Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 18 von 20 « Erste ... 71114151617181920 Letzte »
Ergebnis 341 bis 360 von 400
  1. Beiträge anzeigen #341
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Na, warum hast du dann noch nicht die Söldner durchgesehen und Lardo aufgetrieben? Wenn du so ein Ass bist, wieso hast du dich bei denen nicht einfach untergemischt, Lardo aufgespürt, sein Vertrauen errungen und ihn dann ausgeliefert?

    Kiyan verzog das Gesicht und ging in Richtung der Tür, die zu dem Balkon und damit der Strickleiter führte. So wie Charon hier herauf und vor kurzem noch herunter gekommen war, würde er sich nicht bewegen können. Da brauchte es einen Akrobaten. Und dann war da ja immer noch das Bein, das zwar geheilt war aber immer noch ein gewisses Augenmerk von ihm verlangte.

    "Dann sollten wir uns mal unter die Söldner mischen.", sprach er in Richtung Charon. "Wie bekannt bist du dort? Sonst muss ich dort mal suchen und schauen, was ich erreichen kann. Denn wie du sagtest: Ein Gemetzel ist das Letzte, was wir hier brauchen ..."

  2. Beiträge anzeigen #342
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    "Tja, jetzt sind wir beim Kern der Sache. Ich war selbst mal bei den Söldnern - vor meiner Zeit in der Akademie. Im Moment glauben Alle, ich wäre vor Jahren vom Drachen genascht worden. Und dabei will ich es auch belassen."

    Edon rieb sich verträumt die Nase. Vielleicht war bei den Söldnern schon lange keiner mehr, der Edon wiedererkennen könnte. Zumindest Nigel war ganz sicher nicht mehr der Chef der Truppe.

    "So, jetzt kennst du meine Lebensgeschichte. Dann sollten wir wohl daran arbeiten, dass du dich unter ein paar Söldnern auch blicken lassen kannst. Genug Fressalienpause!"

  3. Beiträge anzeigen #343
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Mit unbewegter Miene blickte Kiyan den ehemaligen Söldner an, der im Grunde wohl immer noch Söldner war. Oder Dieb. Kopfgeldjäger. Auftragsmörder. Ein Mensch, der aus Sicht der Gesellschaft nicht den allerhöchsten Stellenwert hatte. Ebenso für Kiyan. Der sah Charon als Mittel zum Zweck, als Möglichkeit, sich selbst und seinen eigenen Wert zu verbessern. Sei es nun für Ethorns Krieger oder für die Magier. Auch wenn es einen bitteren Beigeschmack hatte, so war Lardos Kopf dafür ein Preis, den er bereit war zu zahlen. Schließlich hatte der Kerl ja mehr als genug auf dem Kerbholz, wie der Steckbrief ja bezeugte.

    "Dann lass uns weiter trainieren", stimmte Kiyan zu. Ein Möchtegern-Söldner, der nicht kämpfen konnte, würde Aufsehen erregen. Er würde auffallen und Misstrauen erwecken. Er musste dafür also zumindest die Grundlagen des Schwertkampfes beherrschen, um ins Bild zu passen.

  4. Beiträge anzeigen #344
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Edon ließ Kiyan die Strickleiter wieder runterklettern, ehe er sie wieder heraufzog und dann selbst wieder in den Innenhof hinunter sprang.

    "Sodenn."

    Edon schritt in ausgreifenden durch den Innenhof und zog dabei routiniert sein Schwert. Er lächelte diebisch.

    "Jetzt kommen wir langsam - ganz langsam - zum Kerngeschäft. Also zu der Lektion, wie man mit einem solchen Gerät hier"
    Edon demonstrierte seine Klinge vor Kiyans Auge.
    "Leute absticht. Denn das wundervolle an einem Stich ist: er ist wirklich und tatsächlich verdammt tödlich. Wenn du es schaffst einen Gegner knapp zwei Finger breit zu durchbohren"

    Und bei diesen Worten streckte er demonstrativ den kleinen und den Zeigefinger seiner linken Hand aus, um seine etwas eigene Interpretation von "zwei Finger breit" zu unterstreichen.

    "hast du im allerschlechtesten Falle nur eine scheißtiefe Wunde gestochen, die scheißestark blutet und - das weiß ich selbst zu gut - scheiße noch Eins verdammt wehtut. Und im besten Falle hast du eine Arterie gekappt und das arme Schwein fällt direkt tot um. Friede seiner Asche."

    Edon machte auf dem Absatz eine halbe Drehung und sah sich nach etwas um, das man mit einem handelsüblichen Breitschwert durchlöchern konnte ohne dafür Verwarnungen oder gar Steckbriefe zu ernten. Er fand einen alten teppich, der hier schon eine ganze Weile fröhlich vor sich hinmoderte. Er stellte sein neugefundenes Trainingswerkzeug prompt auf.

