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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Edon machte ein salutähnliche Handbewegung und lächelte dabei verschmitzt.
    "Gut gemacht. Ich würde sagen, du kannst jetzt jedem Halbstarken in einer dunklen Gasse einen gehörigen Schreck einjagen. Aber ..."
    Er schob einen Arm gemächlich aus dem Ärme seines Mantels und streifte das alte Ding ab. Darunter kam unter einer schwarzen Lederweste auch ein mattes Kettenhemd zum Vorschein. Edons Lächeln verzog sich zu einem richtigen Grinsen.
    "... ein richtiger Kämpfer bist du noch lange nicht. Selbst wenn dich die Söldner hier für einen halten könnten."
    Edon jubilierte innerlich. Kiyan war jetzt endlich an einem Punkt, an dem sie nicht mehr so tun mussten, als wäre ein Kampf das faire Kräftemessen zwischen zwei Gleichstarken. Als wäre jeder Kampf ein Duell, bei dem die Kombattanten die Ärmel ihrer Fechthemden hochkrempelten und in einem perfekt ebenen Kreis umeinandertanzten.
    Er schlenderte zu seiner Pulle mit dem Met und nahm einen kräftigen Zug.

    "Und wo wir da schon sind. Jetzt wäre mal 'ne Gelegenheit, dass wir uns um Lardo kümmern."

  2. Beiträge anzeigen #382
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Kiyan nahm einen letzten, ordentlichen Schluck aus dem Wasserkrug und staunte wortlos über die Qualität der Ausrüstung, die der Landstreicher unter dem abgetragenen, alten Mantel trug. Er hätte mehr Rost, Motten und das eine oder andere Ungeziefer erwartet.
    „Vielleicht sollte ich mich auch entsprechend kleiden“, murmelte er und sah an sich herab. Im Grunde trug er immer noch die gleiche Klamotte wie bei seiner Ankunft, abgesehen von dem dunklen Mantel, der in Abels Bäckerei Staub ansetzte. Mehlstaub, um genau zu sein. Die bürgerliche Kleidung, die seinen Astralkörper bedeckte, war fleckig, dreckig und wirkte wie einem im Rinnstein abgestochenen Kaufmann vom toten, noch nicht ganz kalten Leib gezogen.
    „Weißt du, wo ich eine einfache Lederrüstung herkriege?“, fragte er Charon und kratzte sich den Bart, „Damit ich nicht gerade wie ein aus Vaters Anwesen getretener Geck aussehe, der sich als Krieger versuchen will. Denn mit solchen – ich ziele einfach mal ins Blaue – würde sich ein Lardo sicher nicht abgeben.“

  3. Beiträge anzeigen #383
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    "Fast überall. Wenn du das Geld dafür hast."
    Edon setzte noch einmal die Metpulle an und musterte Kiyans Klamotten. Er war sich fast sicher, dass Kiyan keine Möglichkeit gemeint haben konnte, die den Leuten mit den Geldbeuteln vorbehalten war.
    "Oder ich habe ein Vöglein zwitschern hören, dass es in der Gegend ein oder zwei Lagerhäuser geben könnte, in denen so einer Rüstung die finale Staubglasur verabreicht wird."
    Er streckte sich genüßlich und ließ ein paar Wirbel knacken.
    "Oder du kennst wen, der dir so ein Ding gerne umsonst schustern möchte. Dann wüsste ich, wo wir das Leder herbekommen."

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    Krieger Avatar von Kiyan
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    Eigentlich hatte Kiyan gehofft, dass Charon schnell mit einem handfesten Plan zur Beschaffung besserer Rüstung um die Ecke gekommen wäre, aber die gemachten Vorschläge des Ausbilders waren eher einfacher Natur gewesen. Oder krimineller. Doch gerade der Vorschlag, der andeutete, eingelagerte Rüstungen zu entwenden, sprach Kiyan in dieser Situation einfach an. Das lag nicht an einer etwaigen kriminellen Ader in ihm, sondern eher in der Not, gerade einfach wenig bis gar kein Gold zu besitzen. Daher wäre der verbrecherische Weg wohl der naheliegendste und am schnellsten zu bewerkstelligen.
    Dies teilte er Charon mit, welcher in einem kurzen Moment ehrlicher Überraschung eine Braue hob, ehe er ihm sagte, wo die beiden Lagerhäuser lagen.
    „Ich werde alleine gehen“, entschied Kiyan, „Die Götter wissen, ob Lardo Kontakte zur Wache hat und nicht vielleicht weiß, dass ihm ein Kopfgeldjäger auf den Fersen ist. Wenn ich erwischt werde, wird das niemanden scheren.“
    Der Abenteurer grinste kurz. „Keine Sorge, ich mache das nicht aus Sorge und Selbstlosigkeit, ich möchte nur nicht unser Ziel aufschrecken. Zumindest nicht vor der rechten Zeit.“
    Mit diesen Worte und einem kurzen Kopfnicken verschwand Kiyan und machte sich auf die Suche.

  5. Beiträge anzeigen #385
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Edon gab Kiyan zum Abschied noch einen irritierten Blick mit.
    "Er weiß, dass Lagerhäuser meistens bewacht oder verschlossen sind? Oder beides?"
    Er drehte sich zu Mana um und verstärkte seine verwirrte Miene weiter.
    "Er weiß das, oder? Oder werde ich langsam bekloppt?"
    Mana zuckte desinteressiert mit den Achseln. Edon seufzte.

    "Ich sage Arko Bescheid; er soll sich bereithalten. Und wir zwei halten die Ohren offen. Sonst müssen wir den Jungen doch noch aus dem Kerker fischen ..."

