Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 6 von 20 « Erste ... 23456789101317 ... Letzte »
Ergebnis 101 bis 120 von 400
  1. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #101
    Knetmaster  Avatar von Wombel
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Neverhood
    Beiträge
    30.486
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline
    Immer noch kopfschüttelnd trottete der Holzfäller die gepflasterten Straßen von Stewark entlang.
    Die Reparatur war schneller erledigt gewesen als gedacht. Glücklicherweise. Wombel mochte nicht darüber nachdenken was den beiden Auftraggebern noch alles hätte passieren können, wenn sie noch weiter am Dach gewerkelt hätten. Aber da er nun noch etwas Zeit hatte, spazierte er eine kleine Weile durch Stewark.

    Er überlegte, ob er noch eine Kleinigkeit in der Taverne Essen sollte, aber eigentlich hatte er noch keinen großen Hunger. Darüber hinaus hatte er Zuhause noch eine Scavengerkeule in der Kammer. Und so entschloss er sich stattdessen zu seiner Werkstatt zurückzukehren, die er sich seit geraumer Zeit nahe des Stadttores, etwas oberhalb des Strandes eingerichtet hatte. Nunja, eine Werkstatt in der Form wie er sie in Setarrif besessen hatte war es freilich nicht. Aber es war ein ordentlicher, robuster Schuppen mit einem festen Dach. Seine Werkzeuge waren allesamt aufgeräumt bei der Werkbank untergebracht und sogar eine kleine Wohnkammer mit Herd und Bett hatte er sich eingerichtet. Am Tisch mit Stühlen fehlte es noch. Das Holz hatte er bereits im Wald gehauen, aber zum zusägen und zusammenbauen hatte er noch keine Zeit. Nunja, heute vielleicht …
    Die Zeit, die er hier in Setarrif arbeitete und nicht bei Tarja beim Waldbauernhof sein konnte, verbrachte er hier mit hämmern, sägen, arbeiten, essen, trinken und schlafen. Es war für ihn in der Tat eine neue Heimat geworden.

    Während er so vor sich hin stapfte nahm er plötzlich helle, ihm liebenswert vertraute Laute wahr.
    Kinderrufen. Kindergelächter. Kinderfußgetrappel.
    Er hob den Kopf und schaute nach vorn. Zwei kleine Wesen stürmten lärmend auf den Hünen zu.
    Schlagartig waren die banalen Gedanken verflogen, es war als würde ein wärmender Sonnenstahl in sein Herz scheinen.
    Freudestrahlend murmelte er noch ein:
    „Da soll mich doch …“ vor sich hin, dann hatten die lachenden Kinder den Mann erreicht und rannten ihn beinahe um.

  2. Beiträge anzeigen #102
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.465
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist gerade online
    "Wombel!", hörte Aniron Runa jubeln, als die Zwillinge den Zimmermann erreicht hatten.
    "Wombelbombel!", rief Sinan.
    "Wombelbombelrombel!", konterte Runa, aber Sinan holte schon zu Gegenschlag aus:
    "Wombelbombelrombelschnombel!"
    "Wombelbom-"
    "Kinder!", ermahnte Aniron die aufgeregten Zwillinge. "Jetzt lasst Wombel doch mal zu Wort kommen!"
    Sinan und Runa beendeten ihren Tanz um Wombel.
    "Schau mal, Wombel, wir haben Honig und Wachs geholt!", erzählte Runa freudig und zeigte auf den Karren, den Maris zog.
    Aniron nickte: "Getauscht beim Bauern vor den Stadttoren gegen Schnaps, falls du Bedarf hast. Also Honig oder Wachs ... oder Schnaps ... Wie geht es dir, Wombel? Hattest du einen Auftrag in der Stadt?"

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #103
    Knetmaster  Avatar von Wombel
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Neverhood
    Beiträge
    30.486
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline
    Sinan und Runa, was für eine Freude. Die beiden Knirpse waren ganz schön groß geworden.
    Trotzdem wurden die beiden erst einmal freudig von dem Zimmermann durch die Luft gewirbelt und ordentlich durchgeknuddelt. Es folgte ein lautstarkes Gelächter und Gekreische, welches durch die Gassen von Stewark schallte. Nachdem die beiden vor Lachen schon fast blau angelaufen waren stellte Wombel die beiden,- reichlich verstrubbelt und immer noch glucksend - wieder auf die Beine. Sinan stopfte grinsend sein Hemd in die Hose und Runa versuchte Ordnung in die Haare zu bringen. Beides blieb erfolglos und Wombel blinzelte den beiden grinsend zu.
    Dann wandte er sich den anderen Familienmitgliedern zu.
    „Aniron. Maris. Adanos zum Gruße. Es ist sehr schön euch zu sehen.“ Sagte er lächelnd und gab beiden herzlich die Hand.
    Er bemerkte dass der Händedruck bei Aniron augenscheinlich etwas zu fest war und dass Maris mitgenommen aussah. Ein Auge sah seltsam verändert aus und auch sonst wirkte er erschöpft und abgekämpft. Ungewöhnlich. Doch Wombel wollte in diesem Moment nicht fragen und schon gar niemanden in Verlegenheit bringen, und so trat er zum Handkarren und schaute interessiert auf die Ladefläche.
    Tatsächlich waren dort die angekündigten Bienenprodukte verstaut. In Tücher eingewickelte Waben, Gläser mit Honig und diverse Flaschen, säuberlich in Kisten verstaut.
    „Honig und Schnaps, das erinnert mich an einen alten Bekannten.“ Sagte er inspizierend.
    „Sein Honigschnaps war legendär, aber man musste vorsichtig hantieren mit dem Zeug. Das konnte Löcher in die Kleidung brennen und sogar Blutfliegen vergiften.“
    Er grinste und räusperte sich.
    „Ja. Ein Dach habe ich repariert und bin schneller fertig geworden als gedacht … ich hatte … Hilfe dabei“.
    Kurz schweiften seine Gedanken noch einmal zum letzten Auftrag zurück, dann entschloss er sich kurzerhand der Familie mit deren Transport zu helfen.
    „Komm Maris, lass mich dir beim ziehen des Karrens helfen, ich habe Zeit und wir haben uns alle schon so lange nicht mehr gesehen.“
    Er deutete auf Runa uns Sinan.
    „Diesen beiden Stöpseln scheint es ja prächtig zu gehen, aber wie ist es euch die letzte Zeit ergangen? Und wer ist überhaupt dieses unbekannte Wesen in dem Tragetuch?“