    "Da gibt es nur einen klitzekleinen Haken: man findet selten Freiwillige, an denen man das mal üben kann. Und die wenigen hatten nie die beste Lebenserwartung. Also ..."

    Er klopfte dem alten Perser aufmunternd auf die Oberseite und hustete sofort ein wenig Staub wieder aus.

    "Musst du dich erstmal an diesem hier austoben. Es ist denkbar einfach: das eine Ende ist spitz, damit sollte man zustechen. Viel Spaß ..."
    Geändert von Edon Mesotes (18.03.2020 um 22:35 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #345
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
    Registriert seit
    Nov 2002
    Ort
    überall und nirgendwo
    Beiträge
    7.083
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Redsonja hatte es nicht gerade eilig nach Gorthar zu gelangen, dennoch fragte sie an jenem Nachmittag einen Seemann.
    "Unser Schiff nicht."
    Verneinte dieser aber.
    "Frag mal Bolter. Der kann dir vielleicht weiter helfen."
    Nachdem Redsonja noch etwas weiter gefragt hatte, fand sie auch heraus, wo sie diesen Bolter finden würde. Allerdings schien das eine ziemlich zwielichtige Figur zu sein. Nicht, dass dies Redsonja davon abgehalten hätte ihn aufzusuchen. Sie war noch ein bisschen auf der Hut und schärfte ihre beiden dunklen Klingen davor nochmals etwas.

  6. Beiträge anzeigen #346
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Zustechen. Das Kerngeschäft. Stark blutende Wunden, Schmerzen, Geschrei und Gewinsel. Je nachdem, wo man den Feind stach, würde das zuvor genannte größer und lauter oder eben leiser werden. Ein Stich ins Herz war gnadenvoll, da wimmerte niemand mehr. Ein Stich in den Bauch, nun, das wäre wohl eine widerwärtige Sache. Kiyan kannte sich auf jeden Fall mit dem Abstechen aus, war es doch dieser elende Hund von einem Adelsspross gewesen, der ihm damals in Gorthar in der Seitengasse ein Duell abverlangte, wobei er, Kiyan, schon voll bis zur Oberkante Unterlippe gewesen war. Der Hund hatte ihm mehrmals ins Bein gestochen und daran rumgeschnetzelt wie ein verfluchter Fleischer.
    Freilich sah man davon nichts mehr, Magie sei Dank.

    Also trat Kiyan vor, packte seine Klinge und ging in die von Charon beigebrachte Haltung des khorinischen Seefahrers, die Klinge fechtbereit erhoben. Er merkte, dass er schon etwas stärker wurde. Die Klinge hielt sich leichter. Vielleicht waren es auch nur gefühlte Tonnen von Rost, die verschwunden waren. Er machte einen Schritt vor, stach zu, wobei er sich streckte. Die Klinge drang in den Stoff des Teppichs, kam aber nicht sehr weit. Natürlich, dachte er sich, der Stoff ist sicher etwas dicker, verschiedene Schichten. Ein wenig wie ein leicht gerüsteter Mensch. Da braucht es mehr Kraft. Also legte er wesentlich mehr Wucht in den Stich und siehe da: Die Klinge drang tiefer ein. Gut zwei Finger breit. Dies übte er mehrmals hintereinander.

    "So. Teppich durchlöchert. Hätte nicht in diese Gasse hier kommen sollen ..."

  7. Beiträge anzeigen #347
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    "Und jetzt knüpfen wir die Leiche auf, damit andere Teppiche aus seinen Fehlern lernen können."

    pflichtete Edon nickend bei. Güt, dass die beiden bereits festgestellt hatten, dass sie keine Psychopathen waren. Sonst wäre dieser Augenblick sicher etwas seltsam gewesen.
    Er überprüfte kritisch die Sitchwunden des Persers. Es stand nicht gut um ihn. Unverzagt drehte er die durchlöcherte Seite nach hinten und schon sah das gar nicht mehr so übel aus.

    "Nicht ganz schlecht. Ich zeige dir ein paar Alternativen, um dein Repertoire aufzubauen. Sonst wirst du sehr schnell sehr vorhersehbar."

    Edon nahm wieder Sturmschneide in die Hand und führte ein paar Variationen von Stichen aus der Haltung heraus aus, die er Kiyan gezeigt hatte. Dabei drehte er in unterschiedlichen Maßen das Handgelenk ein und stach aus unterschiedlichen Winkeln heraus zu, sowohl klassische Aufwärts- wie Abwärts- als auch seitliche Stiche. Anschließend dreht er den Teppich wieder auf die seite, die Kiyan bereits zerpflückt hatte.

    ​"Nach dir ..."

  8. Beiträge anzeigen #348
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Charon war ein perfides Schwein, anders ließe es sich nämlich nicht erklären, wieso er von Kiyan nun forderte, auch die Kehrseite des Teppichs zu durchlöchern. Vielleicht wollte er die Spuren des feigen Meuchelmordes an veralteter Einrichtung verwischen. Ein weiterer ungeklärter Teppichmord in den Straßen von Stewark ...