  6. Beiträge anzeigen #386
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Kiyan ist offline
    Das erste Lagerhaus hatte gegenüber dem zweiten genannten Ort einen gravierenden Nachteil. Eine Wache. Ein grobschlächtiger Kerl, der die eigenen Gehirnzellen wahrscheinlich an der Hälfte einer Hand abzählen konnte, zumindest dem Blick nach zu urteilen, den er relativ leer in die Gegend warf. Der Besitzer des Lagerhauses besaß also zum einen Gold und zum anderen eine Spur Verstand. Denn eine Wache, deren Intelligenz nur zu vermuten war, würde nicht unbedingt auf die Idee kommen, einen Raub zu planen und umzusetzen. Sicherlich beherrschte Kiyan nun die Grundzüge des Schwertkampfes, aber eine Auseinandersetzung mit dem Wachmann auf offener Straße hätte nur die Aufmerksamkeit richtiger Stadtwächter erregt. Also entschied sich Kiyan für Lagerhaus Nummer Zwei, das zwar wesentlich baufälliger wirkte, aber frei jeglicher Bewachung war.
    Die hohen Gebäude Stewarks boten für Menschen mit nicht ganz legalen Vorlieben eine schattenreiche Welt, vor allem im Zwielicht oder bei Nacht. Kiyan lehnte einige Zeit an einer Wand in einer Sackgasse gegenüber dem Lagerhaus und beobachtete die Straße und den Eingang. Nichts tat sich. Sein Blick glitt über die geschlossenen Läden der Fenster an der Front des Gebäudes. Kein Licht. Also befand sich kein Buchhalter oder Verwalter mehr in dem Lager. Langsam bewegte sich Kiyan aus der Gasse und hin zum Haupteingang. Seine Miene verzog sich. Die Tür besaß ein eingebautes Schloss. Nichts was er hätte zertrümmern können. Ein Dieb war er nicht, Dietriche kannte er, wenn überhaupt, vom Sehen oder aus irgendwelchen Geschichten, die er in nicht ganz so vornehmen Spelunken gehört hatte. Also suchte er nach einer anderen Möglichkeit und fand sie in einer verflucht schmalen Seitenstraße, an deren Ende er sein Glück fand. Eine alte Tür, die nur mit einem rostigen Vorhängeschloss gesichert war. Kiyan zückte seine Klinge, schaute sich um und hustete in dem Moment, da der Knauf der Waffe auf das Schloss niederfuhr. Er kam sich zwar reichlich bescheuert dabei vor, aber vielleicht half es ja. Mehrmaliges Husten und Schlagen und das Schloss war dahin. Vorsichtig öffnete der Abenteurer die Tür und trat ein. Das Zwielicht bot ihm einen leichten Blick. So fand er Feuerstein und Zunder, um eine Laterne zu entzünden. Leise schloss er die Tür und bemühte sich so geräuschlos wie möglich durch das eher übersichtliche Lager zu gehen.
    An einem Gestell fand er eine Rüstung. Keine strahlende Platte mit einem Überzug aus magischem Erz, keine Drachenknochen oder die undurchdringliche Haut eines Schwarzen Trolls mit einem Besatz aus Schattenläuferfell. Nein, eine Lederrüstung. Solide Machart. Vielleicht nicht dem eitlen Auge wohlgefällig, aber sie schien für den Kampf gemacht zu sein, nicht fürs Herumstolzieren. Genietetes Leder, überlappend an den Schultern und auch ein Schutz an all den empfindlichen Stellen, die Charon ihm gezeigt hatte, an denen gegnerische Schwertkämpfer gerne herumstocherten.
    „Die nehme ich“, flüsterte Kiyan und begann sich zu entkleiden und die Rüstung anzuziehen. Das dauerte einige Minuten. Immer wieder blickte er dabei über die Schulter und hoffte tunlichst, dass niemand durch die Tür trat. Er hatte Glück. Niemand kam. Als der Diebstahl durchgeführt war, verschwand der Abenteurer wieder.
    Auf dem Weg zurück zu Charon überlegte Kiyan, ob er jetzt nicht irgendein Gefühl von Triumph verspüren sollte. Aber da war nichts. Eher Reue. Etwas Abscheu. Sicherlich war er nie ein Mensch mit blütenweißer Weste gewesen, aber er hatte nie gestohlen. War nie irgendwo eingebrochen. Bis jetzt.
    „Da bin ich wieder, Charon“, der Abenteurer präsentierte sich in der Rüstung, „Nun können wir loslegen.“

  7. Beiträge anzeigen #387
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Edon zog prüfend einen Finger über Kiyans neueste Schulterplatte und inspizierte grinsend die grau gefärbte Fingerkuppe. Offensichtlich das neueste Modell exklusiver Gerberkunst.

    "Ausgezeichnet. Es gibt mehrere Lager von Söldnergruppen im Umland, aber nur eine, die von der Akademie in den Mauern geduldet wird. Lardo ist ein gesuchter Mann. Er wäre ein Idiot, sich lange Zeit außerhalb der Stadt aufzuhalten. Das würde es wirklich einfach machen, ihn zu überfallen und zu verschleppen. Er ist noch nicht geschnappt worden, folglich ist er vermutlich kein Idiot."

    Edon hatte begonnen, in einem sehr fixen Tempo vor sich hinzuplappern und gestikulierte dabei ausschweifend mit den Armen.

    "Die Truppe lagert im Südviertel nahe am Gefängnis. Die machen sich selten Mühe damit, ihre Mitglieder zu kontrollieren. Wenn du mit Waffe und Rüstung auftauchst und einen auf hart machst, dann sollte das reichen, damit sich keiner an dir stört. Sollte was schief laufen, dann nimm die Beine in die Hand und lauf zum Westtor. Ich habe die Umgebung im Blick und ein paar Freunde auf der Ersatzbank.

    Wir wollen wissen, wo wir Lardo finden, wenn er alleine ist. Den Rest machen Mana und ich."

  8. Beiträge anzeigen #388
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Kiyan hatte nur genickt und ein mulmiges Gefühl verspürt. Natürlich, Charon hatte ihm Unterstützung zugesichert, wenn die Sache zu heiß werden würde, aber der Zeitraum zwischen ‚Oh Mist, es geht rund‘ und ‚Hier kommt die Kavallerie‘ kann, selbst wenn er nur wenige Minuten beträgt, absolut todbringend sein. Letzten Endes würde Kiyan also wieder zu vielen Teilen improvisieren müssen.
    Gut, das heißt dann wohl, dass ich erledigt bin, ging es ihm kurz durch den Kopf, ehe er sich auf den Weg in Richtung des Südviertels machte. Die Unterkünfte der Söldner waren relativ einfach zu finden. Dort, wo es laut und unruhig wie in einem Becken voller Piranhas war. Das Volk, welches sich hier nahe dem Gefängnis herumtrieb, war bunt und derb. Da waren die eitlen, jungen Männer und Frauen in teuren, hochwertigen Lederrüstungen mit exquisiten Waffen, die sie wahrscheinlich so gut zu schwingen wussten wie ein Schreiberling die Spitzhacke. Da waren aber auch alte, grauhaarige, vernarbte Gestalten, düster und schweigend vor sich hin trinkend. Die schrien geradezu nach Gefahr. Mehrmals schien es in ein Handgemenge auszuarten, wenn einer der Aufschneider meinte, er müsste nur eine Sekunde zu lang in die Richtung eines Veteranen blicken. Als Kiyan näherkam, schälte sich ein blonder Mann mittleren Alters aus der Menge, dem eine Narbe quer durchs Gesicht lief.
    „Und du bist?“, fragte der Kerl langsam und besah den Abenteurer von oben bis unten.
    „Rayckad“, antwortete Kiyan heiser, den Namen eines Söldners nutzend, der bei einer seiner Expeditionen sein Leben in einer Stachelfalle in irgendeinem Dschungeltempel gelassen hatte.
    „Ich nenn‘ dich Ray.“, entschied der Söldner, „Oder Weichbirne.“
    „Was war das?“, fragte der Gortharer langsam. „Ich hör‘ deine hohe Weiberstimme nur schlecht.“
    Der Blonde besah ihn abermals von oben bis unten. Dieses Mal blieb der Blick an der abgegriffenen, groben Klinge hängen. Ein weiterer Punkt auf der Haben-Seite bezüglich des authentischen Söldnerauftretens. Ein gebrauchtes, abgenutztes Schwert.
    „Haste schon getötet?“, fragte der Blonde knapp.
    Einen Sekundenbruchteil zögerte Kiyan, ehe er nickte. „Ja, war’n paar Mal nötig.“
    „Mh“, machte der Söldner, „Komm mit. Wir warten hier auf Aufträge von den Leuten in der Stadt und dem Umland. Hier gibt es keine Gardisten wie bei den rosaroten Ordensweibern. Und die Stadtwache von Stewark besteht aus Milchtrinkern und Aufschneidern. Also wenn ein Bauer ein Feldräuberproblem hat oder Wölfe eine Weide plagen, kommen wir zum Einsatz.“
    Kiyan nickte, während er neben dem Mann her ging. „Und was is‘ mit den Klingen?“
    Der Kerl lachte gehässig. „Die hohenheiligen Schülerlein dieser Akademie? Die sind viel zu beschäftigt mit dem Lernen und Üben. Die siehste selten. Die und ihre Meister kümmern sich nur um die dicken Brocken. Womit die meisten Söldner nicht klarkommen. Und die Wächter der Akademie und die Schwerter? Na, die beschützen den Baron und Seine Majestät, den König.“
    Innerhalb einer Minute hatte Kiyan einen kurzen Abriss der schwertschwingenden Bevölkerung Stewarks und ihrer Aufgaben für das überschaubare Königreich Argaan erhalten. Schaden konnte es jedenfalls nicht.
    „Such dir eine Koje aus. Weiter hinten ist bestimmt noch was frei.“, erklärte der Blonde ihm und grinste. „Da will sonst keiner pennen. Der Setarrifer ist dran schuld. Übrigens, ich bin Locke.“
    „Setarrifer?“
    „Ja, ein Teufelskerl. Hat, wenn es nach mir geht, nicht mehr alle Tassen im Schrank.“
    „Ich werd’s ja sehen.“, beschied Kiyan und ging in Richtung des Raumes. Dort saß auf einem Stuhl ein Mann, der ein Schwert schärfte. Sie kannten sich nicht. Und doch wusste er sofort, wer der Mann war, wessen Visage ihn erst fragend und dann verstehend musterte.
    Kiyans Zimmergenosse war, wie es der Zufall so wollte, Lardo von Setarrif.

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline

    Auf den Dächern von Stewark

    Arko hatte sich zu Edons stummer Wache dazugesellt. Der Dieb hatte sich auf dem Dach einer Alchimistenstube eingenistet. Wenn man vom Gefängnis aus zum Westtor wollte, dann führte jeder Weg an diesem Haus vorbei. Kiyan könnte gar nicht flüchten, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Edon hatte sich ein Pfeifchen angesteckt und rauchte ruhig vor sich hin.
    "Vertraust du dem Jungen?"
    Edon schwieg einen Augenblick nachdenklich.
    "Vielleicht. Er ist 'n bisschen ramponiert, aber er kann denken. Glaube ich."
    "Und wenn er Hops geht?"
    "Dann wissen wir, dass er auf der richtigen Spur war."
    "Du klingst ja nicht so, als ob er dich groß schert."

    Edon versuchte krampfhaft, keinen bedeutungsschweren Blick mit Arko zu tauschen.
    "Hab' jetzt ein paar von seiner Sorte sterben sehen. 's wird langsam schwer, sich für jeden Einzelnen zu interessieren."
    Edon schob sich weiter zum Rand das Dachs, setzte sich hin und ließ die Beine baumeln.
    "Diese Stadt ist wirklich scheiße. Ich merke schon selber, wie ich langsam vernünftig werde."
    Der Landstreicher grinste schief und leerte nebenbei die Asche seiner aufgerauchten Pfeife auf den Platz unter ihnen. Man hörte noch ein leichtes Fluchen von unten.
    "Ich brauch' wieder was Handfestes. Eine Kaperfahrt. Oder zwei. Oder ich bleibe ganz auf See. Mal sehen."

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    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Es kommt immer aufs Fingerspitzengefühl an. Manche Menschen sind einfach Raubtieren ähnlich und wie bei echten, wilden Kreaturen muss man im Zuge menschlicher Koexistenz vorsichtig und behutsam, jedoch auch nicht zu ängstlich oder gar panisch, an die Sache herangehen. So war es auch mit Lardo von Setarrif, dem Mann, dessen Kopf das Ziel von Charons Klinge werden sollte. Ein kräftiger Kerl, der eine beeindruckende Klinge trug, die er während jedes Gespräches wetzte und pflegte, als würde er damit sofort in die Schlacht ziehen wollen. Dabei konnte Kiyan einen Blick auf den rechten Handrücken des Mannes werfen, der von einer Tätowierung eines stilisierten Beliarschädels geprägt wurde. Nur jemand, der nichts zu verlieren hatte, lief freiwillig und für so gut wie jeden offen sichtbar mit derartigem Körperschmuck herum. Vielleicht erklärte das auch den Teil mit der Ketzerei, derer der Mann laut Steckbrief beschuldigt wurde. Andererseits, Ketzerei ist eine der einfachsten Verfehlungen, die man jemandem zu Lasten legen kann. ‚Du glaubst nicht an das, woran wir glauben! Ketzer!‘ und schon gehört man zur Riege exkommunizierter Häretiker, die mit Fackel und Schwert gejagt werden.
    „Hast du mal eingesessen?“, fragte Lardo beim gemeinsamen Waffenschärfen.
    „Äh“, war Kiyans eloquente Erwiderung, „Nee. Noch nicht. Haben mich nie kriegen können.“
    Was nicht gelogen aber auch nicht ganz die Wahrheit war. Hatte ja nie irgendwas getan, was dem Gefängnis angemessen gewesen wäre.
    „Ich habe gesessen. Die Innosler hatten mich mal eine Zeit lang in ihrem Kerker bewirtschaftet. War mal ganz dicke mit denen, aber dann hab ich den Eid gebrochen.“, erklärte er, als würde er übers Wetter plaudern. „Warste mal in Thorniara? Haste die Steckbriefe gesehen?“
    Kiyan sah ihn kurz an, nickte. Plötzlich stieß die Klinge von Lardo vor und hielt mit der Spitze voran auf Höhe von Kiyans Brustbein. Ein kräftiger Stoß und sein Leben hätte ein unrühmliches Ende gefunden.
    „Willst das Kopfgeld, hä? Die ganzen 800 Münzen. Dachtest du kommst nach Stewark, biederst dich den Söldnern an und machst den alten Lardo einen Kopf kürzer?“
    Die Stimme des Verbrechers war todernst. Fieberhaft ratterte es in des Abenteurers Gehirnwindungen. Der Druck, den die Klinge auf diese ausübte, machte das Ganze nicht unbedingt einfacher. Also setzte er alles auf eine Karte.
    „Klar!“, rief er aus und lachte auf, „Ich renn hier rein und hack dir den Kopf ab. Das war der große Plan!“
    Lardo sah ihn an und fing dann ebenfalls an, lauthals zu lachen. „Wäre ja schön dumm. Hat schon mal einer versucht.“
    „Was ist mit dem geschehen?“
    „Sagen wir, man hat ihn in der Stadt gefunden. In verschiedenen Vierteln der Stadt.“
    Kiyan ignorierte die schrill kreischende, panische Stimme der Logik in seinem Kopf, die Lardo so rühmliche Bezeichnungen wie Psychopath, Irrer oder Berserker schenkte.
    „Selber schuld, würde ich sagen“, antwortete der Gortharer, „Aber mal ernsthaft … Ketzerei und Eidbruch?“ – er sah sich um und beugte sich vor – „warst du mal einer dieser Ordensfutzis? So mit rosa Kleidchen? Hätte eher gedacht, dass du solche Mädchen zum Frühstück verputzt.“
    Lardo lachte erneut und hob die Schultern. „Irgendwann wurd’s mir zu brüderlich. Also hab‘ ich nen Offizier vermöbelt, dass der bis heute ne Krücke braucht und nur noch Brei frisst. Dann hab‘ hich hier und da was angezündet, als ich aus’m Kerker geflohen bin. Na ja, das Übliche eben. Und plötzlich ist der Steckbrief ellenlang mit allerlei Verbrechen gefüllt.“ Er schnaubte abfällig. „Am Ende behaupten die wahrscheinlich noch, ich wär für den Krieg der Götter verantwortlich oder so.“
    Erneut lachten die beiden, ehe Lardo Kiyan ansah und wohlwollend nickte. „Bist in Ordnung, Ray. Scheinst ne ehrliche Haut zu sein.“
    Äh … okay. Vielleicht bin ich auf dem richtigen Weg.

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline

    Auf den Dächern von Stewark

    Kein Zeichen von Kiyan. Das hieß wohl entweder, dass er annehmbar gut im Lügen oder wirklich mies im Laufen war. Arko kam noch mal mit ein paar Rationen vorbei.
    "Du gibst ja wirklich Acht - dafür, dass dir der Junge scheißegal ist."
    Edon verzog keine Miene und beobachtete weiter die Straße.
    "Scheiß auf ihn. Ich will endlich zum Ende kommen. Alles abhaken. Und so weiter. Weißt schon."
    Arko zeigte ein windschiefes Lächeln.
    "Aye. Fünf Jahre für ein paar Münzen und ein Mädchen, das dich nicht will."
    Edon entkorkte den Wasserschlauch und nahm einen tiefen Zug, nicht ohne den Hintergedanken, es Arko direkt ins Gesicht zu spucken.
    "Schnauze. Ich weiß, dass du weißt, dass ich bin, was wir wissen, was es ist. Also, Schnauze."
    Arko holte Luft, um etwas zu erwidern, zögerte kurz und zuckte dann mit den Schultern.
    "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich weiß, was du meinst, was ich weiß, von dem du meinst, dass du weißt, dass ich es weiß."
    Edon nickte abwesend.
    "Gut, dann belassen wir es dabei."

