Serie, weil ihr Mangaka, Nobuhiro Watsuki, vor Gericht stand. Monate zuvor hatte die Polizei nach längeren Ermittlungen sein Haus durchsucht und mehrere DVDs beschlagnahmt. Darauf zu finden: Kinderpornografisches Material mit Mädchen, die jünger als 15 Jahre alt waren. Shueisha distanzierte sich zwischenzeitlich von Watsuki, der wiederum stellte sich dem Gericht, gestand wortwörtlich, Gefallen an Mädchen ab dem späten Grundschulalter zu finden und wurde verknackt. Zu einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 2000 Dollar. Kurz nach dem Prozess nahm Shueisha ihn wieder unter die Fittiche und nun soll im Juni alles wie gehabt seinen Weg gehen.
Leider ist Watsukis Verhalten nichts komplett singuläres in der Animanga-Landschaft. Immer wieder machen Animanga-Schöpfer durch kriminelle Taten Schlagzeilen. Ein weiteres bekanntes Beispiel wäre Mitsutoshi Shimabukuro, der Schöpfer von Toriko. Dessen ursprünglicher Durchbruch im Manga-Segment mit "Seikimatsu Leader den Takeshi!" endete 2002 jäh, als Shimabukuro schuldig dafür befunden wurde, ein 16jähriges Mädchen für Sex bezahlt zu haben. Für sein Verbrechen wurde er damals zu 2 Jahren Haft verurteilt, der Vollzug blieb jedoch aus. Bereits 2004 nahm er wieder das Mangazeichnen in einem Jump-Magazin auf.
Die Liste ließe sich nun lange weiterführen mit Animanga-Menschen, die in irgendeiner Weise verwerflich und kriminell gehandelt haben. Ob das nun Sex-Verbrechen, Gewaltverbrechen, Steuerbetrug oder sonstwas ist.
Diskussionsfragen
...Was mich zu den eigentlichen Diskussionsfragen bringt: Tangiert es euch in eurem Konsumverhalten, wenn ihr erfahrt, dass der Schöpfer oder die Schöpferin hinter einem Werk ein Verbrecher ist? Zum Beispiel in Fällen wie denen von Watsuki und Shimabukuro auch verbunden mit der Frage, ob ihr finanziell jemanden unterstützen würdet, der sein Geld in Kinderpornografie- oder -prostitution steckt.
Fühlt ihr euch, wenn ihr so etwas erfahren würdet, in der Verantwortung, solche Leute zu boykottieren oder ist es euch egal? Trennt ihr vielleicht kategorisch zwischen Werk und Schöpfer/in?
Habt ihr vielleicht schon mal in bestimmter Art und Weise gehandelt, nachdem ihr von so einer Geschichte erfahren habt?
Erzählt es mir - es würde mich interessieren
[Bild: zetubal_1.png]
Quellen
ANN darüber, dass Nobuhiro Watsuki für den Besitz von Kinderpornografie angeklagt & verurteilt wurde
Kotaku kurz über den selben Fall mit Zitat von Watsuki
ANN darüber, dass Rurouni Kenshin im Juni fortgesetzt wird
ANN über Shimabukuros Festnahme
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