    Kopfschüttelnd packte Kiyan den Schwertgriff fester, schätzte wie er würde zustoßen können. Charon hatte es vorgemacht. Verschiedene Richtungen, aus denen er stechen konnte. Aufwärts, abwärts, seitlich. Sei es an einem Schild vorbei oder auf eine Schwachstelle in der Rüstung des Feindes, dem Übergang zwischen Metallplatten, die den Körper schützen sollten. So traktierte Kiyan weiterhin den Teppich und führte sein unblutiges Stoffmordwerk fort. Er merkte natürlich, dass die Stiche aus anderen Winkeln durchaus anstrengender waren, als der einfache Vorwärtsstich. Aber das war etwas, was auch durch Training ausgeglichen werden konnte.

    Als der Teppich letztlich zu zerfallen drohte, hörte Kiyan auf.

    "So. Gehen wir nun gegen andere Einrichtungsgegenstände vor? Oder was steht als Nächstes auf dem Plan?", fragte er, während er gegen den Teppich trat, der umfiel und ein jämmerliches Bild bot.

  9. Beiträge anzeigen #349
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.470
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    "Sinan, Runa!", rief Aniron ihre großen Kinder. "Ich habe Wombels neue Robe hier, die können wir ihm jetzt bringen."
    Aniron hatte das neue Kleidungsstück für den Zimmermann bei Ptah abgeholt. Sie wusste, dass Wombel sich noch in der Stadt aufhielt, weil er den Bewohnern immer noch die Schäden durch das entstandene Hochwasser ausbesserte. Dadurch klingelte es tüchtig im Geldbeutel des Handwerkers und Ptah hatte ihm eine besonders feine Robe wirken können.
    Die Zwillinge kamen angerauscht.
    "Ich habe ihn vorhin in der Nähe vom Bäcker Hirbo gesehen", erzählte Runa. "Da hat er Fässer ausgebessert."
    "Gut, dann machen wir uns jetzt auf", sagte Aniron. Die Zwillinge wollten ihr die Robe sofort abnehmen, aber Aniron entzog ihnen das gute Stück: "Das trage ich. Das hat unserem Freund viel Geld gekostet und ich möchte nicht, dass die Robe kaputt geht oder schmutzig wird."

    Die Wassermagierin beugte sich zu Fianna, ihrer Jüngsten herunter:
    "Möchtest du ins Tragetuch zu Mama auf den Rücken oder laufen?"
    "Laufen!", bestimmte Fianna. Aniron nickte, griff aber trotzdem wohlwissend nach dem Tragetuch.
    "Wo ist eigentlich euer Papa?", fragte sie die Zwillinge.
    "Der ist im Garten", antwortete Sinan, während Runa nach der Hand ihrer kleinen Schwester griff, um ihr beim Laufen zu helfen, doch Fianna stiefelte alleine los.
    "Na, dann gehen wir ihn mal holen."

    Im Kräutergarten entdeckten sie Maris an der Hauswand lehnend, wie er auf die Blaue Königin starrte und grübelte. Er schien sie erst wahrzunehmen, als Fianna neben ihm ihr räuberisches Lachen erklingen ließ und ein kehliges "Papa!" hervorbrachte. Lächelnd nahm er sie hoch, doch sie zappelte sich sofort wieder frei. Maris hatte versprochen, er würde Aniron begleiten. Sie wollten mit Wombel zusammen in die Ruinen unter der Stadt gehen, um zu sehen, ob dort die Abflüsse versperrt waren. Denn die Überschwemmung war in der Gemeinde der Magier immer noch ein absolutes Rätsel.
    Ursprünglich hatte Aniron natürlich alleine mit Wombel nachsehen wollen, aber ihre zwei fast zehnjährigen Kinder waren nicht davon abzubringen gewesen, sie begleiten zu wollen. Ein toller Familienausflug, ganz bestimmt ...
    Also machten sie sich auf, verließen das Haus der Magier und suchten nach Wombel, was ein bisschen dauerte, da sie ein Kleinkind bei sich hatten, dass lieber andere Wege einschlagen wollte. Als sie endlich ankamen, fanden sie den Zimmermann tatsächlich vor Hirbos Bäckerei. Er kaute gerade auf einem Kanten Bot herum, während er zwischen bereits ausgebesserten oder noch beschädigten Fässern die Frühlingssonne genoss.

    "Lass es dir schmecken, Wombel. Hier hast du deine Robe", sagte Aniron und gab ihm endlich das gewünschte Kleidungsstück.

  10. Beiträge anzeigen #350
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    "Jetzt" antwortete Edon feierlich "überfallen wir einen Teppichknüpfer und zerstören sein Lebenswerk."

    Edon fledderte mit seinem Fuß noch ein wenig die bereits geschundenen Überbleibsel der einst so unschuldigen Bodendekoration und kratzte sich dabei leicht verlegen am Kopf. Bis jetzt hatte er sich so gar keinen Kopf darüber gemacht, auf was Kiyan als nächstes einstechen könnte. In der Akademie waren damals einfach neue Strohpuppen aufgetaucht, wann immer welche gewünscht wurden. Eine wunderliche Magie, an deren Annehmlichkeit er sich scheinbar etwas voreilig gewöhnt hatte.
    Er machte ein paar gekonnte Hmms und Mmmhhhs um eventuellen Passanten schnell den intellektuellen Charakter seiner Tatenlosigkeit zu beweisen. Wenn er etwas von seinen diversen Begegnungen mit Magiern gelernt hatte, dann wohl, dass die bedeutungsschwere Miene der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen einem faulen Taugenichts und einem stoischen Denker war - abgesehen von den modisch schicken Ohrensesseln natürlich.



    "Oder" improvisierte Edon einen Gedanken in der stillen Hoffnung, dass sein Hirn schneller als die Zunge arbeiten möge "wir ... machen eine Lektion in Eigeninitiative. Ich bastel ein Gestell und hole Kleidung und du suchst genug Stroh zusammen, um mehrere Strohpuppen zu schustern. Auf die Plätze, fertig, drei!"

    Und mit dem letzten Wort hastete Edon wieder über das Fensterbrett seinen Balkon hoch ...
    Geändert von Edon Mesotes (20.03.2020 um 21:42 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #351
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Und schon war Charon wieder in sein Versteck zurück geklettert und ließ Kiyan mitsamt der Teppichleiche zurück. Er sollte Stroh besorgen. Stroh. Wo sollte er das herbekommen? Besaß Stewark Stallungen? Würde er innerhalb der Stadt überhaupt etwas anderes als trockenes Gras finden?
    „Nun denn, dann suche ich mal …“, murmelte Kiyan und machte sich auf den Weg, irrte durch die Straßen und überlegte fieberhaft, wo er in diesem steinernen Moloch Stroh auftreiben konnte. Irgendwann fiel ihm ein Bauer ins Auge, denn danach sah der Kerl offensichtlich aus. Dazu führte er zwei Schweine mit sich, die auf die Sauberkeit der Stadt nichts gaben und ungeniert auf die Pflastersteine schissen.
    „Guten Tag“, sprach Kiyan und trat an den jungen Mann heran.
    „Tach.“
    „Kriege ich bei Euch auch Stroh?“
    „Was?“
    „Stroh. Trockenes Gras. Heu.“
    „Wofür’n das?“
    „Strohpuppe. Ich bastle mir eine als Trainingsgerät.“
    „Musste auf’n Hof raus.“ Der Bauer deutete in Richtung des Stadttores. „Da haste vielleicht Glück.“
    Kiyan schnaubte. Aus der Stadt hatte er sich noch nicht heraus bewegt. Von Argaan kannte er bisher nur diesen Ort. Eine Art sicheres Nest. Nun sollte er sich hier hinauswagen? Niemals. Nun, jetzt zumindest noch nicht.
    „Nein, danke. Viel Glück mit den Schweinen!“
    Der Mann aus Gorthar hatte einen Plan. Dazu stibitzte er irgendwo einen Weidenkorb und fing an, überall an den Straßenecken Unkraut und Gras von irgendwelchen Grünflächen zu klauben. Dann musste die Puppe eben damit gefüllt werden.

  12. Beiträge anzeigen #352
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    „Kinder, geht weg von dem Mann!“
    „Aber Mama, der ist doch Kräuterkundler! Der kann dir ein Mittelchen geben, wie Papa gesagt hat! Damit du ihn wieder ganz dolle lieben magst!“
    „Weg, sag ich!“
    Fluchend und zeternd trieb die hagere, scheinbar unbefriedigte Furie ihre Kinder weiter, die fröhlich um Kiyan herumgetanzt waren und ihn für einen Weisen aus den Wäldern gehalten hatten. Das alles nur, weil er mit dem Weidenkorb und dem Gras durch die Straßen geschlendert war, hin zu der Gasse, wo der Balkon Charons lag. Dort kam er alsbald wieder an und stellte den Weidenkorb ab. Kurz sah er den Lehrmeister über die Balkonbrüstung und bellte etwas von mehreren Strohpuppen. Stroh, explizit. Nicht Gras, Unkraut und Frühlingsblumen. Geknickt packte Kiyan den Korb und machte sich wieder auf den Weg. Raus aus der Stadt. Auf die Höfe. In die weite Welt hinaus, seinen Mikrokosmos namens Stewark verlassend.
    Ich werde ganz sicher an irgendeiner Seuche krepieren, die kein moderner Mensch kennt!

  13. Beiträge anzeigen #353
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Edon riss die Tür zu seinem Wandschrank und stöberte durch die Klamotten, was sich für ein paar Messerstiche entbehren ließ. Das meiste davon waren ohnehin schwarze Lumpen und abgetragene Stücke, die sich einfach entbehren ließen, aber auch ein paar ausgefallenere Gewandungen: ein Gambeson, den er damals unter seiner Klingenrüstung getragen hatte. Das Händlergewand, mit der er sich in die Khorinischen Lagerhäuser geschmuggelt hatte. Eine alte, angekokelte und blutverkrustete Uniform der thorniarischen Garde. Der Landstreicher stutzte einen Moment. Er hatte gar keine Ahnung mehr gehabt, dass er dieses alte Ding überhaupt noch hatte. Gute Zeiten, eigentlich - mit stabilen Feindbildern ...

    Ein Klappern und Poltern von draußen riss ihn aus seinen Gedanken. So recht passte es ihm nicht in den kram, wenn Kiyan auf einmal doch die akrobatische Finesse besitzen sollte, hier einfach so raufzuhopsen. Aber es war doch nur Mana, über und über mit Dreck und Staub bedeckt, die Haare zerzaust und mit kleineren Ästen garniert. Sie kam genauso ins Stutzen, ob des obskuren Bildes, dass sie glauben musste, sie hätte Edon beim Aufräumen erwischt - ein ungeheuerlicher Gedanke.
    "Was Neues im Wald?"
    "Gar nichts. Sie sitzen immer noch an ihrem Plan, wieder Tooshoo zu besiedeln."
    "Spannend."
    entgegnete Edon gelangweilt und hielt die Gardistenuniform.
    "Du weißt, dass darauf niemand mehr reinfallen wird, oder?"
    "Muss nur für eine Strohpuppe reichen"
    Mana fixierte ihn nachdenklich und rieb sich gedankenverloren über den linken Unterarm.
    "Es sei denn, wir dürfen Aufspießen an dir üben."
    Das Nächste, was Edon hörte war ein scharfes Sirren, das knapp an seinem Ohr vorbeiging, und sah, wie ein Wurfmesser zitternd im Holz neben ihm zischte. Er hob die Hand in einer abwinkenden Geste. Mana brauchte dringend mehr Hornhaut auf dem Trommelfell.
    Edon schnappte sich die Uniform, einen Satz alter Lumpen, das Konstrukt aus Besen, Schürhaken und Wassereimer, das immer noch streng den Steckbrief bewachte und kletterte mit seiner Ladung wieder nach unten. Fehlte nur noch Kiyan ...
    Geändert von Edon Mesotes (24.03.2020 um 16:29 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #354
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Der erste Bauer, den Kiyan besucht hatte, hatte ihn mit warnenden Worten davongejagt. Städter, die mit solch idiotischen Angeboten wie er kamen, hätten bei ihm auf dem Lande nichts verloren. Ebenso argumentierten auch andere seiner Zunft. Innerhalb kürzester Zeit hatte es der Mann aus Gorthar geschafft, einen Großteil der Landwirte der Baronie gegen sich zu bringen, was bei einer verhältnismäßig überschaubaren Region an der Küste doch ein Meisterwerk negativer Art war. Irgendwann schlurfte Kiyan über einen der Feldwege, Wind und Wetter ausgesetzt, als ein Karren neben ihm hielt.
    „He, bist du der Bekloppte?“
    „Was?“, fragte Kiyan ernsthaft entrüstet wie überrascht. Der Bauer auf dem Kutschbock ignorierte das.
    „Na, der Kerl, der nach Stroh fragt. Biste Pferdezüchter?“
    „Nein.“
    „Warum brauchste dann Stroh?“
    Der Lehrling der feinen Künste des Schwertkampfes seufzte schwer. „Ich bin bei einem Waffenmeister in der Lehre“, erklärte er, „drüben in Stewark. Wir haben die … übersichtlichen Übungspuppen arg zerschlagen und müssen deswegen neue bauen.“
    Die Miene des Bauern hellte sich etwas auf. „Von der Akademie? König Ethorns Kriegerschule?“
    Kiyan zögerte. Einen Moment. Einen ganz kurzen, flüchtigen Moment. „Ja. Ja, von der Akademie. Ich lerne dort.“
    Eine Notlüge war kein Verbrechen.
    „Dann los. Steig auf den Karren. Wir fahren zu meinem Hof und ich werde dir Stroh mitgeben. Alles für unseren Lehnsherrn!“
    Götter, hoffen wir das der nicht später in der Stadt nachhakt.

  15. Beiträge anzeigen #355
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Die Lüge hatte gefruchtet, Stroh hatte Kiyan mehr als genug bekommen. Die Güte des Bauern hatte natürlich ihre Grenzen gehabt, als er noch drum gebeten hatte, es ihm vielleicht bis vor die Tore der Stadt zu fahren. Der Bauer hatte zwei Knechte herbeigerufen, die das Stroh in Bündel banden, die in der Theorie einfach zu tragen waren. Nur für Kiyan nicht. Aber das war im Grunde auch ein recht gutes Training für seine Stärke, also sparte er sich das Murren und Meckern und machte sich auf den Weg.
    Dort wartete Charon schon mit einer alten Uniform und mehreren Lumpen und Stangen. Kiyan ließ ächzend die Strohbündel fallen und rieb sich die Schultern.
    „So. Nachdem ich einen Bauern belogen habe, der hoffentlich keinen Bekannten bei den Jungs von der Akademie hat, haben wir nun auch Stroh. Mehr als genug.“

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #356
    Knetmaster  Avatar von Wombel
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Neverhood
    Beiträge
    30.491
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline
    Ein dumpfes „BOMM“ war das Resultat einer freundlichen Begrüßung.
    Es war Mittagszeit und Wombel kaute dösend mit geschlossenen Augen und halb in einem aufgebessertem Fass liegend, als die Familie vorbeischaute. Maris, Aniron, Sinan, Runa und Fianna kamen im Gänsemarsch zu seiner Baustelle spaziert. Er war durch den Ruf weniger erschrocken, aber irgendwie kam der Gruß unerwartet. Und so richtete er sich schwungvoll auf und seine Stirn hatte postwendend und herzhaft Bekanntschaft mit dem Eichenholz des Fasses geschlossen.
    „Indreigötternamensoeinscavengerdreckelediger…“ Schimpfte er kaum hörbar vor sich hin als er sich die Stirn reibend erhob.

    Die drei Kurzen tanzten um den Zimmermann herum, der die drei ebenfalls herzlich begrüßte und mit einem Auge freudig strahlend die neue Robe betrachtete.
    „Oh Kinder… wartet mal … ich muss mal eben … einen Moment bitte …“
    Wombel ging ein paar Schritte zu einer Regentonne und wusch sich gründlich die Hände, keinesfalls wollte er die Robe mit seinen Regenfass-Butterbrotfingern verschmieren. Dann nahm er die Robe in Empfang, hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich hin.
    „Aniron. Diese Robe ist ja wahrlich ein Meisterstück!“ Staunte er.
    Nach ausgiebiger Betrachtung rollte er die Robe sehr zufrieden sorgsam zusammen und verstaute dieses edle Stück Stoff vorsichtig in seinem Leinenrucksack, den er sogleich auf seinen Rücken schnallte. Der Brotbeutel, den er von Hirbo zur Mittagspause bekommen hatte musste dafür weichen.
    Das wiederum aber war insbesondere den drei Kindern außerordentlich recht. Als Wombel nämlich den Inhalt unter den drei Stöpseln aufteilte stellten diese begeistert fest, dass sich die Brotstücke als Hirbos leckeres Rosinenbrot herausstellten.

    Anschließend ergriff er seinen weißen Stab und fragte ein wenig nachdenklich in die Runde:
    „Nun denn, ich kann meine Baustelle hier bis auf weiteres einmal ruhen lassen, aber wollen wir wirklich zu sechst in die Katakomben runter?“
    Nicht, dass er sich Sorgen um Aniron, Maris oder sich gemacht hätte, immerhin waren sie allesamt erfahrene und kampferprobte Streiter. Allerdings war ihm beim Betrachten der drei Knirpse, insbesondere der Kleinsten schon ein wenig mulmig zumute. Immerhin wussten sie ja nicht, wie es dort unten aussehen würde.

  17. Beiträge anzeigen #357
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Edon winkte Kiyans Bedenken hinsichtlich möglicher Strohschnüffler einfach ab.
    "Hast du mal wen von der Akademie getroffen? Die sind alle viel zu wichtig, um sich mit uns zwei Dorftrotteln zu befassen."
    Stattdessen machte er sich daran, aus dem ergaunerten Stroh und der alten Milizenuniform eine Strohpuppe zu basteln, der er für den nötigen Rückhalt noch einen Besen hinten hineinschob - eine Methode, von der er gehört hatte, dass sie bis heute regelmäßig in allen myrtanischen Kasernen verwendet wurde.
    "Der Kopf ist noch zu groß!" schallte es von oben in den Hof hinunter "Und der Bauch ist noch viel zu klein!"
    Edon machte eine unflätige Geste, um die ungebetenen Verbesserungsvorschläge rhetorisch geschickt zu beantworten.

    "So, zurück an die Arbeit. Und versuch einfach, die unqualifizierten Kommentare vom Spielfeldrand zu ignorieren."

  18. Beiträge anzeigen #358
    Veteran Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannover
    Beiträge
    514
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline
    Langsam aber sicher wurde aus den zumeist eher unehrlich erworbenen Dingen eine Reihe mehr oder weniger ansehnlicher Strohpuppen in verschiedenen Uniformen. Manche ähnlich der Miliz des Orden Innos‘, andere einfach wie eine Bande abgerissener Tunichtgute gekleidet. Hier und da wurden noch Stöcker hinzugefügt, nur eine der Milizpuppen sah entsprechend gut gerüstet aus. Holzschwert und eine alte Holzplatte, die Kiyan auf einem Müllhaufen einige Gassen weiter weg gefunden hatte.
    Würdevoll sah die Puppe mit der Garderüstung und einem bösen, aufgemalten Grinsen – Charons Werk – auf seine Legion herab. „Thorin Spanplattenschild.“, hauchte Kiyan ergriffen und neigte den Kopf vor der Strohpuppe, die das Zeug dazu hätte, den Orden im Alleingang zum Sieg über das Dunkel zu führen.
    „Legen wir los. Was ist der Plan?“, fragte er Charon und sah den Ausbilder an.

  19. Beiträge anzeigen #359
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    "Tjaja, Hiebe sind wohl dran."
    Edon setzte eine leutselige Miene auf. Jetzt hatten sie den Schwertkampf wieder bis zu seinen Wurzeln zurückverfolgt: ein kräftiger Mann nimmt sich einen schweren, am besten scharfen Gegenstand und schlägt damit auf einen anderen ein. Die einzige Form des Kampfes, die schon so alt und im menschlichen Bewusstsein verankert war, dass selbst ein Typ in panischer Angst vor Allem noch darauf kommen konnte.
    "Und deshalb müssen wir uns jetzt auch mit dem größten Scheiß befassen, den sich ein dümmlicher Barde jemals in einem eher schlechten Bordell in Trelis zusammensaufen konnte. Versuche niemals. Ich wiederhole: Niemals! Versuche niemals einen Kampf dadurch zu gewinnen, dass du deinem Gegner den Kopf abschlägst!"
    Edon musste tief durchatmen und griff sich mit der rechten Hand vor die Stirn. Sein Kiefer schien einige kleinere Steine und Kompostreste zu zermahlen. Er brauchte einen Moment, um sich zu fassen.
    "Hast du jemals einen menschlichen Körper aufgeschnitten und dir angeguckt!? Ich schon. Und ich sage dir: in einem Menschen gibt es scheißeviele Knochen und ein ganzes Knäuel an Adern. Warum versucht jedes Arschloch im ganzen Land, unbedingt den Kopf abzuhauen!? Verstehe ich nicht. Überhaupt Gliedmaßen abzutrennen. Es ist - und du merkst dir das gefälligst! - ein Aufwand, der sich nicht lohnt.
    Ein Schwert ist nicht dazu da, Knochen durchzuhauen. Schwerter sind dazu da, entweder möglichst tiefe Stiche oder möglichst lange, am besten tiefe Schnitte zu hinterlassen. Reicht völlig. Ein Mann, der ausblutet, ist ein Mann, der nicht weiterkämpft. Außer, um seine Familie zu schützen. Und ganz im Ernst: wenn du einen dazu Mann zwingst, bis zum absoluten Tod zu kämpfen, damit er seine Familie schützen kann, dann hast du es wahrscheinlich verdient, zu sterben.
    Du siehst, meine Ausbildung folgt einer strengen Logik: ich bringe dir nicht bei, wie du überlebst, wenn du verdienst, zu sterben. Ich bin ein Held des Volkes."

    Edon rückte noch ein letzte Mal liebevoll den Wassereimer auf dem Haupte des Strohmanns - oder besser: dem Strohe des Hauptmanns - zurecht und zog dann sein Schwert.

    "Aber wir wollten ja gerade darüber reden, wie man nicht stirbt. Also Obacht. Es gibt prinzipiell drei Arten von Hieben: diejenigen, bei denen du die Klinge über die Wunde schiebst, diejenigen, bei denen du sie ziehst und diejenigen, die in diesem Sinne flach auf ihr Ziel treffen. Ich mache vor, du nach. Wie sonst auch."

    Wieder zog Edon Sturmschneide und demonstrierte eine Reihe von Hieben aus verschiedenen Positionen heraus ...

  20. Beiträge anzeigen #360
    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
    Registriert seit
    Feb 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    3.974
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Ruinen an der Klippen - Nanna nach Hause!

    Wombel hatte da einen Punkt angestoßen, der Maris auch bereits umgetrieben hatte: Fianna wollte er nun wirklich ungern in irgendwelche engen, bröckligen Überreste vormaliger Stadtbewohner schleifen. Eigentlich wollte er selbst nicht einmal dorthin gehen - auch nach all den Jahren außerhalb seiner Heimat bevorzugte er doch die Weite einer offenen Ebene gegenüber jedem beengten Raum. Doch bevor er etwas einwenden konnte, ergriff Runa das Wort.
    "Also, was das angeht: ihr seid auf jeden Fall zu viele Erwachsene!"
    "Was Runa sagen will", wandte Sinan ein, "ist, dass ihr etwas zu groß seid für den Weg, den Runa und ich gefunden haben. Aber wir können euch einen Weg öffnen, wenn wir drin sind!"
    "Genau! Ohne uns geht es nicht!", schloss Runa stolz und lehnte sich mit verschränkten Armen an ihren Bruder.
    "Wartet mal, ihr beiden Abenteurer! Wo genau habt ihr den Eingang in diese Ruinen gefunden?", fragte Maris verwirrt. Runa grinste keck.
    "Kommt, wir zeigen es euch!"
    Und noch bevor irgendjemand etwas einwenden konnte, schoss sie wie ein geölter Blitz gen Osten davon.

    Einen kurzen Fußmarsch später fand sich die Gruppe von Sinan geführt an den nordöstlichen Klippen wieder. Der Junge hatte sich Zeit genommen, um ihnen zu erklären, dass wahrscheinlich noch niemand diesen Zugang in all den Jahren entdeckt hatte, weil Erwachsene zu groß waren, um ihn zu erreichen. Maris schielte etwas nervös zu Aniron, um ihre Reaktion zu sehen, als Sinan erklärte, dass der kleine Tunnel nur erreicht werden konnte, wenn man über die Felsen an den Klippen auf einen bestimmten Vorsprung hüpfte. Er wusste nur zu genau, dass vor allem Runas rücksichtsloses Entdeckertum insbesondere seinem Einfluss zu verdanken war. Die leise Sorge, seiner Tochter könnte dabei etwas zustoßen, nagte unangenehm an ihm. Ein wenig Stolz konnte er sich aber dennoch nicht verkneifen - nach außen hin zeigte er allerdings nur die bloße, ernste Besorgtheit eines Elternteils, dessen Kind etwas sehr Dummes gemacht hatte.
    "Wir haben durch einen Spalt bei einem schief sitzenden Stein die Ruinenbögen beim Stadttor erkannt, aber wir sind nicht stark genug, um das aufzumachen", berichtete Sinan wie jemand, der einer Gruppe von Ungebildeten ein neues Thema zu erklären versuchte, "Da vorne, schaut mal!"
    Sie fanden sich nördlich des Tores wieder und schauten seinem ausgestreckten Finger hinterher auf den alten Arkadengang, auf dem Maris schon das ein oder andere Mal gesessen hatte, um sich auf seine Magie zu konzentrieren.
    "Ist da was?"
    "Ich seh' nichts."
    "Was ist denn da?"
    Fianna, die auf Papas Arm getragen worden war, strampelte sich aus seinen Armen frei und rannte fröhlich rufend zu einer halb eingestürzten, halbhohen Mauer hinüber.
    "Runi, Runo, Runa!", alberte sie herum und hockte sich lachend vor die Steine.
    "Hallooo!"
    "Hallo Fiannchen, wie geht es dir?", drang Runas Stimme aus den Steinen hervor. Sinan trat mit den Erwachsenen ebenfalls an die Ruinen heran.
    "Wenn Papa und Wombel das hier aufstemmen, könnt ihr vielleicht auch rein."
    "...wenn Wombelbombel den Bauch einzieht!", kicherte Runa aus ihrer Deckung heraus.

    "Na gut, dann müssen wir wohl mal, was, Großer?", raunte Maris zu Wombel, doch Fianna stellte sich mit entschiedenem Blick in den Weg.
    "Nanna nach Hause! Lesen? Ja? Gut?"
    Maris ließ die Schultern hängen.
    "Kann das noch ein wenig warten Mausebeinchen? Wombel und Papa müssen hier gerade mal noch etwas erledigen. Oder willst du mit Mama schonmal wieder zurückgehen?"
    "Nein, Papa gehen!", insistierte Fianna bestimmt.
    "Papa soll lesen!"
    "Hier unten gibt es auch etwas zu lesen, Fianna! Hinten in einer Kammer sind irgendwelche Inschriften!", rief Runa aus ihrem Versteck heraus.
    "So weit kommt's noch, dass wir Fianna da mit reinstecken. Pass auf, Schnecke: ich helfe Wombel eben noch, das hier aufzumachen, dann gehen wir und Mama bleibt hier bei deinen Geschwistern, ja? Die lassen sich hier ja eh nicht fortbewegen."
    Wenn sie sich da mal nicht übernahmen. Der Stein sah nicht groß aus, vielleicht gerade groß genug, dass man sich mit Mühe und Not hinein pressen könnte, wenn er weg wäre. Aber auch klein wirkende Steine konnten schwer sein, und wenn sie Pech hatten, stand der da - auch wenn die Fugen um ihn herum zwar mit Moos gefüllt waren, aber recht dick wirkten - durch den Rest der Mauer immer noch unter Last.
    "Was meint ihr dazu?", fragte Maris mit einem Blick zu Wombel (wegen der Mauer) und Aniron (wegen der Kinder).

Seite 18 von 20 « Erste ... 71114151617181920 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide