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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Anirons Worte taten für den Moment gut. Sie waren keine Lösung, keine Antwort auf das alles. Aber ein Weg der zu gehen war. Nicht mehr und nicht weniger - aber das zählte. Wortlos warteten sie, bis Aniron mit den Kindern den Raum verlassen hatte. Die Zeit hatte genügt um sich an dieses hölzerne Diadem zu erinnern.
    So wie Maris, schien auch Corax gespannt zu sein, was Ornlu dazu zu erzählen hatte.

    "Es war in der Zeit, wo wir erstmals Tooshoo besiedelt hatten. Sie war für gut eine Woche verschwunden und als sie zurück kam, war so manches in und an ihr anders. War sie davor immer wieder zerissen durch die beiden Wesen die um sie stritten, war es eine ganz andere Suzuran die zurück kam. Eine Druidin. Ihre Augen hatten begonnen sich zu ändern und sie trug die Zeichen die sie nun am Arm trägt. Sie kam mit diesem Diadem zurück. Sie erzählte selbst mir aber kaum etwas darüber. Sie meinte sie wüsste was es kann, aber sie hätte noch Angst diese Kraft zu nutzen. - Erst zu Samhain zur selben Zeit offenbarte sich mehr. Corax du wirst dich erinnern...", sagte der Druide und beschrieb dann wie Suzuran als Trägerin der Blüte des Lebens hervortrat, als das große Feuer entfacht wurde und Rauchschalen entzündet wurden. Das Diadem wurde aktiv und sie hatte eine Art Vision.

    "Es war diese Geschichte die die Wassermagier predigen und andere auch. Aber anders. Damals gab es noch nicht den Schrein der Mutter. Aber Suzuran erzählte uns erstmals von ihr. Ich kann mich gut daran erinnern. Ihre magisch verzerrte Stimme brannte sich in vieler Köpfe...

    Das Licht war eine Qual für Beliar. Und alles, was Innos erschuf, wurde von Beliar zerstört.
    Adanos aber sah, dass so nichts sein konnte. Kein Licht und keine Dunkelheit.
    Und als Adanos sich zwischen seine Brüder stellte, erhob sich sie sich und verkörperte Ordnung und Chaos - alles Leben zugleich.
    Adanos gefiel was er sah und er erkannte sie, um ihr einen Teil seiner göttlichen Macht zu geben.
    Und die Mutter des Lebens gebar alle Wesen. Bäume wie Tiere. Wölfe wie Schafe.
    Und Adanos gefiel, was aus ihren Schosse geboren war. Und er erfreute sich an all seinen Kindern gleichermaßen...
    ", erzählte er und blickte dann das Diadem an.

    "Dann zuckte sie zusammen, fing sich und ein Auge öffnete sich auf diesem Diadem..."
    "...Und so sprach Adanos zu seinen Brüdern: Nie mehr sollt ihr mein Land betreten. Denn es ist heilig. Und so soll es sein!
    Aber Adanos vermochte die Mutter des Lebens nicht zu strafen wie seine Brüder, denn sie war das Leben in aller Pracht.

    Und Adanos in seiner Weisheit, gab seinen Menschen einen Teil ihrer göttlichen Macht, auf dass er die Schöpfung bewahre und frei sei wie die Ersten. Sie nannten sich Druiden und Hüter und wurden die Wächter der Welt.
    Sie aber sollte ruhen unter einem Siegel, auf dass die Mutter allen Lebens getrennt ist von der Götter Einfluss.
    Und so sprach Adanos: Nie mehr sollst du schreiten zwischen meinen Brüdern! Und vergessen sollen sie deinen Namen, wie deine Kinder! Denn du bist die Mutter allen Lebens, an dem ich mich erfreue. Und so soll es bleiben! Lieben sollst du deine Kinder die dir da folgen. Lieben sollst du mich und mir vertrauen! -Denn ich bin das Gleichgewicht!
    Und die Mutter allen Lebens in ihrer Liebe erkannte...
    - nicht auszudenken was wäre, wenn die Menschen wüssten, dass die drei Brüder sich um eine Frau stritten und es um Sex und Macht ging, statt Ordnung und Chaos. Was wenn ihre reinen, heiligen Götter all zu menschliche Eigenarten hervor brächten? Göttliche Macht mit menschlichen Gefühlen...eine Macht um Bestien zu schaffen, alles nieder zu brennen und in riesigen Fluten zu ertränken...", vollendete Corax gedankenvoll.

    "Damals waren das alles Rätsel für uns. Heute aber haben sich so manch Kreise und Fragen geschlossen. Die Mutter des Lebens hat sich auch uns offenbart und das Siegel ist so wahr und echt wie die Mutter selbst. Tooshoo ist das Siegel...", erklärte Ornlu Maris unter sechs Augen.

    "Dieses Diadem ist uralt. Älter als Tooshoo. Womöglich so alt wie die Zeit vor der großen Flut. Suzuran erzählte mir erst nach und nach was sie in alten Ruinen in den Sümpfen erlebte und weit nicht alles. Aber dieses Diadem war dort, wo sich ihr Schicksal entschied. Sie erzählte mir auch was sie sah, als sie die Vision hatte. Sie war wie in einem anderen Körper, in einer anderen Zeit...der Ort aber war gleich. Sie war eine Druidin...eine Priesterin und um sie waren Anhänger des Volkes von einst. So wie sie, diente auch diese Frau der großen Katze und die große Katze war das liebste Kind der Mutter des Lebens. - Das ist das was ich weiß. Dieses Diadem ist ein magisches Werkzeug...Suzuran beschrieb es als ihr drittes Auge.", erzählte Ornlu und saß am Bett direkt neben Suzuran.

    "Vielleicht hätte sie das Diadem nicht auf das Festland nehmen dürfen. Vielleicht gehört dieses Diadem hierher.", meinte Corax.
    "...oder es ist beseelt und etwas möchte Einfluss nehmen oder hat es...eine List.", mutmaßte der Wolfsdruide.

    "Weißt du noch wie wir damals Cecilia und die anderen zurück holten? Damals als Tooshoo sich uns und diesen Magiern zeigte?", fragte der Rabe. Ornlu blickte auf und dachte wohl dasselbe wie Corax. er nickte lediglich bevor er Maris fragenden Blick beantwortete.

    "Als wir Tooshoo erreichten, war es von Magiern bewohnt die dort ihre Gesellschaft über Schwarzwasser auslebten. Sie forschten im und am Baum und ahnten, dass Tooshoo mehr ist. Als wir kamen wurde Tooshoo aktiv. Alle Magier wurden wahnsinnig, bis auf diese Gilana. Sie töteten sich gegenseitig oder wählten den Freitod. Alle unsere Leute die sich damals im Baum befanden wurden auch erfasst. Sie aber fielen in einen tiefen Schlaf... - einen tiefen Schlaf, Maris.", erzählte er fast euphorisch als wäre der Weg noch klarer.

    "...wir vollbrachten ein Ritual und befreiten ihre Seelen. Sie waren gefangen in der mythischen Sphäre. Der Sphäre der Mutter. Die Sphäre zwischen hier und Beliars Reich...", sagte Corax.
    "Wenn du dich je gefragt hast wo die Naturgeister sich verbergen...hast du jetzt eine Antwort. Es war gefährlich, weil manche Naturgeister natürlich solch Wandler zwischen den Welten erkennen und ihre Pläne haben. Dort sind wir nur mit unseren Seelen. - Aber wir haben es geschafft. Damals waren wir zu dritt. Wir müssen Drei sein. - Wir werden Suzuran nach Tooshoo bringen und die Reise in die Sphäre wagen. Wir müssen alles vorbereiten, aber das ging auch damals schnell genug. Wenn du dich traust, dann bist du der Dritte für das Ritual. Was sagst du, Maris? Willst du Muighen befreien?", fragte Ornlu.
    Geändert von Ornlu (25.08.2018 um 00:17 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #62
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Es waren fast zwei Monde seit dem Gespräch mit Denver vergangen, der im Dienste der Wassermagier stand. Und gut ein Mond seit den Gesprächen mit Ebenholz und König, die Weyland für ihre Sache gewinnen wollten, diesen scheinbar alles betreffenden Krieg im Schatten zwischen übermächtigen Verbrechern. Ihr Unverständnis war groß gewesen, als der ehemalige Schmuggler sie abgewiesen hatte. Nicht weil er Sympathien für die Krähe hegte (ganz und gar nicht!), sondern weil er diesem Teufelskreis entkommen wollte, dieser Spirale die unweigerlich in Beliars Reich enden würde. Was war denn schon von diesem Konflikt zu erwarten? Jeden Schlag, den die Krähe austeilte, beantworteten ihre Feinde über kurz oder lang mit gleicher oder größerer Härte. Und jeder Schachzug ihrer Feinde wurde von der Krähe noch geschickter und verheerender gekontert. Weyland war sich bewusst, dass er im Leben hunderte falsche Entscheidungen getroffen hatte, aber diese hier war die erste wirklich gute Wahl gewesen. Die Macht, die seine Schmugglerlöcher versprachen, würde die Kontrahenten in diesem Schattenkrieg voneinander ablenken. Man würde erst einmal die angeblichen Schätze und Vorräte suchen, die versteckt waren. Und von denen Weyland wusste, dass sie nicht ansatzweise so bedeutend waren, wie scheinbar jeder Verbrecher auf dem Festland dachte.

    Der ehemalige Schmuggler schüttelte langsam den Kopf, während er sich auf das Haus der Magier zubewegte. Er würde nun die zweite gute Wahl in seinem Leben treffen. Mit der Entscheidung, sich Adanos zu verpflichten, dem Gott des Gleichgewichts. Dabei lief ihm Denver über den Weg.
    "Adanos mit dir, Weyland.", grüßte ihn der junge Mann, "Du siehst ja noch dünner aus als beim letzten Mal. Wie geht's dir?"
    Weyland nickte mit einem leichten Grinsen im Gesicht. "Gut. Sehr gut sogar. Ich habe mich endlich entschieden." Er trat vor, legte dem Novizen die Hand auf die Schulter. "Bring mich zu einem deiner Magier, Denver. Ich möchte aufgenommen werden."
    Geändert von Weyland (28.08.2018 um 19:42 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #63
    Neuling Avatar von Falcar
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    Falcar ist offline

    Das Avenicci-Anwesen

    "Du weißt mit dem Bogen umzugehen." stellte Falcar nüchtern fest. "Doch nun senke deine Waffe. Du hast die Aufgabe erfüllt und Thoronir getötet. Den anderen hier brauche ich noch. Vorerst." Verunsichert und dankbar zugleich nickte die andere zwielichtige Gestalt und verließ mit großen Schritten das Anwesen. "Nun also zu dir... Ich brauche Männer, die meine Befehle befolgen und keine unnötigen Fragen stellen. Indem du Thoronir getötet hast, hast du deine Bewerbung abgegeben. Setz dich."

    Abfällig schaute Falcar zum leblosen Körper seines Leibwächters und fuhr dann fort: "Ich bin Falcar Avenicci und wie du gemerkt hast, hat mein Wort durchaus Gewicht in Stewark. Wie Thoronir, folgen mir viele andere Männer. Sie sorgen für Sicherheit, beschaffen Informationen oder erledigen besondere Aufgaben. Aufgaben, wie solche, die du soeben erfüllt hast. Dafür bezahle ich sie und sorge dafür, dass sie von der Stadtwache nicht behelligt werden. Doch wir leben in schwierigen Zeiten und gutes Personal ist selten. Du kannst natürlich dein Glück hier in Stewark mit ehrlicher Arbeit versuchen. Vielleicht arbeitest du in der Schänke oder als Knecht für die neuen Herrscher. Doch das wäre verschwendetes Talent. Ich biete dir stattdessen an, für mich zu arbeiten. Je zuverlässiger du bist, desto besser werden deine Aufträge und desto besser wird auch deine Bezahlung. Ich kann dich zu einem reichen Mann machen."

  4. Beiträge anzeigen #64
    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Heilkammer - Besuch aus den Wäldern

    Wie ein Nadelstich durchzuckte ein unbändiger Widerwille die Eingeweide des Nomaden. Ornlus Frage stand im Raum und versprach nicht nur Hilfe für Maris' Freundin, sondern auch Einblick in neue Geheimnisse der Natur, von denen er zuvor noch nie gehört hatte - und dennoch sträubte sich alles in ihm dagegen, den beiden Druiden bei diesem Unterfangen zu helfen.
    Maris schwieg und hielt inne, den Blick auf die Schlafende gerichtet. Es war nicht sein eigener Verstand, der sich gegen diesen Vorschlag wehrte. Nein, es war al-Hamza, der große Löwe, der sich zum ersten Mal bemerkbar machte, seit Maris ihn im Tempel des Löwen verraten und sich selbst die Macht des Drachen eingeflößt hatte, statt sie seinem vermeintlichen Herrn zu überlassen und seine Vormachtstellung unter den Katzen zu ermöglichen. Der Wüstensohn sah das Dilemma: Suzuran war die größte Konkurrentin des Löwen und am liebsten hätte sich al-Hamza ihrer vermutlich vollkommen entledigt. Grausame Gedankenspiele, in denen er sein Erzmesser wieder und wieder in die Brust der schlafenden Freundin rammte, krochen aus den Untiefen des Unterbewusstseins in Maris' Bewusstsein hinauf, und ein fürchterliches Verlangen nach ihrem Blut ergriff von ihm Besitz. Die große Katze, das liebste Kind der Mutter... Dass er nicht lachte. Es gab nur eine große Katze, und die trug kein schwarzes Fell!
    Doch die Macht des Löwen war nun, da die Kraftverhältnisse zwischen ihnen neu ausgelotet waren, nicht mehr stark genug, um den Verstand seines Dieners vollends mit dem Hass zu vergiften, den er auf die ewige Widersacherin verspürte. Vor den Geschehnissen im Tempel des Löwen hätte al-Hamza schlicht die Kontrolle über Maris übernommen und hätte ihn Suzurans Herz verspeisen lassen, noch bevor er die Höhle verlassen hatte, in der er sie fand. Nun aber kannte selbst der subtilere Weg, seine Empfindungen zu manipulieren und ihm so seinen Willen aufzuzwingen, gewisse Grenzen.
    "Ja, das will ich", sprach Maris schließlich. Der Anfall hasserfüllter Mordlust verflog so schnell, wie er gekommen war und ließ ihn aufgewühlt zurück, wenngleich er sich nicht mehr als ein leises Schnauben erlaubte, um diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Maris schauderte vor dem Gedanken, in eine Sphäre zu treten, in welcher der große Löwe auf ihn wartete - denn das hier war nicht mehr als ein fader Vorgeschmack des Kampfes gewesen, dem er sich stellen müssen würde. Al-Hamza wusste, dass hier nicht der Moment war, um seine Widersacherin auszuschalten. Nur wenn Maris am Ritual teilnahm, würde der große Löwe die Gelegenheit erhalten, Suzuran zu beseitigen.

    Maris löste sich von seinem inneren Widerstreit und verarbeitete, was Ornlu ihm berichtet hatte. Tooshoo war ein Siegel, das die Mutter des Lebens verborgen hielt? Und die Mutter war ein Zankapfel der Götter gewesen, aus deren Schoß alles Leben hervorgetreten war. Auch die Geschichte über die Herkunft des Diadems und das Verhältnis der Mutter zur großen Katze, all das waren wertvolle Informationen, über die es nachzudenken galt.
    "Das Artefakt hat einen eigenen Willen", erzählte er schließlich das Diadem.
    "Als ich mich dem Pantherfürsten näherte, der das Gleichgewicht der Löwen in Varant zerstört hatte, umfing mich eine greifbare Dunkelheit - eine Präsenz Beliars. Das Diadem rief nach mir, und als ich seinem Rufen schließlich nachgab und es an meinen Kopf führte, konnte ich durch die Finsternis sehen. Ich tat es beiseite, bevor es meine Stirn berührte, aus Vorsicht vor dem, was ihr passiert ist".
    Er blickte auf Suzuran, nun wieder mit Milde in den Augen.
    "Ist es vielleicht eine Verbindung in die mythische Sphäre - oder generell in andere Sphären?"
    Er suchte erneut in der Tasche, aus der er das Diadem gezogen hatte, und brachte eine Phiole zutage, in die er das schwarze Blut des korrumpierten Pantherfürsten gefüllt hatte.
    "Das bringt mich gleich zu etwas anderem, über das ich mit euch gerne sprechen würde: Der Panther schien eine Verkörperung der Dunkelheit zu sein und ich habe eine Präsenz an ihm gespürt, die sich wie die Macht Beliars angefühlt hat. Als wir ihn in die Knie zwangen, griff diese Macht auf einen meiner Verbündeten über. Als wäre diese Dunkelheit eine Krankheit, die von mächtigen Naturwesen zehrt und sie verändert..."
    Maris hielt einen Moment inne und rieb sich über die Schulter.
    "Der Panther hat mich gebissen - dieses Zeug ist auch in mir. Auch wenn es mich bei weitem nicht so zu beeinflussen scheint wie meinen Waffenbruder..."
    Unsicherheit erfüllte ihn, wenn er daran dachte, was mit dem silbernen Löwenfürsten geschehen mochte. Ob er sich ihm eines Tages entgegenstellen müsste, um eine Ausbreitung dieser Seuche - oder was auch immer das war - zu verhindern?
    "Die große Frage ist jedenfalls: welche Macht hat diese Plage in die Welt gesetzt?"

  5. Beiträge anzeigen #65
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline

    Haus der Magier

    Aniron hatte mit den Zwillingen und dem Säugling nicht direkt das Haus verlassen, sondern noch einen Abstecher in ihre kleine Kammer gemacht, um ein Tuch zu holen, das Aniron nutzte, um Fianna tagsüber bei sich tragen zu können. Somit war ihre jüngste Tochter immer nah bei ihr, aber die Hebamme hatte die Hände frei, um arbeiten zu können. Die Bindetechnik hatte sie damals in Al Shedim von den Nomaden gelernt, doch bei den Zwillingen selten genutzt. Nun aber konnte sie es voll und ganz auskosten, und Mutter und Tochter liebten es beide.

    Fianna schlief also selig im Tuch, während die Magierin, Runa und Sinan den Hinterausgang des Hauses nehmen wollten, als sie einem der Novizen über den Weg liefen, der jemanden im Schlepptau hatte.
    "Grüß dich, Denver, sehe ich da ein neues Gesicht an deiner Seite?"
    "Adanos zum Gruße, Aniron, in der Tat. Dies ist Weyland und es ist gut, dass wir Euch treffen, denn er möchte dem Kreis der Wassers beitreten."
    Anirons Blick fiel auf den Besagten. Er war von drahtiger Gestalt und hätte wohl die ein oder andere Mahlzeit vertragen können. Sein kahles Haupt und das bartlose Gesicht mit der ein oder anderen Narbe ließen ihn grobschlächtig wirken. Er wirkte rau und eher wie ein Ringkämpfer, denn wie ein Gelehrter, doch Adanos' Kreis stand jedem offen, der sich ihm zuwenden wollte.
    "Adanos zum Gruße, Weyland. Meinen Namen kennt Ihr bereits. Ich gehöre zum Kreis der hohen Wassermagier und diene den Menschen als Heilerin und Hebamme. Dies sind meine Kinder Runa und Sinan, das Würmchen hier meine Jüngste Fianna. Folgt mir, wenn Ihr zum Kreis des Wassers gehören wollt, müsst Ihr Euch für die Gemeinschaft nützlich machen."

    Sie nahmen nun den Hinterausgang, von dem ein kurzer steinerner Pfad nach links bog und schließlich vor einer Mauer endete. Hier hatte Aniron bereits zwei große Beete angelegt, indem sie Erde umgegraben und Saatgut eingebracht hatte. Die verschiedenen Pfanzen waren mit Stricken voneinander abgegrenzt und Steintafeln mit Kreide beschriftet. Noch aber wuchs nichts. In der Mitte eines Beetes jedoch thronte ein alter Hagebuttenstrauch, der kaum noch Früchte trug. Ihm schien das Seeklima nicht wirklich zu gefallen, doch er war hartnäckig. Aniron wandte sich Weyland zu:
    "Dies soll unser Kräutergarten werden. Für die Heilkammer benötigen wir immer frische Pflanzen und hier in der Stadt gibt es noch keinen Garten. Ich habe Samen ausgesät, aber wie Ihr seht, muss alles noch wachsen. Könntet Ihr Euch des Hagebuttenbusches dort bitte annehmen? Er ist fast schon verdorrt und muss samt Wurzelwerk raus, aber er scheint mir ein zäher Bursche zu sein. Ihr allerdings auch, ich bin mir sicher, das schafft ihr. Achtet nur bitte daruf, wo Ihr hintretet, am besten geht Ihr nur auf den Steinen, die zu ihm hinführen, dann wird auch sicher kein Keimling zerstört."

  6. Beiträge anzeigen #66
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Denver, das musste Weyland zugeben, hatte ein Gespür für den richtigen Augenblick. Kaum hatten sie das Haus der Magier in Stewark betreten, waren sie einer Frau begegnet, die der Archetyp einer Mutter zu sein schien. Nicht nur, weil sie ein Kind gewickelt vor der Brust trug, sondern auch aus dem Grund, das sie im Kreise ihrer drei Kinder völlig natürlich wirkte, als wäre dies hier ein Schlachtfeld, auf dem sie brillieren konnte und dies in einer Art und Weise, die kein Mann erreichen oder nachvollziehen konnte. Bei diesem Anblick hatte sich ein schwaches Lächeln auf Weylands Lippen gestohlen. Soraya - die Frau aus Lago, mit der er vor gut zwei Jahrzehnten eine einigermaßen glückliche Beziehung geführt hatte, war ebenso gewesen, als sie Taro bekommen hatte. Seinen Sohn. Etwas wie Neid kam in ihm auf, als er an den Vater von Anirons Kinder dachte. Dem das Glück beschieden war, seine Sprosse aufwachsen zu sehen. Mach dir nichts vor, Weyland, du hast selber dafür gesorgt, dass Soraya und dein Sohn dich verachten, dich nach alter Sitte Varants bis zum Kopf im Sand eingraben und einen Korb voller Skorpione über dich ausleeren würden, nur um dir dann dabei zuzusehen, wie du elendig stirbst. Es ist nicht ihre Schuld, nicht ihr Vergehen. Sondern deines, ganz allein deines. Der Hass der Menschen, der dir entgegen schlägt, wird durch deine Taten erzeugt. Du bist der Schmied der Gitter, die dich von deinen Mitmenschen trennen, Weyland.

    Der Novize hatte dem ehemaligen Schmuggler nur auf die Schulter geklopft, aufmunternd gegrinst und so seine Gedankenwelt zumindest etwas wieder ins Gleichgewicht gebracht. Vielleicht war sein eigener Schritt in den Dienst Adanos' der Weg aus diesem selbst geschaffenen Gefängnis. Nun, die Zeit würde dies zeigen. So folgte Weyland der Mutter und ihren Kindern. Die Zwillinge sahen ihn mit einer Mischung aus Faszination und Misstrauen an. Als würden sie einen Kampfhund sehen, der mit jeder Pore nach Gewalt und Ärger und Lärm schrie, etwas das misstrauisch machte, jedoch faszinierend, da dieser Köter erstens nicht bellte und absolut nicht war wie andere seiner Art und zweitens, weil sie einem solchen Biest noch nie nahe genug gekommen waren. Einen Moment überlegte er, ob er kurz lächeln sollte. Den Gedanken verwarf er jedoch wieder. Seine Wirkung auf Kinder war nie allzu gut gewesen, vor allem in den Tagen da er noch die Kleidung der Orksöldner getragen und Eltern vor den Augen ihrer Kinder aus dem Haus gezerrt und gefesselt auf einen Wagen geworfen hatte. In dieser Zeit hatte er gelernt - nur das es ihn damals nicht berührt hat - das auch der Blick von Kindern einen so unermesslichen Hass tragen kann, das selbst Beliar davor zurückschrecken würde.
    Erneut schüttelte Weyland den Kopf, versuchte die Vergangenheit zu verjagen.

    Aniron führte den Anwärter in einen Garten, der das Potenzial besaß, als Kräutergarten des Kreises des Wassers zu fungieren. Vorher mochte es eine Oase der Ruhe für irgendeinen Magnaten oder Ratsmann des Barons gewesen sein, so genau wusste er es nicht und eigentlich kümmerte es ihn auch gar nicht. In den Boden eingelassene Natursteine bildeten einen Weg, den Aniron ihm auch entschiedenen Tons empfahl zu benutzen. Eine Frage der Art "Was sonst?" stellte Weyland nicht. Sein früheres Ich hätte dies getan. Arrogant, ja spöttisch gefragt ob er wie ein Gärtner aussieht oder ob sie tatsächlich denkt, einige vermaledeite Keimlinge würden ihn interessieren. Aber das war ein altes, ein schlechtes Ich. Darüber hinaus ... die Frau flößte ihm aus irgendeinem Grund Respekt ein. Sie schien wie eine Löwin im Kreis ihrer Jungen, die fürsorglich und gutmütig war, zur Verteidigung ihrer Liebsten jedoch zur Furie werden konnte, zu einer blutvergießenden Bestie.

    So bewegte sich Weyland zu dem Hagebuttenbusch hin, der trotz der sommerliche Zeit keine Blätter trug. Die Früchte waren verdorrt und verschrumpelt, sein blühender Zenit schon lange überschritten. Aber, solche Büsche trieben ihre Wurzeln tief. Der ehemalige Schmuggler sah sich um, suchte nach einer Art Spaten oder zumindest einer kleinen Schaufel, erblickte eine und holte sie sich. Vorsichtig, darauf bedacht nicht auf die Keimlinge zu treten, kniete er sich bei dem Buschwerk hin und überlegte einen Moment, ob er mit roher Gewalt oder vorsichtiger Geduld rangehen sollte. Er entschied sich für letzteres. So grub er gemächlich, trennte hier und da vorsichtig Wurzeln durch und - so seltsam es schien - diese Arbeit machte Weyland zufrieden.

    Kurz blickte er auf, sah zu Aniron und grinste schief. "Wer hätte gedacht, dass ich daran Gefallen finden könnte, Frau Aniron", sprach er, "Mein Ich vor zehn oder zwanzig Jahren würde sich scheckig lachen und mir den Vogel zeigen, würde es mich sehen ..." - seine Züge wurden steinern - "... aber das ist kein Ich, das Ihr gerne kennen gelernt hättet. Sagt, Frau Magierin, sind Menschen in Eurem Kreis Willkommen, die wahrlich und wirklich bereuen, gerade dann, wenn sie ... wenn sie in ihrer Vergangenheit mitunter Unverzeihliches getan haben?"

  7. Beiträge anzeigen #67
    Veteran Avatar von Venom
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    Venom ist offline

    Das Avenicci-Anwesen

    Venom war der Aufforderung Falcars gefolgt und hatte sich ihm gegenüber hingesetzt um seinen Worten zu folgen. Das Angebot klang gut, Venom hatte länger keinen festen Auftraggeber gehabt und er hatte eh bereits begonnen sich in Stewark zu langweilen. Ein Bonus war es noch, dass Falcar ihn höchst wahrscheinlich meist mit finsteren Angelegenheiten betrauen würde was eher Venoms Wesen entsprach.
    "Einverstanden.", erwiderte Venom in die Pause nachdem Falcar geendet hatte. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Mein Name ist Venom."
    Er sinnierte kurz ob er seine Überlegungen, demnächst beim Haus der Magier vorbeizuschauen oder einen Erkundungsgang in Richtung Thorniara zu unternehmen, erwähnen sollte. Entschied sich aber dagegen um sich für einen eventuellen Auftrag nicht direkt zu disqualifizieren.
    "Gibt es etwas zu tun?"

  8. Beiträge anzeigen #68
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Bevor Aniron etwas antworten konnte, sprang Runa hervor und plapperte los:
    "Was hast du gemacht? Hast du jemanden umgebracht? Woher hast du denn die Narben im Gesicht?"
    "Junge Dame", rief Aniron streng. "Du weißt, was wir dir eigentlich beigebracht haben?!"
    Runa senkte schmollend den Blick: "Wenn Erwachsene sich unterhalten, dürfen wir nicht reinreden."
    "So ist es. Solche Fragen darfst du auch nicht stellen. Weyland entscheidet selbst, was er uns über sich erzählt", fuhr Aniron tadelnd fort.
    "Du hast ja gar nicht gemerkt, dass Weyland Mama das gefragt hat, weil er unsicher ist, da platzt man nicht so heraus", sagte Sinan zu seiner Schwester. Genervt verdrehte Runa die Augen und äffte Sinan nach.
    "Du bist auch still, Herr Oberlehrer", sprach die Mutter der Zwillinge nun. "Seht doch mal nach Onkel Ornlu, Meister Corax und eurem Vater. Wir brauchen schließlich noch die Hilfe unserer beiden Gäste."
    "Jaaaa, Onkel Ornluuuuu", rief Runa und sauste davon. Sinan ging gemächlichen Schrittes hinterher.
    "Ach, die haben superwichtige Sachen zu besprechen ...", murmelte er.

    Mit fragendem Blick sah Aniron ihren Kindern hinterher, dann blickte sie zu Weyland, dem sie immer noch eine Antwort schuldig war.
    "Entschuldigt bitte, aber als Teil unserer Gemeinschaft habt Ihr nun die Räubertochter des Hauses kennen gelernt", sprach sie und lächelte leicht. "Schön, dass Euch die Arbeit zusagt. Wenn hier erst einmal alles wächst, brauche ich fleißige Hände, die mir helfen, vielleicht wäre das ja etwas für Euch. Die Pflanzen werden unsere Zuwendung brauchen. Mich persönlich erfüllt es immer mit größter Genugtuung, die Kräuter wachsen zu sehen, sie zu ernten, sie zu verarbeiten und dann in dr Heilkammer zu verwenden und zu sehen, wie sie ihr Werk tun."
    Ihr Blick fiel auf den Busch, dessen Wurzelwerk Weyland immer habhafter wurde. Das machte er wirklich gut. Sehr bedacht, andere hätten versucht, den Busch einfach rauszureißen. Solch eine vorsichtige Arbeit traute man ihm gar nicht zu. Aber Aniron hatte schon viele Überraschungen erlebt in der Gemeinschaft des Wassers, deshalb ging sie auf die meisten Menschen ohne Vorurteile zu.

    "Wenn Ihr bereut, dann heißt das, dass Ihr Eure Taten reflektiert habt und das ist mehr, als man von den meisten Menschen verlangen kann. Solange Eure Reue aufrecht ist, ist Euch Euer Platz hier in unserer Mitte sicher. Nicht, dass wir Euch bestrafen würden, wenn Euer Herz nicht aufrichtig ist. Aber die Lehren Adanos' verschließen sich vor denen, die nach Macht streben, die von Neid und Gier beherrscht sind, die anderen nach dem Eigentum oder schlimmer noch nach dem Leben trachten.
    Wenn Ihr Unverzeihliches getan habt, so werdet Ihr Euer Leben lang daran erinnert werden und es als Last mit Euch herumtragen. Aber mit Adanos habt Ihr die Möglichkeit, Euer inneres Gleichgewicht zu finden, denn dafür steht er: den Ausgleich in allem, was uns umgibt."

    Sie schwieg einen Augenblick, um Weyland Zeit zum Nachdenken und Raum für weitere Fragen zu geben.

  9. Beiträge anzeigen #69
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Ornlu ist offline

    Heilkammer

    Aufmerksam hörte Ornlu Maris zu und versuchte aus Mimik und Gestik noch mehr aus seinen Worten zu deuten. Natürlich hatte Maris vorhin nicht alles gesagt und das tat er wohl auch nun nicht, aber das tat gewiss niemand verübeln. Jemand - und vor allem jemand der mit den Naturgeistern im Bunde ist - plauderte nicht einfach alles heraus. Nicht mal Suzuran tat dies vor Ornlu und das obwohl sie sich so nah waren wie Menschen nunmal sich nah sein können.
    Es war Corax der seine Gedanken zuerst teilte.

    "Wir wissen nicht viel über das Diadem. Nur das was du und Suzuran davon erzählen konnten. Niemand sonst legte es an. Das ist manchmal die Gefahr. Die Maserungen, das Holz und der Fundort - alles mag auf ein druidisches Artefakt hindeuten und womöglich ist es das. Aber gleichzeitig kann eine andere Macht sehr bewusst die Täuschung geschaffen haben, um Macht auszuüben oder etwas zu erfahren. Wir wissen nicht ob jemand oder etwas in der Grabkammer schon war wo Suzuran es fand und was die Intention war. Womöglich war dort schon ein korrumpiertes Wesen und hat es beeinflusst. Womöglich war es aber auch schon immer so? Mächtige Artefakte gehorchen nur einem Herrn...dem Herrn oder hier Herrin die es geschaffen hat. Um eine Verbindung in diese Welt zu haben, hat sie einen Teil ihrer selbst darin gebannt. Das wäre nur eine Vermutung - aber eine Möglichkeit. Jemand mag es nutzen, aber niemals wird dieses Diadem dem neuen Besitzer gehören. Das ist wie diese Geschichte mit dem einen Ring...", sinnierte Corax.

    "Wir müssen doch hoffentlich nicht jetzt zu irgend einen Berg wandern? - Aber Corax hat recht. Wir wissen im Grunde nichts und können darüber nur mutmaßen. Es wäre nicht die erste Druidin die fällt und sich etwas hingibt, was nicht mehr im Sinne der Natur ist. Du weißt, dass ich schon manche jagte und umbrachte, die unsere Magie schändlich angewandt haben. Sie wurden stets auch von etwas unterstützt, was in die Richtung dieser schwarzen Raubkatze - die wie die Dunkelheit war - dann ging. Wer seine naturgegebene Macht gegen die Natur anwendet, der verliert sie mehr und mehr. Die Frage ist dann ob das was dann Macht gibt, noch Teil der Natur ist oder schon auf der Seite des dunklen Gottes?", meinte Ornlu.

    "Und das ist eine Frage die noch keiner so recht beantworten konnte. Wo sind die Grenzen. Ab wann ist böse wirklich böse? Ist Beliar das Böse und kann die Natur alles sein? Wenn die Natur alles ist, sind Innos und Beliar überhaupt relevant?", fragte Corax ohne jetzt darüber philosphieren zu wollen.

    "Ich traf Hati die Eiswolffürstin und wenn es Gut und Böse unter den Naturgeistern gibt, dann war sie nicht nur die Schönste und Edleste, sondern auch wahrlich das Gute - ohne dies gespielt übertrieben zu sein, wie so manche Menschen. Corax und ich trafen und bekämpften einst Anub den Schakalfürsten. Er war das Gegenteil und doch gewiss nicht korrumpiert oder dergleichen. Es gibt alle Seiten. Gut, Böse...weder noch...allein dein Blickwinkel darauf ist Beginn und Anfang dieser...Skala. Was aber real ist - und da stimmt mir Corax zu - sind korrumpierte Naturgeister. Ob Dämonen oder andere Macht. Sie verraten sich darin, dass sie mehr und mehr zu etwas werden, was sie zerstört oder stärkt bis sie machtvoll genug sind und zerstört werden müssen. Dieser Panther könnte sowas gewesen sein. - Das es sich aber wie eine Krankheit ausbreiten kann...kam mir bisher nicht in den Sinn. Ist aber gut möglich.", überlegte der Wolfsdruide.

    "Eine entzündete Wunde die einem das Ende bringt muss man ausbrennen um eine Chance zu haben. Ein Geschwür muss man rausschneiden. Dein Löwenfreund könnte eine ähnliche Behandlung brauchen oder es ist schon zu spät. Selbst wenn es aber zu spät ist könnte es Wege geben. Nicht jede Krankheit ist endgültig."

    "Vielleicht hast du Glück gehabt oder es hat weniger oder langsameren Einfluss, weil du nicht so mächtig bist wie ein Naturgeist selbst. Eine endgültige Antwort habe ich leider nicht für dich. Womöglich gibt es für dich und deinen Freund eine Art Reinigungsritual, wenn es die Magie selbst ist die vergiftet worden ist. Vielleicht findet sich die Antwort auf deinen nächsten Schritten nach vorne. Die mythische Sphäre ist weit mehr als nur ein Ort. Stell sie dir wie einen unendlichen Wald vor der in dieser Sphäre und der von Beliar existiert. Eine Art Übergang. Ein Wald zwischen der Grenze zweier Sphären. Meine Meister erzählten mir von Portalen oder Toren wohin die irrenden Seelen durch die Wälder ziehen, um in das Totenreich zu gelangen. Aber auch von Orten wo Leben entstand und in die andere Richtung schritt. Ich selbst habe dort viel beobachten können und die Steinkreise die ich dort fand, waren mit dieser Welt verbunden. Ich bin mir sicher, dass aus Beliars Reich auch etwas in diese Sphäre vordringen kann und wenn es dort wirkt, dann kann es auch sowas wie diese Krankheit hervor rufen. Dann aber ist dort auch etwas, was deutlich Widerstand schafft, sonst wäre das Gleichgewicht in der Natur schon längst gekippt. Womöglich sind nur die schwachen Naturgeister davon betroffen? Wenn du deinen Freund dort findest wirst du und wir mehr wissen.", erklärte sich Onrlu, auch wenn es im Grunde keine Antwort auf Maris Fragen war. Frage einen Druiden nie nach einem Rat, denn du wirst keine klare Antwort bekommen.

    "Ich sehe es auch so, dass wir der Antwort auf diese große Frage nur näher kommen, wenn wir sie suchen und im besten Fall finden. Etwas hält Suzuran dort gefangen und es hat mit dem Diadem zu tun. Auf dem Pfad dorthin kann es geschehen, dass auch du persönliche Antworten findest, Maris."

    "Bei den Göttern...was schwafeln wir hier. Selbst deine zwei Zwerge die uns seit ein paar Minuten belauschen, fragen sich wann wir mal zum Punkt kommen. Kommt ruhig hervor. Mein kleiner Freund hat euch schon längst wahrgenommen und euch verpetzt.", meinte der Druide und streckte die Hand aus. Erst dann sah man wie eine kleine, dicke Spinne an der Wand entlag kroch, als würde sie ihnen zuwinken. Dann im nächsten Moment verschwand sie im Dunkel der Schatten und von dort aus entfachte ein kleines Licht, das sich wie ein irrlicht benahm. Die Kinder kannten es natürlich schon und erfreuten sich daran wie immer. Versuchten es zu fangen und zum platzen zu bringen, während Ornlu noch einmal das Thema ansprach.

    "Letztlich ist diese Krankheit oder Seuche oder Fluch oder was auch immer - etwas, was versucht Einfluss auf die Naturgeister und die Natur zu nehmen. Einfach so taucht sowas eigentlich nicht auf. Die Nähe zu Beliars Reich gibt uns fast schon eine offensichtliche Antwort. Ob es der Chef höchstpersönlich ist, einer seiner mächtigeren Schergen oder ein natürlicher, ausgleichender Vorgang den wir so noch nicht verstanden haben - werden wir mit etwas Glück heraus finden. - Wann können wir aufbrechen?"
    Geändert von Ornlu (31.08.2018 um 22:32 Uhr)

  10. Beiträge anzeigen #70
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    Weyland ist offline
    Diese Frau war bewundernswert. Eine Beschreibung, die der ehemalige Schmuggler in seinen vierzig Lebensjahren selten für das andere Geschlecht gefunden hatte. Meist waren sie störendes Beiwerk gewesen, natürlich in vielen Fällen auch Ablenkung und Zeitvertreib, aber nie hatte er sie bewundert und ihren Geist geschätzt. So wie bei der Wassermagierin. Hätte irgendein Priester Adanos' die Worte Anirons irgendwo auf einem Marktplatz gesprochen, Weyland hätte sie nicht geglaubt, sie für schnöde Bauernfängerei gehalten. Den Versuch, den eigenen Gott angenehmer zu zeichnen als der Feuermagier den seinen. Aber also Aniron ihm gesagt hatte, dass ihm ein Platz in der Gemeinschaft zusteht, wenn er Vergangenes reflektiert, heißt den Schaden, den er angerichtet hat, voll und ganz erfasst und bereut hat, ihm der Zugang zum Kreis, zu dieser Familie sicher wäre. Und - bei Adanos - der ehemalige Schmuggler bereute zutiefst. Nach dem Treffen mit Ebenholz und seinem Lakaien König hatte er schlecht geschlafen, viel geträumt und die anderen Gäste im Gemeinschaftsraum der Klippenschenke geweckt mit seinem Wehklagen und Schreien. Denn - so schien es ihm - der Gott hatte ihn im Schlaf prüfen wollen. Hatte ihm die Gesichter all seiner Toten gezeigt. Angefangen bei dem Adepten des Wassers, den Rag ermordet hatte, um an Informationen zu kommen und einen Zeugen weniger zu haben, bis hin zu jenen frühen Tagen, da Weyland das erste Mal ein Schwert ergriffen hatte. Die Toten hatten nicht gesprochen, in ihren Augen hatte nur unendliche Schuld gestanden.

    "Es würde ...", begann er krächzend, "es würde mir einen ruhigen Schlaf bringen, mir Last von den Schultern nehmen, wüsste ich, dass Adanos mich trotz meiner Fehler als einen seiner Diener betrachtet." Sein Blick ging von der Magierin weg, flog über den Kräutergarten. "Und ebenso wäre es mir eine Freude hier, in diesem Garten, zu arbeiten. Wisst Ihr, Frau Aniron, ich wart zeitlebens ... ein jähzorniger Mensch. Auf dem Hof ... damals, bei Trelis, wo ich gelebt habe ... da habe ich in der Wut einem Knecht den Arm gebrochen, weil er mir Widerworte gab." Er lachte völlig freudlos und bitter auf. "Das Leben eines Mannes ... zerstört, weil ich mich nicht respektiert fühlte. Wenn Adanos einen Menschen, der solches und schlimmeres getan hat, zwar nicht verzeiht, ihm aber hilft seine Schuld und die Last seines Gewissens zu tragen, so wäre es mir eine Freude, Eurem Kreise beizutreten, Frau Aniron."

    Nachdem er das Wurzelwerk der Hagebutte herausgezerrt hatte, erhob sich der ehemalige Schmuggler. "So, fertig. Das Alte ist weg, der Platz für etwas Neues und Besseres ist geschaffen, Frau Magierin", erklärte Weyland und sah Aniron an, "Gibt es noch etwas, worum ich mich kümmern soll? Bin auf einem Hof groß geworden, wenn es hier noch irgendwo einen Koppelzaun zu reparieren oder ein Feld zu pflügen gibt, ich würde es machen."

  11. Beiträge anzeigen #71
    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier - Besuch aus den Wäldern

    Nachdenklich hörte Maris zu, während die beiden Druiden spekulierten und ihn aufklärten, versuchte die Informationen und möglichen Ursachen für seine Probleme zu einem vollständigen Bild zusammenzusetzen und schätzte Möglichkeiten und Folgen der verschiedenen Möglichkeiten ein. Im Zweifelsfalle würde er es bei dieser Unternehmung nicht nur mit dem Großen Löwen, sondern auch mit dem silbernen Löwenfürsten und eventuell mit der Quelle der dunklen Kraft zu tun bekommen. Auf der anderen Seite stand die Aussicht auf eine Lösung für alle drängenden Probleme, denen er sich derzeit gegenüber sah. Diese Reise in die endlosen Wälder der mythischen Sphäre zwischen den Sphären mochte ein Wendepunkt sein, doch sie klang wie etwas, das nicht überstürzt werden sollte, wenn man nicht in sein Verderben rennen wollte.
    "Denkt ihr, dass in Suzurans Fall große Eile geboten ist? Wenn nicht, sollten wir das nicht überhastet angehen, so scheint es mir", erwiderte er auf Ornlus Frage hin.
    "Ihr müsst sicherlich ohnehin das Ritual erst vorbereiten, und ich habe noch ein, zwei Dinge hier zu erledigen. Was würdet ihr also davon halten, wenn ihr mit Suzuran bereits aufbrecht und ich euch folge - sagen wir in zwei Tagen? Sollte es um den Baum herum sicher sein, kann ich mich direkt dorthin teleportieren."
    Die kleine Hand seiner Tochter hob sich mit leichter Ungeduld in das Blickfeld des Nomaden. Runa befand sich sichtlich im Widerstreit zwischen einer dringenden Sache, die sie loswerden wollte, und der von Aniron streng geforderten Höflichkeit, sich nicht in die Gespräche der Erwachsenen einzumischen.
    "Ja mein Schatz, was gibt es denn?"
    Runa senkte die Hand und warf ihrem Bruder einen kurzen, stolzen Seitenblick zu, weil sie die Situation gut gemeistert hatte, bevor sie Luft holte:
    "Mama möchte gerne mit Onkel Ornlu und Meister Corax im Garten sprechen, wenn ihr mit euren wichtigen Besprechungen fertig seid", verkündete sie, schob nach kurzem Zögern aber hinterher: "Wenn ihr noch viel zu besprechen habt, warten wir aber ganz still."
    Und lauscht, worüber wir so sprechen, ergänzte Maris in Gedanken.
    "Schatz, ihr seid mal wieder viel zu neugierig. Du weißt, wohin Neugier unvorsichtige Kinder bringt?"
    "In Gefahr", entgegnete Runa resignierend. Sie hörte die Predigt nicht zum ersten Mal.
    "Wenn ich aber endlich ein echtes Schwert hätte und nicht nicht nur das Holzschwert, dann..."
    "Runa, nicht jetzt. Du bekommst ein echtes Schwert, wenn du bereit dafür bist."
    "Aber Papa! Nicht mal ein Langes Messer..?"
    "Schluss jetzt mit der Diskussion. Wir klären das ein andermal."

    Maris wandte sich wieder den Druiden zu.
    "Ich würde vorschlagen, wir lassen Aniron nicht warten. Wir müssen ohnehin zu ihr, damit sie als Wassermagierin das Einverständnis gibt, wenn ihr Suzuran mitnehmen wollt", sagte er und geleitete die beiden Männer aus der Kammer zurück in den Gang und nach rechts, wo sich neben der Treppe in den Keller der Durchgang zum Garten im Hinterhof befand. Die Kinder gingen voraus, um Aniron Bescheid zu geben, während Maris sich wieder an Ornlu wandte.
    "Wie verhält es sich mit unseren Kräften in der mythischen Sphäre? Wenn wir nur als Seelen dort sind, sind wir trotzdem an die Begrenzungen unserer Körper gebunden und funktionieren unsere Kräfte dort genauso wie hier? Ich wüsste gern, wie wehrhaft wir dort sind."
    Sie schritten auf die Tür in den Garten zu.
    "Unabhängig davon würde ich es zu schätzen wissen, wenn ihr euer Wissen mit mir teilen und mir bei der Verfeinerung meines magischen Könnens helfen würdet. Als ich auf dem Festland war, hat der bloße Blick eines... nun, sagen wir recht durchsetzungsstarken Geistes beinahe genügt, um mich zu überrumpeln und an Ort und Stelle erstarren zu lassen."
    Dass es sich dabei um den Großen Löwen handelte, dessen Augen unter gegebenen Umständen blanken Terror auszudrücken vermochten und der eine weniger freundliche Begegnung mit Maris im Tempel des Löwen geführt hatte, ließ er dabei unerwähnt.
    "Ich frage mich, ob es möglich ist, diese unterdrückende Autorität im eigenen Blick mit Hilfe der Magie zu erlernen."
    Geändert von Maris (04.09.2018 um 10:34 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #72
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    "Du hast wohl noch nie die Erfahrung mit einer Tooconda gemacht?", meinte Ornlu bezüglich Maris' letzter Frage. Runa machte die Augen groß und fragte sofort was das denn sei.
    "Eine riesige Schlange die man nur in den Tooshoo-Sümpfen vorfindet. Triffst du auf sie allein...bist du verloren. Sie blickt dir in die Augen und bist du zu schwach um ihrem Blick zu widerstehen kommt sie näher und schlingt sich um dich. Dann drückt sie zu und zermatscht dich wie eine Fliege und dann frisst sie dich auf.", erzählte der Druide, beugte sich herab und blickte der Kleinen in die Augen. Natürlich nicht ohne etwas Magie zu entfachen, damit sich seine Gesichtszüge oder mehr seine Haut und Augen für einen kleinen Augenblick der der Tooconda ähnelten, ehe er die augenscheinlich gespaltene Zunge rausstreckte und die Magie dann verklingen ließ. Sie empfand Faszination und Angst zugleich, als sie die Hand ihres Vaters viel fester umgriff.
    "Ein Schwert hilft nicht immer Runa. Du kannst die beste Schwertkämpferin der Welt sein, aber gehst du raus in die Welt kann dich sofort ein Pfeil treffen oder der Blick der Tooconda. Dann hilft dir dein Schwert gar nicht. Die erste Regel für große Abenteuer ist, dass man sie niemals alleine angeht und die zweite Regel ist, dass man zuerst den Kopf benutzt und dann das Schwert. Die dritte Regel ist - ess nicht vom gelben Schnee.", belehrte er ein wenig und erhob sich dann.

    "So giftig wie der Blick der Tooconda ist, so magisch ist er auch. So lernten wir von ihnen. Es ist eine Art magischer Schock für den ersten Moment. Die Natur jedes Lebewesens sagt 'flüchte, wenn du überrascht wirst' - hierbei kannst du es aber nicht. Angst entfacht und lähmt dich innerlich. Und hier setzt die Tooconda an und manipuliert deinen Geist. Sie schafft eine andere Welt in deinem Kopf und weiß gezielt innere Instinkte zu reizen, damit du kaum eine Chance mehr hast. Sie steigert deine Ängste und in der Realität kommt sie näher und näher. - Wir können dies auch, wenn wir uns unserer wahren Natur bewusst sind und auch der Ängste unserer Ziele.", erklärte Ornlu und blickte einen Moment zu Suzuran. Er erinnerte sich daran , wie er sie damals in diesem Zauber ausbildete. Sie war stinkwütend, dass er es zuließ, dass eine Tooconda sie fast verschlang. Dabei übertrieb sie natürlich maßlos. Aber so waren Frauen wohl manchmal.

    "Wir werden dich gewiss mehr lehren, wenn sich das offenbart, was wir an dir spüren. Vor allem werden wir dich lehren zuzuhören. Aber das noch nicht heute. Suzuran hat Priorität.", warf Corax an und war wohl bereit loszugehen.
    "In der mythischen Sphäre bist du nicht an deinen Körper gebunden. Du kannst anders sein und bist durchaus mächtiger oder freier in deinem Wirken. Aber auch alles andere dort ist es meist. Allein die Tiergeister die du rufen kannst und von daher kommen sind es. Stell es dir wie einen Traum vor. Hast du jemals geträumt jemand oder etwas anders zu sein? Da kannst du es in deinem magischen Rahmen. - Eine kurze Geschichte über die Mächte der Magie...ich traf Suzuran schon lange bevor sie mich in Silden traf. Sie träumte und reiste unbewusst in diese Sphäre. Da begegneten wir uns. Ich wusste nicht wieso es so war, aber mit der Zeit erschloss es sich und ich zeigte ihr den Weg aus, um das zu kontrollieren was sie immer dahin brachte. Manche sind dafür sehr anfällig. Andere nicht. Ich hörte von einen Meister der durch einen Unfall nahezu vollständig gelähmt war. Dort aber seinen Weg fand und seine Schüler vermochten ihm dorthin zu folgen und zu lernen. Irgendwann war sein Körper vergangen und so endete auch seine lange Traumreise. - Das beschreibt aber noch lange nicht alles was wir darüber wissen und noch erfahren müssen. Ich bin fähig durch Meditation mich dorthin zu begeben, ahbe aber lange nicht die Macht die durch ein Ritual möglich ist. - Sobald du dann in Tooshoo eintriffst, werden wir es durchführen und du noch manches lernen. Schwarzwasser ist nicht mehr als von Natur verschlungene Zivilisation. Solange du dich zu Tageszeit dahin teleportierst ist es sicher. Nachts ist es selbst mir um den Baum zu gefährlich.", teilte der Wolfsdruide mit den Anwesenden. Die Kinder schienen die Geschichte verschieden zu interpretieren. Was aber in Ordnung war. Sie wussten, dass alles was er erzählte immer ein Geheimnis bleiben musste.

    "Führt uns zu eurer Mutter.", bat Ornlu dann die zwei Kinder. - "Also dann in zwei Tagen, Maris? Oder brauchst du länger? Sobald wir Suzuran ausserhalb der Stadt haben, haben wir Mittel um sie schnell nach Tooshoo zu bringen."

  13. Beiträge anzeigen #73
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Aniron schmunzelte und wiederholte Weylands Worte:
    "Das Alte ist weg, der Platz für etwas Neues und Besseres ist geschaffen. Das betrifft nicht nur den ollen Hagebuttenstrauch."
    Dann wurde ihr Blick wieder ernst: "Ich muss trotzdem betonen, dass es in unserer Gemeinschaft keinen Platz gibt für Menschen, die andere bestehlen oder verletzen oder töten. Jähzorn wird Euch hier nicht weiterbringen sondern ausschließen. Vergesst das niemals. Aber ich bin Euch sehr dankbar für Eure Arbeit und wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr mir hier gerne zur Hand gehen. Meldet Euch in der Novizenkammer bei Selina, sie wird Euch einweisen."

    Aniron sah, wie Runa und Sinan aus dem Haus traten gefolgt von Maris, Ornlu und Corax. Sie sprach aber weiter zu Weyland:
    "Ihr müsst Euren eigenen Weg mit Adanos finden. Wir können Euch vieles zeigen und lehren, aber was Ihr damit macht, ist am Ende dennoch Eure Sache. Adanos steckt überall hier in unserer Umgebung, selbst in dem dürren Hagebuttenstrauch, den Ihr den Garaus gemacht habt, damit hier neues Leben entstehen kann. Das ist ein Teil des Gleichgewichtes, von dem ich sprach. Ihr habt zu Adanos gefunden, das ein großartiger Schritt. Es geht nicht darum, ob er Euch vergibt, sondern ob Ihr Euch selbst vergeben könnt."
    Maris, die Zwillinge und ihr Besuch aus den Wäldern war nun angekommen.
    "Mama, wie schmeckt gelber Schnee?", fragte Runa. Irritiert blickte Aniron zunächst zu ihrer Tochter, dann zu Maris.
    "Frag nicht", deutete sein Blick und er lunschte zu Ornlu.
    Aniron räusperte sich.
    "Nun, die Herren, das hier ist Novize Weyland und wo ihr jetzt steht, soll schon bald unser Kräutergarten wachsen. Vielleicht wäre es möglich", sagte sie und sah zu Ornlu und Corax, "die Erde zu weihen, damit die Pflanzen gut gedeihen können? Wir sind leider erst ganz am Anfang, die Samenkörner stammen noch aus Setarrif, ich habe sie erst vor einigen Tagen in die Erde gebracht. Unsere gemeinsame Freundin, die Sarazenia, musste leider in Setarrif bleiben. Das Haus der Magier wurde mit einer magischen Kuppel verschlossen, unter der sich die Sarazenia befindet und nun wahrscheinlich ein vortreffliches Leben führt. Mich würde es nicht wundern, wenn sie nicht schon längst das Haus der Magier und die Bibliothek sogar erobert hat."

  14. Beiträge anzeigen #74
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Ornlu ist offline
    "Nein...Runa ist schlau genug niemals gelben Schnee zu probieren. Oder?...Und wenn schon...dann passiert das nur einmal...", sagte er sich in Gedanken. Dabei hatte er durchaus Recht. Nur bezog es sich wohl mehr auf den Norden Myrtanas und Nordmar selbst. Wer wusste ob sie nicht eines Tages dorthin reisen würde. Und würde sie lieb fragen, würde Onkel Ornlu auch mitkommen, um ein Auge darauf zu haben dass das Abenteuer gelingt.

    Ornlu nickte dem Novizen Weyland in einer einfachen Geste zu. Er war ja kein Adliger und so wie dieser Weyland aussah - wohl auch nicht. Viel einfacher und auch kein Mann der südlichen Inseln. Die Augen und Körperhaltung sprachen sehr für einen Myrtaner.
    "Schau an, Corax. Ein Myrtaner hier. Bewahre, Weyland.", grüßte Ornlu dann kurz. Corax kommentierte dies nicht. Er nickte nur zustimmend zu. Beide Männer vom Volk der Wälder schienen für den Mann ein eher ungewohnter Anblick oder eine Erinnerung weckend.
    Ornlu widmete sich dann Aniron zu und besah sich den Boden. Doch Corax war da noch ein wenig mehr Experte und schien im zerreiben der Erde was heraus deuten zu können. Zumindest tat er so.
    "Die Sarazenia wäre hier wohl eh verhungert. Schon damals in der Silberseeburg. Ich habe hier noch nirgends Katzen gesehen.", scherzte er ein wenig und blickte dann das Würmchen bei Aniron an.
    "Darf ich?", fragte er und bekam dann Anirons Erlaubnis. Er hatte dies bei Runa und Sinan gemacht und er würde das auch bei Fianna machen. Gewiss nicht die Nase klauen, aber dafür flüsterte er dem noch so jungem Leben etwas ins Ohr. Ein alter, ewiger Segen der Natur. Das Versprechen immer ihr Kind zu sein, immer ihren verborgenen Schutz zu haben...wenn es ihr Kind bliebe. Ein sanfter, angenehmer Duft entfachte und Fianna wurde wieder ihrer Mutter übergeben.

    Corax schien mittlerweile einen Gedanken zu haben, was sie machen könnten. "Der Boden wäre gut für die Blaue Königin. Sie würde den Rest stärken.", meinte der Rabendruide.
    "Und die Risiken?"
    "Der Sumpf ist fern und Frau Aniron wird schon wissen was zu tun ist.", meinte er.
    "Ich denke auch. Aniron...was wir hier pflanzen werden blüht nur in den Sümpfen. Man muss sie nicht gießen...und alles um diese Pflanze ist...anders...stärker. Sowas wie die Sarazenia müssen wir erst....wieder 'fangen' wenn du verstehst.", erklärte er sich und schielte kurz zu Weyland. Offen einen starken Zauber vor jemand Fremden entfachen wollten sie nicht und es fehlte eh an Material. Der Busch dort war nicht genug oder zu allein. Dann kramte er in seinem Beutel herum und holte ein kleines Stoffsäckchen hervor. Dort heraus zog er eine Art Blumenzwiebel hervor - doch diese war eisblau.

    "Die Blaue Königin ist wunderschön und gefährlich. Naht der Vollmond öffnet sie sich und ihr Duft ist...irgendwie magisch. Sie zieht angeblich sogar Irrlichter an und jeden der ihr nicht widerstehen kann. Anfangs noch eher violett...wird sie königlich blau wenn sie aufblüht. Hat sie sich dann genug am Mondlicht 'genährt'...schließt sie sich allmählich und gibt die gesammelte Kraft an den Boden ab. Ein Irrlicht brauchst du nicht...es genügt auch blaues Erz...etwas von den Gaben Adanos die du besitzt...oder jemand der es aushält. Pass nur auf, dass sich niemand Schwaches dem nähert und bei der Blume einschläft. Sie ist unersättlich und nahm schon Leben oder begann jene zu beeinflussen...so dass sie die Blume beschützten.", erklärte er ihr im leisen Ton. Dann gab er Corax die Zwiebel und der pflanzte sie mittig in diesem Kräutergarten. Es war dann seine Gabe an Magie die die Blaue Königin in wenigen Tagen fast auswachsen lassen würde.

    "Diese Pflanze ist ein Geschenk von uns. Sie wird diesem Kräutergarten etwas Besonderes geben.", sprach er dann offiziell.
    "Onkel Ornlu...? - Gibt es auch einen Blauen König?", fragte dann Runa.
    "Nein. Es gibt nur sie. Kein König ist ihrer Schönheit und Stärke würdig. Das wirkt zuerst toll, aber das macht sie auch einsam. Deswegen läd sie sich zu jeden Vollmond ein paar lustige Lichter ein, die um sie tanzen und ein wildes Fest feiern. Wenn es um sie nach Gewitter riecht, du aber am Himmel keine Wolke siehst, dann ruf deine Mutter. Du darfst ihr dich nicht nähern. Das ist mir sehr, sehr wichtg. Versprochen? - Du auch, Sinan? - Hältst du dich daran, werde ich dir alles über sie erzählen was ich weiß. Das verspreche ich dir.", sagte er und blickte dann zu den Eltern der beiden. Sie waren hier wohl soweit fertig und nun ging es um Suzuran.
    Geändert von Ornlu (04.09.2018 um 13:33 Uhr)

  15. Beiträge anzeigen #75
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    War das Gespräch mit Aniron noch von einer gewissen Ruhe und Geschlossenheit geprägt, wie man sie vielleicht beim Beichtstuhl findet, folgte mit dem Auftreten dreier Männer etwas Hektik. Was weniger an dem Mann lag, der ganz offensichtlich Vater von Anirons Sprösslingen war und der einen freundlichen, sympathischen Eindruck machte, sonder an den beiden Begleitern. Sie waren wie Reisende gekleidet, zeigten den Staub der Straßen und den Schmutz der Wälder. Derjenige, der Corax genannt worden war, war relativ groß, kein Muskelpaket aber auch kein dürres Skelett. Schwarze Haare und Augen von der ungewöhnlichen Farbe eines Smaragds. Der andere hingegen wirkte wesentlich entspannter im Auftreten, weniger reserviert. Eher ein schiefes Grinsen im Gesicht, welches genauso gut auch einem Söldner, Kriegshelden oder Draufgänger gehören konnte. Bezeichnend waren die Tätowierungen ... und die waren es auch, die eine Erinnerung in Weyland wach riefen.

    Mit einem Mal fühlte er sich wieder zurück versetzt an einen Zeitpunkt vor neun Jahren, in den letzten Tagen seines Dienstes als Orksöldner, ehe sein Trupp aufgerieben wurde und er sich den Rebellen für den Rest des Krieges anschloss. Gerade in Trelis hatte man die Gerüchte über die so genannten Grünen Teufel nicht als schnödes Schauermärchen abgetan, als Kinderschreck und dergleichen. Die Treliser wie die Geldener wussten es besser. Genug Söldner und Sklavenjäger, die es in die Wälder nördlich jener Städte getrieben hatte, waren auf sie getroffen. Die Männer und Frauen von Silden. Waldläufer, Jäger, Pirscher. Die ihre Heimat so gut kannten, dass sie mit dem Grün der Wälder verschmolzen, nahezu unsichtbar wurden. Namen ... oh, die kannte Weyland zur Genüge. In den Kneipen von Trelis, wo sich die Orksöldner trafen, waren sie nur flüsternd genannt worden. Dekker, Jarvo, Bengar. Ein Schwertkämpfer vom Östlichen Archipel, der einen für myrtanische Zungen fast unaussprechlichen Namen besaß. Ein gefallener Feuermagier, ein ehemaliger Templer, der Rache für den Verlust seiner Gemeinschaft auf Khorinis nahm. In vielen Augen hatte Angst gestanden, in vielen aber auch Bewunderung und Ehrfurcht. Und manchmal - wenn der Alkohol fast zur Neige ging - hatte man noch dunklere, schrecklichere Dinge angesprochen. Die Meister der Natur, die Wermenschen. Halb Kreatur, halb Mann. Die mit Gesten und Worten Bäume entwurzelten und schreiten ließen, die Wolfsrudel auf ihre Feinde hetzten. Und ein Mann war besonders bekannt gewesen, eine lebende Legende. Der angeblich bei Nacht und nach einem Blutopfer in Form eines gefangenen Orkkriegers zum Wolfsmenschen wurde und hunderte Widersacher zerriss, ehe der Blutrausch nach ließ. Diesen Geschichten hatte Weyland nie Glauben geschenkt. Aber was er wusste, was er aus dem Umfeld einiger Söldner von Faring wusste, die dort mit den Schamanen bekannt waren. Das ein tätowierter Waldmensch angeblich das größte Zeichen orkischen Respekts erlangt hatte, ein Ulu-Mulu, ausgehändigt von einem der führenden Schamanen Farings ...
    Weyland schluckte, als die Augen des Mannes ihn streiften. Als würde ein Wolf eine potenzielle Beute erkennen, käme jedoch zu der Überzeugung, dass diese karge Mahlzeit den Aufwand nicht wert wäre. "Grüße, die Herren", brachte er letztlich nur heraus und deutete eine Verbeugung an, krampfte die Hände in den Stoff seiner Hose und hoffte, die Aufregung wäre ihm nicht anzumerken.

    "Hm, Frau Aniron", sprach Weyland dann kurz in Richtung der Magierin, "Ich danke Euch für Eure Worte und die Aufnahme in Euren Kreis. Es wäre mir eine Freude, Euch hier im Garten auszuhelfen und meinen Dienst der Pflege der Pflanzen zu widmen." Er verbeugte sich abermals, nun vor der Frau. Jedoch wesentlich respektvoller als vor den Männern. "Ich werde mit Frau Selina sprechen und mich in dieser Gemeinschaft einfügen, so Adanos will als produktives, wertvolles Mitglied. Adanos mit Euch, Frau Magierin."

  16. Beiträge anzeigen #76
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Aniron nickte Weyland zu:
    "Wohl denn, Ihr habt gehört, was über die Blaue Königin gesagt wurde. Verbreitet die Kunde unter den Novizen, sie sollen fortan vorsichtig sein. Bei Fragen können sich alle an mich wenden. Wir sehen uns am besten morgen und beobachten die nächsten Tage, wie sich die Pflanzen hier entwickeln."
    Weyland entfernte sich und für einen kurzen Augenblick freute Aniron sich, einen Novizen als Gehilfen für den Kräutergarten gewonnen zu haben. Dann wandte sie sich den Zwillingen zu:
    "Habt ihr gehört, was Onkel Ornlu gesagt hat? Wenn er es sagt, dass ihr vorsichtig sein müsst, dann wisst ihr, dass das sehr wichtig ist. Ornlu spricht sowas nicht einfach daher. Euer Papa und ich müssen uns darauf verlassen können, dass ihr Acht gebt, sonst kann ich euch nicht unbeobachtet in den Garten lassen."
    Die Zwillinge nickten ernst.
    "Doch Mama, das kannst du", sagte Sinan und Runa nickte eifrig.
    "Nagut", erwiderte Aniron. Dann sah sie zu Corax und Ornlu.

    "Habt vielen Dank! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihr uns noch einmal solch ein Geschenk zukommen lasst. Ihr wisst gar nicht, was das für mich bedeutet", sprach sie. Es konnte sich wohl wirklich niemand vorstellen, aber nun, nach der langen Zeit, seit sie Setarrif verlassen hatten, konnte Aniron nun endlich wieder einen Kräutergarten anlegen, um jederzeit auf die kostbaren Helferlein zurückzugreifen. Sie traute sich den Umgang mit der Blauen Königin durchaus zu und würde die anderen Mitglieder der Gemeinschaft entsprechend einweisen.
    Fianna, die aufgewacht war, bevor Ornlu ihr ins Ohr geflüstert hatte, schmatzte lautstark an den Fingern, ein untrügliches Zeichen, dass sie Hunger hatte.
    "Zu welchem Ergebnis seid ihr wegen Suzuran gekommen?", fragte Aniron.
    "Ornlu und Corax werden Suzuran nach Tooshoo bringen, dort werden wir ein Ritual durchführen. Ich werde ihnen in ein paar Tagen folgen", erwiderte Maris.
    Die Wassermagierin nickte bedächtig:
    "So sei es. Dann werden wir alles vorbereiten, dass ihr aufbrechen könnt."

  17. Beiträge anzeigen #77
    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Haus der Magier, leere Werkstatt - Mutter aller Löwen

    Die Kammer war dunkel und eng. Alter Stein umrahmte die dicke Holztür zu dem leeren Kellerraum inmitten der Werkstätten, die im Untergeschoss des Hauses der Magier nach und nach aufgebaut wurden, und Maris - in seinem Herzen immer noch die offene Weite der Wüste gewohnt - fühlte sich unweigerlich unwohl in dieser beengten Umgebung. Dennoch war dieser Raum genau das, wonach er gesucht hatte. Ornlu und Corax waren am Vortag abgereist und hatten die schlafende Suzuran mit sich genommen, nachdem sie Aniron und dem Kreis des Wassers ein ungewöhnliches Geschenk für den Kräutergarten gemacht hatten. Noch hatte die Blaue Königin das Erdreich noch nicht durchstoßen, doch die von magischer Kraft nur so strotzende blaue Zwiebel würde sicher bald eine stattliche Pflanze hervorbringen, die alles Leben in diesem werdenden Garten beeinflussen mochte. Doch das waren Dinge, mit denen sich die Wassermagier und Aniron im Speziellen beschäftigen sollten. Maris war aus einem anderen Grund hier.
    Langsam setzte er sich nieder und atmete tief durch, während er sich auf seinen magischen Fluss, den Puls seiner Umgebung und die Kraft konzentrierte, die seit seinem Abenteuer auf dem Festland förmlich aus ihm herausplatzen wollte. Er zog ein eingeschlagenes Stofftuch hervor, legte es auf den Boden und entfaltete es. Darin befanden sich zwei Haare - eines kurz und sandfarben, das andere länger und rotbraun, doch beide dick und widerstandsfähig, zugleich aber weich und flexibel. Es war Zeit, sich der Gabe der Löwenmutter zu widmen, die ihn eigentlich schon auf das Aufeinandertreffen mit al-Hamza auf dem Festland hätte vorbereiten sollen. Damals aber hatte er es noch nicht gewagt, einen Blick zu riskieren. Nun hingegen trug er Kräfte in sich, die ihm neue Wege eröffneten, und die Karten waren neu gemischt.
    Bevor er nach Tooshoo aufbrach, um Ornlu und Corax bei ihrem Ritual beizustehen, das sie in die Zwischenwelt führen würde, wollte Maris vorbereitet sein, und diese beiden Haare würde ihm dabei helfen. Sie stammten von zwei verschiedenen Löwen: aus dem Pelz der Löwenmutter selbst und der Mähne al-Hamzas, des Großen Löwen. Mit diesem Anker würde es ihm möglich sein, zu sehen - und hoffentlich auch zu erkennen. Der Wüstensohn ergriff das Haar der Löwenmutter, umschloss es mit seiner Hand und schloss die Augen. Diese Reise würde ihn tief hinab führen, und bevor er sich an die Vergangenheit al-Hamzas heranwagte, wollte er mehr über die herausfinden, die sich als Einzige unter den Löwenfürsten stets als die fleischgewordene Güte und Fürsorge gezeigt hatte.

    Mehr und mehr füllte sich der Raum mit Sumpfkrautnebel, bis das Glimmen der Öllampe am Eingang kaum noch von der Mitte des Raumes aus zu sehen war. Maris hatte bereits damit experimentiert und festgestellt, dass der Krautatem eine ideale Atmosphäre erzeugte, um die magischen Kräfte in Resonanz zu bringen, die ihm seine Visionen ermöglichten. Dann, als der kleine Raum bis unter die Decke in dicke Schwaden getaucht war, schloss er die Augen, und die Welt um ihn herum verschwamm im Nebel.
    Maris stieg tief hinab in den Wirren seines eigenen Verstandes. Die unzähligen Erinnerungen der Vorväter und die drückende Präsenz der Seele al-Hamzas in seinem Geist brachten ihn nicht von seinem Pfad ab. Dort war etwas Dunkles, etwas nicht Auszumachendes, das an ihm nagte - war es die Essenz des Drachen, oder die Verseuchung durch den korrumpierten Pantherfürsten? Doch er ließ sich nicht beirren und stieß an die Grenzen seines eigenen Verstandes vor. Er spürte die Präsenz des Haares in seinen Händen, suchte das nur allzu vertraute Gefühl der Geborgenheit, das er stets bei jedem Aufeinandertreffen mit der Löwenmutter verspürt hatte - dann durchbrach er die Grenze seines Verstandes und tauchte ab in den Sturm der Zeit, das Chaos der Gesichte.
    Diesmal fiel es ihm so viel einfacher als all die Male zuvor, der rohen Gewalt zu widerstehen, die ihm entgegenschlug, sobald er die Grenzen seiner eigenen Erinnerung verließ - doch noch nie war der Weg, den er gehen musste, weiter gewesen. Die Reise führte ihn tief hinab im Strudel der Zeit. Dorthin, wo die Schatten dunkler waren und das Licht greller. Dorthin, wo die Alten noch jung waren und die Welt noch formbar. Dorthin, wo die Fürsten und Könige dieser Sphäre sich noch keine Diener erwählt hatten, und das Recht des Stärkeren bestimmte, wer herrschte, wer gehorchen musste und wer verging.
    Maris hatte dem Sturm widerstanden und sein Ziel gefunden, doch die Stille war trügerisch. Er wusste: wenn er sich zu lange an diesem Ort aufhielt, würde sein Geist nie mehr zurückkehren. Doch die Kraft der Drachenessenz würde es ihm möglich machen, sich rechtzeitig abzuwenden und zurückzukehren, bevor er vollends in den Schatten glitt. Die Reise schien Monate angedauert zu haben, doch nun konnte er sehen. Die Bilder jedoch entzogen sich seinem Verstand - sie waren nicht mehr als flüchtige, vorüberziehende Eindrücke. Es schien ganz so, als wäre der menschliche Verstand nicht dafür geschaffen, diese Vergangenheit mit seinen Sinnen zu begreifen.

    Er erkannte die Löwenmutter. Etwas an ihr schien anders - diese Kraft, diese Energie! sie war eine Mächtige der ersten Stunde, thronend auf weitem Land, herrschend über alle Welt. Sie war die Löwin, und es gab keine außer ihr. Stolz blickte sie über ihr Reich, und niemand hätte ihrem Blick zu trotzen gewagt. Das Bild verging.
    Zwei verschwommene Schemen huschten zu ihren Füßen umher. Junge Löwenmänner, der erste Wurf. Der Kleinere trug von Mähne bis Schwanzspitze ein tiefdunkles Braun, der Größere verbreitete einen golden strahlenden Schimmer, die Mähne jedoch erstrahlte in tiefem Rotbraun. Konnte das etwa...? Erneut entglitt ihm die Vision.
    Ein drittes Bild. Eine gewaltige Kreatur, mächtiger als die See, das Land, die Lüfte. Ein weiß strahlender Tyrannenkönig, unter dessen gewaltigen Schritten die Welt erzitterte. Er war die Große Katze, der König der Könige. Sein Blick allein tötete, und selbst die Vision dieser Kreatur verströmte blanken Terror. Und an seiner Seite stand sie - die Mutter aller Löwen.

    Wie ein Hammerschlag riss es ihn aus der Vision. Der Sturm ergriff ihn erneut, stärker als je zuvor, und Maris musste mit allem, was er hatte, dagegen ankämpfen, in die Finsternis hinfort getrieben zu werden. Schritt für Schritt kämpfte er sich aus den Untiefen der Zeit hervor an die Schwelle seines Verstandes, bis sein Geist endlich wieder zurückkehrte in die Grenzen seines eigenen Ich. Er war zurückgekehrt aus der Dunkelheit.
    Blinzelnd öffnete der Nomade die Augen und blickte sich desorientiert um. Es dauerte einige Momente, bis er wusste, wo er war. Sein Körper gehorchte nur schwerlich, als er sich unsicher erhob und durch die immer noch dichten Sumpfkrautschwaden zur Tür wankte. Liebliche, frische Luft strömte ihm entgegen, als er sie öffnete, und gab ihm ein wenig mehr Halt auf seinem Weg hinaus aus den Werkstätten. Er musste niederschreiben, was er gesehen hatte, bevor sein Geist die Details der Vision verdrängte wie einen Traum nach dem Aufwachen. Die Löwenmutter war nicht irgendein Naturfürst - sie war die Mutter al-Hamzas, die erste Löwin! Doch was war mit dem weißen Löwen geschehen, dem ersten König? Wie sollte al-Hamza, der älteste Sohn, zum Großen Löwen geworden sein? Hatten ihn die Bilder getrogen? Maris stolperte, eine gewaltige Sumpfkrautwolke hinter sich herziehend, die Treppe hinauf und versuchte sich krampfhaft jedes Detail in Erinnerung zu behalten - für Spekulationen war später immer noch Zeit.
    Geändert von Maris (17.09.2018 um 14:15 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #78
    Neuling Avatar von Falcar
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    Falcar ist offline

    Das Avenicci-Anwesen

    Falcar Avenicci setzte sich zufrieden auf seinen großen, thronähnlichen Sessel aus massiven Eichenholz. Er legt seine Hände zusammen und hüllt sich im Schweigen. Er musterte Venom und versuchte einzuschätzen, welche Aufgabe er dem Mann anvertrauen konnte. Schließlich handelte es sich um einen Fremden, wenngleich er auch auf Befehl einen Mann getötet hatte ohne Fragen zu stellen. Es war nicht ausgeschlossen, dass es sich bei seinem Gegenüber um einen treuen Gefolgsmann von Ethorn handelte.

    "Ich möchte wissen, welche Pläne die Rebellen um Ethorn verfolgen. Bisher hält man sich zurück, diese Stadt nach den eigenen Vorstellungen zu formen und die Abgaben zu reformieren. Das erscheint mir doch ein kalkuliertes Zögern zu sein. Kurzum: Sammle so viele Informationen über unsere 'neuen Besucher', wie du finden kannst. Ich werde dir einen angemessenen Lohn zahlen, sollten die Informationen tatsächlich von Bedeutung sein."

    Gerade als Falcar den Mann zum Gehen auffordern wollte, fiel ihm die Leiche des unzuverlässigen Thoronir wieder auf, die inmitten des Raumes lag. "Und entsorge diesen leblosen Körper. Mir egal, wie du das tust."

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    Venom ist offline
    Vor Venom auf der Mauer lag der leblose Körper von Thoronir in eine kratzige Wolldecke eingeschlagen. Bei Nacht und Nebel hatte er diesen aus dem Avenicci Anwesen heraus und bis an die Mauer geschmuggelt.
    Mit einem geschickten Satz stieg Venom selbst auf die Mauer und blickte auf die darunter liegenden Klippen und das stahlgraue Meer. Die Wellen brachen sich gewaltvoll an den Felsen und selbst bei dem schwachen Mondschein waren die Wellenkronen gut erkennbar.
    Mit dem Fuß gab Venom dem Leichnam einen sachten Schubser, sodass er von der Mauer glitt. Die Decke gab den Körper nach einigen Metern frei und flatterte im Wind davon, während der Tote wie ein Stein hinab viel und in der Brandung verschwand.
    Weiter aufs Meer hinausblickend überdachte Venom seinen neuen Auftrag. "Was genau plante Ethorn mit der Stadt?", eine interessante Frage und doch kümmerte es Venom an sich wenig, einzig die ausstehende Belohnung ergab einen Anreiz wirklich aktiv zu werden. Er würde sich in der Stadt in den nächsten Tagen einmal gründlich umhören, auf der Straße behielten die wenigsten Leute ihre Neuigkeiten lange für sich.

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    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Die ersten Wochen im Kreis des Wassers von Stewark hatten bei Weyland wahre Wunder bewirkt. War er in den langen Tagen zuvor lust- und trostlos durchs Leben gestolpert, blühte er nun geradezu auf. Natürlich hatte der Eintritt in die Riege der Novizen ihn nicht zu einem neuen Menschen gemacht, einer Frohnatur und einem Lebemann, aber zumindest wesentlich umgänglicher und freundlicher. Wie es Anirons Anweisung gewesen war, hatte er der Frau Selina mitgeteilt, dass die seltsame Pflanze mit dem Namen »Blaue Königin« zu beachten und respektieren sei, da der Umgang mit ihr eine Gefahr für das eigene Wohl darstellen konnte. Danach hatte er empfangen, was jeder Novize empfängt. Eine Bekleidung - dunkelblaue, ärmellose Robe, feste Stiefel, Lederarmschienen - und eine Waffe, nämlich einen Kampfstab des Kreises. Zwar war Weyland früher ein versierter Schwertkämpfer gewesen, hatte aber nie einen Stab in den Händen gehalten. Er würde sehen müssen, ob ihm die Waffe lag und wer ihn im Umgang damit würde unterweisen können.

    Wie es von Meisterin Aniron angeboten worden war, verrichtete Weyland seinen Dienst im Kräutergarten. Die Arbeit entspannte, ja, erdete ihn. Säen, gießen, schneiden, hegen und pflegen. Hätte ihm jemand vor Monden oder Jahren gesagt, dass er solch eine Tätigkeit verrichten und daran noch Spaß haben würde, er hätte diesen jemand erschlagen für die unsägliche Dummheit der Aussage. Nun aber schaffte es die Kräuterkunde, ihm innere Ruhe und Frieden zu bringen. Unerwartet aber gewünscht. Seine Brüder im Kräutergarten waren stille Leute, was ihm zusagte. Unnötiges Geschwafel und belanglose Plaudereien hasste Weyland nach wie vor.

    Irgendwann trat eine junge Novizin an ihn heran. Sie stellte sich als Lizanne vor, war ein dunkelhaariges, kleines Bündel an Energie.
    »Wer bist du Griesgram eigentlich?«, fragte sie.
    Einige Augenblicke musterte der frisch ernannte Novize seine "Schwester", ehe er knapp antwortete: "Weyland.«
    »Ah, gut zu wissen. Hat mich in den Fingern gejuckt, dich zu fragen, wer du bist. Weil ... ehrlich gesagt, du siehst nach allem aus, nur nicht nach einem Mann, der mal Magier werden möchte.«, erklärte sie langsam.
    Weyland hob nur die Schultern. »Wenn ich lange genug bleibe und lerne, um Wassermagier zu werden, dann ist das so. Aber auch als Diener der Magier bin ich, so seltsam es scheint, zufrieden. Es unterscheidet sich himmelweit von meinem ... früheren Leben.«
    Die junge Frau - fast noch ein Mädchen - sah ihn mit großen Augen an. »Warst du Krieger? Barbar?«
    Er lachte erheitert. »Schmuggler. Entschuldige, wenn ich da Vorstellungen zerstöre. Ich schmuggelte in Myrtana, ehe ich gezwungen wurde, mh, dieses Geschäft an den Nagel zu hängen.«
    »Und dann arbeitest du im Kräutergarten? Warum nicht beim Quartiermeister?«
    »Hier finde ich meine Ruhe. Nun, meistens ...«
    »Warum nur meistens?«
    Er grinste schief. »Weil ich nicht ständig von jungen, neugierigen Schwestern ausgequetscht werde. Wie dem auch sei, Lizanne, magst du mir helfen? Wir müssen etwas Unkraut rupfen.«

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