  12. Beiträge anzeigen #392
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Der Fausthieb kam unerwartet und nutzte das Überraschungsmoment voll und ganz aus. Kiyan – voll und ganz überrascht – schaffte es nicht, auch nur die Arme zu heben, um zumindest den Anschein einer Verteidigung zu bewirken. Und selbst wenn, hätte es ihm nichts gebracht. Seine Faustkämpfe konnte er an einer Hand abzählen. Für die davon gewonnenen Kämpfe reicht ein Daumen. Und der auch eher nach unten als nach oben. Lardo hingegen nutzte seinen Vorteil aus. Sowie die Erfahrung, die er über Jahre in allen möglichen gemeinen Nahkämpfen erworben hatte. Ein trockenes Knirschen und Kiyans Nase brach wie trockenes Holz. Blut sprudelte hervor und nasal vor sich hin keuchend und -fluchend ging er zu Boden, die Augen verschleiert von Tränen. Das ganze Söldnergetue fiel von ihm ab. Da war nur der einfache Händler mit der Lust an Expeditionen, dem gerade mir nichts, dir nichts der Zinken verbogen wurde.
    „Du Stück Scheiße“, Lardo spuckte aus. „Ich hab‘ mich umgehört.“
    „Was?!“, kam es eine Spur zu schrill aus Kiyans Mund.
    „Einer der Jungs hat dich schon mal in der Taverne gesehen“, knurrte der Verbrecher, „Ist ein paar Monate her. Mit einem alten Knacker und so ner düsteren Schwarzhaarigen. Das waren irgendwelche Magier.“ Er beugte sich herab und versprühte Wogen von beängstigender Gefahr. „Da warst du noch kleinlaut und ein Krüppel. Hast beim Bäcker Abel geratzt. Und jetzt, etwas später, stehste hier gerüstet, unverkrüppelt und großmaulig und biederst dich an?“
    Ein Tritt in die Magengegend ließ Kiyan einen kurzen Moment alles Leid der Welt vergessen, ehe kaum eine Sekunde später der Schmerz wie eine Gerölllawine auf ihn einstürzte. Ächzend erbrach er sein spärliches Frühstück über Lardos Stiefel. Der knurrte stinksauer und wischte das Schuhwerk an dem sich auf den Boden windenden Kiyan ab.
    „Widerlich. Du bist so sehr Söldner wie ich Chorknabe.“ Das unverkennbare Geräusch eines Messers, das aus einer Scheide gezogen wurde. Alle Bewegung, alles berechtigte aber auch übertriebene und schmerzbedingte Getue verstummte gegenüber der kalten Endgültigkeit einer Stahlklinge an der Kehle. Er wollte schlucken, hatte aber Angst, dass sein Adamsapfel einfach vom Messer abgetrennt werden würde.
    „Wer hat dich geschickt? Welcher Stümper will mich auf die Art und Weise tot sehen?“
    „Bei den Göttern“, ächzte der ehemalige Händler und blickte mit tränenblinden Augen auf. „Niemand, Mann. Ja, ich bin neu auf Argaan. Ja, ich hatte mit dem Alten und der Frau zu tun, aber das war wegen dem Unwetter in der Oberstadt. Und ja, bei Abel hab‘ ich gepennt. Und gearbeitet, um mir die Rüstung und das Schwert zu verdienen. Und was gegen die Verkrüppelung.“
    Lardo lachte gehässig. „Das soll ich dir glauben?“
    „Das ist die Wahrheit!“, zischte Kiyan. „Die Wahrheit!“, legte er mit sich fast überschlagender Stimme nach.
    „Also bist du ein verdammtes Weichei. Ne Luftnummer. Wie diese scheiß Bälger aus den Reichenvierteln jeder verdammten Großstadt. Bisschen angeben, mit der Klinge fuchteln und den Krieger markieren.“
    Kiyan überlegte den Bruchteil einer Sekunde, ob er mit einem Nein antworten sollte. Mit Charons Namen und dem Versprechen, dass es Lardo irgendwann in näherer Zukunft an den Kragen gehen würde. Aber er schwieg. Schluckte nur. Nickte.
    „Ja“, brachte er mühsam hervor. „Das … ist die Wahrheit.“
    Lardo richtete sich wieder auf, steckte die Klinge weg. Er trat einen Schritt zurück, schien ernsthaft zu überlegen und trat dann nochmal kräftig gegen Kiyans Hüfte, dass dieser erneut dumpf auf keuchte und im Stillen diesen Hund verfluchte.
    „Verpiss dich. Ich werde mit Locke quatschen. Komm die Tage wieder. Wenn du totgeprügelt wirst, weißt du, dass du verschissen hast.“
    Scheiße, dachte Kiyan, während sich Lardos Schritte in der abgelegenen Gasse entfernten. Wie erklär ich das jetzt Charon?

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    „Das war es.“
    Abel baute sich vor Kiyan auf und versperrte ihm den Weg in die Bäckerei. Der Feldscher, den Kiyan aufgetrieben hatte, hatte ihm die Nase gerichtet. Unter Schmerz und zu einem stattlichen Preis, den der Abenteurer natürlich nicht erbringen konnte. Weswegen er Abel als Zahlenden genannt hatte. Der hatte auch mit düsterer Miene gezahlt und versperrte nun seinem mittellosen Mitbewohner den Eingang.
    „Was?“, fragte Kiyan, ehrlich schockiert.
    „Du hast mich verstanden. Das war es. Fertig.“, knurrte Abel und baute sich vor ihm auf.
    „Wieso?“
    „Bist du schwer von Begriff, Kiyan?“, fragte er und verengte die Augen, „Ich nehme dich auf. Ich helfe dir. Du hast dich revanchiert, ja. Hast gearbeitet. Dann fängst du an, mit dem Schwert – welches ich dir gab – herumzufuchteln und treibst dich mit einem Landstreicher und seinem Weib herum und kommst in der Regel grün und blau geschlagen zurück. Du frisst und liegst mir damit mächtig auf der Tasche.“ Der Bäcker schüttelte enttäuscht den Kopf. „Ich dachte du hattest Pläne. Dein Wissen, deine Reisen … das alles wäre ein Fundament, mit dem die Wassermagier arbeiten könnten …“
    Der Gortharer nickte langsam, verstehend. „Doch ich treibe mich mit dem Landstreicher herum.“
    „Ja. Und kommst zerschlagen und mit gebrochener Nase und wie ein Räuber aussehend zurück. Kiyan, ich führe hier ein Handwerk. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Und ich habe keine Zeit, einem ehemaligen Freund dabei zuzusehen, wie er aufgrund eigener Dummheit sein frühzeitiges Grab schaufelt.“
    Erneut nickte Kiyan. „Verstanden.“
    „Dann geh. Du bist hier nicht mehr willkommen.“
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Abel um und schloss die Tür. Der Gortharer blieb noch einige Augenblicke stehen, ehe er ging.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Innerhalb so kurzer Zeit hatte Kiyan das Leben, welches er sich in Stewark langsam aufgebaut hatte, fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Im Zuge des magischen Unwetters und dem Abenteuer mit Esteban und Murielle hatte der Fremde in der Stadt einige gute Bekannte gewonnen und war trotz seiner Herkunft außerhalb von Argaan geschätzt worden. Doch mit den Tagen und Wochen der Ausbildung bei Charon hatte sich das Bild geändert. Die Art des Landstreichers war abgefärbt, hatte aus dem zurückhaltenden, ruhigen Mann einen Menschen gemacht, der zwischen den Stühlen stand, der nicht wusste, was er wollte und keine klaren Ziele besaß. Er verstand Abels Enttäuschung. Der Bäcker hatte ihm aus Güte geholfen und Kiyan hatte es ihm nie richtig verdankt. Die Meinung Ingors hatte sich letztlich bestätigt, der in dem Gortharer keinen wirklich vertrauenswürdigen, nützlichen Bürger Stewarks gesehen hatte. Nachdem Abel ihn herausgeschmissen hatte, war er einmal in die Klippenschenke gegangen, aber Ingor hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er bei ihm nicht mehr willkommen war.

    Nun stromerte der Gortharer durch die Stadt und fand sich am Ende bei der Söldnerunterkunft wieder. Dieses Mal war es ruhiger. Vielleicht waren die meisten noch zu betrunken. Nur Locke saß vor dem Gebäude und schaute ihn gelassen an.
    „Du siehst scheiße aus, Ray.“
    „Mh.“, kam nur von Kiyan.
    „Lardo ist ein Arsch.“
    „Mhm“, bestätigte er.
    „Die Tour hat er schon öfter abgezogen, seit er hier ist. Terrorisiert die Neuen und versucht sie so zu unterdrücken. Gibt jene, die dann aus Angst vor ihm kuschen und jene, die er nicht so leicht bricht. Aber da munkelt man, dass er andere Wege nutzt. Seit Lardo in Stewark ist, hat der eine oder andere Söldner sein nasses Grab zwischen den Klippen gefunden.“
    „Und das ist … gut?“, fragte Kiyan langsam, der versuchte den noch immer pochenden Zinken zu ignorieren.
    „In den wenigsten Fällen.“, antwortete Locke. „Weißt du, wir Söldner sollen eigentlich die Neuankömmlinge in der Stadt, die Freunde des Waffengangs sind, aufnehmen und dazu vorbereiten, vielleicht mal an der Akademie aufgenommen zu werden. Immer wieder streunen deren Meister hier herum und picken sich vielversprechende Leute raus. Gutes System. Hier ist dann wieder Platz und wir haben wieder etwas Ruhe. Darüber hinaus ist es ein gutes Gefühl, beim Schmieden einer Klinge geholfen zu haben.“ Locke sah gen Himmel. „Aber nun, mit Leuten wie Lardo? Der ist auf Krawall mit den Klingen gebürstet. Ich habe die Befürchtung, dass er hier den Ton angeben will. Und das gefällt keinem. Mir nicht, den Leuten der Akademie nicht und ebenso wenig den Magiern im Haus, da Lardo wohl dem einen oder anderen Magierschüler schon die Fresse poliert hat.“
    Kiyan nickte langsam und schwieg. Locke sah ihn an. „Aber was erzähl ich dir, du kennst das ja. Was für ein Typ bist du? Kuschen oder tot schwimmen gehen?“
    „Ich bin ein Denker. Daher werde ich überlegen gehen. Und dann entscheiden.“
    Locke nickte, wirkte irgendwie überrascht. Kiyan nickte ihm zu und bewegte sich weg. Er musste Charon suchen. Er würde wohl gerne wissen, dass Lardo erstens hier war und zweitens, nicht gerade an der Spitze der Beliebtheitsskala stand.

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    Arko hatte den Wachdienst an ein paar seiner Jungs delegiert, die sicher nur allzu glücklich darüber waren, ihren Anteil an der Beute durch Rumstehen verdienen zu dürfen. Edon, Arko und Mana hatten sich ins Versteck zurückgezogen, um die letzten Vorbereitungen zu koordinieren. Im Innenhof stand jetzt ein gutes halbes Dutzend an Kisten mit genug Lebensmitteln und Verbrauchsgütern gefüllt, um eine Handelsreise rentabel zu machen.
    Auf dem großen Tisch im Versteck hatte Edon seinen Waffengurt ausgebreitet. Neben Sturmschneide und Schnitter lagen noch zwei Wurfbeile, die seit Burg Silbersee nur noch Staub gefangen hatte. Im Mund paffte er wie üblich seine Pfeife und gab den Waffen noch den richtigen Schliff, mit dem man selbst einen Paladin von seiner rosa Unterwäsche losschneiden könnte.
    Mana schnippelte hochkonzentriert an einem Büschel Gänsefedern herum, um ihren Köcher wieder nachzufüllen.
    Arko süffelte genüsslich an einem Bierkrug und schenkte dem allgemeinen Hang, die eigenen Waffen auf Vordermann zu bringen, herzlich wenig Beachtung.
    "Damit wir alle auf dem gleichen Stand sind: wir wollen aber nur den einen Kerl umlegen. Richtig?"
    Edon schob Sturmschneide in den Waffengurt zurück und rückte den Gurt kritisch beäugend zurecht.
    "Wir legen niemanden um. Wir wollen ihm nur den Hinterkopf streicheln. Und das gründlich."
    "Und dafür tut ihr zwei so, als wollten wir gleich das Gefängnis von Stewark auseinandernehmen."
    Edon schob Schnitter in ein Futteral an seinem Hintern und packte die Wurfbeile in Gürtelschlaufen, ehe er kritisch sein Kettenhemd musterte.
    "Genau." Edon fuhr mit den Fingern über das Kettenhemd. "Das olle Ding tut es auch nicht mehr. Ich sollte langsam auf eine Brigantine wechseln." ​sinnierte er noch vor sich hin ...

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    Charons Domizil, pardon, Versteck, hatte einigen Zulauf bekommen. Harte Kerle standen herum und hielten Wache und sahen dabei aus, als würde ihr Hobby darin bestehen, Steine mit den Kiefern zu Kieseln zu zermahlen und Blicke um sich zu werfen, die gelangweilt wirken sollten, eher jedoch an grenzdebil erinnerten. Als der Gortharer Richtung Versteck ging, traten sie ihm kurz in den Weg, musterten ihn und kamen wohl zu zwei Schlüssen: Ungefährlich und der Kerl, der für Charon arbeitete. Wobei Kiyan ihr Verhältnis anders einschätzte. Aber das den Wachen klar zu machen, wäre wohl vergebene Liebesmüh.
    So kletterte der Abenteurer zum Versteck hinauf und wurde von Manas unglaublich freundlichen Blicken begrüßt, die Charon mit dem Fuß anstieß und in Richtung Kiyan nickte. Ein weiterer Mann blickte einfach betont finster.
    „Grüße“, kam es langsam von Kiyan, „Charon, Mana und der Fremde. Sagen wir so, ich weiß wo Lardo von Setarrif ist.“
    Kunstpause. Spannung erzeugen.
    „In der Söldnerunterkunft und den umliegenden Gebäuden.“
    Mana verengte die Augen. Sah er verwirrte Überraschung?
    „Ich war sogar an ihm dran. Redete mit ihm. Ha, freundete mich an.“
    Nun wandte sich sogar Charon um.
    „Aber …“
    Manas Züge zierte langsam aber sicher ein triumphierendes Grinsen.
    „Ich habe verkackt.“
    „Ha!“, kam es von der Frau, ehe sie sich wieder der Befiederung der Pfeile widmete.
    „So halb. Lardo ist ein unverschämt aufmerksamer und scharfsinniger Mensch. Der – oder einer seiner Lakaien – hat mich früher bei meiner Ankunft in Stewark bemerkt. Dann kamen dieses magische Unwetter und meine Begegnung mit zwei Magiern. All das wusste Lardo. Auch, dass ich bei einem hiesigen Bäcker ratzte. Vorallem, dass ich bis vor zwei, drei Monden noch ein Krüppel war und am Stock lief und nur aufgrund der Magie einem der beiden Magier geheilt wurde.“
    Kiyan seufzte. „Wie man meiner Visage ansieht, hat Lardo meinen Beteuerungen nicht geglaubt. Hat mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt, da er der Meinung ist, dass mich irgendeiner seiner Feinde angeheuert hat, um ihn kalt zu machen. Hielt mich für das Abziehbild eines Kopfgeldjägers.“
    Er sah Charons Blick. „Ich habe dich nicht verraten. Frag mich nicht wieso. Weiß ich selber nicht. Ich weiß nur, dass das Leben als Kopfgeldjäger, als gedungener Mörder nichts für mich ist. Das habe ich gemerkt. Scheiß Selbstüberschätzung. Dachte echt ich könnte den Händlercharme spielen lassen und Lardo dazu überreden, euch in die Falle zu gehen. Der hat ein gutes Gespür. Zwar nicht punktgenau, aber die Richtung stimmt.“
    Kiyan schüttelte den Kopf. „Er ist auf jeden Fall dort. Und die anderen Söldner sind zwiegespaltener Meinung, was ihn angeht. Die einen kuschen vor ihm, weil er den Leuten Angst macht, aber durchaus auch den Klingen Paroli bietet. Die anderen können ihn nicht riechen, da er die hier etablierten Verhältnisse durcheinanderwirbelt und das am Ende mehr Ärger als Nutzen hat.“
    Einige Augenblicke schwieg der Gortharer. „Musst du wissen, Charon, ob ich noch dabei bin. Habe ja grandios verschissen bei der eigentlich einfachen Aufgabe.“ Er klopfte sich auf Rüstung und Schwert. „Das beides passt einfach nicht zu mir. Bin zu wenig der abgebrühte Profi.“

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon quittierte Kiyans eiliges Erscheinen nur mit einer lässigen Handbewegung und begann damit, angelegentlich in seinem alten Kleiderschrank nach ein paar Sachen zu wühlen.
    "Für dich immer noch Captain der Fremde." brüskierte sich Arko mit einem milden Lächeln.
    "Ist alles dran, was eine furchtbare Ballade braucht. Arko, der Kapitän der Fremde, auf seinem Schiff, Tochter der Weiten. Is' mir schlecht." sinnierte Edon während seines Gewühls vor sich hin. Währenddessen hatte er einen alten Hut ausgegraben, leider ohne Feder daran. Trotzdem ein großartiger Fund, den er sich gleich grazil auf den Kopf schwang.
    "Um's kurz zusammenzufassen: Lardo ist paranoid."
    "Nun ja; ist man wirklich paranoid, wenn sie wirklich hinter dir her sind?"
    konterte Arko geschickt.
    "Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind."
    gab Edon wieder zurück. Er räusperte sich jedoch nochmal, um dem Gespräch vielleicht den etwas ernsteren Ton zu verleihen, den Kiyans Anstrengungen vermutlich verdient hatten. Ein kühnes Unterfangen mit jenem verstaubten Hut auf dem Kopf.
    "Was sind unsere Optionen?"
    "Wir wissen, wo er schläft. Dann können wir ihn in seinem Zimmer überraschen und über das Dach entführen."
    kam der Vorschlag von Mana.
    "Tollkühn. Wir bräuchten mindestens sechs Leute auf dem Dach. Und einen Flaschenzug, um ihn hochzuwuchten. Das schaffen wir nie, ohne bemerkt zu werden." entgegnete Arko. "Wir können das Haus auch nicht einfach stürmen. Selbst wenn wir die Leute hätten, wir würden einen Kleinkrieg in der Stadt auslösen."
    "Und wir wollten ein Gemetzel vermeiden."
    pflichtete Edon bei.
    "Wir könnten einen neuen Mann bei den Söldnern einschleusen. Jemanden von der Mannschaft." schlug Mana vor.
    "Dann spielen wir dasselbe Spiel mit weniger Karten." grübelte Edon laut. "Wir können nicht einfach neue Leute zu den Söldnern schicken, bis endlich mal einer akzeptiert wird. Wir müssen bei einer Geschichte bleiben, die wir Lardo auftischen wollen."
    Edon pflückte einen alten Umhang aus seinem Kleiderschrank, den er früher öfter über der linken Schulter getragen hatte. Eine schöne Sache, um sein Schwert etwas zu bedecken. Er schaute an sich runter und stellte fest, dass sein Waffengurt mittlerweile etwas zu viel trug, als dass es ein Umhang über einer Schulter noch getan hätte.

    "Die wichtige Frage ist, Kiyan, bist du bereit, weiterzuspielen? Vielleicht können wir dein Glück noch drehen."
    Geändert von Edon Mesotes (12.05.2020 um 00:07 Uhr)

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    Während Charon sich mit Mana und Käpt’n Arko besprach, kam Kiyan das Gefühl, als wäre es dies gewesen. Als hätte sein Lehrmeister ihn wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen oder wie ein Brecheisen nach Öffnen der Truhe fortgeschleudert. Fast war er drauf und dran gewesen, wortlos das Weite zu suchen, als der Schwertmeister sich umgedreht und ihn direkt angesprochen hatte.
    Ob er bereit wäre, weiterzuspielen.
    Kiyan wusste es ehrlich nicht. Dafür hatten die letzten Tage gesorgt. Er war milde verstört. Lardos Gewaltausbruch hatte ihn schockiert, da er überraschend gekommen und übermäßig aggressiv gewesen war. Sicher, in Gorthar hatte er sich mal mit dem einen oder anderen Großmaul geschlagen, aber das waren meistens trunkene Keilereien gewesen. Lardo hatte ihn jedoch nach Strich und Faden vermöbelt, so arg, dass der Tod ein sicheres Ergebnis gewesen wäre, hätte er es darauf angelegt. Wollte er das noch einmal haben? Hatte der Bäcker Abel nicht doch recht? War er für so etwas nicht gemacht, besaß er nicht viel eher das Fundament um Magier zu werden? Ein Mann des Wissens und des Erforschens, nicht der Brutalität und des Kampfes.
    Aber ich habe eine Abmachung mit Charon. Was für ein Mensch bin ich, wenn ich aufgrund einiger geprellter Rippen und einer platten Nase nicht mehr zu meinem Worte stehe?
    „Bei Adanos“, murmelte Kiyan leise, „Ja. Bringen wir es irgendwie zuende.“

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    "So sei es!"
    Edon gab Kiyan einen schwungvollen Klaps in den Rücken, der dabei schmerzvoll zischte.
    "Die Sache hat was Gutes: Lardo hat dich ordentlich verprügelt. Du hast also ein Ausrede, dich für ihn zu interessieren. Mit anderen Söldnern über ihn zu reden. Die Frage ist nur, wie wir dich den Söldnern verkaufen wollen."
    Edon setzte sich zufrieden auf den Tisch und fing an, an den Fingern die Optionen abzuzählen.
    "Du könntest die graue Maus geben. Den Schwanz zwischen die Beine und kuschen, wenn Lardo dich nochmal schief anguckt."
    Edon kauerte sich zusammen und schaute verstohlen nach links und rechts, den Kopf zwischen die Schultern gezogen.
    "Oder der bittere Rebell. Du kommst nicht an Lardo ran und hättest alleine auch gar kein Glück gegen ihn. Aber du brütest daran, wie du es ihm heimzahlen kannst."
    Edon starrte ausdruckslos in eine ferne Weite hinter der Wand, sein Kiefer mahlte imaginäre Kiesel zu einem feinen Staub.
    "Oder, die dritte Option: du gibst den Überflieger. Nimm ein paar Aufträge an, arbeite allein und präsentiere erstaunliche Ergebnisse. Du bist ein zäher Hund und du verdienst dir Respekt, statt ihn einzufordern."
    Edon drückte den Rücken durch und präsentierte die Brust. Ein feines, selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen, die linke Hand ruhte lässig auf seinem Schwertgriff.

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    Oder Option vier: Ihr lasst ihn in Frieden und verzichtet auf das Kopfgeld. Es ist das Blut und die Mühen am Ende nicht wert.
    Natürlich sprach Kiyan den Gedanken nicht aus. Er atmete nur durch und entschied sich für den Vorschlag, von dem Charon letztlich einfach wollte, dass er ihn wohl wählte.
    „Option drei.“, Kiyan rieb sich das Kinn, „Ist im Bezug auf die anderen Söldner, die bei der ganzen Sache ja irgendwo der unsichere Faktor sind, wohl die beste Entscheidung. Die sehen jetzt erstmal nen Hanswurst, der kassiert hat.“
    Vorsichtig berührte Kiyan die Nase. „Aber wenn ich hier und da aushelfe, Aufträge annehme und zeige, dass ich was draufhabe, dann wird sich die Meinung ändern. Dann kann man mit wesentlich sicheren Anlagen gegen Lardo vorgehen.“
    Der Gortharer seufzte. „Was macht ihr dann in der Zwischenzeit? Draußen sieht’s nämlich sehr nach … Aufbruch aus.“

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