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    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Venom ging zwischen den einzelnen Ständen auf dem Marktplatz hin und her. Er achtete kaum auf die Auslage sondern versuchte mehr möglichst viel von den Gesprächsfetzen um ihn her zu verstehen. Er war noch kein bisschen weiter gekommen was die Absichten von Ethorn betraf. An einer den Marktplatz begrenzenden Hauswand blieb er stehen und lehnte sich leicht dagegen und ließ seine Augen über das Gemenge schweifen.
    "Und was magst du hier suchen?", hörte Venom plötzlich eine Stimme neben sich sagen. Er drehte sich leicht nach links um einen Blick über die Schulter in die dahinter liegende Gasse zu werfen. Es war der dicke Dieb, dessen Weg er nun schon einige Male gekreuzt hatte. Dieser hatte sich an die um die Ecke führende Hauswand gelehnt und schaute so über Venoms Schulter auf den Platz.
    "Du schon wieder?", gab Venom zurück und wandte sich wieder dem Treiben auf dem Markt zu, während er nebenbei seine Taschen kontrollierte ob der andere ihn nicht ausgenommen hatte. "Ein bisschen hell auf einem offenen Platz für einen Dieb, oder nicht?"
    "Ach, so ein Gemenge ist perfekt um darin zu verschwinden und du kannst aufhören deine Taschen zu kontrollieren, wenn ich dich hätte beklauen wollen hätte ich dich nicht angesprochen."
    Venom verschränkte die Arme und zog leicht die Schultern hoch.
    "Warum hast du mich dann angesprochen?"
    Der Dicke zögerte kurz und erwiderte dann: "Na gut, bei dir bringt es wohl nichts um den heißen Brei herumzureden. Ich habe ein paar Schwierigkeiten mit ein paar ... lausigen Gesellen und als ich dich sah und mich erinnerte wie du das letzte Mal mit mir umgesprungen bist, dachte ich du könntest sie bestimmt in die Schranken weisen."
    Venom drehte sich um und widmete dem Gespräch nun seine volle Aufmerksamkeit.
    "Ist nicht gerade so, dass ich dich großzügig belohnen könnte, aber die anderen haben bestimmt das ein oder andere was wir ihnen abnehmen könnten.", führte der Dieb hastig fort und stockte als Venom fragend eine Augenbraue hochzog.
    "Wenn du mich für einen einfachen Raub einwickeln willst, kannst du dir das abschminken."
    "Nein, nein. So war das nicht gemeint. Ich ... vielleicht kann ich dir ja auch anderweitig behilflich sein."
    Dem Auftreten nach war sein Gegenüber wirklich in Bedrängnis, dachte Venom und da er gerade eh nichts zu tun hatte klang die Aktion nach einer gelungenen Abwechslung, vielleicht konnte der andere ihm später auch noch nützlich sein.
    "In Ordnung. Erzähl mir mehr, aber dazu setzen wir uns ein bisschen mehr ab dahin wo es ruhiger ist."

  2. Beiträge anzeigen #82
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Der Name des Dicken war Colbart hatte Venom erfahren und allem Anschein nach hatte er die falschen Leute beklaut. Genaueres hatte er noch nicht aus ihm herausbekommen. Der Dieb war sehr verschlossen was dies anging, was sehr untypisch war, da er ansonsten selten die Klappe hielt. Vermutlich war die Geschichte ihm äußerst peinlich, dachte Venom und unterdrückte ein leichtes Schmunzeln.
    Bereits leicht genervt trat Venom von einem Bein aufs andere. Er wartete an einer dunklen Straßenecke, wo Colbart ihn stehen gelassen hatte mit den Worten, nur kurz nach den anderen sehen zu wollen.
    Venom ließ ein weiteres Mal seinen Blick über die Umgebung wandern. Im Grunde war es ihm unbehaglich von einem Fremden irgendwo abgestellt zu werden, jedoch war die Straßenecke äußerst ungelegen für einen Hinterhalt, da die Straßen vollkommen gerade auf sie zu führten, so war er nicht allzu beunruhigt.
    Auf dem gegenüber liegenden Dachgiebel entdeckte er eine Krähe, welche beinahe gelangweilt die Schindeln hinab hüpfte. Venom folgte ihr mit den Augen bis zum Ende des Daches als ihm eine Bewegung aus dem Augenwinkel auffiel. Am Ende einer der Gassen war eine Gestalt erschienen.

  3. Beiträge anzeigen #83
    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier, leere Werkstatt - مرمر, der Weiße König

    In dicken Schwaden trieb der Sumpfkrautrauch durch die Werkstatt im Keller des Hauses der Magier, und in deren Mitte saß Maris in tiefster Konzentration, um seinen Geist auf eine zweite Reise in die Untiefen der Zeit vorzubereiten. Sein erster Versuch mit dem Haar der Löwenmutter hatte ihn weit gebracht, also wollte er es mit Al-Hamzas Haar noch einmal auf die gleiche Art und Weise versuchen. Diesmal jedoch stand der Rauch noch dichter im Raum, sodass es kaum noch möglich war, vernünftig darin zu atmen.
    Maris war fasziniert von dem Gedanken, dass Al-Hamza nicht der erste Löwe gewesen zu sein schien, sondern lediglich sein erster Spross. Die Frage, wie er zum Großen Löwen geworden war, stand immer noch unbeantwortet im Raum, doch der Nomade hoffte, eine weitere Vision erhaschen zu können, wenn er sich nur ausgiebig genug darauf vorbereitete. Er brauchte irgendetwas, das ihm als Waffe dienen konnte, sollte es in der Zwischenwelt tatsächlich zu dem Aufeinandertreffen zwischen dem Großen Löwen und seinem Diener kommen. Irgendein verborgenes Wissen, eine Schwachstelle oder ein Schutz vor seiner Kraft vielleicht...
    Wie beim letzten Mal hatte er sich tief in seine eigene Gedankenwelt zurückgezogen. Der Wüstensohn spürte die von Sumpfkraut geschwängerte Atmosphäre wie ein magisch aufgeladenes Bett um sich herum, das ihn sanft umhüllte und mit seiner Magie resonierte. Das rotbraune Haar Al-Hamzas ruhte in den zu einer Schale geformten, offenen Händen, und Maris erfühlte es mit Hilfe seiner Magie bis ins letzte Detail, ertastete seine Struktur, spürte die machtvolle Präsenz seines Besitzers. Er war bereit, noch einen weiteren Versuch zu wagen, seinen Geist zum Anbeginn der Zeit zu schicken. Er war bereit, zu sehen.

    Doch es war ganz anders als sonst. Es war kein Kampf, durch die Grenzen seines eigenen Verstandes zu brechen und sich von dem Objekt in seinen Händen geleitet durch die Erinnerungen der Welt zu kämpfen, ohne sich dabei zu verlieren - nein, es war, als packte ihn ein Sog, der ihn in seinem eigenen Verstand tiefer und tiefer hinab zog. Ein tiefes Loch tat sich unter ihm auf, die Jahrhunderte rauschten vorbei. All die Erinnerungen der Vorväter, die Maris mit den anderen Hütern der Wüste teilte, blieben zurück. Die Seele des Löwenkriegers befand sich im freien Fall, weiter und weiter an den Ursprung zurück, als alles noch jung war. Ein kurzer Moment blieb ihm, um zu realisieren, dass seine Seele mit der des Großen Löwen unteilbar verbunden war und er sich lediglich zu erinnern brauchte, nicht in die Fremde zu sehen. Dann schlug seine Wahrnehmung ungebremst in einer Realität auf, die fern von allem war, was er sonst kannte.

    Schmerz und bittere Angst durchzogen den Verstand Al-Hamzas, doch sein Zorn überwog all das. Er lahmte, hatte einer gewaltigen Attacke nichts entgegensetzen können und kaum Aussicht auf Rettung, sollte der Tyrann ihn noch einmal so überrumpeln, doch es war zu spät, aufzugeben. Sie hatten aufbegehrt, sein Bruder und er, hatten sich der Bestie entgegengestellt, und nun konnte nur der Tod der Richter in diesem Kampf sein.
    Das Brüllen des Großen Löwen zerschmetterte die Luft und schmerzte in jeder Faser seines Körpers. Ganze Ebenen zerbarsten unter der Gewalt, die der Kehle des weißen Königs entfuhr. Niemand stellte sich der Großen Katze entgegen, egal ob das königliche Blut durch seine Adern floss oder nicht! Und dennoch würden die Brüder ihre Häupter bis zum bitteren Ende erhoben halten. Gemeinsam wagten sie einen neuerlichen Angriff. Zugleich stürzten sich Al-Hamza und sein Bruder auf die gewaltige, alabasterne Gestalt, Klauen und Fänge voran. Der Große Löwe fuhr brüllend herum, ein mächtiger Prankenhieb zerschnitt die Luft in Al-Hamzas Richtung.
    Der Aufschlag raubte ihm den Verstand. Licht und Schatten verschwammen zu einer einzigen Masse, kein Schmerz durchfuhr mehr seinen Körper, nur das Tosen der Naturgewalten drang noch durch sein Ohr in seinen Verstand vor. Nur langsam kehrten die Konturen in das Sichtfeld Al-Hamzas zurück. Er erblickte seinen Bruder, der die Pranken tief in den Rücken des Vaters getrieben hatte und sich verbissen auf dessen Rücken hielt, das Maul in die blutverschmierte weiße Mähne schlug. Doch kaum einen Augenschlag später hatte der Große Löwe den rebellischen Prinzen von sich geschüttelt. Drohend ragte er über ihm auf, ließ das gewaltige Maul in die Kehle des Sohnes fahren und hauchte ohne Zögern das Leben des Zweitgeborenen aus.
    Vom Kampf gezeichnet wandte sich der Tyrann zu Al-Hamza um, der nicht die Kraft besaß, sich zu erheben. Und dann war da Angst - eine bis in die entferntesten Winkel seiner Seele reichende Furcht vor der weißen Bestie, die sein Vater war. Wenn er hier starb, würde er wie sein Bruder endgültig aufhören, zu sein. Seine Seele würde zerfetzt und verstümmelt durch den Äther treiben, für immer verdammt, den letzten Gedanken vor seinem Tode wieder und wieder zu denken - ein Schicksal schlimmer als alles andere.
    Knurrend baute sich der blutüberströmte, gewaltige Leib des Weißen Löwen vor ihm auf, die Zähne fletschend, an denen das Blut des Bruders tiefrot prangte. Der stechende Blick des Vaters sprach das erbarmungslose Urteil: der Tod als Strafe für das Aufbegehren gegen den einzig wahren König! Doch gerade, als Al-Hamza sein Schicksal gekommen sah, schoss etwas aus dem Nichts heran und riss den Großen Löwen um. Mutter! Sie verteidigte zumindest den einen verbliebenen Sohn ihrer ersten Brut gegen dessen nach Blut dürstenden Erzeuger! Doch sie griff ihn nicht an, sie stellte sich lediglich zwischen die beiden.
    Ein Aufschrei voller Zorn hallte über die längst zerrüttete Ebene. Der König wurde auch von seiner Königin hintergangen, der stolzen Mutter aller Löwen? Es interessierte ihn nicht, dass sie nur ihre Brut verteidigen wollte, denn dieser Verrat war unentschuldbar! Seine ganze Wut konzentrierte sich auf diesen neuerlichen Verrat, und er verlor den eigentlichen Gegner völlig aus dem Blick. Al-Hamza hatte nur diese eine Chance: mit neuer Kraft der Verzweiflung kämpfte er sich hoch und flankierte den Vater. Der schnappte nach der Mutter, doch sie erwischte ihn mit einem Prankenhieb, der ihre Krallen durch sein rechtes Auge trieb. Der Tyrann stieß einen trotzigen Schmerzensschrei aus, entblößte seine Kehle - und Al-Hamza sah seine Gelegenheit. Ohne zu zögern, sprang er vor, grub die Fänge in den entblößten Hals seines Vaters, des Königs aller Katzen. Die Wucht des Zusammenpralls riss sie beide nieder, doch Al-Hamza lockerte seinen Biss nicht ein bisschen. Mit der Entschlossenheit des in die Ecke Getriebenen hielt er die Kiefer geschlossen, obwohl sein Vater im Todeskampf wild um sich schlug und ihm immer neue Wunden zufügte. Doch der weiße König konnte sich nicht mehr aus diesem Biss lösen, und seine Gegenwehr wurde immer schwächer und schwächer, bis er schließlich völlig erschlaffte.
    Schwer verletzt erhob sich Al-Hamza und wandte sich zu seiner Mutter um, die schockiert über das, was geschehen war, zurückwich. Er brüllte triumphierend und trat drohend auf sie zu, bis sie sich schließlich widerwillig abwandte und floh. Dann wandte sich der Erstgeborene, der neue Große Löwe, dem Leichnam seines toten Vaters zu und schlug die Fänge in das alabasterne Fleisch. Er würde den Tyrannen, dessen schreckliche Herrschaft nur kurz gewährt hatte, mit Haut und Haar verschlingen und an seine Stelle treten. Und dann würde er es alle Welt wissen lassen: dass er die neue Große Katze war!

    Mit wild schlagendem Herzen und schmerzender Brust riss Maris die Augen auf, keuchend wie ein Ertrinkender, der es im letzten Moment an die Oberfläche geschafft hatte. Er war vornüber zu Boden gesunken, Blut klebte überall an seinem Körper. Seine Augen rasten, zitternd und unbeholfen tastete er sich ab - er konnte keine Verletzungen finden. Nur langsam kam der Nomade wieder zur Ruhe und konnte seine Gedanken ordnen. Das war die mit Abstand merkwürdigste Vision, die er je erlebt hatte. Noch nie hatte ihm ein Gegenstand, mit dessen Hilfe er sehen wollte, so die Kontrolle geraubt, und noch nie hatte sich eine Vision so real angefühlt! Es war, als hätte er selbst in der Haut Al-Hamzas gesteckt - noch immer zitterte er am ganzen Leib von der Anstrengung und der Todesangst, die er - nein, Al-Hamza! - während des Kampfes gespürt hatte.
    Langsam, ganz vorsichtig, rappelte er sich auf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, während Herzschlag und Atem sich allmählich wieder auf ein normaleres Maß senkten. Er konnte sich die Todesangst des Großen Löwen, die er im Kampf mit seinem Vater verspürt hatte, zunutze machen! Wankend bewegte er sich zur Tür und stieß sie unbeholfen auf, um diese Werkstatt so schnell wie möglich zu verlassen und Körper und Geist zu reinigen. Er musste sich von dieser Vision erholen, doch nun fühlte er sich bereit, dem Großen Löwen entgegen zu treten.

  4. Beiträge anzeigen #84
    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier, Anirons Kammer - Aufbruch

    Nach den kräftezehrenden Ritualen in der verlassenen Kellerwerkstatt des Hauses der Magier, deren Lohn Visionen aus uralter Zeit gewesen waren, hatte Maris schließlich noch einmal Kraft geschöpft und ausgiebig geschlafen, um gewappnet zu sein für das, was kommen mochte. Er konnte die Reise nach Tooshoo dank der Teleportation erheblich abkürzen, doch wer wusste schon, wie genau dieses Ritual aussehen würde, das ihn in die Zwischenwelt führte? Womöglich mochte es eine viel längere und kraftraubendere Reise sein als jede Vision und jeder Spaziergang über die Insel.
    Aufmerksam überprüfte der Wüstensohn noch einmal seine Ausrüstung, und als er fertig war, schichtete er die Vorräte an frischem Essen obenauf, das er den Bewohnern von Schwarzwasser mitnehmen wollte. Wer wusste schon, wann die das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen hatten, das nicht nach zerkochten Blutfliegenflügeln schmeckte? So ausgestattet, galt es nur noch, sich für die nächsten Tage von seiner Familie zu verabschieden. Aniron und er hatten darüber in den letzten Nächsten ausgiebig gesprochen - es tat ihm leid, sie hier mit den drei Kindern zurücklassen zu müssen, doch sie sah ein, dass es notwendig war - in vielerlei Hinsicht. Und auch Sinan und Runa versprachen, ihrer Mutter unter die Arme zu greifen, wo es möglich war.
    "Und dass du ja auf dich aufpasst!", warnte Aniron, als er vor ihr stand und ihr zum Abschied einen Kuss auf die Lippen drückte.
    "Ich hoffe nur, Ornlu und Corax wissen, was sie da tun."
    "Das hoffe ich auch", entgegnete er und lächelte beschwichtigend. Das war vermutlich nicht ganz die richtige Antwort gewesen, doch es war die ehrlichste.
    "Und ihr wisst, was ihr zu tun habt, ja?", wandte er sich an Runa und Sinan. Beide nickten pflichtbewusst.
    "Bringst du uns etwas mit?", fragte Runa, während Sinan zeitgleich sagte: "Du musst mir unbedingt erzählen, wie es war, wenn du wiederkommst, Papa."
    Maris lächelte und wuschelte den Zwillingen durch die Haare.
    "Wir werden sehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass ich an einem Andenken-Laden vorbeikomme."
    Schließlich beugte er sich noch zu Fianna herab, die in Anirons Armen saß. Sie schmatzte zufrieden vor sich hin und strahlte ihn an.
    "Mach's gut, mein Schatz. Mach der Mama nicht zu viel Kummer, hörst du?"
    "Mmmmam!!!", raunte sie energiegeladen und wedelte mit den Armen. Maris grinste, drückte ihr einen langen Schmatzer auf die zarte Wange und trat einen Schritt zurück.
    "Also dann, wir sehen uns in ein paar Tagen!"

    Sie alle wünschten ihm viel Glück und eine schnelle Rückkehr, bevor er sich von ihnen abwandte und vor den Kleiderschrank schritt. Mit beiden Händen öffnete er dessen Türen.
    "Papa, was machst du denn?", fragte Runa verdutzt.
    "Ich zeige euch ein Kunststück!", entgegnete der Nomade mit einem verschmitzten Lächeln. Den Spaß musste er sich gönnen.
    "Hä?", fragte seine große Tochter und legte die Stirn in Falten, während Sinan aussah, als ob er ahnte, was kam. Aniron schüttelte nur den Kopf, als Maris in den Schrank stieg.
    "Macht's gut, und benehmt euch! Ich sehe alles!"
    Er deutete mit zwei Fingern zwischen seinen Augen und speziell denen Runas hin und her, dann schloss er die Schranktüren. Einen Augenblick später drang ein kurzer, bläulicher Lichtpuls aus den Fugen der Schranktüren hervor.
    Staunend stürzte Runa vor und öffnete den Schrank.
    "Er ist ja weg!", rief sie verdutzt. "Boah! Das ist ja stark!"
    Sinan grinste nur wissend und schwieg. Fianna klatschte in die Hände.

  5. Beiträge anzeigen #85
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Weyland bewegte die Schultern um den Muskelkater zu verjagen, der sich mit langen, spitzen Krallen an ihn festgeklammert hatte. Früher hätte er bei dem Gedanken lauthals gelacht, dass Novizen und Adepten, die Diener von Magiern und Priestern, Schmerzen von zu viel Arbeit haben könnten. Er hätte gesagt, dass Feldarbeit Schmerzen bereitet. Schuften in der Mine, Malochen im Unterholz. Nachdem er nun jedoch schon einige Wochen dem Kreis des Wassers angehörte, würde Weyland jederzeit diese Sichtweise revidieren. Seine Aufgaben waren vielfältig, vor allem nachdem er dem Primus mitgeteilt hatte, dass er einigermaßen handwerklich begabt war. So wurde neben der Hilfe für Meisterin Aniron im Kräutergarten - es galt ihn winterfest zu machen - auch noch Reparaturarbeiten im Haus der Magier. Natürlich gehörte auch das obligatorische Fegen von Kammern und Hallen und Räumen dazu, allgemein dafür zu sorgen, dass Ordnung herrscht.

    Unter der Leitung des Wassermagiers Calamus stöberte Weyland sogar in den Büchern und schuf die Grundlage für kommende Lehren im Umgang mit der Magie sowie eine gewisse Allgemeinbildung, die ihm zuvor abhanden gekommen war. Wieso? Weil er sie zuvor für unwichtig gehalten hatte. Wissen über die Machtverhältnisse, ja. Wissen über alles andere? Wer brauchte sowas schon? Langsam wurde ihm sein Fehler klar. Dass er natürlich wie ein zu großes Kleinkind über den Büchern hockte, mit dem Finger die Zeilen entlang fuhr und viel, gerade die schwersten Worte, laut las.
    Das brachte ihm natürlich den Spott und Hohn jüngerer Novizen ein, was jedoch von Meister Calamus entschieden unterbunden wurde.
    »Es gibt genügend Beispiele in der Geschichte der Magie, dass ungelehrte Männer und Frauen ein besseres Verständnis der Magie entwickelt haben, als all die prädestinierten, hochwohlgeborenen Sprösslinge zusammen. Es geht um Überzeugung und Glaube, nicht um die schulische Vorausbildung!«, die Stimme des Mannes war schneidend gewesen, hatte die staubige Luft in der Bibliothek zerteilt wie ein Säbel, »Darüber hinaus ist der Bursche kräftig genug, euch Narren am Hosenbund zu packen und aus dem Fenster zu werfen! Und jetzt Ruhe in der Bibliothek!«

    Weyland hatte das Ganze ruhig und emotionslos aufgenommen. Früher hätte er sicherlich noch die Knöchel knacken lassen, aber nun nahm er Spott wie Schutz einfach hin. Neutralität war der Kern der Sache. Ausgeglichenheit. Leise lächelnd las er langsam weiter.

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    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Die Gestalt war die eines fülligen Mannes und so schloss Venom auf Colbart als sich aus den dahinter liegenden Schatten noch drei weitere Gestalten lösten. Venom war sofort alarmiert, doch da ihn die anderen genauso gut sehen konnten wie er sie blieb er wo er war und trat nur ein paar Schritte von der Hauswand weg in die Mitte der Gasse.
    Als sie beinahe bei ihm waren nahm Venom seinen Bogen zur Hand, legte jedoch noch keinen Pfeil ein. Colbart kam schlitternd neben ihm zum stehen und hielt sich keuchend die rechte Seite. Seine Verfolger waren einige Schritte entfernt zum Halten gekommen und beäugten nun Venom misstrauisch.
    Einer von ihnen war unscheinbar angezogen und trug eine leichte Rüstung aus Leder und waren mit einem einfachen Knüppel bewaffnet, der zweite trug einen schwarzen Mantel und hielt einen schmalen Degen in der Hand. Der größte Teil von Venoms Aufmerksamkeit galt jedoch der Frau, die ein Stück hinter den zwei anderen zum Stehen gekommen war. Sie war mit einem Speer bewaffnet und war wie ihre Begleiter unauffällig gekleidet. Was Venom jedoch leicht irritierte war das mutwillige Funkeln in ihren Augen, auch schien sie nicht beunruhigt wie die anderen sondern eher amüsiert.
    "Was soll das werden?! Willst du dieses Stück Dreck beschützen?", schnauzte der Typ mit dem Knüppel.
    Venom warf einen schnellen Blick zu Colbart. Ihm schmeckte diese Situation gar nicht, er hatte dem Dieb zwar seine Hilfe in Aussicht gestellt, jedoch hatte er nicht mit einer so raschen Eskalation der Lage gerechnet.
    "Dieses ... Stück Dreck ... arbeitet in einem gewissen Rahmen für mich, also zu einem gewissen Grad steht er unter meinem Schutz, ja.", erwiderte Venom. Er hörte Colbart immer noch keuchen, jedoch keine Widerworte.
    "Hast du überhaupt eine Ahnung warum wir hinter dem Kerl her sind?", fragte der Mann mit dem Degen. Seine Stimme war beinahe ein Flüstern und doch tadellos zu verstehen. Als Venom nicht darauf antwortete lächelte er schmallippig und fuhr beinahe süffisant fort: "Dein Freund hier hat versucht einem recht einflussreichen Händler sein eigen Hab und Gut zu verkaufen. Woraufhin dieser uns ein nettes Angebot gemacht hat ihn zur Strecke zu bringen."
    "Darauf werdet ihr wohl vorerst verzichten müssen.", gab Venom zurück und streifte Colbart mit einem kurzen Blick. "Zuerst krieg ich noch was er mir schuldet."
    Der Mann mit dem Degen machte einen Schritt nach vorne, worauf Venom nur gewartet hatte. Noch bevor der Mann einen zweiten Schritt machen konnte hatte Venom einen Pfeil aus dem Köcher gezogen und schussbereit angelegt.
    Die drei ihm gegenüber verharrten und guckten auf den großen Bogen mit dem schwarz gefiederten Pfeil.
    "Schön, soll er doch erst seine Angelegenheiten mit dem Kerl klären. Uns läuft er schon nicht weg.", sagte die Frau und wirbelte ihren Speer einmal um das Handgelenk und machte langsam kehrt, immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
    Die anderen zwei folgten ihr widerstrebt und warfen Venom noch finstere Blicke zu.

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    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Sobald die anderen außer Sicht waren verstaute Venom Pfeil und Bogen und packte Colbart an seinem Hemd und schleuderte ihn grob gegen die nächste Hauswand.
    "Was zum Henker hast du dir dabei gedacht?", zischte er. "Ich sollte dich ihnen einfach zum Fraß vorwerfen."
    "Nur die Ruhe Mann.", brachte der Dicke mühsam zwischen den Zähnen hervor, er bekam kaum Luft so sehr presste Venom ihn gegen die Wand. "Es war nicht meine Absicht es so weit kommen zu lassen."
    Venom lockerte seinen Griff ein wenig, aber ließ nicht von dem anderen ab.
    "Ich wollte mich eigentlich nur kurz bei dem besagten Händler umsehen um zu kontrollieren ob sie dort sind. Beim letzten Mal haben sie nämlich nur verlangt, dass ich alles zurückgebe und mich nie wieder in der Stadt blicken lasse. Da ich bereits einiges verscherbelt hatte gab mir der Händler etwas Zeit alles zurückzuholen, was ich auch hinbekommen habe. Dich wollte ich nur dabei haben, falls sie es sich anders überlegen und danach sieht es auch aus. Als ich in Sichtweise des Hauses kam stürzten diese drei mir nach."
    Venom brummte immer noch verstimmt, stieß den anderen aber mit einem groben Ruck weg und gab ihn frei.
    "Bevor ich noch irgendwas weiteres unternehme reden wir mal über die Bezahlung."
    Colbart seufzte tief. "Ich hab doch kaum was. Was willst du denn überhaupt?" Er klang wirklich verzweifelt.
    Venom kam eine Idee. "Wir könnten aus dem eben gesagten eine Wahrheit machen."
    Der Dieb schaute ihn verständnislos von der Seite an.
    "Du könntest wirklich für mich arbeiten. Vorerst kostenlos in einem gewissen Rahmen versteht sich." Er machte eine kurze Pause. "Es gibt da ein paar Angelegenheiten in denen deine Fähigkeiten von Nutzen sein könnten."
    Der andere zuckte leicht mit den Schultern. "In Ordnung. Nicht das ich groß eine Wahl hätte, aber in Anbetracht der Umstände klingt das sogar ganz gut."
    "Also schön. Gehen wir erst mal was essen. Jetzt direkt werden wir was dein Problem angeht wohl eh nichts ausrichten können."

  8. Beiträge anzeigen #88
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    Venom ist offline
    Nach einer gründlichen Stärkung im nahen Wirtshaus machten sich Venom und Colbart auf zum Rand der Klippen. Der Dicke war einigermaßen nervös aufgrund des Planes den Venom ausgeheckt hatte.
    "Nur die Ruhe, Freundchen. Das wird schon alles glatt gehen.", sagte Venom in einem leicht arroganten Ton und klopfte dem anderen dabei auf die Schulter.
    "Du hast leicht reden! Es geht ja nicht um deine Haut!"
    Venom grinste breit hinter seinem Tuch. Es stimmte, ihm konnte verhältnismäßig wenig passieren, jedoch war er sich sicher, dass sein Plan aufgehen würde.
    Nachdem sie um einen besonders großen gezackten Felsen getreten waren nickte Venom dem Dieb zu, welches Colbart erwiderte trotz seines leichtem Schweißfilms auf der Stirn.
    Venom trat hinter dem Felsen nach links und machte einige große Schritte zu einem erhöhten Sockel, welcher zwischen den Felsen verborgen war. Von dort beobachtete er wie Colbart dem Weg weiter nach rechts folgte und in der Nähe einer Bank am Ende des Wegs zum Stehen kam, es war eine Art natürlicher Ausguck um das Meer im Blick zu haben. Colbart drehte sich missmutig um die eigene Achse und schien kurz zu erwägen sich auf der Bank niederzulassen, entschied sich dann aber doch noch einige Schritte Richtung Abgrund zu gehen und blickte von dort hinab aufs Meer.
    Venom beobachtete ihn weiterhin und zog dabei die salzige Meeresluft ein so tief er konnte. Das Meer war doch immer noch eine der beeindruckendsten Naturgewalten, dachte er.
    In der Abenddämmerung verschmolz langsam das Grau des Himmels mit dem des Meeres und abgesehen von vereinzelten Schreien der Möwen war nur das Brechen der Wellen an den Felsen zu hören.

  9. Beiträge anzeigen #89
    Veteran Avatar von Venom
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    Es war bereits einige Zeit vergangen und am Rand der Klippe wurde Colbart zunehmend unruhiger. Venom behielt ihn im Auge, aber achtete deutlich mehr auf den schmalen Zuweg auf dem sie auch hergekommen waren. Es war der einzige Zugang zu dem Ausguck.
    Er musste nicht viel länger warten bis sich etwas tat. Er konnte ihm fahlen Mondschein dort ein paar Schatten erkennen, die sich aber scheinbar noch nicht dazu entschließen konnten den Pfad zu betreten, der zu dem kleinen Platz führte an dem Colbart sich aufhielt.
    Venom drückte sich leicht an den nahen Fels und legte einen Pfeil an und versuchte gleichzeitig sich so wenig wie möglich zu bewegen.
    Dann konnte er erkennen wie der Typ mit dem Knüppel von einigen Stunden zuvor sich den Weg hoch schlich und unmittelbar hinter ihm befand sich der Kerl mit dem Degen. Nur die junge Frau konnte Venom nicht entdecken, was ihn einigermaßen nervös machte. Er ließ die anderen beiden jedoch nicht aus den Augen und sobald sie ihm vollständig die Rücken zugewandt hatten ging er in Schussposition.
    Er hatte sich relativ schnell dazu entschieden, dass es nicht möglich war die Männer leben zu lassen. Sie erinnerten ihn zu sehr an Thoronir und dessen Auftreten, diese Typen würden ihn vermutlich nie in Frieden lassen und daher wollte er es lieber jetzt schon beenden.
    Er nahm kurz Maß, zielte auf den breiten Rücken des Knüppelträgers und gerade als er den Pfeil auf den Weg schicken wollte fühlte er etwas spitzes, metallisches hinter seinem linken Ohr.

  10. Beiträge anzeigen #90
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Venom verharrte vollkommen in der Bewegung. Egal was für eine Klinge es auch sein möge, in diesem Winkel auf seinen Kopf gerichtet wäre der Stoß auf jeden Fall tödlich. Er überlegte fieberhaft wie er sich aus der Situation retten könnte als er plötzlich ein leises Flüstern hörte.
    "Na? Worauf wartest du? Du wolltest sie doch erschießen, oder?"
    Venom traute seinen Ohren kaum. Es war die Begleiterin der zwei auf die er gerade angelegt hatte und er hörte wie zuvor einen leicht amüsierten Ton in ihrer Stimme. Spielte sie mit ihm? Was sollte das? Was gab es für sie hier zu gewinnen?
    Da Venom auf keine dieser Fragen eine Antwort einfiel, er keinen Plan ersonnen hatte und vor allem da die Klinge sich nicht weiter bewegt hatte, nahm er wieder Maß mit dem Bogen und feuerte.
    Der Mann mit der Keule fiel wie ein Baum, von hinten ins Herz getroffen und nur noch ein paar Schritte von Colbart entfernt.
    Durch die Bewegung war Venom der Klinge über seiner Schulter entkommen und war sich nun unsicher auf wen er als nächstes anlegen sollte, auf den verbliebenen Finstermann vor Colbart oder auf die Frau hinter ihm.
    Bevor er sich entscheiden konnte wirbelte der Mann vor ihm herum, aufgeschreckt durch seinen gestürzten Begleiter und dem Pfeil der aus dessen Rücken ragte. Mit einem Blick begriff dieser die Lage und wich zum Aufgang der Klippen zurück.
    "Verräterin!", rief er noch der jungen Frau zu während er mit hastigen Schritten sich entfernte.
    "Los! Schieß doch!", schrie die Frau. Doch Venom hatte zwischen sich und sie einige Schritte gebracht und einen Pfeil angelegt, zielte jedoch nicht unmittelbar auf sie.
    "Was spielst du hier?"
    Aus dem Augenwinkel erahnte er wie Colbart neben ihn trat.
    "Was zum Geier", brachte er verwirrt hervor.
    "Ich dachte du kannst mit dem Bogen umgehen und wolltest die beiden erledigen.", warf ihm die Frau erneut vor. Sie machte einige Schritte zur Seite, sodass sie wieder auf dem eigentlichen Weg stand während sie ihren Speer einmal um das Handgelenk wirbelte. Venom erkannte die Waffe als die, welche noch kurz zuvor sein Leben bedroht hatte.
    "Das mag so sein, aber ich schätze es nicht mit einem Speer im Nacken zu arbeiten."
    Sie lachte laut auf und da war es wieder, dieses mutwillige Funkeln in ihren Augen.
    "Naja, es wird sich bestimmt nochmal eine Gelegenheit dazu bieten."
    Sie späte dem geflüchteten nach. Jedoch war in der Dunkelheit nichts mehr zu erkennen.
    "Er wird garantiert die Wachen auf uns hetzen.", murmelte sie.
    Venom warf einen Blick auf den Leichnam und deutete Colbart diesen fortzuschaffen.
    "Was heißt hier auf uns? Seid wann gibt es ein 'uns'?"
    "Ach, sei doch nicht so nachtragend. Wenn ich dich hätte töten wollen wärst du doch schon längst tot. Machen wir uns lieber Gedanken wie wir unbemerkt aus der Stadt verschwinden können."
    Colbart hatte die Leiche die Klippen hinab ins Meer gestoßen und kam nun zurück an Venoms Seite und reichte ihm den Pfeil.
    "Ich bin ihrer Meinung, machen wir das wir hier wegkommen. Die Wachen werden uns garantiert nicht lange zuhören, sondern uns eher ungefragt wegsperren."
    Venom zögerte noch kurz, doch als er einen Blick den Pfad hinab warf erahnte er einen leichten Fackelschein.
    "Na gut. Hauen wir ab. Aber darüber reden wir noch."
    Er deutet der Frau vorzugehen, was sie mit einem Grinsen ohne weitere Wort tat. Venom schüttelte leicht den Kopf und folgte ihr in die Nacht.

  11. Beiträge anzeigen #91
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Sie waren den Wachen knapp entkommen und befanden sich nun außerhalb der Stadtmauern. Am Rande des Getreidehofes hatten sie hinter ein paar Bäumen ein provisorisches Lager aufgeschlagen.
    Die anderen beiden schliefen während Venom die erste Nachtwache übernahm, zumindest glaubte er dass sie schliefen. Ihm war dies nicht begreiflich. Wie konnte man nur so vertrauensselig sein. Sie kannten sich doch kaum und doch hatten die beiden anscheinend keine Probleme damit. Von der Frau, die sich ihnen auf so eigenartige Weise angeschlossen hatte, wusste er nicht einmal den Namen. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht, dachte Venom oder sie war einfach nur verrückt.
    Mit der Linken tastete Venom nach einem weiteren Holzscheit um ihn auf die Flammen zu legen.
    Der Hof hinter ihnen war immer noch nicht wieder im Betrieb wie es aussah, hier waren überall noch Zeichen des vergangenen Kampfes erkennbar.
    Während Venom in die Glut blickte überlegte er, wo sie nun hin sollten. Durch die vergangenen Ereignisse war alles ziemlich durcheinander geraten.

  12. Beiträge anzeigen #92
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    In Stewarks engen Straßen herrschte das bunte Treiben einer Stadt, die eine Belagerung überstanden hatte. Stadtwachen, die vormals an der Seite von Rittern gestanden hatten, trainierten nun mit ihren argaanischen Brüdern vom Silbersee und Setarrif, maßen sich in Übungskämpfen mit den Schülern der Akademie, die hier wieder Fuß gefasst hatte und ein lohnendes Ziel für junge Männer und Frauen aus dem Umland darstellte. Die berühmten Kämpfer und Klingenmeister der Akademie bildeten in Stewark eine neue Generation von Kriegern aus. Die Schäden, die bei der Einnahme der Stadt verursacht worden waren, waren nun schon lange verschwunden und Stewarks ohnehin alte Fassade hatte einige neue, ausgebesserte Stellen bekommen. Wahrlich ein Ort, dessen bloßer Anblick von einer langen Geschichte sprach. Der Handel und das Handwerk florierten wie schon lange nicht mehr. Holz aus den Wäldern wurde verarbeitet, auf dem Marktplatz fand man von Wild über Fisch alles, was das hungrige Herz begehrte. Auch einige Spezialitäten und Kuriositäten von Korshaan und Torgaan fand man hier, seltsame Früchte aus dem Dschungel oder bedenklich riechende Schnäpse aus dem Brennereien der Hafenstadt Sendar, dem Herzstück des geheimnisvollen Korshaans. Aber auch Waffen und Rüstungen fand man, ebenso wie allerlei andere Waren.
    »Dafür steht unser Königreich«, hatte Denver Weyland einmal Stolz mitgeteilt, »Für so viele unterschiedliche Dinge, die sich aber einem Ziel verpflichten. Und das Festland? Dort werden die Unterschiede zerstampft und eine einheitliche, ordentliche Masse gebildet. Farblos und leblos.«
    Und ja, auch in diesem Punkt hatte Denver recht. Hier fand man Menschen aus allen Ländern. Gedrungene Khoriner, exzentrische Varanter, grimmige Nordmarer, adrette Myrtaner, stolze Argaaner, barbarische Torgaaner und den einen oder anderen blassen Korshaaner. Das Königreich Argaan, Ethorns Reich in Stewark ... ein Schmelztiegel der Menschen. In der Mitte der Stadt, auf der höchsten Ebene und über mehrere breite Treppen zu erreichen, befand sich die hohe Zitadelle des Königs. Einst das Anwesen des Barons, war es nun ein wehrhafter Königspalast. Klein aber gut zu verteidigen. Man munkelte in den Straßen der Stadt, dass Ethorn schnellstmöglich dafür gesorgt hatte, dass aus dem hohen Bau ein militärischer Komplex wurde. In den am Höchsten gelegenen Räumen waren die Gemächer des Königs und seines Gefolges, darunter direkt die Räume der Schwerter Ethorns, wie es sich für die Königsgarde gehörte, die sie darstellten. Wer immer dem König würde schaden wollen, müsste sich erst einmal an der Elite vorbeikämpfen müssen.
    Unweit vom Palast erhob das zweithöchste Gebäude der Stadt, das Haus der Magier. Viele Diener Adanos' waren zwar der Meinung, dass das Haus in keinster Weise mit dem alten Haus der Magier oder dem Tempelviertel von Setarrif zu vergleichen war, doch hatte man aus dem, was das Leben einem gab, das Beste gemacht. So wie die Akademie in der Kaserne der Stadt die kriegerischen Jünglinge anzog, hatte das Haus der Wassermagier eine gewisse Anziehungskraft auf die magiebegabten, ruhigen Leute des Umlandes. In den Reihen der Novizen fand man also immer wieder mehrere Gruppen jüngerer Leute, Mädchen wie Jungen, die den alten und jüngeren Magiern lauschten. Der 'Alten Garde', die schon im Kreis des Wassers gedient hatten, als dieser noch in Setarrif residiert hatte, wie auch den 'Jungspunden', die erst am Silbersee dazu gestoßen waren, sich aber ebenso dafür qualifiziert hatten, im Kreis zu dienen.
    Ja, Stewark hatte sich gewandelt. Während die Exil-Setarrifer nie wirklich mit der Silberseeburg warm geworden waren, bot ihnen die Stadt an der Südwestküste Argaans nun die Möglichkeit, für ein neues Zuhause zu kämpfen, einen Ort, der diesen Namen auch wert war. Und Weyland würde dies ebenso tun. Nie im Leben hätte er gedacht, einmal als Novize des Wassers für vollkommen fremde Menschen in einer völlig fremden Stadt zu kämpfen.
    Aber er würde es tun. Und so vielleicht das Blut, das er an den Händen hatte, abzuwaschen und seine innere Waagschale wieder auszurichten.
    So Adanos will.

  13. Beiträge anzeigen #93
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Haus der Magier

    »Guten Abend, Weyland, warst du wieder beim Unterricht?«, fragte Denver zu später Stunde, als sich der Novize zu dem Magier gesellte und eine kleine Schale kalten Eintopf und einen Kanten Brot sowie einen Becher Wein dazu stellte. Der ältere Mann nickte, setzte sich und begann langsam zu essen, trank immer wieder einen kleinen Schluck aus dem Becher und war nach kurzer Zeit fertig mit dem spätabendlichen Mahl.
    »Ja«, bestätigte der Novize ohne Scham, »Ich war wieder beim Unterricht. Ich lerne im Kreise jener, die wie ich zum einfachen Volk gehören, wohl einfach besser als umgeben von hochnäsigen Bürschchen.«
    Der Wassermagier nickte wissend. »Hochmut wird nur schwerlich ausgetrieben, Bruder. Wisse, dass die anderen Magier durchaus sehen, mit welcher Entschlossenheit du dich um deine Ausbildung bemühst. In deinem Alter - entschuldige - das richtige Lesen und Schreiben zu lernen, ist eine Herausforderung. Neben deinen anderen Unterrichten und Ausbildungen. Die Kräuter- und Landeskunde, Geschichte, Mathematik, Philosophie ...«
    »Hör' mir damit auf, Denver! Der Gelehrte, der diese ... Plaudereien leitet, will uns doch tatsächlich klar machen, dass der ganze letzte Orkkrieg das Produkt eines politischen ... naja ... Vergleichs der Geschlechtsteile gewesen wäre. Völlig verrückt!«
    »Seltsame Theorie, aber nun. Ich jedenfalls bin stolz auf dich und freue mich über deine Fortschritte.«, erklärte der Magier, hob seinen Becher und stieß mit dem Novizen an.
    »Ich habe übrigens mit Meister Calamus gesprochen, Wey«, fuhr er dann fort, »Wir sollen alsbald Richtung Silberseeburg aufbrechen und das dortige Archiv durchstöbern und eine Abhandlung über die runengebundene Magie suchen. Er braucht es wohl für irgendwelche Forschungen. Darüber hinaus auch einige andere, äh, unwichtigere Schriften.«
    Der Novize klatschte in die Hände. »Nun denn, Denver, dann brechen wir morgen auf. Früh.«
    Denver seufzte. »Wirklich? Bei Adanos, ehemalige Soldaten sind wohl absolute Frühaufsteher. Ihr gönnt niemandem auch nur ein bisschen Schlaf!«

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier - Kräuterkammer

    "Dorthin, bitte", sagte Aniron und deutete den zwei Adepten, wo sie das Gefäß mit dem Alkohol hinstellen sollten. Die beiden taten, wie ihnen gehießen und verließen die Kammer, in der sich die Wehmutter mit Sinan und ihrer jüngsten Tochter befand. Runa indessen war in der Küche der Magier und half dort. Die Kammer war ein kleiner Raum, aber gerade richtig für seinen Zweck: das Trocknen, Aufbewahren und Verarbeiten der geernteten Pflanzen aus dem Kräutergarten. Das Geschenk der Druiden - die blaue Königin - hatte ihre volle Kraft entfaltet und die Pflanzen wuchsen trotz rauem Klima in üppiger Fülle. Aniron konnte fast täglich Pflanzen zum Trocknen in die Kammer bringen oder gleich frisch verarbeiten. Das hatte sich herum gesprochen bei den Bürgern, die nun ihrerseits zu den Magiern kamen, um Heilung ihrer alltäglichen Gebrechen zu erfahren.
    Nun stand ihnen also endlich wieder einer Unmenge an Kräutern zur Verfügung und Aniron hatte eine hervorragende Idee, was sie damit anfangen würde: Schnaps. In Al Shedim und in Setarrif hatte sie einen Kräuterschnaps namens Jägermeister gebraut, der vor allem bei den Nordmännern gut angekommen war, und nun hoffte sie, dass sie wieder ein ähnliches Ergebnis erzeugen konnte. Sie hatte einem Händler aus Thorniara Alkohol abgekauft, anstatt den Alkohol selbst durch die Gärung entstehen zu lassen. Damit würde es schneller gehen und sie konnte erst einmal ein wenig experimentieren. Trinkfreudige Koster würde sie sicher finden.

    Während Fianna sich an einem Korb festklammerte und die getrockneten Pflanzen darin - Adanoskraut - mit größter Geschäftigkeit ausräumte, suchte Aniron zusammen mit ihrem Sohn die Kräuter für den Schnaps heraus.
    "Wir müssen Pflanzen nehmen, die nicht zu bitter oder nach Medizin schmecken, nur ein bisschen. Natürlich sollten sie auch gegen viele Wehwehchen helfen, obwohl davon nicht viel übrig bleiben wird", sprach sie zu ihrem Sohn. "Was würdest du nehmen?"
    Sinan überlegte einen Augenblick: "Natürlich Adanoskraut!"
    Aniron nickte und nahm ein paar der frischen Pflanzen von einem Haufen neben ihnen: "Das ist einen Versuch wert, weiter."
    Sinan schaute sich in der Kammer um: "Hmmm... Salbei?"
    "Ja, genau. Aber davon nur ein wenig, denn es hat einen zu starken Eigengeschmack", erklärte Aniron.
    "Aber es ist gut bei Entzündungen im Mund", sprach Sinan.
    "Richtig, zusammen mit dem Alkohol reinigt es den Mund. Was fällt dir noch ein?"
    "Was ist mit Brennnessel?", fragte der Junge.
    Aniron schüttelte den Kopf: "Macht den Schnaps leider ungenießbar. Dafür nehmen wir Goldrute, die bei -"
    "- Nierenerkrankungen hilft!"
    Aniron lächelte. Sinan war absolut in seinem Element.
    Ein "Da?!" ertönte hinter ihnen. Sie drehten sich zu Fianna um, die den Korb mit dem Adanoskraut komplett geleert hatte. Sinan sprang seiner kleinen Schwester augenblicklich zur Seite und räumte den Korb wieder ein, damit sie von vorn beginnen konnte. Als er wieder neben Aniron stand, sagte er sofort: "Was ist mit Schafgarbe? Die hilft doch auch gegen alles mögliche."
    "Deswegen ist sie auch mit drin, jawohl. Als letztes nehmen wir schließlich noch Hirtentäschel-"
    "-Was gar kein Unkraut ist, wie viele Leute oft denken", ergänzte Sinan. "Dabei ist sie besonders für Frauen gut."
    "Sehr gut, mein kleiner Heiler. Die nehmen wir jetzt und geben sie in das Tongefäß hier, dazu dann den Alkohol und dann lassen wir das Ganze ein paar Tage ziehen. Dann werden wir den Schnaps jemanden zum Kosten geben. Und dass ihr mir ja nicht von dem Alkohol kostet, das ist das reinste Gift", sprach Aniron ernst.
    Sinan nickte.
    "Da!", machte Fianna wieder und Sinan bückte sich erneut, um ihr zu helfen. Ein herzerwärmendes Bild.
    Aniron seufzte innerlich: Hoffentlich war Maris bald wieder da. Fianna wuchs so schnell und war irgendwie schon gar kein Säugling mehr.

  15. Beiträge anzeigen #95
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Redsonja war müde, als sie Stewark erreichten, die Haare hingen ihr in fettigen Strähnen ins Gesicht. Ihre Begleiter - Madlen und Adson - sahen nicht besser aus. Es war ein langer Marsch gewesen, Adson hatte unermüdlich trainiert und Madlen und Redsonja oft bis in die tiefe Nacht hinein Gedanken ausgetauscht. Es war aufwühlend, aber auch erholsam gewesen.
    "Wer seid ihr?"
    Wollten die Wachen wissen. Sie waren nicht unfreundlich, aber auch nicht sondelrich freundlich. Redsonja wollte sich eben vorstellen, als eine ältere Wache kam.
    "Sie war bei der Schlacht um Setarrif dabei. Das ist Redsonja und auch die anderen zwei kenne ich. Willkommen im neuen Zuhause."
    Sprach er und die rothaarige Kriegerin war sich nicht sicher, ob er nun scherzte oder es ernst meinte. Aber sie passierten auf jeden Fall.
    "Wo ist denn die Sturzkampfmöwe hier?"
    Wollte Redsonja natürlich wissen. Aber sie war nicht nach Stewark umgezogen. Hatte Sarpedon sich abgesetzt? Sie würde bei Gelegenheit nachfragen müssen, doch hatte sie erstmals Hunger und gabs sich entsprechend auch mit Ingors Klippenschenke zufrieden. In die Richtung gingen die drei auch direkt, doch Madlen trat dann doch nicht mit den anderen in die Wirtsstube, sondern hatte noch etwas zu erledigen.

    Nach einiger Zeit sass Redsonja vor einem Eintopf, ein Bier in der Hand und fragte, zwischen zwei Schluck von dem gepanschten Gebräu.
    "Adson, wie geht es eigentlich für dich weiter? Kommst du mit uns nach Gorthar?"

  16. Beiträge anzeigen #96
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Sie hatten Stewark nah langer Wanderung erreicht. Es war anstrengend gewesen und hatte die Gruppe viel Nerven gekostet. Als sie schlussendlich eine Wirtsstube erreicht hatten, verabschiedete sich die junge Frau vorerst von den anderen. „Wir sehen uns bald wieder. Doch rasten kann ich noch nicht, dringende Geschäfte erwarten mich. Auf bald!“ Und damit ging sie in Richtung der Zitadelle. An einem Wasserfass wusch sie sich ihr Gesicht und versuchte ihre Haare einigermaßen zu ordnen. Es war an der Zeit endlich ihren Auftrag zu erledigen. Sie wusste nicht, wer mittlerweile das Sagen hatte, aber es spielte auch keine Rolle. Sie würde sich an eine der Wachen wenden und um Einlass bitten. Sollte ihr dies nicht gelingen, so musste sie eben einen anderen Weg finden. Ihr Pferd war am Stadttor untergebracht, so musste sie es nicht durch die engen Gassen führen. Sie führte also den Echsenkopf nicht mit sich, konnte ihn allerdings bei Zeiten ohne Probleme holen. Und das war auch nötig. Das Teil stank nun doch etwas, auch wenn sie versuchte hatte, dagegen vorzugehen.

    Die Fürstin genoss den Weg zur Zitadelle. Sie verehrte die Natur, aber sie war zu lange mit der gleichen Gesellschaft gereist. Auch wenn sie jederzeit alles für Sonja tun würde, so tat es gut, wieder mit anderen Leuten ins Gespräch kommen zu können. Und so dauerte der Weg länger als gedacht. Sie unterhielt sich mit anderen Bewohnern der Stadt, versuchte neueste Informationen über den aktuellen politischen Stand der Insel zu bekommen oder führte einfach nur eine nette Plauderei über den neuesten Klatsch. Kurz, sie konnte sich erholen und musste nicht ständig über die eigene Schulter sehen.

  17. Beiträge anzeigen #97
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Adson schlürfte langsam ein paar Schlucke der Eintopfbrühe die vor ihm stand. Sie roch Kräutern, die in der umliegenden Baronie wuchsen und hinterließ wohlige Wärme im Bauch des Narbigen. "Ich war noch nie in Gorthar.", sagte er schließlich mit leiser Stimme und fischte ein Fleischstück aus seiner Schüssel, welches er anschließend verschlang. Es war weich gekocht und trotzdem faserig und hinterließ ein ziehendes Gefühl in den Zähnen. Schnell griff er nach einem Stück Brot und nahm einen Bissen. Die knusprige Kruste schmeckte herb und krachte zwischen den Zähnen. "Wie ist es da? Ich hörte, es ist ein graues Land. Finstere Berge und Gestein füllen die Landschaft, Drachen und Lindwürmer hausen in der Einöde. Und grimmige Fürsten schlagen sich gegenseitig den Schädel ein."

    Der narbige Krieger machte eine Pause und zeichnete mit dem Finger die Male der hölzernen Tischplatte nach. "Nicht gerade die beste Vorstellung, oder? Aber mich hält hier nichts und ich will mehr lernen. Ich begleite euch." Adson lehnte sich zurück und trank einen Schluck. Langsam ließ er das Gebräu die Kehle hinunter fließen. "Ich muss mich vorher noch ausrüsten. Ich brauche einen neuen Bogen und etwas Salz für unterwegs und noch ein paar Kleinigkeiten." Adson schloss die Augen und atmete tief durch. "Und etwas Schlaf würde mir auch gut tun." Er gähnte, doch plötzlich beugte er sich ruckartig wieder zum Tisch und sah Redsonja aus zusammengekniffenen Augen an. "Was ist es eigentlich, was Madlen treibt?", fragte er mit gedämpfter Stimme. "Ich kannte sie, glaub ich, von früher schon. Doch sie ist wie verwandelt, wie verzaubert. Was weißt du darüber?"

  18. Beiträge anzeigen #98
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Ein kräftiger Wind zog durch die steinigen Gassen der dunklen Stadt und ließ die Wellen des Meeres rauschend gegen die felsige Küste laufen. Adson vernahm die Stimme des Meeres durch das schmale Fenster und spürte den kühlen Luftzug, der den salzigen Geschmack des Meeres mit sich trug. Die Öllampe, die an einem der Balken aufgehängt war, schaukelte leicht und tauchte die kleine Werkstadt in unruhiges Licht. Adson ließ sich davon nicht beirren und schnitt Span um Span von dem filigraner werdenden Holz vor sich. Prüfend maßer die Dicke des Holzes und folgte der Maserung mit dem Finger.
    Knarzend öffnete sich die Tür und der alte Bogner trat ein. Adson warf ihm einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. "Na, wie geht's voran?", brummte der Alte zufrieden und paffte die kurze Pfeife. "Gut schaut's aus. Hier noch ein bisschen, hier nicht mehr. Sonst bricht der Bogen bei der ersten echten Spannung.", sagte der Alte, nachdem er Adsons Werk mit geübtem Blick geprüft hatte. "Du hast Geschick, hast wirklich Geschick.", brummte der Alte und setze sich gemütlich auf die Ecke der Werkbank. "Hast wohl doch nicht geflunkert, als du sagtest du seist Tischler." "Gewesen.", ergänzte Adson knapp und legte das Werkstück zur Seite. Seine Reise war ins Stocken geraten und so hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, um die Wartezeit sinnvoll zu füllen. Bei einem alten Bogner hatte er einen guten Platz gefunden und zunächst Besorgungen und Botengänge erledigt und sich um grobe Arbeiten und das Fertigen der Pfeile gekümmert. Nach und nach führte in der Alte nun in die Kunst des Bogenbauens ein und schien durchaus Freunde an der Gesellschaft des Narbigen gefunden zu haben. "Du machst dich, Junge.", brummte der Alte nun und lächelte warm. "Weißt du denn mittlerweile, wie lange du noch in Stewark bleibst?" "Nein. Ich warte auf das Signal meiner Gefährten. Dann ziehe ich weiter." "Hmm", brummte der Alte und stieß eine mächtige Rauchwolke aus. "Ein rastloses Leben. Bleib doch hier, such dir ein Weib und führ ein gutes Leben. Wenn ich dich so ansehe, dann hast du genug Abenteuer für ein Menschenleben überstanden." Adson erwiderte nichts, sondern blickte stumm durch das bärtige Gesicht des Bogners hindurch. Vor seinem inneren Auge blitzten Bilder von Kämpfen auf, von Bestien und Waffen, von Zaubern, von Goblins und von Orks. Adson schloss die Augen und schüttelte sich unwillkürlich. "Ich werde morgen weiter arbeiten.", sagte er leise. "Habt eine gute Nacht."

    Ohne ein weiteres Wort verließ er die Werkstatt, während der Alte ihm kopfschüttelnd nachblickte. Mit schnellen, leisen Schritten ging er durch die leeren Gassen und suchte sich einen ruhigen Platz. Das Rauschen des Meeres war hier lauter und die Luft frischer. Adson sog die Eindrücke der Nacht einen Moment in sich auf, dann zog er das Schwert und nahm es bedächtig in die linke Hand. Mit langsamen Schwüngen begann das allabendliche Ritual, welches seinen Schwüngen Sicherheit und Gewandtheit bringen und erhalten sollte. Bei den ersten Schlägen klangen die Worte des Alten noch in Adsons Kopf, doch je schneller die Klinge des Narbigen wirbelte, desto leiser wurde die Stimme des Bogners und desto klarer zeichnete sich eine harte, graue Landschaft in Adsons Gedanken ab. Das ihm unbekannte Land Gorthar, welches im seine Begleiterinnen als nächstes Ziel genannt hatten.

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    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Wombel ist offline
    Träge stapfte der große Mann mit seinem weißen Stab und dem großen Rucksack durch das Stadttor von Stewark.
    Er hatte seine geliebte Tarja für ein paar Tage besucht und mit ihr eine schöne Zeit auf dem Waldbauernhof erlebt. Doch nun war es leider wieder Zeit in Stewark der Arbeit nachzukommen. Nahe des Hauses von Händler Elgan gab es einen kleinen Reparaturauftrag an einem Dach zu erledigen. Ein Mann namens Reldt hatte ihn angeschrieben und ihm den Auftrag erläutert. Nun war er also hier um die Baustelle in Augenschein zu nehmen.
    Schon aus der Ferne sah er ein ziemlich notdürftiges und wackeliges Gerüst auf dem zwei Männer in abenteuerlicher Manier ungeschickt Werkzeuge und Gebälk auf ein Dach hinauf hantierten. Da Wombel dieser provisorischen Konstruktion keine sonderlich lange Lebensdauer zugestehen wollte blieb er in einigem Abstand davor stehen und rief nach oben:
    „Heda. Ist einer von euch Meister Reldt?“
    Die beiden drehten sich auf dem ächzenden Gestell um und einer der beiden wollte eben antworten, als mit einem ordentlichem Geschepper das Gebilde krachend in sich zusammen viel. Der ältere der beiden Männer rappelte sich einen Augenblick später mühsam aus den Brettern heraus auf und antwortete mit schmerzverzerrtem Gesicht:
    „Ja … aua. Ja. Ich bin das.“
    Reldt rieb sich mit der rechten Hand den linken Ellbogen und nickte in Richtung des Jüngeren.
    „Und das ist Nipa, mein Sohn.“
    Nachdem die beiden sich den Staub aus den Kleidern geklopft hatten und augenscheinlich ihre schlimmsten Schmerzen abgeebbt waren, sah man sich gemeinsam die Baustelle an. An sich war das Ganze keine große Sache, ein paar Bretter und Schindeln, dann sollte das Dach wieder dicht und der Schaden behoben sein. Wombel rechnete rasch die Material,- und Zeitkosten durch und nannte Reldt seinen Preis.
    „Wir helfen euch, Zimmermeister Wombel, dann wird es günstiger.“ Entgegnete Reldt und Nipa, sein Sohn nickte eifrig und pflichtete seinem Vater bei.
    „Jouh. Höhö. Hölfen. Höhö.“
    Dass die Beiden keine Leuchten,- und schon gar keine Hilfe waren konnte ein Blinder mitsamt Krückstock auf Meilen sehen und so wollte Wombel diesem Vorhaben erst gar nicht zustimmen. Da sich die beiden aber keinesfalls umstimmen lassen wollten, sagte er dem Vorhaben resignierend zu. Sicherheitshalber hatte er den Preis für die Reparatur aber noch einmal ordentlich angehoben.

    Zunächst wurde also das Gerüst wieder aufgestellt.
    Nipa stellte mit Schwung den rechen Fuß der unteren Leiter auf den großen Zehen seines Vaters, der den Rest des Tages nur noch humpelnd auf der Baustelle zu sehen war. Anschließend verband er die Stege mit Seilen und klopfte beim Abschreiten der Planken immer wieder mit seinem Kopf die erforderliche Höhe zur zweiten Etage ab. Unterdessen bearbeitete sein Vater mit dem Holzhammer abwechselnd sowohl die Unterlegkeile als auch seine Finger.

    „Höhö. Was kann ich jetzt machen?“ Fragte Nipa begierig, freudestrahlend und mit ordentlich Sägemehl bestäubt.
    Wombel kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
    „… warte mal. Hier … ein Goldstück. Geh bitte rüber zu Igors Taverne und hol mal etwas zu trinken. Ich …“
    Strahlend stürmte Nipa wie vom Gyrger gebissen los und Wombel stand alleine, leise vor sich hin stammelnd:
    „.. ein … Bier. Hätte ich gerne.“
    Reldt winkte mit seiner notdürftig verbundenen linken Hand und rief freudestrahlend vom Gerüst oben runter:
    „Jahaaaa. Mein Sohn! Ein tüchtiger Bursche. Nicht wahr?“
    Wombel blickte resignierend in seine breiten Handflächen.

    Nachdem Nipa den geholten Krug Wasser wieder zu Igors Taverne zurück gebracht,- und wieder mit dem – fast – bestellten Bier auf der Baustelle erschienen war, machte man eine kurze Pause. Wombel trank sein Bier, während die beiden anderen sich am Wassertrog wuschen und die Blessuren verbanden. Dann wurde die Leiter auf das Dach hinauf fixiert und festgebunden. Als Nipa die zwei eingeschnürten Daumen seines Vaters wieder aus dem Halteseil ausgewickelt hatte, zog Wombel frustriert die Knoten nochmal nach und stieg dann hoch aufs Dach.

    Anschließend nahm der Zimmermann an den auszubessernden Stellen am Dach Maß und gab dieses nach unten durch. Nipa sägte die Bretter entsprechend ab und reichte sie zu Wombel hoch. Als Wombel die Bretter an den Stellen einpassen wollte, reichte er die zu kurz gesägten Bretter wieder nach unten an Reldt weiter, der die Bretter dann in einen Schuppen mit Brennholz einlagerte.

    Zwei Stunden, vier Bierpausen und einige ruinierte Wombelnerven später war das Werk dann aber endlich vollbracht.
    „Innos sei Dank.“ Brummte Wombel erleichtert und säckelte kopfschüttelnd sein hart verdientes Gold ein.
    „Braucht ihr vielleicht einen Lehrgesellen, Meister Wombel?“ Fragte Reldt, mit einem nassen Tuch eine große Beule am Kopf tupfend.
    „… mein Sohn hat beim Schmied schon einmal zur Probe gearbeitet, aber der Schmied…“
    „Lasst gut sein, Reldt. Ich komme gut allein zurecht. Besten Dank für den Auftrag und Innos zum Gruße.“ Unterbrach ihn Wombel rasch und trottete davon.
    „Wäre ich doch nur bei Tarja geblieben …“ Sprach er missgelaunt vor sich hin.

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Aniron ist gerade online
    Ein rauer Wind wehte von der Küste her über Stewark und die Ländereien, die vor den Stadttoren lagen. Der Winter kündigte sich langsam aber sicher an. Noch lag der Sommer in seinen letzten Zügen, die Sonne wärmte noch, wenn sie durch die Wolken brach und die Natur kleidete sich in den strahlenden Farben des Herbstes.
    Endlich, ja endlich war Maris wieder da. Aniron hatte das Gefühl, dass ganz gleich, wie lange er weg war, ob eine Woche oder ein Jahr, es immer länger wurde. Aber wenigstens hatte er gute Nachrichten aus dem Süden der Insel mitgebracht: es war ihm, Ornlu und anderen Druiden gelungen, Suzuran wieder ins Bewusstsein zurückzuholen. Doch zu welchem Preis fragte Aniron sich jedes Mal, wenn sie Maris' trübes Auge sah. Im Gegensatz zu ihren Kindern jagte es ihr schon etwas Angst ein. Runa war zutiefst beeindruckt davon und Sinan fand es aus irgendeinem seltsamen Grund sehr faszinierend, ihre Mutter aber war hin- und hergerissen. Einerseits machte sie Maris Vorwürfe, dass er sich in Gefahr begeben hatte. Er hatte sicherlich nicht nur sein Augenlicht sondern sein ganzes Lebens aufs Spiel gesetzt. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass das kranke Auge das geringere Übel aller schlimmen Auskommen gewesen war. Als Vater von drei Kindern! Aber gerade, wenn sie sich so richtig aufregte, kam der andere Teil ihres Gewissens ins Spiel. Sie alle hatten Verpflichtungen in dieser Welt, einen Platz in der Gemeinschaft und in der Sphäre Adanos' und sie hatten ihre Aufgaben zu erfüllen.

    Aniron seufzte. Sie blickte nach vorn und sah ihre Familie. Maris und die Zwillinge liefen vor ihr und zogen einen Handkarren. Sie waren allesamt bei einem Bauern gewesen, bei dem Aniron ihren Kräuterschnaps gegen Honig und Bienenwachs getauscht hatte. Nun transportierten sie die Ware zurück in die Stadt und waren schon auf der Brücke. Fianna war bei Aniron im Tragetuch und schlief. Eigentlich war sie nun zu groß dafür, da sie selbst längst lief und die Welt auf ihren eigenen Füßen erkunden wollte, aber der Ausflug hatte sie so geschafft, dass sie nun dankbar bei Mama schlief.
    "He", unterbrach Runa Anirons Grübeleien, "das ist doch Wombel da vorne?!"
    Sie alle blickten auf eine Gestalt, die ihnen aus der Stadt entgegenkam. Tatsächlich, das war der Zimmermann! Sofort liefen ihm die Kinder entgegen.
    "Muss ich den Karren jetzt etwa alleine ziehen?", rief Maris entrüstet. Aniron schloss zu ihm auf.
    "Kinder", brummte er, "geben einem ja so viel zurück."

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