  4. Beiträge anzeigen #104
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    Freudig pfeifend schritt der Oberste Wassermagier durch das Haus der Magier Stewarks, die Residenz des Wasserkreises seit der Einnahme der Stadt vor… nun ja, wie lange war es nun her? Er wusste es gar nicht mehr, es spielte aber auch eigentlich keine Rolle. Mit der Einnahme der Stadt hatte König Ethorn es König Rhobar gezeigt. Für Tinquilius hingegen hatte es lediglich bedeutet, einen weiteren Ort auf der Insel sein neues Zuhause zu nennen, dieses Mal jedoch ohne vorhergehende Zerstörung des alten.
    Zuhause… Zumindest ist es mein derzeitiges Zuhause. Heimat ist und bleibt Al Shedim. Was wir dort erlebt haben, kann sich nicht mehr wiederholen. Selbst Jharkendar und das Kloster der Heiligen Allianz als Horte des Wissens und Zentren der Magierkreise können da in meiner Erinnerung nicht mithalten. Al Shedim ist ein magischer Ort. Wie es Saturas und den anderen wohl gehen mag? Ich hoffe inständig, dass sie ihren Frieden gefunden haben und mit den Nomaden die Wüste beleben.
    Seine nostalgischen Gedanken beiseite drängend betrat er schlussendlich die Kammer, die er hier sein Labor nennen durfte. Sie war kleiner und weniger gut ausgestattet als in der Silberseeburg, konnte schon gar nicht mit denen mithalten, die er in Setarrif und Al Shedim sein eigen genannt hatte, doch die wichtigsten Gegenstände und Utensilien waren vorhanden: Apparaturen für Destillate, mehrere Regalbretter voll getrockneter Kräuter, Fläschchen und anderer Ingredienzien , ein zweckentfremdeter Tisch, der auch für Operationen genutzt werden konnte, und vieles mehr. Dadurch, dass sie nicht aus der Silberseeburg fliehen mussten, hatte er von dort viel mitnehmen können.
    Sogleich schritt er zum Fenster und öffnete dieses, um ein wenig frische Luft, vor allem aber Licht hineinzulassen. Eine feine Staubschicht hob sich von den umliegenden Geräten hoch, wirbelte empor und verharrte dann als dünner Nebelfilm in der Luft. Es war kein normaler Staub, vielmehr die Überreste des Experiments, das er gestern durchgeführt hatte. Ein geschwärzter runder Fleck auf der Arbeitsplatte wie auch der Decke zeugte noch von den Ergebnissen dieses Experiments. Irgendetwas war schief gelaufen und hatte beinahe das gesamte Labor in Flammen versetzt. Dabei hatte es eigentlich alles gut angefangen. Nach wochenlangem Warten war Domi nämlich endlich von einer Reise nach Jharkendar zurückgekehrt, wo er für den Obersten Wassermagier nebst einigen Kräutern vor allem einen Händler aufgesucht hatte, der zu Zeiten des Bunds des Wassers bereits mit seltenen Waren gehandelt hatte. Erstaunlicherweise war dieser weiterhin im Geschäft und hatte sogar die Mittel, die TInquilius benötigte. Deshalb hatte der Alchimist auch nicht damit gerechnet, dass das Experiment in seiner Schlussphase derart schiefgehen konnte.
    Vielleicht habe ich die falschen Mengen genutzt? Es kann manchmal ja schon ein bisschen zu viel zu Chaos führen. Oder aber es stimmt etwas mit den Ingredienzien nicht? Wer weiß, ob sie die Überfahrt über das Meer so gut überstanden haben, die Reise war ja nicht kurz. Domi hat sicherlich nichts falsch gemacht, aber passiert sein kann ja schon etwas. Oder die gemahlenen Sumpfdrohnenflügel waren verunreinigt. Alles Möglichkeiten, eine genauso logisch wie die andere. Was soll ich also tun?
    Er nahm das alte Rezeptbuch aus dem Regal, das er vor kurzem erstanden hatte, setzte sich an seine Arbeitsplatte und schlug es beim markierten Rezept auf. Er strich sich gedankenverloren über den Erzstreifen in seinem Hals. Erst einmal überprüfe ich das Rezept mit meinen Aufzeichnungen, was ich eingesetzt habe. Dann kann ich weiterschauen. Und egal was dabei herauskommt: das Erz wird verschwinden, so oder so.

  5. Beiträge anzeigen #105
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    „Es ist doch zum Mäuse Melken!“, schimpfte der Oberste Wassermagier, als sich der Rauch, der aus einem kleinen Kessel aufstieg, von grün in braun verfärbte und ein übelriechender Gestank sich durch das Labor verbreitete. Genervt schüttelte er den Kopf, stand von seinem Tisch auf und schritt zum Fenster. Ein frischer Windzug wehte hinein und trieb Rauch und Gestank zunächst gen Decke, später hoffentlich auch hinaus. Darauf wartete Tinqulius aber nicht, dafür hatte er weder die Zeit noch den Nerv. Es muss doch funktionieren, so schwer ist das Rezept nun wirklich nicht und ich bin schon lange genug im Geschäft. Wieso aber klappt es nicht? Was mache ich falsch?
    Er setzte sich wieder an seinen Arbeitstisch, dieses Mal ein Stückchen weiter weg von seinem Kessel und fuhr mit seinem rechten Zeigefinger über die Pergamentseite mit dem Rezept. Es war eine alte Sprache, eine Vorstufe dessen, was heute hier auf Argaan gesprochen wurde und auf faszinierende Art und Weise verwandt mit der jharkendarischen Sprache, die schon seit vielen hundert wenn nicht tausend Jahren nicht mehr gesprochen wurde. Das Rezeptbuch war gewiss alt, die Rezepte darin aber nicht weniger wertvoll und vor allem auch nicht schlechter. Es sollte funktionieren. Doch irgendetwas klappte nicht. Vielleicht waren es wirklich die gemahlenen Sumpfdrohnenflügel, vielleicht aber auch das Moorwasser oder die Blüten der dreiblättrigen Sumpfpflanze. Das meiste hatte er von hier, das Rezeptbuch war schließlich auch von Argaan. Vielleicht ist die Verbindung zwischen den beiden Sprachen nicht nur faszinierend, sondern auch bedeutend für das Rezept? Bei der Sumpfdrohne wird direkt erwähnt, dass diese aus Jharkendar stammen muss, bei den anderen Ingredienzien nicht. Ich habe es zwar beim ersten Versuch mit allen Mitteln aus Jharkendar versucht, aber vielleicht ist beim Transport wirklich etwas schiefgegangen? Vielleicht kann ich es wirklich nur mit frischen Mitteln herstellen?
    Ein kurzes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken, dann hörte er bereits, wie sich die Tür öffnete. „Komm herein, Calamus.“
    „Puh, ich weiß nicht, ob ich das wirklich möchte. Was hast du denn hier angestellt?“
    „Frag besser nicht.“ Er setzte sich auf und drehte sich zum Hüter des Wissens um. „Mittlerweile geht es schon wieder, du hättest hier sein sollen, als es so richtig los ging.“
    „Immer noch das Experiment? Meinst du nicht, du hast es jetzt oft genug ausprobiert? Das wievielte Mal ist es nun schon daneben gegangen?“ Calamus trat näher an den Obersten Wassermagier heran und begutachtete das Ergebnis im Kessel. „Was ging dieses Mal schief?“
    „Wenn ich das wüsste. Ich habe alles nach Rezept gemacht, mir Zeit und Ruhe gelassen, doch als ich das Moorwasser hinzugeschüttet habe, ging wieder alles daneben.“
    „Ich glaube, du weißt, wo das Problem liegt.“ Tinquilius schaute ihn grübelnd an, dann nickte er. „Gut. Die Frage ist nur, was du zu tun gedenkst? Verlässt du Stewark dafür oder lässt du die Reise sein?“
    „Wenn dieser vermaledeite Erzstreifen nicht in meinem Hals wäre, würde ich gar nicht darüber nachdenken zu verreisen. Aber seitdem er sich in meinem Hals befindet, kann ich mir meiner magischen Fähigkeiten nicht mehr sicher sein. Einfache kleine Zauber schaffe ich noch, sobald es jedoch komplexer wird, scheitern meine Versuche öfter, als dass sie funktionieren. Die Elementavatar habe ich bis heute nicht einmal in Ansätzen vollbracht.“ Der Oberste Wassermagier stand auf und fuhr sich genervt durch die Haare. „Und zu allem Überfluss brauche ich auch noch Unterstützung direkt nach einem erfolgreichen Experiment.“ Calamus schaute ihn fragend an. „Das Erz wird sich nicht einfach auflösen, es muss durch Magie aus meinem Hals entfernt werden. Das sollte nicht zu schwer sein, alleine schaffe ich es aber nicht. Und dann wäre da auch noch diese Vergiftung, die durch das Erz aufgehalten wird. Es braucht also jemanden mit magischen und heilerischen Fähigkeiten.“
    „Das schränkt die Auswahl natürlich stark ein. Wüsstest du wen?“
    „Ich wüsste hier schon wen, ich weiß aber nicht, ob sie diese Reise auf sich nehmen würde. Ansonsten müsste ich zuerst nach Al Shedim reisen und mir dort Unterstützung holen. Das würde gehen, aber es würde bedeuten, dass die Reise bedeutend länger dauert. Dann sprechen wir nicht mehr nur von wenigen Wochen, sondern vermutlich von Monaten. Und so lange kann ich als Oberster Magier nicht wegbleiben.“
    „Nun ja, wir würde auch ohne dich zurechtkommen. Die Lage ist derzeit schließlich relativ ruhig auf der Insel. Aber es ist eine Entscheidung. Egal wie du sie treffen magst, du kannst auf meine Unterstützung setzen.“
    Ein Lächeln huschte über Tinquilius‘ Gesicht. „Danke. Ich wusste, dass auf dich Verlass ist.“ Er hielt kurz inne, dann legte er einen Deckel auf den Kessel. „So, du bist aber nicht deswegen hierher gekommen, sondern wir haben ein Treffen zusammen mit Hathon und Kaspan, richtig? Dann mal los.“

