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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline

    Stewark #1

    Stewark ist Gefallen!
    Ein Bündniss zwischen König Ethorn und dem Vasallenbaron Renwick öffnete den Heeren des Königreich Argaans Tür und Tor zur als fast uneinnehmbar geltenden Trutzburg Stewark, die über den gleichnamigen Ländereien thront. Die Garnison der Myrtaner verbrannte auf ihrem Rückzug die Zitadelle, doch die Einnahme der Festung konnten die mutigen Verteidiger angesichts des Verrats der Stadtwachen nicht verhindern. Die Fliehenden werden von Ethorns Stoßtrupps verfolgt, während der König selbst sich darauf vorbereitet, seine Residenz in die Festung zu verlegen. Von hier aus werden seine Getreuen den Widerstand gegen die fremdländischen Besatzer wieder aufnehmen...

    Sollange die Stadt noch nicht vollständig gesichert ist, oder der König die Einnahme verkündet hat, gilt innerhalb der Mauern das Kriegsrecht! Widerstand gegen die neuen Herren wird aufs schärfste bestraft. Zwar scheinen die meisten stewarker Bürger die Männer Ethorns als Befreier willkommen zu heißen, dennoch sind die Soldaten auf der Hut, um Rebellen oder Plünderer ausfindig zu machen, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten können. Die Lage ist als angespannt zu betrachten, zumal die Sorge vor einem Vergeltungsschlag der Myrtaner allgegenwärtig ist.

    Die Stadt Stewark: Karte
    Das Stewarker Land: Karte

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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    In den Gassen nordwestlich der Zitadelle, Festungsstadt Stewark

    Auf der Westseite der Festungsstadt kamen die Masten der Santorija in Sicht, als Yared und Zarah die Zitadelle über die rückwärtige Freitreppe verließen. Die weißen Segel schienen im fahlen Mondlicht weiß zu leuchten, während sich dahinter am Horizont eine dichte Wolkenbank abzeichnete.
    Sie bogen nach rechts ab und folgten mehrere Treppen hinunter zu dem abseits gelegenen Gebäude an der Nordwestecke, dass Jarvo einst für das Beutekommando des Waldvolkes als Unterschlupf und Verladestelle ausgesucht hatte.
    Auf halbem Weg kamen ihnen von unten aus dem Haus gut ein dutzend verängstigte Menschen entgegen, die aber Richtung Nordosten auswichen, sobald sie der Bewaffneten gewahr wurden, die ihnen aus Süden entgegenkamen.
    Hinter Yared und Zarah ertönte das zahlreiche Getrappel schwerer Militärstiefel und vereinzelter Plattenrüstungen. Dann konnte der Kapitän vernehmen, wie Sir Augustin Anweisung gab, die Deckung aufrecht zu erhalten. Die Provinzgardisten luden im Laufen ihre Armbrüste nach. Dadurch wurden sie zwar langsamer, aber die Schüsse die sie hinter sich auf die nun nachrückenden Angreifer abgaben, verschafften ihnen zeit und verhinderten, dass die Schützen im ihnen folgenden Gewalthaufen ausreichend Zeit für einen gezielten Schuss hatten.
    Schnell setzten sich die erlernten Routinen durch. Die ganz vorne laufende Hälfte der Gardisten lud die Armbrüste. Immer, wenn ein Viertel fertig mit Nachladen war, ließen sie sich ein paar Schritte zurückfallen und feuerten über die Köpfe des letzten Viertels der Soldaten hinweg auf die Feinde. Währenddessen schützte dieses letzte Viertel den Rückzug und ihre voraus laufenden Kameraden mit eisernen Turmschilden vor direktem Beschuss.
    So effektiv das auch war, stürzten doch nach und nach eine Handvoll getroffen zu Boden. Die Reihen schlossen sich hinter den Toten. Die Garde eilte weiter.
    Wenig später gelangten Yared und Zarah am sicheren Haus an und schlüpften durch die offene Tür hinein.
    "Das Haus scheint wieder bewohnt zu sein.", stellte er fest, nachdem er einen Blick hatte durch den Raum schweifen lassen.
    "Wir haben die Bewohner gerade evakuiert.", informierte Kaldrin, ein schiefes Grinsen im Gesicht.
    "Haben wir gesehen. Sie sind uns draußen entgegengekommen."
    Kaldrin und Bram hatten bereits die Frachtluke geöffnet und zwei Seile an der Steilwand hinab zum Wasser gelassen. Unten konnte Yared die Beiboote sehen, die sich von Santorija aus näherten, um die Flüchtenden aufzunehmen. Goya musst sie vorgeschickt haben.
    Lord Albrecht hatte bereits seine Rüstung abgelegt. Wenn er beim Abseilen abrutschte und ins Wasser fiel, würde ihn das schwere Metall in ein tiefes feuchtes Grab ziehen. Im Gegensatz zu dem Paladin stand Lord Kastor nach wie vor in seiner glänzenden Platte da. Hatte er es sich anders überlegt?
    Yared wollte gerade fragen, da wurde es vor der Tür laut. Der Kapitän spähte durch ein Fenster an der Ostseite und sah, dass die Garde die rückwärtige Verteidigung aufgegeben hatte. Sir Augustin führte sie gerade im Laufschritt um die letzte Kehre auf das Haus zu. Die Schilde stemmten sie nun über ihre Köpfe, um Beschuss von oben abzufangen.
    Dann strömten sie durch den Hauseingang. Die im Haus wartenden schoben vorbereitete schwere Möbel, Tische, Fässer und Truhen vor die Tür und die Fenster, nachdem der letzte hindurch war.
    Unverzüglich machten sich Lord Albrecht, Zarah, Kaldrin an den Abstieg und verschwand immer paarweise durch die Frachtluke.
    Yared sah noch einmal mit versicherndem Blick zu Lord Kastor.
    "Ich komme gleich nach.", ließ ihn der myrtanische Offizier nur nüchtern wissen. Dann wandte er sich den Gardisten zu und teilte sie in Gruppen ein, die sich nacheinander der Rüstung entledigen und den Abstieg angehen würden, während andere unter Sir Augustins Leitung kleine Lücken in den Barrikaden an den Fenstern besetzten, um mit ihren letzten Bolzen das Aufbrechen der Tür hinauszuzögern.
    Yared ergriff mit einem knappen Nicken zu Bram das Seil, hakte seinen Gürtel daran fest und sie begannen den Abstieg. Eigentlich war es nicht Yareds Art, das Schiff als einer der ersten zu verlassen, aber die ersten Gardisten würden noch einen Moment brauchen, um sich aus den Rüstungen zu schälen. Jetzt waren die Seile frei, später würde er nur anderen den Platz nehmen und die Flucht verlangsamen. Außerdem war Stewark, wenn überhaupt, jetzt Kastors Schiff. Der schien diese Rolle angemessen auszufüllen zu gedenken.
    Zarah und Kaldrin waren schon weit voraus und wurden soeben unten von Gallas in einem der beiden Beiboote willkommen geheißen. Auch Lord Albrecht gelangte sicher unten an und ließ sich auf das Boot übernehmen.
    Yared hatte das seil um beide Hände geschlungen, während er sich mit den Beinen an den Felsen stützte. Zügig ließ er das Seil durch seine Lederhandschuhe gleiten und seilte sich ab, Bram am Seil neben sich.
    Ganz auf das Seil und die sichere Platzierung seiner Füße auf der Steilwand konzentriert, merkte Yared erst spät, dass sich einige Gestalten südlich oberhalb des sicheren Hauses auf einer Terrasse sammelten.
    Gallas unten hatte es früher erkannt und brachte die Boote knapp außer Reichweite der setarrifer Schützen.
    "Spring!", schrie er Bram zu. Dann sausten schon die ersten Pfeile und Bolzen an ihnen vorbei.
    Yared löste das Seil vom Gürtel, drückte sich mit den Füßen von der Felswand ab und ließ das Seil los. Der Fels entfernte sich von ihm und er rauschte in die Tiefe. Dann tauchte er in die kalte Gischt ein.
    Als er die Augen öffnete, sah er um sich herum die schmalen Kanäle aus Luft, die ins Wasser einschlagende Pfeile und Bolzen in die See fraßen. In einiger Entfernung konnte er in der schwammigen Pfütze des an der Wasseroberfläche gestreuten Mondlichts den Rumpf eines der Beiboote erkennen. Mit kräftigen Zügen tauchte er zunächst ein Stück darauf zu. Gerade als er den Oberkörper halb unter den Bootsrumpf gebracht hatte, breitete sich ein stechender in seiner Wade aus.
    Eilig zog er den Körper noch vor dem Rumpf hoch. Schwer schnaufend tauchte er aus den Wellen, sog frische Luft in seine Lungen und warf die Arme auf den Bootsrand. Kaldrin nahm ihn in Empfang und half ihm ins Boot.
    Yared verzog vor Schmerz das Gesicht. Ein Pfeil steckte ihm in der Wade. Glücklicherweise war er vom Wasser gebremst nicht allzu tief eingedrungen. Außer das es blutete und heftig schmerzte, war es halb so wild, zumindest bis sich der Wundbrand einstellt.
    Der Kapitän versuchte seine Gedanken vom Schmerz wegzulenken.
    Wo blieb Bram? Und wo war Lord Albrecht? Hatte er ihn nicht an Bord klettern sehen?
    Yared sah hinaus auf den schmalen Streifen Meer zwischen Boot und den Felsen von Stewark, konnte ihn aber nirgends erkennen. Die Setarrifer hatten das Feuer kurzzeitig eingestellt, um Munition zu sparen, als sie merkten, dass von oben vorerst niemand nachkam und unten alle tot oder außer Reichweite waren.
    Der Moment schien sich beinahe unerträglich in die Länge zu ziehen. Da tauchten sie auf.
    Der Paladin stütze den prustenden und Wasser und Blut hustenden Schiffszimmermann der sich die Seite hielt. Einer der Setarrifer musst ihn noch im Fallen erwischt haben.
    Lord Albrecht schleppte Bram zum Beiboot, wo Kaldrin den von der Wunde sichtlich geschwächten an Bord zog. Kurz darauf war auch der Paladin in der kleinen Nussschale und Gallas gab den Befehl zur Santorija überzusetzen. Bram brauchte schleunigst einen Heiler.

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    Lehrling Avatar von Tsael Greifenhort
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    Tsael Greifenhort ist offline
    Die Kämpfe waren fast schon vorüber ehe sie begonnen hatten. Und trotzdem nicht schnell genug wenn jeder Augenblick sich vor Anspannung in die Länge zog. Tsael schob halb erleichtert den Riegel vor der Hintertür beiseite.
    "Bleib noch eine Weile hier. Ich gehe sie suchen."
    "Meinst du, es ist schon sicher draußen?"
    "Sicher genug - für's Erste."
    Tsael schob die Hintertür auf und ging mitsamt seiner Holzfälleraxt nach draußen. Im Halbdunkel der Nacht schien die Stadt ruhig und friedlich. Keine Patrouillen oder Kämpfer zu sehen. Der Schmied drückte sich gegen die Häuserwand und schob sich langsam seitlich vor. Das Letzte, das er jetzt wollte, war ungebetene Aufmerksamkeit.
    Er schlich sich so langsam die Straße hinunter bis zu einer größeren Kreuzung. Von Süden her kam Fackelschein auf ihn zu. Innerlich sandte der Schmied ein Stoßgebet zu den Göttern und blieb leise an die Häuserwand gelehnt stehen und spähte um die Ecke. Es waren drei Mann im blau und beige der Männer Ethorns. Einer von ihnen - ein Bogenschütze mit langen, roten Haaren blieb plötzlich stehen und legte Hand an die Sehne des gespannten Bogens, aufmerksam in Tsaels Richtung schauend..
    "Wer da?" fragte er laut mit herrischer Stimme.
    Tsael seufzte resignierend und trat aus dem Schatten, die Axt locker in der linken Hand. Er hob die Hände zum Kopf um zu zeigen, dass er keine Dummheiten im Sinn hatte.
    "Ich lebe in Stewark. Ich arbeite in einer Schmiede. Und ich suche einen Angehörigen, der im Aufruhr verschwunden ist."
    "Was soll die Axt?"
    "Ärger vom Leib halten."

    Der Bogenschütze schaute missmutig zum Kämpfer in der Mitte, ein Mann mit wilden, schwarzen Haaren und einem ebensolchen Bart. Der nickte kurz angebunden.
    "Gut, geh weiter. Aber mach schnell, die Stadt ist noch nicht vollständig gesichert."

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    Neuling Avatar von Die Garde
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    Die Garde ist offline
    Der Ritter im Dienste des Königs war damit beauftragt worden, den Erfolg der Mission auf Argaan sicherzustellen und die Bestrebungen des Ordens zu unterstützen, die subtropische Insel vollständig einzunehmen. Doch die angespannte Situation der Hafenstadt hatte zu viel Zeit in Anspruch genommen.

    Wertvolle Zeit, die Lord Kastor stattdessen mit der Führung der Baronie Stewark hätte verbringen müssen. Denn der Orden hatte es während seiner Herrschaft scheinbar nicht geschafft, das Vertrauen der Bevölkerung für sich zu gewinnen und Verräter in den vermeintlich eigenen Reihen zu entdecken. So sah sich der Ritter wenige Augenblicke nach seiner Ankunft mit einem Angriff der Rebellen um Ethorn IV. konfrontiert, der angesichts des Verrats der hieisigen Stadtwache nicht abgewendet werden konnte.

    Statt die Zitadelle mit den vorhandenen Soldaten zu halten und auf eine baldige Verstärkung aus der nicht weit entfernten Hafenstadt zu hoffen, hatte sich Lord Kastor in Absprache mit Lord Albrecht und Sir Yared darauf verständigt, den Rückzug anzuordnen. Doch der Rückzug war mitnichten ein Zeichen der Niederlage. Es würde nur das Unausweichliche - nämlich die Zerschlagung jedweder Rebellion - hinauszögern. Lord Kastor war sich der offensichtlichen Schwachstelle der Baronie Stewark bewusst. Denn die Zugbrücke war der einzige Versorgungsweg und die umliegenden Bauernhöfe die einzigen Produktionsstätten für Nahrungsmittel.

    Die offene Kriegsführung schien angesichts der fragilen Sitatution von Thorniara zu risikoreich. Lord Kastor würde deswegen in baldiger Zukunft dafür sorgen, dass die Felder um Stewark niedergebrannt und Konvois in der nahegelegenen Umgebung abgefangen werden. Notfalls würde der Ritter im Dienste des Königs den Tod eines jeden einzelnen Bürgers hinter den Mauern von Stewark in Kauf nehmen, um die unsägliche Rebellion ein für allemal zu vernichten.

    Zunächst galt es aber dafür zu sorgen, die restlichen Soldaten aus der längst gefallenen Baronie zu evakuieren. Es war ein gewagtes Unterfangen, die Männer und Frauen über die steilen Klippen abseilen zu lassen. Besonders ärgerlich war es außerdem. Denn die Soldaten mussten die schweren Stahlrüstungen zurücklassen, um den Abstieg nicht noch gefährlicher zu gestalten. Vielleicht war dies auch der Grund, warum Lord Kastor noch immer die Evakuierung organisierte, statt sich selbst in Sicherheit zu bringen. Offiziell war es natürlich seine Pflicht als Oberbefehlshaber der Provinzgarde von Stewark, die ihn verharren ließ.

    Als sich dann jedoch die letzten Soldaten für den Abstieg bereit machten, musste sich auch der stolze Lord Kastor seiner Rüstung entledigen. Ein letztes Mal schaute er auf dem verzierten Brustpanzer, ehe er es den anderen Soldaten gleich tat und die Rüstung die Klippe herunterwarf. So sollte verhindert werden, das Rebellen die Rüstungen nutzen, um sich Zugang zur Hafenstadt Thorniara zu verschaffen.

    Maximus

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    General Avatar von Yared
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    An Bord der Santorija, auf Reede vor der Westseite der Festungsstadt Stewark

    Kalter Schweiß stand Yared auf der Stirn. Der Kapitän der Santorija ließ sich auf dem Aufgang zum Achterdeck nieder, um auch noch das letzte Gewicht von seinem verletzten Bein zu nehmen. Zarah hatte eilig das Bein abgebunden, den Pfeil aus der Wunde entfernt und einen Verband angelegt. Seine Cousine hatte ihrer Schwester schon oft genug über die Schulter gesehen, um die notdürftige Erstversorgung vorzunehmen und weiteren Blutverlust zu unterbinden, bis die Feuermagierin Zeit fand, sich um Yareds Bein zu kümmern.
    Auch wenn das Bein höllisch pochte, zweifelte Yared nicht an der Richtigkeit des Vorgehens. Zuerst musste Bram gerettete werden, um dessen Leben Dinah gerade unter Deck kämpfte.
    Der Kapitän ließ den Blick über das Deck schweifen, um sich von den Schmerzen abzulenken. Gallas stieg gerade als letzter zurück in sein Beiboot. Sie würden sich wieder Stewark nähern, um die restlichen Truppen aufzunehmen.
    Yared sah hinüber zu der hoch aufragenden Festungsstadt auf dem vorgelagerten Felsen, als etwas aus der Luke zu fallen schien. Schlagartig waren die Angreifer an der Brüstung südlich des sicheren Hauses wieder an den Bögen und ein Schwall an Pfeilen und Bolzen bohrte sich in das, was da in die Fluten stürzte.
    "Martingale, ein Fernrohr!", rief er den Aufgang hinauf. Sofort war der Maat, der mit Goya und dem Rudergänger auf dem Achterdeck Dienst tat, am Treppenabsatz und reichte ihm das gewünschte Instrument.
    Yared zog das Fernrohr aus und spähte hinüber, gerade rechtzeitig um das nächste fallende und durchlöchert werdende Etwas zu beobachten. Innos sei Dank, es war ein Bündel aus Stoff und - dem punktuellen Aufblitzen nach zu urteilen - Metall. Keiner der Gardisten, die auf die Idee gekommen sein mochten, durch Springen dem Gespicktwerden beim Abstieg zu entgehen.
    "Goya?"
    "Käpt'n?" Goyas sonst so verschmitztes Gesicht schob sich nun ernst blickend über die Brüstung.
    "Wir brauchen ein Sperrfeuer, sonst kommt keiner von ihnen da lebend runter. Macht die Katapulte einsatzbereit!"
    "Aye aye.", bestätigte sein Leutnant, der sich anschließend an den Maat wandte, "Martingale, hol Kaldrin und Raspan und sag Maros Bescheid, dass wir Männer für die Katapulte brauchen."
    Es war klug den Maat als Boten zu schicken. Hätten sie die Kommandos über Deck gebrüllt, hätte der auflandige Wind sie vielleicht auch hinüber auf die Festungsmauern getragen.
    Martingale glitt an Yared vorbei die Treppe hinunter und klapperte mehrere Stationen an Deck ab. Währenddessen beobachtete der Kapitän weiter das sichere Haus, die benachbarte Terrasse und die Boote in sicherem Abstand darunter. Der erfahrene Artillerist versuchte eine erste grobe Peilung der Terrasse. Es würde diffizil werden. Das hintere Katapult stand auf beinahe gleicher Höhe wie die Terrasse, aber das vordere stand in einem wesentlich ungünstigeren Winkel zum vorgesehenen Ziel. Es würde in seiner aktuellen Position direkt am sicheren Haus vorbeischleudern müssen und so genaues Zielen auf wenige Fuß, war mit Katapulten, zumal bei einigem Seegang äußerst schwer.
    "Goya?"
    "Aye, Käpt'n?"
    "Der Beschuss soll zunächst nur mit dem Katapult achtern erfolgen."
    "Das senkt aber unsere Feuerrate enorm."
    "Ich weiß, Goya, aber das Risiko ist zu groß, dass wir mit dem Katapult mittschiffs das Haus treffen."
    "Und wenn sie die Beschusslücke bemerken und ausnutzen?"
    "Ich hoffe und bete zu Innos, dass das nicht passiert, aber wenn doch, werden wir das andere Katapult einsetzen. Wenn die Alternative der sichere Tod durch Bolzen und Pfeile ist, müssen wir es riskieren."
    Goya nickte.
    Martingale kam zurück. Die Katapultmannschaften waren angetreten. Goya gab dem Katapult auf dem Achterdeck den Befehl zum Angriff auf die Terrasse.
    Kaldrin und seine Bedienmannschaft lösten den Rückhaltemechanismus. Der wurfarm schnellte herum und die schwere Steinkugel in die Höhe. Nach kurzem Flug schlug sie krachend in die Terrasse ein, ließ Brüstungen und Pflastersteine zersplittern und wälzte sich durch die dort lauernden Schützen, die nur Augen für die Luke des sicheren Hauses gehabt hatten. Panik brach aus.
    Während die Geschützmannschaft eilig nachlud, sah Yared durch sein Fernrohr, wie das nächste Rüstungsbündel aus der Luke fiel. Offenbar nutzte Lord Kastor die Rüstungen, um zu testen, ob der Weg draußen frei war.
    Diesmal wurde das Bündel nicht von Pfeilen und Bolzen durchsiebt. Kurz darauf wagten die ersten Provinzgardisten den Abstieg und erschienen an den Seilen.
    In diesem Moment schlug das nächste Geschoss auf der Terrasse ein. Diesmal weniger tödlich, aber darum ging es ja auch nicht. Es galt die Terrasse leer zu halten, nicht darum möglichst viele Aufständische zu erwischen.
    Die ersten Myrtaner erreichten die Boote. Oben hatten sich die Aufständischen von der Brüstung zurückgezogen. Yared konnte nicht sehen, ob sie sich neu formierten, beratschlagten oder die Flucht ergriffen hatten.
    Drei weitere Geschosse lang regte sich nichts und die Gardisten konnten ungestört abentern.
    Dann passierte, was Yared und Goya zuvor befürchtet hatten. Irgendjemand da oben war schlau genug gewesen, die Abstände zwischen den Einschlägen abzuschätzen, und darauf gekommen, dass sie durchaus lange genug waren, um zuvor geladene Armbrüste ohne groß zu zielen abzufeuern. Offenbar hatte er auch genug freiwillige gefunden, die es probieren wollten.
    Yared erkannte wie sich Gestalten durch den von den Einschlägen aufgewirbelten Staub nach vorne wagten. Dann sah er die Waffen, sich auf die schutzlos herabkletternden richten.
    "Feuer!", schrie er Raspan, der mittschiffs das Katapult bereitgehalten hatte, zu, aber es war zu spät. Ein Schwall Bolzen und Pfeile traf die Gardisten. Die Geschosse waren weniger zielgerichtet und ausgedünnt aufgrund der vorangegangenen Verluste, trafen aber trotzdem nicht wenige der Myrtaner.
    Dann wurden die Schreie der verwundeten vom gewaltigen Rums des Einschlags des Mittschiffskatapultes übertönt. Zuerst sah alles gut aus. Die schwere Steinkugel krachte von der Seite in die Aufständischen. Wieder flogen Staub, Steine und Körperteile. Kurz darauf aber regnete es Dachziegel. Das Geschoss hatte die seeseitige Ecke zur Terrasse durchschlagen. Das turmhohe Gebäude knickte ein und sackte zur Hälfte weg.
    Das sichere Haus war zu einer Todesfalle geworden. Trümmer regneten herab und schlugen ins Wasser. Mindestens einer der Gardisten, die noch in den Seilen hingen wurde mitgerissen und zerschellte förmlich an den Klippen.

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    General Avatar von Yared
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    Yared ist offline

    An Bord der Santorija, auf Reede vor der Westseite der Festungsstadt Stewark

    Der Staub des einstürzenden Hauses hatte sich gelegt, der Feind regte sich nicht mehr.
    Die Nacht hatte bereits viele Opfer gefordert. Nun war das Wetter im Begriff nachzuziehen. Es wurde zunehmend ungemütlicher. Der Landwind frischte merklich auf. Heftige Windböen trieben das Meer von Westen vor sich her auf die Küste und heulten durch die Häuserschluchten. Die Gischt schlug unter Stewark hoch, mannshohe Wellen versuchten die Felseninsel zu erklimmen, leckten aber nur erfolglos am harten Stein, bevor sie wieder von den Klippen ablassen und sich für einen Moment in die Tiefe zurückzogen. Dann fielen einzelne Tropfen. Immer weiter öffneten sich die Himmelschleusen. Wenig später peitschte der Regen genauso um die Turmhäuser wie um die Masten der Santorija.
    Die Matrosen trieben die letzten durchnässten und verletzten Provinzgardisten auf den Jakobsleitern an der Bordwand zur Eile an. Yared sah Lord Kastor unter ihnen. Sie hatten viele gerettet, aber nicht alle. Am bittersten waren die Tode, welche drei der letzten beim Abseilen ereilt hatten. Herab fallende Trümmer des sicheren Hauses, das nicht mehr war, hatten sie erschlagen. Immerhin, es war niemand mehr im Haus gewesen, zumindest kein Gardist. Die Berichte, ob die Aufständischen nun schon ins Haus gestürmt waren oder nur kurz davor waren, die Tür aufzubrechen, als es zusammenstürzte waren nicht eindeutig.
    Als die Boote leer waren, hievte man sie ebenfalls an Bord. Der Sicherheitsabstand vor den Schützen hatte sie auch vor den Trümmern des Hauses bewahrt.
    Eigentlich hatte Yared sie in Schlepptau nehmen wollen, um seinen Leuten den kraftraubenden Akt vorerst zu ersparen. Der Widerstand der zusätzlichen Rümpfe im Wasser hätte die Santorija zwar verlangsamt, aber die Setarrifer hatten kein Schiff, mit dem sie der Santorija folgen konnten. Allerdings rechnete er damit, dass der Sturm noch etwas zulegen würde. Auch, wenn er nicht glaubte, dass sich die Boote so schnell losreißen und in den Fluten entschwinden würden, war die Gefahr zu groß, dass sie voll laufen, unter Wasser gezogen und anschließend die Manövrierbarkeit der Santorija in ernsthaftem Maße behindern würden. Natürlich hätte er sie einfach zurücklassen können, aber der Weg zum Festland war weit und nicht ohne Gefahren. Yared würde ihn nicht ohne Beiboote antreten und in Thorniara waren derzeit sicher keine zu erhalten, selbst, wenn der Hafen mittlerweile wieder in den Händen der Ordnungskräfte war.
    Goya ließ den Anker lichten, die Segel setzen und einen Kurs gen Norden anlegen. Kurz darauf zog die Küste Nordstewarks auf Steuerbord an ihnen vorbei.
    Yared konnte durch sein Fernrohr das Heerlager Ethorns sehen, dass direkt oberhalb des Brückenkopfes unter den Hängen der Apfelplantagen aufgeschlagen worden war. Das man es in Wurfweite vom Torhaus der Festungsstadt errichtet hatte, war nur ein weiterer Beweis für den wohl bereits weit im Voraus geplanten Verrat der stewarker Stadtwache.
    "Wir könnten ihnen doch ein nettes Geschenk hinterlassen. Die Deckkatapulte haben die Brücke von Ostthorniara zerstören können. Dann reichen sie sicher auch bis zur Zugbrücke.", meinte Goya schließlich als er neben dem Absatz zum Aufgang kam und sich auf die Brüstung des Achterdecks stürzend zu seinem Kapitän herunterblickte.
    "Es würde schon reichen, wenn wir die Stützpfeiler der Rampe des Brückenkopfes erreichen, um die Festung ein oder zwei Tage von der Insel zu trennen, aber das wird nichts. Siehst du da oben?" Yared zeigte auf die Küste.
    "Die beiden Belagerungstürmchen? Ich finde die ziemlich lächerlich. Kein Vergleich zu den Dingern die die Orks in Faring oder Kap Dun hatten."
    "Das stimmt schon, aber so notdürftig und windschief sie zusammengenagelt sein mögen: Sie tragen auf ihren Plattformen Ballisten. Die sind zwar kleiner als unserer Werke und haben sicher nicht deren Schusskraft, aber sie sind solide konstruiert, einfach aber effektiv."
    Vermutlich hatten sie zum Arsenal der Silberseeburg gehört. Von Setarrif hatten sie die Belagerungswaffen sicher nicht mitgebracht und wohl kaum in letzter Zeit gebaut, sonst wären sie wohl genauso provisorisch ausgefallen wie die Türme.
    "In Verbindung mit der wesentlich erhöhten Schussposition haben sie eine höhere Reichweite als wir mit den Katapulten. Bevor wir nahe genug sind, können sie mindestens einmal nachladen. Ich kann das von hier unten nicht richtig erkennen, aber die Silhouette legt nahe, dass sie keine Bolzen verschießen. Die sehen nach überdimensionierten Kugelschneppern aus. Ich habe sowas mal in Gorthar gesehen. Mit den Metallkugeln, die sie verschießen, ist nicht zu spaßen."
    Es wunderte Yared wenig, dass Belagerungsmeister der Akademie von Setarrif das Wissen über diese Waffen besessen hatten. Vermutlich hatte man sie schon vor Wintern - nach der letzten Schlacht um Silbersee - in den Waffenschmieden Setarrifs gebaut und zur Sicherung der Burg an den See verbracht.
    "Es gab auch Berichte über Brandmunition. Und egal, wie schlecht organisiert und diszipliniert die Setarrifer immer waren, man darf das unermessliche Wissen, das sie in ihren Archiven und Bibliotheken gehortet haben nicht unterschätzen."
    Ohne die Akademie hätten sie nie so lange Widerstand leisten können, dachte sich Yared. Eine Schande, dass Setarrif nun und wohl für lange Zeit in den Händen der Echsen war. Aber vielleicht ergab sich ja mal die Möglichkeit eines Ausflugs in die Ruinen der alten Paläste? Mit Sicherheit war nicht alles ein Raub der Flammen und der Zerstörung des Drachen geworden. Er konnte ja, wenn er das nächste Mal nach Argaan kam, Erkundigungen unter den Flüchtlingen einholen.
    "Ich für meinen Teil bin heute genug Risiken eingegangen und habe mir auch genug tote Kameraden und bleibende Narben eingehandelt. Auf ein brennendes Schiff kann ich gerade verzichten."
    Goya seufzte, aber nickte.
    Eine kurze Zeit schwiegen sie sich an und sahen dem Treiben der Matrosen im prasselnden Regen zu, der auch Yared längst bis auf die Knochen durchnässt hätte, wenn er das nicht schon von seinem Bad im Meer gewesen wäre.
    Der Kapitän sinnierte darüber, was ihn hergebracht und wo es ihn in nächster Zeit hinverschlagen mochte. Sie würden über kurz oder lang nach Trelis zurückkehren, das Festland informieren, dass Thorniara wieder angelaufen werden konnte, und sehen, wie es um die Handelskompanie stand. Aber erst mussten ihre Passagiere nach Thorniara.
    Yared erhob sich. Der Kapitän war erschöpft. Das Pochen hatte ihm wieder die Wunde an seinem Bein in Gedächtnis gerufen und er brauchte dringend trockene Klamotten.
    "Du hast die Brücke, Goya."
    "Aye, Käpt'n.", kam es knapp von der Brüstung über ihm.
    Auf seinem unversehrten Bein stehend und sich am Geländer der Treppe festhaltend machte er den ersten der wenigen Schritte bis zur Tür der Offizierskajüten. Da kam Zarah schwer atmend den Aufgang zum Unterdeck hinauf geeilt.
    Yared hielt inne und sah seine Cousine an. "Bram?"
    Zarah nickte hastig. "Er wird durchkommen."
    Innos sei Dank, nicht noch einer mehr auf der Liste der Gefallenen dieser schwarzen Nacht.

  7. Beiträge anzeigen #7
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Kurz hinter dem Tor zum Bluttal eröffnete sich Venom der Blick hinab auf die Obstplantagen, die nun in voller Blüte standen. Der Wind spielte mit den jungen Trieben der Bäume und die Blüten der vielen Bäume wirkte beinahe selbst wie ein Meer. Etwas dahinter erhob sich Stewark. Der Kontrast zwischen dem Grün der Höfe und der trutzigen Burg war in dem späten Sonnenlicht besonders deutlich. Teilweise stieg Rauch von der Burg auf, ob noch gekämpft wurde war daraus nicht zu schließen.
    Langsam machte Venom sich weiter daran tiefer ins Tal zu gehen. Man konnte unmöglich wissen, was einen hier erwartete. Es war unheimlich still dafür, dass vor einiger Zeit noch so viel Betrieb auf der Straße war.

  8. Beiträge anzeigen #8
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline
    Die Obstplantagen vor Stewark standen in voller Blüte und ein süßlicher Geruch schwebte in der Luft. Der friedvolle Anblick wurde jedoch von den überall sichtbaren Zeichen des Krieges getrübt, der hier noch bis vor kurzem gewütet hatte. Einzelne Bäume waren gefällt worden und stellenweise waren noch verkohlte Spuren von Bränden zu erkennen. Ganz zu schweigen von den Schreien der Verwundeten, die in den Zelten vor der Stadt versorgt wurden.
    Ungerührt blickte Venom auf das Spektakel wo immer noch Wassermagier und Feldscher zwischen den Zelten hin und her hasteten um den Unglücklichen zu helfen. Er brachte kein Mitgefühl für die Verletzten auf, die Schreie gingen ihm auf die Nerven.
    In die Stadt selbst war er jedoch bisher nicht gekommen, da es nur denjenigen vorbehalten war die einen triftigen Grund hatten. Offenbar war das Chaos hinter den Mauern noch größer als das davor.
    Venom wollte sich gerade in südlicher Richtung abwenden um so dem Geschrei zu entgehen als ihm eine Gestalt zwischen den Zelten auffiel. Es war ein dickerer Mann der dort wie die anderen umher ging, sich jedoch irgendwie anders verhielt. Erst beim zweiten Blick fiel Venom auf, dass der Mann sehr darauf Bedacht war keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schaute sich immer wieder über die Schulter.
    Venom folgte ihm ein paar Augenblicke mit den Augen und sah wie der Mann die Habseligkeiten der Verwundeten außerhalb der Zelte grob in Augenschein nahm und hier und dort zugriff und etwas mitgehen ließ. Da erkannte Venom den Kerl, es war derselbe Dieb den er auch in dem Dorf im Bluttal beobachtet hatte.
    Wohl eher aus Langeweile denn aus Empörung passte Venom den Dieb auf seinem Gang am Rande des Zeltlagers ab und stieß ihn grob zwischen zwei Zelte als sich ihre Wege kreuzten.
    "Hey! Was fällt dir ein!?", brüllte der Dicke und fing sich gerade noch um nicht mit der Nase im Dreck zu landen.
    Venom gab ihm zur Belohnung direkt noch einen Faustschlag auf die Nase. Als der Dieb leicht zusammensackte und sich die blutende Nase hielt, höhnte er: "Ein toller Dieb bist du. Hab ich dich doch schon das zweite Mal dabei erwischt."
    "Und was kümmert es dich?", kam die gedämpfte Antwort und der Dicke nahm seine Hände vom Gesicht und spuckte Blut auf die benachbarte weiße Zeltwand.
    Eigentlich gar nicht, dachte Venom und sagte das erste was ihm einfiel. "Zeig mal her was hier so zu holen ist."
    Die Miene des anderen hellte sich auf um sich gleich wieder zu verschließen. "Vergiss es. Sieh zu wie du dir selber was besorgst." Venom ruckte leicht an seinem Köcher mit den Kriegspfeilen und dem großen Bogen. "Naja, wart mal kurz. Das ein oder andere war doch eher uninteressant für mich.", fuhr der Dicke fort und warf noch einen Blick auf den Köcher mit der Waffe.
    "Hier war diese Rolle Pergament, die ist mir völlig Wumpe. Kann eh nicht lesen."
    Venom nahm die ihm angebotene Rolle und streifte das Siegel mit einem flüchtigen Blick. Es war ihm unbekannt, nur auf dem daran angehängten Zettel las er den Namen Falcar.
    "Und hier ist noch dieser Ring mit der Flamme drauf. Der ist mir zu heiß." Der Dicke lachte kurz keckernd über seinen eigenen Witz. "Den werd ich nicht los. Aber vom Rest geb ich dir nichts, klar!? Das war eh nur ein bisschen Kleingeld."
    Der Ring konnte dem Symbol nach einem Feuermagier oder Paladin gehört haben. Gut möglich, dass die Wassermagier bei all ihrer Milde auch ein paar feindliche Krieger hier versorgten dachte Venom verächtlich. Oder der Dicke lies auch von den Toten nicht ab, ging Venom durch den Kopf.
    "Wer bist du eigentlich und was willst du hier?", fuhr er den Dicken an.
    "Hey! Freunde sind wir noch lange nicht.", kam die wenig freundliche Antwort. "Lass mich laufen und wenn wir uns nochmal wiedersehen verrate ich es dir vielleicht."
    Venom zögerte kurz, nickte dann und trat beiseite. "Los, verzieh dich!"
    Das lies der Dicke sich nicht zweimal sagen und huschte mit einem kleinen Grinsen an Venom vorbei und verschwand hinter der nächsten Zeltreihe.
    Den Ring lies Venom in seine rechte Tasche gleiten und inspizierte das Siegel auf der Botschaft genauer. Da musste er selber grinsen, er erkannte es jetzt. Es war das Wappen von Stewark und damit vermutlich seine Eintrittskarte in die Stadt. Venom verstaute die Botschaft ohne das Siegel zu beschädigen und machte sich auf den Weg zum Stadttor.

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Das große Schlachten war lange vorrüber. Und Lukar hatte irgendwie, irgendwie überlebt.
    Wie oft war er in den vergangenen Tagen dem Tode nahe gewesen! Bolzen die ihn hätten Treffen sollen, aber stattdessen in den Weg laufende Kampfgefährten durchbohrten. Klingen die er rechtzeitig abwehren konnte, obwohl die Straßen einem unübersichtlichen Chaos geglichen hatten. Zuguter letzt auch noch Katapulte! Keiner von ihnen hätte erwartet, dass das Schiff der Myrtaner mit Katapulten das Feuer auf sie eröffnen würde.
    Das viele der Feinde entkommen waren, hatte bereits für so manchen Fluch der Generäle gesorgt. Die Verluste, welche durch die Geschosse und einstürzenden Häuser angefallen waren, waren widerrum einen zornigen Wutausbruch des obersten Hauptmannes wert gewesen. Sie hatten gesiegt. Doch der Preis war höher als erwartet. Das würde Folgen haben. Schwere Folgen. Lukar wollte nicht in der Haut ihrer Befehlshaber stecken, die Ethorn die ganze Situation nun erklären mussten.
    Kaum das die gröbste Ordnung in Stewark wiederhergestellt gewesen war, hatte Lukar sich abgesetzt. Erschöpft und ausgelaugt hatte er ein Zimmer in der örtlichen Taverne bezogen. Bezahlt hatte er nicht. Der Wirt hatte sich nicht getraut, den gerüsteten Alten darauf anzusprechen. Und selbst wenn er es getan hätte, hätte Lukar ihm nicht eine müde Münze überlassen. Nicht nach all dem. Sicher, viele der Bürger Stewarks waren auf ihrer Seite, aber wer genau, das musste sich noch zeigen. Bis dahin galt: Wehe den Besiegten.
    Nach einer mehr als unruhigen Nacht, die Lukar mit Bildern von der Zerstörung Setariffs folterte, torkelte er schließlich in Rüstung und Waffenmonutur die Treppe der Taverne hinab und verlangte etwas Zutrinken. Wortlos reichte der Wirt ihm ein Bier. Lukar hätte lieber etwas Wasser gehabt, doch in seinem Zustand nahm er, was er bekam. Müde und gerädert stütze er sich mit den Ellebogen auf die Ablage und blickte sich um. Die ersten Bürger hatten sich wieder in die Taverne gewagt. Sicher nicht so viele, wie man gewöhnlich hier antraf. Doch es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis der Wirt seinen vollen Gewinn wieder reinbekam.
    Unter den Gästen waren auch zwei Soldaten Ethorns. Lukar ignorierte sie jedoch. Er hatte keine Lust, mit ihnen über diesen 'Sieg' zu quatschen. Es wäre nur Gift und Galle über seine Lippen gekommen.
    Lukar hatte bereits den dritten Humpen vor sich stehen, als sich seine rasenden Gedanken endlich etwas zur Ruhe legten. Für gewöhnlich hasste er diese Folgen des Alkohols. Doch in diesem Augenblick genoss er die sich ausbreitende, zwangslose Leere. Dies musste der Grund sein, wieso chronisch mit ihrem Leben Unzufriedene häufig zum Bierkrug griffen. Ein dumpfer Seufzter verließ Lukars Lippen. Er schob den Humpen zur Seite, schloss die Augen und versuchte, das Schweigen seiner Gedanken ein wenig zu genießen...
    Geändert von Lukar (25.05.2018 um 16:32 Uhr)

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    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Der haarige Handrücken verwischte Staub und Schweiß zu einer dreckigen Schicht, die scheinbar jede Pore seines Körpers bedeckte. Der Einsturz von Gebäuden bei der "Flucht" der Myrtaner musste bereinigt werden, Schutt und Geröll beseitigt und die Möglichkeit geschaffen werden, Neues zu errichten. Gut zwei Dutzend Männer waren hier am Schuften und gönnten sich und ihrem Körper wenig. Weyland, der in den letzten Jahren einen Wohlstandsbauch bekommen hatte, erkannte sich alsbald gar nicht mehr wieder und musste sogar seine Hose etwas enger gurten. Zwar war die Visage nach wie vor unschön und gemahnte an einen Bluthund, aber die Züge waren klarer, schärfer. Als hätte sich da etwas vom wölfischen Urvater in seine Fratze geschlichen. Neben ihm arbeiteten auch einige Kriegsgefangene in den Ruinen, bewacht von Klingen Ethorns, die dem anstrengenden Treiben der einfachen Leute eher gelangweilt und fast schon abschätzig zusahen. Ein Umstand, der Weylands einfache Arbeiternatur reizte. Es brannte ihm fast in den Fingern, zu einem dieser jungen Burschen hinzuschreiten und ihm den Schaufelstiel in die Magengrube zu stoßen. Aber er nahm sich zusammen. Neue Leute, neues Glück. Weynard war ein dankbarer Mann, den man vor dem sicheren Tod im Meer gerettet hatte. Kein abgehalfterter Schmuggler und brutaler Choleriker, der Leuten, die ihm krumm kamen, bei der ersten Gelegenheit die Nase brach. Dieses Verstellen, dieses Vortäuschen falscher Tatsachen ... es nervte ihn wahnsinnig. Aber nun, mühsam und wohl auch geduldig wie ein Gebirge ernährt sich das Eichhörnchen. Er spuckte nur aus und schaufelte weiter.

    Am Rande der Baustelle kam Lärm auf. Zwei Personen, die eine groß und hünenhaft, die andere schmal, fast unauffällig gebaut. Weyland erblickte sie nur aus dem Augenwinkel und merkte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Diese dreckigen Bastarde, dachte er ungläubig, sie haben mich gefunden! Verflucht, wie komm ich aus der Sache wieder raus ...
    »Weyland Sweers!«, rief Gilead mit krächzender, lauter Stimme; ein unschöner Ton. »Komm raus, komm raus, kleines Schweinchen!«
    Auf der Schulter lehnte sein Schwert. Eine der Klingen trat heran.
    »Und Ihr seid?«, knurrte der Bursche. »Söldner? Banditen? Redet schon!«
    Gilead beugte sich hinab. »Dein beschissen schlimmster Alptraum, wenn du mir dumm kommst.«
    Schlagartig veränderte sich die Stimmung, kippte fast. Hände fuhren an Schwertgriffe, umklammerten Speerschäfte und spannten Armbrüste.
    »Adanos!«, zischte ein älterer Krieger - ein Klingenmeister Ethorns - »Sludig, Schnauze! Und du, Riese, sag was du willst und wer dieser Sweers ist.«
    Der Nordmann maß den Meister mit abschätzenden Blicken, spuckte dann aus. »Sweers, Weyland. Schmuggler, Umstürzler und klarer Sympathisant der Innosler. Braucht's mehr Beweise?«, fragte er und blickte sich um. Dann ... dann blieb sein Blick an Wey hängen, der das Nötigste tat um nicht aufzufallen. Vergebens. »Sieh da, Schweinchen, Schweinchen, bereit zum Schlachten. Hier und jetzt, Herzchen. Dein Schädel und meine Klinge.«
    Gilead drängte sich an dem Klingenmeister vorbei, wurde schneller und holte mit der Klinge aus. Auch Damien setzte sich schnell und zielstrebig - tödlich - in Bewegung, die Hände im Mantel, sicherlich auf den Messern. Blut rauschte in Weylands Ohren, die Welt um ihn wurde stumm, als er nur noch die Klinge sah, die wie ein Berg vor ihm aufragte, ein Berg, der ihn zerschmettern würde.
    Zisch!
    Blut spritzte, ein krächzendes Brüllen eines Auerochsen mit Heiserkeit. Gileads Waffenhand? Eine Ruine, zerfetzt von einem Klingenbolzen. Der Meister der Klingen schrie Befehle. Damien war verwirrt ob des Chaos und der Überraschung und bekam einen Knüppel über den Schädel. Gilead hielten Speere in Schach.
    »Wie ... wa ... noch nie ...«, stammelte der Nordmann heiser.
    »Das ist Weynard, ein gottverdammt anständiger Kerl. Ich weiß nicht wer ihr zwei Vögel seid und was ihr wollt, wer euch aus dem scheiß Loch gelassen hat, aus dem ihr stammt, aber ich schwöre euch, ihr werdet in der Mine schuften! Schürfen bis ihr umfallt, dann ins Holzfällerlager! Ich lasse euch schinden wie verrückt!« Die panzerbehandschuhte Faust schlug Gilead nieder, regelrecht bewusstlos.
    Weyland musste sich auf die Lippen beißen, um nicht wie hysterisch loszulachen. Soeben hatten sich seine beiden größten und gefährlichsten Probleme der jüngeren Zeit wie von selbst erledigt.
    Erst später, als er in der Massenunterkunft der Arbeiter lag, weckte er seine Kameraden mit dem wiehernden Gelächter eines Mannes, der sein Glück nicht fassen konnte.
    Geändert von Weyland (27.05.2018 um 09:23 Uhr)

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    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Die Träume vom großen Wurf, dem Erfolg und Ruhm unter der trotzig scheinenden Sonne die Ethorns Herrschaft war, musste Weyland erst einmal vergessen. Vielleicht war er sogar ausgeträumt, er konnte es selber nicht sagen. Zum einen fußte sein Engagement in den letzten Wochen eher auf falschen Annahmen denn auf wahrheitsgetreuem Entgegenkommen. Dazu kam, dass Ethorn eben einen Ruf hatte. Einen der dem Schmuggler ähnlich war. Ein Choleriker erster Güte, der sich vor Jahren auch nicht zierte Gesandte im eigenen Thronsaal erschlagen zu lassen. Ja, trüge er eine Krone wäre er wohl sicherlich Ethorn der Siebte, von Adanos gesalbt und erkoren. Aber er war nun einmal nicht in seiner Traumwelt sondern der schmutzig-düsteren Realität, die ihn ans unterste Ende der Nahrungskette verfrachtete. Mit seinen Schmugglergeschäften würde er bei Ethorn keinen Eindruck schinden und sicherlich keine Freundschaft wecken. Sicherlich, selbst der König schreckte nicht davor zurück, auch zu solchen Methoden und Mitteln zu greifen. Weyland - der recht weltgewandt in der verrufenen Schmugglerinnung war - hatte oft genug von den Freihändlern gehört, die Ethorn unterstützen. Leute von Korshaan, Torgaan und gar Orten des Festlandes, die nicht so ganz treu ihrem Herrscher gegenüber waren, wie dieser wohl hoffte. Sogar Kontakte zu den Tonangebern in Khorinis bestanden, sicherlich einer der Vorteile wenn man ehemalige Söldner aus der Kolonie und vom Hof irgendeines Großbauern der einstigen Erzinsel in Diensten hatte. Nur so hatte das rebellische Königreich Argaan gewährleisten können, den Myrtanern derart lange Widerstand zu leisten. Ohne diese Versorgungsrouten würde über der Insel schon lange der Myrtanische Adler prangen und Knechtschaft und aufgezwungene Ordnung unter dem Schatten seiner Schwingen dulden. Doch nein, er, Weyland der Schmuggler, würde sich seinen Platz in dieser Stadt erarbeiten müssen. Denn sein langfristiges Ziel war klar: Rache an der Krähe, niederwerfen was sie errichtet hat.

    Und wenn das bedeutet, dachte er während er wieder Schutt und Trümmer beiseite räumte, gleichmütig wie ein Packesel, dass ich dafür hier schuften muss, dann sei es so. Am Ende werde ich dieser Krähe die Federn rupfen und die Flügel brechen.

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    Lukar ist offline
    An diesem Morgen erwachte Lukar nicht nur später als gewöhnlich, sondern auch mit einem Gefühl, dass er so noch nicht kannte. Ein Gefühl, dass hämmernd durch seinen Schädel fuhr, ihn lähmte, ihn Zähneknirschen lies. Weder eine Karaffe voll Wasser noch ein paar weitere Minuten im unbequemen Bett halfen gegen die unangenehme Tatsache, das Lukar sich einen Kater angetrunken hatte.
    Wieviele Humpen waren es Gestern noch gleich gewesen? Lukar erinnerte sich dumpf an seinen durchzechten Abend in der Kneipe. Nicht jedoch an die genauen Details. Ein überaus beschämendes Gefühl. Erschwerend kam hinzu, dass die Wirkung des Alkohols noch immer nicht verflogen war.

    Lukar verbrachte noch einige Minuten im abgedunkelten Schankraum, nahm eine warme Suppe zu sich, ehe er sich mit seinem Brummschädel nach Draußen wagte und ein wenig durch die Stadt schlenderte. Sein Ziel waren die Barracken und Waffenkammern der Stadtwache. Obwohl sie Seite an Seite gekämpft hatten, hing noch immer ein seltsames Gefühl in der Luft, wenn ein Soldat Stewarks mit einem Manne Ethorns zusammentraf. So verlief auf sein Gespräch mit dem Rüstmeister eher gezwungen und unterkühlt, was jedoch auch gut an seiner Verfassung liegen mochte. Lukar gab seine Rüstung zeitweise ab und tauschte sie gegen ein paar einfache Klamotten. Nichts was seinem Standard entsprach, doch wollte er sich über die hellbraune Stoffhose und das leichte, grünlich-blau anmutende Hemd mit dem weißen Unterhemd keineswegs beschweren. Nachdem er auf der Wache sogar etwas Pergament und einen Kohlestift erstehen konnte, begab sich Lukar an den Rand der Stadt, dorthin, wo das Flagschiff der Myrtaner eine gewaltige Breche in die Siedlung geschlagen hatte. Die Sonne schien von oben herab auf den Trümmerhaufen, hinter dem das Meer herrlich blau schimmerte. Seltsam, dass der Anblick so friedlich wirken konnte.

    Der Händler lies sich auf einem großen Felsbrocken nieder, der von dem Trümmerberg weggekullert war und nun auf der anderen Seite der Straße lag. Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Arbeiter, welche den Schutt beiseiteräumten, hier und da ein Schwert oder einen Schild aus den Felsen bargen und dabei untereinander scherzten, grunzten und ächzten. Der Anblick der arbeitenden Leute hatte etwas beruhigendes auf Lukar. Es hatte etwas von Normalität, von Alltag. Seufzend rieb er sich die Stirn und begann endlich, einige Notizen auf das erste Pergament zu schreiben. Nachdem dieses keinen Platz mehr bot, begann er sogleich das nächste, jedoch folgte diesmal ein ausführlicher Brief an seine Mitarbeiter in Silbersee. Lukar hatte noch nicht vor, Stewark zu verlassen. Doch seine Leute mussten Kunde erhalten über seinen Zustand, und seine Pläne für die nächste Zeit. Und Stewark, eine Stadt mit zahlreichen Obstplantagen und der Möglichkeit zum Seehandel, bot einige interessante Möglichkeiten für ihre Organisation. Es war ein großer Fortschritt zu Silbersee.

    Lukar verfasste ein drittes und letztes Pergament an Slicer, den alten Haudegen der in Thorniara die Stellung halten sollte. So langsam musste der Gauner doch klargekommen sein und mit den Gebrüdern Althoff in Silbersee aufkreuzen. Lukar adressierte daher auch dieses Schreiben an Silbersee. Sollte er dort nicht sein, würden seine Leute das Schreiben schon weiterleiten.

    Kaum das er fertig geschrieben hatte, hob er den Kopf, schob den Stift in die Tasche seines Oberhemds und sah den Arbeitern eine ganze Weile bei ihrer Tätigkeit zu. Sein Blick verfinsterte sich ein klein wenig, als sie einige Steine beiseite warfen und rote, feuchte Bruchstücke ans Licht kamen. Blut. „Hey Jungs, hier, schnell!“ Brüllte der Finder des grausigen Anblicks. Die Männer verdoppelten ihre Bemühungen, Steine wurden achtlos beiseite geworfen. Bereits nach kurzer Zeit hatten sie den armen Verschütteten grob freigelegt. Doch vergebens. Auch dieser Mann war beim Einsturz des Gebäudes umgekommen und nun Futter für die Ratten. Zwei hievten die Leichte aus dem zerstörten Haus, während die übrigen wieder ihrer ursprünglichen Arbeit nachgingen, wenn auch für einige Minuten schweigsamer als zuvor. Lukar sah er weggetragenen Leiche einige Sekunden nach, ehe er sich erhob und auf die übrigen Arbeiter zuging. Sie waren allesamt kräftige Burschen. Einer fiel jedoch ein wenig aus der Reihe. Er war verglichen mit den Anderen eher klein, wirkte leicht ausgezehrt, als hätte er einiges hinter sich. Dennoch war auch er kein Schwächling, wie man an den gewaltigen Brocken sah die er zutage förderte. Lukar beobachtete den Kerl eine ganze Weile. Doch erst als dieser den Kopf hob und sich offenbar der Beobachtung bewusst wurde, winkte er ihn mit einem leichten Schmunzeln zu sich.
    „Mein Name ist Lukar.“ Stellte er sich dem unterbesetzten Mann kurz angebunden, fast schon monoton fest.
    „Ich suche nach einen Mann für eine kleine Mission. Eine, die weniger Kraftraubend ist als blutbefleckte Trümmer abzutragen. Und wesentlich besser bezahlt. Wärst du interessiert?“

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    Weyland ist offline
    »Na toll.«, antwortete Weyland knurrenden Tones dem älteren Herrn, der an ihn herangetreten war und direkt ein Angebot für eine Unternehmung mit finanziellen Versprechungen ausgesprochen hatte. Er war wohl knapp zehn Jahre älter als der Schmuggler, wesentlich dünner und wirkte wesentlich ordentlicher, was ihn aber, ehrlich gesagt, nicht die Bohne kümmerte. Die beiläufige Art mit der er das Angebot stellte, reizte Wey. Da sprach niemand, der ihn als gleichwertig ansah, sondern irgendein höher geborener Fatzke, der aus der Eroberung und den neuen Verhältnissen Profit schlagen wollte. Grundsätzlich etwas, was Weyland mochte und unterstützte. Wenn er selbst es tat. Ein kleines Stimmchen fragte sich in den weiten Fluren seines Geistes sogar, ob sein Gegenüber nicht gar mit der Krähe im Bunde stand. Der Schmuggler spuckte aus.
    »Lukar. Kann nicht sagen, dass ich deinen Namen kenne«, fuhr er fort, »Und dein Angebot, ich sag's mal deutlich, schmeckt mir nicht. Hier in dieser verfluchten Ruine einer eroberten Stadt gibt es - die Götter wissens! - mehr als genug zu tun, als das man da auf irgendwelche fadenscheinigen Abenteuerfahrten gehen muss.« Er knirschte mit den Zähnen. »Und von denen habe ich schon genug erlebt. Aber meine selige Mutter hat Jahre damit verschwendet, mir gute Manieren beizubringen. Sonst würde ich dir einfach das Schaufelblatt durchs Gesicht ziehen. Also, Alterchen, schnell und präzise. Was willst du, worum geht es. Und wer bist du überhaupt? Lukar ... und weiter? Ich weiß gerne, bevor ich ein Geschäft eingehe, wer mein Verhandlungspartner ist. Schafft Sicherheit und Vertrauen auf beiden Seiten. Und gibt mir meist einen Grund weniger, einem Partner, wenn er Scheiße baut, den Kopf abzureißen.«
    Lässig und unbeeindruckt stützte sich Weyland auf den Griff der Schaufel. »Weynard ist mein Name.«, schloss er und spuckte erneut aus, ehe er den Mann namens Lukar abschätzig musterte.

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    Lukar ist offline
    Zynische Feindschaft schlug Lukar entgegen. Der raue Ton eines grobschlächtigen Mannes. Etwas, dass man vielleicht bei einer solchen Gestalt hätte erwarten können. Doch Lukar war dennoch überrascht. Positiv. Die spitze Zunge des in seinen Augen potentiellen Boten sprach für einen wachen Geist hinter diesem alles andere als ansehnlichen Gesicht. Das machte den Mann interessant... und gefährlich. Lukar sah jedoch davon ab, als Erwiderung auf die drohende Prügel die Hand in die Nähe des Schwertgriffes zu legen. Säbelrasseln war nicht seine erste Wahl von Diplomatie. Zumal es ihm unklug erschien, einen kräftigen Arbeiter zu verärgern, während seine Kumpels in Hörreichweite waren.
    "Waynard also." Kommentierte er langsam und betrachtete diesen Mann nachdenklich, wie er sich so herrlich auf die Schaufel lehnte als sei sie ein königliches Zepter.
    "Nun, wie du willst. Mein voller Name lautet Lukar Durand. Ich nehme nicht an, dass du schon mal von mir gehört hast. Ich bin Händler. Eigentlich nicht von hier. Aber der Krieg führt mich an allerlei seltsame Orte. Setariff, Silbersee.... nun Stewark."
    Ein amüsiertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es war purer Selbstzynismus. Lukar lies es jedoch schnell wieder ausklingen, bevor Weynard es noch in den falschen Hals bekam.
    "Du denkst, ich könnte dich auf ein Himmelfahrtskommando schicken oder dich um deinen Lohn betrügen. Könnte ich, aber ich neige dazu, Leute gut zu bezahlen die nicht auf den Kopf gefallen sind. Erhöht die Chance, dass sie noch einmal für einen Arbeiten, nicht? Zumal es in diesem Fall um einen simplen Botengang geht. Ich habe eine Nachricht für meine Mitarbeiter in der Burg Silbersee. Dafür, dass du diese Nachricht überbringst oder mir jemanden vermittelst der es tut, würde ich dich entlohnen."
    Lukar zuckte mit den Schultern und verschränkte langsam die Arme.
    "Kein Abenteuer, kein Himmelfahrtskommando. Ich habe vielleicht keinen hohen Namen, aber in Silbersee kennt man mich. Niemand würde dir auch nur ein Haar krümmen." Diesmal galt das Lächeln, das auf sein Gesicht trat, durchaus Weynard. "Zumindest nicht ungestraft."
    Langsam lockerte Lukar die Arme wieder, wobei er die rechte langsam über die Szenarie schweifen lies. Alls er wieder sprach, war seine Stimme etwas leiser als zuvor.
    "Du sagtest selbst, es gibt hier in Stewark mehr als genug zu tun um an Geld zu kommen. Wieso, wenn ich fragen darf, hast du ausgerechnet dies gwählt? Du scheinst mir jemand zu sein, der genau so gut als Söldner Ethorns durchkommen könnte -nicht das ich es empfehlen würde- oder anders lukrativ und leicht an Gold kommt."

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    Weyland ist offline
    »Man hat mir das Leben gerettet«, erwiderte Weyland schlicht und besah sich beiläufig den Schmutz unter den Fingernägeln seiner rechten Hand, »Die Götter wissen, dass ich in meinem Leben schon viel Schlechtes getan habe, aber ehrliche, selbstlose Hilfe für jemanden, der in Not ist - gerade wenn ich dieser jemand bin - gehört zurückgezahlt. In diesem Fall durch Arbeit. Sicherlich könnte ich auch anderweitig die Schuld begleichen, aber das hat noch Zeit. Vorerst ist das hier mein Weg, Gutes zurückzugeben.«
    Sein Blick fiel auf einen weiteren Leichnam - eine Frau - der aus den Trümmern eines Hauses geborgen wurde. In ihm lag nicht viel Wärme oder Anteilnahme. Krieg ist Krieg, der ändert sich nicht. Die Worte seines Vaters, des alten Armeeoffiziers. Irgendwann, Bursche, hatte er mal am Lagerfeuer auf dem Hof gesagt, gewöhnst du dich an schreckliche Anblicke, an die Unfairness des Schlachtens. Nicht die, die es in Gang setzen werden bestraft, sondern die, die am wenigsten dafür können.
    Weyland seufzte. Unverbesserlicher alter Hurenbock, sein Vater. Sein Sohnemann hatte früh genug gelernt, dass es nötig ist, sich auf die Seite derer zu stellen, die das Schlachten in Gang setzen und dabei auch noch siegreich sind. Er maß nun Lukar Durand mit seinen Blicken. Ebenfalls einer dieser Männer, die das Morden befehlen als es selber durchzuführen. Einer, der sich hinter Ränkespielen und Finten versteckt. Natürlich war der Schmuggler kein Heiliger - wenige Menschen waren noch weiter davon entfernt als er - aber wenigstens folgte seine Logik, sein Handeln, meist einer gewissen ehrlichen, einfachen Zielstrebigkeit. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Lieber selber etwas erledigen als es erledigen zu lassen.
    »Nun, Lukar Durand, der Händler der schon an all den Orten war, was bietest du mir für den Botengang? Was kann deine Unterstützung bewirken? Was macht das Arbeiten für dich besser als der Dienst an dieser Stadt? Denn letzteres kann mir - weiß der Teufel - helfen, bei den Klingenmeistern oder Magiern zu lernen. Du ... du hingegen bist nur ein Händler mit Kontakten und einer schrecklichen Art, Drohungen auszusprechen.«
    Kontakte. Die besaß Weyland in Übersee genug. Wer wusste denn schon, mit wem dieser Lukar im Bunde war? Vielleicht gab es wirklich Verbindungen zur Krähe, was den älteren Händler direkt zum Feind machen würde. Weyland knirschte erneut mit den Zähnen. Bei dem Kerl würde er Vorsicht walten lassen.

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    Lukar ist offline
    Gemeinsam sahen sie zu, wie die Leiche einer Frau aus den Trümmern ihres Hauses gezogen wurde. Weynard schien der Anblick wenig auszumachen. Und der eigentliche Plan Lukars, diesem Mann nach einem kurzen hin und her von Sätzen den Brief in die Hand zu drücken und ihn mit der ersten Hälfte des Lohns gen Silbersee zu schicken, trat mit jedem Augenblick den sie hier standen in den Hintergrund. Dieser Weynard war schlau, besaß einen sonderbaren Sinn für Dankbarkeit... und hatte Ambitionen. Zumindest behauptete er dies. Magier und Klingenmeister. Nichts, was Lukar für sich gewählt hätte. Nichts, was er diesem Weynard ehrlich zutraute.
    Doch hier stand er selbst nun, noch immer mit einem Anflug des Katers, der ihn an die Schrecken der zwei Schlachten erinnerte. Gut möglich, dass es Weynard unter ähnlich ungewollten Umständen mal zu des Königs Truppen lenke. Aber aus freien Stücken...?
    "Eine löbliche Einstellung." Befand Lukar kühl. Auch ihm hatte man ohne Gegenleistung Gutes getan. Das würde er dem Heiler Tinquillius so schnell nicht vergessen. Lukar kümmerte sich wenig aus Selbstlosigkeit um andere. Doch diese Welt war ein Geben und Nehmen. Jeder, der das verkannte, endete als Versager ohne Freunde und Partner auf der Straße. Lukar hatte es erkannt. Weynard offenbar auch.
    "Ich Teile sie auf eine gewisse Weise. Du hast mich vorhin auch völlig missverstanden. Es war keine Drohnung. Wenn jemandem, der für mich oder mit mir arbeitet, und sei er nur ein einfacher Bote, etwas geschieht, wird der Schuldige die Konsquenzen tragen. Ohne Kompromiss, ohne Ausrede. Du stündest also eher unter meinem Schutz, als unter meinem Richtschwert."
    Vor seinen inneren Augen sah er Mehrus. Den fetten Schuldner, der von Slicer um dessen Fingernägel und später sein Leben erleichtert worden war. Damals war Lukar noch selbst Diener gewesen, aber die Leute von damals gehörten immer noch zu seinen besten Vertrauten. Zumindest jene, die überlebt hatten.
    "Du denkst weiter als an die kurzfristige Bezahlung." Stellte Lukar zufrieden fest. "Genau eine solche hätte ich dir nämlich ansonsten versprochen. Eine Hälfe des Lohns jetzt, die andere, sobald du die Nachricht bei meinen Leuten ablieferst. Aber wenn du schon so fragst... ja, ich kann dir mehr bieten. Vorausgesetzt, du hast entsprechende Referenzen." Natürlich hatte Weynard diese. Die kleinen, zum Teil sicher unbewussten Erwähnungen seiner finsteren Vergangenheit waren Zeugnis seiner Taten.
    "Es können sogar Kontakte zu den Klingenmeistern sein... zu den Magiern... all dies habe ich. Aber du scheinst mir niemand zu sein, der in einer glänzenden Rüstung die Truppen führen will. Ich will es auch nicht, obwohl ich es erreichen könnte."
    Als er es Aussprach, kam es Lukar für einen kurzen Moment selbst absurd vor. Noch vor wenigen Jahren war er mit Nichts auf diese Insel gekommen. Als besserer Bettler ohne Hab und Gut. Und jetzt stand er hier. Mit einem Netzwerk, dass sich im Königreich Argaan, der Stadt Thorniara und unter dem Waldvolk ausbreitete. Sogar bis Ethorn reichte. Klar stand er nach seinem Auftritt in Thronsaal nicht unbedingt auf Gut Fuß mit Ethorn. Aber das Tat niemand. Ethorn war eben ein schwieriger Geselle.
    Ethorn... bei dem Gedanke an die Reaktion des Königs verhärtete sich Lukars Gesicht. Doch dieser Zorn hatte im Geschäft keinen Platz. Er schluckte ihn grob herunter, auch wenn er wie ein Tumor in seinem Schädel verharrte. Stattdessen wand er sich wieder Isegrim zu.
    "Sag mir, was du an Fähigkeiten beherrschst, an Erfahrung gesammelt hast, und ich sage dir, ob ich, ob wir einen Mann mit deinen Talenten entsprechend zufrieden stellen können. Information gegen Information."
    Es war Riskant, von der Diplomatieschiene auf eine Forderung umzusteigen. Immerhin war Lukar als Bittsteller und Auftraggeber an Weynard herangetreten, und dieser hatte seine Hände immer noch bedrohlich am Spaten. Doch das er diesen noch nicht erhoben hatte, um ihn Lukar gegen die Glatze zu pfeffern, wertete der Händler als gutes Zeichen.

  17. Beiträge anzeigen #17
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    »Ich werde dir einen scheiß über meine Erfahrungen, meine Refe- was auch immer erzählen, Lukar. Wir sind keine Freunde, keine Geschäftspartner, nur zwei Männer, die in dieser Stadt aufeinander getroffen sind. Ich habe oft genug schon Prahlhanse wie dich laut reden hören, was für Kontakte sie hätten und welchen Einfluss sie besitzen würden, aber in den meisten Fällen war dahinter nichts. Schall und Rauch, mehr nicht.«, keifte der Schmuggler, da er langsam aber sicher wütend wurde. Er hasste die Art solcher Leute wie diesem Durand, andere einschätzen zu wollen und zu müssen. Ihnen eine Marke aufdrücken, die nicht der Wahrheit entspricht. Oh ja, in diesem Moment musste Weyland sich am Riemen reißen, um seinem Gegenüber nicht die Adlernase zu brechen. »Lass es mich sagen, wie es ist: Ich benötige Gold. Das ist einfach so. Ich stehe am unteren Ende der Nahrungskette in dieser Stadt und dem Königreich, das sie nun beheimatet. Gold öffnet mehr Türen als deine Worte, davon gehe ich ganz stark aus. Magier kaufen damit ... Magierzeug und Krieger Waffen und Rüstungen. Ganz einfach, so viel habe ich in meinen Jahren auf der Welt schon gelernt. Steck dir also deine Kontakte nach überall hin da hin, wo die Sonne nicht scheint. Sag, wem die Nachricht überbracht werden soll, gebe mir einen Vorschuss und wenn ich wieder da bin und du die Nachricht bekommst, dass ich die Aufgabe erfüllt habe, gibt es den restlichen Lohn. Danach gehen wir getrennte Wege. Ein einfaches Geschäft, wie du und ich sie mit anderen Menschen wahrscheinlich schon hunderte Male getätigt haben.«
    Zornig stieß er die Schaufel von sich, die klappernd zwischen den Trümmern landete. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Lukar herausfordernd an. Bitte, ihr Götter, bitte lasst ihn was Dummes tun. Mich beleidigen, mich anspucken oder mir handfest drohen. Scheiß auf sein Schwert, das schiebe ich ihm in seinen faltigen Hintern. Der Kampfhund zeigte die Zähne, lächelte ausnehmend boshaft.
    »Nochmal zum Mitschreiben, Durand: Ich bin mein eigener Herr. Ich diene mir selbst. Ich knie vor niemandem. Selbst wenn ich das Blau der Magier oder das Braun der Krieger trage, meinen Willen bricht niemand. Merk dir das, Alterchen, merk dir das ganz genau. Denn wenn du versuchst mich zu hintergehen, wenn du mir drohst oder mich ganz übel beleidigen oder verarschen möchtest, schwöre ich dir, dass weder Thorniarische Kontakte noch Ethorn selbst dir helfen werden.«
    Langsam beruhigte er sich. Seine wütenden Gesichtszüge glätteten sich. »Ist dies alles nicht der Fall, sind wir zwei einfache Geschäftspartner, Auftraggeber und Auftragnehmer. Läuft alles in diesen geregelten Bahnen, Durand, kommen wir wunderbar miteinander aus, ja? Wunderbar. Gut, an wen geht die Nachricht? Bitte fass dich kurz, ich hasse lange, ausgeschmückte Reden. Ich bin ein einfacher Mann, sieht man doch.«

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Lukar runzelte die Stirn. Dieser Weynard erinnerte ihn schwer an Noctal. Ungeduldig, aufbrausend. Doch etwas war anders als damals bei dem bleichen Gespenst. Noch vor Monaten hätte Lukar diese offene Feindseligkeit kalt gelassen. Er hätte das Geschäft abgewickelt, sich umgedreht und wäre mit der Gewissheit gegangen, den Typen entweder niemals wieder zu sehen, oder ihn bei einander anderen Gelegenheit anheuern zu können.
    Doch diesmal pulsierte der Zorn in seinen Adern. Es war nicht der Zorn ob Weynards Reaktion auf sein -in seinen eigenen Augen großzügiges- Angebot alleine. Sondern auch die Wut auf Ethorn, der ihn an die forderste Front geschickt hatte. Der kalte Hass, der das einzige war was er für seinen verräterischen Parter verspürte. Und die unterdrückte Verzweiflung, die Angst, die ihn seit Setariff plagte.
    All das stürzte nun auf ihn ein. Als Lukar endlich erkannte, dass der pochende Schmerz in seinem Unterleib nicht etwa das giftige Geschwür war, dass sich durch seine Eingeweide frass, sondern unterdrückter, feuriger Zorn, hatte er bereits die Hand am Schwertgriff. Doch statt dass es zu einem Angriff kam, warf der Kerl seine 'Waffe' von sich. Die Schaufel schlug dumpf am Boden auf und schlidderte laut klimpern einen Trümmerhügel hinab. Jetzt musste auch noch der letzte der sie umgebenden Arbeiter und Krieger hinsehen. Eine mehr als ungünstige Situation. Zwei bullige Arbeiter tuschelten bereits und sahen grimmig zu Lukar hinüber, während sich eine der Wachen langsam, aber beständig näherte, die Hand locker auf Hüfthöhe. Es war unsicher, für wenn die Klinge im Falle eines Kampfes Partei ergreifen würde. Oder überhaupt. Lukar hatte Seite an Seite mit dem Mann gekämpft, aber er war kein Veteran und erst Recht kein Freund.
    Ein tiefer, beruhigender Atemzug. Ohne Wirkung. Weynard starrte ihn herausfordernd an, die Zähne kampfbereit vorgereckt. Lukar kräftige den Griff um sein Schwert.
    "Ein einfacher Mann, in der Tat."
    Sagte Lukar aalglatt und diesmal mit einem mehr als eisigen Lächeln. Sein Verstand schrie ihn an, auf Deeskalation zu setzten. Zumal Weynard sich wieder zu beruhigen schien. Doch es kostete Lukar unendliche Kraft. Der Alkohol und die Strapazen forderten ihren Preis.
    "Mein Partner in Silbersee heist Dillinger." Sagte er so ruhig wie es ihm möglich war. "Er verwaltet das größte Lagerhaus der Siedlung um die Burg. Wenn du jetzt aufbrichst, erhälst du von mir 80. Weitere 80 von Dillinger, wenn du den Brief ablieferst... und ihn vorher nicht gelesen hast." Bist du des Wahnsinnis, altes Fossil?! Natürlich konnte niemanden aus dem Brief schlau werden, der nicht in Eingeweiht war. Insofern war jedes zusätzliche Kommentar purer Zynismus.
    "Deine Antwort, Weynard?"

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    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline
    "Das ist also dieses besagte Stewarker Land. Hm."
    Soweit der Zimmermann es überblicken konnte hatte dieser Landstrich mit dem ösltlichen Argaan zwar einige Gemeinsamkeiten, aber dennoch waren die Unterschiede klar zu erkennen. Hier war das Klima wärmer. Weniger rau und insgesamt etwas tropischer. Fasziniert von einem nahstehenden Baum liess er seine gegerbten Finger über die fast samtartige Rinde gleiten und stellte begeistert fest, dass dieses besondere Hartholz sich mit seinen Eigenschaften ausserordentlich gut für den Waffenbau oder gar zur Möbelherstellung eignen würde.

    Roh bearbeitet und vielleicht mit einer speziellen Lasierung, oder einem leichten Öl gebeizt und dünn aufgetragen musste dieses Holz hervorragende Eigenschaften bestitzen. Und nicht zuletzt war das dunkle Holz auch ein echter Hingucker. Die feie Maserung erinnerte fast an edlen Marmor. Er beschloss in den nächsten Tagen einen mittleren Stamm zu fällen und einen Schaukelstuhl für Tarja zu bauen.

    Wochenlang war der Magier nunmehr durch die unterschiedlichsten Landstriche Argaans gestreift, hatte sich hierhin und dorthin teleportiert und war nun schlussendlich an der Westküste Argaans angekommen. Eine unruhige Zeit war und ist es immer noch. Einige Scharmützel hatte er vorsichtig aus der Ferne beobachtet, einigen Verletzten notdürftig geholfen und mehr als einmal musste er mit seinem Kampfstab auch seine eigene Haut verteidigen.

    Immer wieder war er aber in regelmäßigen Abständen zu Tarja, in die Behaglichkeit und Sicherheit des abgelegenen Waldbauernhof zurückgekehrt.
    In der Ferne sah er nun durch die feinen Nebeschleier an der Küste die Mauern von Stewark.
    "Heute noch nicht, aber demnächst werde ich mich mal genauer dort umschauen." Sinnierte er leise vor sich hin.

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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline

    Im Stewarker Umland

    Zwei stillen Gestalten wanderten am Wegesrand in Richtung Stewark. Der Schatten der Bäume verbarg sie für ferne Blicke und sie vermieden jedes unnötige Geräusch. Die beiden Männer sahen abgespannt und müde aus und waren von den Spuren eines Kampfes gezeichnet. Kjarl, der ältere der beiden Männer, hatte die linke Hand in ein einfaches Tuch gebunden, an den Rändern ragten grüne Blätter hervor. Das Tuch war wohl einst weiß gewesen, doch nun war es von Blut besudelt, welches mittlerweile zu bräunlichen Flecken getrocknet war. "Es kann nicht mehr weit sein. Wir müssten bald auf Menschen treffen.", sagte der Jäger und schaute Tobias an. Der Blondschopf nickte kaum erkennbar und schritt still weiter. Der Kampf und die Flucht hatten an den Kräften der Männer gezehrt. Sie waren zunächst lange gelaufen und hatten sich dann erneut in den Baumwimpfeln verborgen. Erst als sie nach langem Warten keine Orks gesehen hatten, hatten sie ihre Wunden notdürftig versorgt. Ins Bluttal trauten sie sich nicht zurück.

    "Was erwartet uns in Stewark?", fragte Tobias tonlos. Und Kjarls Stirn legte sich in Falten. "Ich weiß es nicht." Sie hatten von den Unruhen gehört, doch wussten sie noch nicht, wie der Kampf ausgegangen war. "Aber egal wie es steht, wie müssen ein bisschen Ruhe finden und vom Überfall der Orks berichten. Wenn es uns besser geht suchen wir nach den Unsrigen."

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