  6. Beiträge anzeigen #106
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    „Ah, werter Kaspan, was kann ich für dich tun?“
    Der Oberste Wassermagier blickte auf, blieb jedoch weiter auf die Stadtmauer gestützt am Rande der Stadt stehen. Unter ihm ging es schroff die Felsen hinunter, Wellen trieben gegen die Felswand, hatten hier und da in Jahrtausend langer Arbeit kleine Höhlen gehauen, andere Stellen hingegen waren glatt.
    „Ich hörte, du planst möglicherweise eine längere Reise?“, meinte der alte Wahrer der Magie. „Man munkelt, es treibt dich gen Jharkendar?“
    Der Oberste Wassermagier schüttelte den Kopf, grinste dabei jedoch. „Ich gehe mal davon aus, dass du deine Infos von Calamus beziehst. Ich dachte Hüter des Wissens wären verschwiegene Menschen, Calamus scheint daran aber trotz seiner langen Arbeitszeit noch arbeiten zu müssen.“ Er wandte sich dem alten Mann nun direkt zu. „Aber ja, ich plane möglicherweise eine Reise, die mich dann nach Jharkendar führen würde. Das scheint mir jetzt nicht unbedingt so berichtenswert, würde ich meinen?“
    Kaspan lachte. „Normalerweise nicht, wir Magier sind schließlich alle unabhängige Entdecker und immer auf der Suche nach neuen Funden, Rezepten, Mitteln… nun ja, Sachen generell. Das steht dir natürlich genauso zu wie uns anderen – und doch nimmst du eine Sonderrolle ein.“ Tinquilius wollte ansetzen etwas zu sagen, doch der Wahrer der Magie erhob die Hand und der Oberste Wassermagier blieb still. „Ich möchte dir nichts vorschreiben, ich kann es auch gar nicht, aber du bist der Oberste Wassermagier und hast als solcher Verpflichtungen wie kein anderer, mal abgesehen von Hathon. Eine längere Abwesenheit, und eine solche Reise würde eine längere Abwesenheit mit sich bringen, wird dich und vor allem den Kreis des Wassers vor Probleme stellen.“
    Tinquilius nickte, wartete einen kurzen Moment, um seine Verärgerung herunter zu schlucken, und setzte dann an: „Dessen bin ich mir bewusst, doch manchmal müssen Reisen sein und diese Reise wird langsam nötig. Ich habe mir auch schon so meine Gedanken darüber gemacht und war mir unsicher, ob ich die Reise wirklich planen soll, aber ich dachte mir, dass es genug fähige Mitglieder im Kreis des Wassers gibt, die mich vertreten können. Wenn vielleicht nicht als einzelne Personen, so dann doch als Gruppe. Darunter zähle ich auch dich.“
    Der alte Magier nickte zustimmend. „Natürlich.“
    „Gut. Dann sollten deine Bedenken ja zumindest teilweise aus dem Weg geräumt sein oder gab es einen speziellen Grund?“ Tinquilius ahnte bereits, dass es um Hathon ging, den Obersten Hofmagier, mit dem er noch nie wirklich ausgekommen war und zu dem er in gewisser Weise in Konkurrenz stand.
    „Nein, nur generelle Bedenken und Mahnungen.“ Als ob. „Wie gesagt, ich wollte es dir nicht ausreden, nur aufmerksam machen, dass deine Anwesenheit vermisst wird. Nun will ich dich aber auch nicht weiter stören. Du weißt, wo du mich finden kannst.“
    Damit verabschiedete sich der Wahrer der Magie und ließ Tinquilius unsicherer zurück als zuvor. Was soll ich nun damit anfangen? Bevor ich eine endgültige Entscheidung treffe, sollte ich noch einmal mit Calamus und Domi sprechen. Aber im Grunde weiß ich, dass ich aufbrechen muss, ansonsten bleibe ich auf immer eingeschränkt und das nützt auch niemandem.
    Seufzend blieb Tinquilius noch eine Weile stehen und schaute zum Meer hinaus, in dem sich Mond und Sterne spiegelten.

  7. Beiträge anzeigen #107
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    Der Regen prasselte nur so vor dem Fenster nieder, während der Oberste Wassermagier in seinem Labor vor einem vor sich dahin brodelnden Kessel saß und das Einsinken der zuletzt hineingeworfenen Zutat beobachtete. Der Rauch, der hinausstieg, behielt seine grüne Farbe und seinen angenehm süßen Duft. Gut, das ist ja schon einmal etwas. Bislang fehlen ja aber auch noch die etwas schwierigeren Komponenten. Er rutschte ein Stück nach rechts und nahm die kleine Flasche in der Hand, in der sich die kläglichen Reste der gemahlenen Sumpfdrohnenflügel befanden. Er öffnete die Flasche und füllte ein wenig des Pulvers in seinen steinernen Mörser. Anschließend ließ er ein paar Tropfen Sumpfwasser in den Mörser tropfen, verrieb diese sogleich und fuhr so mehrfach fort, um eine geschmeidige Masse zu schaffen. Während das Pulver noch grau-weiß erschien, so färbte sich die geschmeidige Masse allmählich in ein dunkles rot. Genau so, wie es im Rezept geschrieben steht und wie es bisher auch funktioniert hatte. Vielleicht geht es ja dieses Mal gut?
    Der Oberste Wassermagier schaute wieder rüber zu seinem Kessel. Das Gebräu hatte Farbe, Konsistenz und Geruch gehalten. So weit, so gut. Nun nahm er den Mörser in die Hand und dazu einen kleinen, spiralförmigen Löffel, den er in die Masse gab, um diese dann über den Gebräu zu halten. Er drehte den Löffel dabei um, sodass sich die geschmeidige Creme langsam ihren Weg den spiralförmigen Griff hinunterlief. In einzelnen Tropfen fiel sie hinein in das Gebräu, es zischte und blubberte heftiger, die Farbe und der Geruch blieben aber zunächst bestehen. Noch besser. Nachdem der letzte Rest hineingetropft war, führte er den Löffel erneut in die Masse, um das Prozedere zu wiederholen. Auch beim zweiten Mal geschah nichts außer Zischen und Blubbern. Als er aber zum dritten Mal ansetzen wollte, wurde das Zischen aggressiver, das Blubbern heftiger. Wohl wissend, was da nun kommen sollte, sprang der Oberste Wassermagier von seinem Stuhl zur Seite – just in dem Moment, als eine Stichflamme gen Decke stieß. Der Kessel wurde dabei von einer solchen Wucht ergriffen, dass er wild umherkippte und den Inhalt, der nun braun und stinkend war, überall verteilte. Der Oberste Wassermagier hatte aber bereits vorsorglich einen kleinen Schild aus Eis über sich erschaffen, sodass das Gebräu ihn nicht traf.
    Als der Spuk vorbei war, ließ er seine Magie gehen und stand fluchend auf. Es hatte wieder nicht funktioniert. Irgendetwas war falsch mit den Sumpfdrohnenflügeln oder dem Sumpfwasser, er hatte dieses Mal sogar extra eine kleinere Menge genommen. Und nun doch das: ein versauter Tisch, stundenlange Arbeit umsonst, und erneut ein Rußfleck an der Decke.
    „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er, als es an der Tür klopfte und Domi erschrocken eintrat. „Alles gut, keine Sorge. Wieder einmal ist es mir aber schiefgegangen.“
    Der Wassermagier nickte bedächtig. „Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Die Explosion war nicht zu überhören. Genau an der gleichen Stelle?“
    „Genau an der gleichen Stelle. Es sind die Ingredienzien aus Jharkendar. Entweder sind sie alt oder aber etwas ist beim Transport schiefgegangen oder sie sind halt gar nicht für den Transport geeignet.“
    „Und nun?“
    „Und nun wird es wohl doch Jharkendar. Ich wünschte nur, ich könnte unter besseren Umständen dahinfahren.“

  8. Beiträge anzeigen #108
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert. Ja, so oder so ähnlich ertönte es so mancherorts auf Argaan, Khorinis oder dem Festland. Es war ein Spruch, den er Oberste Wassermagier bereits so einige Male gehört hatte und dem er sich auch an diesem Tag nur anschließen konnte. Es war zwar ein neuer Tag, er war aber trotzdem genau so schlau wie vorher, was das Experiment und seine Reise nach Jharkendar betraf. Ihm war klar, dass beide nötig waren, dennoch konnte er sich noch nicht dazu Aufraffen, gerade letztere anzugehen. Kaspans Worte spukten immer noch in seinem Kopf herum und ließen ihn daran zweifeln, ob er wirklich Stewark verlassen sollte für die Reise.
    Ich dachte eigentlich, dass mit der Eroberung Stewarks Ruhe eingekommen ist in den Hof Ethorns und den Kreis des Wassers. Der Konflikt mit dem Orden Innos‘ ist derzeit so ruhig wie schon lange nicht mehr, Gegenmaßnahmen gar ganz ausgeblieben. Natürlich gab es hier und da ein paar Konfrontationen einzelner Individuen, aber die gab es immer und hatten nicht unbedingt etwas mit Ethorn und Rhobar zu tun. Wieso also sollte es zu Schwierigkeiten hier kommen? Selbst mit Hathon verstand sich der Oberste Wassermagier mittlerweile so gut, dass sie ein angenehmes Arbeitsklima besaßen. Sie würden gewiss niemals Freunde werden und er vertraute dem Obersten Hofmagier noch nicht wirklich, doch es war ein himmelweiter Unterschied zur vorherigen Lage. Wieso also hat Kaspan mich gewarnt?
    „Ah, da bist du ja, Tinquilius. Einen wunderschönen guten Morgen!“
    Lächelnd drehte sich der Oberste Magier zu Domi um. Der junge Mann – nun ja, so jung war er nun doch auch nicht mehr – war in den letzten Jahren vom persönlichen Diener zu seinem engsten Vertrauten geworden. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, lieber Domi. Gibt es einen Grund für deine besondere Fröhlichkeit?“
    „Ich habe ein Schiff.“
    „Du hast ein Schiff?“
    „Ja, ich habe ein Schiff für dich. Da du ja erst Al Shedim bereisen möchtest, habe ich dir einen Platz auf einem kleinen Handelsschiff gesucht. Es wird zwar nicht in Al Shedim anlegen, sondern in Bakaresh, aber von dort kannst du sicherlich gut nach Al Shedim kommen, versicherte man mir.“
    Der Oberste Magier grinste. Ein Schiff, wie gut. „Warte, sagtest du Bakaresh? Das ist ein ganzes Stückchen rüber nach Al Shedim. Und ich bin nicht so darüber informiert, wie die Lage derzeit ist. Sitzen die Assassinen noch in Bakaresh? Wie frei sind die Reiserouten?“ Er sah Domis traurigen Blick. „Ab er Nein, das ist schon wirklich gut, viel besser als Vengard oder Kap Dun. Von dort bräuchte ich wirklich ein ganzes Stückchen länger und sicherer ist es auch nicht unbedingt. Vielleicht kann ich ja auch einen Teleport wagen.“ Als er dies sprach, fuhr er sich mit der vierfingrigen linken Hand über den Erzstreifen in seinem Hals. „Oder auch nicht. Auf jeden Fall ist das schon ein guter Schritt. In Al Shedim werde ich dann versuchen müssen, ein Schiff direkt nach Stewark zurück zu bekommen, oder aber eines, was uns direkt nach Khorinis bringt. Wann legt es denn ab?“
    „In 2 Tagen, morgens kurz nach Sonnenaufgang. Die Reise ist auch schon bezahlt, das Schiff liegt unweit der Stadt und der Händler heißt Japhet. Das Schiff ist wirklich nicht groß, er hat nur wenige Besatzungsmitglieder und keine weiteren Reisenden.“
    „Das klingt gut, wirklich klasse Arbeit! Auf dich ist immer Verlass. Dann muss ich jetzt auf jeden Fall mit Calamus und Kaspan sprechen, damit hier alles klar ist. Ich denke, dass ich dann nach Al Shedim zunächst hier nach Stewark zurückkomme, versprechen kann ich es aber nicht. Schau nach dem Rechten und hilf Calamus.“ Der Magier nickte und grinste. „Ich weiß, ich brauche dir das nicht zu sagen, aber es ist ein Privileg, dies vom Obersten Wassermagier persönlich zu hören, also halte dich dran.“ Domis Grinsen wurde breiter. „Nun muss ich aber los und dringend packen. Und dann mit den beiden sprechen. Ich hoffe, dass alles klappt. Vielen Dank noch einmal, was täte ich nur ohne dich?“
    „Alles selber machen?“
    „Vermutlich.“

  9. Beiträge anzeigen #109
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    „Nun gut, wenn wir dich nicht davon abbringen können, dann ist das so. Ich hoffe, dass du weißt, was du machst und dass du einen Plan für den Kreis des Wassers hast, denn das ist ebenso deine Aufgabe“, kam es von Kaspan, dem alten Hofmagier, der sich zusammen mit Calamus auf Bitten Tinquilius in der Ratskammer im Haus der Magier eingefunden hatte. Der Oberste Wassermagier konnte die leichte Verärgerung in der Stimme nicht überhören, er verstand sie sogar zum Teil. Dennoch ärgerte es ihn.
    „Es ist ja jetzt nicht so, als befänden wir uns in einem offenen Konflikt mit dem Orden oder als ob gerade große Intrigen gegen König Ethorn laufen, oder?“ erwiderte Calamus, Hüter des Wissens und ein treuer Freund Tinquilius‘. Kaspan, weise wie er war, antwortete darauf nicht, sondern ließ seinen Blick zum Priester Adanos‘ schweifen, der dies alles nun in die Wege geleitet hatte.
    „Natürlich habe ich einen Plan, dieser sieht aber vor allem vor, dass Entscheidungen durch eine einfache Mehrheit des Rates entschieden werden können. Ich mag als Oberster Wassermagier in Kriegszeiten und Gefahrensituationen mehr Macht nutzen und vieles alleine entscheiden, in Friedenszeiten ist der Rat aber an vorderster Stelle und entscheidet ja auch jetzt bereits unabhängig von meiner Anwesenheit – auch wenn ich natürlich fast immer anwesend bin. Sollte es zu Problemen kommen, dann vertraue ich auf euch beide und eure gemeinsame Entscheidungsfähigkeit.“
    Der alte Hofmagier nickte, setzte jedoch dennoch an: „Ich bin aber kein Mitglied des Kreises des Wassers, nicht so wie ihr, das ist dir schon bewusst, oder?“
    „Natürlich nicht. Die Autonomität der Hofmagier steht außer Frage: Gerade weil du aber eben nicht Teil des Kreises bist, mit diesem aber eng verknüpft bist und zudem Hathons sowie Ethorns Gehör hast, wird der Kreis des Wassers dich brauchen, sollte es zu einem Konflikt kommen. Hathon und ich haben zwar mittlerweile ein gutes Verhältnis, aber er ist nun einmal der Oberste Hofmagier und seine Prioritäten sind andere als die des Kreises des Wassers. Kann ich also auf deine Unterstützung hoffen?“
    „Gewiss“, kam es nach einem Moment des Schweigens.
    „Und meine Unterstützung hast du eh“, kam es von Calamus.
    Der Oberste Wassermagier lächelte. „Vielen Dank euch beiden. Dadurch kann ich beruhigter verreisen. Und nun zu den Punkten, die in nächster Zeit anstehen.“
    Die Diskussion, da war er sich sicher, würde noch eine ganze Weile laufen. Da seine Tasche aber bereits gepackt, seine Schlafkammer auf Vordermann gebracht und das Labor aufgeräumt waren, hatte er die Zeit. Später wollte er Japhet, den Händler, einmal aufsuchen und diesen auch kurz kennenlernen, bevor er sich morgen in dessen hoffentlich fähigen Kapitänshände begab. Und dann würde es endlich in Richtung Al Shedim gehen, seiner alten Heimat. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr ich mich darauf freue. Endlich wieder Sand unter meinen Füßen spüren, endlich wieder Riordian, Myxir und die anderen sehen – ja, selbst die sengende Hitze der Wüste vermisse ich auf eine gewisse Art und Weise.
    Al Shedim, bald sehe ich dich wieder.

  10. Beiträge anzeigen #110
    Chosen One Avatar von Tinquilius
    Registriert seit
    Jun 2004
    Ort
    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
    Beiträge
    6.166
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline
    Ein letztes Mal für eine ganze Weile schaute der Oberste Wassermagier auf das von Fackeln beleuchtete Stewark, die derzeitige Residenz des Kreises des Wassers Setarrifs – sie hatten den Namen nie geändert, da ihr Anspruch immer blieb, irgendwann nach Setarrif zurückzukehren – und sein derzeitiges Zuhause. Er mochte die Stadt, sie war auf jeden Fall eine Verbesserung im Vergleich zur Silberseeburg, auf der sie so lange verbracht hatten. Doch er konnte nicht umhin an Setarrif zu denken, die alte, ehrwürdige Stadt, die sie aus Al Shedim damals hier hinübergelockt hatte. Es war eine prächtige Stadt, prächtiger noch al Al Shedim, ja seiner Meinung nach sogar prächtiger als Vengard. Hoffentlich bleiben wir nun hier und müssen nicht wieder weiterziehen. Bis bald, Zuhause!
    Dann drehte er sich um und schritt neben Domi zum Strand hinunter, der sich unweit der Brücke nach Stewark hinüber befand. Etwas vom Strand entfernt konnte er bereits das kleine Handelsschiff ausmachen, am Strand selbst ein kleines Beiboot.
    „Das sieht doch gut aus. Du hast auch gestern noch den Kapitän getroffen?“
    „Ja, er schien mir sehr kompetent und das Schiff auch robust. Du hast ihn gut ausgewählt.“
    Der Wassermagier lachte. „Nun ja, viel Auswahl haben wir ja hier derzeit nicht, noch weniger hinsichtlich deines Reiseziels.“
    „Das war mir klar“, erwiderte Tinquilius, als sie gerade den Strand betraten und auf das Besatzungsmitglied beim Beiboot zugingen. „Nimm Komplimente einfach an, anstatt dich dagegen zu wehren. Das solltest du mittlerweile gelernt haben.“
    „Oh ja, großer weiser Tinquilius! Natürlich.“ Es folgte eine tiefe, sarkastische Verbeugung Domis und schallendes Gelächter. „Wie konnte ich nur eure Lehren so schändlich vergessen.“
    „Nun gut, es sei dir verziehen“, antwortete Tinquilius mit breitem Grinsen. „Aber nun fort mit dir, lass dich erst wieder blicken, wenn du dazu gelernt hast.“ Sogleich tat Domi so, als wolle er sich demütig fortbewegen – er machte einige Schritte zurück in gebeugter Haltung. „Ich würde aufpassen, sonst wird aus Spaß ganz schnell Ernst. Hinter dir ragt ein großer Fels aus dem Sand.“
    Domi stoppte sofort in seinem Jux und strich sich ernst über die Magierrobe. „Nun gut, reicht ja auch..“
    Kurz darauf kamen sie beim Boot an. Der Oberste Wassermagier grüßte den ungefähr gleichaltrigen Mann und wandte sich dann Domi zu. „Ich hoffe, alles bleibt ruhig und dass Adanos über euch alle wacht.“
    „So auch über dich.“
    Sie umarmten sich kurz, dann schoben der Oberste Magier und der Matrose das Boot ins Wasser und er setzte sich hinein. Auf Wiedersehen, Stewark. Hallo, Al Shedim.

  11. Beiträge anzeigen #111
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline

    Die Brücke nach Stewark

    Der kalte Wind wehte ihre langen, dunklen Haare durcheinander, während Murielle von der Brücke hinab in die Tiefe starrte. Der salzige Geruch des Meeres, den sie so sehr vermisst hatte, lag in der Luft und sie nahm einen langen Atemzug nach dem anderen. Das Geräusch der stets wiederkehrenden Wellen beruhigte sie auf eine Art und Weise, wie nichts anderes dies je vermocht hatte und für einen kurzen Moment fühlte sie sich frei von jeder Last und von all den düsteren Gedanken, die sie so oft heimsuchten.

    Sie schaute wieder nach oben auf die Brücke und stellte fest, dass Don-Esteban sich schon ein ganzes Stück vor ihr befand. Sie hatte länger hier gestanden, als sie gedacht hatte und beeilte sich, ihn einzuholen. Sie wusste noch immer nicht, ob sie sich darüber freuen sollte, dass er sie gefunden hatte oder ob sie jenen Tag verfluchte, an welchem er plötzlich vor ihr gestanden und nicht locker gelassen hatte.

    Sie überlegte, ob all dies überhaupt wirklich geschah oder sich nur in ihrem Kopf abspielte. Manche Menschen behaupteten, im Angesicht des Todes hätten sie ihr vergehendes Leben vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen sehen. Vielleicht war dies hier ähnlich, nur intensiver. Vielleicht war nichts von alledem real, sondern nur der letzte Traum einer einsamen, sterbenden Frau.

  12. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #112

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.086
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Esteban hatte die Brücke fast schon hinter sich gelassen und war vor dem Tor stehen geblieben, sah sich nach Murielle um, die an der Brüstung stand und hinab schaute von der Brücke, die in schmalen, ja filigranen Bögen hoch über dem Strand und dem Wasser aufragte.
    »Dies ist also die Stadt König Methorns«, meinte er leichthin, ohne sich darum zu kümmern, ob die Brückenwache dies mit anhörte.
    »Kommt, Murielle«, rief er ihr dann zu, als sie sich wieder gelöst hatte und ihm folgte.
    »Städte sind nicht Eure Welt, oder?«, fragte er dann, als er darüber nachdachte, weshalb sie wohl so lange an der aus behauenen Steinen gefügten Brüstung gestanden hatte. Vermutlich war der Gedanke, zwischen all den steinernen Mauern Stewarks entlang zu gehen, für sie ungewohnt oder sogar unangenehm.
    »Kommt, Murielle«, wiederholte er, »in der Stadt selbst können wir noch höher stehen und über die Umfassungsmauern blicken, direkt auf das weite Meer hinaus. Und es gibt Bänke und kleine, stille Gärten und der Wein wächst im Spalier und beschattet uns.
    Und wir können schauen, ob ein Schiff nach Stewark fährt und werden es schon sehen, lange ehe es hier ankommt.«

    Danach sprach er kurz mit dem Torwächter, aber das Gespräch barg keine Überraschungen. Sie gingen durch das Tor und betraten Stewark.
    »Er wusste auch nichts von Schiffen«, sprach Esteban weiter und meinte den Wächter, mit dem er eben kurz geredet hatte.
    »Nur dass vor Kurzem eines nach Bakaresh abgelegt hätte, erst wenige Wochen her. Ich frage mich deswegen, ob so bald überhaupt wieder eines fahren wird? Im Winter trauen sich wegen des Wetters sowieso nur wenige Kapitäne auf See.
    Aber wir werden sehen.
    Suchen wir uns ein Gasthaus? Oder möchtet Ihr lieber gar nicht in der Stadt, sondern stattdessen draußen bei einem der Bauern übernachten? Weiter südlich, eine halbe Tagesreise etwa, befindet sich auch ein Gasthaus im Wald, die gespaltene Jungfrau.«
    Während er dies alles fragte, waren die beiden Neuankömmlinge in die Schatten der hohen, turmartigen, steinernen Gebäude eingetaucht, die die schmalen und verwinkelten Straßen säumten.
    »Ah, hier, die Klippenschenke«, rief er aus, froh, so schnell etwas gefunden zu haben, wo sie übernachten konnten.

  13. Beiträge anzeigen #113
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Städte waren nicht ihre Welt? Murielle schmunzelte, als sie ihren Begleiter dies sagen hörte.
    Nirgendwo sonst konnte man mit solcher Leichtigkeit unerkannt und in den Schatten leben, nirgendwo sonst gab es so viel zu holen. Gut, ihre Zeiten als Diebin waren schon lange vorbei, aber damals, gemeinsam mit Calintz, hatte sie die Hafenstadt Khorinis in unzähligen Nächten unsicher gemacht und so manchen reichen Schnösel um sein Eigentum erleichtert.
    Selbstverständlich konnte Don-Esteban all dies nicht orakeln und auf die Nase binden wollte sie es ihm auch nicht. Sie war nicht mehr so. Schon lange nicht mehr. Und sie wollte auch niemals wieder so sein. Es hatte sie einsam gemacht und immer auf der Hut. Ihre Tarnung als Wachfrau hatte das auch nicht besser gemacht, im Gegenteil, sie hatte in stetiger Alarmbereitschaft hinter jedem ungewöhnlichen Blick eines Kameraden vermutet, man hätte sie entdeckt. Herrje, was für ein naives Ding sie gewesen war, wunderte Murielle sich über sich selbst.
    "Ja, da können wir unterkommen.", antwortete sie und fügte hinzu: "Ich habe nichts gegen Städte, wir kommt Ihr darauf? Ist es, weil Ihr mich in der Wildnis fandet? Das hatte ja vollkommen andere Gründe. Wisst Ihr, damals in Khorinis war ich bei der Miliz. Ich kannte die Stadt in- und auswendig und fand es großartig dort."

  14. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #114

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.086
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline

    In der Klippenschenke

    Esteban wunderte sich. Hatte Murielle ihm nicht vor wenigen erst Tagen erzählt, dass sie hier auf der Insel noch keine Stadt gesehen hatte und sich aus allen Dingen heraus hielt? Gerade, was auch die zahlreichen Kämpfe um eben diese Städte betraf.
    »Das freut mich«, antwortete er dann, tatsächlich froh darüber, dass es so war, wie Murielle ihm gerade dargelegt hatte.
    »Sehen wir uns im Gasthaus um«, entschied er dann und öffnete die Tür zur Klippenschenke.
    Die warme, mit Gerüchen vollgesogene Luft eines Gasthofes schlug ihnen entgegen. Fett, abgestandenes Bier, irgendetwas Süßlich-Scharfes. Dazu noch die übliche Geräuschkulisse, wenn auch leiser als in anderen Schenken, die Esteban besucht hatte. Und das waren einige. Einige wenige Gäste saßen auf Bänken und unterhielten sich, ihre Gespräche wurden zu einem andauernden Murmeln verrührt und füllten den Raum mit einem leisen, gleichmäßigen Hintergrundgeräusch aus.
    »Ihr wart bei der Stadtmiliz in Khorinis? Ja, dort war vermutlich mehr los als in diesem kleinen, verschlafenen Städtchen. Aber das muss schon einige Jahre in der Vergangenheit liegen. Ihr überrascht mich, Murielle, ich glaube, ihr habt mehr gesehen von der Welt, als ich bislang dachte.«
    Aber wieso hätte es auch nicht so sein sollen? Jeder Mensch hatte seine Geschichte, seine Herkunft, sein Leben.


    Der Wirt, er nannte sich Ingor, wie er gleich ganz am Anfang klar gemacht hatte, erwies sich zwar als recht umgänglich, jedoch bedauerte er, nur noch ein Zimmer frei zu haben. Da könne er nichts tun, seit der Hof Ethorns hierher gezogen war, müssten die meisten seiner Zimmer für Gefolgsleute her halten, da die Gebäude oben in der Zitadelle nicht genügend Platz boten. Tatsächlich schienen Esteban einige der Gäste auch Wachleute oder Kämpfer zu sein. Man erkannte solche Menschen, wenn man sie sah. Kurze Hälse und ebensolche Haare, dicke Nacken, breite Schultern, flache oder von verheilten Brüchen schiefe Nasen. Irgendetwas davon traf immer auf diesen Typus zu.
    »Was haltet Ihr davon Murielle?«, fragte er seine Begleiterin, »wollen wir es trotzdem mieten?«

  15. Beiträge anzeigen #115
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Murielle musterte ihn betont langsam und auffällig, um ihn zu necken und musste schließlich grinsen: "Ja, natürlich. Warum auch nicht?", denn das sollte weder für ihn noch für sie irgendein Problem darstellen.

    "Es wundert Euch sehr, hmm?", fragte sie. "Das ist so lange her, ich war damals noch jung, sehr jung. Und das Leben in der Stadt war kein Schlechtes, erst recht nicht wenn man für die Miliz arbeitete. Und ich habe gern dort gelebt. Es ist nicht so, dass ich Städte nicht mag, mein Weg nach der Zeit in Khorinis war einfach nur ein anderer. Die Dinge, die einem im Laufe des Lebens geschehen, bewirken doch nicht selten, dass sich Vorlieben und Verhaltensweisen ändern. Und manchmal sind es eben auch die Dinge, die einem nicht passieren, die dazu führen, dass man andere Pfade beschreitet."

    Er wirkte wie jemand, der verstehen könnte, wovon sie redete. Unter der Oberfläche schien in ihm weitaus mehr zu stecken, als er man wahrnahm. Wieder fragte sie sich, wer er eigentlich war und was er mit ihr getan hatte. Da war nicht nichts gewesen, als er in der Dämmerung unter jenem einen Baum ihre Wange berührt hatte, das konnte sie noch immer ganz deutlich spüren. Etwas in ihr hatte sich verändert seitdem, aber was, das konnte sie einfach nicht zu fassen bekommen.
    Sie folgte ihm in das Zimmer. Sie würden reden müssen, wenn sie miteinander reisen sollten. Viel mehr reden.

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #116

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.086
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    »Die Dinge, die viele gerne Schicksal nennen? Entscheidungen, die man selbst trifft oder die andere getroffen haben und einen nun selbst beeinflussen? Das Leben.«
    Er machte eine Pause, wirkte nachdenklich.
    »Ja, das Leben auf Khorinis« - und er sagte auf und nicht in, denn er meinte eine andere Gegend der Insel - »war vielleicht kein Schlechtes. Nein, vielleicht nicht, Ihr habt recht. Für manche von uns gab es da einen abgeschlossenen Kosmos, überschaubar, und wer sich dort zurecht fand, der fand sich überall zurecht. Es war die Beste aller Zeiten - und die schlimmste aller Zeiten.«
    Er schaute sie plötzlich an, so als ob er eben nur it sich selbst geredet hatte.
    »Aber das ist lange her und vielleicht werde ich euch einmal davon berichten, so wie Ihr mir irgendwann einmal von Eurem Leben bei der Miliz in Khorinis erzälen könnt.«

    Jetzt endlich wandte er sich an Ingor und versuchte, mit diesem einen vernünftigen Preis auszuhandeln. Offenbar war diesem die Tatsache, dass es sich bei dem normalerweise verschlafenen Nest Stewark seit einiger Zeit nun um die Hauptstadt Argaans handelte, etwas zu Kopf gestiegen und er hatte seine Preise denen von Städten wie Vengard oder Setarrif angepasst. Esteban argumentierte eine ganze Weile und erreichte nach viel Hin und Her lediglich einen eher geringen Preisnachlass. Dafür bekamen sie eine Mahlzeit am Tag zum halben Preis. Der Magier war sich, da er die Gerüche des Schankraumes noch immer in der Nase hatte, nicht sicher, ob das für irgendeinen ein gutes Geschäft war.
    »Also gut, so sei es«, schlug er in den Handel ein und ließ einige Münzen in die schwielige Hand Ingors gleiten, was dieser zufrieden brummend zur Kenntnis nahm.
    Murielle und Esteban stiegen den ihnen gewiesenen Weg, eine steinerne Treppe zum ersten Stockwerk empor. Ein kurzer Gang öffnete sich vor ihnen, an dessen Ende eine hölzerne Stiege ins Geschoss darüber führte. Hier war die Zimmerdecke niedriger als eben noch. Der Raum am Ende des Flures hier sollte ihrer sein. Sie befanden sich direkt unter dem Dach.

    Die Tür machte kaum Geräusche, Ingor schien sich also zumindest um sein Haus zu kümmern. Ein kleines Gaubenfenster spendete Licht, an einer Wand befand sich ein schmales Bett, an der anderen eine Truhe ohne Schloss und daneben, unter der Dachschräge ein sehr alter gepolsterter Stuhl, mehr einem Sessel gleich.
    »Das wird dann mein Lager«, meinte Esteban mit einer Handbewegung zum Sessel hin.
    Die Tür besaß immerhin von innen einen Riegel.
    »Wollen wir unten in der Gaststube etwas essen oder heute hier oben von unseren Vorräten leben?«

  17. Beiträge anzeigen #117
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    "Ihr meint das todernst, oder?" lachte Murielle ihn mehr an als aus. "Wir sind beide nicht halb so voluminös wie.. ach lassen wir das.", sagte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Wir passen da beide rein. Ehrlich. Mir macht das nicht aus. Und Euch sollte das auch gleichgültig sein. Denkt mal ein wenig pragmatischer: Selbst zu zweit in dem engen Bett wird es bequemer sein, als in so einem ollen Sessel. Redet Euch den mal nicht schöner als er ist. Ich werd Euch schon nichts tun. Versprochen."

    Immer noch leise lachend ob der Kauzigkeit ihres sonderbaren Begleiters begann Murielle in ihrer geräumigen Tasche zu wühlen und hatte dann endlich etwas von den Vorräten gefunden. "Hier, wir nehmen zuerst etwas von unseren Sachen, nun da wir sie schon dabei haben. Außerdem.." sie machte eine kurze Pause, setzte sich auf den Bettrand und fuhr fort, "..sollten wir vielleicht anfangen wenigstens ein wenig zu reden. Richtig, meine ich." Ihre Stimme wurde ernster und ihr Kichern war schon längst verstummt.

    "Ich möchte, dass Ihr mir davon erzählt. Und nicht nur davon. Nicht jetzt, klar. Aber irgendwann. Ihr stolpert in mein Leben - oder besser gesagt den schwachen Funken, der davon noch übrig war und nehmt mich einfach so mit Euch. Das ist schon seltsam und Ihr wirkt nicht wie jemand, der das tut, weil er sich verantwortlich fühlt. Ihr habt da draußen etwas mit mir angestellt, ich spüre das noch immer deutlich. Erklären kann ich es nicht, mir fehlen dazu die Worte, auch weil es nur der Ansatz eines Gefühls ist. Ein Hauch. Etwas ist anders. Und ich bekomme es einfach nicht fassen, es ist als wäre etwas in mir erwacht, als wäre ich wacher als ich es jemals zuvor gewesen bin. Und immer wenn ich versuche, dem auf den Grund zu gehen, ist da diese Blockade. So als würdet Ihr versuchen Euch an etwas weit Zurückliegendes zu erinnern und Ihr wisst genau es ist da, aber es will Euch einfach nicht gelingen, Euch zu entsinnen."
    Ratlos hielt sie inne und blickte ihm in die Augen, versuchte darin irgendetwas zu erkennen, das ihr weiterhelfen würde.

  18. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #118

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.086
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    »Aber das Bett ...« ist sehr schmal, hatte er sagen wollen, aber dann verstummte er gleich wieder, denn Murielle sah einerseits sehr entschlossen aus und sprach zum anderen auch gleich weiter, ohne irgendwelche Einwände gelten zu lassen.
    Der Sessel sah aber auch gemütlich aus.
    Nein, dass ihm Murielle irgendetwas antat, das schloss er aus.
    Auch er setzte sich und nahm etwas von dem, was ihm Murielle reichte und holte noch selbst etwas dazu aus seiner Tasche. Brot, Käse, ein paar Möhren. Kein Festmahl, aber völlig ausreichend. Wasser hatten sie auch genug.
    »Also gut ...«, begann er. »Ihr habt recht. Darum hört: Als ich Euch berührte, da unter Eurem Baum, da spürte ich den Funken einer besonderen Begabung. Und ich weckte ihn. Welche Begabung, fragt Ihr?«, denn sie sah ihn mit fragendem Blick an.
    »Die Gabe der Magie. Nicht alle Menschen besitzen sie und diejenigen, die es tun, haben sie nicht im gleichen Maße. Viele nur ganz schwach, wenige stärker. Ihr müsst wissen, ich selbst bin Magier und ich befand mich auf einer Reise, die mich sehr starker Magie aussetzte. Stärker, als ich es erwartet hatte.

    Ich kann es auch nicht erklären, denn es ist mir nie zuvor passiert. Aber als ich Euch berührte, gab ich etwas von der magischen Kraft, die sich in mir angesammelt hatte, an Euch weiter - unwillkürlich. Und nein, Ihr habt nun nicht diese weitergegebene Kraft in Euch, sondern diese weckte nur etwas, was längst da war, tief in Euch verborgen lag. Ihr könnt es hegen und erstarken lassen. Ihr könnt es aber auch ignorieren. Vielleicht verschwindet es dann wieder, aber vielleicht auch nicht und es wird sich dann eines Tages Bahn brechen, wild, ungezügelt und unvorhersehbar. Bisher ist alles blockiert, was damit zusammenhängt, Euer Geist schützt sich selbst vor etwas, was allzu bedrohlich sein kann. Das ist nur natürlich - warum sollte er der Magie freien Lauf lassen, solange Ihr sie nicht kontrollieren könnt? Doch wenn man übt, kann man es unter Kontrolle bringen und muss kaum noch Furcht davor haben.

    Ihr seid eine Berührte - oder wie auch immer man es nennen möchte. Ihr wart es schon immer, die Kraft schlief nur in Euch.
    Ihr fühlt Euch wacher, vielleicht einige Sinne geschärfter. Dies ist ein Hinweis auf die in euch wohnende Kraft, eine fremde, unerklärliche Macht, die die Magier seit Jahrhunderten zu erfassen versuchen. Es gibt nur unvollkommene Beschreibungen, Bibliotheken voller staubiger Wälzer, in denen lang und ausführlich darüber geschrieben wird, was Magie darstellt, wo sie her kommt, wie sie funktioniert und vor allem, weshalb wir Menschen fähig sind, sie anzuwenden. Doch in Wahrheit wissen wir auf keine dieser Fragen eine Antwort. Die Magieschulen sind nur der Versuch, Magie in uns Menschen zu kanalisieren, sie zu kontrollieren und uns gegenseitig in ihrer Anwendung Möglichkeiten und Grenzen zu zeigen.
    Einige sagen, Magie kommt von den Göttern. Das mag sein. Oder auch nicht. Man muss sich nicht mit den Göttern beschäftigen, man muss nicht einmal besonders gläubig sein, um Magie wirken zu können. Es gibt keinen unbedingten Zusammenhang oder wenn es einen gibt, haben wir ihn noch nicht entdeckt.
    Ihr reist mit mir, weil Ihr diese Kraft in Euch tragt und weil ich glaube, Euch dabei helfen zu können, sie zu entdecken - wenn ihr das denn möchtet. Denkt darüber nach.«

  19. Beiträge anzeigen #119
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Sie hatte aufgehört zu essen und blickte Don-Esteban noch immer an, ohne dass dabei irgendeine Regung auf ihrem Gesicht zu erkennen gewesen war. Eigentlich sah sie mehr durch ihn hindurch, während sie über das nachdachte, was er ihr soeben offenbart hatte.

    Sofort fiel ihr Cain ein, der einzige Magier, den sie je näher gekannt hatte. Er war dreist in ihren Geist eingedrungen und hatte ihre Gedanken gelesen wie andere Leute ein Buch. Sie hatte ihn genau gespürt und es war ihr sogar bis zu einem bestimmten Grad möglich gewesen, ihre Gedankengänge dahingehend anzupassen, dass er nur das zu lesen bekam, was er lesen durfte. Alles andere hatte sie in einer düsteren und unauffälligen, hinteren Ecke ihres Verstandes verborgen gehalten. Nur dunkel erinnerte sie sich an die Einzelheiten, denn die Bekanntschaft mit dem Priester des Wassers lag schon etliche Jahre zurück. Damals hatte sie noch auf Khorinis gelebt. Aber Murielle erinnerte sich in aller Deutlichkeit daran, dass er überrascht und auch ein wenig empört darüber gewesen war, dass es ihm nie gelungen war, jene versteckten Ecken in ihrem Geist aufzuspüren, es musste also etwas Ungewöhnliches gewesen sein.

    Vielleicht hatte Don-Esteban Recht mit dem was er da gesagt hatte, ja höchstvermutlich hatte er dies. Und diese alte Begebenheit, die ihr eben in den Sinn gekommen war, war vielleicht ein früheres Anzeichen dafür gewesen, dass eine derartige Begabung immer in ihr geschlummert hatte. Auch dass Vastator - der oberste ihr bekannte Vertreter der schwarzen Hand - an sie herangetreten war, mochte darin begründet liegen, überlegte sie. Aber all dies war so lange her und sie hatte, seit sie Cains Bekanntschaft gemacht hatte, eine solche Abneigung gegen Magieanwender im allgemeinen entwickelt, dass sie nie weiter darüber nachgedacht hatte.

    Seit ihr geheimnisvoller Begleiter sie unter jenem Baum gefunden und berührt hatte, war alles um sie herum so sonderbar intensiv. Als hätte sie ihr vorheriges Leben nur durch einen Schleier hindurch wahrgenommen, den man ihr nun plötzlich entfernt hatte. Sie hatte gespürt, dass etwas an Don-Esteban nicht das war, was es schien und das war mehr als nur eine leise Ahnung gewesen, es war das deutliche Gefühl tiefer Gewissheit gewesen. Und alles andere? Ein Teil von ihr nahm seither noch deutlicher als sonst wahr, dass etwas unter der Oberfläche waberte, dass es Dinge hinter den Dingen gab - allein sie fürchtete sich genauer hinzuschauen, fürchtete sich vor dem, was sie dort erkennen würde. Allerdings musste sie einsehen, dass er Recht hatte: Es würde nicht ewig so bleiben wie es jetzt war.

    Es war wie mit einer schmerzhaften Erinnerung, einem traumatischen Ereignis, welches man mit der Zeit verdrängte und schließlich beinahe gänzlich vergaß anstatt es zu verarbeiten und zu trauern: Irgendwann brachen solche Dinge immer wieder auf, bahnten sich ihren Weg zurück ins Gedächtnis und trafen einen dann mit voller Wucht noch viel härter, mitunter vernichtend. Ja, sie wäre eine Närrin, wenn sie ihn ignorieren würde.

    Nun blickte sie nicht mehr durch ihn hindurch, sondern fest in seine Augen. "Ich muss da nicht länger drüber nachdenken. Ihr habt Recht. Es gab einige Dinge, die geschehen sind, die vielleicht Vorzeichen waren. Schon vor vielen, vielen Jahren. Ich konnte das nicht sehen. Hab es nicht geahnt und mir auch nie gewünscht." Sie biss sich sanft auf die Unterlippe und merkte dann seufzend an: "Von allen Leuten, die durch die Pampa stapfen, muss mich auch ausgerechnet ein Magier finden, meine Lieblingsmenschen."
    Bei dem Wortteil 'Lieblings' musste man schon blind und taub sein, um nicht zu erkennen, dass sie es äußerst zynisch meinte.

    "Was die Götter angeht", fuhr sie dann fort, "so gab es stets eine stillschweigende Übereinkunft zwischen ihnen und mir: Ich lasse sie in Ruhe, sie lassen mich in Ruhe. Ganz einfache Sache. Hab mich da immer rausgehalten. Und ich war auch immer der Meinung - bin es noch! - dass es sie einen feuchten Kehricht interessiert, was wir hier so treiben. Die gucken uns allenfalls ab und an wahlweise gelangweilt oder amüsiert zu, wenn überhaupt. Aber das ist nur meine Sichtweise. Ich will damit niemandem zu nahe treten. Euch schon gar nicht." Denn ich mag Euch, Herr Esteban, fügte sie im Geiste hinzu, froh darüber dass sie ihn bisher nicht in ihrem Verstand gespürt hatte.

  20. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #120

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.086
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Ruhig hatte der Magier zugehört.
    »Nun, wenn Euch jemand gefunden hätte, der keine magische Ausbildung hat, was hätte es genützt? Er hätte nie erkannt, was in Euch schlummert«, warf er ein.
    »Seid also nicht enttäuscht, dass es so ist, wie es ist. Und dass Ihr selbst zu denen gehört, für die Ihr nicht viel übrig habt«, fügte er an, denn er hatte wohl den Tonfall vernommen, in dem sie Magier als ihre Lieblingsmenschen bezeichnet hatte.

    »Und was die Götter angeht ...«, fuhr er fort.
    »So wie Ihr sehen es sicher viele Menschen«, beendete er dann den Satz schlicht.
    »Ich schlage vor, dass wir morgen damit beginnen, Euch ein erstes Gefühl für das, was in Euch schlummert, zu geben. Ihr müsst zuerst eine Vorstellung davon bekommen, was für Möglichkeiten Ihr besitzt und davon, auf welchem Weg es Euch gelingen könnte, sie einzusetzen. Wäre das eine Vorgehensweise, die für Euch in Betracht kommen könnte?«, fragte er vorsichtig. Er konnte nur ahnen, wie neu für Murielle all das sein musste. Sie wurde mit einem Male aus ihrem Leben katapultiert und fand sich mit einem fremden Magier zusammen auf einer Reise wieder, um die sie nicht gebeten hatte.

    Dann fiel Esteban noch etwas ein.
    »Und ich muss noch einige Einkäufe erledigen. Jetzt, da der Hof Ethorns hier ist, sind sicher auch die Wassermagier in Setarrif und es wird Händler mit entsprechenden Waren für Magier in der Stadt geben.
    Ach, und wenn Ihr mögt - und nur dann, könnt Ihr mir auch erzählen, aus welchen Gründen Ihr nicht viel von Magiern zu halten scheint.«

Seite 6 von 20 « Erste ... 23456789101317 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide